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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 67

1906 - Cöthen : Schulze
— 67 — vom Volke General Verdammt genannt. Jedes Haus war mit 5 bis 20 Mann belegt. Das bürgerliche Gewerbe lag brach. Die Preise der Lebensmittel waren unerschwinglich hoch. Viele hatten keinen Bissen Brot im Hause. Tausende von Verwundeten lagen in den Lazaretten. Ansteckende Krankheiten rissen z. B. in Dessau manchen Tag 10 bis 12 Einwohner hinweg. Wiederum opferte Herzog Franz sein ganzes Silberzeug. Mit blutendem Herzen und ratlos sah er das Elend. Mußte er doch folgendes kundgeben: „Die letzten Zeitläufte haben mich um die Mittel gebracht, den Wünschen meines Herzens zu folgen. Meinen Untertanen werde ich Dank wissen, wenn sie mich mit Bitten verschonen und meinem Herzen das schmerzliche Gefühl ersparen, eine Hilfe versagen zu müssen, die, wie ich nur zu gut weiß, wohl nie nötiger war als jetzt." Am 15. August war der Geburtstag Napoleons. Vandamme befahl, daß er schon am 10. August auch in Dessau durch Festgottesdienst begangen werde. Abends mußten alle Häuser illuminiert sein. Das kam die wackeren Bürger schwer an. Doch ein Trost war dabei: Am 10. August war ja der Geburtstag des guten Vaters Franz. Auf ihn bezogen alle Vaterlandsfreunde die erzwungenen Veranstaltungen. 5. Endlich, Milte Oktober 1813, zogen sich die Franzosen auf immer aus Anhalt zurück. Bereits im September war der Kronprinz von Schweden unter Glockengeläute und Jubelrufen in Zerbst eingerückt. Wenige Wochen später besetzte er, verbündet mit Kosaken, nach mancherlei Gefechten das verbarrikadierte Dessau. Neue Hoffnung erfüllte die Herzen, als General Blücher, der „Marschall Vorwärts", von Düben her auf seinem Marsche Anhalt berührte. Jeßnitz hatte die Ehre, ihn eine Nacht lang zu beherbergen. Einige Tage später, am 16. Oktober, verkündete dumpfer Geschützdonner, der von Süden kam, daß die Völkerschlacht bei Leipzig begonnen habe. Der 17- Oltober war ein Sonntag. In allen anhaltischen Gotteshäusern stiegen inbrünstige Gebete für die Rettung des Vaterlandes zum Lenker der Schlachten empor. Der 18. und 19. Oktober verging unter fortdauerndem Kanonendonner in bängster Erwartung. Wie furchtbar für Anhalt, wenn die Franzosen als Sieger zurückkehrten! Endlich am 20. Oktober kamen die ersten dunkeln Gerüchte von Napoleons Flucht. In der Nacht wurden sie zur herrlichen Gewißheit, und beim Morgengrauen des 21. Oktober verkündeten die Glocken von Turm zu Turm: „Der Herr hat Großes an uns getan." Früh um 6 Uhr bereits standen die Einwohner dicht gedrängt, Freudentränen im Auge, auf den Marktplätzen und sangen: „Nun danket alle Gott!" Dann öffneten sich die Kirchen zu feierlichem Dankgottesdienste. Vor sieben Jahren genau an demselben Tage war Napoleon als übermütiger Sieger in Dessau eingezogen. Welch eine Wendung durch Gottes Fügung! 6. Aber noch war der Erbfeind nicht ganz zu Boden geworfen. Jetzt hieß es: Alldeutschland nach Frankreich hinein! Nachdem sich Herzog Franz gänzlich vom Rheinbünde losgesagt hatte, verordnete er im Dezember 1813 die Bildung der anhaltischen Landwehr nach preußischem Vorbilde. Mit dem bereits vorhandenen Linienbataillon, das bisher in Mecklenburg und Hannover gefochten hatte und auch bei Theodor Körners Bestattung zugegen gewesen war, zu einem Regiments vereinigt, rückte das Landwehrbataillon 1814 über den Rhein. Zusammen etwa 1600 Mann stark, nahmen die Anhaltiner 1815 in den Niederlanden an den letzten Kämpfen gegen Napoleon teil, die ihn auf immer vernichten sollten. In einem Tagesbefehle hat Feldmarschall Blücher neben den Truppen anderer deutschen Fürsten auch die anhaltischen Bataillone lobend hervorgehoben: „Art die preußische Armee haben sich auch die anhaltischen Truppen angeschlossen. Sie haben 5*

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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 66

1906 - Cöthen : Schulze
— 66 — Strafgericht war endlich über die hochfahrenden Unterdrücker hereingebrochen und mit ihm das Morgenrot einer neuen, besseren Zeit. Die Befreiungskriege begannen. 2. Mit Jubel begrüßte auch das anhaltische Volk im März 1813 die Kriegserklärunl an Napoleon. Der herrliche Aufruf des Preußenkönigs fand in allen Herzen begeisterten Widerhall: „So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, wenn wir nicht aufhören wollen, Deutsche zu sein." Bereits Ansang April 1813 rückten, freudig empfangen, die verbündeten Preußen und Russen in Anhalt ein. Es war am 2. April, da erscholl in Dessau die Kunde: Die Preußen sind in Roßlau. Scharenweise eilten die Dessauer Bürger nach der abgebrannten Elbbrücke. In der Abenddämmerung sah man in kleinem Kahne einige Soldaten mit einem Offiziere herüberkommen. Unbeschreibliche Freude! Das war ja der junge Leutnant Stockrnarr, ein Dessauer Kind, der jetzt seiner lieben Vaterstadt als erster Freiheitskämpfer seinen Besuch abstatten wollte. Ein kühner Streich! Denn die Stadt war noch nicht ganz von den Franzosen verlassen. Es glückte ihm, acht Gefangene zu machen und einen Offtzierswagen zu erbeuten. 3. Mitte April 1813 stellte Herzog Franz im Namen von Gesamtanhalt ein Bataillon von 600 Mann Fußtruppen den Verbündeten zur Verfügung. Ein Viertel davon waren Freiwillige. Bereits Anfang Mat rückte es nach der unteren Elbe in den Freiheitskampf, begleitet von den wärmsten Segenswünschen der opsermüügen Bevölkerung. Aber freilich in Anhalt selbst sollte auf diese herrlichen, erhebenden Frühlingstage erst noch ein heißer Sommer voller Kriegsschrecken folgen. Anfang Juni 1813 wurde zwischen Napoleon und den Verbündeten ein Waffenstillstand geschlossen. Alles Land links der Elbe blieb in den Händen der Franzosen. Bald rückten die französischen Truvpen auch in Anhalt wieder ein. Ergrimmt über die den Verbündeten geleistete Hilfe, bedrückten sie es nunmehr mit schonungsloser Härte durch starke Einquartierung. Abermals mußte Anhalt für Napoleon ein Hilfsheer stellen: ein Regiment berittener Jäger, 500 Mann nebst Pferden. Seine Aushebung fand in größter Eile binnen Monatsfrist statt. Zum französischen Heere gesellt, wurde es bereits am 30. August 1813 bei Kulm in Nordböhmen zersprengt und vernichtet. 4a. Am 11. Juli 1813 kam Napoleon zum zweiten Male nach Dessau. Vor dem Zerbster Tore hielt er eine Musterung über seine Truppen. Dann ritt er aus rehsalbenem Pferde zum Schlosse. Seine eisigkalten, krankhaft düsteren Züge ließen nichts Gutes ahnen. Die Begegnung mit Herzog Franz entbehrte der früheren Freundlichkeit. Mit den heftigsten Ausdrücken warf ihm der erbitterte Korse vor, daß Anhalt die Verbündeten unterstütze. Er zwang den schutzlosen Fürsten, einen Befehl zu erlassen, in welchem die auf deutscher Seite kämpfenden Anhaltiner sofort zurückgerufen wurden. b. Wenn auch diese erpreßte, nicht vom Vater Franz, sondern vom Erbprinzen unterzeichnete Verordnung gar keine Wirkung hatte, so war doch ihr Erlaß ohne Zweifel die bitterste Erfahrung im Leben des Vaters Franz. „Es gab Augenblicke," sagte er später, „wo ich beinahe meine Fassung verlor. Ich mußte geschehen lassen und sogar gut heißen, was mir das Herz zerriß." Bis in den Oktober 1813 hinein dauerte mit wenig Unterbrechung die französische Bedrückung, besonders durch General Vandamme,

2. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 64

1906 - Cöthen : Schulze
- 64 — hatten sie angesteckt, um die Franzosen in ihrem Siegeszuge aufzuhalten. 22 Jahre zuvor hatte sie Fürst Franz erst neu erbaut. Am 19. Oktober ritten die ersten Franzosen in die anhaltische Hauptstadt ein. Dumpfe Schwüle lastete auf der Bevölkerung. Mit banger Erwartung schaute man dem Eintreffen des gefürchteten Franzosenkaisers und damit schweren Bedrückungen entgegen. Von nun ab begann der Durchzug der „großen Armee" (über 100000 Mann) nach Osten zu. 180t) 2. Am 21. Oktober 1806 nachmittags 3 Uhr traf Napoleon in Dessau ein. Fürst Franz empfing ihn an der Schloßtreppe. Ein denkwürdiger Augenblick! Hier der korsische Welteroberer, klein und bleich mit stolzer, abstoßender Miene — dort der schlichte, milde Landesvater, ein hochgewachsener, schöner Mann in ungebeugter, würdevoller Haltung, geschmückt mit dem höchsten preußischen Orden vom Schwarzen Adler. Kurz und kalt die Fragen des übermütigen Siegers — mutig und besonnen die Antwort des edlen Fürsten. „Sie sind der Fürst dieses Landes?" — „Ja, Sire, seit 48 Jahren." — „Haben Sie ein Kontingent zur preußischen Armee gestellt?" — „Nein." — „Und warum nicht?" — „Weil keins von mir verlangt worden ist." — „Wenn man es aber verlangt hätte?" — „Dann würde ich es gestellt haben. Eure Majestät kennen ja das Recht des Stärkeren." Die letzteren Worte waren eine feine freimütige Anspielung auf die Rücksichtslosigkeit, mit der Napoleon Unterworfene behandelte. Dies offene, wahrhaft hoheitsvolle Wesen machte Eindruck auf den sonst so übermütigen Sieger. Er lud den Fürsten höflich ein, ihn nach der zerstörten Elbbrücke zu begleiten, verlangte, daß sie sofort wiederhergestellt würde, sicherte aber dem Lande Anhalt volle Neutralität zu. Als er am andern Morgen Dessau verließ, nahm er freundlichen Abschied und fragte sogar, ob er mit irgend etwas nützlich fein könne. Da antwortete der gute Fürst: „Ich für meine Person bedarf nichts. Aber um Schonung meiner armen Untertanen bitte ich, denn sie sind alle meine Kinder." Dieser von Herzen kommenden Fürbitte verschloß sich selbst ein Napoleon nicht. Alle bereits gestellten Forderungen wurden zurückgenommen und jede Gewalttat verboten. Die Schlösser, z. B. zu Dessau und Wörlitz, erhielten kaiserliche Schutzwachen. 3. Napoleon lud den Fürsten sogar ein, ihn in Paris zu besuchen. Dieser erklärte sich dazu bereit, wenn ihn der Kaiser als einen Privatmann empfangen wollte. Denn als deutscher Fürst zu kommen, verbiete ihm bei der unglücklichen Lage Deutschlands sein Gefühl. Fürwahr, nur ein so würdiger Herr wie Vater Franz durfte sich gegen den überaus empfindlichen Sieger eine solche freimütige Sprache erlauben. Als der Fürst 1807, um sich die mannigfach beherzigenswerten Einrichtungen des neuen Frankreich anzusehen, in Paris weilte, bereitete ihm Napoleon einen ausgezeichneten Empfang. War er doch eine der wenigen deutschen Fürstengestalten, die der Gewaltherrscher wahrhaft achtete. — Welcher Gegensatz zu dem verblendeten August Christian Friedrich von Anhalt-Eöthen! Für den war Napoleon gleichsam der Abgott. Er ahmte Einrichtungen des kaiserlichen Frankreich im Eöthenschen sklavisch nach, führte das napoleonische Rechtsbuch ein, teilte das Land in „Departements" mit „Maires" und „Präfekten" usw. Als der Fürst bei der Anwesenheit des Kaisers in Dessau „Napoleon dem Großen, dem heilbringenden Gesetzgeber der Welt" in

3. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 132

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
132 Viii. Von der Franzsischen Revolution bis zum Wiener Kongre. geschwcht. Seine Siege erwiesen sich als Pyrrhossiege. Um seinem erschpften Heere Erholung zu gewhren, bot er den Verbndeten einen Waffenstillstand an. Die Verbndeten, die sich der Erkenntnis nicht verschlieen konnten, da sie zur Niederwerfung des gemeinsamen Gegners noch anderer Bundesgenossen bedurften, lieen sich in Ver-Handlungen ein. So kam am 4. Juni ein Waffenstillstand zustande, dessen Dauer zunchst auf sieben Wochen festgesetzt wurde. Vergebliche 4. Whrend desselben waren die Diplomaten unausgesetzt bemht, ^anbing"' die Zahl der Feinde Napoleons zu vermehren. England versprach Hilfsgelder; Schweden ward durch die Aussicht auf Erwerbung von Norwegen gewonnen. sterreich aber zgerte mit dem An-schlu an die Verbndeten; Kaiser Franz machte sogar den Versuch, eine Beendigung der Feindseligkeiten herbeizufhren, indem er feinen Minister Metternich, einen Bewunderer Napoleons, nach Dresden schickte, um dem Imperator Vermittlungsvorschlge zu unterbreiten. Die Unterredung zwischen Napoleon und Metternich (26.Juni) nahm einen strmischen Verlauf. In seinen Hoffnungen getuscht, die er auf seine Ehe mit der sterreichischen Kaisertochter setzte, offen-barte Napoleon in heftigen Vorwrfen seinen lang zurckgehaltenen Groll der sterreichs Politik, so da von nun an Metternich an der Mglichkeit einer Verstndigung zweifelte. Das Ergebnis der Unter-reduug war eine Verlngerung des Waffenstillstandes bis zum 10. August und die Anberaumung eines Friedenskongresses nach Prag, den Frankreich, sterreich, Rußland und Preußen beschicken sollten. Wie vorauszusehen war, scheiterten auch hier die Verhandlungen ott Napoleons Starrsinn, der auf keine der von sterreich gestellten Forderungen (z. B. Auflsung des Rheinbundes, Wiederherstellung Preuens mit einer verteidigungsfhigen Elbgrenze, Abtretung der Jllyrischen Provinzen an sterreich, Aufhebung des Herzogtumswarschau) einging. Die mitternchtige Stunde des 10. August verrann. Ein vom Hradschin aus von Wilhelm v. Humboldt (preuischer Vertreter) gegebenes Feuersignal, das sich von Berg zu Berg bis nach Schlesien hinein fortpflanzte, verkndigte dem in fieberhafter Spannung harrenden Volke, da die Feindseligkeiten von neuem ausgebrochen seien. Am 11. August sandte sterreich seine Kriegs-erklrung an Napoleon. 123. Der Krieg bis zur Schlacht bei Leipzig. Gliederung und l. Sofort trafen die Verbndeten entschiedene Maregeln zur ^uj?bsener Bekmpfung des gemeinsamen Feindes. Sie stellten drei Armeen auf: 5eere' l) die Blmijche oj)er die Sdarmee, 235000 Mann. Sie bestand aus sterreichern, Preußen und Russen und wurde von dem vorsichtigen, aber wenig genialen sterreichischen Feldmarschall Schwarzenberg,

4. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 187

1875 - Berlin : Vahlen
— 187 — dorf ihm entgegenkam, welches sich, noch rückwärts stehend, von den verfahrenen Seitenwegen auf die große Hauptstraße geworfen hatte und Nun in dem Glauben war, es müsse sich durch die Feinde hindurch den Durchgang nach Böhmen bahnen. So war der Zusammenstoß beider Armeen ein furchtbarer. Aber bald unterlag Van-damme, der bereits von russischer Reiterei verfolgt war; er selbst ^ ward gefangen, sein Corps zusammengehauen oder zersprengt, und 30. August der Sieg bei Rollen dorf schloß sich den Erfolgen von Großbeeren und an der Katzbach würdig an. § 236. Dennewitz 6. Sept. Eine Zeitlang trat Ruhe ein. Napoleon dachte darauf, die Niederlagen feinergenerale gut zumachen. Die Hauptarmee der Alliirten sammelte in Böhmen ihre Kräfte. Der erste Angriff, den Napoleon wieder wagte, war ein erneuter Versuch gegen Berlin und gegen die Nordarmee unter Bernadotte. Hier waren die preußischen Generale Bülow und Taueuzien außer sich über die verschleppende Kriegsführung ihres Obergenerals, der den Sieg von Großbeeren in keiner Weise zu weiterem Vorgehen benutzt hatte. Man war kaum mehr als eine Tagereise vorgegangen; da traf, 14 Tage nach dem Siege bei Großbeeren, ein neues, stärkeres Heer von Franzosen und Sachsen, diesmal unter Ney, die Preußen in getrennter Stellung bei Jüt erb og k. Als hier Taueuzien 6. Sept. in Bedrängniß gerieth, eilte ihm, wieder ohne Bernadotte's Befehl, Bülow rettend znhilfe, nahm in Dennewitz, einem südwestwärts von der Stadt gelegenen Dorfe, den Angriff gegen die feindliche Stärke auf sich, und schlug nach wiederholten Sturmangriffen den überlegenen Gegner. Ney bekannte Napoleon offen, daß er völlig besiegt sei. § 237. Wartenburg 3. Okt. Indessen zog'sich die schlesische Armee näher an die Nordarmee heran, und beide schienen sich im Rücken Napoleons, an der Elster, vereinigen zu wollen. Gleichzeitig ging die böhmische Armee zum zweiten Male über die Gebirge nach Sachsen vor und nahm diesmal Leipzig zum Ziele ihrer Heersäulen. Zuletzt überschritt die schlesische Armee Angesichts des dort verschanzten Feindes bei Wartenburg selbst die Elbe an der Mündung der Schwarzen Elster in den Hauptfluß. Dieser Uebergang war die Ruhmesthat desdork'schen Corps und seines besonnenen, kühnen Führers. Etwas weiter westwärts überschritt ohne Gefahr Bernadotte die Elbe bei Ackert. Die Marschroute beider Heere kreuzte sich dann, so daß Blücher rechts (westwärts) bei Halle, Bernadotte links (östlicher) bei Dessau stand. Napoleon hatte umsonst versucht, bald Schwarzenberg,

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 161

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 121. Die ersten Kämpfe und der Waffenstillstand. 161 eine Wunde empfangen, an deren Folgen er bald nachher verschied. Am 20. Mai gerieten die feindlichen Heere wieder an einander und zwar bei Bautzen an der oberen Spree. So heldenmütig die Verbündeten auch kämpften, abermals wurden sie besiegt und zum Rückzug nach Schlesien gezwungen. 3. Eine gedrückte Stimmung bemächtigte sich der Patrioten. ^Wut^emes Man hatte gehofft, in raschem Siegeslauf an den Rhein zu gelangen und sah sich jetzt an die Oder zurückgedrängt. Wenn aber auch bis- io. August), her nur Mißerfolge zu verzeichnen waren, fo stellten sich doch die Folgen der Katastrophe von Jena: Verwirrung, Verzweiflung nicht ein. Man hatte ehrenvolle Niederlagen erlitten; es waren weder Gefangene noch Trophäen in die Hände der Sieger gekommen; die Kampfeslust des Heeres und die Opferfreudigkeit des Volkes dauerten in uugefchwächtem. Grade fort und alles das berechtigte zu der Hoffnung, daß der Krieg doch mit der Befreiung des geknechteten Vaterlandes endigen werde. Man irrte sich nicht. Auch Napoleons Macht war geschwächt. Seine Siege erwiesen sich als Pyrrhossiege. Um seinem erschöpften Heere Erholung zu gewähren, bot er den Verbündeten einen Waffenstillstand an. Die Verbündeten, die sich der Erkenntnis nicht verschließen konnten, daß sie zur Niederwerfung des gemeinsamen Gegners noch anderer Bundesgenossen bedurften, und denen sich die Aussicht auf den Beitritt Österreichs eröffnete, ließen sich in Verhandlungen ein. So kam am 4. Juni ein Waffenstillstand zu stände, dessen Dauer zunächst auf sieben Wochen festgesetzt wurde. 4. Während desselben waren die Diplomaten unausgesetzt be- Vergmicbe müht, die Zahl der Feinde Napoleons zu vermehren. England ver- J$anbtungnen.1 sprach Snbsidien; Schweden ward durch die Aussicht auf Erwerbung von Norwegen gewonnen. Österreich aber zögerte mit dem Anschluß an die Verbündeten; Kaiser Franz machte sogar den Versuch, eine Beendigung der Feindseligkeiten herbeizuführen, indem er seinen Minister Metternich, einen Bewunderer Napoleons, nach Dresden schickte, um dem Imperator Vermittlungsvorschläge zu unterbreiten. Die Konferenz zwischen Napoleon und Metternich (26. Juni» nahm einen stürmischen Verlauf. In seinen Hoffnungen getäuscht, die er auf seine Ehe mit der österreichischen Kaisertochter setzte, offenbarte Napoleon in heftigen Vorwürfen feinen lang zurückgehaltenen Groll über Österreichs Politik, so daß von nun an Metternich an der Möglichkeit einer Verständigung zweifelte. Das Ergebnis der Unterredung war eine Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 10. August und die Anberaumung eines Friedenskongresses nach Prag, den Frankreich, Österreich, Rußland und Preußen beschicken sollten. Wie vorauszusehen war, scheiterten auch hier die Verhandlungen an Napo- Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 11

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 594

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
594 Die Zeit der staatlichen Umwälzungen. gebende Körper gab seine Zustimmung ab. Darauf wurde- eine neue Verfassung unter der Leitung Napoleons entworfen, im Staatsrat durchgesprochen und endlich dem Senat zur Bestätigung übergeben. Mit allen gegen vier Stimmen nahm dieser in feierlicher Sitzung am 18. Mai 1804 die Vorlagen an und überbrachte die jüngste Verfassung Frankreichs dem Ersten Konsul in St. Cloud. Die Republik hatte einen Kaiser. Sämtliche deutsche Fürsten, den Kaiser Franz nicht ausgenommen, beeilten sich, ihre Huldigungen an dem Throne des Kaisers der Franzosen niederzulegen, in welchem sie jetzt einen Ebenbürtigen erkannten. Die Ehre und die Rechte Deutschlands zu wahren, kam dem Kaiser Franz nicht in den Sinn, vielmehr hatte er bereits den Entschluß gefaßt, aus der Krone des heiligen römischen Reichs herauszuschlüpfen und sich dafür eine funkelnagelneue, die österreichische Kaiserkrone aufzusetzen; der deutsche Kaiser Franz Ii. nannte sich seit dem 10. August 1804 Franz I., Kaiser von Österreich. Um seiner selbstgefügten Hoheit in den Augen der Welt Glanz und Herrlichkeit zu verleihen, richtete Napoleon die inständigsten Bitten an den heiligen Vater Pius Vii., sein Haupt mit geweihtem Öle zu salben und seiner Krone den Segen der katholischen Kirche zu erteilen. Nur widerstrebend und nach langen Verhandlungen über die Eidesformel entschloß sich der Papst zu der beschwerlichen Winterfahrt, um denjenigen zu salben, der noch vor kurzem eines blutigen Frevels beschuldigt worden war. Vor der Krönung wurde der Ehebund Napoleons auf Betreiben Josephinens von dem Oheim Napoleons, dem Kardinal Fesch, insgeheim eingesegnet, was bisher nicht geschehen war. Am 15. Dezember 1804 setzte Napoleon sich und seiner Gemahlin eigenhändig die Krone auf, nachdem der heilige Vater ihn am 2. Dezember gesalbt hatte. t Um dem Throne, welcher soeben wieder errichtet worden war, den Glanz der alten Monarchien zu geben und die Männer der Revolution mit denen der früheren Regierung zu vereinigen, schuf Napoleon einen neuen Adel. Seine Brüder und Schwestern wurden in den Rang der kaiserlichen Prinzen und Prinzessinnen erhoben. Achtzehn Generäle wurden Marschälle von Frankreich und erhielten mit den Würden ein große Schenkung an Geld und an Landbesitz. Den kaiserlichen Thron umgabeu sechs Großwürdenträger, daran schlossen sich sechzehn Großoffiziere des Kaiserreichs. Merkstoffe. 1776—1783. Der nordamerikanische Freiheitskrieg. 1789. Ausbruch der französischen Revolution. 1792. Frankreich wird Republik. Nationalkonvent. 1793. Hinrichtung Ludwigs Xvi. Erste Koalition gegen Frankreich. 1793—1794. Schreckensherrschaft unter Robespierre. 1795. Das Direktorium. Friede zu Basel. 1797. Friede zu Eampo Formio. 1798. Feldzug nach Ägypten. 1799. Napoleon Erster Konsul. 1801. Der Friede zu Luneville beendigt den Krieg der 2. Koalition gegen Frankreich, dasselbe erwirbt das linke Rheinufer. 1804. Napoleon wird Kaiser der Franzosen.

7. Die deutsche Geschichte - S. 146

1855 - Essen : Bädeker
146 Franzosen besetzten preußischen Festungen nahm viele Tausende in An- spruch, und der Verbündeten Aufforderung an die deutschen Fürsten, dem Rheinbund zu entsagen und sich an die Sache der Freiheit anzuschließen, hatten nur der Herzog von Mecklenburg-Schwerin und der Herzog von Anhalt-Dessau entsprochen. Nach manchen siegreichen Gefechten standen am 2. Mai 80,000 Preußen und Russen unter dem Oberbe- fehl des Grafen Wittgenstein bei Großgörschen (Lützen), 120,000 Franzosen, Rheinbündlern, Polen und Italienern unter Napoleons Kom- mando gegenüber. Das war die erste Freiheitsschlacht, und Napoleon er- kannte, daß er es mit andern Leuten zu thun hatte, als bei Jena und Austerlitz. Die Preußen fochten auf ihr Verlangen in erster Linie, unter ihnen ihr jugendlicher Kronprinz. Von Mittag bis an den späten Abend wogte die Schlacht hin und her, und der Sieg blieb unent- schieden. Auf unsrer Seite lagen 10,000, von feindlicher 15,000 auf dem Schlachtfelde todt oder verwundet; wir hatten keine Kanone, keine Fahne verloren, aber unter den schwer Verwundeten war unser Scharnhorst. Er ließ sich nach Prag bringen, um noch sterbend für des Vaterlandes Heil zu arbeiten. „In dem wilden Kriegestanze Brach die schönste Heldcnlanzc, Preußen, euer General. Lustig auf dem Feld bei Lützen Sah man Freihettswaffcn blitzen, Doch ihn traf des Todes Strahl." „Ewig wird im Volk er leben, fester als in Stein und Erz." Die Verbündeten zogen sich in vollkommener Ordnung zurück, vom Feinde ungestört, bis nach Bautzen. Da geschah am 21. Mai mit Tagesanbruch die zweite Freiheitsschlacht, unser 95,000 gegen 148,000 Napoleons. Abermals schrieb sich Napoleon den Sieg zu, aber einen Sieg, der ihm 30,000 Mann kostete, das heißt doppelt so viel als den Gegnern, und keine Gefangene, keine einzige erbeutete Kanone ein- brachte. Landwehr und Linie, Russen und Preußen wetteiferten in todverachtendem Heldenmuth, und die verwegensten Thaten geboten dem Feinde Achtung und ängstliche Vorsicht bei der Verfolgtlng. Der Rück- zug ging seltsamer Weise nicht auf Berlin, auch nicht auf Breslau, sondern auf Schweidnitz zu, wo man ein verschanztes Lager bezog, und wegen eines Waffenstillstandes Unterhandlungen anknüpfte. Ein Waffenstillstand war beiden Theilen willkommen, um frische Streitkräfte an sich zuziehen. Und neben dem Kriegsschauplätze stand Oesterreich in voller Rüstung, und wie die Verbündeten hofften, es werde auf die Seite der Freiheit treten, so Napoleon, Kaiser Franz werde seiner Blutsverwandtschaft mit ihm eingedenk sein. Arn 7. Juni wurde der Waffenstillstand auf 7 Wochen abgeschlossen, und später bis zum 10. August verlängert. Die Kunde davon machte auf Preußens Heer und Volk einen schmerzlichen Eindruck; man wollte Kampf und nicht Ruhe; man fürchtete, Napoleons List möchte einen Frieden ohne Ehre und Freiheit erwirken, oder gar die Bundesgenossen zertrennen und der

8. Theil 4 - S. 248

1813 - Leipzig : Hinrichs
248 , Achte Periode. Hauses und viele Adeliche der Monarchie traten in die ersten Stellen d-eftr Bewaffnung. Schon im Iu!y 1808 hatten diese Anstalten in Oestreich Napoleons Aufmerksamkeit erregt, der damals die neue O--ga- nisation Spaniens von Bayonne aus leitete. Der Minister Ehampagny trat darüber mit dem östreichischen Gesandten Metternich in politische Verhandlungen, die aber zu keinem Ziele führten, obgleich der französische Kaiser dem Gesandten erklärt hatte, daß die Erhaltung von Oestreichs gegen- wärtiger Macht Frankreichs Interesse gemäß wäre *). Vom 27 Sept. bis zum 14 Ocrober '808 waren die Kai- ser von Frankreich und Rußland, die vier Könige und die wichtigsten Fürsten des Rheinbundes zu Erfurt versam- melte Die Mitglieder des Rheinbundes hatten ihre Heere in Lager zusammen gezogen. Von Seiten Oestreichs erschien der Graf von Vincent mit einem Schreiben seines Kaisers an Napoleon **), in welchem die friedlichsten Gesinnungen aus- gedrückt waren. In Angemessenheit zu dieser östreichischen Erklärung autorisirte der Kaffer die rheinischen Fürsten ***), ihre Truppen in die Friedensquartiere einrücken zu lassen. Aus der Antwort Napoleons an den Kaiser Franz verdienen folgende offene und ohne Rückhalt mitgetheilte Aeußerungen ausge- hoben zu werden: »In meiner Gewalt stand es, die Monar- chie E. Maj. zu zerstückeln, oder sie doch weniger mächtig bestehen zu lassen. Ich habe es nicht gewollt. Was sie ist, ist sie durch mich und durch mein Wohlgefallen. Dies ist der augenscheinlichste Beweis, daß wir völlig mit einander abgerechnet haben, und daß lch nichts von Ihnen will. Ich bin stets bereit, die Integrität Ihrer Monarchie zu garanticen. Ich werde nie etwas gegen das vorzügliche Interesse Ihrer Staaten unternehmen; aber E. Maj. müssen nicht wieder zum Gegenstände neuer Discussioneu dasjenige machen wollen, was 15 Kriegsjahre bestimmt ent- schieden haben.« Poln. Journal, Mai 1809, S. 465 ff. *’) Allgem. Zerrung, 1809, No. 149 f- *") ehd. No. 150. Voß Zeiten, August 1309, S. 170ff.

9. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 65

1906 - Cöthen : Schulze
— 65 — schmeichlerischer Unterwürfigkeit seine Aufwartung machen wollte, wurde er kurzweg abgewiesen. Auch sonst schenkte der Kaiser seinem untertänigen Verehrer nicht die geringste Beachtung. 4a. Im Frühjahre 1807 wurde Preußen von Napoleon völlig besiegt. Es mußte im Frieden von Tilsit alle seine Besitzungen links der Elbe den Franzosen ausliefern. Alles deutsche Land westlich dieses Stromes war nunmehr der Übermacht Napoleons schutzlos preisgegeben. Wenn ein dortiger deutscher Fürst den Willen des Allgewaltigen nicht hätte erfüllen wollen — ein Federstrich, und sein Gebiet war Frankreich einverleibt. So mußten die anhaltischen Landesteile notgedrungen 1807 dem Rheinbünde beitreten. Mit schwerem Herzen führte Fürst Franz als Senior des Hauses Anhalt die Verhandlungen. Nur um diesen Preis retteten die anhaltischen Fürsten für sich ihren Thron und für die Untertanen den Schutz angestammter Landesväter. Und der Preis war noch dazu mit einer Blutsteuer verbunden. Gesamtanhalt mußte für Napoleons Heer ein Bataillon von 800 Mann Fußtruppen stellen. b. Dieses „Bataillon Anhalt" rückte 1807 zunächst nach Schlesien, kämpfte 1809 in Süddeutschland gegen Österreich und wurde 1810 nach Spanien geschickt, wo es durch Krankheiten und Gefechte furchtbare Verluste erlitt und schließlich gefangen genommen wurde. Nur 93 Mann kamen 1811 nach Anhalt zurück. Sogleich nach der Rückkunft wurde das Bataillon wieder aus 863 Köpfe gebracht und 1812 zur Besatzung von Danzig verwendet. Am Ende dieses Jahres rückte es nach Russisch-Polen, um den Rückzug zu decken, den die nach Moskau vorgedrungene „große Armee" Napoleons bereits angetreten hatte. Hier erlebte es alle Schrecken dieser entsetzlichen Flucht und erlitt schwere Verluste durch die verfolgenden Kosaken. Noch etwas über 200 Mann stark, half es unter den größten Entbehrungen vom Januar bis Ende November 1813 die Festung Danzig verteidigen. Bei der Übergabe erhielt es freien Abzug. Nur 143 Mann sahen im Januar 1814 die Heimat wieder. 5. Ein Lichtblick in dieser traurigen Zeit war die Jubelfeier der fünfzigjährigen Regierung des Vater Franz am 20. Oktober 1808. Dieses seltene Fest wurde von hoch und niedrig in innigster Dankbarkeit und Liebe begangen. Trotz der schweren Zeiten sammelte man Beiträge zu einem Denkmale für den hochverehrten Fürsten. Doch das lehnte er ab mit den Worten: „Die Unterstützung der Hilfsbedürftigen wird mir ein lieberes Geschenk sein. Die Barmherzigkeit Gottes und die Liebe meiner Treuen sind mir mehr wert als die größten Ehrendenkmäler. Nichts in der Welt konnte mich mehr freuen als die allgemeine Teilnahme, die mir meine lieben Landeskinder bei meinem Jubelfeste so aufrichtig bewiesen haben." Viii. Die neuste Ieit. § 34. Anhalt in den Befreiungskriegen. 1. Im Januar 1813 kamen die Flüchtlinge von Napoleons großer Armee", welche auf den Eisfeldern Rußlands zertrümmert worden war durch Anhalt, hohläugige, zerlumpte Jammergestalten: „Ritter ohne Schwerts Reiter ohne Pferd, Flüchtlinge ohne Schuh, nirgends Rast und Ruh- So hat sie Gott geschlagen mit Mann und Roß und Wagen." Das furchtbare Lorenz-Günther, Anhalts Geschichte. r

10. Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten - S. 410

1887 - Stuttgart : Krabbe
L M>24 / p - e 410 rohesten Generale Napoleons, Nandamme und Davoust. dazu bestimmt wurden, die nordwestdeutschen Gebiete fr ihre Erhebung zu zchtigen, gelang es Napoleon ein neues, allerdings zum guten Teil aus Rekuten bestehendes Heer zu schaffen und Ende April mit berlegener Macht im stlichen Thringen zu erscheinen. Sein P- Siea bei Grogrschen nahe bei Ltzen) am 2. Mai (Scharn-z Horst verwundet, f 28. Juni) entschied den Verlust/Sachsens, das 'Nun wieder entschieden auf Napoleons Seite trat. stlich der Elbe 'erfocht Napoleon am 20. 21^iukl bei Bautzen abermals mit berlegener Streitmacht (170000 gegen 80000) einen Sieg, der ^freilich keine Trophen brachte.^ Die Verbndeten zogen nach Schlesien zurck, aber guten Muts: sie hatten sich dem Feind durchaus ebenbrtig gezeigt. In diesem Augenblick schlo Napoleon unklugerweise den Woi-n-feulilxiiid vou.voiscbwitz. 4. Juni. Er glaubte ihn fr sein Heer ntig zu haben- mid hoffte aus den Erfolg seiner Verhandlungen mit Rußland. Aber Ostreich trat nun als Vermittler auf und verpflichtete sich (Reichenbacher Vertrag, 27. Juni), wenn seine Bedingungen abgelehnt wrden, mit in den Krieg einzutreten. Der kalte Franz Ii. und sein begeisterungsloser Minister Metternich wollten weder die Erhebung Preuens, noch die Vernichtung Napoleons, noch wnschten sie einen Krieg. Aber der hochmtige Starrsinn Napoleons lie die letzte Gelegenheit verstreichen, seine Macht zu behalten. Als die letzte Stunde des 10. August vorbei war, lste sich der Prager Friedenskongre auf und trat der Koalition bei. Auch (Achmeden schlo ein Bndnis mit Preußen. c. Die Siege. Noch war das bergewicht der Verbndeten nicht bedeutend. Sie zhlten der 480000 Mann gegen die 440000 Napoleons; dazu kam freilich ihre berlegenheit im Geschtz und in der Reiterei; auch die Beschaffenheit seiner mit Mhe zusammengerafften Truppen kam der des verbndeten Heeres nicht gleich. Dafr hatte er den Besitz der Festungen, eine gnstige zentrale Lage und die einheitliche Kriegsfhrung, während bei den Verbndeten der Generalissimus Fürst Schwar zeuberg ein tapferer General und gewandter Diplomat, aber kein dem franzsischen Kaiser gewachsener Feldherr war und die hervorragenden preuischen Feld Herrn nicht den gebhrenden Einflu hatten. Es wurden drei Heere gebildet: 1) die bhmische oder Hauptarmee unter Schwarzenbergs etwa ^35 000 Mann mit 700 Geschtzen an der Nordgrenze von Bhmen, Dstreicher, Russen (Wittgenstein) und Preußen (gleist); 2) die schlesische Arui<, 95 000 Mann, Russen (Langeron und Sacken^ un^relchen liork) mit 356 Geschtzen unter P^lch er und seinem ausgezeichneten Generalstabschef (&ujlfjiiajli; endlich 3) die Wnr hrmet der 150000 Mann, der die Hlfte Preußen unter Blow und Tauenzieit, dann Russen und etwa

11. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 246

1906 - Leipzig : Dürr
246 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons waren, aus dem heldenhaften und begeisterten Freiheitskampfe der Völker einen Kabinettskrieg gewhnlichsten Schlages, gleich den Koalitionskriegen traurigen Angedenkens, zu machen. Die alte Habsburgische Politik, sich dem krftig vorwrts und aufwrts strebenden Preußen wie mit Bleige-gewichten anzuhngen, jeden vollstndigen Erfolg entweder zu verhindern oder doch abzuschwchen, diese Politik, die seit den Zeiten des Groen Kurfrsten das Abc aller sterreichischen Staatsweisheit gewesen war, sie kam auch in diesem Kriege wieder zum deutlichsten Ausdrucke. Man irrt, wenn man annimmt, die schwiegervterlichen Gefhle des Kaifers Franz htten die vllige Vernichtung Napoleons zu verhindern gesucht. Der gute" Kaiser Franz hatte solche Gefhle fr seinen Schwiegersohn nicht brig, fr keinen weniger als fr ihn, dem er die Demtigung nach der Schlacht von Austerlitz nie verziehen hat. Nein, es war die Eifersucht auf die beispiellose Kraftentfaltung Preuens, es war die Furcht vor der an-steckenden Wirknng des neuen preuischen Geistes, des preuischen Jako-binertnms", durch die das Gesamtverhalten sterreichs während dieser ganzen Zeit geleitet wurde. Lieber noch dem Feinde etwas gegnnt als dem gefhrlichen Nebenbuhler, dessen Stein-Blcherscher Geist dem Metter-nichfchen fo vllig entgegengesetzt war. Daher die unverantwortliche Saum-seligkeit nach dem 19. Oktober, die allein den Feldzug von 1814 notwendig machte. Daher die dreiste Zumutung, Blcher, die Seele des ganzen Krieges, sollte mit seiner Armee nach der Schlacht bei Leipzig nicht die Grenze berschreiten, sondern zur Belagerung von Mainz zurckbleiben. Daher die ganze trostlose und zgernde Kriegfhrung im Feldzuge von 1814, deren verhngnisvolle Folgen nur durch die khne Tatkraft des Blcher-scheu Hauptquartiers aufgehoben wurden. Daher endlich das Bestreben, auf dem Wiener Kongresse Preußen um den Lohn seiner ungeheuren An-strengungen, um die Frchte seiner Siege zu bringen, wobei man sich nicht scheute, mit dem berwundenen Gegner gemeinsame Sache gegen den Bundesgenossen zu machen. Von diesen Jmmerlichkeiten, die das gewaltige Bild des Besreinngs-kampses arg entstellen, hebt sich um so leuchtender die preuische Politik und Kriegfhrung ab. Jene war uerst einfach. Ihr Grundsatz war das Blchersche Wort: Napoleon mu herunter!" Wenn auch der friedliebende und bergengsame König sich vorbergehend durch die unlautere Politik sterreichs beeinflussen lie und sich nach der Schlacht bei Leipzig mit der Vertreibung der Franzosen vorn vaterlndischen Boden begngen wollte, die eigentlichen treibenden Krfte der preuischen Politik, Stein und das Blchersche Hauptquartier, setzten glcklicherweise ihre Ansicht durch, nachdem sie den Zaren und durch ihn den König davon berzeugt hatten, da nur durch Napoleons Sturz die bei Leipzig erkmpfte Freiheit be-

12. Bd. 4 - S. 282

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
282 Achter Zeitraum. und die wichtigsten Fürsten des Rheinbundes zu Erfurt versammelt. Die Mitglieder des Rheinbundes hatten ihre Heere in Lager zusammen gezogen. Von Seiten Oestreichs erschien der Graf von Vincent mit einem Schreiben sei- nes Kaisers an Napoleon *), in welchem die friedlichsten Gesinnungen ausgedrückt waren. In Angemessenheit zu die- ser östreichischen Erklärung beauftragte der Kaiser die rheini- schen Fürsten 2), ihre Truppen in die Friedensquartiere ein- rücken zu lassen. In der Antwort Napoleons an den Kai- ser Franz waren folgende stolze Aeußerungen: „In meiner Gewalt stand cs, die Monarchie E. Maj. zu zerstückeln, oder sie doch weniger mächtig bestehen zu lassen. Ich habe, es nicht gewollt. Was sie ist, ist sie durch mich und durch mein Wohlgefallen. Dies ist der augenschein- lichste Beweis, daß wir völlig mit einander abgerechnet haben, und daß ich nichts von Ihnen will. Ich bin stets bereit, die Integrität Ihrer Monarchie zu garantiren. Ich werde nie etwas gegen das vorzügliche Interesse Ihrer Staaten unternehmen; aber E. Maj. müssen nicht wieder zum Gegenstände neuer Discusstynen dasjenige machen wol- len , was 15 K r i e g sj a h r e b e st i m m t e n tsch i e den h a b e n.u Obgleich die einzelnen Gegenstände der politischen Un- terhandlungen zu Erfurt nicht öffentlich bekannt wurden; so mußte doch Europa aus der Zusammenkunft der beiden Kai- ser daselbst auf die Erneuerung ihrer genauen freundschaftli- chen Verbindung schließen. Von beiden geschahen neue F ri e d e n s a n t r a g e an England auf die Grundlinie des gegenwärtigen Besitzstandes (des uti possidetis), deren Be- antwortung der russische Minister Romanzow in Paris ab- warten sollte. Als aber England in seiner Antwort vom 22 Oct. die Zuziehung seiner Bundesgenossen, und namentlich des Königs von Schweden und des spanischen G o u v e r- nements zu den Friedensunterhandlungcn verlangte, und 1 2 1) Allgem. Zeitung, 1509, No. 149 f. 2) Ebend. No. 150. Voß Zeiten, August i8°9/ S. 170 si

13. Auszug aus Annegarns Weltgeschichte für Schulen - S. 253

1901 - Münster i. W. : Theissing
Der Befreiungskrieg. 25a Zeichnung im Kriege stiftete der König den Orden des eisernen Kreuzes. Gewaltig erklangen die Lieder Arndts, eines Schenkendorf, eines Körner, ja diese Dichter wurden zum Teil selbst Krieger und-starben, wie der jugendliche Held in „Lützows wilder, verwegener Jagd", für die Freiheit, die sie besungen. Napoleon eilte ebenfalls, ein neues Heer zu sammeln und’ stand alsbald mit überlegener Macht in Deutschland. Am 2. Mai war die Schlacht bei Großgörscheu oder Lützen, in der die verbündeten Russen und Preußen zwar das Schlachtfeld räumten, aber mit einer Entschlossenheit fochten, die den Siegeslorbeer ver-dient hätte. Auch bei Bautzen siegte Napoleon am 21. Mai,, nannte aber selbst dieses Gefecht eine „Schlächterei ohne Resultate, ohne Gefangene." Der siebenzigjährige General Blücher, der Marschall Vorwärts, leitete den Rückzug, der in guter Ordnung, verlief. Nach einem erfolglosen Friedenskongreß zu Prag erklärte auch Österreich den Franzosen den Krieg, während die Engländer 11 Millionen Pfund Hilfsgelder stellten. Nun drängen sich die Begebenheiten. Am 23. August werden die Franzosen bei Großbeeren südlich von Berlin besiegt, am 26. August an der Katz-bach, am 29. August bei Kulm und Nollendorf im nordöstlichen Böhmen und am 6. September bei Dennewitz im südlichen Brandenburg. Nachdem die folgenden Wochen unter unnützen Streifzügen Napoleons vergangen waren, vereinigten sich die verbündeten Preußen, Russen und Österreicher, zu denen auch noch ein schwedisches Hilfsheer stieß, bei Leipzig und lieferten hier dem Kaiser Napoleon am 16., 18. und 19. Oktober 1813 die große Völkerschlacht, in der die Franzosen auf allen Punkten besiegt und in die Flucht geschlagen wurden. Kaiser Franz stieg, so wird erzählt, von seinem Rosse, legte Hut und Degen ab, kniete nieder und dankte dem Lenker der Schlachten; desgleichen thaten der Kaiser von Rußland und der König von Preußen, und alle anwesenden Generale folgten dem erhabenen Beispiele. Schon im Dezember 1813 standen die Verbündeten längs des ganzen Rheines von Holland bis znr Schweiz und drangen dann zu Anfang des neuen Jahres in Frankreich hinein, um den.

14. Teil 3 - S. 141

1912 - Leipzig : Freytag
141 und erzwangen in der Nähe von Wittenberg bei dem Dorfe Wartenburg ant 3. Oktober in einem rnörberischen Gefechte den Übergang über den Strom. Port hatte über die Unternehmungen, die nach seiner Meinung zu keinem guten Ende führen mürben, geflucht und gewettert; aber im Feuer zeigte er seine Kaltblütigkeit und heftete den Sieg an feine Fahnen. Der Sieg von Wartenburg zeitigte große Resultate; die Schlesische Armee gewann durch ihn das linke Elbufer und gab dem zag. haften Bernabotte den Mut, bei Dessau die Norbarmee ebenfalls über die Elbe zu führen. Somit war die Vereinigung zweier Armeen glänzenb gelungen. Aber jetzt nahte Napoleon mit der Hauptmacht. Kaum hatte er von Blüchers Elbübergang gehört, so war er von Dresben aufgebrochen. Er hatte die Absicht, mit kräftigem Stoß Russen, Preußen und Schweden wieber über die Elbe zu werfen. Blücher und Gueifenau erkannten rechtzeitig die ihnen brohenbe Gefahr; sie faßten den kühnen Entschluß, nach der Saale auszuweichen. Napoleon erschien und stieß zwischen Dessau und Wittenberg über die Elbe in die Luft. Sein Plan war abermals mißlungen, der kühne Abmarsch nach der Saale hatte ihn znschanben gemacht. Damit hatte aber auch die böhmische Armee Lust bekommen; sie war im Rücken Napoleons zwischen Mulbe und Saale allmählich nach Norben gerückt und reichte bei Merseburg der Blücherscheu Armee die Hand. Somit war die Vereinigung der Armeen zwischen Saale und Elster geglückt. Napoleon führte feine Truppen nach Leipzig, um hier den großen Entfcheibungskampf anzunehmen. Der Oberbefehlshaber der verbünbeten Armeen hatte anfangs den Plan, Napoleon selbst angreifen zu lassen, um ihn dann in den Flanken umgehen zu können. Damit war aber der russische Kaiser nicht einv erstorben; er verlangte, daß Napoleon angegriffen würde. Deshalb mußten die Verbünbeten ihre Vereinigung wieber aufgeben. Die Hauptarmee ging über die Elster und Pleiße, um den Angriff von ©üben zu eröffnen, nnb die Schlesische Armee marschierte auf Schkeubitz, um von Norben anzugreifen. Die Norbarmee staub noch weiter zurück. Somit kam es am 16. Oktober zu zwei gänzlich getrennten Schlachten. Im ©üben suchte die Hauptarmee Napoleons Stellung bei Wachau zu stürmen; aber stets würden die Kämpfenben mit blutigen Köpfen abgewiesen. Aber auch Napoleon erlangte keinen burchfchlagenben Erfolg. Wohl ließ er unzählige Geschütze auffahren, um den Feind zu zerschmettern, wohl unternahm Murat mit gewaltigen Reitermassen einen stürmischen Angriff, um die feinbliche Linie zu zerreißen, allein alles war vergebens, die Verbünbeten stauben wie die Mauern. Als sich die Nacht allmählich auf das blutige Felb hernieberfenkte, hatte Napoleon wohl das Schlachtfelb behauptet, aber einen Sieg hatte er nicht zu erringen vermocht. — Noch schlimmer staub seine Sache im Norben. Hier hatte er die Marsch alle Marmont imb N e t) zurückgelassen und ihnen den Befehl erteilt, den Rücken der kämpf enben Armee zu schützen, ober, falls sich keine feinblichen Truppen zeigen sollten, selbst auf das sübliche Schlachtfelb zu eilen. Schon hatte Marmont feine erste Stellung aufgegeben, um seine Kräfte dem Kaiser zur Verfügung zu stellen, als ihm plötzlich die Spitzen einer feinbüchen Armee gentelbet würden. Die Schlesische Armee war auf dem Kampfplatze erschienen. Marmont führte feine Truppen bei Möckern

15. Geschichte der Neuzeit - S. 215

1895 - Hannover : Manz & Lange
Napoleons Sturz. 215 brachte er doch für den Krieg- in Deutschland ein Heer von mehr als 200 000 Mann auf. Ende April traf er in Erfurt ein, um selber die Leitung- zu übernehmen. B. Verlauf des Krieges. 1) Der Feldzug- im Frühjahr 1813: Nochmals begünstigte das Kriegsglück die Sache des französischen Kaisers. Bei Grossgörschen1) besiegte er am 2. Mai das vereinigte russisch - preussische Heer und fesselte dadurch den schon schwankend gewordenen König Friedrich August von Sachsen nochmals enger an seine Sache. Dann drang er bis zur oberen Spree vor, griff bei Bautzen die Verbündeten mit Übermacht an und brachte ihnen in einer zweitägigen Schlacht (20. und 21. Mai) eine weitere Niederlage bei. 2) Die Zeit der Unterhandlungen und Rüstungen: Zu Anfang Juni schlossen die Parteien einen Waffenstillstand auf mehrere Wochen2). Vergebens bemühte sich Kaiser Franz, durch seinen leitenden Minister Metternich, der seit 1809 an der Spitze der österreichischen Angelegenheiten stand, einen Frieden zwischen seinem Schwiegersohn und dessen Gegnern zu vermitteln. Zwar erreichte er es, dass ein Friedenskongress in Prag zusammentrat; aber die beiden Parteien gingen in ihren Forderungen viel zu weit auseinander, als dass eine Einigung hätte erzielt werden können. Napoleon zog die Verhandlungen hin, um Zeit zur Vollendung seiner Rüstungen zu gewinnen. Aber auch die Verbündeten nutzten die Zeit aus; sie brachten nicht nur ein Bündnis mit England und Schweden zustande, sondern endlich bewogen sie auch Kaiser Franz, da Napoleon alle seine Vorschläge zurückwies, am 1^. August an Frankreich den Krieg zu erklären3). 3) Der Entscheidungskampf. a. Auf dem rechten ßlieiii-ufer 1813: In der zweiten Hälfte des Augusts begannen aufs neue die Feindseligkeiten. Die Verbündeten verfügten über ungefähr 500000 Mann im Feld, Napoleon über etwas weniger. Die Truppen der Verbündeten waren in drei Heere eingeteilt. Das Hauptheer, die grosse oder böhmische Armee, etwa 230000 Mann, bestand aus sämtlichen österreichischen Truppen (110000 Mann), 80000 Russen und 40000 Preussen; den Oberbefehl führte der österreichische *) Dorf in der Provinz Sachsen, südwestlich von Leipzig. 2) In Poiscliwitz, einem Dorf in Schlesien, von Liegnitz. 3) Um Österreichs Beitritt zum Bund gegen Napoleon herbeizuführen, war Scharnhorst, der bei Grossgörschen verwundet worden war, nach Prag geeilt, verschlimmerte aber seine Wunde, weil er sich nicht schonte, und starb am 28. Juni 1813 in Prag.

16. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 462

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
462 Me die Donau hinab und fand keinen ernstlichen Widerstand mehr, und zum erstenmal sah Wien im November 1805 die Franzosen innerhalb seiner Mauern. Unterdessen waren auch die Russen angerückt und in Mähren bei Austerlitz kam es den 3. Dezember zu einer großen Schlacht, die Drcikaiser- schlacht genannt, in welcher Napoleon einen eben so leichten als glänzenden Sieg erfocht. Schon am 26. Dezember schloß Oestreich zu Preßburg Frieden, den es mit schweren Opfern erkaufen mußte. Es verlor das sogenannte Vor- derostreich, mit welchen Napoleon Baden, Würtemberg und Baiern vergrößerte : das deutsche Tyrol fiel an Baiern, das wälsche an das Königreich Italien, auch Venedig mußte abgetreten werden; Würtemberg und Baiern wurden zu Königreichen erhoben. Nur eines vergällte Napoleons Freude, der Held Nel- son vernichtete den 26. October beim Vorgebirge Trafalgar die spanisch - fran- zösische Flotte ,: er büßte sein Leben ein, aber die Engländer brauchten seitdem keine Seeschlacht mehr zu liefern, denn die Franzosen wagten sich nicht mehr ans den Häfen. De» Rheinbund. Ende des deutschen Reichs. (6. Aug. 1806.) Auf Napoleons Antrieb traten in einen sogenannten Rheinbund zusam- men: Baiern, Würtemberg, Baden, die Fürstenthümer Hohenzollern, Hessen, Nassau, Isenburg, Leien und der noch übrige geistliche Fürst- sie erklärten sich souverain, d. h. unabhängig vom Kaiser, aber Napoleon zu ihrem Protektor, d. h. Beschützer, dem sie 100,000 Mann in seine Kriege stellten. Auf dieses legte Kaiser Franz durch eine würdige Erklärung vom 6. August 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder. Napoleons andere Vasallen: Berg, Neapel, Holland, Neuenburg, Piombino Die Reichsmarschälle. Nun schuf er noch mehrere Königreiche und Fürstenthümer, wie ein groß- ßer Gutsbesitzer seine Grundstücke zur Bewirthschaftung austheilt, sich aber das Eigenthumsrecht vorbehält. Sein Schwager und Reitergeneral Murat wurde

17. Geschichte der Neuzeit seit 1648 - S. 175

1898 - Breslau : Hirt
Der Befreiungskrieg von 1813 und 1814. 175 bndeten bei, doch mute Preußen dafr Hildesheim und Ostfriesland an Hannover abtreten. Am meisten war Ost erreich umworben. Das sterreichische Volk war zwar deutsch gesinnt, aber weit entfernt von jener Begeisterung von 1809; obgleich Kaiser Franz sich durch die Verwandtschaft mit Napoleon nicht bestimmen lie, scheute er doch den Krieg, ihm graute vor der Begeisterung der norddeutschen Jugend; sein Minister Metternich, ein kalter, berechnender Selbstling, wollte nur die Stellung sterreichs zwischen zwei gleichstarken Parteien mglichst ausbeuten. In Dresden unterhandelte er mit Napoleon, ohne etwas zu erreichen; doch einigte man sich, da in Prag ein Friedenskongre zusammentrete und der Waffenstillstand bis zum 10. August verlngert werde. Aber auch jetzt noch verharrte Napoleon in seinem hochmtigen Trotz; auch auf die bescheidensten Forderungen der Verbndeten wollte er nicht eingehen, so da diese erklrten, sie wrden den Krieg auch ohne sterreich fortsetzen. Das entschied. Napoleon war lngst zur Fortfhrung des Krieges ent-schlssen, sein Trotz trieb sterreich ins Lager der Verbndeten. In der Nacht zum 11. August trugen die verabredeten Feuerzeichen von Prag her der die Spitzen der Berge nach Schlesien dem aufjubelnden preuischen Heere die Nachricht zu, da der Krieg von neuem beginne. So war der groe Bund gegen Napoleon geschlossen, an dessen Herstellung die Staats-mnner seit achtzehn Jahren vergeblich gearbeitet hatten. c. Die Schlachten nach dem Waffenstillstnde. Die Heere der Verbndeten zhlten zusammen 480000 Mann; Napoleon hatte es nur auf 440000 gebracht, dafr besa er aber den Vorteil des einheitlichen Oberbefehls, die gnstige Elblinie und die berelbischen Festungen, deren Einschlieung einen groen Teil der verbndeten Truppen erforderte. Drei Heere stellten die Verbndeten auf, deren jedes aus Truppen aller verbndeten Völker gemischt sein sollte, während Blcher gewnscht hatte, die Preußen allein unter seinem Befehle zu haben. Bernadotte befehligte die Nord armee, die (etwa 150000 Mann) in den Marken und an der Unterelbe stand; unter ihm kommandierten die preuischen Feldherren Blow und Tauentzien. Blcher fhrte die schlesische Armee (95000 Mann); unter ihm standen Jork und zwei russische Corpsfhrer, sein Generalstabschef war Gneisenau. Die Hauptarmee (235000 Mann) stand in Bhmen unter Fürst Schwarzenberg, der zugleich Oberbefehls-Haber der smtliche verbndete Truppen war; unter ihm befehligte Fürst Wittgenstein und der preuische General Kleist. Bernadotte hatte sich in den Revolutionskriegen rasch von den untersten Stellungen heraufgearbeitet; auch das Vertrauen Napoleons erwarb und bewahrte er sich. Vermhlt mit einer Schwester der Frau Jofeph Bonapartes, schien er den schwedischen Stnden, die einen Nachfolger fr ihren kinderlosen König suchten, der geeignete Mann zu sein. Nachdem er mit Napoleons, allerdings ungern gewhrter Bewilligung zur lutherischen Kirche bergetreten war, ernannte ihn der König zu

18. Bürgerkunde - S. 15

1909 - Karlsruhe : Braun
1. T-il. Das Staatsrecht. 1. Kapitel. Das Deutsche Reich. A. Die Entstehung des Reichs. Während in anderen Staaten Europas (z. B. in Frankreich) im 40 Laufe des Mittelalters das Königtum immer mehr erstarkte, trat in Deutschland die entgegengesetzte Entwicklung ein. Die deutschen Kaiser zerrieben ihre Kräfte in erfolglosen inneren und äußeren Kämpfen, indes die Macht der Landesherren ständig wuchs. So war das Schick- sal des Reichs bereits besiegelt zur Zeit des Westfälischen Friedens (1648), der allen Fürsten die Landeshoheit und das Recht zugestand, Krieg zu erklären und Frieden sowie Bündnisse mit auswärtigen Mächten zu schließen. Immer mehr verblaßte und schwand die kaiser- liche Gewalt. Sie ließ es geschehen, daß im Frieden von Luneville (1801) das ganze linke Rheinufer an Frankreich siel? Nach- dem ferner im Jahre 1806 die unter Napoleons Protektorat stehenden Rheinbunds st aaten zu voller Souveränität gelangt waren und sich förmlich vom Deutschen Reich losgesagt hatten, er- losch endlich mit der Niederlegung der Kaiser würde durch Franz Ii. am 6. August des gleichen Jahres auch der Form nach das tausendjährige Deutsche Reich. Wohl schüttelte in den Freiheitskriegen von 1813 bis 1815 das deutsche Volk das Joch der französischen Fremdherrschaft ab, aber zu einer inneren Einigung und Erstarkung führten diese ruhmvollen 4 4 Die hierdurch geschädigten Fürsten wurden durch das letzte Gesetz des alten Deutschen Reichs, den Reichsdeputations Haupt schlutz vom Jahre 1803, schadlos gehalten im Wege der Einziehung der selb- ständigen geistlichen Herrschaften (sog. Säkularisierung) sowie durch Verwandlung reichsunmittclbarer weltlicher Herrschaften in mittelbare, der Landcsherrschaft unterstellte (sog. Mediatisierung). Auf diese Weise sank die Zahl der Landesherrschaften von 296 auf 82 und später durch die Rheinbundakte (1806) und die Beschlüsse des Wiener Kongresses weiter

19. Bürgerkunde - S. 15

1909 - Karlsruhe : Braun
1. Teil. Das Sraatsrechr. 1. Kapitel. Aerrtsche Weich. a. Die Entstehung des Reichs. Während in anderen Staaten Europas (z. B. in Frankreich) im 40 Laufe des Mittelalters das Königtum immer mehr erstarkte, trat in Deutschland die entgegengesetzte Entwicklung ein. Die deutschen Kaiser zerrieben ihre Kräfte in erfolglosen inneren und äußeren Kämpfen, indes die Macht der Landesherren ständig wuchs. So war das Schicksal des Reichs bereits besiegelt zur Zeit des Westfälischen Friedens (1648), der allen Fürsten die Landeshoheit und das Recht zugestand, Krieg zu erklären und Frieden sowie Bündnisse mit aus- wärtigen Mächten zu schließen. Immer niehr verblaßte und schwand die kaiserliche Gewalt. Sie ließ es geschehen, daß im Frieden von Lüneville (1801) das ganze linke Rheinufer an Frankreich siel? Nachdem ferner im Jahre 1806 die unter Napoleons Protektorat stehenden Rheinbunds st aaten zu voller Souveränität gelangt lvaren und sich förmlich vom Deutschen Reich losgesagt hatten, erlosch endlich mit der N i e d e r l e g u n g der K a i s e r w ii r d e durch Franz Ii. am 6. August des gleichen Jahres auch der Form nach das tausendjährige Deutsche Reich. Wohl schüttelte in den Freiheitskriegen von 1813 bis 1816 das deutsche Volk das Joch der französischen Fremdherrschaft ab, aber zu einer inneren Einigung und Erstarkung führten diese ruhmvollen * * Die hierdurch geschädigten Fürsten wurden durch das letzte Gesetz des alten Deutschen Reichs, den Reichsdeputationshauptschluß vom Jahre 1803, schadlos gehalten im Wege der Einziehung der selb- ständigen geistlichen Herrschaften (sog. Säkularisierung) sowie durch Verwandlung reichsunmittelbarer weltlicher Herrschaften in mittelbare, der. Landesherrschaft unterstellte (sog. Nt e d i a t i s i e r u n g). Auf diese Weise sank die Zahl der Landesherrschaften von 296 aus 82 und später durch die Rheinbundakte (1806) und die Beschlüsse des Wiener Kongresses weiter auf 38.

20. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 350

1902 - Halle : Gesenius
— 350 — Die Schlacht bei Lützen. (E. M. Arndt.) Aus der Lützener Schlacht. (M. v. Schenkendorf.) Zwei Briefe Körners an seine Eltern. (Richter.) Trost. (Th. Körner.) Letzter Trost. (Th. Körner.) 2. Für Deutsch und Gesang: Freiheit, die ich meine. Erhebt euch von der Erde. Morgenrot, Morgenrot! Vater, ich rufe dich! Es heult der Sturm, es braust das Meer. Deutsches Herz, verzage nicht! 3. Für Geographie: Die sarmatische Tiefebene. (Rußland und Polen.) 23. J)er große Ziel. Heute hören wir, wie sich Napoleons andere Feinde mit den Preußen und Russen verbünden und der fünfte Bundeskrieg beginnt, in welchem Napoleon geschlagen wird. Man kann ihn mit Recht den großen Völkerkrieg nennen. I. Teilziel. Der große Völkerbund. I. Stufe. Nennt mir weitere Feinde Napoleons. (England.) Warum? Andere! (Österreich.) Warum? (Es hatte in zwei Kriegen viele Länder — welche? — verloren, mußte ein Heer nach Rußland senden und sich vieles von Napoleon bieten lassen.) Es gab aber doch auch Gründe, die es vom Kriege abhalten konnten. (Staatsbankerott. Kaiser Franz war Schwiegervater Napoleons.) Weitere Feinde? (Spanien. Die Spanier hielten eine große französische Kriegsmacht fest, die Napoleon also anderswo nicht verwenden konnte.) Noch ein Feind? (Schweden, das auch von Napoleon beleidigt worden war.) Zusammenfassung. 1. a) Die Lage war für Napoleon sehr peinlich; denn seine Verluste konnten nicht so rasch ersetzt werden. Die Russen aber hatten trotzdem nach der Schlacht bei Bautzen Lust, sich ebenso zu drücken, wie einst nach Austerlitz und Friedland. Nur die feste Haltung des preußischen Königs und Volkes hielt sie schließlich zurück. Den Franzosen war es * Bild: Blücher an der Spitze der Reservekavallerie in der Schlacht an der Katzbach.