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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 79

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
- 79 — er nicht wagen konnte, ohne den Schutz der Normannen auf dem Trümmerfelde zu bleiben und inmitten der Wütenden weiter zu regieren. Bestätigung: Mit Schrecken sah Gregor die Greuel der Normannen. Bald hörte er auch, wie die Römer ihm und ihrem Befreier fluchten und dagegen den milden Kaiser Heinrich priesen. Als daher Robert mit seinem Heer abzog, folgte ihm auch Gregor. Wie ein Flüchtling verließ er die Stadt seiner Herrschaft, und die Verwünschungen der Römer gaben ihm das Geleit. Dafür zog der Gegenpapst in Rom ein und begann seine Herrschaft. — (Erläuterung). Zur Erläuterung des ganzen Stückes. Wer ist nun schließlich der Sieger in dem Kampf, Heinrich oder Gregor? Scheinbar Gregor, denn er wird ja durch die Waffengewalt seiner Freunde befreit, und Heinrichs Heer muß abziehen. In Wirklichkeit aber siegt Heinrich, denn er erlangt die Kaiserkrone, er setzt den Gegenpapst ein, und — was die Hauptsache ist — er vertreibt Gregor wohl für immer aus seinem Herrschersitz Rom in die Verbannung. Freilich thut er dies nicht aus eigner Kraft, sondern es wird bewirkt durch den Zorn der Römer über die Greuel der Normannen; aber es kommt Heinrich zu gut und war für ihn vielleicht noch wertvoller, als die Eroberung der Engelsburg gewesen wäre. — Zusammenfassung, Überschrift: Gregors Befreiung und Flucht. b. Wie kommt es zum Sieg, beziehungsweise zur Niederlage der einzelnen Parteien? Heinrich dankt den Sieg seiner Klugheit (Rückzug) aber noch mehr seinem Glück (Greuel der Normannen, Haß der Römer gegen Gregor); freilich der volle Triumph (Gefangennahme des Papstes) war ihm nicht vergönnt. Die Römer erleiden die Niederlage durch ihre Unklugheit (Schwanken zwischen Kampf und Ergebung), aber noch mehr durch Unglück (Verräter in der Stadt, Tod des Normannenfürsten). Die Normannen erlangen den Sieg mit leichter Mühe durch den Verrat, aber sie mißbrauchen den Sieg durch gräßliche Roheit und Grausamkeit gegen Wehrlose; auf solche „Getreuen des heiligen Petrus" konnte der heilige Vater nicht stolz sein. Gregor erleidet feine Niederlage (Verbannung aus Rom) zunächst durch die Schuld seiner Befreier, noch mehr aber durch eigne Schuld; denn durch den zweiten ungerechten Bann hat er Heinrich zum Äußersten, zum Kampf auf Tod und Leben gezwungen. Er hatte feinem Todfeind das rasche Gericht des Himmels geweissagt, und nun hat ihn selbst das Gericht getroffen. Ob er das wohl einsehen wird? Ich glaube nicht. Zweiter Abschnitt: Gregors Ende. Ziel: Gregor stirbt. I. Wo wird er sterben? Gewiß nicht in Rom, sondern irgendwo im Lande seines Befreiers (Unteritalien). Wie wird er sterben ? (d. h.

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1. Ottonen und Salier - S. 113

1910 - Gotha : Thienemann
113 — Verbot ausdrücklich auf die Investitur der Bischöfe durch den König an. Er erklärte ferner die simonistischen und unzüchtigen (verheirateten) Priester ihrer Stellen verlustig und forderte die Laien auf, die von ihnen vollzogenen kirchlichen Handlungen zu meiden und sie durch ihr Einschreiten zur Vernunft zu bringen. Gleichzeitig verurteilte Gregor einen Erzbischof und drei Bischöfe Deutschlands, drei italienische Prälaten und fünf Räte des Königs zu kirchlichen Strafen. Ziel Gregors: Durchführung der Reformideen, Befreiung des Episkopats vom Königtum und Unterwerfung des Episkopats unter Rom. Das Ziel betraf das Gebiet des Religiös-Sittlichen und das Gebiet der kirchlichen Organisation und Disziplin. Mittel Gregors: Revolutionisiernng der Massen gegen den Episkopat. Beurteilung seiner Ziele. Ehelosigkeit der Priester (Zölibat). Autorität der Bibel: Jesus hat die Ehe seinen Jüngern freigegeben (Matth. 19, 11 ff.), Paulus den Korinthern angeraten (1. Kor. 7, 1—6) —; Autorität der alten Ktrche: es gab verheiratete Priester —; sittliche Bedenken: Unzucht — -kirchliche Bedenken: der Priester ohne Verständnis für das Familienleben.' Verbot der Simonie: völlig berechtigt. Verbot der I n v e st i t u r: Seit Otto I. beruhte die Macht des deutschen Königs vorwiegend in der Treue der Bischöfe und Äbte; nur auf Grund der Investitur und des Lehenseides waren die Bischöfe dein König zur Treue verpflichtet. Fiel das Recht der Investitur durch den König, so waren die Bischöfe wohl dem Papst zum Gehorsam verpflichtet, nicht aber dem Könige: die Verfügungsgewalt des Königs über das Bischofsgut war dahin. Also war Gregors Verbot ein Hieb nach der Pfahlwurzel der deutschen Königsmacht, es war, vom Standpunkte des deutschen Staates aus betrachtet, Revolution. Also mußte Heinrich Iv. kämpfen um die Erhaltung der königlichen Macht. Ob er's konnte, durch sich und durch viele und treue Verbündete? 7. Stellung des Episkopats, der Laien und Heinrichs gegen Gregor. Der Episkopat war im allgemeinen gegen Gregor. Bischof Hermann von Bamoerg z. 33., am 20. Avril 1075 exkommuniziert, fügte sich nicht, mochte auch der Klerus die Gemeinschast mit dem Gebannten abbrechen, so behauptete er sich doch noch im Besitz des Bistums, gestützt auf seine Vasallen und Dienstleute; er war eben nicht nur Bischos, sondern auch deutscher Fürst. Gegen das Zölibats-geoot erhob die Mainzer Oktoberfhnode 1075 stürmischen Widerspruch. Der Bischof von Passau wurde, als er die römische Bulle am zweiten Weihnachtstage in der Kirche verlas, persönlich bedroht. ^n der Laienwelt, bei den Massen aber sand Gregors Verbot vielfach Beifall; die Laienwelt wünschte von den Geistlichen bk Erfüllung des asketischen Lebensideals. Man befolgte vielerorts den V ä r, Deutsche Geschichte. m. Q

2. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 94

1902 - Paderborn : Schöningh
94 Angeblich eines Zimmermanns Sohn (aus Savona im sd. Toscana) war er in Rom fr den geistlichen Stand erzogen. Gregor Vi. machte ihn zu feinem Kapellan. Nachdem er als Begleiter eines abgefetzten Papstes eine Zeitlang in Deutschland gelebt hatte, begab er sich nach Clugny und von dort nach Rom zurck, wo er nunmehr unter fnf Ppsten auf die Entscheidungen der Kurie den wichtigsten Einflu bte. Als er bei des letzten Papstes Tode das Leichenbegngnis leitete, erscholl aus der Menge des Volkes und der Geistlichen der Ruf: Hildebrand soll Papst fein. Er wurde dann durch die Kardinle in der vorgeschriebenen Ord-nung gewhlt und von der rmischen Geistlichkeit und dem Volke anerkannt. König Heinrich lie durch einen Bevollmchtigten gegen die ohne feine Zustimmung erfolgte Wahl Einspruch erheben; als aber Gregor erklrte, er fei zur bernahme feiner Wrde gezwungen und werde sich nicht eher weihen lassen, bis die knigliche Besttigung erfolgt sei, gab er seine Genehmigung. Es war die letzte frmliche Besttigung der Papstwahl seitens der weltlichen Macht. Das Kaisertum hatte seinen Einflu auf die Papstwahl verloren. Gregor fhrte die von feinen Vorgngern begonnenen Reformen auf das entschiedenste durch und erlie zur Herstellung der kirchlichen Freiheit und Unabhngigkeit besonders folgende drei Verordnungen: 1. Er gebot den Clibat der Geistlichen. Bereits frher war auf mehreren Konzilien bestimmt, da ein Priester nach empfangener Weihe nicht heiraten drfe; aber dieses Gebot war nicht strenge durchgefhrt worden. Gregors Gebot rief anfangs groen Widerstand hervor. Erst als der Papst allen verheirateten Priestern die geistlichen Amtshandlungen untersagte und auch das Volk, aus seine Seite tretend, sich nicht mehr von ihnen die Heilsmittel der Kirche spenden lie, ward der Clibat nach und nach allgemein eingefhrt. 2. Er verbot die Simonie. So nannte man mit Beziehung auf eine Stelle des Neuen Testamentes die damals bei den Fürsten bliche Verleihung der hheren geistlichen Stellen gegen eine Geldabgabe. Gregor verordnete, da diejenigen, welche in der letzten Zeit durch Simonie geistliche mter erlangt hatten, ihrer Stellen entfetzt werden sollten. 3. Er verbot die Investitur durch Laienhand. Es war Brauch, da die Herrscher die bischflichen Sthle besetzten. Besonders in Deutschland, wo die Bistmer durch den frommen Sinn der Fürsten mit groem Landbesitz und vielen Vor-rechten ausgestattet waren, wurde es Sitte, da der König ganz selbstndig den zu weihenden Bischof bezeichnete und den Geweihten dann durch berreichung von Ring und Stab mit den Regalien, wie

3. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neuere Zeit bis 1648 - S. 94

1902 - Paderborn : Schöningh
94 Angeblich eines Zimmermanns Sohn (aus Savona im sd. Toscana) war er in Rom fr den geistlichen Stand erzogen. Gregor Vi. machte ihn zu seinem Kapellan. Nachdem er als Begleiter eines abgesetzten Papstes eine Zeitlang in Deutschland gelebt hatte, begab er sich nach Clugny und von dort nach Rom zurck, wo er nunmehr unter fnf Ppsten auf die Entscheidungen der Kurie den wichtigsten Einflu bte. Als er bei des letzten Papstes Tode das Leichenbegngnis leitete, erscholl aus der Menge des Volkes und der Geistlichen der Ruf: Hildebrand soll Papst fein. Er wurde dann durch die Kardinle in der vorgeschriebenen Ordnung gewhlt und von der rmischen Geistlichkeit und dem Volke anerkannt. König Heinrich lie durch einen Bevollmchtigten gegen die ohne seine Zustimmung erfolgte Wahl Einspruch erheben; als aber Gregor erklrte, er fei zur bernahme feiner Wrde gezwungen und werde sich nicht eher weihen lassen, bis die knigliche Besttigung erfolgt fei, gab er feine Genehmigung. Es war die letzte frmliche Besttigung der Papstwahl seitens der weltlichen Macht. Das Kaisertum hatte feinen Einflu auf die Papstwahl verloren. Gregor fhrte die von feinen Vorgngern begonnenen Reformen auf das entschiedenste durch und erlie zur Herstellung der kirchlichen Freiheit und Unabhngigkeit besonders folgende drei Verordnungen: 1. Er gebot den Clibat der Geistlichen. Bereits frher war auf mehreren Konzilien bestimmt, da ein Priester nach empfangener Weihe nicht heiraten drfe; aber dieses Gebot war nicht strenge durchgefhrt worden. Gregors Gebot rief anfangs groen Widerstand hervor. Erst als der Papst allen verheirateten Priestern die geistlichen Amtshandlungen untersagte und auch das Volk, aus seine Seite tretend, sich nicht mehr von ihnen die Heilsmittel der Kirche spenden lie, ward der Clibat nach und nach allgemein eingefhrt. 2. Er verbot die Simonie. So nannte man mit Beziehung auf eine Stelle des Neuen Testamentes die damals bei den Fürsten bliche Verleihung der hheren geistlichen Stellen gegen eine Geldabgabe. Gregor verordnete, da diejenigen, welche in der letzten Zeit durch Simonie geistliche mter erlangt hatten, ihrer Stellen entsetzt werden sollten. 3. Er verbot die Investitur durch Laienhand. Es war Brauch, da die Herrscher die bischflichen Sthle befetzten. Besonders in Deutschland, wo die Bistmer durch den frommen Sinn der Fürsten mit groem Landbesitz und vielen Vorrechten ausgestattet waren, wurde es Sitte, da der König ganz selb-stndig den zu weihenden Bischof bezeichnete und den Geweihten dann durch berreichung von Ring und Stab mit den Regalien, wie

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 4

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 4 — Aber rasch wandte sich ein Kardinal an das Volk und sprach: „Brüder, ihr wißt, wie Hildebrand seit Jahren die heilige römische Kirche erhöht hat. Wir finden für das römische Bistum keinen seinesgleichen. Darum wählen wir ihn, der in allen Dingen erprobt ist!" Freudig riefen einige Kardinäle: „Der heilige Petrus hat den Papst Gregor gewählt!" Die aufgeregte Menge riß Hildebrand mit sich fort zur Krönungskirche, uno hier wurde er zum Papst geweiht. Nachträglich erklärten sich auch die übrigen Kardinäle mit seiner Wahl einverstanden. So wurde Hildebrand in einem Alter von etwa 40 Jahren Papst und nannte sich Gregor Vii. Zur Erläuterung: Wie kam es, daß der Bauernknabe so rasch emporstieg? Warum erschrak Hildebrand? (Last und Größe des Amtes). Warum wurde er doch gewählt? Wer waren seine Wähler? Das Volk von Rom und die Kardinäle. (Die Kardinäle waren die vornehmsten Geistlichen Roms und des Kirchenstaates, es gab damals 53). Wer hatte wohl am meisten bei der Wahl zu sagen: Die Kardinäle (dreimalige Erwähnung ihres Einverständnisses). Zusammenfassung: Herkunft, Bildung, erster Dienst, Wahl zum Papst. Überschrift: Die Wahl Gregors zum Papst. Zweiter Abschnitt: D i e Einrichtungen Gregors Vii. Von den Einrichtungen und Bestimmungen des neuen Papstes wollen wir vier besprechen, die für unsere Geschichte sehr wichtig geworden sind. 1. Die Pap ft io a h l. Die neue Bestimmung darüber, die Gregor noch als Minister des Papstes treffen ließ, lautete: Der römische Bischof wird durch die 53 Kardinäle gewählt. Das war neu; denn früher wählte auch das Volk und der Adel von Rom mit, und der römische Kaiser bestätigte dann diese Wahl. Ja, von Otto I. wissen wir, daß er zwei Päpste nach einander absetzte und einen anderen Papst dafür einsetzte; von dem Vater Heinrichs Iv. kann ich euch erzählen, daß er auf einmal drei unwürdige Päpste, die sich um den Thron stritten, abfetzte und dafür einen frommen deutschen Bifchof zum Papst einsetzte. Was war wohl der Zweck dieser neuen Einrichtung? Der Papst sollte nicht mehr vom römischen Volk und vom deutschen Kaiser abhängig fein, sondern die Kirche sollte sich selber ihr Oberhaupt wählen. Damit diese neue Wahlordnung nicht umgestoßen würde, wurde jeder mit dem Banne bedroht, der auf andere Weise zum Stuhl Petri gelangte. Zusammenfassung: Erste Einrichtung Gregors: Die Cardinäle wählen den Papst. Zweck: Der Oberherr der Kirche soll vom Kaiser unabhängig fein. Überschrift: Die Papstwahl. 2. Die Priest er ehe. Die neue Bestimmung darüber lautete: Kein Geistlicher darf verheiratet sein.

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 45

1880 - Halle : Anton
45 das Bisthum oder Kloster lag, in ihr Amt eingesetzt worden und hatten aus den Händen derselben zum Zeichen der ihnen übertragenen Gewalt einen Ring und einen Hirtenstab empfangen. Diese Einsetzung der Bischöfe durch die weltlichen Fürsten nannte man Investitur. Nach Gregors Willen sollte sie von nun an nicht mehr durch jene, sondern allein durch den Papst erfolgen. — Und mit die Geistlichen ganz und gar aller weltlichen Sorge zu entheben und um sie ganz und gar an die Kirche und au Rom zu binden, forderte er, daß sie ehelos bleiben sollten: nicht um Weib und Kind, einzig und allein um bett Papst und dessen Befehle sollten sie sich fortan kümmern. — Enblich verlangte Gregor noch die Abschaffung eines groben Mißbrauchs, der Simonie. Es war nämlich bamals Sitte geworben, daß biejenigett, welche ein geistliches Amt zu vergeben hatten, es mit Gelb an bett Meistbietenben, ohne Rücksicht auf seine sonstige Mürbigkeit, verkauften. In Erinnerung an bcn heidnischen Zauberer Simon, der nach Ap. 8, 18 dem Petrus Gelb bot, um basür die Gabe zu erlangen, bnrch Hanbanflegen den heiligen Geist mittheilen zu können, nannte man biefen Unfug „Simonie". 4. König Heinrich hatte sich nicht eben sehr an Gregors Verordnungen gekehrt; darum kamen dem Papste die Klagen der Sachsen gerade recht. Er lud sofort den Heinrich zur Verantwortung nach Rom vor. Dieser, erzürnt über Gregors Anmaßung, berief eine Versammlung der deutschen Bischöfe nach Worms und ließ hier den Papst absetzen. In einem besonderen Schreiben theilte er letzterem den Beschluß der Versammlung mit. Dieses Schreiben war gerichtet an „Hildebrand , nicht den Papst, sondern den falschen Mönch" und schloß mit den Worten: „Ich, Heinrich, König von Gottes Gnaden, rufe dir mit [allen meinen Bischöfen zu: Steige herab, steige herab vom angemaßten apostolischen Stuhle!" Gregor sprach als Antwort auf dieses Schreiben und jenen Beschluß deubaun überheinrich aus. Damit schloß er ihn aus der Gemeinschaft der christlichen Kirche aus, untersagte ihm die Regierung des ganzen deutschen Reichs und Italiens, entband alle feine Unterthanen von der Pflicht des Gehorsams und von dem Eide der Treue, bett sie beut Könige geleistet hatten, und forberte die Fürsten auf, einen anbetn König zu wählen, wenn Heinrich sich seinen Anorbnnngen nicht fügen würde. Wäre nun der letztere der Liebe und Treue feiner Unterthanen sicher gewesen, so hätte er wohl des Papstes Bannfluch verlachen können; allein bnrch sein bisheriges Betragen und Regiment hatte er beibes verscherzt; barutn fetnben Gregors Worte fast überall willigen Eingang; in Sachsen loberte die Flamme des Aufruhrs wilber als je empor, und die deutschen Fürsten erklärten, daß sie, wettn Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne losgesprochen wäre, einen anbetn König wählen würden. In btefer Noth beschloß Heinrich, um seinen Fetnben in Deutsch-tanb bcn Sieg zu vetbetben, sich vor allem mit dem Papste auszusöhnen und sich vom Banne befreien zu lassen. Mitten im Winter unternahm er barmn, nur von feiner Gemahlin, seinem kleinen Sohne und einem

6. Geschichte des Mittelalters - S. 80

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
80 die päpstliche Gewalt, die in den letzten Jahrhunderten sehr gesunken war, zur höchsten Macht in der ganzen Christenheit zu er-' heben. Er stammte aus einer einfachen Familie; sein Vater war ein Zimmermann. Da er schon früh eine gute Begabung und große Lemlust zeigte, brachte ihn derselbe zu einem Oheim, der Vorsteher eines Klosters in Rom war, damit er dort die Schule besuchte. Als er erwachsen war, trat er in das strenge Kloster Cluny in Frankreich ein, von dem, wie wir gesehen haben, damals eine Reformation der Kirche ausging. Hier zeichnete sich der junge Mönch durch Frömmigkeit, Sittenstrenge und Gelehrsamkeit so sehr aus, daß er bald als Ratgeber des Papstes nach Rom berufen wurde. In kurzer Zeit machte sich der außerordentlich begabte Mann auch hier unentbehrlich; er stieg immer höher und wurde endlich zum Papste gewählt. Von einer Bestätigung seiner Wahl durch den Kaiser war schon keine Rede mehr; so sehr hatten sich bereits die Verhältnisse seit dem Tode Heinrichs Iii. geändert. Aber das genügte Gregor noch nicht. Wie das Papsttum, so sollten auch die Kirche und die Geistlichkeit nach seiner Ansicht ganz frei sein von jedem weltlichen Einfluß, insbesondere völlig unabhängig von allen Fürsten und auch von dem Kaiser. Um diese Idee durchzuführen, erließ er bald nach seinem Regierungsantritte eine Reihe von Verordnungen, die zum Teil tief in die Rechte des Kaisers angriffen. Zunächst erneuerte er das alte Gebot des Cölibats, d. i. der Ehelosigkeit der Geistlichen, das schon wiederholt ausgestellt, aber nicht streng durchgeführt worden war. Waren die Priester verheiratet und hatten Weib und Kind zu versorgen, so waren sie dadurch mit starken Banden an das Land, in dem sie lebten, und an ihren Landesherrn gefesselt; dies konnte aber nicht in den Plan eines Mannes paffen, der die Befreiung der Kirche von jeder weltlichen Herrschaft wollte. Nach seiner Idee sollten die Geistlichen nnr der Kirche dienen und nur ihren geistlichen Vorgesetzten untertan sein; diese waren aber wiederum dem Papste zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet. — Eine zweite Verordnung Gregors verbot in Zukunft die Investitur (Einsetzung der Geistlichen in ihr Amt) durch Laien. Diese Verordnung mußte besonders den Kaiser treffen.

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 82

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 82 - Die Einsetzung eines Gegenpapstes; der Tod des Gegenkönigs; die Eroberung Roms; Gregors Flucht und Ende. Kurze Erzählung der Ereignisse. Iii. 2. Rückblick auf Leben und Wirken Gregors. Lebensgang: Bauernsohn,Hildebrand, Mönch, Ratgeber,Kardinal, Papst (22 Jahre), Kamps mit Heinrich, Höhepunkt: Canossa, tiefster Punkt: Flucht aus Rom und Tod in der Verbannung. Th aten: 4 Einrichtungen, erster Bann (Sieg in Canossa), zweiter Bann (Niederlage in Rom). Eigenschaften. Vorzüge: klug, mutig, ausdauernd, fester Wille, Sorge für die Kirche, Kampf für Gerechtigkeit. Fehler: rücksichtslos, hart, grausam, falsch, anmaßend, herrschsüchtig. Diese Fehler zeigte er aber nur im Kampfe für seinen Plan; sein persönlicher Lebenswandel war rein und ohne Tadel. Lebensziel und Mittel zu diesem Ziel. Seine Thaten und Eigenschaften, seine Tugenden und Fehler standen im Dienst seines höchsten Zieles: Reinigung und Besserung der Kirche, Herrschaft des Papstes (als des Stellvertreters Gottes) über die Kirche, über die Christenheit und über alle irdischen Reiche, zur Herstellung des Reiches Gottes, zur Unterdrückung des Bösen, zur Besserung und Beglückung der Menschen. Schlußurteil: Gregor lebte und wirkte, kämpfte und sündigte, handelte und litt für ein großes Ziel, das er für gut und göttlich hielt: Herrschaft Gottes auf Erden („Gerechtigkeit"); aber sein Ziel war ein Irrtum und ein Unrecht, weil er den Papst mit Gott und die Kirche mit dem Reiche Gottes verwechselte. Seine Herrschsucht war zwar edel, aber es war doch Herrschsucht. 1y. 2. Kurze Zusammenstellung von Gregors Leben und Wirken: Lebensgang, Thaten, Eigenschaften, Ziel; Schlußurteil. Iii. 3. Gregor hat sich geirrt, als er die Kirche und sich zum Herrn des deutschen Reiches und aller Reiche machen wollte. Welches ist denn aber das rechte Verhältnis von Reich und Kirche, Kaiser und Papst? Wir haben schon früher (cf. St. Iv der 1. 2 und 4. Einheit) darüber einige wichtige Sätze gelernt. Wiederholung berselben. Aber aus unserer letzten Geschichte können wir das noch viel genauer lernen. Vergleichen wir zunächst, wie steh Heinrich beim ersten und beim zweiten Bann gegen Gregor verhielt. Das erste Mal: Bußfahrt über die Alpen, Zurückweisen des Schwertes der Lombarben, breitägige Buße, Bitten, Thränen — das zweite Mal: Heereszug über die Alpen, Herangehen aller befreundeten Schwerter, breijähriger Kampf, 4 Angriffe auf Rom, kühner Ansturm, zähe Ausbauer, Blut und Eisen. Woher biefe Veränderung? Erinnerung an den zweiten Bannspruch (Kaisertümer und Königreiche) sowie an Heinrichs Botschaft an die Römer (vergl. viertes Stück, Iib). Heinrich hat inbessen eingesehen, daß der Papst

8. Unser Vaterland - S. 161

1900 - Berlin : Bruer
— 161 Kaiser und Königen zurückgewiesen, und selbst die Bischöfe wurden nur ein Werkzeug päpstlicher Macht. Die Steigerung dieses Verlangens gipfelte in der kühnen Behauptung, daß alle weltlichen Herrscher ihre Krone vom Papste, als „dem Stellvertreter Christi" zu Lehen empfangen hätten. Ihre Würdigkeit, ihre Nachfolge auf dem ererbten Throne wurde also durch päpstlichen Willen entschieden, und das von Karl dem Großen erstrebte christliche Gottesreich sollte seinen Lenker statt auf dem deutschen Kaiserthrone, auf dem päpstlichen Stuhle finden. Mochten diese Gedanken in dem brennenden Eifer Gregors für die Herrschaft der christlichen Kirche begründet und zunächst nur geistig aufgefaßt worden sein, bald genug wurden sie verweltlicht, und die römisch-katholische Kirche konnte das Wort ihres hehren Stifters nicht mehr auf sich beziehen: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Heinrichs Iv. Charakter war leider zu sehr geeignet, solche Herrschaftsgelüste Gregors zu unterstützen. Schon in Italien hatte der Papst heftigen Widerstand gefunden und darum genug in nächster Nähe zu thun, seinen Plänen Geltung zu verschaffen. Er hatte es darum kluger Weise übersehen, wie Heinrich Iv. das Jnvestiturrecht nach wie vor in Deutschland übte; als sich dieser aber in italienische Angelegenheiten mischen und selbst mit den Normannen in Italien Verbindungen anknüpfen wollte, trat Gregor seinen Bestrebungen klug entgegen. Zunächst hatte Heinrich Gesandte nach Rom geschickt, um wegen der Kaiserkrönung zu verhandeln (1075). Doch sandte ihm der Papst unerwartete Antwort. Er machte ihm ernste Vorwürfe darüber, daß er unerlaubter Weise das Jnvestiturrecht übe, mit gebannten Räten umgehe und wegen vieler Laster anzuklagen sei, darum von christlicher Gemeinschaft ausgeschlossen werden solle, wenn er sich bis zur nächsten Fürstensynode nicht gebessert und feierlichst Buße gethan habe. Während hier Gregor vermessene Sprache führte, war er in Rom von höchster Lebensgefahr umgeben. Doch rettete ihn sein Mut und seine würdevolle Haltung, die niemals ihre Wirkung auf die Menge verfehlten; denn das Volk, das sich soeben gegen den Papst empört hatte, brachte ihm bald begeisterte Huldigungen dar. Heinrich empfing zu Goslar die Botschaft des Papstes, und es kann nicht Wunder nehmen, daß sein rasches, fränkisches Blut sich aufbäumte gegen Worte, die ein deutscher König von den Päpsten noch niemals zu hören brauchte, und Heinrich stand zu dieser Zeit im Voll- Bornhak, Unser Vaterland. 11

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 78

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — Viertes Stück. Gregors Flucht und Ende. Erster Abschnitt: Gregors Befreiung und Flucht. . 2 l e l: Wie Gregor durch ein mächtiges Kriegsheer befreit wird und aus Rom flieht. klingt sonderbar. Woher sott dem Bedrängten ein mächtiges Krregsheer zu Hilfe kommen? Aus Deutschland schwerlich. Wa-luii! r^Und n0(^ sonderbarer ist, daß der befreite Papst aus Rom flieht, Natt stch mtt Hilfe des Heeres wieder zum Herrn der abgefallenen Stadt zu machen. Und warum sieht Heinrich mit seinem Heere ruhig an, daß ihm fern Feind entrinnt? Hört die Lösung dieses Rätsels. Iia Darbietung des Stoffes (nebst Erläuterung). Boten aus Boten hatte der bedrängte Papst an den Normannen-herzog Robert Guiskard geschickt und ihn um Hilfe angefleht. Robert hatte vor kurzem mit seinen kriegerischen Rittern Unteritalien und Sizilien erobert und nannte sich den Lehnsmann des Papstes. Endlich kam die Kunde, daß em Normannenheer von 6000 Rittern und 30 000 Fußsoldaten heranziehe. (Was wird Heinrich thun? Entweder . . . oder . . . Was ist das bessere?) Heinrich wollte nicht seinen Gewinn aufs Spiel setzen und beschloß daher, dem übermächtigen Feind auszuweichen. Er übergab den Römern den Schutz der Stadt und die weitere Belagerung der (^'ngelsburg und zog mit seinem Heere ab. Eine Woche nach seinem -lbzug stand Robert vor den Mauern Roms. (Was werden die Römer thun? Entweder . . . oder ... Was ist das bessere?). Schon am tiächstcn L-ag öffneten ihm einige Römer heimlich ein Thor, und die Normannen strömten in die Stadt. Widerstand war unmöglich. Mit dem Rufe: Guiskard! stürmten die Feinde über die Tiberbrücke zur Engelsburg. Die Thore öffneten sich den „Getreuen des heiligen Petrus", Gregor war befreit und nahm mit seinem Retter Wohnung in der Stadt. Mit Gewalt und Übermut schalteten die Normannen in Rom. Dabei geschah es, daß ein Normannenfürst erschlagen wurde. Da gab der ergrimmte Robert die Stadt der Plünderung preis. Racheschnaubend drangen die Normannen in die Häuser, raubten alle Kostbarkeiten, mordeten die 9nönner, mißhandelten die Frauen und Kinder und schleppten Tausende gefangen fort, um )ie als Sklaven zu verkaufen. Ganze Straßen und herrliche Paläste und Kirchen, ehrwürdige Bauwerke des Altertums wurden durch Feuer vernichtet. Rom war ein rauchender Trümmerhaufen. (Erläuterung und Zusammenfassung). Könnt ihr nun das Rätsel lösen, daß der befreite Gregor doch aus Rom flüchtete ? Die überlebenden Römer gaben ihm und seinem Starrsinn die Schuld an der gräßlichen Zerstörung, entbrannten in furchtbarer Wut gegen ihn und zeigten ihm ihren Groll so deutlich, daß

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 22

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — durch Auflösung des Lehnseides. Gregor bannte Heinrich hauptsächlich deswegen, weil sich dieser durch Entsetzung des Papstes zum Herrn der Kirche ausgeworfen und die Kirche gespalten hatte. Gregor war der Meinung, daß der Papst Oberherr der Kirche und — durch seine Gewalt zu binden und zu lösen — auch Oberherr von Kaiser und Reich sei. Der Papst wollte den König durch den Bann zur Demütigung und Unterwerfung unter feinen Willen zwingen. 2. Zusammenfassung des letzten Teilabschnittes. (Der Bann-fpruch des Papstes); der vier Teil-Abschnitte (Überbringung und Verkündigung der Wormser Beschlüsse, die Bannung, der Bannspruch); des ganzen Abschnittes (Die Bannung des Kaisers auf dem Konzil zu Rom — Bannfpruch). Iii). Beurteilung. 1. Die Handlungen Gregors. 2. Der Plan Gregors. 3. Die Handlungen Heinrichs. 1. Die Handlungen Gregors. Sie machen auf uns einen ähnlichen Eindruck wie die Einrichtungen Gregors. Daß Gregor die kaiserlichen Räte bannte, war zweckmäßig (denn nur durch solche Strenge konnte er dem Unfug steuern und den Kaiser vor weiteren Übelthaten abschrecken) und gerecht (benn die Räte verdienten die Strafe); Gregor zeigte sich also klug, streng und gerecht, zugleich auch (durch sein Auftreten gegen die vornehmsten und mächtigsten Herren) mutig und rücksichtslos. Daß Gregor nun dem Kaiser Vorwürfe machte wegen feines Umgangs mit den Gebannten und wegen seiner Laster (von denen er freilich nur durch Hörensagen und vielleicht auch durch Verleumdungen wußte) können wir auch noch gut heißen, ja auch noch, daß er dem Kaiser mit der Kirchenstrafe des Bannes drohte; denn der Kaiser hatte sich gegen die Kirche vergangen (Simonie, Umgang mit den Gebannten). Gregor zeigte sich also auch hier streng, gerecht und mutig. Aber daß er dem Kaiser die Einsetzung von Bischöfen vorwarf und ihm mit Entsetzung drohte, das war ungerecht und anmaßend; denn der Kaiser hatte doch das Recht zur Investitur, und Gregor war doch nicht sein Oberherr und Richter. Es war aber auch unklug; denn es mußte ja den jungen, hitzigen und siegesfrohen Kaiser zu Kampf und Gewalttat reizen. Das Verhalten des Papstes auf der Fastenversammlung (insbesondere gegen die Boten) haben wir schon früher als mutig, edelmütig und klug bezeichnet und können jetzt noch hinzufügen, daß er sich beim Empfang der kaiserlichen Botschaft sehr geistesgegenwärtig und entschlossen und bei der Bestrafung der deutschen Bischöfe sehr klug zeigte. Wie sollen wir aber über den Bannspruch des Papstes urteilen? Wertn er den Kaiser wegen der Simonie, des Umgangs mit den Gebannten, der ungerechten Entsetzung und der Spaltung der Kirche aus der Kirche und dem Gottesbienst ausgestoßen hätte, so könnten wir das immer noch billigen, benn dazu hatte der Papst das Recht, die Macht und auch gerechte Ursache; er hätte sich aber trotzbem bebenken müssen,

11. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 417

1894 - Gera : Hofmann
I. Heinrich Iv. 5. Gregors Ausgang; seine Persönlichkeit. 417 so feuriger Geist — die späten Jahre schienen die Glut besselben nur heller anzufachen — mußte notwenbiger Weise, wo er eingriff, Verwirrungen hervorrufen und enblich im Ringen mit den Mächten, die er ringsum gegen sich aufreizte, zu Grunbe gehen. Selbst viele, mit benen Gregor in den wesentlichsten Punkten ein» verstauben war, haben die Gewaltsamkeit und Hitze feines Verfahrens nicht gebilligt. Wie früher mit Petrus Damiani, ist er später mit Lanfrank und mit den Cluniacenfern nicht immer in gutem Vernehmen geblieben; mit Desiberius von Monte Cassino geriet er mehr als einmal in Streitigkeiten, und noch über den Toten hat der Abt tabelnbe Worte verlauten lassen. Rom, das Hilbebranb lange gehulbigt, verfluchte zuletzt ihn und sein An-benken. Wie man auf der einen Seite feine Hartnäckigkeit tabelte, so beschulbigte man ihn auf der anberen Seite einer fchwankenben und zwei-beutigen Politik. Mochten aber auch die Beweggründe Gregors von feinen Freunben als rein anerkannt werben, die feiner Gehilfen erschienen selbst biefen nicht immer im besten Lichte. Hugo von Lyon, der feine Anatheme über ganz Frankreich und Burgund ausstreute, galt für einen übermütigen und ehrgeizigen Priester, und Richarb von Marseille, der Legat in Spanien, scheint keinen anberen Ruf gehabt zu haben. Die enge Verbinbung Gregors mit Gisulf von Salerno, einem verruchten Menschen, und Wilhelm dem Eroberer, besten tyrannische Grausamkeit weltkunbig war, gab noch größeren Anstoß. Gregor hegte eine gewisse Vorliebe für harte Charaktere. Als jener Gerbob, welcher den jungen Grafen Arnulf von Flanbern erschlagen hatte, nach Rom kam, reuig feine Verbrechen bekannte und sich jeber Strafe unterziehen wollte, befahl der Papst, ihm die fchulbige Hand abzuhauen, bestimmte aber zugleich im Geheimen, daß die Strafe nicht vollstreckt werben solle, wenn Gerbob im Augenblick, wo sie ihm brohe, nicht zucke; Gerbob zuckte nicht, als das Beil schon erhoben war, und Gregor, barüber hocherfreut, schickte ihn nach Cluny. Gregor sah die Erfolge, die er bereits erlangt hatte, selbst noch wieber in Frage gestellt. Als er starb, ftanb die Sache, der er gebient hatte, wahrlich übel genug; die Zahl seiner Anhänger war zusammengeschmolzen, und die wenigen, die treu in allen Gefahren bei ihm ausgehalten hatten, waren entmutigt. Von den großen Männern, welche in die Weltgeschichte mächtig eingegriffen haben, haben fast alle greifbare Resultate ihrer Wirksamkeit hinterlassen; Gregor, der ein geistliches Kaiserreich aufzurichten gebachte, ließ nichts als ein politisch-kirchliches System zurück, aber ein System, bessert Voraussetzungen weit in frühere Jahrhunberte zurückreichen und besten Folgen noch in unseren Tagen sich fühlbar machen. Er gehört nicht zu den Geistern von ursprünglich schöpferischer Kraft, aber in vorderster Reihe muß man ihn benen zuzählen, die den fchwankenben Gebanken von Taufenben eine entfchiebene Richtung gaben und baburch die Entwicklung der Menschheit in anbere Bahnen lenkten. Seine wesentlichste Bebeutung für den Gang der Geschichte ist, daß er einen Bruch in die bisherigen Welt-Verhältnisse brachte, nach welchem das beutfche Kaisertum fein durch ein Jahrhundert behauptetes Prinzipat im Abenblanbe nicht in gleicher Weise festhalten konnte. Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. I. 27

12. Bd. 2 - S. 223

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Kreuzzüge. 223 Kirchen wurden zerstört. Seit dieser Zeit brachten die Pilger des Abendlandes die traurigsten Nachrichten aus Palästina von ihren Wanderungen zurück, obgleich diese Wanderungen sich vermehrten, weil die Geistlichkeit seit dem eilften Jahr- hunderte die Pilgerzüge nach Palästina zur Abbüßung be- gangener Sünden auferlegte, und am Ende des ersten christ- lichen Jahrtausends die sichtbare Wiederkunft des Erlösers allgemein erwartet worden war. Diese Reisen geschahen Anfangs größtenthcils über Rom, wo die Pilger das Kreuz-und den Segen von dem Papste empfingen, nach einem italischen Hafen und von da nach der syrischen Küste. Als aber am Ende des zehnten Jahr- hunderts das Christenthum von den Ungarn angenommen worden war, eröffneten seit der Mitte des eilften Jahrhun- derts mehrere Pilgerschaften ihre Reisen durch Ungarn nach Konstantinopel. 333. Nähere Veranlassungen derselben. Das Schicksal der Christen in Palästina ward nocb be- denklicher, seit (1065) die Garde der se ld sch u k i sch e n Türken zu Bagdad dem Khalifen den letzten Schimmer seiner weltlichen Macht raubte, und ihre Anführer mehrere seldschukische Sultanate in Vorderasicn stifteten, unter wel- chen das von Jconium aus ehemaligen oströmischen Be- sitzungen im Westen des Euphrats, gleichsam im Angesichte Konstantinopels und des byzantinischen Kaisers, auf der Küste Kleinasiens gebildet worden war. Jetzt baten die oströmi- schen Kaiser selbst die abendländischen Christen um Unter- stützung, und Gregor?, der damals oas Gebäude der geistlichen Hierarchie gründete, forderte die abendländische Christenheit zu dieser Unterstützung auf, weil ihm die Noth zu Byzanz die Aussicht eröffnete, als der erste Bischoff der ganzen Christenheit anerkannt zu werden. Doch Gregors Kämpfe mit Heinrich 4 verhinderten die Verwirklichung sei- nes Planes, den sein Zögling Urban 2 von neuem auf-

13. Ottonen und Salier - S. 131

1910 - Gotha : Thienemann
— 131 — Synode beschloß am 25. Juni 1080 die Absetzung Gregors und wählte den Erzbischof von Ravenna zum Papst (Clemens Iii.). Viermal stand Heinrich vor Rom — 1081, 1082, 1083, 1084 —, ohne zu einem entscheidenden Erfolg zu gelangen, weil sein Kampf gegen den Papst auch ein Kampf gegen die Normannen Unteritaliens war. Aber im März 1084 zog er in Rom ein, bestellte eine Synode, ließ Gregor absetzen und bannen, Clemens Iii. von den Römern wählen und dann weihen, und aus dessen Händen empfing er am 31. März 1084 die Kaiserkrone. Aber uubezwungen lag noch die Engelsburg, und da wohnte hartnäckig Gregor. Mit 35 000 Mann nahte Robert Gniskard zum Entsatz. Und weil Heinrich nicht wagen konnte, ihm mit seinem schwachen Heere entgegenzutreten, verließ er am 21. Mai Rom. Die Normannen zogen ein. Aber da sie mit Mord und Plünderung furchtbar wüteten, brachten sie Gregor um die letzten Sympathien der Römer. Er war besreit und doch nicht sicher. Darum zog er im Schutz der Normannen südwärts, erst nach Monte Casino, dann nach Benevent, zuletzt nach Salerno. Er hatte Heinrich seit 1080 noch dreimal gebannt, umsonst, die Welt gehorchte ihm nicht mehr. Am 25. Mai 1085 starb er in Salerno. „Geliebt habe ich die Gerechtigkeit und gehaßt das Unrecht, darum sterbe ich im Elend." Das war sein letztes Wort. Es war die bittere Wehmut eines Besiegten, die so sprach. Ranke Vii, 312: „Gregors Kundgebungen enthalten keine tiefsinnigen Doktrinen; denn beinahe alles, was er vorträgt, war bereits vorgekommen; allein sie schließen sich in ihm ab zu einem System, dessen individuelle Wahrhaftigkeit niemand in Frage stellen könnte. Die Worte, die er bei seinem Ende ausrief, er sterbe im Exil, weil er die Gerechtigkeit geliebt habe, drücken seine innerste Überzeugung aus. Aber man soll nicht vergessen, daß es nur hierarchische Gerechtigkeit war, die er bis zu seinem letzten Atemzüge verfocht." — 311/12: „Das hierarchische System Gregors beruht auf dem Streben, die klerikale Gewalt zur Grundlage des gesamten menschlichen Daseins zu machen. Dadurch werden die beiden Grundsätze, welche das System charakterisieren, das Gebot des Zölibates und das Verbot der Investitur durch Laieuhand, verständlich. Durch das erstere soll sich eine Körperschaft des niederen Klerus bilden, welche von allen persönlichen Beziehungen der menschlichen Gesellschaft abstrahiert. Durch das zweite soll die höhere Geistlichkeit vor allen Einflüssen der weltlichen Gewalt sichergestellt werden." Hauck Iii, 833: „Der unbestreitbare Erfolg von Gregors Pontifikat besteht darin, daß er dem Papsttum die bewußte Richtung aus Weltherrschaft verliehen hat. Er hat diesen Gedanken nicht zuerst erfaßt. Aber was einst bei Nikolaus I. als die letzte Konsequenz seiner Vorstellungen über den Umfang der päpstlichen Macht schier über- 9*

14. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 222

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
222 Das deutsche Reich bis zum Eude des elften Jahrhunderts. dürfniß der Herrscher, die Bischöfe nach ihrem Vortheil zu wählen, allmälig zu einer eigentlichen Verleihung des bischöflichen Amtes geworden. Gegen sie hatte sich der kirchliche Kampf schon gerichtet, als Leo Ix. auf einem zu Remi im Jahre 1049 gehaltenen Concilium die kanonische Wahl als Bedingung für die Verwaltung des bischöflichen Amtes aufstellte. Freilich mußte hierdurch der Kampf in das festge- wurzelte und alle Verhältnisse durchdringende Lehensweseu eingreifen, da der Uebelstand nicht gründlich zu heben war, wenn nicht die Bischöfe dem Vasallenverhältnisse ganz entzogen wurden. Doch Gregor mußte den Grundsatz in aller Schärfe aussprechen und es von dem Entgegen- kommen der weltlichen Gewalt erwarten, daß Mittel gefunden würden, den kirchlichen Forderungen ohne Störung der staatlichen Verhältnisse genug zu thun. Daß er einen Mann wie Heinrich Iv. zum Gegner erhielt, erschwerte seine Stellung insofern derselbe das mißbräuchliche Verfahren nicht, wie sein Vater, zu Gunsten der Kirche, sondern in niedrigen Absichten angewandt hatte. Dadurch waren bereits eine Menge von Bischofsitzen in Deutschland und Italien mit Männern besetzt, die das Bestreben Gregors gegen ihren eigenen Vortheil gerichtet sahen und ihren Widerstand mit dem des Königs vereinigten. Die Geistlichkeit der Gostarer Kirche, die in dem Verkehr mit dem zügellosen Hofe sich verweltlicht und in niedrigen Künsten geübt hatte, war eine Pflanzschule geworden, aus welcher Feinde der kirchlichen Zucht in die Kirche ein- drangen. Daß aber gerade Heinrich Iv. Gregors Gegner war, gab demselben auch eine günstige Stellung, insofern die Uebelstände des von Gregor bekämpften Verfahrens augenfällig genug wurden, um Alle, denen das Wohl der Kirche am Herzen lag, Alle, die sich durch Fröm- migkeit und Wissenschaft auözeichneten, jedenfalls auf die Seite des Papstes zu führen. 19. Nach seiner Erwählung suchte Gregor die Bestätigung Heinrichs nach, ließ ihn aber zugleich wissen, daß er durch die Bestätigung sich nicht zu Billigung der eingerissenen Mißbräuche bestimmen lassen werde. Obgleich Heinrich von seiner Umgebung die Bestätigung abgerathen wurde, erfolgte sie doch, da seine Abgeordneten bei ihrer Ankunft in Rom die Wahl in Ordnung fanden. Es war dies aber die letzte Be- stätigung, welche eine Papstwahl erhielt. Nachdem nun Gregor auf drei zu Nom gehaltenen Concilien seine Anordnungen im Sinne der Kirchenzucht getroffen hatte, erhielt er ein Schreiben von Heinrich, das Absetzung der in die Empörung verwickelten sächsischen Bischöfe ver- langte. Gregor, der schon während des Krieges Einstellung der Feind- seligkeiten verlangt und sich zum Schiedsrichter ang-eboten hatte, ließ mit der Forderung antworten, daß die Bischöfe zuerst ihren Kirchen zurück- gegeben würden, und hielt dem Könige vor, daß er sich als einen Feind

15. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 21

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iii. Der Inveftiturstreit. 21 vermieden hätte: er mußte den Bann gegen den König aufheben und damit sein kunstvoll geschlungenes politisches Gewebe selber zerreißen. Die Fürsten ließen sich zwar trotz der Absolution von der Erhebung eines Gegenkönigs* nicht abhalten, aber es war dem Papste nicht möglich, für diesen einzutreten. Der Sturz Heinrichs entsprach auch gar nicht seinen Absichten. Er suchte vielmehr eine Stellung über den Parteien einzunehmen und als Oberhaupt der Christenheit über das Recht der beiden Erwählten auf den Thron zu entscheiden. Diese Laltung Gregors war den Fürsten keineswegs genehm; man warf ihm vor, er habe seines apostolischen Eifers vergessen und sei stark von seiner früheren Gesinnung abgewichen. In Deutschland tobte infolge der neuen Königswahl der Bürgerkrieg; besonders Schwaben und Sachsen standen gegen den heimgekehrten König in Waffen. Doch gelang es ihm, die Vereinigung der Gegner zu hindern. Gregor entschied sich erst dann für den Gegenkönig, als Heinrich auf seine schiedsrichterlichen Ansprüche keineswegs einging, und verkündete 1080 zum zweiten Male den Bann gegen ihn; auch erneuerte er diesmal das Investiturverbot mit den schärfsten Worten. Da zeigte es sich, daß die Reihen seiner Anhänger auch unter den weltlichen Fürsten sich lichteten. Die deutschen Bischöfe und ebenso die lombardischen standen größtenteils auf des Königs Seite, und so kam es sogar zur Erwählung eines Gegenpapstes. Als der Gegenkönig im Jahre 1080 im Kampfe den Tod fand, konnte Äeinrich mit Äeeresmacht in Italien erscheinen; er führte seinen Papst nach Rom und empfing von ihm die Kaiserkrone, während Gregor nur durch die heranrückenden Normannen vor der Gefangennahme bewahrt wurde. Zn ihrem Schutze ist er im Jahre 1085 in Salerno gestorben. Wenn auch aus seinen letzten Worten: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Gottlosigkeit gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung," das bittere Gefühl spricht, besiegt zu sein, so ist seine Wirksamkeit doch als die größte Wendung in der Geschichte der römischen Bischöfe zu bezeichnen. Er hat zwar die geistliche Gewalt nicht über die weltliche erheben können, aber er hat der Unterordnung des Papsttums unter das Kaisertum ein Ende gemacht und es diesem als eine ebenbürtige Macht zur Seite gestellt. Was er erstrebt hatte, blieb auch für die folgenden Jahrhunderte das Ziel des Papsttums 1 es den Fürsten hierbei mehr auf die Vermehrung ihrer Macht als auf die kirchliche Freiheit ankam, zeigt die Tatsache, daß sie dem neugewählten König eine Reihe von Bedingungen machten; vor allem mußte er auf die Erblichkeit der Krone verzichten. Wir haben es hier zum ersten Male mit einer „Wahlkapitulation" zu tun.

16. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 95

1898 - Breslau : Hirt
Die frnkischen Kaiser. Heinrich Iv 95 Normannen. Ihr Herzog Robert Guiscard hatte Apnlien und Kalabrien erobert und nahm die dort liegenden Gter des rmischen Stuhles zu Lehen, wogegen er sich oerpflichtete, das sichtbare Haupt der Kirche gegen jedermann zu verteidigen. Bei der nchsten Papstwahl erhoben die begeisterten Kardinle Hildebrand auf den rmischen Stuhl (1073). Dieser hie seitdem Gregor Vii. Was er als Mnch ersehnt, als Ratgeber von vier Ppsten begonnen, das wollte er als Papst vollenden: die Reformation der Kirche, aber auch die Herrschaft derselben. Drei wichtige Maregeln sollten ihm hierzu dienen. b Gregors Mittel. Schon im nchsten Jahre verlangte er auf einer Synode, da alle Priester im Clibat, d. i. ehelos leben sollten. Losgelst von Weib und Kind und frei von aller Familiensorge, sollte der Priester sich uur als Glied jener Gemeinschaft fhlen, die ihre Weisungen von Rom erhielt. Aber Gregor stie auf vielfachen Wider-sprnch, denn wenn sich mich bisher bereits die hheren Geistlichen der Ehe enthielten (1. Kor. 7, 38), so war boch die niedere Geistlichkeit verheiratet; hatte doch einst das Konzil zu Nica einen Antrag auf Ehe-losigkeit der Priester nicht angenommen. Jetzt muten die verehelichteu Priester entweder ihre Familie verlassen oder ihr Amt ausgeben. Wer bei einem verheirateten Priester beichtete oder die Messe hrte, wurde mit dem Banne belegt. Namenloser Jammer kam damit der die Priesterfamilien. Durch die Mnche hetzte die Kirche das gemeine Volk gegen die in der Ehe lebenden Priester auf, so da nach etwa hnndert Jahren die Forderung Gregors allgemein durchgefhrt war. Erst iu der evangelischen Kirche erhielt das Pfarrhaus seine hohe Bedeutung im Volksleben zurck. Eine zweite Maregel Gregors war das Verbot der Simonie, d. i. Verkauf geistlicher mter um Geld. Von altersher war es blich gewesen, da ein Bischof oder Abt bei der bernahme seines Amtes seinem weltlichen Oberherrn eine Abgabe, eine Art Steuer eut-richtet hatte. Dieselbe bildete einen wesentlichen Teil der kniglichen Einnahme, den lange Zeit niemand als unwrdig empfand. Doch hatten sich schlimme Mistnde eingeschlichen; manche unwrdige Geistliche, selbst Bischfe und Erzbischse. waren baburch in den Dienst der Kirche gekommen, ba sie sich durch Geldsummen die Berufung erschlichen hatten; namentlich die kaiserlichen Rte hatten sich bei diesem Handel zu bereichern gewut. Gregor forderte, da alle Geistlichen, welche ihr Amt durch Simonie erhalten hatten, abgesetzt wrden; jeder, der sich knftig der Simonie schuldig machte, sollte mit dem Banne belegt werden. Whrend nun diese beiden Maregeln Gregors -die Stellung des Kaisers wenig berhrten, drohte eine dritte ihm die sicherste Sttze des

17. Ottonen und Salier - S. 114

1910 - Gotha : Thienemann
— 114 — dem Verbot Gregors zugrunde liegenden Gedanken, daß die Sakramente unwürdiger Priester nichtig seien: man verhöhnt die heiligen Handlungen derselben, verschmähte deren Beichte, wies die letzte Ölung und das Begräbnis durch dieselben zurück. Heinrich Iv. hielt es zunächst für angemessen, die Verbote Gregors zu ignorieren. Er ernannte neue Bischöfe von Bamberg, Lüttich, Speier, Fermo und Spoleto — und diese wurden ohne Widerspruch von ihren Metropoliten geweiht —, auch einen neuen Erzbischof von Mailand. So waren König Heinrich Iv. und die Bischöfe Verbündete gegen den Papst; es schien, als ob der Episkopat, wie er es nach der von Otto I. geschaffenen Verfassung sein sollte, die starke Stütze des Königtums sei und bleibe. Drohungen Gregors. Am Neujahrstag 1076 kam eine königliche Gesandtschaft von Rom zurück und überbrachte ihrem Herrn einen Brief Gregors nebst mündlichen Aufträgen: der König solle die gebannten Räte entlassen, er möge sich erinnern an die Verwerfung Sauls durch Samuel; seine Verbrechen seien schauerlich und weithin bekannt, und nach göttlichem und menschlichem Rechte müsse der König gebannt und ohne Hoffnung auf Wiederherstellung seines Reiches entsetzt werden. Urteil über Gregors Vorgehen. Gregor wollte Heinrichs Widerstand gegen seine Pläne brechen. Wie? Durch Androhung des Äußersten: des Bannes und des Verlustes des Königtums. Die Furcht sollte den Widerstand Heinrichs brechen. — Täuschte sich Gregor nicht über die Macht seiner Mittel? Hatte er Verfügungsgewalt über das Königtum? Wir bemerken deutlich, wie er sich in dem Gedanken bewegt, daß das Papsttum eine dem Königtum übergeordnete Gewalt sei. Und taktlos war, wie er's tat: er übertrug Dienern des Königs die mündliche Überbringung eines scharf absprechenden Urteils über ihren Herrn. Hauck Iii, 788: „Gregor blieb nicht Herr seiner selbst, sondern ließ sich durch sein Temperament hinreißen. In seiner leidenschaftlichen Erregung verlor er die Fähigkeit, abzuwägen, welche Folgen der Stoß, den er führte, haben würde und haben mußte. Nach Drohungen, wie er sie aussprach, war der Friede mit dem siegreichen, des deutschen Episkopats sicheren König unmöglich." Synode von Worms, 2 4. Januar 10 7 6. Sofort nach dem Empfang des Briefes berief Heinrich eine Synode nach Worms. Es erschienen die meisten fränkischen, lothringischen und schwäbischen Bischöfe, viele sächsische, auch ein lombardischer und burgundischer, die Mehrzahl der bayerischen fehlte aber. Was konnten die Bischöfe gegen Gregor tun? Ihre Lage war schwierig: sie waren Bischöfe und Fürsten, als Bischöfe dem Papst zum Gehorsam, als Fürsten dem König zur Treue verpflichtet.

18. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 95

1902 - Paderborn : Schöningh
95 Grafschaften. Reichsvogteien, Drfern, Zllen. Marktrecht. Mnzrecht u. bgl belehnte. Diese Art der Belehnung, Investitur genannt, erregte Ansto., weil der weltliche Herrscher durch kirchliche Symbole mit den Tem-poralien belehnte. Gregor verbot nun auf einer Synode im 1075 den Geistlichen unter Strafe der Absetzung die Annahme der Investitur aus Laienhand und bestimmte, da weltliche Fürsten, welche durch In-vestitur geistliche Stellen besetzen wrden, hinfort aus der Kirchen-gemeinfchaft ausgeschlossen werden sollten. Durch diese Verordnung wollte-er die Kirche mit allen ihren Lehnsgtern von der staatlichen Abhngigkeit befreien. Es war natrlich, da dieses Bestreben des Papstes von feiten der Könige, welche durch die Entziehung ihres Einflusses auf die Bis-tmer und Abteien einen groen Teil ihrer Macht und ihrer Einnahmen zu verlieren frchteten und die Investitur als ihr hergebrachtes Recht ansahen, einen mchtigen Kampf hervorrief. Alle diese Maregeln zielten dahin, der Kirche -nicht blo eine freie,, von jeder weltlichen Macht unabhngige Stellung zu sichern, sondern sie sogar der alle Macht der Könige und Fürsten zu erheben. Nach Gregors Ansicht hatte von vornherein die geistliche Macht eine hhere Berechtigung als die weltliche. Der Papst als Stellvertreter Christi in der Kirche galt ihm als die erste, ja als die einzige von Gott unmittelbar eingesetzte gesetzliche Autoritt, von der jede andere Obrigkeit erst ihre rechtmige Besttigung erhallen sollte. In diesem Sinne vergleicht er an einer Stelle seiner noch erhaltenen Briefe die geistliche Macht mit der Sonne, die weltliche mit dem Monde. In diesem Sinne strebte er eine allgemeine Theokratie an, deren Lenker der Papst sein solle, in der jeder Streit vor seinem Richterstuhle entschieden werden, wo kein Krieg mehr sein, sondern ewiger Friede herrschen solle. b) Heinrich zu Canossa. 1077. Da der König fortfuhr, Bischfe zu investieren, und gegen das Gebot der Kirche gebannte Geist-liehe von seinem Anhange bei Hofe duldete, so lud ihn der Papst zur Verantwortung nach Rom. Ein solches Verfahren gegen einen deutschen König war bis dahin unerhrt. Emprt der Gregors Forderungen, berief Heinrich die Bischfe zu einer Synode nach Worms (1076),, lie hier den Papst der Simonie und anderer erdichteter Verbrechen anklagen und die Absetzung der ihn aussprechen. Dann meldete er dem Papste die Beschlsse der Synode in einem Briese mit der Aufschrift: ..Heinrich, nicht durch Anmaung, sondern durch Gottes Einsetzung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mnch." Mit Zustimmung der in der Lateransynode versammelten Geistlichen sprach jetzt der Papst der ihn den Bann aus und entband seine Untertanen.

19. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 52

1909 - Regensburg : Manz
52 Gregor und die Kaiser von Konstantinopel. Verdienste um den Kirchengesang. Neben den Klöstern stiftete er Spitäler, Zufluchtsstätten für Arme und Altersschwache, für Kinder und Waisen und Schulen für die römische Jugeud. Gregors Festigkeit und Würde den Kaisern von Konstantinopel Mauritius und dem grausamen Phokas gegenüber war ein Fingerzeig für seine Nachfolger, wie sie sich in den für deu Römischen Stuhl so schwierigen Verhältnissen zu benehmen hätten. Er widersetzte sich dem Edikt des Kaisers Mauritius, welches den öffentlichen Beamten den Eintritt in den geistlichen oder klösterlichen Stand untersagte und nahm die Einwohner in den Provinzen gegen die Gewaltmaßregeln Gregor der Große, Patron der Schule, unterrichtend. Häufig verwendetes Accipies-tanti Bild, so Exercitium puerorum 1500. der kaiserlichen Beamten in Schutz. Zugleich aber bot er alles aus, um das Ausehen des Kaisers in Rom und den andern griechischen Provinzen Italiens aufrecht zu erhalten und gegen die Angriffe der Langobarden zu verteidigen. Mitten unter biefen vielfachen Beschäftigungen fanb Gregor noch Zeit zu eben so grünblichen, als nmfaffenben wissenschaftlichen Arbeiten. Unvergänglich sind seine Verbienste um den Kirchengesang. Die einstimmige Überlieferung des Mittelalters hielt fest, daß dieser große Papst bte zu seiner Zeit nnb wohl schon lange vor ihm in der römischen Kirche gebräuchlichen liturgischen Gesänge nach feften musikalischen Grnnbsätzen gesichtet, gekürzt, zu einem Ganzen gesammelt, mit neuen vermehrt, nach dem Laufe des Kirchenjahres georbnet und mit Neumeu, d. t. Notenzeichen über dem Text versehen, die ans den drei Akzenten A A einfach oder in verschiedenen Kombinationen entstanden sind, in einem Buche zusammengestellt

20. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 69

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Heinrichs Streit mit Papst Gregor Vii. 69 alten römischen Kaiser angesehen wurden, so war die Stadt Rom und auch ihr Bischof, obwohl er in geistlicher Hinsicht als der erste Bischof in der Christenheit galt, ihnen im Weltlichen untergeben und es war deshalb, wie wir wissen, zwischen mehreren Kaisem und den Römern ausdrücklich ausgemacht worden, daß kein Papst ohne kaiserliche Bestätigung gewählt werden dürfe. Das wollte nun Gregor gänzlich ändern; der Papst sollte einzig und allein von den Kardinälen, nämlich den Hauptgeistlicheu in Rom, gewählt werden und völlig unabhängig vom Kaiser sein; ja dieser sollte im Gegentheil nun vom Papste eingesetzt werden, ohne dessen Bestätigung nichts gelten und auch' von ihm wieder abgesetzt werden können, wenn er sich seines Amtes unwürdig machte. „Alle weltliche Macht", sagte Gregor, muß der geistlichen unterworfen sein. Die Welt wird durch zwei Lichter regiert, die Sonne, das größere, und den Mond, das kleinere. So ist nun die päpstliche Gewalt wie die Sonne, die königliche Macht wie der Mond; denn wie dieser sein Licht von jener hat, so sinb Kaiser und Könige und Fürsten nur durch den Papst, weil dieser durch Gott ist; sie sind ihm Unterthan und ihm Gehorsam schuldig." Auch die übrigen Geistlichen sollten nach Gregors Absicht von der weltlichen Macht ganz unabhängig sein; und zwar nicht nur in geistlichen Dingen, wie es natürlich war, sondern selbst in ihrem weltlichen Besitze. In Deutschland waren die höh ent Geistlichen alle zugleich Herrscher über Land und Leute und trugen ihr Bisthum oder ihre Abtei vom Kaiser oder einem andern Fürsten zu Lehen. Nach dem alten Reichsgesetze mußten sie sich deshalb von ihrem Lehnsherrn mit ihren Gütern belehnen lassen, und das geschah durch feierliche Ueberreichuug eines Ringes und eines Hirtenstabes, als Zeichen der ihnen übertragenen Gewalt, so wie die weltlichen Fürsten bei der Belehnung eine Lanze und eine Fahne empfingen. Man nannte dieses bei den Geistlichen die Investitur. Jetzt verbot nun Gregor, bei der Strafe des Bannes, allen Geistlichen, von irgend einem weltlichen Fürsten die Investitur anzunehmen, und den Fürsten, sie zu ertheilen. Allerdings war bei der Einsetzung von Bischöfen durch die Kaiser vielfach nicht im wahren Interesse der Kirche verfahren worden; sie hatten die Stellen nicht bloß ttacö rein politischen und persönlichen Rücksichten besetzt, sondern auch Geschenke und ansehnliche Geldsummen dafür genommen; letzteres, das Kaufen und Verkaufen geistlicher Stellen, nannte man mit Beziehung auf Apostelgeschichte 8, 18 Simonie. Und um die Geistlichen im allgemeinen noch fester an die Kirche zu binden, so daß sie gar nicht durch weltliche Sorgen für Frau und Kinder in ihrer Anhänglichkeit an dieselbe gestört würden, erneuerte er ein früher schon aufgestelltes aber nicht durchgeführtes Gebot, daß sich die Priester aller ehelichen Verbindung enthalten sollen. Mit dieser Einführung des Cölibats (so heißt die Ehelosigkeit der Geistlichen) fand er zwar anfänglich den heftigsten Widerstand bei den verheiratheten Priestern, die ihre Fraueu nicht verstoßen wollten; aber mit seiner Entschlossenheit und Standhaftigkeit setzte er seinen Willen doch durch. Die Ehelosigkeit der Geistlichen wurde von der Zeit an immer mehr allgemeines Gesetz der Kirche. Mit seinen Unternehmungen gegen die Investitur durch die weltlichen Fürsten ging es aber nicht so rasch, dieses Recht wollten sich dieselben nicht nehmen lassen, nnb es ist noch lange Zeit nach ihm darüber gestritten worden; ja, der ganze Streit zwischen der geistlichen und weltlichen Macht hat unbeschreiblich viel Unheil gestiftet, wie die fernere Geschichte lehren wird. An Heinrich wollte Gregor zuerst seinen Grundsatz wahr machen, daß alle