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1. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 37

1883 - Leipzig : Peter
37 Rudolfs Wunsch, daß sein Sohn Albrecht ihm auf dem Throne folgen sollte, ging nicht in Erfüllung, weil die Fürsten dessen Hausmacht fürchteten. Es wurde der Graf Adolf von Nassau zum Kaiser gewählt. Nach einigen Jahren jedoch setzten ihn die Fürsten wieder ab und wählten Albrecht zum Kaiser. Um sich auf dem Throne zu behaupten, ergriff Adolf gegen seinen Gegner die Waffen. Es kam unweit Worms zu einer Schlacht, in welcher Adolf besiegt wurde und das Leben verlor. § 21. Kaiser Albrecht I. (Der Freiheitskamps der Schweizer.) * Albrecht 1, der von 1298 —1308 regierte, war ein tapferer, aber stolzer, strenger und herrschsüchtiger Fürst, 8er vom Volke wohl gefürchtet, aber nicht geliebt wurde. Sein Hauptbestreben richtete er auf die Vermehrung seiner Hansmacht. Deshalb trachtete er auch danach, die Schweiz dem habsburgischeu Hause zu unterwerfen. Im 11. Jahrhunderte war die Schweiz an das deutsche Reich gekommen. Die Grafen von Habsburg, denen die Landgrafschaft des Aargaus als erbliches Lehen gehörte, gelangten in der Schweiz , allmählich zu großer Macht und trachteten danach, die Landschaften, über welche sie als Reichsvögte landesherrliche Rechte ausübten, ganz unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Die Landschaften Schwyz, Uri und Unterwalden, denen von einem Nachfolger Friedrichs I. (Barbarossa) ihre Reichsunmittelbarkeit zugesichert war, bildeten zur Wahrung ihrer Rechte einen Bund, die Eidgenossenschaft genannt. Die Gemeinden, denen ein Landamtmann oder Schultheiß vorstand, verwalteten ihre Angelegenheiten selbständig nach alten Gebräuchen und Rechten; nur den Kaiser erkannten sie als Herrn über sich an. Um ihre Unterwerfung unter das Haus Östreich zu erzwingen, schickte Albrecht Reichsvögte in ihr Land, welche die Gerichtsbarkeit in strengster Weise ausübten und sich allerlei Übergriffe erlaubten. Uber Schwyz und Uri setzte er Geßler von Bruneck, über Unterwalden Beringer von Landenberg. Diese achteten die Rechte der freien Gemeinden gar nicht, sondern handelten in ihrem Uebermnte nach Willkür und verfuhren oft mit grausamer Strenge. Geßler ließ sich bei Alters in Uri eine Zwingburg bauen. Die Schweizer beklagten sich beim Kaiser; aber ihre Beschwerde hatte keinen Erfolg. Da beschlossen sie, sich selbst zu helfen ^und die Vögte zu vertreiben. Die Sage erzählt darüber Folgendes. Walther Fürst, Arnold von Melchthal und Werner Stauffacher, drei in ihren Gemeinden angesehene Männer, trafen die Vorbereitungen zur Befreiung ihres Landes. Sie kamen mit 30 vertrauten Männern in einer Novembernacht des Jahres 1307 auf dem Rütli am Vierwaldstättersee zusammen und schlossen einen Bund zur Befreiung ihres Landes. Sie bestimmten die Neujahrsnacht 1308 zur Ausführung ihres Planes. Nicht lange darauf wurde Geßler, der in seinem grausamen Hochmute den wackeren Schützen Tell zu verderben suchte, von letzterem auf dem Wege nach Küßnacht erschossen. Diese That erhöhte den Mut des Volkes. In der Neujahrsnacht 1308 nahmen Verschworene die Burg Roßberg, Landenbergs Schloß in Sarnen, und alle übrigen Burgen der Landvögte ohne Blutvergießen. Landenberg wurde über die Grenze gebracht. Ohne blutigen Kampf hatten die Schweizer ihre Befreiung erlangt. Kaiser Albrecht wollte die rebellischen Bauern, wie er sie nannte, strafen; aber der Tod ereilte ihn vor der Ausführung dieses Vorhabens. Sein Neffe Johann von Schwaben, dem er das väterliche Erbe in der Schweiz und in Schwaben nicht übergeben wollte, ermordete ihn im Jahre 1308. Wegen dieser That erhielt Johann den Beinamen Parricida, d. h. Verwandtenmörder.

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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 210

1845 - Berlin : Klemann
210 Viertes Buch. Dritter Abschnitt. auch sie Albrechts böses Trachten kannten. Da traten sie zusammen und beschworen (1291) ihren uralten Bund aufs Neue: keinen fremden Mann bei sich als Richter aufzunehmen und sich aus allen Kräften selber zu hel- fen. Hierauf hielten die Männer aus den drei Waldstätten (wie auch alle Bürger und Bauern in den andern helvetischen Landen) treu zum König Adolf, weil dieser sie in ihrer Freiheit und in ihren Rechten beschirmte. Als aber Adolf auf dem Hasenbühel bei Gcllheim erschlagen und Albrecht an seiner Statt König geworden war, schickten die aus den Waldftätten zu Al- brecht nach Straßburg mit Bitten um Bestätigung ihrer uralten Verfassung. Tückisch gab er ihnen zur Antwort: „Ich denke, euren Zustand nächstens zu verändern." Dieses Bescheids wurden sie nicht froh und gingen mit schweren Herzen heim. Um so froher waren dagegen die adligen Herren in der Schweiz, wie ste des Königs feindselige Gedanken gegen die freien Männer erkannten; sie zogen voll Uebermuths wider die Stadt Bern und dachten, durch ihre Uebermacht zu siegen. Doch die Berner Bürger rückten ihnen entgegen und schlugen (1298) die stolzen Ritter auf dem Donner- bühel, daß diesen die Hoffahrt verging. Nun ward jedem freien Manne das Herz leichter und der Muth höher gegen die Herrschsucht des Königs. Dieser aber versuchte es mit List, die Waldstätte um ihre Freiheit zu bringen und seinem Hause unterthan zu machen. Er schickte an das Volk in den Waldstätten zwei Herren mit folgender Botschaft: „Seht wohl zu, ihr guten Männer im Waldgebirg, wie rings um euch her alles Land und alle Vogteien mein Eigen sind! Meine Macht ist so groß, daß ihr dersel- den nicht widerstehen könnt. Dennoch Hab' ich nicht im Sinn, euch um irgend was zu kränken, weder um eure Hecrden, noch was sonst euer ist; denn ich weiß wohl, daß ihr arm seid. Vielmehr will ich, als Enkel eurer getreuen Vögte, euch aus aufrichtiger Liebe und zu eurem eignen Nutz und Frommen, auf ewige Zeiten in meinen mächtigen Schutz aufnehmen. Ich weiß auch gar wohl, daß ihr tapfre Männer seid, und darum möchte ich euch gern zu Siegen und hohen Ehren führen, euch durch Beute reich ma- chen und durch Ritterschaft und Lehen gar wohl erhöhn." Hierauf erwie- derten die von Uri, Schwyz und Unterwalden: „Wir gedenken's noch gar wohl und werden's auch nie vergessen, was für ein guter Vogt uns König Rudolf gewesen ist; verlangen uns übrigens keinen andern Zustand des Gemeinwesens, als wie's unfern Vätern gut genug gewesen; so lieb ist's uns auch. Das mag uns der König als ein gerechter Herr bestätigen, wie's sein Vater gethan, und uns einen Reichsvogt senden, weil wir ledig- lich beim Reich bleiben wollen." Da dachte der König erzürnt: „Wohlan, ihr Bauern, so will ich euch das Reich dermaßen verleiden, daß ihr doch noch lieber dem Hause Habsburg unterthan werden müßt." Und er schickte ihnen den Hermann Geßler von Bruneck und den Beringer von Lan- denberg zu Reichsvögten. Beide waren habsburgische Dienstleute, gering an Gut, darum voll großer Habsucht, und hofften in den Waldstätten schöne Ernte für sich zu halten, und waren dabei roh und gewaltthätig, daß sie bald verhaßt wurden. Doch eben darauf baute der schlaue Albrecht seinen Plan; denn er dachte: „Wenn das Volk in den Waldstätten durch der Reichsvögte Ty- rannei erst zum offnen Aufstand getrieben worden ist, dann gibt es selbst mir den besten Vorwand, es mit Waffengewalt völlig zu unterdrücken, gleich- wie mir's in Oesterreich gelang." Darnach trieben's auch die Vögte im frevelhaften Muthwillen aufs Alleräußerste. Wiewohl kein Reichsvogt bis-

2. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 354

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
354 sei, auch von den deutschen Fürsten und insonderheit von Albrecht die Huldigung empfangen habe. Letzterer habe sich jedoch hochmthig gegen ihn aufgelehnt und noch bei dessen Lebzeiten zum rmischen Könige whlen lassen und ihn iiueinem Treffen berwunden und getdtet. Nachdem er sich dann nicht gescheut habe, sich noch eimal whlen zu lassen, habe er sich unterstanden, die Verwaltung des deutschen Reiches zu bernehmen, ohne von dem ppstlichen Stuhle die Besttigung und Ernennung zu einem Könige erhalten zu haben. Obgleich er (der Papst) nun schon lange gegen ihn habe vor-schreiten knnen, so habe er es dennoch bis daher verschoben. Damit aber aus diesem Ausschub nicht die Meinung Raum gewnne, als ob er doch die Wahl gutheie, habe er, weil ihm das Recht zukomme, die Person eines gewhlten rmischen Knigs zu prfen, zu krnen, der ihre Tauglichkeit und Untauglichkeit zu befinden, ihnen hiemit den Auftrag geben wollen, den Albrecht zu bedeuten, da er binnen sechs Monaten vor ihm durch Bevollmchtigte erscheinen solle, um seine Unschuld wegen des an Adolf verbten Lasters, der beleidigten Majestt darzuthun. Weigere sich Albrecht, so werde er allen verbieten, ihn als rmischen König anzuerkennen, und werde alle von dem Treueide lossprechen, den sie ihm vielleicht schon geleistet haben." Albrecht aber sprach, die Krone auf seinem Haupte, vor den versammelten Fürsten: Was schadet es, da der Papst mir seine Krone versagt? Durch Wahl der Fürsten bin ich König und Kaiser." Darauf wandte er sich dem franzsi-schen Könige Philipp Iv., dem Schnen, zu, der ebenfalls mit dem herrschschtigen Papste im Streite lag und durch die Verlobung von Albrechts Sohn Rudolf mit seiner Schwester Bianca im freundschaftlichen Verhltnisse zu Albrecht stand. Aber Bonifatius reizte die Kurfrsten gegen Albrecht aus, Gerhard drohte sogar mit Absetzung, ein schwacher Fürst htte sich jetzt unterworfen. Nicht so Albrecht. Im Jahre 1301 rckte er gegen seine Feinde und brachte durch glckliche Kmpfe die Fürsten zur Unterwerfung. Mit solchem gewaltigen Einschreiten gegen die rebellischen Kurfrsten, hob Albrecht die gesunkene Kaisermacht wieder in die Hhe, und was seine Nachfolger an Macht und Herrschaft noch besaen, das danken sie ihm. Als er sich nun dem Papste nherte und etliche Zugestndnisse machte, ging derselbe sogleich auf gtlichen Vertrag ein, umfomehr, da et alle Kraft gegen Philipp von Frankreich aufwenden mute. Bonifatius unterlag aber im Streite mit diesem, es gelang ihm nicht, das Papstthum aus die frhere Hhe zu stellen. Philipp nahm ihn gefangen und erhob als seinen zweiten Nachfolger den Franzosen Klemens V., der den ppstlichen Stuhl 1308 nach Avignon verlegte. (Das babylonische Exil der Kirche bis 1378.) So lange Albrecht regierte, war er eifrig, wenn auch meistens ohne Erfolg, darauf bedacht, erffnete Reichslehen an sich zu bringen und auf zum Theil gewalt-thtige Weise seine Hausmacht zu vergrern. Die erste Gelegenheit dazu bot sich, als der Thron Hollands erledigt war; jedoch scheiterten Albrecht's Unternehmungen bezglich der Besitznahme dieses Landes gnzlich. Er nahm auch den Plan Adolfs wieder auf, Thringen und Meien an sich zu bringen, mute aber unterrichteter Sache von seinem Vorhaben abstehen, nachdem er von Friedrich dem Freudigen bei Luckau 1307 geschlagen war. Als es ihm endlich gelungen war, seinem Sohne Rudolf nach Wenzel's Ableben 1306 die bhmische Knigskrone zu verschaffen, starb derselbe ein Jahr daraus, und die Bhmen erwhlten Heinrich von Krnthen zu ihrem Könige. Nicht minder mislang der Versuch Albrecht's, die drei r e i ch s-unmittelbaren Waldstdte in der Schweiz, Schwyz, Uri und Unterwalden, weil sie zu Adolf von Nassau gehalten hatten, unter Oesterreich zu zwingen. Weil er sie

3. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 153

1898 - Breslau : Hirt
Kaiser aus verschiedenen Husern. Rudolfs nchste Nachfolger. 153 sondern sie wandten die Krone dem armen Grflein" Adolf von Nassau zu, der sich aber ihnen gegenber durch groe Versprechungen die Hnde band; auch Albrecht mute sich ihm beugen. Als aber Adolf auf un-rhmliche Weise in Thringen sich eine Hausmacht zu erwerben suchte, wandten sich die Herzen seiner Whler von ihm, zumal er die bernommenen Verpflichtungen nicht hielt. Deshalb kam es den Kurfrsten gelegen, da sich Albrecht von sterreich gegen Adolf erhob; sie er-klrten sich fr diesen und entsetzten Adolf, der sich aber mit den Waffen gegen Albrecht zu behaupten suchte. Beide trafen aufeinander unweit des Donnersberges in der Kurpfalz; Adolf fiel bei Gllheim, und die Kurfrsten whlten nun d. Albrecht I., 12981308, zum Könige. Hart wie ein Diamant war sein Gemt." Wie seinem Vorgnger, so wurde auch ihm die Habsucht zum Fallstrick. Meien und Thringen, Holland, Friesland und Seeland suchte er an sein Haus zu bringen. Als Vormund seines Neffen Johann (S. 164) verwaltete er dessen Erbe, die Habsburgischen Besitzungen in der Schweiz, in Schwaben und im Elsa. Diese Gter forderte Johann vergeblich als sein rechtmiges Eigentum. Als sein Oheim ihn immer wieder vertrstete, rchte er sich, indem er ihn angesichts der Habs-brg erstach (1308). Johann, vom Volke Parricida (Vatermrder) genannt, starb bald danach in Italien. Unter Albrechts Regierung begann der Freiheitskampf der Schweizer und damit ihre Loslsung vom deutschen Reiche. Albrecht versuchte in der Schweiz, wo die Habsburger in einzelnen Gebieten das Vogteirecht besaen, der die Urkantone (Schwyz, Uri und Unterwalden) die Landeshoheit zu gewinnen; doch blieb die Schweiz frei, wenngleich die Erhebung des Landes, die Erzhlungen von Geler und seiner Ermordung durch Wilhelm Tell geschichtlich nicht beglaubigt sind. c. Heinrich Vii.; 13081313. Nach Albrechts Tode versuchte das franzsische Knigshaus, den Bruder des franzsischen Knigs, Karl von Anjou und Valois, zum deutschen Könige zu machen; der Erzbischof von Trier aber bestimmte die Kurfrsten, da sie seinen Bruder, Heinrich von Luxemburg, whlten. Am Knigsstuhl zu Rhense (links vom Rhein, nahe der Lahnmndung), von wo der Schall einer Trompete in den vier rheinischen Kurfrstentmern gehrt werden konnte, fand die Vor-whl statt, die dann in Frankfurt besttigt wurde. Heinrich vermhlte seinen Sohn mit der Erbin von Bhmen und brachte dadurch dieses wichtige Land an sein Haus. Er erschien auch in Italien, feurig begrt von dem groen italienischen Dichter Dante, der in ihm den Retter Italiens aus seiner Kleinstaaterei und aus den Stricken der ppstlichen und fran-zsischen Partei erblickte, und erlangte die Kaiserkrone; aber ein frher Tod ri ihn hinweg. Da sein ltester Sohn noch in jugendlichem Alter stand,

4. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 209

1845 - Berlin : Klemann
Die Schweiz. 209 ein Kriegsmann König Rudolfs gewesen war, sprach einst zur Königin Agnes, als sie ihm zuwinkte, in die Kirche einzutreten: „Frau, das ist schlechter Gottesdienst, unschuldig Blut vergießen und aus dem Raube Klöster stiften." — So dachte auch das Volk. Volks Stimme — Gottes Stimme! 3. „Wir wollen frei sein, wie die Väter waren!" Schiller. Wie viel Uebles die beiden Könige Adolf und Albrecht und so manche Fürsten des Reichs in schmutzigem Eigennutz und eitler Herrschsucht ge- than, — um so Heller leuchtet dagegen des Volkes Thun und Wesen, wo es die alte Freiheit noch unverkümmert besaß, zur Begeisterung aller edlen Herzen, die an Menschenwürde glauben, und als Vorbild, — für alle Zei- ten, weil des Volkes Rechte, als die allerersten, auch unveräußerlich sind und nie verjähren können. In den drei Thalschasten der Schweiz, Uri, Schwyz und Unterwal- den, welche die Waldstätte hießen, lebten noch Menschen von altem deut- schen Schrot und Korn, ein kernhaftes Hirtenvolk, den einfachen Sitten und den Tugenden der Väter getreu; in ihre einsamen Thäler, aus ihre sonni- geil Alpenhöhn war kein Verderbniß gedrungen. Während in den übrigen helvetischen Landen viele große Herren und Klöster reich und gewaltig ge- worden waren, und auch manche Städte, wie Freiburg, Bern, Basel und Zürich, durch Gemeinsinn und Ausbildung ihrer Verfassungen immer größere Bedeutung, durch Ausbreitung ihres Handels immer größeren Wohlstand erlangt hatten, waren die frommen Männer in Uri, Schwyz und Unterwal- den mit der alten Volksfreiheit zufrieden, vollauf glücklich in deren Besitz, und stolz, dies theure Erbgut zu bewahren. In uralten Zeiten hatten alle Familien aus sämmtlichen drei Waldstätten nur eine einzige Lands-Gemeinde ausgemacht, und die Männer waren jedesmal, wenn's das Gemeinwohl galt, nach altem deutschem Brauch, zur Berathung zusammengekommen. Als dann in der Folge die Zahl des Volks in den Thälern so zugenommen hatte, daß die Männer aus ihren einsam gelegnen Höfen zogen, und in Dörfern beisammen wohnten, da war jede von den drei Thalschasten ein eigner Freistaat und für sich selbstständig geworden; doch vergaßen sie dabei die alte Einheit nicht und hielten gegen jede Gewaltthat von Außen brü- derlich zusammen. Jede Lands-Gemeinde wählte sich selber ihren Landam- mann und ihre Richter; das mußten freie unbescholtne Männer sein. Durch diese regierte das Volk sich selbst und war dabei glücklich. Weil sich aber die Waldstätte zum deutschen Reich bekannten, nämlich als dessen unmittel- bare Glieder, so hatten sie einen Reichsvogt. Dieser wohnte jedoch nicht bei ihnen, sondern sie beriefen ihn jedesmal, wenn in des Kaisers Namen über Blutschuld zu richten war, ins Land herein. Dies Amt hatten seit einiger Zeit die Grafen von Habsburg gut und ehrlich verwaltet. Als nun König Rudolf gestorben war, welcher den Waldstätten gar lieb und werth gewesen, weil er ihre Freiheit hochgeehrt hatte, und wie sie vernahmen, daß sein Sohn Albrecht die Verwaltung der haböburgi- schen Erblande übernommen hatte, war ihnen sehr bang vor diesem, weil Duller's Mesch d. deutsch»» Volkes. - Schul - Ausg a a

5. Römische Kaisergeschichte, Deutsche Geschichte des Mittelalters - S. 77

1902 - Paderborn : Schöningh
77 2. Rudolfs Bemhungen um das Reich. Er brachte durch einen Kriegszug Burgund wieder in Abhngigkeit vom Reiche, steuerte krftig dem berhandnehmenden Fehdewesen und trat besonders dem immer-mehr um sich greifenden Raubrittertum entgegen. Es gelang Rudolf nicht, bei den Kurfrsten die Wahl feines Sohnes Albrecht zu feinem Nachfolger durchzusetzen. Er starb im Jahre 1291 in der Nhe von Speier, wo er auch begraben liegt. Adolf von Massau, 1292 -1298. 54. Die Kurfrsten whlten auf Betreiben des Erzbischofs (Gebhard) von Mainz nicht Rudolfs Sohn, Albrecht von sterreich, sondern den unbegterten Grafen Adolf von Nassau, welcher den Kur-frsten seine Wahl durch Preisgebung von wichtigen Reichsrechten bezahlen mute. Adolfs Bemhungen um Begrndung einer Hausmacht waren vergeblich. Da er aber seinen Versprechungen gegen die Kurfrsten nicht nachkam, so whlten sie bald gegen ihn Albrecht von sterreich, welcher schon lngst nach der Krone strebte. Bei Gllheim (am Donnersberge) kam es zwischen beiden Gegnern zu einer Schlacht, in der Adolf nach ritterlichem Kampfe fiel, 1a98. Arbrecht 1. von sterreich, 12981308. 55. Albrecht suchte seine Hausmacht beim Aussterben des in Bhmen regierenden Herrscherhauses zu vermehren. Er vermochte die Bhmen, seinen Sohn Rudolf, der sich mit einer Schwester des letzten Bhmenknigs Wenzel vermhlte, als König anzuerkennen. Aber nach dem baldigen Tode Rudolfs whlten die Bhmen den Herzog Heinrich von Krnten zum Könige, der mit einer anderen Schwester Wenzels ver-heiratet war. Vergebens rckte Albrecht in das Land ein. Um neue Rstungen zu betreiben, begab er sich auf seine Stammgter in der Schweiz. Auf dieser Reise wurde er beim bersetzen der die Reu von seinem Neffen Herzog Johann von Schwaben (Parricida), den er durch Vorenthaltung seines mtterlichen Erbteils (Oberschwaben) gereizt hatte, meuchlings ermordet, 130& Mit der Geschichte Albrechts bringt die Sage die Befreiung der Schweiz in Verbindung. In den sogenannten Waldsttten Schwyz, Uri. Unterwalden hatten die Grafen von Habsburg vielfach Vogtei-rechte erworben. Aber König Adolf hatte, wie fchon vor ihm Kaiser Friedrich Ii., die Waldsttten als freie Gemeinden anerkannt. Vergebens

6. Mittlere Geschichte - S. 259

1848 - Leipzig : Brandstetter
259 Gefahr; schon verzagte das Schiffsvolk, als es den Landvogt darauf auf- merksam machte, daß Teil wohl allein noch helfen könnte. Jetzt ließ Geßler dem Gefangenen die Fesseln abnehmen und befehlen, das Fahrzeug zu lenken. Tell ergriff das Steuer und führte mit geschickter Hand das Schiff nach dem Ufer und an den Felsen hin. Wo aber am Axenberg, dessen kahle Wand aus den Fluchen emporsteigt, eine nackte Felsenplatte einige Schritte weit in den See hineinragt, da ersah Tell den Augenblick, ergriff seine Waffen und sprang auf die Platte; das Schiff schleuderte er mit dem Fuße in die stürmende Fluth zurück und entkam über den Berg in das Land Schwyz. Doch auch der Vogt erreichte später das Ufer und zog durch die hohle Gasse nach Küßnach. Hier lauerte Tell im Gebüsche auf ihn und schoß ihm einen Pfeil durch's Herz. Niemand verfolgte ihn, denn alle Welt sagte: „Gott habe gerichtet!" Die Verbündeten tadelten Anfangs die blutige That; als aber das Land später befreit war, hielte» die Einwohner alljährlich Wallfahrten nach der Felsenplatte, wo Tell das Schiff zurückgeschleudert hatte, und sie heißt die Tellenplatte bis auf diesen Tag. Das geschah ohne Einverständniß und Verabredung; was aber auf dem Rütli beschlossen ward, vollzogen die Eidgenossen am Neujahrstage 1308, indeß darf doch hier nicht unbemerkt bleiben, daß nach neueren hi- storischen Forschungen die Person des Tell eine mythische Person ist, die auch in der alten nordischen Geschichte vorkommt. Soviel Wahrheit wird aber mit Recht immer auch der Sage von einem Tell in der Schweiz bei- gelegt, daß sich die Schweizer durch eine blutige That von der unerträgli- chen Tyrannei ihrer Bedrücker frei machten. Die Burgen der Landvögte wurden von den Schweizern ohne Blutvergießen genommen, auch Landen- berg, der entfliehen wollte, kam in ihre Gewalt, doch thaten sie ihm kein Leid an, sondern ließen ihn, nachdem er geschworen hatte, nie wieder in die Waldstädte zu kommen, zu dem Kaiser zieheu. Durch ganz Unterwalden flammten die Feuer auf vou Alpe zu Alpe, um das Volk zur Freiheit aufzurufen, und in wenigen Tagen war in den Waldstädten kein kaiserlicher Söldner mehr zu finden. Als der Kaiser Albrecht von diesen Vorgängen hörte, ward er zornig, sammelte ein Heer und zog nach der Schweiz. Mit ihm ging seines Bru- ders Sohn Johann von Schwaben, dem er das väterliche Erbe vorent- hielt, um mit demselben seine eigenen Söhne Friedrich und Leopold zu belehnen. Johann war ein wilder und leidenschaftlicher Jüngling, mit der» sich die Ritter Eschen dach, von Palm, von Wart und von Te- gernfeld verschworen hatten, den Kaiser zu ermorden. Als Albrecht mit diesen Männern allein auf einer Fähre über' die^Reuß fuhr, sielen die Verschworenen über ihn her und ermordeten ihn. Der Kaiser verschied in den Armen eines alten Weibes, das am nahen Wege saß; die Mörder verschwan- den, nur Rudolf von Wart, der bei dem Morde nicht Hand angelegt, 17*

7. Vaterländische Geschichte - S. 54

1855 - Mülheim am Rhein : Prior
54 Jetzt, da er dem Sänger in's Auge sab, Da ergreift ihn der Werte Bedeuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell Und verbirgt der Thränen stür- zenden Quell In des Mantels purpurnen Falten. Und Alles blickte den Kaiser an Und erkannte den Grafen, der das gethan, Und verehrte das göttliche Walten. F r i e d r. Schiller. 14. Albrecht der Grsle und die freie Schweiz. Albrecht I., der Sohn Rudolphs, war ein thätiger, entschlossener und tapferer Fürst, wie sein Vater. Aber es fehlte ihm seines Vaters Milde, Leutseligkeit und Freundlichkeit. Sein Vater hatte nicht bloß Länder, son- dern auch Herzen zu gewinnen gewußt. Albrecht wollte vor allen Dingen Länder besitzen und herrschen. Die habsburgischen Stammgüter lagen in der Schweiz und waren ein Theil der jetzigen Schweizerkantone. Andere Theile der Schweiz, besonders die sogenannten Waldstädte Uri, Schwyz und Unterwalden waren freie Glieder des deutschen Reiches und standen unter keinem Herrn, als unter dem Kaiser. Der Kaiser Albrecht ließ den freien Schweizern den Antrag machen, sich vou dem deut- schen Reiche loszusagen und sich ganz unter den Schutz des Hauses Oestreich zu begeben. Da die Schweizer hier- von nichts wiffen wollten, setzte Albrecht ihnen ein paar Land- oder Reichsvögte, die sie hart drückten, damit sic am Ende aus Noth sich entschließen möchten, seinen Wil- len zu thun und östreichische Unterthanen zu werden. Be- sonders soll einer dieser Landvögte, Hermann Geßler mit Namen, ein stolzer und boshafter Mann gewesen sein. Man erzählt, er habe zu Altdorf eine Stange mit einem Hut aufstellen lassen, mit dem Befehle, demselben eben solche Ehre zu erweisen, als seiner eigenen Person. Wil- helm Tell, ein Landmann aus Bürgten im Kanton Uri, der weit und breit als tapferer Schütz bekannt war, weigerte sich, den Hut zu grüßen. Er wurde sogleich er- griffen, und in seinem Uebermnthe verurtheilte ihn der schadenfrohe Tyrann zu der Strafe, einen Apfel vom

8. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 165

1902 - Paderborn : Schöningh
165 Mit der Geschichte Albrechts bringt die sptere durch Sagen sehr ent-stellte berlieferung auch die Befreiung der Schweiz" in Verbindung. In den sogen. Waldsttten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten, dessen alte Freiheiten aber durch das Umsichgreifen benachbarter Adelsgeschlechter vielfach geschmlert waren. Insbesondere hatten seit dem Ende des 12. Jahrhunderts die Grafen von Habsburg Vogtei-rechte in mehreren Landgemeinden am Vierwaldsttter See erworben. Im I. 1240 stellte Kaiser Friedrick Ii. ihre Reichsuumittelbarkeit wieder her. Rudolf von Habsburg wute zwar die alten Vogteirechte wiederzugewinnen; aber nach seinem Tode traten die Waldsttte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, und König Adolf erkannte sie als freie Gemeinden an. Albrecht suchte nun durch einen Kriegszug im I. 1294 vergebens die alten Rechte wiederherzustellen. Nur so viel steht von seinen Unternehmungen gegen die Schweizer geschichtlich fest. Die Glaubwrdigkeit der spteren berliese-rungen von dem Drucke der sterreichischen Landvgte, vom Schwre auf dem Griitli (1307), von der Ermordung Gelers durch Tell und dem allgemeinen Ausstande der Schweizer (1. Jan. 1308) ist durch die geschicht-liche Forschung mchtig erschttert. 4. Heinrich Vii. von Luxemburg, 13081313. 90. Nach Albrechts Ermordung wurde der unbegterte Graf Heinrich von Luxemburg hauptschlich aus Betreiben des Erzbischofs von Trier, seines Bruders, und des Erzbischofs von Mainz (Peter Aspelt) zum Könige erwhlt. In dem Bestreben, eine Hausmacht zu grnden, glcklicher als seine nchsten Vorgnger, von dem Glnze des alten Kaisertums bezaubert, mischte er sich auch wieder in die italischen Ver-Hltnisse ein. 1. Grndung einer Hausmacht durch die Erwerbung Bhmens. In Bhmen hatte sich eine mit der Regierung des neuen Knigs Heinrich von Krnten unzufriedene Partei gebildet, an deren Spitze dessen eigene Schwgerin Elisabeth, die Schwester Wenzeln Iii., stand. Als der König diese gefangen setzen lie, boten die Miver-gngten Heinrich Vii. die Krone fr seinen Sohn an. Der deutsche König sprach Heinrich von Krnten, weil er nie um die Belehnung nachgesucht hatte, Bhmen ab und belehnte damit seinen Sohn Johann, den er mit der bhmischen Prinzessin Elisabeth vermhlte. 2. Sein Zug nach Italien (131013). Hier hatten seit Friedrich Ii. die ober- und mittelitalischen Städte fast alle Regierungs-geschfte an sich gebracht. Der Stand der Gewerbtreibenden (popolo) hatte allmhlich diese Reckte im Kampfe mit den frher allein berechtigten patricischen Familien gewonnen

9. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 85

1914 - Paderborn : Schöningh
Deutsche Könige aus verschiedenen Husern. 85 in der Schweiz. Auf dieser Reise wurde er beim bersetzen der die Reutz von seinem Neffen Herzog Johann von Schwaben (Parriciba, b. i. Verwanbtenmrber), der durch Vorenthaltung seines Erbteils erbittert mar, meuchlings ermorbet (1308). Die Grndung der Schweizer Eidgenossenschaft. Mit der Geschichte Albrechts bringt die Sage die Befreiung der Schweiz in Verbinbung. Die zugrunbe liegenben Tatsachen sinb fol-genbe: In den Lanbschaften am Vierwalbsttter See, den sogenannten Walbsttten" Schwyz, Uri, Unterroalben, hatten die Grafen von Habsburg die Gerichtshoheit als Reichsvgte" erworben. Aber Kaiser Friedrich Ii. und nach ihm König Abolf hatten die Walbsttten als freie Gemeinben anerkannt. Im Jahre 1291 schlssen sich die brei Walbsttten zu einem ewigen Bunbe (Eibgenossenschaft) zusammen. Jeboch König Albrecht bte roieber die frheren Vogteirechte aus. Erst nach Albrechts Tode gewannen die Eibgenossen, von seinem Nachfolger geschtzt, ihre Selbstnbigkeit wieber. Die Sage erzhlt nun, Albrecht habe gestrenge und grausame Vgte (Geler, anbenberg und Wolfenschieszen) angestellt; bagegen habe sich das Volk unter Anfhrung von Werner Stauf-facher aus Schwyz, Walter Fürst aus Uri und Arnolb Melchthal aus Unterwalben auf dem Grtli, einer Bergwiese am Vierwalbsttter See, verschworen, Getzler sei dann von dem khnen Schtzen Tell bei Ktznacht ermorbet und die Befreiung der Schweiz durch einen allgemeinen Aufstanb besiegelt roorben (1308). Heinrich Vii., Graf von Luxemburg, wrbe nach Albrechts Tode zum Könige gewhlt. Was seinem Vorgnger nicht glckte, in Bhmen eine Hausmacht zu grnben, gelang ihm. Die mit ihrem neuen Herrscher Unzufriebenen im Knigreiche Bhmen boten selbst Heinrich Vii. die Krone fr seinen Sohn Johann an. So fiel Bhmen an das Haus Luxemburg, unter dem es bis 1437 geblieben ist. Von dem Glnze des alten Kaisertums bezaubert, machte Heinrich einen Zug nach Italien. Er erhielt in Mailanb die lombarbische und in Rom von einem Karbinal, den der Papst beauftragt hatte, die Kaiserkrone (1312). Ohne aber wirkliche

10. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 99

1901 - Berlin : Rentel
I — 99 — beuten. Er kaufte von dem Landgrafen die Länder Thüringen und Meißen für eiuen geringen Preis, und als die beiden jungen Fürsten ihren Besitz tapfer verteidigten, brach Adolf mit wüstem Kriegsvolk in Thüringen ein und richtete dort viele Greuel an. Dieser Gewaltstreich erregte große Erbitterung. Da der Köuig außerdem die den Wahlfürsten gegebenen Versprechungen nicht hielt, so wurde er von einem Teil der Kurfürsten für abgesetzt erklärt, und man wählte den Herzog Albrecht von Österreich, den Sohn Rudolfs, zum Könige. Als nun Adolf und Albrecht gegen einander zu Felde zogen, kam es bei Göllheim unweit Worms zum Entscheidungskamps, in welchem Adolf Krone und Leben einbüßte. Albrecht I. Albrecht war bis dahin noch nicht von allen Kurfürsten zum Könige ernannt worden; er erreichte es aber, daß man ihn zu Frankfurt a. M. einstimmig wählte. Fortan war er eifrig bemüht, die königlichen Rechte in Deutschland wiederherzustellen und die Macht seines Hauses zu vergrößern. In einzelnen Fällen zeigte er sich als ein strenger Fürst. Er hatte einen Neffen, Namens Johann von Schwaben. Dieser Jüngling zürnte seinem Oheim, weil derselbe ihm nicht sein väterliches Erbe in Schwaben so frühe herausgeben wollte, als er es wünfchte. Er verband sich mit einigen Rittern gegen Albrecht, und als dieser sich einst in der Schweiz aufhielt, wurde er durch die Verschworenen ermordet. Johann ergriff hierauf die Flucht und ist unbekannt verschollen. Die Geschichte hat ihn mit dem Namen Parricida, d. i. Verwandtenmörder, gebrandmarkt. 83. Die Schweizer Eidgenossenschaft. Tie Schweizer Eidgenossenschaft. Von jeher waren die Schweizer ein sreiheitliebendes Volk. Zu denjenigen Herren, die in der Schweiz Besitzungen hatten, gehörten auch die Grasen von Habsburg. Letztere übteu als Landgrasen des Aarganes über die Waldstätte Unterwalden, Schwyz und Uri die Gerichtsbarkeit aus und sandten Vögte dorthin, welche das Recht sprachen. Doch den freien Männern der Kantone waren die Vögte zuwider, und beim Tode Kaiser Rudolfs schlossen die Waldstätte einen Bund zur Erhaltung ihrer Reichsunmittelbarkeit. Adolf von Naffait hatte ihre Unabhängigkeit bestätigt. Als Albrecht von Österreich aber diesen Bund antastete, erhoben sich die Schweizer gegen seine Anordnungen und verlangten unmittelbar unter dem Reiche zu bleiben. Sie legten, wie man erzählt, zu Brunnen am Vierwaldstätter See einen feierlichen Eid ab, ihre Freiheit gegen jeden auswärtigen Feind zu verteidigen, wollten aber alle Pflichten gegen Kaiser und Reich erfüllen. Seitdem hießen sie Eidgenossen. Später hat man an diese Zeit die Sage von dem Vogt Geßler und dem Schützen Tell geknüpft, trotzdem beide Personen geschichtlich nicht nachweisbar sind. Tie Landvögte. Diese Sage, welche uns überliefert ist, lautet folgendermaßen: Als Albrecht von Österreich regierte, setzte er über die Schweizer derartige Vögte, die das Landvolk hart behandelten. Solche Landvögte waren Hermann Geßler von Bruneck und Beringer von Landenberg, Männer, die selbst kein Eigentum hatten und darum das Landvolk bedrückten,-um sich zu bereichern. Sie verboten die Ausfuhr, setzten schwere Zölle aus die Einfuhr und bestraften die geringsten Vergehen nach Willkür mit Geld, Kerker und Züchtigungen. Männer, wie Walter Fürst von Uri, Werner Stausfacher von Schwyz und Arnold Melchthal von Unterwalden, die durch den Fleiß ihrer Väter wohlbegütert waren und es sich herausnahmen, ein freies Wort für ihr altes Recht zu sprechen, wurden non deu Vögten gehöhnt und der Banernadel genannt. Landenberg ließ

11. Kursus 3 - S. 70

1880 - : Lauteborn
— 70 — Krone lassen!" rief Adoh, indem er gegen Albrecht ansprengte. „Das steht in Gottes Hand!" rief dieser dagegen. Im nämlichen Augen) blicke sank Adolf, vom Speerstoß seines Gegners getroffen, entseelt zu Boden. Adolfs Leichnam wurde nach Speyer gebracht und dort im Dome begraben. Akörecht I. von Österreich. Albrecht I. von Österreich wurde nun allgemein als deutscher König-anerkannt. Er war zwar tapfer und entschlossen, dabei aber stolz und herrschsüchtig. Unersättliche Ländersucht trieb ihu fortwährend an, die Macht seines Hauses zu vermehren. So wollte er auch die Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden, welche unmittelbar unter dem Kaiser standen, habsburgisch machen und mit seinen österreichischen Erblanden einverleiben. Die Schweizer aber wollten sich ihre Freiheit nicht nehmen lassen; deutsch wollten sie wohl bleiben, aber nicht österreichisch werden. Da ließ Albrecht im Schweizerlande Zwingburgen erbauen und setzte Landvögte ein, die das Volk hart bedrängten. Der eine dieser Vögte war Geßler, welcher zu Küßnacht im Kantone Schwyz seinen Sitz hatte. Der andere hieß Landenberg; der wohnte zu Sarnen in Unterwalden. Die Vögte erhöhten die Zölle, bestraften die geringsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen und mißhandelten die Landleute mit Stolz und Verachtung. Werner Stauffacher aus Schwyz, Walter Fürst aus Uri und Arnold von Melchthal aus Uuterwaldeu, drei beherzte Männer, konnten die Greuel der Vögte nicht länger mehr ansehen. Sie traten zusammen und berieten, was znm Wohle des Landes zu thun und wie den gegenwärtigen traurigen Verhältnissen am besten abzuhelfen sei' Alsdann redete jeder mit vertrauten, herzhaften Männern, um die Gesinnung des Volkes zu erforschen. Alle erklärten sich bereit, lieber zu sterben, als noch länger solche Knechtung zu dulden. In einer Herbstnacht des Jahres 1307 brachte jeder der Drei zehn Ehrenmänner mit sich auf eine Wiese am Vierwaldstätter See, das Rütli genannt. Hier streckten die Versammelten die Hände auf gen Himmel und schwuren zu Gott, „ihre Freiheit mannhaft zu behaupten, kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des

12. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 26

1895 - Gera : Hofmann
26 Drittes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der äußeren Geschichte. Kaiser Friedrichs Ii., und bat, der Gewalt jener Grafen entzogen und reichs-frei zu werden. Was jener gestattete, um einen Anhang gegen den eigenen Vater zu gewinnen, bestätigte dieser nicht nur Uri, sondern auch Schwyz 1240, um Hilfe zur Bekämpfung jenes und des Papstes zu bekommen. Die Leute von Sarnen machten sich von selbst frei, und vergebens suchte der Papst auf Bitten der Habsburger sie wieder unter das alte Joch zu zwingen: sie blieben reichsfrei d. h. sie standen unmittelbar unter dem Könige und dursten sich ihre Grafen selbst wählen. Als nun der mächtigste Habsburger 1273 König wurde, bestätigte er Uri zwar sein Privilegium und gestattete ihm, den eigenen Landammann als königlichen Vogt anzunehmen, erklärte aber Schwyz als seiner Familie unterthänig. Je milder seine Herrschaft gewesen war, um so mehr fürchtete man, daß sein Sohn Albrecht gewaltsam verfahren werde; daher kam im August 1291 zwischen den Bewohnern der drei Waldstätte ein Bund zu stände, in dem sie sich gelobten, einander gegen jede Unbill beizustehen. Andererseits schlossen Uri und Schwyz wenige Monate später auf drei Jahre einen ähnlichen Bund mit Zürich. Von jetzt an mußten die Bewohner der Waldstätte, je nach den Verhältnissen, sich demütig fügen, aber sie suchten Freibriefe zu erlangen. Adolf von Nassau gab Uri und Schwyz solche, als er zu dem Kampfe gegen Albrecht rüstete; dieser verweigerte sie; doch ist von irgend einer grausamen oder auch nur gewaltsamen Handhabung des Vogteirechtes in der Geschichte nichts bekannt. Freilich bestätigte Heinrich Vii., ehe er nach Italien zog, jene früher gegebenen Freiheiten von neuem, und Unterwalden blieb ebenfalls reichsfrei; aber schon auf dem Römerzuge gab er Leopold von Österreich, als dieser ihm das ihm zugefügte Unrecht klagte, die Zusage, daß er nach der Heimkehr die Angelegenheit gründlich untersuchen und ihm zu seinem Rechte verhelfen werde. Allein er kehrte nicht wieder, vielmehr gab der erbitterte Kampf der Wittelsbacher mit den Habsburgern nach seinem Tode den Schweizern Gelegenheit, sich im Bunde mit jenen ihre Freiheit durch das Schwert zu sichern. Seitdem fehlte es nicht an Übergriffen auf beiden Seiten und an jenem nachbarlichen Haß, der sich durch Jahrhunderte vererbt und ungefähr seit 1470 zu einer sagenhaften Entstellung der Thatsachen geführt hat, die wegen ihres eigentümlich poetischen Reizes fast drei Jahrhunderte lang für Geschichte gegolten hat und aus diesem Grunde selbst in einer heutigen Weltgeschichte immer noch neben der nüchternen und weniger anmutigen Wahrheit ihre Stelle finden muß. Sie folgt deshalb hier in der Gestalt, welche sie von der ersten Erwähnung im „weißen Buche von Sarnen" (um 1470) bis zu Aegidius Tschudis Helvetischer Chronik (Tschndi starb 1572) erlangt hat. Dem letzteren haben fast alle späteren Darsteller, historische und poetische, ihren Stoff entnommen. Die Bewohner der Waldstätte, heißt es, waren von Alters her frei und unabhängig, doch hatten sie sich freiwillig dem Reiche untergeordnet, damit der Kaiser sie schütze und bei ihnen die höchste Gerichtsbarkeit ausübe. Als er jedoch in einem Streite der Schwyz er mit dem Kloster Einsiedeln unrechtmäßig gegen jene entschied, sagten die Waldleute sich vom Reiche los und stifteten einen Bund zu gemeinsamer Abwehr aller Unbill. Von jetzt an wählten sie sich aus dem benachbarten Adel einen Schirmvogt, der

13. Das Mittelalter - S. 216

1877 - Leipzig : Brandstetter
216 verschmähten es, sein Blut zu vergießen und ließen ihn blos schwören, das Land für immer zu meiden. Als so die Veste genommen war, gaben die Eidgenossen Allen im Lande Unterwalden durch Feuer, das sie auf den Alpen anzündeten, das Zeichen, daß die Freiheit gerettet sei. Nun brachen die im Lande Uri die Burg, die Geßler erbaut und „Zwing Uri" genannt hatte, und in Schwyz zerstörte der Stauffacher mit den Eidgenossen die Herrenburg aus der Insel Schwanau im Lowerzer See. Da war lauter Jubel in den drei Waldstätten, und Alle dankten Gott inbrünstig, daß er ihnen gegen die Zwingherren beigestanden hatte. Der 1. Januar 1308 war der helle Neujahrsmorgen der Freiheit des Schweizervolkes. 5. Fahren wir nun in dem Bericht geschichtlicher Thatsachen fort. Als Kaiser Albrecht hörte, was die Schweizer gethan, entbrannte er vor Zorn und schwur diesen „elenden Hirten" bittere Rache. Aber die Vorsehung hatte es anders beschlossen. Unter den Vielen, die von Albrecht's Herrschsucht und Ländergier beleidigt wurden, war auch sein eigener Neffe, Johannvonschwaben. Dieser hatte von seinem Vater, einem Bruder des Kaisers, die Habsburgischen Herrschaften und Vogteien im Elsaß, in der Schweiz und in Schwaben geerbt, und als er zum Jüngling herangewachsen war, forderte er vom Oheim die Herausgabe der Erbgüter. Doch Albrecht vertröstete den Neffen von einer Zeit auf die andere. Im Frühjahr 1308 war der Kaiser selbst in die habsburgischen Erblande gekommen. Als er zu Baden Mittag hielt — es war gerade der erste Mai — brachten die Einwohner dem Könige Maienkränze. Da nahm Albrecht den schönsten, legte ihn lächelnd auf das Haupt feines Neffen und sprach: „Seht, solch' eine Krone mögt Ihr wohl tragen, die andere ist für Euch noch zu schwer!" Dieser Hohn brachte ein schwarzes Vorhaben zur Reife, das schon längst in des Jünglings Brust gekeimt hatte. Vier andere Ritter bestärkten den jungen leidenschaftlichen Mann in feinem Vorsätze; ihre Namen waren Rudolph von der Wart, Walther von Eschenbach, Rudolph von Palm und Konrad von Tegernfeld, Johanns Erzieher. Von Baden aus wollte Albrecht nach Rheinfelden reiten, wo feine Gemahlin ihn erwartete. Als er an die Reuß gekommen war, drängten sich die Verschworenen auf die schmale Fähre, um zuerst mit ihm hinüber zu kommen. Und als sie drüben waren, siel Eschenbach dem König in die Zügel und Johann rannte ihm mit den Worten: „Das ist der Lohn deines Unrechts!" den Speer in den Hals, Palm aber durchbohrte ihn mit dem Schwerte. Nach einem lauten Schrei sank er ohnmächtig vom Pferde. Eine atme Frau war in der Nähe und eilte herzu; in ihrem Schooße gab Albrecht feinen Geist auf, nahe am Fuße feiner Stammveste, bet alten Habsburg. Nachdem schon Adolph von Nassau, der Gegenkaiser Albrechts, 1295 die brei Schweizer Gemeinwesen als reichsunmittelbar, b. H. nur unter

14. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 70

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 70 — gewann sich die Liebe des Volkes. Er starb auf der Burg Germersheim und ward zu Speier begraben. §• 42. Adolf von Nassau (1291—1298). Aus Furcht vor der Macht der Habsburger wählten die Kurfürsten nicht Rudolfs Sohn, Albrecht, zum Kaiser, sondern den Grafen Adolf von Nassau. Derselbe strebte ebenfalls seinehausmacht, nicht immer auf gerechte Weise, zu vermehren; die unzufriedenen Fürsten setzten ihn daher ab und wählten Albrecht von Oesterreich. Adolf fiel in der Schlacht bei Göllheim, in der er gegen Albrecht stritt. §• 43. Albrecht I. (1298—1308). 1. Albrecht von Oesterreich suchte ebenfalls sein Haus so stark und mächtig als möglich zu machen. Dadurch reizte er Volk und Fürsten gegen sich auf. Seine Versuche, Holland, Burgund, Thüringen und Böhmen an sich zu bringen, scheiterten. Er wurde von seinem Neffen, Johann von Schwaben, dem er sein Erbe vorenthielt, bei Win disch an derreuß ermordet. Albrecht war zwar ein tapferer und freigebiger, aber dabei auch herrschsüchtiger und habgieriger Herrscher. 2. Freiheitskriege der Schweizer. Wie Albrechts Pläne, seine Hans-macht zu vergrößern, fast überall scheiterten, so geschah es auch besonders in der Schweiz. Dieses Land gehörte theils schon seit 843, theils seit Conrad Ii. zum deutschen Reiche und stand unter verschiedenen kleinen Herren. Die Städte waren meist reichsunmittelbar. Als Albrecht I. auf den Kaiserthron kam, suchte er auch die reichsunmittelbaren drei Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden durch Lift und Gewalt mit seinen österreichischen Erb-staaten zu vereinigen. Aber es gelang ihm nicht, trotz aller Gewalt; denn während seiner ganzen Regierung erschienen keine Landvögte in der Schweiz. Nach seinem Tode bestätigte König Heinrich Vii. (1309) ihre Reichsunmittelbarkeit. (Die gewöhnliche Ueberlieferung stellt den Gang der Ereignisse folgendermaßen dar: Albrecht setzte Landvögte ein, die das Volk der Schweizer drückten (Geßler v. Brun eck und Beringer v. Landenberg). Geßler bauete eine Zwingburg in Uri und Beringer von Landenberg wohnte in Sarnen. Als ihr Druck unerträglich wurde, schlossen Werner Stauffacher v. Schwyz, Walter Fürst von Attinghausen und Arnold von Melchtlial in Unterwalden mit 30 andern freiheitsliebenden Männern einen Bund (auf dem Rütli). Geßler wurde bald darauf von Wilhelm Tell aus Bürglen getöd-tet (Hut auf der Stange, der Apfelschuss), und Landenberg wurde 1308 gefangen genom-men und über die Grenze gebracht. Die Waldstätter wurden frei und der König Heinrich Vii. bestätigte ihre Reichsfreiheit. Später (1315) wollte Leopold I., Albrechts Bruder, Rache an den Schweizern nehmen, wurde aber in dem Engpass bei Morgarten geschlagen. Im Jahre 1386, — so lange dauerten die Kämpfe zwischen den Schweizern und Oesterreichern, — zog ein anderer Leopold von Oesterreich nochmals in die

15. Das Mittelalter - S. 153

1893 - Leipzig : Dürr
— 153 — Einer derselben, Rudolf von Wart, wnrde eingeholt und lebendig auf das Rad geflochten. Johann, der in der Geschichte unter dem Nmuen Parricida, d. H. Verwandtenmörder bekannt ist, und die zwei anderen Mörder entrannen nach Italien. Johann starb in einem Kloster zu Pisa. 4. Freiheitskampf der Schweizer. In die Zeit der ersten Versuche der Habsburger, sich die dauerude Herrschaft über das Reich zu erringen, fällt die Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft. Am Vierwaldstätter See hatten sich im Laufe der Zeit drei Landgemeinden enger verbunden, die ursprünglich voneinander unabhängig waren, aber doch dieselben Interessen hatten, die „Waldstätte" Uri, Schwyz und Unterwalden. Hier saßen freie Bauern, Klosterleute und herrschaftliche Hörige bunt durcheinander, die Gerichtsbarkeit und die landesherrlichen Rechte standen beit Grasen von Habsburg zu. Damit waren aber weder die freien Bauern zufrieden, noch die Klosterleute, über die schon Kaiser Friedrich Ii., der Hohenstausc, die Schirmvogtei übernommen hatte. Die Waldstätte trachteten darnach, reichsfrei zu werden, und wenigstens Uri und Schwyz empfingen schon von Friedrich Ii. und seinem Sohne Briefe, die sie unter den unmittelbaren Schutz des Königs stellten. Als Rudolf von Habs-bürg gewählt wurde, behielt er die Würde eines Landgrafen über die Schweiz, und die Waldstätte erblickten darin mit Genugthuung ein Zeugnis dafür, daß sie Reichsland seien. Nach Rudolfs Tode waren sie besorgt um ihre Selbständigkeit und schlossen deshalb schon am 1. August 1291 den berühmten Bund (die Eidgenossenschaft) der Länder Uri, Schwyz und Unterwalden. König Adolf bestätigte Uri und Schwyz ihre Vorrechte. Anders wurde es freilich, als Albrecht den Thron bestieg, er betrachtete sich als Landesherrn der Waldstätte und erneuerte ihnen die Freibriefe nicht, aber Weber er noch die von ihm eingesetzten Vögte haben sich grausamer Handlungen schuldig gemacht, und die Schweizer fügten sich in das Unvermeidliche. Unter Albrechts Nachfolgern Heinrich Vi. und Ludwig von Bayern ward allen drei Ländern wiederholt die Zusicherung der Reichsunmittelbarkeit durch besondere Urkunden zuteil. Allein die Habsburger protestierten dagegen, und im Jahre 1315 gedachte Herzog Leopold von Östreich den früheren Zustand mit Waffengewalt wieder herbeizuführen. Sie fanden die Waldstätte gerüstet. Als das Ritterheer des Herzogs gegen die Grenze von Schwyz heranzog, um die Gegner zu überfallen, wurden sie auf dem Wege vom Egerisee nach dem Passe am Berge Morgarten von den Eidgenossen plötzlich angegriffen. Die Schwyzer warfen Felsblöcke von den Höhen

16. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 122

1918 - Paderborn : Schöningh
122 Von Rudolf von Habsburg bis zur Reformation. Ii. Adolf von Nassau (13921398), Albrecht I. von sterreich (13981308), Heinrich Vii. von Luxemburg (13081313). 1. Adolf von Nassau. Die 7 Kurfrsten whlten nicht Rudolfs Sohn, Albrecht von sterreich, sondern den tapferen, aber wenig begter-ten Grafen Adolf von Nassau, einen Vetter des Erzbifchofs von Mainz, und liehen sich fr die Wahl groe Versprechungen machen. Gleich seinem Vorgnger suchte auch Adolf eine starke H a u s m a ch t zu erwerben. Beim Aussterben der Markgrafen von Meien zog er das erledigte Land als heimgefallenes Neichslehen ein; zugleich erwarb er Thringen, das ihm von dem Landgrafen Albrecht dem Em-arteten zum Kauf angeboten war. Beiden Erwerbungen widersetzten sich aber, auf ihr Erbrecht gesttzt, die Shne des Landgrafen Albrechi, Friedrich (der Freidige) und Diezmann. Des Knigs Vorgehen brachte die Mehrzahl der Kurfrsten, denen er die bei der Wahl gemachten Versprechungen nicht gehalten hatte, auf die Seite seines Nebenbuhlers Albrecht von sterreich, der schon lange nach der Krone strebte. Sie erklrten Adolf auf einem Kurfrsten-tage widerrechtlich fr abgesetzt und erhoben Albrecht zum Könige. Dieser besiegte seinen Gegner in der Schlacht bei Gllheim (Rheinpsalz), wo Adolf nach ritterlichem Kampfe fiel (1298). 2. Albrecht I. Nach Adolfs Tode wurde Albrecht von smtlichen Kurfrsten zu Frankfurt gewhlt. In seinem Streben nach Vermehruug der Hausmacht war Albrecht nicht glcklich, a) Als Rechtsnachfolger Adolfs von Nassau nahm auch er Meitzen und Thringen gegen die Wettiner fr das Reich in Anspruch, aber sein Heer wurde von Friedrich (dem Freidigen) entscheidend geschlagen, b) Als das Knigshaus in Bhmen ausstarb, suchte Albrecht vergebens, das Land an seine Familie zu bringen. Mit Rstungen gegen Thringen und Bhmen beschftigt, ward er in der Nhe der Habsburg beim bersetzen der die Reutz von seinem Neffen Johann von Schwaben (Parricida), der durch die Vorent-Haltung seines Erbteils erbittert war, ermordet (1308). Mit der Geschichte Albrechts bringt die sptere durch Sagen sehr entstellte berlieferung auch die Befreiung der Schweiz in Verbindung. In den sogenannten Waldsttten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich teilweise ein freier Bauernstand erhalten, und die Reichsfreiheit von Schwyz und Uri war wiederholt, u. a. von Kaiser Friedrich Ii., anerkannt worden. Gegen die Versuche der Habsburger, die ihnen zustehenden

17. Geschichte des Mittelalters - S. 101

1884 - Leipzig : Teubner
101 Wange, Johann, den Albrecht um Hilfe anrief, bohrte ihm das Schwert in den Rcken. Zu Tode getroffen sank Albrecht nieder, die Mrder aber suchten ihr Heil in schleuniger Flucht. Nur Wart wurde ergriffen und durchs Rad gerichtet, die andern entkamen. Eschenbach lebte unter falschem Namen 35 Jahre lang als Viehhirt in einem kleinen schwbischen Orte und entdeckte erst auf dem Sterbebette feinen wahren Namen. Balm zog sich in ein Baseler Kloster zurck. Johann, von den Italienern mit dem Namen Parricida" gebrandmarkt, irrte Jahre lang in Italien umher. Durch Kaiser Heinrich Vii., dessen Verzeihung er im Mrz 1312 zu Pisa suchte, wurde er zur Klosterhaft verurteilt und starb am 13. Dezember 1313.1) An den Verwandten der Mrder aber wurde furchtbare Rache genommen, obwohl ihnen eine Teil-nhme an dem Verbrechen nicht nachgewiesen worden ist. Sie wurden bis ins zweite und dritte Glied versslgt, ihre Gter eingezogen; Elisabeths Rachgier kannte keine Grenzen. Aus dem Gute der Ermordeten erbaute sie an der Stelle des Mordes das Kloster Knigsselden. Der Leichnam Alb rechts wurde im folgenden Jahre, am 29. August 1309, gleichzeitig mit dem Adolfs von Nassau durch Heinrich Vii. feierlich in der Knigsgruft zu Speier bei-gesetzt.^) Alb recht war kein untchtiger König; er begriff die Aufgabe, die ihm gestellt war. Da er ihr nicht in allen Stcken gerecht wurde, daran waren die unsglichen Schwierigkeiten, welche die kurfrstliche Oligarchie ihm entgegenstellten, und sein frher Tod schuld. Mit rastlosem Eiser hat er den Plan verfolgt, die Herrschaft seines Geschlechts in Deutschland auf dem Grunde einer umfassenden Hausmacht zu erbauen. Wer wei, ob es ihm nicht bei lngerem Leben gelungen wre, die Erblichkeit der Krone durchzusetzen: Jahr-hunderte der Schmach wren vielleicht unserm Vaterlande dadurch erspart worden. Das Bild dieses krftigen Knigs ist namentlich durch die Thtigkeit schweizerischer Gefchichtfchreiber verdunkelt worden. Sie stellen ihn dar als einen blutgierigen Tyrannen, der freie Brger zu Knechten erniedrigen wollte und von gefgigen und feilen Werkzeugen eine an asiatischen Despotismus erinnernde Gewaltherrschast den lie. Seitdem die Erzhlungen von Tell und den von Albrechts Vgten auf sein Gehei begangenen Grausamkeiten als Erfindungen spterer Zeit erwiesen sind, mu auch das Bild des zweiten Habsburgers aus dem deutschen Throne von den darauf geworfenen Flecken gesubert werden. 18. Die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft^) Die rechtliche Stellung der drei Waldstdte Uri, Schwyz und des in Ob-und Nidwaiden geschiedenen Unterwalden, deren weltgeschichtliches Bndnis Cont. Zwetl. Iii., 663, Cont. Sancruc. Iii., 734, Cont. Claustroneob. V., 735, Cont. Florian. 752, Cont. Canon. Sancti Rudb. Salisb. 819, Ann. Matseens. 824, Ann. Osterhov. 552,555, Ann.halesbr. (Ss.xxiv, 48), Joh.vitodur. Chron. ed.wyss. 42. 1) Bhmer nennt allerdings in den Reg. Alb. p. 252, Heinr. Vii., p. 298 (nach no. 459), sowie in den Reg. Job. (p. 520) 1315 als Todesjahr, hat aber in den Verbesserungen add. Ii., p. Xxxix, seine Angaben berichtigt. Uber den Vorgang in Pifa und Johanns Tod vgl. Job. Vict. (B. F. I, 372, 487), Franc. Pipini chron. (Muratori Ix, 746), Ferret. Vic. (Muratori Ix, 1093). 2) Bhmer, Reg. Heinr. Vii. (p. 268) nach no. 152. 3) Vgl. Huber, Die Waldstdte Uri, Schwyz, Unterwalden bis zur festen Begrndung ihrer Eidgenossenschaft. Mit

18. Das Vaterland - S. 113

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
113 seinen Gefangenen über Land durch Schwyz in sein Schloss Küssnacht führen. Als sie nun auf dem See waren, da entstand ein so un- gestümer Sturmwind, dass sie alle elend zu verderben meinten. Da sprach der Diener einer zum Landvogt: „Herr, Ihr seht Eure und unsere Lebensgefahr; nun ist der Teil ein starker Mann und versteht sich gut darauf, mit einem Fahrzeuge umzu- gehen; man sollte ihn jetzt in der Not gebrauchen.“ Sogleich wandte sich der Landvogt an Teil mit den Worten: „Wenn du dich getrauest, uns aus dieser Gefahr zu helfen, so wollt’ ich dich deiner Bande entledigen.“ Der Teil gab zur Antwort: „Ja, Herr, ich getraue uns mit Gottes Hilfe wohl zu retten.“ Also ward er losgebunden, trat an das Steuerruder und fuhr redlich dahin; doch lugte er allenthalben auf gute Gelegenheit zu ent- rinnen. Und als er der Felsenplatte nahe kam, welche seitdem den Namen Teilsplatte hat, ersah er seinen Vorteil und er- munterte die Knechte, fest anzuziehen, bis sie vor jene Platte kämen; denn dann hätten sie das Schlimmste überwunden. Also kamen sie der Platte nahe. Da drückte er das Schiff mit Macht an den Felsen, erraffte sein Schiesszeug, welches im Schiffe beim Steuerruder lag, und that einen Sprung hinaus auf die Platte; das Schiff aber stiess er mit Gewalt weit hinter sich in den See zurück. Nun kletterte er den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz bis auf die Höhe an der Landstrasse bei Küssnacht, und wo dort eine hohle Gasse ist, verbarg er sich im Gebüsch, den Landvogt erwartend. Dieser und seine Diener kamen, mit genauer Not dem See entronnen, durch den Hohlweg geritten. Teil hörte in seinem Versteck allerlei An- schläge des Landvogts wider ihn, nahm seine Armbrust und durchschoss den Vogt mit einem Pfeile, dass er tot vom Rosse zu Boden sank. Hierauf entfloh Teil über das Gebirge gen Uri. Das Volk aber freute sich überall, wo die That ruchbar wurde, dass es seines schlimmsten Gewaltherrn entledigt war. Nach Ferdinand Bäi'sler. 58. Eine Maienfahrt. Am 1. Mai 1308 weilte der König Albrecht auf seinem Schloß zu Baden im Aargau und wollte nach altem Landesbranche an diesem Tage eine Maienfahrt halten. Man zog da wohl in den grünen Wald, um den Mai heimzuholen, und schmückte sich ihm zu Ehren mit bunten Kränzen. So ritt denn auch der König mit Fürsten und Herren ans, und im Gefolge befand sich sein junger Brnders- sohn Johann, der wegen unbefriedigter Erbansprüche dem königlichen Oheim grollte. Nachdem Johann eben wieder vergeblich nm sein Erbland angehalten hatte, saß man zum Mahle nieder. Als nun Das Vaterland. 8

19. Die mittlere Zeit - S. 91

1890 - München : Oldenbourg
Adolf von Nassau. - Albrecht I. - Heinrich Vii. 91 Albrecht L 1298*308. Nunmehr fanden die Bemhungen Alb rechts um die Krone Erfolg. Die Kurfrsten whlten ihn einstimmig. Albrecht war seinem Vater, dem Kaiser Rudolf, an That-kraft hnlich; er war, wie ein Zeitgenosse sagte, fester als ein Diamant. Hingegen fehlte Rudolfs Freundchkett und Menschenliebe. Nicht lange nach semer Wahl entzweite sich Albrecht mit den geistlichen Kurfursten und dem Komg von Bhmen, die sich nun trotzig gegen ihn verbanden. Mit Mse der Städte bezwang Albrecht diese Gegnei. Aber sein Versuch, die Heri-schaft der B h m en und T h u r in g e n zu gewinnen, milang. Ebensowenig vermochte er he schweizerischen Waldstdte Schwyz, Yrr und Unter-walden, der welche die Habsburger seit alter Zeit das Voateirecht Hatten, unter die sterreichische Landeshoheit zu zwingen. Der mutige Freiheitssinn dieier Hirten, der m den Erzhlungen von Wilhelm Tell und dem.r.utli-bunde eine sagenhafte Verherrlichung fand, widerstand eisen* fest dem Verlangen des Habsburgers. In der Schweiz war es auch, wo eine blutige That shlmgs das Leben Albrechts endete. Er Hatte seinem Brudersohne, dem Herzoge Johann von Schwaben, allzulange das vterliche Erbe verweigert. Aus Rache bafr ermordete dieser den kniglichen Oheim tnt Mai 1308 bei Baden an der Reu. Heinrich Vii. \5q8-\3\3. Ausdemknigsstuhlz uren.ll. unter dem Schatten uralter Nubume, begegneten sich nach Albrechts Tod die Kurfrsten und whlten den Grafen Heinrich von Luxemburg, einen Bruder des Erzbischofs von ^ner, zum Könige. Heinrich stund bei seiner Wahl im krftigsten Mannesalter; er war eine ritterliche Erscheinung und von durchaus edler Gesinnung. Gerne huldigte man ihm uberall im Reiche. Und die Hoffnung, sein Regiment werde dem deutschen Volke zum Segen dienen, schien wahr zu weiden. Denn mit groer Gewissenhaftigkeit lie sich Heinrich das Wohl des Reiches am Herzen liegen. Aber em Verhngnis-volles Sehnen nach Italien lockte ihn allzufrhe der die Alpen. In schwungvollen Schriften begrte Dan^e.. der grte Dichter Italiens, die Ankunft des Kaisers. ^ Und Heinrich war in der That fest entschlossen, auch in stauen

20. Das Mittelalter - S. 218

1866 - Leipzig : Brandstetter
216 Lande Unterwalden durch Feuer, das sie auf den Alpen anzündeten, das Zeichen, daß die Freiheit gerettet sei. Nun brachen die im Lande Uri die Burg, die Geßler erbaut und „Zwing Uri" genannt hatte, und in Schwyz zerstörte der Stauffacher mit den Eidgenossen die Herrenburg auf der Insel Schtvanau im Lowerzer See. Da war lauter Jubel in den drei Wald- stätten, und Alle dankten Gott inbrünstig, daß er ihnen gegen die Zwing- herren beigestanden hatte. Der 1. Januar 1308 war der helle Neujahrs- morgen der Freiheit und des Schweizervolkeö. 5. Als Kaiser Albrecht hörte, was die Schweizer gethan, entbrannte er vor Zorn und schwur diesen „elenden Hirten" bittere Rache. Aber die Vorsehung hatte es anders beschlossen. Unter den Vielen, die von Albrechts Herrschsucht und Ländergier beleidigt wurden, war auch sein eigener Neffe, Johann von Schwaben. Dieser hatte von seinem Vater, einem Bruder des Kaisers, die habsburgischen Herrschaften und Vogteien im Elsaß, in der Schweiz und in Schwaben geerbt, und als er zum Jüng- ling herangewachsen war, forderte er vom Oheim die Herausgabe der Erb- güter. Doch Albrecht vertröstete den Neffen von einer Zeit auf die andere. Im Frühjahr 1308 war der Kaiser selbst in die habsburgischen Erblande gekommen. Als er zu Baden Mittag hielt — es war gerade der erste Mai — brachten die Einwohner dem Könige Maienkränze. Da nahm Albrecht den schönsten, legte ihn lächelnd auf das Haupt seines Neffen und sprach: „Seht, solch' eine Krone mögt Ihr wohl tragen; die andere ist für Euch noch zu schwer!" Dieser Hohn brachte ein schwarzes Vor- haben zur Reife, das schon längst in des Jünglings Brust gekeimt hatte. Vier andere Ritter bestärkten den jungen leidenschaftlichen Mann in seinem Vorsatze; ihre Namen waren Rudolph von der Wart, Walther von Eschen- bach, Rudolph von Palm und Konrad von Tegernfeld, Johann's Erzieher. Von Baden aus wollte Albrecht nach Rheinfelden reiten, wo seine Gemahlin ihn erwartete. Als er an die Reuß gekommen war, drängten sich die Verschworenen auf die schmale Fähre, um zuerst mit ihm hiuüber zu kommen. Und als sie drüben waren, fiel Eschenbach dem König in die Zügel und Johann rannte ihm mit den Worten: „Das ist der Lohn deines Unrechts!" den Speer in den Hals, Palm aber durchbohrte ihn mit dem Schwerte. Nach einem lauten Schrei sank er ohnmächtig vom Pferde. Eine arme Frau war in der Nähe und eilte herzu; in ihrem Schooße gab Albrecht seinen Geist auf, nahe am Fuße seiner Stammveste, der alten Habsburg. Die braven Schweizer wußten aber ihre Freiheit nicht blos zu er- obern, sie wußten sich auch gegen die Fürstenmacht und den Andrang des Adels zu behaupten. Leopold, Albrecht's jüngster Sohn, rückte im Jahr 1386 mit einer auserlesenen Schaar gegen die „elenden Bauern" an, die er leicht zu vernichten hoffte. Die geharnischten Ritter hatten sich in langen Reihen mit vorgehaltenen Lanzen aufgestellt; die Schweizer rannten in