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1. Teil 1 - S. 131

1882 - Leipzig : Brandstetter
Das Christentum der Deutschen vor Bonifacius. 131 Die tiefere Erkenntnis der christlichen Wahrheit war mithin für die deutschen Völker nicht nur infofern ein Segen, wie sie für alle Menschen ein Segen ist, sondern insbesondere auch deshalb, weil die einheimische Religion der Germanen eben durch die Berührung mit dem Christentume die Kraft eingebüßt hatte, fernerhin die sittliche Grundlage des Volkslebens zu sein. Daß an die Stelle der dumpfen Glaubenslosigkeit allmählich eine tiefere Erkenntnis der christlichen Grundwahrheiten trat, das verdanken die deutschen Völker hauptsächlich der Thätigkeit, welche die christliche Geistlichkeit vom siebenten bis elften Jahrhunderte entwickelte. Den Ansang machten die Missionäre, die im siebenten und achten Jahrhundert teils aus Irland, teils aus dem westlichen Frankenreiche in das innere Deutschland eindrangen. So predigten um das Jahr 610 die Irländer Columban und Gallus im südlichen Alemannien, und letzterer gründete dort an der einsamen Steinach seine Zelle, das später so berühmt gewordene St. Gallen. Von St. Gallen drangen um die Mitte des siebenten Jahrhunderts zwei Schüler des heiligen Gallus, Magnus und Theodor, noch tiefer in das östliche Alemannien ein. St. Maguus wirkte in der Gegend von Füssen, Theodor in der von Kempten. Unter den übrigen Männern, die in Alemannien christliche Kultur pflanzten und förderten, ist noch der heilige Pirminins hervorzuheben, der im Jahre 724 auf einer Insel des unteren Bodensees (Zellersees) das Kloster Reichenau gründete. In Bayern lehrte um das Jahr 650 St. Emmeran. Er war gebürtig ans Poitiers im südlichen Frankreich und wirkte am Hofe des bayrischen Herzogs Theodo zu Regensburg. Vierzig Jahre nach ihm (um 696) predigte der Westsranke Ruodpert (Rupertus) zu Salzburg, und fast zu gleicher Zeit (um 717) St. Corbinian, gleichfalls aus dem westlichen Frankenreiche, zu Freising. Um dieselbe Zeit sehen wir auch die ersten festen kirchlichen Einrichtungen auf bayrischem und alemannischem Grund und Boden entstehen. Das Land, das zu Konstantins Zeiten noch den Römern gehörte, hat wohl ohne Frage schon im vierten Jahrhundert seine kirchliche Einteilung gehabt. Aber alle diese Stiftungen wurden durch den Einbruch der deutschen Volker teils zerstört, teils ganz in den Hintergrund gedrängt. Daher erklärt es sich, daß die ältesten deutschen Bistümer plötzlich in der Geschichte vorhanden sind, ohne daß wir etwas Sicheres über ihre Gründung erfahren. Das erste Bistum, das nach dem Jahre 400 in Bayern uni) Alemannien mit Bestimmtheit nachgewiesen werden kann, ist das von Chur in Graubündteu. Im Jahre 451 nahm Bischof Asimo von Chur an dem Provinzialkonzil zu Mailand teil. Denn Chur stand damals unter dem Metropoliten von Mailand. Um dieselbe Zeit soll das Bistum von Augusta Rauracorum in das benachbarte Basel verlegt worden sein. Um das Jahr 560 wird der Bischofssitz von Vindonissa, der 517 zum ersten

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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 324

1859 - Lübeck : Rohden
324 Xix. §. 2. Irische Heidenboten und ihre Klöster. thum bekehrt worden *), und von hier aus zogen auch jetzt wieder (seit 590) zahlreiche Schaaren junger Missionare nach dem (Sontinent hinüber. Ihr eigenthümlicher Wandertrieb und ihr christlicher Eifer wirkte zusammen, daß sie vor den schweren Verleugnungen und den Todesgefahren, denen ihr Missionslauf sie entgegenführte, nicht zurück- schreckten. §. 2. Irische Heidenboten und ihre Klöster. Aus Irland also, aus dem grünen Erin, aus der Insel der Heiligen kamen die ersten glaubenseifrigen Boten hinüber in das Frankenreich und dessen halb oder ganz heidnisch gewordene Nach- barländer. Nicht einer, nicht zwei, oder drei, sondern gruppenweise kamen sie, ihrer zwölf oder mehr junge Mönche unter der Führung eines erfahrenen und eifrigen Priesters oder Abts. Die ließen sich hie und da an unfruchtbaren, abschreckenden Orten mitten unter einer verwahrlosten Bevölkerung nieder, predigten und bauten zugleich das Land, lehrten Gottes Wort und zugleich allerlei Fertigkeiten und Künste zur Erleichterung des äußern Lebens, und wirkten durch Un- terricht und Seelsorge, durch das Beispiel strenger Arbeitsamkeit und gottseligen Wandels weithin segensvoll unter dem wüsten Geschlechte. So kam schon früher, vielleicht zu Chlodwig's Zeit Fridolin nach Poitiers und dann nach dem Elsaß; kurz vor 600 kam der be- rühmte Columbanus nach den Vogesen und erweckte durch die Heiligkeit seines Wandels sehr viele Franken zur Nacheiferung. Un- ter seiner Leitung entstanden weit und breit neue Stiftungen, Mosel und Rhone auf und ab, am Jura entlang, in Luxemburg und in Burgund. Durch den Haß des fränkischen Königsgeschlechts, na- mentlich der gottlosen Brun eh ild, ward er zwar genöthigt, das Kran- kenreich zu meiden, aber seine Stiftungen blieben. Er selbst begann seine Wirksamkeit mit neuem Eifer in Alemannien, besonders in der nördlichen Schweiz und zuletzt noch unter den arianischen Longobar- den im nördlichen Italien, wo er auch gestorben ist. In seinem Geiste wirkten auch seine Schüler: Gallus, von dem St. Gallen in der Schweiz noch heute seinen Namen trägt, Magnus und Theodor in Kempten und Füssen und im ganzen Algäu, andere in Bayern, in Schwaben. Ueberall verbreitete sich am Lech, am Neckar, am Boden- •) Es war das ein Act dankbarer Vergeltung. Denn von dem südlichen Schottland war ein Jahrhundert früher der heilige Patricius gekommen, der Apostel Irlands, der noch jetzt von der dortigen Bevölkerung hoch verehrt wird.

2. H. 3, Teil 1 - S. 15

1911 - Ansbach : Seybold
Die Ungarn in St. Gallen. ein fester Platz errichtet . . . Schleunig wurde alles, was notwendig fein konnte, zusammengeführt. . . . Line schnell errichtete Kapelle wurde zürn Sethaus, in welches die Kreuze und die Kapseln mit den Totenverzeichnissen gebracht wurden, nicht minder auch fast der ganze Kirchenschatz (Gold, Silber, Gewänder verschiedener Art) außer den auf den Gestellen stehenden Büchern. Diese schickte der Abt nach Reichenau. . . . Die Greise mit den Knaben gab er (unter Aussicht) nach der Wasserburg (Klosterbesitz am nördlichen Ufer des Bodensees), welche er mit den Hörigen, die jenseits des Sees waren, sorgfältig verwahrte. (Er befahl ihnen, auch Lebensrnittel dorthin mitzunehmen, damit sie nämlich häufiger auf den Schiffen weilen könnten. Späher gingen bei Tag und Nacht durch die ihnen bekannte Gegend, um die Ankunft der Feinde den Brüdern zu melden, welche nicht glauben wollten, daß der Hl. Gallus jemals von den Barbaren angegriffen werden könne. )ndem auch Lngilbert selbst solchen beistimmte, brachte er beinahe zu spät die wertvollsten Stücke des Hi. Gallus an den festen Platz . . . Die Feinde kamen nämlich nicht auf einmal, sondern scharenweise griffen sie, weil niemand widerstand leistete, Städte und Dörfer an und brannten sie nach der Plünderung nieder und so kamen sie unvorhergesehen . . . über die Ungerüsteten. Zuweilen hielten sie sich auch in Wäldern zu Hunderten oder in geringer Zahl verborgen und brachen dann her* vor; der Hauch jedoch und der von den Feuern gerötete Himmel gaben bekannt, wo die einzelnen Haufen waren. „Darauf kam einer aus dem Gesinde auf der Flucht dahergesprengt, er war den verfolgenden Heiden durch die^ Schnelligkeit feines Pferdes entkommen. Da noch viele im Tale und in den Hütten und an verschiedenen Orten standen, rief er laut: „Fliehet, ihr Unglücklichen, fliehet! Schon sind die da, an deren Ankunft ihr nicht glauben wolltet!" Auch der alte Mönch Hitto befand sich noch in der Kirche des hl. Magnus, weil er der Aufseher der Kirche war, - - - endlich entfloh er mit feinen zwei Dienern in den nächsten . Wald."') 11 <£s befand sich aber damals im Kloster ein sehr einfältiger und närrischer Bruder namens Heribald, dessen Worte und Taten oft belacht wurden. Als einige von den Brüdern, die zu dem festen platze aufbrachen, schreckensvoll sagten, daß auch er fliehen möge, sprach er: „Führwahr, fliehen möge, wer da will; ich werde gewiß nirgends hinfliehen, weil mir der Kämmerer in diesem )ahre fein Leder zu den Schuhen gegeben hat." . . . Und so erwartete ') fjartmanns Leben der wiborada Xxviii.

3. Bd. 2 - S. 8

1914 - Leipzig : Dyk
aus Gold gemacht halten, in der Meinung, daß der sogenannte Gott des Ortes1) nur aus dern Stoffe eines edleren Metalls gegossen sein könne, und während einer, um den Hahn loszureißen, sich mit der Lanze, ein kräftiger Mann, wie er war, vorbog, stürzte er von der Höhe in den Vorhof und karn um. Der andere inzwischen, wie er zum höchsten Punkte des östlichen Turmgiebels kam, fiel, während er sich zur Beschimpfung des Gottes des Heiligtumes selbst bereit gemacht hatte, den Leib zu leeren, rücklings hinab und wurde ganz zerschmettert. Wie Heribald nachher berichtet hat, hatten sie diese beiden zwischen den Pfosten der Türflügel verbrannt, und der flammenspeiende Scheiterhaufen griff heftig die Oberschwelle und das Deckengetäfel an, und um die Wette mischten mehrere mit Stangen die Brände; dennoch hatten sie keineswegs den Tempel des Gallus, so wenig als den des Magnus, in Brand stecken können. Im gemeinschaftlichen Keller der Brüder aber waren zwei Fässer mit Wein, die noch bis zu den Zapfen voll waren. Weil in jenem entscheidenden Augenblicke niemand die Rinder anzuspannen oder sie anzutreiben wagte, waren dieselben so zurückgelassen worden. Diese jedoch öffnete keiner der Feinde, ich weiß nicht, durch welches Glück unserer Stätte, außer etwa, daß die Feinde an solchem auf ihren Beutefuhrwerken ohnedies Überfluß gehabt hatten. Denn als einer von ihnen mit geschwungener Axt eines der Faßbänder aufschneiden wollte, sagte Heribald, der unter ihnen schon wie ein Hausgenosse verkehrte: „Laß, guter Mann! Was willst Du denn, das wir trinken, nachdem Ihr davongegangen sein werdet?" Als das jener durch den Dolmetscher hörte und auflachte, bat er die Genossen, daß sie seines Narren Geschirre nicht berühren möchten. Und so wurden sie bewahrt, bis der Abt sie zu Gesicht bekam, nachdem die Ungarn den Platz verlassen. 54. Späher aber, welche die Wälder und jegliche verborgenen Plätze angelegentlich durchsuchen sollten, entsenden jene um die Wette; sie warten auf dieselben, ob sie etwas Neues zurückbrächten. Endlich . . . verbreiten sie sich durch den Vorhof und die Wiesen hin zu reichlichen Mahlzeiten. Auch das mit Silber bekleidete Sitz orium des heiligen Othmar, welches die plötzlich angegriffenen Flüchtlinge nicht fortschaffen konnten, berauben sie seiner Hülle. Die Führer nämlich besetzen den flachen Platz des innern Klosters und schmausen in jeglicher Fülle. Auch Heribald sättigte sich in ihrer Gegenwart mehr, als jemals sonst, wie er selbst nachher sagte. Und weil sie nach ihrer Sitte ohne Sitze einzeln zum Schmausen über das x) Einfältiger klösterlicher Wortwitz über gallus (der Hahn) und Gallus (der Stifter des Klosters).

4. H. 3, Teil 1 - S. 16

1911 - Ansbach : Seybold
\6 Historische Grundlagen. er unerschrocken die eindringenden Ungarn. ... In müßiger Weise spazierte er im Kloster auf und ab. Endlich stürmten die köchertragenden Ungarn herein, starrend von drohenden Wurfspeeren und Geschossen. Sorgfältig durchsuchten sie den ganzen Platz;.. . Da fanden sie jenen, der allein furchtlos in ihrer Mitte stand. Verwundert frugen ihn die Hauptleute durch Dolmetscher, weshalb er nicht geflohen fei, . . . und als sie merkten, daß er ein großer Narr wäre, ließen ihn alle unter Gelächter unangetastet. Den steinernen Altar des Hi. Gallus berührten sie nicht, weil sie früher häufig inwendig nichts als Knochen und Asche gefunden hatten. Endlich erkundigten sie sich bei ihrem Narren, wo der Schatz des Klosters aufbewahrt sei. Munter führte er sie zum verborgenen Türchen der Schatzkammer, sie erbrachen es, fanden aber dort nichts als Standleuchter und vergoldete Lichtkronen, welche die fliehenden zurückgelassen hatten. Da wandten sie sich drohend gegen Heribald und gaben ihm Ohrfeigen. Zwei von ihnen stiegen auf den Kirchturm, denn sie hielten den auf der Spitze stehenden Hahn für golden, . . . und während einer, ein kräftiger Mann, sich mit der Lanze vorbeugte, um den Hahn loszureißen, stürzte er von der Höhe in den Vorhof und kam um. Der andere, der bis zum höchsten punkte des östlichen Turmgiebels kam, fiel . . . rücklings herab und wurde ganz zerschmettert. Diese beiden verbrannten sie, wie Heribald nachher erzählte, zwischen den Pfosten der Türflügel und der flammenspeiende Scheiterhaufen griff heftig die Vberschwelle und das Deckgetäfel an. Obgleich mehrere um die Wette mit Stangen die Brände schürten, konnten sie doch nicht den Tempel des Gallus und den des Magnus in Brand stecken. 3m gemeinschaftlichen Keller der Brüder lagen zwei Fässer mit Wein, die noch bis zum Spunde voll waren, im letzten Augenblick mußten sie zurückgelassen werden. . . . Ais einer der feinde mit geschwungener Axt eines der faßbänder durchschlagen wollte, sagte Heribald, der schon unter ihnen wie ein Hausgenosse verkehrte : „Laß das sein, guter Mann! was sollen wir denn trinken, wenn ihr davon gegangen seid?" Als das jener durch den Dolmetscher hörte, lachte er auf und bat seine Genossen, daß sie die fässer des Narren nicht berühren mochten. Und so wurden sie bewahrt. ... Die Ungarn entsendeten Späher, welche die Wälder und alle verborgenen Plätze durchsuchen sollten, und warteten auf dieselben, ob sie etwas Neues zurückbrächten. Endlich . . ver- breiteten sie sich durch den Vorhof und die Wiesen hin zu reichlicher Mahlzeit. . . . Die Führer besetzten den flachen platz des inneren Klosters und schmausten in jeglicher fülle. Auch Heribald sättigte

5. Mit einem Stahlstich - S. 167

1836 - Stuttgart : Belser
Verfall des merowknglschen Herrscherstamms rc. 167 diesen das Bild Wuvtans, ausgestellt hatte. Dem Wuo- tan zu Ehren war gerade das Volk versammelt, um ihm Minne, d. h. um zu seiner Ehrencrinncrung zu trin- ken. Denn dieß war beim Wuvtansdienst Sitte. Doch wurden ihm auch blutige und besonders Menschenopfer dargebracht. Da Hub Gallus, des Cvlumbauus Schüler, in der Landessprache zu predigen an, zerschlug die Bilder und warf sie in den Sec ; zugleich zersprang mit lautem Knalle das Gefast mit dem zum Opfer bestimmten Bier, und Viele glaubten dem Worte des Evangeliums. Drei Jahre blieb Cvlumbauus mit den Seinen in dieser Ge- gend, wo sie sich durch Gartenbau und Fischfang nährten, und Menschcnfischcr wurden, indem sie vvn ihren Lebens- mitteln unter das Volk austheilten. Aber der Herzog, welcher über dieses Land gesetzt war, Gunzo (Cunz) zu Uebertingen, warf seinen Unwillen ans die Boten des Friedens. Sic mußten ihm weichen, und Co l um ba- nn s gieng über den Gotthard zu den Longvbardcn nach Italien. In Urseren verliest ihn sein Schüler Sieg bert und gieng über den Crispalt hinab in die furchtbare Wildnist in der Nähe der Rheinquelle, und gründete dort das Kloster Disientis. Columbanus setzte seinen Weg fort und stiftete das Kloster Bvbbio bei Pavia. Dahin hatte ihm Gallus Krankheitshalber nicht folgen können. Betrübt über die Trennung von dem ge- liebten Meister nahm er sein Netz, und fuhr mit dem Bruder Magnvald (Magnus) über den See zu Wil- limar, der seiner liebreich pflegte. Sobald er aber ge- nesen war, bat er Willimars Diakvnus Hiltebad, der als Waidmann die Gegend kannte, er möge ihn in den benachbarten Wald führen, damit er sich eine Stätte zur Ansiedlung in demselben suchen könne. Aber dieser ricth

6. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 189

1880 - Berlin : Nicolai
189 Die Gunst des Glücks fehlte Heinrich auch jetzt nicht. Ein vornehmer Ungar wurde von den Leuten des Königs gefangen und zu ihm gebracht. Der Gefangene stand in hoher Gunst bei seinem Volke, und man schickte deshalb sogleich Gesandte, um ihn aus den Banden des Feindes zu lösen. Gold und Silber bot man für ihn im reichsten Maße, aber nicht darnach stand Heinrichs Sinn. Frieden, nur Frieden verlangte er, ja er erbot sich, wenn ihm ein Waffenstillstand auf neun Jahre gewährt würde, nicht nur den Gefangenen zurückzuliefern, sondern auch jährlich einen Tribut den Ungarn zu zahlen. Auf diese Bedingungen hin gelobten die Ungarn neun Jahre das Sachsenland zu verschonen und zogen der Heimath zu. Nichts wahrlich ist schimpflicher und entwürdigender, als das Vaterland einem Feinde zinsbar zu machen und so ihm die Knechtschaft zu er- Denn die Feinde zogen nicht gesammelt, sondern brachen in Schwärmen über Städte und Dörfer, weil niemand widerstand, raubten und brannten aus und sprangen unerwartet gegen Sorglose, wo sie gerade wollten. Auch in den Wäldern lagen ihrer zuweilen hundert und weniger, um hervorzubrechen; nur der Rauch und der rothe Feuerschein am Himmel verriethen, wo gerade die Haufen waren. Es war aber damals unter den unsern ein recht einfältiger und närrischer Bruder, dessen Rede und Thun oft belacht wurde, mit Namen Heribald. Ihn mahnten erschrocken die Brüder, als sie nach der Burg flohen, daß auch er fliehe. Cr aber sprach: „Meinetwegen fliehe, wer will, mir aber hat der Kämmerer in diesem Jahre kein Leder zu meinen Schuhen gegeben, ich werde niemals fliehen." Da ihn aber die Brüder in der letzten Noth mit Gewalt zwingen wollten, mit ihnen zu weichen, so sträubte er sich sehr und schwor, niemals den Weg zu machen, wenn ihm nicht sein jährliches Leder in die Hand gegeben würde. Und so erwartete er furchtlos die eintreffenden Ungarn. Endlich flohen fast zu spät die Brüder mit andern Zweiflern, durch den Schreckensruf gescheucht: die Feinde dringen heran. Er selbst aber blieb unverzagt bei seiner Meinung und spazierte müßig auf und ab. Da brachen die köchertragenden Ungarn ein, mit Wurfspeer und Lanze drohend. Eifrig suchten sie überall; kein Geschlecht oder Alter hatte auf Erbarmen zu hoffen. Da fanden sie den Bruder allein, der furchtlos in ihrer Mitte stand. Sie wunderten sich, was er hier wollte und warum er nicht geflohen war. Die Führer befahlen den Mördern, seiner noch mit dem Eisen zu schonen, und frugen ihn durch Dolmetscher, und als sie merkten, daß er ein großer Narr war, schonten sie lachend seiner.— Den steinernen Altar des heiligen Gallus hüteten sie sich zu zerwerfen, weil sie sich früher häufig durch ähnliche Versuche aufgehalten und nichts als Knochen und Asche darin gefunden hatten. Endlich frugen sie den Narren, wo der Schatz des Klosters liege; er aber führte sie rüstig zu dem verborgenen Thürchen des Schatzhauses, sie erbrachen es, fanden darin nur Leuchter und vergoldete Kron-jf leuchtet, welche die eiligen bei der Flucht zurückgelassen hatten, und gaben ihm Ohrfeigen, weil er sie getäuscht hätte. Zwei von ihnen bestiegen den Glockenthurm, denn sie hielten den Hahn auf der Spitze für golden, weil der Gott eines Hauses, das nach ihm genannt sei, nur aus edlem Metall gegossen sein könnte. Und als sich einer heftig vorbeugte, um ihn mit der Lanze abzustoßen, fiel er von der Höhe in den Vorhof und kam um. Der andere stieg unter deß zur Schmach des Gotteshauses auf den Gipfel der östlichen Zinne und schickte sich an den Leib zu entleeren, da siel er rückwärts und wurde ganz zerschmettert. Diese beiden verbrannten sie, wie Heribald später erzählte, zwischen den Thürpfosten, und obgleich der flammende Scheiterhaufen den Thürbalken und die Decke heftig ergriff und mehrere von ihnen um die Wette mit Stangen den Brand schürten, vermochten sie doch nicht die Kirche des Gallus, auch nicht die des Magnus anzuzünden. Es lagen aber in dem gemeinen Keller der Brüder zwei Weinfässer, noch voll bis zum Spunde, die man so zurückgelassen hatte, weil in der Noth niemand die Ochsen anzuschirren und zu

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 399

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sankt Kolumban der Jüngere und der heilige Gallus. 399 Gebet erhoben hatte, machte er aus einer Haselrute ein Kreuz und befestigte daran eine Kapsel, darinnen sich einige Reliquien befanden. Danach beteten beide einmütig bis zum Abend, worauf sie mit Danksagung ihr Mahl einnahmen. Dann legten sich beide zur Ruhe. Doch bald erhob sich der Gottesmann wieder und kniete vor jenem Kreuze zu stillem Gebete hin; sein Reisegefährte horchte im geheimen. Da stieg ein Bär aus dem Gebirge herab, kam heran und verschlang die Überreste des Mahles. Zu ihm sprach Gallus: „Untier, im Namen Jesu befehle ich dir, nimm Holz und wirf es ins Feuer!" Und der Bär kehrte sofort um, brachte einen gewaltigen Klotz und legte ihn ins Feuer. Zum Lohn dafür reichte ihm der Erwählte Gottes ein Brot, fügte aber hinzu: „Im Namen Jesu weiche aus diesem Thale! Die Wildnis der Berge mag dein Gebiet sein; hier aber sollst du weder Vieh noch Menschen vertilgen." Und der Bär hub sich von dannen. Da stand der Reisegenosse, der alles mitangesehen hatte, auf, warf sich dem Heiligen zu Füßen und sprach: „Jetzt weiß ich, daß der Herr mit dir ist; denn die Tiere der Wildnis gehorchen dir." Gallus aber verbot ihm, davon jemand ein Wort zu erzählen, bis er ein größeres Wunder geschaut hätte. Ein solches, ja noch mehrere, ließen denn auch nicht lange auf sich warten. Hierauf durchforschten sie Thal und Berg und fanden zwischen zwei Bächen (Steinach und Jra) einen Wald und eine anmutige Ebene; das war ein Ort, der zur Errichtung einer Zelle einlud. Zwar wimmelte es allda von Schlangen, aber auf des Heiligen Gebet verschwanden sie und zeigten sich nicht wieder. Auf des Gottesmannes Wunsch ging der Diakon am vierten Tage nach Arbon zurück, nachdem er ihm eine Hütte hatte zimmern helfen. So blieb der Heilige allein in der Wildnis und war durch keine Bitte der Seinen zu bewegen, feine einsame Hütte zu verlassen, selbst nicht, als ihm ein Bischofssitz angeboten wurde. Aber nach einiger Zeit fand er Genossen feiner Einsamkeit. Zwölf fromme Männer gesellten sich zu ihm, bauten sich Hütten und zimmerten mit seinem Beistand ein Kirchlein. Von hier aus trugen sie das Licht des Evangeliums in die umliegenden Gaue, und manches Herz ließ sich rühren von des heiligen Gallus machtvollem Wort. Gern und freudig brachten die Umwohnenden den frommen Brüdern Wein, Mehl und andre Nahrung des Leibes dar zum Dank für die Erquickung ihrer Seele. Es war dem ehrwürdigen Mann nicht beschieden an der Stätte seines segensreichen Wirkens zu sterben. Jener Willimar, der Priester von Arbon, kam eines Tages zu Gallus in seine kleine Zelle und bat ihn inständig, mit ihm nach Arbon zu kommen und dem Volke dort zu predigen. Lange sträubte sich der fromme Greis; als aber Willimar ihn fragte, ob er ihn ganz für unwürdig erachte, unter sein Dach zu treten, da widerstand Gallus

8. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 79

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
11. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes. 79 53. Vrrwümng des Klosters St. Gallen durch die Ungarn. Ädnser Abt Engilbert hatte von König Heinrich die Abtei erhalten und ihm Qpfv Treue geschworen, und kehrte in Ehren entlassen zu uns zurück, als ein großes Unglück über uns kam. Die Ungarn hatten von der Not des Reiches vernommen, fielen wütend in Bayern ein und verwüsteten das Land. Sie lagen lange vor Augsburg, wurden dort durch das Gebet des Bischofs Udalrich, des frömmsten Mannes seiner Zeit, verscheucht und drangen in Haufen nach Alemannien, ohne daß sie jemand hinderte. Da zeigte der thätige Abt Engilbert, wie gut er sich gegen Unglück zu wehren wußte. Denn als das Verderben herankam, mahnte er jeden einzelnen seiner Vasallen, befahl den stärkeren Brüdern, sich zu bewaffnen, und ermutigte die Hörigen. Er selbst that wie ein Riese des Herrn das Stahlhemd an, zog das Mönchsgewand darüber und befahl den Brüdern, ebenso zu thun. „Bitten wir Gott, meine Brüder," sagte er, „daß wir gegen den Teufel mit der Faust ebenso stark werden wie wir es bis jetzt durch Gottvertrauen mit dem Geiste gewesen sind." Es wurden Speere gefertigt und Brustpanzer aus dicker Leinwand, Schleudern wurden ge- schnitzt, feste Bretter und Weidengeflecht zu Schilden gemacht, Sparren und Stangen gespitzt und am Feuer gehärtet. Aber im Anfange glaubten mehrere Brüder und Dienstleute dem Gerücht nicht und wollten nicht fliehen. Es wurde aber doch auf schmalem Berghals ein Platz ausgesucht, der wie von Gott dazu bereitet war, um einen Burgwall aufzuführen. Dieser Platz wurde durch Pfähle und Baumstämme umschanzt, und es entstand eine sehr feste Burg. Eilig wurde der notwendige Bedarf dorthin gebracht und schnell eine Kapelle als Bethaus gebaut; in diese wurden die Kreuze und die Verzeichnisse der Spender in den Kapseln geschafft, dazu fast der ganze Schatz der Kirche, außer den Büchern, die auf den Gestellen standen. Diese hatte der Abt nach Reichenau gesendet, doch waren sie dort nicht ganz sicher; denn als sie später zurückgebracht wurden, stimmte zwar, wie man sagte, die Zahl, aber es waren nicht ganz dieselben. Die Späher strichen bei Tag und Nacht aus wohlbekannten Pfaden durch das Land und verkündeten die Ankunft der Feinde, damit man in die Ver- schanzung fliehe. Aber die Brüder hielten noch immer für unmöglich, daß der heilige Gallus jemals von den Barbaren überfallen werden konnte. Engilbert ielbst war diel er Meinung, und trug fast zu spät die wertvollsten Sachen des heiligen Gallus in die Burg. Die Feinde aber zogen nicht ge- sammelt durch das Land, sondern fielen in Schwärmen über Städte und Dörfer herein, weil niemand widerstand, raubten und brannten aus und sprangen unerwartet gegen Sorglose, wo sie wollten. Auch in Wäldern lagen ihrer zuweilen hundert und weniger, um hervorzubrechen. Nur der Rauch und der rote Feuerschein am Himmel verrieten, wo gerade die Haufen waren.

9. Bd. 1 - S. 132

1912 - Leipzig : Dyk
— 132 — die Seelen der Opfernden fangen wollte. Wie das die Heiden sahen, staunten sie und sprachen, Columban habe einen starken Atem, daß er ein fest gebundenes Faß zersprengen könne. Er aber schalt sie mit den Worten des Evangeliums und befahl ihnen, abzulassen von solchen Opfern und nach Hause zu gehen. Viele wurden damals durch die Predigt des heiligen Mannes bekehrt und ließen sich von ihm taufen; andere, die schon getauft waren, aber noch fortlebten im heidnischen Unglauben, führte er durch seine guten Worte wie ein guter Hirt zum Glauben und in den Schoß der Kirche zurück. c) Der heilige Gallus. Der Mann Gottes Colnmbauus bestieg zur Kundschaft mit Gallus, feinem trefflichsten Schüler, und einem andern Diakon ein Schiff und begab sich zur Auskundschaftung nach der Stadt Bregenz am Bodensee. Dort nun errichtete sich die Hand der Brüder Wohnungen und betete inständig zu Christus für jenen Ort. Ebendaselbst verehrte das abergläubische Volk drei eherne und vergoldete Götzenbilder, denen es mehr anhing und mehr Gelübde darbrachte, als dem Schöpfer der Welt. Deshalb trug der Mann Gottes Columbanus aus Verlangen, den Aberglauben zu vernichten, dem Gallus auf, eine Rede an das Volk zu halten, weil jener vor den andern sich durch Zierlichkeit der lateinischen Sprache und auch in der Redeweise jenes Volkes hervortat. Denn dasselbe hatte sich zahlreich versammelt zu der herkömmlichen Feierlichkeit im Tempel, mehr verwundert über den Anblick der Fremdlinge als andächtig aus Ehrfurcht vor dem Gottesdienste. Gallus ermahnte sie, sich zu bekehren zu ihrem Schöpfer Jesus Christus, dem Sohne Gottes. Hierauf zerschmetterte ex vor den Augen aller die weggenommenen Götzenbilder an den Felsen und schleuderte sie in die Tiefe des Sees. Da bekannte ein Teil des Volkes seine Sünden und glaubte, der andere ging zornig und aufgebracht in voller Wut von dannen. Und es segnete der Mann Gottes Columbanus Wasser, weihete damit die verunreinigten Orter und gab so der Kirche der H. Aurelia die frühere Ehre wieder zurück. Und es verweilte dort der treffliche Kämpfer Christi mit seinen Jüngern während dreier Jahre. Gallus, der Erwählte Gottes, pflegte die Netze in die klare Flut während der Stille der Nacht zu senken. Einmal hörte er den Teufel vom Gipfel des Berges nach seinem Genossen rufen, der sich in den Abgründen des Sees befand. Auf die

10. Das Mittelalter - S. 118

1912 - Nürnberg : Korn
— 118 — sie die Einsiedlerin vor dem Altare stehen; sie beraubten Wiborada der Kleider und schlugen sie mit geschwungenem Beile auf das Haupt. Sorgfältig durchsuchten sie das ganze Dorf, um kein Geschlecht und Alter zu schonen. Da finden sie den Heribald, der allein unerschrocken in ihrer Mitte steht. Verwundert fragten ihn die Hauptleute durch Dolmetscher, weshalb er nicht geflohen sei, und wiesen die Mörder an, ihn inzwischen mit dem Eisen zu verschonen. Wie sie aber merken, daß er ein großer Narr sei, lassen ihn alle unter Gelächter unangetastet. Den steinernen Altar des Gallus zerwarfen sie nicht, weil sie früher häufig inwendig nichts als Knochen und Asche gefunden hatten. Endlich erkundigten sie sich bei ihrem Narren, wo der Schatz des Klosters aufbewahrt sei. Munter führte sie Heribald zum verborgenen Türcheu der Schatzkammer. Als sie aber diese erbrachen und nichts als zurückgelassene Standleuchter und vergoldete Lichtkronen gefunden hatten, wandten sie sich drohend gegen Heribald und gaben ihm Ohrfeigen. Das mit Silber verkleidete Baldachin des heiligen Othmar, das die plötzlich angegriffenen Flüchtlinge nicht fort» schaffen konnten, beraubten sie seiner Hülle, Zwei von ihnen stiegen aus Den Kirchtum, da sie den aus der Spitze stehenden Hahn für golden hielten. Während einer, ein kräftiger Mann, sich mit der Lanze vorbog, um den Hahn loszureißen, stürzte er von Der Höhe in den Vorhof und kam um. Der andere, wie er zum höchsten Punkte des Turmgiebels kam, fiel rücklings herab und wurde ganz zerschmettert. Diese beiden verbrannten sie zwischen den Pfosten der Türflügel, und der stammens^eiende Scheiterhaufen griff heftig die Oberschwelle und das Getäfel der Decke an. Um die Wette schürten mehrere mit Stangen die Brände; dennoch konnten sie die Kirche des Gallus nicht in Brand stecken. Im gemeinschaftlichen Keller der Brüder lagen zwei Fässer mit Wein, die noch bis zum Spunde voll waren. Weil im letzten Augenblick niemand die Rinder anzuspannen und anzutreibeu wagte, waren die Fässer zurückgelassen worden. Diese öffnete jedoch keiner der Feinde, vielleicht weil sie "'aus ihren Beutefuhrwerken ohnehin Überfluß daran hatten. Denn als einer von ihnen mit geschwungener Axt eines der Faßbänder durchschlagen wollte, sagte Heribald, der unter ihnen schon wie ein Hausgenosse verkehrte: „Laß das, guter Mann! Was sollen wir denn trinken, wenn ihr davongegangen seid?" Als das jener durch den Dolmetscher hörte und auflachte, bat er die Genossen, daß sie die Fässer seines Narren nicht berühren möchten. Und so blieben sie bewahrt. Um die Wette entsendeten sie Späher, welche die Wälder und verborgenen Plätze fleißig durc^uchen sollten; sie warteten aus dieselben, ob sie etwas neues zurückbrächten. Endlich (2. Mai) verbreiteten sie sich durch den Vorhof und die Wiesen hin zu reichlichen Mahlzeiten. Die

11. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 397

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sankt Kolumban der Jüngere und der heilige Gallus. 897 Bedeutung am nächsten kommt. Er war einer von jenen zwölf Gefährten, die einst mit Kolumban vom fernen Irland auszogen; seine persönliche Wirksamkeit gehört also noch dem merowingischen Zeitalter an, wenn sich auch die nach ihm benannte Abtei erst später zu ihrer hohen Wichtigkeit für die deutsche Kultur emporgeschwungen hat. Die Lebensbeschreibung dieses Gottesmannes ist uns nicht in ihrer ursprünglichen Form erhalten, in der sie von einigen Schottenmönchen in schlechtem Latein aufgeschrieben war. Wir besitzen nur eine Überarbeitung des alten Werkes, die erst nach 771, d. H. mehr als ein Jahrhundert nach dem Tode des Heiligen, geschrieben ist und die deshalb mit Vorsicht benutzt werden muß, weil der Verfasser gar zu augenfällig daraus ausgeht, seinen Helden namentlich durch gewaltige Wuudergeschichten zu verherrlichen. Trotzdem ist sie für die deutsche Kulturgeschichte von hohem Wert und bewahrt manchen merkwürdigen Zug auf, und je spärlicher die Nachrichten sind, die uns eine sichere Kunde von dem Schicksale der deutschen Völkerschaften aus jetten frühen Zeiten überliefern, als sich mutige Glaubensboten unter großen Gefahren in die deutschen Urwälder wagten, um so weniger dürfen wir an diesem Leben des heiligen Gallus achtlos vorübergehen, wenn wir auch manchen fremdartigen Zusatz mit in Kauf nehmen müssen. Alle diese „Heiligenleben" sind nicht geschrieben, um zu zeigen wie unwirtlich die Länder, wie roh ihre Bewohner von jenen frommen Männern angetroffen wurden, welchen Mühen sie sich zur Ausbreitung des Evangeliums unterziehen mußten, wie der Anfang und Fortgang ihres Wirkens gewesen war; sondern man zeichnete sie aus zur Erbauung frommer Seelen und erhob die wackeren Männer über die menschliche Natur. Daher ist manches in diesen Lebensbeschreibungen unglaubhaft; aber es bleibt doch des Glaubhaften und Wunder-würdigen genug übrig. Zwar waren die Männer, von denen sie uns hauptsächlich erzählen, nicht die allerersten Verkünder des Christentums, das hie und da schon gallische Mönche in das innere Deutschland hineingetragen hatten; sie trafen bereits an manchem Ort christliche Priester und christlichen Gottesdienst; allein das alte nationale Heidentum „umwucherte noch den jungen Baum des Christentums, und der geheimnisvolle heidnische Brauch erhielt sich in den feierlich schaurigen Urwäldern;" und dieses Heidentum , das noch gewaltig mit dem fremden Glauben um den Sieg rang, zu bezwingen, setzten jene Schottenmönche und ihre Schüler freudig das Leben ein. Das Volk empfand ihre Einwirkung; und wenn sie auch die wilden menschlichen Leidenschaften nicht aus den Herzen zu bannen vermochten, so haben sie doch von neuem und wirksamer den Samen des göttlichen Wortes ausgestreut, in den Gauen des deutschen Landes den Landbau befördert, Kenntnisse ausgestreut, Gesittung verbreitet und bessere Zeiten vorbereitet. Über des heiligen Gallus Wirksamkeit bis zu Kolumbans

12. Von der germanischen Urzeit bis zum Ausgange der Regierung Friedrichs des Großen - S. 42

1912 - Leipzig : Wunderlich
42 Mittelalter. bent sogleich zu melben, bamit jene, die ungläubig wähnten, daß der heilige Gallus niemals von den Barbaren angegriffen werben könne, zur rechten Zeit nach ihrer Verschanzung zu fliehen vermöchten. Engelbert selbst war biefer Meinung und trug fast zu spät die wertvollsten Sachen des heiligen Gallus in die Burg. Die Feinde zogen nicht gesammelt, fonbem brachen in Schwärmen über Städte und Dörfer, weil niemanb wiberstanb, raubten und brannten aus und fielen unerwartet über Sorglose her, wo sie gerabe wollten. Auch in den Wälbern lagen ihrer zuweilen hunbert ober auch weniger, um hervorzubrechen. Nur der Rauch und der rote Feuerschein am Himmel verrieten, wo gerabe die Haufen waren. Es war aber bamals unter den Unsern ein recht einfältiger und närrischer Bruder, bessen Rebe und Tun oft belacht würde, mit Namen Heribalb. Ihn mahnten die Brüber, als sie nach der Burg flohen, daß er auch fliehe. Er aber sprach: „Meinetwegen fliehe wer will; mir aber hat der Kämmerer in biefem Jahre kein Leber zu Schuhen gegeben; ich werbe niemals fliehen." Da ihn aber die Brüber in der letzten Not mit Gewalt zwingen wollten, mit ihnen zu weichen, so sträubte er sich sehr und erklärte, niemals den Weg zu machen, wenn ihm nicht sein jährliches Leber gegeben würde. Und so erwartete er furchtlos die ein-bringenben Ungarn. Enblich flohen fast zu spät die Brüber mit anberen Zweiflern, durch den Schreckensruf gescheucht: „Die Feinde bringen heran!“ Heribalb aber spazierte müßig auf und ab. Die köchertragenben Ungarn brachen ein, mit Wurfspeer und Lanze brohenb, suchten sie überall; kein Geschlecht ober Alter hatte aus Erbarmen zu hoffen. Da fanben sie den Bruder allein, der furchtlos in ihrer Mitte staub. Sie wunberten sich, was er hier wollte und warum er nicht geflohen war. Die Führer befahlen den Mörbem, feiner noch mit beut Eisen zu schonen, und fragten ihn durch Dolmetscher, und als sie merkten, daß er ein großer Narr war, schonten sie feiner lachenb. — Den steinernen Altar des heiligen Gallus hüteten sie sich zu zerwerfen, weil sie sich früher häufig durch ähnliche Versuche ausgehalten und nichts als Knochen und Asche barin gefunben hatten. Enblich fragten sie den Narren, wo der Schatz des Klosters liege. Er aber führte sie rüstig zu dem verborgenen Türlein des Schatzhauses; sie erbrachen es, fanben barin nur Leuchter und vergolbete Kronleuchter, welche die Eiligen bei der Flucht zurückgelassen hatten, und gaben Heribalb Ohrfeigen, weil er sie getäuscht habe. Zwei von ihnen bestiegen den Glockenturm, benn sie hielten den Hahn auf der Spitze für golben. Und als sich einer hastig vorbeugte, um ihn mit der Lanze abzustoßen, siel er von der Höhe in den Borhof und kam um. Der anbere stieg auf den Gipfel der östlichen Zinne, ba fiel er rückwärts und würde ganz zerschmettert. Diese beiben verbrannten sie, wie Heribalb später erzählte, zwischen den Türpfosten, und obgleich der flammenbe Scheiterhaufen den Türbalken und die Decke heftig er-

13. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 49

1903 - Breslau : Hirt
— 49 — erwarb sich dessen Freundschaft, die er bis an sein Ende getreulich und innig bewahrte. Sodann versammelte er die Fürsten und Altesten des Frankenheeres an dem Orte, welcher Fridisleri (Fritzlar) genannt wird, und ries ihn vor allem Volke der Franken und Sachsen zum Könige aus (919). Und da jenem die Salbung nebst dem Diadem von dem höchsten Bischöfe (Mainz), welches zu jener Zeit Hiriger war, angeboten wurde, verschmähte er sie zwar ntcht, nahm sie aber auch nicht an. „Es genügt mir," sagte er, „vor meinen Ahnen das voraus zu haben, daß ich König heiße und dazu ernannt worden bin, da es Gottes Gnade und eure Huld so will; die Salbung und die Krone aber mögen Würdigeren zu teil werden; solcher Ehre halten wir uns für uuwert." Und es fand solche Rede bei der ganzen Menge Wohlgefallen, sie hoben die Rechte zum Himmel empor und ließen den neuen König mit gewaltigen Stimmen zu wiederholten Malen hoch leben. 3. Plünderung des Klosters St. Gallen. 936. Ekkehard Iv, Klosterchronik von St. Gallen. Lateinisch. Der Mönch Ekkehard schrieb diesen Bericht erst um die Mitte des elften Jahrhunderts. Daher treten in demselben die Schrecken des Raubansalls nicht so lebhaft hervor als in gleichzeitigen Schilderungen. G. Freytag. Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Leipzig 1896. I. S. 376 ff. Die Ungarn hatten von der Not des Reiches vernommen, fielen wutschnaubend in Bayern ein und verwüsteten es. Sie lagen lange vor Augsburg, wurden dort durch den Bischof Ulrich verscheucht und drangen in Haufen nach Alemannien, ohne daß sie jemand hinderte. Da zeigte unser Abt Engelbert, wie gnt er sich gegen Unglück zu wehren wußte. Denn als das Verderben herankam, ermahnte er jeden einzelnen seiner Vasallen, befahl den stärkeren Brüdern, sich zu bewaffnen, und ermutigte die Hörigen. Er selbst tat das Stahlhemd an, zog Kutte und Stola darüber und befahl den Brüdern, ebenso zu tun. Cs wurden Speere gefertigt und Brustpanzer aus dicker Leinwand, Schleudern wurden geschnitzt, feste Bretter und Weidengeflecht zu Schilder! gemacht, Sparren und Stangen gespitzt und am Feuer gehärtet. Anfangs glaubten mehrere Brüder und Dienstleute dem Gerüchte nicht und wollten nicht fliehen. Dennoch wurde ein Platz ausgesucht, der auf schmalem Berghalse durch abgehauene Pfähle und Baumstämme umschanzt wurde, und es entstand eine sehr feste Burg. Eilig wurde der notwendige Bedarf dorthin, gebracht und schnell eine Kapelle gebaut. In diese wurden die Kreuze und die Verzeichnisse der Spender geschafft und dazu säst der ganze Schatz der Kirche, außer den Büchern, die ans den Gestellen standen. Diese hatte der Abt nach Reichenau gesendet. Die Alten mit den Knaben gab er unter Aufsicht des Thieto nach Wasserburg. Späher streiften bei Tag und Nacht auf wohlbekannten Pfaden durch die ihnen bekannte Gegend, um die Ankunft des Feindes den Brüdern sogleich zu melden, damit jene, die ungläubig wähnten, daß der heilige Gallus niemals von den Barbaren angegriffen werden könne, zur rechten Zeit nach ihrer Verfchanznng zu fliehen vermöchten. Engelbert selbst war dieser Meinung und trug fast zu spät die wertvollsten Sachen des heiligen Gallus in die Burg. Die Feinde zogen nicht gesammelt, sondern brachen in Schwärmen über Städte und Dörfer, weil niemand widerstand, raubten und brannten aus und fielen unerwartet über Sorglose her, wo sie gerade wollten. Auch in den Wäldern lagen ihrer zuweilen hundert oder auch weniger, um hervor- Quellen-Lesebuch. 4 a

14. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 49

1904 - Breslau : Hirt
49 erwarb sich dessen Freundschaft, die er bis an sein Ende getreulich und innig be-wahrte. Sodann versammelte er die Fürsten und Altesten des Frankenheeres an dem Orte, welcher Fridisleri (Fritzlar) genannt wird, und rief ihn vor allem Volke der Franken und Sachsen zum Könige aus (919). Und da jenem die Salbung nebst dem Diadem von dem hchsten Bischfe (Mattt^), welches zu jener Zeit Hiriger war, augeboten wurde, verschmhte er sie zwar nicht, nahm sie aber auch nicht an. Es gengt mir," sagte er, vor meinen Ahnen das voraus zu haben, da ich König heie und dazu ernannt worden bin, da es Gottes Gnade und eure Huld so will; die Salbung und die Krone aber mgen Wrdigeren zu teil werden; solcher Ehre halten wir uns fr unwert." Und es fand'solche Rede bei der ganzen Menge Wohlgefallen, sie hoben die Rechte zum Himmel empor und lieen den neuen König mit gewaltigen Stimmen zu wiederholten Malen hoch leben. 2. Plnderung des Klosters St. Gallen. 936. Ekkehard Iv, Klosterchronik von St. Gallen. Lateinisch. Der Mnch Ekkehard schrieb diesen Bericht erst um die Mitte des elften Jahrhunderts. Daher treten in demselben die Schrecken des Raubansalls nicht so lebhaft hervor als in gleichzeitigen Schilderungen. G. Freytag. Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Leipzig 1896. I. S. 376 ff. Die Ungarn hatten von der Not des Reiches vernommen, fielen wut-schnaubend in Bayern ein und verwsteten es. Sie lagen lange vor Augsburg, wurden dort durch den Bischof Ulrich verscheucht und drangen in Haufen nach Alemannien, ohne da sie jemand hinderte. Da zeigte unser Abt Engelbert, wie gut er sich gegen Unglck zu wehren wute. Denn als das Verderben herankam, ermahnte er jeden einzelnen seiner Vasallen, befahl den strkeren Brdern, sich zu bewaffnen, und ermutigte die Hrigen. Er selbst tat das Stahlhemd an, zog Kutte und Stola darber und befahl den Brdern, ebenso zu tun. Es wurden Speere gefertigt und Brustpanzer aus dicker Leinwand, Schleudern wurden geschnitzt, feste Bretter und Weidengeflecht zu Schilden gemacht, Sparren und Stangen gespitzt und am Feuer gehrtet. Anfangs glaubten mehrere Brder und Dienstleute dem Gerchte nicht und wollten nicht fliehen. Dennoch wurde ein Platz ausgesucht, der auf schmalem Berghalse durch abgehauene Pfhle und Baumstmme umschanzt wurde, und es entstand eine sehr feste Burg. Eilig wurde der notwendige Bedarf dorthin gebracht und schnell eine Kapelle gebaut. In diese wurden die Kreuze und die Verzeichnisse der Spender geschafft und dazu fast der ganze Schatz der Kirche, auer den Bchern, die auf den Gestellen standen. Diese hatte der Abt nach Reichenau gesendet. Die Alten mit den Knaben gab er unter Aufficht des Thieto nach Wasserburg. Spher streiften bei Tag und Nacht auf wohlbekannten Pfaden durch die ihnen bekannte Gegend, um die Ankunft des Feindes den Brdern sogleich zu melden, damit jene, die unglubig whnten, da der heilige Gallus nie-mals von den Barbaren angegriffen werden knne, zur rechten Zeit nach ihrer Berfchanzung zu fliehen vermchten. Engelbert selbst war dieser Meinung und trug fast zu spt die wertvollsten Sachen des heiligen Gallus in die Burg. Die Feinde zogen nicht gesammelt, sondern brachen in Schwrmen der Städte und Drfer, weil niemand widerstand, raubten und brannten ans und fielen unerwartet der Sorglose her, wo sie gerade wollten. Auch in den Wldern lagen ihrer zuweilen hundert oder auch weniger, um Hervor Quellen-Lesebuch. a\

15. Quellenbuch - S. 56

1885 - Leipzig : Brandstetter
- 56 — Zu wehren wußte. Denn als das Verderben herankam, ermahnte er jeden einzelnen der Vasallen, befahl den stärkeren Brüdern, sich zu bewaffnen und ermutigte die Hörigen. Er selbst that das Stahlkleid an, zog die Kutte und Stola darüber und befahl den Brüdern, ebenso zu thun. Es wurden Speere gefertigt und Brustpanzer aus dicker Leinwand, Schleudern wurden geschnitzt, feste Bretter und Weidengeflecht zu Schilden gemacht, Sparren und Stangen gespitzt und am Feuer gehärtet. Aber im Anfange glaubten mehrere Brüder und Dienstleute dem Gerücht nicht und wollten nicht fliehen. Es wurde aber doch ein Platz ausgesucht, der auf schmalem Berghals durch abgehauene Pfähle und Baumstämme umschanzt wurde, und es entstand eine sehr feste Burg. Eilig wurde der notwendige Bedarf dorthin gebracht und schnell eine Kapelle gebaut. In diese wurden die Kreuze und die Verzeichnisse der Spender geschafft und dazu fast der ganze Schatz der Kirche, außer den Büchern, welche auf den Gestellen standen. Diese hatte der Abt nach Reichenau gesendet. Die Alten mit den Knaben gab er unter Aufsicht des Thieto nach Wasserburg. Die Späher strichen bei Tag und Nacht auf wohlbekannten Pfaden und verkündeten die Ankunft der Feinde, damit man in die Verfchanznng fliehe; aber die Brüder hielten zu sehr für unmöglich, daß der heilige Gallus jemals von den Barbaren überfallen werden könnte. Engelbert selbst war dieser Meinung und trug fast zu spät die wertvollsten Sachen des heiligen Gallus in die Burg. Die Feinde zogen nicht gesammelt, sondern brachen in Schwärmen über Städte und Dörfer, weil niemand widerstand, raubten und brannten aus und sprangen unerwartet gegen Sorglose, wo sie gerade wollten. Auch in den Wäldern lagen ihrer zuweilen hundert oder auch weniger, um hervorzubrechen. Nur der Rauch und der rote Feuerschein am Himmel verrieten, wo gerade die Haufen waren. Es war aber damals unter den Unfern ein recht einfältiger und närrischer Bruder, dessen Rede und Thun oft belacht wurde, mit Namen Heribald. Ihn mahnten die Brüder, als sie nach der Burg flohen, daß auch er fliehe. Er aber sprach: „Meinetwegen fliehe, wer will; ich aber werde niemals fliehen, denn mir hat der Kämmerer in diesem Jahre kein Leder zu Schuhen gegeben." Da'ihn aber die Brüder in der letzten Not mit Gewalt zwingen wollten, mit ihnen zu weichen, so sträubte er sich sehr und erklärte, niemals den Weg zu machen, wenn ihm nicht sein jährliches Leder in die Hand gegeben würde. Und so erwartete er furchtlos die eindringenden Ungarn. Endlich flohen fast zu spät die Brüder mit anderen Zweiflern, durch den Schreckensruf gescheucht: „Die Feinde dringen heran." Heribald aber spazierte müßig auf und ab. Da brachen die köchertragenden Ungarn ein, mit Wurfspeer und Lanze drohend. Eifrig suchten sie überall, kein Geschlecht oder Alter hatte auf Erbarmen zu hoffen. Da fanden sie den Bruder allein, der furchtlos in ihrer Mitte stand. Sie wunderten sich, was er hier wollte und warum er nicht geflohen war. Die Führer befahlen den Mördern, seiner noch mit dem Eisen zu schonen, und frugen ihn durch Dolmetscher, und als sie merkten, daß er ein großer Narr war, schonten sie lachend seiner. — Den steinernen Altar des heiligen Gallus hüteten sie sich zu zerwerfen, weil sie sich früher häufig durch ähnliche Ver-

16. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 34

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
34 Die Zeit des ^rankenreichs. wurde von dort vertrieben und war an den Bodensee gezogen, um dort mit seinem Begleiter Gallus die heidnischen Alamannen zu bekehren. In Bregenz fanden sie eine Kapelle, worin die Alamannen drei römische Götterbilder ausgestellt hatten. Dies seien, sagten sie, die alten Götter, die ursprünglichen Schirmherren dieser Gegenden, durch deren Hülfe sie und das Ihrige beständen. Pferde und Rinder brachten sie ihnen dar, und nicht weniger verehrten sie große Bäume, Gewässer, Hügel und Schluchten. Hier begann Gallus alamannisch zum Volke zu reden; er ergriff die heiligen Bilder und schleuderte die Bruchstücke in den See. Nachdem Columba sich nach Italien gewandt, suchte und gründete sein Schüler Gallus dann in der Wildnis am Flüßchen Steinach eine Einsiedelei, aus der sich später das Kloster St. Gallen erhob. Die Abtei zu St. Gallen. In dieser Einsiedelei hatte Gallus nach und nach Schüler aus seiner irischen Heimat um sich gesammelt. Der heidnische Alamanne demütigte sich bald vor dem Zeichen des Kreuzes; er sah, wie der fremdländische Mann in der Wildnis die Bären bezwang, erblickte mit Staunen, wie er mit seinen Genossen Ackerbau und Gartenkunst ausübte, wie er heilsame Kräuter des Waldes sammelte und mit Tränken und Salben die Kranken erfrischte und heilte. Oft verließ der langbärtige Alte seine Zelle und wanderte mit dem langen Stock in der Hand durch das Land, um mit dem Volke zu reden; als ein Landesheiliger ward er verehrt und sein Grab später ein vielbesuchter Wallfahrtsort, (f 640). Hundert Jahre hatte die Einsiedelei bestanden, als auch sie zu einem Kloster erhoben wurde. Die Einsiedler wurden Mönche und dem Bischof von Rom Unterthan; sie mußten das Gelöbnis der Armut, des Gehorsams und der Ehelosigkeit ablegen und waren, außer zu dem geistlichen Dienst, verpflichtet, Schüler zu unterrichten und mit der Hand zu arbeiten. Sie trugen nun eine schwarze Kutte, schoren den Bart und führten in ihrem Gürtel eine Sichel, um stets ihrer ersten Pflicht eingedenk zu fein, die Erde zu bebauen. So lichteten sie die Wälder, trockneten Sümpfe aus und pflügten den Boden. Nicht nur Gartenbau, Feldwirtschaft und Weinbau, auch die Anfänge des Wissens, die sie in ihren Klosterschulen lehrten, verbreiteten sich von ihnen aus unter die heidnischen Deutschen. Einfach wie ihr Leben war auch ihre Wohnung, ihre Kirche schmucklos wie alle hölzernen Bauten, die an Stelle der gefällten heiligen Bäume errichtet wurden. Erst als sie durch Schenkungen mit Gütern

17. Das Mittelalter - S. 29

1896 - Bamberg : Buchner
29 das Werk Chlodwigs nicht blo wieder aufgenommen, sondern weiter fortgefhrt wurde. Jv. Die Ausbreitung der christlichen Kirche unter den Germanen. Die Erweiterung des Frankenreichs der die Gebiete rechts des Rheines bedeutete zugleich eine Erweiterung der christlich-katholischen Kirche. Die erste Bekanntschaft der Germanen mit dem Christentum war durch die Rmer vermittelt worden. In den Lagersttten am Rhein wie an der Donau gab es Christengemeinden; in der Rheingegend war Trier das lteste Bistum, an der Donau geno der Bischof von Lorch (Laureacurn, jetzt Enns), Severinns, groes Ansehen auch unter den Germanen (Begegnung mit Odovakar). Diese ersten christlichen Gemeinden gingen in den Strmen der Vlkerwanderung fast ganz unter. Indes durch ihre Berhrung mit den Ost-rmern wurden die Ostgermaneu schon im 4. Jahrhundert mit dem Christen-tum bekannt. An dem Konzil von Nica 325 nahm bereits ein gotischer Bischos (Theophilus) teil. Der Nachfolger desselben, Ulsilas (d. i. Wlflein 341381), ist der Verfasser der gotischen Bibelbersetzung, welche den Ost-germanen die christliche Lehre vermittelte; er wurde durch den Bischof Eusebius fr den Arianismus gewonnen. Die grte kirchengeschichtliche Bedeutung aber hatte der ber-tritt des Frankenknigs zum Christentum. Seinem Beispiele folgte nach und nach das gesamte Frankenvolk. Es verstand sich von selbst, da die neubekehrten Franken berall, wohin ihre politische Macht reichte, den christlichen Gl&ubeu verbreiteten, namentlich nach Jnnerdeutschland. Und als die Missionsthtigkeit der frnkischen Kirche ins Stocken geriet, wurde sie neu belebt durch das irofchottifche und angelschsische Mnchtum. af Der erste innerdeutsche Stamm, der sich in seiner Mehrheit zum Christentum bekannte, waren die Bayern. Die Christianisierung Bayerns war das Werk der iroschottischen Mnche und der frnkischen Missionre Emmeram (Chorbischof von Poitiers), Rupert (Bischof von Worms, um 700) und Korbinian; Emmeram entfaltete feine Thtigkeit vornehmlich in der Gegend von Regensburg, Rupert in der Gegend von Salzburg, Korbinian in der Gegend von Freising. 23ei den fdlichen Ala mannen am Zricher- und Bodenfee wirkte im 7. Jahrhundert der Ire Kolumban und fein Schler Gallus, der Grnder des Klosters St. Gallen. Im 8. Jahrhundert fetzte das Werk fort im Norden der Angelfachfe Pirmin, welcher das Kloster Reichenau grndete und dann im Elsa wirkte, im Osten Mnche des Klosters St. Gallen, Magnus und Theodor, deren ersterer das Kloster Fssen, letzterer das Kloster Kempten grndete.

18. Bd. 2 - S. 6

1914 - Leipzig : Dyk
— 6 — wehrt, scharenweise nach Alamannien hinein. Aber Engilbert zeigt rüstig, wie geeignet fürwahr er zur Ertragung der Leiden war. Denn während diese Übel drohen, heißt er, da ein jeder einzelne seiner Krieger für sich selbst besorgt war, die Kräftigeren der Brüder die Waffen ergreifen und bestärkt das Gesinde; er selbst, wie ein Riese des Herrn, mit dem Panzer angetan und die Kutte und die Stola darüber anziehend, befiehlt den Brüdern, selber das gleiche zu tun. „Daß wir gegen den Teufel", sagte er, „wie wir bis dahin, meine Brüder, im Gemüte voll Gottvertrauen gekämpft haben, jetzt mit der Kraft der Hände unsere Stärke zu zeigen vermögen, das laßt uns von Gott erbitten!" Wurfspieße werden verfertigt; aus dicken Linnenstoffen werden Panzer gemacht; Schleudern werden geflochten; aus starken Brettern und Weidenkörben werden Schilde hergestellt; Sparren und Knüttel werden in zugespitzter Form an den Herden vorne gehärtet. Aber zuerst wollen einige von den Brüdern und vom Gesinde, da sie dem Gerüchte nicht glauben, nicht entfliehen. Es wurde jedoch ein Ort ausgewählt, der gleich wie von Gott zur Anlage einer Burg sichtbar dargeboten war, um den Fluß Sitter. . . Auf dem schmälsten Berghalse wird, indem man Verschanzung und Wald herausschlägt, eine Stelle vorn befestigt und ein befestigter Platz errichtet, von großer Stärke. Schleunig wird alles, was notwendig sein kann, zusammengeführt. . . Eine schnell errichtete Kapelle wird zum Bethaus, in welches die Kreuze und die Kapseln mit den Totenverzeichnissen gebracht werden, nicht minder auch fast der ganze Kirchenschatz außer den auf den Gestellen stehenden Büchern. Jene hatte der Abt, nicht hinreichend sicher jedoch, nach der Reichenau übergeben; wie sie nämlich zurückgebracht wurden, stimmte, wie man sagt, die Zahl, nicht aber die Reihe der Bücher selbst. Die Greise mit den Knaben gab der Abt zum Behuf der Beschützung nach Wasserburg, welches er mit den Hörigen, die jenseits des Sees waren, sorgfältig verwahrte. Er befahl ihnen auch, damit sie nämlich häufiger auf den «Schiffen weilen könnten, Lebensrnittel mit sich dorthin zu nehmen. 52. Späher gingen bei Tag und Nacht durch die ihnen bekannten Örtlichkeiten hin, um den Brüdern, welche allzu ungläubig waren, daß der heilige Gallus jemals von den Barbaren angegriffen werden könne, die Ankunft der Feinde vorauszusagen, damit dieselben zu dem festen Platze fliehen möchten. Denn indem auch Engilbert selbst solchen beistimmte, brachte er beinahe zu spät die geschätztesten Stücke des heiligen Gallus an den festen Platz, daher auch Oth-mars (Ziborium1) den Feinden zurückgelassen wurde. Die Feinde x) Wohl der Altarbaldachin.

19. Von den Kämpfen des Germanicus bis zum Aufstand der Bataver - S. 81

1915 - Leipzig : Voigtländer
Flaccus schließlich nichts anderes erreicht, als daß jene Rohorten nur noch ungestümer verlangten, was er ihnen, wie sie ganz genau wußten, nicht bewilligen würde. So ließen sie denn den Zlaccus stehen und kehrten nach Niedergermanien um. hier wollten sie sich mit Civilis vereinigen. Darauf hielt hordeonius unter Hinzuziehung der Tribunen und Centurionen einen Kriegsrat und überlegte, ob er gegen die Unbotmäßigen Gewalt anwenden sollte. Bei seiner angeborenen Schwachheit und der Besorgnis, die sich der Untergebenen infolge der Unzuverlässigkeit der Hilfsvölker und der Ergänzung der Legionen durch die eilfertige Aushebung bemächtigt hatte, beschloß er dann jedoch, die Legionen im Lager zu behalten. Darauf bereute er es aber wieder, und als selbst die, die ihm erst dazu geraten hatten, seine Maßnahmen tadelten, schrieb er, gleichsam in der Absicht, den Feind zu verfolgen, an Heren nius(5allus, den Legaten der ersten Legion, der sein Standlager in Bonn hatte, er solle die Bataver nicht durchlassen,- er selbst werde sich mit seinen Truppen an ihre Zersen heften. Und wirklich hätten die Bataver hier überwältigt werden können, wenn hordeonius und Gallus, jener von Mainz und dieser von Bonn her, mit ihren Scharen auf beiden Seiten vorgerückt wären und den Feind in die Mitte genommen hätten. Flaccus aber gab die Sache auf und warnte den Gallus in einem zweiten Schreiben, die Feinde bei ihrem Abzug zu beunruhigen. Daher der verdacht, die kriegerische Erhebung gehe im Einverständnis mit den Legaten vor sich und, was schon geschehen oder noch zu befürchten sei, sei alles eine Folge nicht der Schlaffheit der Körner oder der Stärke der Bataver, sondern des Trugs der römischen Heerführer. 20. Als die Bataver in die Nähe des Lagers von Bonn kamen, schickten sie einen Mann voraus, der dem herennius Gallus die Willenserklärung der Kohorten mitteilen sollte: ganz und gar nicht dächten sie an einen Kampf gegen Kom, für das sie so oft schon gekämpft hätten; des langen und fruchtlosen Kriegsdienstes müde, trügen sie nur nach Heimat und Frieden Verlangen. Idenn man ihnen nichts in den Weg lege, würden sie auf ihrem Marsche keinen Schaden anrichten; trete ihnen aber eine bewaffnete Macht (Qiiellenbüdier 83. 8] g

20. Das Mittelalter - S. 121

1912 - Nürnberg : Korn
— 121 — erfahren, behandeln sie ihn gastfrei, auch wecken ihres Gefangenen, dessen Sprache er verstand. Und sie belehrten sich durch jene beiden über die gesamten Gewohnheiten der von Übermut erfüllten Feinde. Der Ungar nahm nach seiner Taufe ein Weib und bekam Söhne. Weil sie erfahren hatten, daß die Ungarn zuweilen zurückzukehren pflegten, fällen sie zum zweiten Male gegen den Zugang der Burg hin in breitem Raume den Wald und stechen einen tiefen Graben aus. Und da, wo Binsen wachsen, Wasser gewiß ist, graben sie einen sehr tiefen Brunnen und finden eine sehr reine Quelle. Den Wein, den die Ungarn dem Heribald zuliebe geschont hatten, schafften sie heimlich bei Tag und Nacht in Füßchen und anderen Gefäßen schnell herbei. Und indem sie so ihre Zeit zubriugeu, rufen sie unausgesetzt den Herru an. Weil ringsherum Tag und Nacht alles vom Feuer am Himmel widerleuchtete, wagte Engilbert keine Späher mehr auszusenden und schützte mit den Seinigeu den festen Platz. Und wenn er hie und da einmal deu einen und andern der Beherztesten nach dem Kloster schickte, damit sie dort Messe hielten, vermochte er saunt bis zu deren Rückkehr Atem zu schöpfen vor Angst. In dieser Zeit zwischen Furcht und Hoffnung wurden die Genossen vielfach gekräftigt durch Heribalds und des Priesters fleißige Erzähluug über die Feinde. Indem sie den Heribald zwischen ihren Mußestunden befragten, wie ihm die so zahlreichen Gäste des hl. Gallus gefielen, sagte er: „Ei, wie zum Besten! Ulauftet mir, niemals er innere ich mich, fröhlichere Leute in unserem Kloster gesehen zu haben; denn Speise und Trank schenkten sie sehr reichlich. Was ich vorher von unserem sparsamen Kellermeister kaum erbitten konnte, daß er mich wenigstens einmal mit Getränk versehe, wenn mich durstete, das gaben mir diese im Überfluß, wenn ich bat." Da sprach der Priester: „Und wenn du nicht trinken wolltest, zwangen sie dich durch Ohrfeigen." — „Das kann ich nicht iit Abrede stellen," antwortete Heribald; „das eine mißfiel mir sehr, daß sie so ohne Zucht waren. Ich sage euch, niemals habe ich im Kloster des hl. Gallus so grobe Leute gesehen; denn sie haben sich in der Kirche und im Kloster aufgeführt, als wenn sie draußen ans der Wiese gewesen wären. Und als ich ihnen einmal mit der Hand ein Zeichen gab, damit sie an Gott denken und wenigstens in der Kirche leiser wirtschaften sollten, schlugen sie mich mit schweren Nackensireichen. Doch machten sie das sogleich wieder gut, indem sie mir Wein darbrachten, was zwar von euch niemand tun würde." So ergötzten sie sich in ihrem Elend, so lange sie Muße hatten. Als jedoch das falsche Gerücht ging, die zurückgekehrten Feinde befänden sich neuerdings im Kloster, da bat der Narr hartnäckig, man möge ihn