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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 47

1906 - Cöthen : Schulze
— 47 — Vi. Die Zeit Fürst Leopolds von Änhlüt-Delfau. § 24. Fürst Leopolds Eltern und seine Jugend. > c . / s 1» Im Jahre 1644 verteidigte ein jugendlicher Kriegsheld aus dem Hause Anhalt, bei Sandersleben verschanzt, den heimatlichen Boden gegen die wilden Soldatenhorden. Es war der erst 17 Jahre alte Prinz Johann Georg Ii., seit 1660 Fürst von Anhalt-Dessau. In schwedischen Diensten bewährte er sich als ein trefflicher Heerführer. Damit eine so tüchtige Kraft nicht länger dem Auslande zu gute koinme, bot ihm Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst an, in brandenburgische Dienste zu treten. Mit Freuden folgte Johann Georg diesem ehrenvollen Ruse. Er mochte wohl ahnen, daß dem Staate Brandenburg die deutsche Zukunft gehöre, und so knüpfte er zuerst das Band, welches fortan die Assanier aufs engste mit den Hohenzollern vereinen und zur ruhmreichen Mitarbeit beim Emporkommen Brandenburg-Preußens veranlassen sollte. 2. Als Befehlshaber brandenburgischer Truppen kämpfte Johann Georg in den sogenannten Raubkriegen mit Glück gegen Ludwig Xiv. und schützte 1675 vor, in und nach der Schlacht von Fehrbellin Brandenburg gegen die Schweden. 1683 nahm er auch an der glorreichen Befreiung Wiens von den Türken tätigen Anteil. Als seinen besten Vertrauensmann verwendete ihn der Große Kurfürst zu mancher wichtigen Sendung. Schon 1670 hatte er ihn zum brandenbnrgischen Generalfeldmarschall ernannt. Trotzdem Johann Georg Ii. durch seinen Dienst beim Großen Kurfürsten viel in Anspruch genommen war, sorgte er auch väterlich für sein eigenes Land. Er begünstigte den Ackerbau und die Anlage von Fabriken. Durch die Erbauung einer fliegenden Fähre über die Elbe förderte er den Verkehr. Den Inden in Dessau erlaubte er, sich eine Synagoge zu bauen. Die Lutheraner durften in seinem Lande ihre Religion frei ausüben und sich in Dessau ein eigenes Gotteshaus bauen. Als 1687 der letzte 1687 askanische Herzog von Sachsen-Lauenburg gestorben war (S. 21), machte Johann Georg Ii. die Ansprüche des Hauses Anhalt auf das erledigte Herzogtum geltend. 3. Der König von Schweden hatte den Fürsten Johann Georg einst aus seinen Diensten mit den bedauernden Worten entlasten, er könne ihm, um ihn bei sich zu behalten, alles bieten, aber eine „Prinzessin von Dramen" nicht. Das niederländische Haus Oranien nämlich gehörte damals wegen seiner unsterblichen Verdienste um die Befreiung Hollands zu den angesehensten Fürsten- und Heldengeschlechtern. Eine Tochter dieses Hauses, Luise Henriette, war die Gemahlin des Großen Kurfürsten. Nach seinem Übertritte in brandenburgische Dienste gewann Johann Georg Ii. die Hand ihrer Schwester Henriette Katharina. Von diesem edlen oranischen Schwesternpaare stammen alle heute noch lebenden Mitglieder sowohl des Hauses Anhalt als auch des Hauses Hohenzollern ab. Henriette Katharina war dem Dessauer Fürstentums eine treue Landesmutter, ihrem Gemahle eine teure Gattin. Wie ihre Schwester in Brandenburg, so führte sie in das verwüstete Anhalt aus ihrer niederländischen Heimat besseren Ackerbau ein und gründete 1697 das erste anhaltische Waisenhaus zu Dessau. Ihr Gemahl hatte ihr zuliebe in dem Dorfe Nifchwitz ein Schloß gebaut und das Dorf mannigfach verschönert. Der Fürstin zu Ehren bekam der Ort den Namen Oranienbaum. ^ 4- Diesem trefflichen Fürstenpaare wurde am 3. Juli 1676 sein einziger Sohn Se^Lojd geboren. Der Knabe wuchs kräftig heran und zeigte zur

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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 48

1906 - Cöthen : Schulze
— 48 — Freude des Vaters schon früh die größte Vorliebe für körperliche Übung und Abhärtung, eine ausgesprochene Neigung für den Soldatenstand. Beide Eltern festigten in ihm die treue Anhänglichkeit an das nahe verwandte Hohenzollernhaus. Einmal kurbrandenburgischer Feldmarschall zu werden wie der Vater, das war und blieb fortan des Prinzen höchstes Ziel. Als 1693 Fürst Johann Georg Ii. bereits 1693 gestorben und ihm sein Sohn Leopolds erst 17 Jahre alt, als Fürst von Anhalt-Dessau gefolgt war, wurde diesem das schöne brandenburgische Infanterie-Regiment übertragen, welches der Vater bis dahin als Chef innegehabt hatte. Und es gab für den jugendlichen Regimentsoberst schon 1695 ernste Kriegsarbeit. Noch immer führte Ludwig Xiv. seine Raubkriege gegen die deutsche und die holländische Rheingrenze. Mit brennender Begier und ungestümem Mute begab sich der Jüngling auf den Kampfplatz, unterwarf sich den härtesten Anstrengungen und zeigte im Kugelregen eine bewundernswürdige Kaltblütigkeit, so daß er schon 1696 zum Generalmajor befördert wurde. Nach dem Frieden erhielt Leopolds Regiment Halberstadt zum Standquartiere. 5. Während dieser kriegerischen Tätigkeit hatte Leopolds Mutter Henriette Katharina im Dessauer Fürstentums mit Weisheit und Milde für den noch unmündigen Sohn die Regierung geführt. Nachdem Leopold großjährig geworden Fig. 28. Anna Suife, Fürst Leopolds Gemahlin. war, übernahm er 1698 selbständig sein Fürstentum. Eine Fürstin hatte er sich schon in den Knabenjahren ausersehen, seine Jugendgespielin Anna Luise, die Tochter des Dessauer Apothekers Föhse. Sie, mit allen Geistes- und Herzensgaben ausgestattet, schön, klug und tugendhaft, machte auf ihn einen unauslöschlichen Eindruck. Seine Mutter wollte durchaus, daß er sich eine fürstliche Braut erwähle, und schickte den widerstrebenden Sohn, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, 1693 in Begleitung seines Hofmeisters auf zwei Jahre nach Italien. Aber mit echter deutscher Treue hielt Fürst Leopold an seiner „Anneliese" fest. Als er die Regierung angetreten hatte, gab die Mutter ihre Einwilligung zur Heirat. Sie hat es nie zu bereuen gehabt. Die Ehe war eine recht glückliche. Anna Luisens Sanftmut und Herzensgüte war für das leicht aufbrausende, rauhe Gemüt Leopolds wie geschaffen, und oft genügte ein einziger Blick von ihr, um den Jähzorn

2. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 53

1902 - Leipzig : Barth
53 ergiebt sich schon daraus, daß Johann Georg während seiner Regierung 113 630 Stück Wild und darunter 208 Bären, 3500 Wölfe erlegt hatte. Damals pflegte man aber auch — sogar bei Hofe — das Fleisch der Wölfe, Füchse, Eichhörnchen, Adler, Eulen u. s. w. zu essen. — Übrigens ist in dieser Zeit noch bemerkenswert, daß der Gebrauch des Tabaks, der zuerst in Zittau vorkam, während des Krieges in ganz Sachsen bekannt wurde. Ebenso ward das Branntweintrinken leider von nun an Sitte, und auch eine Art Lotterie, der Leipziger Glückstopf, kam auf. Dagegen fing man auch seit dem Jahre 1650 im Vogtlande an, die köstliche Kartoffel zu bauen, die späterhin die Ernährerin von Tausenden wurde. — Bald nach dem Kriege (1654) entstand durch die aus Böhmen vertriebenen Protestanten im hohen Erzgebirge das gewerbfleißige Städtchen Johanngeorgenstadt. 21. Die Kurfürsten Johann Georg Ii., Iii. und Iv. Wie gut wäre es für das verwüstete, menschenleere, tief verschuldete Sachsen gewesen, wenn nun ein Vater August sich mit allseitiger Fürsorge des Landes angenommen hätte! Allein wenngleich Johann Georg Ii. gutmütig war und den Willen hatte, seinen Unterthanen zu helfen, so fehlte es ihm doch an Beharrlichkeit und Ausdauer in guten Vorsätzen, und namentlich war es die große Vorliebe für Pracht, Lustbarkeiten und sinnliche Vergnügungen, die ihn immer aufs neue im rühmlichen Laufe hemmte. Zwar begünstigte er den Ackerbau und den Handel; er suchte der Wollweberei aufzuhelfen und sogar die Seidenmanufaktur einzuführen. Auch ließ er das zerrüttete Münzwesen ordnen, die Dresdner Elbbrücke fast neu bauen, den Anfang des „großen Gartens" bei Dresden machen und die Festungswerke des Königsteins vermehren. Allein bald überließ er die Sorge für Land und Unterthanen meist seinen Räten und gab sich am liebsten der Jagd und anderen Vergnügungen hin. Wenn ein fremder fürstlicher Besuch kam, so reiheteu sich glänzende Jagdzüge, Komödien, Feuerwerke, Maskeraden, Fackelzüge, Turniere und andere Festlichkeiten endlos aneinander. Zum Teil für diese Feste ward ein Opernhaus gebaut und ein Reithaus angelegt. Prächtige Leibgarden zu Pferd und zu Fuß wurden errichtet und der Glanz des Hofes übertrieben erhöht. Wie war es da ein Wunder, wenn trotz mancher wohlthätigen Einrichtungen über fünf Millionen neue Schulden zu den alten hinzukamen! Wie konnte da das ausgesogene Land zu Wohlstand gelangen! — Auf Georgs Jagdzügen wurden wiederum 200 Bären und 2000 Wölfe geschossen. — Zu seiner Zeit wurden wegen der Türkennot die Bußtage eingeführt, deren man einst in einem Jahre sieben feierte. Auch fing man seit dieser Zeit an,

3. Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen - S. 36

1892 - Dresden : Huhle
— 36 — Präsidenten. Durch diesen Zuwachs erhielt Sachsen einen Umfang 1662. von etwa 730 H) Meilen. Allein Johann Georg stiftete schon 1652 für seine drei jüngeren Söhne drei selbständige Fürstentümer unter der Hoheit des Kurfürsten: Sachsen-Weißenfels (Nordthüringcn mit dem Fürstentum Quersurt, bis 1746), Sachsen Merseburg (Stift Merseburg, einige Ämter des Kurkreises und die Nieder-Lausitz, bis 1738) und Sachsen-Zeitz (Stift Naumburgs Zeitz, der Vogt ländische und der Neustädter Kreis, bis 1718). § 68. Freilich war dies ganze Gebiet jetzt durch Krieg und Pest entsetzlich entvölkert und verheert, das Volk verwildert und in Aberglauben versunken. Ähnlich sah es überall in Deutschland aus. Dazu hatte der westfälische Friede das Reich auch staatsrechtlich in einen lockern Staatenbund verwandelt, wertvolle Gebiete an Frankreich (Ober-Elsaß) und Schweden (Vorpommern, Wismar, die Stiftslande Bremen und Verden) abgetreten und diesen ganzen schmachvollen Zustand unter die Bürgschaft dieser beiden fremden Mächte gestellt Die Keime zu neuem Leben lagen im Protestantismus und in der Selbständigkeit der weltlichen Einzelstaaten, die beide jetzt gesichert waren 4. Das Zeitalter der Türken- und Franzosenkriege. Johann Georg 11., Iii. und Iv. 1656—1694. § 69. In der zweiten Hälfte des 17. Jhrdts. wurde die Geschichte Deutschlands und Europas durch das Übergewicht Frankreichs und Schwedens und die fortdauernde Türkengefahr bestimmt. Zugleich wirkten die unumschränkte Monarchie und das glänzende Hofleben Ludwigs Xiv. vorbildlich auf die deutschen Staaten. Vor allem stieg Brandenburg unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640 — 88) zum mächtigsten deutschen Staate neben Österreich empor. In Sachsen wurde eine solche innere Umgestaltung nicht versucht, und an den auswärtigen Verwicklungen nahm das Land nur als Reichsglied Anteil. § 70. Johann Georg Ii. (1656 — 80, geb. 1613), pracht-und kunstliebend, aber ohne politische Begabung, schloß sich der Tradition gemäß eng an Österreich an, unterstützte daher gegen Frankreich und die rheinischen Kurfürsten die Wahl Leopolds l.zum Kaiser (1658—1706) und stellte ihmein Hilfscorps gegen die Türken, das an dem glänzenden 1664. Siege bei St. Gotthard a. d. Raab 1. August 1664 Anteil nahm. Aber durch französische Hilfsgelder gelockt, trat er noch in demselben Jahre in ein enges Bündnis mit Frankreich, ließ es daher geschehen, daß gegen Erfurt von französischen Truppen im Aufträge des Kurfürsten Johann Philipp von Mainz die Reichsacht (wegen Ungehorsams) vollstreckt wurde, und verzichtete 1667 auf das alte Schutzrecht seines

4. Friedrich Wilhelm I., König von Preussen - S. 19

1912 - Düsseldorf : Schwann
19 auf die Verschanzung zu marschierte, durchschritt eine andere das Meer dicht am Ufer und befand sich im Lager der Schweden, ehe diese sich dessen versahen. Der unerwartete Angriff, die Verwirrung, die von allen nächtlichen Vorgängen untrennbar ist, und überdies das ansehnliche Korps, das ihnen in die Flanke fiel, bewirkten die schleunige Flucht der Schweden; sie verließen ihre Verschanzung und flohen der Stadt zu. Karl Xii. wollte, voller Verzweiflung darüber, daß er von seinen Truppen verlassen war, allein weiterkämpfen. Seine Generäle retteten ihn nur mit Mühe vor der Verfolgung der Belagerer; alles, was nicht schleunigst Stralsund erreichte, wurde getötet oder gefangengenommen. Die Zahl der Gefangenen des Tages überstieg 400. Um die Stadt ganz einzuschließen, beschloß man, sich der Insel Rügen zu bemächtigen, von wo die Belagerten noch Hilfskräfte ziehen konnten. Der Fürst von Anhalt setzte auf Transportschiffen an der Spitze von 20 000 Mann über den Meeresarm, der Pommern von jener Insel trennt1). Die Flotte hielt dieselbe Schlachtordnung inne wie die Truppen auf dem Lande. Man machte Miene, die Insel von Osten her zu betreten; aber indem man plötzlich nach links wendete, schiffte der Fürst von Anhalt seine Truppen in dem kleinen Hafen von Stresow aus, wo der Feind es ganz und gar nicht erwartete. Er postierte sich im Viertelkreis, 1) Die Fahrt ging von der Reede von Ludwigsburg bei Greifswald über den Bodden nach Stresow, unweit von Putbus; sie dauerte von mittags 11 bis nachmittags 4 Uhr; abends um 6 Uhr war das Fußvolk, um 11 Uhr nachts die Reiterei ausgeschifft; in 12 Stunden war alles in musterhafter Ordnung vollendet; — es war vor allem den ausgezeichneten Anordnungen Leopolds von Dessau zu danken, der sich wiederum auf die Tüchtigkeit seiner Truppen verließ und in einem Tagesbefehl vor der Landung schrieb: ,,Die Bravour wird nicht zu kommandieren sein, weil es lauter ehrliche brave Leute, von denen man nichts anderes zu vermuten hat.“ 2*

5. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 210

1854 - Leipzig : Hirschfeld
210 Johann Georg Ii. eine aufrichtige Vereinigung der Reichsstände mit dem Kaiser zu ver- hindern, sich bereden, mit demselben einen Vertrag auf 4 Jahre zu schließen, nach welchem der Kurfürst versprach, zwar an allen auf's Beste des Reiches zielenden Maßregeln Theil zu nehmen, aber aueh dem König Ludwig Beistand zu leisten, wenn er in dem Besitze der durch den westphälifchen Frieden erworbenen Reichslander gestört wer- den sollte, wogegen der König dem Kurfürsten seine Vermittelung in etwaigen Streitigkeiten mit andern deutschen Reichsftänden zusagte. Ein ähnliches, auf 10 Jahre bestimmtes Bündniß schloß im I. 1666 Johann Georg Ii. mit den Schweden, welches außer der Auf- rechthaltung des westphälifchen Friedens im Allgemeinen, insbesondere aueh die der evangelischen Religion zum Zwecke hatte. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg be- mühete sich bei einer persönlichen Zusammenkunft mit Johann Georg zu Kloster Zinna*) bei Magdeburg lim August 1667), diesen von Frankreich abzuziehen. Auch forderte der Brandenburger unfern Kur- fürsten im 1.1672 dringend auf, den vereinigten Niederlanden gegen Ludwig Xiv. zu Hülfe zu kommen. Doch theils das durch die Jülich-Cleve'sche Erbfolgeangelegenheit hervorgerufene Mißtrauen gegen Brandenburg, theils Johann Georg's Ii. Liebe zu Ruhe und Frieden und die so geringe Wahrscheinlichkeit der Gefahr für seine Lande hielten ihn ab, jener Aufforderurg Folge zu leisten. Indessen schloß er doch zur Erhaltung der deutschen Freiheit und des westphälifchen Friedens, sowie zur Wahrung der besonderen Verträge, Würden und Gerechtig- keiten mit den Kurfürsten von Mainz und Trier, dem Bischof von Münster und dem Markgrafen von Bayreuth ein Vertheidigungs- bündniß gegen Frankreich, welchem auch der Kaiser Leo- pold I. beitrat. Nachdem Ludwig Xiv. die brandenburgischen Länder am Rhein und in Westphalen verheert und sonst im Reiche die über- müthigsten Feindseligkeiten ausgeübt hatte, begann der Kaiser ernst- licher an die Eröffnung eines Reichskrieges gegen Frankreich zu denken. Da indessen die Reichsstände sich säumig erwiesen, schloß der Kurfürst Johann Georg Ii. im März 1673 mit dem Kaiser einen Vertrag ab, in welchem er ihm eine Beihülfe von 3ooo Mann und jener ihm zur Vertheidigung der Kurlande eine gleiche Macht zu- sagte. Da der Kurfürst, der überhaupt persönlich dem Kriegswesen abgeneigt war, bereits im 60. Lebensjahre stand, so stellte er die 6500 Mann, welche er bereits ein Jahr vor Eröffnung des Reichskrieges dem Kaiser zur Hülfe gesendet hatte, unter das Commando des schon damals kriegslustigen Kurprinzen Johann Georg (Iii.), welcher diese Truppen in dem Kriege von 1673 bis 1679 als Generallieutenant mit rühmlicher Auszeichnung befehligte. Daß inzwischen Jo Hann Georg Ii. darauf hin arbeitete, die mit den Franzosen verbündeten Schweden, *) Hier schlossen sie zugleich einen Vergleich wegen eines neuen Münzfußes mit einander ab, welchem auch Braunschweig beitrat. Nach diesem sogenannten „zinni- schen Münzfuß" wurde die Mark Silber zu 10'/2 Thalcr ausgeprägt.

6. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte von der Reformation bis zur Aufrichtung der napoleonischen Militärherrschaft - S. 71

1916 - Leipzig : Teubner
17. Sachsens Rittet! an den Kmpfen um dte Vorherrschaft in Europa usw. 73 Brder zu. 3m brigen waren dieselben vllig unabhngige Reichsfrsten und selbstndige Herren in ihren freilich nur kleinen Gebieten. Die herzoglichen Nebenlinien starben bereits in der ersten Hlfte des 18. Jahrhunderts wieder aus (in Sachsen-Zeitz 1718, in5achsen-Merseburg!7z8undinsachsen-Weienfels 1746). Johann Georg Ii. nahm sich nicht seinen Nachbar in Brandenburg, den Groen Kurfrsten, zum vorbilde, sondern, wenigstens in der ueren Lebens-fhrung, den prachtlieb enden König Ludwig Xiv. ~Gx schuf zahlreiche neue, hoch besoldete Hofmter. 3n seinem Dienste standen allein 291 Kammerherren und Kammerjunker. Art seinem Hofe folgten Keste aller Arf in buntem Wechsel aufeinander. Selbst knstlerisch veranlagt, pflegte er vor allem die per und rief, nach der frstlichen Sitte der Zeit, besonders italienische Knstler nach Dresden. Er baute ein festes Theater, lie das Schlo prchtig ausschmcken und dengroen Garten anlegen, so da unter ihm Dresden eine der schnsten Städte Deutschlands wurde. Aber das Land, das ohnehin noch an den $olgen des Dreiigjhrigen Krieges litt, seufzte unter schwerem Steuerdruck. In seiner ueren Politik hielt er es einmal mit dem Kaiser, dann wieder mit Ludwig Xiv., von dem er sich seinen Gesinnungswechsel mit Subsidien" bezahlen lie. Die Holge war, da man ihm auf keiner Seite besonderes vertrauen schenkte und da Sachsens politischer Einflu in demselben Mae sank, wie der Brandenburgs stieg. 2. Johann Georg Iii. 16801691. a) Die Grundzge der Politik Johann Georgs Iii. Dreierlei kennzeichnete die Politik Johann Georgs Iii.: die Treue zu Kaiser und Reich, der versuch, mit dem Groen Kurfrsten von Brandenburg eine Sttze der deutschen Nation zu sein, das Bemhen, dem von der Gegenreformation im Auslnde schwer bedrngten Protestantismus zu helfen. b) Johann Georgs Iii. Kriegsttigkeit. Ein Krtegsmann nach Art Albrechts des Beherzten, hat er einen groen Teil feiner Regierungszett tm Seide zu-gebracht. Um zu sparen, entliefe et die Italiener und zahlreiche unntige Beamte des jofes, geizte aber nicht mit der Herausgabe van Geldern zur v er gr b " ng der Wehrmacht seines Landes. Sie stieg auf annhernd 15000 Mann, Der Kurfürst war selbst ein tchtiger herfhret. Treffliche Gehilfen ^eetl"bel" Seldmatschall von glemming und in seinem verwandten, dem Herzog nott Sachsen'ideifeenf eis. Niemals zuvor ist Sachsens Bundesgenossen^ ! und Kriegshilfe von den europischen Gromchten mehr begehrt gewesen als unter ihm Dem Kaiser fhrte er persnlich zur Rettung der von den Gurten belagerten Hauptstadt Wien ein Heer von etwa 10000 Mann zu Hilfe undnah rhmlichen Anteil an der Schlacht am Kahlenbetge (ogl. S. M). Sachsische Dragoner betraten als erste nach dem Siege der die Surfen die Stadt. vgl. Attas a. a. G. 5. 81 ff.

7. Oder: das historische Materiale universal-historisch, als erster Cursus der Geschichte - S. 435

1817 - Karlsruhe : Müller
Zwölfte Periode: — Anhalt. §. i45* 435 2. Joachim Ernst hinterließ 7 Söhne, von welchen A°, 1603 noch fünfe am Leben waren. Diese theilten, in gedachtem Jahre, Anhalt von neuem in 4 Theile, von wel- chen der ältere Bruder, Joha.in Georg, das Dessauische, der andere, Christian, das Bernburgische, der 4te, Rudolf, das Zerbstische, und der gte, Ludwig, das Kötbische er- hielt. Der 3te Bruder, August, wurde mit Geld abgefun- den, mit dem Vorbehalte, daß beim Abgänge einer der 4 Linien, er oder seine Nachkommen in deren Antheil folgen sollten. Dies leztere ist auch A°. 1665 in Köthen wirklich geschehen. A. Anhalt - Dessau. 3. Johann Georg I regirte anfänglich alle Anhaltische Lande allein, theilte aber endlich mit seinen Brüdern, und wählte sich mit ihrem guten Willen den Dessauischen Antheil; er stirbt A°, 1618.— Ihm folgten nach einander sein Sohn Johann Rasimir/ und Enkel Johann Georg Ii: Jener das Ungemach des 30jährigen Krieges leidend; dieser aber als ein groser Staatsmann und Feldherr Friederich Wilhelm's des Grosen von Brandenburg. — Johann Georg's Sohn, Leopold (von 1693 — 1747) war der berühmte Preussische General und auch Neichsfeldmarschall, der in den Niederlan- den, Italien, Pommern rc. sich Lorbeeren erkämpfte. Er macht viele trefliche Verbesserungen in seinem Lande, und vermehrt seine Einkünfte. — Sein Sohn Lepold Maximi- lian war nur einige Jahre regirender Fürst, indem er A°. 1751 mit Tod abgeht. — Der i rjahrige Erbprinz, Leopold Friederich Franz/ stand noch 7 Jahre unter der Vormundschaft seines Oheimes dem Fürsten Dieterich; dann trat er A°. 1758 die Regirung selbst an, wurde A°. 1796 Senior des sürstl. Gesammthauses, feierte Ao. 1801 sein Zojähriges Regirungs- Jubilaum, und erhielt in der Folge, wie auch die übrigen Fürsten des Anhaltischen Hauses, den Titel, Herzog. B. Anhalt -Bernburg. 4. Christian I, Stifter dieser Linie, machte sich auch Im Kriege berühmt; verlohr aber als General von der Union die Schlacht auf dem wcissen Berg A°. 1620, wird geächtet, E e 2

8. Bd. 4 - S. 178

1786 - Dresden Leipzig : Hilscher
i?8 Johann George Ii. macht, die auch von den übrigen drei Brü- dern bewilligt wurden. Da man von Seiten der Stände muthmaßte, als wäre Johann George der Zweite nicht ganz der lutheri- schen Lehre gewogen, so musteer ihnen, ehe sie den Eid der Treue ablegten, versprechen, daß in Rücksicht der Religion nicht die ge- ringste Veränderung vorgenommen werden solte. Nach Absterben Kaiser Ferdinand des Dritten übernahm Johann George der Zweite 1657 das Reichövikariat, welches er mit dem Kurfürsten von Baiern säst aus ein Jahr führte. Bei der Wahl und Krönung Kaiser Leopolds war er in eigener Person zu- gegen, und zeichnete sich durch sein großes Gefolge, und durch die Pracht, mit welcher er in Frankfurt einzog, für allen deutschen Fürsten aus. Ueberhaupt war er ein großer Liebhaber von glänzender Pracht, die er so- wohl an seinem Hose, als auch bei jeder an- dern Gelegenheit empor zu bringen suchte. Seinem Residenzschloße zu Dresden gab er eine Pracht, die zu selbiger Zeit fast uner- hört war. Er ließ die Fußböden aller Zim- mer mit sächsischem Marmor belegen, mit Saulenwerk zieren, mit Tapeten und präch- tigen Gemälden verschönern, welche die Be- wunde-

9. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 185

1889 - Leipzig : Hirschfeld
Johann Georg Ii. 185 zur Ausschreibung der Landtage zugestanden erhielt, wieder beigelegt wurden. Als der Kaiser Ferdinand Iii. am 2. April (23. Mrz) 1657 gestorben war, bernahm Johann Georg das seinem Hause ge-bhrende Amt eines Reichsverwesers, welches er der ein Jahr bis zur Wahl Leopold's I., die besonders auch durch seine Bemh-uugen erfolgte, verwaltete. Dafr wurde ihm von demselben 1660 die bereits Friedrich dem Weisen im Jahre 1507 erteilte Anwartschaft auf das Herzogtum Sachsen-Laueuburg wieder be-sttigt. Der Mangel an Energie, welcher bei Johann Georg Ii. trotz des besten Willens, der ihn beseelte, als eine Folge seiner groen Gut-mtigkeit bedauert werden mu, kostete Sachsen die Rechte, welche es an Erfurt hatte. Diese Stadt, der welche das Gesamthaus Sachsen den Erbschutz besa, hatte sich während des 30 jhrigen Krieges durch die Begnstigung der Schweden fast ganz unabhngig gemacht. Es kam infolge dessen 1663 zur Ausfhrung der der die Stadt ver-hngten Reichsacht, welche dem schsischen Kurfrsten als Kreisobersten gebhrte. Doch Johann Georg lie es ruhig geschehen, da der Erzbischof Johann Philipp von Mainz sich durch Waffengewalt in den Besitz Erfurts setzte, und er gab, wie solches die Ernestiner bereits 1665 zu Leipzig gethan hatten, im folgenden Jahre bei einem Vergleiche zu Schulpforta gegen eine geringe Entschdigung seine Rechte auf die Stadt vllig auf. In dieser Zeit bedrohten wieder einmal die bis Ungarn einge-drungenen Trken das Reich, so da Johann Georg nach einem Beschlsse des 1664 zu Regensburg wegen dieser Gefahr zusammen-getretenen Reichstags eine Hlfsschar nach Ungarn sandte, welche sich tapfer in den Haupttreffen bei Lew an z und St. Gotthard beteiligte. In Veranlassung dieses Trkenkriegs wurden in Sachsen sieben Butage angeordnet und die Furcht vor den Feinden des Christentums war so groß, da in den Wirtshusern alle Tanzmusik eingestellt ward. Erst im nchsten Jahre kam der Friede zu stnde, welchen man durch ein allgemeines Dankfest feierte. Die Eifersucht Johann Georg's gegen die wachsende Macht Brandenburgs und sein Widerwille gegen die in diesem Staate be-gnstigte reformirte Lehre veranlaten ihn 1664 zu einem Bndnisse mit Frankreich, und dann 1666 auch mit Schweden, welches die Auf-rechterhaltung des westflischen Friedens zum Zwecke hatte. Vergeblich bemhte sich Friedrich Wilhelm von Branden-brg bei einer im August 1667 zu Kloster Zinna bei Magdeburg

10. Sächsischer Zeitspiegel - S. 194

1862 - Döbeln : Thallwitz
194 daß Sachsens Fürsten und mit ihnen die sächsischen Land« selbst dadurch eine höhere Stellung und einen erhöhten Ein- fluß auf die europäischen Angelegenheiten erhalten und die beiden Polenkönige, eben als solche, manches für Sachsen, und besonders für ihre Hauptstadt Dresden, gethan haben, was außerdem vielleicht nicht geschehen wäre. Die polnische Krone verwickelte Sachsen in fünf un- glückliche Kriege, welche dem Kurstaate nach und nach 125,000 Mann Soldaten und über 110 Millionen Thaler kosteten, und damit war die Ehre des polnischen Königthums doch wohl zu theuer bezahlt. Was aber die beiden Auguste von Polen für Hebung der Industrie und deshandels, derkünfie undwis- se n sch asten in ihren Erblanden thatcn; was sie auf Pr acht- gebäude, auf Wisfenschasts - und Kunstsammlungen verwendeten, das trägt noch heute wohlthätige Früchte in dem Hähern Grade wissenschaftlicher, künstlerischer und gewerblicher Ausbildung, wodurch sich das sächsische Volk auszeichnet, und sichert ihnen, nachdem jene Lasten längst glücklich überstanden sind, in den Herzen patriotischer Sachsen ein dankbares Andenken. Iii. Lank) unk) Lenke. In Kurfürst Johann Georgs 1. letzte Lebensjahre fällt noch die Gründung einer neuen Stadt in Sachsen; Johann- Georgenstadt, erbaut hart an der böhmischen Grenze, seit dem I. 1654, von Protestanten, meist aus den ehemals sächsischen Städten Platten und Gottes gäbe, welche 1547 unter böhmische Herrschaft gekommen waren und nun ihres Glaubens halber hart bedrängt wurden. In rauher Gegend, auf dem Fastenberge, bauten sie sich mit kurfürstli- cher Genehmigung an, um ihrer alten Heimath wenigstens nahe zu bleiben. Auch unter Johann Georg Ii. dauerten die Einwan- derungen der Protestanten aus den östreichischen Staaten nach Sachsen fort und gewährten einigen Ersatz

11. Viertehalb Jahrhunderte - S. 726

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
726 Der dreißigjährige, der französisch-spanische wiche, Deutschland um so viel wehrloser und das Haus Habsburg ge- demüthigt und geschwächt zu sehen. Ihre Gesandten suchten die Kur- fürsten gegen die Wahl Leopolds durch die Erwägung zu stimmen, daß das Haus Habsburg seine Kriege immer auf Kosten des Reiches führen werde. Der Gedanke der Wahlfreiheit, die sich jetzt bewähren solle, lockte auch einen Theil der Kurfürsten so sehr, daß man es vergaß, wie die Verbindung der habsburgischen Macht mit der Kaiserkrone im Vor- theile des Reiches lag. Dabei gebrauchten die Franzosen, während die Schweden den Plan durch Drohungen unterstützten, das Mittel der Be- stechung auf eine für sie entehrende Weise mit einem für die Deutschen entehrenden Erfolge. Die Unterstützung und Bekämpfung des habsbur- gischen Hauses hatten so sehr mit dem Gegensätze der Katholiken und Protestanten zusammenzutreffen aufgehört, daß Sachsen und Brandenburg zu den Förderern, Mainz und Baiern zu den Gegnern von Leopolds Wahl gehörten. Als nach einem Interregnum von einem Jahre im Jahre 1658 die Wahl Leopolds zu Stande kam, suchten die Franzosen wenigstens eine möglichst einengende Wahlkapitulation für ihre Zwecke zu Stande zu bringen. Sie setzten es durch, daß in dieselbe die Be- dingung ausgenommen wurde, der Kaiser dürfe sich in den Krieg der Franzosen in Italien und den Niederlanden nicht einlassen. Es war vergeblich, daß man entgegnete, wie dadurch die Wahrung von Reichs- rechten in Betreff Italiens und des burgundischen Kreises verboten würde. Leopold mußte froh sein, daß nicht eine zweite von den Fran- zosen geforderte Bedingung, die Uebertretung jener Vorschrift solle den Verlust der Krone zur Folge haben, hinzugefügt wurde. Da aber Schweden die Aufnahme einer Bedingung, wodurch dem Kaiser die Ein- mischung in den schwedisch-polnischen Krieg unmöglich gemacht werden sollte, nicht hatte durchsetzen können, betrieb es die Errichtung eines Bünd- nisses, welches unter dem Vorwände einer Vertheidigung deutscher Frei- heit sich die Unterstützung Schwedens, sofern dasselbe in seinen im nieder- sächsischen oder weftphälischen Kreise gelegenen Besitzungen angegriffen würde, zum Ziele setzte. Diesem Bunde, dessen meiste Mitglieder rhei- nische Fürsten waren, und der daher der rheinische Bund hieß, trat Frankreich bei, so daß ihm nun in seinen gegen die Macht des Reiches gerichteten Bestrebungen eine Partei im Reiche zur Verfügung stand. Auch hier zeigte sich, indem selbst die drei rheinischen Kurfürsten bethei- ligt waren, daß das anfänglich aus der kirchlichen Umwälzung entsprun- gene Bestreben, die kaiserliche Gewalt zu schwächen, auch auf die katho- lischen Fürsten übergegangen war. Wie Frankreich und Schweden aber das mit den Waffen begonnene Werk der Schwächung Deutschlands im Frieden fortsetzten, so waren sie außerhalb Deutschlands, das eine im Süden, das andere im Norden, daraus bedacht, durch fortgesetzten Kampf

12. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 143

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 143 — 2. Johann Georgs Ii. große Prachtliebe. Johann Georg Ii. wollte seinem verwüsteten Lande aufhelfen, führte daher die Seidenweberei ein und förderte den Ackerbau samt dem Handel; aber er war leider ein prachtliebender Fürst, der sein größtes Gefallen an rauschenden Hoffestlichkeiten und Vergnügungen fand. Der Hofstaat wurde außerordentlich vergrößert. Auf einer Reife nach Torgau begleitete ihn einst ein Reisezug von über 1100 Personen mit 788 Pferden, bald darauf nach Altenburg ein noch größerer. Dazu hielt er sich außer der Garde noch eine Kompagnie Kroaten in prächtiger Wehrtracht. Ein Fest jagte das andere. Da gab es große Jagden und Löwenhetzen, glänzende Feuerwerke und Fackelzüge, Maskeraden und Komödien, Ringelrennen und sogar Turniere bei Fackelschein, wendische Hochzeiten und Vogelschießen in buntester Abwechslung und nie gesehener Pracht bei jedem Anlasse. Hochberühmt waren namentlich die theatralischen und musikalischen Aufführungen. Das Militär erhielt unter ihm die ersten stehenden Musikchore. Zu dem Ballett gesellte der Dresdner Hof das Singspiel und die Oper. Nach dem Beispiele des französischen Hofes beteiligten sich bei den Aufzügen, Tänzen, Schauspielen und Opern sogar die Mitglieder der kurfürstlichen Familie. Unter den sächsischen Kurfürsten genießt Johann Georg Ii. den Ruhm, zuerst Ausländer, namentlich Italiener und Franzosen, in großer Zahl an seinen Hof gezogen zu haben. Durch ihn ward Dresden der Sammelpunkt der fahrenden Künstler, die reich beschenkt von dannen zogen. Er errichtete das erste Schauspielhaus in Dresden, das eins der ersten in ganz Deutschland war, außerdem baute er Ball-, Reit- und Schießhäuser, schmückte das Schloß prächtig ans, vermehrte die Kunstkammer und legte den Großen Garten an. So erschien schon damals Dresden dem Fremden als die schönste Stadt Deutschlands, obwohl es noch zwischen finstern Festungswerken eingeengt war. Alle diese Dinge verursachten natürlich ganz bedeutende Kosten, weshalb sich Johann Georg Ii. fast immer in Geldnot befand. Das ausgesogene Land war eben noch nicht imstande, die schweren Lasten, welche der glänzende Hofhalt mit sich brachte, zu tragen. Zwar ward das Steuerwesen endlich neu geordnet, doch überwogen bis an sein Ende die Ausgaben stets die Einnahmen' so bedeutend, daß kurz vor seinem Tode seine Kammerräte um ihre Entlassung baten, da ihnen die Versorgung des kurfürstlichen Haushaltes zu schwer falle, daß sich die überkommene Schuldenlast, anstatt zu vermindern, noch um 5 Millionen vergrößerte. So war also Johann Georg Ii. in allen Stücken das Gegenteil von seinem Urahn Vater August, dem trefflichen Volksund Staatvwirte Sachsens, das Gegenteil von seinem großen Zeitgenossen, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm, der sein Land wirt-

13. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ende der Französischen Revolution - S. 46

1905 - Hamburg : Boysen
— 46 — Heere ergab sich, daß das Offizierkorps sich durch vornehmen Sinn und vornehme Haltung auszeichnen mußte. Alle unfähigen und zweideutigen Elemente wurden nach Möglichkeit allmählich beseitigt. Immer mehr wurde es Brauch, daß in der preußischen Armee der preußische Adel diente. Keineswegs tat er dies immer infolge eigener Neigung. Der Dienst in auswärtigen Heeren war zumeist leichter und lohnender und wurde daher häufig dem Dienste in der heimischen Armee vorgezogen. Aber der König verstand es, mit mehr oder minder sanftem Zwange seine Edelleute an ihre Pflicht zu erinnern, und noch in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms ist es dahin gekommen, daß es wenig preußische Adelsfamilien gab, von denen nicht ein Mitglied oder mehrere dem Offizierstande angehörten. Auf die Einzelheiten der Heeresausbildung geht das Buch nicht ein. Die peinliche Genauigkeit im Dienste, die unerbittliche Disziplin, die Härte der militärischen Strafen erregten bei den Zeitgenossen Friedrich Wilhelms I. hier Bewunderung, dort Abscheu; ja man sah auch woh§ mit spöttischer Geringschätzung auf diese preußische Armee herab. Der König selbst und neben ihm sein erfahrungsreicher Freund Leopold von Dessau nahmen an der Kleinarbeit des täglichen Dienstes den regsten persönlichen Anteil. In den beiden Modellregimentern, dem des Königs in Potsdam und dem Leopolds von Dessau in Halle, wurden alle Fortschritte, die man kennen lernte (eiserner Ladestock, verbessertes Bajonett, Gleichtritt, Geschwindfeuer), zuerst geübt, und von dort aus wurden sie dann, wenn sie sich bewährt hatten, auf das ganze Heer übertragen. Nach Erdmannsdörffer.

14. Geschichtliches Lesebuch - S. 46

1909 - Hamburg : Boysen
— 46 — Heere ergab sich, daß das Offizierkorps sich durch vornehmen Sinn und vornehme Haltung auszeichnen mußte. Alle unfähigen und zweideutigen Elemente wurden nach Möglichkeit allmählich beseitigt. Immer mehr wurde es Brauch, daß in der preußischen Armee der preußische Adel diente. Keineswegs tat er dies immer infolge eigener Neigung. Der Dienst in auswärtigen Heeren war zumeist leichter und lohnender und wurde daher häufig dem Dienste in der heimischen Armee vorgezogen. Aber der König verstand es, mit mehr oder minder sanftem Zwange seine Edelleute an ihre Pflicht zu erinnern, und noch in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms ist es dahin gekommen, daß es wenig preußische Adelsfamilien gab, von denen nicht ein Mitglied oder mehrere dem Offizierstande angehörten. Auf die Einzelheiten der Heeresausbildung geht das Buch nicht ein. Die peinliche Genauigkeit im Dienste, die unerbittliche Disziplin, die Härte der militärischen Strafen erregten bei den Zeitgenossen Friedrich Wilhelms I. hier Bewunderung, dort Abscheu; ja man sah auch woh^ mit spöttischer Geringschätzung auf diese preußische Armee herab. Der König selbst und neben ihm sein erfahrungsreicher Freund Leopold von Dessau nahmen an der Kleinarbeit des täglichen Dienstes den regsten persönlichen Anteil. In den beiden Modellregimentern, dem des Königs in Potsdam und dem Leopolds von Dessau in Halle, wurden alle Fortschritte, die man kennen lernte (eiserner Ladestock, verbessertes Bajonett, Gleichtritt, Geschwindfeuer), zuerst geübt, und von dort aus wurden sie dann, wenn sie sich bewährt hatten, auf das ganze Heer übertragen. Nach Erdmannsdörffer.

15. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 39

1910 - Paderborn : Schöningh
Die Entwicklung Brandenburg-Preußens. 39 Mann bei einer Einwohnerzahl von 2 l/2 Millionen; im Vergleich mit den Armeen anderer europäischer Staaten — Frankreich zählte 160000, Rußland 130 000, Österreich 100 000 Mann — war diese Ziffer ganz bedeutend. Selbstverständlich konnte eine so hohe Zahl Soldaten nur zum Teil der eigenen Landesbevölkerung entnommen werden. Ein großer Teil wurde durch Werber im Anslande gewonnen. Hohe Summen, die bei der Werbung — vor allem für die „langen Kerls" — aufgeboten wurden, gingen so dem Heimatlande verloren, und Zwistigkeiten mit den Nachbarländern, die den größten Teil der Geworbenen stellten, konnten auf die Dauer nicht ausbleiben. Das veranlaßte den König, die Armeeergänzung mehr an den eigenen Landesboden zu fesseln. Das Kantonreglement von 1733 schuf ein gesetzlich geordnetes Rekrutierungssystem. Jedem Regiment wurde ein bestimmter Bezirk (Kanton) zugewiesen; aus diesem sollte es seinen Bedarf an Rekruten ganz oder doch zum größten Teile decken. Da aber viele Staatsangehörige militärfrei blieben — der Adel, die Söhne der höheren Beamten und Geistlichen, alle mit einem Kapitalbesitz von mindestens 10 000 Talern, die Wollarbeiter. manche eingewanderte Arbeiter —, so blieb auch die Werbung im Auslande noch bestehen. Der Anfang, ein nationales Wehrsystem an Stelle des Söldnerwesens zu setzen, war aber gemacht. Wahrend bisher die Obersten selbständige Unternehmer des Heeres waren (vgl. Wallenstein), betonte Friedrich Wilhelm seine kriegsherrliche Stellung an der Spitze seiner Truppen. Die Obersten und alle Offiziere ernannte er selbst. Der König betrachtete sich aber nicht nur als Herr, sondern auch als ein Glied der Armee: er selbst trug seit 1725 ständig den Unisormrock — der Große Kurfürst hatte bereits die Uniform eingeführt — als Oberst seines Potsdamer Regiments, und es war fein Stolz, der oberste Kriegsherr seines Heeres zu fein. So hob sich allmählich das Ansehen des Soldaten, und zahlreiche Adelige nahmen Offizierstellen im preußischen Heere an. Das Berliner Kadettenhaus wurde die Pflanzfchule des Offizierkorps, das zu seinem weitaus größten Teile der Heimat entstammte. Mit der Vermehrung der Truppen und der Neuregelung ihrer Ergänzung ging die Verbesserung der Ausbildung Hand in Hand. In den beiden „Modellregimentern", dem „Riesenregiment" des Königs in Potsdam und dem Leopolds von Dessau in Halle wurden alle Neuerungen zuerst erprobt. Der eiserne Ladestock, das verbesserte Bajonnet, der Gleichschritt und das Gefchwindfeuer nahmen von hier aus ihren Weg in die preußische Armee. Wenn auch über preußischen Dienstdrill und unerbittliche Strenge im Heere zu damaliger Zeit und

16. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 251

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
251 Gouverneur vvn Magdeburg, und in den folgenden Jahren machte er den Feldzug gegen Frankreich mit. Wegen außerordentlicher Tapferkeit wurde er am 18. Jannar 1703 zum Ritter des schwarzen Adlerordens erhoben und im Jnli zum Generallieutenant befördert. Für den Feldzug von 1704 verstärkte der König seine Hilfstruppen bei dem Reichsheere bis auf 12 000 Mann, die dem Oberbefehl Leopolds anvertraut wurden. Auch diesmal zeichnete er sich auf rühmliche Weise aus, und Friedrich I. ernannte ihn daher am 27. Juni zum General der Infanterie. Die Eroberung von Landau beschloß diesen siegreichen Feldzug, in welchem Leopold mit den Prenßen gegen neunzig Märsche gemacht hatte; die Truppen nahmen Winterquartier in Bayern, und Leopold traf im Januar 1705 in Dessau ein. Auch den Feldzügen der folgenden Jahre wohnte Leopold fast meist als Generalissimus bei. Die Anstalten und Arbeiten des Krieges, die Musterungen und Waffenübnngen der Truppen waren immerfort, auch in Friedenszeiten, sein stetes Tagewerk. Wenn die Trommel gerührt wurde, so konnte er alles vergessen, und der Geist des Kriegsdienstes ergriff ihn dann mit unbedingter Gewalt. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wurden die Soldaten geübt, ihre Waffen, ihr Anzug besichtigt. Die Ordnung und Pünktlichkeit wurde mit unerbittlicher Strenge bis zu dem Geringfügigsten ausgedehnt, und selbst die Offiziere mußten feine rücksichtslose Härte und oft Grobheit hinnehmen. Das Heer, in ganzer Ausdehnung auf diese Weise bearbeitet, gestaltete sich zu einem einzig gegliederten Körper, der willenlos sich jedem Gebrauche fügte und inmitten aller Gefahr nur der Zucht und dem Kommandowort folgte. Neben dem unbedingten Gehorsam, den Leopold von allen Soldaten forderte, suchte er zugleich den preußischen Truppen eilte entschiedene Überlegenheit int Gewehrfeuer zu geben. Die eisernen Ladestöcke sind als ungemeine Verbesserung sein Werk; ebenso änderte er die Befestigung des Bajonetts, damit dieses beim Laden nicht immer erst abgenommen zu werdeu brauchte. Die Truppen selbst, ehedem in vier Glieder gestellt, die nicht alle zugleich feuern konnten, ordnete er in drei Glieder, damit die ganze Mannschaft zum gleichzeitigen Schießen Raunt gewinne. Das Feuer mit Peletons und ganzen Bataillons, welches die Truppen auf der Stelle und im Vorrücken mit strengster Ordnung ausführten, glich einer wandelnden Batterie und erschien von unwiderstehlicher Wirksamkeit. Gegen die Angriffe der Reiterei erfand er Heckefeuer, und seine rege Thätigkeit bereicherte das Exerzieren auch sonst mit vielen Handgriffen und anderweitigen Verbesserungen. Den lebendigsten Anteil uahm er an allen Thätigkeiten, welche unmittelbar die Vermehrung der Heeresmacht, die bessere Einrichtung des ganzen Kriegsstaates angingen. Die zahlreichen Werbungen im Auslande verdankten größtenteils seiner Anlage und Betreibung ihren lebhaften Fortgang; nicht minderes Verdienst hatte er bei der Anordnung und Besorgung des Kantonwesens, durch welches die Aushebung inländischer Mannschaft geregelt war. Als Fürst seines eigenen Landes führte Leopold unausgesetzt die strengste Verwaltung; auf alle Weise suchte er seilte

17. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 52

1906 - Cöthen : Schulze
— 52 — Halle verlegt, wo es Leopold von seiner Residenzstadt Dessau aus leicht erreichen konnte. Aus diesem berühmten Regiments ist bei der Errichtung des heutigen preußischen Heeres das 1. Magdeburgische Jnsanterie-Regiment Nr. 26 hervorgegangen. Am 3. Juli 1866 hat es den 190. Geburtstag des Fürsten Leopold bei Königgrätz unter furchtbaren Verlusten glorreich begangen. Auf Verordnung Kaiser Wilhelms Ii. führt es heute den Ehrennamen „Regiment Fürst Leopold von Anhalt-Dessau." — Die Verbesserungen Fürst Leopolds betrafen hauptsächlich die Infanterie. Seine obersten Grundsätze dabei waren: Gehorsam, Ordnung und vor allem auch Gleichmäßigkeit. Im Gegensatze zu den bunt zusammengewürfelten Scharen der Reichsarmee führte er Gleichmäßigkeit ein in der Uniform, in der Bewaffnung, in den Handgriffen, im Exerzieren, in den Kommandos und im Tritt. Der stramme, dröhnende Gleichschritt, der uns heute als etwas ganz Selbstverständliches beim Heere erscheint, war vor Leopolds Zeit noch nicht vorhanden. Auf die Gewehre ließ er das Bajonett pflanzen, führte, um ein schnelleres Laden zu ermöglichen, statt des hölzernen den eisernen Ladestock ein und stellte das Fußvolk, statt wie früher in vier, nur in drei Gliedern auf. So wurden die Bataillone beweglicher und lernten wie auf einen Schlag die furchtbar wirkenden Salven abgeben. Auch sollten die Truppen weder im Frieden noch im Kriege ihren Herrgott vergessen. Die Kirchenparaden und die Feldgottesdienste wurden eingeführt. Fürst Leopold sagte: „Ein Soldat ohne Gottesfurcht ist nur ein Matz." Die gute Haltung der Truppen wurde auch dadurch gefördert, daß wenigstens die Hälfte des Heeres aus Landeskindern bestand. Jedes Regiment bekam Aushebungsbezirk zugewiesen. Die allgemeine Wehrpflicht begann. 5. Sogleich im Anfange dieser verdienstvollen Tätigkeit hatte der Fürst Gelegenheit, das preußische Heer ins Feld zu führen. 1715 eroberte er im Kriege gegen Schweden Stralsund und die Insel Rügen. Aber erst nach 25 jähriger Friedenszeit sollte das große Werk der Armeeverbesserung in den beiden Schlesischen und im Siebenjährigen Kriege die eigentliche Feuerprobe bestehen. Fürst Leopold hat das Verdienst, in den Jahren von 1735—1740 der militärische Lehrmeister Friedrichs gewesen zu sein. Dieser lieh den Ratschlägen des alten, erfahrenen Feldmarschalls gern sein Ohr. Sie waren der Grund und Boden, auf dem später der Feldherrnruhm des großen Königs erwuchs. Im zweiten Schlesischen Kriege führte der greise Fürst, während Friedrich in Böhmen stand, ein Heer gegen die Sachsen in die Umgegend von Dresden. Westlich dieser Stadt hatte sich Fig. 29. Der Alte Dessauer. seinen

18. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 255

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
255 Merkwürdig war bei Leopolds Art lind Weise feine entschiedene Lust mit Schreiben. Er schrieb selbst ungemein viel; im Hausarchive von Dessau befinden sich ganze Ballen Briefe, Berichte und andere Schriften von seiner Hand. Er wagte sogar schriftstellerische Versuche. Tabei war seine Handschrift von seltsamer Beschaffenheit; nicht geting, das; die Züge seiner Buchstaben kaum zu entwirren sind, auch die Wahl und Fülle der letzteren bringt in Not; er schob in jede Silbe regelmäßig ein h ein, z. B. Gehnehrahlihnn, für: Generalin. Einst hatte er einen Befehl geschrieben, dessen Inhalt de-r General, welcher ihn ausführen sollte, schlechterdings nicht entziffern konnte. Ein Offizier mußte damit zum Fürsten zurück, und nun erfolgte zuerst ein Donnerwetter, dann aber gab Leopold die Erklärung, daß er seine Handschrift selbst nicht lesen könne, und warf endlich den Zettel voll Grimm ins Feuer, indem er ausrief: „Aber ich hab's auch nicht geschrieben, daß ich es lesen soll, sondern ihr;" und gab nun den Befehl mündlich. Leopold hatte zehn Kinder und erfreute sich stets einer kräftigen Gesundheit. Nachdem er nur zwei Tage krank gelegen, verschied er am 9. April 1747 im einundsiebzigsten Jahre seines Alters. Sein Heldenmut und seine Kriegstüchtigkeit stehen unbestritten in erster Linie; seine soldatische Persönlichkeit schritt durch die Welt als eine Gestalt, deren Erscheinung die ungebundene Kraft und die Naivität einer weit entlegenen Vorzeit hatte. In der That erschien er den Saldaten als ein Wesen höherer Art, und es ist erklärlich, wenn sie den Feldherrn, der in zweiundzwanzig Schlachten und siebenundzwanzig Belagerungen niit einmal verwundet worden, für kugelfest und mit Zaubermächten im Bunde hielten. Er hat über ein halbes Jahrhundert dreien Königen von Preußen in Krieg und Frieden ruhmvoll gedient; das preußische Heer, seiner Ausbildung nach, war größtenteils seine Schöpfung, und noch lange führte, sowie der Dessauer Marsch, auch fein Kriegsgeist die Preußen zu Schlacht und Sieg. 2. Kurt Christoph von Schwerin wurde am 26. Oktober 1684 in Läwitz bei Anklam geboren. Sein Vater war schwedischer Regierungsrat und Erbküchenmeister im Herzogtum Pommern, seine Mutter, eine geborene von Ramm, stammte aus dein Hause Stolzenberg. Von trefflichen Hauslehrern unterrichtet, blieb er bis zum dreizehnten Jahre aus dein elterlichen Gute, dann rief seines Vaters Bruder, Generallieutenant und Inhaber eines holländischen Regiments, ihn zu sich nach dem Haag. Der Vater gab dem Sohne beim Abschied einen Thaler und eine Ohrfeige mit der Weisung: „Dieses leide von keinem weiter." Bis zum siebzehnten Jahre blieb Schwerin unter des Oheims Obhut. Dann aber trat er in dessen Regiment, in welchem bereits sein älterer Bruder als Oberstlieutenant diente. Das verwandtschaftliche Verhältnis empfand er zunächst nicht als Annehmlichkeit. Der Bruder sah ungern, daß er diese Lausbahn wählte, und wünschte sie ihm durch möglichst harten Dienst zu verleiden. Durch

19. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 115

1855 - Dresden : Meinhold
115 Oesterreichs angefacht. In Folge davon schloß Johann Georg mit dem Churfürsten von Baiern Ferdinand Maria ein Bündniß, durch welches unter dem Vorwände der Aufrechthaltung des westphalischen Friedens die Schweden wieder nach Deutschland zurückgeführt werden sollten, und der Kaiser zwang durch den übereilten Frieden von Nymwegen (5. Febr. 1679) den Churfürsten von Brandenburg, mit Frankreich den Vertrag zu St. Germain en Laye (29. Juli 1679) ab- zuschließen, der ihm seine sauer errungenen Eroberungen bis auf we- nige wieder entriß. Nicht lange hernach starb der Churfürst Johann Georg Ii. zu Freiberg am 22. August 1680. Er hatte sich stets gegen seine Unter- thanen als ein streng gerechter und dabei gnädiger Fürst gezeigt; obgleich duldsamer als sein Vater kam er ihm doch an frommer An- hänglichkeit an die evangelische Lehre gleich. War dieser schon ein außerordentlicher Freund der Jagd gewesen, so liebte er dieses Ver- gnügen wo möglich noch mehr, allein sein Land gewann nur dadurch, denn in Folge des 30jährigen Krieges hatten das Wild und die Raub- thiere auf eine Weise in Sachsen überhand genommen, daß man, be- trachtet man die Menge des nur allein in dem kurzen Zeiträume von 1656—1677 erlegten Wildes (96,862 Stück, darunter 200 Bären und 2000 Wölfe), sich in ein Land im tiefen Norden versetzt glauben möchte. Sonst war er es auch, der, durch eine gewisse Neigung zum Prunk veranlaßt, französische Sitten an dem sächsischen Hofe einführte und so zu sagen unbewußt die ersten Keime zu jenem sittlichen Verderbniß legte, welches späterhin für Sachsen so nachtheilige Folgen haben sollte. Es folgte ihm in der Regierung sein einziger Sohn von seiner Gemahlin Magdalena Sibylla von Brandenburg-Baireuth Chnrfüist Johann Heorg Iii. (1680—1691). Dieser schon als Knabe durch eine besondere Charakterfestigkeit und persönlichen Muth ausgezeichnete Fürst (geb. 20. Juni 1647) hätte eine vortreffliche Erziehung in allen Künsten des Friedens und Krieges erfahren, war von seinem Vater bereits in seinem sechszehnten Jahre zu den Regierungsgeschäften zugezogen, und nachdem er sich (9. Octbr. 1666) mit Anna Sophia, der ältesten Tochter des Königs Friedrich Iii. von Dänemark vermählt, zum Landvogt in der'ober- 8 *

20. Sächsischer Zeitspiegel - S. 188

1862 - Döbeln : Thallwitz
188 schen und Neustadt er Kreis, den Albertinischeu Antheil an Henneberg, die Herrschaft Tautenburg nebst dem Amte Frauenprießnitz erhalten sollte. Dadurch wurden drei Ne- benlinien des Albertinischen Hauses mit den Resi- denzen Weißenfels, Merseburg und Zeitz begründet, die jedoch binnen 100 Jahren wieder ausstarben (Zeitz 1718, Merseburg 1738 und Weißenfels 1746), worauf ihre Län- der wieder mit dem Hauptlande vereinigt wurden. Dir Streitigkeiten zwischen der Haupt- und diesen Nebenlinien über die gegenseitigen Rechte und Befugnisse hatten kein Ende genommen. Johann Georg I. starb am 8. October 1656 und seine Söhne ergriffen nun Besitz von den ihnen überwiesenen Landestheilen. Johann Georg 11. eröffnet die Reihe der Pracht« und kunstliebenden Fürsten, die nun über 100 Jahre lang auf Sachsens Throne saßen und ihrer Hauptstadt durch die hier errichteten Prachtgebäude und durch die angelegten und vermehrten Sammlungen für Wissenschaft und Kunst den Namen Elbflorenz erwarben. Seine Negierung war eine friedliche, unter welcher sich Ackerbau, Gewerbe und Han- del wieder erholen konnten. Auch die Wissenschaften und Künste kamen wieder empor. Sachsens Stellung in Deutschland sank aber, Brandenburg gegenüber, des- sen großer Kurfürst Friedrich Wilhelm durch ein selbst- ständiges Eingreifen in die großen politischen Angelegenheiten Sachsen den Vorrang abgewann. Johann Georg Ii. legte den Grund zu der nachherigen Friedrichstadt-Dresden, indem er durch eine eigene Bekanntmachung Handwerker ver- anlaßte, auf dem Grund und Boden des Vorwerks Ostra sich niederzulassen, und ihnen mancherlei Befreiungen zuge- stand; auch ist er der Begründer des großen Gartens zu Dresden. Das Schloß zu Dresden ließ er innerlich ganz umgestalten und den Schloßthurm ncuherstellen; das Schloß