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1. Römische Geschichte - S. 47

1893 - Dresden : Ehlermann
Zweiter Zeitraum. — § 18. Das römische Geistesleben etc. 47 massregeln gegen das Unwesen, dennoch Einführung der Verehrung einer ausländischen Gottheit durch den Staat selbst (204), der phrygischen Göttermutter Cybele, mit wüsten, aufregenden Gebräuchen (die Priester, „Galli“, eine Art Derwische, der „Archigallus“ mit der Knochenpeitsche). D. Sitten. Die Erziehung hält zwar noch das Ziel der Ausbildung zu einem tüchtigen Landwirt, tapferen Soldaten und guten Bürger fest — Unterrichts - Gegenstände: Sittenlehre, Redekunst, Ackerbau-, Rechts-, Kriegs- und Arzneikunde — und wird noch im einzelnen von dem Hausherrn selbst geleitet (Cato), macht aber allmählich der Erziehung durch griechische Sklaven Platz. Griechische Sprache feinere Umgangssprache und Sprache des Weltverkehrs. Die höheren Kreise griechisch gebildet (die Scipionen, Flamininus, Ämilius Paullus u. a.). Auch in strengeren Kreisen weicht die Einfachheit der Mahlzeit üppigerer Lebensweise. Der Landwirt verschmäht nicht, des Abends in der Stadt mit Freunden ein Glas Wein zu trinken (Cato) oder auch ein Würfelspiel zu machen. Vielfach stellt sich Griechentümelei ein. L. Cornelius Scipio lässt sich „Asiagenus“ nennen und eine Statue in griechischem Gewände setzen. Im Gegensatz hierzu Nachäffung altrömischer Sitte bis zur Lächerlichkeit. Die Frau wird freier in ihrer Stellung sowohl im Hause wie im Gemeinwesen. Nicht selten übernimmt sie selbständig ihre Vermögensverwaltung und beginnt Einfluss selbst auf die Abstimmung in den Komitien zu üben. Der Prunk in Wohnung, Kleidung, Hausgerät nimmt zu. Die Üppigkeit der Gastmähler steigert sich (der Koch, früher der geringste, jetzt der vornehmste Haussklave; pon-tische Salzfische teurer als ein Joch Ochsen). Nach morgenländischer Sitte (Ephesus, Antiochia) werden die Gäste durch das Spiel von Flötenbläserinnen und Harfenspielerinnen und durch Aufführung von Pantomimen und Tänzen unterhalten; man trinkt ,,nach griechischer Sitte“. Gewinnsucht, Unredlichkeit, Müssiggang unzertrennliche Folge der zunehmenden Genusssucht. So Hereinbrechen von Sittenlosigkeit in den höheren Kreisen. 186 wird eine Geheimgesellschaft entdeckt, in deren Zusammenkünften (Bacchanalia) man unter religiösen Formen der Liederlichkeit und Ausschweifungen fröhnte. 7000 Mitglieder (grösstenteils zum Tode verurteilt)! Gesetze, gegen Kleiderpracht und Schwelgerei gegeben

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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 325

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sittenbilder in Erzählungen aus Gregors Geschichtswerke. 325 die andern hielten es mit dem Priester Cato, was ihnen aber zum großen Schaden ansschlug. Denn als Cautinns sah, daß er ihn auf keine Weise zum Gehorsam bringen konnte, zog er ihm und seinen Freunden und allen, die es mit ihm hielten, alle Einkünfte von der Kirche ein und ließ sie elend und hülflos. Diejenigen jedoch von ihnen, die sich ihm wieder zuwandten, erhielten, was sie eingebüßt hatten, zurück. Als aber im folgenden Jahre zu Tours der Bischof Gunthar (ein Franke von Geburt) starb, wurde der Priester Cato, wie man erzählt, auf Anstiften des Bischofs Cautinus (der den Lästigen offenbar los sein wollte), für die Leitung der Kirche von Tours erkoren. Und fo geschah es, daß sich die Geistlichkeit insgesamt mit großem Prunke nach Clermont begab. Als sie Cato den Willen des Königs eröffnet hatten, hielt er sie einige Tage mit der Antwort hin. Sie aber wünschten heimzukehren und sagten: „Thue uns deinen Willen kund, damit wir wissen, was wir beginnen sollen. Sonst kehren wir zu unsrer Heimat zurück; denn wir haben dich nicht ausgesucht aus freiem Willen, sondern nach dem Gebote des Königs." Aber Cato, wie er denn immer eitlem Ruhm nachtrachtete, versammelte eine Schar Armer und stiftete sie an, ein Geschrei zu erheben und zu rufen: „Warum verläßt du uns, guter Vater, uns deine Kinder, die du bis jetzt ernährt hast? Wer wird uns laben mit Speise und Trank, wenn du von uns gegangen bist? Bitte, verlaß uns nicht, die du zu nähren pflegst!" Da wandte er sich zu der Geistlichkeit von Tours und sagte: „Ihr sehet selbst, geliebte Brüder, wie diese Armen mich lieben; ich kann sie nicht verlassen." Nach dieser Antwort kehrten sie nach Tours zurück. Cato hatte aber Freundschaft angeknüpft mit Chramm, dem Empörer,*) daß, wenn dieser König würde, Cautinus alsbald aus seinem Bistum vertrieben und Cato an seiner Statt eingesetzt werden sollte. Doch der Mann, der die Kirche des heiligen Martin von Tours für zu gering hielt, empfing auch die nicht, nach der ihn gelüstete. Er war aber so von Eigendünkel ausgebläht, daß er meinte, niemand übertreffe ihn an Heiligkeit. So bang er einstmals ein Weib um Lohn, daß es in der Kirche ein Geschrei erhob wie in Verzückung: Cato sei ein großer Heiliger und dem Herrn wohlgefällig, Cautinus aber ein Verbrecher und unwürdig des Priestertums. Freilich zeigte sich auch Cautinus bald als ein so böser Mensch, daß jedermann ihn verwünschte. Dem Wein war er über die Maßen ergeben und trank sich meist so voll, daß er kaum von vier Männern vom Tisch getragen werden konnte. Daher bekam er in der Folge die fallende Sucht, die ihn öfters selbst vor den Augen der Gemeinde befiel. Geizig war er dermaßen, daß, wenn irgend jemandes Gut an sein Gebiet grenzte, er es *) Siehe oben S. 292.

2. Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker - S. 212

1861 - Leipzig : Teubner
212 Der dritte pnnische Krieg. Feld friedlicher Thatigkeit, und mit wunderbarer Schnelligkeit und Tüchtigkeit förderte er den Ackerbau unter seinem an Herumschweifen gewöhnten Volke und verbreitete Civilisation und Bildung; aber sich zu bescheiden vermochte er nicht; groß und mächtig wollte er werden und er durchschaute die Verhältnisse zwischen Rom und Karthago zu gut, um nicht daraus für sich Nutzen zu ziehn und sich den Lohn für die Dienste, welche er in allen Kriegen leistete, selbst zu nehmen^). 193 hatten die Karthager zu klagen, daß Masinissa im Gebiet an der kleinen Shrte (Empor ia) geplündert und einiges an sich genommen, 182 wiederum daß er ein Stück von Sufar ehemaligem Gebiet an sich gerißen. Rom ließ ihm den Raub und beschwichtigte Karthago 181 nur durch die Zurück- gabe seiner 100 Geiseln und neue Verbürgung des Friedens^). Aber wie sah es mit der letztern aus? Schon 172 klagten die Karthager in Rom, daß ihnen Masinissa in den letzten zwei Jahren mehr als 70 Castelle und Städte ent- rissen P, immer erschien den von beiden Seiten angerusneu Richtern Karthagos Benachtheiligung der eigne Vortheil zu sein^). Es hatte der Numidenkönig ganzemporiä eingenommen, die-römischen Commissare ließen ihm 161 das Ge- biet und legten den Karthagern sogar 5000 Talente als Entschädigung für die Benützung desselben, weil es ihnen nicht gehört habe, auf5). Natürlich griff dann der begünstigte Räuber um so kühner zu und nahm Tuska und die ^großen Felder am Bagradas' weg. Es erschien nach langer Zeit eine römische Com- mission, an der Spitze M. Porcius Cato, um ein Gericht zu halten, die Karthager beriefen sich dagegen mit vollstem Recht aus den mit P. Seipio geschloßnen Vertrag. Die Commissare fanden deshalb nichts zu thun für gut und kehrten heim5). 2. Seit dieser Zeit dringt Cato in Rom unaufhörlich auf die Zerstörung Karthagos. Was er von dem Wolstand und Haiwelsleben und von der Fruchtbarkeit des Bodens gesehn, erregte in seinem Herzen eben so sehr die Furcht vor einem punischen Kriege wie er ihn in seiner Jugend erlebt, wie den Gedanken an die Vortheilhaftigkeit des Besitzes für Rom. Man war durch die Engherzigkeit der bisherigen Politik in ein Dilemma geraten. Voraussichtlich war, daß Masinissa nach der Stadt Karthago selbst seine Hand ausstrecken werdet, und manmuste dann eben so seinen Sieg, wie sein Unterliegen fürchten. Noch gab es in Rom Männer, welche begriffen, wie Gerechtigkeit am sichersteil denl gefürchteten vorbeuge uiid ivie das verhöhnende Hinwegsetzen über alle Gebote der Pflicht und Ehre den eignen innern sittlichen Verfall herbeiführen oder doch beschleunigen müße, und sie thaten, an der Spitzep. S c ip i o Na si c a, redlich das ihrige um den schandbaren Gewaltschritt abzuwenden, aber der Nationalhaß übertaubte ihre Stimme, er konnte sich nicht entschließen für Karthago zu thun was das Recht forderte und lauerte nur gleißnerisch auf einen Vorivand die Stadt selbst zu vernichten, die man weder in der Numiden Hände fallen noch über sie siegen laßen wollte^). Und der Vorwand kam bald. * 23 * * 26 1) Monimf. 1 650—653. — 2) Liv. Xxxiv 62. Xl 17. 34. — 3) Liv. Xlii 23 u. 24. Xl1ii 3 eine lückenhafte Stelle. — 4) Polyb. Xxxii 2, 6. — 5) Polyb. Xxxii 2, 8. App. 197 scj. — 6) App. 198. — 7) Momms. I 652: 'es leidet feinen Zweifel, daß er in Karthago seine küirftige Hauptstadt sah; die libysche Partei da- selbst ist bezeichnend'. — 8) Liv. ep. Xlviii u. Xlix. App. p. 198 sq. Plut. Cat. 26 ff. Mit Cato iiicht einverstanden war aiich L. Cornelius Lentnlns (Cos. 199), vgl. Cie. Tusc. Iii 21, 51. Daß Cato fortan jeden Vortrag un Senat mit den Wor- ten cetcrmn censeo Carthaginem esse delendam geschloffen, ist wol eine llbcrtreibnng, die ihn statt fest barock und lächerlich erscheinen läßt. Die im Anfang jedes Jahrs sich wiederholende Beschäftigiing des Senats niit den auswärtigen Gesandtschaften bot Gelegenheit geniig.

3. Die Geschichte des Alterthums - S. 624

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
624 Xl Die Römer. Natur widerstrebte, kleinere Ungesetzlichkeiten zuzugeben, um größere zu verhindern, oder demjenigen, welcher weniger zu fürchten war, seine ungerechten Forderungen zu gewähren, um ihn zu gewinnen gegen den, der mehr zu fürchten war. Rauh, aber bieder, verfiel Cato im Kampfe mit den verweichlichten und verderbten Sitten seiner Zeit in manches Excentrische, wie wenn er als Prätor ohne Schuhe und Tunica in der Stadt herumlief, weil die Statuen des Romulus und des Camillus auch keine hatten. Er ging indeß nur in den Äußerlichkeiten fo weit; er wollte ein recht unliebenswürdiger, rücksichtslos harter Römer von eiserner Thatkraft und Alles aufopferndem Bürgersinne sein. Der mildere Geist seiner Zeit hatte aber seine Macht über ihn ausgeübt, ohne daß Cato es merkte: griechische Wissenschaft und Bildung hatten ihn dazu schon viel zu human gemacht. Er besaß wohl noch die Kraft, doch nicht mehr die Härte eines alten Römers. Beim Untergange der Republik tödtet er zwar sich selbst mit fester Ruhe; seinen Knaben jedoch schickt er zum Ueberwinder. Ein Römer der früheren Jahrhunderte hätte wohl mit seiner ganzen Familie den Untergang gesucht. Aecht römisch aber war die Nüchternheit seines Charakters. Ohne Spur von Feuer oder Poesie, blieb er immer männlich besonnen und verständig. Der Gegensatz zwischen Cato und Cäsar kann wohl mit den beiden Worten „Charakter" und „Genie" am Kürzesten und Treffendsten wiedergegeben werden. Ruhm hatten sie auf verschiedenen Wegen erlangt: Cäsar durch Geben, Unterstützen, Verzeihen,-Cato dadurch, daß er nichts gab. Der Eine war die Zuflucht der Unglücklichen, der Andere das Verderben der Schlechten. Die Gewandtheit wurde an Jenem gelobt, an Diesem die Festigkeit. Cäsar wünschte sich große Gewalt, Heere, neue Kriege, wo er seine Tüchtigkeit glänzen lassen könne. Cato dagegen befliß sich der Anspruchslosigkeit, der Zucht und Sitte, aber besonders der Strenge. Er wetteiferte mit dem Kräftigen in Tüchtigkeit, mit dem Bescheidenen in Ehrbarkeit, mit dem Uneigennützigen in Enthaltsamkeit. Er wollte lieber gut sein, als gut scheinen. Je weniger er daher nach Ruhm strebte, desto mehr erlangte er. Cato war unter allen hervorragenden Zeitgenossen wohl einzig darin, daß er nicht für die Interessen seines Standes, noch weniger für Privatzwecke kämpfte und arbeitete, sondern daß es ihm lediglich um das Beste des Vaterlandes zu thun war, für welches er die Erhaltung der Republik erachtete. Mochten alle Uebrigen nur auf ihren Ruhm und ihren Vortheil bedacht fein (Cicero nicht ausgenommen, obgleich er sich und Andern immer einzureden suchte, daß er das, was er sür sich thue, für das Vaterland thue), so blieb doch Cato durchaus frei von allem Eigennutz und zog bei allen seinen Handlungen nichts in Betracht, als das Wohl des Staates. Dieser Vorzug, in seiner Zeit besonders selten und auffallend, entfaltete sich immer reiner und glänzender im Unglück und verdunkelt alles Anstößige seines Charakters.

4. Belehrungen über wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen - S. 90

1896 - Leipzig : Teubner
90 Fünftes Kapitel. schuldig sei; woraus man abnehmen kann, ein wie viel schlechterer Bürger als der Dieb der Zinsnehmer von ihnen erachtet ward.“ Der Unterschied, meint er anderswo, zwischen einem Geldverleiher und einem Mörder sei nicht groß; und man mufs es ihm lassen, dals er in seinen Handlungen nicht hinter seinen Eeden zurückblieb — als Statthalter in Sardinien hat er durch seine strenge Rechtspflege die römischen Bankiers geradezu zum Lande hinausgetrieben. Der regierende Herrenstand betrachtete überhaupt seiner überwiegenden Majorität nach die Wirtschaft der Spekulanten mit Widerwillen und führte sich nicht blofs durchschnittlich rechtschaffener und ehrbarer in den Provinzen als diese Geldleute, sondern that auch öfter ihnen Einhalt; nur brachen der häufige Wechsel der römischen Oberbeamten und die unvermeidliche Ungleichheit ihrer Gesetzhandhabung dem Bemühen jenem Rückschlag Treiben zu steuern notwendig die Spitze ab. Man begriff es auch 'li^teirwirf-' w0^5 was zu begreifen nicht schwer war, dafs es weit weniger schaft auf darauf ankam die Spekulation polizeilich zu überwachen, als der -n-ker- ganzen Volkswirtschaft eine veränderte Richtung zu geben; hauptsächlich in diesem Sinn wurde von Männern, wie Cato war, durch Lehre und Beispiel der Ackerbau gepredigt. „Wenn unsere Vorfahren,“ fährt Cato in der eben angeführten Vorrede fort, „einem tüchtigen Mann die Lobrede hielten, so lobten sie ihn als einen tüchtigen Bauer und einen tüchtigen Landwirt; wer also gelobt ward, schien das höchste Lob erhalten zu haben. Den Kaufmann halte ich für wacker und erwerbfleifsig; aber sein Geschäft ist Gefahren und Unglücksfällen allzusehr ausgesetzt. Dagegen die Bauern geben die tapfersten Leute und die tüchtigsten Soldaten; kein Erwerb ist wie dieser ehrbar, sicher und niemanden gehässig und die damit sich abgeben, kommen am wenigsten auf böse Gedanken“. Von sich selber pflegte er zu sagen, dafs sein Vermögen lediglich aus zwei Erwerbsquellen herstamme: aus dem Ackerbau und aus der Sparsamkeit; und wenn das auch weder sehr logisch gedacht noch genau der Wahrheit gemäfs war1), so hat er doch nicht mit Unrecht seinen Zeitgenossen wie der Nachwelt als das Muster eines römischen Gutsbesitzers gegolten. Leider 1) Einen Teil seines Vermögens steckte Cato wie jeder andere Römer in Viehzucht und Handels- und andere Unternehmungen. Aber es war nicht seine Art geradezu die Gesetze zu verletzen; er hat weder in Staatspachtungen spekuliert, was er als Senator nicht durfte, noch Zinsgeschäfte betrieben. Man thut ihm Unrecht, wenn man ihm in letzterer Beziehung eine von seiner Theorie abweichende Praxis vorwirft: das Seedarlehn, mit dem er allerdings sich abgab, ist vor dem Gesetz kein verbotener Zinsbetrieb und gehört auch der Sache nach wesentlich zu den Reederei- und Befrachtungsgeschäften.

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 324

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
324 Die Franken bis zum Untergange Der Mevowinger. widerfahre. Verlaß dich ganz auf uns, wir sagen dir für alles gut." Da fprach jener, von eitlem Hochmutsdünkel aufgebläht: „Ihr wißt ja wohl — denn es geht überall die Rede davon —, wie ich von Kind an immer fromm gelebt, fleißig gefastet und an Almosengeben mein Gefallen gehabt habe; oftmals habe ich viele Nächte hintereinander durchwacht und mit Psalmensingen des Nachts aus der Wacht gestanden. Deshalb duldet der Herr, dem ich so eifrig diente, nicht, daß ich dieser Berufung beraubt werde. Auch habe ich alle Stufen des geistlichen Amtes stets nur in kirchlich vorgeschriebener Weise erlangt: zehn Jahre war ich Lektor, fünf Jahre Subdiakon, fünfzehn Diakon, und zwanzig Jahre bekleidete ich die Würde des Priestertums. Was bleibt mir denn nun noch übrig als das Bistum zu empfangen, das ich durch meinen treuen Dienst wohl verdient habe? Kehret also nur zurück in eure Städte und thut, was eurem Vorteil dient. Denn ich will die Würde nur auf dem Wege erlangen, den die Gesetze der Kirche vorschreiben." Als die Bischöse dies hörten, verwünschten sie seinen thörichten Eigendünkel und gingen von dannen. Da Cato nun, zwar zum Bischof gewählt, aber noch nicht geweiht, allem allein vorstand, fing er an, mannigfache Drohungen gegen den Erzdiakon Cautinus auszustoßen. „Absetzen werde ich dich," sagte er, „ich will dich klein machen; tausendfach will ich den Tod über deinem Haupte schweben lassen." Da sprach jener zu ihm: „Nur deine Gnade, bester Herr, wünsche ich zu besitzen, und damit ich sie verdiene, so will ich dir auch einen Dienst erweisen. Denn ohne alle Bemühung von deiner Seite und ohne irgend einen Hinterhalt will ich zum Könige gehen und dir das Bistum auswirken. Nichts verlange ich dafür als nur deine Gnade zu verdienen." Aber dato argwöhnte, er wolle ihn übervorteilen, und wies verächtlich sein Anerbieten zurück. Als nun Cautinus sah, daß er hintenan gesetzt und verdächtigt wurde, stellte er sich, als ob er krank wäre, und ging bei Nacht aus der Stadt und zum König Theudobald und zeigte ihm den Heimgang des seligen Gallus an. Da der König dies hörte, versammelte er die Geistlichkeit bei der Stadt Soietz, und hier wurde der Archidiakon Cautinus zum Bischof geweiht. Als die Boten des Priesters Cato ankamen, da war jener schon Bischof. Darauf wurden ihm die Geistlichen und alle Güter der Kirche überantwortet und die Bischöfe und königlichen Kämmerer bestimmt, die ihm das Ehrengeleit geben sollten. So brachte man ihn nach Clermont. Von den Geistlichen und Bürgern wurde er gern ausgenommen und zum Bischof von Clermont eingesetzt. Daraus entsprang schlimmer Hader zwischen ihm und dem Priester Cato; denn niemand konnte den Priester Cato dahin bringen, sich seinem Bischöfe zu unterwerfen. Endlich bildete sich sogar eine Spaltung unter der Geistlichkeit selbst: die einen waren ihrem Bischof Cautinus gehorsam,

6. Bd. 1 - S. 382

1883 - Leipzig : Engelmann
382 Geschichte der allen Welt. §. 222. habern ein unbequemer Mahner. Wie der alte Censor, heißt es in des Verfassers „Allgemeiner Weltgeschichte", stand auch der Enkel in strenger und bewußteropposition gegen den herrschenden Zeitgeist; während aber jener mit einigen Gleichgesinnten die erst im Entschwinden begriffene gute alte Zeit festzuhalten suchte gegen die einreißende hellenistische Neuerung, wollte dieser ein sittlich entartetes und in seiner politischen Bildung ganz abgewichenes Geschlecht dadurch heilen und bessern, daß er demselben die Sitten, Denkart und Handlungsweise der Vorfahren, die er selbst wie alle seine Altersgenossen nur aus Büchern kannte, als Muster hinstellte, zu denen man zurückkehren müßte und diese Rückkehr durch sein eigenes Beispiel zu empfehlen bemüht war. „Mit dem Gesetze in der Hand," sagt Drumann, „wollte er die Römer zwingen, gute Bürger zu sein, zu leben wie in Plato's Staate, nur auf erlaubte Art sich um Aemter zu bewerben und nur um dem Baterlande zu nützen, als Magistrate und Senatoren ihre Pflichten zu erfüllen, keinen Lohn, nicht einmal Dank zu fordern, und in jeder Beziehung der Gesammtheit ihren besondern Vortheil aufzuopfern." Wie sein Aeltervater befliß sich Cato in Lebensweise und Kleidung der höchsten Einfachheit, lebte inmitten der größten Verschwendung mäßig und enthaltsam und stärkte seinen Leib durch Abhärtung; auf Reisen ging er meistens zu Fuß, gewöhnte sich baarhaupt an Hitze und Kälie, verschmähte alle Salben und allen Luxus der Mode. Aber freilich gab er durch seine Uebertreibungen den Spöttern manchen Anlaß, über den Sonderling zu lachen, der als Prätor ohne Schuhe und Tunica in der Stadt herumlief, weil die Statuen des Romulus und Camillus auch keine hatten. Wie der Aeltervater war auch der Enkel ein strenger Anhänger und Verfechter des fenatorifchen Regiments und der aristokratisch-republikanischen Verfassung und bekämpfte jede Neuerung und jeden Versuch eigenmächtiger Gewaltherrschaft, doch wurde der Enkel bei seiner Opposition mehr von Principien und weniger von persönlichen Motivengeleitet, als der Ahnherr. Wie der ältere Cato seinen Geist durch gediegene Werke zu bilden und seine Muße mit schriftstellerischen Arbeiten nützlich anzuwenden suchte, so auf gleiche Weise der Enkel. Aber während jener mitten im Leben stand und seine Kenntnisse und Erfahrungen zum Nutzen der Zeitgenossen in praktischen Schriften niederlegte, war der jüngere ein Mann der Doctrin, der Buchgelehrsamkeit, der Schule. Die Bibliothek war sein liebster Aufenthalt; selbst im Senat pflegte er vor Anfang der Verhandlungen in einem unter der Toga verborgen gehaltenen Buche zu lesen. Auf seinen Reisen, im Felde, wie auf seinen Gängen in der Stadt war er stets von Schriftstellern und Philosophen umgeben; daß es ihm gelang, den bejahrten Philosophen Athenodoros zu bewegen, ihm nach Makedonien zu folgen, schätzte er höher als einen Sieg. Aus den Lehren der Stoa, der er sich schon in jungen Jahren mit ganzer Seele widmete, und aus anderen philosophischen Schriften, die er fein ganzes Leben lang mit dem größten Eifer stndirte, stellte er sich das Ideal-gebilde eines moralischen Mannes auf, das er sich in allen seinen Handlungen zur Richtschnur nahm. Uud je mehr die entartete Gegenwart mit diesem Ideale in Contrast stand, desto fester beharrte er bei demselben, desto heftiger wurde seine Opposition gegen die Richtung und Bestrebungen seiner Zeit, desto eifriger verfocht er die alten Formen und Einrichtungen des Staats gegen die kühnen und genialen Männer, welche ihre Machtherrschaft auf den Trümmern des Bestehenden aufzurichten strebten. Er sprach oft so, sagt Cicero, als lebte er in der Republik Plato's und nicht unter den Hefen des Romulus. Das Gefühl, daß er mit seinen Begriffen und Anschauungen von Staats- und Menschenleben, mit seiner altrepublikanischen Gesinnung, mit seiner Pietät für die Sitten und Denkweise des alten Rom unter einem in Sein und Thun so gänzlich verschiedenen Geschlechte dastehe, verlieh seinem von Natur ernsten Charakter den Anstrich von Strenge, Bitterkeit und Morosität und seinen Reden den Stachel der Tadelsucht und lehrmeisterlichen Zurechtweisung, welche die Zeitgenossen an ihm rügten, die Nachwelt als Ergüsse seiner strengen Tugend mit den größten Lobsprüchen belegte. Von engem Gesichtskreise, von geringem Scharfsinn und von einem Geiste, der langsam dachte und begriff, sah Cato mit Argwohn auf alle Aeußerungen und Erscheinungen, die mit seiner Auffassung in Widerspruch standen, und bekämpfte alle von der herkömmlichen Ordnung abweichenden Persönlichkeiten als seine Feinde und Widersacher mit methodischer Opposition. Aber wie sehr auch diese Eigenschaften dem jüugern Cato das Gepräge eines philosophischen Sonderlings gaben und bewirkten, daß sein Name wie der seines Ahnherrn bei den Zeitgenossen als Ausdruck einer tadelsüchtigen, sittenrichterlichen und strengen Gemüthsart galt, so genoß er doch wegen seiner anerkannten Rechtschaffenheit, seines moralischen Lebens, seiner treuen Hingebung an seine Familie und Verwandten, seiner rücksichtslosen Strenge gegen Laster und Lasterhafte, seiner unbestrittenen Vaterlandsliebe

7. Hellas und Rom - S. 123

1906 - Erlangen [u.a.] : Deichert
s 38. Roms Neid und Argwohn gegen Karthago. 123 sie doch den Tod von mir altem Manne nicht erwarten knnen!" Das waren des finnischen Helden letzte Worte. Auch nach Hannibals Tod beobachteten die Rmer mit'argwohn und Eifersucht den weiteren Ausschwung Karthagos. Immer dringender verlangten sie die vllige Vernichtung der alten Handelsstadt, und der greise Senator Cato schlo jede seiner Reden mit den Worten: brigens bin ich der Meinung, Karthago msse zerstrt werden!" Hauptschlich waren es der Rat und die Grnde Catos, weshalb man den Krieg begann. Cato wurde zu den Karthagern und zu Massinissa von Numidien geschickt, welche sich gegenseitig bekriegten. Er sollte die Grnde ihrer Zwistigkeiten untersuchen. Der erstere war nmlich von Anfang ein Freund des rmischen Volkes; die anderen standen seit der Niederlage, die sie durch Scipio erlitten, in einem Bundesverhltnis, waren aber durch Verlust ihres Gebietes wie durch einen schweren Tribut an Geld bedeutend geschwcht worden. brigens fand Cato die Stadt nicht, wie die Rmer meinten, in einer so traurigen Lage und niedergedrckten Stimmung. Sie besa vielmehr eine zahlreiche waffenfhige Bevl-kerung, strotzte von hohen Reichtmern, war von Waffen aller Art und Kriegswerkzeugen ganz angefllt und hatte dabei keine kleinen Gedanken von sich selbst. Deswegen glaubte Cato: Die Rmer htten jetzt nicht Zeit, um die Sachen der Numidier und Massinissas beizulegen und ins reine zu bringen; sie mten vielmehr diese Stadt weg-nehmen, die, nachdem sie von jeher ihre erbitterte Feindin gewesen, jetzt wieder einen unglaublichen Aufschwung genommen habe. Unterlasse man dies, so werde man bald aufs neue in den gleichen Gefahren stehen. Cato kehrte demgem rasch zurck und suchte den Senat zu belehren, da die frheren Niederlagen und Unglcksflle nicht sowohl die Macht der Karthager als vielmehr nur ihre Unbesonnenheit ver-mindert htten. Vermutlich sei bei ihnen dadurch nicht eine grere Schwche, sondern eine grere Erfahrung im Kriege herbeigefhrt worden. Auch setze man sich durch die Kmpfe mit Numidien bereits in Bewegung fr die Kmpfe mit Rom. Frieden und Vertrge seien blo ein Name fr die Verzgerung eines Krieges, bei dem man lediglich den bequemen Augenblick abwarte. Nebenbei lie Cato auch, wie man erzhlt, einige lybifche Feigen in der Versammlung absichtlich aus dem Bausche seiner Toga'fallen. Als man sich der die Gre und Schnheit derselben wunderte, sagte er: das Land, das solche Frchte trage, liege bers Meer nur drei Tage von Rom! Das andere aber ist noch weit strker, da er nmlich bei jedem Gegenstande, der den er seine Stimme abgab, noch die Worte bei-fgte: brigens bin ich auch noch der Ansicht, da Karthago zerstrt werden mu!" (Plutarch.)

8. Geschichte des Altertums für Obersekunda - S. 142

1916 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
142 Rmische Geschichte. Seitdem waren in Gestalt von Kriegsbeute, Provinzialabgaben, Han-Reichtum elsgewinn groe Reichtmer nach Rom zusammengestrmt, und zwar hatten sie sich in wenigen Hnden aufgehuft. Dies hatte ein auer-Luxus ordentliches Steigen des Luxus und der Genusucht zur Folge gehabt. Luxusgesetze, so das nach der Schlacht von Cann gegebene Verbot, da die Frauen Schmucksachen trgen, wurden aufgehoben; ebensowenig vermochte die strenge Amtsfhrung einiger Censoren, wie die des Cato *) im Jahre 184, der Prachtliebe und Leichtfertigkeit Ein-halt zu tun. Whrend sich so eine kleine Minderheit auerordentlich bereicherte und ihre Kapitalien teils durch Ankauf von ausgedehnten Lndereien (Iatifundia), teils durch berseeische Geschfte nutzbar zu machen suchte, dc^Bauern- toure es dem mittleren Bauern st ande immer schwerer, sein Wirt-standes schaftliches Dasein zu erhalten; er ging allmhlich zugrunde. Ganz besonders waren es die Lasten der W e h r p f l i ch t, die desto unertrg-licher fr den mittleren und kleineren Grundbesitzer waren, je lang-wieriger die Kriege wurden, und in je weiteren Fernen man sie fhrte. Es kam dazu abgesehen davon, da die Verheerungen des zweiten punischen Krieges fr viele verderblich geworden waren , da infolge der berhandnehmenden Getreidespekulation immer mehr billiges Getreide von auen her, aus Sizilien, Afrika, schlielich aus gypten, den Kornkammern Roms", nach Italien eingefhrt wurde; dadurch wurden die Getreidepreise so herabgedrckt, da der Anbau von Korn in weiten Gegenden Italiens nicht mehr lohnte. Die Folge war, da die kleineren Besitzer ruiniert wurden; sie konnten den Wirtschaft-lichen Wettbewerb des Auslandes nicht aushalten, verkauften entweder ihr Gut oder nahmen Schulden auf, bis ihr Hof unter den Hammer kam. Die groen Besitzer erwarben, um ihre Kapitalien anzulegen, in immer grerem Umfange Grundstcke und kauften die kleinen Besitzer aus; ja oft scheuten sie nicht vor offener Gewalt zurck, um den Nachbar zu verdrngen und seinen Hof zu ihrem Besitz zu schlagen.2) So wurde 1) M. Porcius Cato, geboren zu Tuskulum, war Qustor gegen Ende des zweiten punischen Krieges, 195 Konsul, 191 Legat im syrischen Feldzug, 184 Ceusor. Er starb 149: ein Vorkmpfer der altrmischen Sittlichkeit gegen das ein-dringende Griechentum, zugleich der erste rmische Prosaiker, der lateinisch schrieb. 2) Horaz beschreibt, wie die arme Bauernfamilie ausgetrieben wird, die Hausgtter und die Kinder im Arm; wie die Fluren, die bisher vom Pfluge durchfurcht wurden, in prchtige Parkanlagen umgewandelt werden; wie die reichen Besitzer an der Meereskste auf Unterbauten, die weit ins Meer hinaus-ragen, ihre Schlsser errichten.

9. Die alte Geschichte - S. 226

1899 - Langensalza : Gressler
226 geschlagen und mußte einen großen Teil seines Landes abtreten. Die Herrschaft der Römer erstreckte sich nun schon nach Asien. In einigen dieser Länder, namentlich in Syrien und Ägypten, ließen sie zwar noch Könige; diese durften aber nichts thun, als was der römische Senat wollte, und waren eigentlich nur römische Statthalter. Die Karthager hatten indessen mit pünktlicher Treue alle Friedensbedingungen erfüllt und hätten daher wohl hoffen dürfen, von den Römern in Ruhe gelassen zu werden. Aber Karthago raffte sich allmählich wieder empor, und die Römer blickten mit Mißtrauen auf den erstarkenden Gegner. Zudem lebte in Rom ein alter ernster Mann, Cato mit Namen, so ernst, daß er in seinem Leben vielleicht nie gelacht hat, und so streng, daß sich, während er Censor war, alle Römer vor ihm fürchteten. Dieser Mann, einer der Verfolger der Scipionen, hatte einen bitteren Haß aus Karthago geworfen und schloß alle seine Reden, deren er viele im Senate hielt, mit den Worten: „Und zum Schlüsse muß ich noch ernstlich darauf dringen, daß Karthago zerstört wird." Da er in hohem Ansehen stand, so war auch bald der Krieg gegen die unglückliche Stadt so gut wie beschlossen. Es fehlte nur an einem Vorwande; der findet sich aber zu allen Dingen bald, wenn mein ihn nur sucht. Der König Masinissa von Numidien wurde von den Römern heimlich aufgereizt, den Karthagern ins Land zu fallen. Diese mußten sich das ruhig gefallen lassen; denn sie dursten ja ohne Erlaubnis der Römer nicht Krieg führen. Sie baten aber dieselben, doch Gesandte nach Afrika zu fchicken, die den Streit entschieden. Das geschah; einer der Gesandten war aber der alte Cato. Die Gesandten untersuchten alles reicht genau und kehrten dann unverrichteter Sache nach Rom zurück, wo sie einmütig erklärten, Rom könne nicht eher sicher sein, bis Karthago ganz zerstört sei. Da nun die Karthager sahen, daß man ihnen nicht helfen wollte, griffen sie endlich zu den Waffen und halfen sich selbst, schickten aber auch sogleich Gesandte nach Rom, die diesen Schritt entschuldigen sollten. Der Senat antwortete sehr ernsthaft, sie möchten zusehen, welche Genugthuung sie den Römern dafür geben würden. Betrübt zogen

10. Bd. 2 - S. 267

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
267 Geseze und Sitten. wirthschaft. Italien wurde mit Kunstgärten erfüllt, Brot mußte man aus Sicilien, aus Afrika holen. Dennoch erlosch der Geschmack am Landleben nicht. Die siegenden Feldherren brachten Gemüse und Obsiarten aus dem Oriente nach Italien. Ans ihren schönen Villen vergaßen viele die Händel des Forums. Ordnung, Mäßigkeit, Sparsamkeit sind die Tugenden des Land- manns; Weichlichkeit und Ausschweifung kennt er nicht. Also die Römer fast sccbshnndert Jahre lang. Cato noch verlangte von einem rechtlichen Manne, daß er das väterliche Erbgut unvermindert den Kindern hinterlasse; die edelsten Senatoren strebten nach dem Ruhme guter Wirthe und Hausväter. Die eheliche Treue wurde lange heilig gehalten. Unverhcirathe- ten Männern gestattete man Concubinen. Auch kommen Spuren von Ausleihung der Weiber vor (Plutarch: Cato). Es war verboten, eine Fremde, eine Sklavin, eine nahe Blutsverwandtin zu heirathen, längere Zeit auch die Verschwägerung patrizischer mit plebejischen Ge- schlechtern. Ehescheidung aus wichtigen Gründen war dem Mann er- laubt; aber lange trat kein Fall davon ein. Leichter, als in Grie- chenland wurde dem Mann die Enthaltsamkeit; cs gab wohl Dir- nen in Rom, aber keine Hetären. Dagegen erhoben sich hier die Ma- tronen, als welche minder abgesondert von männlichem Umgänge lebten, über die Griechinnen an Kenntniß und Seelenadel. Große Frauen haben in jedem Zeitalter in Rom geglänzt. Doch kommen schon frühe auch Giftmischereien und schändliche Bacchanalien vor. Später aber kannte die Ausschweifung keine Grenze. Weiberintrignen und verbrecherische Leidenschaften waren ein wichtiges Triebwerk der inneren Stürme, und viele Häupter des Staats die ausgezeichnetsten Verführer. Die väterliche Gewalt war fast unbeschränkt. Die Römer glaub- ten, daß häusliche Unterwürfigkeit die beste Vorbereitung zum bürger- lichen Gehorsame sey. Aber sie gingen zu weit. Nicht nur in der Ge- walt, sondern im Eigenthume des Vaters waren die Kinder, er mochte sie als Sklaven verkaufen, und, wurden sie vom Käufer frei- gelassen, abermal und zum drittenmal verkaufen; ja er mochte sie tödten, wenn sie Uebles begangen. Solche herrische Gewalt dauerte durch's ganze Leben, sezte sich auf alle Desccndenten fort, und bezog sich auf das Vermögen, wie auf die Person. Doch konnte der Sohn durch Kriegsdienste und Uebnng freier Kunst sich ein Pecutium erwer- den, und die Emancipation endete die väterliche Macht. Dasselbe Verhältniß war bei adop tirten Kindern. Auch unabhängig von dem Ansehen des Vaters wurde die Jugend

11. Theil 1 - S. 184

1839 - Leipzig : Fleischer
184 auch die alte Eifersucht der Römer auf, und obgleich die Karthager pünktlich jede Friedensbedingung erfüllt hatten, und sich sehr vorsahen, die Römer nicht zu beleidigen, so drang doch besonders veralte, finstre Cato in Rom auf Zerstörung der Stadt. Er hielt keine Rede im Senat, welche er nicht mit den Worten beschlossen hatte: „und endlich muß ich noch ernstlich erinnern, daß Karthago zerstört werde." — In- dessen machte der alte Masinissa, vielleicht selbst von den Römern dazu Irageregt, einen Einfall in das karthagische Gebiet, und nahm ein Stück Land weg. Die Karthager durften sich nicht selbst wehren; sie schickten also nach Rom, und baten um Verhaltungsbefehle. Aber man achtete nicht darauf. Sie baten wiederholend um Gesandte, die den Streit schlichten möchten. Man schickte endlich deren 10. Unter ihnen war der alte Cato, der Todfeind Karthago's. Es läßt sich also leicht denken, daß nichts entschieden wurde. Die Bedrängten mußten sich endlich selbst helfen; sie griffen zu den Waffen gegen Masinissa, schickten aber dann gleich nach Rom, und entschuldigten den erzwun- genen Schritt. „ Ihr mögt zusehen," antwortete der Senat, „welche Genugthuung ihr uns gebt!" Die Antwort erschreckte sie; sie schickten daher neue Gesandte nach Rom, welche Vollmacht hatten, alles anzu- nehmen, was die Römer nur befehlen würden, ja im schlimmsten Falle das ganze Volk der Karthager ihrer Gnade zu überlassen. Dies Mal nahm der Senat sie gnädiger auf. „Ihr habt wohlgethan," hieß es nun, „und wir gestatten euch daher eure Gesetze, eure Freiheit, euer Eigenthum. Aber binnen einem Monat müßt ihr 300 der vornehm- sten Jünglinge als Geiseln stellen, und alles thun, was die Consuln euch noch etwa zu befehlen hätten." — Als sie die Antwort nach Karthago brachten, entstand unter den Eltern der Jünglinge, welche ausgewählt wurden, ein großer Jammer. Die Mütter baten aber ver- gebens, sie ihnen nicht zu entreißen; dem Senate mußte gehorcht wer- den. Als die Geiseln nach Sicilien gebracht waren, fand man hier schon das römische Heer im Begriff, sich nach Afrika einzuschiffen, und die Consuln erklärten, die karthagischen Gesandten sollten sich die wei- tern Befehle, in Utica (einer Stadt unweit Karthago) holen, wohin das Heer jetzt übersetzen würde. Man gehorchte pünktlich; sie erschie- nen wieder. Jetzt hieß es: „ihr sollt alle eure Waffen ausliefern." — „Aber wer soll uns denn gegen unfern alten Feind schützen?" — „Das laßt unsre Sorge seyn!" antworteten die Consuln. Auch jetzt noch gehorchten die Karthager, und eine unendliche Reihe von Wagen führte die Waffen ins römische Lager. Dies Mal machten die Con- suln ein freundliches Gesicht, und sprachen: „wir müssen wirklich euern Gehorsam loben. Aber eins ist noch übrig:, der Senat verlangt, daß ihr eure Stadt verlaßt — denn die muß zerstört werden — und er- laubt, daß ihr euch, wo ihr wollt, nur nicht näher als zwei Meilen

12. Die Weltgeschichte - S. 248

1849 - Heidelberg : Winter
248 §. 70. Rom's Entartung. §. 70. (56.) Vorsteher der neuakademischen, der peripatetischen und der stoischen Schule als Gesandte Athen's in Rom erschienen und durch ihre gewandten dialectischen Redekünste die jüngern Römer zur Bewun- derung hinrissen, indem jene über jedes Thema sowohl Für als Wider mit gleich siegender Beredsamkeit, ohne sich dabei um die Moral zu bekümmern, sprechen konnten. Von nun an wandten sich die Römer mit Vorliebe der griechischen Dis- putirkunst zu, ungeachtet Cato zur Abwendung der Gefahr, von welcher ihm dadurch die Sittlichkeit und der altrömtsche Character bedroht schien, sämmtliche grie- chische Philosophen und Redner aus Rom entfernte. Allein der Reiz der Neuheit und das Bedürfntß der römischen Staatsmänner, denen diese philosophische Vortragsmethode Nutzen für ihre amtliche Wirksamkeit versprach, wirkte mächtiger; das Studium der griechischen Philosophie und Beredtsamkeit, die man sich aus Athen, Rhodus und andern griechischen Städten holte, nahm zu, und selbst Cato beschäftigte sich noch in seinem hohen Alter mit der griechischen Literatur, deren Hauptförderer indcß die edcln S c ip i onen waren. Von den philosophischen Systemen der Griechen gewann in- deß, wenigstens bei den ernsteren Römern, die stoische Philo- sophie den meisten Eingang, weil sie ihnen nach dem Verfall der Religion beim Mangel eines höhern Lichts, doch noch einigen mo- ralischen Halt bot, während im Allgemeinen der Hellenismus in Verbinoung mit dem einreißenden Luxus das religiös-sittliche Leben der Römer untergrub. 4. Nom s Entartung. 1. Die gracchischen Unruhen; der jugurthinische und cimbrische Krieg. 9^om's Herrschsucht, vom Glücke begünstigt, hatte be- reits alles Maaß überschritten, und Habsucht und Genuß- sucht waren dazu getreten, um allmählig das Bild vollendeter Selbstsucht auszuprägen. Die Bekanntschaft mit der asiatischen Schwelgerei und Üppigkeit hatte die alte Einfachheit der Sitten verdrängt, während die nach Rom geschleppten Werke griechischer Bildung dafür keinen Ersatz geben konnten, da sie nur den reichen Römern zum Prunke, wenigen unter ihnen zur Aus- bildung des Geistes dienten. Die Reichthümer, die aus den er- oberten und ausgebeuteten Ländern nach Rom strömten, hatten den alten strengen Rechtssinn gebeugt und das errungene

13. Theil 1 - S. 220

1827 - Breslau : Max
220 Forderungen des Tractates erfüllt, und hätten daher doch wohl hoffen dürfen, von den Römern in Ruhe gelassen zu werden. Aber es lebte in Rom ein alter, ernster Mann, Cato mit Na- men, so ernst, daß er in seinem Leben vielleicht nie gelacht hatte, und so streng, daß sich alle Römer vor ihm fürchteten. Dieser Mann hatte einen recht bittern Haß auf Karthago ge- worfen, und schloß keine Rede, deren er viele im Senate hielt, ohne die Worte: „und zum Schlüsse muß ich noch darauf ernst- lich dringen, daß Karthago zerstört werde." — Da er in hohem Ansehen stand,, so war auch bald der Krieg gegen die unglück- liche Stadt so gut als beschlossen. Es fehlte nur an einem Vorwände; der findet sich aber zu allen Dingen bald, wenn man ihn nur sucht. Ein Karthago benachbarter afrikanischer König wurde von den Römern heimlich aufgereizt, den Karthagern ins Land zu fallen. Diese mußten sich das ruhig gefallen lassen; denn sie durften ja ohne Erlaubniß der Römer nicht Krieg führen. Sie baten aber dieselben, doch Gesandte nach Afrika zu schicken, die den Streit entschieden. Das geschah; einer der Gesandten war aber der alte Cato, und nun laßt sich leicht denken, ob zu Gunsten der Karthager wohl etwas entschieden seyn mag. Die Gesandten besahen sich das ganze Land und den Zustand von Karthago recht genau, und kehrten unverrichteter Sache nach Rom zurück, wo sie einmüthig erklärten, Rom könne nicht eher recht sicher seyn, bis Karthago ganz zerstört wäre. Da nun die Karthager sahen, daß man ihnen nicht helfen wolle, so griffen sie endlich zu den Waffen, und halfen sich selbst, schick- ten aber auch gleich Gesandte nach Rom, die den gethanen Schritt bestmöglichst entschuldigen sollten. Der Senat antwor- tete sehr ernsthaft, sie möchten zusehen, welche Genugthuung sie den Römern dafür geben würden. Betrübt zogen sie ab; bald kamen neue Gesandte, die Vollmacht hatten, Alles zu thun, was die Römer haben wollten, ja selbst das ganze Volk der Karthager der Gnade der Römer zu überlassen. „Ihr habt das beste Theil endlich erwählt," lautete die Antwort, „und wir bewilligen euch dafür eure Freiheit, eure Gesetze und eure Güter, unter der Bedingung, daß ihr binnen einem Monat 300 der vornehmsten Jünglinge als Geiseln stellt, und Alles thut, was

14. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. VIII

1851 - Heidelberg : Winter
Druckfehler und Berichtigungen. Seite 1 Zeile 8 v. u. anst att Sagen geht lies: Sagen und mehr noch aus ' den Ergebnissen der Sprachvergleichung geht „ 2 „ 18 v. o. in Europa lies: in Mitteleuropa. „ 1.5 „ 6 v. u. „ Edeline lies: Edelinc „ 17 „ 12 v. o. zur Nachtzeit lies: oft auch zur Nachtzeit. „ 18 „ 4 v. o. Feige und Verräther lies: Feige, Verräther und Unzüchtige. „ 26 „ 15 v. o. , zwischen Vercellt und Verona lies: wahr- scheinlich in der Gegend von Vercellä (j. Vercclli) „ 30 „ 22 v. u. , ,, der alte Cato lies: Cato (Utticeim«) „ 30 „ 12 v. u. , bei Andernach lies: bet Bonn „ 31 „ 8 v. o. , in der Gegend von Bonn lies: im Vergleiche mit der frühern Brücke weiter flußaufwärts „ 32 „ 2 v. u. , ,, in den Zuydersce lies: durch den Flevus (j. Vlie), da wo nachmals der Zuydersce entstand „ 34 „ 11 v. o. , , obere Elbe lies: untere Elbe „ 83 „ 10 v. u. , ,, Großmeistcrwürde ltes: Großhofmetsterwürde „ 84 „ 12 v. u. „ die Burg lies: d. i. Berg „ 115 „ 10 v. o. „ dies lies: das „ 121 „ 14 v. o. „ Kap. 20 lies: Kap. 21. n 133 „ 3 v. o. „ den Kaiser mit dem Banne lies: den Kaiser s späterhin (1116) mit dem Banne „ 140 „ 16 v. u. „ & Kaiser lies: König. „ 146 „ 5 v. u. „ ‘ - am Comer-See lies: wahrscheinlich in Chia- venna, „ 163 „ 15 v. o. „ Mclunr lies: Melun „ 173 7 !>. o. „ 1221 lies 1219 „ „ „ „ „ vier lies: drei "n 174 „ 20 v. o. „ schon lies: schwer „ 195 15 v. u. „ 1305 lies: 1309 „ 200 19 v. o. „ Reben den lies: Neben dem „233 „ 25 v. u. ! ,, htntcrlasscn lies: überlassen „ 245 „ 22 v. o. „ Bodensee lies: Zürchcrsee „ 286 „ 9 v. u. „ Elbgebtetc lies: Elbgebiet „ 304 „ 22 v. o. „ tilge das Wort mehrere „ 335 13 v. o. „ seit 1627 lies: vor 1627 „ 357 17 v. u. „ der Kurwürdc lies: der vierten Kurwürde „ 15 v. u. „ Im nächsten lies: Im gleichen 358 „ 19 v. o. „ Wtttwe lies: Schwägerin „ 359 „ 5 v. o. „ Königswürdc lies: Köntgswürde (zunächst von Frankreich, Spanien und England) 18 v. o. „ 1718 mit dem lies: nach dem 1718 w — „ 20 v. o. , „ verlor Schweden seine lies: behielt Schweden im Stockholmer Frieden 1720 seine „ — „ 22 v. o. „ Vorpommern lies: Vorpommern von der Ostsee bis zur Peene.

15. Die vorchristliche Zeit - S. 459

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
dem Seleucidenreiche, Makedonien und Griechenland. 459 schen Krieges lebte und der etwas spätere, angeblich als Sklave aus Afrika nach Nom gekommene Terentius. Doch behauptete sich diese Art von Belustigung weniger bei dem Volke als bei den Reichen und Vornehmen. Dem Volke sagte es mehr zu, der Hetze wilder Thiere, die man nach Rom brachte, und den Kämpfen der Gladiatoren, der zu Fechtern abgerichteten Sklaven, in den Amphitheatern zuzuschauen. Für die Vornehmen und Neichen war es ein doppeltes Bedürfniß, das sie in den Kreis griechischer Bildung zog und sie so auch in Hinsicht ihres geistigen Lebens in eine besondere Stellung versetzte. Die Verhältnisse, in welchen der römische Staat sich befand, machten die aus heimischer Überlieferung und Uebung zu gewinnende Geschicklichkeit für die Be- handlung der staatlichen Verhältnisse unzulänglich und das Verlangen nach Vergnügen und Genuß verschaffte der griechischen Literatur als einem Bedürfnisse der Unterhaltung dieselbe Stelle, die sie an den hellenistischen Fürstenhöfen hatte, auch in den von Fürstenhöfen wenig verschiedenen Häusern der römischen Großen. Das Bemühen um die höheren Aemter des Staates trug dazu ein Großes bei. Je mehr bei den verwickelteren Staatsverhältnissen eine Schaustellung von Talent, Kenntnissen und Nedegeschicklichkeit zu diesem Ziele zu führen anfing, richtete sich der Blick der reichen Römer nach den Griechen als Lehrern der Beredtsamkeit und dadurch fand auch die griechische Philosophie, die theils unmittelbar durch die Uebung in Behandlung streitiger Fragen, theils mittelbar durch Erweiterung des Gedankenkreises und Förderung von Geistesgegenwart und Gewandtheit eine Vorschule dazu schien, be- reitwillige Aufnahme. Man verkannte indessen auch nicht die Gefahr, welche im Gefolge der eindringenden fremden Bildung nahte. Es war natürlich, daß der höhere Zweck, dem das Verbreiten griechischer Bil- dung im römischen Reiche dienen sollte, das tiefere Verständniß für Er- örterung sittlicher Fragen, woraus sich die Erkenntniß der Unzulänglich- keit des Heidenthums und die Empfänglichkeit für das Christenthum er- gab, jetzt noch nicht geahnt werden konnte. Was den aufmerksamen Beobachtern klar werden mußte, war die eingetretene Entfernung von einheimischer Sitte. Da nun im Heidenthum, wo der Mensch auch als sittliches Wesen auf die Pflege der in seiner Natur gegebenen Keime nicht hinauskam, die Tüchtigkeit von treuem Bewahren nationaler Eigen- thümlichkeit abhing und das Verlassen derselben auch mit einem Ueber- springen sittlicher Schranken verbunden zu sein Pflegte, richtete sich eine Besorgniß gegen die Freunde der griechischen Bildung. Wenn jedoch der ceusorische Cato als der Vertreter und Vertherdiger des ächten Römerthums erscheint und wenn ihm die Scipionen das Einbürgern fremder Sitte zu fördern scheinen, so ist dieser Gegensatz besonders lehrreich deßhalb, weil in Cato zugleich die römische Strenge von

16. Theil 1 - S. 332

1875 - Leipzig : Brandstetter
332 chische Bildung ein, um feinem Sohne das, was ihm brauchbar dünkte, in die Muttersprache zu übersetzen. Seine Schriftstellerei war zunächst für diesen berechnet und sein Gefchichtswerk schrieb er mit großen deutlichen Buchstaben für ihn ab. Der alte Cato lebte schlicht und sparsam. Seine strenge Wirthfchaftlichkeit litt keine Luxusausgaben. In feinem Haufe sah man keinen Teppich und lange Zeit feine getünchte Wand, die strengste Mäßigfeit war Gesetz. Sein ganzes Sein bis in's höchste Alter hinauf war Thätigfeit. Jeder Augenblick war eingetheilt und es blieb ihm Zeit für jede Art von Geschäften. So lebte der Mann, der den Zeitgenossen und den Nachfommen als der rechte römische Musterbürger galt." Einige Jahrzehnte später freilich gab es wenige Römer mehr, welche sich diesem Musterbürgerthum angeschlossen hätten. Es erscheint merkwürdig auffällig und ist doch wohl innerlich folgerichtig, wie bereitwillig und leicht die Römer, trotz ihres unbeweglichen und nüchternen Sinnes, Fremdes aufzunehmen und sich anzueignen wußten. Vielleicht gehörte dies eben recht in den Kreis ihres zweckdienlichen Handelns. Was sie nicht der Mühe werth hielten aus sich selbst zu schaffen, dessen suchten sie auf dem Wege der Eroberung habhaft zu werden; mit Land und Leuten wollten sie auch der geistigen Schätze sich bemächtigen, soweit es ihnen dienlich dünste. Hier aber waren die Ueberwundenen mächtiger als sie und der Strom riß alsbald die gesteckten Grenzen nieder und fluthete in schrankenloser Freiheit über. Wenn aus Etrurien die ersten Bildunqsfeime nach Rom famen, so hat dann später der Zauber des Griechenthums feine volle Macht an dem wehrhaften Staat bewährt. Sprache, Poesie, Wissenschaft und bildende Kunst sind mit den griechischen Göttern in Rom eingezogen und haben allmählich die rauhe republikanische Tugend besiegt, durch welche sie selbst aus ihrer Heimath vertrieben wurden. Es war hier kein Haltens mehr. Hat doch selbst der alte Cato in feinen späten Jahren noch die griechische Sprache erlernt. Die Eroberung von Unteritalien und Sicilien, die Unterwerfung von Macedonien und Griechenland brachten die Schriften und die Kunst-schätze der hellenischen Cultur nach Rom, und es waren außer unermeßlichen Schätzen aus Spanien und Karthago auch viele Tausende von Sklaven gekommen. Diese, besonders die macedonischen und griechischen Kriegsgefangenen, brachten Gewerbe, Künste und Wissenschaften in die Häuser ihrer Gebieter und lehrten die unzähligen Bedürfnisse und Bequemlichkeiten eines Luxus, von welchem man früher in Rom keine Ahnung hatte. Man gab um ihrer Geistesbildung willen den Kindern Griechen zu Erziehern und Lehrern. Außerdem hielten sich griechische Rhetoren und Philosophen in Menge zu Rom auf, welche die erwachsene Jugend in aller Kunst und Weisheit der Griechen unterrichteten und schon um diese Zeit eine Literatur in Rom begründeten, welche keines-

17. Bd. 2 - S. 216

1846 - Braunschweig : Westermann
212 Viertes Kap. Römische Geschichte. heit fürchteten seine Macht; aber Er, welcher wohl der Erste in Rom, jedoch dessen Tyrann nicht seyn wollte, entließ seine Truppen, wie er in Italien lautete, und begehrte, nach gefeiertem Triumphe, blos zwei Dinge zur Be- lohnung: die Bestätigung seiner asiatischen Einrichtung und Aecker für seine Krieger. Beides wurde ihm abgeschlagen. Mctcllus, Lucnllus, Cato u. 21, nicht Alle aus reinen Beweggründen, sezten sich entgegen, und die Kränkung, die Pompejus hierüber empfand, war wohl die Hauptursache seiner Verbindung mit Crassus und Cäsar. Dieser Leztere hatte sich endlich von den jugendlichen 2lusschweisungcn zu den Staatsgeschäften gewandt und allsoglcich die Bcwundening seiner hohen Talente erweckt. Nachdem er die Würden eines Quästors, 2ledilis und Prä- tors verwaltet, auch jene des Pontifex Maximus erlangt hatte, bekam er das jenseitige Gallien zur Provinz. Kaum ließen ihn seine Gläubiger (denen er an 6 Millionen Thaler schuldig war) dahin abgehen; aber er bereicherte sich in seiner Provinz, und kehrte mit Kriegsruhm, so wie mit Beute bedeckt nach Nom zurück. Jezt that er Pompejus und Crassus, deren alte Eifersucht erwacht war, den Vorschlag, sich unter einander und mit Ihm zur Behauptung der Gewalt und gemeinschaftlichen Durchsezung ihrer 2lbsichtcn gegen alle Rivalen zu verbinden; wodurch, als Beide dem Vorschlage bei- traten, das erste Triumvirat entstand (3924. 39 v. Chr.). Cato, wie er Kunde davon erhielt, rief klagend aus: „Es ist geschehen um die Repu- blik, sie hat Herren erhalten!" Dennoch wäre sie nicht gefallen, hätten Mehrere wie Cato gedacht. Unter dem allgemeinen Ruine der Sittlichkeit und Freihcitsliebc erscheint Ca- to's ehrwürdiges Bild als eine einsame, aus besseren Zeiten zurückgebliebene Gestalt. Nicht Geld, wie Crassus, nicht Ruhm, wie Pompejus, nicht Herrschaft, wie Cäsar, nicht Genuß, wie die meisten 2lnderen — Tugend, Gerechtigkeit und Freiheit verlangte Cato, und nur sie, ohne Wanken, ohne 2lnstrengung — als welche den Widerstreit der Neigungen oder getheilte Em- pfindungen verräth —: es war ihm nicht gegeben, etwas 2lndercs zu verlangen. Ein hohes Ideal der strengsten Tugend und des erhabensten Bürgersinnes, ohne Nachsieht gegen sich, wie gegen Lindere, und unfähig zum Vergleiche mit den Bedürfnissen einer verderbten Zeit und mit der Schwäche der Menschen. Wahr ist's, daß er hiedurch mehr scheue Ehrfurcht, als Nach- ahmung erweckte — man verzweifelte, ihm ähnlich zu werden —; wahr ist's

18. Bd. 2 - S. 198

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
198 Viertes Kap. Römische Geschichte. ibm die schöne, durch Schmeichesei noch unentweihte Benennung "Va- ter des Vaterlandes — — — Roma parentcm, Roma patrem patriae Ciceronem libera dixit. Juvenal. §. N7. Das erste Triumvirat. Cato. Kaum waren die catilinarischen Schrecken vorüber, als Pom- pejus mit seinem siegreichen Heere aus dem Oriente zurückkehrte. Die Freunde der Freiheit fürchteten seine Macht; aber Er, welcher wohl der Erste in Rom, jedoch dessen Tyrann nicht scyn wollte, entließ seine Truppen, wie er in Italien landete, und begehrte, nach gefeiertem Triumphe, blos zwei Dinge zur Belohnung: die Bestätigung seiner asiatischen Einrichtungen und Acckcr für seine Krieger. Beides wurde ihm abgeschlagen. Metcllus, Lucullns, Cato u. A., nicht alle aus reinen Beweggründen, seztcn sich entgegen, und die Kränkung, die Pompejus hierüber empfand, war wohl die Hanptursache seiner Verbindung mit Er as sus und Cäsar. Dieser leztere hatte sich endlich von den jugendlichen Ausschwei- fungen zu den Staatsgeschäften gewandt und allsogleich die Bewun- derung seiner hoben Talente erweckt. Nachdem er die Würden eines Quästors, Aedilis und Prätors verwaltet, auch jene des Pontifex Marimus erlangt hatte, bekam er das jenseitige Hispanien zur Provinz. Kaum ließen ihn seine Gläubiger (denen er an 6 Millionen Thater schuldig war) dahin abgehen; aber er bereicherte sich in seiner Provinz, und kehrte mit Kriegsruhm, so wie mit Beute bedeckt nach Rom zurück. Iezt that er Pompejus und Crassus, deren alte Eifersucht erwacht war, den Vorschlag, sich unter einander und mit Ihm zur Behauptung der Gewalt und gemeinschaftlichen Durch- sezung ihrer Absichten gegen alle Rivalen zu verbinden; wodurch, als Beide dem Vorschläge beitraten, das erste Triumvirat entstand (3924. 59 v. Ehr.). Cato, wie er Kunde davon erhielt, rief klagend aus: "Es ist geschehen um die Republik, sie hat Herren erhalten!" — Dennoch wäre sie nicht gefallen, hätten Mehrere wie Cato gedacht. Unter dem allgemeinen Ruine der Sittlichkeit und Freiheits- liebe erscheint Cato's ehrwürdiges Bild als eine einsame, aus bessern Zeiten zurückgebliebene Gestalt. Nicht Geld, wie Crassus, nicht Ruhm, wie P ompejus, nicht Herrschaft, wie Cäsar, nicht Genuß, wie die meisten Anderen — Tugend, Gerechtigkeit und Freiheit verlangte Cato, und nur sie, ohne Wanken, ohne Anstrengung — als welche den Widerstreit der Neigungen oder gethcilte Empfindungen vcrräth — : cs war ihm nicht gegeben, etwas Anderes zu verlangen. Ein hohes

19. Bd. 2 - S. 213

1837 - Stuttgart : Scheible
211 §. 3. Nebenbuhlerschaft des Powpejus und Casar. Erstes Triumvirat. Die mächtigsten Bürger der Republik waren jetzt unstreitig Po mp ejus, welcher über die drei Theile der damaligen Welt triumphirt, Cicero, dessen Beredtsam- keit und Sorgfalt den Staat gerettet, und Crassus, dessen unbegränzter Ehrgeiz die Republik schon in große Verwirrung') gestürzt ^) hatte. Ihnen zur Seite muß man Cato und Cäsar stellen^); jenen wegen seiner strengen Grundsätze, welche an die schönen Zeiten der Republik erinnerten; diesen wegen seiner verweichlichten Denk- und Lebensart^), die zu den lockeren Sitten dieser Zeit vollkommen paßte5). Cato war, wenn inan so sagen darf"), das Bild d>es alten Roms, Cäsar das des neueren. Cato war ein Urenkel jenes Cato, dem die Nach- welt den Beinainen Censor gegeben hat, und derselbe, welcher ein Schwert verlangt hatte, um den Tyrannen Sulla zu todten. Nach seinen ersten Waffenthaten iin Kriege gegen Spartacus wurde er mit mehreren wichti- gen Aemtern beehrt. Als es sich daruin handelte, über die Verschworenen ein Strafurtheil zu fällen^), trat er gegen Cäsar auf"), dessen Milde unter solchen Uinstän- den bei ihm den Verdacht erweckte, als habe jener selbst an dein Complotte Theil genommen 9). Er hatte die Grundsätze der stoischen Philosophie eingesogen 10), und 1 * * * 1) troubles 2) jeter 3) placer 4) wegen . . , Lebensart, à cause d’une mollesse de conduite et de maximes 5) zu etw. raffen, s'accorder avec qqch. 6) peut 7) ein . . . fällen, de condamner 8) auftretên, parler 9) zu übers.: ihn machte arg- wöhnen, zu haben genommen Theil an re. io) er hatte einge- sogen die, imbu des 14 *

20. Bd. 1 - S. 280

1854 - Leipzig : Engelmann
280 Geschichte der alten Welt. 55. fünf Jahre Gallien als Statthalterschaft, während der 60jährige Crassus zur Befriedigung seiner Habsucht das reiche Syrien mit seinen Schätzen aus- erkor und Pompejus Spanien mit Afrika als Provinz erhielt, sie jedoch durch seine Unterbeamten (Legaten) verwalten ließ, indeß er in Rom eine dictato- rische Gewalt übte. Gegen solche Uebermacht vermochte der wieder heimge- kehrte Cato, der treue Wächter der Republik, nichts auszurichten, und Cicero zog sich verstimmt vom Staatsleben zurück. Crassus fand in Asien seinen Untergang. Während er von unersättlicher Geldgier getrieben die Tempelschätze plünderte und mit Erpressungen die Zeit hinbrachte, rüstete der Partherkonig Orödes (Arsaces Xi V. ss36) ein tapferes Heer aus und besetzte Mesopotamien. Von einem verrätherischen Rathgeber verführt überschritt Crassus, wohlmeinender Warnungen ungeachtet in thdrichter Verblendung 53- den Euphrat, wurde aber in einer öden Sandfläche bei Karrhä von den wohl- berittenen, pfeilschnellen Parthern besiegt, und nachdem sein tapferer Sohn Publius mit dem größten Theil des Heeres gefallen war, auf der Flucht durch einen Hinterhalt getodtet. Höhnend füllten die Sieger den bleichen Mund des Unersättlichen mit Gold. Die Trümmer der Armee rettete der besonnene Legat Cassius nach Syrien. *) Cicero hatte früher als Anwalt des Senats einen wegen Verletzung der Religions- gebräuche wider Clodius angebrachten Rechtsstreit geleitet, und denselben bei jeder Gele- genheit durch verletzende Reden gereizt, daher die Feindschaft. Durch Casars Beistand erlangte Clodius das Tribunat und setzte dann den Antrag durch, „daß Jeden, der einen römischen Bürger ohne ein Volksur theil zum Tode verurtheilt hätte oder verurtheilen würde, die Strafe der Aechtung treffen solle." In Folge dieses Gesetzes wurde Cicero, der nur auf einen Senatsbeschluß hin die Verurtheilung der Gefährten des Cati- 5g lina vorgenommen hatte, geächtet und verbannt, sein Haus niedergebrannt und zwei sei- ner Landhäuser zerstört. Umsonst hatte er durch flehentliches Bitten vor dem Volke in Trauerklcidern den Spruch rückgängig zu machen gesucht, er mußte in die Verbannung ziehen, wobei er sich eben so kleinmüthig zeigte, wie bei seiner Verurtheilung. Nun betrug sich Clodius, im Vertrauen auf die frevelhaften Rotten, die ihn stets begleiteten, so frech und übermüthig, daß sich Pompejus und endlich auch Cäsar von ihm abwandten, wo- durch es dem Tribun Annius Milo gelang, die Zurü ckberusu ng Cicero's durch- zusetzen. Gleich einem Triumphirenden kehrte hierauf Cicero aus seinem achtmonatlichen Exil über Unteritalicn nach Rom zurück. Sein Haus und seine Landgüter wurden auf Staatskosten wieder hergestellt. — Cato, „der rechtlichste Mann in Rom", hatte sich den Auftrag ertheilen lassen) die Insel Cypern, die dem Beherrscher, einem Bruder des 57* Königs von Aegypten, wider alles Recht durch Volksbeschluß abgesprochcn worden war, in eine römische Provinz umzuwandeln. Auf diese Nachricht gab sich der cyprische König selbst den Tod, worauf Cato von seinen Gütern und Schätzen Besitz nahm und Alles redlich und gewissenhaft in die Staatskasse ablieferte. I») Casars gallische Kriege (58 — §. 198. In dem reichen Gallien (Frankreich) und in Helvetien (Schweiz) wohnten vor Alters die Kelten in viele kleine Staaten, Stämme und Völkerschaften getheilt und unter verschiedenen Regierungsformcn ohne