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1. Wiben Peter - S. 82

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 82 — Wibens, als er einst in den Kerker Groths trat und er das Nest leer fand! Der treue Sohn des Gefangenen hatte Mittel und Wege gefunden, zu seinem Vater zu dringen, und mit seiner Hilfe hatte Reimer das Eisengitter an den Fenstern zerbrochen und war ins Freie und von dort wohlbehalten nach Büsnm gelangt. Im Grunde seines Herzens war es Wiben nicht unlieb, daß der Vogel aus dem Bauer entschlüpft war; seitdem er einsah, daß er ihn doch zur Verzichtleistung nicht zwingen würde, war ihm die längere Gefangenhaltung Reimers nur hinderlich und sein Bruder Johann hatte ihm schon öfter geraten, ihn laufen zu lassen. Viii. Am 14. März des folgenden Jahres 1542 herrschte auf der alten Gerichtsstätte unweit der Stadt Rendsburg ein lebhaftes Treiben. Von allen Richtungen kamen die Holstenbauern nach dieser altehrwürdigen Malstätte, wo schon im Mittelalter die heilige Fehme ihres Amtes gewaltet hatte. Auch heute sollte hier ein Gericht gehalten werden. Herr Kai Ranzau, der gestrenge Amtman von Rendsburg, führte im Namen des Königs Christian Iii. von Dänemark den Vorsitz, um ihn herum saßen die Schöffen, freie holsteinische Bauern, die den Titel „Amtsbauern" führten, und deren Aufgabe es war, genau und aufmerksam dem Gange der Verhandlung zu folgen und darnach das Urteil zu sprechen. Ein solches Gericht, das alter Sitte gemäß unter Gottes freiem Himmel gehalten wurde, hieß ein „Loding". Seine Befugnisse waren weitgehende; konnte es doch sogar das Todesurteil fällen und von dem jüngsten Schöffen dasselbe vollstrecken lassen! Rechts von den Schöffen stand eine Gruppe von Leuten, denen man es auf den ersten Blick ansah, daß sie ebenfalls freie Bauern waren. Sie waren hier auf der Dingstätte aber nicht erschienen als Richter, sondern als Ankläger. Finster blickten ihre Mienen, halblaut sprachen

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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 475

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
475 tagen, und der König war im Begriff sich zurückzuziehen, als die Friesen vor seinem Lager erschienen. Mit Zurücklassung aller Beute und in der größten Unordnung wich der König mit dem Heere zurück, um sich auf seinen Fahrzeugen einzuschiffen. Aber eben war die Zeit der niedrigsten Ebbe, und die Schiffe saßen auf dem Grunde. Da eilte der König weiter auf dem Deiche nordwärts, um den Ueber gang über die Eider zu gewinnen. Aber schon hatten die Friesen den Milder- dämm, der durch die Niederung ging, welche Eidersted mit dem /-estlande verband, besetzt, als das Heer des Königs vor demselben in der größten Unordnung an- langte. Das ganze Heer tvard vernichtet, und ein edler, freier Friese, ein Wagen- zimmermann aus Pelworm, Wessel Hummer genannt, spaltete dem flüchtigen Könige mit seiner Streitaxt das Haupt. Das geschah am 29. Juni 1252. Die Leiche des Brudermörders und die seiner Gefährten blieben auf dem Schlachtfelde unbeerdigt liegen zum Fraße für Wölfe und Raben. 10. Gerhard der Große. Nach Adolf's Tode hatten seine Nachkommen das Land unter sich getheilt und hielten Hof zu Kiel und Segeberg, zu Ploen und Rendsburg. Weil sie aber große Feindschaften gegen einander hegten, waren sie auch nicht mehr so gefürchtet wie früher und mußten wiederholt ihre alten Feinde, die Könige von Dänemark, als Schiedsrichter herbeirufen. Diese gewannen immer mehr Macht und hatten schon Lübeck wieder ihrer Herrschaft Unterthan gemacht. Da war es der junge Graf Gerhard von Rendsburg, der sein Haus und sein Land durch gewaltige Kriegsthaten wieder zu neuer Macht und neuem Ansetzn brachte. Bon ihm wird erzählt, daß er anfangs kein Schloß und kein Eigenthum als einige Windhunde gehabt und zu Rendsburg auf einem Kornspeicher gewohnt habe, bis Hartwich Reventlow, ein aus Ditmarsen vertriebener Ritter, ihn der Dürftigkeit entrissen und mit Waffen und Pferden ausgerüstet habe, mit denen er sich dann wider seine Stammvettern eine Herrschaft erkämpfte. Im Bunde mit seinem Vetter Johann dem Milden von Ploen suchteer, von Ehrgeiz getrieben, seine übrigen Verwandten ihrer Länder zu berauben. Der eine ward aus einem Fenster seines Schlosses zu Kiel in den Burggraben geworfen, ein anderer auf seiner Burg zu Segeberg des Nachts im Bette von Reventlow erschlagen. Selbst der alte Graf Johann, der so seine beiden Söhne verloren hatte, ward überfallen und gefangen hinwegge- führt und auf seinem Schlosse zu Kiel bewacht. All' ihr Land theilten die Sieger unter sich. Da erhoben sich ihr Vetter, Adolf von Schauenburg, und andere Fürsten und gedachten, von den Ditmarsen unterstützt, Gerhard wegen der schweren Gewaltthaten zu strafen. Weil die Fürsten aber einzeln angriffen, wurden sie von Gerhard leicht überwältigt und gefangen hinweggeführt. Nur die Ditmarsen drangen siegreich bis Kiel und Bornhövd vor. Als sie aber mit großer Beute beladen in ihr Land zurückkehren wollten, wurden sie von Gerhard überfallen und mußten ihm alle ihre Beute preisgeben. „Da wuchs dem jungen Grafen immer mehr sein Gut und es wuchs ihm auch der Muth von dem Streite" und er beschloß, einen Rachezug gegen die Ditmarsen zu unternehmen. Mit vielen adeligen Herren zog er aus und schlug die Ditmarsen zweimal im Streite. Die, welche entflohen, eilten in die Kirche von Oldenwöhrden. Als die Holsten sich nun davor legten und Feuer heranbrachten, baten sie um Gnade und wollten des Grafen getreue Unterthanen sein. Der aber wollte ihnen kein Gehör geben und ließ das Feuer stärker anfachen. Als nun schon das geschmolzene Blei des Kirchendaches auf sie herunterträufelte, wollten die Ditmarsen das alleräußerste wa^en: sie brachen aus der Kirche hervor, stürzten sich auf die sorglos zerstreuten Feinde und erschlugen ihrer so viele, daß sie im Blute wateten. Wie nun Gerhard sich in Traurigkeit mit seinen Haufen zurückziehen wollte, fand er die engen Wege der Marschen besetzt, so daß bier noch viele Edle den Tod durch die Hand der Bauern erlitten. Als Gerhard nun erkannte, daß er die tapferen Bewohner der Marschen nicht zu unterwerfen vermöchte, beschloß er, alle Zwietracht mit ihnen 31 *

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 473

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
473 So stand der Held, der Adolf, und feurig lief das Blut ihm durch die Adern, die Treue gab ihm so hohen Muth. Wie in den Jugendtagen, fo blitzt' ihm^hell das Auge: ihn freut' es, daß die Blüte vom alten Stamm noch immer tauge. Und kräftig scholl die Stimme: „O Gott! dir sag' ich Dank, daß immer noch die Jungen geben ohne Wank der wackern Alten Wege. Dich haben sie bezeuget, da vor dem armen Mönche die Knie sie in den Sand gebeuget. So recht, ihr braven Söhne jener Ritterschaft, die einst mit mir erprobet die hohe Gotteskraft. In Furcht des Herrn, in Treue, für's Recht in Muth entflammet, so stehe der, so wirklich den Siegern von Bornhövd entstammet. Ihr seid des Landes Adel. Wohlauf! das Heldenblut bewähre sich dem Volke in kühnem frommem Muth. Wer feig das Recht verließe, Schmach auf seinen Namen! zu Spott und Lüge würde die Abkunft ihm von Heldensamen. Ihr aber, meine Söhne, bringt die Treue nie auf glattem Eis zu Falle. Der euch die Macht verlieh, der ist der Oberlehnsherr. Zum ewigen Gott gewendet, sollen mit euch die Mannen vor allem meiden, was ihn schändet. So steht mit eurem Volke in Gottesfurcht vereint, daß gleich dem blanken Erze seine Treue scheint. Dann wird das feste Bollwerk wider die Dänenstürme nie sinken dem deutschen Reiche: dann seid ihr dieses Landes Thürme. Empfaht des Priesters Segen. Der Herr euch behüt', sein Angesicht leuchte jedem in's Gemüth, euch allen sei er gnädig. Stets und allerwegen verleih' er diesem Lande seinen milden Vatersegen!" — So betete dort der Priester im jungen Ritterkreis. Amen! sagten jene und küßten die Hand dem Greis. Stumm ritten jetzt sie dannen, manches überdenkend. Der Mönch nahm das Körblein, die Schritte nach dem Kloster lenkend. 9. Abel, der Brudermörder. Als Waldemar gestorben war, erhob sich zwischen seinen Söhnen, dem Könige Erich und dem Herzog Abel von Südjütland, ein Streit, der lange Jahre ihre Länder verheerte. Denn Abel, den der Graf Adolf zum Vormund seiner jungen Söhne eingesetzt hatte, wollte seinem Bruder keine Hülfe gegen seine Schwäger leisten und ihm überhaupt keine Dienste schuldig sein. Aber Erich zwang ihn durch Heeresmacht, daß er ihn für sein Herzogthum als seinen Herrn anerkannte. Darauf schwuren sie einander mit starken Eiden stete Freundschaft und Brüder- lichkeit, stellten Siegel und Briefe aus und gaben von jeder Seite zwanzig Ritter als Geisel zur Sicherheit des Vertrages. Aber Abel schied nicht versöhnt von seinem Bruder. Auf seiner Burg zu Schleswig wartete er auf die Stunde der Rache. Hier sammelten sich alle, welche mit dem Könige unzufrieden und seinen Nachstellungen entkommen waren. Die erbittertsten Feinde Erich's umgaben den Herzog und waren seine nächsten Getreuen. Plötzlich lief die Nachricht ein, daß Graf Johann mit großer Heeresmacht von Holsten vor Rendsburg stehe, das der König besetzt hielt. Erich eilte zum Entsätze des wichtigen Platzes herbei und gedachte auf dem Wege eine Zeitlang bei seinem Bruder zu verweilen. Es war am 7. August 1250, als der König mit wenigen Begleitern in Vaterländisches Lesebuch. 31

3. Geschichte Dänemarks mit steter Berücksichtigung der Herzogthümer - S. 163

1843 - Schleswig : Bruhn
163 gegen brachte er die Stifte Oesel, Wieck und Curland durch Kauf an sich, und hätte die Stadt Reval, welche von den Russen damals hart bedrängt ward, durch freiwillige Uebergabe bekommen können, wenn er nicht gefürchtet hätte, sich dadurch dem mächtigen und ge- waltigen Czaren, Iwan Ii. Wasiljewitsch, zum Feinde zu machen. In den Herzogthümern hatte Christian 111. noch als Herzog und gleich nach dem Tode seines Vaters in seinem und seiner unmündigen Brüder Namen sich der Negierung angenommen, und, nachdem er den Land- ständen ihre Vorrechte und Privilegien in einer Ver- sammlung zu Kiel (1533) bestätigt hatte, für sich und seine Brüder die Huldigung empfangen. 1544 be- stätigten der König und seine beiden Brüder, Johann und Adolph, zu Rendsburg die Privilegien der Stände, und der König theilte darauf, obgleich der erfahrne Staatsmann und Heerführer Johann Rantzau diesen Schritt sehr mißbilligte, die Herzogthümer mit diesen beiden Brüdern. Der König bekam den Sonderbur- gischen, Johann der Aeltere den Haderslebener und Adolph, der Stifter des Holstein-gottorffischen Hauses, den gottorffischen Antheil. Die Negierung über die Ritterschaft, die adligen Klöster, die Zölle zu Gottorff und Rendsburg, die Rechte auf Hamburg und die An- sprüche auf Dithmarschen blieben ungetheilt und allen drei regierenden Herren gemeinschaftlich. Der vierte Bruder Friedrich erhielt keinen Antheil am Lande, erlangte aber (1551) das Stift Schleswig und späterhin das Stift Hildesheim, und starb 1556 ohne Leibeserben. Die nachtheiligen Folgen dieser Theilung zeigten sich schon zur Zeit Christians 111.; denn Herzog Adolph bemäch- 11* »

4. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 20

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
20 10. Gerhard der Große. 10. Gerhard der Grosze. üach Adolfs Tode hatten seine Nachkommen das Land unter sich geteilt und hielten Hof zu Kiel (tom Kile = an der Bucht) und Segeberg, zu Plön und Rendsburg. Weil sie aber große Feindschaften gegeneinander hegten, waren sie auch nicht mehr so gefürchtet wie früher und mußten wiederholt ihre alten Feinde, die Könige von Dänemark, als Schiedsrichter herbeirufen. Diese gewannen immer mehr Macht und hatten schon Lübeck wieder ihrer Herrschaft Unterthan gemacht. Da war es der junge Graf Gerhard von Rends- burg, der sein Haus und sein Land durch gewaltige Kriegsthaten wieder zu neuer Macht und neuem Ansehen brachte. Von ihm wird erzählt, daß er anfangs kein Schloß und kein Eigentum als einige Windhunde gehabt und zu Rendsburg auf einen: Kornspeicher gewohnt habe, bis Hartwig Reventlow, ein aus Ditmarsen vertriebener Ritter, ihn der Dürftigkeit entrissen und mit Waffen und Pferden ausgerüstet habe, mit denen er sich dann wider seine Stammvettern eine Herrschaft erkämpfte. Im Bunde mit seinem Vetter Johann dem Milden von Plön suchte er, von Ehrgeiz getrieben, seine übrigen Verwandten ihrer Länder zu berauben. Der eine ward aus einem Fenster seines Schlosses zu Kiel in den Burg- graben geworfen, ein anderer auf seiner Burg zu Segeberg des Nachts im Bette von Reventlow erschlagen. Selbst der alte Graf Johann, der so seine beiden Söhne verloren hatte, ward überfallen und gefangen hinweggeführt und auf seinem Schlosse zu Kiel bewacht. All ihr Land teilten die Sieger unter sich. Da erhoben sich ihr Vetter, Adolf von Schauen- burg, und andere Fürsten und gedachten, von den Ditmarsen unterstützt, Gerhard wegen 6er schweren Gewaltthaten zu strafen. Weil die Fürsten aber einzeln angriffen, wurden sie leicht überwältigt und gefangen hinweggeführt. Nur die Ditmarsen drangen siegreich bis Kiel und Bornhöved vor. Als sie aber mit großer Beute beladen in ihr Land zurückkehren wollten, wurden sie von Gerhard auf der Jloh-Heide (im Kirchspiel Nortorf) ereilt und vollständig geschlagen (1317). „Da wuchs dem jungen Grafen immer mehr sein Gut, und es wuchs ihm auch der Mut von dem Streite", und er beschloß, einen Rachezug gegen die Ditmarsen zu unternehmen. Mit vielen adeligen Herren zog er aus und schlug die Dit- marsen zweimal im Streite. Die, welche flohen, eilten nach der Sage in die Kirche von Oldenwöhrden. Als die Holsten sich davorlegten und Feuer heranbrachten, baten sie um Gnade und wollten des Grasen getreue Unterthanen sein. Der aber wollte ihnen kein Gehör geben und ließ das Feuer stärker anfachen. Als nun schon das geschmolzene Blei des Kirchendaches auf sie herunterträufelte, wollten die Ditmarsen das Alleräußerste wagen: sie brachen aus der Kirche hervor, stürzten sich ans die sorglos zerstreuten Feinde und er- schlugen ihrer so viele, daß sie im Blute wateten. Wie Gerhard sich in Traurigkeit mit seinen Haufen zurückziehen wollte, fand er die engen Wege der Marschen besetzt, so daß hier noch viele Edle den Tod durch die Hand der Bauern erlitten. Das geschah im Jahre 1319. Da Gerhard erkannte, daß er die tapferen Bewohner der Marschen nicht zu unter- werfen vermöchte, beschloß er, alle Zwietracht mit ihnen für alle Zukunft abzuthun. Denn er gedachte jetzt im Norden der Eider seine Macht auszubreiten. In Dänemark war unr jene Zeit ein gewaltthätiger, leichtsinniger Mann, Christoph, mit Hilfe seines Halbbruders, Johann des Milden, auf den Thron gekommen und weigerte sich jetzt, die Insel Femarn, welche er Johann versprochen hatte, herauszugeben. Ja, er erschien sogar selbst auf der Insel und ließ viele Leute, die es mit den Holsten hielten, mit dem Tode büßen. Dann wollte er selbst die Vormundschaft für den jungen Waldemar, den Herzog von Schleswig und Schwestersohn Gerhards, führen und dessen Land in Besitz nehmen. Schon stand er in der Stadt Schleswig und belagerte den Herzog in seiner Burg Gottorp, die seit 1268 von den Bischöfen (Schwabsted) den Herzögen überlassen war. Da eilte Gerhard mit den Holsten seinem Neffen zu Hilfe, schlug den König vor den Thoren des Schlosses in heftigem Kampfe und führte von jetzt an als Vormund für seinen Neffen die Regierung über das ganze Herzogtum. Als nun gar Johann ihm noch zu Hilfe kam und die beiden Grafen selbst auf Fünen mit ihren Heeren erschienen und alle festen Schlösser den Holsten in die Hände sielen, erhoben sich die Dänen gegen ihren besiegten König und zwangen ihn, sein Reich zu verlassen und übers Meer nach Mecklenburg zu entfliehen. Nun ward Gerhard durch die Wahl der Großen Reichsverweser und bald darauf jein junger Neffe Waldemar zum König von Dänemark erhoben. Als solcher übertrug er mit Zustimmung des dänischen Reichsrats das Herzogtum seiuem Oheim als ein erbliches Lehen und versprach, daß es niemals wieder mit dem Königreiche Dänen:ark unter einem und demselben Herrscher verbunden werden solle (1326). Auch Johann

5. Geographie - S. 69

1913 - Berlin : Oehmigke
69 33. Aus der Geschichte der Pfaueninsel, a) Der Zauberer auf der Pfaueninsel. Johann Kunckel, zu Hütten bei Rendsburg wahrscheinlich 1638 geboren, hatte sich von Jugend auf der Alchemie befleißigt, den Stein der Weisen gesucht, den Phosphor entdeckt und war 1677 in kursächsische Dienste getreten, wo ihm das für damalige Zeit außerordentlich hohe Gehalt von 1000 Talern nebst Ver- gütung für alle Materialien, Instrumente, Gläser und Kohlen zugesagt worden war. Er erhielt aber schließlich diese Summe nicht ausgezahlt und auf seine Beschwerde einfach den Bescheid: „Kann Kunckel Gold machen, so bedarf er kein Geld; kann er solches aber nicht, warum sollte man ihm Geld geben?" Die Verlegenheiten, die ihm daraus erwuchsen, veranlaßten ihn, einen Ruf an den brandenburgischen Hof anzunehmen, freilich unter bescheidenen Bedingungen, die aber das Gute hatten, daß sie gehalten wurden. Der Große Kurfürst sagte ihm in einer Unterredung, in der diese Dinge zur Sprache kamen: „Ich kann Euch tausend Taler nicht geben, denn ich gebe meinen Geheimen Räten nicht mehr; um keine ja1ou8i6 zu machen, so will ich Euch geben, was ich meinen Geheimen Kammerdienern gebe." So erhielt Kunckel ein Jahresgehalt von 500 Talern. Er nahm erst die Drewitzer Glashütte in Pacht und wurde dann Mitinhaber der Glashütte auf dem Hakendamm bei Potsdam. Hier erfand er das Rubinglas, das zu schönen Pokalen verarbeitet wurde. Endlich erhielt er, da es ihm um ein möglichst abgelegenes, schwer zugängliches Plätzchen für seine Arbeiten zu tun war, im Jahre 1685 den ganzen Kaninchenwerder (so hieß damals die Pfaueninsel) zum Geschenk. Die Schenkungsurkunde besagte, daß ihm unter Befreiung von allen Abgaben die ganze Insel erb- und eigentümlich übereignet, das Recht des freien Brauens, Backens und Branntweinbrennens zuerkannt und der Bau einer Windmühle gestattet werden solle, „damit seine Leute nicht ge- zwungen seien, des Backens und Brauens, des Mahlens und Schrotens halber die Insel zu verlassen". Gleichzeitig wurde er in seiner Rubinglas-Fabrikation durch ein Privilegium geschützt, wogegen er es übernahm, „alljährlich für 50 Taler Kristallgläser an die Kurfürstliche Kellerei abzuliefern und seine Glaskorallen nur an die Guineasche Kompagnie zu verkaufen".

6. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 177

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
177 Wenn er aber eine rechtliche Einrede zu haben meine, so lade er ihn auf den ersten Gerichtstag, den er nach verstrichenen 63 Tagen in dieser Sache zu halten gedenke." Die beiden Brüder kehrten sich nicht an diese kaiserliche Ladung und nannten Dithmarschen nach wie vor „unse Land". Sie forderten 1497 die Dithmarscher nach Itzehoe, legten den Abgeordneten derselben die kaiser- liche Lehnsurkunde an ihren Vater vor, wie es dieser 1480 zu Rendsburg gethan hatte, erklärten demzufolge die Einverleibung Dithmarschens in Holstein und forderten Unterwerfung. Die Dithmarscher beriefen sich auf den Widerruf des Kaisers und meinten, es fei genug, ihren Herrn — den Erzbischof von Bremen — genannt zu haben. So schied man von einander. Der König und sein Bruder sahen wohl ein, daß alle Unterhandlungen mit den freiheitstolzen Dithmarschern zu Nichts führten und daß sie ihre An- sprüche mit dem Schwert geltend machen müßten. Aber dazu war es noch nicht an der Zeit; denn der König wollte vorher gern noch die Schweden unterwerfen. Um das desto leichter zu bewerkstelligen, nahm er die große Garde in Dienst. Diese große Garde, auch die schwarze, die sächsische, die deutsche Garde genannt, war ein Kriegertrupp von 4—6000 Mann, der Jedem, der ihn haben wollte, für guten Sold diente. Es gab nämlich da- mals noch keine stehenden Kriegsheere und keine geordnete Aushebung zum Kriegsdienst, wie heutzutage. Die Kriegführung war ein Handwerk, und die Fürsten nahmen die, welche ihnen mit Leib und Leben dienen wollten, wäh- rend eines Krieges in Kost und Lohn, wie ein Landmann sich Arbeiter für seine Ernte miethet. Darum hießen denn die Krieger auch Soldaten, Kriegs- knechte, Miethstruppen. Ein solches Söldnerheer, das aber das Kriegs- handwerk aus dem Grunde verstand, war auch die schwarze Garde. Sie war ein Zusammenfluß freiwilliger Abenteurer aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist, lauter verwegene, handfeste Leute, die tüchtig die Waffen führen konnten und den Tod nicht scheuten; natürlich fehlte es unter ihnen auch nicht an flüchtigen Verbrechern. Sie waren ein Schrecken der Völker und unbarmherzige Sieger, die keines Alters und keines Geschlechtes, weder Kirchen noch Klöster schonten. Mit dieser übelberüchtigten großen Garde und seiner eigenen Streitmacht ward jetzt die Unterwerfung der Schweden versucht und ausgeführt. Zwei Jahre später, im November 1499, kam König Johann oder Hans, wie er auch genannt ward, von Kopenhagen nach Rendsburg, um die kecken Dithmarscher seine Macht fühlen zu lassen. Ein dithmarsisches Volks- lied erzählt, daß aus seine Ladung dort vor ihm ihre Sendboten erschienen: „Herre, lieber Herre, was ist vom Lande Euer Begehren?" Johann forderte eine Schatzung von 15,000 Mark von ihnen; daneben wollte er ihnen drei Schlösser ins Land bauen: zu Brunsbüttel, bei Meldorf und an der Eider. . Da riefen die Dithmarscher überlaut: „Das geschieht nun und nimmermehr! darum wollen wir wagen Hals und Gut, und wollen Alle d'rum sterben, ehe daß uns der König von Dänemark so soll unser schönes Land verderben." 12

7. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 138

1884 - Flensburg : Westphalen
138 es zur Schlacht. Schon wollten die übrigen Grafen dieselbe abbrechen, als Gerhard nochmals einen kühnen Versuch machte, den Feind aus seiner vorteilhaften Stellung zu vertreiben. Er drang persönlich gegen den Anführer der Ditmarscher (Pelt oder Pelzen) vor, packte ihn an der Gurgel und schleuderte ihn zu Boden?) Durch diese Heldenthat fesselte er den Sieg an seine Fahne. Die verschworenen Edelleute wurden ihrer Güter beraubt und des Landes verwiesen. Es wurde Gerhard bei seiner Einsicht und Willenskraft jetzt nicht mehr schwer, geordnete Zustände in seiner Grafschaft aufrecht zu erhalten. Der übermütige Adel war in Furcht geraten und bot ihm freiwillig seine Dienste an. Um aber dem Auslande gegenüber eme_ Achtung gebietende Stellung einzunehmen, war seine Macht zu beschränkt. Sein Gebiet erstreckte sich nur über das Amt Rendsburg, die Stadt Itzehoe, die Wilstermarsch und einige kleinere Distrikte. Selbst die Stadt L ü b e k, die sich unter dänischen Schutz stellte, durfte eine drohende Haltung gegen Holstein einnehmen. Gerhard fühlte sich jedoch berufen und verpflichtet, alle Kräfte aufzubieten, um das frühere Ansehen der holsteinischen Grafschaft wieder herzustellen. Die Erweiterung seiner Herrschaft erfolgte durch das allmähliche Aussterben der Kieler Linie. Der letzte regierende Graf dieser Linie war Adolf Yi. in Segeberg. Derselbe hatte sich durch ungerechte Bedrückungen bei feinen Unterthanen verhaßt gemacht und namentlich die Unzufriedenheit des Adels erregt. Bei dieser Stimmung des Volkes wagte es fein Feind, der Ritter Hartwig Reventlow, dem ein geheimer Fußpfad nach dem Gipsberge bekannt war, feinen längst gefaßten Plan auszuführen. Mit Genehmigung Gerhards drang er in einer Sommernacht des Jahres 1315 in das Schloß, um den Grafen gefangen zu nehmen. Dieser erwachte und griff zum Schwerte, wurde aber im Zweikampfe von dem *) Es muß hier bemerkt werden, daß Gerhards Jugendjahre i n S a g e g e h ü l l t s i n d. Man sagt, er habe seine Jugend unter höchst dürftigen Umständen verlebt, habe in einem alten Kornspeicher in Rendsburg gewohnt und außer zwei Windhunden kein Eigentum gehabt, er sei anfangs zum geistlichen Stande bestimmt gewesen, der Ritter Hartwig Reventlow habe ihn der Dürftigkeit entrissen und zum Krieger ausgebildet, nach dem Tode seines Vaters sei er neben seinem älteren Bruder Johann als Landesherr aufgetreten rc. Alle diese Erzählungen sind ohne historischen Grund. Ein älterer Bruder ist nicht nachzuweisen. Urkundlich hatte Heinrich I. nicht 7, sondern nur 4 Kinder: Gerhard, Ghiselbert, Agnes (vermählt mit Herzog Erich von Schleswig) und Elisabeth (vermählt mit Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg). Da Heinrich I. die Reinoldsburg mit allem Zubehör (Burgvogt, Kaplan, Kastellan rc.) besaß, so läßt sich nicht annehmen, daß sein erstgeborener Sohn und Thronerbe in Dürftigkeit gelebt habe. Jahr und Tag der Geburt Gerhards ist nicht festzustellen; er ist vielleicht 1290, vielleicht noch später geboren. Als die Schlacht bei Ütersen war, 1306, ist er höchstens 16 Jahre alt gewesen. Vergl. „Gerhard der Große von Holstein und seine Residenz Rendsburg" von Dr. Berblinger, Oberlehrer am Rendsburger Realgymnasium.

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 18

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
18 9. Abel, der Brudermörder. jeder Seite 20 Ritter als Geisel zur Sicherung des Vertrages. Aber Abel schied nicht versöhnt von seinem Bruder. Aus der Residenz seiner Ahnen, der Jürgensburg zu Schleswig, wartete er auf die Stunde der Rache. Hier sam- melten sich alle, die mit dem Könige unzufrieden und seinen Nachstellungen ent- kommen waren. Die erbittertsten Feinde Erichs umgaben den Herzog und waren seine nächsten Getreuen. Plötzlich lief die Nachricht ein, daß Graf Johann mit großer Heeresmacht von Holsten vor Rendsburg stehe, das der König trotz des früheren Vertrages noch immer besetzt hielt. Erich eilte zum Entsätze des wich- tigen Platzes herbei und gedachte auf dem Wege eine Zeit lang bei seinem Bruder zu verweilen. Es war am 7. August 1250, als der König mit wenigen Begleitern in Schleswig einzog und von Abel freundlich auf seiner Burg auf der Möweninsel empfangen wurde. Den Sommerabend brachten sie in einem kleinen Hause zu, das an der Brücke lag, welche die Insel mit dem Festlande verband, und ver- trieben sich die Zeit bis spät in die Nacht beim Würfel- und Brettspiel. Eben war Erich in ein Spiel mit einem Ritter vertieft, als Abel plötzlich hereintrat und das Gespräch aus ihre früheren Zwistigkeiten brachte. „Gedenkst du noch der Zeiten", schrie er, „wo du Schleswig plündertest und meine Tochter nackt und bloß ins Elend jagtest?" „Sei getrost!" erwiderte der König, „ich habe noch so viel, daß ich deiner Tochter wieder zu neuen Schuhen verhelfen kann." Diese Worte aber reizten noch mehr den Zorn Abels; er erklärte den König für seinen Gefangenen und übergab ihn einem Ritter mit der Weisung, ihn wegzu- führen, wohin er wolle. Dieser ließ ihn ergreifen, fesseln und in ein Boot bringen, welches unter der nahen Brücke bereit lag. Man ruderte mitten aus die Schlei nach Osten zu. Bald aber hörte man starke Ruderschläge und laute Stimmen hinter sich. Der König selbst ward aufmerksam und wandte sich mit Fragen an seine Begleiter. Gleich darauf bemerkten sie die Umrisse eines Bootes, das sich ihnen rasch näherte. Der König erkannte in dessen Führer seinen Tod- feind Lauge Gudmundson und sah sich einem sichern Tode preisgegeben. Auf seine dringende Bitte ward ein Priester aus der Nähe von Missunde herbeigeholt, dem er dann mit angsterfülltem Herzen beichtete. Darauf erschlug ihn Gud- mundson mit eigener Hand und ließ den Leichnam, mit Ketten beschwert, in die Schlei senken. Bald aber fanden Fischer die Leiche und begruben sie. Doch als Abel dies erfuhr, ließ er sie wieder ausgraben und endlich feierlich im Dome zu Schleswig beisetzen. Dann schwur er mit 24 Rittern starke Eide, daß er den Tod seines Bruders nicht befohlen habe, sondern daß des Königs Feinde ohne sein Vorwissen den Mord vollzogen hätten. Die dänischen Großen glaubten seinen Worten und wählten ihn zu ihrem Könige. Kaum fühlte Abel sich sicher auf dem dänischen Thron, als er einen Zug gegen die Friesen vorzubereiten begann, weil sie sich weigerten, ihm Zins und Steuer zu zahlen. Er hegte aber auch einen alten Zorn gegen die trotzigen Bewohner der Utlande Außenlande), die als sogenannte Königsfriesen ihn als Herzog nicht hatten anerkennen wollen, und gedachte sie mit der Macht seines Reiches in einem Feldzuge zu unterwerfen. Mit den Inseln zerstel das Gebiet der Friesen in 13 Harden Hundert- schaften); es waren die Dreilande Eidersted, Everschop und Iltholm, aus denen allmählich die jetzige Halbinsel Eidersted (= Eidergestade) zusammengedeicht ist;

9. Geschichte Dänemarks mit steter Berücksichtigung der Herzogthümer - S. 167

1843 - Schleswig : Bruhn
167 und der Kriegserfahrung des alten Johann Rantzan unterwerfen. Zuletzt, als schon ihre Festungen Meldorf, Ham und Tielebrücke erobert waren, kämpften vor Heide, wo die Dithmarscher ihre Hauptmacht versammelt hatten, Männer und Weiber in einem dreifachen Treffen am 13. Juni den letzten Kampf für ihre Freiheit; doch alle Anstrengungen waren vergebens, und der Ort wurde, nachdem 3000 Dithmarscher gefallen waren, mit Sturm eingenommen. Am folgenden Tage erschien der Ueber- reft der männlichen Bevölkerung von Dithmarschen, un- gefähr 4000 Mann, vor Heide, wo sie wegen der hel- denmütigen Vertheidigung ihrer von den Vätern ererbten Unabhängigkeit Abbitte thun und den drei neuen Lan- desherren huldigen mußten. Diese theilten darauf die neue Eroberung, zuerst in einem vorläufigen Vergleiche zu Rendsburg (8. Juli 1559), darauf nach genauerer Untersuchung des Landes zu Kiel (22. Juli 1568) so, daß der König den Süden, Herzog Johann das Mit- tel und Adolph den Norden bekam. Gleich nach der Eroberung Dithmarschens wurde der König zu Kopenhagen gekrönt (20. August 1559), bei welcher Gelegenheit er eine Handfeste unterschrieb, die im Wesentlichen mit der Handfeste seines Vaters übereinstimmte. Zum Besten des Bauernstandes wurde hier zum ersten Male festgesetzt, daß der Adel ohne Erlaubniß des Königs kein freies Bauerneigenthum, weder durch Kauf noch durch Pfand, an sich bringen durfte. Dies Gesetz hatte indeß nur geringen Nutzen, da es dem Adel überhaupt nicht schwierig war, solche königliche Erlaubniß sich zu verschaffen. In Schweden war Gustav Vasa, ein Jahr nach Christian Ul, gestorben, und sein Sohn, Erich Xiv.,

10. Geschichte Dänemarks mit steter Berücksichtigung der Herzogthümer - S. 58

1843 - Schleswig : Bruhn
58 Erich Plougpenning (1241 — 1250.) Nach Waldemars 11. Tode bestieg nun Erich, mit dem Zunamen Plougpenning (Pflugpfenning), — weil er zur- Bestreitung der Kriegsunkoften jeden Pflug im Lande mit einer Steuer belegte, — den Thron (1241); allein seine Brüder suchten sich, jeder in sei- ner Provinz, unabhängig zu machen. Der mächtigste und gefährlichste von diesen war Herzog Abel von Schleswig , zugleich seit 1239, in welchem Jahre Adolph Iv. zufolge eines Gelübdes die Regierung nie- derlegte und in ein Kloster ging, Vormund der beiden minderjährigen Söhne Adolphs, Johann und Ger- hard. Erich, der mit dem Plan umging, seinen Vater zu rächen, und die verlornen Eroberungen, namentlich Holstein, wieder zu gewinnen, sah sich durch diese Ver- bindung Abels mit dem holsteinischen Grafenhause in der Ausführung seines Planes sehr gehindert, und es entspann sich daher gleich ein Zwist zwischen den bei- den Brüdern, welcher jedoch einstweilen dadurch beige- legt wurde, daß Abel der erwähnten Vormundschaft entsagte. Einige Jahre später brach aber in Betreff Schleswigs ein mehrjähriger Krieg zwischen ihnen aus, in welchem die wichtigsten Städte in Nord- und Süd- Jütland, so wie auf Fühnen, geplündert und in Asche gelegt wurden, während die Bundesgenossen Abels, die Lübecker, die östlichen Küsten des Reichs angriffen. Doch behielt der König endlich die Oberhand, und Abel mußte das Herzogthum Schleswig als ein Lehn von ihm annehmen. In den Frieden (1249) waren die holsteinischen Grafen mit eingeschlossen, allein bald darauf gab die Grenzfestung Rendsburg Veranlassung zu einem neuen Kriege. Der König zog mit seinem

11. Das Vaterland - S. 290

1854 - Altona : Lehmkuhl
290 ftützungsweise, die da, wo sie ausgeführt werden kann, den Ar- menbeiträgen der Commünen vorzuziehen ist. Aus einer auf dem Werke errichteten Pensionscasse, deren Fonds vorläufig zur Auf- führung von Arbeiterwohuuugen verwandt worden, haben alte und zur Arbeit unfähig gewordene Arbeiter, wie auch Wittwen An- sprüche auf eine jährliche Pension, die sich im günstigsten Fall bis auf jährlich 60 Rthlr. Rm. erstrecken kann. Beim eventuellen Eingehen der Carlshütte fällt der ganze Pensionsfond, der bis dahin von einem durch freie Wahl der Arbeiter gewählten Vor- stände verwaltet wird, der Dcrf-Commüne anheim. Eine Kran- kenkasse sorgt für freien ärztlichen Beistand und wöchentliche Un- terstützung kranker Arbeiter, eine Leihkasse gewährt unter billigen Bedingungen kleine Vorschüsse für unvorhergesehene Bedürfnisse. Trunksucht und andere Unordnungen werden mit Brüchgeldern, die wiederum in eine der genannten Kassen fließen, und in Wie- derholungsfällen mit Entlassung bestraft. Ein gleichsam patri- archalisches Band scheint zwischen Arbeitern und Brotherrschaft geknüpft zu sein. Bemerkenswerth ist, daß in 15 Jahren keine Klage, weder Seitens des Stifters über seine Leute, noch von Letzteren über ihn, bei der Obrigkeit angebracht worden. Perio- dische Begünstigungen besitzt dieses Werk bis zum Ablauf des Privilegii in der zollfreien Einfuhr einiger Maschinen und Ma- terialien, wie auch in der Erlaubniß, wegen Befreiung einiger Arbeiter von Militairdienften suppliciren zu dürfen, dagegen trägt es die Last der mir Rücksicht auf die großen Räume sehr erheb- lichen Haus- und Vermessungssteuer, von welcher mehrere andere Fabriken gänzlich befreit sind. Monopol besitzt es nicht, es sei denn, daß man die ausschließliche Verarbeitung des Wiesenerzes für eine Anzahl Jahre, welche jedoch in die Kategorie der Patente fällt, dahin rechnen will. Der Agent Holler ist 1796 in der Stadt Rendsburg geboren. Sein Vater Hartwig und sein Onkel Johann Holler hatten dort nach beendigtem Kanalbau, bei dem sie als Unterbaumeister ange- stellt gewesen, im Jahre 1786 einen Handel mit schwedischen und anderen Holzwaaren begründet und dieses Geschäft bis zu ihrem Tode zu einer bis dahin dort unerreichten Ausdehnung gebracht. Beide waren als armer Leute Kinder aus ihrer Heimath, der Kremper Marsch, nach Holland gegangen und hatten sich dort

12. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 329

1910 - Dortmund : Crüwell
329 Leitungen, von weiten elektrisch beleuchteten Hallen für die Betriebs- anlagen durchzogen. Kraftvolle hydraulische Maschinen erleichtern und beschleunigen das Offnen und Schließen der schweren eisernen Schleusentore; ein kurzer, durch das Sprachrohr nach innen über- mittelter Befehlsruf, ein einziger Handgriff des hoch oben auf der lichten Höhe des Mauerwerks stehenden Schleusenmeisters, und die massigen Flügel drehen sich in ihren Angeln, eine zweite Weistmg, und die unterirdischen Füllkanäle beginnen ihr Spiel, den Wasser- spiegel in den geschlossenen Kammern zu heben. Bis unfern Rendsburg stimmt die neue Wasserstraße im all- gemeinen mit dem Lauf des alten Eiderkanals überein. Dann zieht sich der Kanal an immer höher aufsteigenden Uferwänden entlang, bis der kühn geschwungene Bogen der Brücke bei Levensau in Sicht kommt, auf der die Bahn und die Chaussee Kiel-Eckernförde den Kanal überschreiten. Ungefähr 9 km westlich von Levensau öffnet sich links ein Seitenarm; wir biegen ein, den eigentlichen Kanal auf kurze Zeit verlassend, denn es gilt hier eine der inter- essantesten und charakteristischen Stellen des ganzen Baues zu be- sichtigen, den Flemhuder See. Das mächtige schöne Wasserbecken umfaßte ehedem 234 ha, und sein Spiegel lag 7 m über der Ostsee, also auch über dem Kanal. Es blieb daher nichts anderes übrig als den Wasserspiegel des ganzen Sees um das gleiche Maß zu senken. Wäre dies ohne weitere Vorsichtsmaßregeln durchgeführt worden, so würden sich gleichzeitig auch die gesamten Wasserverhältnisse der Umgebung auf weithin verändert haben, die Brunnen wären versiegt, die frucht- baren Äcker ausgetrocknet. Sv griff man denn zu dem Auskunfts- mittel, den größeren Teil des Sees mit einem Ringdamm zu um- ziehen und rückwärts desselben den Wasserspiegel in einer schmale:! Rinne auf der alten Höhe zu erhalten, während er im eigentlichen, nun um reichlich ein Drittel verkleinerten See um 7 m gesenkt wurde. Von der gleichen Höhe stürzt heute denn auch das über- schießende Wasser aus dem Ringkanal, in den verschiedene Zuflüsse münden, in den See hinab. Für den Kanal hat der Flemhuder See eine hohe Bedeutung. Er bildet in seiner jetzigen Gestalt ein gewaltiges Wasserreservoir zur Speisung des Kanals, eine Art Ausgleichsbassin für die wech- selnden Wasserstände und ist während des Baues in ausgiebigster Weise als Ablagerungsstätte für den ausgeschachteten Boden benutzt worden. Fast 9000 ahm Erde haben hier neue Unterkunft erhalten. Die alte Stadt Rendsburg ist der Hauptort am ganzen Ka- nal. Unweit Rendsburg beginnt das große Moorgebiet, das dem

13. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 117

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
117 Erich aus seiner Gefangenschaft. Das Unternehmen des Königs hatte einen glücklichen Fortgang. Plötzlich gerieth die Sache wieder ins Stocken. Als Christoph nämlich auf feinem Wege nach Kopenhagen sortzog, um es einzunehmen, kam ihm ein vornehmer Ritter entgegen, der zu seinen Feinden gehörte. „Wie kannst du es wagen, deinem schwergekränkten Fürsten unter die Augen zu treten?" fragte ihn der König. „Ich bin gekommen, mich mit dem König auszuföh- nen und ihm Kopenhagen zu überantworten," antwortete der Ritter. Mit solchem Geschenk war auch der Feind willkommen. Es ward das Nöthige verabredet, und der Ritter sprengte nach dem Schlosse und der Stadt zurück. Kaum hatte Johann die Sache vernommen, so sandte er eiligst einige seiner Leute voraus, welche Stadt und Schloß im Namen des Königs von jenem Ritter in Empfang nehmen mußten, und als nun Christoph selbst dahin kam, flatterte die Fahne mit dem Nesselblatt von den Thürmen. Johann hatte das gethan, um seinen Leuten eine feste Stellung zu sichern, wenn vielleicht sein königlicher Halbbruder später einmal, wie früher, seiner Verpflichtungen gegen ihn vergessen sollte. Christoph fühlte sich aber so sehr beleidigt, daß er augenblicklich sein ganzes Unternehmen aufgab und wie ein schmollendes Kind sich in einen Winkel seines Reiches zurückzog. Endlich aber gelang es den Räthen, den Zorn des launenhaften, un- fähigen Königs zu besänftigen, und er entschloß sich, mit seinem Halbbruder einen neuen Vergleich abzuschließen und demselben außer Fehmarn, Laaland und Falster auch noch Schonen und Seeland zu übergeben. Johann setzte sich nun mit seinem Vetter Gerhard in Verbindung und cs gelang ihm, einen Waffenstillstand zwischen diesem und König Christoph zu Stande zu bringen. König Christoph wohnte nun längere Zeit friedlich in seinem Schmoll- winkel Skanderburg, suchte aber im Stillen seinen Anhang zu vergrößern. Als er sich stark genug glaubte, griff er wieder zum Schwert; um die Macht seines Gegenkönigs und des Reichsverwesers zu brechen, belagerte er Gottorf, wo Waldemar residirte. Aber Gerhard eilte rasch mit starker Heeresmacht zum Entsatz herbei. Das dänische Heer ward geschlagen, vierhundert Mann gefangen genommen und das Schloß von der Belagerung befreit (1329). Durch Vermittelung des Grafen Johann kam nun zu Ripen ein neuer Vergleich zu Stande. Herzog Waldemar V. entsagte der Königswürde und erhielt Schleswig wieder; Graf Gerhard dagegen erhielt Fühnen und das Recht aus die Nachfolge in Schleswig, wenn Waldemar unbeerbt sterben sollte; Christoph Ii. und sein Sohn Erich wurden wieder, ins Reich einge- setzt (1330). Die Wiederherstellung Christophs war aber nicht von langer Dauer. Als sich im nächsten Jahr die beiden holsteinischen Grafen, Gerhard der Große und Johann der Milde, man weiß nicht weßhalb, veruneinigten, nahm Christoph für feinen Halbbruder Partei. Johann hatte Oldesloe zum Sammelplatz des dänisch-holsteinischen Heeres bestimmt, um von dort Ger- hards Hülfsvölker aus Deutschland zurückhalten zu können. Allein der um- sichtige Gerhard ließ es zu einer Vereinigung seiner Gegner nicht kommen. Ein Theil seiner Mannschaft ward zwar noch in Rendsburg von den dortigen Bürgern zurückgehalten, weil sie noch nicht ihre Herberge bezahlt hatten.

14. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 573

1843 - Altona : Schlüter
573 Licht Icr evangelischen Wahrheit. — Luther selbst hat eine ausführliche Beschreibung des Märtprertodes dieses Blutzeugen seiner Lehre heraus-- gegeben. Harms 1817 in plattdeutscher Sprache. Das Feld, auf welchen: H. v. Zütphen vor drei Jahrh, hingcopfert ward, ist 1825 zu einem neuen Begräbnißplatze für Heide bestimmt worden, und auf die. sem Friedhofe wurde am 25. Juni 1830 dem Glaubcnsheldcn ein wür- diges Monument errichtet. Im I. 1559 ward die Baucrnrcpublik Dithmarschen durch die schlcswig - holst. Fürsten und das Fcldhcrrntalent deö Johann Ranzau erobert. Durch falsche Nachrichten waren die Dithm. geleitet, so daß sie zerstreut, aber immer noch in ihrem angestammten Muthe ungeschwächt fochten, doch wurden sie und ihre vereinzelten Trupps aufgerieben. Ein höchst blutiger Kampf begab sich vor und in Heide. Dieser Hauplort des Landes wurde in Schutt und Asche verwandelt. Die (Kapitulation erfolgte am 19. Juni 1559. Die Achtundvierziger traten ab, die Republik hörte auf, und, Dithmarschen war fortan den Herzo- gen von Holstein Unterthan. 10. Rendsburg, wahrscheinlich gebildet aus der Ansiedelung um das Schloß Reinoldsbürg, das schon in der frühesten Vorzeit zur Obhut der Eider hier angelegt sein soll. Diese Burg wurde oftmals angegriffen und war zu verschiedenen Zeiten im Besitz der Dänen. 1252 wurde sie unter dem König Abel der Grafschaft Holstein zuerkannt. 1539, als Mißhclligkcitcn zwischen Dänemark und dem deutschen Kaiser ent- standen, war schon die Stadt mit Wällen und Gräben umgeben. Als im 30jährigen Kriege die Kaiserlichen 1627 am 12. Scptbr. vor Rendsburg rückten, und die Besatzung nur schwach war, mußte die Festung sich am 4. Octbr. (Wallenstein?) ergeben; auch im I. 1613, als die Schwe- den unter dem Fcldmarschall Torstcnson in Holstein einrückten, mußte Rendsburg capituliren, und der General Gustav Wränget nahm sein Hauptquartier auf dem Schlosse. Die Festungswerke würden nach und nach verbessert. Der König Friedrich 111. ließ in den Jahren 1669 — 1671 die Altstadt neu befestigen; das Holstcnthor ward danials nach der Stelle-des jetzigen alten holsteinischen Thores verlegt, und unter das Thor ein Stein gelegt mit der lateinischen Inschrift: »Die Eider ist die Grenze des römischen Reichs.-- Christian V. hat die Neustadt angelegt und der Festung ihre jetzige Gestalt gegeben.------Das Stock- und Sclavcnhaus — die Karlshütte u. s. w. 11. Kiel, (vorm, thom Kyle), schon im 11. Jahrh. Stadt ge- nannt, hat (bildet) entweder leinen Namen von dem altsächsischcn Worte Kiel (Kille), welches einen sichern Platz für Schiffe bedeutet, oder auch von der kiel (-keil--) förmigen Gestalt des Hafens; denn das der Meerbusen den Namen Kiel geführt hat, bezeugt noch das Bin- nenwaffer -Kleiner Kiel.-- Kiel nahm mit jedem Jahre zu, — Schiff- fahrt und Handel wurden von dem Landesherr,: stets begünstigt. Graf Adolph Iv. trug viel zu Flor und Aufkommen dieser Stadt bei. Der Hafen der Stadt ist einer der sichersten und besten an der Ostsee. Regel- mäßige Fahrt von Paquctböten und Dampsschiffen nach Kopenhagen.' — Kieler Umschlag. Universität für die Hcrzogthümer, gestiftet vom Herzoge Christian Albrecht, 1655, daher Christiana Albertina genannt — St. Nicolaikirche — Kloster, oder heil. Geistkirche,

15. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 136

1884 - Flensburg : Westphalen
136 geftknbe zu entkommen, als er umzingelt und von dem Rademacher Wessel Hummer aus der Harde Pellworm mit der Streit- '-'schlagen wurde, 1252. Zum Danke für diesen glänzenden Sieg ließen bte Friesen das Bild des heiligen Christian mit Gold überziehen. Die Leiche des Königs blieb eine Zeitlang unbeerdiöt liegen und wurde danach in der Schleswigs Domkirche bestattet. Später als dre Domherren darüber klagten, daß der Geist des Bruder-Mörders zur^ Strafe in der Kirche herumirre und sie in ihren heiligen Geschäften störe, nahm man den Leichnam wieder aus der Gruft und versenkte ihn in einen Sumpf bei Gottorf (auf dem -platte, welchen setzt dei ^ Tiergarten einnimmt). Aber noch lange glaubte man ihn zu sehen, wie er mit schwarzem Angesicht auf emem weißen Rosse und von feurigen Hunden verfolgt, durch die Luft ritt. 3. Graf Gerhard der Große. r Die Söhne Adolfs Iv., Johann und Gerhard, welche beide als Landesherren anerkannt wurden, faßten den verderblichen Entschluß, das volle Erbrecht, welches damals in Deutschland gebräuchlich war, auch in Holstein einzuführen. Nach ihrem Tode wuide daher das väterliche Erbe unter ihren Nachkommen geteilt, so daß die holsteinische Grafschaft sich in mehrere kleinere' Herrschaften zersplitterte. ^ Unter den regierenden Grafen werden zwei Hauptlinien unterschieden, die Kieler oder ältere Linie, die von Johann I. und die Jtzehoer oder jüngere Linie, die von Gerhard I. abstammte. Am Ende des 13. Jahrhunderts herrschten von der Kieler Lime: Adolf V. zu Segeberg und Johann Ii. zu von der Jtzehoer Linie: Heinrich I. zu Rendsburg, Gerhard Ii. zu Plön und Adolf Vi. zu Schauenburg. Letzterer erhielt von Holstein nur die Herrschast Pinneberg, die mit der Stammherr-schaft Schauenburg in Verbindung blieb und dadurch dem übrigen Holstein mehr entfremdet wurde. Die holsteinischen Grafen vereinigten sich öfters mit den Herzögen von Schleswig zum gemeinsamen Kampfe gegen Dänemark. Von besonderem Erfolge war namentlich der Sieg auf der Lohheide (nordwestlich von Rendsburg) 1261, an welchem die Grafen ^ohann I. und Gerhard I. teilnahmen. Durch denselben wurde die dänische Königin Margareta (wegen ihrer duukleu Gesichts-färbe die „schwarze Margaret", wegen ihrer Leibesgewandtheit „Margareta Springpferd"*) genannt) gezwungen, den Herzog Erich von Schleswig (Abels Sohn) als erblichen Fürsten anzuerkennen. Das Herzogtum Schleswig, welches nach seiner ursprünglichen Bestimmung eine Vormauer Dänemarks gegen Deutsch- „r. *) tyt bett Margaretenwall angelegt (zur Verstärkung der oft. östlichen Flanke des eigentlichen Danewerks).

16. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 343

1911 - : Crüwell
343 gleichzeitig auch die gesamten Wasserverhältnisse der Umgebung auf weithin verändert haben, die Brunnen wären versiegt, die frucht- baren Äcker ausgetrocknet. So griff man denn zu dem Auskunfts- mittel, den größeren Teil des Sees mit einem Ringdamm zu um- ziehen und rückwärts desselben den Wasserspiegel in einer schmalen Rinne auf der alten Höhe zu erhalten, während er im eigentlichen, nun um reichlich ein Drittel verkleinerten See um 7 m gesenkt wurde. Von der gleichen Höhe stürzt heute denn auch das über- schießende Wasser aus dem Ringkanal, in den verschiedene Zuflüsse münden, in den See hinab. Für den Kanal hat der Flemhuder See eine hohe Bedeutung. Er bildet in seiner jetzigen Gestalt ein gewaltiges Wasserreservoir zur Speisung des Kanals, eine Art Ausgleichsbassin für die wech- selnden Wasserstände und ist während des Baues in ausgiebigster Weise als Ablagerungsstätte für den ausgeschachteten Boden benutzt worden. Fast 9000 cbm Erde haben hier neue Unterkunft erhalten. Die alte Stadt Rendsburg ist der Hauptort am ganzen Ka- nal. Unweit Rendsburg beginnt das große Moorgebiet, das dem Kanalbau die allergrößten Schwierigkeiten bereitet hat. Das nächste große Bauwerk auf der Strecke Rendsburg-Brunsbüttel ist die Brücke von Grünental, zugleich das schönste Bauwerk längs des ganzen Kanals. In einem einzigen ungeheuern Bogen von 156,5 m lichter Weite überspannt die Brücke, auf der die westholsteinische Bahn über den Kanal geführt wird, den Wasserlauf; 42 m hoch liegt die Unterkante der Fahrbahn über dem Spiegel des Kanals, so daß auch die höchstbemasteten Schiffe sie ohne Schwierigkeit passieren können. 10 km etwa westlich Grünental tritt der Kanal in neue weite Moorflächen. Er strebt dann in fast schnurgerader Richtung durch das reiche Marschgebiet der Elbniederung seiner Westmündung bei Brunsbüttel zu. Herrlich ist der Ausblick von der Höhe der Brunsbütteler Schleuse herab, über den Vorhafen hinweg weit hinüber auf den breiten Elbstrom. Kraftvoll strecken unten die beiden Molen der Kanalmündung ihre granitnen Glieder mit schön geschwungenen Bogen in den Fluß vor, die einlaufenden Fahrzeuge zu leiten und zu schirmen. 131 m lang ist die westliche, mehr als doppelt so lang die östliche, von deren umbrandetem Ende ein Leuchtturm sein grünes Feuer weit über die Wasserfläche wirft. Was aber damals Kaiser Wilhelm I. in jene Urkunde aufneh- men ließ, die bei der Feier des Baubeginns in den Grundstein ge- bettet wurde, wird immer mehr in Erfüllung gehen: „Möge der Bau dem deutschen Vaterlande, möge er den Elbherzogtümern zu Heil und Segen gereichen! Möge durch ihn das Gedeihen der deutschen

17. Heimatkunde von Schleswig-Holstein - S. 32

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
32 Schleswig-Holstein. Die Holsten sind groß gewachsen, haben blaue Augen und blondes haar- sie sind langsam und bedächtig, aber auch fleißig und ausdauernd. In alter Zeit hatten sie viele kämpfe mit den vithmarsen, Dänen und Wenden zu bestehen,- sie sind aber schließlich doch Sieger geblieben. Sie haben das eroberte Land der Wenden größtenteils, das südliche Schleswig bis zur Schlei ganz besiedelt und für das Deutschtum gewonnen. In der Gegend von Neumünster, dem sogenannten Aukrug, sind viele wenden ge- blieben und haben sich mit den Holsten vermischt? daher findet man dort mehr kleine und mittelgroße Personen mit dunklem haar und braunen flugen. Tmttelholstein ist ein rechtes Bauernland. Nur im (Dsten finden sich große Güter,- das eigentliche Holstenland kennt nur Bauernhöfe. Die Besitzer heißen hufner. In der ältesten Zeit gab es wohl nur ganze oder volle Hufen. Erst als mehr Wald gerodet und in Ackerland verwandelt war, wurden die Hufen in halb- und Viertelhufen ge- teilt, da diese Teilstücke nun hinreichten, eine Kamilie zu ernähren. Außer den hufnern gibt es in jedem Dorf Kätner (Kleinbauern) und Insten oder Heuerlinge. Oer Stand der Kätner ist wohl erst 200 Jahre alt. Er ist aus den jüngeren Kindern der hufner hervorgegangen. Oer ältem Sohn erbte die Hufe,- ein jüngerer Sohn bekam nur ein Haus mit etwas Land. Jetzt werden viele Hufen parzelliert, d. h. in Teilstücken ver- kauft. Dadurch wird die Zahl der Landstellen größer, und es steigt damit die Le- wohnerzahl. Nlittelholstein ist jetzt schon dichter bewohnt als das fruchtbarere (Dst- Holstein. Das holsteinische Dorf. Die holsteinischen Dörfer liegen geschlossen, haben aber ganz unregelmäßige Straßenzüge. Nur in den Kirchdörfern stehen die Häuser eng zusammen; sonst ist ein Bauernhof sehr geräumig und mit zahlreichen Gebäuden (Wohnhaus mit Viehhausflügel, Scheune oder Schuppen, Lackhaus, Schweinestall, verlehntshaus) besetzt. Ein holsteinisches Dorf mit uralten Eichen, schattigen Linden und blühenden Kastanien ist ein hübscher Anblick. Das alte Sachsenhaus (ein Rauchhaus ohne Schornstein und ohne Oiehhausflügel) ist eine Seltenheit geworden. Leider wird das Strohdach durch das Pappdach oder durch das noch häßlichere Zinkblechdach verdrängt. Die Städte in Mittelholstein. Die ältesten Städte der Landschaft sind Rendsburg, Itzehoe und Kiel? in späterer Zeit erfolgte die Gründung von Kellinghusen, Segeberg und Neumünster. Rendsburg liegt an der Eider und am Kaiser-Wilhelm-Kanal. Die Stadt ist aus einer Burg hervorgegangen, die auf einer Eiderinsel lag. Rendsburg hat eine sehr günstige Lage, da die wichtigste Verkehrsstraße, die die Provinz von Norden nach Süden durchzieht, über Rendsburg führt und dort die Eider und den Kanal kreuzt. fln die Stelle der alten Verkehrswege sind Eisenbahnen getreten. Zünf Eisenbahnlinien laufen in Rendsburg zusammen. Die Eider war früher eine wichtige Wasserstraße, besonders nach Erbauung des Eider- kanals. Bis hierher konnten Schiffe mit 3 m Tiefgang gelangen. Rendsburg und die Dörfer an der Eider hatten zahlreiche Segelschiffe, und bei Rendsburg waren mehrere Werften, die diese Segler bauten. Das ist nach Erbauung des Kaiser-Wilhelm-Kanals anders geworden,- denn die Segler können den Idett- kämpf mit den Dampfschiffen nicht aushalten,- ihre Zahl geht deswegen schnell zurück. Auch hat die Eider als Wasserstraße durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal verloren. Die Stadt selbst hat natürlich durch den Kanal an Bedeutung ge- wonnen. Rendsburg war früher eine wichtige Festung; einzelne Reste der

18. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 118

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
118 Dennoch ging er dem dänischen Heere entgegen, und es kam auf der Lohheide zwischen Rendsburg und Schleswig zum Treffen. Im scharfen Kampf war Gerhard vom Pferde gestürzt; ein Bauer aus Büttel, im Kirchspiel St. Mar- grethen, half ihm wieder hinauf mit den Worten: „So, nu brukt Weller ju vorigen Kräff!" Und das that er und errang mit der Minderzahl einen voll- ständigen Sieg. Der König und sein Sohn Erich ergriffen die Flucht. Christoph rettete sich nach Kiel, eben dahin ward Erich gebracht, blutig und ganz zerschlagen; denn er hatte, mit flüchtigem Roß über die alten Schanzen des Dannewerks sprengend, einen schweren Fall gethan, der bald sein Tod war.- Christophs zweiter Sohn Otto befand sich unter den Gefangenen (1331, 30. November). Gerhard und Johann verglichen sich wieder am 10. Januar 1332, weder den Herzog noch den König viel berücksichtigend. Sie theilten sich so ziemlich in den Besitz der dänischen Lande, unter dem Namen von Pfand- schäften. ^Gerhard erhielt den westlichen Theil, Jütland und Fühnen, und zwar dergestalt, daß diese „Pfandschast" nur für die schwer erschwingliche Summe 100,000 Mark löthigen Silbers, auf einmal entrichtet, wieder aus- gelöst werden konnte. Johann blieb im Besitz der östlichen Hälfte: Schonen, Seeland, Laaland, Falster. Von diesen Pfandschaften verkaufte Johann Schonen bald an den König von Schweden für 70,000 Mark. Der dänische Schattenkönig lebte seitdem mit seiner Schande und seinem Kummer unter dem Schutze seines Halbbruders auf Laaland zu Sarkiöping mit geringem Gefolge in einem steinernen Hause. Noch später zog er nach Langeland, wo ihn zwei holsteinische Edelleute, in der Hoffnung, sich dadurch bei Gerhard in Gunst zu setzen, überfielen. Sie griffen sein Haus an, und da er nicht herauskommen wollte, legten sie Feuer an. Da zwang ihn der Rauch, aus dem Fenster zu springen. Nun führten sie ihn gefangen nach dem Schloß Aalholm. Als Johann davon hörte, ließ er zwar sogleich den König wieder in Freiheit setzen, aber Christoph starb, vom Gram aufgezehrt, bald hernach (2. August 1332). Dänemark war jetzt ohne König, aber an Herrschern fehlte es nicht, auch nicht an solchen, die es werden wollten. Christophs Sohn Erich war freilich an seinen Wunden gestorben, Waldemar lebte in Deutschland am Hofe des Kaisers; aber Otto war auf freiem Fuß. Er beschloß, einen Ver- such zur Erlangung des väterlichen Throns zu machen. Im Sommer 1333 begab er sich insgeheim zu den Nordfriesen. Meh- rere Gemeinden gelobten ihm unter der Bedingung, daß er sie später von allen Auflagen befreie, unverbrüchliche Treue in Leid und Lust. Der „Junker von Dänemark", wie er sich nannte, griff nun im Herbst 1334 gegen Gerhard zu den Waffen und drang in Jütland ein. Nicht weit von Wiborg trat ihm der kriegserfahrene, der unüberwindliche Gerhard entgegen, und ein Kampf von wenig Stunden lieferte den Junker zum zweiten Mal in die Hände des Grafen, der ihm nun auf dem Schloß zu Segtberg.ouar- tier anwies. „Die beiden holsteinischen Grafen herrschten nun über Dänemark, jeder in seinen Pfandschaften, mit eisernem Scepter. Um bei der Unsicher- heit des Besitzes den möglichsten Vortheil aus dem Lande zu ziehen, wurden immer neue Schatzungen aufgelegt, und was die Grafen den Bauern ließen,

19. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 101

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
101 19. Der Brudermörder. Waldemar der Sieger war am Gründonnerstag 1241, einundsiebzig Jahre alt, gestorben. Sein ältester Sohn, der junge Waldemar, sank zehn Jahre vor dem Vater ins Grab; er starb an einer Fußmnde, die er auf der Jagd durch die Unvorsichtigkeit eines Begleiters erhalten hatte. Der zweite. Sohn, Erich, ward nun König von Dänemark; Abel war schon seit neun Jahren Herzog von Schleswig, und Christoph hatte andere Theile des väterlichen Reiches zu Lehen. König Erich war entschlossen, die Schmach seines Vaters an dessen fyeinbert zu rächen und das verlorene Land wieder an die Krone zu bringen. Zunächst war es auf die Wiedergewinnung Holsteins abgesehen, wo Herzog Abel noch immer für die minderjährigen Grafen die Regentschaft führte. Unter solchen Umständen war es eine schwere Zumuthung, die der König an den Herzog stellte: er solle ihm als Lehnsmann helfen, die Holsteiner zu bekriegen. Der Herzog weigerte sich entschieden und erklärte, daß er die Pflicht und den Willen habe, das Land seiner Schwäger und Mündel gegen die unberechtigten An- und Eingriffe seines Bruders zu vertheidigen. Um seinen Worten mehr Nachdruck zu geben, rief er die Fürsten von Mecklen- burg zu Hülfe; dem Könige aber sagten sein Schwiegervater Albert von Sachsen und der Herzog Otto von Braunschweig Beistand zu. Schon standen die feindlichen Brüder in der Nähe von Kolding einander gegenüber, als es den deutschen Fürsten gelang, den Frieden zu vermitteln. Abel mußte im Herbst 1241 der Vormundschaft entsagen und diese dem Erz- bischof von Bremen übertragen; die jungen Grafen Johann und Gerhard, welche zur Zeit in Paris studirten, sollten, sobald sie mündig wären, selbst die Regierung antreten. Kaum war diese Fehde geschlossen, so entstand eine andere. Der König verlangte von Abel, er solle sein Herzogthum von ihm zu Lehen nehmen und ihm als Lehnsherrn huldigen; der Herzog aber behauptete, das Herzogthum als ein freies Erbland von seinem Vater erhalten zu haben. Die Feind- seligkeiten begannen daher im folgenden Jahre von Neuem. Der König fiel in Schleswig ein und verheerte das Land; Abel ging nach Dänemark und machte es dort eben fo; die armen Unterthanen hatten den Schaden. Zwar versöhnten sich die Brüder dann und wann; aber die Gemüther schlossen keinen Frieden, und der Bruderkrieg begann stets auss Neue. Im Jahre 1248 wurden auch die beiden holsteinischen Grafen, welche sich ein Jahr früher das Land ihrer Väter getheilt hatten (Johann nahm Wagrien mit Kiel, Gerhard Stormarn und Holstein mit Itzehoe und Hamburg, Lü- dcrs war als Knabe gestorben), hineingezogen. Schleswig und Holstein litten ungemein; denn überall wurde geschlagen, geplündert und gesengt. Ein Hauptschlag gelang dem Könige in der Ueberrumpelung der Stadt Schleswig. Er hatte noch immer Rendsburg in seiner Gewalt. Der Befehlshaber der dortigen Besatzung setzte den Ueberfall so geheim als mög- lich ins Werk, während der König, holsteinische Städte angriff und die Auf- merksamkeit seines Bruders auf sich zu ziehen wußte. Der Anschlag glückte. Der Kommandant von Rendsburg hieß Heinrich Aemeltorp oder Meldorp und war wahrscheinlich ein Meldorfer und Mitglied.der adllgen Geschlechter

20. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 489

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
489 aller Titel enthalten." Gleich nach seinem Regierungsantritt erklärte er, lieber zu Fuß aus dem Lande gehen zu wollen, als noch länger den unchrist- lichen Wandel der Geistlichkeit zu dulden. Es war noch Schweres zu thun übrig ; die Prälaten und die hohen Geistlichen beriefen sich auf ihre alten Freiheiten, und als Christian die Abstellung der Messe im schleswiger Dom verlangte, erhob dagegen der Bischof Einspruch : es sei gegen Ehre und Glimpf, die er höher achte, als sein Leben; er halte fest an den alten Einrichtungen, bis auf einem Landtage eine Veränderung beliebt werde. Christian konnte nicht mit seinen Absichten durchdringen und wurde bald durch Aufruhr in Dänemark von weiteren Schritten abgehalten. Erst als er in Dänemark mit kräftiger Hand die Macht der katholischen Geistlichkeit gebrochen und Johann Bugenhagen, einen frommen Pastor aus Wittenberg, nach Kopenhagen berufen und eine evangelische Kirchenordnung durch ihn hatte ausarbeiten lassen, konnte er sein Augenmerk den Herzogthümern wieder zuwenden. Auf dem Landtage vom Jahre 1540 ließ er den ver- einigten Ständen eine plattdeutsche, von Bugenhagen entworfene Kirchen- ordnung vorlegen. Aber es erfolgte ein heftiger Widerstand: Wulf Pogwisch, durch den die Anträge des Königs an die Stande ergingen, war der erste, der widersprach. Im ganzen protestierten 29 Mitglieder der Ritterschaft gegen die neue Ordnung mit der Erklärung, daß sie auch selig zu werden wünschten, aber zu der neuen Lehre nicht übergehen könnten. Es entstand ein großer Lärm auf dem Rathhause, und Johann Rantzau bot vergebens seinen ganzen Einfluß auf, die Einwilligung der Stände zu erhalten. Die Versammlung verlief ohne Entscheidung. Aber schon in den nächsten Jahren traten große Veränderungen ein. Der letzte katholische Bischof Ahlefeld starb, und an seine Stelle trat, von Bugenhagen geweiht, Tilemann von Hussen aus Cleve als erster evangelischer Bischof unseres Landes. Ein Landtag zu Rendsburg 1542 brachte die kirchlichen Ange- legenheiten zum Abschluß. Jeder Widerstand war verstummt, und die Kirchcnordnung Bugenhagen's ward von den Räthen, Prälaten, Ritter- schaft, Mannen und Städten einträchtig angenommen, beliebt und bewilligt. So war unsere schleswig-holsteinsche Landeskirche gegründet. Alle katholischen Einrichtungen verschwanden allmählich. Die Güter und Pfründen des Bischofs wurden von dem Landesherrn eingezogen, die Bettel- orden aufgehoben und die Gebäude und Besitzungen derselben meistens den Stätten überlassen und zu Armenhäusern, Schulen und andern Zwecken verwandt. Von den größeren, die durch reiche Besitzungen sich auszeichne- ten, wurden die meisten von dem Landesherrn nach und nach eingezogen und das Landgebiet in Aemter verwandelt. So sind die Aemter Reinbeck, Mohrkirchen, Cismar, Lügumkloster, Bcrdesholm, Ahrensboeck, Reinfeld entstanden. Nur vier Klöster, die ehemaligen Nonnenklöster zu Schleswig, Preetz, Itzehoe, Uetersen, blieben bestehen, wurden aber zu Versorgungs- anstalten für unvcrheirathete Töchter des Adels umgestaltet. Aber trotz der neuen Kirchenordnung dauerte es noch viele Jahre, ehe Vaterländisches Lesebuch. Z2