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1. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 85

1886 - Dresden : Höckner
85 protestantischen Gottesdienstes, in Bhmen und Mhren die Regierung Rudolfs Ii. noch weniger; in jenen beiden Lndern bereiteten Bauernaufstnde (1594/7) und Adelsbndnisse, in diesen der czechisch-protestantische Adel unter Karl von Zierotin eine Erhebung vor. 3. Zum offenen Aufstand kam es zunchst in Ungarn und Siebenbrgen, im Zusammenhang mit dem Trken-krieg, der als Grenzkrieg niemals ganz unterbrochen (daher Errichtung der windischen und kroatischen Militrgrenze durch Ausiedlung serbischer Flchtlinge, der Uskoken) und 1593 offen erklrt wurde. Da die Kaiserlichen, vom Reiche untersttzt, in Ungarn ihre Grenzpltze meist behaupteten, das durch Partei-kmpft ehrgeiziger Magnaten zerrttete Siebenbrgen nach dem Verzicht Sigismund Bathorys 1602 vllig eroberten, so wollte Rudolf Ii. zugleich die Libertt des magyarischen Adels und den ungarischen Protestantismus vernichten (seit 1604). Dagegen begann Stephan Bo!cskaj zuerst in Ostungarn und Siebenbrgen 1604 eine bewaffnete Erhebung, der sich auch 1604 die deutschen Städte Oberungarns anschlssen. berall siegreich und von den Trken untersttzt, welche Gran eroberten, erlangte Juni er im Frieden von Wien Juni 1606 die Anerkennung als 1606 Fürst von Siebenbrgen und Ostungarn, dazu Religionsfreiheit. Die Trken behaupteten im Frieden von Szitvatorok November 1606 ihre ungarische Grenze. 4. Dem Ansto Ungarns folgte die Erhebung der bh-misch-sterreichischen Lande, begnstigt durch eine Spal-tnng im Habsburgischen Hause, welche die Unfhigkeit Rudolfs Ii. und seine Weigerung, die Nachfolge zu ordnen, her-beifhrte. An der Spitze eines Bndnisses der mhrischen, fter-reichischen und ungarischen Stnde ntigte Matthias den Kaiser durch einen Zug gegen Prag, ihre Forderungen zu gewhren (Besserung der Regierung und Herstellung der verletzten Frei-heiten) und ihm selbst Mhren, sterreich und Ungarn abzu- ^uni treten (Juni 1608), denen er dann selbst ihre politisch-kirchlichen 1608 Freiheiten zugestand. Rudolf Ii. aber gab den bhmischen Stn-den, um sie an sich zu fesseln, den Majesttsbries 9. Juli ^ 1609 (Religionsfreiheit fr Protestanten und Utraquisten, Er- 1609 laubnis zum Kirchenbau fr Herren, Ritter und knigliche Städte, die ein nachtrglicher Spezialvertrag auf die kniglichen Gter" ausdehnte; 24 Defenforen" in Prag). Es war ein voll-stndiger Sieg der stndisch-protestantischen Bewegung.

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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 222

1888 - Habelschwerdt : Franke
222 vermied auf den Reichstagen die Erörterung der religiösen Angelegenheiten. Wie schon unter seinem' Vorgänger, so bedrohten auch unter seiner Regierung die Türken das Reich. Dieselben wurden aber durch Zrinys tapfere Verteidigung der Festung Szigeth ausgehalten und durch einen Tribut beschwichtigt. 3. Rudolf Ii., 1576—1612, zeigte wenig Befähigung für die Regierung und gab sich lieber astronomischen und alchymistischen Studien hin. An seinem Hose lebten Keppler und Tycho de Brahe. Die während seiner Zeit ausbrechenden Streitigkeiten im Hause Habsburg, mit denen sich religiöse Bestrebungen vermischten, trugen dazu bei, den Gegensatz der Parteien Wiederaufleben zu lassen. Der Kaiser ging in diesem Streite (siehe unten Ii 1) aller Länder verlustig und starb verlassen 1612. Es folgte sein Bruder 4. Matthias, 1612—19. Während seiner Regierung brach der dreißigjährige Krieg aus, nachdem schon manche Ereignisse unter seinen Vorgängern auf einen gewaltsamen Austrag des religiösen und politischen Parteistreites hingedeutet hatten. Ii. Vorbereitende Ereignisse. Verschiedene Ereignisse unter den letzten Kaisern zeigten, daß die katholische Partei im Reiche wieder erstarkt und überhaupt der religiöse Gegensatz nur scheinbar erloschen war. 1. Der Streit im Hause Habsburg. Unter der schwachen Regierung Rudolfs Ii., die den Protestanten nicht geneigt war, kam es dieserhalb in Siebenbürgen und Ungarn zu Aufständen. Daher wurde die Regierung dieser Länder dem Bruder des Kaisers, Matthias, übertragen, der, auf den protestantischen Adel in Österreich und Ungarn gestützt, auch Mähren für sich erwarb. Uni wenigstens Böhmen für sich zu retten, bewilligte Rudolf Ii. in dem sogenannten Majestätsbriefe 1609 den Anhängern der Augsburgifchcn Konfession Religionsfreiheit und das Recht, Kirchen und Schulen zu errichten. Die Auslegung des Majestätsbriefes war aber bei Katholiken und Protestanten eine verschiedene. 2. Die Kölner Wirren, 1583. In Köln wollte der Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg die Reformation einführen. Er

2. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 13

1898 - Altenburg : Pierer
13 Hfen, sowie das Luten niemand verwehrt sein. Es soll auch niemand von seiner Religion abgewendet und zu des Gegenteils Religion mit Gewalt gedrungen werden. Der Kaiser legt diesem Majesttsbriefe dieselbe Giltigkeit bei, welche dem Religionsfrieden fr das Deutsche Reich zu-kommt, erklrt alle Befehle, welche dawider von ihm selbst, seinen (Srbeit und Nachkommen erlassen werden mchten, im Voraus fr unkrftig und nichtig, hebt alle Befehle, welche frher gegen die Evangelischen erlassen worden, auf und verpflichtet sich, gegen jeden, der den Majesttsbrief brechen solle, als Verbrecher des gemeinen Friedens zu verfahren." Ii. Sachliche Vertiefung: Inwiefern bedeutet der Majestts-brief der Bhmen einen neuen Erfolg? Die bhmischen Pro-testanten erhielten in dem Majesttsbrief vollkommen gleiche Rechte mit der katholischen Kirche. Alle Kirchen, die sie zur Zeit der Ausstellung des Majesttsbriefes in Stdten, Drfern und Mrkten bereits inne hatten, sollten ihnen verbleiben; ebenso sollte es dem Herren- und Ritter-stnde erlaubt sein, nene Kirchen und Schulen zu erbauen. Auch wurde den protestantischen Stnden die Prager Universitt wieder eingerumt und ein Kollegium von 24 Glaubensverteidigern bewilligt. War dieser Erfolg aber gleich dem Augsburger Religionsfrieden nicht nur ein halber? Allerdings; denn von der Religionsfreiheit war ein groer Teil ausgeschlossen. Alle Rechte, welche der Majesttsbrief deu Protestanten bewilligte, kamen nur den Stnden und den kniglichen Stdten, welche dieselben Rechte hatten als die Stnde, nicht aber den Unterthanen zu gute. Nur diesen wurde die Freiheit gewhrt. Kirchen und Schulen zu errichten und ihren evangelischen Gottesdienst ffentlich auszuben. In allen anderen Stdten blieb es dem Landesherrn ber-lassen, den Unterthanen Religionsfreiheit zu gewhren oder nicht. Immerhin mu es als ein Erfolg bezeichnet werden, da ein so eifriger Katholik, wie Rudolf Ii. war, den evangelischen Stnden seines Landes freie Religionsbung zugestand. Was veranlate wohl den Kaiser Rudolf Ii. zu solchem Schritt? 9 1 ; m . ] b) Thronstreitigkeiten im Hanse der Habsburger. Durch Rudolfs Ii. Miregtramg hatte sich in Ungarn, Mhren und Osterreich eme Verschwrung gegen den Kaiser gebildet. Der siebenbrgische und ungarische Adel erhob unter der Anfhrung des khnen Rebellen Boschkai die Fahne der Emprung. Tie Aufrhrer in Ungarn standen im Begriff, sich mit den unzufriedenen Protestanten in sterreich und Mhren zu verbinden. Um den Abfall dieser Lnder von der Habsburgischen Monarchie Zu verhindern, stellte sich des Kaisers Bruder Matthias an die Spitze dieser Bewegung. Er knpfte zunchst Unterhandlungen mit den Trken an und es gelang ihm durch einen Frieden und durch einen Vertrag mit den ungarischen Aufstndischen sterreichs Ansprche auf Ungarn zu rette. Sodann gewann er die Protestanten sterreichs und Mhrens fr sich, indem er ihnen die Wiederherstellung der stndischen Verfassung und des Religionsfriedens versprach. Ungarn, sterreich und Mhren sagten sich vorn Kaiser los und huldigten Matthias, und der Kaiser mute diese Staaten an seinen Bruder abtreten. Um wenigstens Bhmen zu retten knpfte er mit den protestantischen Stnden dieses Landes Unterhandlungen

3. Geschichte der Neuzeit - S. 30

1901 - München [u.a.] : Franz
"0 Zeitalter der Gegenreformation. Regierung Rudolfs Bruder Matthias bertrugen. Dieser ntigte den Kaiser, ihm Ungarn, sterreich und Mhren zu berlassen, wo er den Protestanten dieselbe Duldung gewhrte, die ihneu schon Max Ii. hatte angedeiheu lassen. Um nicht auch Bhmen noch zu verlieren, suchte sich Rudolf hier dadurch beliebt Majesttsbries zu machen, da er im Majesttsbries 1609 allen Einwohnern 1609. dieses Landes den Anschlu an die utraquistische (aus einer Mischung hnsitischer und lutherischer Lehren hervorgegangene) Konfession gestattete und den Stnden der Herren und der Ritter sowie den kniglichen Stdten den Bau von Kirchen er-laubte. Wenn Rudolf Ii. in Bhmen aus politischen Grnden deu Reichs-. Protestantismus anerkannt hatte, so nahm er eine ihm ungnstige Verhltnisse. Stellung im Donauwrther Handel 1607 ein; die Unterdrckung dieses Bekenntnisses ip der Reichsstadt an der Donan durch den Herzog von Bayern hatte die Grndung des protestantischen Verteidigungsbundes der Union 1608 und diese die Stiftung des katholischen Gegenbndnisses der Liga 1609 zur Folge. der diese Ereignisse s. S. 35. Den Zweck, den Rudolf Ii. beim Erla des Majesttsbriefes im Auge gehabt, erreichte er nicht. Matthias zwang seinen Bruder 1611', ihm auch Bhmen abzutreten. Im nchsten Jahre starb Rudolf Ii., in Trbsinn und finsteres Mitraueu verfallen. Matthias. Ihm folgte sein Bruder Matthias 16121619 durch die Wahl der Kurfrsten auck als Kaiser. Dieser bestrebte sich, da er selbst keinen Sohn hatte, die Nachfolge in seinen Lndern seinem Vetter, dem Herzog Ferdinand von Steiermark, zu sichern. *Das Zeitalter der Gegenreformation 15561648. Fortschritte Die Reformation hatte in Deutschland whrenddes 16. Jahr-Hunderts groe Fortschritte gemacht. Wie sie unter den esorma ton. R eichsrittern schon zu Sickingens Zeit viele Freunde sand, wie der Bauernstand von ihr Erlsung aus seiner gedrckten Lage hoffte, so schlssen sich ihr bald alle mchtigeren Reichsstdte an, und.fast smtliche weltliche Fürsten bis auf die Habsburger in sterreich und die Wittelsbacher in Bayern fhrten sie nacheinander in ihren Gebieten ein. Die ltere Linie des wittelsbachifchen Hauses, die in der Pfalz und in Neu-brg regierte, trat ebenfalls der Reformation bei, und von den Habsburgern hinderte wenigstens Mar Ii. ihre Verbreitung in sterreich nicht. Rudolf Ii. gestattete sie in Bhmen ans-drcklich durch den Majesttsbrief. Dadurch gewann sie in den

4. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 206

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
206 Zweites Buch. das Fürstenthum Siebenbürgen. Es starb derselbe zwar 29. Decbr. 1606 1 6 0 6. Siebenbürgen aber blieb vor der Hand doch für das Haus Spanien-Habsburg verloren; denn sie wählten dort Sigismund Racvczy zum Fürsten. Also war der Ausgang dieses Unternehmens Kaiser Rudolf Ii. gegen den Protestantismus in Ungarn und die katholische Reaction hatte nichts gewonnen. Ueberhaupt schienen die Kräfte der katholischen Reaction geschwächt werden zu müssen, als in der kaiserlichen Fami- lie sich ein bitterer Zwist erhob. Selbst bei den Gliedern seines Hau- ses war Rudolf Ii. in Verachtung gekommen. Sie klagten, daß er Alles verfallen und Alles gehen ließe, wie es eben gehen wollte. Die 1606 Erzherzoge traten zusammen und ernannten 25. April 1606 Mat- thias , den ältesten Bruder des Kaisers, der von diesem zum Guber- nator Ungarns ernannt worden, zum Beschützer des Hauses und sei- ner Interessen. Matthias gedachte seine Stellung zu benutzen, um noch bei Lebzeiten dem Bruder Land und Leute abzudrängen. Des- halb saete er in Ungarn und in Oestreich, besonders unter den Pro- testanten, Mißtrauen gegen Rudolf Ii. aus, und brachte unter den Ständen Ungarns und Oestreichs eine Föderation 1. Febr. 1608 zu Stande, gerichtet gegen jeden, der den Wiener Frieden antasten würde. Kaum gegen einen Anderen als gegen den Kaiser konnte die- ses Bündniß bestimmt sein. Matthias war dabei ziemlich offen und unzweideutig als Beschützer des Protestantismus aufgetreten. Der arme Kaiser, wohl bemerkend, was sein Bruder eigentlich treibe und wie ihm derselbe seine Fürsten - und Herrnthümer entreißen wollte, rüstete. Matthias aber kam ihm zuvor, nahm mit den Ungarn und Oestreichern die Waffen gegen den Bruder und drang am Anfänge 1603 des Jahres 1608 in Mähren und Böhmen ein. Kaiser Rudolf ist in der größten Noth; er beruft einen Landtag nach Prag, welcher ihm die Mittel zu dem Kampfe gegen den Bruder geben soll. In Böhmen hat sich die Reformation so ausgebreitet, daß sie mindestens zwei Drittheile der Menschen umfaßt. Auf dem Landtage von 1608 bilden daher die Protestanten die Mehrzahl. Sie nennen sich noch immer Utraquisten, obwohl sie gar nicht die alten Utraquisten sind. Des Kaisers Noth und Verlegenheit benutzend traten sie keck und ent- schlossen auf. Sie begehren für alle Anhänger des Bekenntnisses, das 1575 dem Kaiser Maximilian Ii. übergeben worden, das heißt also für die Lutheraner, eine volle und unbedingte Religionsfreiheit. Rudolfs Gesinnung aber gehörte entschieden der Katholicität, der katholischen Reaction an. Er wollte den Protestanten nichts bewilligen, er vertröstete sie auf den nächsten Landtag, und um die Hülse der Stände, die an so schwere Bedingungen geknüpft ward, nicht nöthig zu haben, schloß

5. Die neue Zeit - S. 49

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
Neuer Religions Hader unter Rudolf Ii. und Matthias. 49 Ermordung durch Ravaillae. Maximilians Ii. Krieg mit Sultan Soliman Ii., welcher vor der Festung Sigeth, die Zriny Helden-mutig verteidigt, stirbt. 17. Neuer Religionshader unter Rudolf Ii. und Matthias. Kaiser Rudolf Ii. \576~\6\2. Als ein Widerspiel der Negierung Maximilians er-scheint die seines Sohnes Rudolf Ii. Bei seiner Thron-besteignng noch sehr jung an Jahren, zeigte er sich gleichwohl trge und unlustig zu den Regierungsarbeiten. Eiferschtig wachte er der seiner kaiserlichen Wrde; aber nur zu sehr vernachlssigte er die kaiserlichen Pflichten. Sein Herz er-freute sich weit mehr an prchtigen Pferden, an reichen Sammlungen von Bildern, Bchern und Altertmern jeglicher Art, an alchymistischen und astrologischen Beschftigungen. Fr Staatsangelegenheiten war Rudolf schwer zu finden. Minister und Gesandte muten ihn bei den wichtigsten Fragen in seinen Museen oder Marstlleu aussuchen. Die Prote-stauten hatten Rudolfs Herrschaft mit banger Sorge ent-gegengeblickt. Zwar persnlich war er kein kirchlicher Eiferer. Aber den Jesuiten lie er freie Hand, und sie bekmpften nun auch aufs lebhafteste den Protestantismus in Rudolfs Staaten. Der Donauwrther Handel *607. Auf keinen Fall war Kaiser Rudolf der Mann, vershnend auf die Religionsparteien einzuwirken, den Streit zwischen ihnen mit Kraft niederzuhalten. Vielmehr be-gnnen während seiner Regierung die Vorspiele des groen Religionskrieges. Ein solcher Windsto vor dem Gewitter war der Donauwrther Handel. Die Reichsstadt Donauwrth hatte sich der Reformation angeschlossen. Aber das berhmte Kloster zum heiligen Kreuz bestund in ihren Mauern fort. Als nun die Mnche einen feierlichen Kreuz-gang durch die Stadt hielten, vergriff sich das aufgeregte Volk an ihnen. Die Stadt wurde infolge dessen gechtet. Schon lngst hatten die bayerischen Herzge ein Auge auf die benachbarte Reichsstadt. Jetzt eilte Maximilian herbei, die Acht zu vollstrecken. Er-bezwang Donauwrth -mi-fibw, C. Mayer, Geschichtlicher Leitfaden. Vlbt. Iii. 3

6. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 143

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Rudolf Ii. und Matthias. 143 nächste Verwandte des Herzogs der lutherische Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und der lutherische Psalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg. Da auch noch andere Bewerber auftraten, so besetzten jene beiden gemeinsam die strittigen Lande (1609). Der Kaiser 1609 schickte ein Heer nach dem Rhein, um die Erbschaft vorläufig mit Beschlag zu belegen. Aber die beiden Fürsten fanden Hilfe bei der Union und dem französischen Könige Heinrich Iv. (S. 139 f). Man stand am Vorabend eines großen Krieges. Da führte die Ermordung Heinrichs Iv. 1610 eine Änderung der Lage herbei. Denn mit ihm war dem ganzen Unternehmen die treibende Kraft genommen. Es kam daher nur zu einem kleinen Kriege, der namentlich das Jülicher Land schwer heimsuchte. Eine ganz neue Wendung trat dadurch ein, daß sich der Brandenburger und der Neuburger entzweiten. Dieser Zwiespalt wurde noch verschärft, als Johann Sigismund zum reformierten, Wolfgang Wilhelm von Neuburg zum katholischen Bekenntnisse übertrat (1613). Beide erhielten ausländische Hilfe, der Kurfürst von seinen holländischen, der Pfalzgraf von seinen spanischen Glaubensgenossen in den südlichen Niederlanden. Doch schon bald schloffen sie den Teilungsvertrag 1614 von Xanten, wonach Kleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg, Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg fielen. 3. Die Gegenreformation in den habsburgischen Erblanden und der Erlaß des Majest'ätsbriefes. Unter Rudolf Ii. begannen auch in den habsburgischen Erblanden die Bestrebungen, die katholische Kirche wiederherzustellen. Den meisten Erfolg hatte hierbei der Erzherzog Ferdinand von Steiermark in Inn er ö st erreich (Steiermark, Kärnten, Kram), indem er entschiedene und zum Teil gewaltsame Maßregeln gegen die Protestanten ergriff. In den Gebieten, die Rudolf selbst beherrschte (Österreich, Ungarn, Böhmen nebst Mähren und Schlesien), stießen die Anordnungen der Regierung auf den heftigsten Widerstand des protestantischen Adels. Von dem Adel bedroht, der mit der Union verbündet war, erließ Kaiser Rudolf Ii. im Jahre 1609 den Majestätsbrief, worin er allen Bewohnern Böhmens ohne Unterschied des Standes Religionsfreiheit und den drei Ständen der Herren, Ritter und königlichen Städte außerdem das Recht des Kirchenbaues verlieh. Dieses Recht wurde in dem Vergleich zwischen den katholischen und protestantischen Ständen auf die Bewohner der königlichen Güter ausgedehnt. 4. Die wachsende Spannung im Reiche und in den österreichischen Erblanden. Auch nach dem Tode Rudolfs Ii. dauerte die allgemeine

7. Geschichte der Neuzeit - S. 42

1895 - Hannover : Manz & Lange
42 Pie Gegenreformation und der dreissigjährige Krieg. nächst ergriffen beide gemeinsam von den Ländern Besitz und verteidigten ihre Rechte mit Hülfe der Union und des Königs Heinrich Iv. von Frankreich mit Erfolg gegen den Kaiser, der die Entscheidung über die Rechtmässigkeit der Erbschaft an sich ziehen und diese selbst vorläufig in eigene Verwaltung übernehmen wollte. Nachdem aber die Einmischung Rudolfs Ii. abgewiesen war, verfeindeten sich der Pfalzgraf von Neuburg und der Kurfürst von Brandenburg miteinander über die Erbschaft. Jener bekehrte sich, um die Hülfe der Liga zu gewinnen, zur katholischen Kirche; Johann Sigismund trat, um die Kalvinisten in Deutschland und namentlich die Generalstaaten auf seine Seite zu ziehen, zum Schmerze seiner gut lutherischen Brandenburger zum Kalvinismus über. Schliesslich einigten sich beide Parteien 1614 durch einen Vergleich; nach mannigfaltigen Abänderungen erhielt dieser etwa ein halbes Jahrhundert später seine endgültige Form, wonach Kleve, Mark und Ravensberg brandenburgisch, Jülich und Berg neuburgisch blieben. 2) Rudolf Ii. in seinen Stammlanden: Rudolf Ii. sass den grössten Teil seiner Regierungszeit unthätig auf seiner Hofburg zu Prag. Die Regierung von Österreich iiber-liess er seinem Bruder, dem Erzherzog Matthias. Die Bestrebungen seiner Günstlinge, in den habsburgischen Erblanden, wo der Protestantismus schon weit um sich gegriffen hatte, der katholischen Kirche wieder zur Alleinherrschaft zu verhelfen, schufen viel Erbitterung gegen den Kaiser, so dass Matthias, um den Abfall der Ungarn, Österreicher und Mähren vom habsburgischen Haus zu verhüten, sich selbst an die Spitze der Unzufriedenen stellte und seinen Bruder 1608 mit Heeresmacht zwang, ihn als König von Ungar-n und Gubernator von Österreich und Mähren zu bestellen. Auch in Böhmen kam es unter der Führerschaft des Grafen Matthias von Thum zu einer planmässigen Bewegung, die vom Kaiser unbedingte Religionsfreiheit für die Protestanten verlangte. Wollte Rudolf nicht auch noch Böhmen verlieren, so hatte er keine andere Wahl, als nachzugeben. Dies that er 1609 im sogenannten Majcstätsbrief. Darin wurde bestimmt, dass „unter allen dreyen Ständen [Herren, Ritter und Städte]-------------jedes theil seine Religion, darinnen es seine Seligkeit verhofft. frey und ohne alle bedrängnuss eines von dem ändern üben möge“. Trotzdem musste er es geschehen lassen, dass 1611 Matthias von den böhmischen Protestanten herbeigerufen und auch zum König von Böhmen gekrönt wurde. Allgemein miss-

8. Geschichte der Neuzeit - S. 29

1892 - München [u.a.] : Franz
Zeitalter der Gegenreformation. 29 Höchst eifersüchtig auf feine kaiserliche wie landesherrliche Gewalt, überließ er doch bald die wichtigsten Regierungsgeschäfte seinen Kammerdienern, so daß die Prinzen feines Hanfes schließlich die Regierung Rudolfs Bruder Matthias übertrugen. Dieser nötigte den Kaiser, ihm Ungarn, Österreich und Mähren zu überlassen, wo erden Protestanten dieselbe Duldung gewährte, die ihnen schon Mar Ii. hatte angedeihen lassen. Um nicht auch Böhmen noch zu verlieren, suchte sich Rudolf hier dadurch beliebt zu machen, daß er m dem Majestätsbrief 1609 alleu Einwohnern dieses Landes den Anschluß Majestätsbnef an die ntraquistische (aus einer Mischung husitischer und lutherischer Lehren hervorgegangene) Konfession gestattete und den Ständen der Herren und der Ritter fowie den königlichen Städten den Bau von Kirchen erlaubte. Allein Matthias zwang seinen Brnder 1611 doch. ihm Böhmen abzutreten. Im nächsten Jahre starb Rudolf Ii.. in Trübsinn und finsteres Mißtrauen verfallen. Ihm folgte sein Bruder Matthias durch die Wahl der Kur- Matthias, fürsten auch als Kaiser. Dieser bestrebte sich, da er selbst keinen Sohn hatte, die Nachfolge in feinen Ländern seinem Vetter, dem Herzog Ferdinand von Steiermark, zu sichern *Tas Zeitalter der Gegenreformation 1556 -1648. Die Reformation hatte in Deutschland während des 16. Jahr- Fortschritte Hunderts große Fortschritte gemacht. Wie sie unter den Reichs- Deformation rittern schon zu Sickingens Zeit viele Freunde fand, wie der Bauernstand von ihr Erlösung aus seiner gedrückten Lage hoffte, so schlossen sich ihr bald alle mächtigeren Reichsstädte an, und fast sämtliche weltliche Fürsten bis auf die Habsburger in Österreich und die Wittelsbacher in Bayern führten sie nacheinander in ihren Gebieten ein. Die ältere Linie des wittelsbachischen Hauses, die in der Pfalz und in Neuburg regierte, trat ebenfalls der Reformation bei, und von den Habsburgern hinderte wenigstens Max Ii. ihre Verbreitung in Österreich nicht. Rudolf Ii. gestattete sie in Böhmen ausdrücklich durch den Majestätsbrief. Dadurch gewann sie in den habsburgischen Erblanden viele Anhänger. Hiezu kam, daß auch geistliche Fürsten zur Reformation übertraten, wodurch bisherige geistliche Gebiete in weltliche Fürstentümer umgewandelt wurden, während auch in denen, die geistliche Staaten blieben, sich die Einwohner vielfach der neuen Lehre zuwandten. So hatte es gegen das Ende des 16. Jahrhunderts das Aussehen, als ob ganz Deutschland protestantisch ^mu§ in werden würde. Wenn dies schließlich doch nicht geschehen, so liegen Deutschland, die Hauptgründe in folgendem.

9. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 239

1909 - Breslau : Dülfer
Die Sprengung des Reichstages durch die Protestanten. 239 1. Die Trkengefahr hatte bisher die Habsburger daran verhindert, den Protestantismus im Reiche energisch zu bekmpfen. Siebenbrgen befand sich in den Hnden des von den Trken begnstigten Johann Zapolya (f. 61, V), und der grte Teil Ungarns stand unter trkischer Herrschaft. Ferdinand I. hatte die Trken nicht aus Ungarn ver-treiben knnen, weil er vom Reiche wegen der dort herrschenden konfessionellen Gegenstze nicht ausreichende Untersttzung erlangt hatte. Sein Nachfolger, Maximilian Ii. (1564 1576), war zunchst erfolgreich gegen Siebenbrgen vorgegangen; 1566 jedoch hatten die Trken unter Soliman einen neuen Ansturm unternommen, der sich nach Solimans Tode an dem Widerstande der Festung S zig et gebrochen hatte. Trotzdem behielten die Trken einen groen Teil Ungarns, und Maximilian zahlte ihnen Tribut. Als unter Mitrad Ii. die Trken 1592 ihre Angriffe wiederholten, rief Kaiser Rudolf Ii. (15761612) abermals die Hilfe des Reiches an. 2. Nun begannen die Protestanten ihre Versuche zur Sprengung des Reichstages. a. Auf dem Reichstage zu Regensburg 1594 erklrten die aktionslustigen" Protestanten der Pflzer Partei, da sie die erbetene Trkenhilfe erst nach Abstellung ihrer Beschwerden (Aufhebung des geistlichen Vorbehalts, Anerkennung der Deklaration Ferdinands zc.) bewilligen wrden. Als dann der Reichstag mit Hilfe der schsischen Protestanten trotzdem eine Trkensteuer von achtzig Rmermonaten1) bewilligte, schlssen sich die Pflzer als Partei der sogenannten Korrespondierenden" zu uerstem Widerstande eng zu-sammen. b. Auf einem zweiten Reichstage von Regensburg (1597) forderte Rudolf wieder Hilfe, und als ihm trotz des Widerspruchs der Korrespondierenden abermals sechzig Rmermonate bewilligt wurden, erklrten die Korre-fpondierenden den Beschlu fr unverbindlich. Es war der erste Versuch zur Sprengung des Reichstages." 3. Die Habsburger hatten unterdessen eine erfolgreiche Gegenreformation in ihren Erblanden begonnen (vgl. 69, Iii, 2). Die Unfhigkeit Rudolfs aber drohte alle diese Erfolge zu vereiteln und ntigte Rudolfs Bruder Matthias, die Hilfe der protestantischen Stnde gegen Rudolf in Anspruch zu nehmen. &. Rudolf war, so sehr er es sein wollte, alles andere als ein Fürst; chwersllig, schrullenhaft, eigensinnig, menschenscheu, wenn auch hchst klug und kunstverstndig, lebte er innerhalb der Mauern seines Palastes halbwissenschaftlichem Sport und modischer Sammelwut. Und schon frh ent-wickelte sich seine abnorme Anlage zu geistiger Entartung. Seit dem letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts konnte man bei ihm an krankhafter Ver-wandtenfnrcht und Verfolgungswahn kaum noch zweifeln." (Lamprecht.) b. Da Ungarn, wo Rudolf sich sehr miliebig gemacht und durch seine Gegenreformation groe Erbitterung hervorgerufen hatte, verloren zu gehen Drohte die Ungarn hatten bereits Stephan Bocsky zum König gewhlt ' 'e&te er Familienrat der Erzherzge Matthias zum Statthalter in /-pmfn*! fr"f ^.;Iilexrnl0naltoar b*e Geldsumme, die zum Unterhalte eines Simplums (einfachen Aufgebots) des Reichsheeres (40 000 Mann) monatlich erforderlich war- sie betrug etwa 120000 Gulden, sank unter Umstnden aber auch auf 50000 herab ' '

10. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 14

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
14 Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation. Sohn Philipp Ii. (1556 —1598), dessen ganzes Leben ein vergeblicher Kampf gegen den Protestantismus war. Während seiner Regierung erkämpften sich die sieben nördlichen reformierten Provinzen der Niederlande unter Wilhelm von Oranien die Freiheit. Auch sein Versuch, das protestantische England niederzuwerfen, scheiterte vollständig; vielmehr nahm England unter der Königin Elisabeth (1558 — 1603) nach Besiegung der „unüberwindlichen Armada" einen hohen Aufschwung. Ii. vom Augsburger Ueligiousfrieden bis Mm Ausbruche des dreißigjährigen Krieges, 1555—1618. 1556-1564 Ferdinand I., 1556 —1564, zeigte sich, wie zuvor beim Ab- schlüsse des Passauer Vertrages und des Augsburger Religionssriedens, so auch während seiner eigenen Regierung, der Vermittelung und Versöhnung weit mehr zugeneigt als sein Bruder Karl Y. Maximilian Ii., 1564—1576 1564 —1576, sein Sohn und Nachfolger, war sogar persönlich der neuen Lehre mehr zugethan als abgeneigt. Daher konnte die Reformation während der Regierungszeit dieser beiden Kaiser große Fortschritte machen und in beinahe allen Ländern des deutschen Reiches die Oberhand gewinnen. Am schädlichsten für sie waren innere Streitigkeiten und vor allem die Feindschaft, mit welcher die Lutherischen den Reformierten, deren Bekenntnis sich von der Schweiz aus im südwestlichen Deutschland verbreitet hatte, gegenüberstanden. 1576-161-2 Rudolf Ii., 1576 —1612, der älteste Sohn Maximilians, war ebenfalls, gleich seinen beiden Vorgängern nicht unduldsam, aber von einem trägen Gleichmut, der zuletzt in gleichgültigen Stumpfsinn ausartete. Daher kam es, daß die Reformation auch in seinen eigenen Ländern, in Ungarn, Böhmen und Österreich, immer weiter um sich greifen konnte. Da Rudolf Ii. zuletzt nicht bloß zur Regierung unfähig erschien, sondern durch seine Trägheit sogar den Fortbestand der Habsburgischen Herrschaft in Gefahr zu bringen drohte, so nötigte ihn sein Bruder Matthias, ihm einen Teil seiner Länder, nämlich Ungarn, Österreich und Mähren, abzutreten. Um sich wenigstens Böhmen zu sichern, sah sich nun Rudolf genötigt, in dem sogenannten Majestätsbriefe vom Jahre 1609 freie Religionsübung zuzugestehen. — Nach dem Tode Rudolfs Ii. wurde Matthias zu seinem Nachfolger 1612-1619 im deutschen Reiche gewählt; er regierte von 1612 —1619. Gestützt auf den durch den Spanier Ignatius von Lopola 1540 gestifteten und vom Papste Paul Iii. 1540 bestätigten Jesuitenorden, dem furchtbarsten Gegner des Protestantismus, hatte die katholische Kirche begonnen, dem neuen Glauben und seiner weitern Ausbreitung einen entschiedenen Widerstand entgegenzusetzen. In der Folge gelang es

11. Lehrstoff der Unterprima - S. 244

1914 - Hannover : Manz & Lange
244 Erbschaft standen in erster Linie der (nachmalige) Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg als Sohn einer Schwester des Verstorbenen und der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg, der mit der Tochter einer anderen Schwester verheiratet war. Zunächst ergriffen beide gemeinsam von den Ländern Besitz und verteidigten ihre Rechte mit Hülfe der Union und des Königs Heinrich Iv. von Frankreich mit Erfolg gegen den Kaiser, der die Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Erbschaft an sich ziehen und diese selbst vorläufig als dem Reich heimgefallenes Lehen in eigene Verwaltung nehmen wollte. Nachdem aber die Einmischung Rudolfs Ii. abgewiesen war, verfeindeten sich der Pfalzgraf von Neuburg und der Kurfürst von Brandenburg miteinander über die Erbschaft. Jener wurde, um die Hülfe der Liga zu gewinnen, katholisch; Johann Sigismund trat zum Schmerze seiner gut lutherischen Brandenburger zum Kalvinismus über. Schließlich einigten sich beide Parteien im Jahr 1614 durch einen Vergleich; nach mannigfachen Abänderungen erhielt dieser etwa ein halbes Jahrhundert später seine endgültige Form, wonach Kleve, Mark und Ravensberg brandenburgisch, Jülich und Berg neuburgisch blieben. 2) Rudolf Ii. in seinen Stammlanden: Rudolf Ii. saß den größten Teil seiner Regierungszeit untätig auf seiner Hofburg zu Prag. Die Regierung von Österreich überließ er seinem Bruder, dem Erzherzog Matthias. Die Bestrebungen seiner Günstlinge, in den habsburgischen Erblanden, wo der Protestantismus schon weit um sich gegriffen hatte, der katholischen Kirche wieder zur Alleinherrschaft zu verhelfen, schufen viel Erbitterung gegen den Kaiser. Daher stellte sich Matthias, um den Abfall der Ungarn, Österreicher und Mähren vom habsburgischen Haus zu verhüten, selbst an die Spitze der Unzufriedenen und zwang seinen Bruder im Jahr 1608 mit Heeresmacht, ihn als König von Ungarn und Gubernator von Österreich und Mähren zu bestellen. Auch in Böhmen kam es unter der Führerschaft des Grafen Matthias von Thurn zu einer planmäßigen Bewegung, die vom Kaiser unbedingte Religionsfreiheit für die Protestanten verlangte. Wollte Rudolf nicht auch noch Böhmen verlieren, so hatte er keine andere Wahl, als nachzugeben. Dies tat er im Jahr 1609 im sogenannten Maiestätabrief. Darin wurde /

12. Bd. 7 - S. 219

1846 - Braunschweig : Westermann
219 Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u. Ih. eroberten Stadt gefangen genommen (1367), und starb nach 28 traurigen Jahren (1395) in einem östreichischen Gefängnisse. Der unversöhnliche Haß des Kurfürsten gegen den Herzog hatte seine Freilassung verhindert. Grumbach selbst und die vorzüglichsten seiner Verbündeten wurden grausam hingerichtet. Maximilian, nachdem er die Wahl des Erstgeborenen unter seinen sechs Söhnen, Rudolfs, zum römischen König erwirket, starb plözlich auf dem Kurfürstentage zu Negensburg (12. Okt. 1576). §. 32. Rudolf Ii. Türkische Geschichten. Schlacht bei Lepanto. Selim Ii. Nehmet I. Amurath Iv. Unter Rudolfs Ii. thatloser, durch Unglück und Schande getrübter Regierung (1376—1612) sammelten sich die Wolken, aus welchen die Donner des dreißigjährigen Krieges hervorbrachen. Der trübsinnige, menschenscheue Cha- rakter dieses Fürsten, verbunden mit den Thorheiten der Alchymie und Astro- logie, denen er sich mit Leidenschaft ergab , entfremdeten ihn den Staatsgc- schäften, gaben allem seinem Denken und Thun eine falsche Richtung, machren ihn jedem Schwärmer und jedem Betrüger dienstbar, und raubten ihm die Achtung von Freund und Feind, raubten ihm seine Krone und jedes Lebcnsglück. Auch der Ungarn und der Böhmen König war Rudolf durch Wahl : aber im Bcsize so vieler Reiche blieb er stets kraftlos und arm. Fortwährend schreck- ten die türkischen Waffen, obschon mit Solimann's Ii. Tod ihre furcht- barste Nerve zerschnitten, und unter der Serailregierung wcrthloser Nachfolger das Reich einer fortschreitenden Zerrüttung preis erschien. Schon Selim Ii., welcher den Vcnctiaucrn die Insel Cypern unter schrecklichem Blutvergießen und Handlungen der cnrpörendsten Grausamkeiten entrissen, erfuhr die Schmach der vollkommensten Niederlage in der Seeschlacht bei Lepanto (1371, ss. oben §. 18]). Unter den Auspizien des Papstes Pius V. hatten die italischen Staa- ten und Spanien eine mächtige Flotte ausgerüstet; Don Juan d'austria, Karl's V. natürlicher Sohn, führte dieselbe. Im Golf von Lepanto traf ye auf jene der Türken, welche, 350 Galeeren nebst vielen kleineren Schiffen zählend, weithin das Meer bedeckte, die gewaltigste Flotte, womit jemals die Osmancn in der See erschienen. Sie wurde auf's Entscheidendste, fast bis zur Vernichtung geschlagen. Nur 30 Galeeren entkamen; über 30,000 Türken wurden getödtct oder gefangen, unermeßliche Schäze erbeutet. Die Pforte erbebte ob solchem Schlage, und Constant inope! wäre leieh-t der Preis deö Sie-

13. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 222

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
222 Erster Zeitraum: 1492—1648. selbst unter dem milden Maximilian Ii. nur eine beschränkte Religionsfreiheit genossen, ertrotzten von dem schwachen Rudolf Ii. freie Religionsübung dur<h den sog. Majestätsbrief (1609),wohl das freisinnigste Religionsedict, welches im 17. Jahrhdrt. erlassen worden ist. Rudolf Ii. war gegen seinen Bruder Matthias und selbst gegen seinen Vetter Ferdinand zu aufgebracht um einem von diesen Beiden die Nachfolge in Böhmen zu gönnen; er dächtt dieselbe dem Erzherzog Leopold, welcher Bischof von Straßburg und Pasfau war, zu, und ließ zur Ausführung dieses Planes im Passauischen ein Heer zusammenziehen. Das Mißtrauen der Böhmen sah in diesen Truppen ein Werkzeug zur gewaltsamen Unterdrückung der ihnen gemachten Bewilligungen; sie waren daher auf Widerstand gefaßt, als das Passauische Heer in ihr Land einrückte, und riefen des Kaisers Bruder Matthias herbei. Dieser hielt am 24. März 1611 seinen Einzug in Prag und wurde am 23. Mai gekrönt, nachdem er den böhmischen Ständen alle ihre Rechte und Privilegien bestätigt und sie darin zu schützen versprochen hatte. Dem Schicksale, auch noch den Kaiserthron mit einem römischen Könige theilen zu müssen, zu dessen Wahl die Kurfürsten schon einen Tag bestimmt hatten, entging Rudolf Ii. durch seinen Tod, welcher am 20. Januar 1612 erfolgte. Durch feine Erwählung zum römischen Kaiser vereinigte Matthias (1612—1619) alle Kronen Rudolfs Ii. auf seinem Haupte, allein ohne die Erwartungen zu erfüllen, die man sich von ihm gemacht hatte. Desto größere Hoffnungen setzten die Katholiken auf des Kaiferl Letter-Ferdinand, einen durch Erziehung und Grundsätze mit dem Herzoge Maximilian von Baiern völlig befreundeten und übereinstimmenden Mann; sie suchten ihn an die Spitze der österreichischen Macht zu bringen, und Matthias mußte, um nicht von Ferdinand zu leiden, was er selbst seinem Bruder Rudolf zugefügt hatte, die Hand dazu bieten. Die Brüder des Matthias, welche eben so, wie dieser,' feine Kinder hatten, entsagten zu Gunsten Ferdinands ihren Ansprüchen; er wurde 1617 zum designirten König von Böhmen gekrönt, und dem Beispiele dieses Landes folgte Ungarn 1618, ohne im geringsten Schwierigkeiten zu machen. Ferdinand's Ueberzeugung, daß die neue Lehre zu Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit führe, und daß die in den letzten Jahren über das österreichische Haus hereingebrochene Verwirrung nicht anders geheilt werden könne, als durch Beschränkung oder Unterdrückung der Protestanten, suchte sich bald Einfluß auf die Regierung zu verschaffen. Er ließ den Ersten Minister und Liebling des Kaisers, den Cardinal Clesel, welchen er als Urheber der Politik berechneter Milde und Versöhnlichkeit betrachtete, verhaften und nach Tyrol bringen (1618); er selbst bemächtigte sich mit des Kaisers Bruder, dem Erzherzog Maximilian, der Leitung der Geschäfte. Diese grobe Verletzung seines Ansehens und die Furcht vor noch größeren Mißhandlungen beschleunigte den Tod des Kaisers Matthias (20. März 1619);

14. Vaterländische Geschichte - S. 125

1912 - Leipzig : Dürr
— 125 — waren 340 Landsknechte und Bürger, welch letztere sich mit schwerem Gelde auslösen Mußten. Nach Wilh. Raabe <Aus Müller und Leinungs „Magdeburg im Wandel der Zeit"). 3. Der flugsdurger Religionefriede. Wir, die kaiserliche Majestät, als auch die Kurfürsten, Fürsten und Stände des heiligen Reiches sollen keinen Stand des Reiches wegen der Augsburgischen Konfession und derselbigen Lehre, Religion und Glauben mit gewaltsamer Tat beschädigen oder vergewaltigen, sondern sollen ihn bei seiner Religion und seinem Glauben lassen. Desgleichen sollen alle Bekenner der Augsburgischen Konfession die Anhänger der katholischen Religion unbeschwert, friedlich und ruhig bei ihrem Glauben lassen. Alle andern, die diesen beiden Religionen nicht anhängen, sind von diesem Frieden gänzlich ausgeschlossen. Wenn ein Erzbischof, Bischof, Prälat oder ein anderer geistlichen Standes von der alten Religion abtritt, so soll er sein Erzbistum, Bistum, Prälatur, einbegriffen alle Frucht und Einkommen, ohne Verzug verlieren. Westen das Land, dessen die Religion. Ii. Ter Dreißigjährige Krieg. 1. Die Ursache des Krieges. Aus dem Majestätsbrief Rudolfs Ii. Wir, Rudolf Ii., tun mit diesem Briefe zu ewigem Gedächtnis kund: „Keine der beiden in Böhmen vorhandenen Religionen soll die Anhänger der andern des Glaubens wegen schänden oder lästern. Die drei evangelischen Stände, Herren- und Ritterstand, als auch die königlichen Städte sollen die Religion frei an allen und jeden Orten treiben und üben. Im Fall jemand aus den drei Ständen noch mehr Gotteshäuser und Kirchen oder auch Schulen zum Unterrichte der Jugend ausbauen lassen wollte, so soll ihm dies frei stehen. Weil in einigen Städten die Anhänger beider Religionen zusammen wohnen, soll jeder Teil seine Religion frei üben, nach seinen Priestern sich richten, auch nicht am Begräbnis der Leichen in den Kirchen und auf den Friedhöfen gehindert werden dürfen. Es soll auch niemand mit Gewalt von seiner Religion gewendet und zu des Gegenteils Religion gedrungen werden. Wer den Majestätsbrief brechen sollte, gegen den wird wie gegen einen Verbrecher des gemeinen Friedens verfahren." (Gekürzt.) Der Prager Fenstersturz. 1. In Klostergrab und in Braunau wurden von den protestantischen Bewohnern Kirchen ausgeführt, weil sie glaubten, nach dem Majestätsbrief dazu berechtigt zu sein. Die Kirche zu Klostergraf) wurde aber niedergerissen , die zu Braunau gewaltsam gesperrt. Eine allgemeine Bewegung

15. Geschichte der Neuzeit - S. 27

1902 - München [u.a.] : Franz
Maximilian Ii. 1564—1576. — Rudolf ü. 27 Maximilian Ii. 1564—1576. Auch sein Sohn Maximilian Ii. hatte um Ungarn mit dem Fürsten von Siebenbürgen und mit den Türken zu kämpfen. In biesen Kriegen würde z. B. (1566) auch die Stadt Szigeth erobert, welche erst nach dem Helbentobe ihres Verteibigers, des Grafen Zriny/) als Trümmerhaufen in die Hänbe der Türken fiel. In den Fragen der inneren Regierung folgte Maximilian Ii. dem maßvollen Geiste, der die Regierung seines Vaters geleitet hatte, und vermieb es, in den religiösen Gegensätzen seiner Zeit mit Zwangsmaßregeln einzugreifen. Ja er ließ den Einwohnern seiner Erblanbe in Glaubeussacheu freie Wahl, inbem er biefe als Angelegenheit des Gewissens betrachtete. Jnsolgebessen war der Protestantismus in Böhmen, wo er mit den alten husttischen Lehren verschmolz, in Ungarn und in den österreichischen Länbern in sortwährenbem Anwachsen begriffen, das auch unter feinem Sohn und Nachfolger Rubolf Ii. zunächst noch sortbauerte. Rudolf Ii. 1576-1612 und Matthias 1612-1619. Rudolfs Ii. Regierung verfiel infolge feiner krankhaften Menschenscheu zuuehmeuber Halt- und Ratlosigkeit. Höchst eifersüchtig auf feine kaiserliche wie laubesherrliche Gewalt, überließ er boch balb die Regierungsgeschäste feinen Kammerbien e r n , weshalb sein Bruder Matthias2) ihn nötigte, ihm Ungarn, Österreich nnb Mähren zu überlassen. Hier gewährte Matthias den Protestanten bieselbe Dulbnng, die ihnen schon Max Ii. hatte angebeihen lassen. Um nicht auch Böhmen noch zu verlieren, suchte sich Rn bols baburch beliebt zu machen, daß er im Majestätsbries 1609 allen Einwohnern die)es Landes freie Religionsübung gestattete und den Stäuben der Herren und der Ritter sowie den königlichen ©täbteu den Bau von Kirchen erlaubte. . Auf Rubolf Ii. folgte fein Bruder Matthias 1612—1619. *) Lies Theodor Körners Hauptwerk „Zriuy". 2) Unter den Söhnen Ferdinands I. (dessen gleichnamiger Sohn die durch Anmut und Bildung berühmte Augsburger Patriziertochter P h i l i p p i n e Welser heiratete) fand die letzte Habsburgische Erbteilung statt: Ferdinand I. Maximilian Ii. Ferdinand. Karl. (Österreich, Böhmen, Ungarn.) (Tirol.) (Steiermark, Kärnten, Kraut.) Rudolf Ii. Matthias. Ferdinand Ii. f 1637. Duldsamkeit gegen den Protestantismus. Rudolf Ii. Böhmische Verhältnisse. Majestätsbries 1609. Matthias.

16. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 226

1905 - Breslau : Hirt
226 Die Neuzeit. Erste Periode, 1517—1648. von Bayern zu ähnlichem Bündnis zusammen, das sie ftigp. nannten; sie verließen sich hauptsächlich aus österreichische und spanische Hilfe. § 60. Der Dreißigjährige Krieg. 1. Worspiel desselben. a. Der Majestätsbries. Rudolf Ii. (1576—1612), ein Zögling und willenloses Werkzeug der Jesuiten, begünstigte die Gegenreformation im Reich und erkannte auch in seinen Erblanden die von seinem Vater gewährleistete Religionsfreiheit nicht an; als darüber in Ungarn und Siebenbürgen Unruhen entstanden, wodurch die Türken wieder ins Land gerufen wurden, traten die österreichischen Erzherzöge zusammen und ernannten an Stelle Rudolfs, der untätig und menschenscheu sich zurückzog und oft an Verfolgungswahn litt, seinen Bruder Mattbias zum Haupt der Familie. Er mußte Ungarn und Türken einen günstigen Frieden gewähren. Dann zwang er, besonders mit Hilfe der Evangelischen, seinen Bruder, ihm die Herrschaft in Österreich, Ungarn und Mähren abzutreten, und gewährte hierauf den Evangelischen Religionsfreiheit; dasselbe verlangten nun von Rudols auch die Evangelischen Böhmens. Rudolf mußte nachgeben; durch den Majestätsbrief* verbürgte er (1609) den Böhmen ihre Müüschen-Rechte. und gewährte den Protestanten Religionsfreiheit. Herren, Rifter und könialileulmte erhielten das Recht, auf ihren Gütern Kirchen und Schulen zu gründen; durch einen nachträglichen Vertrag mit den katholischen Ständen wurde das Recht des Kirchenbaues auch den Bewohnern der „königlichen Güter" zugestanden, zu denen man nach altem Brauch auch das Kirchengut rechnete. Rudolfs Vetter Ferdinand von Smllllun5 war mit der den Protestanten gewährten Vergünstigung nicht einverstanden. Er zog in seinem fast ganz protestantischen Herzogtum mit bewaffneten Scharen umher, trieb die Evangelischen mit Gewalt zur Messe, schloß ihre Kirchen und verbrannte die Bibel und die evangelischen Bücher. Er wollte ..lieber eine Wüste als Haus Habsburg in Deutschland 1556—1657. Ferdinand I., t 1564. Maximilian Ii., f 1576. Karl von Steiermark. Rudolf Ii., f 1612. Matthias, f 1619. Ferdinand Ii., t 1637. Ferdinand Iii., f 1657. b. Der Klevische Erbfolgestreit. Im Jahre 1609 starb Herzog Johann Wilhelm von Jülich, Kleve, Berg, Mark, Ravensberg und Ravenstein ohne Kinder; da sein Vater bei seiner Vermählung mit

17. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 196

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 196 - 7. Entsaget also, geliebteste Brder, soviel als mglich, gnzlich eurem Willen, bergebt und opfert freiwillig eurem Schpfer in seinen Dienern die Freiheit, die er selbst euch verliehen hat. Haltet es fr keine geringe Frucht eurer Willensfreiheit, da es euch gestattet ist, sie demjenigen, von dem ihr sie empfangen habt, durch den Gehorsam vollkommen zurckzugeben..... 8. Darum ist es auch sorgfltig zu verhten, da ihr jemals den Willen des Oberen (den ihr fr den gttlichen halten msset) nach dem eurigen zu drehen suchet; denn dies hiee nicht, euren Willen dem gttlichen gleichfrmig machen, sondern den gttlichen Willen nach der Richtschnur des eurigen lenken wollen und die Ordnung der gttlichen Weisheit umkehren..... 9. Wer sich aber Gott gnzlich hinopfern will, der mu auer dem Willen auch den Verstand (und dies ist die dritte und hchste Stufe des Ge-Hrsums) zum Opfer bringen, so da er nicht nur dasselbe wolle, sondern auch dasselbe urteile, wie der Obere und dessen Urteile das seinige unterwerfe, inwieweit ein gehorsamer Wille den Verstand dazu zu bewegen vermag . . . Denn da der Gehorsam eine Art von Brandopfer ist, durch welches sich der ganze Mensch ohne irgendeinen Vorbehalt vollstndig seinem Schpfer und Herrn durch die Hnde seiner Diener im Feuer der Liebe opfert, und da er eine vollkommene Verzichtleistung ist, durch welche der Ordensmann freiwillig allen seinen Rechten entsagt, um der gttlichen Vorsehung durch die Fhrung der Oberen zur Leitung und zum Besitze freiwillig sich hinzugeben, so kann nicht geleugnet werden, da der Gehorsam nicht blo die Ausfhrung, da jemand die Befehle vollziehe, und den Willen, da er es gern tue, sondern auch das Urteil in sich begreift, da alles, was der Obere anordnet und fr gut findet, auch dem Untergebenen nicht nur als recht, sondern auch als wahr erscheine, inwieweit, wie ich gesagt habe, der Wille durch seine Kraft den Verstand zu beugen vermag..... 18. Das letzte Mittel, den Verstand zu unterwerfen, das sowohl leichter und sicherer ist, als auch bei den heiligen Vtern blich war, besteht darin, da ihr bei euch selbst die berzeugung festhaltet, alles, was immer der Obere befiehlt, sei der Befehl und der Wille Gottes; und gleichwie ihr allem, was der katholische Glaube lehrt, sogleich mit ganzem Herzen beizustimmen bereit seid, so sollt ihr auch zur Vollziehung dessen, was immer der Obere sagt, durch eine Art blinden Dranges des zu gehorchen begierigen Willens ohne alle Untersuchung angetrieben werden..... 117. Rudolfs Ii. Majesttsbrief. 1609. Fundort: Joh. Chr. Lnig, Teutsches Reichkarckiv. Partls specialis contlnuatio L Lripzig 1711. S. ll. Xcvii. Wir, Rudolf Ii., ... tun kund zu ewigem Gedchtnis mit diesem Brief aller-mnniglich: Nachdem alle drei Stnde unseres Knigreichs Bheimb, die den Leib und das Blut des Herrn Jesu Christi unter beiderlei Gestalt empfangen... bei dem... Landtag, bei uns, als König in Bheimb, in aller Demut und Unter-tnigkeit dieses gesucht, damit sie bei der gemeinen bheimischen, von etzlichen augsburgisch genannten. . . Konfession . . . und freien Exercitio ihrer christlichen Religion sub utraque ungehindert mnniglich gelassen..., so haben wir aus knig-licher Macht in Bheimb... die Stnde sub utraque mit diesem unseren Majestts--

18. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 244

1887 - Leipzig : Freytag
244 . 120. Peutsltitaild vor dem dreiigjhrigen Krieg. 1. Nach dem N e l i g i o n s f r i e d e n von Augsburg (1555) konnte sich W der Protestantismns unter den Regiernngen des Kaisers Ferdinand I. (1558 64 ) ^und seines dazu hinneigenden Sohnes Mar Ii. (156476) ungehindert, ^ zumal iu den vsterreichisch-habsburgischen Lndern, ausbreiteu. Im König- reich Bhmen, welches durch Ferdinand I. nebst Ungarn mit sterreich Verfugt ward, wirkte noch der Geist von Johannes Hns und huldigten Adel und' Städte dem Lnthertnm, während die Edelleute Ungarns die Lehre Calvins annahmen. Da auch sollst im Deutschen Reich die Reformation weiteren Anklang fand, so waren ums Jahr 1570 der zwei Dritteile aller Deutscheu evangelisch. 2. Dagegen war der Ausbreitung des Protestantismus schon die Spal-tung desselben hinderlich, namentlich seit der pflzische Kurfürst die 1546 angenommene Auffassung verlie und 1563 zum Calvinismus bertrat (der Heidelberger Katechismus). Der Hauptfeind der neuen Kirche war aber der Jesuitenorden, dem es von seinen Hauptsitzen (Kln, Mnster, Ingolstadt, Mnchen) ans gelang, viele Gebiete zur alten Kirche znrckzn- W6 führen. Dies geschah unter Kaiser Rudolf Ii (15761612), welcher, ein 1612 Freund der Wissenschaften und Knste, sich gerne mit Sterndenterei abgab und die Regicruugsgeschfte seinen Rten berlie. Das wachsende ber-gewicht benutzte die katholische Partei in Kln zur Verjagung des geistlichen Kurfrsten von Kln, der protestantisch geworden war, und bewirkte die Einsetzung Emsts von Bayern. 3. In der Besorgnis vor weiteren Verlusten und Gefahren schlo der Kurfürst von der Pfalz, nachdem die protestantische Reichsstadt Donauwrth igo7 1607 wegen Strung einer Prozession in die Acht erklrt und von Bayern Mos besetzt worden war, 1608 die sog. Union, welcher die Fürsten von Baden-Durlach, Wrttemberg und Brandenbnrg-Ansbach beitraten. Dagegen entstand im folgenden Jahre die katholische Liga, der einige kleinere Fürsten -spter der Kaiser Matthias angehrten und deren Haupt der Herzog Max von Bayern war. 4. Zu gleicher Zeit erlie Rudolf Ii., um in der Spaltung mit seinem Bruder Matthias die Bhmen an sich zu fesseln, den sog. Mcrjesttsbrief, welcher den bhmischen Protestanten freie Religionsbung und die Erlaubnis zum Bau von Kirchen zusicherte. Dieser Sieg der Protestanten war aber nicht von langer Dauer, da Rudolf Ii. durch seinen Bruder Matthias zur Abdankung in Bhmen gentigt wurde und dieser nach Rudolfs Tod ^ 1612 Kaiser geworden sich der Liga anschlo. Er regierte bis 1619. Gegen Ende seiner Regierung wurde in der Stadt Klostergrab, die dem Erzbischof von Prag gehrte, auf dessen Befehl die protestantische Kirche

19. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 163

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 163 — Weise, stattete sie mit Kollegien, Kirchen, Ordenshäusern aus und errichtete sogar dem Loyola einen Altar. „München, die kunstgeschmückte Jesuitenstadt, der leuchtende Mittelpunkt altkirchlichen Wirkens und Lebens im Reich, wurde unter Herzog Wilhelm V. zum deutschen Rom". Das Beispiel Bayerns wirkte auch auf viele süddeutsche Reichs-st ä d t e , die Anhänger der alten Kirche forderten und erlangten vielfach die Ausweisung der evangelischen Prediger, Absetzung der evangelischen Stadträte, die Streichung der evangelischen Bürger aus der Bürgerrolle, und wo sie aus eigener Macht den Kampf nicht durchzuführen vermochten, da wandten sie sich um Hilfe an geistliche und katholische weltliche Fürsten, und Fürsten wie Herzog Wilhelm oder auch der Kaiser waren immer bereit, solchem Verlangen zu entsprechen. Auch in Österreich setzte nun der Bekehrungseifer ein. Bei Maximilians Ii. Tode waren das Erzherzotum Österreich, Böhmen und Ungarn fast ganz evangelisch. Sowie aber Kaiser Rudolf Ii. die Regierung übernahm, schritt er zur Bekämpfung des Protestantismus, zuerst in den Städten. Er dekretierte, daß die Aufnahme unter die Bürgerschaft von der Ablegung des römisch-katholischen Bekenntnisses abhängig gemacht werden sollte, die Wiener Universität durfte niemand promovieren, der nicht das Bekenntnis auf das Tridentinum abgelegt hatte. Eine neue Schulordnung wurde erlassen, in der der Gebrauch des Katechismus von Eanisius vorgeschrieben wurde; alle evangelischen Bücher wurden konfisziert. Es gelang, eine ganze Anzahl Städte durch solche Maßregeln wieder papistisch zu machen, vornehmlich in Niederösterreich. Doch der Adel stellte sich diesen Bestrebungen schroff entgegen, und die ober-österreichischen Städte schlossen sich dem Adel an. Ebenso ging es in Böhmen. Trotzdem dort dieselben Matzregeln angewendet wurden wie in Österreich, zum Teil noch strengere, wurde das Ziel doch nicht erreicht. Böhmen blieb zum größten Teil evangelisch. Auch in U n g a r n , ja dort noch weniger, erreichte Rudolf sein Ziel nicht, die Bürger der deutschen Städte hielten am Luthertum fest, die Magyaren am Calvinismus. Die innerösterreichischen Gebiete, Steiermark, Kärnten, Kram und Eörz, waren bei der Teilung an Erzherzog Karl, einen Oheim Rudolfs, gefallen. Dieser, ein kirchlich frommer Mann, zudem der Gemahl einer Schwester Herzog Wilhelms von Bayern, rief zwar die Jesuiten ins Land und gründete ihnen Kollegien, aber da er wegen seiner Geldverlegenheiten von seinen fast sämtlich evangelischen Ständen abhängig ro?.r\ Konnte er nicht so vorgehen, wie er wünschte, ja er mußte ihnen religiöse Freiheiten zugestehen, was ihm den Unwillen des Papstes und bayerischen Schwagers zuzog. Der Papst sandte ihm sogar eine Geldsumme, die ihn von seinen Ständen unabhängig machen und es ihm ermöglichen sollte, seine Zugeständnisse zu widerrufen. Er versuchte es, erregte aber solche Erbitterung bei seinen Ständen, daß es zum Aufstand kam. Ehe er diesen niederschlagen konnte, starb er. Das einzige von den habsburgischen Ländern, das ganz dem Katholizismus erhalten blieb, war T i r o l. li'

20. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 239

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
38. Die protestantische Union und die katholische Liga. 239 entging Rudolf Ii. durch seinen Tod, welcher am 20. Januar 1612 erfolgte. Durch seine Erwählung zum römischen Kaiser, welche am 13. Juni 1612 Statt fand, vereinigte Matthias alle Kronen Rudolfs Ii. auf seinem Haupte, allein ohne die Erwartungen zu erfüllen, die man sich von ihm machte. Die Protestanten, denen er Dankbarkeit schuldig war, erwarteten eine eben so große Begünstigung von ihm, als die Katholiken, denen er durch seinen Glauben angehörte. Die Schwierig- keit seiner Stellung wurde ihm auf seinem ersten Reichstage, der zu Regensburg 1613 eröffnet ward, fühlbar gemacht. Statt ihm die verlangte Hülse gegen den Empörer Bethlen Gabor, der sich mit Hülfe der Türken Siebenbürgens bemächtigt hatte, zu bewilligen, forderten vielmehr die unirten Protestanten eine Aenderung in dem Verfahren des Abstimmens über Religions- und Contributionssacheu, um den Katholiken ihre Stimmenmehrheit unnütz zu machen. Matthias wies zwar im Reichs-Abschied die Forderungen der Unirten zurück, aber nicht mit dem Eifer, mit welchem mau ihn gegen die Protestanten zu erfüllen suchte, und die Macht der Liga, die ihm angeboten wurde, war mehr ein Gegenstand der Besorgniß, als der Ermuthigung für ihn. Desto größere Hoffnungen setzten die Katholiken auf des Kaisers Vetter Ferdinand, einen durch Erziehung und Grundsätze mit dem Her- zoge Maximilian von Baiern völlig befreundeten und übereinstimmen- den Mann; sie suchten ihn an die Spitze der österreichischen Macht zu bringen, und Matthias mußte, um nicht von Ferdinand zu leiden, was er selbst seinem Bruder Rudolf zugefügt hatte, die Hand dazu bieten. Die Brüder des Matthias, welche eben so, wie dieser, keine Kinder hatten, entsagten zu Gunsten Ferdinand's ihren Ansprüchen; er wurde 1617 zum designirten König von Böhmen gekrönt, und dem Beispiele dieses Landes folgte Ungarn im Anfänge des folgenden Jahres, ohne im geringsten Schwierigkeiten zu machen. Um auch den Weg zu Fer- dinand's Erwählung zum römischen Könige zu bahnen, suchte der Kai- ser die Union und zugleich mit dieser die Liga aufzuheben; allein statt sich aufzulösen, erneuerte vielniehr die Union am 23. April 1617 ihre Verbindung auf drei Jahre. Ferdinand's Ucberzeugung, daß die neue Lehre zu Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit führe, und daß die in den letzten Jahren über das österreichische Haus hereingebrochene Verwirrung nicht anders geheilt werden könne, als durch Beschränkung oder Unterdrückung der Protestanten, suchte sich bald Einfluß auf die Regierung zu ver- schaffen. Er ließ den ersten Minister und Liebling des Kaisers, den Cardinal Clesel, welchen er als Urheber der Mäßigung betrachtete, verhaften und nach Tyrol bringen (1618); er selbst beinüchtigte sich mit des Kaisers Bruder, dem Erzherzog Maximilian, der Leitung der Geschäfte. Diese grobe Verletzung seines Ansehens und die Furcht vor noch größeren Mißhandlungen beschleunigte den Tod des Kaisers Matthias (20. März 1619); er starb jedoch nicht eher, als bis er