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1. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 363

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 363 — Präsident an die Spitze der Regierung treten sollte. Die beiden Hauptcandidaten für die Präsidentschaft waren der General Ca-vaignac und der Prinz Louis Napoleon Bonaparte, zu dessen Gunsten die Nationalversammlung, nachdem er in fünf Wahlbezirken zum Abgeordneten gewählt worden war, das Verbannungsurtheil gegen die Napoleoniden aufgehoben hatte. Louis Napoleon wurde mit großer Stimmenmehrheit zum Präsidenten der Republik ernannt und leistete als solcher am 20. December 1848 den Eid auf die Verfassung. Durch den Staatsstreich vom 2. December 185 1 löste er, nachdem er in der Nacht zahlreiche Abgeordnete und Generale hatte verhaften lassen, die Nationalversammlung, die sich der von ihm erstrebten Verlängerung seiner Präsidentschaft abgeneigt gezeigt hatte, auf, worauf das Volk ihn durch das Plebiscit (Volksabstimmung) vom 20. und 21. December zum Präsid enten auf zehn Jahre ernannte. Im folgenden Jahre erhob ihn ein zweites Plebiscit zum erblichen Kaiser der Franzosen, als welcher er am 2. December 1852 proklamirt wurde. §• 134. Deutschland von dem Sturze Napoleons bis nach der Februarrevolution. (1815—1851.) Die deutsche Bundesversammlung, welcher, gemäß der deutschen Bundesakte vom 8. Juni 1815, die Leitung der Gesammtange-legenheiten Deutschlands unter dem Vorsitze Oesterreichs übertragen werden sollte, trat am 5. November 1816 in Frankfurt a.,M. zusammen. Die von ihr entworfene Constitution des deutschen Bundes erhielt ihre Volleuduug und Bestätigung durch die Wiener Schlußakte vom 15. Mai 1820. Die durch die Neugestaltung Deutschlands geschaffenen Zustände entsprachen den Erwartungen Vieler, welche von dem Sturze der Fremdherrschaft die augenblickliche Heilung aller staatlichen und bürgerlichen Uebelstände erwartet hatten, nicht; insbesondere trat auf den deutschen.hochschulen ein entschiedenes Streben nach größerer politischer Selbstständigkeit an den Die bereits bestehenden „Burschenhaften" erhielten, besonders seit dem bei Gelegenheit der dreihundertjährigen Jubelfeier der Reformation veranstalteten Wartburgfeste (18. Okt. 1817) mehr und mehr den Charakter Politischer, gegen die bestehende Staatsordnung gerichteter Verbindungen. Die Ermordung des als dra-

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1. Der deutsche Krieg von 1866 - S. 204

1867 - Berlin : Kastner
204 fehlen kann. Indem Napoleon Venedig in der Hand hat, wird es ihm leicht sein, Italien zu vermögen, daß es sein Schwert in die Scheide steckt. Dann bekommen wir unsere Süd-Armee frei zur Verwendung gegen Preußen. Das Mindeste aber, was wir von Napoleon in Bezug aus Preußen zu gewärtigen haben, wird zunächst die Durch- setzung eines mehrwöchentlichen, wohl gar mehrmonatlichen Waffenstillstandes sein. In der gewonnenen Zeit reor- ganisiren wir unser geschlagenes Heer und vereinen es so- dann mit der Snd-Armee. Dann stehen wir aufs Neue Preußen gekrästigt gegenüber. Andrerseits wird Napoleon durch sein eigenes Interesse dann aus einer Bahn erhalten, die uns zu statten kommt. Hat er die Vermittlerrolle einmal übernommen, so wird er sich auch einen Ver- mittler lohn nicht entgehen lassen. Diesen — das war der zweite Anlaß zu der heimtückischen Freude, die man in Wien empfand — muß dann Deutschland — zum Schaden Preußens — zahlen! Widersetzt sich Preußen den Forderungen, nun so wird Napoleon sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen, seine früher an- gekündigte,, Rache für Waterloo" an Preußen zu nehmen! — Er kann dann bequem und vollständig seine Abrechnung mit Preußen halten, da er ja uns und die Kleinstaaten zu Verbündeten hat! — Durch diese Handlungsweise wurde ein Verrath an Deutschlands heiligsten Interessen beabsichtigt, wie er kaum jemals schlimmer erhört worden ist, und wenn ein Zwei- faches nicht gewesen wäre, von dem gleich zu redeu sein wird, so hätte Deutschland ohnsehlbar eine furchtbare Schädigung erleiden müssen.

2. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 88

1898 -
1807 Friede zu Tilsit (Preußen tritt die linkselbischen Länder ^Entstehung des Königreichs Westfalens und den Gewinn aus der 2. und 3. Teilung Polens ab). Die Kontinentalsperre. 2. Napoleon verdankt diese Erfolge 1. seiner Feldherrnkunst, 2. seinen diplomatischen Künsten, 3. der Uneinigkeit Deutschlands. 3. Jedes schwere Werk bedarf nach dem Entschlüsse einer guten umsichtigen Vorbereitung und rascher thatkräftiger Ausführung. . 4. Um eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen, war die Niederwerfung Deutschlands nötig: die alten schlechten Zustände mußten völlig beseitigt werden, besonders in Preußen, ehe dieses Land an die Spitze Deutschlands treten konnte. 5. L a n d e s s ch utz : der deutsche Kaiser hat die Pflicht, das Heer in schlagfertigen Zustand zu setzen und zu erhalten. Leistungen der Mitglieder des Staates: Willigkeit, Gehorsam und Steuern für den Landesschutz. V. Anwendung und Erweiterungen. Wie erhält unser Kaiser das Heer schlagfertig? — Neue Gewehre, rauchloses Pulver 2c. Aber das viele Geld! — Immer besser als ein Sieg und ein erfolgreicher Einfall des Feindes (Nachweis; auch kann auf die üblen Folgen des letzten Krieges für die Franzosen hingewiesen werden). Worin zeigt sich vielleicht die Herrschaft Napoleons über Deutschland am meisten? — Darin, daß er verschiedene deutsche Länder nach Gutdünken vereinigt, daraus das Königreich Westfalen bildet und seinen Bruder zum König einsetzt (Kassel). — Die Fremdherrschaft brachte aber auch Vorteile: in Westfalen wurde das französische Gesetzbuch mit seiner Rechtsgleichheit eingeführt, die Fronen und andere Lasten der Bauern hörten auf. Da könnte man sich fast in etwas mit der Fremdherrschaft aussöhnen! — Das Lesestück: „Eine von Napoleons Gewaltthätig k ei t e n", wird gelesen und besprochen (Napoleon verübte einen Justizmord, noch dazu in einem fremden Lande: Gewalt geht vor Recht. Grund: Napoleon will durch Schrecken sein Ansehen, seine Herrschaft befestigen, aber er erregt nur Abscheu; Palm in seinem gottergebenen Verhalten wird ein Märtyrer Deutschlands, in dem grenzenlose Erbitterung entstand; man sah: Napoleon konnte sich alles erlauben, und er wollte sich alles erlauben, auch das Schlimmste. Seine Offiziere erschienen als seine Henkersknechte). Freilich war die Hoffnung auf Befreiung gering. — Die Macht Napoleons (Rheinbund, seine Brüder).

3. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 63

1898 - Würzburg : Stuber
Wort. Eine Schar von Schmeichlern pries Napoleon als den Wohlthäter Deutschlands. Die deutschen Fürsten zitterten vor ihm und befolgten jeden Wink des Gewaltigen. Das Volk aber duldete, zahlte und schwieg; denn wer den Mund aufthat, dem drohte Gefängnis, ja der Tod. So ließ Napoleon den Nürnberger Buchhändler Palm, der eine Schrift herausgegeben hatte, worin die traurigen Verhältnisse in Deutschland beklagt wurden, erschießen. Diese trostlosen Zustände dauerten an bis zum Jahre 1813. 49 Der deutsche Befreiungskampf (1813). 1. Napoleons Krieg gegen Rußland. Der ehrgeizige Napoleon wollte Herr von ganz Europa werden. Darum führte er mit fast allen europäischen Staaten Krieg, und selten verließ ihn das Schlachtenglück. Länder und Kronen verschenkte er wie Spielwaren an seine Brüder und Freunde. Im Frühjahr 1812 zog er gegen Rußland. Mit einer halben Million Soldaten überschritt er die russische Grenze und drang siegreich bis Moskau vor. Hier wollte er mit seinem Heere Winterquartier nehmen, aber die Russen zündeten die Stadt an und brachten so Napoleon in große Verlegenheit. Er bot jetzt den Russen Frieden an, jedoch vergebens. Nun beschloß er, deu Rückzug anzutreten. Ein furchtbar strenger Winter trat ein (eine Kälte von 18—27° R), und dazu gingen noch die Lebensmittel aus. Die Not war grenzenlos. Hunger und Frost, sowie die fortwährenden Angriffe der mit allem Nötigen versehenen Russen brachten dem französischen Heer furchtbare Verluste. In elendem Zustande kam der kümmerliche Rest desselben (noch etwa 8000 kampffähige Soldaten) im Frühjahre 1813 zurück. Napoleon hatte schon am 5. Dez. 1812 die Armee verlassen und war nach Paris vorausgeeilt, um ein neues Heer aufzubringen. 2. Preußens Erhebung. Jetzt erhob' sich Preußen und verbündete sich mit Rußland gegen den französischen Machthaber. Eine heilige Begeisterung ergriff das ganze preußische Volk. Jünglinge und Männer aus allen Ständen griffen zu den Waffen. Wer nicht ins Feld ziehen konnte, steuerte Geld und andere Gaben zur Ausrüstung der Krieger bei. Beamte verzichteten auf ihren Gehalt, Studenten verkauften ihre Bücher, Bauern schenkten ihre letzten Pferde, Frauen und Jungfrauen opferten ihren Schmuck, ja selbst die Ärmsten und Geringsten brachten ihr Scherflein zur Rettung des Vaterlandes bereitwillig dar.

4. Geschichtsbilder - S. 102

1890 - Leipzig : Richter
— 102 — Die aber glücklich über den Fluß gekommen waren, gingen nur neuem Elenb entgegen. Ein Augenzeuge schilbert die wenigen nach Deutschland Zurückgekehrten mit folgenbett Worten: „Ungeorbnete Haufen aus allen Truppengattungen und Nationen zusammengesetzt, ohne Kommanborus und Trommelschlag, lautlos wie ein Totenzug, nahten sich der Stadt. Der Mehrzahl waren Ohren und Nasen erfroren, erloschen lagen die bunflen Augen in ihren Höhlen. Die Be-fleibung zerlumpt und unsauber, aus den Kleibungsstücken der Bauern und ihrer Frauen ergänzt. Jeber hatte umgehängt, was er gefunben, um eine Hülle jegeit die markzerstörenbe Külte zu haben. Viele hatten die Füße mit Stroh umwickelt, mit Decken und Lappen, mit dem Fell der Tornister und dem Filz der Hüte. Lahm und hinfenb wanbelten sie bähet, auf Stöcke gestützt. Würben sie in ein Zimmer geführt, so bmngten sie sich mit Gewalt an den heißen Ofen; gierig verschlangen sie das bargereichte Brot und die warmen Getränke. Einzelne vermochten nicht aufzuhören, bis sie starben. Hinter ihnen her fangen die Knaben auf der Straße: Es irrt durch Schnee und Wald umher Trommler ohne Trommelstock, Das große mächtfle Franzenheer. Kürassier im Weiberrock, Der Kaiser auf der Flucht, Flüchtling ohne Schuh, Soldaten ohne Zucht. Nirgend Rast und Ruh. Mit Mann und Ros; und Wagen, Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen. So hat sie Gott geschlagen. 3. Napoleon hatte fein Herr verlassen. Auf einem Banernfchlitten war er vorausgeeilt. Tief in feinen Pelz gehüllt hatte er Deutschland burcheilt und war wieber in Paris angekommen, wo er es feine erste Sorge fein ließ, ein neues Heer auszurüsten. In Deutschland aber war jebermann der Meinung, jetzt, nachdem Gott selbst ans den Schncegefilben Rnßlanbs Gericht gehalten habe über beit länbergterigen Eroberer, nachdem er ihm ein „Vis hierher und nicht weiter!" zugerufen habe, jetzt fei es Zeit, einmütig sich zu erheben und das Joch der Fteittbhetrfchaft abzuschütteln. So beichte auch der preußische General Iork, der an der Spitze des preußischen Hilfsheeres ftanb, welches mit Napoleon nach Rußlanb hatte ziehen müssen. Sein Heer war von den Russen weniger verfolgt worben, ja die Russen hatten ihm sogar Vorschläge gemacht, sich mit ihnen gegen Napoleon zu verbünben. Das mußte er ablehnen; er war von seinem Könige beauftragt, Napoleon zu unterstützen, und als Solbat mußte er dem Befehle des Königs gehorchen. Aber er war auch ein treuer Sohn feines Vaterlanbes. Darum erwog er, daß jetzt wohl auch der König von Preußen meinen könnte, die rechte Zeit fei gekommen, das Vaterlanb von der Herrschaft bet Franzosen zu befreien, und et hielt es barum für feine Pflicht, das ihm anvertraute Heer für biefen Zweck zu erhalten. Als er an der Grenze Deutfchlanbs angekommen war, schloß er

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 632

1859 - Lübeck : Rohden
632 Xxv. §. 10. Deutschlands sittliche und politische Wiedergeburt. zu siegen oder mit Ehren unterzugehen. Um die Kraft und Tiefe dieser Selbstverleugnung völlig zu verstehen, muß man sich erzählen lassen von diesen tapferen, treuen Burschen in der Landmehr oder unter den Freiwilligen, wie sie im Felde nur eine große engverbundene Familie bildeten und die Hauptleute die Väter ihrer Untergebenen waren, wie sie, weit entfernt von tollköpfiger Schwärmerei und überbrausendem Jugendmuth, vielmehr in ernster Sammlung, todesmuthig aber still er- geben, zur Schlacht begeistert, aber in pünktlichster Ordnung und Un- terwerfung unter die Befehle der Oberen fest zusammenhielten. Wahr- lich es wollte etwas sagen, unter den furchtbaren täglichen Anstren- gungen, bei immerwährendem Mangel an Nahrung und Kleidung, unter Regenströmen oder in grinuner Kälte mit dem Feind zu schlagen, oder die Winternächte unbedeckt und obdachlos auf kalter, fremder Erde durchzuwachen. Und dennoch kein Murren, keine Unzufriedenheit, ge- schweige denn Saumseligkeit und Ausreißerei — das ganze Heer stets heiter und zufrieden, Alle ein Herz und eine Seele, die Zeltcameraden wie Brüder, die Officiere wie väterliche Freunde, die Prinzen des kö- niglichen Hauses freudig jede Anstrengung, jedes Ungemach mit ihrem Heere theilend. Da war kein wildes Geschrei, kein rohes Lärmen und Singen abgeschmackter und schmutziger Lieder, da war keine Unzucht und keine Berauschung unter der edlen Freiwilligenschaar, sondern ein Geist der Zucht und der Mäßigung ging durch das ganze Heer, und — das war das Höchste — ein Geist des Gebetes, der frommen Hin- gebung und des Vertrauens auf den lebendigen Gott. O welche Ge- bete sind aus den preußischen Lagern emporgestiegen, nicht etwa für die eigne Rettung, sondern für die Rettung des Vaterlandes, für die Frei- heit und Ehre des deutschen Heerdes, für die Angehörigen in der Ferne, für den Sieg des Heeres, für den Triumph der gerechten Sache. Wohl erschollen Sang und Lieder auch unter dieser frommen Streiter- schaar, aber es waren deutsche Vaterlands- und Freiheitslieder, die das Herz erquicken und die Seele erheben und zu großen Entschlüssen und Thaten Hinreißen. So ging man getrost dem Schlachtendonner ent- gegen und der letzte Seufzer des mit hervorströmenden Blutbächen entrinnenden Lebens war ein Aufschrei zum Gott der Heerschaaren, ein Gruß an die Lieben, ein Segenswunsch für das geliebte Vaterland. Es ist wahr, auch in den übrigen Theilen Deutschlands, auch im Westen und Süden, hat sich etwas von dieser Begeisterung geregt, inson- derheit als die Leipziger Schlacht geschlagen und Deutschlands Befreiung schon entschieden war. Wir wollen uns dieser sittlichen Erhebung freuen, wo irgend sie sich gezeigt hat, und dankbar anerkennen, daß die ehemaligen Rhcinbundtruppen in Frankreich tapfer und freudig gegen Napoleon gefochten, nachdem sie vorher in Spanien, Rußland und auch in Deutschland gezwungen und ungern für ihn gekämpft. Allein hier treffen wir schon auf einen Punkt, der wohl geeignet ist, unsere Freude etwas zu trüben. Bayern, der erste süddeutsche Staat, der Oestreichs Beispiel folgte und sich noch vor der Schlacht bei Leipzig von Napoleon lossagte, hatte den Verbündeten seine Mitwirkung nur unter der Bedingung zugesagt, daß die von Napoleon verlie-

6. Die Freiheitskriege - S. 7

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
4. Vas preußische Heer. 5. Wirkung des Waffenstillstandes 7 teilweise von unseren Verbündeten unterstützt (doch ist es gerecht, zu sagen, daß, wo russische Divisionen herankamen, sie immer äußerst gut geschlagen haben, nur nicht mit Begeisterung), gegen eine für uns ganz ungeheure Übermacht, weil jeder gefochten hat, als ob alles auf ihn ankäme, Dinge getan, die man für unmöglich halten möchte. — Bataillons, denen fast alle Offiziere erschossen oder verwundet waren, haben mit größter Ordnung fortgefochten. Dabei ist die Geduld, die stille Resignation, die Früchte ihrer Taten ohne Ursache vergehen zu sehen, die Sittlichkeit, die Ordnung der Rrmee — kein einziges Exempel von Exzessen wird ermähnt: kein Soldat hat auf dem Rückzüge marodiert — so erhebend, daß man vor dieser Rrtnee Ehrfurcht haben muß. Gott weiß, was Deutschlands Schicksal wird und das unsrige. Sollen aber die Mittel der glänzendsten Befreiung durch fremde Schuld fruchtlos bleiben, so endigt Deutschlands Freiheit mit einem Ruhm der Preußen1, welcher Friedrichs militärische Größe verdunkelt. Ob es so heilig in der Rrmee wäre, wenn wir ihn hätten? Fast glaube ich nicht, boch möglich, und dann trotzten wir wieder der ganzen Idelt. 5. Aufnahme der Nachricht vom Abschlutz der Waffenstillstandes? Hm andern Morgen traf ich auf einen wackeren Gardedukorps-(Dffizier, mir von sonst her schon bekannt, jetzt im (Befolge Blüchers. Er sah trüb und niedergeschlagen aus, und auf meine Frage darüber entgegnete er: „Ja so ! Sie wissen's noch nicht. Waffenstillstand !" 3 Ich schrak zusammen. „Waffenstillstand !" rief ich: „Was soll das bedeuten !" — „Was es bei Napoleon immer zu bedeuten pflegt: Frieden. Und welch ein Friede jetzt!" — Ich fühlte mich gleich dem edlen Jünglinge wie durchdonnert. Im selben Augenblick trat Blücher auf den 1 Daß den Preußen das Hauptverdienst an den kriegerischen (Erfolgen über Napoleon gebührt, steht außer Zweifel. Rückert dichtete damals: „Aber der Geist, der die Preußen hat angerührt, der hat's vollführt, der roar's, der euch geschlagen zumeist." s Lebensgeschichte des Baron Friedr. de la Motte Fouque, aufgezeichnet durch ihn selbst. Halle 1840. S. 323. 3 (Es ist oft die Frage erörtert worden, ob Napoleon mit der Bewilligung des Waffenstillstandes einen Fehler begangen habe. Napoleon selbst hat ihn bekanntlich später auf St. Helena ausdrücklich als seinen größten Fehler bezeichnet. Müffling schreibt darüber (Aus meinem Leben S. 54): „Darüber, daß Napoleon durch den Abschluß dieses Waffenstillstandes einen bedeutenden Fehler beging, sind späterhin auch feine größten Verehrer nicht im Zweifel gewesen. (Ebenso ist von preußischer Seite später erkannt worden, wie günstig dieser Waffenstillstand für Preußen war, aber nach seinem Abschluß wurde er, vor allem von den Mitgliedern des Tugendbundes, als unnötig und als ein Fehlgriff getadelt, ja als ein erschlaffendes Staatsunglück dargestellt." steuere Forscher bekämpfen die Anficht, daß Napoleon hierin einen Fehler begangen habe, so Rud. Friederich in feiner „(Beschichte der Befreiungskriege 1813—1815“.

7. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 4

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
reich. Der kleine Adel lebte trotz seiner Vorurteile und Unarten doch im ganzen schlecht und recht mitten im Volke- gerade jetzt wurden viele wackere Männer des Standes zu den Leitern der Aufklrung gezhlt. Was die gebildeten Deutschen drckte, waren nicht vorzugsweise die Laster des Feudal-ftaates, es war ihre politische Nichtigkeit, die Unbehilflichkeit der Reichs-Verfassung, die Empfindung, wie sehr sie durch ein vielgeteiltes Regiment zu Philistern geworden seien. fluch war es damals weit von Paris nach Deutschland; die Charaktere, ie dort gegeneinander arbeiteten, die letzten Ziele der Parteien, Gutes und Schlechtes war viel weniger bekannt, als es zu unserer Seit sein wrde. Groe Zeitungen erschienen nur dreimal in der Woche, sie brachten drre Notizen, selten eine lngere Korrespondenz, noch seltener ein selbstndiges Urteil. Nur die Flugschriften arbeiteten; im ganzen war auch ihr Urteil gemigt. 3. Napoleon als Wohltter Deutschlands. flus der franzosenfreundlichen Flugschrift: Sibyllinische Bltter. 1807. Der Verfasser ist unbekannt. So ist Napoleon der grte Wohltter der deutschen Nation, durch Tat und durch sein Beispiel. (Er hat die deutschen Staaten vergrert, konsolidiert, in die Reihe der Kontinentalstaaten eingefhrt, von ihm, dem man zumutet, da er alles unterjochen wolle, datiert sich zuerst die Unabhngigkeit, die Souvernitt der deutschen Fürsten. Unter seinen Fahnen blht Gleichheit der Rechte aller Klassen der Staatsbrger, aller Religionen auf. Wo machte je ein Sieger Forderungen der Kultur zu Friedensbedingungen, wie Napoleon es tut? (Er erspart uns blutige Revolutionen, die der fortschreitende Zeitgeist notwendig gemacht htte, indem er den deutschen Fürsten Beispiel und Hilfe bietet, sie selbst, ohne Einwirkung der rohen Menge, zu bewerkstelligen und sie eben durch ihre Leitung so segensvoll fr ihre Völker zu machen, als Napoleon die schreck-liche franzsische Revolution, diesen Anfang der groen europischen, fr Frankreich machte. Schon jetzt fngt Sddeutschland die Frchte eines durch mchtigen Schutz gesicherten Staatenbundes zu fhlen an, und blo bei feinen Fürsten steht es, wie weit sie zur Reife der Kultur ihrer Völker das benutzen wollen, was Napoleons Riesengeist ihnen vorarbeitete, und wodurch er ihren Herrschertalenten Spielraum gab, sich zu entwickeln. Klopstocks schner Traum, dem er erst in einem Jahrhundert (Erfllung zu versprechen wagte, ist ihr dadurch um ein halbes nher gerckt! Arndt der Napoleon. Geist der Zeit. 1806. I. Bd. Ich sage nicht, da bei Bonaparte alles absichtlich und listig ist. (Er wrde nie Groes getan, nie den Purpur angezogen haben, wenn dies wre; ich sage nicht, da er der verruchte Bsewicht ist, wozu ihn manche

8. Neuzeit - S. 293

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 293 — a. Den nachfolgenden Kaisern fehlte in der Regel die Kraft, Sie Macht und die Einsicht, das Kaisertum vor den drohenden Gefahren zu schützen. b. Deutschland war ein Wahlreich. Darum wechselten die Kaisergeschlechter öfter. Jeder Kaiser suchte sich mit Hilfe seiner kaiserlichen Stellung eine Hausmacht zu gründen und vernachlässigte hierbei die Sorge für das Kaisertum. Am nachteiligsten wirkten nach dieser Hinsicht die Habsburger, welche sich mehr um das Wohl ihrer Kronländer uls um die Wohlfahrt des Reiches kümmerten. e. Deutschland bestand aus vielen einzelnen kleinen und großen Staaten. Alle trachteten danach, selbständig und unabhängig zu werden und recht viel Macht dem Kaiser gegenüber zu erringen, aber sie fragten nicht darnach, ob ihr Thun dem Reiche nützte oder schadete. d. Deutschland war in zwei Bekenntnisse gespalten. Wegen der Religion wurden mehrere Kriege geführt, wodurch Deutschlands Macht sehr geschwächt wurde. Die Glaubensverschiedenheit erstickte bei vielen das Gefühl der Zusammengehörigkeit. e. Durch die Unruhen, die Uneinigkeit und Zwietracht, den Haß und Neid der einzelnen Stämme und Bekenntnisse schwand der Gemeinsinn. der Volkssinn, das Vaterlandsgefühl fast vollständig, so daß sich manche Fürsten sogar gänzlich vom Reiche lossagten und mit Napoleon, der Deutschland unter das Joch seiner Knechtschaft beugen wollte, ein Schutz- und Trutzbündnis schlossen. Der Untergang des deutschen Kaisertums und Reiches lag somit in der Verfassung, welche äußerst mangelhaft war, sowie in den Reichsfürsten, welche aus Selbstsucht sich nicht des Reiches annahmen 2. Inwiefern verdienen die Rheinbnndfürsten einen Tadel? Die Rheinbuudfürsten wußten, daß ihr Vorgehen nicht gut zu heißen sei: deshalb verteidigten und entschuldigten sie sich öffentlich in einer Erklärung. Aber ihre Grüude sind nicht stichhaltig, nicht einwandfrei. Um sich gegen die unaufhörlichen Kriege mit Frankreich zu schützen, brauchten sie sich nicht mit ihm zu verbünden; denn nunmehr mußten sie wie Knechte das Schwert gegen ihre Brüder ziehen, da Napoleon immerfort neue Kriege heraufbeschwor. Viel ratsamer und ehrenvoller wäre es gewesen, wenn sie einig und fest zusammengehalten hätten wider den Erbfeind, anstatt sich vor ihm knechtisch zu erniedrigen. So haben sie die Pflichten gegen ihr Vaterland mißachtet: „Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes werden, als dienendes Glied schließ' an ein Ganzes dich an." „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an; das halte fest mit deinem ganzen Herzen: hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft." „Wir wollen frei sein, wie die Väter waren."

9. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 178

1911 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
178 196. Folgen der französischen Revolution. So schrecklich aber auch die französische Revolution an sich war, und so schweres Anheil sie in der Folge besonders über Deutschland brachte, so ging dieses furchtbare Ereignis doch nicht vorüber, ohne für die Mensche heit auch großen Nutzen gestiftet zu haben. Durch die Heimsuchung geprüft, wurden die Völker, welche vorher dem Leichtsinn und Anglauben verfallen waren, wieder mit aufrichtiger Gottesfurcht, mit ernstem, sittlichem Willen beseelt. In Deutschland entzündete sich anstelle der früheren Gleichgiltigkeit gegen das große Vaterland wieder eine glühende Vaterlandsliebe und die heiße Sehnsucht nach Wiederherstellung eines starken, einigen Reiches. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war Deutschland in mehr als Zoo einzelne, selbständige Staatsgebiete zersplittert; nach den Befreiungs- kriegen war das Land nur noch in 38 Teile getrennt und so ein großer Schritt zur Einigung gemacht. Auch in der Rechtspflege bürgerten sich manche Fortschritte ein. Alle Menschen wurden vor dem Gesetz als gleich und ebenbürtig erachtet. Das Volk wurde (durch Einführung der Schwurgerichte) zu tätiger Mit- wirkung beim Rechtsverfahren beigezogen. Die absolute (unumschränkte) Fürstengewalt wurde gebrochen; es kamen allmählich überall Verfassungen zustande, durch welche das Volk das Recht erhielt, bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Landes seinen Willen zum Ausdruck zu bringen. So kann man auch bei diesem furchtbaren Ereignis erkennen, daß Gott alle Dinge zum besten zu lenken weiß. § 203. 197. Napoleon Bonaparte. a. Napoleon Bonaparte war 1769 auf der Insel Korsika geboren, wo sein Vater Advokat war. Schon als Knabe zeigte er große Vorliebe für das Kriegswesen, und eine kleine Kanone war sein liebstes Spielzeug. In einer französischen Kriegsschule ausgebildet, bewies er schon als junger Offizier ungewöhnliche Tapferkeit und Feldherrnkunst. Erst 26 Jahre alt, wurde er zum Oberbefehlshaber des Feeres, welches in Italien stand, er- nannt. Dieses befand sich jedoch in einem kläglichen Zustande; es fehlte ihm an allem: an Geld, Nahrung, Waffen und Kleidung. Napoleon aber schuf Ordnung. Durch die unwiderstehliche Gewalt, die er über die Gemüter der Soldaten ausübte, durch glänzende Auszeichnungen, wodurch er sie anfeuerte, brachte er alsbald Mannszucht und Begeisterung in das zer- rüttete Feer. Er schlug mit demselben die Österreicher wiederholt, so daß der Kaiser sich zum Frieden gezwungen sah, in welchem er die Lombardei und Belgien verlor. Zugleich genehmigte er die Abtretung der auf dem linken Rheinufer liegenden deutschen Länder an Frankreich. Napoleon war der Liebling der Franzosen geworden; denn keiner hatte sie bisher so zu Sieg und Ruhm geführt wie er. Am den Fandet Englands zu schädigen, wurde jetzt Napoleon mit einem Feere und einer Flotte nach Ägypten ge- schickt. Er gewann einen glänzenden Sieg über die Türken hei den

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 231

1898 - Altenburg : Pierer
Assoziation: Wie kam es, da die Befreiungsversuche mi-glckten? 1. Wodurch wurden die Befreiungsversuche veranlat? Die Zustnde Deutschlands in damaliger Zeit: Die verschiedensten Pro-vinzen, die frher zu Preußen, sterreich usw. gehrt hatten, waren diesen Staaten genommen und anderen zugeteilt worden. Dadurch waren die politischen Verhltnisse ganz andere geworden. (Vergl. Karte von Deutsch-land im Jahre 1803 und 1809.) Dadurch warnt auch deutsche Volksstmme von dem Volksganzen, dem sie bisher angehrt, von dem Herrscher-haus, dem sie bisher nnterthan gewesen, getrennt. Sie muten anderen Herrschern gehorchen, andere Gesetze befolgen, in andere ungewohnte Verhltnisse stch fgen. Dies alles brachte fr den Einzelnen wie fr die Gesamtheit unliebsame Vernderungen. Dadurch wuroe Erbitterung und Mistimmung erzeugt. Diese Erbitterung wurde gesteigert durch die Gewaltmaregeln Napoleons. Schilderung der mancherlei Lasten, welche die Einquartierungen brachten: Erpressung von Geldsummen, Natnrallieferungen, Leistung von Vorspanndiensten, Einrichtung der Ge-Heimpolizei usw. Diese Zustnde erinnern uns lebhaft an die Herrschaft der Rmer in Deutschland. Inwiefern? Der Druck der Fremdherrschaft wird jetzt viel schwerer empfunden als die bisherigen Lasten, die diesen Bedrckungen gegenber gering erschienen. So zeigt sich also: Die Fremdherrschaft legt dem deutschen Volke unermeliche Opfer und Lasten auf und ruft den deutschen Freiheitsdrang wach. 2. Warum milangen die Befreiungsversuche? Die deutsche Ohnmacht und die franzsische bermacht. Deutschlands Ohnmacht: Fast alle deutschen Fürsten haben sich Napoleon angeschlossen und unter seinen Schutz gestellt, um ihre Lnder und ihre Selbstndigkeit zu retten. Sie stellen ihm ihre Truppen zur Verfgung und bekmpfen mit diesen die beiden deutschen Grostaaten. So stehen sich die deutschen Fürsten und Völker feindlich gegenber, und aus dieser iuueren Zerrissenheit zieht Napoleon nur Vorteil, während das deutsche Volk dadurch in Knechtschaft gert. Diese innere Zerrissenheit bleibt auch fortbestehen, als der Druck der Fremdherrschaft immer grer wird, und nur einzelne wagen den Versuch, das Joch der Fremdherrschast abzuschtteln. Diese Versuche muten milingen, weil nicht das gesamte deutsche Volk die Waffen gegen den bermchtigen Feind erhob. So vereitelten deutsche Ohnmacht und franzsische bermacht die sterreichisch-deutschen Be-sreiuugsversuche. 3. Waren diese Befreiungsversuche ganz vergeblich ge-Wesen? Nein; Einflu dieser Versuche auf den deutschen Volksgeist. Die erste Niederlage Napoleons erregte berall groe Freude; denn da-durch wurde der Glaube an die Unberwindlichkeit Napoleons zerrttet, und die Hoffnung auf endliche Befreiung erhielt neue Nahrung. Darin lag ein neuer Sporn zur Anspannung aller Volkskrfte. So bildeten die Befreiungsversuche eine Erprobung der sittlichen Kraft des deutschen Volkes und gaben den Ansporn zur weiteren Strkung.

11. Von der Reformation bis zur Gegenwart - S. 77

1877 - Kattowitz O.-S. : Siwinna
immer kühn andringend, voll Verwegenheit und Geistesgegenwart, begeistert für Vaterland und Kriegsruhm, war Blüchev der rechte Mann, als Führer in diesem Volkskriege es mit Napoleon aufzunehmen. Später äußerte einmal der korsische Eroberer in Bezug auf Blücher: „Der alte Teufel hat mir nie Ruhe gelassen und mich immer und überall angegriffen; schlug ich ihn auch, so war er tags daraus schon wieder bereit, den Tanz von neuem zu beginnen." Als man während des Feldzuges Blüchern einst in der Nacht weckte und ihm meldete, Napoleon rücke an, — sprach er gelassen; „Da kann er die schönste Schmiere kriegen! “ drehte sich um und schlief ruhig weiter. Am 2. Mai fand in der Nähe von Lützen die erste Schlacht in den Befreiungskriegen statt. Napoleon hatte die Drohung ausgestoßen, der preußische Name sollte gänzlich ausgelöscht werden aus der Reihe der Völker. Es kam aber, Gott Lob, anders. Gleich bei Lützen oder Groß-Görschen kämpften die jungen preußischen Krieger mit einer Kühnheit und Todesverachtung gegen die französische Übermacht, daß Napoleon nur mit Mühe das Schlachtfeld behauptete. Aber auch die Preußen hatten schwere Verluste. Hier erhielt der treue Umbildner des Heerwesens, der treue Arbeiter für die Größe Deutschlands, Scharnhorst die Todeswunde. Er ward der Siegesbote, der den Toten die Kunde von Deutschlands Freiheit brachte. Nach der Schlacht bei B a u tz e n, in der die Verbündeten den an Zahl überlegenen Franzosen weichen mußten, kam es zu einem Waffenstillstand, nach dessen Ablauf auch Österreich und Sch weden dem Bündnisse Preußens und Rußlands beitraten. Glorreiche Siege erfocht die preußische Landwehr bei Großbeeren und bei Dennewitz.' Aber die schönsten Lorbeeren errang die schlesische Armee am 26. August an der K a tz b a ch. Blücher wollte eben über den Fluß, um den Feind am anderen Ufer anzugreifen, da sieht er ihn plötzlich in vollem Anmarsche. Schnell trifft er seine Vorkehruugen,

12. Teil 3 - S. 145

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 145 — österreichischen Heerführers Mack, die mangelhafte Ausbildung der Truppen, das getrennte Vorgehen und Handeln der verbündeten Österreicher und Russen, die Mutlosigkeit und Verzagtheit nach der Niederlage von Austerlitz, der Mangel an Ausdauer und Standhaftigkeit in der höchsten Gefahr. Dagegen zeigt Napoleon unvergleichliches Feldherrntalent, Schnelligkeit und Entschlossenheit in der Ausführung seiner Pläne. In dem Frieden von Preßbnrg wird Österreich aufs tiefste gedemütigt. Durch Abtretung großer Provinzen verliert es an äußerer Macht, durch Erhebung Bayerns, Württembergs und Badens zu unabhängigen Ländern, deren Fürsten jetzt dem Kaiser nicht mehr unter-, sondern nebengeordnet sind, verliert es auch bedeutend an seiner Machtstellung innerhalb des Reiches. Dadurch wird Stellung und Ansehn des Kaisers untergraben, die Auflösung des deutschen Kaiserreiches angebahnt. c) Der Rheinbund. In der Stiftung des Rheinbundes zeigt sich wiederum Napoleons berechnende Klugheit, Schlauheit und List. Indem er sich zum Protektor des Rheinbundes auswirft, macht er sich zum eigentlichen Herren Deutschlands und führt dadurch den Untergang des deutschen Reiches herbei. Die Rheinbundsfürsten haben mit ihren Gründen, die sie zur Rechtfertigung ihres Beitritts eingeben, recht, aber die unaufhörlichen Kriege gehen tion Frankreich ans, gegen die bösen Folgen derselben können sie sich durch Einigkeit, festes Zusa mmeuhal ten schützen. „Immer strebe zum Ganzen .. Wenn sie als Zweck ihrer Vereinigung „ Sicherung des äußeren und inneren Friedens und Aufrechterhaltung der neuen Ordnung durch Napoleon, dessen Absichten sich stets mit dem wahren Interesse Deutschlands übereinstimmend gezeigt hätten", bezeichnen, so befinden sie sich damit im Unrecht, Irrtum, denn Napoleon sucht stets neue Händel. Die eigentliche Ursache zum Anschluß an Frankreich ist die Furcht vor Napoleon — „Wir wollen trauen auf den höchsten Gott . . — der Eigennutz, die Selbstsucht und Hab- gier, denn nur im Bunde mit Napoleon können sie ihre Gebiete vergrößern. Über ihrer Habsucht vergessen sie deutsche Ehre und deutsche Freiheit — „Wir wollen frei fein, wie die Väter waren . . ." —, ja ihr deutsches Vaterland. „Ans Vaterland ..." Der Reichsdeputationshauptschluß und die Stiftung des Rheinbundes — beide bedeuten eine allerdings friedliche Revolution in Deutschland, denn es werden alte Einrichtungen gestürzt, fremdes Eigentum geraubt, die Verfassung des Reiches geändert. So führen also der Reichsdeputationshauptschluß, der Preßburger Friede und die Stiftung des Rheinbundes den Untergang des deutschen Reiches herbei. Kornrümpf, Handbuch rc. Iii. 10

13. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 122

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
122 waren sie fast alle in eine feige Furcht vor dem gewaltigen Tyrannen dahin gegeben, und hatten zum Theil sich von ihm gebrauchen lassen, und thaten es fort und fort, ihre deutschen Brüder mit ihm zu bekämpfen. Er war listig ge- nug, eben diese nun mit hohen Ehren zu überhäufen, um sie ganz an sich zu fesseln, erhob z. B. Baiern und Würtem- berg zu Königreichen, und fing jetzt überhaupt an, keine gött- lichen und menschlichen Rechte mehr achtend, Kronen und fürstliche Ehren an seine Freunde, Verwandte und Generale zu verschenken. Das deutsche Reich lösete er 1806 ganz auf, und stiftete anstatt dessen den Rheinbund, an dem die mei- sten deutschen Fürsten Theil nehmen mußten. Er nannte sich zwar nur einen Beschützer desselben, war aber eigentlich un- umschränkter Herr desselben, und hatte damit ein gut Theil von Deutschland unter sein eisernes Joch gezwungen. Aber er wollte ganz Deutschland haben. Deshalb machte er sich (1806) nun an Preußen, dessen frommer König bis- her schon manches schwere Opfer gebracht hatte, um seinem Lande den Krieg zu ersparen. Preußen hätte ihm wohl die Spitze bieten können, denn es hatte eine Armee von 2ä00v0 Mann; und Viele bildeten sich ein, daß der bloße Name eines preußischen Soldaten alle Franzosen schon in die Flucht jagen würde. Das machte sie sicher; Sicherheit ist aber allemal der Vorbote des Verderbens. Das säumte auch nicht zu kommen. Als die Preußen Napoleon noch ferne glaub- ten, stand er schon vor ihnen, und die unglückliche Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14ten Oktober 1806 entschied über Preußens Schicksal. Es war, als wenn ein Schrecken von Gott über das preußische Heer kam. Nach kurzer Ge- genwehr flohen sie, und es war kein Aufhalten da; am 27sten Octobcr war Napoleon schon in Berlin; eine Festung nach der andern ergab sich; wie ein Sturm durchzog er Preußen von einem Ende bis zum andern; und Nichts half es, daß die Russen herbeikamen und seinen Siegeslauf aushalten woll- ten; blieb die Schlacht bei Eylau auch noch unentschieden, so traf sie Napoleon doch bei Friedland so, daß ihnen alle Luft zu weiterm Widerstand verging. Am 7ten und 9ten Juli 1807 ward der Friede zu Tilsit geschlossen, welcher Preußen fast die Hälfte seiner Einwohner und eine Summe von 65 Millionen Thaler kostete, welche es an Napoleon bezahlen mußte. Das war eine Zeit namenlosen Unglücks für Preußen und ganz Deutschland. Ueberall standen französische Heere

14. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 163

1907 - Leipzig : Brandstetter
163 so ist er doch vom sittlichen Standpunkte aus verwerflich, denn die weltlichen Fürsten bereichern sich durch ihn auf Kosten der geistlichen, trachten mit List nach dem Erbe und Hause ihres Nächsten (9. Gebot), sind eigen- nützig, habsüchtig, vergessen dabei deutsche Ehre, indem sie sich deutsches Land von einem Fremden schenken lassen, verraten ihr Vaterland dem fremden Gewalthaber und suchen durch List, Bestechung, Kriecherei und Schmeichelei der französischen Machthaber ihre deut- schen Brüder zu bestehlen. So tief war Deutschland gesunken, so hoch Napoleon gestiegen. b) Österreichs Krieg. Von allen deutschen Staaten wirft sich nur Österreich zum Schützer und Rächer deutscher Ehre auf; die übrigen deutschen Stämme, auch Preußen, sehen ruhig zu, wie die deutsche Ehre mit Füßen getreten wird. Die Uneinigkeit der deutschen Fürsten trägt also die Schuld an Deutschlands Erniedrigung, trägt auch die Schuld an Österreichs Niederlage. Die süddeutschen Staaten sind sogar mit Napoleon verbündet, kämpfen also an des fremden Eroberers Seite gegen ihr eigenes Vaterland. Dazu kommt noch die Kurzsichtigkeit, das blinde Selbst- vertrauen, die Untätigkeit, Ungeschicklichkeit, endlich die Feig- heit, Charakterlosigkeit und Ehrlosigkeit des österreichischen Heer- führers Mack, die mangelhafte Ausbildung der Truppen, das ge- trennte Vorgehen und Handeln der verbündeten Österreicher und Russen, die Mutlosigkeit und Verzagtheit nach der Niederlage von Auster- litz, der Mangel an Ausdauer und Standhaftigkeit in der höch- sten Gefahr. Dagegen zeigt Napoleon unvergleichliches Feld H errn- talent, Schnelligkeit und Entschlossenheit in der Ausführung seiner Pläne. In dem Frieden von Preßburg wird Österreich aufs tiefste ge- demütigt. Durch Abtretung großer Provinzen verliert es an äußerer Macht, durch Erhebung Bayerns, Württembergs und Badens zu unabhängigen Ländern, deren Fürsten jetzt dem Kaiser nicht mehr unter-, sondern neben- geordnet sind, verliert es auch bedeutend an seiner Machtstellung innerhalb des Reiches. Dadurch wird Stellung und Ansehen des Kaisers untergraben, die Auflösung des Deutschen Kaiserreiches angebahnt. c) Der Rheinbund. In der Stiftung des Rheinbundes zeigt sich wiederum Napoleons berechnende Klugheit, Schlauheit und List. In- dem er sich zum Protektor des Rheinbundes auswirft, macht er sich zun: eigentlichen Herrn Deutschlands und führt dadurch den Untergang des Deutschen Reiches herbei. Die Rheinbundsürsten haben mit ihren Gründen, die sie zur Rechtfertigung ihres Beitritts angeben, recht, aber die unaufhör- lichen Kriege gehen von Frankreich aus, gegen die bösen Folgen derselben 11*

15. Die neueste Zeit - S. 8

1886 - Mainz : Kirchheim
8 Die Jenaer Burschenschaft. Wartburgfest. „Rheinische Merkur" zum Opfer gefallen, welcher die Begeisterung für bte staatliche, kirchliche und gesellschaftliche Wiedergeburt Deutschlands in den weitesten Kreisen so mächtig gefördert hatte, daß Napoleon den ebenso geistvollen als patriotischen Redakteur „dre sechste Großmacht" nannte. „ Neben der unabhängigen Presse waren die Universitäten infolge der an denselben zutage tretenden Bestrebungen, sich an den politischen Fragen der Zeit zu beteiligen, für die leitenden Staatsmänner ein Gegenstand großer Beunruhigung geworden. Unmittelbar nach dem Sturze Napoleons war in eine Studentenverbindung entstanden, die sich hauptsächlich die Bekämpfung der durch die sogenannten „Landsmanu-|a)aftert auf den deutscheu Universitäten herrschend gewordenen Rohheit und Verwilderung, sowie die Förderung eines ernsten, wissenschaftlichen Lebens zum Zweck gesetzt hatte. Diese Jenaer „B urscheuschaft" hatte sich bei dem von ihr, gelegentlich der tm protestantischen Deutschland abgehaltenen „dreihnndert-Mhrrgeu Jubelfeier der Reformation", am 18. Oktober 1817 veranstalteten W a r t b n r g s e st, das zugleich zur Verherrlichung der Leipziger Schlacht dienen sollte, durch den Anschluß der meisten anderen deutschen Universitäten zu eiuer „allgemeinen deutschen Burschenschaft" erweitert, die sich neben der Veredlung des Studentenwesens zugleich die Pflege nationaler Gefühle und dre Forderung^ vaterländischer Interessen zur Aufgabe stellte. Wie es schon bei dem Wartburgseste au politischen Demonstrationen nicht gefehlt hatte, indem bei demselben von mehreren Studenten eine Anzahl von Schriften, die ihrer Meinung nach die Sache des Vaterlandes beeinträchtigten, verbrannt worden waren, so gewann die gesamte Burschenschaft nach und uach, infolge eines von einzelnen Mitgliedern gepflegten überschwenglichen, phantastischen Patriotismus, den Charakter erner gegen die bestehende Ordnung der Dinge gerichteten politischen Verbindung. Obgleich die deutsche Burschenschaft damals noch wenig Förmliches und Bindendes hatte, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes ein freier Verein war, und überdies bei der verhältnismäßig geringen Anzahl der Mitglieder — höchstens 500, die noch dazu in den Landsmannschaften die erbittertsten Gegner besaßen nur eine sehr untergeordnete Bedeutung haben konnte, sah die herrschende Politik in derselben doch eine gefährliche, die gesamte Zukunft Deutschlands bedrohende Erscheinung, und diese Anschauung schien durch einen politischen Meuchelmord gerechtfertigt, zu welchem sich ein der exaltierten Richtung der Verbin-

16. Neuere Zeit - S. 198

1882 - Oldenburg : Stalling
198 (Jndemnitätsgesetz vom 3. Sept.). Nachdem Preußen mit allen norddeutschen Staaten einen Bund geschlossen, fand am 24. Februar 1867 die Eröffnung des Reichstages des norddeutschen Bundes statt. Die Gesetzgebung wurde durch den Bundesrat (Vertreter der Regierungen) und durch deu Reichstag (Vertreter des Volks) ausgeübt. Der Bund stand unter dem König von Preußen als Bundesfeldherrn. Am Schlüsse des Reichstages sonnte König Wilhelm „mit aufrichtiger Genugthuung" verkünden: „Die Zeit ist herbeigekommen, wo unser deutsches Vaterland durch seine Gesamtkraft seinen Frieden, sein Recht und seine Würde zu vertreten imstande ist." — „Gott wolle uns alle und unser teueres Vaterland segnen!" — Am 2. Juli 1867 ist die Verfassung des norddeutschen Bundes in Kraft getreten. Möge das Königswort: „Was Preußen erwirbt, hat Deutschland gewonnen!" sich für alle Zukunft mehr und mehr verwirklichen! § 40. Der deutsch - französische Krieg (1870—1871). 1. Veranlassung zum Kriege. Beginn der Feindseligkeiten. Mit Neid und Eifersucht sahen Napoleon Iii. und das französische Volk auf die durch den Krieg von 1866 herbeigeführte größere Einigung Deutschlands. „Die große Nation," wie sich die Franzosen mit Stolz nannten, glaubte seit der Zeit Ludwigs Xiv. ein Recht zu haben, eine Vorherrschaft in Europa zu behaupten und im Rate der Völker die Entscheidung zu geben, und die frühere Schwäche und Zerrissenheit Deutschlands hatte diesen Größenwahn nur allzu sehr genährt. In Frankreich hatte Napoleon durch seine strenge Herrschaft die Freiheit im Innern unterdrückt; jetzt sah das ruhmbegierige Volk durch die überwältigenden Siege Preußens im Jahre 1866 auch seine Kriegslorberen erbleichen. Man machte es dem Kaiser Napoleon zum Vorwurf, daß er die Gründung einer deutschen Einheit zugegeben habe, und wünschte deren weitere Vollendung zu hemmen. Der Krieg gegen Preußen ward beschlossene Sache, und „Rache für Sadowa" war der Ruf der „großen Nation." Um die Franzosen zu beruhigen und seinen wankenden Thron zu stützen, suchte Napoleon nach einem Vorwande zum Kriege mit Preußen, und dieser fand sich in der spanischen Thronfolge.

17. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 154

1892 - Osterburg : Danehl
154 Silber aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Deutschland zu machen. Nachdem Österreich in der Schlacht bei Austerlitz besiegt worden mar, wnrde es Napoleon leicht, die deutschen Fürsten zu bethören. Er schloß mit ihnen den Rheinbund; welcher vorzugsweise die süddeutschen Staaten umfaßte, die sich dadurch ganz und gar unter französischen Schutz stellten und sich von Deutschland lossagten. Nun erklärte Napoleon, daß es kein Deutschland mehr gäbe, und jetzt sah sich der Kaiser von Österreich genötigt, die deutsche Kaiser-kroiie niederzulegen. Er nannte sich hinfort nur noch „Kaiser von Österreich", und mit diesem Schritt war das alte tausendjährige deutsche Reich zu Grabe getragen worden. Um nun ganz Deutschland sich zu unterwerfen, rnollte er erst Preußen demütigen, denn dies war der mächtigste deutsche Ltaat. Auf alle mögliche Weise suchte Napoleon Preußen zu kränken, um es zum Kriege mit ihm zu veranlassen. Er ließ seine Truppen durch preußisches Gebiet marschieren und besetzte preußische Landesteile mit französischen Truppen; auch forderte er, daß Preußen den englischen Schiffen den Aufenthalt in seinen Häfen unter-sagen sollte. Zuletzt mußte Friedrich Wilhelm Iii. dem Drängen seines Volkes nachgeben und das Schwert gegen Napoleon ziehen. Ach, es stand ein verhängnisvoller Kampf bevor. Ein gefährlicher Feind trat dem Preußenheere gegenüber. An der Spitze dieses Feindes stand ein kriegsgeübter Feldherr, Napoleon; dazu war das französische Heer durch Kämpfe mit andern Nationen so gekräftigt worden, daß mit einem solchen Heere das schwerste Werk Unternommen werden konnte. — Kläglich dagegen war es um diese Zeit mit dem Preußenheere bestellt. Seine Heerführer waren alt und kampfunfähig, und die Soldaten in der Führung der Waffen ungeübt. — Trotzdem hielten die Offiziere das preußische Heer für unüberwindlich und brüsteten sich mit Friedrichs des Großen Siegen. Von einem solchen Heere ließ sich nicht viel erhoffen, und bald brach auch das schreckliche Unglück herein. Jena und Auerstädt. Die preußischen Heere zogen unter der Führung ihrer Oberfeldherren, des Fürsten von Hohenlohe und des Herzogs vou Braunschweig, den Franzosen entgegen. Es kam zur Toppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Binnen wenigen Stunden wurde das Heer des Fürsten von Hohenlohe zum Rückzüge gezwungen, aber auch bei Auerstädt war es mit dem preußischen Heere schlecht bestellt. Gleich zu Ansang der Schlacht traf den Herzog von Brauu-schweig eine Kugel in das rechte Auge, und derselben mußte aus der Schlacht getragen werden. Es übernahm freilich ein anderer Feldherr den Oberbefehl; jedoch war dieser Umstand für das preußische Heer höchst verhängnisvollt"durch einen derartigen Wechsel in der Führung

18. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 552

1855 - Mainz : Kunze
550 Deutscher Bund — Geschichte. loten, und was übrig blieb, wechselte seine bunt verschlungenen innern Gränzen fortwährend. Manchem Fürsten glückte es, für eingebüßte Besitzungen ans Un- kosten andrer, namentlich der Geistlichen, deren weltliche Herrschaft gänzlich ver- schwand, entschädigt zu werden; und manche, um Deutschland weniger als um eignen Vortheil bekümmert, schlossen sich mit völliger Hingebung dem siegenden Feinde gegen die eignen Landsleute an. Gleich den Prälaten verloren fast alle Reichsstädte ihre Selbständigkeit, und eine Menge kleiner Fürsten, Grafen und Reichsritter wurden mediatisirt oder mittelbar gemacht, d. h. unter Landes- hoheit andrer Fürsten gestellt. Der ganze Reichsverband löste sich zuletzt auf und machte unter Napoleons Protection einem Rheinbünde Platz, worin jeder Fürst ein souveräner hieß und alle aus alter Zeit noch übrigen landständischen Rechte nach Belieben abschaffen konnte. Preußen ward dabei halb zertrümmert, das eben so gedemüthigte Oestreich an Umfang stark beschnitten, während Baiern sich mit mehr als doppelter Vergrößerung belohnt sah. Alle Genossen Napoleons waren indeß zum Gehorsam verpflichtet, und der fürchterlichste Druck lastete überall. Deutschland lag somit in der tiefsten Erniedrigung, und sieben leiden- volle Jahre hindurch, bis endlich, nach Napoleons ungeheurem Verlust ans Rußlands Schneefeldern, sich 1813 die Kraft unsrer Nation, Preußen voran, gegen das französische Joch ermannte und das Vaterland siegreich befreite. Es wird dies ewig ein Glanzpunkt in der deutschen Geschichte bleiben, und auch insofern bedeutend, als das Abwerfen der Fremdherrschaft die Sehnsucht verstärkte nach Befreiung von der innern politischen Zerspaltung und Unmündigkeit, als der Ursache der erlittenen Unfälle. Dies sprach sich gleich nach dem Ende der Befreiungskriege lebhaft und in den mannigfaltigsten Ansichten aus. Besonders ward Sicherheit im Innern gegen jegliche Willkühr, so wie den europäischen Staaten gegenüber die Herstellung Deutschlands als einer geschlossenen Macht gewünscht; und da man überdem auf Erfüllung gemachter Zusagen rechnen durfte, so war alles voll Hoffnung auf den Wiener Congreß. *) Die Weltgeschichte zeigt, daß selten die Früchte großer Ereignisse so schnell reifen, als die Ungeduld der Mitlebenden es erwartet. So ward auch den Deutschen nur ein Stück von dem zu Theil, was sie schon ganz errungen wähn- ten. Denn, nachdem man des Reichs Gränzen nur unvollkommen hergestellt, das Elsaß bei Frankreich belassen, Belgien sogar an Holland vergabt, und Na- poleons Länderschenkungen in Deutschland anerkannt, wurde statt des ehmaligen Reichsverbandes nur ein Staatenbund errichtet, nur zur Erhaltung des äußern und innern Friedens. Die Bnndesbehörde ward aus oen Gesandten sämmtlicher *) Auch der Verfasser hoffte damals (in seiner Schrift: der Schneidewall, em freies Gespräch über uns, 1814) auf einen Bundesstaat, unter jährlich wechselndem Vorsitze Preußen« und Oestreichs, mit einem Parlament, bestehend aus dem Fürstenhause und dem Hause der Repräsentanten. Er sah nämlich darin eine Annäherung an das Staatsgebäude Großbrittaniens, das er noch jetzt für das vortrefflichste Erzeugniß der praktischen Politik einer großen Nation hält.

19. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 31

1911 - Leipzig : Teubner
Untergang der groen Armee. 31 6. Der grausige Rckzug. Erst im Oktober 1812 trat das Heer den Rckzug an. (Es war schon sehr zusammengeschmolzen,- nun mute es durch dieselben Gegenden, die es im Sommer durchzogen und ausgesogen hatte. Alsbald meldete sich der Hunger und lste die Zucht unter den Truppen auf. Zu dem Hunger gesellte sich der russische hinter; diesmal kam er frher als sonst. Mit jedem Tage bot das Heer ein grausigeres Bild. Da wankten die todmatten Gestalten lautlos durch den tdinterschnee; in Pferdedecken, in Weiberrcke, in Stroh hllten sie die erfrorenen Glieder. Whrend der Rchte drngten sie sich um das Lagerfeuer? sie rissen sich um die Stcke eines gefallenen Pferdes und versanken dann in dumpfes Schweigen. Doch der Tod umgab sie noch in andrer Gestalt, hungrige Wlfe schlichen heulend um das Lager, pltzlich gellte der Schreckensruf durch die Nacht: Die Russen kommen!" 3a, nun waren sie da, die gefrchteten Kosaken, und umschwrmten die Unglcklichen Tag und Nacht. Tote Menschen und Tiere, verlassene Wagen und Geschtze, weggeworfene Ge-wehre, Tornister, Helme bezeichneten die Heerstrae, bis der Winter sein Leichentuch darber deckte. 7. flu der Veresina. Endlich erreichten die Flchtlinge die Beresina. Noch vermochten sie einige Brcken zu schlagen, pltzlich aber donnerten hinter ihnen russische Kattonen, und in der Ferne zeigten sich die Kosaken. Alles strzte in wilder hast auf die Brcken. Da brach eine derselben zusammen! ein markerschtternder Schrei und hunderte sanken in die Fluten und unter die dahintreibenden Eisschollen. 8. Ankunft in Deutschland. Gegen Ende des winters erreichten die Trmmer der groen Armee die Grenzen Preuens, von je 20 Ittann kaum noch einer. Allerlei erchte waren ihnen schon nach Deutschland vorausgeeilt. Als man nun die Flchtlinge sah, da wute man: hier hat Gott gerichtet. (Ein ingrimmiges Lied machte da-Mals die Runde durch Deutschland: (Es irrt durch Schnee und Wald daher Das groe mcht'ge Franzosenheer. Der Kaiser auf der Flucht, Soldaten ohne Sucht: Mit Ittann und Ro und Wagen So hat sie Gott geschlagen. Doch im Anblick solchen Jammers regte sich auch das (Erbarmen. Jeder dieser Unglcklichen war einer Mutter Sohn, und alle waren ja nur auf Befehl mit nach Rußland gezogen. 9. Der Kaiser befindet sich wohl!" Eine halbe Million Menschen hatte Napoleon itt den Tod gefhrt. Wo aber war er selbst geblieben? Als er den Untergang des Heeres vor Augen sah, verlie er die Seinen, und, in warmes Pelzwerk gehllt, eilte et Zu Schlitten durch Deutschland nach Frankreich zurck. (Einige Wochen spter lie der herzlose Mann in den Zeitungen bekannt machen: Die groe Armee ist verachtet- aber der Kaiser befindet sich wohl." Damit meinte er: ein Mann wie ich ist mehr wert als eine halbe Million Soldaten; bald werde ich dies der Welt be-weisen. Doch Napoleon tuschte sich.

20. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 117

1898 -
— 117 — schieren, ehe Napoleon sein neues Heer nach Deutschland führen kann Dre andern deutschen (Rheinbund-) Staaten werden sich anschließen und die ersten Schlachten werden etwa am Rhein geschlagen werden. Aber die Entscheidungsschlacht war bei Leipzig? — Da wird die Sache doch anders verlaufen sein. Aber Bundesgenossen der Russen und Preußen habt ihr noch kennen gelernt. — Die Österreicher und Schweden. Es entstehen zwei Fragen: 1. Wie kommt es, daß die Entscheidungsschlacht in der Mitte Deutschlands stattfindet? 2. Wie entsteht das Bündnis mit Österreich und Schweden? Vermutungen hierüber. Ii.a. Der König von Preußen drängte die Russen zum Vormarsch, aber wohl streiften die Kosaken durch Deutschland, die russische Haupt, macht blieb unthätig in Polen stehen. — Das russische Heer war durch den letzten Feldzug ebenfalls aufs äußerste erschöpft und mußte sich erst erholen, neue Mannschaften sammeln rc. So gewann Napoleon Zeit mit seinem in gewohnter größter Schnelligkeit neu gebildeten Heere nach Deutschland zu marschieren. Das erste Zusammentreffen wurde mit höchster Spannung erwartet. — Die Verbündeten, vor allem die Preußen, hofften in ihrer Begeisterung nach all den ungeheuren Anstrengungen sicher auf Sieg -Napoleon vertraute auf die Überlegenheit seiner Feldherrnkunst. Da wo 1632 schon eine Schlacht geschlagen worden war, kam es zum ersten Zusammentreffen: — bei Lützen. Die Schlacht wird nach dem Dorfe Groß-Görschen, unweit Lützen, genannt. Vor allem die Preußen kämpften mit größter Tapferkeit, aber der rususche Feldherr war Napoleon nicht gewachsen. — Die Verbündeten werden geschlagen. Wenigstens müssen sie sich zurückziehen. — Da werden die Verbündeten wohl den Mut verloren haben. Aber eins tröstete. — Die bewiesene Tapferkeit und der Umstand, daß das verbündete Heer nicht vernichtet worden war, wie das preußische Heer bei ^ena. (Auch hatten die Franzosen keine Gefangenen gemacht und keine Geschütze erobert, wohl aber trotz des Rückzugs die Verbündeten.) ^ ^ 53autzen an der Spree — kommt es zur zweiten Speichern Erfolg. — Die Verbündeten müssen sich nach echtesten zurückziehen, doch waren den Franzofen wieder keine Gefangenen und kerne Geschütze in die Hände gefallen. Aber trotz dieser tröstenden Thatsachen ergab sich für Preußen und Jiuifen doch etne bittere Erkenntnis. — Daß sie allein Napoleon nicht beilegen würden, daß sie noch andere Bundesgenossen brauchten, um den gewaltigen Mann niederzuwerfen. Vor allem hofften sie auf den Beitritt Österreichs. Zusammenfassung: Großgörschen und Bautzen.