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1. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum - S. 46

1911 - München : Oldenbourg
46 Der Aufschwung des fttcmfenreicfte?. grasen, unterstanden, der sie im Falle eines feindlichen Angriffes jeder-zeit selbstndig ins Feld rufen konnte. Als Marken wurden unter Karl (und seinen Nachfolgern) auer der genannten Spanischen noch eingerichtet die Britische (gegen die Bretagne), die Dnische (sdlich der Schlei), die Schsische (im heutigen Holstein), die Sorbische (an der Thringer Saale) mit den neugegrnbeten Grenzsttzpunkten Magbeburg und Halle, die Bhmische (auf dem bayerischen Norbgau an der Raab sowie zwischen Bhmerwalb und Donau), die Avarische ober Pannonische (etwa zwischen Enns, Donau und Drau), von der aber nur die sog. Bayerische O st-m a r k zwischen Enns und Raab (der Kern des heutigen Osterreich) bauernb erhalten blieb, und die Friaulische ([blich der Drau). 8. Die Erneuerung des Westrmischen Kaisertums. Durch seine siegreichen Kriege hatte der Frankenherrscher ein Reich geschaffen, das von der Schlei bis an den Garigliano (in Unteritalien), von der Raab bis der die Pyrenen hinaus reichte und die germanische Kulturwelt des Festlanbes mit dem grten Teile der romanischen bereinigte. Auch die abenblnbische Kirche sah in Karl ihren starken Schutzherrn. Deshalb wrbe am frnkischen Hofe der Gebanke einer Wiederherstellung des abenblnbischen Kaisertums erwogen. Diesen Plnen kam der ppstliche Stuhl um so bereitwilliger entgegen, weil er gerabe bamals wieberum auf die Untersttzung des Frankenknigs angewiesen war. Von einer feindlichen Partei in Rom mihandelt und vertrieben, floh nmlich Papst Leo Iii., der Nachfolger Hadriansi., an das frnkische Hoflager zu 799 Paderborn und bat um Hilfe. Karl lie ihn durch einige Vornehme aus seiner Umgebung nach Rom zurckgeleiten und folgte im Herbste des nchsten Jahres persnlich. Dann bestrafte er die Missetter und sicherte die Stellung des Papstes von neuem. Als nun Karl amweihnachts-feste dem Gottesdienste in der Peterskirche beiwohnte und eben vom Gebete vor dem Altare sich erheben wollte, setzte ihm Leo, allerdings ohne vorhergegangene Verabredung^), eine Krone aufs Haupt und hulbigte 800 ihm als Kaiser. Diese Kaiserlrnung begrte das rmische Volk mit 25-Dez. dem Zurufe: Carolo Augusto, a Deo coronato magno et pacifico im- peratori Romanorum, vita et victoria!" Der von inneren und ueren Wirren bebrngte ostrmische Hos sah sich nach lngeren Verhanblungen gezwungen, die vollzogene Tatsache nachtrglich anzuerkennen. Dafr verzichtete Karl auf die geplante Eroberung Unteritaliens und trat Venedig nebst Dalmatien an Byzanz ab. Die Annahme der rmischen Kaiserwrde durch den frnkischen König war das uere Zeichen fr den bergang der Vorherrschaft in Europa von den !) Die Krnung als solche drfte fr diesen Tag, der ja damals zugleich Neu jahrstag und damit auch Anfang eines neuen Jahrhunderts war, geplant und vor

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1. Leitfaden für die biographische Vorstufe des Geschichtsunterrichts - S. 46

1892 - Altenburg : Pierer
4 8oo 69. Karls Kaiserkrnung. 800. Papst Ha-drianus war gestorben, und sein Nachfolger Leo rief den mch-tigert König Karl gegen Aufrhrer zu Hlfe, die ihn gemihandelt hatten, und kam deshalb selbst nach Paderborn. Karl war sogleich bereit, ihm beizustehen. Im I. 800 zog er der die Alpen und hielt der die Aufrhrer strenges Gericht. In Rom feierte er das Weihnachtsfest. Als er in der Peterskirche am Altar kniete, trat Leo hinzu, setzte ihm die Krone auf und salbte ihn zum rmischen Kaiser. Nun erst erschien er in den Augen des Volkes als der erste weltliche Herrscher und als der oberste Schutzherr der Kirche. Er und der Papst waren nun die beiden hchsten Hupter der ganzen Christenheit. 70. Karls Staatsverwaltung. Karl der Groe war nicht nur ein gewaltiger Eroberer und ein mchtiger König, sondern er war auch ein weiser Herrscher, der durch verstndige Einrichtungen und Gesetze fr das Wohl seiner Völker sorgte. Er teilte das ganze Reich in viele Gaue, und der jeden derselben setzte er einen Gaugrafen; in den Grenzlndern aber wurden immer mehrere Gaue zu einer Mark unter einem Markgrafen vereinigt. Viermal im Jahre muten besondere Sendgrafen untersuchen, ob die Grafen und die Beamten ihr Amt gut ver-walteten; sie muten den Heerbann beaufsichtigen, und auf den Neichsversammlungen, die der König zweimal in jedem Jahre hielt, muten sie Bericht erstatten. Wer glaubte, da ihm von einem Grafen Unrecht geschehen sei, konnte sich bei dem Sendgrafen be-schweren, und fand er auch bei diesem nicht sein Recht, so konnte er sich an den Pfalzgrafen wenden, welcher der Stellvertreter des Knigs war. So sorgte Karl dafr, da Recht und Gerechtigkeit in seinem Reiche herrschten; aber eben so lag ihm auch das Wohlergehen seiner Völker am Herzen. Um den Ackerbau zu befrdern, legte er auf seinen Gtern Musterwirtschaften an, und da kmmerte er sich um alles so ge-nau, als ob er mit weiter gar nichts als mit der Landwirt-schast zu thun htte. In gleicher Weise begnstigte er den Ge-Werbebetrieb. Den Handel befrderte er durch Anlegung von Straen und Kanlen. Er wollte die Donau mit dem Rhein verbinden und deshalb einen Kanal zwischen den Flssen Altmhl und Rednitz bauen lassen; da kamen aber so heftige Regengsse, da man mit dem Bau aufhren mute. Er baute Brckeu, legte Handelspltze an, fhrte berall gleiches Ma und Gewicht ein und verringerte die Zlle. Vorzglich war er bemht, geistige Bildung unter dem Volke zu verbreiten. Er zog gelehrte Männer in seine Nhe und verkehrte mit ihnen wie mit Freunden. Er legte Schulen an, auch au seinem Hofe, besuchte sie oft, lobte die steiigen, schalt und strafte die trgen Schler. Er war ihnen aber auch ein Vorbild im Fleie. Noch in seinem Alter lernte er schreiben. Er selbst hat eine deutsche Grammatik verfat; er sammelte die alten deutschen Heldenlieder, und bei der Mahlzeit

2. Unser Vaterland - S. 73

1900 - Berlin : Bruer
Mönch, der unerwartet eintrat, für sich und seine Kinder alle Rechte der bayrischen Herrschaft feierlich in König Karls Hand. Jetzt zog dieser gegen die slavischen Avaren, die zwei Jahrhunderte lang an Theiß und Donau gesessen und der Schrecken ihrer Nachbarn nach Osten und Westen gewesen waren. Der Krieg endete mit gänzlicher Vernichtung der Herrschaft des wilden Volkes, dessen verheertes Land mit deutschen Kolonisten bevölkert und durch Errichtung einer „Ostmark" geschützt wurde. Hierin war der Grund zu dem Ostreich (Oesterreich) gelegt. (793.) Zur Sicherung der nördlichen und östlichen Grenze des Reichs mußte Karl der Große mit vielen normannischen und slavischen Völkerschaften kriegen. Während sich die normannischen Völker an der Nordgrenze des fränkischen Reiches, welche durch die Eider bestimmt wurde, festsetzten, kamen viele slavische Völkerschaften an der Ostgrenze des Reiches von der Halbinsel Jütland bis herab zum adriatischen Meere unter fränkische Herrschaft. Auch hier wurde die Grenze durch Marken befestigt, welche durch Markgrafen verwaltet wurden, und die in jener Zeit angelegten Burgen entwickelten sich allmälig zu blühenden Städten wie Hamburg, Magdeburg, Merseburg, Halle it. s. f. Der höchste Glanz sollte der königlichen Stellung Karls des Großen in und durch Rom kommen. Der mächtige Frankenkönig, dessen Reich im Norbert von der Eider bis nach Benevent in Italien, vom Ebro im Westen bis zur Raab im Osten reichte, sandte huldigend Geschenke aus der avarischen Beute nach Rom, als seinen Boten päpstliche Gesandte entgegen kamen, den Tod Papst Hadrians und die Wahl Leo Iii. zu melden. Sie brachten dem König Karl „das Banner der heiligen Stadt und die Schlüsiel zum Grabe des Apostel-fürsten" mit der Bitte, einen Bevollmächtigten zu senden, vom römischen Volke den Eid der Treue und Untertänigkeit zu empfangen. Der König nahm die Symbole der ihm als Patricias von Rom zustehenden Rechte an und schickte den Abt Angilbert als Gesandten an den Papst, der jetzt Karls Herrschaft in der Weise anerkannte, daß Rom ihm als den weltlichen Oberherrn zu gehorchen habe, dem die oberste Gerichtsbarkeit damit gehöre. Verwandte des verstorbenen Papstes suchten den Papst Leo zu stürzen, den sie als einen Emporkömmling aus fremder Familie haßten. Sie beleidigten ihn in offener Prozession, schlugen ihn zu Boden, daß er halbtot in ein Kloster getragen wurde, und mit genauer Not entfloh

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 306

1860 - Stuttgart : Hallberger
306 Zur Hebung des Verkehrs geduckte Karl die Donau und den Main durch einen Kanal zu verbinden, was aber erst in unsern Tagen gelungen ist. Es ist sehr anziehend, einen großen Mann auch in seinen ge- ringen Beschäftigungen zu betrachten, und zu sehen, wie es das nem- liche Licht ist, das ein kleines Zimmer und draußen ganze Länder erleuchtet. Es war dieselbe Thätigkeit, mit welcher Karl Heere an- führte und Schulprüsungen anhörte, Gesetze für große Völker ersann und griechische Wörter lernte. Für Alles schien er geboren. Wenn er auf seine Höfe kam, ließ er sich die Rechnungen vorlegen, wo Alles bis auf die Anzahl der Eier eingetragen sein mußte, überzählte Einnahme und Ausgabe, rechnete seinen Verwaltern nach und machte Bauanschläge, als wäre er nichts als ein Landnranm/ Den Gipfel menschlicher Größe erstieg Karl im drei und dreißig- sten Jahr seiner Regierung durch seine Krönung zum römischen Kaiser. Der Pabst in Rom, Leo Ui., hatte ihn zum Schutzherrn angenom- men. Im Jahr 800 war Karl in Rom, wo er die gestörte Ordnung wieder hergestellt und t>en Pabst in seiner Würde befestigt hatte. Am Weihnachtsfeste dieses Jahrs, als in der Peterskirche auch Karl dem Hochaltar betend gegenüber knieete, ging plötzlich Leo, wie von gött- licher Eingebung getrieben, auf ihn zu, setzte ihm eine Krone auf das Haupt, und die Kirche wiederhallte von dem freudigen Zuruf des Volks: „Leben und Sieg sei dem von Gott gekrönten, frommen, großen, friedebringenden Kaiser von Rom!" /So lebte der abendländisch-römische Kaisertitel, der seit dem letz- ten römischen Kaiser Romulus Augnstnlns im Jahr 476 erloschen war, wieder auf, und ist derselbe bis zur Auflösung des deutsckeu Reichs im Jahr 1806, also über ein Jahrtausend, den deutschen Kaisern, wenn sie sich in Rom krönen ließen, verblieben.) Karls Ruhm war schon bei seinen Lebzeiten nicht bloß durch ganz Europa, sondern auch in die andern damals bekannten Welt- theile gedrungen. Von allen Seiten erhielt er Zeichen der Achtung. Nur ein Gewaltiger achtete ihn, den allenthalben geehrten Kasier, nicht — der Tod. Im Januar des Jahrs 814 wurde Karl von einem heftigen Fieber ergriffen. Seiner Gewohnheit nach wollte er sich durch Fasten helfen; aber es war umsonst. Am 28. Januar des genannten Jahrs befahl er den rastlosen Geist in Gottes Hände, und schloß als ein zwei und siebzigjähriger Greis die Augen, deren Winken beinahe ein

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 306

1854 - Stuttgart : Hallberger
306 Zur Hebung des Verkehrs gedachte Karl die Donau und den Main durch einen Kanal zu verbinden, was aber erst in unsern Tagen gelungen ist. Es ist sehr anziehend, einen großen Mann auch in seinen ge- ringen Beschäftigungen zu betrachten, und zu sehen, wie es das nem- liche Licht ist, das ein kleines Zimmer und draußen ganze Länder erleuchtet. Es war dieselbe Thätigkeit, mit welcher Karl Heere an- führte und Schulprüfungen anhörte, Gesetze für große Völker ersann und griechische Wörter lernte. Für Alles schien er geboren. Wenn er auf seine Höfe kam, ließ er sich die Rechnungen vorlegen, wo Alles bis auf die Anzahl der Eier eingetragen sein mußte, überzählte Einnahme und Ausgabe, rechnete seinen Verwaltern nach und machte Bauanschläge, als wäre er nichts als ein Landmann. Den Gipfel menschlicher Größe erstieg Karl im drei und dreißig- sten Jahr seiner Regierung durch seine Krönung zum römischen Kaiser. Der Pabst in Rom, Leo Hl, hatte ihn zum Schutzherrn angenom- men. Im Jahr 800 war Karl in Rom, wo er die gestörte Ordnung wieder hergestellt und den Pabst in seiner Würde befestigt hatte. Am Weihnachtsfeste dieses Jahrs, als in der Peterskirche auch Karl dem Hochaltar betend gegenüber knieete, ging plötzlich Leo, wie von gött- licher Eingebung getrieben, auf ihn zu, setzte ihm eine Krone auf das Haupt, und die Kirche wiederhallte von dem freudigen Zuruf des Volks: „Leben und Sieg sei dem von Gott gekrönten, frommen, großen, sriedebringenden Kaiser von Rom!" So lebte der abendländisch-römische Kaisertitel, der seit dem letz- ten römischen Kaiser Romulus Augustulus im Jahr 476 erloschen war, wieder auf, und ist derselbe bis zur Auflösung des deutschen Reichs im Jahr 1806, also über ein Jahrtausend, den deutschen Kaisern, wenn sie sich in Rom krönen ließen, verblieben. Karls Ruhm war schon bei seinen Lebzeiten nicht bloß durch ganz Europa, sondern auch in die andern damals bekannten Welt- theile gedrungen. Von allen Seiten erhielt er Zeichen der Achtung. Nur ein Gewaltiger achtete ihn, den allenthalben geehrten Kaiser, nicht — der Tod. Im Januar des Jahrs 814 wurde Karl von einem heftigen Fieber ergriffen. Seiner Gewohnheit nach wollte er sich durch Fasten helfen; aber es war umsonst. Am 28. Januar des genannten Jahrs befahl er den rastlosen Geist in Gottes Hände, und schloß als ein zwei und siebzigjähriger Greis die Angen, deren Winken beinahe ein

5. Das Mittelalter - S. 28

1897 - Leipzig : Dürr
alle Germanenvlker des abendlndischen Festlandes unter der Franken-Herrschaft vereinigt. Nun galt es aber auch, dieses gewaltige Frankenreich gegen feind-liche Nachbarvlker zu schtzen. In mehreren Feldzgen entri Karl d. Gr. zunchst den spanischen Mauren das Land bis zum Ebro. Ebenso brach er die Macht der ruberischen Avaren, eines tatarischen Reitervolkes aus Asien, das sich seit dem 6. Jahrhundert an der mitt-leren Donau festgesetzt hatte, und nahm ihnen das Land zwischen Enns und Wiener Wald sowie das Alpengebiet im Norden des Adriatischen Meeres ab. Im Norden eroberte er von den Dnen das Land zwischen Eider und Schlei; im Osten entri er den slavischen Sorben das Land an der Saale und den bhmischen Czechen den Westen ihres Gebietes. Alle diese Grenzlnder machte Karl d. Gr. zu Marken und bertrug den Schutz und die Ver-teidigung derselben sogenannten Markgrafen. So hatte Karl d. Gr. seinem Frankenreiche eine gewaltige Aus-dehnung verschafft. Zu dieser groen ueren Macht fgte er aber auch noch den Glanz der rmischen Kaiserkrone. Die Rmer hatten den Papst Leo Iii. aus der Stadt verjagt, und dieser war zu Karl d. Gr. geflohen. Da lie der Frankenknig das Oberhaupt der Kirche nach Rom zurckfhren, erschien dann im November 800 selbst in Rom und wurde am Weihnachtstag dieses Jahres von Papst Leo in der Kirche des heiligen Petrus zum rmischen Kaiser gekrnt. Damit hatte die Verbindung zwischen Papsttum und frn-kischem Knigtum ihren Abschlu erhalten; der Frankenknig war der oberste Schirmherr des Papstes und der rmischen Christenheit ge-worden, und Karl d. Gr. hatte das rmische Kaisertum des Abend-landes auf christlich-germanischer Grundlage wieder aufgerichtet. Nur einer Persnlichkeit wie der Karls d. Gr. war es mglich, so Gewaltiges zu schaffen, und in seiner Person sowie in seiner Um-gebung kam die ganze Groartigkeit seiner riesigen Schpfung zum Ausdruck. b) Die Persnlichkeit Karls d. Gr. und sein Hof. Karl d. Gr. war zum Herrschen geboren, ,und schon in seiner uern Erscheinung prgte sich das sichtbar aus. Auf einem wuchtigen Krper sa ihm ein groer, runder Kopf mit stattlichem Haupthaar und langem, nach frnkischer Sitte herabhngendem Schnurrbart unter der stark hervortretenden Nase. Aus seinen Augen sprachen Herzens-

6. Kleine Weltgeschichte, oder gedrängte Darstellung der allgemeinen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 194

1829 - Leipzig : Hinrichs
194 Sechster Zeitraum. Würde in Bayern *) auf, und stellte bloö Grafen zur Verwaltung des Landes an. Dle Avarcn aber, Tassilo's Bundesgenossen, die einen Einfall in Bayern wagten, besiegte Karl in ihrem eignen Lande, von welchem er den Strich biö an den Einfluß deö Naabfluffes in die Donau, unter dem Namen der östlichen Mark, mit Teutschland (796) ver- einigte. — Auch die Slaven an der Ostsee, auf dem rech- ten Elbufcr und in Böhmen besiegte er, und machte einige derselben zinsbar; ihre Länder schlug er aber nicht zu Teutsch- land, weil von ihm die Elbe alü die natürliche Ost- grenz e T e u t s eh l a n d S fcstgehaltcn ward. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er gegen die von der jütlandi- schcn Küste ausfahrcndcn sceraubcrischcn Normanner zu kämpfen, gegen deren König Gottfried er die Grenze an der Eider befestigen mußte. Ein Aufstand mehrerer vornehmer Römer gegen den Papst Leo 3 nöthigte diesen, Karls Hülfe zu suchen. Karl selbst ging nach Rom, über welche Stadt die byzantinischen Kaiser zwar sich immer noch die Oberhoheit anmaßtcn, deren S ch u tz v o i g t aber Karl als P a t r i c i u s war. Nach- dem er den Papst Leo wieder eingesetzt hatte, feierte er das Weihnachtsfeft des Jahres 800 in der Pcterskirche zu Rom. Indem er am Altare sein Gebet verrichtete, setzte ihm Leo 3 die Kaiserkrone auf, und das versammelte Volk rief ihn zum Kaiser aus. So wurde durch ihn die römische Kaiserwürde, die seit dem Jahre 476 geruht hatte, er- neuert, und Karl war der erste teutsche Fürst, der das römische Diadem trug. Seit dieser Zeit bediente er sich des Patriciustitels nicht mehr, und spater erkannte ihn auch der Hof von Byzanz in der neuen Würde an. Doch Karl der Große war nicht blos Regent und Sol- dat; er liebte auch Wissenschaften und Künste, und that für *) Zur Gesch. Bayerns: Feßmaier, Gesch. von Bayern. Landsh. i8o4. 8. — Heinr. Zschokke, Bayrische Gesch. 4 Thle. Aarau, i8i5 ff. 8. N. A. 1821. — Andr. Büchner, Gesch. von Bayern, aus den Quellen bearbeitet. 4 Thle. Regensb. -821 f. 8. — Konr. Männert, die Gesch. Bayerns, nach den Quellen und andern vorzüglichen Hülfsmitteln. 2 Thle. Leiyz. 1826. 8.

7. Grundriß der deutschen Geschichte - S. 29

1882 - München : Lindauer
den Kapitularien der Reichsversammlungen zu stnde kamen, auch fr die Bojoarier verbindlich. Hriege gegen die Avaren, 788799. Als die Kunde von der Entsetzung Thassilo's zu den Avaren drang, brachen diese unverzglich (788)in Bojoarien ein, wurden aber in drei Schlachten besiegt, ^m Jahre 795 nahm Karl den Krieg gegen dieselben neuerdings auf und suchte im Laufe dieses Krieges eine Verbindung des Rheines und der Donau mittelst eines zwischen der Regnitz und Alt-mhl zu grabenden Kanales herzustellen, dessen Bau wegen der anhaltend nassen Herbstwitterung und wegen der Unkuude in der Technik zu jener Zeit bald wieder aufgegeben ward (König Ludwig I fhrte ihn 18361845 zu Ende). Der Hauptschlag auf das Avarenreich erfolgte erst 794796 von der Lombardei aus. Karls Heere erstrmten die Hauptbefestigung der A v a r e n, den Ring zwischen Donau und Thei, und vernichteten 799 die berreste dieses ruberischen Volkes. Das entvlkerte Land besetzte Karl mit deutschen Kolonisten und schlug es zu der Ostmark, die er (788) zum Schutze wider die Avaren errichtet hatte. Hriege mit normannischen und slavischen Vtkern. Nach Vernichtung der Avaren suchte Karl die Grenze seines Reiches imnorden uudosteu mehr zusichern. Gegen die Normannen (Dnen) zog er selbst und schtzte die Nordgrenze durch einen Erdwall, das Danawirk, und durch einen Graben zwischen Eider und Schlei; gegen die Slaven, die an der ganzen Ostgrenze entlang wohnten, schickte er seine Heere aus und brachte einen betrchtlichen Teil derselben unter seine Botmigkeit. Mederkerliessung der abendlndischen Haiserwrde, 800. Der von einer republikanischen Partei in Rom mihandelte Papst Leo Iii erschien 799 zu Paderborn und suchte bei Karl Schutz wider seine Feinde. Karl zog im Jahre 800 mit einem Heere nach Rom, strafte die Schuldigen und erhielt am Weihnachtsfeste desselben Jahres von dem Papste die rmische Kaiserwrde. Diese Wrde, die seit 476 geruht hatte, machte ihn zum obersten weltlichen Machthaber in der ganzen Christenheit. X

8. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 28

1898 - : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
28 Gistcr Zeitraum. Von den ältesten Zeiten bis zur Bildung des Deutschen Reiches &43. rxr c dlvarenkrieg. An die Ordnung der bayerischen Verhältnisse schloß sich der Krieg gegen die Avaren. Diese, ein tatarischer Volksstamm, hatten sich gegen das Ende der Völkerwanderung im Lande der Hunnen (in Ungarn) seitgesetzt und verwüsteten von hier aus in wilden Raubzügen alle umliegenden Länder. Um vor ihnen Ruhe m gewinnen, zog Karl selbst gegen sie und eroberte das Land bis zur Raab. Sem Sohn Pippin setzte den Krieg fort, nahm 796 den großen Rmg der Avaren (eine weite Befestigung zwischen Theiß und Donau, wo sie ihre ganze Kriegsbeute niedergelegt hatten) und Zerstörte ihr Reich. Das Land zwischen Enns und Raab wurde als Ostmark deutschen Ansiedlern übergeben. Durch diese Eroberungen wurde das -vrankenreich dem oströmischen Kaiserreiche benachbart. — Venedig übernahm die Vermittelung des Verkehrs und Handels zwischen dem Osten und dem Westen. Die Erhebung Karls zum römischen Kaiser. Das Reich Karls des Großen m fernen Grenzen zwischen Schlei, Saale, Raab, Gang liano und Ebro umfaßte einen großen Teil des ehemaligen weströmischen Reiches. Daher konnte leicht der Gedanke entstehen, für den Beherrscher des neuen Reiches die alte Jrnperatorwürde wiederhenu-800 stellen. Als sich Karl der Große im Jahre 800 zu Rom befand, wohin er den von der römischen Bürgerschaft vertriebenen Papst Leo Iii. zurückgeführt hatte, setzte ihm Leo am Weihnachtstage, der nach damaliger Weise zugleich der Anfang des Jahres war, in der Peters-firche die Kaiserkrone auf. Durch diese Kaiserkrönung gewann Karl zwar nicht» an äußerer Machtfülle, aber mehr denn früher galt er von nun ab als das Oberhaupt der Christenheit und wurde in dieser Stellung auch von anderen Fürsten und Königen, sogar von dem Kalifen von Bagdad Harun al Raschid, anerkannt. Der Kaiser ist der Urquell aller Macht, und alle irdische Gewalt geht von ihm aus. Er ist der Schirmherr der Kirche und hat als solcher aucy die Pflicht, für die Ausbreitung der christlichen Lehre unter den Heiden zu sorgen. Wenn der Papst den Anspruch erhebt, durch die Krönung die kaiserliche Würde zu verleihen, so darf doch ohne des Kaisers Genehmigung und Bestätigung kein Papst eingesetzt werden. Wie der Papst das geistliche, so ist der Kaiser das weltliche Oberhaupt der abendländischen Christenheit. Innere Einrichtung des Frankrnreichrs. Verfassung und Verwaltung. Das Reich Karls des Großen umfaßte eine große Anzahl der verschiedensten Völker, deren jedes nach feinem eigenen Rechte lebte, aber doch bestand eine ganze Reihe geistlicher und weltlicher Einrichtungen, welche für das gesamte Reich allgemeine Geltung hatten. Das ganze Reich teilte Karl der Große in

9. Preußischer Kinderfreund - S. 235

1859 - Königsberg : Bon
235 Mit großem Eifer suchte er der christlichen Kirche in seinem Reiche aufzu- helfen. Er selbst hatte tiefe Ehrfurcht vor dem Worte Gottes. Die Kirche besuchte er früh Morgens und Nachmittags und oft auch des Abends. Er sorgte, dass die Gemeinden tüchtige Geistliche und Bischöfe bekamen. Borträge älterer Kirchen- lehrer ließ er in's Deutsche übersetzen, damit dieselben dem Volke vorgelesen würden. Würdige, kenntnissreiche Männer zog er an seinen Hof. So berief er einen sehr gelehrten Mönch, Namens Alkuin und machte ihn zum Lehrer seiner eigenen Kinder. Ein guter Unterricht für seine Kinder lag ihm um so mehr am Herzen, als er selbst in seiner Jugend ganz vernachlässigt worden war- Selbst das Schreiben lernte er erst als Mann. Er hatte desshalb immer eine Schreibtasel unter seinem Kopfkissen, damit er in müssigen Stunden seine schwertgewohnte Hand im Führen der leichten Feder üben konnte. Aber denselben Eifer bewies er auch für die Unterweisung der Jugend überhaupt. Er errichtete am Hofe eine Musterschule für die übrigen Schulen im Lande, in welche alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Kinder schicken mussten. Einmal trat er selbst in die Scbulstube, hörte eine Zeit lang zu und ließ sich dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler zeigen. Die geschickten mussten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf die linke Seite treten, und da fand es sich, dass die letztem meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Er wandte sich zu den fleißigen Kindern und sagte: „Ich freue mich, meine lieben Kinder, dass ihr so gut einschlaget; bleibet dabei und werdet immer vollkommener. Ihr verfolget euer wahres Beste, und zu seiner Zeit soll auch mein Lohn nicht fehlen. Ihr aber — und hier wandte er sich zornig zur Linken — ihr Söhne der Edlen, ihr feinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünket und des Wissens nicht noth zu haben meinet, ihr faulen, unnützen Buben, ich sage euch: bei Gott! euer Adel und eure hübschen Gesichter gelten Nichts bei mir; von mir habt ihr nichts Gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit durch eifrigen Fleiß nicht wieder gut machet!" Zur Verbesserung des Gesanges stellte Karl zwei gute Sänger aus Italien an, von denen Gesanglehrer und Vorsänger für Schulen und Kirchen gebildet werden sollten. Zudem wurde das Orgelspielen gelehrt, nachdem Karl die ersten Orgeln aus Konstantinopel erhalten hatte. Aber die plumpen Franken stellten sich eben so ungeschickt zum Singen als zum Spielen an. Zur Hebung des Verkehrs gedachte Karl die Donau und den Main durch einen Kanal zu verbinden. Die Ausführung dieses Planes ist aber erst in unsern Lagen gelungen. Es ist sehr anziehend, einen großen Mann auch in seinen geringen Beschäf- tigungen zu betrachten. Mit demselben Eifer führte Karl Heere an, hielt Schul- prüsungen ab, überlegte Gesetze für große Völker und, wenn er auf seine Güter kam, ließ er sich die Rechnungsbücher vorlegen, in welche Alles bis auf die Anzahl der Eier eingetragen sein musste, überzählte Einnahme und Ausgabe, rechnete seinen Verwaltern nach und mackte Bauanschläge. Im drei und dreißigsten Jahre seiner Regierung wurde er zum römischen Kaiser gekrönt. Vom Papste Leo Iii. war er angegangen durch Ruf und Bitte, der Schutzherr Roms zu sein. Er kam. Im Jahre 800 war Karl in Rom, wo er die gestörte Ordnung wieder hergestellt und den Papst in seiner Würde befestigt hatte. Am Weihnachtsfeste dieses Jahres, als Karl in der Peters- kirche dem Hochaltare gegenüber kniete, ging Leo plötzlich auf ihn zu, setzte ihm eine Krone auf das Haupt, und die Kirche wiederhallte von dem freudigen Zuruf des Volkes: „Leben und Sieg sei dem von Gott gekrönten, frommen, großen, sriedebringenden Kaiser von Rom!" tzvo wurde in Karl dem Großen die damals noch nicht erloschene Erinne- rung an die einstige Macht der römischen Kaiser wieder erweckt unter den Völkern, und es verblieb diese Würde bei den Kaisern Deutschlands über tausend Jahre bis zur Auflösung des deutschen Reichs im Jahre 1806.

10. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 28

1852 - Koblenz : Bädeker
28 Kriege mit normannischen n. slavischen Völkern. Karl röm. Kaiser. 6) Krieg gegen die Avaren (791 — 799). Als Baiern (nach der Absetzung des Herzogs Tassilo) auch den letzten Schein von Unabhängigkeit verloren hatte und Karl's Reich im O. an das der Avaren grenzte, unternahm er die gänzliche Vernichtung dieses Volkes, das über zwei Jahrhunderte die Plage des Abendlandes und Morgenlandes gewesen war. Das eroberte und verheerte Land suchte er durch deutsche Kolonisten wieder anzubauen und durch Er- richtung einer Markgrafschaft (die Ostmark) zu schützen. — Während dieses Krieges versuchte Karl eine Verbindung des Rheines mit der Donau durch einen Kanal zwischen Rednitz und Altmühl, wovon noch Spuren vorhanden sein sollen. e) Kriege mit normannischen und slavischen Völkern zur Sicherung der nördlichen und östlichen Grenze des Reiches. Durch die Ausdehnung des fränkischen Reiches bis an die Grenze der Slaven und Normannen gerieth Karl der Gr. auch mit einzelnen Stämmen dieser beiden Hanptvölker des Ostens und Nor- dens in Fehde. Die normannische Völkerwelt behauptete ihre Unabhängigkeit und blieb in ihrer drohenden Stellung an der Nord- grenze des fränkischen Reiches, wozu vertragsmäßig die Eider be- stimmt wurde. Dagegen kam ein nicht unbedeutender Theil der Slaven an der ganzen Ostgrenze entlang, von der Halbinsel Jüt- land am baltischen Meere bis zur Halbinsel Jstria am adriatischen Meere, in größere oder geringere Abhängigkeit von der fränkischen Herrschaft. Wiederherstellung des weströmischen Kaiserthums 800. Als Papst Leo der Iii. von einer republikanischen Partei in Rom bei einem feierlichen Aufzuge schimpflich mißhandelt worden war, begab er sich ans den Reichstag zu Paderborn und veranlaßte Karl, die Schuldigen zu bestrafen und selbst nach Rom zu kommen. Nachdem dieser dnrch Wiederherstellung der Ruhe die (vom griech. Kaiser längst vernachlässigte) Pflicht eines Schirmvogtes der Kirche ausgeübt hatte, erhielt er am Weihnachtsfeste 800 von dem Papste auch Titel und Krone des römischen Kaisers. Seitdem erschien er nicht mehr blos in seinem Frankenreiche, sondern in der ganzeir katholischen Christenheit als oberster weltlicher Machthaber. Das Verhältniß zwischen Kaiser und Papst war nicht das eines Vasallen zu einem Lehnsherrn, sondern bestand in einer doppelten höchsten Macht aus Erden, einer höchsten geistlichen des Papstes und einer höchsten weltlichen des Ka/sers. Diese Macht wurde gegenseitig anerkannt, indem der Papst als

11. Die Weltgeschichte für Real- und Bürgerschulen und zum Selbstunterrichte - S. 103

1811 - Leipzig : Hinrichs
Von Kars d. Gr. bis auf die Entdeck, v. Amerika, roz Der Herzog Tassilo von Bayern strebte nach Un- abhängigkeit, und wollte sich der Oberhoheit des fränki- schen Königs entziehen. Auf drei Seiten von Karls Heere im Jahre 787 umschlungen, leistete er zwar den Vasalleneid, erneuerte aber bald darauf die Empörung, und trat mit feinen östlichen Nachbarn, den nichtchrist- lichen A varen, in ein Bündniß gegen den König. Doch Karl überfiel rhn, besiegte ihn, und machte ihn (788) zum Gefangenen. Die fränkischen Grafen sprachen zu Ingelheim das Todesurtheil über ihn aus; Karl aber begnadigte ihn, schlckre ihn ins Kloster, und hob in Bayern die herzogliche Würde auf, wo er blos Grafen zur Verwaltung des Landes anstellte. Die A varen, Tassilo's Bundesgenossen, die einen Einfall in Bayern wagten, besiegte Karl in ihrem eignen Lande, von dem er den Strich bis an den Einfluß des Raabflufses in die Donau unter dem Namen der östlichen Mark im Jahre 796 mit Teutschland vereinigte. Die Slaven an der Ostsee, besonders die Milzen, so wie die slavischen Völkerschaften auf dem rechten Elb- ufer und in Böhmen, besiegte er, hielt sie von dem Ueberschreiten der Elbe zurück, und machte einige derselben zinsbar; aber das Land auf dem rechten Elbufer verband er nicht mit Teutschland, weil die Elbe von ihm, als die natürliche Grenze Teutfchlands gegen Osten, fest- gehalten wurde. Ein Aufstand der Römer gegen den Papst Leo 3 nöthigte diesen, Karls Hülfe zu suchen. Karl selbst ging nach Rom, üver welche Stadt sich damals die byzan- tinischen Kaiser immer noch die Oberhoheit anmaßten, obgleich Karl, so wie sein Vater Pi pin, als römischer Patricius, Schutzvoigt derselben war. Er setzte den Papst Leo in seine vorigen Rechte ein, und feierte das Weihnachtsfest des Jahres 800 in der Peterskirche zu Rom. Während er nun am Altare sein Gebet verrichtet, setzt ihm der Papst die Kaiserkrone auf, und das ver- sammelte Volk ruft ihn zum römischen Kaiser aus. So ward letzt von Karl im Jahre 800 die römische Kaiserwurde im Abendlande erneuert, die seit 476 geruht hatte, und Karl war der erste teutsche Fürst, der das kaiserliche Diadem trug. Seit dieser Zeit

12. Mit einem Stahlstich - S. 531

1836 - Stuttgart : Belser
Das sächsische und macedonlsche Kaiserhaus. 631 Bevor Letzteres geschehen war, hatte der Oberbefehls- haber der Haustruppen, Konstantin D u k a s, des Andronikus Sohn, in offner Empörung, durch die er sich auf den Thron schwingen wollte, an der ehernen Pforte der Kaiserburg seinen Tod gefunden. Auch Zoe konnte ihren Einstuß nicht lange behaupten. Ein schwerer Krieg mit den Bulgaren, in welchem diese 914 Adrianvpel auf einige Zeit eroberten, und den Domcstikus Leo Phokas (917) zuerst bei Achelous in Mosten, so- dann vor den Thoren von K v n st a n t i n o p e l schlugen, bewog die Kaiserin Mutter, Rom an ns Lekapen ns mit einer Flotte abzuschicken, um die Petschenären (Pa- zinaken), welche Johannes B o g a s gegen die Bulga- ren aufgereitzt hatte, über die Donau zu führen. R o- manus zögerte aus Eifersucht gegen Bo gas, und ver- eitelte den Plan. Dafür wurde er zur Blendung vcrur- thcilt, aber auf den Rath des bei der Kaiserin Alles vermögenden Konstantin G v n g y t e 6 verschont. Eben dieser Romanus stürzte nun Zoe. Denn als Leo Phokas, um die Krone an sich zu reisten, mit dem ihm verschwägerten Oberkammerherrn Konstantinus eine Verbindung schloß, rief der Kaiser den Roma uns Le- kapenus zu Hülfe, und dieser benützte die Gelegen- heit, selbst an Zoes Stelle zu treten (919). Er ver- mahlte den Kaiser mit seiner Tochter Helena und nahm den neuen Titel „Kaiscrvater-, an. Leo Phokas wurde von den Seinen verlassen und geblendet, auch Zoe mußte bald den Pallast mit dem Kloster der h. Eu- phemia vertauschen. Aber Romanus I. blieb hiebei nicht stehen : er ließ sich im Sept. 920 zum Cäsar und im Dec. desselben Jahrs zum wirklichen Kaiser krönen. Im folgenden Jahre verschaffte er seinem ältesten Sohne

13. Schul-Lesebuch - S. 385

1856 - Berlin : Stubenrauch
385 seinem Kopfkissen, damit er in müßigen Stunden seine schwertgewohnte Hand im Führen der leichten Feder üben konnte. Denselben Eifer, den Karl für seine eigene und seiner Kinder Bildung zeigte, bewies er auch für die Bildung der Jugend überhaupt. Er errichtete am Hofe eine Schule als Muster für die übrigen im Lande, in welche alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne schicken mußten. Der Unterricht war unentgeltlich; nur freiwillige Gaben dankbarer Eltern wurden angenommen. Einmal trat er selbst in die Schulstube, hörte eine Zeit lang zu und ließ sich dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler zeigen. Die geschickten mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und da fand e8 sich, daß die letzteren meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Er wandte sich zu den fleißigen Kindern und sagte: „Ich freue mich, meine lieben Kinder, daß ihr so gut einschlaget; bleibet dabei und werdet immer vollkommener. Ihr verfolget euer wahres Beste, und zu seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht feh- len. Ihr aber — und hier wandte er sich zornig zur Linken — ihr Söhne der Edlen, ihr feinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünket und des Wiflens nicht noth zu haben meinet, ihr faulen, unnützen Buben, ich sage euch: bei Gott! euer Adel und eure hübschen Gesichter gelten nichts bei mir; von mir habt ihr nichts Gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wieder gut machet!" Auch der Verbefferung des Gesanges widmete Karl seine Aufmerksamkeit. Er stellte zwei gute Sänger aus Italien an, von denen Gesanglehrer und Vor- sänger sür Schulen und Kirchen gebildet werden sollten. Zudem wurde das Orgelspielen gelehrt, nachdem Karl die erste Orgel aus Constantinopel erhalten hatte. Aber die plumpen Franken stellten sich ebenso ungeschickt zum Singen, wie zum Spielen an. Zur Hebung des Verkehrs gedachte Karl die Donau und den Main durch einen Kanal zu verbinden. Die Ausführung dieses Planes ist aber erst in un- sern Tagen gelungen. Es ist sehr anziehend, einen großen Mann auch in seinen geringen Beschafti- gungen zu betrachten. Mit demselben Eifer führte Karl Heere an, hielt er Schul- prüfungen ab, ersann er Gesetze für große Völker und lernte griechische Wörter. Wenn er auf seine Güter kam, ließ er sich die Rechnungsbücher vorlegen, in welche Alles bis auf die Anzahl der Eier eingetragen sein mußte, überzählte Einnahme und Ausgabe, rechnete seinen Verwaltern nach und machte Bauanschläge. Im drei und dreißigsten Jahre seiner Regierung wurde er zum römischen Kaiser gekrönt. Der Papst Leo Iii. hatte ihn zum Schutzherrn angenommen. Im Jahre 800 war Karl in Rom, wo er die gestörte Ordnung wiederherge- stellt und den Papst in seiner Würde befestigt hatte. Am Weihnachtsfeste dieses Jahres, als Karl in der Peterskirche dem Hochalter betend gegenüber kniete, ging plötzlich Leo auf ihn zu, setzte ihm eine Krone auf das Haupt, und die Kirche wiederhallte von dem freudigen Zuruf des Volks: „Leben und Sieg sei dem von Gott gekrönten, frommen, großen, friedebringenden Kaiser von Rom!" So lebte der abendländisch-römische Kaisertitel, der seit dem letzten römi- schen Kaiser Romulus Augustulus im Jahre 476 erloschen war, wieder auf, 25

14. Schul-Lesebuch - S. 385

1863 - Berlin : Stubenrauch
385 seinem Kopfkiffen, damit er in müßigen Stunden seine schwertgewohute Hand im Führen der leichten Feder üben konnte. Denselben Eifer, den Karl für seine eigene und seiner Kinder Bildung zeigte, bewies er auch für die Bildung der Jugend überhaupt. Er errichtete am Hofe eine Schule als Muster für die übrigen im Lande, in welche alle feine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne schicken mußten. Der Unterricht war unentgeltlich; nur freiwillige Gaben dankbarer Eltern wurden angenommen. Einmal trat er selbst in die Schulstube, hörte eme Zeit lang zu und ließ sich dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler zeigen. Die geschickten mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und da fand es sich, daß die letzteren meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Er wandte sich zu den fleißigen Kindern und sagte -. „Ich freue mich, meine lieben Kinder, daß ihr so gut einschlaget; bleibet dabei und werdet immer vollkommener. Ihr verfolget euer wahres Beste, und zu seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht feh- len. Ihr aber — und hier wandte er sich zornig zur Linken — ihr Söhne der Edlen, ihr feinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünket und des Wiffens nicht noth zu haben meinet, ihr faulen, unnützen Buben, ich sage euch: bei Gott! euer Adel und eure hübschen Gesichter gelten nichts bei mir; von mir habt ihr nichts Gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wieder gut machet!" Auch der Berbefferung des Gesanges widmete Karl seine Aufmerksamkeit. Er stellte zwei gute Sänger aus Italien an, von denen Gesanglehrer und Vor- sänger für Schulen und Kirchen gebildet werden sollten. Zudem wurde das Orgelspielen gelehrt, nachdem Karl die erste Orgel aus Constantinopel erhalten hatte. Aber die plumpen Franken stellten sich ebenso ungeschickt zum Singen, wie zum Spielen an. Zur Hebung des Verkehrs gedachte Karl die Donau und den Main durch einen Kanal zu verbinden. Die Ausführung dieses Planes ist aber erst in un- sern Tagen gelungen. Es ist sehr anziehend, einen großen Mann auch in seinen geringen Beschäfti« gungen zu betrachten. Mit demselben Eifer führte Karl Heere an, hielt er Schul- prüfungen ab, ersann er Gesetze für große Völker und lernte griechisch« Wörter. Wenn er auf seine Güter kam, ließ er sich die Rechnungsbücher vorlegen, in welche Alles bis auf die Anzahl der Eier eingetragen sein mußte, überzählte Einnahme und Ausgabe, rechnete seinen Verwaltern nach und machte Bauanschläge. Im drei und dreißigsten Jahre seiner Regierung wurde er zum römischen Kaiser gekrönt. Der Papst Leo Iii. hatte ihn zum Schutzherrn angenommen. Im Jahre 800 war Karl in Rom, wo er die gestörte Ordnung wiederherge- stellt und den Papst in seiner Würde befestigt hatte. Am Weihnachtöfeste dieses Jahres, als Karl in der Peterskirche dem Hochalter betend gegenüber kniete, ging plötzlich Leo auf ihn zu, setzte ihm eine Krone auf das Haupt, und die Kirche wiederhallte von dem freudigen Zuruf des Volks: „Leben und'sieg sei dem von Gott gekrönten, frommen, großen, friedebringenden Kaiser von Rom!" So lebte der abendländisch-römische Kaisertitel, der seit dem letzten römi- schen Kaiser Romulus Augustulus im Jahre 476 erloschen war, wieder auf, 25 0

15. Historisches Bilder-Buch für die denkende Jugend - S. 74

1835 - Nürnberg : Campe
74 Tode verurteilt. Karl milderte jedoch diesen Spruch in lebenslängliche Klosterstrafe. Bojoarien wurde nun ein wesentlicher Bestandtheil des fränkischen Reiches, in Gaue eingetbeilt, deren jeder unter einem Gra- fen stand, an der Grenze war ein Markgraf. Die innere Einrichtung, Gesetze, Namen und Verfassung blieb. Salzblirg wurde unter seinem Bischof Arno zum Erzbisthum über die bayerischen Bisthümer, Freistng, Passau, Regensburg, erhoben. Indessen hielten die Lloaren, eine den Hunnen ganz ähnliche Nation, ihr Wort, und fielen schon in dem Jahre von Thasst'lo's Absetzung sowohl in Bayern als auch in Oberitalien ein. Karl zog (79i) in einem dreifachen Zuge, links lind rechts der Donau, und auf dem Fllisse selbst, von Regensburg aus in ihr bei der Ens be- ginnendes Land. Ihre Festungen, Ringe genannt, in deren innersten Raum sich ihr Chan befand und ihre in Plünderungszügen erbeuteten Schätze aufbeivahrt wurden, fielen fast ohne Widerstand den Franken in die Hände, und bis an die Raab erstreckte sich der siegreiche Zug. Doch konnte erst nach wiederholten Zügen (790, 799) ihre Macht gänzlich ge- brochen werden, als der kleine, der Vernichtung entgangene Rest, dev zwischen der Leitha und dem Kalenberg zusammengedrängt war, in Ernst das Christenthum angenommen batte. Das verödete Land wurde dann durch Ansiedler meistens von Bayern aus bevölkert und die Ost- mark genannt. Während dieser Avarenzüge war Karl auch auf den Gedanken gekommen, sein lingeheures, vom Ebro bis zur Raab ausge- dehntes Reich durch leichtern Verkehr im Innern einander mehr zu nähern, und die Donau mit dem Rhein durch einen zwischen Altmühl und Rednitz angelegten Kanal zu verbinden. Dieses großartige Werk wurde auch wirklich (793) begonnen, aber entweder wegen natürlicher Hindernisse, oder anderer Abhaltungen nicht fortgesetzt. Zu dieser damals mit Recht in allen Landen berühmten Fürsten- macht kam noch der höchste Glanz, die kaiserliche Krone. Karl war nämlich fortwährend mit den Päpsten im besten Vernehmen geblieben, und selbst die aus dem Reichstag zu Frankfurt (794) ausgesprochene Verwerfung der Bilderverehrung, welche gerade der Papst gegen den morgenländischen Kaiserhof in Schutz nahm, hatte das gute Vernehmen des fränkischen Königs und des Papsts nicht gemindert. Nun aber ge- ricth Papst Leo Iii. (gewählt 790) in die Nothwendigkeit, gegen eine Partei, die ihn am Georgenfeste (799) hatte sogar ermorden wollen, den Schutz des Patricius anzuflchen. Er kam daher selbst nach Pader- born, wo ihn Karl mit großen Ehren empfing und unter sicherer Be- gleitung wieder zurücksandte. Im nächsten Jahre kam Karl selbst nach Rom, hielt Gericht, in welchem Papst Leo sich völlig reinigte, seine Gegner aber bestraft wurden, lind als nun am Weihnachtsfest Karl in der Patricierkleidung in der Peterskirche erschien, um hier seine An- dacht zu verrichten, setzte ihm Leo eine Krone auf das Haupt, und salbte ihn mit dem heiligen Ocle, das Volk aber rief ihm, dem von

16. Theil 2 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. heiligen Vater in Paderborn nach seiner frommen Weise mit großer Ehrerbietung. „Ehre sei Gott in der Höhe!" rief Leo dem Könige -und der versammelten Menge zu; viele lausend Stimmen riefen Amen; alle Anwesenden fielen andächtig nieder und empfingen den Segen. Nun ward Leo am Hofe herrlich bewirthet und endlich ehrenvoll nach Rom zurückgesandt. Nächstes Jahr, so versprach Karl, wolle er selbst hinkommen und die Frevler bestrafen. Er kam auch und hatte hier eine angenehme Ueberraschung, wenn es ihm wirklich eine solche war. Als er nämlich am Weihnachtstage in der Peterskirche andächtig vor dem Altare. gekniet und gebetet hatte und eben wieder aufstehen wollte, setzte ihm der Papst eine schon bereit gehaltene Krone auf das Haupt, salbte ihn zum römischen Kaiser, und die Kirche hallte zugleich wieder vom freudigen dreimaligen Zurufe des Chors: „Karl, dem von Gott gekrönten, frommen und friedbringenden Kaiser der Römer, * Leben und Sieg!" — Das geschah am 25. December 800, und seit der Zeit pflegten die deutschen Könige sich in Rom zu römischen Kaisern krönen zu lassen, wenn ihnen auch in Rom selbst nichts gehörte. Ein Geschichtsschreiber jener Zeit versichert, Karl sei sehr überrascht gewesen und wäre, wenn er das gewußt hätte, an dem Tage nicht in die Kirche gekommen. Indessen ist doch wahrscheinlich, daß die Sache vorher zwischen ihm und Leo abgeredet war. Seit dieser Zeit hat Karl etwas mehr Ruhe gehabt. Kleinere Kriege kamen zwar auch wohl noch vor, aber er konnte doch nun mehr auf die Verwaltung seiner weiten Länder sehen. Hierin erscheint er nun recht eigentlich als ein großer Mann; denn er fand nicht nur eine größere Freude am Erbauen als am Zerstören, sondern verstand auch, seine noch ungeschlachten Franken allmählich zu bilden und die so verschiedenartigen Nationen seines großen Reichs durch seinen mächtigen Willen und seine weisen Gesetze zusammenzuhalten. Er schaffte überall die alten Nationalherzöge ab und theilte das ganze Reich in Gaue ein. An der Spitze eines jeden Gaues stand ein Gau graf, dem das Gerichtswesen und der Heerbann untergeben war. Die Gemeinde-Gerichte wurden wöchentlich von den Centgrafen abgehalten; monatliche Gauoder Landgerichte hielt der Gaugraf und zur Beaufsichtigung der Grafen in den verschiedenen Districten reisten zwei Sendboten (missi dominici), meist ein Geistlicher und eine Laie, umher, um etwaige Beschwerden über die Grafen anzunehmen, welche an den Pfalzgrafen, ursprünglich den Vorsitzer des Gerichts in der königlichen

17. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 24

1901 - Berlin : Rentel
Attilas Ende. Im nächsten Jahre aber machte er einen Raubzua nach Italien und kam bis Rom. Da ging Papst Leo, ein ehrwürdiger Grers, ihm mit einer Gesandtschaft entgegen und suchte mit Bitten und weisen Reden das Herz des Hunnenkönigs zu bewegen. „Bedenke," sprach er, „daß der erste Apostel Rom in seinen mächtigen Schutz genommen hat Auch Alarich kam nach Rom, und darum mußte er frühe sterben " Durch solche Worte ließ sich Attila erweichen und kehrte nach Ungarn zurück. Im nächsten Jahre starb er eines plötzlichen Todes. Seine Leiche wurde tn einen goldenen Sarg gelegt, dieser in einen silbernen und beide in einen eisernen gestellt. Dann wurde er feierlich begraben; alle Arbeiter, die am Grabe thätig gewesen, erwürgte man, damit niemand die Ruhestätte des Helden verrate. Nach dem Tode Attilas zerfiel fein Reich, und die Hunnen wurden allmählich aus Europa verdrängt. Ii. Geschichte des Mittetatlers. (476 bis 1017 n. Chr.) Pont Untergang des weströmischen Reiches bis auf Karl den Großen. 22. Theo-orich -er Große. Um 500. Untergang des weströmischen Reiches. 476. Das weströmische Reich eilte jetzt schnell seinem Untergange entgegen. Der letzte Kaiser hieß Romnlns Augustulus und war noch ein Kind. Zu jener Zeit kam Odoaker, der Befehlshaber der Hsrnler und Rugier, welche südlich der Donau*) ihren Wohnsitz hatten, nach Italien, stieß Romulus (476) vom Throne und nannte sich selbst König von Italien. Theodorich gründet das oftgotische Reich. Später rückten die Ostgoten aus ihren Wohnsitzen an der untern Donau in Pannonien unter ihrem Könige Theodorich nach Italien. Odoaker zog ihnen zürnend entgegen, wurde aber von Theodorich in mehreren Schlachten besiegt und nach Ravenna gedrängt. Nachdem diese Stadt jahrelang erfolglos belagert war, einigten sich Odoaker und Theodorich über die Teilung der Herrschaft. Doch nach der Übergabe der Stadt wurde Odoaker mit seinem Gefolge bei einem Gelage niedergestoßen. Bald unterwarf sich nun ganz Italien dem Ostgotenkönige. Die Verwaltung des Reiches. Unter Theodorichs Herrschaft blühte das vielfach ausgeplünderte Reich wieder empor, und nicht mit Unrecht hat man ihn den Großen genannt. In Rom ließ er die alten Denkmäler wieder herstellen; auch sorgte er für die Pflege des Ackerbaues. Den Sklaven und Bauern, von deren Fleiß der Anbau des Bodens abhing, ließ er seinen besonderen Schutz angedeihen. Handel und Gewerbe, die vorher fast erstorben waren, blühten wieder auf. In Glaubenssachen zeigte er sich gegen die verschiedenen Bekenner der christlichen Religion sehr milde. Er selbst hing mit den Goten der Lehre des Sirius**) an, während die *) Vor der Völkerwanderung wohnten sie im heutigen Pommern. **) Arius behauptete, daß Christus nicht wahrhaftiger Gott, sondern nur das erste und höchste Geschöpf Gottes sei; doch habe ihm Gott göttliche Ehre verliehen, daß er auch angebetet werden dürfe.

18. Die Geschichte des Mittelalters - S. 142

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
142 Zweiter Zeitraum des Mittelalters: 752—1096. seiner Gestalt, von den Franken genannt, wo der Raub von 200jähri- gen Plünderungszügen aus dem byzantinischen Reiche und aus dem Abendlande aufgehäuft lag. Noch an 2 Jahre dauerte inzwischen der Kampf mit den Awaren fort und endigte erst im Jahre 799 mit der gänzlichen Vernichtung des alten Räubervolkes. Die Awaren verschwin- den fortan aus der Geschichte und dort, wo sie einst gehaust, an der Donau und Theiß, erscheint seitdem eine öde, menschenleere Wüste. Somit war noch am Schlüsse des 8. Jahrhunderts das Pfortenland an der mittleren Donau für die fränkische Herrschaft gewonnen und dieselbe gegen alle Gefahren vor den in dem Donau-Thale aufwärts stets vordringenden barbarischen Völkern aus dem Osten gesichert. 33. Karl's des Großen Kaiserkrömmg. (Nach George Phillips, deutsche Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Religion, Recht und Staatsverfassung.) So glänzend die Siege König Karl's waren, und so folgereich die- selben für die gesummte spätere Geschichte geworden sind, so kommt doch in der ganzen Regierungszeit des großen Königs kein Tag dem des Weihnachtsfestes des Jahres 800 an Wichtigkeit und Bedeutung gleich. An diesem Tage ward Karl, der König der Franken und der Longo- barden, zum römischen Kaiser gekrönt; ein Ereigniß, auf welchem fortan die Geschichte des abendländischen Europa's beruht. Papst Leo Iii. war es, durch dessen Hand das römische Kaiser- thum im Westen wieder hergestellt ward, als Karl auf seinem fünften Zuge nach Italien im Jahre 800 nach Rom gekommen war. Die Veranlassung zu diesem Zuge gab ein Streit, in welchen der Papst mit einer Partei in Rom gerathen war, die ihn der gröbsten Verbrechen zieh. Da seit geraumer Zeit die Herrschaft des griechischen Kaisers über Rom völlig aufgehört hatte, so mochte jene Partei, bei der Milde der päpstlichen Regierung, von einer Wiederkehr der Zeiten der Repu- blik träumen. Daher begab sich der Papst in das fränkische Reich, um sich an den Schirmvogt der Kirche zu wenden. Karl, damals gerade auf einem Heereszuge gegen die Sachsen begriffen, empfing den Papst auf seinem Reichstage zu Paderborn und sandte eine Anzahl von Bischöfen und Grafen nach Rom (800), welche eine richterliche Unter- suchung in Betreff der blutigen Auftritte, die im vorigen Jahre daselbst sich zugetragen hatten, anstellen sollten. Die schuldig Befundenen wur- den ergriffen und nach Frankreich abgeführt. Bald darauf kam Karl selbst nach Rom (November' 800), und hielt eine große Versammlung der dort anwesenden Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte, so wie auch des weltlichen Adels. Die Geistlichkeit erklärte, ihr stehe es nicht zu, zu richten über den apostolischen Stuhl. Der Papst aber entgegnete dann, er wolle nach dem Beispiele seiner Vorgänger in kanonischer Weise sich

19. Die Geschichte des Mittelalters - S. 145

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
35. Karl's des Großen Kaiserkrönung. 145 Jnl I. 796 erfolgte ein neuer großer Angriff durch die vereinten Schaaren der Longobarden und der Baiern nebst Franken und Alemannen. Diese überschritten die Donau und erstürmten zwischen der Donau und der Theiß das große, durch ausgedehnte Verhaue befestigte Feldlager des Chagan, wegen seiner Gestalt von den Franken „der Ring" genannt, wo der Raub von 200jährigen Plünderungszügen aus dem byzantinischen Reiche und aus dem Abendlande aufgehäuft lag. Noch an 2 Jahre dauerte inzwischen der Kampf fort und endigte erst im Jahre 799 mit der gänzlichen Vernichtung des alten Räubervolkes, welches über zwei Jahrhunderte die Plage der abendländischen und morgenländischen Völkerwelt gewesen war. Die Avaren verschwinden fortan aus der Geschichte, und dort, wo sie einst gehaus't, an der Donau und Theiß, erscheint seitdem eine öde, menschenleere Wüste. Somit war noch am Schlüsse des 8. Jahrhunderts das Pfortenland an der mittlern Donau für die fränkische Herrschaft gewonnen und dieselbe gegen alle Gefahren vor den in dem Donau-Thal aufwärts stets vordringenden barbarischen Völkern aus dem Osten gesichert. 35. Karl's des Großen Laifcrluönung. (Nach George Philipps, Deutsche Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Religion, Recht und Staatsvcrsassung, und Georg Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte, ' bearbeitet vom Herausgeber.) So glänzend die Siege König Karl's waren und so solgereich dieselben für die gesammte spätere Geschichte geworden sind, so kommt doch in der ganzen Regierungszeit des großen Königs kein Tag dem des Weihnachtsfestes des Jahres 800 (nach damaliger Rechnung am Anfange eines neuen Jahres und eines neuen Jahrhunderts) an Wichtigkeit und Bedeutung gleich. An diesem Tage ward Karl, der König der Franken und der Longobarden, zum römischen Kaiser gekrönt; ein Ereigniß, auf welchem fortan die Geschichte des abendländischen Europa's beruht. Papst Leo Iii. war es, durch dessen Hand das römische Kaiserthum'im Westen wieder hergestellt ward, als Karl auf seinem fünften Zuge nach Italien (800) nach Rom gekommen war. Die Veranlassung zu diesem Zuge gab ein Streit, in welchen der Papst mit einer Partei in Rom gerathen war, die ihn der gröbsten Verbrechen zieh. Da seit geraumer Zeit die Herrschaft des griechischen Kaisers über Rom völlig aufgehört hatte, so mochte jene Partei von einer Wiederkehr der Zeiten der Republik träumen. Daher begab sich der Papst in das fränkische Reich, um sich an den Schirmvogt der Kirche zu wenden. Karl, damals gerade auf einem Heereszuge gegen die Sachsen begriffen, empfing den Papst auf seinem Reichstage zu Paderborn Pütz, Histor. Darstell, und Charakteristiken. Ii. 2. Aufl. 10

20. Das Mittelalter - S. 58

1893 - Leipzig : Hirt
58 Erste Abteilung. Zweiter Abschnitt. Geschichte des Mittelalters. ihrer ungezhmten Rachsucht zuwider, denn sie sahen es als ein unver-uerliches Recht des freien Mannes an, Beleidigungen selbst zu rchen, und wollten keinen Richter der sich erkennen, dem allein das Recht der Bestrafung gebhre. Insbesondere war es ihnen ein unertrg-licher Gedanke, da die in ihren Gesetzen den Tieren gleichgestellten Knechte vor dem Christengotte selbst den Adeligen gleichgeachtet sein und denselben Himmel erben sollten. Aber eben deshalb mu die Niederlage der Sachsen als ein Fortschritt zu wahrhaft menschlicher Gesittung erscheinen, wenn Karls Weg durch Blut und der Leichen auch mit Schauder erfllen mu. Die Vernichtung altgermanischer Volksfreiheit bei den Sachsen, welche doch nur die verhltnismig geringe Zahl der echten Freien geno, fhrte eine menschenwrdigere und bessere Stellung der groen Zahl der Unfreien herbei und war ntig zur Vollendung der Einigung der deutschen Stmme in einem Reiche. Besiegung der Avaren. Wie Karl im Nordosten die Grenzen seines Reiches bis in die slawischen, insbesondere die wendischen Gegen-den ausdehnte, so drangen seine Heere in Sdosten von der Ens bis zur Raab, gingen der die Donau, erstrmten den Hauptring der Avaren, ein umwalltes Lager zwischen Donau und Thei, und gewannen einen unermelichen Schatz, alten Raub der Vlkerwanderung und vieljhrige Kriegsbeute der Avaren. So ging mit dem Avarenreiche das Avarenvolk allmhlich zu Grunde; bairische Ansiedler, Slowenen und Kroaten bauten sich in den eroberten Gegenden an, und das Christentum erhob sich wieder in Lndern, in denen es lngst erstorben war, besonders unter der Pflege der Erzbischse von Salzburg. Wie in den Marken gegen die Wenden spter die Keime des brandenburgisch-preuischen Staates sich entwickelten, so liegen hier in der avarischen Ostmark die Keime der sterreichischen Monarchie. Karl der Groe als rmischer Kaiser; das theokratische Weltteich. 29. Alle Stmme der inneren deutschen Lnder und die wich-tigsten Gebiete des ehemaligen westrmischen Reiches waren unter dem Szepter des groen Frankenknigs vereinigt, der lange Kampf zwischen Rmern und Germanen war beendigt, beide in ein Reich und eine Kirche zusammengefat: es war wieder eine wahrhaft kaiserliche Macht im Abendlande erwachsen, während das morgenlndische Kaisertum gleich-zeitig durch Weiberherrschaft in Verfall und Schande geriet. Als nun Papst Leo Iii. in wilden Parteikmpfen des rmischen Adels ber-fallen und gemihandelt worden war, lie der von ihm zur Hilfe ange-rnfene Schirmherr der Kirche der die blutigen Auftritte Gericht halten und auch eine Untersuchung der die dem Papste zur Last gelegten Ver-brechen anstellen, von denen sich dieser durch einen Eid reinigte. Die wiederhergestellte Ruhe und Ordnung in Rom war jedoch durch nichts gesichert, sobald der Patricius Italien wieder verlie; konnte aber dem stolzen Rom ein Kaiser wiedergegeben werden, so schien auch fr die Zu-fnft der Friede begrndet und sowohl die weltliche Herrschaft des Papstes