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1. Teil 3 - S. 97

1885 - Leipzig : Teubner
— 97 — Deportierten in die Heimat zurück. Am 2. August 1802 ward ihm durch allgemeine Volksabstimmung der Konsulat auf Lebenszeit übertragen. Nach Einrichtung der neuen Verfassung eilte Bonaparte, die durch Suwörows Siege verlorene Herrschaft in Italien wieder herzustellen. Nach dem Übergang über den St. Bernhard und der Einnahme Mailands nötigte -er die Österreicher unter Melas durch den schwer errungenen Sieg bei Marengo (14. Juni 1800) zum Waffenstillstand und ging nach Paris zurück. Den Feldzug in Deutschland hatte Moreau geführt und war siegreich bis München vorgedrungen. Nach einem mehrmonatlichen Waffenstillstand erfocht er am 3. December den Sieg bei Hohenlinden (östlich von München) über die Österreicher unter Erzherzog Johann und rückte in der Richtung auf Wien vor. Im Frieden zu Luneville (9. Febr. 1801) wurden die Bedingungen von Campo Formio erneuert. Der Seekrieg mit England wurde weiter geführt, doch trat Rußland von der Koalition zurück und nach Ermordung Pauls I. schlofs sein Sohn und Nachfolger Alexander I. (1801 — 25) mit Frankreich Frieden, welcher die von Paul I. errichtete Republik der ionischen Inseln anerkannte. In England wuchs die Abneigung gegen den mit- ungeheuren Opfern geführten Krieg; nach Pitts Rücktritt vom Ministerium wurde im März 1802 der Friede zu Amiens abgeschlossen. England gab durch denselben die meisten Eroberungen im Kolonialgebiet zurück, verhiefs Malta, zu räumen und erkannte die Republik der ionischen Inseln an; Frankreich versprach dagegen Neapel und den Kirchenstaat zu räumen und Ägypten der Pforte zu überlassen. Endlich erreichten auch die wegen Entschädigung der ehemals linksrheinischen Reichsstände geführten Verhandlungen im sogenannten Reichsdeputationshauptschlufs im März 1803 ihre Endschaft. Hauptbestimmungen: A. Alle geistlichen Reichsstände eingezogen bis auf drei: Mainz (Kurerzkanzler von Dalberg) mit sehr beschränktem Territorium (Aschaffenburg, Regensburg, Wetzlar) und die Grofs-meister der Johanniter und des deutschen Ordens. Alle Reichsstädte eingezogen bis auf sechs: Frankfurt, Augsburg, Nürnberg und die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck. Vier neue Kurfürstentümer an Stelle der eingegangnen zwei (Trier, Köln): Hessen-Kassel, Baden, Würtemberg, Salzburg (der Grofsherzog .von Toskana). B. Die wichtigsten Entschädigungen: Preußen erhielt die Bistümer Hildesheim, Paderborn, einen Teil von Münster, Richtet.-Dietach, Grundrita Ih. 7

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1. Johann Matthias Schröckhs öffentlichen Lehrers der Geschichte zu Wittenberg Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 354

1795 - Berlin Stettin : Nicolai
354 Allgemeine Weltgesch. Zweyter Haupttheil. 9en s^ne Unterchanen sehr wohlrhäriger Fürst jjl7 tvar* England Xxiií. Ohngeachtelder langwierigen Kriege, Frankreich in welche England mit Frankreich verwickelt und mir worden war, giengen doch in jenem Reiche noch sich >elbst. vjejc ani)ere, ;um Theil sehr gewaltsame Verän- derungen vor. Heinrich der zrveyte, Vertzurch ft. n89- seinen Varer, Grafen von 2lnjou, viele Län- der Ln Frankreich erbte, unterwarf sich auch Irland, unter dem Namen einer Hemchafe. Sein Sohn Richard der erste, ein sehr tapferer, aber auch Fehlern seiner hitzigen Leidenschaften unterworfener Herr, nahm an einem Kreuzzuge Anrheil; verlor auf der Rückreise in Oesterreich seine Freyheit, und gerielh in einen Krieg mit st. »99» Frankreich, der sich für seinen Bruder und Nach, folger, Johann ohne Land, mit der Einbuße der meisten englischen Besitzungen in Frank» eich endigte. Dieser König Johann wellte Herr über die Geistlichkeit seines Landes feyn; allein der Papst that ihn in den Bann, und verschenkte sein Reich an den König von Frankreich: so daß er Zrxm. Ist in der englischen Geschichte dieser Zeiten noch mehr merkwürdiges, als die Kriege mit Frankreich? — Welcher Kö 'ig von England erweiterte sei» Gebiet sehr ansehnlich?— Wodurch ist Richard der erste in der Ge- schichte berühmt worden ? — Welche Schicksale hatte sein Bruder Johann? — Was für eine für die Engländer wichtige Urkunde mußte er ausfertigen ? — Findet man auch in diesen Zeiten schon Spuren von dem englischen Parlement, und den beyden Kammern desselben? — Welchcrköniz von England war beso...erö siegreich und ruhmwürd g, euch durch seinen Sohn? — Kamen die Könige von England würkiich zum Besitz von Frankreich ? — Welcher unter ihnen aber verlor dieses Reich wie- der? — Was für ein innerlicher Krieg wurde in Eng- land selbst viele Jahre geführt?— Wer machte den Zwi- stigkeiten in dcfköniglrchen Familie ein glückliches Ende?

2. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 325

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
Fünfter Zeitraum. Von Lenkreüzzügen b!s Columbus. §25 I. n. C. G. jenem Reiche noch viele andere, zum Theil 1096 — 1520 sehr grausame Veränderungen vor. Hein- st. i»8y rich derzweyte, der durch seinen Vater, Gra» r 172. fen von Anjou, viele Länder in Frankreich erb-- te, unterwarf sich auch Jreland, unter dem Namen ei- ner Herrschaft Sein Sohn, Richard der Erste, em sehr tapferer, aber auch den Fehlern seiner hitzigen Leiden- schaften unterworfenerherr, nahm an einem Kreuzzuge st. »19?. Antheil, verlor auf der Rückreise in Oestreich seine Freyheit, und gerieth in einen Krieg mit Frank- reich, der sich für seinen Bruder und Nachfolger, Io- v. 1199 — Hann ohne Land, mit Einbuße fast aller eng- 1216* fischen Besitzungen in Frankreich endigte» Dieser König Johann tyrannisirte den Adel, aber am grausamsten die Geistlichkeit seines Landes; allein der Pabst that ihn in den Bann, und verschenkte sein Reich an den König von Frankreich, so daß er dasselbe nur Durch die schimpflichste Erniedrigung gegen den Pabst, 121z. für dessen gehorsamen Lehnsmann er sich txt klärte, wieder erhalten konnte. Er war auch genöthigk. Der Geistlichkeit und dem Adel seines Reichs den großen 1215. Freyheitsbrief (Charta magna) zu ertheilen, auf welchem noch die vornehmsten Freyheiten der Englän- der beruhen, und durch den die Geisihchkeit am meisten gewann. König von England erweiterte fein Gebiet sehr ansehnlich? —- Wodurch ist Richard der Erste in der Geschichte berühmt ze- worden? — Welche Schicksale hatte sein Bruder Johann? — Was für eine, für die Engländer wichtige, Urkunde muk- te er ausfertigen? — Findet man auch in diesen Zeiten schon Spuren von dem englischen Parlement, und den beytenaam- rnern desselben? — Welcher König von England war beson- ders siegreich und rnhmwürdig, auch durch seinen Sohn? — Kamen die Könige von England wirklich znm Besitze von Frankreich? — Welcher aber unter ihnen verlor dieses Rerch wieder? — Was für ein innerlicher Krieg wurde in Eng- land selbst viele Jahre geführt? — Wer machte de» Zwistig- keiten in der königlichen Familie ein glückliches Ende?

3. Theil 5 - S. 301

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
T~ 301 sche König dem Prinzen von Wales zur Negierung, und Johann kehrte nach Frankreich zurück. Indessen war es noch weit entfernt von ei- ner festen und dauerhaften Ruhe. Der Friede war zu nachtheilig für Frankreich, als daß man hätte eilen sollen, ihn in allen Stücken zu er- füllen, das Lösegeld war schwer auf »bringen, nach einer vvrhergegangnen Erschöpfung und die zur Sicherheit für dasselbe nach England geschick- ten Geißeln waren unzufrieden, langer daselbst zu bleiben, ja einer derselben, der Herzog von Anjou war sogar entflohen. Um dies wieder gut zu machen, und alle übrigen Schwierigkeiten aus, zugleichen, ging Johann selbst nach England zu, rück. Man hat darin mehr einen Beweis seiner Redlichken als seiner Klugheit gesehen, daß er sein Reich verließ, welches sich doch in der größ- ten Verwirrung befand. Um es davon aber zu retten, war es wohl besser, daß er bald lieber die Welt verließ (1364) und einem Fürsten Platz machte, der mehr im Sinne französischer Könt, ge handelte, Dies war 8. , Karl V. '■ - ; . ) , ' Man hat thm den Beinamen des Weisen gegeben, aber ln einem andern Sinne, als man

4. Die Neuere Geschichte - S. 213

1850 - Hannover : Hahn
213 Bruder Johann und König Philipp August von Frankreich benutzen, um die Besitzungen auf dem Festlande unter sich zu theilen. Daher nach Richard's endlicher Befreiung (1194) erneuter Krieg mit Frankreich. Doch ward jener, als er einen seiner Vasallen in seinem Schlosse in der Normandie umlagerte, durch einen Bogenschützen schon 1199 tödtlich verwundet. 8. 141. Johann ohne Land. Entwickelung der englischen Verfassung. 1) Johann ohne Land *) (1199 — 1216), Ni ch ard's schwacher und lasterhafter Bruder und Nachfolger, war fortwäh- rend in Fehden mit Frankreich und mit den aufstrebenden Baro- nen begriffen. Folgenreich ward der Streit, in den Johann wegen der Wahl eines Erzbischofs von Canterbury mit Jnno- cenz 111. gerieth. Als nämlich bei einer zwiespältigen Wahl für diese erste Kirchenwürde Englands der Papst die Erhebung des Cardinals Stephan Langton auf den Erzstuhl von Canterbury bewirkte, widersetzte sich König Johann, der seine Rechte verletzt glaubte, beuahm sich aber hierbei höchst willkürlich und grausam. Vergebens warnte Innocenz Iii. Nach länger« Verhandlungen belegte der Papst England mit dem Juterdicte (1208) und erklärte den gebannten König der Krone für verlustig (1211), als dieser die Geistlichen, welche sich weigerten, Gottesdienst zu hatten, durch bewaffnete Schaaren vertreiben ließ. Die Unterthanen wurden des Eides der Treue entbunden und der König von Frankreich zur Vollstreckung des Bannes eingeladen. Als zu gleicher Zeit auch die Barone gegen Johann auftraten, so unterwarf sich die- ser gänzlich dem römischen Stuhle und nahm sogar England von dem Papste zu Lehen. Philipp August setzte indeß den Krieg fort und schlug Johann und dessen Verbündeten, den Kaiser Otto Iv., bei Borines in Flandern (1214). 2) Zu gleicher Zeit wurde König Johann von dem aufge- standenen Adel und Clerus gezwungen, den großen Freiheitsbrief (die Magna Charta libertatum) zu unterzeichnen (19. Juni 1215). Es wurden darin der Geistlichkeit Freiheit der Wahlen und den Lehnsträgern Ermäßigung der Lebnsgebühren zugesichert; ferner ward versprochen, daß ohne ihre Bewilligung keine Aufla- gen gemacht, den Städten keine willkürliche Zölle auferlegt und kein freier Mann, es geschehe denn durch ein Gericht von seines Gleichen, verurtheilt werden solle. Die Magna Charta ward die Grundlage der unter fortwährenden Kämpfen mehr und mehr sich erweiternden Freiheiten des englischen Volkes. Schon unter seinem Sohne 3) Heinrich 111. (1216—1272) ward die Magna Charta mehrmals verletzt, von neuem bestätigt und zuletzt wesentlich er- weitert. Die Verschwendungen dieses Königs, seine Begünstigung

5. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 107

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
1100—1517. 107 (1199). Der Bruder Richard Löwenherz's, Johann ohne Land, der Nachfolger Richards auf dem englischen Throne, hatte seinen Brudcrsohn Arthur, den Erben von Bretagne, aus dem Wege geräumt, um sich selbst der Regierung bemächtigen zu können. Der französische König lud ihn als seinen Vasallen vor die französischen Gerichtshöfe und als Johann, dem man sogar sicheres Geleit verweigerte, nicht erscheinen wollte, machte der französische König sich die Unzufriedenheit zu Nutze, welche die willkührliche Regierung Johanns in England erregt hatte, erklärte, daß er sein Lehn verbrochen habe, welches der franzö- sischen Krone anhcimfalle und zog die Normandie, Maine. Touraine, Anjou und Poitou ein, wodurch die französische Krone ein entschiedenes Uebergewicht über die Vasallen erlangte. Als er den Bundesgenossen des Königs von England Otto Iv bei Bouvines (1214 p. 105) geschlagen hatte, hoffte Phi- lipp sogar Englands Thron für seinen Sohn Ludwig gewinnen zu können. Dieser wurde nach England hinübcrgesendet, mußte jedoch nach dem Tode Johanns ohne Land (1216) unver- richteter Sache nach Frankreich zurückkehren. König Philipp Ii, welcher der Günstling der Kirche und der Vorkämpfer in ihren Streitigkeiten war, mußte sich doch selbst vor ihrer Hcrrschermacht beugen. Er hatte ohne Ursache sein Weib Jngeborg. die Schwester des dänischen Königs Knud Vi, verstoßen. Das Reich wurde mit dem Interdikte belegt und ob- wohl die Bischöfe des nördlichen Frankreichs dem Könige Recht gaben, mußte er doch seine gekränkte Gattin wieder annehmen. Mittlerweile war im südlichen Frankreich eine starke Bewe- gung gegen die katholische Kirche entstanden. Schon früher hatten von der Lombardei und den Thälern der Alpen aus Ka- tharer (die Reinen, Ketzer) die Meinung verbreitet, daß die Kirche, ihre Predigt, und die Gnadenmittcl, ohne Belang seien, daß jede gläubige Gemeinde unmittelbar durch den heiligen Geist regiert würde, dessen Gaben nicht von der Kirche auögingen. In der

6. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 272

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
272 Vierte Periode Krone Englands an Frankreich. Hiedurch gerieth Johann in so große Muthlostgkeir, daß er sein Reich vom Papste zu Lehen nahm und ihm einen förmlichen Huldigungseid leistete (1213). Diese Erniedrigung ihres Königs sowohl, als der unglückliche Ausgang des mit Frankreich erneuerten Krieges, erbitterte den Elerus und die weltlichen Vasallen so sehr, daß sie mit bewaff- neter Hand ihm den Gehorsam anfkündigten und ihn nur unter der Bedingung wieder als König anerkannten, daß er die An- nahme des von ihnen entworfenen großen Freiheitsbriefes » (magna charta libertatum), der die Grundlage der englischen Nationalfreiheit bis auf die neuesten Zeiten geblieben ist, feierlich beschwur (19. Juni 1215). Als Johann wirklich durch Vermittelung des Papstes, der die Urkunde für ungiltig erklärte, sich von seiner Verbindlichkeit zu befreien suchte, trugen die Barone sogar dem französischen Kronprinzen Ludwig Viii. die Krone an. Dieser kam mit einer ansehnlichen Macht, und Johann mußte die Flucht ergreifen, auf der er auch starb (1216). Ludwig wurde wieder auö England vertrieben, und durch den Grafen Pembroke Johanns Sohn Heinrich Iii. (1216 — 1272) auf den Thron erhoben. Des gutmüthigen Königs Schwäche, der Uebermuth seiner fran- zösischen Günstlinge, die unglücklich geführten Kriege mit Frank- reich, die Zulassung der päpstlichen Gelderpressungen, besonders aber die Verletzungen des Freiheitöbriefeö veraulaßten eine In- surrektion, nachdem sich des Königs eigener Schwager, Simon von Montfort, Graf von Leicester, an die Spitze der Miß- vergnügten gestellt hatte. Der König mußte ein Parlament zu Orford versammeln und die durch einen Ausschuß von 24 Baro- nen zur Sicherstellung der Verfassung entworfenen „Orforder Provisionen" beschwören. Als aber dieser Ausschuß seine Macht nicht niederlegen wollte, und eine gefährliche Oligarchie zu ent- stehen drohte, schlug sich das hierüber mißvergnügte Volk wieder ans die Seite des Königs. Die Folge davon war ein verhee- render Bürgerkrieg (v. 1262 — 1265). Graf von Leicester siegte zwar in der Schlacht bei Lewes (1264) und nahm selbst den König nebst dessen Bruder, dem deutschen Könige Richard Cornwalliö, gefangen, doch sah er sich, um seine Popularität

7. Geschichte des Mittelalters - S. 441

1854 - Weimar : Böhlau
441 belegten die Bischöfe im Namen des Papstes das ganze Königreich mit dem Int erbiet 1208. Aller Gottesdienst wurde eingestellt, die Glocken verstummten, die Kerzen in den Kirchen wurden aus- gelöscht, die Heiligenbilder und Kreuze mit allem Schmuck der Al- täre auf den Boden gelegt und verhüllt; alle Leichen wurden an der Straße verscharrt, die Trauungen auf den Kirchhöfen vollzo- gen; alle Vergnügungen, selbst das Fleischessen war verboten; das ganze Land schien in banger Furcht vor dem päpstlichen Zorne zu schweben. Johann dachte sich durch Schrecken zu behaupten; er ver- trieb Geistliche durch bewaffnete Haufen und zog die Güter des Kle- rus ein; er umgab sich mit Söldnern, nahm seinen Vasallen, um sich ihrer Treue zu versichern, die Kinder als Geiseln weg und steigerte den Mißbrauch der unerträglichen Jagd- und Forstgesetze auf's äußerste. Der Papst sprach 1209 den Bann über den König und jeden, der mit ihm Gemeinschaft haben würde; er erklärte die Unterthanen des Eides der Treue entbunden und forderte 1212 den König von Frankreich auf, das Urtheil zu vollstrecken und England zu erobern. Philipp August versammelte ein zahlreiches Heer bei Rouen und eine Flotte bei Boulogne. Auch Johann bot die ganze Volksmasse seines Reiches auf und nahm alle englischen Schiffe in Beschlag. Die engliche Kriegsmacht war damals sehr bedeutend; allein der vom Papste nach England gesandte schlaue Kardinal Pandolfo erregte in Johann Mißtrauen gegen die englischen Va- sallen, und so bewogen Mißtrauen, Feigheit, Unentschlossenheit und Gewissensbisse Johann zur Demüthigung vor dem Papste. Er über- trug dem päpstlichen Stuhl sein Königreich, um es von ihm gegen einen jährlichen Tribut von 10,000 Mark zurückzuempfangen. Am 15. Mai 1213 begab sich Johann in die Kirche zu Dover, legte Krone und Scepter ab und schwor knieend den Lehnseid in die Hände des auf dem Throne sitzenden Legaten Pandolfo. Nun er- hielt Philipp August vom Papste die Weisung vom Kriege abzu- stehen; er weigerte sich aber und wandte sich zunächst gegen seinen Vasallen, den Grafen von Flandern, der seine Theilnahme an dem Zuge gegen England verweigert hatte. Johann,begab sich mit ei- ner Flotte nach den ihm treu gebliebenen Provinzen Poitou und Guienne. Es wurde ein Bündniß gegen Frankreich geschlossen, an dem Johann, die Grafen von Flandern und Boulogne, der Herzog von Brabant und andere niederländische Fürsten und auch der Kai- ser Otto Iv., Johanns Neffe, Theil nahmen. Die Verbündeten wurden aber bei Bovines im Hennegau 1214 von Philipp Au- gust geschlagen. Die Niederlage bei Bovines, welche bald nachher einen Waf- fenstillstand zwischen Frankreich und England zur Folge hatte, war für Johann's Stellung in England sehr nachtheilig. Der Erzbi- schof Langton forderte die höheren Geistlichen und Barone auf, die Vorrechte, welche ihnen durch den Freiheitsbrief Heinrichs I. einge- räumt, aber bisher vielfach verletzt worden waren, auf's neue be- stätigen und fester bestimmen zu lassen. Als Johann sich weigerte, entbrannte ein Bürgerkrieg. Der päpstliche Legat suchte einen Ver- gleich zu Stande zu bringen, aber Johann, von fast allen seinen Dienstleuten verlassen, mußte auf der durch alte Reichsversammlun- /

8. Die mittlere Zeit - S. 167

1881 - Leipzig : Krüger
— 167 — Primas Englands, Thomas Becket, erschlagen. Er wurde heilig gesprochen und Heinrich mußte sich, da sein Volk sich von ihm abwendete, der Kirchenbuße unterwerfen. — Er war vermählt mit der leidenschaftlichen Eleonore*) v. Poitou (die zuerst Gemahlin Ludwig Vii. v. Frankreich gewesen war); diese reizte die eigenen Söhne zur Empörung gegen den Vater, so daß Heinrichs letzte Jahre mit Unmut, ja mit Verzweiflung erfüllt waren. Er starb gebrochenen Herzens mit den Worten: „Schande einem besiegten Könige! Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und von Gott verflucht seien die Söhne, die ich hinterlasse." Ihm folgte Richard Löwenherz (1189—1199), ein Ritterspiegel, um den sich ein ganzer Kranz von Sagen gebildet hat. Und doch war er so geldgierig, daß er sagte: Hatte sich ein Käufer gefunden, so würde ich ihm auch London zugeschlagen haben. Seine lange Abwesenheit auf dem 3. Kreuzzuge und in deutscher Gefangenschaft ermutigte in England einen Widerstand gegen die königliche Gewalt, der sich unter s. Bruder Johann**) (ohne Land 1199—1216) sehr fühlbar machte. Johann war ein treuloser, grausamer Fürst von niedriger Gesinnung; im Glück stolz und hochfahrend; im Unglück feig und verzagt. Den Sohn seines ältesten Bruders,***) Arthur von Bretagne, der ein besseres Anrecht auf die Krone halte als er, ließ er umbringen. Mit Papst Innocenz Iii. geriet er in heftige Streitigkeiten, aus denen er gänzlich besiegt hervorging, so daß sein Königreich ein Lehen des päpstlichen Stuhles wurde. Zu dieser schmachvollen Bedingung hatte er sich erst verstanden, als das Interdikt über sein ganzes Land verhängt worden war und Philipp August von Frankreich sich anschickte, ihn zu vertreiben. Selbst nach der Unterwerfung unter den Papst kam es zum Kriege mit Frankreich. Die Schlacht bei Bouvines-f) (1214) fiel für Johann unglücklich aus. Nun zwangen ihn auch die Großen feines Landes, wesentliche Rechte seiner Königsmacht ihnen preiszugeben durch Ausstellung des „großen Freibriefes" (magna charta libertatum)-^)- Darin verzichtete der König auf das Recht, Steuern ohne Zustimmung der Reichsversammlung auszuschreiben; ferner wurde bestimmt, jeder solle von seinesgleichen gerichtet werden. — Aber Johann gedachte das Gesetz wieder zu vernichten ; schon hatten sich aus Zorn über den Wankelmut des Königs die Großen dem französischen Thronerben zugewendet, als Johann starb. Seinen schuldlosen Sohn erkannten nun doch die Großen als König an. Heinrich Iii. (1216—1272) war erst 9 Jahre alt; der Reichsseldherr *) Th. Körner: Rosamunde. **) Shakespeare: König Johann. *'"'*) Dieser war vor dem Vater gestorben, so daß Richard den englischen Thron bestiegen hatte. t) Otto Iv. von Braunschweig beteiligte sich an derselben, ff) Schiller, die unüberwindliche Flotte: Das große Blatt, das deine Könige zu Bürgern Zu Fürsten deine Bürger macht............

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 189

1879 - Leipzig : Engelmann
. 276. England. 189 sollten. Darber gerieth Heinrich mit dem Erzbischof von Canterbury, Thomas Becket, in einen heftigen Streit. Thomas verwarf die Artikel von Clarendon und entsetzte alle Geistlichen, die sich denselben fgten; und als er mit einer gerichtlichen Untersuchung bedroht wurde, appellirte er an den ppst-lichen Stuhl und entfloh heimlich nach Frankreich. Hier verlebte er mehrere Jahre in einem burgundischen Kloster und sprach der die Anhnger des Knigs und die Verwalter seines Erzbisthums den Kirchenbann aus. Durch 1166-Vermittlung des Papstes Alexander Iii. kam jedoch nach einiger Zeit ein Vergleich zu Stande. Kaum war aber Thomas nach Canterbury zurckge-kehrt, so verfuhr er mit der alten Strenge gegen die Geistlichen, welche die Artikel von Clarendon angenommen. Da entfuhr dem König, der gerade wider Frankreich im Felde stand, ein Ausruf des Unwillens gegen Thomas. Er beschwerte sich der seine Ritter und Getreuen, da sie ihn nicht einmal von dem rnkevollen Priester zu erlsen vermchten. Diese rasche Rede hrten vier seiner Dienstmannen. Sie stahlen sich heimlich aus dem Lager, eilten auf verschiedenen Wegen nach England und ermordeten den Erzbischof auf den Stufen des Hochaltars. Diese kirchenschnderische That erregte allgemeines 1170-Entsetzen und verschaffte dem Papstthum einen vollstndigen Sieg in England. Die Thter wurden bestraft, die Constitutionen von Clarendon abgeschafft und Thomas Becket zum Heiligen erhoben. Tausende von Wallfahrern Pilger-len zu seinem Altare, und der König selbst gab einige Jahre spter ein merk-wrdiges Beispiel seiner Reue, indem er sich auf dem Grabe des Mrtyrers von den Mnchen den entblten Rcken geieln lie. 1174- . 276. Von Heinrichs Shnen berlebten den Vater zwei: Richard gjss&j Vowenherz (. 223) und Johann ohne Land So sehr der erftere sich H8# durch Tapferkeit und ritterlichen Heldenmuth auszeichnete, fr England war feine Regierung nicht heilbringend; und was den letzteren betrifft, so ist er L-nv m allen Kmpfen unterlegen. Als er seinen Neffen Arthur, der nhere Rechte 1199 auf das Erbe der Plantagenets hatte, zu Rouen im Gefngni tdten lie, 1216, lud ihn Philipp August von Frankreich als Oberlehnsherr vor den Ge-nchtshos der Pairs. Johann leistete der Ladung keine Folge und verlor ,203* darber an den klugen und unternehmenden König die Norman die und alle Erblnder seines Hauses an der Loire und Garonne; und als er mit dem Papste wegen Besetzung des erzbischflichen Stuhls von Canterbury in emeu Streit gerieth, in Folge dessen der heilige Vater Bann und Jnterdict Uder England aussprach, die Unterhalten ihres Eides entband und den König von Frankreich zur Eroberung des Landes aufforderte da demthigte sich xjohartn, indem er durch einen feierlichen Act die Krone von England dem Papste schenkte und sie gegen einen jhrlichen Tribut von tausend Mark aus cn Hnden des Legaten als ppstliches Lehn wieder annahm. Nun wurde Johann von dem Banne losgesprochen und dein franzsischen König .cr Kriegszug wider ihn untersagt. Emprt der diese entehrende Handlung wles Knigs, der ohnehin durch seine Hrte, Willkr und Grausamkeit alle Staude gegen sich erbittert und durch die Niederlage bei Bouvines (. 270) 1214-jctnc ritterliche Ehre eingebt hatte, griff das englische Volk nunmehr zu den Waffen und zwang Johann, durch Ertheilung des groen Freibriefs (Magna l215-crtfa5ttt) ailf einer Wiese bei Wittdsor die Grundlage zur freien Ver-J/Msung Englands zu legen. Dieser Freibrief sicherte dem Klerus ^^Wahlrecht seiner Bischfe, dem Adel Befreiung von lstigen Lehnsver-Pachtungen und dem Brgerstand freien Handel und Schutz gegen nmende und ungerechte Zlle. Die lange Regierung von Johanns Sohn *v tllllch Hl. war der Erstarkung der Freiheit frderlich, so traurig auch im im.

10. Bd. 1 - S. 890

1883 - Leipzig : Engelmann
1213. 1214- 1215. 890 Das Mittelalter. §. 491. die Normandie nebst Bretagne, die Grafschaft Anjou, Maine und Touraine, das Land Poitou u. a. m. Johann, ohne ritterlichen Muth und in schwelgerischer Sorglosigkeit dahinlebend, war, wie auch seine nächsten Nachfolger, zu schwach, als daß sie an eine Wiedereroberung hätten denken können, während Philipp August, an den Geschäften des handelnden Lebens frühzeitig gereift und durch die ritterliche Dichtkunst jener Tage für Kampf und Eroberung begeistert, Klugheit und Besonnenheit mit Kraft und Energie verband. Die normannischen Großen, von dem leichtsinnigen Johann verlassen, unterwarfen sich nach tapferer, aber fruchtloser Gegenwehr und erkannten den französischen König als Oberlehnsherrn an. 2) Der englische König hatte bereits durch seine Härte, Willkür und Grausamkeit alle Stände gegen sich erbittert, als er mit dem Papste wegen der Besetzung des erzbischöflichen Stuhls von Canterbury in einen Streit gerieth, welcher Bann und schweres Jnterdict über ihn und das Land herabzog. Die Unterthanen, ihres Huldigungseides entbunden, waren zum Aufstand bereit, der französische König, von dem Papste mit Johanns Ländern beschenkt, traf bereits Anstalten zu einem Eroberungszug — da demüthigte sich Johann, indem er durch einen feierlichen Act die Krone von England und Irland dem Papst als Erbtheil St. Peters übergab und sie gegen einen jährlichen Tribut von tausend Mark aus den Händen des Legaten als päpstliches Lehn wieder annahm. Nun wurde Johann von dem Banne losgesprochen und dem König von Frankreich der Kriegszug wider ihn untersagt. Aber Philipp August, ergrimmt über diese Wendung, kehrte jetzt seine Waffen gegen Johanns Bundesgenossen, den Grafen von Flandern, und bemächtigte sich nach der siegreichen Schlacht von Bouvines (§. 394) eines Theils seiner Länder. Mit diesen Ereignissen war die erste lebendige Regung eines Gemeingefühls der französischen Nation verbunden. 3) Das englische Volk, empört über die Entehrung seiner Königskrone und durch die neue Abgabe noch mehr gedrückt, griff nunmehr zu den Waffen und zwang den König, der sich durch seine Ruchlosigkeit allgemeinen Haß, durch seine Feigheit und rohe Sinnlichkeit Verachtung zugezogen, mittelst Ertheilnng des großen Freibriefs (Magna charta), auf einer Wiese bei Windsor, die alten Rechte und Gesetze von Neuem zu bestätigen und-zu erweitern und dadurch die Grundlage zur freien Verfassung Englands zu legen. Diese merkwürdige Urkunde sicherte der Kirche und Geistlichkeit die alten Rechte und Freiheiten, ordnete die Lehnsverhältnisse des Adels, stellte Handel und Städteleben unter den Schutz der Gesetze, verbesserte die Rechtspflege und legte den Grund zu einer ständischen Reichsversammlung. „Von dem an blühte in Frankreich die Monarchie, in England die Freiheit auf." Die Magna Charta, die das ganze Mittelalter hindurch als eine Zusammenfassung der vornehmsten Gesetze des englischen Staates gegolten hat und auf welche zum Theil noch die heutigen Freiheiten Englands gegründet sind, gewährt dem Klerus die Wahlfreiheit seiner Bischöfe und höhern Kirchenbeamten und viele andere Privilegien; _ dem Adel Sicherstellung seines Eigenthums und seiner Gerechtsame bei Erbfällen, Minderjährigkeiten, Schulden u. dgl. und insbesondere Befreiung von lästigen Lehnsverhältnissen und drückenden Abgaben; dem Bürger st and freien Handel, festes, gesichertes Maß und Gewicht, Schutz gegen willkürliche Besteuerung durch Zölle und Abstellung der dem Handel

11. Die Geschichte des Mittelalters - S. 460

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
460 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273. (durch die Hinweisung auf die Untreue seiner Barone) zur Unterwerfung unter das Urtheil der römischen Kirche bewegen. Er mußte demzufolge nicht allein allen vertriebenen Geistlichen die Rückkehr nach England gestatten und sie wieder in den vollen Genuß ihrer Pfründen und Aemter einsetzen, sondern auch die Krone von England und Irland in die Hände des Legaten niederlegen, um sie als Lehnsmann des Papstes von ihm zurückzuempfangen (1213), worauf der Legat allen Grafen und Baronen bei Strafe des Bannes befahl, dem Könige gegen Frankreich und alle auswärtigen Feinde beizustehen. Im nächsten Jahre wurde auf einem englischen Concil auch das Jnterdict aufgehoben. Die Aussöhnung mit dem Papste hinderte Johann nicht, mit den gebannten Gegnern des Königs von Frankreich, nämlich mit seinem Neffen, dem deutschen Könige Otto Iv. (s. S. 409), und mit dem Grafen Raimund von Toulouse, ein Bündniß einzugehen in der Absicht, sein altes Eigenthum in Frankreich wieder zu gewinnen. Aber diese Hoffnung ward durch den Sieg Philipp's Ii. bei Bouviues (s. S. 416) vereitelt, und Johann, der gedacht hatte, mit dem Kaiser und den übrigen Bundesgenossen das bezwungene Frankreich zu theilen, konnte, als er nach England zurückkam, auf dem Festlande nur noch Rochelle und einige Burgen sein nennen. Am schlimmsten aber mußte er den Rückschlag der großen Niederlage bei Bouvines in England empfinden. Die geistlichen und weltlichen Barone traten in London zusammen und erhoben laute Beschwerden, besonders über den Kriegsdienst außer Landes, die stets wiederholten ungesetzlichen Auflagen, die Herbeiziehung fremder Söldlinge in die königlichen Burgen und die Vergebung von Lehen an Ausländer. Johann versuchte Anfangs, die Geistlichen von den weltlichen Baronen zu trennen dadurch, daß er den Capiteln und Mönchen die Wahlen frei gab. Als aber die Barone dem Könige den Gehorsam aufkündigten, durch ein Bündniß mit dem jungen Könige Alexander von Schottland „das Heer Gottes", wie sie es nannten, verstärkten und auch die Stadt London zum Abfall bewogen, kamen beide Theile zu Runnemede, einer Wiese an der Themse, unweit Windsor, am 15. Juni 1215 zusammen, der Adel mit dem Schwerte in der Hand, der König umgeben von der hohen Geistlichkeit, und unterzeichneten eine Urkunde, die unter dem Namen Magna Charta das ganze Mittelalter hindurch als eine Zusammenfassung der vornehmsten Gesetze des englischen Staates gegolten hat und auf welche zum Theil noch die heutigen Freiheiten Englands gegründet sind. *) Dieselbe *) Th. v. Bernhardt, welcher im 2. Bde. seiner Geschichte Rußlands einen Rückblick auf den Entwicklungsgang der europäischen Cultur gibt, sagt (S. 55): „Was auch deutsche Schriftsteller von einer durch die Magna Charta in kühnen Umrissen gegründeten Verfassung gerühmt haben, ist nichts weniger als zutreffend. Die Absicht, in der die Urkunde erzwungen wurde, ging keineswegs dahin, eine parlamentarische

12. Bd. 2 - S. 299

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
England. 299 Johann hatte sich der Regierung angemaßt. Dieser Jo- hann ohne Land (1199 — 1216) folgte ans Richard; bei aller individuellen Schwache, ein grausamer und launen- hafter Regent, ^ine allgemeine Unzufriedenheit der großen Vasallen und der hohem Geistlichkeit, so wie das vom Papste, der noch überdies England an Frankreich verschenkt hatte, über England geschleuderte Interdikt, veranlaßte den König zu dem Schritte der Verzweiflung, sein Reich vom Papste zur Lehen zu nehmen, und diesen dadurch zu seinem Vertheidiger zu gewinnen. Eine solche Erniedrigung mußte aber alle Stande des Reiches gegen Johann em- pören, und der Primas der englischen Geistlichkeit, der Erz- bischofs von Canterbury, stand selbst an der Spitze seiner kräftigen Gegner. Der Bannstrahl des Papstes blieb ohne Wirkung; der König mußte mit seinen Standen zu- sammentreten, und in der Unterschreibung der magna cliaxta dem Adel und der Geistlichkeit große Rechte zusichern; ein Freiheitsbrief, der, aller spater eingetretenen politischen Ver- hältnisse ungeachtet, dennoch die Grundlage der englischen Nationalfreiheit ward. Durch ihn erhielt die Geist- lichkeit Befreiung von der weltlichen Gerichtsbarkeit, die Ausschließung der Laien bei der Wahl der Bischöffe und Aebte, und ungehinderte Appellation nach Rom. Der Adel gewann dadurch eine nähere Bestimmung der Lehns- verhaltnisse, und die Abschaffung mehrerer drückenden Ge- wohnheiten. Der Bürgerstand erhielt die Freiheit des Handels, und völlige persönliche Freiheit bewilligt, bis bei Anklagen ein Gericht von seines Gleichen über ihn entschieden habe; nur für den Land mann ward in diesem Freiheitsbriefe nicht gesorgt. Eine Hauptstütze der politi- schen Freiheit Englands bestand in der Bedingung, daß der König keine Abgabe erheben durfte ohne Bewilli- gung der Erzb ischöffe, Bischöffe, der Grafen und Barone, und der Städte. Der Erzbischoff Lang ton, der als Primas des Reiches die magna cliarta hauptsächlich bewirkt hatte, belegte die Verletzung derselben mit dem Banne. In die Landessprache übersetzt, kam sie zur Kenntniß des Volkes, und ward jährlich einmal von

13. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 399

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 146. England. 399 Fungen. Auch über die Falkenzucht schrieb Alfred. Leider wurde dieser große und edle König nur 52 Jahre alt. „(Sr starb 901, im dreißigsten Jahre seiner Regierung, an einem innern Übel, an dem er zweiunddreißig Jahre gelitten. Ihm schreibt man die berühmten Worte zu: die Engländer sollen so frei werden als ihre Gedanken. — Ednard der Bekenner erhielt seinen Beinamen wegen seines reinen und tadellosen Lebenswandels. 2. Unter Richard Löweuherz (s. § 116, Anm. 5), der fünf Jahre nach seiner Befreiung aus der Gefangenschaft bei der Belagerung einer französischen Stadt durch einen Pfeilschuß getötet wurde, war die größte Unordnung eingerissen, da Richard außer persönlicher Tapferkeit keine andere Regententugend besaß. Ebenso untüchtig war Johann ohne Land, der sich überdies noch in kirchliche Angelegenheiten mischte. Er wurde deshalb mit dem Banne und das Land mit dem Interdikt belegt, und Johann war zuletzt genötigt, sich dem Papste zu unterwerfen, England als päpstliches Lehen aus dessen Hand zu nehmen und einen jährlichen Tribut zu bezahlen. Wohl war es nach unfern Anschauungen unrecht, daß der Papst die englischen Unterthanen des Eides der Treue gegen Johann entband. Wie sehr aber der Papst in der Sache recht hatte, geht daraus hervor, daß Johann, nachdem er sich im Kote aller Laster herumgewälzt hatte, mit dem Morde von 184 Kindern belastet starb, und die Engländer sagten, er werde die Holle ebenso verpesten, wie er mit seinem Gestanke England angesteckt habe. Die Magna Charta wurde ihm auf dem Felde zu Windsor (U-ind-sör) mit bewaffneter Hand von den Baronen und Bischöfen abgezwungen (1215). Durch sie verpflichtete sich der König, feine willkürlichen Verhaftungen vorzunehmen und feine neuen Stenern ohne Genehmigung des Parlamentes aufzulegen. Auch erhielt jeder freie Mann das Recht, nur von seinesgleichen gerichtet werden zu können. Später wurden noch Abgeordnete der guten Städte und Flecken zur Reichsversammlung gezogen (1265) und es entstand neben dem Db er Haufe das Unterhaus oder das Haus der Gemeinen, welche das Interesse des Volkes vertraten. 3. Der Besitz französischer Länderstriche gab fortwährend Veranlassung zum Kriege mit Frankreich. Die englischen Könige suchten ihre Macht über den Kanal hinüber auszudehnen und eine Zeitlang gelang ihnen dies, auch. Durch gegenseitige Vermählungen erhielt das englische Korngshaus auch Ansprüche auf den Thron von Frankreich, und Eduard Vii. (der schwarze Prinz) führte sogar den französischen König Johann Ii. gefangen nach London. Heinrich V. drang bis nach Paris vor, und Heinrich Vi. wurde als zehnjähriger Knabe in der Kirche No.tre Dame zu Paris gekrönt (1430). Erst feit dem Auftreten des Mädchens von Orleans wendete sich das Glück wieder den französischen Waffen zu (f. Nr. 408). 4- Der Thronsolgekrieg zwischen den Häusern Lancaster und Aork wird der Krieg der weißen und roten Rose genannt, weil £te= Lancaster eine rote Rose als Feldzeichen trugen, während das Feldzeichen derer von York eine weiße Rose war. Wie alle Bürgerkriege, so bildet auch. dieser eine Kette von Abscheulichkeiten und Unthaten, und die Sieger schleppten jedesmal die auf das Schaffst, welche das Schwert auf dem Schlachtfelde verschont hatte. Heinrich von Jfichmond stammte übrigens von mütterlicher Seite von den San-Er hatte sich nach Frankreich flüchten müssen und landete mit 2000 Franzosen an der englischen Küste, die ihm auch zum Siege

14. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 260

1847 - Leipzig : Engelmann
260 Das christliche Mittelaller. Erbländer; an den Papst die Unabhängigkeit seiner Krone; und an das englische Volk die unbeschränkte Herrschermacht seiner Vorfahren. 1. Als Johann seinen Neffen Arthur, der nähere Rechte auf das Erbe der Plantagenets hatte, in Rouen todten ließ, lud ihn Philipp August, als Lehnsherr der Normandie, vor das aus den 12 ersten Baronen Frankreichs (6 geistlichen und 6 weltlichen) gebildete Pairsgericht, und als er nicht erschien erklärte ihn jener seiner französischen Lehn verlustig und unterwarf sich mit Hülfe eines Söld- nerheers (Brabari^ons) die Normandie nebst Bretagne, die Graf, schaft Anjou, Maine und Touraine, das Land Poitou u. a. m. Johann und sein Nachfolger waren zu schwach, als daß sie an-eine Wiedereroberung hätten denken können. 2. Der englische König hatte bereits durch seine Härte, Willkür und Grausamkeit alle Stände gegen sich erbittert, als er mit dem Papste wegen der Besetzung des erz- bischöflichen Stuhls von Canterbury in einen Streit gerieth, der Bann und schweres Interdikt über ihn und das Land herabzog. Die Unter- thanen, ihres Huldigungseids entbunden, waren zum Aufstand bereit, der französische König, von dem Papste mit Johanns Landern be- schenkt, traf bereits Anstalten zu einem Eroberungszug — da de- müthigte sich Johann, indem er durch einen feierlichen Akt die Krone von England dem Papst schenkte und sie gegen einen jährlichen Tribut von 1000 Mark aus den Händen des Legaten als päpstliches Lehn wieder annahm. Nun wurde Johann von dem Banne losgesprochen und dem König von Frankreich der Kriegszug wider ihn untersagt. Aber Philipp August, ergrimmt über diese Wendung, kehrte jetzt seine Waffen gegen Johanns Bundesgenossen, den Grafen von Flandern, i2h. und bemächtigte sich, nach der siegreichen Schlacht von Bou- vines (§. 289) eines Theils seiner Länder. 3. Das englische Volk, empört über die Entehrung seiner Königskrone und durch die neue Ab- gabe noch mehr gedrückt, griff nunmehr zu den Waffen und zwang Isis. Johann, durch Ertheilung des grossen Freibriefs (Magna Charta) auf einer Wiese bei Windsor, die Grundlage zur freien Ver- fassung Englands zu legen. „Von dem an blühete in Frank- reich die Monarchie, in England die Freiheit auf." Die magna charta gewährt dem Klerus die Wahlfreihcit seiner Bischöfe und höheru Kirchenbeamten und viele andere Privilegien; dem Adel Befreiung von lästigen Lehnsverhältnissen und drückenden Abgaben; dem Bürgserstand freien Handel und Schutz gegen willkürliche Besteue- rung durch Zölle. Zur Sicherung der persönlichen Freiheit wurde ein fester Gerichtshof mit Geschwornen errichtet.

15. Bd. 5 - S. 140

1846 - Braunschweig : Westermann
140 Drittes Kap Von den außergermanischen Neichen. stand. Laß Philipp ihm seine schönen Länder alle bis auf Guienne und Poitou entriß, und zumal die wohlverwahrte Normandie, seit dreihundert Jahren bei Nollo's Geschlechte, wieder an Frankreich brachte. Vergebens erbettelte Johann die Fürsprache des Papstes. Der König von Frankreich verfolgte seinen Vortheil und erhielt im Waffenstillstand von Thouars (1206) den rechtlichen Bestz seiner Kriegsbeute. Johann, in den Augen der Engländer jezt so verächtlich als hasscns- wcrth, hätte, nach Hume's Bemerkung, kaum länger sein Reich behauptet, wenn nicht früher die Königsgewalt durch die Politik der normännischen Kö- nige wäre furchtbar gemacht worden. Noch weitere Schändlichkeiten waren nöthig, das Maß der Verwerfung zu füllen. Ueber die Wahl eines Erzbischofs von Canterbury entstand ein Streit mit dem Papste Innocenz Iii., worin Dieser einen anmaßenden Machtspruch that, der König aber, von blindem Zorne fortgerissen, die feindseligsten Schritte wagte. Jezt wurde England mit dem Interdikte belegt, bald auch wider den König der Bannfluch gesprochen (1209). Viele Mißvergnügte fühlten sich nun ermuthigt zum Abfalle; endlich erging von Nom das Urtheil der Absezung (1212). Der König von Frankreich sollte dessen Vollstrecker seyn. Auf solche Kunde entsank Johann der Muth. Durch Unterwerfung suchte er gut zu machen, was er durch Troz gesündigt. Also übergab er dem päpstlichen Legaten (1213) sich und sein Reich nicht blos zur Lehens- pflicht, sondern zu eigen. Er ward homo ligius des Papstes und tribut- pflichtig. Sofort befahl Innocenz dem Könige von Frankreich, von dem Angriffe auf das der Kirche gehörige England abzulassen. Aber der Unwille der Englän- der gegen die Niederträchtigkeit ihres Monarchen ermuthigte Philipp zur Fort- sezung des Krieges. Er gewann den großen Sieg bei Bovines (1214) wider die vereinte Macht Johann's und des teutschen Kaisers Otto Iv. von Braunschweig; und Johann sah sich genöthigt, seine erbitterten Unter- thanen durch die Ertheilung des großenfrciheitsbriefes oder der magna Charta*) zu besänftigen. Aber der Friede währte nicht lange. Der König brach den Frei- heitsbrief, welchen er abgedrungcn nannte, und der Papst billigte, untcr- stüzte sein Beginnnen. Da erhoben sich die englischen Barone und das Volk ') Ueber ihren Inhalt.s. Iii. Abschn. §. 21.

16. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen - S. 149

1878 - Berlin : Nauck
2. Kapitel. Ausbildung der kniglichen Gewalt im westl. Europa. 149 Arthur v. Bretagne, erhob, der als der Sohn eines lteren Bruders nhere Ansprche auf die Krone zu haben behauptete. Derselbe saud auch bei Philipp Ii. August und den englischen Vasallen in Frankreich Anerkennung und Untersttzung, wurde aber beim Schlosse Mirabel (1202) besiegt, gefangen und ermordet. Gleichwohl entri Philipp Ii. dem König Johann in den folgenden Jahren alle seine Besitzungen in Frankreich und gab ihm endlich nur Gnyenne und Poiton zurck (1206). /Einige Jahre darauf gerieth Johann in einen gefhrlichen Streit mit Papst Innocenz Iii. wegen der Besetzung des erzbischflichen Stuhles zu Canterbnry. Der Papst sprach das Jnterdict der England, den Bann der Johann und endlich die Absetzung desselben aus und forderte Philipp Ii. v. Frankreich auf, England zu erobern. Da erst lenkte Johann ein und nahm, um den erzrnten Papst zu vershnen, England von ihm als Lehen (1213). Obwohl Philipp Il vom Papste aufgefordert worden war, nunmehr den Krieg gegen England abzubrechen, setzte er ihn dennoch fort und deshalb verband sich Johann mit seinem Neffen, dem deutschen Kaiser Otto Iv. v. Braunschweig, Flandern und Brabant und ging nach Poitou und Gnyenne, um von hier aus in das Gebiet Philipp's Il einzufallen, während Otto Iv. gleichzeitig von den Niederlanden aus in Frankreich einbrechen sollte. Philipp Ii. zog aber Otto Iv. entgegen und schlug ihn bei Bouviues im Hennegau (1214). In Folge dieser Niederlage floh Johann nach England. Hier benutzten die Barone seine Verlegenheit, um ihn zur Unterzeichnung der magna Charta libertatum, des groen Freiheitsbriefes, zu zwingen (1215). Darin versprach der König, das herkmmliche Recht hinfort zu achten, Steuern nur mit Bewilligung des Parlamentes aufzuerlegen und sich der willkrlichen Verhaftungen und Gtereinziehungen zu enthalten. Als er aber diese Versprechungen nicht hielt und die magna Charta fr ungltig erklären lie, brach ein frchterlicher Aufstand aus. Die Barone erklrten Johann des Thrones verlustig und boten die englische Krone dem Sohne Philipp's Ii., Ludwig, an, der auch wirklich nach London kam und hier gekrnt wurde. Johann starb auf der Flucht. Ihm folgte sein erst neunjhriger Sohn ^Heinrich Iii. (12161272).*- Er stand unter der Vormund-schaftlichen Regierung des tapferen und einsichtsvollen Grasen v. Pembroke, der die abgefallenen Barone wieder zu gewinnen wute und Ludwig besiegte. Hierauf schlo Pembroke mit Ludwig einen Vertrag, in welchem dieser aus England verzichtete, jener aber den Franzosen die aufgewandten Kriegskosten zu zphleu

17. Geschichte des Mittelalters - S. 83

1882 - Freiburg : Herder
Wilhelm der Eroberer. Johann ohne Land. 83 mit Philipp August von Frankreich um die französischen Besitzungen. Ihm folgte sein Bruder Johann, ein feiger und lasterhafter Tyrann, der seinen Neffen Arthur ermorden ließ, um dessen Lehen, die Bretagne, an sich zu ziehen. Deswegen forderte ihn König Philipp Ii. August von Frankreich als Oberlehensherr vor seinen Richterstuhl; Johann er- schien natürlich nicht, worauf er von dem französischen Könige bekriegt wurde und einen großen Teil seiner Besitzungen in Frankreich verlor. Die Magna charta. (1215.) § 87. Als Johann hierauf seiner Tyrannei in England freien Lauf ließ, zwang ihn ein allgemeiner Aufstand, der von dem Adel ausging, zur Unterschreibung des großen Freiheitsbriefes „Magna charta liber- tatum". Der Hauptinhalt desselben besteht in folgendem: Bestätigung der Rechte der Kirche; Beschränkung der willkürlichen Bestenerung der Vasallen und der königlichen Vormundschaft über unmündige Vasallen; Einführung eines höchsten Gerichtshofes in Civilfachen; Schutz der persön- lichen Freiheit und des Eigentums gegen willkürliches Gericht; Bestätigung der alten Rechte und Freiheiten der Städte, Flecken, Seehäfen und der fremden Kaufleute; Milderung der harten Forstgesetze; Einführung gleichen Maßes und Gewichtes; endlich: außerordentliche Steuern können nur mit Einwilligung des Reichstags (Parlaments) erhoben werden. Rückblick auf das Zeitalter der kreumge. Die Kreuzzüge sind die größte That des Mittelalters. Alle christlichen Völker erhoben sich zum Kampfe gegen den Islam und wetteiferten miteinander in Heldenmut und Opferwilligkeit. Die Kreuz- züge erweckten nicht bloß eine religiöse und kriegerische Begeisterung, son- dern sie beförderten einen Aufschwung, der jeden Stand ergriff und in frische Thätigkeit versetzte. Der Adel und das Ittlterwesen. § 88. Als die Zahl der gemeinen Freien immer mehr schwand und die schwere Reiterei der Hauptbestandteil der Heere wurde, konnten die ärmeren Freien nicht mehr für das Reich zu Felde ziehen. Infolge dessen bildete sich ein eigener Stand aus denjenigen Freien, welche so viel Eigentum besaßen oder so viel Gut zu Lehen trugen, daß sie zu Rosse Kriegsdienst thun konnten; sie hießen daher in den Urkunden „milites" (Krieger) und nannten sich von ihrem Kriegsdienste zu Rosse Ritter. Der Sohn eines Ritters erhielt durch seine Geburt das Lehen- recht, während die Bürger und Bauern es verloren; doch konnte der König jeden Mann zum Ritter erheben. 6*

18. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 191

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 191 — Nichard I., Löwenherz (1189—1199). Er brachte den größten Teil seiner Regierungszeit außerhalb Englands zu. Während seines Kreuzzuges (s. S. 168) suchte sein Bruder Johann ohne Land, dem er die Verwaltung des Reiches übertragen hatte, mit Hilfe Philipp Augusts die Krone an sich zu reißen; bei der Rückkehr Richards unterwarf er sich und erhielt Verzeihung. Richard wurde 1199 in einem Kampfe gegen einen seiner französischen Vasallen, den Grafen von Limoges, bei der Belagerung des Schlosses Chalus von einem Bogenschützen getötet. Johann ohne Land (1199—1216). Unbekümmert um das Erbrecht seines Neffen Arthur von der Bretagne, des Sohnes seines älteren Bruders Gottfried, bestieg Johann nach Richards Tod den Thron. In dem fortgesetzten Kampfe zwischen Johann und Arthur fiel der letztere feinem Oheim in die Hände, und dieser brachte ihn gefangen nach Rouen, wo er ihn im Gefängnis ermorden ließ. Philipp August lud Johann als seinen Vasallen zur Verantwortung nach Paris und nahm, als er nicht erschien, die Normandie in Besitz. Bald darauf geriet Johann wegen widerrechtlicher Besetzung des erzbischöflichen Stuhles von Canterbury in Streit mit Papst Innocenz Iii., und die Willkür und Grausamkeit, womit er gegen die Geistlichen wütete, veranlaßte Innocenz, das Land mit dem Interdikt zu belegen. Da Johann sein tyrannisches Wüten fortsetzte, sprach der Papst den Bann über ihn aus, entband seine Untertanen des Eides der Treue und forderte Philipp August zur Besitznahme Englands auf. Die dadurch im ganzen Lande hervorgerufene Gärung und die Rüstungen Philipp Augusts bewogen Johann, sich dem Papste zu unterwerfen und England für ein Lehen der Kirche zu erklären, worauf der Bann gelöst wurde (1213). Philipp August begann nichtsdestoweniger den Kampf, und der Sieg bei Bouviues (1214) sicherte ihm den Besitz der nördlichen Provinzen Frankreichs. — Erbittert über Johanns fortgesetzte Willkür und Grausamkeit, griffen die englischen Großen zu den Waffen und zwangen ihn zur Unterzeichnung der von ihnen entworfenen Magna charta (Magna charta libertatum — der große Freiheitsbrief), wodurch die Rechte des Adels, des Klerus und der großen Städte sichergestellt wurden (1215). Johann hatte der Gewalt,weichen müssen; kaum war jedoch die Not des Augenblicks vorüber, so überließ er sich der zügellosesten Wut. Er rüstete, um die Vernichtung der Magna charta zu erzwingen, und führte den Krieg gegen die Großen mit fo unmenschlicher Grausamkeit, daß seine bedrängten Gegner ihre Zuflucht zu Philipp August nahmen und dessen Sohne Ludwig die Krone antrugen. Dieser letztere landete in England an der Spitze einer bewaffneten Macht; ehe es jedoch zu einer Schlacht kam, starb Johann (1216). Die meisten englischen Barone huldigten Johanns Sohn, Heinrich Iii., und der französische Prinz fah sich genötigt, nach Frankreich zurückzukehren.

19. Die Geschichte des Mittelalters - S. 461

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
93. England unter dem Hause Anjou oder Plantagenet. 461 enthält nicht sowohl neue Rechte, als Bestätigung alter und neue Bürgschaften für den wieder hergestellten freien Genuß derselben, namentlich gegen Willkür in der Besteuerung und in der Rechtspflege. So sollen die Steuern des Adels und der Stadt London nur durch den Großen Rath des Königreiches bestimmt werden, welcher aus den Erzbischöfen, Bischöfen, Aebten, Grafen und großen Baronen besteht; ein freier Mann soll nur durch den Spruch seiner Standesgenossen und nach den Gesetzen des Landes verurtheilt werden können (wobei das Geschworenengericht als bekannt vorausgesetzt wird). Eine von sämmtlichen Baronen gewählte Commission wacht über die Aufrechthaltung der Charte und soll, wenn sie Verletzungen derselben bemerkt und ihre Vorstellungen erfolglos bleiben, dem Könige durch Belagerung seiner Burgen und Besetzung seiner Domainen so lange zusetzten, bis er nachgibt. Diese Bestimmung zeigte insbesondere die Ohnmacht des Königs, der so viel nur in der Hoffnung bewilligte. Alles durch Hülfe des Papstes wieder rückgängig zu machen. Auch verdammte Innocenz Iii. in einer bald veröffentlichten Bulle den ganzen Vertrag und verbot sowohl dem Könige als den Baronen, der Urkunde irgend eine Gültigkeit beizulegen. Die Barone, welche eine beständige Verbindung mit dem Könige von Frankreich unterhielten, begannen den Kampf mit Johann und trugen, ungeachtet der Papst gegen alle Widersacher Johann's den Bann aussprach, dem französischen Prinzen Ludwig die Krone Englands an. Zwar untersagte der Papst dem Könige von Frankreich bei Strafe des Bannes, seinen Sohn nach England ziehen zu lassen, allein Philipp bestritt sowohl, daß Johann sein Land ohne Zustimmung der Barone dem Papste zu Lehen übertragen durste, als auch, daß Johann's Anrecht auf den Thron vollgültig sei; sein Sohn Ludwig landete mit einem Heere in England, ließ sich in London huldigen und zog Johann entgegen (nach Winchester). Dieser fand seine Hauptstütze in dem päpstlichen Legaten, der gleichzeitig mit Ludwig in England ankam und über Regierung im heutigen Sinne des Wortes oder auch nur deren Anfänge einzuführen, sondern vielmehr den geraden Gegensatz einer solchen Regierung, ein Ständewesen, fester und sicherer zu begründen. Man wollte nicht ein Parlament um den Thron versammeln, das mit der Krone vereint die Interessen der Gesammtheit zu wahren hätte, sondern umgekehrt die im Lande herrschenden Sonderinteressen der bevorrechteten Stände sicher stellen gegen die Anforderungen, die im Namen des Landesherrn an sie gemacht werden konnten, und wenn dies auch im Interesse der Gesammtheit geschähe. — Die Magna Charta trug nicht die spätere englische Verfassung in sich und führte nicht nothwendiger Weise zu ihr. Die finanziellen Verhältnisse waren es hier, wie anderswo, welche zuerst die Kronvasallen, die Landherren, ununmittelbar veranlaßten, einen positiven Antheil an der vom, Könige ausgeübten Centralregierung zu fordern, und ihre Forderung bezog sich zur Zeit nur auf einzelne Zweige der Regieruugsthätigkeit."

20. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 136

1902 - Leipzig : Roßberg
— 136 — Zeit die westeuropäischen Staaten, durch Begründung einer • starken königlichen Gewalt gekräftigt, einen bedeutsamen inneren Aufschwung nahmen und nunmehr zum Teil ihre Kräfte nach außen wandten und die Bahn der Eroberungen betraten. Das Land, auf dessen Boden sich die europäischen Herrscher trafen, war Italien, das zu einer Zeit, wo es durch sein reiches geistiges Leben und durch seine Kunst alle anderen Länder weit überragte, zugleich um seiner politischen Zerrissenheit willen unglücklicher als sie alle war. Aus Italien waren jene Eroberungspläne vor allem gerichtet. 1. England. Von den drei Westmächten stand England den europäischen Verwickelungen zunächst am fernsten. Das aus den kleinen angelsächsischen Staaten zusammengewachsene, eng- 1066. lische Königreich war im Jahre 1066 durch die Schlacht bei Hastings oon dem Normannenherzog Wilhelm erobert worden, der in der Geschichte den Beinamen der Eroberer trägt. Unter den späteren englischen Königen sind der kühne, aber unstete Ritter Richard Löwenherz, der am dritten Kreuzzug teilnahm, und sein heimtückischer Bruder Johann ohne Land, der sich vor Papst Jnnoeenz Iii. demütigen mußte, zu erwähnen; Johann war es, der den reichen Landbesitz seines Hauses im westlichen Frankreich im Kriege einbüßte. Im vierzehnten Jahrhundert begann eine neue, hundertjährige Periode englisch-französischer Kriege, dadurch hervorgerufen, daß Eduard Iii. nach dem Aus-sterben des Hauses der Kapetinger Ansprüche aus den französischen Thron erhob. In glänzenden Schlachten siegte damals die englische über die französische Ritterschaft. Aber feit dem sieghaften Auftreten der Jungsrau von Orleans, Johanna d’Arc, eines gottbegeisterten, lothringischen Bauernmädchens, welches freilich später in die Hände der Engländer fiel und als Hexe verbrannt wurde, trat ein Rückgang der Macht Englands ein, das die französischen Eroberungen endlich wieder aufgeben mußte. Für die innere Entwickelung Englands war es bedeutsam, daß sich ein Parlament ausbildete, eine Vertretung der Stände des Volkes, die in ein Oberhaus und ein Unterhaus zerfiel und das Recht der Steuerbewilligung besaß. In die zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts fallen die furchtbaren Bürgerkriege zwischen den Häusern Lancaster und Aork, die man nach den Abzeichen der beiden Parteien als die Kriege der roten und weißen Rose 1485. bezeichnet. Sie wurden im Jahre 1485 beenbet durch den Sieg und die Erhebung Heinrichs Vii. aus dem Hause Tubor, der den Frieden wieberherstellte und eine starke königliche Macht begrünbete. 2. Frankreich. Frankreich staub, seitbem im Jahre 981 die Karolinger ausgestorben waren, unter der Herrschaft der Kape-