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1. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 40

1886 - Berlin : Hertz
40 hatte der Kurfürst Widerspruch und Ungehorsam zu bekämpfen, indem seine Mutter, Kursürstin Anna, die dem lutherischen Glauben mit Eifer ergeben war, die Lutheraner auf alle Weise unterstützte und ihre Tochter wider Wissen und Willen des Kurfürsten und zu seinem großen Ärgernis mit dem lutherischen König Gustav Adolf von Schweden verlobte. Hierbei, wie in allen Dingen, erwies sich Georg Wilhelm im höchsten Grade schwach und ohnmächtig. Das Söldnerwesen. Gleich am Anfang des dreißigjährigen Krieges geriet die Mark Brandenburg durch das Söldncr-weseu in große Not. Seit der Anwendung des Schießpulvers in der Kriegführung hatte der Ritterdienst immer mehr an Bedeutung verloren, die Ritter erschienen bei kriegerischem Aufgebot nicht mehr selbst, sondern schickten ihre Kutscher, Vögte und andere Dienstleute, und es wurde immer schwerer, mit dem Aufgebot der Adligen und der Städte einen ordentlichen Krieg zu führen. So blieb meistens nichts übrig, als Söldner zu werben, welche in der Aussicht auf hohen Sold und Beute einem jeden dienten: meist war es der Auswurf aller Völker, ohne das Ehrgefühl wahrer Krieger. Dieselben zogen, wenn sie entlassen wurden, gewöhnlich bettelnd, stehlend und plündernd im Lande umher und wurden für die Bewohner eine große Plage. So ganz besonders in der Mark, wo sich das Regiment Georg Wilhelms zu schwach erwies, um dem Übel zu steuern. Gleich am Beginn des dreißigjährigen Krieges wurde ganz Brandenburg und besonders Berlin durch den Unfug englischer Söldnerhaufen, welche dem König Friedrich V von Böhmen zu Hülse zogen, in Schrecken gesetzt. 18. Der dreißigjährige Krieg (1618—1648). Ursachen des Kriegs. Der Religionskrieg, welcher Deutschland dreißig Jahre hindurch verwüstete, mußte deshalb früher oder-später zum Ausbruch kommen, weil durch den Nürnberger Religionsfrieden keiner der beiden Religionsparteien Genüge geschehen war, die Katholiken aber Macht genug erhalten hatten, um die allmähliche gänzliche Unterdrückung der Protestanten von neuem anzustreben, sie wußten sich zu diesem Zweck die Unterstützung der Kaiser aus dem österreichischen Hause zu verschaffen, welche mittelst der Unterdrückung der protestantischen Fürsten ihre eigene Gewalt im Reich zu erhöhen bemüht waren. Die Protestanten hatten sich

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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 93

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Georg Wilhelm. 93 Schweden und der sterreicher. Darum lie sich die Neutralitt nur durch ein starkes Heer schtzen. Weil aber der Kurfürst nur der ge-ringe Streitkrfte verfgte, erwies sich seine Stellung bald als unmglich; denn bei den Kriegsfhrenden hie es: Wer nicht fr mich ist, der ist wider mich", und so behandelten die Schweden und die Kaiserlichen die Gebiete des Brandenburgers als Feindesland. Das Verhalten der Schweden zwang den Kurfrsten schlielich, die Neutralitt aufzugeben und sich dem Kaiser anzuschlieen. Sie richteten sich nmlich in Pommern huslich ein und erklrten, da sie das Land nach dem Ableben des Herzogs, welcher der letzte seines Stammes war, endgltig in Besitz nehmen wrden. Da sie sich so der die bisher allerseits anerkannten Erbansprche Brandenburgs einfach hinwegsetzten, suchte Georg Wilhelm sein Heil im offenen Anschlu an den Kaiser und trat dem Prager Frieden bei. Natrlich war das fr die Schweden ein willkommener Grund, jetzt Brandenburg erst recht durch Raubzge heimzusuchen. Nun hatten die Truppen, die das brandenburgische Gebiet schtzen sollten, dem Kaiser den Fahneneid geschworen und waren dem Kurfrsten nur durch Handschlag verpflichtet. Darum nahmen sie von Georg Wilhelm keine Befehle an, hausten vielmehr ebenfalls ganz nach Willkr in dem armen Lande und sogen es furchtbar aus. Als dann der Kurfürst versuchte, ein eigenes Heer aufzustellen und Pommern zu erobern, da scheiterte das Unternehmen klglich: seine Truppen verginge wie Schaum auf dem Wasser", und die Folge waren neue verderbenbringende Einflle der Schweden. Schlielich zog sich der Herrscher nach Ostpreuen zurck, das von den Wogen des Krieges kaum berhrt wurde, und berlie seine Untertanen ihrem Schicksal. Wahrhaft furchtbar sah es damals in der Mark aus. Hunderte von Drfern waren in Schutt und Asche verwandelt. Man konnte oft zehn Meilen weit wandern, ohne auf einen Menschen zu stoen. In den Stdten lagen viele Wohnhuser in Trmmern, die brigen sahen verwahrlost ans und beherbergten nur verarmte Brger. Die Zahl der Einwohner Berlins war von 20000 aus 6000 gesunken. Die meisten Huser dort machten einen klglichen Eindruck;' selbst das kurfrstliche Schlo bot einen schlimmen Anblick: die Lcher im Dache hatte man notdrftig mit Dielen berdeckt, weil zu einer ordentlichen Ausbesserung kein Geld vorhanden war. Es wurde hchste Zeit, da eine krftige Hand das Ruder ergriff, wenn nicht alles verloren gehen sollte, was die Hohenzollern in jhr-hundertelanger Ttigkeit erarbeitet hatten. Da bedeutete es denn ein

2. Illustrierte preußische Geschichte - S. 45

1904 - Breslau : Hirt
8. Der Zerfall unter Kurfürst Georg Wilhelm. 45 wolle. Die Preußen beschwerten sich sogar beim Könige von Polen, der dieserhalb einen Landtag berief; der Kurfürst mußte zugestehen, daß in Preußen nur die katholische und die lutherische Religion geduldet werden sollten. So von seinem eigenen Volk im Stich gelassen, von den Holländern schlecht unterstützt, dagegen von den Spaniern ant Rhein hart bedrängt, schloß der Kurfürst 1614 mit dem Pfalzgrafen den Vertrag zu Xanten, nach welchem Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg, dagegen Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein an Brandenburg fielen. — Beim Tode feines Schwiegervaters (1618) konnte der Kurfürst auch Ostpreußen als Erbteil seiner Gemahlin mit Brandenburg vereinigen. Dadurch hatte Brandenburg fern int Westen und int Osten, am Rhein und an der Memel wichtige Länder gewonnen, die den Ansang zu weiteren Erwerbungen bilden sollten. 8. Der Zerfall unter Kurfürft Georg Wilhelm. \6\9—\6^0. Georg Wilhelm folgte seinem Vater in einer schweren Zeit: hatte doch vor einem Jahre der Dreißigjährige Krieg begonnen! Spanier und Kaiserliche suchten Brandenburg die kleveschen Länder zu entreißen, und die Belehnung und Huldigung in Preußen konnte der junge Kurfürst wieder nur mit großen Opfern erlangen. Auch für einen tüchtigen Fürsten wäre es schwer gewesen, Brandenburg in jener Zeit vor Zerrüttung zu bewahren; wieviel weniger vermochte es Georg Wilhelm, der nicht Festigkeit genug besaß, um sich zwischen den streitenden Parteien eine bestimmte Stellung zu wählen und mit Würde zu behaupten. Da er als Reformierter bei den lutherisch gesinnten Ständen noch weniger als seine Vorfahren eins thatkräftige Unterstützung rechnen konnte, so war es ihm auch schon aus diesem Grunde unmöglich, mit Nachdruck für die evangelische Sache einzutreten. Dazu wählte er den katholischen Grasen von Schwarzenberg zu seinem vornehmsten Ratgeber, der Brandenburg stets aus der Seite des Kaisers zu erhalten suchte. Die religiöse Spaltung trennte sogar die Glieder des kurfürstlichen Hauses. Die Kurfürstin-Witwe war lutherisch gebliebeu. Ju des Kurfürsten Abwesenheit ließ sie einen tüchtigen lutherischen Prediger aus Wittenberg kommen und in der Schloßkirche predigen; auch verlobte sie ohne Vorwissen des Kurfürsten ihre Tochter mit dem streng lutherischen Gustav Adolf von Schweden, und Georg Wilhelm hatte nicht den Mut, die Vermählung zu verhindern, obwohl er seine Einwilligung zu derselben versagte. Vom Dreißigjährigen Kriege wollte der Kurfürst sich fern halten; doch fehlte ihm die Macht, sein Land vor Feinden zu schützen, weil die Stände ihm fast jede Beihilfe zur Auwerbuug von Söldnern verweigerten. Daher achteten weder die evangelischen noch die katholischen Heere Brandenburgs Neutralität. Gleich bei Beginn des Krieges zog ein für den „Winterkönig" angeworbenes englisches Hilfsheer, das zügelloseste Gesindel, von der Elbe her durch die Mark. Als es sich Berlin näherte, griffen die Bürger zu beit Waffen, weil sie fürchteten, dies Heer wolle der Kurfürst benutzen, um sie zum reformierten Bekenntnis zu zwingen. Aus Rücksicht aus deu Kaiser versagte der

3. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 39

1865 - Berlin : Hertz
39 der Prinz von Pfalz-Neuburg mit dem Anspruch an die Erbschaft auf, indem er als Erbe der ältesten noch lebenden Tochter Her- zog Wilhelm's das meiste Recht darauf zu besitzen vorgab. Der Kaiser wollte diesen Streit benutzen, uni die Länder einstweilen bis zur Schlichtung desselben unter seine Regierung zu nehmen und auf diese Weise vielleicht ganz an sein Haus zu bringen. Da ver- einigten sich aber die Fürsten von Brandenburg und Pfalz-Neuburg, um das Herzogthum einstweilen gemeinschaftlich zu regieren, und wußten sich in demselben zu behaupten. Als jedoch nach einiger Zeit Feindseligkeiten unter ihnen ausbrachen, trat der Prinz von der Pfalz, um sich der Anhänglichkeit der katholischen Bewohner zu versichern, zur katholischen Kirche über und erhielt nunmehr Hülfe durch spanische Truppen; Johann Sigismund dagegen gewann durch den Uebertritt zum reformirten Bekenntniß die Ealvinisten in den jülich'schen Ländern und wurde von niederländischen Truppen unterstützt, bis es zu einem Vertrag zu kanten kam, nach wel- chem die Gebiete Cleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg, Jülich und Berg dagegen an Pfalz-Neuburg kommen sollten (1614). Dieses Abkommen wurde nach dem dreißigjährigen Krieg durch einen neuen Vertrag zu Düsseldorf (1647) bestätigt. Die cleve- schen Lande, nebst Mark und Ravensberg, bildeten den erstenkern der später sosehr erweiterten preu- ßischen Besitzungen am Rhein. 17. Kurfürst Georg Wilhelm (1619 —1640.) Georg Wilhelm und seine Zeit. Es war ein Unglück für Brandenburg und für das ganze evangelische Deutschland, daß gerade während des dreißigjährigen Krieges ein Fürst in Branden- burg herrschte, der den damaligen schwierigen Umständen durchaus nicht gewachsen ivar. Ohne eigene Einsicht und ohne jede innere Kraft, mehr den Vergnügungen der Tafel, als ernster Arbeit zu- geneigt, wußte Georg Wilhelm niemals einen selbstständigen Ent- schluß zu fasien und schwankte fortwährend von einer Seite zur an- dern. Es war dies um so schlimmer, da noch immer seit dem Uebertritt seines Vaters zum reformirten Bekenntniß eine große Mißstimmung im Volke herrschte. Auch im eignen Hause endlich hatte der Kurfürst Widerspruch und Ungehorsam zu bekämpfen, in- dem seine Mutter, Kurfürstin Anna, die dem lutherischen Glauben

4. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 24

1903 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
24 der und sicherte sich dadurch den Beistand der Union und der Nieder-lnder. Doch ehe es zum Kampfe kam, einigten sich beide Parteien friedlich in dem Vertrage zu Tanten 1614 dahin, die streitigen Lnder zu teilen: a) Brandenburg erhielt Kleve, Mark und Ravensberg, b) der Pfalzgraf erhielt Jlich und Berg. Iii. Sein bertritt zur reformierten Kirche, l. Beweggrnde, a) Den uern politischen Beweggrund haben wir im jlichschen Erbfolge-streit kennen gelernt, b) Der innere Grund war, da seiner verstandesmig angelegten Natur die reformierte Kirche mehr zusagte als die lutherische, e) Auch empfand er einen heftigen Widerwillen gegen die Verfolgungssucht und Verketzerungswut der lutherischen Geistlichen. 2. Folgen, a) Nach seinem bertritt nahm er natrlich einen reformierten Hofgeistlichen und begnstigte die Ansiedlung reformierter Auslnder in Berlin. Das war den lutherischen Geistlichen ein Greuel. Es entstand ein Volksaufstand in Berlin, wobei das Haus des reformierten Hofpredigers zerstrt wurde. Der Kurfürst aber strafte die Schuldigen milde, b) Durch die sptere Zeit zieht sich der konfessionelle Zwiespalt zwischen dem reformierten Frsten-hause und den lutherischen Brandenburgern und Preußen, bis er 1817 durch die Union ausgeglichen wurde. Johann Sigismund starb 1619, und ihm folgte sein Sohn Georg Wilhelm. 10. Georg Wilhelm 1619-1640. Seine Regierung fiel in die Zeit des dreiigjhrigen Krieges. Brandenburg zeigte sich unter ihm vllig ohnmchtig gegen alle kriegs-fhrenden Mchte, so da der Staat an den Rand des Verderbens gebracht wurde. I. Die Ohnmacht Brandenburgs unter Georg Wilhelm. 1. Whrend des bhmischen und pflzischen Krieges. Georg Wilhelm wagte nicht, sich mit den Bhmen zu verbinden, sondern unter-sttzte sie nur heimlich. Als Friedrich von der Pfalz nach seiner Nieder-lge am weien Berge in Brandenburg Zuflucht suchte, wies er ihn auf Verlangen des Kaisers aus seinem Lande. Das Herzogtum Jgerndorf, das jetzt an Brandenburg htte fallen mffen, zog der Kaiser ein, und der Kurfürst wagte keine Ansprche zu erheben. 2. Whrend des nieder-schsisch-dnischen Krieges. Der Kurfürst htte sich dem niedersch-sischen Bunde anschlieen sollen. Statt dessen blieb er neutral, ohne doch ein Heer zum Schutze der Grenzen zu haben. Als er von seinen Stnden Geld zur Bildung eines Heeres forderte, verweigerten sie es ihm, weil das Land zu arm sei. Daher konnten nach der Schlacht an der Dessauer

5. Teil 2 - S. 9

1890 - Breslau : Goerlich
9 -------------- H sondern aus Gewinnsucht. Sie wollten viel Geld zusammenraffen, um recht viel verschwenden zu können; die Offiziere gingen ihnen in diesem Bestreben voran. Daher wurde jedes Land, wohin ein Heer kam, furchtbar verwüstet. Im Laufe des Krieges ließ zwar Kurfürst Georg Wilhelm einige Regimenter Soldaten anwerben, allein diese waren viel zu schwach, um Brandenburg vor dem Feinde zu schützen. Die Heere des Kaisers zogen durch das Land und erpreßten ungeheure Summen; dann kam der Schwedenkönig und erzwang den Durchzug; aus Rache hierfür verwüstete das kaiserliche Heer das Land, und in den letzten Jahren hausten die Schweden schlimmer als Räuberbanden. Wehe der Stadt und dem Dorfe, wohin diese zügellosen Soldaten kamen; ihnen war nichts heilig. „Der Kirchenschmuck ist unter gotteslästerlichen Reden weggeraubt, ein Bürger an den untersten Knaus der Kanzel aufgeknüpft worden; faules Wasfer, was sie am unreinsten bekommen konnten, wurde den Leuten eingeschüttet. Anderen haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Hände wund gepreßt, Männern die Bärte abgebrannt, einige alte Frauen und Mannsleute in den Backofen gesteckt oder in den Rauchfängen aufgehangen und in den Brunnen gesenkt, noch andere haben sie bei den Haaren aufgehängt und sich quälen lassen, bis sie ganz schwarz gewesen." So schildert ein Zeitgenosse die Frevelthaten der Soldaten. Georg Wilhelm erlebte das Ende des Krieges nicht; er starb im Jahre 1640. Ihm folgte: 10. Ariedrich Wilhelm, der große Kurfürst. (1640—1688.) Dieser legte den Grund zu Preußens Macht und Ansehen; er faßte die einzelnen weit auseinanderliegenden Landesteile als ein ganzes zusammen und kann somit der eigentliche Schöpfer des preußischen Staates genannt werden. Seine Jugend fällt ganz in die traurige Zeit des dreißigjährigen Krieges, dessen Elend der Prinz kennen lernte. Als er herangewachsen war, machte er nach der Sitte jener Zeit eine Reise ins Ausland. Das Ziel derselben war Holland, wo damals Ackerbau, Gewerbe und Handel in hoher Blüte standen. Der Prinz sah hier, was ein kleines Volk durch Fleiß und Ausdauer erlangen kann, und hat später iu Brandenburg viele wohlthätige Einrichtungen getroffen, die er in Holland kennen gelernt hatte. Als man aber »ersuchte, ihn zu Ausschweifungen zu verführen, verließ er plötzlich seinen Wohnort, indem er sprach: „Ich bin dies meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Er begab sich in das Feldlager des Prinzen von Onanien. Als dieser den Grund der plötzlichen Entfernung erfuhr, sprach er: „Eine solche Flucht ist heldenmütiger, als wenn ich eine Festung erobere. Better, ihr habt das gethan, ihr werbet mehr thun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Unternehmungen fähig." Im Jahre 1640 kam er zur Regierung. Noch wütete der dreißigjährige Krieg, und ein Teil des Landes war noch von den Schweden besetzt. Der Kursürst suchte nun zunächst Herr im eigenen Lande zu werden. Zu diesem Zwecke warb er einige Regimenter Soldaten an, welche nicht nach Beendigung des Krieges entlassen werden sollten, sondern immer zu seiner Verfügung standen. Dies war das erste stehende Heer in Preußen, das noch unter des großen Kurfürsten Regierung bedeutend vergrößert wurde. Im Jahre 1648 kam endlich der westfälische Irieden zu stände, durch welchen dem unheilvollen dreißigjährigen Kriege ein Ende gemacht wurde. Während des Krieges war das Geschlecht der Herzöge von Pommern ausgestorben, und eigentlich hätte dieses Land jetzt an Brandenburg fallen müssen.

6. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 57

1915 - Breslau : Hirt
Vii. Brandenburg im Dreißigjährigen Kriege. 57 fast ohne Widerspruch an Brandenburg. Jedoch erst der Große Kurfürst hat die (Dberlehnshoheit Polens abgeschüttelt und sich zum selbständigen, auch vom deutschen Kaiser unabhängigen Herzog von Preußen gemacht. In diesem souveränen (unabhängigen) Besitz sonnte sich sein Sohn als Zrieörich I. die Königsfrone aufs Haupt setzen (1701). Noch einmal trat öieses Lanö in Den Doröergrunö der preußischen (Beschichte, 1813: von hier aus nahm die patriotische Erhebung gegen Napoleon I. ihren Anfang. Vii. Brandenburg int Dreißigjährigen Kriege. 1. Don 1618—1640. Die Regierung des Kurfürsten Georg töilfyclm (1619 bis 1640) fällt in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Diese Zeit hätte außerordentlicher Männer und außerordentlicher Mittel bedurft. Leider fehlte es Brandenburg an beiden. Georg Wilhelm darf man wohl als den schwächsten Herrscher aus dem Hause der Hofyenzollern bezeichnen. Er war ein Kürst, der in Zriedens-jahren sein Land mit Glück regiert hätte, der jedoch den verworrenen Zeiten des großen Krieges nicht gewachsen war. Zudem waren ihm die Hände gebunden durch die Engherzigkeit der Stände, in deren Besitz infolge Verschulden früherer Herrscher die landesherrliche Gewalt größtenteils gekommen war. Die wiederholten Anträge des Kurfürsten, die Mittel für ein Heer, das der Größe des Lanöes entsprochen hätte, zu gewähren, lehnten sie ab: ja die bestehenöen Kompagnien - öahin ging ihr Wille — sollte man auflösen, 130 Mann kurfürstliche Leibwache seien vollauf genug! Der erste Ratgeber des Kurfürsten, Graf von Schwartzenberg, riet zum Anschluß an Den Kaiser oöer neutral zu bleiben. So wagte es der Kurfürst nicht, seinem Schwager, dem am Weißen Berge bei Prag besiegten $rieörich von der Pfalz, Aufenthalt in der Mark zu gewähren. Georg Wilhelm mußte sich dem Kaiser und den kaiserlichen $elöherren fügen, lief er öoch geraöezu Gefahr, sein Land zu verlieren, dessen Kurhut tatsächlich’bereits dem allgewaltigen wallendem in Aussicht gestellt war. Bei der Landung des Schweöenfönigs Gustav Aöolf wäre es für Branöenburg das richtigste gewesen, sich mit ihm zu verbinöen. Die Stänöe entschieöen sich aber für die Seite des Kaisers. So kam es, öaß sich Georg Wilhelm nach dem schmählichen Falle Magöeburgs schließlich zwingen lassen mußte, Den Schrveöen einige $estungen zu öffnen und ihnen monatlich 30 000 Taler zu zahlen. Als nach dem Toöe Gustav Aöolfs Sachsen mit dem Kaiser $rieöen machte, verließ auch Georg Wilhelm die Schtveöen roieöer, ja er erklärte ihnen schließlich sogar den Krieg. Er rüstete ein stattliches Heer von 7000 Mann, das aber dem Kaiser den Treueiö leisten mußte. Nun tvuröe die Mark erst recht der Tummelplatz für langjährige, verheerenöe Kämpfe zwischen den Schrveöen und den Kaiserlichen. Der einzige Erfolg für den Kurfürsten war, öaß ihn der Kaiser mit Pommern belehnte, öessen Herrschergeschlecht erloschen war. Dafür wuröen die rheinischen Länöer von den hollänöern mit Beschlag belegt, und die Kurmark selbst kam in die hanö schweöischer Truppen. Der Besitz Preußens endlich hing davon ab, ob der König von Polen den Kurfürsten öamit belehnte. Das Lanö hatte in der fürchterlichsten Weise die Schrecken des Krieges gekostet. Sreunö und $einö hatten es zur Wüste gemacht. Die Bevölkerung war um mehr als ein Drittel gesunken. Gewerbe, hanöel und Derkehr ruhten vollstänöig. Die Acker und Wiesen lagen unbebaut. Die Horsten waren größtenteils nieöer-geschlagen. Unö trotz alleöem wuröen von den unglücklichen Bewohnern hohe Kriegs-

7. Die Neuzeit - S. 191

1882 - Leipzig : Hirt
2. Kapitel: Begrndung der brandenb.-preu. Macht ?c. 191 Bedeutung des groen Kampfes hatten die brandenburgisch-preuischen Landstnde keine Ahnung, eine Pflicht fr die Gesamtheit der kurfrstlichen Lnder kam ihnen bei dem noch gnzlich fehlenden Staats-Bewutsein nicht in den Sinn. Die Folge war, da die Wallen-steinschen Regimenter ohne Rckficht auf brandenburgische Neutralitt sich der die mrkischen Städte und Kreise ergossen und sich die Geld-krfte als gute Beute anmaten, welche gegen sie der kurfrstlichen Regierung verweigert worden waren. Den katholischen Restitutionsbestrebungen konnte unter solchen Umstnden die brandenburgische Re-gierung nicht mit Nachdruck entgegentreten, um so weniger als in diesen Zeiten, wo der fr die Menschen wirksamste Antrieb in der Konfession lag, in Brandenburg der grte Teil des geheimen Rats kalvinistisch, die Gesamtheit der Stnde lutherisch, der erste Minister, von Schwarzen-berg, katholisch war. Der Kurfürst Georg Wilhelm, nicht ohne 161940 Verstand, aber unkriegerisch, wurde von den Parteien hin- und herge-zogen und war sich seiner Ohnmacht mit Verdru bewut. Ein fremder Fürst mute die protestantischen Frstentmer Deutschlands vor dem Untergange retten, den ihnen das Restitutionsedikt drohte. Aber es ist doch nicht zu verwundern, da es den deutschen Fürsten, auch Georg Wilhelm, schwer wurde, sich mit einem fremden Eroberer gegen den eigenen Kaiser zu verbinden; es ist nicht zu verwundern, da Georg Wilhelm, als nach Gustav Adolfs Tode Schweden und Frank-reich es offenbar nur auf Ausbeutung des Reiches absahen, unter Lei-tung des kaiserlich gesinnten Schwarzenberg mit dem zur Migung zurckgekehrten Kaiser Frieden schlo. Aber die brandenburgische Neutralitt konnte weder den Schweden, noch den Kaiserlichen gegenber behauptet werden; die zuchtlosen schwedischen Scharen hausten nun um so schrecklicher in Brandenburg, wogegen die dem Kaiser verpflichteten brandenburgischen Sldner das brandenburgische Banner htte in damaliger Zeit niemand zur Werbetrommel herbeigelockt ein zweideutiger und unwirksamer Freund waren. Noch hrter wurde Brandenburg von den Schweden heimgesucht, als Georg Wilhelm sich spter mit dem Kaiser verband, um den Schweden Pom-mern zu entreien, auf das Brandenburg altverbriefte, mit mrkischem Blute besiegelte Anrechte hatte. Mitten in dem allgemeinen Verderben starb Georg Wilhelm ohne Trost noch Aussicht, fern von seinem unglcklichen Stammlande in Knigsberg. Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm, der groe Kurfürst, fand, als er, ein zwanzigjhriger Jngling, vom Totenbette seines Vaters heimkehrte, Brandenburg von den feindlichen Kriegsvlkern ausgesaugt und vllig erschpft. In groen wsten Landstrecken fand man oft meilenweit nur wenig bettelarme Menschen; in Wldern und Feldern hauste so zahlreiches Wild, da der Statthalter der Mark an den Kurfrsten nach Knigsberg geschrieben hatte, es wrde wohl noch die wenigen vorhandenen Bauern auffressen. In den elenden Husern Berlins wohnten nur wenige hundert Menschen, ein viertel der

8. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 189

1903 - Wiesbaden : Behrend
189 Im 15. Jahrhundert aber nahm die Macht des Ordens ab. Innerhalb des Ordens nderte sich manches; die Sittenstrenge lie nach, die Ritter er-gaben sich vielfach dem Miggange und der ppigkeit, soda sich im Munde des Volkes der Spottreim bildete: Kleider aus und Kleider an, Essen, trinken, schlafen gan Ist die Arbeit, so die deutschen Herren hatt." Da die Litauer endlich das Christentum angenommen hatten, war es mit den Kriegsfahrten vorbei, und der Zuflu au neuen Ordensmitgliedern wurde gering. Die Polen aber waren lngst begierig auf die reichen Handelsstdte und die fruchtbaren Landstriche Preuens. Sie machten im Verein mit den Litauern Einfall auf Einfall, und im Jahre 1410 erlitten die Ordensritter in der Schlacht bei Tannenberg eine gewaltige Niederlage. Um grere Selbstndigkeit zu erlangen, traten nun auch die Handelsstdte in offenen Gegensatz zu dem Orden und grndeten eine Vereinigung, der eben-falls der landsssige Adel beitrat. Nuu ging der Orden unaufhaltsam seinem Verfalle entgegen. In neuen Feindseligkeiten mit Polen stritten die Ordens-ritter noch jahrelang mit letzter Kraft. Dann kam es 1466 zum ewigen Frieden zu Thorn", in welchem der Orden Westpreuen nebst der herrlichen Marienburg an Polen abtreten mute und Ost-preuenmitderhauptstadtknigsbergnurnochalspolnisches Lehen behielt. Im 16. Jahrhundert whlte der deutsche Orden, um seine Macht zu heben, den hohenzollernschen Fürsten Alb recht zum Hochmeister. Dieser trat mit einem Teile der Ordensbrder zum protestantischen Glauben der und verwandelte 1525 das Ordensland in ein weltliches Herzogtum. Albrecht suchte dem durch so viele Kriege verarmten Lande mglichst aufzuhelfen; auch stiftete er die Universitt Knigsberg, die 1544 erffnet wurde. Sein Vetter war Joachim Ii. von Brandenburg, der 1569, wie bereits S. 187 erzhlt, die Mitbelehnung der Preußen erreichte. Der Rest der Ordensritter whlte ein neues Oberhaupt und verlegte seinen Hauptsitz nach Mergentheim in Schwaben; dort ist der einst so mchtige Orden der Vergessenheit anheimgefallen. Georg Wilhelm. 16191640. In schwerer Zeit kam Georg Wilhelm zur Regierung; der Dreiigjhrige Krieg wtete in Deutschland. Schon in den ersten Zeiten des Krieges hatte Brandenburg schrecklich zu leiden. Der Kurfürst konnte sich weder fr die Partei des Kaisers, noch fr die der protestantischen Fürsten entscheiden. Die geschlagenen Heerhaufen sowohl als die verfolgenden Sieger nahmen ihren Weg mitten durch die Mark. Unerschwingliche Abgaben wurden den Bewohnern auferlegt. Die Unentschlossenheit Georg Wilhelms trug viel schuld an dem grausigen Falle Magdeburgs. Wenige Jahre nach Gustav Adolfs Tode schlo Georg Wilhelm mit dem Kaiser Frieden (1635). Nun zogen die Kaiserlichen ungehindert durch die Marken; die Schweden fielen der das Land her, um diese Abtrnnigkeit zu rchen, und hausten gleich Unmenschen. Uberall herrschte unsgliches Elend und schreckliche Verheerung. Der Anblick aller Greueltaten und alles Jammers machte die Bewohner ganz stumpfsinnig. Am meisten hatte die Altmark zu leiden (S. 166.) Von seinen beiden Oheimen, dem Administrator von Magdeburg und dem Fürsten von Jgerndorf, die wegen ihrer Treue fr das Evangelium gechtet wurden, wandte sich Georg Wilhelm teilnahmlos ab. An sich selbst und an seinem Lande verzweifelnd, zog sich der Kurfürst nach Preußen zurck, das von den Schrecknissen des Krieges verschont geblieben war. Hier starb er im Jahre 1640. Zum Glck fr Brandenburg folgte auf den schwachen Vater ein ausgezeichneter Sohn.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 55

1880 - Dillenburg : Seel
der Kaiser nach, und so wurde der s. g. westfälische Friede in Münster und Osnabrück unterzeichnet und am 24. October 1648 1648 bekannt gemacht. In diesem Frieden verlor Deutschland seine schönsten Grenzländer an andere Nationen: Schweden erhielt den größten Theil Pommerns, der andere Theil kam an Brandenburg, welches außerdem noch Magdeburg, Halber-stadt und Minden erhielt; Frankreich forderte und bekam das Ober- und Unterelsaß mit Ausnahme von Straßburg und einigen andern freien Städten; Hessen-Cassel erhielt Hers-seld und Rinteln; an Schweden mußte eine ungeheure Summe Kriegsentschädigung gezahlt werden. In Betreff der Religion ging man auf den Augsburger Religionsfrieden zurück; das Re-stitutionsedict von 1629 wurde ausgehoben, die Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte; letztere durften alle kirchlichen Güter behalten, welche sie vor dem Jahre 1624 besessen hatten. Aus der Zeit kurz nach dem Friedensschlüsse stammt das schöne Lied: „Nun danket alle Gott" rc. von M. Rinkart. g. Brandenburg zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges saß auf dem Throne Brandenburgs Georg Wilhelm (1619—1640), ein Mann, der wohl em edles und wohlwollendes Herz, aber nicht die Kraft und den festen Entschluß besaß, sein Volk durch die furchtbaren Stürme der Zeit mit Sicherheit zu lenken. Seine Schwester war die Gemahlin Gustav Adolfs von Schweden, und seine Mutter begünstigte auf alle Weise die Lutherauer. Als gleich zu Anfang des Krieges englische Hülsstruppeu (dem Böhmenkönig Friedrich zu Hülse gesandt) die Mark plünderten, machten die Bewohner Berlin's einen Aufstand, weil sie fürchteten, Georg Wilhelm wollte sie zur Annahme des reformirten Bekenntnisses zwingen. Lange schwankte Georg Wilhelm,^ welcher Partei er sich anschließen sollte, endlich ließ er sich von seinem Rathgeber, dem Fürsten Schwarzenberg, welcher der katholischen Confession angehörte und im Solde des Kaisers gestanden haben soll, verleiten, aus die Seite des Kaisers zu treten. Als daher Friedrich V. nach der Schlacht am weißen Berge ans Böhmen fliehen mußte und nach Brandenburg kam, verlangte Georg Wilhelm, daß er das Land verlasse. Bald darnach war Brandenburg der Tummelplatz der dänischen und darauf der Wallenftein'schen Scharen. Von dem Kaiser aufgefordert, vertrieb er die Dänen aus Brandenburg; aber Ferdinand ließ sich nicht bestimmen, die Neutralität des Landes, welche Georg Wilhelm gerne wahren wollte, an-

10. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 39

1886 - Berlin : Hertz
sinnige Herzog, und alsbald wollte der Kurfürst Johann Sigismund sich der Landesregierung bemächtigen, aber gleichzeitig trat der Prinz von Pfalz-Neuburg mit dem Anspruch an die Erbschaft auf, indem er als Erbe der ältesten noch lebenden Tochter Herzog Wilhelms das meiste Recht darauf zu besitzen vorgab. Der Kaiser wollte diesen Streit benutzen, um die Länder einstweilen bis zur Schlichtung desselben unter seine Regierung zu nehmen und auf diese Weise vielleicht ganz an sein Haus zu bringen. Da vereinigten sich aber die Fürsten von Brandenburg und Pfalz-Neuburg, um das Herzogtum einstweilen gemeinschaftlich zu regieren, und wußten sich in demselben zu behaupten. Als jedoch nach einiger Zeit Feindseligkeiten unter ihnen ausbrachen, trat der Prinz von der Pfalz, um sich der Anhänglichkeit der katholischen Bewohner zu versichern, zur katholischen Kirche über und erhielt nunmehr Hülse durch spanische Truppen; Johann Sigismund dagegen gewann durch den Übertritt zum reformierten Bekenntnis die Calvinisten in den jülichschen Ländern und wurde von niederländischen Truppen unterstützt, bis es zu einem Vertrag zu Xanten kam, nach welchem die Gebiete Cleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg, Jülich und Berg dagegen an Pfalz-Neuburg kommen sollten (1614). Dieses Abkommen wurde nach dem dreißigjährigen Krieg durch einen neuen Vertrag zu Düsseldorf (1647) bestätigt. Die cleve-fchen Lande, nebst Markund Ravensberg, bildeten den ersten Kern der später so sehr erweiterten preußischen Besitzungen am Rhein. 17. Kurfürst Georg Wilhelm (1619-1640). Georg Wilhelm und seine Zeit. Es war ein Unglück für Brandenburg und für das ganze evangelische Deutschland, daß gerade während des dreißigjährigen Kriegs ein Fürst in Brandenburg herrschte, der den damaligen schwierigen Umständen durchaus nicht gewachsen war. Ohne eigene Einsicht und ohne jede innere Kraft, mehr den Vergnügungen der Tafel, als ernster Arbeit zugeneigt, wußte Georg Wilhelm niemals einen selbständigen Entschluß zu fassen und schwankte fortwährend von einer Seite zur andern. Es war dies um so schlimmer, da noch immer seit dem Übertritt seines Vaters zum reformierten Bekenntnis eine große Mißstimmung im Volke herrschte. Auch im eignen Hause endlich

11. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 64

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 64 — als Johann Sigismund im Dezember 1619 starb, nachdem er kurz zuvor die Regierumg an seinen Sohn Georg Wilhelm übergeben hatte, in einem gar traurigen Zustande. Georg Wilhelm (1619—1640). Der zehnte brcmdenbnrgische Kurfürst, Georg Wilhelm, hatte ein edles Gemüt und war von redlichstem Wohlwollen für seine Unterthanen beseelt, so daß er in seinem Lande in friedlicher Zeit vielleicht reichen Segen hätte stiften können, aber während des unseligen Krieges, der 30 Jahre lang in Deutschland wütete und unser Vaterland an den Rand des Verderbens brachte, hätte die Mark Brandenburg, in der die traurigsten Zustände herrschten, mehr als je eines starken Armes, eines einsichtigen und thatkräftigen Mannes bedurft. Georg Wilhelm aber, der sich — sehr bezeichnend für feinen Charakter — die Worte: „Anfang, bedenk' das End'!" zum Wahlspruch erkoren hatte, war den schwierigen Verhältnissen, unter denen er die Zügel der Regierung ergriff, durchaus nicht gewachsen. Da ihm die tiefe persönliche Überzeugung von dem, was die Notwendigkeit erheischt, und vor allem die Willensstärke fehlte, welche das als richtig Erkannte mit allen zu Gebote stehenden Mitteln durchzuführen bestrebt ist, so glich er einem schwankenden Rohr, das vom Winde hin und her bewegt wird und nirgends einen festen Halt findet. Seine Ohnmacht zeigte sich schon in seinem eigenen Hanse. Während einer Reise, die er nach Preußen unternahm, um sich den verweigerten Huldigungseid leisten zu lassen, verlobte sich seine Schwester, die schöne und anmutige Prinzessin Eleonore, mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf. Zwar erhob Georg Wilhelm gegen diese Verlobung, die wider seinen Willen erfolgt war, Widerspruch, konnte es aber nicht verhindern, daß noch in demselben Jahre in Stockholm die feierliche Vermählung der beiden Verlobten stattfand. Der Kurfürst entschuldigte sich bei dem Könige von Polen, dessen Sohn auch die Hand der Prinzessin begehrt hatte, so gut er konnte, und schwere Summen, welche in die Taschen der polnischen Großen flössen, hatten zur Folge, daß die preußischen Stände endlich den Lehnseid leisteten. Ebenso schwach wie in dieser Familiensache zeigte sich der Kurfürst auch in allen öffentlichen Angelegenheiten. Namentlich spielte er eine traurige Rolle in dem dreißigjährigen Kriege, wie wir weiter unten sehen werden. Um seine Unterthanen vor den Schrecknissen desselben zu bewahren, blieb er neutral, d. h. er trat weder auf die Seite des Kaisers noch auf die der protestantischen Fürsten. Trotzdem blieb sein Land nicht

12. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 130

1888 - Berlin : Hertz
130 Graf Adam von Schwarzenberg. Georg Wilhelm's Schwanken. her durch die dänischen Kriegszüge das brandenburgische Land berührt. Georg Wilhelm war jedoch zu unselbstständig, um in dieser schwierigen Lage einen Entschluß nach eigener Meinung zu fassen: er schwankte zwischen seinen Räthen hin und her, unter denen gerade einer, auf welchen das Land mit Mißtrauen blickte, bei ihm besonderes Ansehen genoß. Graf Adam von Schwarzenberg, Sohn eines rühmlichst bekannten kaiserlichen Feldherrn, war im Cleveschen geboren. Obgleich Katholik hatte er sich beim Ausbruche des jülichschen Erbstreites sofort für Brandenburg erklärt und war bald darauf als kurfürstlicher Geheimrath in Johann Sigis-mund's Dienste getreten. Georg Wilhelm gab ihm das Zeugniß, „daß er dem kurfürstlichen Hause in den Michschen Landen von Anfang an mit solcher Treue und Bestand gedient habe, daß der Kurfürst von seinen Bemühungen in vielen Wegen Gutes und merkliches Frommen gehabt." Dreißig Jahre hindurch verwaltete er unter Johann Sigismund und dessen Sohn die jülich-schen Lande mit großem Geschick, und wurde deshalb von Georg Wilhelm auch zu anderen wichtigen Staatsangelegenheiten zugezogen. Nach und nach gewann sein Rath in allen Dingen das größte Uebergewicht, und trotz der Eifersucht der übrigen Räthe wußte er sich in dieser Stellung unangefochten zu behaupten. Gewiß aber war es ein Uebelstand, daß gerade damals ein Katholik auf die brandenburgischen Angelegenheiten und auf den so schwachen Fürsten den hauptsächlichsten Einfluß ausübte, welcher an und für sich schon zur Unterstützung der protestantischen Sache wenig geneigt war. Man hat dem katholischen Minister alles Unheil, welches bald darauf über das Land gekommen, zur Last gelegt; er habe heimlich im Solde Oesterreichs gestanden und zugleich als Katholik absichtlich Preußen ins Verderben zu bringen gesucht: die genauen Untersuchungen seines Lebens haben der Ansicht Raum geschafft, daß diese Anschuldigungen zu hart sind, und daß er wohl wirklich gemeint haben mag, daß für Brandenburg ein Anlehnen an den Kaiser vorteilhafter sei. Wenigstens hat er diese Meinung immer ganz offen bekannt und darin bei feinem fürstlichen Herrn meistens Billigung gefunden. Sicher ist freilich, daß er seine Stellung in jeder Beziehung zur Vergröße-rung seines Vermögens benutzte und deshalb auch Geschenken fremder Fürsten leicht zugänglich war. Da ist denn gewiß von Seiten des Kaisers und der Katholiken nichts verabsäumt worden, um durch freigebige Geschenke seinen Eifer für ihre Sache noch mehr anzuspornen. Georg Wilhelm's Schwanken; Heimsuchung der Marken. Das größte Unglück für die Mark war, daß Georg Wilhelm selbst überhaupt zu keinem Entschlüsse kommen konnte: da nämlich die übrigen Räthe außer Schwarzenberg sich für die protestantische Sache ausspracheu, so entschied er sich weder für die eine, noch für die andere Seite, sondern wollte parteilos zwischen den kriegführenden Mächten bleiben. Dazu wäre nöthig gewesen, wenigstens ein bedeutendes Söldnerheer aufzustellen, um die Einfälle beider Parteien kräftig abzuwehren, aber der Kurfürst vermochte das Geld hierzu nicht aufzubringen, und so wurden die Marken, obgleich sie sich am Kriege nicht betheiligten, doch bald der Schauplatz räuberischer Anfälle von katholischer, wie von protestantischer Seite. Christian Iv. wollte den Kampf in die österreichischen Länder versetzen,

13. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 8

1892 - Breslau : Goerlich
Von auen und innen angegriffen, mute der Orden zuletzt unterliegen. West-preuen wurde an Wen abgetreten, Ostpreuen blieb zwar dem Orden, aber der Hochmeister war vom Könige von Polen abhngig. Das Land war durch die langen Kriege schrecklich verwstet, und die Bewohner waren verarmt e Preußen wird ein weltlicher Staat. Einer der Hochmeister, 'Albrecht von Brandenburg, war mtt Luther bekannt geworden. Er trat zu dessen Lehre der und erklarte das Herzogtum Preußen fr einen weltlichen Staat. Ein groer Teil der Bewohner nahm gleichfalls die lutherische Lehre an; die meisten Ordens-ntter^aber verkeen das Land. Das Geschlecht Albrechts herrschte nicht lange' sein Aohn wurde bldsinnig und starb kinderlos. Das Land fiel an die Kurfrsten von Brandenburg, die schon frher ihre Anrechte gesichert hatten. H. Georg Wilhelm. (16191640.) Der dreiigjhrige Krieg. Wahlspruch: Anfang, bedenk' das Cnde. Der Nachfolger Johann Sigismunds war Georg Wilhelm (16191640). Wahrend ferner ganzen Regierungszeit wtete in Deutschland der dreiigjhrige Krteg, der unser Vaterland an den Rand des Verderbens brachte und dessen Folgen durch lnger als 200 Jahre fhlbar waren. _ 1. und Verlauf des Krieges. Die Ursache des dreiigjhrigen Krieges war die Feindschaft zwischen den Katholiken und Protestanten in Deutsch-land. Sowohl die evangelischen als die katholischen Fürsten hatten sich zu gegen-fettiger Untersttzung unter einander verbndet, und es bedurfte nur eines An-lasses, um die Feindseligkeit zum offenen Ausbruch zu bringen. Diese Veranlassung gab die Emprung der bhmischen Protestanten gegen den deutschen Kaiser im Jahre 1618. (Vergl. S. 81). Anfangs wurde der Krieg in Bhmen gefhrt, und dieser Abschnitt heit der bhmisch-deutsche Krieg; dann kamen die Dnen nach Deutsch-land, und es entstand der dnisch-deutfche Krieg; spter setzten die Schweden den Krieg fort, weshalb man ihn den schwedisch-deutschen Krieg nennt; zuletzt erschienen die Franzosen auf dem Kampfplatze, und dieser Abschnitt heit der sratv zsisch-deutsche Krieg. 2. Soldaten und Heere. Brandenburg litt in diesem Kriege entsetzlich. Beim Ausbruche desselben hatte der Kurfürst fast gar feine Kriegsmacht, denn Soldaten in unserem Sinne gab es nicht. Entstand ein Krieg in damaliger Zeit, so lie der Fürst bekannt machen, da er Soldaten brauche; dann meldete sich, wer sonst nichts treiben konnte oder wollte als das Kriegshandwerk, erhielt ein Handgeld und monatlichen Sold und wurde Soldat. Diese Sldner fochten nicht aus Liebe zum Vaterlande, nicht aus Gehorsam gegen ihren Fürsten, sondern aus Gewinnsucht. _ Sie wollten viel Geld zusammenraffen, um recht viel verschwenden zu knnen; die Offiziere gingen ihnen in diesem Bestreben voran. Daher wurde jedes Land, wohin ein Heer kam, furchtbar verwstet. 3. Leiden des Kandes. Im Laufe des Krieges lie zwar Kurfürst Georg Wilhelm einige Regimenter Soldaten anwerben, allein diese waren viel zu schwach, um das Land vor dem Feinde zu schtzen. Die Heere des Kaisers zogen durch das Land und erpreten ungeheure Summen; dann kam der Schwedenknig und erzwang den Durchzug; aus Rache hierfr verwstete das kaiserliche Heer das Land, und in den letzten Jahren hausten die Schweden schlimmer als Ruber-banden. Wehe der Stadt und dem Dorfe, wohin diese zgellosen Soldaten kamen; ihnen war nichts heilig. Der Kirchenschmuck ist unter gotteslsterlichen Reden weggeraubt, ein Brger an den untersten Knauf der Kanzel aufgeknpft worden; faules Wasser, was sie am unreinsten bekommen konnten, wurde den Leuten ein-geschttet. Anderen haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stcken die Hnde round gepret, Mnnern die Brte abgebrannt, einige alte Frauen und Mannsleute in den Backofen gesteckt oder in den Rauchfngen aufgehangen und in den Brunnen gesenkt, noch andere haben sie bei den Haaren aufgehngt und sich qulen lassen, bis sie ganz schwarz gewesen." So schildert ein Zeitgenosse die Frevelthaten der Soldaten. Georg Wilhelm erlebte das Ende des Krieges nicht; er starb im Jahre 1640. Ihm folgte der eigentliche Begrnder des preuischen Staates, der groe Kurfürst.

14. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 42

1886 - Berlin : Hertz
für Georg Wilhelm immer dringender, zu einem Entschluß zu kommen, welcher Seite er sich anschließen wollte. Schon lagen die Heere des Kaisers an den Grenzen seiner Länder, jetzt wurde das brandenburgische Land durch die dänischen Kriegszüge noch näher berührt. Georg Wilhelm aber schwankte zwischen seinen Räten hin und her, deren einflußreichster gerade darauf bedacht war, ihn von der Unterstützung der protestantischen Sache abzuhalten. Graf Adam von Schwarzenberg, ein Katholik, der in der Regierung der cleveschen Lande dem Kurfürsten große Dienste geleistet hatte, war nach und nach der vertrauteste Ratgeber desselben geworden, und wußte den an und für sich schon für die protestantische Sache sehr lauen Fürsten zuerst zur Parteilosigkeit, nachher für die Partei des Kaisers zu bestimmen. Schwarzenberg ist deshalb von jeher als ein Verräter Brandenburgs betrachtet worden, und man gab ihm schuld, daß er sich von der kaiserlichen Partei habe bestechen lassen. ©corg Wilhelms Schwanken. Heimsuchung der Marken. Das größte Unglück für die Marken war aber, daß der Kurfürst überhaupt zu feinem Entschluß kam. Er wollte für-erst parteilos bleiben, aber er hatte dabei nicht die Kraft, die Einfälle beider Parteien von feinem Lande wirklich abzuhalten. Zuerst ließ Christian Iv, ohne sich um Georg Wilhelms Parteilosigkeit zu kümmern, ein Heer durch Brandenburg nach Schlesien ziehen; gleich daraus rückte Wallenstein im Sturm herbei, und beide Heere hausten in den Marken nicht anders, als in Feindes Land. Als die kaiserlichen Waffen große Vorteile errangen (1626), wurde Georg Wilhelm immer mehr geneigt, sich an Ferdinand anzuschließen, besonders weil der evangelische Schwedenkönig Gustav Adolf bei einem Kriegszug nach Polen sich auch an feine Partei-losigfeit nicht kehrte, sondern in Ostpreußen sehr willkürlich schaltete; er setzte sich daher mit dem Kaiser in Unterhandlungen, konnte ober doch immer zu keinem Entschluß kommen, und unterdes wurde fein unglückseliges Land durch Wallensteins und Montecuculis Heere aufs ärgste gedrückt und ausgesogen. Allenthalben sah man niedergebrannte, ausgeplünderte oder verlassene Dörfer und auch die Städte waren größtenteils verödet. Siege der katholischen Partei; drohende Unterdrückung des Protestantismus. Wallenstein trieb den König von Dänemark immer weiter aus Deutschland heraus, und bald

15. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 62

1907 - Paderborn : Schöningh
62 Erdmannsdrffer: Brandenburg unter Georg Wilhelm. Es war eine politische Wendung, die unter Umstnden von gnstigen Folgen htte begleitet sein knnen. Die Dinge hatten sich jetzt so gestaltet, da man sich in Berlin ernstlich die Frage vorlegen konnte, ob in der gegen-wrtigen Lage der katholische Kaiser oder das protestantische Schweden den Interessen Brandenburgs bedrohlicher sei. Eine Kapitalfrage fr dieses stellte sich jetzt in den Vordergrund, die der brandenburgischen Erbfolge in Pommern. Das Aussterben des alten einheimischen pommerischen Herzogs-geschlechtes stand bevor; fr diesen Fall, der 1637 eintrat, war das durch alte Vertrge begrndete Erbrecht des Hauses Brandenburg bisher immer als zweifellos betrachtet worden. Aber zunchst war jetzt das Land in der Hand der Schweden, und politische, merkantile und persnliche Interessen der seit Gustav Adolfs Tod unumschrnkt herrschenden schwedischen Aristo-kratie lieen mit Sicherheit voraussehen, da sie die wichtige Eroberung nicht freiwillig herausgeben wrden, auch nicht an den noch so berechtigten Erben, auch nicht an den Schwager Gustav Adolfs, selbst wenn er im Bunde mit ihnen war. Durch seinen Beitritt zum Prager Frieden erlangte Kur-frst Georg Wilhelm wenigstens eine neue feierliche Anerkennung seines Anrechtes von feiten des Kaisers und die Aussicht aus seine Hilse zur Er-oberung des Landes. Der Versuch, diese mit einer eigenen geworbenen Armee und einigen Hilfstruppen des Kaisers zu bewerkstelligen, stellt das erste und einzige selbstndige Eingreifen Brandenburgs in den Gang des Krieges dar. Es hatte vlliges Verderben zur Folge. Die Hilfe des Kaisers war drftig; man war in Wien erfreut, den Brandenburger zum offenen Bruch mit Schweden getrieben zu sehen; aber seitdem Frankreich in den allgemeinen Kamps eingetreten war, sah die kaiserliche Politik ihren Hauptgegner nur noch in diesem; die Interessen Norddeutschlands traten zurck, und am wenigsten wre man gewillt gewesen, fr die Erwerbung Pommerns durch seinen rechtmigen Herrn groe Opfer zu bringen. Aber die eigenen Krfte, die Georg Wilhelm ins Feld führen konnte, waren der Aufgabe entfernt nicht gewachsen. Es war eine schnell zusammengeworbene kleine Armee, Zahl und Ausrstung ungengend, die Fhrung meist in schlechten Hnden, das Offizierkorps zum Teil aus sehr zweifelhaften Elementen zusammengesetzt. Der Feldzug zur Eroberung Pommerns, den man 1638 begann, nahm bald den klglichsten Verlauf; Kurfürst Georg Wilhelm selbst verlie gleich im Anfang den Schauplatz seiner Niederlagen und begab sich nach Knigsberg, Graf Schwartzenberg blieb als Statthalter in den Marken zurck. Es gibt in der Geschichte des Dreiigjhrigen Krieges kaum ein Exempel schwach-vollen Scheiterns, welches mit der Geschichte dieses ersten Versuches der Schpfung einer greren brandenburgischen Armee" zu vergleichen wre. Vermge der schndesten Veruntreuungen der mit den Werbungen beauf-

16. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 119

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 119 (1636) die Kaiserlichen bei Wittstock (in der Priegnitz); nach seinem Tode kam Torstenson mit neuen Heeren aus Schweden und drang bis tief nach Österreich vor, zog sich dann nach Leipzig zurück, siegte bei Breitenfeld und Jankow (in Böhmen). Nach Torstenson übernahm Wrangel den Oberbefehl, der sich mit den Franzosen offen verbündete und im Verein mit ihnen Bayern entsetzlich verwüstete. Die 1648 eroberte Kleinseite von Prag ist der westlich der Moldau gelegene Teil der Stadt. 7. Für das deutsche Reich bedeutete der westfälische Friede den Anfang vom Ende. Die Schweiz und die Niederlande wurden aus dem Reichsverbande entlassen und als unabhängig anerkannt. Die Reichsstände entscheiden über Krieg und Frieden, Steuern und Bündnisse. Die einzelnen Reichsstände durften mit fremden Fürsten Bündnisse schließen, nur nicht gegen Kaiser und Reich. Durch diese Bestimmungen sank die kaiserliche Macht immer mehr zum Schattenbilde herunter, und das zerklüftete Reich ward ein Spielball in den Händen des Auslands. Anwendung. Stelle in einer Tabelle die wichtigsten Ereignisse des Krieges zusammen! — Welche Gebiete Deutschlands wurden in den verschiedenen Kriegszügen berührt? — Welche Folgen hatte die Uneinigkeit Deutschlands für das Reich? — 11. Brandenburg im 30 jährigen Kriege. Kurfürst Georg Wilhelm (1620-1640). Woröereitung. Welche Folgen hatte der 30jährige Krieg für alle deutschen Länder? Wodurch wurden diese Verwüstungen herbeigeführt? Bei welcher Gelegenheit kamen schwedische Truppen durch Brandenburg? Ihr sollt nun hören, wie es Brandenburg im 30 jährigen Kriege erging. 1. Kurfürst Georg Wilhelm. Im Jahre 1620 kam Kurfürst Georg Wilhelm zur Regierung. Er war ein gutmütiger Fürst, aber es fehlte ihm an Umsicht und Entschlossenheit. Dazu wurde er von seinen Räten schlecht unterstützt, das Volk war in Brandenburg durch den langen Frieden der Waffen ganz entwöhnt, und die Stände wollten kein Geld für Truppen bewilligen. Daher schloß sich der Kurfürst weder fest an den Kaiser noch an dessen Feinde an, und das Land mußte von beiden Parteien viel leiden. 2. Brandenburg während des Krieges. Beim Ausbruche der böhmischen Unruhen brachte Georg Wilhelm mit Mühe 1300 Mann zum Schutze des Landes zusammen, die er aber bald wieder entlassen mußte, da die Stände kein Geld mehr bewilligten. Daher konnte er auch den Winterkönig, seinen Schwager, nicht unterstützen. Als der Dänenkönig Christian den Krieg begann, erklärte der Kurfürst sein Land für neutral. Aber das hinderte weder die Dänen noch die Kaiserlichen, in das Land einzurücken und ihm schwere Abgaben aufzulegen. Im Jahre 1627 kam Wallenstein mit fast 100000 Mann in die Mark und die umliegenden Länder, und die Bewohner mußten an Nahrungsmitteln und Geld ungeheure Summen hergeben. Gustav Adolf hielt in seinem Heere strenge Mannszucht, um so schlimmer aber wüteten nach seinem Tode die Schweden und die Kaiserlichen.

17. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 33

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
33 langen Verhandlungen mit Polen Preußen mit Brandenburg und nannte sich von jetzt ab Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen. Er wie sein Nachfolger Georg Wilhelm blieben aber fortan Lehnsleute der Krone Polens; erst Friedrich Wilhelm, der Groe Kurfr st, erlangte die vllige Unabhngigkeit Preuens. Brandenburg bestand von jetzt ab aus eiuer Hauptmasse in der Mitte und zwei getrennten Teilen im Osten und im Westen. Durch die Erwerbung der zwischen diesen Gebietsteilen liegenden Lnder den Staat zu einer geschlossenen Macht zu erweitern, war die Aufgabe der nachfolgenden Kurfrsten und spteren Könige. D das Herzogtum Preueu nicht zum deutschen Reichsverbande gehrte, war der Kurfürst als Herzog von Preußen ein vllig unabhngiger Herr und Gebieter in dem neuerworbenen Lande. Johann Sigismund erlebte auch noch den Ausbruch des Dreiig-jhrigen Krieges. Im Jahre 1618 wurde er vom Schlage gerhrt und mute die Negierung feinem Sohne Georg Wilhelm berlassen. Er starb 1619, zwei Tage vor Weihnachten. Knster Zeitraum. 1618 - Uuo. Die Hohenzollern als Kurfrsten von Brandenburg und Herzge von Preußen bis zum Regierungsantritt des Groen Kurfrsten. Geschichte Preuens. 1. Das Land und seine Bewohner, a) Das Land. Das Kstenland der Ostsee von der Weichsel bis zur Mernel bewohnten in lterer Zeit die stier (Esten) d. i. Ostleute. Ste-^es'steleit in mehrere Stmme; diejenigen, welche den Russen ^der Seu})en. ^nchst- -toehntot, wurden Po-Russen, Prnzzen oder Preußen genannt.') Das Land hatte dichte und weite Wlder mit einem reichen Wildbestand an Auerochsen, Bren und Elchen, aber auch vielfach fruchtbaren Boden, wo jetzt de Sandflchen liegen. b) Die Bewohner. Die Preußen waren hohe, krftige Gestalten mit langen, blonden Haaren und blauen Augen. 'Seit alter Zeit trieben 1) Vielleicht auch abzuleiten von po bei und Ruh, dem einen Mndungsarme der Memel. Brockmann, Lehrbuch der Geschichte Iii. 3

18. Kleine deutsche Geschichte in didaktischer Bearbeitung - S. 48

1893 - Erfurt [u.a.] : Bacmeister
/ — 48 — Unterthanen folgte mit Freuden seinem Beispiele. Außerdem erwarb sich dieser Kurfürst durch zwei wichtige Verträge Ansprüche auf die schlesischen Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau und auf das Herzogtum Preußen. Die beiden Wilhelme. Die Endkurfürsten waren die beiden Wilhelme, nämlich Georg Wilhelm und sein Sohn Friedrich Wilhelm (1619—1640 und 1640—1688). Nach dem schrecklichen Streite, der zu ihrer Zeit wütete, können wir sie auch die Kurfürsten des dreißigjährigen Krieges nennen. Der schwache Georg Wilhelm verhielt sich in diesem abwartend. Dadurch brachte er aber das größte Unglück über die Mark; denn da er zu keiner Partei hielt, so wurde sein Land von allen verwüstet. Der tüchtige Friedrich Wilhelm handelte entschiedener. Er schloß mit den Schweden einen Waffenstillstand und verhütete auf diese Weise wenigstens einigermaßen weitere Verheerungen Brandenburgs. Von seinen sonstigen Thaten ist im folgenden Aufsatze die Rede. Öde und traurig war es zu Anfang der hohenzollerschen Regierung in der Mark; öde und traurig sah es aber auch zu Ende der Kurfürstenzeit im Lande aus. In Brandenburg gerade hatte der dreißigjährige Krieg mit am schrecklichsten gewütet. Alles Land zwischen der Oder und der Elbe lag so wüste, daß ein schwedischer General sich weigerte, seine Truppen hindurchzuführen, „durch solche Strecken, wo weder Hund noch Katze, geschweige Menschen und Pferde sich aushalten können, und bi’ der Feind wegen Hungers und Jammers hat verlassen müssen." In Prenzlau waren von etwa 800 Häusern bloß 100 bewohnt. In Berlin lebten nur noch 300 Bürger; 200 Häuser lagen wüst. In dem ganzen jetzigen Kreise Ruppin standen gerade noch vier Dörfer. Nicht besser sah es in den rheinischen Besitzungen Kleve, Mark und Ravensberg aus, die im Jahre 1614 durch Erbschaft an Brandenburg gekommen waren. Nur das 1618 mit der Mark vereinigte Preußen (etwa die Provinz Ostpreußen) erfreute sich größter Ruhe und Sicherheit. Hub wenn auch andre Länder locken in schönheitstrahlendem Gewand, Du, Mark, bleibst Heimat! Sein und Denken allzeit in Treu Dir zugewandt!

19. Deutsche Geschichte - S. 166

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
166 So gewhrte er seinem Volke Gewissensfreiheit und gab damit ein Beispiel von religiser Duldung, wie es in jener Zeit selten war. Georg Lvilbelnr. 1(6x9 bis 1(6^0. 1. Das Verhalten des Kurfrsten im Dreiigjhrigen Kriege. Nach dem Tode Johann Sigismunds empfing sein Sohn Georg Wilhelm den Kurhut. Kurz vorher war der Dreiigjhrige Krieg ausgebrochen. Auch die Mark sprte bald feine Schrecken. Der neue Herrscher hielt es fr das Beste, neutral zu bleiben. Er schlo sich also weder dem Kaiser noch den Evan-gelischen an und hoffte, es fo mit keiner Partei zu verderben. Aber gerade das Gegenteil trat ein: denn beide sahen nun Brandenburg als Feindesland an. Da der Kurfürst fein starkes Heer besa, nahmen sowohl die Sieger als die Besiegten hufig ihren Weg durch die Mark und suchten die Be-' wohner durch Raub, Morb und Branb heim. Auch als Gustav Abls, sein Schwager, in Deutschland erschien, gebachte Georg Wilhelm neutral zu bleiben; boch der Schwebenknig zwang ihn zu einem Bnbnis. Wenige Jahre nach dem Tode des Schwebenknigs aber trat der Kurfürst auf die Seite des Kaifers. Nun begann fr Brandenburg die furchtbarste Not. Es lag ja in der Mitte zwischen den kriegfhrenden Mchten. Die Kaiserlichen plnberten es als Freunde, die Schweden als Feinde. 2. Brandenburgs Not. Kaum ein andres deutsches Land hat damals so viel gelitten wie die Mark. Hunderte von Drfern lagen in Schutt und Asche. Die regelmige Bestellung der Felder hrte fast berall auf. Dichtes Gestrpp, Dornen und Disteln bedeckten darum bald den Ackerboden. Man konnte manchmal zehn Meilen wandern, ohne auf einen Menschen zu stoen. Auch in den Stdten sah es sehr schlimm ans. Viele Wohnhuser lagen in Trmmern oder waren ganz verwahrlost. Sogar das kurfrstliche Schlo in Berlin bot einen traurigen Anblick: die Lcher im Dache hatte man notdrftig mit Dielen zugedeckt, weil fr eine ordentliche Ausbesserung fein Gelb vorhanben war. Die Stadt selbst zhlte statt 20000 nur noch 6000 Einwohner. berall rafften Schwert, Hunger und Seuche die Leute hinweg. Ja, viele machten in der Verzweiflung ihrem elenden Leben selbst ein Ende. In dieser Bedrngnis verlor Georg Wilhelm allen Mut. Er lie die Mark im Stich und siedelte nach Preußen der, das vom Kriege verschont geblieben war. In Knigsberg starb der unglckliche Fürst. An fernem Sarge betete man fr den Nachfolger: Mge der Herr mit ihm fem, da durch ihn wieder gebaut werde, was so lange wst gelegen, da er einen Grund lege, der fr und fr bleibe." Ein solcher Baumeister sollte kommen. Iii. Friedrich Milhelin, der Grefte Aurfrst. U6^0 bis 1(688* 1. Seine Kindheit. Friedrich Wilhelm wurde 1620 zu Berlin geboren. Seine fromme Mutter erzog ihn aufs beste und lehrte ihn besonders Gott ehren, sein Volk lieben, alles Bse aber hassen. Als der Dreiigjhrige Krieg die Mark heimsuchte, schickten ihn die Eltern nach der stillen, unfreund.

20. Realienbuch für mehrklassige Schulen - S. 8

1890 - Breslau : Goerlich
Ii 8 Von außen und innen angegriffen, mußte der Orden zuletzt unterliegen. West- preußen wurde an Polen abgetreten, Ostpreußen blieb zwar dem Orden, aber der * Hochmeister war vom Könige von Polen abhängig. Das Land war durch die langen Kriege schrecklich verwüstet, und die Bewohner waren verarmt. 6. Preußen wird ein weltlicher Staat. Einer der Hochmeister, Albrecht von Brandenburg, war mit Luther bekannt geworden. Er trat zu dessen Lehre über und erklärte das Herzogtum Preußen für einen weltlichen Staat. Ein großer Teil der Bewohner nahm gleichfalls die lutherische Lehre an; die meisten Ordens- ritter aber verließen das Land. Das Geschlecht Albrechts herrschte nicht lange: sein L-ohn wurde blödsinnig und starb kinderlos. Das Land fiel an die Kurfürsten von Brandenburg, die schon früher ihre Anrechte gesichert hatten. H. Georg Wilhelm. (1619—1640.) — Der dreißigjährige Krieg. Ivahlspruch: Anfang, bedenk' das Ende. Der Nachfolger Johann Sigismunds war Georg Wilhelm (1619—1640). Während seiner ganzen Regierungszeit wütete in Deutschland der dreißigjährige Krieg, der unser Vaterland an den Rand des Verderbens brachte und dessen Folgen durch länger als 200 Jahre fühlbar waren. 1. Ursache und Uerlauf des Krieges. Die Ursache des dreißigjährigen Krieges war die Feindschaft zwischen den Katholiken und Protestanten in Deutsch- land. Sowohl die evangelischen als die katholischen Fürsten hatten sich zu gegen- seitiger Unterstützung unter einander verbündet, und es bedurfte nur eines An- lasses, um die Feindseligkeit zum offenen Ausbruch zu bringen. Diese Veranlassung gab die Empörung der böhmischen Protestanten gegen den deutschen Kaiser im Jahre 1618. (Vergl. S. 81). Anfangs wurde der Krieg in Böhmen geführt, und dieser Abschnitt heißt der böhmisch-deutsche Krieg; dann kamen die Dänen nach Deutsch- land, und es entstand der dänisch-deutsche Krieg; später setzten die Schweden den Krieg fort, weshalb man ihn den schwedisch-deutschen Krieg nennt; zuletzt er- schienen die Franzosen auf dem Kampfplatze, und dieser Abschnitt heißt der fran- zösisch-deutsche Krieg. 2. Soldaten und Heere. Brandenburg litt in diesem Kriege entsetzlich. Beim Ausbruche desselben hatte der Kurfürst fast gar keine Kriegsmacht, denn Soldaten in unserem Sinne gab es nicht. Entstand ein Krieg in damaliger Zeit, so ließ der Fürst bekannt machen, daß er Soldaten brauche; dann meldete sich, wer sonst nichts treiben konnte oder wollte als das Kriegshandwerk, erhielt ein Handgeld und monatlichen Sold und wurde Soldat. Diese Söldner fochten nicht aus Liebe zum Vaterlande, nicht aus Gehorsam gegen ihren Fürsten, sondern aus Gewinnsucht. Sie wollten viel Geld zusammenraffen, um recht viel verschwenden zu können; die Offiziere gingen ihnen in diesem Bestreben voran. Daher« wurde jedes Land, wohin ein Heer kam, furchtbar verwüstet. 3. Leiden des Landes. Im Laufe des Krieges ließ zwar Kurfürst Georg Wilhelm einige Regimenter Soldaten anwerben, allein diese waren viel zu schwach, um das Land vor dem Feinde zu schützen. Die Heere des Kaisers zogen durch das Land und erpreßten ungeheure Summen; dann kam der Schwedenkönig und erzwang den Durchzug; aus Rache hierfür verwüstete das kaiserliche Heer das Land, und in den letzten Jahren hausten die Schweden schlimmer als Räuber- banden. Wehe der Stadt und dem Dorfe, wohin diese zügellosen Soldaten kamen; ihnen war nichts heilig. „Der Kirchenschmuck ist unter gotteslästerlichen Reden weggeraubt, ein Bürger an den untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpft worden; faules Wasser, was sie am unreinsten bekommen konnten, wurde den Leuten ein- geschüttet. Anderen haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Hände wund gepreßt, Männern die Bärte abgebrannt, einige alte Frauen und Manns- leute in den Backofen gesteckt oder in den Rauchfängen aufgehangen und in den Brunnen gesenkt, noch andere haben sie bei den Haaren aufgehängt und sich quälen lassen, bis sie ganz schwarz gewesen." So schildert ein Zeitgenosse die Frevelthaten der Soldaten. Georg Wilhelm erlebte das Ende des Krieges nicht; er starb im Jahre 1640. Ihm folgte der eigentliche Begründer des preußischen Staates, der große Kurfürst.