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1. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 123

1890 - Leipzig : Reichardt
123 Johann Sigismund schon seit 1609 die Vormundschaft-liche Regierung gefhrt hatte. 16181648 Der dreiigjhrige Krieg. Man kann ihn in 4 Perioden zerlegen: 1. Bhmisch-pflzische Periode, 16181624. 2. Dnische Periode, 16241630. 3. Schwedische Periode, 16301635. 4. Franzsisch-schwedische Periode, 1635 1648. 1618 Verletzung des Majesttsbriefes. Aufstand tn Prag. Der Abt von Braunau hatte eine protestantische Kirche schlieen, der Erzbischos von Prag eine solche in Kloster, grab niederreien lassen. Auf die Beschwerde der Pro-teftanten bei dem Kaiser Matthias, wegen Verletzung des Majesttsbriess. erfolgte eine harte Antwort. Fr dieselbe machen die Stnde, die sich unter Fhrung des Grafen Matthias von Thurn in Prag versammelt Hattert, die Statthalter Martittitz und Slavata verantwortlich und werfen ste nebst dem Geheimschreiber Fabricius nach einem heftigen Wortwechsel aus den Fenstern des Prager Schlosses. Vertreibung der Jesuiten und des kaiserlichen Heeres aus Bhmen. Tod des Kaisers Matthias. 16191637 Ferdinand Ii. Seine Wahl zum Kaiser wurde hauptsachltch dadurch bewirkt . da der Kurfürst von Sachsen von der ka-tholischen Partei gewonnen wurde. 1619 Die Bhmen unter Matthias von Thurn vor Wien1). Ferdinand abgefetzt") und Kursrst Friedrich V. von der Pfalz zum König von Bhmen erwhlt. Friedrich (der Wterknig) nimmt bte Wurde an, hauptschlich durch seine stolze Gemahlin Elisabeth, eine Enkelin der Maria Stuart (Tochter Jakobs I. von Eng-land) bewogen. Von der evang. Union wurde er im Sttche gelassen, ja der Kurfürst von Sachsen schlo sich sogar der Liga an. Friedrichs Hauptvorkmpfer waren der Markgraf Frie-brich von Baden, der Herzog Christian von Braunfchweig und der als Feldherr bedeutende Graf Ernst von Mansfeld. 1620 Friedrich wird auf dem Weien Berge bet Prag geschlagen. % 1) Ferdinand durch Bourquoi aii^Mlicher Gefahr gerettet. 2) Als Erbfeind der Gewifftnsfreih^i) und. Skl^ze der Jesuiten/

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1. Die neuere Zeit - S. 67

1872 - Paderborn : Schöningh
— 67 - nand aus der steirischen Linie zu seinem Nachfolger. Dieser entsetzte, als er zum Könige von Böhmen gekrönt war. den Burggrafen Matthias von Thurn, welcher bisher den Widerstand der protestantischen Stände vorzüglich geleitet hatte, seiner Burggrafen-Stelle und stellte ein aus 3 protestantischen und 7 katholischen Mitgliedern bestehendes Directorium an die Spitze der Verwaltung. Diese Zurücksetzung Thurns und des böhmischen Adels überhaupt erzeugte unter den Utraquisten — so nannte man hier jetzt auch die Protestanten — eine schwierige Stimmung. Als die utraquistischen Einwohner der Orte Klostergrab und Braunau protestantische Kirchen erbauten, erhoben der Erzbischof von Prag, dem Klostergrab unterstand, und der Abt von Braunau dagegen Einspruch. Die Kirche zu Klostergrab wurde auf Befehl des Erzbischofs niedergerissen und die zu Braunau geschlossen. Die Protestanten beriefen sich auf den Majestätsbrief und wandten sich an den Kaiser. Dieser aber wies ihre Klage ab, da der Majestätsbrief nur den Ständen und nicht den Unterthanen freie Religionsübung gestattete. Ueber diesen Bescheid empört versammelten sich die protestantischen Stände unter Anführung des Matthias von Thurn zu Prag, drangen von Volkshaufen begleitet vor das Schloss und warfen die kaiserlichen Räthe Martinic und Slawata, die man für die Urheber des abschlägigen Bescheides ansah, nebst ihrem Geheimschreiber Fabricius aus dem 28 Ellen hohen Fenster in den Schlossgraben. Trotz des tiefen Falles wurden die drei „Defenestrirten“ nicht erheblich beschädigt. Die aufständischen Böhmen trugen jetzt, da nach dem Vorgefallenen für die Häupter des Aufstandes keine Verzeihung zu erwarten war, dem Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, Friedrichs Iv. Sohn, die Krone von Böhmen an (1618). Der dreissigjährige Krieg, *) 1618—1648. §. 15. Die erste Veranlassung zum Ausbruch des Krieges lag in dem Widerstreben des utraquistisch - böhmischen Adels gegen die Bemühungen des Erzherzogs Ferdinand die könig- *) Mailath, Gesch. Oesterreichs Bd. 3. — A. Gindely, Gesch. des dreissigjährigen Krieges. Bd. 1 (bis 1619). 1869. 5*

2. Im alten Reich - S. 174

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 174 - an ihrer Spitze stand, gern machen, was er für gut hielt. So war es von vornherein zu sehen, daß die Liga stärker sein mußte, als die Anion, weil Einigkeit immer stark macht. Nun hatte um dieselbe Zeit der König von Böhmen ein Gesetz gegeben, das nannten sie den Majestätsbrief, darin Warden Evangelischen erlaubt worden, daß sie ebensoviel Religionsfreiheit haben sollten, als die Katholiken. Sie durften ihre Gottesdienste halten und Kirchen bauen ganz nach Belieben. Dann war aber des Katjers Bruder Ferdinand König von Böhmen geworden, der war sehr streng katholisch, und seit der Zeit fingen die Evangelischen an zu klagen, daß ihnen der Majestätsbrief nicht gehalten würde. Zuletzt ging der Graf Matthias von Thurn mit einem ganzen Laufen von Evangelischen auf das Schloß in Prag, wo die königlichen Statthalter hausten, und sagte: „Wollt ihr jetzt gefälligst befehlen, daß der Majestätsbrief gehalten wird und die Kirchen, die man uns eingerissen hat, wieder aufgebaut werden, dann ist es gut; wenn nicht, so wehret euch." „Was ist das sür eine Sprache," sagten die Statthalter, „Ihr habt hier garnichts zu fordern, sondern der König hat zu befehlen, und wenn ihr so unverschämt redet, so antworten wir überhaupt nicht mehr." Da nahm der Graf Thurn und seine Begleiter zwei königliche Statthalter und warfen sie kurzerhand zum Fenster hinaus, und einen Geheimschreiber schickten sie hinterher. Die Böhmen aber sagten sich von Ferdinand los, und so begann im Jahre 1618 der Krieg, der nun 30 Jahre lang Deutschland verwüstet hat. Die Böhmen wählten den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem König. Das war aber ein ganz schwacher, leichtsinniger Mensch, der sich bloß immer amüsieren wollte und von Kriegführen und Regieren blutwenig verstand. Die Union stand ihm auch nicht bei, und der lutherische Kurfürst von Sachsen half sogar lieber dem Kaiser. Der aber kriegte die Truppen der Liga, und der Papst und der König von Spanien halfen ihm auch, und so konnte man bald sehen, wie es dem neuen König von Spanien ergehen würde. Einen Winter über amüsierte er sich in Prag, und deswegen nannten ihn die Leute den Winterkönig. Dann zog der Feldherr Tilly mit den Truppen der Liga gegen ihn heran. Das war ein harter, rauher Soldat. Er mochte die Frauen nicht leiden, mochte überhaupt nichts als Krieg und Lagerleben, ließ feinen Soldaten viel Freiheit und fragte nicht, wie es den Bauern und Bürgern dabei erging. (Sr war finster und ernst, machte keinen Spaß, aber das Kriegshandwerk verstand er aus dem Grunde. Der schlug die böhmischen Truppen in der Schlacht am Weißen Berge bei Prag so ganz und gar, daß die Winterkönigsherrlich-

3. Katechismus der deutschen Geschichte - S. 171

1879 - Leipzig : Weber
Die Gegenreformation und der 30jährige Krieg. ernstlichen Streitigkeiten war rasch gefunden, und so begann im Jahre 1618 in Böhmen der dreißigjährige Krieg (1618— 164 8). Die Regierung in Böhmen hatte die Bestimmungen des Majestätsbriefs (§ 17 9) sehr oft verletzt; sie wollte denselben nicht auch auf die protestantischen Unterthanen katholischer Stände ausgedehnt wissen, und als nun im I. 1617 die utra-quistische Gemeinde zu Braunau, wo der Abt, und die zu Klostergrab, wo der Erzbischof von Prag Grundherr war, neue Kircken bauten, wurde dieses Beginnen von den beiden geistlichen Würdenträgern unter Bestätigung des Kaisers untersagt, und als trotzdem beide Bauten fortgesetzt wurden, erfolgte die Schließung der einen, die Niederreißung der andern Kirche. Diefes Verfahren erklärten die protestantischen Stände für eine Verletzung des Majestätsbriefes, und das Haupt der Defensoren (§ 17 9), Graf Matthias von Thurn, berief eine Versammlung derselben nach Prag, welche je ein Schreiben an die Statthalter und an den Kaiser Matthias um Abstellung der Religionsbedrückung erließ. Die Antwort des Letzteren war abweisend und vorwurfsvoll. Ta man aber ihre Abfassung durch die verhaßten katholischen Räthe, Martinitz und S law ata, vermuthete, so erschienen die Stände, bewaffnet, am 23. Mai 1618 auf I6is. dem königlichen Schlosse zu Prag und verlangten von jenen hierüber bestimmten Bescheid. Die letzteren erklärten die Nothwendigkeit einer vorgängigen Berufung aller Mitglieder der Statthaltern, wurden aber müsammt ihrem Geheimschreiber Fabrieius von den erzürnten Ständemitgliedern nach böhmischem Brauch aus dem Fenster gestürzt. Dieser Gewaltthat folgte die Besetzung des Schlosses, die Uebernahme der Regierung durch 30 Direktoren und die Vertreibung aller Jesuiten aus dem Lande. Thurn wurde Gcnerallieuteuaut der aufständischen Truppen. § 183. Zur Zeit des Fenstersturzes befand sich Matthias in Wien, Ferdinand auf dem ungarischen Reichstage in Preß-burg (§ 181). Beide kamen zunächst überein, einen Vertrauensmann nach Prag zur Untersuchung der Sachlage zu schicken. Diese zeigte sich äußerst verhängnisvoll, denn die Böhmen verlangten unbedingte Nachachtung ihrer Privilegien von Seiten

4. Deutsche Geschichte - S. 71

1888 - Heidelberg : Winter
Kaiser Matthias. Martinitz und Slawata. Graf Thurn. 71 und bemühte sich, die durch den geistlichen Vorbehalt (s. § 115) entstandenen Jrruugen zu beseitigen. Aber die katholischen Stände, an ihrer Spitze Herzog Maximilian von Bayern, gaben keiner Vermittelung mehr Gehör; ja sie gingen jetzt (1613) so weit, den Protestanten die Aufnahme in den Reichshofrat und das Kammergericht zu verweigern. Daher gab Matthias seine vermittelnde Stellung aus und schloß sich an die Liga an; und da er den Kurfürsten von Sachsen aus seiner Seite hatte, glaubte er sich aller Rücksichten auf die Protestanten entschlagen zu dürfen. So stellte sich der Widerstreit als unversöhnlich heraus, und bei allen Teilen regte sich die Besorgnis, daß ein innerer Krieg im Anzug sei, von dem die Protestanten meinten, daß er zu nichts führen werde als zu völligem Ruin Deutschlands und zur Herrschaft des Auslandes. $ 123. Ausbruch des großen Kriegs. Die größte Thätigkeit zur vollen Herstellung des Katholizismus entfaltete Herzog Maximilian von Bayern. Ihm schien dieses Ziel am leichtesten dadurch erreicht zu werden, wenn bei der Kinderlosigkeit des Kaisers Matthias die Nachfolge im Reiche dem Vetter desselben, dem streng katholischen Erzherzog Ferdinand von Steiermark, zugewandt würde. Diese Absicht erregte in den protestantischen Teilen Deutschlands und der österreichischen Erbländer große Erbitterung. Besonders waren die Gemüter in Böhmen erregt, wo es zwischen Protestanten und Katholiken wegen des Rechts Kirchen zu bauen trotz des Majetätsbriess fort und fort zu Reibungen kam. Daher suchten die Protestanten in Böhmen die Wahl des streng katholischen Ferdinand zum Köuig zu hintertreiben. Doch wurde er mit Hilse der katholischen Partei gewählt und beschwor den Protestanten ihre Religionssreiheiten (1617). Daraus ging Matthias nach Ungarn, um auch dort Ferdinands Wahl zu betreiben. Während seiner Abwesenheit wurde Böhmen durch eine kaiserliche Statthalterschaft verwaltet. Da diese aus 7 katholischen und nur 3 protestantischen Gliedern bestand, wuchs das Mißtrauen immer mehr. Nun wurde vom Abte von Braunau eine protestantische Kirche geschlossen; ja der Erzbischof von Prag ließ eine evangelische Kirche zu Klostergrab (westl. v. Teplitz) niederreißen. Dieser Gewaltakt brachte den lange verhaltenen Unwillen der Protestanten in Böhmen zum Ausbruch. Sie traten in Prag zur Wahrung ihrer Glaubensinteressen zusammen und beschwerten sich beim Kaiser Matthias. Dieser aber verlangte in einem ungnädigen Schreiben, sie sollten ihre Versammlungen auflösen. Da man für die Verfasser dieses Schreibens die kaiserlichen Räte Martinitz und Slawata hielt, so drangen protestantische Abgeordnete unter der Führung des Grasen Matthias von Thurn ins Ratzimmer und warfen jene Räte nebst dem Geheimschreiber Fabricins zum Fenster hinaus. Daraus setzten die Böhmen eine eigene Regierung von 30 Direktoren ein. Dadurch wurde der Krieg unvermeidlich. § 124. Der böhmisch-pfälzische Krieg 1618—1622. Zu dem bevorstehenden Krieg suchten die Böhmen die Hilse der Union zu gewinnen, an deren Spitze seit 1610 der Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz stand. Aber die Union war innerlich uneinig und daher machtlos; doch wurden mit englischem und holländischem Gelde einige Tausend Söldner geworben und unter dem Grasen Ernst von Mansseld den Böhmen zu Hilse

5. Theil 2 - S. 80

1821 - Nürnberg : Campe
Kaiser Matthias war kinderlos, so wie alle seine Brüder. Nach seinem Tode hätten seine Staaten an den ältesten unter ihnen fallen sollen; allein keiner fand Gefallen an den Regierungsgeschäften. Sie beredeten ihn daher, ihren Vetter, den bigotten und fanatischen Erzherzog Ferdinand, der die Menschen mit Gewalt in den Himmel treiben wollte, zu seinem Nachfolger zu erwählen. Ließ geschah. Matthias ließ ihn zuerst als künftigen König von Böhmen ausrufen. Die böhmischen Stände widersetzten sich nicht sonderlich; nur machten sie zur Bedingung, daß Ferdinand sich, so lange Mat- thias lebte, nicht in die Regierungsgeschäfte mischen und alle ihre Privilegien bestätigen sollte. Eine Zeit lang ging alles gut. Nun aber gaben zwei kleine böhmische Kirchen Gelegenheit zu dem Aus- bruch des schon lang erwarteten großen Religions-Krie- ges, der sich bald über ganz Teutschland verbreitete und dreißig Jahre lang fvrtwüthete. Eine neuerlaubte prote- stantische Kirche in dem Städtchen Klostergrab mußte nämlich auf Veranlassung des Erzbischoffs von Prag nie- dergerissen, und eine andere zu Braunau wieder ge- schlossen werden. Darüber entstand großer Lärm unter den Evangelischen, die über Verletzung des Majestäts- briefes und ihrer Religionsfreiheit schrieen; und einen Aufstand erregten. Zur Dämpfung desselben wurden ei- nige der lautesten und unruhigsten Bürger in das Ge- fäugniß gebracht. Das Uebel wurde aber dadurch nur noch arger; die Anzahl der Mißvergnügten mehrte sich und nur allzubald fanden sie einen Anführer. Der tapfere Graf, Matthias von Thurn, der schon früher em- pfindliche Beleidigungen von dem Kaiser erfahren hatte, stellte sich an ihre Spitze und wurde zum Defensor (Vcr- theidiger) der evangelischen Gemeinden ernannt. Anfangs ging man mit großer Mäßigung zu Werke.

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 82

1902 - Karlsruhe : Lang
— 82 — Bekenntnis zum reformierten über. Hierdurch wurden mancherlei Streitigkeiten unter den Protestanten veranlaßt. Alle deutschen Reichsstände ohne Unterschied der Religion waren daraus bedacht, die Macht und das Ansehen des Kaisers zu vermindern und die unbeschränkte Landeshoheit in ihren Gebieten zu erlangen. Das gegenseitige Mißtrauen bewirkte, daß die Protestanten (1608) und die Katholiken (1609) bewaffnete Bündnisse zu Schutz und Trutz schlossen. Der protestantische Bund wurde die Union genannt; Haupt der Union war der Kurfürst von der Pfalz. Art der Spitze des katholischen Bundes, der die Liga hieß, stand der Herzog Maximilian von Bayern. Anlaß. Der böhmische Krieg 1618—1620. Den Anlaß zum Ausbruche des unheilvollen Krieges gab die Empörung der böhmischen Adeligen gegen den Kaiser Ferdinand ü. Kaiser Rudolf 11. hatte (1609) durch den sogenannten Majestätsb ries den protestantischen Ständen, d. h. Adeligen des Königreiches Böhmen, freie Religionsübung zugesichert. Als 1618 Untertanen des Erzbischofs von Prag und des Abtes von Braunau protestantische Kirchen bauen wollten, wurden sie von dem Erzbischof und dem Abte baran gehinbert. Die protestantischen Stände erklärten, dies sei eine Verletzung des Majestätsbriefes und erhoben Beschwerde beim Kaiser Matthias. Diese Beschwerde fand bei den kaiserlichen Räten nicht die gewünschte Aufnahme; bah er gingen Graf Matthias von Thurn und anbere protestantische Herren vom Abel in das Schloß zu Prag und stürzten die kaiserlichen Räte Martiniz und Slawata nebst ihrem Schreiber aus dem Fenster. Dem Kaiser würde der Gehorsam aufgekündigt; die rebellischen Abeligen setzten eine neue Regierung ein. Kaiser Matthias starb 1619. Sein rechtmäßiger Nachfolger in Böhmen war Kaiser Ferbinnnb 11. Allein die Adelsregierung erklärte ihn für abgesetzt und wählte den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum böhmischen König. Er nahm, wie man sagt, aus Zureben seiner stolzen Gemahlin, einer englischen Königstochter, den unsicheren Thron an und wurde (1620) zu Prag gekrönt. Er rechnete auf eine wirksame Unterstützung durch die Union. Kaiser Ferbinanb hatte kein Heer, kein Gelb, und der österreichische Abel war im Ausstaube gegen ihn. Daher mußte er unter sehr harten Bedingungen einen Hilfsvertrag mit seinem Vetter, beut Herzog Maximilian von Bayern, und der Liga schließen. Wenige kaiserliche Truppen rückten in Verbinbung mit einem starken, wohlgerüsteten Heere der Liga in Böhmen ein und besiegten das Heer Friedrichs V. vollständig in der Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620). Der Kurfürst Friedrich V. entfloh und würde vom Kaiser geächtet.

7. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 63

1879 - Leipzig : Teubner
Empörung Böhmens 1618. 63 Beschwerdeschrift der Protestanten, die sie an den Kaiser Matthias gerichtet, wurde durch ein drohendes Schreiben zurückgewiesen. Man glaubte, jene Schrift sei gar nicht an den Kaiser gelangt, die Statthalter in Prag, die von Ferdinand eingesetzt worden waren, hätten selbst die drohende Antwort versaßt. Deshalb ging eine Schaar von bewaffneten Protestanten, geführt von dem kühnen Grafen Matthias von Thurn, auf das Schloß zu Prag, um die vier Statthalter zur Rede zu stellen. Zwei von diesen, Martinitz und Slavata, als schlimme Feinde der Protestanten bekannt und deshalb besonders verhaßt, antworteten barsch und trotzig. Man faßte sie daher und warf sie mit ihrem Schreiber Fabricins Platter nach altböhmischem Branche zum Fenster hinaus. Zweihundert Jahre vorher (1419) war bei einer Procession der Hussiten durch die Straßen von Prag ein Priester derselben vom Rathhause aus mit einem Stein geworfen worden, worauf die Hussiten das Rathhaus stürmten und 13 Rathsherrn zum Fenster hinausstürzten in die emporgehaltenen Spieße der Umstehenden. Das war der Anfang der Mutigen Hussitenkriege; diesmal war dieser Fenstersturz zu Prag der Anfang des blutigen 30jährigen Krieges. Uebrigens stürzten diesmal die aus dem Fenster Geworfenen nicht so unglücklich, wie vor 200 Jahren, obgleich die Höhe 28 Ellen betrug; sie sielen auf einen weichen Haufen von Kehricht, der Jahrelang ans diesen Fenstern des Schlosses war herausgeworfen worden. Auch hatten ihre weiten spanischen Mäntel die Heftigkeit des Sturzes gemindert. Obgleich mehr oder weniger verletzt, kamen sie mit dem Leben davon. Fabricins bekundete eine ächte Schreiberseele. Er siel dem einen der Herrn auf den Fuß; sogleich sprang er aus und entschuldigte sich wegen seiner Ungeschicklichkeit. Ferdinand adelte ihn wegen seines Sturzes, und er nannte sich von Hohenfall. Die Böhmen hatten den Weg der Revolution betreten, und um sich der Strafe zu entziehen, mußten sie auf demselben weiter gehen. Sie vertrieben die königlichen Statthalter und die verhaßten Jesuiten aus dem Lande und setzten eine Regie-

8. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 259

1902 - Paderborn : Schöningh
259 Linie zu seinem Nachfolger und lie ihn zum Könige von Bhmen krnen. Der Kaiser entsetzte den Matthias von Thnrn, welcher bisher vorzglich den Widerstand der protestantischen Stnde geleitet hatte und als Burggraf von Karlstein (bei Prag) die Reichsinsignien und den Majesttsbrief aufbewahrte, seiner Burggraseu-Stelle und stellte ein aus 3 protestantischen und 7 katholischen Mitgliedern bestehendes Direktorium an die Spitze der Verwaltung. Diese Zurcksetzung Thurns und des bhmischen Adels berhaupt erzeugte unter den Utraquisten so nannte man hier jetzt die Protestanten, wie ehedem die Husiten eine schwierige Stimmung. Als die utraquistischen Einwohner der Orte Klostergrab und Braunau protestantische Kirchen erbauten, erhoben der Erzbischof von Prag, dem Klostergrab unterstand, und der Abt von Braunau dagegen Einspruch. Die Kirche zu Klostergrab wurde auf Befehl des Erzbifchofs niedergerissen und die zu Braunau geschlossen. Die Protestanten beriefen sich aus den Majesttsbrief und wandten sich an den Kaiser. Dieser aber wies ihre Klage ab, da der Majesttsbrief nur den Stnden und nicht den Untertanen freie Religionsbung gestatte. der diesen Bescheid emprt, versammelten sich die protestantischen Stnde unter Anfhrung des Matthias von Thurn zu Prag, drangen, von Volkshaufen begleitet, vor das Schlo und warfen die kaiserlichen Rte Martinitz und Slawata, die man fr die Urheber des abschlgigen Be-scheides ansah, nebst ihrem Geheimschreiber Fabricius aus dem Fenster in den Schlograben. Trotz des tiefen Falles wurden die drei Dese-neftrierten" nicht erheblich beschdigt. Die aufstndischen Bhmen, welche nach einer Losreiung von sterreich strebten, trugen jetzt, da nach dem Vorgefallenen fr die Hupter des Aufstandes keine Verzeihung zu er-warten war, dem Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, Friedrichs Iv. Sohn, die Krone von Bhmen an (1618). Der dreiigjhrige Krieg, 16181648. 124. Die erste Veranlassung zum Ausbruch des Krieges lag in dem Widerstreben des utraquistisch-bhmischen Adels gegen die Bemhungen des Erzherzogs Ferdinand, die knigliche Macht in Bhmen zu strken und das Jus reformandi zu strenger Anwendung zu bringen. Bei den Bhmen erwachte wie ehedem in den Husitenkriegen das Verlangen nach nationaler Unabhngigkeit. Die protestantischen Fürsten in Deutschland, soweit sie dem Augsburger Bekenntnis anhingen, nahmen anfangs fr die Sache der Bhmen in keiner Weise Partei. Erst spter, 17*

9. Geschichtsbilder - S. 92

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v3 92 6v3 2. Kaiser Rudolf starb bald, und es folgte ihm sein Bruder Matthias. Auch ihn wählten die Böhmen zu ihrem Könige, aber auch er mußte den Majestätsbrief unterschreiben. Da geschah es nun unter seiner Regierung, daß der Abt des Klosters Braunau in Böhmen eine Kirche, die sich die Evangelischen erbaut hatten, schließen ließ und allen Gottesdienst darin untersagte. Der Erzbischof von Prag ließ sogar in dem Städtchen Klostergrab eine lutherische Kirche, die noch nicht ganz fertig war, wieder niederreißen. Da beklagten sich die böhmischen Protestanten bei dem Kaiser Matthias und erinnerten an den Majestätsbrief. Die Antwort des Kaisers fiel aber sehr ungnädig aus. Er schrieb ihnen, sie sollten sich ruhig verhalten, sonst werde er sie als Empörer behandeln. Die Protestanten konnten kaum glauben, daß ein Kaiser, der ihnen durch die Unterschrift des Majestätsbriefes freie Religionsübung versprochen hatte, eine solche Antwort geben könnte. Sie meinten, die Antwort sei wohl nur von den kaiserlichen Statthaltern in Prag ausgegangen, die eifrige Katholiken waren. Darum zogen die Protestanten unter der Anführung eines der vornehmsten unter ihnen, des Grafen Matthias von Thurn, nach dem Schlosse in Prag und setzten die Statthalter zur Rede. Als diese schroff antworteten, riß den Protestanten die Geduld. Sie ergriffen die beiden Statthalter Martinitz und Slawata und warfen sie zum Fenster hinaus in den tiefen Schloßgraben. Und den ganz unschuldigen Schreiber Fabricius, der in demselben Zimmer arbeitete, stürzten sie auch noch hinterher. Zum Glück kamen alle drei ohne ernstlichen Schaden davon; aber die Gewalttat gegen die kaiserlichen Diener war zugleich eine Auflehnung gegen den Kaiser selbst, und so wurde der Prager Fenstersturz die Veranlassung zu viel Unglück und Blutvergießen. Vom Jahre 1618 an, als diese Gewalttat geschah, rechnet man den Anfang eines Krieges, der dreißig Jahre lang Deutschland verwüstet hat. 3. Der Kaiser rüstete alsbald ein Heer, aber die Protestanten leisteten ihm unter der Führung des Grafen Matthias von Thurn tapfern Widerstand. Da starb Kaiser Matthias, und es folgte ihm Kaiser Ferdinand Ii. Von ihm hatten die Protestanten nichts Gutes zu erwarten, denn er hatte einst gesagt, er wolle lieber über eine Wüste als über ein Land voll Ketzer regieren. Darum war es auch nicht zu verwundern, daß er auf die Böhmen sehr erzürnt war und den begonnenen Krieg fortsetzte. Die Böhmen wollten ihn aber nicht als ihren König anerkennen und wählten den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zu ihrem Könige.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 84

1876 - Mainz : Kunze
84 Erste Periode der neueren Geschichte. nanb^ifp katholischen, willenskräftigen Erzherzogs Ferdinand durchzusetzen. In dessen Nach-Prag empfing derselbe (1617) die Krone, nachdem er die Freiheiten stimmt* Böhmens beschworen und das Gelübde abgelegt hatte, während der Lebensdauer des Kaisers Matthias in keiner Weise in die Regierung des Landes einzugreifen. Bald nachher wurde Ferdinand zum Könige von Ungarn gekrönt. §. 5. See r ; Itieg 1618-1648. 1. Veranlassung. rejng™ bei Unter Kaiser Matthias brachte die feindliche Haltung der katho-Majestäts- lischen Partei den Krieg zwischen Protestanten und Papisten endlich Böhmen zum Ausbruch. Die Veranlassung war folgende: Die protestantischen Bewohner von Braunau hatten den Bau einer Kirche begonnen; der Abt von Braunau aber erwirkte von der Regierung zu Prag den Befehl, den Bau einzustellen. Ferner ließ der Erzbischof von Prag eine im Bau begriffene protestantische Kirche zu Klostergrab bei Teplitz niederreißen. Die protestantischen Stände wandten sich mit einer Beschwerdeschrift an den Kaiser, welcher sich gerade in Preßburg befand, und erhielten harten Bescheid. Ein zweites Schreiben des Kaisers steigerte die darüber entstandene Aufregung, besonders da man die in Abwesenheit des Kaisers eingesetzte und aus sieben Katholiken und drei Protestanten bestehende Statthalterschaft für die Urheber des Schreibens hielt. Es wurde beschlossen, die Statthalter zur Rede zu stellen. Die protestantischen Stände zogen deshalb bewaffnet und von einer großen Schaar Knechte begleitet, unter Führung des alten hochgeachteten Grafen Matthias von Thurn, dem der Kaiser eben das Amt eines Burggrafen abgenommen hatte, nach dem Schlosse in Prag, wo vier Statthalter mit dem Schreiber Fabricius versammelt waren. Es waren Diebold von Lobkowitz, Adam von Stiernberg, Martinitz und Slawata. Man waltthäi^- fwgte, ob sie das kaiserliche Schreiben veranlaßt hätten. Da die Räthe feiten zur keine entschiedene Antwort gaben und einige sich trotzig und verächtlich benahmen, so warf man die verhaßtesten, Martinitz und Slawata und den Schreiber Fabricius, 60 Fuß hoch aus dem Fenster. Glücklicher Weise fielen alle drei auf einen Kehrichthaufen und kamen mit kleinen Verletzungen davon (1618). Es war vorauszusehen, daß diese Vergewaltigung kaiserlicher Räthe geahndet werden würde; darum waffneten sich die Protestanten, wählten 30 Directoren zur Verwaltung und jagten die Jesuiten zum £ande hinaus. Nur wenige böhmische Städte blieben dem Kaiser treu ; 6541

11. Biographien und Monographien - S. 96

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 96 — ihnen das Recht dazu ab, und die eine Kirche wurde geschlossen, die andere sogar niedergerissen. Infolge dessen kamen Abgeordnete der Protestanten, an ihrer Spitze der Graf Matthias von Thurn, in Prag zusammen und wandten sich in einer Beschwerde an den Kaiser. Der letztere ließ ihnen indes statt aller Antwort ihr unangemessenes Betragen verweisen und die Auslösung der Versammlung anbefehlen. Dies steigerte nur die Erbitterung, und da mnn den Verdacht hegte, die Statthalter seien die Urheber des harten Bescheids, zogen die Abgeordneten in Begleitung einer großen Volksmenge auf das Schloß und warfen nach kurzem Wortwechsel die verhaßten kaiserlichen Räte Martinitz und Slavata samt dem Geheimschreiber Fabricius zum Fenster hinab. Damit war der Anstoß zum dreißigjährigen Kriege (1618 — 1648) gegeben, dem schrecklichsten, von dem Deutschland je heimgesucht worden ist. Da Thurn und seine Freunde den Zorn des Kaisers einmal herausgefordert hatten, gingen sie auch noch einen Schritt weiter und stellten ein Heer auf, mit welchem sie in kurzer Zeit die kaiserlichen Besatzungen aus Böhmen vertrieben. Dann vereinigten sie sich mit den Protestanten Schlesiens, Mährens und Österreichs und rückten vor Wien, sahen sich indes durch Hunger und Seuchen bald wieder zum Abzüge genötigt. Mittlerweile war Matthias gestorben und sein Neffe Ferdinand Ii ihm aus dem Kaiserthrone gefolgt. Die Böhmen aber erklärten, ihn nicht als König haben zu wollen, und trugen die Krone dem Haupte der Union, dem Kurfürsten Friedrich V von der Pfalz an. Dieser ließ sich auch auf Drängen seiner ehrgeizigen Gemahlin, einer englischen Prinzessin, bereit fintiert, das verhängnisvolle Geschenk anzunehmen, und hielt unter ungeheurem Jubel feinen Einzug in Prag. Um des Aufstandes Herr zu werden, verbündete sich der Kaiser mit der Liga, woraus Maximilian von Baiern mit beträchtlichen Streitkräften in Böhmen einrückte. Am weißen Berge bei Prag kam es am 8. November 1620 zur Entscheidungsschlacht, und nach einftünbigem Kampfe hatte das ligiftifche Heer eilten vollständigen Sieg errungen. Friedrich V verließ in eisiger Flucht das Land und irrte lange hilflos umher, bis er in Holland eine Freistätte fand. Nun stand Ferdinand nichts mehr im Wege, die katholische Lehre wieder zur alleinherrschenden in Böhmen zu machen. 27 der vornehmsten Protestanten wurden hingerichtet, und sämtliche evangelischen Prediger und Lehrer und 185 abelige und gegen 30000 bürgerliche Familien mußten, zum Teil unter Zurücklassung ihrer Habe, die Heimat ineiben. Mit den eingezogenen Gütern beschenkte bcr Kaiser die Jesuiten und die ihm treugebliebenen Ebelleute; feinem Buttbesgenoffeit Maximilian verlieh er die Pfalz nebst der Kurwürbe.

12. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 128

1896 - Hannover : Manz & Lange
128 Der dreiigjhrige Krieg. 5) Kaiser Matthias 1612 bis 1619. Wie Matthias sich zum Herrn der Lnder seines Bruders gemacht hatte, so wurde er nach Rudolfs Tod auch sein Nachfolger auf dem Kaiserthron. Da er kinderlos war, nahm er seinen Vetter, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark, an Sohnes Statt an und bertrug ihm die Erbfolge im Knigreich Bhmen und bald darauf auch in Ungarn. Er selbst fhrte darauf ein zurckgezogenes Leben und starb unbeachtet im Jahr 1619. 36. Der dreiigjhrige Krieg 1618 bis 1648. 1) Der Krieg Ferdinands Ii. mit den Bhmen und Friedrich V. von der Pfalz. Ferdinand von Steiermark war ein Gesinnunasaenosse des Herzogs Maximilian von Baiern._Er war von den Jesuiten erzogen worden" mid'al^ hchst glaubenseifrig bekannt. Be-richtete man doch von ihm die uerung, er wolle lieber von Land und Leuten kommen als Ketzer in seinem Lande dulden. Darum rief seine Erhebung auf den bhmischen Thron lebhafte Erregung unter den protestantischen Bhmen hervor. Nicht mit Unrecht besorgten diese von dem neuen Landesherrn eine Verletzung der im Majesttsbrief gewhrleisteten Religionsfreiheit. So lie der Abt von Braunau im Vertrauen auf Ferdinands Schutz eine protestantische Kirche schlieen, der Erzbischos von Prag eine protestantische Kirche in seinem Gebiet sogar niederreien. a. Der Praaer Fenstersturz 1618: ?>" Kay er Mattlnas auf die Beschwerden der Protestanten keine Abhlfe gewhrte, so griffen diese zur gewaltsamen Selbsthlfe und zum Aufruhr. Unter Fhrung des Grafen Matthias von Thurn strmte im Mai des Jahres 1618 ein Volkshaufe in Prag das Schlo, wo die Regierung ihren Sitz hatte, und strzte zwei katholische Rte des Kaisers, deren Einflu man die protestantenfeindliche

13. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 264

1846 - Breslau : Graß, Barth
264 Ausbruch des längst durch ihre unerträglichen Bedrückungen der Evangelischen gänz- lich verhaßt waren, so wurde der Beschluß gefaßt: man wolle geradezu in die Königliche Statthalterei gehen, wolle ein offenes Wort mit den Statthaltern sprechen und sie wegen ihres Antheils an dem kaiserlichen Schreiben und wegen ihrer Ungerechtigkeiten gegen die Evangelischen zur Rede stellen. Am 23. Mai 1618 begaben sich deshalb die in Prag versammelten Defensoren in großer Anzahl auf's Schloß, und hier ge- schah es nach kurzem Wortwechsel, daß man einen der verhaßten Räthe, Martinitz mit Namen, ohne Umstände zum Fenster hinaus warf, das ungefähr 00 Fuß hoch über dem Erdboden war. „Edle Herren, hier habt ihr den andern!" rief Matthias von Thurn, einer der heftigsten unter den Evangelischen, undhrängte den Slawata zum Fenster hin, der nun gleichfalls hinab gestürzt wurde; auch ihren Geheimschreiber Fabricius traf dasselbe Schicksal. Durch dieses Verfahren gegen seine Räthe war dem Kaiser selbst der Krieg erklärt. Jetzt rüsteten sich die Evangelischen in Böhmen ernst- lich und trafen alle Anstalten zu ihrer Vertheidigung. Auch die Schlesier und Lausitzer hatten ihnen Beistand versprochen, und es begann nun ein Krieg, der 30 Jahre, von 1618 bis 1648, währte. Beim Aus- bruche desselben regierte als deutscher Kaiser und zugleich als König von Böhmen Matthias, der 1612 auf seinen Bruder Rudolph gefolgt war, aber schon 1610 starb. Seine nächsten Nachfolger auf dem Kai- serthrone waren Ferdinand Ij[. (von 1619 —1637) und Ferdi- nand Iii. (1637—1057). In' den ersten Jahren galt es die Bekäm- pfung der Böhmen; aber bald verbreiteten sich die Heere über ganz Deutschland, und auch fremde Truppen, nämlich Polen, Schweden. Spanier, Franzosen und Italiener, kämpften auf deutschem Boden. Bald waren es kirchliche Zwecke, bald die Vortheile der weltlichen Macht, welche durch die Waffen entschieden werden sollten, und die kriegfüh- renden Mächte änderten ihren Sinn und ihre Partei so oft, daß es äußerst schwierig ist, den Gang des Krieges zu verfolgen. Hier soll von all den unendlichen Drangsalen, welche Deutschland trafen, nur Einiges mitgetheilt werden. § 177. Die Böhmen hatten noch zu Lebzeiten des Kaisers Mat- thias dem Ferdinand gehuldigt. Dieser hielt aber die Zusagen, welche er bei der Huldigung ihnen gegeben hatte, nicht; darum wollten sie ihn, als Matthias gestorben war, auch nicht als König anerkennen und wählten an seine Stelle den Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., der sich zum reformirten Glauben bekannte. Da aber Ferdinand die böhmische Krone nicht aufgab, so begann der Kampf zwischen den bei- den Gegen-Königen. Die Hauptschlacht war am weißen Berge bei

14. Neuere Geschichte - S. 2

1895 - Leipzig : Reisland
Nun folgte Matthias (1612—19) als Kaiser, unter welchem der dreißigjährige Krieg ausbrach. Da er kinderlos war, so ließ er sich bereden, den Erzherzog Ferdinand zu seinem künftigen Nachfolger zu bestimmen und ihm die böhmische und ungarische Krone zu verschaffen. Da aber die Protestanten in Böhmen die Religionsfreiheit von einem Mann wie Ferdinand gefährdet sahen, so suchten sie seine Wahl zu hindern. Er wurde aber doch gewählt und beschwor sogar den Protestanten ihre Freiheiten. Unter diesen Umständen bedurfte es nur eines Anlasses zum Ausbruch der Feindseligkeiten, und der fand sich bald. Die Protestanten hatten in Klostergrab und Braunau Kirchen gebaut, indem sie ihr Recht dazu auf den Majestätsbrief stützten. Allein auf kaiserlichen Befehl wurde die Kirche zu Braunau geschlossen und die zu Klostergrab niedergerissen. Die evangelischen Stände wendeten sich klagend an den Kaiser Matthias und beriefen sich auf ihr gutes Recht, wurden aber hart zur Ruhe verwiesen. Es ging aber das Gerücht, die Antwort käme gar nicht vom Kaiser, sondern sei in Prag selbst gemacht. Daher zog am 23. Mai 1618 ein Hansen protestantischer Abgeordneter bewaffnet auf das Schloß unter Anführung des Grafen Matthias von Thurn. Man drang bis in das Sitzungszimmer der Statthalter und fragte diese, ob sie das kaiserliche Schreiben veranlaßt hätten. Da sie keine entschiedene Antwort gaben, wurden die beiden verhaßtesten unter ihnen, Martinitz und Slawata, ergriffen und zum Fenster in den Schloßgraben hinabgeworfen; auch der Geheimschreiber Fabrieius ward ihnen nachgeschickt. Sie fielen auf einen Schutthaufen und kamen mit dem Leben davon. Die Aufständischen bemächtigten sich nun des Schlosses, wählten neue Obrigkeiten (ein Direktorium) und jagten alle Jesuiten aus dem Lande. In der Lausitz, Böhmen, Schlesien, Mähren und Österreich griffen die Evangelischen ebenfalls zu den Waffen, und der Graf Thurn wurde zum Generalleutnant ernannt. Die protestantische Union schickte später ein Hilfsheer von 4000 Mattn unter Anführung des Grafen Ernst von Mausfeld. So begann der schreckliche Krieg, der Deutschland dreißig Jahre lang verheeren sollte. 2. Ferdinand Ii. und Friedrich V. von der Pfalz. Matthias war zur Nachgiebigkeit geneigt, wurde aber durch Ferdinand von Steiermark, der bereits König von Böhmen war, zu strengeren Maßregeln gegen die Protestanten bestimmt. Zwei kaiserliche Heere rückten in Böhmen ein. Da starb im März 1619 Matthias. Es folgte ihm Ferdinand Ii. (1619

15. Die Weltgeschichte - S. 219

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 62. § 233. Anfang des 30jährigen Kriegs. 219 und wählten diesen zum König von Böhmen. Es kam darauf mit Rudolf so weit, daß auch die deutschen Kurfürsten ihn zwangen, einen Reichstag zur Wahl seines Nachfolgers auszuschreiben. Darüber starb er vor Kummer, und erhielt noch im gleichen Jahre Matthias ohne Widerspruch 1612 die Kaiserwürde. Da er bereits bejahrt und auch kinderlos war, ließ er sich von seinen beiden Brüdern bereden, seinem Vetter Ferdinand, als künftigem Nachfolger, 1617 die Anerkennung der Böhmen und 1618 die der Ungarn zu verschaffen. Weil nun das obenerwähnte rücksichtslose Verfahren Ferdinands gegen die Protestanten seiner Erblande im frischesten Gedächtnis war, so befürchteten die protestantischen Stände in Böhmen ungeachtet des von Rudolf erhaltenen Majestätsbriefes das gleiche Schicksal. Sie suchten daher die Wahl Ferdinands zu hintertreiben. Er wurde indes doch 'gewühlt und beschwor den Protestanten ihre Freiheiten. Kaiser Matthias bestellte hierauf eine kaiserliche Statthalterschaft in Böhmen, die aus sieben katholischen und drei protestantischen Gliedern bestand. (233.) Zu der Zeit hatte die Feier des Reformationsjubiläums (1617) die Spannung der Parteien ungemein erhöht: die Drohungen der Jesuiten die Ketzer auszurotten, die Entsetzung des Grafen Matthias von Thurn vom Burggrafenamt und die Ausnahme zweier den böhmischen Protestanten besonders verhaßter Männer in die Statthalterzahl, der Grafen Martinitz und Slawata, das alles reizte die ohnehin mißtrauischen Gemüter der Protestanten in Böhmen noch mehr. Da wurden auf kaiserlichen Befehl von zwei neuen protestantischen Kirchen die eine, welche zu Klostergrab auf dem Gebiete des Erzbischofs von Prag gebaut worden war, niedergerissen, die andere zu Braunau, die auf dem Territorium des dortigen Abts stand, geschlossen. Als die protestantischen Stände sich darüber beschwerten, erhielten sie einen scharfen Verweis. Darüber erbittert drangen Abgeordnete dieser Stände zu Prag unter Anführung des Grafen Matthias von Thurn in das Sitzungszimmer der Statthalterei, wo gerade vier von den katholischen Statthaltern anwesend waren, stellten sie darüber zur Rede und warfen zwei derselben, Martinitz und Slawata, samt dem Geheimschreiber Fabri-cius aus den Fenstern hinab in den 28 F. tiefen, übrigens trockenen Schloßgraben; doch kamen alle drei mit dem Leben davon, nur daß Slawata lange an den dabei erhaltenen Kopfwunden litt. Die Folgen dieser rohen Gewaltthat voraussehend, rissen darauf die protestantischen Stände die Regierung an sich, verjagten die Jesuiten, betrieben die Werbungen und besetzten einige feste Plätze. So begann im Jahre 1618 der dreißigjährige Krieg. Denn nun ließ Ferdinand, der 1618 unterdes zum König von Ungarn gekrönt worden war, zwei Heere in Böhmen einrücken, während die Urheber der Bewegung den Beistand der protestantischen Union angingen. Die Union hatte seit 1610 den noch m*n Kurfürsten Friedrich V von der Pfalz zum Haupt und den Kurfürsten von Brandenburg, den Fürsten von Anhalt, mehrere Grafen und 16 Reichsstädte zu neuen Gliedern erhalten. Da sie nicht offen aufzutreten wagte, so unterhandelte sie insgeheim mit dem Herzog Karl Em-

16. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 213

1913 - Paderborn : Schöningh
213 erhoben der Erzbischof von Prag, dem Klostergrab unterstand, und der Abt von Braunau dagegen Einspruch. Die Protestanten wandten sich an den Kaiser und beriefen sich auf den Vergleich", da die geistlichen Gter in Bhmen auch zu den kniglichen Gtern zu rechnen seien. Der Kaiser rotes ihre Einrede als unbegrndet ab. Als nun der Abt von Braunau die neue Kirche schlieen und der Prager Erzbischof die Kirche zu Klostergrab niederreien lie, bemchtigte sich des protestantischen Teiles der Bevlkerung in ganz Bhmen groe Erregung; denn man glaubte die An-zeichen eines allgemeinen Vorgehens der Regierung gegen die Evangelischen zu erkennen. Unter der Anfhrung des Grafen Matthias von Thurn, der wegen persnlicher Zurcksetzung dem Kaiser grollte, versammelten sich die protestantischen Land-stnde in Prag, begaben sich, von Volkshaufen begleitet, in das Schlo und strzten die kaiserlichen Rte Martinitz und Slaroata, die man fr die Urheber des abschlgigen Bescheides ansah, nebst ihrem Geheimschrieber Fabricius aus dem Fenster in den Schlograben. Trotz des tiefen Falles rourde nur einer un-erheblich verletzt. Da nach dem Vorgefallenen fr die Hupter des Aufstandes keine Verzeihung zu erroarten roar, setzten die Aufstndischen an Stelle der (aus 7 katholischen und 3 evange-tischen Mitgliedern bestehenden) kniglichen Statthalterschaft eine protestantische Landesregierung ein und trafen eiligst Kriegsrstungen. 2. Der bhmische Krieg (16181620). a) Die Thronfolge Ferdinands Ii. Fr den krnklichen Kaiser Matthias fhrte die Regierungsgeschfte der Erzherzog Ferdinand aus der steierischen Linie der Habsburger, den der Kaiser bei seiner Kinderlosigkeit zu seinem Erben bestimmt hatte und bereits zum Könige von Bhmen hatte krnen lassen. Dieser lie Truppen in Bhmen einrcken. Noch roar es zwischen diesen und den bhmischen Heerfhrern, dem Grafen Thurn und dem Sldnerfhrer Ernst von Mansfeld, zu keiner Entscheidung gekommen, als der Kaiser Matthias starb (1619). Sein Nachfolger Ferdinand Ii. (16191637), der wieder alle sterreichischen Lnder unter seinem Zepter ver-einigte, sah sich in den ererbten Landen von allen Seiten be-

17. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 152

1873 - Heidelberg : Winter
152 Kap. 139. Der 30jhrige Krieg. Der bhmisch-pflzische Krieg. so schloen der reformirte Kursrst Friedrich Iv. von der Pfalz und andere protestantische Stnde 1608 eine Union, welcher dann katholischer-seits ein Bund, den 1606 Herzog Maxim ilian von Bayern mit 7 geistlichen Fürsten schlo, entgegengestellt wurde. Nach einer kurzen Waffen-demonstration gaben beide Theile Ruhe (1610). Schon im Jahre 1608 hatte Kaiser Rudolf seinem ltern Bruder Matthias tu einem Vergleiche Mhren, Oesterreich und Ungarn abtreten mssen, und 1609 hatte er, um nicht auch Bhmen an denselben zu verlieren, den 6 hmischen Protest anten einen sogenannten Majestts-brief ausgestellt, worin ihnen freie Religionsbung gestattet wurde. Allein Matthias rckte mit einem Heere in Bhmen ein und wurde von den dortigen Katholiken zum König gewhlt. Whrend sich Rudolf vergebens nach Hlfe umsah, starb er im Kummer 1612, und erhielt seinen Bruder Matthias zum Nachfolger im Kaiserthunt. Weil aber derselbe bereits alt und gleichfalls kinderlos war, lie er sich von seinen beiden Brdern, die im Voraus ihren Erbfolgerechten entsagten, bereden, den obgenannten krftigen Ferdinand zu seinem knftigen Nachfolger zu bestimmen, und in dieser Absicht verschaffte er ihm einstweilen die bhmische und ungarische Krn e. Weil aber die Protestanten in Bhmen die Religionsfreiheit, die ihnen Rudolf Ii. in jenem Majesttsbriefe gewhrt hatte, von einem Manne wie Ferdinand gefhrdet sahen, so wollten sie ihn nicht zum König; inde wurde er durch das katholische Stimmenbergewicht gewhlt und beschwor den Protestanten ihre Freiheiten. Darauf bestellte Matthias in Prag eine kaiserliche Statthalterschaft aus sieben katholischen und drei protestantischen Gliedern. Die Reformationsjubelfeier des Jahres 1617 hatte in beiden Re-ligionstheilen die Spannung so erhht, da es in Bhmen nur eines Anlasses zum Ausbruch der Feindseligkeiten bedurfte. Als daher auf kaiserlichen Befehl zwei neue protestantische Kirchen, die eine zu Klostergrab bei Prag niedergerissen, die andere zu Braunau geschlossen wurde, und die darber sich beschwerenden protestantischen Stnde einen scharfen Verweis erhielten, so drangen in Prag Abgeordnete dieser Stnde, unter Anfhrung des Grafen Matthias von Thurn, in das Sitzungszimmer der (Statthaltern und warfen zwei katholische Rthe, Martinitz und Slawata, die dem Volke besonders verhat waren, (sammt dem Geheimschreiber Fabricius) zum Fenster in den Schlograben hinab, da sie kaum mit dem Leben davon kamen. Dann errichteten sie eine provisorische Regierung, verjagten die Jesuiten 1618 und besetzten die festen Pltze. So begann der dreiigjhrige Krieg. Denn nun lie der König Ferdinand zwei Heere in Bhmen einrcken, während die protestantische Union (wiewohl nicht offen) den Aufstndischen den Grafen Emst von Mansfeld zu Hlfe schickte. Als nach Matthias' Tod (1619) der bhmische König als Kerdinand Ii. (16191637) die Kaiserkrone erhielt, erklrten ihn die Bhmen ihres Thrones verlustig und whlten den jungen Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der protestantischen Union, zu ihrem König. Dieser, obgleich von vielen Seiten gewarnt, nahm, von Ehrgeiz geblendet, die ver-hngnivolle Krone an (1619) und verband sich mit Bethlen Gabor von Siebenbrgen, der sogleich Ungarn besetzte, um es an sich zu reien. (2.) Allein der neue König Friedrich entfremdete sich durch leichtsinnige

18. Neuere Zeit - S. 59

1882 - Oldenburg : Stalling
59 evangelische Kirche schließen, der Erzbischof von Prag die zu Klostergrab (bei Teplitz) niederreißen (1618). Die protestantischen Stände beschwerten sich darüber bei Matthias. Sie erhielten eine ungünstige Antwort, und ihre Versammlungen wurden verboten. In Prag verbreitete sich jetzt das Gerücht, das kaiserliche Schreiben sei von den Statthaltern selbst abgefaßt und dem Kaiser zur Unterschrift zugeschickt worden. Die böhmischen Stände zogen bewaffnet auf das schloß, an ihrer Spitze der kühne Graf Matthias von Thurn. Da die kaiserlichen Statthalter über die Frage, ob sie das kaiserliche Schreiben veranlaßt hätten, sich nicht äußern wollten, wurden die beiden verhaßtesten unter ihnen, Marti nrtz und Slavata, dann auch der Geheimschreiber Fabricius nach altböhmischer Art zum Fenster hinausgestürzt (1618). Sie fielen auf einen Schutthaufen und kamen mit dem Leben davon. Die Böhmen wählten nun dreißig Direktoren zur Verwaltung des Königreiches und vertrieben die Jesuiten. Graf Thurn ward zum Generatlieutenant der anzuwerbenden Kriegsmacht ernannt. Matthias war zur Nachgiebigkeit bereit, aber Ferdinand von Steiermark, der bereits zum römischen König gekrönt war und den Wahlspruch hatte: „Besser eine Wüste, als ein Land voll Ketzer," trieb zum Kriege. Schon begannen die Feindseligkeiten, als Matthias starb (1619). Sein Nachfolger Ferdinand Ii. von Steiermark (1619—1637) befand sich in der schwierigsten Lage. Von der protestantischen Union durch 4000 Mann unter dem Grafen Ernst von Mansfeld unterstützt, zog Thurn nach Mähren, das sich dem Aufstand anschloß, drang in Östreich bis Wien vor und bedrängte schon Ferdinand in seiner Hofburg*), als ihn die Ankunft von 500 Kürassieren rettete. Thurn mußte nach Böhmen zurückgehen. Gleich darauf reiste Ferdinand nach Frankfurt, wo er zum Kaiser gekrönt ward (1619). Die Böhmen erklärten Ferdinand, „den Erbfeind des evangelischen Glaubens," für abgesetzt und wählten zum König Friedrich V., Kurfürsten von der Pfalz, der nach einigem Schwanken die böhmische Krone annahm. Friedrich, 20 Jahre alt, ein schwacher Fürst, stand an der Spitze der Union. Seine Gemahlin, eine Tochter Königs Jakob I. von England, riet ihm trotz der Abmahnungen vieler Fürsten zur Annahme der Krone mit den Worten, sie wolle lieber Brot essen an seiner königlichen Tafel als an seinem kurfürstlichen Tische schwelgen. Auch sein Hofprediger stellte ihm die Annahme der Krone als eine Pflicht gegen seine Glaubensgenossen dar. *) Einer der böhmischen Abgeordneten, die ihm die Einwilligung in ihre Bewaffnung abzunötigen suchten, faßte Ferdinand bei den Knöpfen feines Ramses mit den Worten: „Nandcl, willst du bald unterschreiben oder nicht?"

19. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neuere Zeit bis 1648 - S. 259

1902 - Paderborn : Schöningh
259 Linie zu seinem Nachfolger und lie ihn zum Könige von Bhmen krnen. Der Kaiser entsetzte den Matthias von Thurn, welcher bisher vorzglich den Widerstand der protestantischen Stnde geleitet hatte und als Burggraf van-Karlstem (bei Prag) die Reichsinsignien und den Majesttsbrief aufbewahrte, seiner Burggrafen-Stelle und stellte ein aus 3 protestantischen und 7 katholischen Mitgliedern bestehendes Direktorium an die Spitze der Verwaltung. Diese Zurcksetzung Thurns und de^ bhmischen Adels berhaupt erzeugte unter den Utraquiften so nannte man hier jetzt die Protestanten, wie ehedem die Husiten eine schwierige Stimmung. Als die utraquistischen Einwohner der Orte Kloiergrab und Braunau protestantische Kirchen erbauten, erhoben der Erzbischof von Prag, dem Klostergrab unterstand, und der Abt von Braunau dagegen Einspruch. Die Kirche zu Klostergrab wurde auf Befehl des Erzbischoss niedergerissen und die 311 Braunau geschlossen. Die Protestanten beriefen sich auf den< Majestatsief )Und wandten sich an den Kaiser. Dieser aber wies ihre Klage ab, da der Majesttsbrief nur den Stnden und nicht den Untertanen fme Religionsbung gestatte. der diesen Bescheid emprt, versammelten sich die protestantischen Stnde unter Anfhrung des Matthias von Thurn zu Prag, drangen, von Volkshaufen begleitet, vor das Schlo und warfen die kaiserlichen Rte Martinitz und Slawata, die man fr die Urheber des abschlgigen Be-scheides ansah, nebst ihrem Geheimsc^reiber Fabricius aus dem Fenster in den Schlograben. Trotz des tiefen Dalles wurden die drei Defe-mstrierten" nicht erheblich beschdigt. Die aufstndischen Bhmen, welche nach einer Losreiung von sterreich strebten, trugen jetzt, da nach dem Vorgefallenen fr die Hupter des Aufstandes keine Verzeihung zu er-warten war. dem Knmistm_friedrich-^ von der Pfalz. Friedrichs Iv. Sohn, die Krone von Bhmen an (1618). Der dreiigjhrige Krieg, 16181648. 124. Die erste Veranlassung zum Ausbruch des Krieges lag in dem Widerstreben des utraquistisch-bhmischen Adels gegen die Be-mhungen des Erzherzogs Ferdinand, die knigliche Macht in Bhmen zu strken und das Jus reformandi zu ftrenger Anwendung zu bringen. Bei den Nbmen erwachte wie ehedem in den Husitenkriegen das Ver-langen nach nationaler Unabhngigkeit. Die protestantischen Fürsten in Deutschland, soweit sie dem Augsburger Bekenntnis anhingen, nahmen anfangs fr die Sache der Bhmen in keiner Weise Partei. Erst spter, 17*

20. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 103

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 108 können, was auch fleißig geschah. Als der schwache Matthias die Regierung übernahm, wurden die Evangelischen in der Ausübung dieser Rechte gehindert, denn in Klostergrab mußte auf kaiserlichen Befehl die von den Evangelischen erbeutete Kirche niedergerissen und diejenige in Braunau geschlossen werden. — Eine allgemeine Entrüstung entstand unter den böhmischen Protestanten. Man wandte sich zunächst au den Kaiser mit der Bitte, den strengen Befehl zurückzunehmen und ihnen die im Majestätsbriefe zuerkannten Rechte wieder zu gewähren; jedoch wurde ihnen diese Bitte nicht nur nicht erfüllt, sie erhielten sogar eine recht harte abweisende Antwort. Das entflammte die Gemüter zu großem Zorn. Eiu großer Volkshaufe zog vor das Prager Rathaus und stürmte die Treppe hinauf, um die kaiserlichen Räte, welche die harte Antwort des Kaisers überbracht hatten, zur Rechenschaft zu ziehen. Als die Räte die an sie gerichteten Fragen nicht beantworten wollten, wurde die Menge so erregt, daß einige auf die Männer eindrangen, diese an das Fenster zogen und dann in den tiefen Festungsgraben hinunterwarfen. Sie fielen aber auf einen Kehrichthaufen und kamen darum mit leichten Verletzungen davon. Der dritte aber, den man nachgeworfen hatte, zog sich gar keinen Schaden zu, sondern ergriff die Flucht, um den Kaiser in Wien von dem Vorfall zu benachrichtigen. Auf diese Weise entstand dann jener grausige Krieg, der dreißig Jahre laug im deutschen Lande wütete und dasselbe an den Rand des Abgrunds brachte. 2. Der Kampf in Böhmen. Bald darauf starb der Kaifer Matthias. Ihm folgte Kaifer Ferdinand Ii. Dieser war ein erzkatholischer Fürst; ein Todfeind der evangelischen Lehre. Weil er die Ausrottung der evangelischen Lehre als ein verdienstvolles Werk betrachtete, so setzte er alles daran, um der neuen Lehre den Garans zu machen. Als deutscher Kaiser konnte er auch zugleich König von Böhmen sein; jedoch die Evangelischen in Böhmen wählten ihn nicht zu ihrem Könige, denn sie wußten ja wohl, daß er der grimmigste Feind ihres Glaubens sei. Sie lenkten ihre Wahl auf Friedrich V., den jungen Fürsten von der Pfalz. Er wollte die verhängnisvolle Krone zuerst nicht annehmen; jedoch durch wiederholtes Bitteu seiner Gemahlin, der schönen Elisabeth, ließ er sich zur Annahme der Königskrone bewegen und wurde am 4. November 1618 in Prag mit großem Pompe zum König von Böhmen gekrönt; aber seine Regentschaft währte nur eine sehr kurze Zeit. Bald zog ein mächtiges kaiferliches Heer unter Tilly heran, um Friedrich aus dem Lande zu treiben und zugleich das böhmische Volk für feinen Uu-gehorsam zu züchtigen. Es kam zur Schlacht am weißen Berge bei Prag. Friedrichs Heer wurde gänzlich geschlagen. Er selber mußte