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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 507

1910 - Regensburg : Manz
Lefebvre rückt wieder vor. 507 Hofer blieb nicht lange in Innsbruck, sondern ging nach Südtirol, um hier Streitigkeiten unter den Volksführern zu schlichten und überall die Ordnung herzustellen. Er eilte den Schützenkompagnien, die für den Zug nach Kärnten und Steiermark bestimmt waren, nach dem Pustertal voraus und wurde überall als der Retter des Vaterlandes mit Jubel empfangen. In Sachsenburg erhielt er die Nachricht vom Waffenstillstände von Znaim, glaubte aber, sie sei nur eine Kriegslist. Ein vorn 18. Juli datiertes Schreiben des Erzherzogs Johann an den General Buol wies diesen an, „falls der Feind auf Grund eines Waffenstillstandes die Aufforderung an ihn ergehen lasse, Tirol zu räumen, derselben nicht nachzukommen, es sei denn, daß die Weisung dazu von ihm, dem Erzherzog selbst, ausgehe." Darin sah man allgemein eine Erzherzog Karl in der Schlacht bei Wagram am 5. Juli 1809. Nach einem Original-Aquatintablatt von Johann Böhm in der „Albertina" zu Wien (Sr. f. it. k. Hoheit Erzherzogs Friedrich) Wien und Triest, bei Geistinger, Bürgschaft, daß kein Waffenstillstand bestehe. Erst am 15. Tage nach dem Abschlüsse desselben kam die offizielle Anzeige. Nach den Bestimmungen von Znaim sollten die Österreicher Tirol und Voralberg räumen. Weil aber der Artikel nur vom Abzug der Österreicher, nicht von einer Übergabe des Landes sprach und die Feinde von allen Seiten in Anmarsch waren, nahmen Hofer und seine Gefährten dies für eine Verletzung des Waffenstillstandes und entschlossen sich, auch ohne militärische Hilfe den Kampf auf Leben und Tod wieder aufzunehmen. Napoleon hatte sogleich nach dem Waffenstillstand alle Anstalten getroffen, Tirol zu unterwerfen. Das ganze 7. Armeekorps sollte unter dem Marschall Lesebvre nach Salzburg und von da nach Tirol vorrücken. Fast unangefochten drang Lesebvre durch das Unterinntal vor und rückte am 30. Juli, wenige Stunden, nachdem die letzten Österreicher abgezogen waren, in Innsbruck ein. General Beaumont, der mit 10,000 Mann über die Scharnitz kam, ließ Seefeld in Brand stecken und zog nach Vorarlberg.

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1. Die neue Zeit - S. 133

1877 - Leipzig : Brandstetter
133 Er verheirathete sich mit Barbara Brangbier, einer Tochter des Bürgermeisters von Gotha, und lebte mit ihr in sehr glücklicher Ehe, denn er war ein sanfter, gutmüthiger Mann. Von seinen Mitbürgern war er sehr Machtet und genoß so viel Vertrauen, daß sie ihn 1519 zum Kämmerer und Senator, 1537 aber zum Bürgermeister wählten. Dies Amt bekleidete er sieben Jahre; dann legte er es freiwillig nieder, weil ihn das Alter drückte. Seine amtliche Thätigkeit verhinderte ihn jedoch nicht am Malen, besonders malte er die Bildnisse der sächsischen Kurfürsten und Prinzen, so wie seiner Freunde Luther und Melanchthon, deren Portraits er sehr vervielfältigte. Oft wurde Kranach in seinem Arbeitszimmer von hohen Herrschaften besucht, die ihm mit Vergnügen zusahen, und die er wieder auf die Jagd zu begleiten pflegte. Wurden da besonders große und schöne Thiere erlegt, so war er gleich bei der Hand, sie abzumalen. Kranach's Ruhm war so groß, daß der König Ferdinand ihn nach Wien berief, damit er mit seinen schönen Gemälden die Schlösser ausschmückte. Die Bildergalerien in Wien, München, Prag und Dresden verdanken dem Lukas Kranach ihre Entstehung. So lieblich auch oft die Gesichter dieses Malers sind, so haben die Figuren doch den Fehler, daß sie nicht die rechte Gewandung haben; alte römische Feldherren und Senatoren sind gekleidet wie sächsische Ritter oder wittenbergische Bürgermeister. Außer seinen größeren Oelmalereien machte Kran ach noch treffliche Miniaturgemälde; man findet sie noch in den Gebet- und Geschichtsbüchern der damaligen Kurfürsten. 2. Da Lukas Kranach mit ganzer Seele an feinem Herrn hing, so betrübte ihn der Tod des guten Friedrich gar sehr. Er war unter denen, welche der kurfürstlichen Leiche folgten, als diese von dem Schlosse, wo Friedrich gestorben war, nach Wittenberg gebracht wurde; dabei hatte er die Ehre, jedem Armen auf Befehl des neuen Kurfürsten Johann einen Groschen auszuhändigen. Auch Johann starb schon 1532; doch ersetzte ihm Johann Friedrich durch große Gnade und unbedingtes Vertrauen den Verlust reichlich, so daß Kranach recht eigentlich Oer Freund des Kurfürsten wurde. Das harmlose Leben des Malers ward sehr getrübt durch schwere Verluste; sein ältester Sohn Johann starb auf einer Reise nach Italien; fünf Jahre darauf verlor er auch feine geliebte Frau und nach abermals fünf Jahren feinen Freund Luther, der so gern mit ihm verkehrt hatte. Aber fast noch mehr, als diese häuslichen Kümmernisse, schlugen den alten Mann die Unglücksfälle nieder, die seit 1547 sein Vaterland Sachsen und feinen Kurfürsten trafen. Als Kaiser Karl nach dem Siege bei Mühlberg vor die Residenz Wittenberg rückte und sie belagerte, waren fast alle angesehenen Einwohner, selbst der edle Melanchthon, aus Furcht vor Kriegs-ungemach fortgegangen. Nur Kran ach hielt es für feine Bürgerpflicht,

2. Die neue Zeit - S. 133

1866 - Leipzig : Brandstetter
133 Er verheiratete sich mit Barbara Brangbier, einer Tochter des Bürger- meisters von Gotha, und lebte mit ihr in sehr glücklicher Ehe, denn er war ein sanfter, gutmüthiger Mann. Von seinen Mitbürgern war er sehr geachtet und genoß so viel Vertrauen, daß sie ihn 1519 zum Kämmerer und Senator, 1537 aber zum Bürgermeister wählten. Dies Amt beklei- dete er sieben Jahre; dann legte er es freiwillig nieder, weil ihn das Alter drückte. Seine amtliche Thätigkeit verhinderte ihn jedoch nicht am Malen, besonders malte er die Bildnisse der sächsischen Kurfürsten und Prinzen, so wie seiner Freunde Luther und Melanchthon, deren Portraits er sehr vervielfältigte. Oft wurde Krauach in seinem Arbeitszimmer von hohen Herrschaften besucht, die ihm mit Vergnügen zusahen, und die er wieder aus die Jagd zu begleiten pflegte. Wurden da besonders große und schöne Thiere erlegt, so war er gleich bei der Hand, sie abzumalen. Kranach's Ruhm war so groß, daß der König Ferdinand ihn nach Wien berief, damit er mit seinen schönen Gemälden die Schlösser ausschmückte. Die Bildergalerien in Wien, München, Prag und Dresden verdanken dem Lukas Kranach ihre Entstehung. So lieblich auch oft die Gesichter dieses Malers sind, so haben die Figuren doch den Fehler, daß sie nicht die rechte Gewandung haben; alte römische Feldherren und Senatoren sind gekleidet wie sächsische Ritter oder wittenbergische Bürgermeister. Außer seinen größeren Oelmalereien machte Kranach noch treffliche Miniaturgemälde; man findet sie noch in den Gebet- und Geschichtsbüchern der damaligen Kurfürsten. 2. Da Lukas Krauach mit ganzer Seele an seinem Herrn hing, so be- trübte ihn der Tod des guten Friedrich gar sehr. Er war unter denen, welche der kurfürstlichen Leiche folgten, als diese von dem Schlosse, wo Friedrich gestorben war, nach Wittenberg gebracht wurde; dabei hatte er die Ehre, jedem Armen auf Befehl des neuen Kurfürsten Johann einen Groschen auszuhändigen. Auch Johann starb schon 1532; doch ersetzte ihm Johann Friedrich durch große Gnade und unbedingtes Vertrauen den Ver- lust reichlich, so daß Krauach recht eigentlich der Freund des Kurfürsten wurde. Das harmlose Leben des Malers ward sehr getrübt durch schwere Verluste; sein ältester Sohn Johann starb auf einer Reise nach Italien; fünf Jahre daraus verlor er auch seine geliebte Frau und nach abermals fünf Jahren seinen Freund Luther, der so gern mit ihm verkehrt hatte. Aber fast noch mehr, als diese häuslichen Kümmernisse, schlugen den alten Mann die Unglücksfälle nieder, die seit 1547 sein Vaterland Sachsen und seinen Kurfürsten trafen. Als Kaiser Karl nach dem Siege bei Mühl- berg vor die Residenz Wittenberg rückte und sie belagerte, waren fast alle angesehenen Einwohner, selbst der edle Melanchthon, aus Furcht vor Kriegs- ungemach fortgegangen. Nur Krauach hielt es für seine Bürgerpflicht,

3. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Polen «in Wahlrerch. ¿!9 Polen erhielten Luft, errangen ihre Selbstständigkeit und behaupteten sie mit Hülfe des großen Kurfürsten, dem dafür "der unabhängige Besitz Ostpreußens bestätigt wurde. Nach dem Tode Karl X. Gu- stav's, im Frieden zu Oliva (1660) verzichtete Johann Kasimir auf die Krone Schwedens und trat Ehstland und Liefiand an Schweden ab. Schon früher hatte die Moldau an die Türkei überlasten wer- den müssen, und bald nach dem Olivaer Frieden mußte an Rußland die Ukraine zurückgegeben werden. Johann Kasimir, von solchen Unfällen betroffen und durch Parteiungen des Adels gekränkt, be- schloß, der Krone überdrüssig, als Abt sein Leben in Frankreich. 2. Es wurde jetzt zweimal hintereinander ein polnischer Edelmann zum König gewählt; der zweite war Johann Sobieski (1673 bis 1696). Dies ist der berühmte Retter Wiens von der Hand der Türken. 280,000 Mann stark lagen diese vor Wien und bedräng- ten es hart. Sie hatten in der Umgegend schrecklich gehaust und mehr als 80,000 Christen in die Sklaverei geschleppt. Der tapfere Befehlshaber von Wien, Rüdiger von Stahremberg, unter dem Hel- denmüthigen Beistände von Bürgern und Studenten, schlug alle Angriffe ab. Allein der Tod lichtete seine Reihen, Hungersnot!) brach aus, und Wien war verloren. Da nahten die Retter: 50,000 Deutsche und der fromme, ritterliche Polenkönig Johann Sobieski mit 18,000 der Seinen. In der Schlacht ging die polnische Rei- terei mit ungeheurer Hitze vor und hatte das Unglück, von den Tür- ken umringt zu werden. Aber das deutsche Fußvolk nahte herbei und rettete die Polen. Die Schwaben und Franken nahmen die stärksten Schanzen des Feindes, Sobieski rannte das feindliche Mit- teltreffen an und jagte die Türken in die entsetzlichste Flucht. Jetzt zogen die herrlichen Sieger in Wien ein. Aber der Kaiser war so vornehm und steif gegen den ritterlichen Sobieski, daß Alle sich dar-' über entrüsteten. Die Polen wollten auf der Stelle fort, aber So- bieski beschwichtigte sie und blieb, so lange noch einige Gefahr da war. — Im Jahre 1697 wurde der Kurfürst Friedrich August von Sachsen zum König von Polen erwählt. Er war von hoher Ge- stalt und erhielt den Beinamen der Starke, weil er soviel Kraft be- saß, daß er Hufeisen und harte Thaler mit der Hand zerbrechen konnte. Dabei hatte er eine große Sucht nach Genuß, beschäftigte sich hauptsächlich mit glänzenden, kostspieligen Festlichkeiten und trach- tete nach schimmernder Größe. Obwohl ein König von Polen fast gar nichts zu sagen hatte, so erkaufte er sich doch die Stimmen der polnischen Großen mit unermeßlichen Geldsummen, ja er erkaufte sie um den Preis seines lutherischen Glaubensbekenntnisses, indem er den katholischen Glauben annahm. Er verband sich mit dem Czaa- ren Peter dem Großen von Rußland und dem König von Dänemark; sie wollten alle drei über Schweden herfallen. Aber mit Feuereifer und hartnäckiger Tapferkeit kam ihnen der junge, tollkühne Schwe- denkönig Karl Xi!. zuvor. Dänen und Russen wurden schnell besiegt,

4. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 52

1879 - Leipzig : Teubner
52 Schmalkaldischer Krieg 1546—47. wie nichts erreicht. Ihre Truppen gingen auseinander, als der Kurfürst von Sachsen zum Schutze seines eigenen Landes abziehen mußte. Der Herzog Moritz von Sachsen-Thüringen (1541 — 1553) nämlich, ein junger ehrgeiziger und äußerst kluger und verschlagener Mann, war von dem Kaiser gewonnen und mit der Ausführung der Acht gegen den Kurfürsten beauftragt worden. Er war zwar auch Protestant und ein Vetter des Kurfürsten und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp; aber die Aussicht auf den Besitz des Kurfürstenthums Sachsen, welche ihm der Kaiser eröffnet hatte, verleitete ihn zum Verrath an der Sache seiner Glaubensgenossen. Er fiel in der Abwesenheit des Kurfürsten in dessen Land ein und besetzte es; als jedoch Johann Friedrich zurückkehrte, vertrieb er den falschen Vetter nicht blos aus dem Kurfürstenthum, fouderu eroberte auch noch einen großen Theil des Herzogthums. Die Hauptstadt Leipzig aber belagerte er vergebens. Nachdem das protestantische Heer in Süddeutschland auseinander gegangen war, unterwarf sich dem Kaiser ganz Süddeutschland. Die Städte und Fürsten huldigten dem Kaiser und erkauften seine Verzeihung mit großen Summen. Am besten kam noch Straßburg weg, das den Schutz, den ihm Frankreich angeboten, verschmäht hatte. Ueberhaupt genoß Straßburg von dem Kaiser bei jeder Gelegenheit einer besonderen Schonung. Er sagte einmal: „Wenn die Türken vor Wien und die Franzosen vor Straßburg ständen, so würde ich Wien fahren lassen und nach Straßburg eilen." Nachdem Karl im I. 1546 Süddeutschland niedergeworfen hatte, wandte er steh im folgenden Frühjahr in derselben Absicht nach Norddeutschland. Zunächst galt es dem Kurfürsten von Sachsen. Karl zog durch Böhmen heran, verstärkt durch Truppen seines Bruders Ferdinand und des Herzogs Moritz. Johann Friedrich hatte nur 6000 Mann; aber er hielt sich für sicher, da die Elbe zwischen ihm und dem kaiserlichen Heere war und er die Brücke, die bei Meißen über den Fluß führte, abgebrochen und alle Kähne auf die

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 205

1861 - Münster : Coppenrath
205 befehl führte. Wie wollte er mit diesem Häuflein die hundert Tausende des Großwefirs aufhalten! Bei dem Andrange so großer Gefahr versprach der ritterliche Polenkönig, Johann Sobiesky, dem Kaiser zu Hülfe zu ziehen und das Kreuz gegen den Halbmond zu schirmen. Auch die deutschen Fürsten wurden ernstlich aufgemahnt und erschienen dieses Mal schnel- ler als gewöhnlich mit ihren Truppen im Felde. Nachdem der Kaiser dem edlen Grafen Rüdiger von Starhem- berg die Vertheidigung der Stadt übertragen und die Bür- gerschaft zur Tapferkeit ermuntert hatte, zog er. selbst in be- stürzter Eile nach Linz. Unterdessen rückten die Türken so schnell heran, daß der Herzog Karl kaum Zeit hatte, zwölftausend Mann zur Ver- stärkung der Bürgerbesatzung in die Stadt zu werfen. Er selbst zog sich mit seinem Heere seitwärts, weil er noch zu schwach war, um den heranwogenden Türkenscharen die Spitze zu bieten. Am 14. Juli langten sie vor den Mauern an und schlugen ihr Lager auf. In einem Umkreise von sechs Stun- den stand Zelt an Zelt, so daß die ganze Gegend von den Höhen der Stadt her wie ein wogendes Meer erschien. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Großwesirs schimmernd empor, grün wie die Hoffnung des Sieges, prangend in Gold und Silber aus dem Raube der gefallenen Städte und Bur- gen. Im innersten Gemache war die heilige Fahne des Pro- pheten aufgestellt. Nun begann die Belagerung. Während der Türken schwe- res Geschütz ungeheuere Kugeln in die Stadt warf, arbeiteten Tausende unaufhörlich an den Minen, die unter den Mauern Herzogen und mit Pulver gefüllt wurden, um die Festungs- werke in die Luft zu sprengen und so einen offenen Weg über die Trümmer in die Stadt zu bahnen. Seit dem 18. Juli wurde ein Sturm nach dem andern versucht, aber alle durch die hartnäckige Gegenwehr der Belagerten vereitelt. Die ganze Bürgerschaft von Wien war unter Waffen. Die einzelnen

6. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 75

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 75 — gegen diesen Beschluß, und so erhielten fortan alle, die der Reformation zugetan waren, den Namen Protestanten. Auf dem im nächsten Jahre (1530) in 153u Augsburg abgehaltenen Reichstage überreichten die Protestanten das von Ph. Melanchthon verfaßte Glaubensbekenntnis (Angsbnrgische Konfession). Darin war in 28 Artikeln in milden Worten dasjenige, worin man mit den Katholiken übereinstimme und worin man abweiche, klar gelegt worden. 3. Schmalkaldifcher Bund. Nürnberger Religionsfriede. Der Kaiser ließ eine Widerlegnng der Augsburgischen Konfession anfertigen und forderte die Fürsten auf, bis zum 15. März 1531 zum katholischen Glauben zurückzukehren. Infolgedessen schlossen die protestantischen Fürsten 1531 den Schmalkaldischen Bnnd. Als dann aber zu dieser Zeit die Türken Wien bedrohten, bewilligte der Kaiser den Protestanten, um ihres Beistandes sicher zu sein, den Nürnberger Religionsfrieden. (1532.) Darin wurde festgesetzt, daß bis zur nächsten Kirchenversammlung keiner seines Glauben wegen beeinträchtigt werden solle. 4. Ter Schmalkaldische Krieg. 1545 berief der Papst eine Kirchenver-sammlnng nach Trient. Aber die protestantischen Fürsten erschienen nicht, weil sie eine „unparteiische" Kirchenversammlung wollten. Auch den Reichstag zu Regensburg, den der Kaiser 1546 abhielt, besuchten sie nicht. Da sprach der Kaiser über die Häupter des Schmalkaldischen Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Landgrafen Philipp von Hessen, wegen Hochverrats die Acht aus und suchte sie mit den Waffen zum Gehorsam zu zwingen. Bei Mühlberg a. E. kam es 1547 zur Schlacht. Das 1547 Heer des Kaisers stand auf dem linken, das des Kurfürsten auf dem rechten Ufer der Elbe. Da kam ein Bauer zu dem Kaiser und zeigte ihm eine Furt durch die Elbe, um sich dadurch an den Kurfürstlichen, die ihm zwei Pferde gestohlen hatten, zu rächen. Unter dem Schutze des Frühnebels setzten die Kaiserlichen an einem Sonntage durch den Fluß. Der Bauer führte das Pferd des Kaisers am Zügel, und jeder der kaiserlichen Reiter nahm einen Fußknecht mit sich hinten aufs Pferd. Der Kurfürst war gerade in der Kirche. Hier erfuhr er, daß der Kaiser gegen ihn im Anzuge sei; dennoch wartete er, bis der Gottesdienst zu Ende war. Dann bestieg er einen Wagen und fuhr auf die Lochauer Heide hinaus. Gleich beim ersten Ansturm ergriffen feine Reiter die Flucht. Der Kurfürst verließ feinen Wagen, bestieg ein Pferd und jagte davon. Bald aber holten ihn ungarische Husaren ein und nahmen ihn, nachdem sie ihn durch einen Hieb ins Gesicht arg verwundet hatten, gefangen. Mit Blutigem Gesicht und Panzer kam er zum Kaiser, kniete vor ihm und redete ihn an: „Allergnädigster Kaiser!" „So?" entgegnete Karl, „bin ich nun Euer gnädigster Kaiser? So habt Ihr mich lange nicht geheißen!" Da sagte der Kurfürst: „Ich bin Ew. Kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängnis." „Wohl," gab der Kaiser zur Antwort, „Ihr sollt gehalten werden, wie Ihr es verdient," und ließ ihn ins kaiserliche Lager abführen. Später wurde der Kurfürst zum Tode verurteilt, doch wagte der Kaiser nicht, das Urteil zu vollstrecken, sondern verwandelte es in ewige Gefangenschaft. 5. Herzog Moritz von Sachsen, der Schwiegersohn Philipps von Hessen, lebte mit feinem Better, dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, häufig in Streit. Infolgedessen sagte er sich vom Schmalkaldischen Bunde los und schloß sich dem Kaiser an, der ihn bald zu feinem Lieblinge erkor und nach der Ge-

7. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 401

1871 - Braunschweig : Wreden
— 401 - Die Bildergallerien in Wien, München, Prag und Dresden verdanken dem Lukas Kranach ihre Entstehung. So lieblich auch oft die Gesichter dieses Malers sind, so haben die Figuren doch den Fehler, daß sie nicht die rechte Gewandung zeigen; alte römische Feldherren und Senatoren sind gekleidet wie sächsische Ritter oder witteubergische Bürgermeister. Außer seinen größeren Oelmalereien machte Kran ach noch treffliche Miniaturgemälde; man findet sie noch in den Gebet- und Geschichtsbüchern der damaligen Kurfürsten. Da Lukas Kranach mit ganzer Seele an seinem Herrn hing, so betrübte ihn der Tod des guten Friedrich gar sehr. Er war unter denen, welche der kurfürstlichen Leiche folgten, als diese von dem Schlosse, wo Friedrich gestorben war, nach Wittenberg gebracht wurde; dabei hatte er die Ehre, jedem Armen auf Befehl des neuen Kurfürsten Johann einen Groschen auszuhändigen. Auch Johann starb schon 1532, doch ersetzte ihm Johann Friedrich durch große Gnade und unbedingtes Vertrauen den Verlust reichlich, so daß Kran ach recht eigentlich der Freund des Kurfürsten wurde. — Das harmlose Leben des Malers ward sehr getrübt durch schwere Verluste; sein ältester Sohn Johann starb auf einer Reise nach Italien, fünf Jahre darauf verlor er auch seine geliebte Frau und nach abermals fünf Jahren feinen Freund Luther, der so gern mit ihm verkehrt hatte. Aber fast noch mehr, als diese häuslichen Kümmernisse, schlugen den alten Mann die Unglücksfälle nieder, die seit 1547 sein Vaterland Sachsen und seinen Kurfürsten trafen. Als Kaiser Karl nach dem Siege bei Mühlberg vor die Residenz Wittenberg rückte und sie belagerte, waren fast alle angesehenen Einwohner, selbst der edle Melanchthon, aus Furcht vor Kriegsungemach, fortgegangen. Nur Kranach hielt es für seine Bürgerpflicht, zu bleiben und zu erwarten, was da kommen würde. Als Kart die Stadt erobert hatte, erinnerte er sich des berühmten Malers, und daß dieser ihn einst in seinen Kinderjahren gemalt habe. Er ließ ihn daher in sein Lager holen und sprach mit ihm dies und jenes über Gegenstände der Kunst. Ein Zeitgenosse erzählt darüber Folgendes: „Als der alte Maler Lukas aus der Stadt in des Kaisers Zelt gefordert war, zeigte ihm Karl an, daß ihm der gefangene Kurfürst auf dem Reichstage zu Speyer eine schöne Tafel geschenkt, so er, Lukas, gemalt, und die er, der Kaiser, oft mit sonderlichem Wohlgefallen angesehen hätte. „Es ist aber zumecheln", fuhr der Kaiser fort, „in meinem Gemache eine Tafel, auf welcher du mich, als ich noch jung war, gemalt hast. Ich begehre deswegen zu wissen, wie alt ich damals gewesen bin." Darauf hatte der alte Lukas geantwortet: „Ew. Majestät war damals acht Jahre alt, als Kaiser Maximilian Euch bei der rechten Hand führte und Ew. Gnaden in Niederland huldigen ließ. Indem ich aber anfing, Ew. Majestät abzureißen, hat Ew. Majestät sich stetig gewendet, worauf Euer Präceptor, welchem Eure Natur wohl bekannt, vermeldet, daß Ew. Majestät ein sonderliches Gefallen zu schönen Pfeilen trüge, und darauf befahl, daß man einen kunstreich gemalten Pfeil an die Wand gegenüber stecken sollte, davon Ew. Majestät die Augen niemals gewendet und ich desto besser das Eontersei zu Ende gebracht." — Da hat der Kaiser dem Lukas freundlich zugesprochen. Als aber der gute alte Mann an seines Vaterlandes Unglück dachte, ist er mit weinenden Augen Dietlein, Bilder aus der Weltgeschichte. 26

8. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ende der Französischen Revolution - S. 22

1905 - Hamburg : Boysen
— 22 — die Hauptstadt des Kaisers erobern und hoffte, dadurch unabsehbare weitere Erfolge zu gewinnen. Seit einem Jahre schon hatte man sich in Wien mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß die Türken wieder — wie schon einmal 1529 — vor der Stadt erscheinen könnten, und der Kaiser hatte sich nach Verbündeten umgesehen. Zuerst fand er bei der römischen Kurie Unterstützung; diese erblickte in der tödlichen Gefahr des Kaisers ihre eigene Angelegenheit, und der Papst spendete aus seinem wohlgefüllten Schatze dem geldbedürftigen Wiener Hofe reichliche Mittel. Darauf gelang es, auch den König Johann Sobieski von Polen für ein Waffenbündnis gegen die Türken zu gewinnen. Mit 40000 Mann, versprach der Polenkönig, dem Kaiser zu Hilfe zu kommen, freilich nicht, ohne sich für seine Hilfeleistung eine beträchtliche Geldsumme auszubedingen. Auch aus dem Reiche war wenigstens einige Unterstützung zu erwarten. Aber was der Kaiser den türkischen Völkern zunächst, ehe die Bundesgenossen angelangt waren, entgegenzusetzen hatte, reichte zu erfolgreichem Widerstande bei weitem nicht aus. Die Zahl seiner Truppen belief sich auf nicht viel mehr als 40000 Mann, die sich über eine lange Verteidigungslinie ausbreiten mußten. Die kaiserliche Artillerie zählte nur 100 Geschütze, während der Großvezier 300 mit sich führte. Unter diesen Umständen konnte der Herzog Karl von Lothringen, dem der Kaiser den Oberbefehl übertragen hatte, den Kampf in offenem Felde nicht aufnehmen, bevor die erwarteten Hilfstruppen zur Stelle waren. Unter steten kleinen Gefechten zog er sich von Raab aus, wo er zuerst Aufstellung genommen, die Donau entlang gegen Wien hin zurück, um für alle Fälle die Hauptstadt in Verteidigungszustand zu bringen. Er legte eine Besatzung von ungefähr 11 000 Mann in die Stadt und nahm mit der Hauptmasse der Truppen eine gesicherte Stellung in der Nähe, der Reichs- und Polenhilfe und des Tages der Entscheidung harrend. Am 12. Juli trafen die ersten türkischen Heerhaufen vor Wien ein; fünf Tage später war die Stadt auf allen Seiten eingeschlossen. Und so begann jene denkwürdige Belagerung und noch denkwürdigere Verteidigung von 1683. Das Buch schildert natürlich nicht die Einzelheiten der immer wiederholten Stürme und ihrer heldenmütigen Abwehr. Die Arbeit der gewaltigen türkischen Batterien und der Nahkampf auf den Wällen, in Laufgräben und Breschen wurden beständig von einem fürchterlichen Minenkrieg begleitet. Von jeher war der Minenkrieg das besonders ausgebildete Angriffsmittel osmanischer Belagerungskunst gewesen, und durch nichts haben auch hier die Türken den Mut der Belagerer auf eine härtere Probe gestellt, Wien dem Falle näher gebracht, als durch diese unheimliche unterirdische Arbeit. Acht schwere Wochen lang hielt die Stadt aus, sehnsüchtig des Entsatzes harrend. Anfang September wurde die Lage bedenklich. Nahrung und Pulver gingen zu Ende; die Reihen der Truppen waren gelichtet; Hunger und Krankheit schlichen durch die Straßen; von dem Turm der Stephanskirche stiegen nachts Raketen als Notzeichen empor, die Freunde draußen zu schleuniger Hilfe mahnend, und je größer die Bedrängnis wurde,

9. Geschichtliches Lesebuch - S. 22

1909 - Hamburg : Boysen
— 22 — die Hauptstadt des Kaisers erobern und hoffte, dadurch unabsehbare weitere Erfolge zu gewinnen. Seit einem Jahre schon hatte man sich in Wien mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß die Türken wieder — wie schon einmal 1529 — vor der Stadt erscheinen könnten, und der Kaiser hatte sich nach Verbündeten umgesehen. Zuerst fand er bei der römischen Kurie Unterstützung; diese erblickte in der tödlichen Gefahr des Kaisers ihre eigene Angelegenheit, und der Papst spendete aus seinem wohlgefüllten Schatze dem geldbedürftigen Wiener Hofe reichliche Mittel. Darauf gelang es, auch den König Johann Sobieski von Polen für ein Waffen-bundnis gegen die Türken zu gewinnen. Mit 40000 Mann, versprach der Polenkönig, dem Kaiser zu Hilfe zu kommen, freilich nicht, ohne sich für seine Hilfeleistung eine beträchtliche Geldsumme auszubedingen. Auch aus dem Reiche war wenigstens einige Unterstützung zu erwarten. Aber was der Kaiser den türkischen Völkern zunächst, ehe die Bundesgenossen angelangt waren, entgegenzusetzen hatte, reichte zu erfolgreichem Widerstande bei weitem nicht aus. Die Zahl seiner Truppen belief sich auf nicht viel mehr als 40000 Mann, die sich über eine lange Verteidigungslinie ausbreiten mußten. Die kaiserliche Artillerie zählte nur 100 Geschütze, während der Großvezier 300 mit sich führte. Unter diesen Umständen konnte der Herzog Karl von Lothringen, dem der Kaiser den Oberbefehl übertragen hatte, den Kampf in offenem Felde nicht auf nehmen, bevor die erwarteten Hilfstruppen zur Stelle waren. Unter steten kleinen Gefechten zog er sich von Raab aus, wo er zuerst Aufstellung genommen, die Donau entlang gegen Wien hin. zurück, um für alle Fälle die Hauptstadt in Verteidigungszustand zu bringen. Er legte eine Besatzung von ungefähr 11 000 Mann in die Stadt und nahm mit der Hauptmasse der Truppen eine gesicherte Stellung in der Nähe, der Reichs- und Polenhilfe und des Tages der Entscheidung harrend. Am 12. Juli trafen die ersten türkischen Heerhaufen vor Wien ein; fünf Tage später war die Stadt auf allen Seiten eingeschlossen. Und so begann jene denkwürdige Belagerung und noch denkwürdigere Verteidigung von 1683. Das Buch schildert natürlich nicht die Einzelheiten der immer wiederholten Stürme und ihrer heldenmütigen Abwehr. Die Arbeit der gewaltigen türkischen Batterien und der Nahkampf auf den Wällen, i,n Laufgräben und Breschen wurden beständig von einem fürchterlichen Minenkrieg begleitet. Von jeher war der Minenkrieg das besonders ausgebildete Angriffsmittel osmanischer Belagerungskunst gewesen, und durch nichts haben auch hier die Türken den Mut der Belagerer auf eine härtere Probe gestellt, Wien dem Falle näher gebracht, als durch diese unheimliche unterirdische Arbeit. Acht schwere Wochen lang hielt die Stadt aus, sehnsüchtig des Entsatzes harrend. Anfang September wurde die Lage bedenklich. Nahrung und Pulver gingen zu Ende; die Reihen der Truppen waren gelichtet; Hunger und Krankheit schlichen durch die Straßen; von dem Turm der Stephanskirche stiegen nachts Raketen als Notzeichen empor, die Freunde draußen zu schleuniger Hilfe mahnend, und je größer die Bedrängnis wurde,

10. Bd. 3 - S. 22

1844 - Leipzig : Kollmann
22 Herzog fein Schicksal ziemlich bestimmt vorher verkündeten. Ec klagte und sträubte sich, konnte aber nun nichts mehr in seinem Geschicke ändern; er mußte die (Kapitulation annchmcn. Am 14. April 1507 zog Churfürst August siegreich in Gotha ein, ließ Stadt und Festung besetzen und brachte den unglücklichen Johann Friedrich nebst den bereits Gefangenen in sichern Gewahrsam. —- Die Belagerten hatten weder an Lebensmitteln, noch an Kriegs- bedürfniffen Mangel gehabt. Ungeheure Vorräthe von allen Arten Früchten, geräuchertem und gesalzenen Fleische und von Weinen, sehr viele Ochsen und andere Schlachtthiere, mehr als oooo Tonnen Pulver und eine Menge Kanonen fand der Sieger sowohl in der Stadt, wie in der Festung; von letzteren bestimmte eracht große Stücke dem Kaiser, wählte zwölf für sich aus und theilte die übrigen mit dem Herzog Johann Wilhem. Die Veste Grim- menstein wurde, obgleich der Herzog Johann Wilhelm dringend um Schonung bat und wenigstens das Innere derselben zu erhal- ten wünschte, vom Grunde aus zerstört und dem Erdboden gleich gemacht, „zum ewigen Andenken — so lautete des Kaisers Be- fehl — daß sie eine Herberge der Geächteten , Landfriedensbrccher, Straßenräubcr und Mörder gewesen." (In der Folge entschloß sich der Herzog Ernst der Fromme, diese Festung wieder her- zustellen, und gab ihr den Namen Frieden stein). Den Tag nach der Einnahme der Stadt ward Johann Friedrich in die Gefangenschaft abgeführt. Auf seine wehmüthige Bitte, seiner Gemahlin und seinen Kindern Lebewohl sagen zu dürfen, wurden ihm endlich einige Minuten dazu verwilligt, doch nicht anders, als in Gegenwart eines kaiserlichen Commiffairs und einiger Offiziere des Churfürsten August. Des Herzogs Starr- sinn war durch das Unglück gebrochen und in Weichheit, ja, fast Verzagtheit übergegangcn. Betäubt von den Stürmen, die Schlag auf Schlag sich über seinem Haupte entluden, war er sich nur des einen Gedankens klar bewußt, des seines Unglücks. Mehr getragen, als geführt, wurde er aus dem Schlöffe gebracht. Ein schwarz umhangcner offener Leiterwagen, bespannt mit vier Schimmeln, denen eine nichtswürdige Spötterhand die Schweife roth gefärbt hatte, hielt vor der inneren Schloßpforte; ihn mußte der unglückliche Johann Friedrich besteigen. Zwei zu seiner Bedeckung bestimmte Fahnen Reiter nahmen ihn in ihre Mitte, und so ging der Zug fort nach Wien. Als er vor den Thoren

11. Kurzer Abriß der deutschen Geschichte - S. 72

1821 - Stettin Berlin : Nicolai
"72 Vl.zeitt. Von Karl v. bis auf den dem gab dazu sogar einige Kirchen in der Nahe von Wien. Dagegen strafte er mit gerechter Strenge den letzten Unfug des Faustrechts an ei» nem fränkischen Reichsritter, Wilhelm von Grumbach, der den Bischof von Würzburg in seiner eigenen Stadt hatte erschießen lassen, und den Sohn des unglücklichen Kurfürsten Johann Friedrich zu bethören gewußt hatte. Da über» Haupt die Beschwerden über die Plage dermiechs» soldaten sich erneuerten, so ließ der Kaiser stren. gere Kriegsgesetze, die sogenannten Reiterbestal» lungen, entwerfen, ohne jedoch den Hauptgrund des Uebels, die Werbungen auswärtiger Fürsten in Deutschland, aufheben zu können. Unter sei» nem schläfrigen und unthätigen Nachfolger 576» Rudolph Ii., den die Sternkunde, die Kunst Gold zu machen, und and^e Liebhabereien mehr als die Sorge für sein Reich beschäftigten, nahm die Spannung der Partheyen wiederum dergestalt zu, daß es, besonders seitdem die ka- tholischen Fürsten auf den Rath der Jesuiten ihre protestantischen Unterthanen aus dem Lande ver- wiesen, an mehr als einem Orte zu feindseligen Auftritten kam. In Achen erzwangen niederlän- dische Ansiedler durch gewaltsame Mittel gleiche Rechte für sich mit den katholischen Einwohnern. Aus Köln mußte der wegen Uebertritts zur kalvi- -nischen Lehre geächtete Kurfürst Gebhard vor baierschen und spanischen Kriegsvölkern weichen. Ihn suchte der reformirte Pfalzgraf Johann Ka- simir mit gewaffneter Hand wieder einzusitzen. Doch aus der Pfalz selbst vertrieb dieser Fürst die lutherische Geistlichkeit, zur Vergeltung für den Druck, den die Reformirten unter feinem Vor» gänger erlitten hatten, wie denn dieß Land vier- mal seine kirchliche Verfassung binnen sechzig Jahren verändern mußte. Gleichwohl erhob sich das pfälzi sche Hau s zu großem Ansihn, und

12. Teil 2 - S. 243

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 243 — Hunger und Krankheiten räumten unter der Bevölkerung auf; die Not stieg mit jedem Tage. Nicht lange mehr, und Wien, die Hauptstadt des deutschen Reiches, war in den Händen der Türken. Da, als die Not am größten, kam die Hilfe. 3. Die Befreiung Wiens. Nicht umsonst waren die Hilferufe des Kaisers gewesen. Ein wohlgerüstetes Heer, in dem zum erstenmale seit langer Zeit die Blüte der deutschen Jugend wieder vereinigt war, nahte unter dem Oberbefehle des Herzogs Karl von Lothringen zur Befreiung. Der vaterlandsliebende Kurfürst Johann Georg Iii. von Sachsen und Max Emannel von Bayern führten persönlich ihre Truppen. Mit ihnen verbündet kam der ritterliche, fromme Polenkönig Johann Sobieski an der Spitze eines streitbaren Heeres. Am Abend des 11. Septembers erschien das Befreiungsheer auf der Höhe des Kahlenberges bei Wien und verkündete durch flammende Feuerzeichen der geängstigten Bevölkerung die Nähe der Rettung. Am Morgen des 12. Sept. stieg dann das Heer in die Ebene hinab. Alsbald entspann sich ein heißer Kampf, der den ganzen Tag tobte. Deutsche und Polen wetteiferten miteinander in Thaten glänzender Tapferkeit. Sobieski fiel mit seinen leichten polnischen Reitern wie ein Sturmwind über die türkischen Reiter her und trieb sie in die Flucht. Die Hauptschlacht sollte erst am folgenden Tage geschlagen werden, aber die Türken hatte solcher Schrecken befallen, daß sie in größter Verwirrung ihr Lager verließen und im Schutze der sinkenden Nacht Rettung in eiliger Flucht suchten. Ein glänzender Sieg war erfochten; das große Lager der Türken, aus unzähligen Zelten mit unermeßlichen Schätzen bestehend, fiel in die Hände der Sieger. Man schätzte den Wert der ganzen Beute auf wenigstens 30 Millionen Mark. Nicht nur die Soldaten, auch die Bewohner Wiens kamen aus den nun wieder befreiten Mauern und holten sich von der reichen Beute. Eineu viel höheren Wert aber als diese Beute besaßen Tausende von Christensklaven, die von den Türken auf ihren Beutezügen gefangen waren und in die Sklaverei geschleppt werden sollten, jetzt aber ihre Freiheit zurückerhielten. Ebenso mußte die Errettung der hart geängstigten 200 000 Einwohner Wiens, die bei der Eroberung ihrer Stadt durch die Türken entweder gemordet oder als Sklaven in die Fremde geführt worden wären, die Sieger mit hoher Freude erfüllen. Die Sieger wurden von den Bewohnern Wiens mit unbeschreiblichem Jubel und den höchsten Ehren empfangen, besonders Johann Sobieski, der Held des Tages. Das Volk küßte ihm Füße imd Steigbügel und nannte ihn seinen Erlöser, in den Kirchen aber wurde bei einem feierlichen Dankgottesdienste als Text das Bibelwort gewählt: „Es war ein Mann von Gott gesandt, der hieß Johannes." Ganz Europa freute sich über deu herrlichen Sieg, nur Ludwig Xiv. von Frankreich nicht, dessen Pläne dadurch gescheitert Ig*

13. Teil 16 - S. 115

1806 - Gotha : Ettinger
Stockerau, vier Meilen von Wien, vor. Friedrich selbst rückte schon heran. Zwar zog er sich, bey der Annäherung der östrei- chischen Armee unter dem Prinzen Karl, dem Schwager der Marie Theresie, (1742 April) nach Böhmen zurück; aber auch hier entschied sich das Kriegsglück ganz zu seinem Vortheile. Der Prinz Karl hatte von dem Hofkriegsrathe zu Wien die ausdrückliche Weisung, dem Könige von Preussen eine Schlacht zu liefern. Diese war den Wün- schen Friedrichs sehr willkommen. Der Schau- platz dieser Schlacht war (1742 am 17. May.) die an der Elbe liegende Gegend bey der Stadt Czaslau und dem Dorfe Chothu- sitz. Die östreichische Cavallerie des rechten Flügels, die den Preussen den Sieg so sehr erschweren konnte, erleichterte ihnen densel- den durch die Unvorsichtigkeit, mit welcher sie sich über die Beute zu frühzeitig herwarf. Sie versäumte cs darüber, das Fußvolk, das mit dem linken Flügel der Preussen im Kampfe begriffen war, zu rechter Zeit zu unterstützen. Auch besetzte Friedrich eine von den Oestreichern vernachlässigte Anhöhe, die ihm den Angriff des linken Flügels der Oest- H 2 reicher

14. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 203

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
- 203 — die neue Lehre wieder verbieten. Gegen diese Maßregel reichten 1529 die lutherischen Fürsten eine Rechtsverwahrung, einen „Protest" ein, von welchem sie die Bezeichnung Protestanten erhielten. Unbeirrt jedoch um die unfreundliche Haltung des Kaisers haben sie, als Solimau mit „Rennen und Brennen" vor Wien erschien, Hülfe geleistet gemäß ihrer Pflicht, welche Martin Luther ihnen eindringlich vor Augen stellte./ Bald nachher kam ein allgemeiner Friede zustande, und Karl eilte von Bologna, wo der Papst ihm an seinem 30. Geburtstag die Römerkrone aufs Haupt fetzte, nach Augsburg. Dort auf dem Reichstag ließ er sich das Augsburgische Glaubeusb e k eunt nis vorlesen. Aber dem Geiste milder 1530 Versöhnlichkeit, welcher Melanchthon bei der Abfaffnng dieser Urkunde geleitet, war er unzugänglich. Er forderte von den Protestanten bis zum Frühjahr die Unterwerfung unter ein Konzil. Da war der Zwiespalt unvermeidlich. Mit nassen Augen ritt der greise Kurfürst Johann der Beständige, Friedrichs des Weifen Bruder, von seinem Kaiser weg. Nur die Besorgnis vor einem neuen Kriege mit Türken und Franzosen hinderte Karl, Gewalt anzuwenden. Die bedrohten protestantischen Fürsten aber schlossen zu Schmalkalden im Thüringer Walde zur Verteidigung ihres Glaubens ein Bündnis, welches nach dem Beitritte der großen Städte, wie Magdeburg und Lübeck, vom Bodensee bis zur Ostsee reichte. So mußte der Kaiser endlich den Nürnberger Religionsfrieden gewähren, nach welchem bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung die Stände um des Glaubens willen einander nicht anfechten sollten. Vor den Streitkräften, welche das wieder geeinte Deutsck-laud ins Feld stellte, reich der Sultan ohne Schlacht aus Österreich und Steiermark. Aber er führte 30000 Gefangene aus dem verheerten Lande mit in die Sklaverei. 5. Zwingli und Calvin. In der Schweiz bekämpfte der Humanist und Theologe Hulbrich Zwingli die kirchlichen Mißbrauche. Von den italischen Kriegsfahrten, auf welchen er Schweizer Söldner als Feldprediger begleitete, verblieb ihm der Widerwille gegen das „Reislaufen", die Unsitte feiner Landsleute, ihr Blut fremden Fürsten zu verkaufen. Als Pfarrhelfer in Einsiebeln wie als Leutpriester am Großmünster in Zürich predigte er gewaltig von Gottesfurcht, Gottesliebe, Unschuld als beut Kern aller Religion. Unter der Erregung über den Ablaßhandel beseitigte

15. Theil 1 - S. 192

1809 - Leipzig : Hinrichs
19,2 Dritte Periode. habe, wenn der Kaiser und der römische König binnen Iah« resfrist eine Konstitution begründeten, nach welchem bei Lebzeiten eines Kaisers kein römischer König gewählt wer« den könnte, sobald nicht die Churfürsten zuvor über die Nothwendigkeit dieser Wahl entschieden hätten. — Da nun Karl 5 diesem lehren Puncte seine Genehmigung ver« sagre; so erneuerte auch der Churfürst seinen Widerspruch gegen Ferdinands Anerkennung, ob er gleich von diesem, im Namen des Kaisers, zu Wien (20 Nov. 1535) die Belehnung mit der Churwürde und seinen gesammten Landern erhielt, welche der Kaiser seinem Vater fortdauernd verweigert hatte. Die Anstände wegen des cadanischen Vertrags wur, den erst (1544) auf dem Reichstage zu Speyer völlig be- seitigt, wo der Kaiser zugleich die durch Johann Friedrichs Vermählung (1526) mit der Prinzessin Sibylle von Cleve (der einzigen Tochter des Herzogs Johann Z von Cleve) erworbenen Ansprüche aus die Erwerbung des Herzogrhums Cleve, welche im Ehevertrage festgesetzt worden war, aner« kannte und bestätigte *). In, Jahre 1538 lösete Johann Friedrich für 9000 Mark Silber die verpfändeten Aemter des Burg« grafthunrs Magdeburg (Gommern, Rahnis, Elbenau, Plöhkau) ein, so abgeneigt sich auch der damalige Erzbischoff von Magdeburg, Albrecht, der zugleich Erzbi. *) Diese Vermählung erfolgte, nachdem die (1519) Verlobung Johann Friedrichs mit Katharina, der Schwester Karls 5, wegen feiner Anhänglichkeit an der evangelischen Lehre wie, der aufgehoben worden war»

16. Teil 2 - S. 247

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 247 — Sieg; dort Gleichgültigkeit gegen die heiligsten Interessen des Vaterlands, hier Vaterlandsliebe; dort ein leichtsinniges Preisgeben des festesten Bollwerkes des Reiches, Straßburg, hier eine mit schweren Opfern verbundene Verteidigung und Befreiung Wiens; dort ein undeutsches, hier ein echt deutsches Wesen. 6. Stratzburg und Wien. Beide vom Reichsfeinde bedroht und begehrt; beide Bollwerke des Reiches; in beiden Bürgerschaften Liebe zum Vaterlande; aber dort Verrat durch Bischof und Rat, hier mutige Verteidigung; dort Selbstsucht, Habsucht, Geldgier, hier Liebe zum Vaterlande; darum dort eine Eroberung mitten im Frieden ohne Schwertstreich, hier tapfere Verteidigung und endliche Befreiung. 7. Jahreszahlen. ( 783. Karl der Große schlägt die Sachsen unter Widukind bei Detmold und | an der Hase. 11483. Luther wird in Eisleben geboren. (1683. Belagerung Wiens durch die Türken. Iv. Zusammenfassung. Geschichtliche Ergebnisse. 1683 Wien wird durch die Türken unter Karamustapha belagert, durch den Grafen Rüdiger von Starhemberg verteidigt, durch Karl von Lothringen und den Polenkönig Johann Sobieski befreit. Die Türken müssen alle Eroberungen herausgeben; Ungarn und Siebenbürgen sind seitdem fest mit Österreich vereinigt. V. Anwendung. 1) Inwiefern ist die Donau seit alten Zeiten eine große Heerstraße? 2) Stelle die Kriege des deutschen Reiches mit östlichen Nachbarn zusammen! 3) Stelle die Kämpfe des Christentums mit dem Muhamedauismus zusammen! 4) Die Türkenkriege und die Kreuzzüge nach a) Ursache, b) Richtung, c) Erfolg. 5) Die Belagerung Wiens durch die Türken und Jerusalems durch die Kreuzfahrer. 6) Stelle die Raubkriege gegen das deutsche Reich zusammen! 7) Nennt Städte, deren Bürger sich trotz harter Belagerung heldenmütig verteidigt haben! 8) Nennt Beispiele aufopfernder Vaterlandsliebe! 9) Wo und wann erringt die deutsche Einigkeit herrliche Siege! 10) Nennt Beispiele von grausamer Unterdrückung der Unterthanen!

17. Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte - S. 69

1901 - Leipzig : Hofmann
I — 69 — in Berlin, Straßenpflaster und Straßenlaternen sowie Zeitungen und Posten, die erst unter dem großen Kurfürsten eingeführt wurden, tnele französische Namen der aufgenommenen vertriebenen Protestanten, die Stadt Oranienburg, das Lied: „Jesus, meine Zuversicht", die Lieder Paul Gerhardts u. v. a. 10. Die Türken vor Wien (1683). Unter dem schwachen Kaiser Leopold I. drangen die Türken bis Wien vor, fanden aber den heldenmütigsten Widerstand. Unter der Leitung des tapferen und umsichtigen Rüdiger von Starhemberg wetteiferten Soldaten, Studenten und Bürger int Dienste für das Vaterland. Früh und spät war jeder auf seinem Posten. Hatten die Türken mit ungeheuren Opfern einen festen Punkt genommen, so sanden sie gewiß dahinter eine neue Schutzwehr errichtet. Erkletterten sie mit Todesverachtung den Wall, so wurden sie von den Verteidigern empfangen und hinabgestürzt. Gruben sie Gänge in die Erde, um die Festungswerke mit Pulver in die Luft zu sprengen, so fanden sie Gegenminen, die ihr Werk vernichteten. Unter und über der Erde wütete der Kampf. Endlich nach 60 angstvollen Tagen verkündeten Feuerzeichen auf den Bergen die Ankunft der Retter. Der Polenkönig Johann Sobiesky rückte mit Polen und Deutschen zum Entsatz heran. Wunder der Tapferkeit wurden verrichtet, bis endlich die türkischen Horden in wilder Flucht auseinander stoben und unermeßliche Beute wie Tausende von Christensklaven zurückließen. Unbeschreiblich war der Jubel in Wien; dem Polenkönige wurden Füße und Steigbügel geküßt, und in einem Dankgottesdienste wurde über das Wort gepredigt: „Es war ein Mann, von Gott gesandt, der hieß Johannes." Viele herrliche Siege erfocht später Prinz Engen, der edle Ritter, in den Türkenkriegen. 22. Der erste König von Preußen, Friedrich I. (1688—1713). 1. Friedrichs Charakter. Friedrich, als Kurfürst der dritte seines Namens, hatte einen schwächlichen, etwas verwachsenen Körper. Von seiner edlen Mutter und dem ernsten Dankelmann war er sorgfältig erzogen worden. Er war gutherzig und leutselig, aber auch eitel und prunkliebend. Schmeichler gewannen leicht fein Ohr und Günstlinge sein Herz. So wußte sich der geschmeidige Kolb von Wartenberg einzunisten und den strengen, sparsamen Dankelmann zu verdrängen. 2. Friedrichs Streben ging auf die Erwerbung der Königskrone. Zu der ererbten Macht mottte er auch den ge, 38 Wekri„ buhrenden Namen gesellen. Weder Gold noch Überredung wurden gespart, um den kaiserlichen Hos in Wien dazu geneigt zu machen. Aber der Kaiser zögerte und schwankte, weil er meinte, „die Könige von Preußen möchten nicht so willig zum Gehorsam sein wie die Kurfürsten von Brandenburg". Endlich kam der Kronvertrag zustande, wodurch dem Kurfürsten von Brandenburg gestattet wurde, sich die Königskrone in Preußen, wo er selbständiger Herzog war, aufzusetzen (1700).

18. Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 42

1903 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
42 Tckely einen entschlossenen Fhrer erhielten, suchten und fanden die Ungarn Schutz bei den Trken. 2. Die Belagerung Wiens 1683* Zum letztenmal zogen die Trken unter dem Grovezier Kara Mustapha in einer Strke von 230000 Mann zum Angriff gegen das christliche Abendland heran; aber Wien wurde die Schutzwehr Europas gegen die Ausbreitung des Islams. Sobald Leopold die Kunde von dem Heranrcken der Trken vernommen hatte, schlo er ein Bndnis mit dem Polenknige Johann Sobiesky und forderte das Reich zum Beistande auf. Die Kurfrsten Johann Georg Iii. von Sachsen und Max Emanuel von Bayern rckten persnlich mit einem Hilfsheere heran, und der Groe Kurfürst sandte 8000 Mann; Fhrer des Reichsheeres wurde der alte, tapfere Herzog Karl von Lothringen. In Wien hoffte man, da die Trken sich in Ungarn mit Plnderungen 1683 und Verwstungen aufhalten wrden, diese zogen aber (1683) gerades Wegs auf Wien, das dadurch in die grte Bestrzung geriet. Der Kaiser floh mit seinem Hofe nach Linz und mit ihm viele Einwohner; der zurck-gebliebene Teil der Brgerschaft machte sich aber zur Verteidigung bereit, und unter der Leitung des vom Kriegsrat ernannten Befehlshabers, Grafen Rdiger von Starhemberg, wurden die Festungswerke, so gut es in der Eile gehen wollte, ausgebessert und in Bereitschaft gesetzt. Noch ehe die Trken vor Wien erschienen, gelang es dem kaiserlichen Feldherrn Karl von Lothringen, ein Heer von 12000 Mann in die Stadt zu Wersen, und nun blickten die Wiener dem Feinde getrost entgegen. Am 14. Juli zeigten sich die ersten trkischen Reiter, und bald schlo Kara Mustapha mit 200000 Trken die Stadt ein, die von 21000 Mann mit 200 Kanonen verteidigt wurde. Die Trken fhrten einen Minenkrieg gegen die Stadt, so oft eine Mine aufflog, strmten sie. Allein die Verteidiger hielten sich tapfer, und was am Tage zerstrt war, wurde in der Nacht wiederhergestellt. Dennoch gewannen die Trken Vorteil der Vorteil, sie nherten sich der Stadt immer mehr und hatten sich schon im Stadtgraben fest-gesetzt. Am 4. September flog eine Hauptmine auf und ri von der Burgbastei eine Mauer nieder. Somit wurde den Trken das Strmen erleichtert, einige von ihnen schwangen sich schon aus die Mauer, doch gelang es dem verzweifelten Mute der Verteidiger, die Feinde wieder hinab zu werfen. In den nchsten Tagen erfolgten ebenso heftige Strme; sie wurden zwar abgewiesen, doch jeder Augenblick konnte die Stadt, bereit Verteidiger durch Krankheiten und schwere Arbeit sehr zusammengeschmolzen waren, in bte Hnbe des Feindes liefern. In dieser Zeit der Not erschien endlich das Entsatzheer (84000 Mann) unter Johann Sobieskys und

19. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 69

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
69 I 3. Schmalkñldischer Bund. Nürnberger Religiousfricde. Der Kaiser ließ eine Widerlegung der Augsburgischen Konfession anfertigen und forderte die Fürsten auf, bis zum 15. März 1531 zum katholischen Glauben zurückzukehren. Infolgedessen schlossen die protestantischen Fürsten 1531 den „Schmalkaldischen Bund", dessen Häupter der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Landgraf Philipp von Hessen waren. Als dann aber zu dieser Zeit die Türken Wien bedrohten, bewilligte der Kaiser den Protestanten, um ihres Beistandes sicher zu sein, den Nürnberger Religionssrieden. (1532.) Darin wurde festgesetzt, daß bis zur nächsten Kirchenversammlung keiner seines Glaubens wegen beeinträchtigt werden solle. 4. Der Schmalkaldische Krieg. 1545 berief der Papst eine Kirchenver- sammlung nach Trient. Aber die protestantischen Fürsten erschienen nicht, weil sie eine „unparteiische" Kirchenversammlung wollten. Auch den Reichstag zu Regens- burg, den der Kaiser 1546 abhielt, besuchten sie nicht. Da sprach der Kaiser über die Häupter des Schmalkaldischen Bundes, den Kurflirsten Johann Friedrich von Sachsen und den Landgrafen Philipp von Hessen, wegen Hochverrats die Acht aus und suchte sie mit den Waffen zum Gehorsam zu zwingen. Bei Mühl- berg a. E. kam es 1547 zur Schlacht. Das Heer des Kaisers stand auf dem linken, das des Kurfürsten auf dem rechten Ufer der Elbe. Da kam ein Bauer zu dem Kaiser und zeigte ihm eine Furt durch die Elbe, um sich dadurch an den Kurfürstlichen, die ihm 2 Pferde gestohlen hatten, zu rächen. Unter dem Schutze des Frühnebels setzten die Kaiserlichen an einem Sonntage durch den Fluß. Der Bauer führte das Pferd des Kaisers am Zügel, und jeder der kaiserlichen Reiter nahm einen Fußknecht mit sich hinten aufs Pferd. Der Kurfürst war gerade in der Kirche. Hier erfuhr er, daß der Kaiser gegen ihn im Anzuge sei; dennoch wartete er, bis der Gottesdienst zu Ende war. Dann bestieg er einen Wagen und fuhr auf die Lochauer Heide hinaus. Gleich beim ersten Ansturm ergriffen feine Reiter die Flucht. Der Kurfürst verließ feinen Wagen, bestieg ein Pferd und jagte davon. Bald aber holten ihn ungarische Husaren ein und nahmen ihn, nachdem sie ihn durch einen Hieb ins Gesicht arg verwundet hatten, gefangen. Mit blutigem Gesicht und Panzer kam er zum Kaiser, kniete vor ihm und redete ihn an: „Allergnädigster Kaiser!" „So?" entgegnete Karl, „bin ich nun Euer gnädigster Kaiser? So habt Ihr mich lange nicht geheißen!" Da sagte der Kurfürst: „Ich bin Ew. Kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängnis." „Wohl," gab der Kaiser zur Antwort, „Ihr sollt gehalten werden, wie Ihr es verdient," und ließ ihn ins kaiserliche Lager abführen. Später wurde der Kurfürst zum Tode verurteilt, doch wagte der Kaiser nicht, das Urteil zu vollstrecken, sondern verwandelte es in ewige Gefangenschaft. 5. Herzog Moritz von Sachsen, der Schwiegersohn Philipps von Hessen, lebte mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, häufig in Streit. Infolgedessen sagte er sich vom Schmalkaldischen Bunde los und schloß sich dem Kaiser an, der ihn bald zu seinem Lieblinge erkor und nach der Ge- fangennahme Johann Friedrichs bei Mühlberg mit dem Kurfürstentum Sachsen belehnte. Als nun Karl V. seinen Zorn an Philipp von Hessen auslasten und ihn gefangen nehmen oder aus dem Lande jagen wollte, verwandte sich Moritz für ihn beim Kaiser. Dieser versprach ihm auch, daß der Landgraf weder mit Leibesstrafe noch ewigem Gefängnis belegt werden solle, wenn er fußfällig Abbitte tüte. Der Landgraf fügte sich und begab sich nach Halle zum Kaiser. Hier kniete er vor ihm nieder und ließ die Abbitte durch seinen Kanzler vorlesen. Da er

20. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 278

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
278 Iv. Oestreichs Kämpfe gegen Türken und Franzosen. kaiserlichen Regierung und wegen der Verfolgungen, welche die Protestanten erdulden mußten, erhoben hatten.' Mit einem Heere, das mehr als 200000 Mann zählte, drang der Großwessir (erster Minister) Kara Mustapha in Ungarn ein und rückte gerades Weges 1g83] vor Wien. Der österreichische Feldherr, Karl von Lothringen, war nicht stark genug, um dem Feinde die Spitze bieten zu können, und zog sich zurück, um Verstärkungen zu erwarten. Kaiser Leopold verließ in eiliger Flucht seine Hauptstadt, und ein großer Theil der Einwohner folgte seinem Beispiele. Hätten die Türken die erste Bestürzung benutzt, Wien wäre vielleicht erobert worden und einem traurigen Schicksale anheim gef allen. So aber gingen die Belagerungsarbeiten sehr langsam von Statten,^ und die Vertheidiger, unter Führung des tapfern und entschlossenen Grafen Rüdiger von Stahremberg, gewannen Zeit, die theilweise sehr schadhaften Festungswerke auszubessern. Mit der Länge der Belagerung wuchs auch die Widerstandskraft der Besatzung, die durch die Anstrengungen der gesammten Bürgerschaft, insbesondere der Studenten wirksam unterstützt wurde. Nahmen die Belagerer einen festen Punkt, so hatten die Vertheidiger schon dahinter eine neue Schutzwehr aufgeführt; hatten die Türken eine Mine vollendet, um das darüber liegende Festungswerk in die Lust zu sprengen, so durften sie sicher darauf rechnen, durch die Explosion einer Gegenmine in ihrer Arbeit gehindert oder gar verschüttet zu werden.' Ost auch trafen die Gegner bei ihrer unterirdischen Thätigkeit aus einander, und ein erbitterter Kampf entspann sich im Innern der Erde. Jeder Fuß, den die Belagerer vorschritten, kostete ihnen Hunderte von Menschen. Doch die Kräfte waren zu ungleich, der Heldenmuth der Vertheidiger mußte über Kurz oder Lang endlich der Uebermacht der Feinde erliegen, und banger und immer banger blickten die Wiener nach der Richtung hin, aus welcher die ersehnte Hülfe kommen sollte. Da, nach 60tägigem Harren, verkündeten Feuerzeichen vom Kahlenbergs, daß das Entsatzheer eingetroffen war. Herzog Karl von Lothringen hatte sich mit den zur Rettung der bedrohten Stadt herbeigeeilten Kurfürsten Maximilian Emannel von Baiern und Johann Georg von Sachsen mit dem ritterlichen Polenkönige Johann Sobiesky vereinigt und griff nun unverzüglich die Feinde an. Der heftigste Streit entbrannte, Deutsche und Polen rangen um den Preis der Tapferkeit, und mit einbrechender Nacht befand sich das überlegene Türkenheer auf der Flucht. Der Großwessir hatte das Lager mit allen Vorräthen im Stiche lassen müssen, und die Sieger machten unermeßliche Beute. Ueber 300 Geschütze, 15000 Zelte, 9000 Wagen mit Kriegsvorräten und 2 Millionen an baarem Gelde fielen in ihre Hände; Tausende von gefangenen Christensclaven erhielten ihre Freiheit. König Johann Sobiesky wurde als der Held