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1. Unser Vaterland - S. 615

1900 - Berlin : Bruer
-— 615 —- hatte Kaiser Franz die Tochter dem französischen Kaiser zur Gemahlin gegeben, nachdem noch nicht zwei Jahrzehnte zuvor die Schwester seines Vaters in Frankreich unter der Guillotine ihren Tod gefunden hatte. Der fast übermenschliche Glanz des Vermählungsfestes war um so mehr beängstigend, da der große, zum Feste gebaute Ballsaal in Brand geraten war, als alle Festteilnehmer darin versammelt waren. Ungezählte kamen darin um oder wurden im Gedränge erdrückt. „Wie Gott den eingebornen Sohn für die Erlösung der Menschheit dahin gegeben", so trösteten sich die Wiener, „gab der gute Kaiser-Franz seine Tochter für die Rettung des Vaterlands." Schon vor seiner Vermählung hatte Napoleon den von ihm erwarteten Sohn zum König von Rom bestimmt, den Quirinal für sich zum Kaiserpalast. Die altrömische Kaiserpracht sollte sich in seinem Hause erneuern. Am 20. März 1811 wurde ihm wirklich ein Sohn geboren, von dein das Volk in Deutschland spottend sang: „Der König von Rom, Napoleons Sohn, Ist viel zu klein Ein König zu sein." . . In Preußen waren unterdessen, nach außen fast unscheinbar, die von Stein, Hardenberg und Scharnhorst angebahnten Neugestaltungen langsam, aber sicher ins Leben getreten. Unterstützt von Gneisenau, dem einstigen tapfern Kommandanten Kolbergs, suchte Scharnhorst die in den Kriegsjahren sichtbar gewordenen Schwächen der preußischen Heeresausbildung der neuerdings bewährten französischen Kriegskunst entsprechend umzugestalten. Besonders wertvoll erschien es, durch fortwährende militärische Ausbildung der immer wieder als Reservetruppen entlassenen Soldaten, die jeden Augenblick zur Waffe zurück gerufen werden konnten, ein Heer von 150,000 Mann zur Verfügung zu haben, obgleich Napoleon Preußen nur eine stehende Armee von 42,000 Mann erlaubt hatte. Fester, als auf diese Waffenmacht, gründete sich Preußens Zukunft auf den Freiheitsdrang, auf den Haß des Volkes gegen das Fremdjoch. Die nationale Stimmung schuf sich selbst Pflege und Kraft in geheimen Bündnissen (Tugendbund), die sich als sittlich-wissenschaftliche Vereinigungen über ganz Norddeutschland verbreiteten. Das war eine neue Seite des Erwachens im deutschen Volksleben. Von dem Taumel schwelgerischer Genußsucht, von dem Luxus, der Sittenlosigkeit und der

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1. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 187

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
187 Antw. Hier, mein Vater. Verwirre mich nicht. Fr. Wo? Antw. Auf der Karte. Fr. Ja, auf der Karte! Diese Karte ist vom Jahre 1805. Weit du nicht, was geschehen ist im Jahre 1805, da der Friede von Preburg abgeschlossen war? Antw. Napoleon, der korsische Kaiser, hat es nach dem Frieden durch eine Gewalttat zertrmmert. Fr. Nun? Und gleichwohl wre es vorhanden? Antw. Gewi! Was fragst du mich doch! Fr. Seit wann? Antw. Seit Franz der Zweite, der alte Kaiser der Deutschen, wieder ausgestanden ist, um es herzustellen, und der tapfere Feldherr, den er bestellt, das Volk gerufen hat, sich an die Heere, die er anfhrt, zur Befreiung des Landes anzuschlieen. Von der Liebe zum Vaterland. Fr. Du liebst dein Vaterland, nicht wahr, mein Sohn? Antw. Ja, mein Vater, das tue ich. Fr. Warum liebst du es? Antw. Weil es mein Vaterland ist. Fr. Du meinst, weil Gott es gesegnet hat mit vielen Frchten, weil viele schne Werke der Kunst es schmcken, weil Helden, Staatsmnner und Weise, bereit Namen anzufhren kein Ende ist, es verherrlicht haben? Antw. Nein, mein Vater; bu verfhrst mich. Fr. Ich verfhrte bich? Antw. Denn Rom und das gyptische Delta sind, wie du mich gelehrt hast, mit Frchten und schnen Werken der Kunst und allem, was groß und herrlich sein mag, weit mehr gesegnet als Deutschland. Gleichwohl, wenn deines Sohnes Schicksal wollte, da er darin leben sollte, wrde er sich traurig fhlen, und es nimmermehr so lieb haben, wie jetzt Deutschland Fr. Warum also liebst bu Deutschland? Antw. Mein Vater, ich habe es dir schon gesagt! Fr. Du httest es mir schon gesagt? Antw. Weil es mein Vaterland ist. 104. Arndt. Quelle: Arndt, Geist der Zeit. 4. Aufl. Altona 1861. S. 278281 und 295. A. Napoleon. Bonaparte fing als ein kleiner Soldat an; der Feldherr hat den Kaiser gemacht. Er hat feinen Anfang und feine erste Kunst nicht vergessen, und dies ist auch die einzige, die er recht versteht. Alles hat er dem betrten Volke genommen und leichte Scheinbilber bafr gegeben, beren Gaukelei einst erscheinen und ihn verberben knnte; durch einen groen Schein beherrscht er es sicher. Von Freiheit, von Gerechtigkeit, von Volkstngenben durfte bei dem neuen System nichts ver-lauten; was blieb brig? Die Siege und die Tapferkeit der Nation, Klnge, wo-durch die blutigsten Wteriche oft geherrscht und die Welt zerstrt haben. Man

2. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 201

1837 - Elberfeld : Büschler
Napoleons Krieg gegen Rußland. 201 macht an. Die Oestreicher fochten wiederum so tapfer, daß ihr rechter Flügel die Franzosen mit Verlust zurückschlug und daß die Zuschauer auf den Thürmen von Wien, von wo man diesen Theil des Schlachtfeldes übersehen konnte, lartt den Sieg verkündigten. Allein der linke Flügel war dagegen unglücklich gewesen und gänz- lich über den Haufen geworfen, so daß der Erzherzog sich zum Rück- züge entschließen mußte. Nun wurde ein Waffenstillstand und am 14. Oct. zu Wien ein Friede geschlossen. Oestreich verlor wie- derum 2000 Quadratmeilen Landes und über 3 Millionen Untertha- nen, nämlich seine polnischen und italienischen Besitzungen nebst Jllyrien, und das Salzburger Land, welches an Baiern kam. Oest- reich war nun ganz vom Meere abgeschnitten und hatte auch seine letzte Vormauer von Bergen dahin geben müssen. Doch eröffnete sich die Hoffnung auf eine ruhigere Zeit, in welcher die Wunden einigermaßen geheilt werden könnten, als . der Kaiser Napoleon um die Hand der Erzherzogin Maria Louise, der Tochter des Kaisers Franz, anhielt und dadurch seinen Wunsch zu erkennen gab, durch die Verbindung mit dem ältesten Kaiserhause sich an die bestehende Ordnung in Europa anzuschließen. Der Kai- ser Franz gab ihm, wenn gleich mit blutendem Herzen, die Tochter als ein Unterpfand des Friedens. — Napoleon hatte nun einen sol- chen Punkt der Macht erreicht, daß ihm mehr an der Befestigung und innern Ausbildung seines ungeheuren Reiches gelegen seyn mußte, als an noch größerer Ausdehnung desselben; so rechnete ein jeder, welchem die Ruhe der Welt jetzt als das wünschenswertheste Gut erschien. Aber auf den unersättlichen Mann war keine Rechnung zu bauen. Sein Ehrgeiz stand niemals still. — Zuerst wurde sein Bruder Ludwig so lange getrieben, bis er die Königskrone von Hol- land niederlegte, und nun mußte dieses wichtige Land eine Provinz von Frankreich werden. — Darauf erfuhr der nordwestliche Theil von Deutschland, mit den drei großen Städten Hamburg, Bre- men und Lübeck, dasselbe Schicksal. — Und damit die älteste Kai- serstadt Europa's, Rom nämlich, zu dem Glanze seines Reiches nicht fehlte, hatte er sie dem Papste genommen, diesen selbst als Gefange- nen nach Frankreich führen lassen, und verordnte jetzt, daß sein und aller künftigen französischen Kaiser erstgeborner Sohn König von Rom heißen sollte. So war der größere Theil von Europa unter Napoleons Herr- schaft oder doch von ihm abhängig: niemand, so schien es Allen, vermochte eine solche Macht zu erschüttern. Und in der That war es auch nur sein eigner unerhörter Uebermuth, welcher ihn dennoch von da an raschen Schrittes in's Verderben gezogen hat. 97. Napoleons Krieg gegen Rußland. 1812. Der Kaiser Alexander war lange mit Napoleon verbündet gewe- sen; aber der gränzenlose Ehrgeiz des Letzteren zerriß auch dieses Bundniß wieder. Unter dem Vorwände, daß Rußland noch immer

3. Lesestoffe aus allen Teilen der Geschichte - S. 266

1910 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 266 — Welt auch durch die Verbindung mit einem ehrwürdigen Fürsteu-hause gleichsam zu adeln, wirbt er um die Kaisertochter in Wien. „Für-seine Monarchie, für das heiligste Interesse der Menschheit, als Schutzwehr gegen nnabsehliche Uebel, als Unterpfand einer besseren Ordnung der Dinge" gibt Kaiser Franz ihm die Tochter. Und als ihm i. I. 1811 ein Sohn geboren wurde, der den stolzen Titel eines Königs von Rom erhielt, da schien seine Herrschaft unerschütterlich befestigt, sein Glück größer denn je. Aber der neuerrichteten, längst alle Schranken überschreitenden Macht fehlte das, waz einzig und allein ihr über das Leben des Stifters hinaus eine feste Dauer hätte gewähren können, die Befestigung im innigsten Gemüte der Völker. Der ungeheure Druck, der auf allen lastete, rief überall trotz der scheinbaren Rnhe eine dumpse Gärung hervor. Gleichwohl verschloß Napoleon, der sich nicht gescheut hatte, sogar den in dem Glauben der Völker als unverletzlich dastehendem Papst in die Gefangenschaft zu führen, sein Herz gegen die Stimme der Gerechtigkeit und Milde. Jede neue Verfügnng über die Staaten bezeichnete einen neuen Akt der Gewalt. Doch des Gewaltigen Werk ging an seiner eigenen Unvernunft zugrunde. Seinem maßlosen Ehrgeiz genügte die uugeheure Machtfülle noch nicht. Länder zu erobern und Völker zu bezwingen war dem ans den Schranken ruhiger Wirksamkeit Herausgetretenen zum Bedürfuis geworden, und so fachte er, während der von ihm an dem Westende Europas entzündete Brand noch in hellen Flammen loderte, von der verzehrenden Leidenschaft des Herrschend fortgerissen einen neuen im Osten an, um durch die Vernichtung der russischen Macht die letzte Schranke seiner Diktatnr auf dem europäischen Festlande niederzuwerfen und dadurch auch das vollständig isolierte England zum Falle zu bringen. Im Jahre 1812 bewegten sich endlose Truppenzüge auf den Straßen des ausgesogenen Deutschlands nach Osten und verschwanden allmählich hinter dem Niemen. Wenige Monate vergehen; hier und da blitzt eine Nachricht ans von einer Schlacht, die da oder dort geschlagen : es sind Siege Napoleons, wie immer, wie sich von selbst versteht, bis ihr Laus durch eine seltsame und schreckliche Kunde unterbrochen wird. Es ist die Nachricht vom Brande Moskaus, jenes furchtbare Mene Tekel, mit Flammenschrift auf die Tafel des Schicksals geschrieben. Daraus wird es wieder still. Nun tauchen dumpfe Gerüchte von einem Rückzüge auf und widersprechende Nachrichten von großen Verlusten^ Gewisses weiß man nicht. Das Jahresende rückt heran, da liest man tu den Berliner Zeitungen vom 17. und 19. Dezember eine wunderbare Nachricht: der Kaiser der Franzosen war auf eiliger Reise nach Paris am 14. durch Dresden gekommen. Der Schleier zerreißt, und das Ungeheuere wird sichtbar; deutlicher und überwältigender mit jedem Tage wird die Kunde von dem Schrecklichen, was hier geschehen — einem Gottesgericht, wie es nie dagewesen, seitdem Menschen denken — jenes furchtbare Heer, das der Schrecken der Welt war und von einer Macht ohne Grenzen zeugte, es war verschwunden. Nicht durch Feindeshand und

4. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 457

1879 - Leipzig : Engelmann
. 602. Die Grndung des Knigreichs Italien. 457 Besatzung von acta muthigcn Widerstand. Napoleon suchte den Verdacht von sich abzuwlzen, als sei er mit der Eroberungspolitik des Knigs von Sardinien einverstanden; deshalb rief er nicht nur, wie die meisten brigen Mchte, seinen Gesandten von Turin ab, sondern er schickte auch eine franzsische Flotte ab, welche den Hafen von Gaeta besetzt hielt und dadurch den Belagerten die Mglichkeit gewhrte, sich fortwhrend mit Lebensmitteln und Kriegsbedarf zu versehen. Als aber der Hlferuf des Knigs an die Mchte Europa's kein bewaffnetes Einschreiten zu bewirken vermochte; als seine Ver-heiungen und Manifeste an die Völker beider teilten keine wirksame Erhebung zu seinen Gunsten hervorriefen, vielmehr die einzelnen reactionren Aufstnde in den Abruzzen den Charakter eines wilden Ruber- und Ban-ditenwesens annahmen: da meinte Napoleon, jetzt sei von Seiten des Knigs Franz fr die Ehre genug geschehen und rief, nachdem er einen Waffenstillstand vermittelt, feine Flotte zurck. Nun dauerte der Widerstand noch kurze Zeit fort, bis die Fortschritte der Belagerer, Mangel an Lebensmitteln und Kricgsmunition, Krankheiten und Unflle den König endlich zur Capitulation zwangen. Am 13. Februar 1861 verlie Franz auf einem franzsischen Jbc Schiffe Gaeta und begab sich mit seiner Gattin und seinem Gefolge nach Rom, wo er seinen dauernden Wohnsitz aufschlug. Im nchsten Monat ergab sich auch die Citadellc von Messina an General Cialdini. Damit nahm das Knigreich beider Sicilicn sein Ende. Schon am 18. Februar versammelte König Victor Emanucl die Abgeordneten aller Staaten, die seine Oberhoheit anerkannten, in Turin um seinen Thron und legte mit ihrer freudigen Zustimmung sich und seinen rechtmigen Nachfolgern den Titel König von Italien" bei. (Gesetz vom 17. Mrz 1861.) . 602. Das Knigreich Italien. So war denn das unglaub-lichc Ereignis; eingetreten, da smmtliche Staaten Italiens, mit Ausnahme des sterreichischen Vcncticns im Nordosten und der ppstlichen Stadt Rom mit ihrer Umgebung, zu Einem Knigreich vereinigt waren. Wie weit waren die Resultate der die Bestimmungen des Zricher Friedens und der die anfnglichen Absichten des franzsischen Kaisers hinausgegangen! Durch die Staatsklugheit Eavours, durch die kriegerische Entschlossenheit Victor Ema-nuels, durch die patriotische Hingebung Garibaldis, durch den politischen Tact der gebildeten Stnde war das groe Werk der nationalen Einigung gelttn-gen, und selbst die Aufwiegelungen Mazzini's und seiner republikanischen Freunde hatten zu diesem Gelingen wesentlich beigetragen, so wenig auch die errungenen Gter ihren Wnschen und Bestrebungen gengten. Aber das Erworbene zu erhalten und m befestigen, die uerlich verbundenen Glieder auch innerlich zu einigen und zu verschmelzen und dem jungen Knigreich nach Auen eine gesicherte Stellung zu schaffen, war eine schwierigere Auf-gbe, als das Erwerben selbst. Diesen Schwierigkeiten gegenber entfaltete Graf Cavour dieselbe staatsmnnische Gewandtheit, die er von jeher an Tag gelegt. Sollte die groe Idee der nationalen Einigung Italiens nicht wie ein schnes Traumbild nach kurzer Zeit wieder entschwinden, nur als gln-zendes Phnomen am geschichtlichen Horizonte ein flchtiges Dasein feiern, so bedurfte es einiger Jahre der Ruhe und des Friedens, um das Gcwon-nette zu ordnen und zu festigen, um das Zerstreute zu sammeln, um dem Auslnde Achtung und Vertrauen einzuflen. Da die Einheit Italiens eine unvollstndige sei, so lange die Losung: Frei bis zur Abritt!" nicht in Erfllung gegangen, dtt die italienische Knigskrone ihres schnsten Schmuckes entbehrte, so lange Rom in andern Hnden war, erkannten und fhlten die italienischen Patrioten mit groem Verdru. Aber dieses Ziel war vorerst nicht zu erreichen, sollte nicht die ganze Errungenschaft der blutigen und

5. Abriß der Geschichte der neueren Zeit - S. 175

1879 - Braunschweig : Vieweg
Die Periode des franzsischen Uebergewichts. 175 Italien schliee er die Aera der Revolutionen!" rckte er der neapolitanischen 1861 Armee entgegen. Ohne groe Kmpfe zwang er König Franz H, sich in Febr. Gaeta einzuschlieen, den letzten flehten Fleck seines Reichs, wo er nach hart-nackiger Gegenwehr am 13. Febr. 1861 capitulirte, um seinen Aufenthalt in Rom zu nehmen. Am 7. Nov. 1860 begrte ihn Garibaldi, als er an der Seite des Knigs in Neapel einzog, mit dem Titel König von Italien", welchen das Parlament gesetzlich feststellte (durch die Gnade Gottes und den Willen der Nation König Von Italien"). Am 6. Juni starb nach kurzer Krankheit C a v o u r, allgemein betrauert. 6. Juni Wenige Tage nachher erkannte Frankreich das Knigreich Italien an. Cavour's Nachfolger Ricasoli betonte sofort vor dem Parlamente 2. Juli: Wir werden keinen Fubreit italinifchen Landes abtreten!" dagegen msse man alle Krfte der Nation vereinigen, um Rom zu gewinnen. Dies schien auch zur Sicherung der monarchischen Ordnung sowohl gegen den mazzinischen Republikanismus tote gegen das von Rom aus als Werkzeug der R e a c t i o tt begnstigte Banditenwesen in Neapel nothwendig. Unterhandlungen von Seiten des Papstes wurden aber selbst von Frankreich zurckge-wiesen 20. Nov. Nach Ricasoli' s Rcktritt 2. Mrz 1862 erklrte sein 1862 Nachfolger Rattazzi: das Verlangen der Nation, den Sitz der Regierung in die ewige Stadt zu verlegen, knne nicht abgelehnt werben!" Und da er zugleich Garibaldis Freiwillige in die knigliche Armee aufnahm, lie sich Garibaldi zu dem eigenmchtigen Versuche verleiten, von Sicilien aus die Stadt Rom anzugreifen. Als er mit 800 Freiwilligen von Palermo auszog, erklrte die itatinische Regierung: jeder Aufruf, der nicht vom Könige kommt, ist ein Aufruf zum Brgerkrieg!" Doch wagte Garibaldi, die Halbinsel zu betreten, entschlossen in Rom als Sieger einzuziehen oder zu sterben!" Bald erlag er bei Aspromonte den kniglichen Truppen, wurde verwunbet und gefangen (29. Aug.); langsam geheilt zog er sich nach Aug. seinem Asyl, der Insel Caprera, zurck. Ohne Frankreichs Einwilligung konnte der König von Italien Weber Venebig noch Rom gewinnen. Unerwartet griff der Kaiser selbst die Sache wieber auf, im Juni 1864. Er erklrte, auf die schon von Cavour gestellten 1864 Antrge einzugehen: die franzsischen Truppen aus Rom hinwegzuziehen, wenn die italinische Regierung sich bereit zeige, dem Papste sein noch briges Gebiet zu lassen, wie die Bilbung einer ppstlichen Armee zuzugestehen." Doch verlangte Napoleon babei materielle Brgschaften und lie sich als solche die Verlegung der italinifchen Residenz nach Florenz zu-sagen. So wurde die September-Convention geschlossen (15. Sept.), Sept. durch welche Napoleon Hi. sich anheischig machte, die franzsischen Truppen im Laufe von zwei Jahren aus Rom hinwegzuziehen. Die Unzufriedenheit, die in Turin selbst entstand, wurde dadurch beschwichtigt, da das Parlament 24. Oct. die Verlegung der Resibenz als nothwenbig erkannte, um die @ i tt - Oct. heit Italiens zu befestigen, fr welche auch die Nation gleichzeitig die

6. Deutsche Geschichte - S. 200

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
200 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Neichr. stand nicht anerkannt; in kühnem Zuge führte er seine Truppen quer durch Norddeutschland hindurch und erreichte die Wesermündung, von wo ihn englische Schiffe nach England führten. Auch die Tiroler wollten sich im Vertrauen darauf, daß ihr Kaiser Franz sie nicht verlassen werde, dem Friedensschlüsse nicht unterwerfen und griffen noch einmal zu den Waffen. Aber sie wurden von bayrischen, französischen und italienischen Truppen unterworfen; Andreas Hofer wurde in seinem Versteck, einer hoch über dem Passertale gelegenen Sennhütte, aufgefunden und in Mantua erschossen. § 210. Napoleons Weltherrschaft. Napoleon hatte jetzt die Höhe seiner Macht erreicht. Friedrich Wilhelm Iii., der zwar an dem letzten Kriege nicht teilgenommen, aber dennoch durch seine Maßregeln seinen Verdacht erregt hatte, wurde genötigt aus Königsberg, wo er bisher residiert hatte, in das von französischen Festungsgarnisonen umgebene Berlin zurückzukehren. Im nächsten Jahre, 1810, traf den gedemütigten König und das unglückliche Land ein neuer schwerer Schlag: in blühendem Alter starb die Königin kur<$ den Niedergang Preußens tieferschütterte Königin Luise. „Ich bin Luise, tüte vom Blitz getroffen", schrieb damals Blücher; „Gott im Himmel, sie muß vor uns zu guht gewesen sein." Indessen schien sich O st e r r e i ch, wo nunmehr Graf Metternich der leitende Minister war, ganz an den Weltherrscher anschließen zu wollen. Im Jahre 1810 vermählte sich Napoleon, nachdem er sich von seiner Ge-Marie^ Luise mahlin Josephine geschieden hatte, mit Marie Luise, der Tochter des Österreich. Kaisers Franz. Und diese schenkte ihm 1811 den ersehnten Thronerben, der den Titel eines Königs von Rom erhielt. Immer rücksichtsloser vergrößerte unterdessen Napoleon sein Reich. Im Süden verleibte er ihm jetzt auch Rom ein, von wo er den Papst als Gefangenen wegführen ließ. Ferner vereinigte er, nachdem sein Bruder ?äm!n/des' Ludwig freiwillig die Krone von Holland niedergelegt hatte, Holland schm Reiches f010*6 9an8e deutsche Nordseeküste nebst den drei Hanse st ädten mit Frankreich, das nunmehr bis zum Garigliano und bis zur Trave reichte. «ründe^jum 5 gll. Der russische Feldzug. Während Napoleons Politik immer gewaltiger wurde, erkaltete sein Verhältnis zu Alexander von Rußland. Dieser konnte die ungeheure Vergrößerung des französischen Weltreiches nicht ruhig mit ansehen; daß auch Oldenburg, dessen Herzöge Der französisch-russische Krieg. 1812.

7. Deutsche Geschichte - S. 200

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. stand nicht anerkannt; in khnem Zuge fhrte er seine Truppen quer durch Norddeutschland hindurch und erreichte die Wesermndung, von wo ihn englische Schiffe nach England fhrten. Auch die Tiroler wollten sich im Vertrauen darauf, da ihr Kaiser Franz sie nicht verlassen werde, dem Friedensschlsse nicht unterwerfen und griffen noch einmal zu den Waffen. Aber sie wurden von bayrischen, franzsischen und italienischen Truppen unterworfen; Andreas Hofer wurde in seinem Versteck, einer hoch der dem Passertale gelegenen Sennhtte, aufgefunden und in Mantua erschossen. X 210. Napoleons Weltherrschaft. Napoleon hatte jetzt die Hhe seiner Macht erreicht. Friedrich Wilhelm Iii., der zwar an dem letzten Kriege nicht teilgenommen, aber dennoch durch seine Maregeln seinen Verdacht erregt hatte, wurde gentigt aus Knigsberg, wo er bisher residiert hatte, in das von franzsischen Festungsgarnisonen umgebene Berlin zurck-zukehren. Im nchsten Jahre, 1810, traf den gedemtigten König und das unglckliche Land ein neuer schwerer Schlag: in blhendem Alter starb die Knigw durch den Niedergang Preuens tieferschtterte Knigin Luise. Ich bin Luis-- wie vom Blitz getroffen", schrieb damals Blcher; Gott im Himmel, sie mu vor uns zu guht gewesen sein." Indessen schien sich O st e r r e i ch, wo nunmehr Graf Metternich der leitende Minister war, ganz an den Weltherrscher anschlieen zu wollen. Im Jahre 1810 vermhlte sich Napoleon, nachdem er sich von seiner Ge-Marie^ Luise mahlin Josephine geschieden hatte, mit Marie Luise, der Tochter des fterreich. Kaisers Franz. Und diese schenkte ihm 1811 den ersehnten Thronerben, der den Titel eines Knigs von Rom erhielt. Immer rcksichtsloser vergrerte unterdessen Napoleon sein Reich. Im Sden verleibte er ihm jetzt auch Rom ein, von wo er den Papst als Gefangenen wegfhren lie. Ferner vereinigte er, nachdem sein Bruder ?e?nung?etludwig freiwillig die Krone von Holland niedergelegt hatte, Holland vstm. swie die ganze .deutsche N o r d s e e k st e nebst den drei Hansestdten mit Frankreich, das nunmehr bis zum Garigliano und bis zur Trave reichte. >; Ter franzsisch-russische Krieg. 1812. riiieegieum 211. Der russische Feldzug. Whrend Napoleons Politik immer gewaltiger wurde, erkaltete sein Verhltnis zu Alexander von Rußland. Dieser konnte die ungeheure Vergrerung des franzsischen Weltreiches nicht ruhig mit ansehen; da auch Oldenburg, dessen Herzge

8. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte - S. 287

1869 - Langensalza : Beyer
287 obgleich sie schon zweimal unter Andreas Hofer die Baiern und Franzosen aus dem Lande getrieben hatten. In einem blutigen Kampfe ward Tprol niedergeworfen, Hofer, von einem Priester verrathen, ward gefangen genommen, in Ketten nach Mantua gebracht und zum Tode verurtheilt. — Oesterreich mußte in diesem Kriege wieder bedeutende Land- striche an Frankreich oder an dessen Bundesgenossen abtreten; es verlor überhaupt 2000 simeilen mit fast 3 Millionen Einwoh- nern und mußte sich verpflichten 85 Millionen Francs Kriegssteuer zu bezahlen. Damals schon träumte sich Napoleon unbezwingbar. Um den europäischen Fürsten sich mehr gleich zu stellen und Oesterreich sich fester zu verbinden, hob er am 16. Dec. 1809 seine, seit dem 8. März 1796 bestandene, Verbindung mit seiner treuen Ge- mahlin Iosephine auf und vermählte sich (d. 2. April 1810) mit Marie Louise, der Tochter des österreichischen Kaisers Franz. Diese gebar ihm 1811 einen Sohn, Napoleon Ii., den er schon in der Wiege zum Könige von Nom erhob. Nun hoffte man auf ruhigere Zeiten, denn Oesterreich schien von jetzt ab ein natürlicher Bundesgenosse des gewaltigen Machthabers zu sein. Napoleon stand jetzt auf dem höchsten Punkte seiner Macht; es hätte ihm nun mehr an der Befestigung und innern Ausbildung seines Ungeheuern Reichs gelegen sein müssen, als an noch größe- rer Ausdehnung desselben. Aber je mehr er hatte, desto ungezü- gelter war er in seinen Wünschen. Ländersucht und Herrschbegierde waren ihm gleichsam zur zweiten Natur geworden. Holland, ein Theil der Schweiz, die No rd w est küsten von Deutsch- land sammt den drei großen Hansestädten: Hamburg, Bremen und Lübeck wurden mit Frankreich vereiniget (1810). Selbst die älteste Kaiserstadt, Nom, durfte nicht fehlen, um den Glanz sei- nes Reiches zu erhöhen; er nahm sie dem Papste ab, führte die- sen als Gefangenen nach Frankreich und verordnete, daß sein Sohn König von Rom sein sollte.

9. Bd. 2 - S. 971

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 1180. Die Gründung des Königreichs Italien. 971 auch der bourbonische Herrscherstamm in der üppigen Erde geworden war, ganz rühmlos sollte er doch nicht fallen. Ueber drei Monate leistete die Besatzung von Gaeta muthigen Widerstand. Der preußische „Junker Schlippenbach" vermittelte die Verbindung mit den statischen Besatzungstruppen, indem er auf dem Kriegsdampfer Loreley Depeschen nach Messina beförderte. Napoleon suchte den Verdacht von sich abzuwälzen, als sei er mit der Eroberungspolitik des Königs von Sardinien einverstanden; deshalb rief er nicht nur, wie die meisten übrigen Mächte, England ausgenommen, seinen Gesandten von Turin ab, sondern er schickte auch eine französische Flotte nach dem tyrrhenischen Meer, welche den Hafen von Gaeta besetzt hielt und dadurch dem König die Möglichkeit gewährte, sich fortwährend mit Lebensmitteln und Kriegsbedarf zu versehen. Als aber dessen Hülferuf an die Mächte Europa's und feine laute Beschwerde über den an ihm begangenen Bruch alles Völker- und Fürstenrechts kein bewaffnetes Einschreiten zu bewirken vermochte; als seine Verheißungen und Manifeste an die Völker beider ©teilten feine wirksame Erhebung zu seinen Gunsten hervorriefen, vielmehr die einzelnen reaktionären Aufstände in den Abruzzen den Charakter eines wilden Räuber- und Banditenwesens annahmen; da meinte Napoleon, jetzt sei von Seiten des Königs Franz für die Ehre genug geschehen, und rief, nachdem er einen Waffenstillstand vermittelt, seine Flotte zurück. Nun dauerte der Widerstand noch kurze Zeit fort, bis die Fortschritte der Belagerer , Mangel an Lebensmitteln und Kriegsmunition, unglückliche Zufälle (Explosionen und Typhus), Aussichtslosigkeit auf irgend einen Entsatz, vielleicht auch Verrath den König endlich zur Capitulation zwangen. Am 13. Februar 1861 verließ er auf einem französischen Schiffe Gaeta und begab sich mit seiner Gattin und seinem Gefolge nach Rom, wo er seinen Wohnsitz nahm und zehn Jahre lang behalten hat, von der Hoffnung getragen, durch eine Gegenrevolution, die seine Agenten und Parteigänger in Neapel nach Kräften und mit seiner Unterstützung betrieben, wieder in seine Staaten und Königsrechte eingesetzt zu werden. Im nächsten Monat ergab sich auch die Citadelle von Messina an General Cialdini und die kleine Festung Civitella. Damit nahm das Königreich beider Sicilien sein Ende. Schon am 18. Februar versammelte König Victor Emanuel die Abgeordneten aller Staaten, die seine Oberhoheit anerkannten, in Turin um seinen Thron und legte mit ihrer freudigen Zustimmung sich und seinen rechtmäß igen Nachfolgern den Titel „König von Italien" bei. (Gesetz vom 17. März 1861.) §.1180. Graf Cavour. So war denn das unglaubliche Ereigniß eingetreten, daß sämmtliche Staaten Italiens, mit Ausnahme des österreichischen Venetiens im Nordosten und der päpstlichen Stadt Rom mit ihrer Umgebung, zu Einem Königreich vereinigt waren. Wie weit waren die Resultate über die Bestimmungen des Züricher Friedens und über die anfänglichen Absichten des französischen Kaisers hinausgegangen! Durch die Staatsklugheit Cavours, durch die kriegerische Entschlossenheit Victor Emanuels, durch die patriotische Hingebung Garibaldi's, durch den politischen Tact der gebildeten Stände war das große Werk der nationalen Einigung gelungen, und selbst die Aufwiegelungen Mazzini's und seiner republikanischen Freunde hatten zu diesem Gelingen wesentlich beigetragen, so wenig auch die errungenen Güter ihren Wünschen und Bestrebungen genügten. Aber das Erworbene zu erhalten und zu befestigen, die äußerlich verbundenen Glieder auch innerlich zu einigen und zu verschmelzen, war eine schwierigere Aufgabe, als das Erwerben selbst. Während hier ein mächtiger nationaler Aufschwung, getragen von einer großen Persönlichkeit und unterstützt durch glorreiche Thaten im Felde, unerwartet rasch zu einem realen Ziele führte, mußte man jetzt mühsam auf dem wenig dankbaren Wege diplomatischer und politischer Transactionen bald das Mißtrauen und die Abneigung der auswärtigen Höfe zu beseitigen suchen, bald dem Ungestüm der vorwärtsstrebenden Revolutionspartei wehren, bald die reactionären Bewegungen, die von Rom aus geschürt und unterstützt wurden, mit starker Hand niederhalten. Diesen schwierigen Aufgaben gegenüber entfaltete Graf Cavour dieselbe staatsmännische Gewandtheit, die er von jeher an Tag gelegt. Sollte die große Idee der nationalen Einigung Italiens, die in seinem Geiste vorzugsweise ihre Entstehung genommen, nicht wie ein schönes Traumbild nach kurzer Zeit wieder entschwinden, nur als glänzendes Phänomen am geschichtlichen Hori-

10. Neuere Geschichte - S. 448

1861 - Leipzig : Brandstetter
448 des Senates Napoleon des Thrones entsetzte und nach dem Wunsche der Verbündeten Ludwig Xviii., den älteren der beiden Brüder Lud- wig's Xvi., zum Könige von Frankreich ausrief, ergab er sich, von sei- nen Marschällen verlassen, in sein Schicksal, und erhielt mit Beibehaltung des kaiserlichen Titels die kleine Insel Elba mit jährlich zwei Millionen Franken Einkünfte. Die Entsagungsakte hat Napoleon den 7. April 1814 zu Fon- tainebleau unterzeichnet; mit welchen Empfindungen, weiß nur der Herzenskündiger, welcher ins Verborgene schaut. Marie Luise hatte ihren Gemahl verlassen und sich mit seinem Sohne, dem Könige von Rom, späterem Herzog von Reichstadt (j 1832), zu ihren: Vater, dem Kaiser Franz, nach Rambouillet geflüchtet. Von seinen Gene- rälen waren ihm nur Gertraud und Macdonald im Unglück treu geblieben. Am 20. April ließ Napoleon die alten Grenadiere seiner geliebten Garde im Schloßhofe von Fontainebleau ausstelleu, und nahm mit gebrochenem Herzen Abschied. Die bärtigen Männer schluchz- ten wie Kinder, 400 durften ihn begleiten. So verließ er sein Reich, nicht ahnend, wie bald er es zum zweiten Male auf viel traurigere Weise verlassen werde. 8.18. Der Wiener Kongreß und 'Jinpolcon’e Ausgang. Durch den Pariser Frieden (30. Mai 1814) waren mit Lud- wig Xviii. die Bourbons auf den französischen Thron zurückgekehrt; der neue König gab dem Volke im ersten Sturme eine freie Verfassung, von den Franzosen die Charte genannt, nach welcher das Lehnwesen ab- geschafft blieb und der Reichstag mit zwei Kammern, Pairs und De- putirte, das Recht der Gesetzgebung erhielt. Doch war die Freude nur von kurzer Dauer. Es zeigte sich bald, daß die Bourbons nichts gelernt und nichts vergessen hatten. Der Bruder des Königs, Gras von Ar- tois, die düstere, strenggläubige Herzogin von Angouleme, Lud- wig's Xvi. Tochter, der mau ihren Haß gegen die Revolutionsmänner wohl vergeben muß, gaben an dem neuen Hofe nur zu bald den Ton an. Die Erinnerung an die Errungenschaften des Volkes wurde so viel als möglich vertilgt, die dreifarbige Nationalkokarde verschwand, der Hof schwelgte, während Niemand daran dachte, dem Volke die drückenden Steuern abzuuehmeu. Schwere Verfolgungen wurden über die Anhänger der vorigen Regierung verhängt, Adel und Klerus erhoben von Neuem das Haupt. Indessen traten in Wien die verbündeten deutschen Fürsten mit dem russischen und östreichischen Kaiser und dem Könige von Preußen zu dem sogenannten Wiener Kongreß zusammen, um über die Wiederher-

11. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 121

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
121 Auf feiten der sterreicher hatte auch der feines Landes beraubte Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der Sohn des, bei Auerstedt verwundeten Herzogs, gefochten. Er hatte den Waffenstillstand nicht anerkannt; in khnem Zuge fhrte er feine Truppen, die Schwarze Schar", quer durch Norddmtfchland hindurch und erreichte die Wefermndung, von wo ihn englische Schiffe nach England fhrten. Auch die Tiroler wollten sich im Vertrauen darauf, da ihr Kaiser Franz sie nicht verlassen werde, dem Friedensschlsse nicht unterwerfen und griffen noch einmal zu den Waffen. Aber sie wurden von bayrischen, franzsischen und italienischen Truppen unterworfen; Andreas Hofer wurde in seinem Versteck, einer hoch '5off88103:ob der dem Passertale gelegenen Sennhtte, ausgesunden und 1810 in Mantua erschossen. 115. Napoleons Weltherrschaft. Napoleon hatte jetzt die Hhe seiner Macht erreicht. Friedrich Wilhelm Iii., der zwar an dem letzten Kriege nicht teilgenommen, aber dennoch durch seine Maregeln Napoleons Verdacht erregt hatte, wurde gentigt, aus Knigsberg, wo er bisher residiert hatte, in das von franzsischen Festungsgarnisonen umgebene Berlin zurckzukehren. Dazu traf den gedemtigten König und das un- fnbigbt" glckliche Land ein neuer schwerer Schlag: in blhendem Alter starb die durch 2ut,e 181-den Niedergang Preuens tieferschtterte Knigin Luise am 19. Juli 1810 in Hohenzieritz. Indessen schien sich Osterreich, wo nunmehr Gras Metternich der leitende Minister war, ganz an den Weltherrscher anschlieen zu wollen. Im Jahre 1810 vermhlte sich Napoleon, nachdem er sich von seiner Ge-mahlin Josephine getrennt hatte, mit Marie Luise, der Tochter des Kaisers Franz. Diese gebar ihm 1811 den ersehnten Thronerben, der den Titel eines Knigs von Rom erhielt. Immer rcksichtsloser vergrerte unterdessen Napoleon sein Reich. We^est^Aus-Im Sden verleibte er ihm jetzt auch Rom ein, von wo er den Papst als Gefangenen wegfhren lie. Femer vereinigte er, nachdem fein Bruder Ludwig freiwillig die Krone von Holland niedergelegt hatte, Holland fowie die ganze deutsche Nordseekste nebst den drei Hansestdten mit Frankreich, das nunmehr bis zum Garigliano in Mittelitalien und bis zur Trave reichte. Napoleons Krieg gegen Runland. 1812. 116. Der russische Feldzug. Whrend Napoleons Politik immer ^nlassung gewaltttiger wurde, erkaltete sein Verhltnis zu Alexander von Ru-

12. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 226

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
226 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. Gemahlin I o s e p h i n e geschieden hatte, mit M a r i e L u i s e, der Tochter des Kaiser Franz. Und diese gebar ihm 1811 den ersehnten Thronerben, der den Titel eines Knigs von Rom erhielt. Auch andere sddeutsche Frstengeschlechter wurden gentigt, mit den Napoleoniden in Verwandt-?ehnung?e!' schastsverhltnis zu treten. Immer rcksichtsloser vergrerte unterdessen sche? Reiches. Napoleon sein Reich. Im Sden verleibte er ihm jetzt auch Rom ein, von wo er den Papst als Gefangenen wegfhren lie. Ferner vereinigte er, nachdem sein Bruder Ludwig freiwillig die Krone von Holland niedergelegt hatte, Holland sowie die ganze deutsche Nordseekste nebst den drei Hansestdten mit Frankreich, das nunmehr bis zum Garigliauo und bis zur Trave reichte. Ter franzsisch-russische Krieg. 1812. @f"tege.um 221. Der russische Feldzug. Whrend Napoleons Politik immer gewaltttiger wurde, erkaltete sein Verhltnis zu Alexander von Ru -land. Dieser konnte die ungeheure Vergrerung des franzsischen Weltreiches nicht ruhig mit ansehen; da auch Oldenburg, dessen Herzge seine Verwandten waren, ihm einverleibt wurde, mute ihm als eine persnliche Beleidigung erscheinen. Auch fehlte es ihm nicht an Beweisen dafr, da Napoleon es nicht ehrlich ihm gegenber meinte. Die Festlandsperre endlich war fr Rußland, das der englischen Waren bedurfte, geradezu verderblich; als er sie aufhob und gleichzeitig franzsische Waren mit hohen Einfuhrzllen belegte, entschlo sich Napoleon zum Kriege. Es war ein ungeheures Heer, das er sr diesen Feldzug vereinigte, Franzosen, Rheinbmer, Italiener, Jllyrier, Polen. Dazu kamen auer 30000 sterreichern auch 20 000 Preußen. Denn neben sterreich hatte sich auch Preußen zum Bndnisse mit Napoleon entschlieen und sich verpflichten muffen, Hilf Struppen zu stellen und die Armee auf dem Durchzuge zu verpflegen; es htte sonst die sofortige Vernichtung frchten mssen. der 400 000 Mann zogen nach Rußland, denen nachher noch etwa 200 000 Mann folgten. Den Kern der groen Armee" gedachte Napoleon selbst in der Richtung auf Moskau zu führen; den rechten Flgel unterstellte er dem sterreichischen General Schwarzenberg, den linken, der durch die Ostseeprovinzen vordrang und bei dem sich auch die Preußen unter dem General Jork befanden, dem Marschall M a c d o u a l d. Nachdem Napoleon zu D r e s d e n, wo sich auer vielen anderen Fürsten auch Franz I. und Friedrich Wilhelm Iii. einfanden, mehrere Tage lang 1812 glnzend Hof gehalten hatte, berschritt er im Juni 1812 die Memel. Die

13. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 460

1845 - Berlin : Klemann
460 Siebentes Buch. Vierter Abschnitt. 4, Seht her; der Erde Nationen, Seht und erkennet Gottes Hand. R ü ck c r t. Nun stand Napoleon auf dem höchsten Gipfel seiner Macht. Er be- trachtete die Welt als sein eigen, alle Völker als seine Sklaven, alle Kö- nige als seine Vasallen. Er erkannte Niemand über sich, nirgends sah er einen Nebenbuhler seiner Gewalt. Da ließ er seine Ehe mit seiner Gemah- lin Josephine Beauharnois, von welcher er keine Kinder hatte, auflösen, warb um die Tochter des Kaisers Franz von Oesterreich, die Erzherzogin Maria Louise, und erhielt ihre Hand. Am 2. April .1810 feierte er seine Vermählung mit ihr und fünf Königinnen trugen der Kaiserin von Frankreich dabei die Schleppe. Schon im folgenden Jahr gebar sie dem Weltbeherrscher einen Sohn, Napoleon Franz, welcher schon in seiner silber- nen Wiege König von Rom genannt wurde. So war nun der weiland Sohn der Revolution verschwägert mit einem der ältesten und ehrwürdigsten Fürstenhäuser Deutschlands; viele meinten, das sei zu Deutschlands Heil; aber dies kümmerte jenen gewaltigen Mann nichts. Am 19. Juli desselben Jahres starb Preußens Königin Louise im tiefen Schmerz über das Un- glück des Vaterlandes. Napoleon ließ nun in unbegrenzter Machtvollkommenheit seine Willkür über Deutschland ergehn. Als sein Bruder Ludwig die Krone von Holland niederlegte, weil er das Volk nicht nach Napoleons Geboten verderben wollte, erklärte dieser Holland für eine bloße Anschwemmung der drei französi- schen Ströme, des Rheins, der Maas und der Schelde, und verschmolz es mit Frankreich. Sodann vereinigte er auch einen großen Theil von Nord- deutschland, worunter die Besitzthümer mehrerer Fürsten des Rheinbun- des, Oldenburg, Hamburg, Bremen und Lübeck, mit Frankreich. Das deut- sche Nationalgefühl war ihm verhaßt; denn er wußte gar wohl, daß darin auch die Sehnsucht nach Freiheit lag, und suchte es ganz und gar zu ver- nichten. Er unterdrückte die Handelsfreiheit und die geistige Freiheit, er stellte das Zeitungswesen unter die strengste Aufsicht, um die öffentliche Mei- nung zu vernichten. Er unterhielt den nothwendigen Fluch aller Tyrannei, die Pest aller Sittlichkeit, nämlich eine geheime Polizei. So glaubte er sich unantastbar, unüberwindlich. Aber eben dieser stolze Wahn führte sein Verderben herbei. Immer kühner in seinen Entwürfen, wollte er weiter gen Osten dringen, um die Welt zu erobern, und ahnte nicht, daß indessen schon dies unser deutsches Vaterland, welches er für so ganz verknechtet und mark- los hielt, gerade durch den unerträglichen Druck sein ganzes Bewußtsein, seinen ganzen Nationalstolz, seine ganze Kraft wiedergewonnen hatte. Ver- geblich warnte man ihn vor dem Volksgeist, welcher sich in Deutschland allerorten rege; Napoleon verachtete die Deutschen und gab zur Antwort: „Die Deutschen werden niemals Spanier!" Er sollte kennen lernen, daß sie noch Deutsche waren! Es war im Jahre 1812, da schaffte der Kaiser von Rußland das un- erträgliche Kontinentalsystem in seinem Reiche ab. Dies nahm Napoleon zum willkommenen Anlaß, um Rußland zu bekriegen; er hoffte, dies unge-

14. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 372

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
372 Zeitalter der Revolution. allen Verkehr abzubrechen, zuerst insgeheim nicht und nahm dann all- mählig einen gereizteren Ton an, bis der ehemalige Franzose und Mar- schall sich 24. März 1812 mit Rußland, 30. Juli mit England insge- heim gegen Napoleon verbündete und 1813 gegen Napoleon zu Felde zog, übrigens stets ein sehr zweideutiges Verfahren beobachtete. Auch gegen die Türkei führte Rußland einen blutigen Krieg, konnte jedoch nicht einmal die ganze Walachei behaupten, so oft die russischen Heere über die Donau gingen; allein im Frieden von Bukarest (1812), den England vermittelte, wurde die russische Gränze dennoch an den Pruth und die Donaumündungen vorgeschoben. Die Engländer ver- gaßen in ihrer Furcht vor Napoleon alle Gefahr, die ihnen Rußland langsam aber sicher bereitete; sie unterstützten Schweden niemals nach- drücklich gegen Rußland und ließen dieses die Herrschaft im baltischen Meere wohlseilen Kaufs erringen, und ebenso wenig nahmen sie sich der Türkei ernsthaft an. Denn als Rußland 1807 mit Preußen bei Eylau und Friedland gegen Napoleon kämpfte, wollte England die Türkei, die von Rußland herausgefordert zu den Waffen gegriffen hatte, zur Nieder- legung derselben nöthigen, indem Admiral Duckworth die Durchfahrt durch die Dardanellen erzwang (19. Februar) und Konstantinopel in Brand zu schießen drohte. Die türkischen Batterieen bei dem Serail, deren Errichtung der französische Gesandte Sebastiani leitete, so wie die des- sere Bewaffnung der Dardanellen bewirkten aber die eilige Umkehr der Flotte, und ebenso wenig gelang der Angriff des englischen Generals Fraser auf Aegypten, das von Mehemet Ali vertheidigt wurde (Sep- tember 1807). Sechsundzwanzigstes Kapitel. Irr Lönig von Nom (grb. 20. März 1811). Das Glück schien alles aufzubieten, um keinen Wunsch seines Lieb- lings Napoleon unerfüllt zu lassen, denn am 20. März gebar ihm seine zweite Gemahlin, Marie Louise von Oesterreich, einen Sohn, wel- chen er König von Rom nannte. Schon am 12. Dezember 1809 nämlich hatte der Senat Napoleons kinderlose Ehe mit Joseph inen getrennt und das erzbischöfliche Officialat in Paris das kirchliche Band gelöst, worauf sich Napoleon am 10. April mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers Franz, vermählte. So wollte Napoleon seine Nachkommen- schaft den alten Dynastieen ebenbürtig machen und den Glanz seines Namens mit der Hoheit altkaiserlicher Abkunft in seinem Sohne ver- einigen. Wir begegnen hier demselben Widerspruche, den er sonst in

15. Geschichte - S. 175

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
175 überließ die Lombardei mit Mailand den Franzosen und Sardiniern; es erhielt Verstärkungen und Kaiser Franz Joseph übernahm in Person den Oberbefehl. Bei Solferino, wenige Stunden südwestlich von der Festung Peschiera, trafen die feindlichen Heere am 24. Juni aus einander. Vom frühen Morgen bis nach Mittag wurde mit aller Anstrengung gefochten; endlich durchbrachen die Franzosen das Centrum der Oesterreicher, welche über den Mincio zurückwichen und im Festungsvierecke Stellung nahmen. Napoleon Iii. trug schon am 6. Juli dem Kaiser Franz Joseph einen Waffenstillstand an, der am 9. abgeschlossen wurde; am 11. trafen beide Kaiser in Villa-fr cm ca zusammeu, wo sie über die Grundlagen (Präliminarien) des Friedensvertrags einig wurden, der später anf der Conserenz zu Zürich endgilüg abgeschlossen wurde (10. November). Oesterreich trat an König Victor Emmanuel die Lombardei mit Ausnahme der Festungen Mantua und Peschiera ab, und Napoleon Iii. ließ sich seine Hilfe von dem König mit den Provinzen Nizza und Savoyen bezahlen. Der Züricher Friedensvertrag wurde jedoch von der sardinischen Negierung nicht erfüllt, denn sie behielt die revolutionierten Herzogtümer Parma und Modena, das Großherzogthum Toscana und den größeren Theil des Kirchenstaats, nahm das Jahr darauf einen weiteren Theil des Kirchenstaates und das ganze Königreich Neapel - Sicilien weg , worauf Victor Emmanuel sich den Titel „König von Italien" beilegte. Im Herbste 1870 wurde dem Papste Pius Ix. vollends der Rest des Kirchenstaates entrissen und Rom zur Haupt-und Residenzstadt Italiens erklärt. Jer deutsche Krieg (1866). Napoleon Iii. stand nach dem Kriege von 1859 auf der Höhe seines Glücks; die Franzosen glaubten nun selbst, ihr Kaiser sei der klügste unter allen Monarchen, sie nannten sich wieder mit Stolz „die große Nation", „die an der Spitze der Civilisation marschiere", und Napoleon Iii. sprach: „wenn Frankreich zufrieden ist, hat Europa Ruhe." Die audern Völker wußten aber, daß die Franzosen noch niemals längere Zeit zufrieden gewesen sind, und die Besorgniß war eine allgemeine, daß

16. Leitfaden zu einem methodischen Unterricht in der Geographie für Bürgerschulen - S. 96

1850 - Helmstedt : Fleckeisen
96 Dritter Kursus. ein eigenes deutsches und französisches Reich. Das deutsche Reich ist von 843 an durch eigene Könige regiert worden, die sich, nach dein Beispiele Karls d. Gr., in Rom die Kaiserkrone aufsetzten. Es hat fast 1000 Jahre gedauert, seit dem dreizehnten Jahrhundert aber eigentlich nur dem Namen nach, indem die zahlreichen geistlichen und weltlichen Fürsten und freien Städte den Kaiser zwar als ihr Oberhaupt anerkannten, sich aber nichts von ihm be- fehlen ließen. Die Folgen davon waren unaufhörliche Kriege im Innern. Um diesen Wirren zu begegnen, be- wog Kaiser Mar I. die Neichsstände zur Errichtung eines Kammergerichts (zuletzt in Wetzlar) und (1512) zur Ein- theilung Deutschlands in zehn Kreise, mit vier Ne- benländern. In jedem dieser Kreise erhielt einer der Fürsten die Würde eines Kreisobersten. Diese Einrichtung half indeß nicht viel; die deutschen Völkerschaften führten nach wie vor die verderblichsten Kriege gegen einander und konnten in ihrer Zersplitterung den mächtiger gewordenen Nachbarn nicht mehr widerstehen, wie sonst. Ein Landestheil nach dem andern ging verlo- ren, und Napoleon zerriß zuletzt den deutschen Reichs- verband, wobei die geistlichen Fürsten und viele kleine welt- lichen Regenten und Reichsstädte ihre Selbstständigkeit ein- büßten. Kaiser Franz Ii legte darauf 1806 die deutsche Krone nieder und machte seine Erblande zum östreichischen Kaiserthum. 1813 ermannten sich die Deutschen, warfen das französische Joch ab und stifteten 1815 den Deut- schen Bund, d. h. einen Verein von selbstständigen, von einander unabhängigen Staaten, die ihre eignen Verfas- sungen, Gesetze und Herrschaften, aber zugleich die Pflicht haben, sich gemeinschaftlich zu vertheidigen und gegenseitig zu beschützen. Im Jahre 1848 sprachen die deutschen Völ- ker vielfach ihr Verlangen nach einer noch innigeren Ver- einigung aus, als dieser Bund gewährte, und schickten des- halb unter Zustimmung der Fürsten eine größere Anzahl Männer zu einem deutschen Parlament nach Frank- furt a. M. Die von dieser Versammlung aufgestellten „Grundrechte der Deutschen" fanden jedoch nicht allgemeine Anerkennung und haben darum auch den ange- gebenen Zweck nicht gefördert.

17. Deutsche Geschichte - S. 214

1912 - Halle a.S. : Schroedel
214 brg, Hamburg und Lbeck erfuhren das gleiche Schicksal. Als der Papst sich nicht in allen Stcken Napoleon fgen wollte, lie dieser ihn nach Frankreich in die Gefangenschaft abfhren und zog auch den Kirchen-staat an sich. So wurde selbst Rom eine franzsische Stadt. Frankreich reichte von den Pyrenen und dem Tiber bis zur Nord- und Ostsee. Nur eins fehlte Napoleon an seinem Glck: er hatte keinen Nach-kommen; denn seine Ehe mit Joseph ine war kinderlos geblieben. Darum lie er sich von ihr scheiden und fhrte Marie Luise, die Tochter des Kaisers Franz, als Gemahlin heim. Durch diese Verbindung mit dem an-gesehensten Herrscherhause hoffte er den eigenen Thron noch zu befestigen. Als ihm die Gattin im folgenden Jahre einen Sohn schenkte, verlieh er dem Knblein in der Wiege den Titel: König von Rom." Viii. Napoleons Zug nach Rußland. \8\2. 1. Die Ursachen. Seit 1807 waren Napoleon und Alexander von Ru-land Freunde; aber das gute Verhltnis zwischen beiden dauerte nicht lange. Der Zar sah ein, da die Kontinentalsperre seinem Reiche einen gewaltigen Schaden brachte, und erleichterte deshalb die Einfuhr englischer Kolonialwareu. Da beschlo Napoleon, auch Rußland zu bezwingen. Hinter diesem Plane aber stand noch ein andrer. Lag Rußland am Boden, so wollte der Kaiser Kon stantinopel erobern und von hier aus durch Vorder-asien nach Indien ziehen. Dadurch gedachte er der englischen Macht endlich den Todessto zu versetzen. 2. Der Zug nach Moskau. Mit einem Heere von 600000 Mann trat Napoleon im Frhjahre 1812 den Weg nach Rußland an. Das unglckliche Preußen mute den Durchzug gestatten, die ungeheuren Scharen verpflegen und obendrein 20000 Mann Hilfstruppen stellen, die unter dem Oberbefehl des Generals von Jork standen und nach Petersburg mar-schieren sollten. Die Hauptarmee aber wandte sich gegen Moskau. Die Russen wichen immer tiefer in ihr Land zurck und brannten alle Drfer hinter sich nieder, um dem Feinde nur eine Wste zu lassen. Erst in der Nhe Moskaus erwarteten sie den Gegner zum Kampf. Bei Borod in kam es zu einer mrderischen Schlacht. Die Russen unterlagen, und nun stand den Siegern der Weg nach Moskau offen. 3. Der Brand von Moskau. Im September hielt Napoleon seinen Einzug in die alte Hauptstadt. Hier wollte er mit seinen Truppen ber-wintern. Zu seinem Befremden fand er Moskau fast menschenleer. Schon in der ersten Nacht zngelten in verschiedenen Vierteln der Stadt Flammen empor. Vergebens suchte man den Brand zu lschen. Bald war ganz Moskau ein loderndes Feuermeer, und binnen wenigen Tagen lag der grte Teil der Stadt in Asche. Jetzt wollte Napoleon Frieden schlieen; aber Alexander zog ihn hin, bis der erste Schnee fiel, und lie ihm dann sagen, eben gehe der Krieg erst recht an. 4. Der klgliche Rckzug. Die groe Armee war jetzt in einem fremden Lande ohne Obdach und ohne Lebensmittel. Napoleon mute sich also zum

18. Deutsche Geschichte - S. 214

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
214 Papst sich nicht in allen Stcken Napoleon fgen wollte, lie dieser ihn nach Frankreich in die Gefangenschaft abfhren und zog auch den Kirchen-staat an sich. So wurde selbst Rom eine franzsische Stadt. Frankreich reichte von den Pyrenen und dem Tiber bis zur Nord- und Ostsee. Nur eins fehlte Napoleon an seinem Glck: er hatte keinen Nach, kommen; denn seine Ehe mit Josephine war kinderlos geblieben. Darum lie er sich von ihr scheiden und fhrte Marie Luise, die Tochter des Kaisers Franz, als Gemahlin heim. Durch diese Verbindung mit dem angesehensten Herrscherhause hoffte er den eigenen Thron noch zu befestigen. Als ihm die Gattin im folgenden Jahre einen Sohn schenkte, verlieh er dem Knblem in der Wiege den Titel: König von Rom." Viii. Napoleons Zug nacfr Rußland. \8\2. 1. Die Ursachen. Seit 1807 waren Napoleon und Alexander von Ru߫ land Freunde; aber das gute Verhltnis zwischen beiden dauerte nicht lange. Der Zar sah ein, da die Kontinentalsperre seinem Reiche einen ge-wltigen Schaden brachte, und erleichterte deshalb die Einfuhr englischer Kolonialwaren. Da beschlo Napoleon, auch Rußland zu bezwingen. Hinter diesem Plane aber stand noch ein andrer. Lag Rnland am Boden, so wollte der Kaiser Konstantinopel erobern und von hier aus durch Vorder-asieu nach Indien ziehen. Dadurch gedachte er der englischen Macht end-lich den Todessto zu versetzen. 2. Der Zug nach Moskau. Mit einem Heere von 600000 Mann trat Napoleon im Frhjahre 1812 den Weg nach Rußland an. Das unglckliche Preußen mute den Durchzug gestatten, die ungeheuren Scharen verpflegen und obendrein 20000 Mann Hilfstruppen stellen, die unter dem Oberbefehl des Generals von Jork standen und nach Petersburg mar-schieren sollten. Die Hauptarmee aber wandte sich gegen Moskau. Die Russen wichen immer tiefer in ihr Land zurck und brunten alle Drfer hinter sich nieder, um dem Feinde nur eine Wste zu lassen. Erst in der Nhe Moskaus erwarteten sie den Gegner zum Kampf. Bei Borod in kam es zu einer mrderischen Schlacht. Die Russen unterlagen, und nun stand den Siegern der Weg nach Moskau offen. 3. Der Brand von Moskau. Im September hielt Napoleon seinen Einzug in die alte Hauptstadt. Hier wollte er mit seinen Truppen ber-wintern. Zu seinem Befremden fand er Moskau fast menschenleer. Schon in der ersten Nacht zngelten in verschiedenen Vierteln der Stadt Flammen empor. Vergebens suchte man den Brand zu lschen. Bald war ganz Moskau ein loderndes Feuermeer, und binnen wenigen Tagen lag der grte Teil der Stadt in Asche. Jetzt wollte Napoleon Frieden schlieen; aber Alexander zog ihn hin, bis der erste Schnee fiel, und lie ihm dann sagen, eben gehe der Krieg erst recht an. 4. Der klgliche Rckzug. Die groe Armee war jetzt in einem fremden Lande ohne Obdach und ohne Lebensmittel. Napoleon mute sich also zum

19. Geschichts-Bilder - S. 363

1865 - Langensalza : Greßler
363 Da stand nun Napoleon auf dem Gipfel des Ruhmes, und er schien unbezwingbar, obschon die treuen Tyroler — Speckbacher, Andreas Hofer — in ihren Bergen und die hochherzige Nation der Spanier zeigten, daß wahre Vvlkskraft sich nicht so leicht be- zwingen lasse. Aber etwas fehlte ihm noch, um den mächtigen Fürsten Europas sich gleich zu stellen, und er verstieß seine treue Gemahlin Josephine und vermählte sich 1809 mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers Franz. Diese gebar ihm 1810 einen Sohn, Napoleon Ii., in der Wiege schon König von Rom, und ist doch nie auf einen Thron gekommen; denn der Vater, so hoch gestiegen, bereitete sich selbst und allen den Seinigen das Verderhen. Nur ein Fürst, nur ein Reich war noch in Europa, welches sich mit Napoleon messen konnte; dies war Rußland und sein edler Kaiser Alexander. Wohl fühlte dieser, daß er nicht länger jenes Mannes Herrschsucht leiden dürfte, welcher immer willkürlicher mit den Völkern und Staaten verfuhr, so daß jener für sein eigenes Reich fürchten mußte. Aber auch Napoleon wußte, daß er sich nicht eher also, wie er wollte, Herr von Europa nennen könne, bis jener Gebieter des ausgedehntesten Reichs auf Erden besiegt wäre. Und um ihn zu besiegen, bot er alle Kriegsgewalten auf, über welche sein mächtiges Scepter gebot. Mit einem Heere von mehr als 600,000 Mann, welches fast aus allen Völkern Europas zu- sammengesetzt und vortrefflich ausgerüstet war, so daß es von mensch- lichen Waffen fast nicht besiegbar schien, überschritt Napoleon die Grenze Rußlands (24. Juni 1812). Die Russen aber zogen sich immer weiter zurück und ließen ihm ein ödes, unvertheidigtes und von allen Lebensmitteln entblößtes Land zum Durchmarsch. Nur bei Smolensk, dann an der Moskwa ward fürchterlich blutig gekämpft, und Napoleon erfuhr, obgleich er sich Sieger nennen durfte, den ganzen Grimm der Russen. Aber der Weg nach M o s k a u, der alten Z a r e n st a d t, stand ihm offen, und im September war er Herr derselben. Und zu rechter Zeit; denn schon war die Jahreszeit rauher, und rasch rückte in dem nördlichen Lande der Winter heran, wodurch der Mangel an Lebensmitteln (denn die Russen hatten Alles vor sich her zer- stört) um so empfindlicher würde. Auch mit dem Besitze Moskaus war nicht viel gewonnen; es war eine ungeheure Stadt ohne Men- schen, und bald sollten er und all die Seinigen auf die furchtbarste Weise cm§ ihren schönen Hoffnungen gestürzt werden. Denn die ganze, große herrliche Stadt, mit .allen ihren Reichthümern und Kostbarkarkeiten, ging — der flammende Beweis der aufopferndsten Vaterlandsliebe des Befehlshabers der Stadt, Rostop sch in, — in Feuer auf. Nur mit Mühe entging Napoleon aus dem Kaiserpalast, Kreml, dem Feuertode; unter unsäglichen Schwierigkeiten suchten

20. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 337

1867 - Rostock : Hirsch
337 wurde bei Wagram, ganz in der Nähe von Aspern, gekämpft. Die Östreicher standen wie Wall und Mauern und gingen keinen Fuß breit zurück. Am zweiten Tage mußten sie aber der Übermacht weichen und sich nach Mähren zurückziehen. Ihr Muth war gebrochen. Kaiser Franz, weil niemand ihm beistand, schloß Frieden und trat abermals 2000 lhmeilen Landes mit drei Millionen Einwohnern ab. 87. Die Zeit der 9coth. Napoleon war hoch gekommen durch große Siege und herrschte als der Allgewaltige in Europa. Er vertheilte Länder und Völker nach Willkür. Holland und das nordwestliche'deutschland legte er zum französischen Reiche. Für einen seiner Brüder richtete er das neue Königreich Westfalen auf. Einen andern Bruder machte er zum Könige von Spanien, einen Schwager zum Könige von Neapel, einen Neffen zum Großherzoge von Berg. Mit den kurzen Worten: „Das Haus Iv. N. hat aufgehört zu regieren" stieß er Herrscher vom Thron und jagte Könige von Land und Leuten. Von seiner Frau Josephine, die er als General geheirathet hatte, lieh er sich scheiden, um die östreichische Kaisertochter Marie Luise zu hei- rathen. Im folgenden Jahre wurde ihm ein kleiner Prinz geboren, der schon in der Wiege den Titel: König von Rom erhielt. So weit der Arm des Gewaltigen reichte, wurden Freudenschüsse abgefeuert. Feste gegeben, Städte illuminirt. Napoleon war groß und herrlich, wie selten ein Sterblicher. In den unterjochten Ländern sah es desto trauriger aus. Die Schiffe in den Häfen verfaulten; denn der Handel lag darnieder. Das Korn sank, die Kolonialwaren stiegen im Preise. Ein Scheffel Weizen kam mit einem Pfund Zucker gleich zu stehen. Nahrungs- losigkeit war überall. Dabei die ungeheuren Lieferungen zur Ver- pflegung der Truppen! In Mecklenburg belief sich die Contribution im Jahre 1811 auf 2 Millionen Thaler. Ein großer Theil der Landleute machte Bankerott. Die Länder wimmelten von arbeitslosem Gesindel, das sich zum Theil zu Banden vereinigte und weite Strecken unsicher machte. In Mecklenburg war der Räuberhauptmann Mehl der berüchtigste. Seine Bande raubte von Pommern bis Holstein und redete eine eigene Gaunersprache, die nur ihr und ihren Hehlern bekannt war. Ihre Diebsherbergen waren besonders die Landkrüge, von denen manche bis in die dreißiger Jahre hinein einen üblen Ruf behielten. Als die Bande endlich durch Soldaten eingefangen war, gab es eine so weitläufige Untersuchung, daß eine eigene Behörde, das Kriminalgericht, eingesetzt wurde, welche in Bützow ihren Sitz haben und bei schweren Verbrechen Recht sprechen sollte. O, es sah betrübt im Vaterlande aus. Deutsche Sitte und Ordnung wurde mit Füßen getreten; Leib und Gut war dem Fremdling verkauft; elende Bursche, die gegen den Unterdrücker wedelten, wie die Hunde, kamen oben auf und sahen stolz auf ehrliche Leute herab, die ihren guten deutschen Namen nicht zu Schanden machen wollten. Aber die Zeit der Noth wurde zu einer Gnadenheimsuchung für unser Volk. Wenn die Kinder Israel den Gott ihrer Väter verlassen hatten und andern Göttern nachfolgten, so gab der Herr sie unter die Hand der Heiden, denen sie nachge- laufen waren. Wenn sie dann in ihrem Leide seufzten, so erbarmte 22