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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

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1. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 41

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 41 Wann begann der Krieg? Wann durfte Prinz Wilhelm erst teilnehmen? Warum? In welcher Schlacht zeichnete er sich zuerst aus? (Die Schlacht bei Bar sur Aube (spr. Bär ßür Ohb) war am 27. Februar 1814.) Die Schlacht verlief folgendermaßen: Napoleon hatte das Städtchen Bar sur Aube besetzt und hielt es mit starker Hand. Die Stadtthore waren verrammelt, über die Stadtmauer blitzten blanke Gewehrläufe. Das Städtchen liegt auf einer Anhöhe, deren Ränder steil abfallen und mit Weingärten bepflanzt sind. Gegen diese Anhöhe stürmten die Russen Aber 21000 Franzosen warfen sich ihnen mit solchem Ungestüm entgegen, daß die russischen Jäger zurückwichen. König Friedrich Wilhelm Iii. eilte den Fliehenden entgegen, um sie zum Stehen zu bringen. Dabei pfiffen die feindlichen Kugeln so nahe an ihm vorbei, daß der König sagte: „Die scheinen ja noch heiß aus dem Laufe zu kommen." Fürst Schwarzenberg sah, in welcher Gefahr der König schwebte, und bat ihn, er möchte sich doch zurückziehen. Aber der König erwiderte: „Mein lieber Fürst, wo Ihr Platz ist, da ist auch der meinige." Kaum waren diese Worte gesprochen, so traf eine Flintenkugel den linken Arm des Fürsten; glücklicherweise konnte dieselbe aber durch den pelzgefütterten Überrock nicht hindurchdringen. Gleichzeitig wurde General Wittgenstein von einer Kugel ins Bein getroffen. Da endlich ritteil der König, die Prinzen und die Feldherren zurück. Das russische Regiment Kaluga rückte vor, um den Jägern Unterstützung zu bringen. Aber die Franzosen hatten eine vortreffliche Stellung in den Weinbergen; unaufhörlich schlugen ihre Kugeln in die Reihen der Russen, und bald sah der König zahlreiche Verwundete zurückkommen oder liegen bleiben. Der König wollte wissen, welches Regiment so sehr dem Feuer ausgesetzt war, und sagte zum Prinzen Wilhelm: „Reite 'mal dahin und erkundige dich, von welchem Regimente die Verwundeten sind. Mehren sich ja jeden Augenblick." Ohne zu zögern ritt der Prinz auf die russischen Bataillone zu. Wie mancher Soldat mag da für des Prinzen Leben gebangt haben! Aber ohne der umherschwirrenden Kugeln auch nur im Geringsten zu achten, fragte er nach dem Namen des Regiments und ritt dann im Schritt weiter vor, um auch in der Nähe der verderbenfpeihenden Weinberge das Gefecht zu beobachten. Dann ritt er zurück und berichtete kurz und klar dem Könige, was er gesehen und gehört hatte. Der Vater nahm den Bericht des Sohnes schweigend entgegen; der Oberst von Luck aber, der frühere militärische Erzieher des Prinzen, drückte diesem warm und innig die Hand, um ihm seine Anerkennung für den Mut auszudrücken mit dem er die Feuerprobe bestanden hatte. In der fünften Nachmittagstunde endlich entschied sich der Sieg für die Verbündeten. Jenes russische Regiment (Kaluga) erkletterte den Abhang, auf dem die Feinde standen; andere russische und österreichische Truppen folgten ihm, und vor ihrem Bajonettangriff mußten die Franzosen weichen. Prinz Wilhelm aber erhielt für den von ihm bewiesenen Mut das Kreuz des russischen St. Georgsordens 4. Klasse, und wenige Tage daraus, am 10. März, das eiserne Kreuz. Und in der großen Zahl von Orden und Ehrenzeichen, die Kaiser Wilhelm in seinem langen und thatenreichen Leben empfangen, sind ihm diese beiden Auszeichnungen stets besonders lieb und wert geblieben.

2. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 41

1894 - Breslau : Goerlich
— 217 — Ii 41 Wann begann der Krieg? Wann durfte Prurz Wilhelm erst teilnehmen? Warum? In welcher Schlacht zeichnete er sich zuerst aus? (Die Schlacht bei Bar snr Aube (spr. Bar ßür Ohb) war am 27. Februar 1814.) Die Schlacht verlief folgendermaßen: Napoleon hatte das Städtchen Bar sur Anbe besetzt und hielt es mit starker Hand. Die Stadtthore waren verrammelt, über die Stadtmauer blitzten blanke Gewehrläuse. Das Städtchen liegt aus einer Anhöhe, deren Ränder steil abfallen und mit Weingärten bepflanzt sind. Gegen diese Anhöhe stürmten die Russen. Aber 21 000 Franzosen warfen sich ihnen mit solchem Ungestüm entgegen, daß die russischen Jäger zurückwichen. König Friedrich Wilhelm Iii. eilte den Fliehenden entgegen, um sie zum Stehen zu bringen. Dabei Pfiffen die feindlichen Kugeln so nahe an ihm vorbei, daß der König sagte: „Die scheinen ja noch heiß aus dem Laufe zu kommen/' Fürst Schwarzenberg sah, in welcher Gefahr der König schwebte, und bat ihn, er möchte sich doch zurückziehen. Aber der König erwiderte: „Mein lieber Fürst, wo Ihr Platz ist, da ist auch der meinige." Kaum waren diese Worte gesprochen, so traf eine Flintenkugel den linken Arm des Fürsten; glücklicherweise konnte dieselbe aber durch den pelzgefütterten Überrock nicht hindurchdringen. Gleichzeitig wurde General Wittgenstein von einer Kugel ins Bein getroffen. Da endlich ritten der König, die Prinzen und die Feldherren zurück. Das russische Regiment Kaluga rückte vor, um den Jägern Unterstützung zu bringen. Aber die Franzosen hatten eine vortreffliche Stellung in den Weinbergen; unaufhörlich schlugen ihre Kugeln in die Reihen der Russen, und bald sah der König zahlreiche Verwundete zurückkommen oder liegen bleiben. Der König wollte wissen, welches Regiment so sehr dem Feuer ausgesetzt war, und sagte zum Prinzen Wilhelm: „Reite 'mal dahin und erkundige dich, von welchem Regimente die Verwundeten sind. Mehren sich ja jeden Augenblick." Ohne zu zögern ritt der Prinz auf die russischen Bataillone zu. Wie mancher Soldat mag da für des Prinzen Leben gebangt haben! Aber ohne der umherschwirrenden Kugeln auch nur im Geringsten zu achten, fragte er nach dem Namen des Regiments und ritt dann im Schritt weiter vor, um auch in der Nähe der verderbenspeihenden Weinberge das Gefecht zu beobachten. Dann ritt er zurück und berichtete kurz und klar dem Könige, was er gesehen und gehört hatte. Der Vater nahm den Bericht des Sohnes schweigend entgegen; der Oberst von Luck aber, der frühere militärische Erzieher des Prinzen, drückte diesem warm und innig die Hand, um ihm seine Anerkennung für den Mut auszudrücken, mit dem er die Feuerprobe bestanden hatte. In der fünften Nachmittagstunde endlich entschied sich der Sieg für die Verbündeten. Jenes russische Regiment (Kaluga) erkletterte den Abhang, auf dem die Feinde standen; andere russische und österreichische Truppen folgten ihm, und vor ihrem Bajonettangriff mußten die Franzosen weichen. Prinz Wilhelm aber erhielt für den von ihm bewiesenen Mut das Kreuz des russischen St. Georgsordens 4. Klasse, und wenige Tage darauf, am 10. März, das eiserne Kreuz. Und in der großen Zahl von Orden und Ehrenzeichen, die Kaiser Wilhelm in seinem langen und thatenreichen Leben empfangen, sind ihm diese beiden Auszeichnungen stets besonders lieb und wert geblieben.

3. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 670

1845 - Halle : Anton
670 ©d)on am 16ten Abends war der Kreml rings von bren- nenden Gebäuden umgeben, und Napoleon konte ihn nur noch unter den größten Gefahren verlaßen. Die Soldaten wurden wärend der Feuersbrunst völlig bandelos, und plün- derten und wüsteten und verübten Gräuel aller Art. Erst am 20ten Sept. hörte die Verbreitung des Brandes auf und Regengüße, die dann eintraten, halfen ihn gänzlich lö- schen; aber bis auf ein Zehnteil war die Stadt in Asche gelegt, und alle Vorräte die noch darin gewesen waren, waren teils verwüstet teils verbrant. Napoleon hatte inzwischen den Russen einen Waffen- stilstand anbieten laßen, hatte sich sogar erboten, er wolle sich bis Miasma zurükziehen; aber die Russen zögerten an- fangs mit der Antwort; endlich am 5ten Oct. erhielt Napo- leon eine ablenende. Er hatte es nicht erwartet und hatte sich in Moskau, was er den Winter nicht bcsezt halten konte, was er wenn der Krieg fortdauerte so rasch wie möglich verlaßen musle, um wirtbarere Stätten zu suchen, dadurch sesthalten laßen; der größte Teil der Pferde war schon ver- loren, als Napoleon endlich am 17ten Oct. wider von Mos- kau aufbrechen und sich zurükziehen konte, mit einem Heere, was troz nachgekommencr Verstärkung nicht mehr aus vollen 100,000 Man bestund. Er konte auf dem ganz verödeten und verwüsteten Herwege nicht zurükkeren und wünschte wenigstens bis Smo- lensk auf einer andern Straße über Kaluga zu ziehen. Aber Napoleons Heer schlepte sich nun mit einer Last unützer Beute, und schon auf dem Wege nach Kaluga traten ibm die Russen bei Malo Iaroslawez am 21ten Oct. entgegen. Zwar wurden hier die Russen geworfen; aber Napoleon sah doch endlich, daß er auf dieser Straße nicht weiter ziehen könne, und er beschloß sich über Mosaisk und Miasma zu- rükzuziehen; allein um nach dieser Straße zu kommen, muste er Märsche durch unwirtbare, zum Teil schon verödete Ge- genden machen; der Winter rükte immer näher; Kutusow folgte auf dem Fuße und zallose Kosakenhaufen umschwärm- ten das Heer; alles war verloren, was sich von den geord- neten Massen des Heeres seitwärts verlor oder zurükblib.

4. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 533

1910 - Regensburg : Manz
Abzug der Franzosen. 533 Teil demontiert, aber die Artillerie hatte noch ihre Bespannung; die Infanterie befand sich in einem leidlichen Zustande und die Kaisergarde war beinahe unverletzt. Die obschon auf drei Vierteile reduzierte große Armee verdiente noch immer ihren Namen und ihr Oberhaupt gab, ohne noch feine Pläne knndzutun, heimlich seine Befehle, damit sie, sobald sie sich der russischen Grenze nähere, von neuen Streitkräften empfangen würde. Der Plan des Kaisers war, sich nicht über Smolensk auf der Straße von Mozaisk und Wjasma, die gänzlich ausgeplündert war, zurückzuziehen; nur Ney sollte sie mit seinem Korps einschlagen, das von ihm selbst geführte Gros der Armee sollte in der Richtung gegen Süden nach Kaluga marschieren, um von hier aus durch ein fruchtbares Land, das noch nicht gelitten hatte, nach Smolensk zu gelangen. Aber auf dieser Straße nach Kaluga hatte sich Kutusow aufgestellt, der sofort die Offensive ergriff. Er befehligte 75,000 Mann, zu welchen frische Truppen gestoßen waren; aber es ist erstaunlich, daß die Verstärkungen kaum über 30,000 Mann betrugen, darunter 26 Regimenter don'scher Kosaken und irregulärer Haufen. Selbst in der äußersten Gefahr hatte Rußland Mühe, imposante Streitkräfte ins Feld zu stellen. Zum Glück für die russische Armee hatte sie die Elemente zu Bundesgenossen. Eine Schlappe, die Murat bei Winkowo und Tarutino erlitt, bezeichnete die ersten Schritte der Franzosen nach ihrem Abmarsch von Moskau; trotzdem wäre der Kaiser vielleicht dem russischen Generalissimus bei Kaluga zuvorgekommen, wenn er sich nicht zur Unzeit in Borowsk aufgehalten hätte, anstatt geradenwegs auf Malojaroslawez zu marschieren. Hier fand am 24. Oktober ein blutiges Gefecht statt, in welchem trotz der vortrefflichen Position der Russen der Sieg den Franzosen verblieb. Am folgenden Tage erneuerte sich das Gefecht bei Gorodnja; hier war Napoleon, von einigen tausend Kosaken überrumpelt, nahe daran, gefangen genommen zu werden. Die Russen versperrten ihm den Weg, so daß er sich genötigt sah, feinen Plan zu ändern und rechts auf der Straße von Wjasma, die er vermeiden wollte, vorzurücken. Kutusow, der von den Generalen feiner Umgebung, unter denen namentlich Bennigsen obenanftand, gut beraten war, schickte sich an, ihm auch hier zuvorzukommen. 7 km diesseits von Wjasma trafen Eugen und Davoust auf Milora-tmwitfch, den russischen Murat, der die Avantgarde führte. „Kutusow hätte sie erdrücken können," sagt Segur, „allein die Langsamkeit und die Vorsicht des Greises retteten sie." Ney stieß zu ihnen und außer dem Gefecht bei Wjasma (3. November) ging der Marsch gut bis Dorogobufh, wo die Armee am 7. anlangte. „Es fehlten nur drei Tage," sagt Napoleon, „um den Rückzug (von Smolensk) in guter Ordnung vollführen zu können; aber in diesen drei Tagen verlor sie 30,000 Pferde; der frühzeitige Frost wirkte gleichmäßig auf beide Armeen . . . Alle Bespannung der Convois und die meisten Pferde der Artillerie und Kavallerie kamen um; alle Dienstleistungen der Armee waren desorganisiert; es war unmöglich, vor Wilna Position zu nehmen." Am 6. November siel ein fürchterlicher Schnee und jetzt begann der Frost. Obwohl anfangs mäßig, wurde er doch für die unglücklichen, gegen solche Witterung schlecht geschützten französischen Soldaten außerordentlich empfindlich. Ihre Glieder erstarrten und sie waren nicht mehr imstande, die Waffen zu tragen. Taub gegen die Gesetze der Disziplin werfen sie sie weg, verlassen ihre Reihen und laufen auseinander. Man ist gezwungen, die Bagage in einem Lande im Stiche zu lassen, das schon viel zu sehr gebrandschatzt war, als daß es die Armee zu ernähren vermocht hätte. Jetzt gesellten sich Hunger und Bestürzung zu der Strenge des Klimas; die französischen Soldaten werden in dem Maße, in welchem die physische Kraft sie verläßt, demoralisiert; sie stürzen erschöpft und ohnmächtig nieder und bedecken mit ihren Leichnamen die Straßen oder werden die Beute

5. Die neueste Zeit - S. 103

1897 - Leipzig : Dürr
— 103 — besonders auch in den öffentlichen Gebäuden, den Kreml ausgenommen, leicht entzündbare Stoffe anfhäufeu taffen und freigegebene Verbrecher angestellt, die nach dem Einzüge der Franzosen Feuer anlegen sollten, dann hatte auch er sich entfernt. Als die Franzosen einzogen, fanden sie die Straßen menschenleer, nur arme Leute und Fremde waren zurückgeblieben, aber auch diese hielten sich versteckt. Napoleon nahm im Kreml Wohnung. In der Nacht vom 14. zum 15. September brach das Feuer aus. Neun Zehnteile der Stadt sanken in Asche, bis ein heftiger Regen am 21. September den Flammen Halt gebot. Napoleon, der in ein nahes kaiserliches Lustschloß geflüchtet war, hatte schon am Tage vorher den Kreml wieder bezogen. Man entdeckte in den Kellern und Magazinen noch eine Menge Lebensmittel, Tuch und Leder, und die Soldaten richteten sich ein, so gut sie konnten. Aber die Hoffnungen, die Napoleon an den Besitz von Moskau geknüpft hatte, erfüllten sich nicht. Der Zar machte keine Friedensvorschläge und wies auch die entgegenkommenden Anerbietungen Napoleons zurück. Der frühere preußische Minister von Stein ermutigte ihn zur Fortsetzung des Kampfes, und die allrussische Partei gab ihrem Haffe gegen den westeuropäischen Eroberer offen Ausdruck. Am 18. Oktober 1812 verließ Napoleon mit seinem bereits auf die Hälfte zusammengeschmolzenen Heere (104000 Mann) Moskau, Mortier blieb mit der Nachhut (10000 Mann) noch einige Tage in der Stadt, sprengte dann den Kreml in die Lust und folgte der großen Armee. Napoleon beabsichtigte anfangs, durch die fruchtbaren, südlich von Moskau gelegenen Gegenden nach Smolensk zurückzukehren und schlug deshalb die Straße nach Kaluga ein. Bei Malo-Jaroslawetz trat ihm Kutufow entgegen. Es kam hier am 24. Oktober zu einem Kampfe, in dem die Franzosen siegten, aber auch viele Leute" verloren. Kutufow zog nach Kaluga ab, und Napoleon — gab plötzlich den Plan, den Weg durch Südrußland zu nehmen, auf, um auf die Straße, die er herwärts benutzt hatte, wieder einzulenken. Was ihn zu diesem unglückseligen Entschlüsse bewog, ist nur zu vermuten. Wahrscheinlich fürchtete er bei der sichtlichen Auflösung seines Heeres neue Kämpfe mit den Feinden und wollte so schnell als möglich nach Smolensk kommen. Nun begann der entsetzlichste Marsch, den je ein Heer gemacht hat. Die Gegend war verödet und entvölkert, und am 4. November fingen die Winterstürme mit aller Heftigkeit zu toben an. Die Soldaten hatten nichts zu leben und mußten im Schnee oder auf dem hartge-

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 777

1858 - Weimar : Böhlau
preisgeben zu dürfen, ohne vorher zu ihrer Rettung das Aeußerste ver- sucht zu haben. Er nahm daher eine Stellung bei Borodino, ohnge- fähr sieben und zwanzig Stunden vor Moskau, und erwartete hier, hin- ter einigen in der Eit aufgeworfenen Verschanzungen, die Franzosen. Am 7. September 1812 wurde hier eine mörderische Schlacht geschla- gen, in welcher die Russen mit religiöser Begeisterung und mit dem Muth der Verzweiflung stritten, bis sie endlich den geübteren Gegnern und dem schlachtenkundigen Kaiser die Walstatt lassen mußten. Am Abend des blutigen Tages waren 70,000 Menschen theils getödtet, theils ver- wundet, aber nur wenige gefangen. Napoleon konnte sich des Sieges an der Moskwa rühmen, aber die feste Haltung des russischen Nach- trabs hinderte ihn an rascher Verfolgung. Kutusow erreichte mehrere Lage vor ihm die Gegend von Moskau, zog sich, ohne noch eine Schlacht zur Vertheidigung der Hauptstadt zu liefern, südwärts nach Kaluga und nahm eine Stellung in der Flanke der Franzosen. Zugleich verab- redete er mit dem Grafen Rostopschin, dem Gouverneur von Mos- kau , die Räumung dieser Stadl. Als am 14. September der französische Vortrab unter Murat in Moskau einrückte, war die Stadt wie ausgestorben. Von 240,000 Ein- wohnern waren nur 12 bis 15,000 Menschen, theils Fremde, theils Leute aus der untersten Volksklasse, zurückgeblieben. Napoleon nahm in einem der verlassenen Häuser, am zweiten Tage in dem Kreml, der Burg der Zaren, sein Hauptquartier. Er hatte gemessenen Befehl gegebkn, strenge Ordnung unter den Truppen zu erhalten, aber viele Soldaten verbreiteten sich über die Stadt, um Lebensmittel zu suchen, und plünderten die verlassenen Häuser. Schon am ersten Abende brach an mehreren Stellen Feuer aus, was bei der Menge von Wachfeuern in der Nähe hölzerner Häuser nicht zu verwundern mar. Die Franzo- sen wollten löschen; aber das Corps der Spritzenleute war mit allen seinen Geräthschasten abgezogen. Ein heftiger Wind trieb die Gluth von Gasse zu Gasse, und am Morgen des 16. Septembers gewährte das Feuer das Bild eines vom Sturme bewegten Flammenmeeres. Von einer Terrasse deß Kreml betrachtete Napoleon das Grausen erregende Schauspiel; am Abend deß 16., als der Kreml mitten im Feuerregen stand, verließ er den Palast der Zaren und die brennende Stadt und nahm in dem Lustschlosse Petrowski, eine halbe Stunde vor der Stadt, seine Wohnung. Nun waren alle Bande des Gehorsams gelöst; beute- gierig stürmte der Soldat in die brennenden Paläste und suchte durch den Rausch jeglicher Lust sich für die erduldeten Mühseligkeiten zu ent- schädigen. Als am sechsten Tage durch starke Regengüsse >r Brand nach und nach erlosch, waren neun Zehntheile der Häuser zerstört, und der Boden mit Schutt und halb verbrannten Leichen von Menschen und Thieren bedeckt. Napoleon erwartete russische Friedensboten und sandte, als diese nicht erschienen, den General La uriston mit Friedensanträgen an den Kaiser, in Kutusows Hauptquartier. Kutusow wußte Napoleon hinzuhal- ten, während das russische Heer sich täglich durch neue Streitkräfte ver- stärkte, der Zustand des französischen aber sich verschlimmerte. Endlich erkannte Napoleon seine Täuschung und verließ am 17. October Mos- kau, um über Kaluga nach Smolensk zurückzukehren. Der Marschall

7. Bd. 6 - S. 494

1845 - Leipzig : Kollmann
494 zosen die Nothwendigkeit, ihre Nückzugslinie über Kaluga ändern und Len alten Weg wieder an treten zu müssen. Um diese Straße wieder zu gewinnen, bedurfte es eines äußerst beschwerlichen Marsches durch verheerte Gegenden, zu einer Zeit, wo der Winter schon hereinbrach, und die von Moskau mitgenommenen Vorräthc ausgingcn. Den Soldaten fehlte cs an Nahrungsmitteln und Obdach, den Pferden an Futter; dabei drängte der Feind, dessen Streitlust durch den Umschwung des Glückes fürchterlich gestiegen war, auf der Ferse. Sechs Tage nach dem Treffen bei Tarulina stieß die französische Vorhut, die der Vicekönig befeh- ligte, bei M a l o- I a r o s la w e tz auf die russiche Armee. Ein hartnäckiger Kampf entspann sich und dauerte den ganzen Tag fort. Der Vicekönig hielt alle Angriffe ruhmvoll aus. Die bren- nende Stadt wurde sieben Mal gewonnen und verloren, blieb aber endlich in der Gewalt der Franzosen. Gegen Abend kam die französische Hauptarmee auf dem Schiachtfelde an. Kutusow hatte eine Stellung genommen und schien entschlossen, eine ent- scheidende Schlacht zu wagen. Napoleon wollte auf seiner Be- wegung nach Kaluga beharren; allein die Vorstellungen der Generale, daß man keine große Schlacht wagen dürfe, bewogen ihn, statt vorwärts zu marschircn, sich rechts zu wenden, um die Straße nach Smolensk über Wjäöma zu gewinnen, der das Heer auf seinem Zuge nach Moskau gefolgt war. Diesen Weg trat die französische Armee nothgedrungcn jetzt an. Zwanzig Kosakenregimenter unter dem General Platow und zwei Armeecorps als Avantgarde unter dem General Milo- rad owitsch folgten ihr auf dem Fuße; die große russische Armee selbst zog links, seitwärts der großen Straße, wo Lebensmittel und Fourrage in Fülle waren, wogegen das französische Heer durch eine Wüste ziehen mußte. Seine nächsten Magazine waren in Smolensk, und von dieser Stadt war man noch über fünfzig deutsche Meilen entfernt. Diese Strecke ohne Brod und ohne Fourrage, unter rastloser Verfolgung des Feindes, zurückzulegen, war die Aufgabe, welche die französische Armee zu lösen hatte. Nicht lange, so stellte sich der Hunger bei dem Heere ein; die Pferde starben zu Tausenden, und täglich wurden eine große Menge Bagage- und Munitionswagen, die ohne Bespannung blieben, verbrannt. Alle Gemeinden, die sie durchzogen, waren unter Waffen und erschlugen diejenigen, die sich von der Armee

8. Theil 3 - S. 447

1875 - Leipzig : Brandstetter
gütigen und großen Verlusten in der alten russischen Hauptstadt an; sie fanden sie öde und verlassen, wie die Dörfer an der Straße, durch welche sie gekommen waren. Von einer Bevölkerung von 300,000 Menschen waren kaum 30,000 zurückgeblieben, die Häuser waren verschlossen, kein Magistrat, keine Behörde fand sich ein, die Sieger zu begrüßen. Napoleon erlaubte den Soldaten die Plünderung der Stadt; noch kannte er die ganze grauenvolle Wahrheit nicht; er glaubte eine verlassene Stadt statt einer bewohnten, reichen vor sich zu haben; er ahnte nicht, daß er sich inmitten einer unermeßlichen Brandstätte befinde. An mehr als hundert Stellen zugleich brach das von den Russen vor ihrem Abzüge heimlich gelegte Feuer aus, das bald in furchtbarem Maße um sich griff, da der russische Gouverneur alle Löschwerkzeuge mit sich genommen hatte. Der größte Theil fiel in Asche, und die Soldaten, anstatt eine Herberge zu finden, mußten auf das leere Feld ziehen und sich im Freien lagern. So groß auch die Beute sein mochte an Gold, Silber und kostbaren Stoffen, so war doch in der weiten Stadt an den nöthigsten Lebensmitteln, an Brod und Fleisch, kaum so viel aufzufinden, als für die Truppen während ihres Aufenthaltes vom 14. September bis 17. Oktober für die äußerste Nothdurst erforderlich war. Noch konnte Napoleon den Rest seiner Armee retten, hätte er sich gleich in den ersten Tagen zum Rückzug entschlossen; allein verblendet, wie er war, wollte er nicht einsehen, daß die Russen einen Vernichtungskrieg zu führen entschlossen waren. Deutschlands deutschester Mann, der Freiherr von Stein, von Napoleon für vogelfrei erklärt, war Alexander's Freund und Rathgeber geworden. Anstatt schleunigst umzukehren, schickte Napoleon Gesandte mit Friedensanträgen an den mittlerweile zum Oberbefehl gelangten russischen General Kutusow, und dieser hielt den Feind mit vielem Geschicke vier Wochen lang hin, bis die größte Noth die Franzosen zwang, aufzubrechen und den jetzt schon viel schwierigeren Rückzug anzutreten. Zu gleicher Zeit setzte sich das russische Heer in Bewegung. Bei Malo-Iaroslawez kam es zu einer Schlacht, in welcher die Franzosen zwar siegten, ohne jedoch dadurch ihre Lage zu verbessern; denn es trat die Kälte nun ein, auf welche die Russen gerechnet hatten, die den Zustand der flüchtenden Armee in einem Grade verzweifelt machte, den Worte nicht mehr zu schildern vermögen. Das Werk der Zerstörung begann zuerst an Pferden und Gespann. Gleich Gerippen ausgehungert, fielen sie zu Tausenden hin, Tausende wurden geschlachtet und von den hungrigen Soldaten verzehrt. Die Kanonen blieben auf der Straße liegen. Jeder dachte und sorgte nur noch für sich. Hunger, Kälte und Müdigkeit rafften allmählich von Tag zu Tag mehr Menschen als eine Schlacht dahin, und die Straße von Kaluga bis Smolensk war mit Leichen übersäet. Ney, der in der Schlacht an der Moskwa Wunder der

9. Neuere Geschichte - S. 328

1848 - Leipzig : Brandstetter
328 die mehr einem flüchtigen als siegreichen Heere ziemte; sie hatte hauptsäch- lich darin ihren Grund, daß die Russen alles Land auf ihrem Rückzuge verheerten und allen Vorrath mit sich nahmen, so daß für die ermüdete Armee nirgends Rast und Erquickung, für die vielen Tausende Verwun- deter nirgends eine Unterkunft zu finden war. In Moskau hoffte die fran- zösische Armee Ersatz für alle Beschwerden zu erhalten, und Napoleon rechnete darauf, dort den Frieden dictiren zu können. Am 14. September langten die Franzosen in dieser Hauptstadt an, fanden sie aber beinahe eben so öde und verlassen, wie die Dörfer auf der Straße dahin, denn von einer Bevölkerung von 300,000 Menschen waren kaum 30,000 zurückge- blieben', die Häuser meist verschlossen, und kein Magistrat, keine Behörde fand sich ein, die Sieger zu begrüßen. Napoleon erlaubte den Soldaten die Plünderung der Stadt, doch das Rauben wurde bald durch ein furcht- bares Ereigniß unterbrochen, indem an mehr als hundert Stellen der Stadr Feuer ausbrach, das bald furchtbar wüthete. Da der russische Gouverneur auch die Löschwerkzeuge mitgenommen hatte, konnte man der furchtbaren Feuersbrunst nicht wehren, der größte Theil der Stadt brannte nieder, und die Soldaten, anstatt eine Herberge zu finden, mußten wieder auf das leere Feld hinausziehen und sich im Freien lagern. So unermeßlich auch die Beute war, die sic an allerlei kostbaren Stoffen machten, war doch in der ganzen Stadt an den nöthigsten Lebensmitteln, an Brod und Fleisch kaum so viel aufzufinden, als für die Truppen wahrend ihres Aufenthaltes vom k4. September bis 17. October erforderlich war. Noch hätte sich das Heer retten können, wäre es gleich in den ersten Tagen zurückgckehrt, allein Napoleon schickte Gesandte mit Friedensanträgen an den russischen Ge- neralissimus Kutusow, und dieser hielt den Feind mit vielem Geschicke vier Wochen lang hin, bis die größte Noch die Franzosen zwang, aufzu- brechen und den Rückzug anzutreten. Zu gleicher Zeit setzte sich auch das russische Heer in Bewegung. Bei Iaroslawez kam es zu einer Schlacht, in welcher die verzweifelten Franzosen zwar siegten, ohne jedoch dadurch ihre Lage zu verbessern; denn zu gleicher Zeit trat eine furchtbare Kälte ein, welche die Noch der Franzosen auf das Höchste steigerte. Die Pferde, gleich Gerippen ausgehungert, fielen zu Tausenden hin, Tausende wurden ge- schlachtet und von den Hungrigen verzehrt. Nun blieben die Kanonen auf der Straße liegen. Hunger, Kälte und Müdigkeit rafften täglich mehr Menschen, als eine Schlacht dahin, und die Straße von Kaluga bis Smo- lensk war mit Leichen übersäet. Ehe noch die Unglücklichen diese Stadt erreichten, hatten schon die Meisten die Waffen weggeworfen; die, welche nach Smolensk kamen, stürzten sich auf die daselbst aufgehäuften Vor- räthe, um sich zu sättigen. Diese Vorräthe bestanden meist aus Mehl, das sie oft gierig verschlangen, ohne zu warten, bis es zu Brod gebacken worden war. Am '2 7. November kam der Rest der großen Armee, nicht mehr als 40,000 Mann, im schrecklichsten Zustande — in Lumpen gehüll-

10. Deutsche Geschichte - S. 172

1901 - Stuttgart : Selbstverl. des Verf.
— 172 — und edles Porzellan, sowie Unmassen von Genußmitteln, Kaffee, Thee, Zucker, Wein und Schnaps, im Lager an; Offiziere und Soldaten führten ein Leben herrlich und in Freuden. 18) Nicht so ganz behaglich fühlte sich Napoleon. Zwar ahnte er noch nicht, daß der Brand von Moskau eine Wende in feiner Laufbahn und den Anfang feines Sturzes bedeute. Noch hoffte er, es werde ihm gelingen, einen ehrenvollen Frieden zu erlangen und mit neuem Ruhme geschmückt nach Paris zurückzukehren. Voll Ungeduld erwartete er die zustimmende Antwort des russischen Kaisers ans feine Friedens-vorfchläge. Wie ein Blitzstrahl traf ihn die Nachricht, N nßland habe alle seine Anerbietungen zurückgewiesen. 19) Nun befand er sich in einer verzweifelten Lage- Die Winterquartiere waren dahin; der gefürchtete russische Winter kam täglich näher; ein mächtiges Russenheer stand drohend bei Kaluga- Da gab es nur einen Ausweg, den Rückzug. 20) Am 18. Oktober, säst fünf Wochen nach seinem Einzug in Moskau, that Napoleon den ihm ungewohnten Schritt. Zunächst suchte er mit fernen noch übrigen 100 000 Mann nach Süden abzubiegen, um von da aus durch vom Krieg noch unversehrte Gegenden westwärts zu entkommen; aber die Russen zwangen ihn, denselben Weg zurückzuziehen, den er gekommen war. 21) Ach, das war ein Rückzug, dem nur wenige Ereignisse in der Weltgeschichte an- Furchtbarkeit sich vergleichen lassen- In den ausgeraubten und verwüsteten Gegenden war nirgends Nahrung zu finden, und schrecklich begann der Würgengel des Hungers sein grausiges Geschäft. Dem Hunger arbeitete der Frost in die Hände, der diesmal besonders früh und besonders streng austrat. Nicht minder verheerend wirkte das-Schwert der Russen, die den Unglücklichen auf der Ferse folgten und Tag und Nacht feine Ruhe ließen.

11. Bd. 9 - S. 425

1846 - Braunschweig : Westermann
423 bis zur Stiftung der heiligen Allianz. nachbarten kaiserlichen Lustschlosse, und übergab, als endlich die Flammen ausgetobt, die noch übrig gebliebenen Quartiere sammt den rauchenden Schutt- haufen einer achttägigen Plünderung. Also sah der Kaiser die heiß ersehnte Siegcsfrucht im Augenblick, da er- ste erhaschte, sich entrissen. Der Plan des Feldzugs war vereitelt. Moskau bot keinen Stüzpunkt zu ferneren Unternehmungen, keine Erhaltungsquelle für ein Winterlager mehr dar; und durch Verbrennung der Hauptstadt hatten die Russen den Entschluß kund gethan zur verzwciflungsvollsten Vertheidigung ihres Reiches. Doch auch dieses Reich ward erschüttert durch den harten Schlag; und Napoleon, wenn er vor Einbruch des Winters sein, noch immer den Russen überlegenes Heer zurück in eine sichere Stellung führte, mochte im nächsten Frühling mit frisch gestärkter Macht hervorbrechen zur Erdrückung seines Feindes. Aber ein Rückzug schien dem Stolzen schimpflich, und er hoffte, von der Hauptstadt aus unterhandelnd, den gebeugten Gegner desto leichter zum Frieden zu bewegen. Kaiser Alexander jedoch, den Feind listig hinhaltend, verwarf endlich alle Friedensanträge; und jezt erst, nunmehr zu spät, entschloß sich Napoleon zum Rückzüge (19. Okt.). Schon nahte der Winter mit seinen Schrecken und seinem Mangel. Kutusvw, bei Kaluga gelagert, verstärkte indessen durch die aus dem Inneren herbeiströmenden Schaarcn tagtäglich seine Macht; und von der türkischen Grenze eilte Admiral Tschitschagow mit dem Heere heran, welches durch deu glücklich geschlossenen Frieden mit der Pforte (s. oben Kap. Viii. §.31.) alldort entbehrlich geworden. Auch im Norden wandte Wittgenstein's Heer in Liesl and, durch frische Truppen aus Finulaud verstärkt, seinen Schritt wieder vorwärts, befreite Riga (19. Scpt.), welches die Preußen und Franzosen eingeschlossen, trieb den Feind über die Düna zurück (19. Okt.), und näherte sich über Polocz und Witepsk dem Schauplaz des Haupt- kampfes. Napoleon, unter so traurigen Vorbedeutungen und jeder anderen Zu- flucht beraubt, trat den Rückzug an aus denselben Wegen, von wannen er gekommen, durch lauter nnwirthbares und nach der bereits erlittenen Kriegs- verwüstuug vollends trostloses Land. Mit noch 120,000 Streitern und einer unübersehbaren Reihe Wagen, doch bereits vom Mangel an Lebensmitteln geängstigt, verließ er Moskau. Nicht länger leuchtete der Stern seines Glückes. Wiederholte llnsälle, wie jener bei Taruttno (18. Okt.), allwo

12. Mit einem Stahlstich - S. 514

1839 - Stuttgart : Belser
514 Zehntes Hauptstück. teten Schreiben, mit Vorschlägen zum Waffenstillstände und Frieden, und unter Angabe der Provinzen, die er während der Verhandlungen besetzt halten wolle, zu Ku- tusvw. Dieser untergeordnete Kopf fand dergestalt Ge- legenheit, den durchdringendsten Menschenkenner schnöde zu überlisten. Er empfieng Lauriston freundlich, stellte die Plänkeleien ein, wollte sich nur Instruktionen aus Petersburg erbitten, schrieb übrigens dem Kaiser Alexan» der, Napoleon sey auf bestem Wege, seine Armee zu Grund zu richten. Zwei unwiederbringliche Wochen gien« gen hin: endlich zerriß die Nothwcndigkeit das Gewebe von Selbsttäuschung, worein der übermüthige Erobrer sich gehüllt hatte: den 17. Okt. brach er mit 104,000 beutc- beladnen Kriegern langsam von Moskau auf: hinter ihm sprengte Mortier den Kreml: die Franzosen wandten sich südwärts, um über Kaluga, auf anderm Wege als beim Hinzug, Smolensk wieder zu erreichen: durcheinander, wogten das ganz hergestellte, prachtvolle Fußvolk, die zerrüttete'reiterei, die schlecht bespannte Artillerie, zahl- lose Equipagen, Wagen, flüchtige Familien, Hccrden, die man der Armee nachtrieb. In solcher Verfassung waren die Bezwinger Rußlands, als ihnen Kutusow am 24. Okt. bei Malojarvslawetz in den Weg trat: nur zwei Bataillone vorausmarschierter Franzosen vertheidig- len Anfangs das hinter der Luschabrücke auf einem stei- len Abhang gelegne Städtchen: andre rückten nach: man schlug sich, bis Leichname die Straßen sperrten: zuletzt fuhr die französische Artillerie über Tvdte und Sterbende den Hügel hinauf: Kutosow retirierte, nachdem laut rus- sischer Berichte er 8000, Napoleon 5000 Mann verloren hatte. In der Nacht berief Letzterer Berthier, Murat, Bessieres zum Kriegsrathe, um einen Tisch, worauf die Karte, sprach von der Veränderung, welche Kutusows Erscheinen bewirkt habe, faßte plötzlich den Kopf mit beiden Händen, stützte seinen Ellbogen auf den Tisch, starrte jene Karte an, und beurlaubte die Fcldherrn nach dem Stillschweigen einer Stunde: sein Ehrgeitz überwvg:

13. Geschichte für die Mittelstufe - S. 41

1913 - Breslau : Hirt
B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. 41 2. Ter junge Held als Soldat- Gern wäre der Prinz 1813 gleich mit in den Freiheitskampf gezogen, doch erlaubte ss seine Gesundheit nicht. Erst nach der Schlacht bei Leipzig durfte er seinen Vater ins Feld begleiten und zog mit dem Heere hinter Napoleon her in Frankreich hinein. Dort befahl ihm der Vater in einer Schlacht: „Reite hin, Wilhelm, und frage nach dem Namen des russischen Regiments, das so wacker im Kugelregen anshält!" Da gab er seinem Pferde die Sporen und jagte davon. Die Kugeln umsausteu ihn, aber er achtete nicht darauf. Bald kam er zurück und meldete: „Das Regiment heißt Kaluga." Für diese Unerschrockenheit erhielt er das Eiserne Kreuz. Die Gesundheit des Prinzen kräftigte sich, und er widmete sich ganz dem Soldatenleben. Mit allen Einrichtungen des Heeres machte er sich bekannt und war Soldat mit Leib und Leben. Furst Bismarck. 3. Vermählung. Als Prinz Wilhelm 32 Jahre alt war, vermählte er sich mit Augusta, Prinzessin von Sachsen-Weimar. Zwei Kinder entsprossen dieser Ehe: Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich Iii., und Luise, die Großherzogin von Baden wurde. 4. Prinzregent und König. Bei der Erkrankung des Königs Friedrich Wilhelm Iv. übernahm Prinz Wilhelm als P ri n zr e g ent die Regierung des Landes, und bei dem Tode des Königs kam er im Alter von 64 Jahren auf den Thron (1861). Er nannte sich König Wilhelm I. Zu Königsberg fand die feierliche Krönung statt. Die Verbesserung des Heeres sah der König als seine nächste Pflicht an; denn nur ein tüchtiges Heer konnte Preußen groß und stark machen. Be- Eraf Moltke. sonders drei Mäuner standen dem Könige treu zur Seite und halsen ihm bei seinen Werken; das waren Bismarck, der Minister-Präsident, Roon, der Kriegsminister, und Moltke, der Leiter des Generalstabes. Mit seinem tüchtigen Heere hat König Wilhelm drei siegreiche Kriege geführt, zu denen Moltke die Kriegspläne gemacht hat, weshalb man ihn auch den „Schlachtendenker" nennt.

14. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 480

1880 - Heidelberg : Winter
480 Kap. 48. § 284—285. Napoleons Rückzug aus Rußland. $orf§ Abfall. Stadt, sich rettete. Als er wieder in den Kreml zurückgekehrt war, verkündete er der Welt in einem Bulletin, daß Moskau nicht mehr existire, sein Heer mit allen Vorräten versehen sei und seine Vorhut schon auf der Straße nach St. Petersburg stehe. Die Friedensvorschläge, welche Napoleon von Moskau aus an den Kaiser Alexander abgehen ließ, hielt der schlaue Kntusow in seinem Feldlager bei Kaluga zurück. Vier und dreißig Tage wartete Napoleon in dem verödeten Moskau auf Antwort, wiewohl ihm jeder Tag den einbrechenden Winter und die Gefahr näher brachte, seine Verbindung mit Polen und Deutschland zu verlieren. Zu spät enttäuscht, war Napoleon genötigt, den Rückzug auf dem verödeten und verheerten, 150 Meilen langen Wege anzutreten. Sein Plan, die südliche Straße über Kaluga einzuschlagen, war durch Kutusows erfolgreichen Widerstand (am 24. Okt.) vereitelt worden. Am 6. Nov. begann mit Schnee und Eis der gefürchtete russische Winter. Auf allen Seiten vom Feinde bedrängt, von Schwert, Frost und Mangel aufgerieben, verschwand die Riesenarmee, und nur-noch 1000 bewaffnete und 20,000 waffenlose, halb abgezehrte Franzosen kamen über den Niemen zurück. Napoleon selbst war nach dem mit schweren Opfern erkämpften Übergang über die Beresina seinem fliehenden Heere über Wilna, Warschau und Dresden vorausgeeilt, um in Frankreich durch seine Gegenwart einem Volksaufstande zuvorzukommen und ein neues Heer aufzubringen. In Wilna, wo man über die plötzliche Erscheinung des großen Welteroberers erstaunt war, da man bis dahin weder in Polen noch in Deutschland von dem Unglück der französischen Armee etwas erfahren, sondern in allen bisherigen Bulletins nur von Siegen gelesen hatte, machte Napoleon in Betreff seines Zuges nach Rußland die Bemerkung, daß „vom Erhabenen zum Lächerlichen nur ein Schritt sei". Man hat berechnet, daß von den 600,000 Mann, 182,000 Pferden und 1372 Kanonen, womit er nach Rußland gezogen war, im ganzen (die Trümmer seines Centrums und das noch unversehrte Schwarzenbergische Corps mitgerechnet) nur 58,000 Mann, 18,000 Pferde und 120 Kanonen zurückkamen. 285. Da erkannte das deutsche Volk, daß Gott die Schmach von ihm nehmen und die Völkergeißel zerbrechen wolle. Aber weder in den Rheinbundländern, wo alles vom schwer gefühlten Drucke noch scheu und zaghaft, noch in Österreich, wo außerdem der Staatshaushalt noch zerrüttet war, konnte man den Mut zum Anfang der Erhebung finden. Auf Preußen, wo man schon lange die Stunde der Befreiung vorbereitet hatte, richtete sich daher der Hoffnungsblick der Vaterlandsfreunde, und von dort aus fiel auch der zündende Funke in den aufgehäuften Brennstoff. Es hatte sich nämlich der General ijork, der mit dem preußischen Hilss-corps der Macdonaldischen Armee vor Riga beigegeben war und auf dem Rückzug von dort die Nachhut zu decken hatte, — ein echter Repräsentant des alten strengen Preußentums, fest, energisch, „scharf wie gehacktes Eisen" —, nach einem schweren innern Kampfe mit sich selbst, mit 17,000 Preußen von den Franzosen getrennt und mit dem sie verfolgenden russischen General Diebitsch die Nentralitätsübereinkunst von Tauroggen geschlossen (30. Dezember 1812). Dies suchte Napoleon fälschlich als den Grund seines ganzen Unglücks in Rußland darzustellen und zum Vorwand zu einem neuen Kriege gegen Preußen zu nehmen. Übrigens gab dieser berühmte Abfall Jorks allerdings zu Preußens Erhebung den Anstoß. Anfangs war König Kricdnch Wilhelm Iii, weil von allen Seiten in

15. Lehr- und Lernbüchlein für den ersten Geschichtsunterricht - S. 34

1895 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
— 34 — A. Seine Jugendzeit. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 im kronprinzlichen Schlosse zu Berlin geboren. Es war schon eine göttliche Gnadenerweisung, daß er einen König, wie Friedrich Wilhelm Iii. es war, seinen Vater und Preußens unvergeßliche Königin Luise seine Mutter nennen durfte. Diese schrieb einst an ihren Vater: „Meine Sorgfalt ist meinen Kindern gewidmet für und für, und ich bitte Gott täglich, daß Er sie segnen und Seinen guten Geist nicht von ihnen nehmen möge." Das Gebet des treuen Mutterherzens ist erhört worden. Wohl war der Prinz ein gar schwächliches Kind, das den sorgsamen Elternherzen oft bange Stunden bereitete; aber die treue Pflege der liebenden Mutter ward reich gesegnet. Die militärischen Übungen, mit denen schon frühzeitig begonnen wurde, stählten den Körper. Unter Leitung tüchtiger Lehrer entwickelte sich der Prinz ganz nach dem Sinne der Mutter, so daß dieselbe 1808 an ihren Vater schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig; auch in seinem Äußern hat er die meiste Ähnlichkeit mit ihm." Prinz Wilhelm wurde schon früh in die Schule der Leiden geführt. Als er neun Jahr alt war, brach die schreckenvollste Zeit in der preußischen Geschichte an. Der unersättliche Eroberer Napoleon I. hatte am 14. Oktober 1806 das preußische Heer bei Jena und Auerstädt fast vernichtet und rückte als Sieger bald in Berlin ein. Die königliche Familie zog sich vor dem hochmütigen Korsen immer weiter nach dem Osten des Reiches zurück. Auf dieser beschwerlichen Reise hatte sich die Königin infolge der Pflege ihrer kranken Kinder das Nervenfieber zugezogen. Mitten im Winter, unter entsetzlichem Schneegestöber, mußte die hohe Kranke, in Betten gepackt, von Königsberg nach Memel gebracht werden. Sie wollte lieber in Gottes als Napoleons Hände fallen. Prinz Wilhelm erkrankte ebenfalls am Nerven-sieber. Endlich wurde der Friede geschloffen, durch den aber die königliche Familie und das ganze Land viel zu leiden hatten. Viele Thränen hat der Prinz in diesen Jahren fließen sehen. Er fühlte das Weh, das seinen treuen Eltern und dem heißgeliebten Vaterlande zugefügt worden war. Ein tiefer Eindruck verblieb ihm lebenslang aus jener trüben Zeit. Traurig waren für Preußen die nächsten 5 Jahre, welche dem Tilsiter Frieden folgten. Napoleon sog das Land aus. Aber im Jahre 1813 erhob sich das ganze preußische Volk. Der Köng rief fein Volk zu den Waffen; und alle, alle kamen. Mit Russen und Österreichern vereint, zogen die Preußen gegen die Franzosen. Gern hätte Prinz Wilhelm sogleich teilgenommen an dem Kampfe der Befreiung des Vaterlandes, aber der sorgende Vater gestattete es ihm wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch nicht. Erst nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 ging ihm sein Wunsch in Erfüllung. Den ersten Lorbeer brachte ihm die Schlacht bei Bar für Aube (27. Feb. 1814). Als das Regiment Kaluga gegen den Feind vorging, hielt der Prinz neben dem Vater. Mit Todesverachtung kämpften die Braven gegen die Franzosen, und groß war die Zahl der Toten und Verwundeten. Da erhielt Prinz Wilhelm vom Vater den Befehl vorzureiten und sich nach dem Namen des Regiments zu erkundigen, das hier so große Verluste zu beklagen hatte. Ohne sich zu besinnen, sprengte der Prinz bis in das heftigste Gewehrfeuer hinein, kehrte zurück und nannte dem Vater das Regiment. Zum Lohn für die bewiesene Tapferkeit erhielt er das eiserne Kreuz. Am Einzüge der I Truppen der Verbündeten in Paris im Jahre 1814 nahm er als Major teil.

16. Bis zum Zweiten Pariser Frieden - S. 130

1908 - Berlin : Paetel
— 130 — einem enormen Hurra nnb warf den Feind hinter die Weinbergsmanern Diese Attacke machten wir auf dem rechten Flügel des Regiments bis auf 60 Schritt im stärksten Kleingewehrfeuer mit; da ritt aber Thiele zum König utid bat ihn zurückzureiten. Wir jagten ein Eckchen zurück, aber nicht außer dem Schuß, denn nun flogen die kleinen Kugeln immer zwischen und unter die Pferde. Dies war ein unbeschreiblich seliger Moment, die ersten kleinen Kugeln gehört zu haben und so recht warm aus dem Sause.1) Das Kaluga-regiment war nun auch herangekommen, und in Gemeinschaft mit den Jägern wurde noch ein Hurra gemacht und dem Feinde dann einige Ladungen nachgeschickt. Dieser zog sich in aller Eile zurück." König Friedrich Wilhelm hatte nach jener Attacke ruhig im heftigen Gewehrfeuer gehalten und dem Fürsten Schwarzenberg auf seine Bitte, sich aus dem Schußbereich zu begeben, geantwortet: „Wo Ihr Platz ist, mein lieber Feldmarsch all, da ist auch der meinige."2) Kurz vorher hatte er dem Prinzen Wilhelm den Befehl erteilt, hinzureiten und den Namen des im heftigsten Feuer stehenden Regiments (Kaluga) zu erfragen. Dieser führte den Befehl sofort aus und kehrte im Schritt reitend zu dem Gefolge des Königs zurück. Bezeichnend für feine Be- i) Seine Feuertaufe hatte der Prinz schon am 2. Februar bei Brienne, am Morgen nach der Schlacht von La Rothiöre, erhalten. Vgl. Dechend S. 125. r) Vgl. Veitzke, Die Freiheitskriege Ih 234.

17. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 473

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
473 in Volhynien die Flanken deckten; den ersten Widerstand leisteten die Russen bei Smolensk, verbrannten aber die Stadt und zogen weiters, verfolgt von der großen Armee, die bei dem andauernden Regcnwetter und dem Mangel an Nahrungsmitteln viel zu leiden hatten. Endlich am 7. Sept. hielten die Rus- sen bei dem Dorfe Borodino Stand, einige Meilen von ihrer heilig gehaltenen Stadt Moskau, und lieferien zu deren Rettung die von Napoleon und seinen Soldaten sehnlich gewünschte Schlacht. Sie war mörderisch, die Russen schlu- gen sich heldenmüthig, mußten aber doch die mit 40,000 Leichen besäte Wahl- statt dem Sieger überlassen und wandten sich südwärts nach Kaluga. Einige Tage darauf sahen die Franzosen die große Stadt mit ihren tausend Kirchen und Palästen, mehr asiatischen als europäischen Anblicks; sie zogen ein, die Straßen wiederhallten von dem Hufschlag der Kriegsrosse, aber kein Mensch ließ sich sehen; denn viele Einwohner, die vornehmen alle, waren ausgewan- dert, die andern blieben in ihren Häusern. Wie froh waren die abgematteten, ausgehungerten Soldaten, daß einmal der Ort der Ruhe und Erholung er- reicht war! Aber bald erhob sich da und dort in den verschiedenen Quartieren der Stadt eine Feucrsäule, und bald loderte an mehr als 40 Stellen der Brand zu gleicher Zeit auf und auf einmal wurde es Napoleon und den Soldaten zu ihrem Entsetzen klar: die Russen haben ihre Hauptstadt selbst angezündet! So war es auch; der Statthalter Nostopschin hatte vor dem Einzug der Franzosen die Feuerspritzen untauglich gemacht, in öffentlichen Gebäuden leicht ent- zündbare Stoffe aufgehäuft und einige hundert Verbrecher aus den Gefängnis- sen losgelassen, die nun an allen Enden und Ecken Brand legten. Bald war die große Stadt nur ein Feuermeer, welches alles verzehrte; das ersehnte Ob- dach, die ungeheuren Vorräthe an Kleid und Speise, deren die Solvaten so be- dürftig waren. Von den Trümmern Moskaus unterhandelte Napoleon mit Kaiser Alexander, der ihn eine Zeitlang hinhielt, aber endlich erklärte, von keinem Frieden wissen zu wollen, so lang noch ein Franzose aus russischem Boden stehe. So mußte sich Napoleon zum Rückzug entschließen, denn einen Winterfeldzug gegen St. Petersburg konnte er mit seinem entblößten Heere nicht wagen. Am 19. October wurde er angetreten und zum Abschied der Kremlin, die alte Czarenburg, in die Luft gesprengt. Die große Armee zog des Weges, den sie gekommen war, und hatte sic damals schon Mangel gelit^ ten, so fand sie jetzt vollends nichts mehr und es begann eine schreckliche Noch.

18. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 823

1839 - Wesel : Bagel
823 Derschanzungen der Russen waren, erwartete er die Franzosen. Rach ungeheuren Anstrengungen wurden die Schanzen genommen und endlich mußten die Russen weichen. Ueber 70,000 Todte und Verwundete deckten den Kampfplatz. Napoleon nahm nun sein Hauptquartier in Mosaisk und schon am 14ten September langten Murats Reiter auf einem Hügel an, nur anderthalb Stunden von Moskau entfernt. Kutusow hatte sich gegen Kaluga und Tula gewandt. Nun lag die alte Czaarenstadt vor ihnen mit ihren prächtigen Palästen und glänzenden Thürmen. Aber bald sollte ein furchtbares Trauerspiel beginnen. Graf Rostopschin, Statthalter von Moskau, ein bitterer Feind der Franzosen, hatte die Einwohner, besonders die niedere Klasse, gegen sie auf alle Weise aufgereizt. Als sie nun in der Stadt ein- gezogen waren (Napoleon selbst bezog, als er erfuhr, daß keine Obrigkeit mehr da sey, den Kreml, ein ans vielen Palästen und Kirchen bestehendes großes Gebäude), so brach vor Tagesanbruch an vielen Orten zumal Feuer aus. Die folgende Nacht war noch schreck- licher und die Stadt glich einem Flammenmeere. Napoleon mußte selbst den Kreml verlassen und der größte Theil der Stadt wurde in Asche gelegt. Raub und Plünderung war nun am Tage. Doch kehrte der Kaiser wieder in den Kreml zurück, die Ordnung wurde wieder hergestellt und Napoleon suchte zu unterhandeln; allein, wohl berech- nend, hielt man ihn bis zum Winter hin und brach nun ab. Jetzt war er übel daran. Sein Heer nahm immer ab, während die Russen sich verstärkten, und den Pferden fehlte es an Futter. Er sah sich genöthigt, sich zum Rückzüge zu entschließen und sprengte bei seinem Abzüge die alte Burg. Aber einen andern Weg nehmend, gieng er auf Kutusow los und es erfolgte das Treffen bei Malo - Jaroslawez, das zwar die Franzosen gewannen, aber ohne besonderen Vortheil, sie auf die alte Heerstraße zurückgehen mußten. Beinahe wäre auch der Kaiser von den Kosaken gefangen worden, hätte ihn nicht General Rapp gerettet. Bei Miasma erwartete sie Miloradowitsch und sie hatten sich durch seine Schaaren mühsam durchzuschlagen. Eine traurige Nachricht folgte der andern. In Paris war ein Aufstand ausgebrochen, weil des Kaisers Tod ausgesprengt worden war, der Vicekönig hatte kinen großen Theil seines Geschützes verloren und Augereau hatte sich wit einer Brigade ergeben müssen. Bei Krasnoy mußte man es wieder mit dem Feinde aufnehmen, fast ohne Geschütz und Reiterei, und es ^ ^frrgcit, Ney, welcher nachfolgte, dürfte abgeschnitten werden, i , euj tcv wackere Krieger drang mit 400 Mann muthig durch (er ) rcf einmal Nachts am Ufer eines Flusses auf dem Eis, in seinen

19. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 34

1910 - Düsseldorf : Bagel
34 bleiben in dem verödeten Moskau unmöglich wurde, da ward ein Rückzug angetreten, der an Elend kaum seinesgleichen gesehen. Man will den trostlosen Hinweg nicht wiederholen; man will unbedingt einen ändern Weg und zwar über Kaluga gehen. Als aber die Schlacht bei Malo Jaroslawicz zeigt, daß Kutusow noch lange nicht überwunden, kehrt die Armee doch zur alten, näheren Straße zurück und genießt so noch einmal die Eindrücke des entsetzlichen Schlachtfeldes von Borodino. Schon bei Wiasma beginnt die Auflösung der Armee. Im ödesten Lande, ohne Lebensmittel, vom Feinde stets bedrängt, ziehen sie dahin, verdrossen und mutlos. Da stellen sich die eisigen Winde bei einer Temperatur von 18 Grad Reaumur ein. Fast noch schlimmer werden darnach die Schneestürme. Die Pferde, die keine Weide mehr finden, sterben zu Tausenden. Wagen und Geschütze müssen stehengelassen werden. Die Krieger werfen vor Kälte ihre Waffen von sich und Napoleon, der sonst für seine Befehle nur zu winken pflegte, legt sich jetzt vergebens aufs Bitten; er will wenigstens die äußerste Ordnung aufrecht erhalten. Als man an die Beresina kommt, besteht die Armee noch aus „12 000 Bewaffneten und 50 000 Isolierten“. Dazu die westlich gebliebenen Korps von Oudinot und Viktor, das heißt 18 000 Mann. Diese decken den Uebergang über den Fluß bei Studianka; als aber hinter den noch leidlich geordneten Scharen immer noch weitere Nachzügler und Versprengte über die zwei Brücken sich drängen und diese dann von den Russen zusammengeschossen werden, steigert sich in den Eismassen des Flusses das Elend bis zum Uebermaße. Unter noch zunehmender Kälte (Anfang Dezember 25 Grad Reaumur) schleppt sich der Rest der großen Armee nach Wilna weiter. Auch solche Truppen, die jetzt erst frisch aus dem Westen kommen, werden nun in die Auflösung mit hineingezogen. Zuletzt sind es noch etwa 5000 Mann, meist Offiziere und Unteroffiziere, mit denen Murat in leidlicher Ordnung aus Wilna abzieht. Im ganzen entkamen ungefähr 20 000 Mann, dazu noch etwa 100! Pferde. Die Kanonen und Wagen waren alle verloren. Das war die „Große, glänzende Armee“, die vor einigen Monaten zu 600 000 Mann ausgezogen!

20. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 669

1845 - Halle : Anton
009 alten Hauptstadt Moskau nicht ertragen haben würde, und er stelte sich bei Borodino auf, wo er in Eile Verschan- zungen zu in Empfangen der Franzosen aufwerfen ließ. Na- poleon nam die Schlacht, da sie ihm erwünscht war, sehr gern an. Bereits am 5ten Sept. hatte ein kleineres Tref- fen; am 7ten eine Hauptschlacht stat, bei deren Aufhören über 50,000 Menschen (die größere Hälfte Russen) todt oder verwundet auf dem Schlachtfelde lagen. Wärend der fol- genden Nacht zog sich Kutusow zurük gegen Moskau hin; dann durch Moskau, was den Franzosen ohne Widerstand preis gegeben ward. Mit etwa 50,000 Man, die Kutusow noch beisammen hatte, zog er sich südlich gegen Kaluga hin. Am 14ten September riifte der französische Vortrap unter Murat nach einer mit Miloradowitsch geschloßenen Conven- tion in Moskau ein. Alle Häuser waren verschloßen; die Stadt war fast wie ausgestorben. Kaum ein Sechzehnteil der Einwoner war zurükgebliben, fast lauter Fremde und gemeine Leute, deren sich Napoleon nicht' weiter zu Verbin- dungen mit den Großen Russlands bedienen konle. Am Tage nach dem Einzuge der Avantgarde am 15ten Sept. lüfte Napoleon mit der Hauptarmee (die durch Todte, Kranke, Zurükgeblibene und Detachirte auf 00,000 Man geschmolzen war) ein und nam seine Residenz im Kreml, der Burg der alten Zaren Weder Quartir noch Lebens- mittel konte den einziehenden Truppen in Ordnungverschaft werden; was sie in Ordnung nicht erhalten konten verschaf- ten sie sich in Unordnung, und der Kaiser, der anfangs die Absicht gehabt hatte, alles in der strengsten Ordnung zusam- men zu halten, muste nun straflos hingehen laßen, daß ge- plündert ward. Schon am I5ten Sept. brach an mehreren Stellen der Stadt Feuer aus; doch erschin es noch mehr als die zufällige Wirkung der den hölzernen Bauten so na- hen Bivouacfeuer der Franzosen, welche bei dem besten Wil- len zu löschen keine Mittel dazu fanden. Am andern Tage ertapte man aber eigentliche Brandstifter; Napoleon ließ Leute, die gefangen wurden, und die solcher Absicht verdäch- tig waren, erschießen; aber das fruchtete nichts; immer mehr grif die Feuersbrunst um sich am 17ten, am 18ten Sept.