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1839 -
Leipzig
: Gebhardt & Reisland
- Hrsg.: Flathe, Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Geschlecht (WdK): Jungen
Der Reformation.
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so konnte leicht Spanien selbst, wo noch so viele heimliche Mosle-
men wohnten, gefährdet werden. Also glaubte er einschreiten zu
müssen. Nachdem er von Franz I. das Versprechen, die Waffen ru-
hen zu lassen, so lange er sich auf einer heiligen Fahrt gegen die
Ungläubigen befände, gewonnen, schiffte er sich zu Barcelona 29.
Mai 1535 ein. Die Spanier nehmen Tunis mit stürmender Hand
21. Juni. Mulei Hassan wird als spanischer Vasall wieder ein-
gesetzt. Aber, ohne seinen Sieg zu verfolgen, schifft sich der Kaiser
17. Aug. sofort wieder ein. Er erwartete ein Ereigniß und es trat
ein, noch ehe er wieder in Italien war. Franz Sforza starb 24. Octbr.
1535. Der Kaiser hatte für den Fall gesorgt. Das Herzogthum
ward sogleich in seinem Namen in Besitz genommen. Zum Ueber-
flusse hatte er sich von Franz Sforza auch zum Erben einsetzen lassen.
Die kleinen italienischen Staaten erschrecken auf das Heftigste, daß
auch Mailand gefallen. Wo wird die spanische Macht stehen
bleiben? Franz I. stand gerüstet da, er wollte es nicht dulden, daß
die spanische Macht auch von Oberitalien her an die französische
Grenze komme. Deshalb erklärte er, durch Sforzas Tod waren die
Ansprüche seines Hauses wieder aufgewacht.
Dem Kaiser war in diesem Augenblicke an dem Ausbruche
eines Krieges mit Frankreich nichts gelegen. Also schlug er dem Kö-
nig vor, Mailand solle dem drittgeborenen Sohn von Frankreich
gegeben, niemals aber mit Frankreich selbst verbunden werden, der
König dagegen den Kampf des Kaisers gegen die Türken und die
Protestanten unterstützen. Es war leicht, dieses Anerbieten zu wür-
digen. Franz sollte dem Kaiser helfen, sich seiner anderen Feinde zu
erledigen, damit freie Hand gegen Frankreich gewonnen werde. Also
wies derselbe diese trügerischen Anerbietungen, in denen Karl V.
nur das augenblickliche Opfer Mailands bringen wollte, zurück. Der
Krieg brach aus und die Franzosen drangen im Frühling 1536 wie-
der in Italien ein. Franz I. wollte diesesmal nicht allein Mai-
land, sondern auch Savoyen erobern, meinend, daß darum Mai-
land immer wieder verloren gegangen, weil man Savoyen, das ver-
bindende Zwischenglied, nicht gehabt. Indessen geht der Krieg aber-
mals für Frankreich schlecht. Der Kaiser dringt selbst in den Süden
von Frankreich ein. Er will sich zu Arles zum König der Provence
krönen lassen. Das sollte doch weiter nichts sagen, als daß Lyon,
Dauphine und Provence den Franzosen entrissen werden sollten. Der
Kaiser hat in der That seinen alten Gedanken noch immer nicht
entsagt.
Aber die Waffen Spaniens waren im südlichen Frankreich eben
so unglücklich als die Waffen Frankreichs in Italien. Karl V. mußte
1910 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Schöppner, Alexander, König, Leo
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
32
Regierungsgeschäfte.
den Studien der freien Wissenschaften, die gotischen Türme der alten Königsburg vor den architektonischen Schöpfungen eines durch die Anschauungen der alten Kunst angeregten Geistes; der ritterliche Krieg vor dem Fußvolk und dem Geschütz; ebenso aber auch das Ritterwort und die Persönliche Verpflichtung, die einst über alles erhaben war, vor dem allgemeinen Interesse, welches das Land anerkennt, der Begriff des allerchristlichsten Königtums vor der Idee des Gleichgewichts der Mächte, zu dem selbst die Ungläubigen beitragen müssen, die strenge Zucht des altväterlichen Schloßlebens vor der Geselligkeit des Hoses und ihren ungebundenen Vergnügungen.
Kommen wir auf die Regierungsgeschäfte des Königs zurück. Wie die Gesandten in den ersten Zeiten bemerken, daß auch die unberatenen Antworten des jungen Königs die Sache treffen, und seinen verständigen Sinn in den Geschäften rühmen, so versichern sie noch in den letzten, daß die großen, eigentlich wichtigen Entscheidungen immer von ihm selbst ausgehen.
Was sie an ihm vermissen, ist die Arbeitsamkeit des Geistes. Er war zufrieden anzuordnen und bekümmerte sich nicht genug um die Ausführung im einzelnen. Lange Zeit hatten die Minister gleichsam freie Hand; sie schienen zuweilen allmächtig zu sein, als hätten sie niemand über sich. Allein eben die Freiheit und Willkür, mit der sie sich bewegen durften, war ihnen gefährlich; bald winde der eine bald der andere gestürzt, ohne daß man immer die Motive genau anzugeben vermochte. Der Wechsel der höchsten Beamten, ihre Erhebung, ihr Fall, ihr Wiederemporkommen erinnert an die plötzlichen Veränderungen orientalischer Höfe. Der Grund war, daß der König, nachdem er einem ungebührlichen Treiben lange zugesehen, sich mit einem Male dagegen erhob; die Einflüsterungen Dritter, denen er lange Widerstand geleistet, fanden plötzlich bei ihm Gehör. Überdies war er eifersüchtig, es möchte sich jemand zu einer Gewalt erheben, die ihm unbequem werden könnte. An bestimmten Personen lag ihm so viel nicht; er schloß sich mit Leichtigkeit an, eben so geschwind aber vergaß er wieder.
Hinter all dem tnmultnarischen Treiben, der Unachtsamkeit und den Liebhabereien, denen er sich hingab, konnte man doch immer einen Geist wahrnehmen, der sich nicht vergaß.
Die Ereignisse der Familie bereiteten ihm neben den öffentlichen oft trübe Tage. Welcher Schmerz für sein königliches Herz, als zur Zeit, da Karl V. mit seiner Kriegsmacht in der Provence stand, sein ältester Sohn, von dem sich das Beste hoffen ließ, durch einen plötzlichen Tod weggerafft wurde! „Mein Gott," rief Franz I. aus, indem er ans Fenster trat und die Hände erhob, „schon hast dn mich geschlagen, iitbem bu mir mein Ansehen schmälertest, jetzt nimmst bu mir meinen Sohn; was bleibt übrig, als daß bu mich ganz zngrnnbe richtest?"
Fast klingt es befrembenb, wenn Franz I. alles der göttlichen Fügung und seinem Gebete zuschreibt. „Ich, dem Knecht," heißt es in einem seiner Gebichte, „habe bich angerufen; bu hast mich gehört nach meiner Zuversicht und mich nicht vergessen. Du hast mir Eroberung gegeben, Kinder, Verteibigung und Macht."
Franz liebte den Geuuß. Glänzenb in der ihm angefmrnen Würbe, von dem Volk angebetet, üppig und in Freuben wollte er seine Tage zubringen, in einer ununterbrochenen, raschen, vollen Bewegung aller Lebenskräfte; aber zugleich hatte er eine große Sache burch-zuführen und wibmete sich ihr. Sein Leben war ein fortwührenber politischer und militärischer Wettkampf. Den höchsten Preis, der ihm in seiner Jugenb vorschwebte, hat er nicht bationgetragen; aber gegen den klugen, ruhigen und niemals rastenden, die Welt mit ehrgeizigen
1900 -
Braunschweig
: Appelhans
- Autor: Tiemann, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Niedersachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
— 23 —
mation eingeführt, gemäß dem damals geltenden Grundsätze: „Cuius regio, eins religio.“ *) Die Bewohner des Landes ließen sich diese Maßregel wohl gefallen; denn im Herzen waren sie schon lange der neuen Lehre zugethan, und nur die Furcht vor dem finsteren Herzog hatte sie abgehalten, auch öffentlich zu bekennen, was sie längst glaubten. Die siegreichen Verbündeten verwalteten nunmehr gemeinsam das Land, das unter der feindlichen Besetzung einer größeren Ruhe genoß, als unter der Herrschaft des eigenen Landesfürsten.
Als Herzog Heinrich erfuhr, was in seinem Erblande vorgefallen war, verließ er Landshut, um sich anderweitig nach Hilfe umzusehen. Kaiser Karl V., an den er sich zunächst wandte, konnte ihm nichts geben als Vertröstungen auf die Zukunft. Dieser hatte soeben sein bestes Heer eigensinnig vor Algier geopfert, und schon drohte ihm ein neuer, mächtiger Feind, König Franz I. von Frankreich, dessen er sich mit Gewalt erwehren mußte. Jetzt wandte sich Herzog Heinrich an diesen, den französischen König, und Franz war bereit, den Vasallen seines Todfeindes, wenn auch nicht mit Truppen, so doch mit Geld zu unterstützen, was zu jener Zeit, als alle Heere aus Söldnertruppen bestanden, ungefähr gleichbedeutend war. Heinrich scheute sich nicht, die französische Hilfe anzurufen und anzunehmen, so sehr hatten Haß und Leidenschaft sein Rechtsbewußtsein und seine Vaterlandsliebe getrübt. Es gelang ihm nun bald, ein stattliches Heer zu werben, mit dem er in sein Land einrückte. Hier gesellte sich auch Quitzow wieder zu ihm, und den beiden kriegskundigen Führern war es leicht, das Laub, aus dem die Heere der Verbünbeten bereits wieber zurückgezogen waren, wieber zu gewinnen. Nur die beibeu «Stabte Braunschweig und Wolfenbüttel hielten sich, erstere durch die Mannhaftigkeit ihrer Bürger, letztere durch die ritterliche Tapferkeit des sächsischen Obersten Bernhard von Mita, dem die Verwaltung des Landes übertragen worden war.
*) „Wessen die Herrschaft ist, dem gehört auch die Religion."
1807 -
Berlin
: Duncker & Humblot
- Autor: Becker, Karl Friedrich, Woltmann, Johann Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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großem Pompe in die Kirche der Minimer, wo
er dem großen Altar gegenüber in die Gruft sei,
ner Ahnen gesenkt ward.
. 25.
Die Schlacht bey Pavia (-).
tiz25.)
Zch kehre jetzt wieder zur Regierungsge,
schichte Franzens zurück.
Voller Freuden, die Franzosen so rein aus
Italien verjagt zu haben, entwarfen nun die drey
Verbündeten, Karl V., Heinrich Viii. und Bour,
von einen neuen Plan, ganz Frankreich zu ero,
bern. Franz I. vom Thron zu werfen, und sich
brüderlich in das Reich zu rheilen. Der Kaiser
sollte Burgund, Champagne, und einige andere
an Deutschland granzende Provinzen bekommen,
der Konnetable außer seinen alten Herrschaften
noch Provence und Dauphine nebst dem Königs,
titel erhalten, aber dem König von England zins,
bar seyn, der sich das ganze übrige Frankreich
ausbedungen hatte. Zwar zerschlug sich dieser
Plan, weil Bourbon nicht zugeben wollte, daß
die Herrschaft über Frankreich wieder in englisch»
1910 -
Magdeburg
: Selbstverl. E. Lebegott
- Autor: Lebegott, Eduard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Einjährig-Freiwilligen-Prüfung
- Geschlecht (WdK): Jungen
55
393. a) Welche Angelegenheiten hatten Karl V. so lange abgehalten sich um die Religionswirren zu kummern? b) Weshalb war es ihm im Jahre 1529 mglich den Reichstag nach Speyer zu berufen?
a) Die Kriege, die Karl V. mit Franz I. von Frankreich fhrte, sowie die Trkengefahr, b) Im Jahre 1539 schlo Karl V. einen vorlufigen Frieden mit Franz I; im selben Jahre wurden auch die Trken die unter Sultan Soliman bis Wien vorgedrungen waren, zurckgedrngt.
394. Wieviel Kriege fhrte Karl V. mit Franz I. Um welches Land?
Er fhrte mit ihm 4 Kriege um den Besitz Italiens.
395. Seit wann und warnm heien die Anhnger Luthers Protestauteu?
Seit dem Reichstage zu Speyer 1529, weil sie gegen die Beschlsse des Reichstages protestierten".
396. Wie verlief der Reichstag zu Augsburg? Was hatte er zur Folge?
Der Reichstagsabschied mar fr die protestantischen Reichsstnde ungnstig. Die Unterzeichner des Augs-burger Bekenntnisfes schlssen daher zu gemeinsamem Schutze 1531 den Schmalkaldischen Bund.
397. Welche beiden Fürsten leiteten diesen Bund?
Der Knrsrst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
398. Welches den Protestanten gnstige Ereignis brachte das
nchste Jahr? Was veranlate es?
Da die Trkengefahr von neuem drohte und Karl V. auf die Hilfe der protestantischen Fürsten angewiesen war, kam es zum Nrnberger Religionsfrieden 1532.
399. War Luther der einzige Reformator feiner Zeit?
Wenn nicht, nenne andere bedeutende Reformatoren! Wo wirkten sie? Wie heien ihre Anhnger?
Worin insbesondere scheiden sie sich von den Lutheranern?
Zur Zeit Luthers wirkten in der Schweiz als Reforma-toren Zwingli und Calvin. Ihre Anhnger heien Reformierte. In der Abendmahlslehre unterscheiden sie sich von den Lutheranern.
400. a) Welche deutschen, b) welche auerdeutschen Staaten fhrten fehr bald die Reformation ein?
a) Kursachsen, Hessen, Wrttemberg, Brandenburg, das Herzogtum Sachsen und zahlreiche Reichsstdte; b> Herzog-tum Preußen, Dnemark, Schweden, Norwegen, England, die spanischen Niederlande.
1914 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Christmann, Curt
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Lyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Lyzeum, Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Karls V. auswrtige Kriege.
17
2. Die Kriege gegen Franz I. und die Trken. 1521 begann Karl V. 1521. den Krieg gegen Franz I. Der mehr als zwanzigjhrige Kampf, dessen Schauplatz hauptschlich Italien war, zerfllt in vier Kriege; in den beiden ersten spielte der von Franz I. zu Karl V. bergetretene Prinz Karl von Bonrbon eine hervorragende Rolle.
a) Im ersten Kriege fiel die Entscheidung 1525 bei Pavia; hier 1525. erfochten die deutschen Landsknechte unter Frundsberg und die spanisch-italienischen Truppen unter Pescara einen glnzenden Sieg. Der fran-zsische König wurde gefangengenommen und rnnte auf Mailand und Burgund verzichten.
b) Kaum aber war er wieder auf franzsischem Boden, so erklrte er den Vertrag sr erzwungen und begann den zweiten Krieg. Die Verbndeten des allerchristlichsten" Knigs waren die Trken, die unter ihrem Sultan So lim an 1529 Ungarn durchzogen und Wien drei 1529. Wochen belagerten, bis sie das Herannahen eines Entsatzheeres zur Um-
kehr veranlagte. Auch in Italien behielten die Kaiserlichen die Oberhand. Da der Papst auf die Seite Frankreichs getreten war, erstrmten und plnderten sie Rom sacco di Roma!*) und ntigten den Papst zum Frieden. Auch Franz I., dessen Heere in Italien keine dauernden Erfolge errangen, schlo wieder Frieden mit dem Kaiser und verzichtete abermals auf Italien, während er Burgund behielt. Nach dem Frieden ging Karl V.
selbst nach Italien und lie sich vom Papste in Bologna krnen. Es war die letzte Kaiserkrnung, die Italien gesehen hat.
c) Auch den dritten und den vierten Krieg begann Franz I. im Bndnis mit den Trken. Diese kamen nicht der Ungarn hinaus; die Franzosen machten Einflle in Italien, Karl V., der feit 1532 auch von den protestantischen Fürsten Deutschlands untersttzt wurde, in Frank-reich. Die langen Kmpfe beendete 1544 der Friede zu Crespy (Karte 1544. Nr. 9), in dem Franz auf Mailand, Karl auf Burgund verzichtete.
3. Die Kriege in Afrika. Zwischen diese Kriege fallen zwei Unter-nehmungen gegen Tunis und Algerien, deren Bewohner vom Seeraub lebten und, ermuntert vom trkischen Sultan, die italienischen und spanischen Ksten plnderten und viele Tausende in die Sklaverei schleppten. Karl V.,
der es als seine Pflicht ansah, diesem Unwesen ein Ende zu machen, be-gab sich mit einer Flotte nach Tunis, besiegte die Seeruber, eroberte trotz aller Strapazen in dem heien Lande die Hauptstadt und befreite die Christeusklaven.
Karls Zug gegen Algerien milang dadurch, da ein Sturm seine Flotte vernichtete.
Diese Kriege hinderten den Kaiser, den inneren Angelegenheiten Deutschlands seine volle Kraft zuzuwenden.
*) Plnderung Roms": die Erinnerung an die Schreckenstaae blieb lanae in der Bevlkerung lebendig.
Christensen.christmann. Lehrbuch Iii. o
1912 -
Stuttgart
: Bonz
- Autor: Frohnmeyer, Immanuel
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
28
wurde Kyrl bei seiner bestndigen Geldnot der Kampf mit dem hie gerischen, patriotisch um seinen König geschrten Frankreich nicht leicht. (Die Metallschtze Amerikas wurden erst spter flssig und wurden manchmal durch feindliche Schiffe abgefangen oder gingen in Strmen verloren. In Europa lieferte Neapel gar keine Einknfte, Spanien nur bescheidene.) 1) In dem ersten Krieg (15211526), in dem Karl mit dem Papst und Heinrich Viii. von England ver bndet war, wurden die Franzosen rasch aus Italien verdrngt. Beim Rckzug nach einem zweiten Einfall fiel der tapfere Bayard durch die Kugel eines Hakenschtzen. Noch einmal fhrte Franz I. ein glnzendes Heer nach Italien und belagerte Pavia. Zum Entsatz der tapser verteidigten Stadt fhrten die kaiserlichen Feldherrn, Georg von Frundsberg, der Marquis von Pescara und der Herzog von Bourbon, ein Heer herbei. Die schlecht bezahlten und an allem Mangel leidenden Landsknechte schlugen dann das franzsische Be-lagerungsheer vor Pavia vllig. Die Schweizer erlagen den Lands knechten. Franz I. selbst wurde gefangen genommen. Madame, de toutes choses ne m'est demeurs que l'honneur et la vie qui est sauve, schrieb er seiner Mutter. Karl V. ntzte seinen Sieg grndlich aus. Indem Frieden von Madrid, zu dem sich Franz I. 1526 verstand, mute er nicht nur auf seine Ansprche auf Mailand und Neapel, sondern auch auf das altfranzsische Herzogtum Burgund verzichten. Karl suchte sich zu sichern, indem er seinen Gefangenen die Bedingungen bei seiner Ehre als König und Ritter und bei seinem Christenglauben beschwren und sich die Kinder des Knigs als Geiseln bergeben lie. Aber Franz hatte vor seiner Unterschrift insgeheim den Vertrag fr null und nichtig erklrt und dachte nicht daran, die Bedingungen zu erfllen, insbesondere Burgund herauszu-geben. 2) Sofort verband sich Franz mit dem Papst, der ihn von seinem Eide lossprach, mit England, Venedig und Mailand zum zweiten Krieg (15271529). Franz lie dabei seine italienischen Bundes-genossen im Stich. So zogen die Landsknechte (1527) unter Frundsberg und Bourbon gegen Rom. Unterwegs meuterten die nicht bezahlten Landsknechte: als auch Frundsbergs Worte auf die Wtenden keinen Eindruck machten, brach er, vom Schlag gerhrt, zusammen, er erholte sich nid)t mehr von dem Schlag. Bourbon fhrte sie dann vor Rom, das erstrmt und einer entsetzlichen Plnderung berlassen wurde, die wochenlang unter namenlosen Greueln fortdauerte. Kein Stand, kein Geschlecht und Alter wurde, zumal von den grausamen Spaniern und Italienern, verschont. Die Deutschen verhhnten den Papst durch lcherliche Aufzge und riefen zur Engelsburg hinauf, sie wollen Luther zum Papst machen. Nicht einmal die Grber der Ppste wurden verschont. Papst Clemens Vii. war monatelang in der Engelsburg gefangen. Diese Plnderung Roms (sacco di Roma, franz. le sac de Rome), eines der schrecklichsten Ereignisse der Ge-
1839 -
Leipzig
: Gebhardt & Reisland
- Hrsg.: Flathe, Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Geschlecht (WdK): Jungen
66
Erstes Buch.
Geldleistungen Antheil nimmt, schlossen einen Tractat zu Befreiung
des Pabstes 29. Mai 1527.
Diese Befreiung brauchte indessen nicht Statt zu finden, denn
der Pabst entwich am 10. Decbr. 1527 aus der kaiserlichen Haft.
Die letzte Revolution in Florenz hatte aber die Gesinnungen des-
selben bedeutend geändert. Er dachte noch mehr an sein Haus als
an Italien. Gab der Kaiser diesem seinem Hause die Herrschaft
über Florenz wieder, so konnte Clemens Vii. sehen, wie die spanische
Macht vorwaltete. Auch das stete Steigen der Reformation in
Deutschland machte dem Pabste das Anschlüßen an den Kaiser noth-
wendig. Es konnte ja diese nicht durch Franz 1., sondern allein durch
Karl V. niedergedrückt werden. Dazu war die wieder aufgestandene
Republik Florenz gleich in ihr altes Bündniß mit Frankreich
getreten. Der Kaiser mußte also ihr feindselig gesinnt sein. Unter-
dessen hatte Franz I. im Spätsommer 1527 unter Lautrec ein be-
deutendes Heer nach Italien gesendet. Die Franzosen, die sich auf
diesem Zuge in den Besitz von Genua gesetzt, welches schon einige
Mal unter den letzten Ereignissen in ihren Händen gewesen, brachen
durch das obere Italien nach dem untern. Sie eroberten, von den
Benetianern schwach unterstützt, das ganze Reich Neapel. Nur die
Hauptstadt Neapel war noch zu erobern und Lautrec schloß sie 1.
1528 Mai 1528 zu Wasser und zu Lande ein. Gerade wie es am we-
nigsten Zeit dazu ist, tritt Franz I. mit Eroberungsgedanken in Ita-
lien auf, ohne jedoch kräftig zu handeln. Lautrec bleibt vor Neapel
ohne die nöthige Unterstützung. Dazu geschah, daß Franz f. Genua
hart verletzte. Die Republik hatte früher in einem Schutzverhältniß
mit Mailand gestanden. In demselben wollte sie auch mit Frank-
reich stehen. Franz I. aber wollte Genua wie eine Unterthanin behan-
deln. Die Genuesen, die mit ihren Schiffen vor Neapel waren, be-
1528 sonders Andreas Doria, nachdem Kaiser Karl V. ihm gelobt, daß er
Genua in seiner Freiheit schirmen wollte, traten zu diesem über. Die
Hauptsache aber war, daß im Sommer 1528 eine böse Seuche auf
die Franzosen vor Neapel siel. Die Belagerung von Neapel mußte
1528 2 9. Aug. 1528 aufgegeben werden. Das ganze Unternehmen löste
1529 sich in nichts auf. Nun sendete zwar Franz I. im Jahre 1529 noch
einmal ein Heer nach Italien, aber es ward auch damit nichts ge-
wonnen.
Eine große persönliche Bitterkeit war zwischen die beiden mäch-
tigsten Fürsten der Erde getreten. Sie hatten sich öffentlich Lug und
Trug vorgeworfen, Franz I. den Kaiser sogar zum persönli-
chen Zweikampfe herausgefordert. Indessen waren doch beide einem
Frieden geneigt geworden. Franz I. hatte im Grunde genommen nie
1839 -
Leipzig
: Gebhardt & Reisland
- Hrsg.: Flathe, Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Geschlecht (WdK): Jungen
94
Erstes Buch.
Kaiser Karl verließ Deutschland abermals wieder. Eine
Sorge lag schwer auf ihm. Spanien und Italien waren fortwährend
von Algier her bedroht. Er glaubte die Vertheidigung der Grenzen
Deutschlands um so mehr seinem Bruder Ferdinand überlassenzu
können, als Suleiman, nachdem er den größten Theil Ungarns ge-
wonnen, wie bereits bemerkt, nach Constantinopel zurückging. Zu
Barcelona schiffte sich Karl V. mit einem schönen Heere ein 20.
*541 Octobr. 154t. Die Spanier landeten am Vorgebirge Metafus.
Aber noch war das Kriegsmaterial nicht ausgeschifft, als ein heftiger
Sturm einen großen Theil der Flotte und das Kriegsmaterial zer-
störte. Also mußte der Angriff auf Algier aufgegeben, und das Heer
*541 31. Octbr. 1541 eilends wieder eingeschifft werden. Und kaum
war der Kaiser nach Europa zurück, als Franz I. den Krieg erklärte.
Diesesmal geschah es allerdings, ohne daß Franz I. durch eine Hand-
lung des Kaisers besonders dazu aufgereizt worden. Es war Laune,
Erbitterung, Furcht vor der Macht des Hauses Spanien-Habsburg,
die er brechen zu müssen glaubte. Ueber alle Bedenklichkeiten hatte
sich Franz hinweggesetzt; mit Suleiman war er in den engsten Zu-
sammenhang getreten. Jedesmal, wenn der König das gethan, läßt
er eine grausame Verfolgung über die französischen Protestanten ver-
hängen, der Welt zu beweisen, daß er doch sonst gut katholisch sek.
Suleiman will wieder in Ungarn einbrechen, eine türkische Flotte
soll sich mit der französischen vereinigen. An allen Orten brennt der
Krieg wieder, an den Pyrenäen, in Italien, in den Niederlanden.
Kaiser Karl V. gewann indessen einen Bund mit England l l.febr.
*543 1 5 4 3. Daß sich Franz I. mit den Türken verband, regte ganz Eu-
ropa gegen ihn auf. Suleiman erschien zwar in Ungarn und eroberte
*543 Gran 1543, kehrte aber bald zurück und erfüllte die Erwartung
des Königs nicht. Die türkische Flotte unter Chaireddin erschien zwar
an der Mündung der Tiber und setzte Rom in Schrecken, aber wei-
ter half sie dem König auch nicht.
Der Krieg zog sich hin und her, ohne bedeutende Ergebnisse
zu bringen, Im Ganzen genommen ging er nicht günstig für die
Heere des Königs Franz. Die Bündnisse mit den Osmanen, mit
Schweden, mit Dänemark, trugen ihm nichts aus. Dagegen lan-
dete Heinrich Viii. in Frankreich. Es kam hinzu, daß die Verbin-
dung, die er mit dem Sultan Suleiman hatte, die Verfolgungen,
die er in seinem Reiche über die Evangelischen ergehen ließ, ihn den
deutschen Protestanten so verhaßt gemacht, daß der Kaiser auf dem
*544 Reichstage, der am 20. Febr. 1544 zu Speier eröffnet ward, von
allen Ständen eine Kriegserklärug gegen Frankreich, das Verspre-
chen einer Hülfe erhielt. Das deutsche Reich hatte bis dahin an den
1915 -
Leipzig [u.a.]
: Kesselring
- Autor: Froning, Richard, Wülker, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Lyzeum
- Geschlecht (WdK): Mädchen
18 Y. Die auswrtigen Kriege Karls V.
religisen Strenge und mit ihrem Eifer zu Zeiten des Kampfes als die besten Verteidiger des evangelischen Bekenntnisses. ^
V. Die auswrtigen Kriege Karls V.
1. Franz I. von Frankreich. Die Ausdehnung und die Lage seines gewaltigen Reiches brachten es mit sich, da Karl V. hufig in Streitigkeiten mit den Nachbarstaaten geriet. Seinen Hauptgegner hatte er in König Franz I. von Frankreich, der nach Maxi-milians I. Tode selbst gern Kaiser geworden wre. Die gewaltige Lndermasse Habsburgs umschlo den franzsischen Staat fast von allen Seiten, und nur durch militrische Erfolge vermochte dieser die Gefahr der Erdrckung abzuwenden. Deshalb hat Franz mit Karl V. v i er blutige Kriege gefhrt. Die uere Veranlassung zu diesen Auseinandersetzungen gab der Besitz der Lombardei und Burgunds, auf den beide Herrscher in gleicher Weise Anspruch erhoben.
Der erste Krieg spielte sich in Oberitalien ab. Hier belagerte der franzsische König 1525 Pavia. Kaiserliche Truppen griffen sein Heer an; er wurde vllig besiegt und geriet auf der Flucht durch den Sturz seines Pferdes in die Hnde der Feinde. Lange Zeit blieb Franz gefangen; endlich entschlo er sich, in einem Vertrage auf die Lnder zu verzichten, die er begehrt hatte, und versprach auerdem, binnen sechs Monaten in die Gefangenschaft zurckzukehren, falls sich die Friedens-bedingungen nicht erfllen lieen. Aber der König spielte ein treuloses Doppelspiel. Freigelassen kmmerte er sich nicht um sein Wort, weil er es nur gezwungen gegeben habe, und stiftete sofort ein neues Bndnis gegen Karl V. Auch der Papst nahm daran teil, da er den Kaiser in Italien nicht allzu mchtig werden lassen wollte.
Ein zweiter Krieg brach aus. Karl von Bonrbon, ein Lehnsmann der franzsischen Krone, war mit Franz in Streit geraten und hatte sich Karl V. angeschlossen. Jetzt zog er mit kaiserlichen Sldnern meist deutscher Herkunft vor Rom und nahm 1527 die Stadt ein. Er selbst fiel bei der Erstrmung, aber seine Soldaten setzten sich in Rom fr lange Zeit fest. Seit der Zeit Gregors Vii., wo die Normannen sich der ppstlichen Hauptstadt bemchtigt hatten, war kein Feind so mit ihr umgegangen. Die Landsknechte raubten, was fr sie Wert besa, alles brige zerschlugen sie; in den Gottes-Husern hielten sie wste Zechgelage und verhhnten die kirchlichen Bruche; den Papst belagerten sie vier Monate in der festen Engels-
1879 -
Leipzig
: Weber
- Autor: Kentzler, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die Zeit der Reformation.
133
§ 151. Die Kämpfe zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg hatten in der Zeit Maximilians (§ 145) nur einen vorläufigen Abschluß gesunden. Weder war die Eroberungssucht jenes durch die Erwerbung Burgunds und des Herzogthums Mailand zufriedengestellt, noch Karl V. gemeint, Frankreich in dem Besitz dieser Länder zu lassen, geschweige die weiteren Ansprüche, welche Franzi, auf Neapel, Flandern und Artois erhob, zu befriedigen. Zu dem ererbten Gegensatz kam noch persönliche Rivalität, und bereits 1521 brach der erste italienische 1521. Krieg aus, in welchem sich der Papst und König Heinrich Viii. von Frankreich aus die Seite des Kaisers stellten. Nachdem die Spanier unter dem Marquis von Pescara und die deutschen Landsknechte unter Georg von Frundsberg in den Jahren 1521 und 22 die Franzosen aus Italien hinausgefchlagen hatten, ließ sich Peseara durch den vom französischen Hose gekränkten Herzog Karl von Bourbon zu einem Angriff auf die Provence (1 523) 1523. verleiten, der an der vergeblichen Belagerung Marseilles scheiterte. Von einem großen Heere unter Franz I. gefolgt, zogen die Kaiserlichen nach Italien zurück, und schon schien das Kriegsglück durch die Wiedereroberung Mailands sich aus die Seite der Franzosen zu neigen, als der vollständige Sieg der Italiener und Spanier unter Pescara und der Deutschen unter Frundsberg über die Franzosen, Schweizer und Deutsche bei Pavia (28. Febr. 1525) gegen Franz I. entschied. Er selbst wurde 1525. gefangen und nach Madrid gebracht, wo er 1526 in einem 1526.
Frieden den Verzicht auf Mailand und Neapel und die Abtretung von Burgund eidlich versprach. Kaum hatte er aber seine Freiheit wiedererlangt, als er den Vertrag für erzwungen und nichtig erklärte; auch die Notabeln von Burgund verwarfen die habs-burgische Herrschaft; und da, bei der Unzufriedenheit über die Anwesenheit spanischer Truppen in Italien, auch in diesem Lande Sympathien für die Franzosen sich regten, so brach noch im Jahre 1526 der zweite italienische Krieg los, nachdem Franz I. mit Venedig, dem Herzog Franz Sforza von Mailand und dem Papst, der ihn feiner eidlichen Versprechungen gegen Karl V. entband, die Liga zu Cognac geschlossen hatte. Karl
1839 -
Leipzig
: Gebhardt & Reisland
- Hrsg.: Flathe, Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Geschlecht (WdK): Jungen
62
Erstes Buch.
auch Adrian die große Macht des Kaisers nicht gern sah, so ging
er doch auf der Bahn Leo's X. fort: er war Verbündeter des Kaisers
gegen Frankreich. Wegen der Reformation, wegen der Osmanen
durfte der mächtige Kaiser nicht beleidigt werden. Es erklärte ferner
1322 Heinrich Viii. den Krieg an Frankreich 5. Juni 1522. Von den
Niederlanden her ward Frankreich in diesem Jahre durch ein engli-
sches Heer bedroht, und vergebens kämpften die Franzosen, um wieder
festen Fuß in Italien zu fassen. Karl V. hatte starke Hoffnungen,
alle seine Entwürfe auf Frankreich hinauszuführen. Die italienischen
Mächte, Venedig, Mailand, Florenz, den Pabst, vereinigte er mit
1523 sich in einen Bund 1. Aug. 1523. Sie sollten alle Italien gegen
die Franzosen vertheidig-en, während des Kaisers Heere doch in Ita-
lien raubten und plünderten. Man wußte, daß Franz I. wieder in
Italien einzubrechen gedachte. Die Haupterwartung des Kaisers be-
ruhete aber nicht auf der erzwungenen Mitwirkung Italiens, auf
etwas Anderem, auf einem Verrath und einem Verräther beruhete
sie. In dem königlichen Hause von Frankreich war ein bitterer Zwist
vorhanden. Karl, dor Connetable von Bourbon, hatte sich in heim-
liches und verrätherisches Einverständniß mit Karl V. und Hein-
rich Vhi. eingelassen. Franz I. sollte entweder gefaßt werden vor der
Heerfahrt nach Italien, oder, wenn dieses nicht ginge, so wie der
König nach Italien käme, eine Rebellion in Frankreich ausbrechen, die
alsbald von des Kaisers bereit stehenden Truppen unterstützt werden
sollte. Dabei war von einer Theilung Frankreichs die Rede gewesen.
Bourbon hatte vorgeschlagen, daß das Reich zwischen Karl V.,
Heinrich Vlll. und ihm getheilt werde. Heinrich Viii. hatte dagegen
das Ganze für sich begehrt. Karl V. scheinet sich vorsichtig gehalten,
nichts von sich gegeben, nichts im Voraus bestimmt zu haben. Ihm
ist die Hauptsache, daß die Rebellion ausbreche, daß Frankreich in
Verwirrung falle. Indessen erhält Franz 1., wie er auf dem Puncte
steht in Italien einzufallen, einige Kunde von dem verrätherischen
Spiele. Bourbon entweicht, sechzig Edelleute mit ihm, ehe sie ge-
faßt werden können. Der Plan ist gescheitert. Bourbon, der Ver-
räther, wird sogleich als spanischer Feldherr in Italien angestellt.
Die Franzosen fallen nun zwar im Herbste 1523 in Italien ein, aber
ohne Glück: sie müssen zurück. Die Spanier dagegen, Bourbon
Rache glühend mit ihnen, brachen in das südliche Frankreich ein.
1524 Sie kommen bis Marseille, aber auch sie müssen zurück 1524.
Franz I. hat den Krieg auf mehreren Seiten zu halten, gegen Karl V.
und Heinrich Vlll., an den Pyrenäen, an den niederländischen
Grenzen. Aber noch in dem Jahre 1 524 dringt er doch auch mit
einem schönen und starken Heere in Italien ein. Die Franzosen wer-
1839 -
Leipzig
: Gebhardt & Reisland
- Hrsg.: Flathe, Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Geschlecht (WdK): Jungen
64
Erstes Buch.
men standen, gedachte Clemens Vh. in Aufstand zu bringen. Seine
Seele war in diesem Augenblicke voll von italienischen Gefühlen wie
die Seele Julius Ii.
Unter diesen Bewegungen hatte Karl V. seine Erwartungen
1525 herabgestimmt. Er hatte am 11. Aug. 1525 Waffenstillstand mit
Frankreich geschlossen. Es kam zwischen ihm und dem gefangenen
König der Tractat von Madrid zu Stande 14. Jan. 1526.
Franz I. entsagte allen Ansprüchen auf Italien, versprach den König
von Navarra zur Ablegung dieses Titels zu bewegen, und trat das
Herzogthum Burgund an den Kaiser ab. Ein Stück von Frankreich
schien Kaiser Karl V. also doch gewonnen zu haben. Aber Franz I.
hatte, ehe er den Tractat schwur, im Angesichte dreier Ritter erklärt,
daß Tractat und Eid als abgenöthiget von ihm nicht gehalten wer-
1526 den würden. Am 18. März 1526 ward Franz I. an der Grenze
gegen seine beiden Söhne, die Geiseln für die Erfüllung des Trak-
tats,- ausgewechselt. Das Unglück von Pavia hat Franz I. gebro-
chen. Er erscheinet weder so rüstig mehr als er früher gewesen, noch
so gerade. Sehr oft nimmt er seitdem zu schlechten und kleinen
Mitteln seine Zuflucht. Er scheint mehr sich selbst als die großen
europäischen Angelegenheiten im Auge zu haben. Den Tractat von
Madrid ratisicirt er nicht und versammelt die Notabeln seines Rei-
ches, um dem Kaiser erklären zu lassen, daß er Burgund nicht er-
halten werde: der König habe erst einen anderen und höheren
Schwur geleistet, das Reich zu erhalten. Franz I. ist, wie Kaiser
Karl V., auch kein Freund der alten Freiheiten. Die Generalstaaten
werden von ihm gar nicht berufen. Die Notabeln des Reiches, die
von dem König selbst zusammenberufenen Großen und Bischöffe,
sollen sie ersetzen. Kaiser Karl V. sieht sich also in seiner Erwar-
tung, etwas Kleineres doch gegen Frankreich zu erreichen, getäuscht.
Der Krieg geht ohne Unterbrechung fort. Besonders die italieni«
1526 scheu Mächte treten nun auf. Am 22. Mai 1526 ist zwischen Eng-
land, Frankreich, Venedig, dem Pabste und Franz Sforza, welcher
vor den Spaniern hat aus Mailand entweichen müssen, ein Bünd-
niß geschlossen worden. Es wird nicht gesagt, daß die Spanier aus
Italien getrieben werden sollten, es wird nur gesagt, daß die ita-
lienischen Mächte, und besonders Franz Sforza, wieder in ihre Rechte
einzusetzen. Aber Pabst Clemens Vll. besonders denkt an diese Vertrei-
bung der Spanier. Allenthalben sucht er im spanischen Italien Re-
bellionen gegen den Kaiser zu stiften. Ein päbstliches und ein vene-
tianisches Heer tritt gegen die Spanier auf. Aber nur schwach
werden die Anstrengungen der Italiener von Franz I. unterstützt. Er
hat die alte Kraft nicht mehr, auch scheinet er diese Regung des
1903 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Mackensen, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1903
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preussen
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Erster Abschnitt. Die Reformation in Deutschland bis zum Augsburger 25 Religionsfrieden.
Nun wandten sich die Trken auch gegen Ferdinand, dessen Nebenbuhler um die Krone Ungarns, Johannzazolya, von ihnen untersttzt wurde. Sie eroberten den grten Teil Ungarns und griffen auch fterreich an. Bis vor Wien rckten sie vor, zogen aber nach vergeblicher Belagerung wieder ab. Auch ein zweiter Einfall (1532) verlief erfolglos.
3. Karls Zge gegen Tunis und Algier. Sein 3. und 4. Krieg mit Franz I. Auch in den sogenannten Barbareskenstaaten Tunis und Algier hatten sich die Trken festgesetzt. Von hier aus beherrschten sie das westliche Mittelmeer, plnderten die Ksten und schleppten viele ge-fangenen Christen in die Sklaverei. Um das Meer von ihnen zu subern, unternahm Karl V. 1535 einen Zug gegen Tunis, auf-ftem er die Piraten vllig besiegte und ihre Stadt Tunis einnahm; dagegen verlief sein zweiter Zug gegen Algier (1541) unglcklich.
Auch mit Franz I. hatte Karl V. noch zwei Kriege zu führen. Der dritte Krieg (15361538), in dem Franz sich mit dem Sultan Soliman verbndet hatte, wurde durch einen Waffenstillstand beendet. Als Franz auch noch einen viert en Krieg (15421544) gegen den Kaiser unternahm, drang dieser mit groer Heeresmacht und im Bunde mit König Heinrich Viii. von England in Frankreich ein und zog bis nahe vor Paris. Nun schlo der hart bedrngte franzsische König den Frieden von Erept) (nordwestlich von Laon) 1544, in dem er auf Mailand verzichtete, aber Burgund behielt. Im folgenden Jahre erkauften der Kaiser und sein Bruder Ferdinand auch von den Trken, denen sie den grten Teil Ungarns berlieen, einen Waffenstillstand.
Die auswrtigen Kriege Karls waren hiermit beendet, und der Kaiser konnte nun daran denken, gegen die ihm verhaten Ketzer in Deutschland vorzugehen.
8. Der Schmalkaldische Krieg und der Angskurger Religiottsfriedett.
1. Der Ursprung des Krieges und Tod Luthers. Im Jahre 1545 entschlo sich der Papst Paul Iii., ein allgemeines Konzil nach T r i e n t (in Sdtirol) zu berufen. Dieses zu beschicken weigerten sich die Prote-stanten, da es unter dem Einflsse des Papstes stnde. Somit war eine friedliche Auseinandersetzung unmglich gemacht, und der Kaiser beschlo nun, die kirchliche Einheit mit den Waffen zu erzwingen.
1905 -
Delmenhorst
: Horstmann
- Autor: Pleitner, Emil, Neels, H.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Oldenburg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
gar mit eigener Hand eine seiner Gemahlinnen ans dem Markte, weil sie gesagt hatte, es könne unmöglich Gottes Wille sein, daß alles Volk hungere, damit der König in Ueberfluß lebe. Als die Not immer größer wurde, führten einige Bürger zur Nachtzeit das Heer des Bischofs in die Stadt; sein Kanzler und seine Scharfrichter wurden gefangen genommen. Sie wurden zum Tode verurteilt, mit glühenden Zangen ge-zwicft und dann durch den Stoß mit einem glühenden Dolch getötet. Ihre Körper wurden in eisernen Käfigen an den Turm der Lambertikirche gehängt. Dieser Turm ist jetzt abgebrochen, aber auch an dem neuen Turme hat man 3 eiserne Käfige angebracht; im Rathause zu Münster werden noch jetzt die Folterwerkzeuge gezeigt, mit denen man die Wiedertäufer peinigte. Münster ist seitdem wieder eine katholische Stadt.
4. Die Bauernverschwörung im Amte Vechta. Als der Bischof Franz die Stadt Münster belagerte, befahl er, daß die Aemter Vechta und Kloppenbnrg, die damals zu Münster gehörten, je 300 Mann zum Auswerfen der Schanzen stellen sollten. Die Bauern zu Vechta aber sehnten sich nach größerer Freiheit; diese hofften sie bei den Münsterschen zu finden und weigerten sich. Es kam zu einer richtigen Verschwörung. Würde der Bischof sie angreifen, so wollte man die Sturmglocken läuten, die festen Häuser der Adeligen überrumpeln und sich hier festsetzen. Bei einem Siege des Bischofs sollten die Häuser geplündert und'niedergebrannt werden. Dann wollte man mit Hab und Gut in das freie Ste-dingerland flüchten. Auch die Wildeshauser und Kloppenbnrger hoffte man für sich zu gewinnen. Als der Bischof von der drohenden Empörung hörte, schickte er eine Abteilung von 100 Reitern nach Vechta. Die sorglosen Bauern wurden überrascht, die Haupträdelsführer entflohen; die übrigen aber wurden gefangen genommen und hingerichtet.
39. Kaiser Karl V. 1519—1556.
1. Sein Reich. Der Nachfolger Maximilians I. war sein Enkel Karl V. Er beherrschte ein Reich, wie setf Karl d. G. keins bestanden hatte. Außer den Ländern des deutschen Reiches gehörten ihm die Niederlande, Spanien mit dem Königreich Neapel und Sicilien, dazu die neuentdeckten Länder in Amerika. Mit Recht konnte er daher sagen: „In meinem Reiche geht die Sonne nicht unter!"
2. Seine Persönlichkeit. Karl V. war ein Mann von außerordentlicher Klugheit, dabei besaß er einen unbeugsamen Willen und eine große Arbeitskraft, so daß er mit Leichtigkeit seine vielen Staatsgeschäfte erledigen konnte. Im Kriege war er eben so umsichtig wie tapfer.
3. Krieg mit Franz I. Karls größter Feind war Franz I. von Frankreich. Dieser wollte gern der erste Fürst Europas sein und hatte selbst nach der deutschen Kaiserkrone gestrebt. Weil ihm nun Karl V. vorgezogen worden war, suchte er aus Neid dessen Macht zu schwächen. Es entstanden daraus 4 Kriege, in denen es sich hauptsächlich um den Besitz des Herzogtums Mailand handelte, das sich in den Händen der Franzosen befand, aber von Karl V. als deutsches Reichslehen zurück-
1910 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Schöppner, Alexander, König, Leo
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Gegensatz zu Karl V. in den Religionsangelegenheiten.
33
und großen Gedanken umfassenden Gegner hat er das unabhängige Ansehen, die Macht seiner Krone behauptet. Daß er diese anstrebte und erreichte, darin lag das Geheimnis des Gehorsams, den er fand. Er lebte, dachte und fühlte, wie sein Volk; sein Glückswechsel, seine Gefahren und Verluste, sowie seine guten Erfolge waren die der Nation.
Der gewaltige Gegensatz zwischen Karl V. und Franz I. tritt am mächtigsten hervor in den Religionsangelegenheiten und in dem Verhältnis zu dem gemeinsamen Feinde der Christenheit, den Türken. Franz unterstützte die kirchenfeindliche Reformation, welche er im eigenen Lande niederzuhalten strebte, im deutschen Reiche mit aller Kraft. Schon im Jahre 1524 meldete Karl von Bodmann nach Rom: „Die geheimen Praktiken des französischen Königs sind so mannigfaltig, daß man ernstlich befürchten muß, er werde, um den Kaiser Schwierigkeiten zu bereiten, auch die religiösen Wirren ausnützen und nach
Kräften unheilbar zu machen suchen."
Die Türkennot benützte Franz zu seinen selbstsüchtigen Zwecken. Als auf Befehl des Papstes im September 1522
zwei Karraken in Genua für Rhodus ausgerüstet wurden, nahmen die Franzosen sie weg,-als spanische Edelleute sich nach Genua begaben, um von dort nach Rhodus überzufahren, setzten „die französischen Türken" sich in den Besitz des Schiffes. Über die später enge Verbindung, welche Franz I. mit den Türken einging, schreibt ein Benediktinermönch von Ottobeureu: „Ich kann mich nicht genug über des französischen Königs Treubruch und Ruchlosigkeit verwundern. Dem Namen nach ist er der Allerchristlichste, in Wirklichkeit der Allerruchloseste, da er mit den Türken, der ganzen Christenheit allgemeinen und verschwornen Feinde, ein Bündnis geschlossen hat." Kurz vor der Schlacht von Pavia hatte Franz einen ungarischen Magnaten, den Grafen Frangipani, aufgereizt,
mit Hilfe der Türken in Krain und Steiermark einzufallen. Gleich nach der Niederlage des
Königs wendete sich dessen Mutter an Soliman um Hilfe und Franz selbst ließ durch Frangipani den Sultan, „den großen Beherrscher der Welt, den Gebieter des Jahrhunderts, um die Gnade anflehen, „diesen Hochmütigen," den Kaiser, zurückzuschlagen; dafür werde der König in Zukunft ein dankbarer Diener des Sultans fein." Auch nach dem Frieden von Cambrai 1529 blieb Franz in geheimer Verbindung mit den Türken.
Dom in Mailand
Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl.
3
1904 -
Erlangen [u.a.]
: Deichert
- Autor: Griebel, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
§ 68. Die Kriege Karls V. mit Franz I.
181
entbrannte ein blutiger Krieg, der mit geringen Unterbrechungen von 1521—1544 dauerte.
2. Wir führen hier nur die wichtigsten Vorkommnisse desselben an. 1525 kam es bei Pnvia zur Schlacht. Karl V. erfocht mit deutschen Landsknechten unter Führung des Georg von Fruuds-b e r g einen herrlichen Sieg. Franz' I. Heer wurde vernichtet und er selbst als Gefangener nach Spanien verbracht. In dem für ihn demütigenden Madrider Frieden (1526) mußte Franz I. eidlich versprechen, seinen Ansprüchen auf Mailand zu entsagen und Burgund herauszugeben. Aber nun nahm sich der Papst, der Karls wachsende Macht in Italien fürchtete, der Sache des französischen Königs an. Er entband ihn seines Eides und Franz begann im Bunde mit dem Papste und anderen Fürsten die Feindseligkeiten von neuem (1527). Der Kampf war jetzt auch gegen den Papst gerichtet. Infolgedessen strömten viele lutherisch gesinnte Landsknechte herbei und Georg von Fruudsberg konnte bald ein stattliches Heer über die Alpen führen. Er drang bis Rom vor, eroberte 1527 die Stadt und brachte den Papst in arge Bedrängnis. In lächerlichem Aufzug verhöhnten die rohen deutschen Landsknechte das Papsttum. 1529 schloß Karl Y. mit Franz I. den Frieden zu Cambray. Derselbe hatte jedoch nur die Bedeutung eines Waffenstillstandes; denn schon in den dreißiger Jahren erfolgte der Wiederausbruch des Kampfes. 1544 gelangte das kaiserliche Heer bis in die Nähe von Paris und zwang Franz I. zum Frieden zu Cresph (bei Paris), durch den ein endgültiger Abschluß der Kriege herbeigeführt wurde. Franz I. verzichtete auf Italien, Karl V. auf Burgund (westlich der Saone).
§ 69.
Tchmalkaldischer Krieg 1546—1547» Augsburger Interim 1548
1. Die Beendigung des Krieges mit Franz I. war von Bedeutung für das Auftreten des Kaisers in Deutschland: Auswärtige Verwicklungen, die ihn zur Mäßigung hätten mahnen können, standen zunächst nicht bevor; jetzt gab es für ihn den protestantischen Fürsten gegenüber keine Rücksichten mehr. Er war fest entschlossen, unter allen Umständen die Einheit der Kirche wiederherzustellen und die Selbständigkeit der Reichsstände zu brechen. So rückte die Entscheidung durch die Gewalt der Waffen immer näher und unvermeidlich heran, bis sie in den Jahren 1546 und 1547 erfolgte. Den Anlaß zum Ausbruch des blutigen Kampfes gab das Verhalten der protestantischen Fürsten gegen das von dem Papst auf des Kaisers Be-
Verlauf.
Friede zu Crespy 1544.
Ursache: Streben des Kaisers nach Einheit der Kirche.
Anlaß.
1872 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Klein, Sophie
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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fährdete Rückreise, und für seine weitere Sicherheit hatte der Kurfürst von Sachsen gesorgt. In der Nähe des Schlosses Altenstein wurde sein Wagen von verkappten Reitern angehalten, die sich seiner bemächtigten und mit ihm waldeinwärts jagten. Er wurde aus das einsame Bergschloß Wartburg gebracht, wo er zehn Monate verborgen blieb. Wahrend seine Gegner ihn für todt hielten, war er hier mit der Übersetzung der Bibel beschäftigt.
Karls V. erster Krieg gegen Franz I. von Frankreich, 1521
bis 1524. An citiern durchgreifenden Einschreiten gegen den Fortgang der Reformation hinderte den Kaiser der neu ausgebrochene Krieg mit Frankreich. Veranlassung zu demselben gaben einerseits Karls Ansprüche ans Burgund und die Wiederoberung Mailands durch Franz I., und andererseits des Letzteren Ansprüche auf Neapel und sein Groll über seine fehlgeschlagene Hoffnung auf den deutschen Kaiserthron.
Karls Feldherr Co l onna nöthigte den französischen Marschall Lautree, den Franz ohne Geld für seine Soldtruppen ließ, zur Räumung Mailands. Mit dem Kaiser verbündeten sich hierauf der Pnpst Hadrian Vi., Heinrich Viii. von England, der neu ernannte Herzog von Mailand, Franz Sforza Ii., und die italienischen Republiken. Franz, der zur Wiedereroberung Mailands rüstete, wurde an der persönlichen Leitung des Unternehmens durch den Abfall feines Vetters, des Connetable Karl von Bourbon, gehindert. Dieser war mit der Königin Mutter, Louise von Savoyen, zerfallen und sah sich in Gefahr, durft einen Parlamentsausspruch seine sämmtlichen Besitzungen zu verlieren; er hatte sich daher mit Karl V. und Heinrich Viii. von England zur Theilung Frankreichs verbündet. Der Plan wurde verrathen, und der Connetable entfloh auf kaiserliches Gebiet. Der französische Fetbhcrr Bonnivet erlitt durch die Kaiserlichen unter Pes cara und Bourbon eine Nieberlage an der Sesia, bet welcher der tapfere Bayarb den Tod fand (1524). Nach der gänzlichen Vertreibung der Franzosen aus Italien wnrbe Franz Sforza Ii. in Mailanb zum Herzog eingesetzt. Franz I. eroberte zwar im fol-genben Jahre Mailanb auf's Neue, verlor aber kurz barauf in der blutigen Schlacht bet Pavia Sieg und Freiheit (1525). Der Kaiser ließ ihn gefangen nach Madrid bringen, wo er sich nach elfmonatlicher Gefangenschaft zu einem Frieden entschloß, in welchem er Burgund an Karl V. abtrat, auf Neapel und Mailand Verzicht leistete und den Herzog von Bourbon in feine sämmtlichen Besitzungen wieder einsetzte.
Karls zweiter Krieg gegen Franz I. (1526— 1529). Nach feiner Freilassung erfüllte Franz I. keine der eingegangenen Be-
19. Bd. 2
- S. 384
1844 -
Leipzig
: Kollmann
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
384
königlichen Pracht zu umgeben. Er crbauete Paläste, dergleichen
der König selbst nicht hatte. Er war der erste Geistliche in Eng-
land, der seidene und goldene Stoffe trug, und nicht bloß seine
eigenen Kleider, sondern auch die Livreen seiner Diener, sowie
die Decken seiner Pferde schimmerten in dieser Pracht. Oft erschien
er mit einem Gefolge von achthundert Personen, unter denen eine
Menge Edelleute waren, die seine Gunst durch solche Demüthi-
gungen erkaufen wollten. Vor ihm her gingen zwei schön gewach-
sene und reich gekleidete Priester, wovon der eine ihm das Car-
dinalskreuz vortrug, der andere das Kreuz des Erzbisthums chork
hielt. Wenn er an Festtagen in der Paulskirche Messe las, so
bedienten ihn Bischöfe und Aebte, und bei dem Sprengen des
Weihwassers mußten ihm Personen vom höchsten Adel Wasser
und Handtuch reichen — ganz nach der Weise des Papstes, zu des-
sen Würde er bald empor zu steigen hoffte. Selbst fremde Für-
sten, besonders Franz I., König von Frankreich, und Karl V.
buhlten um seine Gunst, und durch die Pensionen, welche sie
ihm bezahlten, stiegen seine jährlichen Einkünfte so hoch, wie die
des Königs.
Da Heinrich keine Sache von Wichtigkeit unternahm, an der
Wolsey nicht persönlich Theil genommen hätte, so war er auch
sein Begleiter bei einer Zusammenkunft mit Franz I., welche im
Juni 1520 zwischen Andres und Guiñes in der Picardie,
nahe am Kanäle, statt fand und den Zweck hatte, das Freund-
schaftsband zwischen beiden Monarchen enger zu knüpfen. Diese
Zusammenkunft war ein Schauspiel, wovon man zu jener Zeit
noch seines Gleichen nicht gesehen hatte. Das Betragen der
Könige gegen einander, die Größe ihres Gefolges, eine Pracht,
welche gar keinen Wetteifer zulicß, Feste, die gleichsam für alle
Nationen angestellt zu seyn schienen, gaben ihm ein Interesse,
was weit über seinen Schauplatz und die handelnden Personen
hinausging.
Die ganze Ebene zwischen Andres und Guiñes war mit einer
Menge kostbarer Zelte bedeckt, die ein doppeltes Lager bildeten.
In der Mitte desselben kamen die beiden Monarchen mit ihrem
ganzen prächtigen Gefolge zusammen, sich nach ritterlicher Sitte
zu begrüßen. Indem sich Beide zu Pferde umarmten, stolperte
das Pferd des Königs von England, was der Aberglaube für
eine böse Andeutung erklärte; noch mehr Bedenkliches aber fand
1876 -
Würzburg
: Staudinger
- Autor: Beilhack, Maximilian
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Einjährig-Freiwilligen-Prüfung
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Bauern ausgeübten Rachethaten war die Strafe, nachdem sie durch die Truppen des schwäbischen Bundes geschlagen und zersprengt worden waren. An den süddeutschen Bauernkrieg reihte sich der von Thomas Münzer in Thüringen, Hessen und Braunschweig erregte Bauernaufstand, durch welchen allgemeine Gütergemeinschaft durchgeführt werben sollte, der aber mit der Niederlage bei Frankenhausen sein blutiges Ende erreichte.
Kaum war 1532 zu Nürnberg Religionsfriebe geschlossen, so würde die Ruhe in Deutschland durch die Wiedertäufersekte gestört, bte, seit Münzers Tod nach Holland zurückgebrängt, 1533—1535 die Stadt Münster in Westfalen zum Ausgangspunkte eines neuen Reiches Zion machen wollte, in welchem Gütergemeinschaft und Vielweiberei herrschen sollte. Der Aufstand enbete mit der Eroberung der Stadt Münster durch ihren Bischof.
22. Wodurch wurde Karl V. in Kriege gegen Frankreich verwickelt?
Der König Franz I. von Frankreich, erzürnt über seine Zurücksetzung bei der Kaiserwahl und bang vor Habsburgs fast von allen Seiten ihn utnspannenber Macht, suchte nach einer Gelegenheit, diese zu schwächen und fand einen Anlaß zum Krieg, indem Karl V. Anspruch auf die durch Ludwig Xi. dem Kaiser Max I. entrissenen Teile von Burgunb erhob und zugleich zur Vertreibung der Franzosen aus Italien sich mit dem Papste ver-banb. Von den 4 zwischen Franz und Karl mit geringen Unterbrechungen 1521—1544 geführten Kriegen fallen die ersten in die Zeit zwischen dem ersten und zweiten Reichstag. Im ersten würde Franz bei Pavia 1525 gefangen ur.b mußte im Mabri-ber Frieden auf Mailanb und Burgunb verzichten, den 2. (1527 bis 1529) führte Franz im Bund mit dem Papst und mit artbern italienischen Fürsten zur Befreiung Italiens von der kaiserlichen Herrschaft. In Diesem Krieg wurde Rom von den deutschen Hilfstruppen erstürmt und geplünbert. Franz mußte im Frieden von Cambray Mailanb herausgeben.
23. Woburch würde die Thätigkeit Karl’s vom Religionshader noch weiter abgelenkt?
Nach dem unglücklichen Ausgang seines ersten Kriegs gegen Karl V. hatte Franz I. den eroberungsluftigen türkischen Sultan Soliman, der 1522 den Johannitern Rhobus entrissen hatte, aufgeforbert, in Ungarn einzufallen. Dieser leistete der