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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 353

1894 - Gera : Hofmann
Iv. Deutsches Leben zur Zeit der sächsischen Könige. 8. Die Klöster. 353 mit dem Hexameter: „Esse velim Graecus cum. sim vix, domna Latinus“, d. i. Kaum erst, Herrin, ein Lateiner, wär' ich schon gern der Griechen einer. Die Herzogin setzte den kleinen Dichter zu sich auf ihren Fußschemel, küßte denselben und wollte noch mehr dergleichen Verse hören. Da entschuldigte sich der Knabe hocherrötend durch neue Hexameter mit seiner Verlegenheit. Hierüber brach die Herzogin in ein herzliches Lachen ans, zog den Kleinen schmeichelnd an ihre Seite und lehrte ihn eine Antiphonie, die sie selbst ans dem Lateinischen ins Griechische übersetzt hatte. Dann wurde er huldreichst entlassen und begab sich mit seinem Oheim zu den Hofkaplänen, die Ekkehard ebenfalls zu unterrichten hatte, da Hadtoig nicht duldete, daß sie ungebildet blieben und dem Müßiggänge frönten. Fast zu jeder Ferienzeit ließ Hadwig den jungen Burkhard nach Hohentwiel bescheiden, damit er zu ihrem Vergnügen lateinische Verse aus dem Stegreif mache und von ihr Griechisch lerne. Als der Knabe, zum Jüngling herangewachsen, durch seine Bestimmung für immer von Twiel abgerufen wurde, beschenkte sie den Scheidenden mit einem Horaz und anderen Büchern, welche noch lange einen Schmuck der Klosterbibliothek bildeten. Auch die Lesungen des Vergil nahmen ein Ende. Ekkehard kam auf Verwenden der Herzogin als Rat, Kaplan und Erzieher des jungen Otto an den kaiserlichen Hof, was ihm später dem Beinamen „der Hofmann" eintrug. In kurzer Zeit gelangte er zu hohem Ansehen und Einfluß. Als man ihm die Abtei Ellwangen bestimmte, war er nicht abgeneigt, dieselbe anzunehmen; aber sein kaiserlicher Zögling und dessen Mutter Abelheib, beren Gunst er sich ebenfalls in hohem Grabe zu erwerben gewußt, hinderten ihn baran, weil der Hof seines Rates noch bebürfe, und machten ihm Hoffnung auf ein ansehnliches Erzbistum. Seinem heimatlichen Stifte St. Gallen leistete Ekkeharb in feiner einflußreichen Stellung treffliche Dienste. Am 23. April 990 starb er als Domprobst zu Mainz. Habwig überlebte ihn kaum vier Jahre. Nicht minber als St. Gallen erfreuten sich auch anbere Gotteshäuser der Werktätigen Teilnahme Habwigs, namentlich ihr eigenes Klösterlein zu Hohentwiel und das Kloster Petershausen bei Konstanz. Sie vermachte dem letzteren einen großen Meierhof zu Epfenborf in der Bar mit all feinen Zugehörungen an Leuten, Gütern und Rechten in den benachbarten Orten. Es scheint bies das letzte ihrer frommen Vermächtnisse gewesen zu sein, benn sie starb noch vor der kaiserlichen Bestätigung besfelben am 28. August 994 und würde zu Reichenau an der Seite ihres Gemahls begraben. Sie sank mit dem Lobe ins Grab, als junge Fürstentochter sich in ebelster Weise gebilbet und beschäftigt, als Gattin einen kränklichen Gemahl treu gepflegt, als Witwe ihre Tage zwischen den Genüssen der schönen Litteratur, den Pflichten ihrer Lanbcsverwaltung und den Werken der Frömmigkeit geteilt zu haben. 8. Die Klöster im Wittelatter als Kulturstätten. Gustav Freytag. Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 1. Band. 7. Aufl. Leipzig 1872. Neben dem Geiste der Zerstörung, der feit dem Untergange des weströmischen Reiches in dem gesamten Abenblanbe zur Herrschaft gelangt war, Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. I. 23

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1. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 108

1912 - Langensalza : Beltz
— 108 — ein jeder schöpfte daraus, soviel ihm beliebte, da und dort kam ein kunstgeformter Kelch als Trinkgefäß zum Vorschein. Huch dem heribald brach- ten sie roeins die Hülle und Fülle. Wie er stillvergnügt daran nippte, flog ihm ein halb genagter Knochen an den Kopf; er schaute schmerzlich auf, aber er schaute, daß noch manchen der Schmausenden ein gleiches Schicksal ereilte. Sich mit Knochen werfen, war hunnischer Brauch anstatt eines Nachtisches. Weinwarm begannen sie darauf ein ungefüges Singen. Zwei der jüngeren Reitersmänner trugen ein altes Lied zum preis des Königs Etzel vor. Wie (Eulengeschrei und Unkenruf klang der Chorus,- dann traten _ etliche auf heribald zu und machten ihm deutlich, daß auch von ihm ein (Besang verlangt werde. (Er wollte sich weigern; es half nichts. Da stimmte er ernst und mit schier weinender Stimme ein Lied zu (Ehren des heiligen Kreuzes an. Staunend horchten die Trunkenen den langen ganzen Tönen des alten Kirchengesangs; wie eine Stimme aus der Wüste klang die fremde Weise. Der Jubel ging zu (Ende; der Wein war verbraucht. Da gebot der Führer, die Toten zu verbrennen. 3n eines Augenblicks Schnelle saß der Schwarm zu Rosse; in Reih und Glied ritten sie zum Scheiterhaufen. Dom Ältesten der Hunnen wurden der Toten Pferde erstochen und zu ihrer Herren Leichen gelegt; einen schauerlichen Weihespruch rief der greise Hunne über die versammelten; dann schwang er den Feuerbrand und entzündete den Holzstoß. Tannenscheiter, Handschriften und Leichname wetteiferten in prasselndem Rufflammen; eine mächtige Rauchsäule stieg gegen den Himmel, mit Ringkampf, Waffenspiel und Wettrennen ward der Toten Gedächtnis gefeiert. Die Sonne neigte sich zum Untergang. Die Hunnenschar ver- blieb die Rächt im Kloster. D. v. Scheffel. Ekkehard, Stuttgart 1908. (Gekürzt.) 46. Die Ungarnschlacht. Karfreitagmorgen war angebrochen. Des (Erlösers Todestag ward heute auf dem hohentrviel nicht in der stillen Weise begangen, wie es der Kirche Vorschrift heischte. Roch in später Rächt hatte man Kriegsrat gehalten und war eins geworden, den Hunnen entgegenzurücken und sie in offenem Feldstreit zu bestehen. Trüb ging die Sonne auf, bald war sie wieder verhüllt. Sturmwind zog übers Land und jagte das Gewölk, daß es sich über den fernen Bodensee niedersenkte, als wenn Wasser und Luft eins werden wollten. Dann und wann schlug ein Sonnenstrahl durch: es war des Frühlings noch unentschiedener Kampf mit des Winters Gewalten. Die Männer hatten sich vom Lager erhoben und rüsteten zu des ernsten Tages Arbeit. (Es war die siebente Stunde des Morgens, da hielten sie im Hof von hohentrviel den Gottesdienst vor dem Ruszug. Unter der Linde war der Rltar aufgeschlagen, die geflüchteten Heiligtümer standen drauf zum Trost der Gläubigen. Der Hof erfüllte sich mit (Bewaffneten, Mann an Mann standen die Rotten der Streiter. Wie dumpf Gewitterrollen tönte der Gesang der Mönche zum (Eingang. Darnach trat Ekkehard auf die Stufen des Rltars; bewegt glitt sein Rüge über die Häupter der versammelten, dann las er das (Evangelium vom Leiden und Tod des (Erlösers. (Er küßte das Buch und gab’s dem Diakon, daß er’s zurücklege auf das

2. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 197

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
scharen der streitenden Kirche des Klosters Mitglieder, Priester und Diakonen. Das Amt des Vorlesers vor dem Imbiß stand in dieser Woche bei Ekkehard dem Pförtner. Der Herzogin zu Ehren hatte er den 44. Psalm erkoren; er trat auf und sprach einleitend: „Herr, öffne meine Lippen, auf daß mein Mund dein Lob verkünde", und alle sprachen^ ihm murmelnd nach, als Segen zu seiner Lesung. Nun erhob er seine Stimme und las den Psalm, den die Schrift selbst einen lieblichen Gesang nennt. Darauf begann die Mahlzeit. Der Küchenmeister, wohl wissend, wie bei Ankunft fremder Gäste Erweiterung der schmalen Kloster- kost gestattet sei, hatte es nicht beim üblichen Mus von Hülsen- früchten bewenden lassen. Wohl erschien zuerst ein dampfender Hirsebrei, auf daß, wer gewissenhaft bei der Regel bleiben wollte, sich daran sättige. Aber Schüssel auf Schüssel folgte; bei mächtigem Hirschziemer fehlte der Bärenschinken nicht; sogar der Biber vom oberen Fischteich hatte sein Leben lassen müssen. Fasanen, Reb- hühner, Turteltauben und des Vogelherdes kleinere Ausbeute folgten; der Fische aber eine unendliche Auswahl, so daß schließlich ein jedes Getier, watendes, fliegendes, schwimmendes und kriechendes, auf der Klostertafel seine Vertretung fand. Als der stattliche Nachtisch, auf dem Pfirsiche, Melonen und trockene Feigen geprangt hatten, verzehrt war, mußte wieder — so wollte es des Ordens Regel — zur Erbauung der Gemüter ein Abschnitt aus der Schrift oder dem Leben heiliger Väter gelesen werden. Darum las Ekkehard ein Stück aus dem Leben des heiligen Benediktus, das der Papst Gregorius verfaßt. Dann brachte der eine Laute, jener ein Geiglein, worauf nur eine Saite gespannt, ein anderer eine Art Hackebrett mit eingeschlagenen Metallstiften, zu deren Anschlag ein Stimmschlüssel dienlich war, wiederum ein anderer eine kleine zehnsaitige Harfe; Psalter hießen sie das seltsam geformte Instrument und sahen in seiner dreieckigen Gestalt das Symbol der Dreieinigkeit. Und dem Tutilo reichten sie einen dunklen Taktstab von Ebenholz. Lächelnd erhob sich der graue Künstler und gab ihnen das Zeichen zu einer Musika, die er selbst in jungen Tagen aufgesetzt; mit Freudigkeit hörten’s die anderen. Zu unterst am Tische saß ein stiller Gast mit blaßgelbem Ge- sichte und sch warzkrausem Gelock; er war aus Welschland gekommen und hatte von des Klosters Gütern im Lombardischen die Saumtiere

3. Teil 1 - S. 153

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Benediktmerabtei St. Gallen. 153 Die Vielseitigkeit der St. Gallenschen Schule tritt in der Person des Notker Labeo in der glänzendsten Weise hervor. Als Mann der Gottesgelehrtheit und als Sprachkundiger, als Mathematiker und als Astronom, als Kenner der Musik und als Dichter steht Notker vor uns. Allein schon sein zweiter Beiname „Tentonicus", der Deutsche, ist eine weitere Auszeichnung dieses Lehrers an der Klosterschule. An einzelnen Spuren, daß man schon früher auch in St. Gallen die Muttersprache nicht völlig vernachlässigte, mangelt es nicht, in Notker aber ist nun geradezu das Haupt einer Schule deutscher Übersetzer zu erblicken; denn nicht so sehr um selbständige Werke, als um Übersetzungen und Erklärungen handelte es sich dabei, so aber, daß neben biblischen Stücken auch Aristoteles und Boethins Berücksichtigung fanden. Nicht das kleinste Zeugnis für Notker Labeo ist es, daß Ekkehard Iv sein Schüler gewesen ist. Ekkehard stand noch an dem Sterbelager Notkers, dann aber verließ er St. Gallen auf einige Zeit, um iit Mainz als Vorsteher der Schule zu wirken. Von dem Erzbischof Aribo von Mainz war Ekkehard aufgemuntert wordeu, das Walthariuslied Ekkehards I. zu überarbeiten, die Latiuität desselben zu verbessern. Auch am kaiserlichen Hofe wurde die Thätigkeit des Mainzer Schulvorstehers in ehrenvoller Weise anerkannt. Als Kaiser Konrad Ii. das Osterfest des Jahres 1030 in Ingelheim unweit Mainz feierte, wurde Ekkehard die Ehre zuteil, vor dem versammelten Hofe das Hochamt zu singen, wobei ihm drei seiner Schüler, die zu bischöflichen Würden emporgestiegen waren, halfen. Nach Aribos Tode kehrte Ekkehard nach St. Gallen zurück. In erster Linie war er ein gelehrter Schulmeister; er selbst scheint als seinen hauptsächlichsten Ruhm seine Dichtungen betrachtet zu haben; doch ist von echter Poesie in seinen Versen wenig zu finden, und seine Verse sind fast ausnahmslos die im Mittelalter so beliebten leonmischen Hexameter, in denen sich, den klassischen Überlieferungen völlig widersprechend, Mitte und Ende des Verses reimen. Eine in St. Gallen noch vorhandene Pergament-handschrift, etwas über 250 Seiten stark und von Ekkehards Hand geschrieben, trägt von ihrem Hauptbestandteile den Namen des liber benedic-tionum, des Buches der Segnungen. Der größte Teil der Handschrift ist für praktische Zwecke zusammengestellt. Der Lehrer wollte in derselben ein Schulbuch, eine Sammlung von Mustern für lateinische Schuldichtuug geben, und er selbst deutet au, daß die Mehrzahl der Übungsstücke, welche er hier zusammengeordnet habe, aus seiner eigenen Schulzeit unter Notker Labeo herstamme. Es muß den früheren Schüler hoch erfreut haben, als er unter alten Schriften Notkers, wie er selbst erzählt, feine eigenen von ihm vor langer Zeit in der Schule gelösten Ausgaben sorgfältig aufbewahrt vorfand und sie nun selbst wieder für seine Schüler als Anleitung verwenden konnte. Diese Zusammenstellung selbst freilich) erfolgte erst in einer weit späteren Zeit, indem Ekkehard das Buch der Segnungen einem in Mainz gewonnenen

4. Teil 1 - S. 171

1882 - Leipzig : Brandstetter
Deutsche Frauen im Zeitalter der Ottonen. 171 mählung des Merkur mit der Philologie in feiner Goldstickerei dargestellt, woraus man entnehmen mag, welchen Einfluß das Studium der Alten zu Hohentwiel unter Hadwig ausgeübt. Einst brachte Ekkehard feinen jungen Neffen Burkhard aus dem Kloster mit nach Hohentwiel, damit er von der Herzogin Griechisch lerne. Auf der Herzogin Frage nach feinem Begehr antwortete der versgewandte Knabe mit dem Hexameter: „Esse velim Graecus cum sim vix, domna, Latinus“ d. i. Kaum erst, Herrin, ein Lateiner, wär ich schon gern der Griechen einer. Die Herzogin setzte den kleinen Dichter zu sich auf ihren Fußschemel, küßte denselben und wollte noch mehr dergleichen Verse hören. Da entschuldigte sich der Knabe hocherrötend durch neue Hexameter mit seiner Verlegenheit. Hierüber brad) die Herzogin in ein herzliches Lachen aus, zog den Kleinen schmeichelnd an ihre Seite und lehrte ihn eine Antiphonie, die sie selbst aus dem Lateinischen ins Griechische übersetzt hatte. Dann wurde er huldreichst entlassen und begab sich mit feinem Oheim zu den Hof-kaplänen, die Ekkehard ebenfalls zu unterrichten hatte, da Hadwig nicht duldete, daß sie ungebildet blieben und dem Müßiggänge frönten. Fast zu jeder Ferienzeit ließ Hadwig den jungen Burkhard nad) Hohentwiel bescheiden, damit er zu ihrem Vergnügen lateinisdje Verse ans dem Stegreif mache und von ihr Griechisch lerne. Als der Knabe, zum Jüngling herangewachsen, durd) seine Bestimmung für immer von Twiel abgerufen wurde, beschenkte sie den Scheidenden mit einem Horaz und anderen Büchern, welche nod) lange einen Schmuck der Klosterbibliothek bildeten. Auch die Lesungen des Virgil nahmen ein Ende. Ekkehard kam auf Verwenden der Herzogin als Rat, Kaplan und Erzieher des jungen Otto an den kaiserlichen Hof, was ihm später den Beinamen „der Hofmaun" eintrug. In kurzer Zeit gelangte er zu hohem Ansehen und Einfluß. Als man ihm die Abtei Ellwangeu bestimmte, war er nicht abgeneigt, dieselbe anzunehmen; aber sein kaiserlicher Zögling und dessen Mutter Adelheid, deren Gunst er sich ebenfalls in hohem Grade zu erwerben gewußt, hinderten ihn daran, weil der Hof seines Rates noch bedürfe, und machten ihm Hoffnung auf ein ansehnlid)es Erzbistum. Seinem heimatlichen Stifte St. Gallen leistete Ekkehard in feiner einflußreichen Stellung treffliche Dienste. Am 23. April 990 starb er als Domprobst zu Mainz. Hadwig überlebte ihn kaum vier Jahre. Nicht minder, als St. Gallen, erfreuten sich and) andere Gotteshäuser der Werktätigen Teilnahme Had-wigs, namentlich ihr eigenes Klösterlein zu Hohentwiel und das Kloster Petershaufen bei Konstanz. Sie vermachte dem letzteren einen großen Meierhof zu Epsendorf in der Bar mit all feinen Zugehörungen an Leuten, Gütern und Rechten in den benachbarten Orten. Es scheint dies das letzte ihrer frommen Vermächtnisse gewesen zu sein, denn sie starb noch vor der kaiserlichen Bestätigung desselben am 28. August 994 und wurde zu Reichenau an der Seite ihres Gemahls begraben. Sie sank mit dem Lobe

5. Frauengestalten - S. 20

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 20 — schlossen. Die Erbgüter Burchards, die sich weithin am Bodensee erstreckten, wurden jedoch der Witwe belassen, außerdem wurde ihr, gegen das Ansehen alter Gewohnheit, der Herzogstitel belassen, welcher sie zur Verweserin einer Anzahl von Klöstern machte. Auf Burg Hohentwiel beschäftigte sich nun Hadwig sehr viel mit den Wissenschaften; sie selbst besaß eine große Anzahl lateinischer nud griechischer Schrifteu und lieh auch dergleichen ans den an litterarischen Schützen so reichen Klöstern von Reichenau »ud St. Gallen, deren Schutzherrin sie war. Die Beschäftigung mit den Musen war ihre liebste Beschäftigung. In St. Gallen, wo man die Wissenschaft aufs eifrigste pflegte, war sie besonders gern, hielt oft Unterredungen mit deu gelehrten Mönchen und war bestrebt, noch mancherlei von ihnen zu lernen. Besonderes Wohlgefallen fand sie an dem gelehrten Mönch Ekkehard, und sie bat sich beim Abt die zwar ungern gewährte Vergünstigung ans, daß Ekkehard mit ihr nach dem Hohentwiel gehen durste, um sie weiter zu unterrichten. Mit ihm las sie nun, doch stets in Gegenwart einer Dienerin, den Virgil. Einst brachte Ekkehard einen jungen Klosterschüler Burkhard mit sich, der vou Hadwig geru Griechisch lernen wollte. Des Knaben Gewandtheit, in zierlichen lateinischen Versen zu sprechen, nahm die Herzogin für ihn ein und so unterrichtete sie ihn gern in der ihr so vertrauten griechischen Sprache. Als er später nach der Klosterschule zurückkehrte, schenkte sie ihm verschiedene wertvolle Bücher. Ekkehard ging später, von Hadiuig empfohlen, an den ihr verwandten kaiserlichen Hos, wo er Kapellan und vertrauter Ratgeber Otto Ii. wurde. (Die Geschichte Ekkehards und Hadwigs bietet in dichterischer Ausgestaltung Viktor Scheffeln Roman „Ekkehard".) Eines Tages, als die Frau Herzogin Langeweile empfand, beschloß sie, den Mönche» in dem weithin berühmten Benebiktinerkloster St. Gallen einen Besuch in ihrer Eigenschaft als Schirmvoigt abzustatten, und schon des anbereu Tages fuhr sie mit ihrer Dienerin Praxebis, ihrem Kämmerer Spazzo und großer Gefolgschaft im lichten Scheine des Frühmorgens über den Bobenfee. Es war Mittagszeit vorüber, schweigeube Ruhe lag über beut Thale. Des heiligen Benebitt Regel orbnete für diese Stnnbe, daß ein jeber sich still auf dem Lager halte. Nur der Wächter auf dem Thorturm - beim eine feste Ringmauer mit Turm und Thor umschloß das Ganze — staub, wie immer, treulich und aufrecht im miitfenburchfununteit Stüblein. Da hörte er durch den nahen Tauneuwalb ein Roßgetrabe; er spitzte fein Ohr nach der Richtung. Acht ober zehn Berittene! sprach er nach prüfenbem Lauschen; er ließ das Fallgatter vom Thor heruieber-raffelu, zog das Brücklein, was über beu Wassergraben führte, auf, langte fein Horn vom Nagel und blies breimal hinein. Im Kloster entftanb nicht geringe Bestürzung; die Herzogin begehrte Einlaß, und

6. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 352

1894 - Gera : Hofmann
352 Zweites Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der sächsischen Kaiser. Bruder, hatte seine Gemahlin Judith, die durch Schönheit und Geist glänzende Tochter des Bayernherzogs Arnulf, in Hadwig eine Tochter geschenkt, welche die genannten Eigenschaften der Eltern in sich vereinigte. In früher Jugend einem griechischen Kaiser verlobt, erhielt sie die sorgsamste Erziehung und wurde durch Kämmerlinge, welche der Bräutigam eigens dazu gesandt hatte, auch im Griechischen unterrichtet. Aber das Mädchen zog vor, im Vaterlande zu bleiben; als sie für den Bräutigam gemalt werden sollte, entstellte sie ihr schönes Gesicht durch Verzerrung der Augen und des Mundes und hintertrieb so die Sache, bald auch die Heirat selbst. Dagegen willigte sie in eine Verbindung mit dem schon bejahrten Schwabenherzog Burkhard, über welchen das junge schöne Weib leicht eine unbedingte Herrschaft gewann. Das kinderlose Ehepaar wohnte auf dem Felsschloß Twiel im schönen Hegau, von wo die blühende Hadwig noch zu des Gemahls Lebzeiten Schwaben mit starker Hand regierte, während ihre Mutter nach dem Tode des Gatten über Bayern herrschte. Herzog Burkhard verschied im Jahre 973 als angehender Sechziger und ward zu Reichenau beigesetzt. Obgleich nun der Kaiser einen neuen Herzog über Schwaben ernannte, weil das alamannische Gesetz die Weiber von aller Lehnsnachfolge ausschloß, so verblieb Hadwig dennoch lebenslänglich bei dem herzoglichen Titel, wie im wirklichen Besitze der Herrschaft über die Erbgüter des Burkhardischen Hauses und der Klostervogteien eines gewissen Gebietes, worin sie im Namen des Reiches als Verweserin waltete. Soviel wurde ihrem männlichen Geiste eingeräumt auch gegen das Ansehen uralter Gewohnheit. Auf dem stolzen Burgsitze von Hohentwiel widmete die Herzogin ihre freie Zeit den griechischen und lateinischen Musen. Dieselben wurden aber damals zu St. Gallen ganz besonders gepflegt, und da sich Hadwig teils in Geschäften der Klostervogtei, teils wegen des Gottesdienstes öfters dorthin begab, so konnte der gelehrte Mönch Ekkehard, welcher gerade das Amt des Pförtners versah, ihrer Aufmerksamkeit nicht entgehen. So erbat sie sich von dem Abte, welcher ihr aus Höflichkeit unter verschiedenen Geschenken die Wahl gelassen, die Erlaubnis, den Pförtner Ekkehard als ihren Lehrmeister mit nach Hohentwiel nehmen zu dürfen, und mit eigener Hand führte sie ihn später nach dem Gemache, welches ihm zur Wohnung hergerichtet worden war. Dann saß sie als Schülerin zu seinen Füßen, wenn er ihr die Meisterwerke der Alten, namentlich Virgils, erklärte. Wenn Ekkehard an Festtagen oder sonst auf Besuch nach seinem Kloster ging, sandte sie allerlei kostbare Geschenke mit dem Seeschiffe nach Steinach voraus, um sowohl ihn, als das Kloster bamit zu erfreuen. Sie bestanben meist in Kirchenparamenten, in Bireten, Stolen, Alben, Tnnicellen und Meßgewändern. Auf einem der letzteren war unter anderem auch die Vermählung des Merkur mit der Phiologie in feiner Goldstickerei dargestellt, woraus man entnehmen mag, welchen Einfluß das Studium der Alten zu Hohentwiel unter Hadwig ausgeübt. Einst brachte Ekkehard seinen jungen Neffen Burkhard aus dem Kloster mit nach Hohentwiel, damit er von der Herzogin Griechisch lerne. Auf der Herzogin Frage nach seinem Begehr antwortete der versgewandte Knabe

7. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 118

1912 - Langensalza : Beltz
— 118 — Geißelkammer!" sprach er. „Ist keiner der Brüder zurzeit einer Strafe verfallen?" fragte sie. „(Es möcht' ein lehrreich Beispiel sein . . Da zuckte der böse Sinboll mit dem rechten Fuß, als wäre er in einen Dorn getreten, rückte sein Ghr rückwärts, wie wenn von dort eine Stimme ihm riese, sprach: „Ich komme sogleich," und enteilte ins Dunkel des Ganges. (Er wußte warum. Notker, der Stammler, hatte nach jähriger Arbeit die Abschreibung eines Psalterbuchs vollendet und es mit zierlich seinen Federzeichnungen geziert. Das hatte der neidische Sindolt nächtlicherweile zerschnitten und die Weinkanne darüber geschüttet. Drob war er zu dreimaliger Geißelstrafe verdammt, der letzte Vollzug stand noch aus. Der Rbt drängte, daß sie vorüberkamen. Seine Prunkgemächer waren mit Blumen geschmückt. Frau Hadtvig warf sich in den einfachen Lehnstuhl, auszuruhen vom Wechsel des Erschauten. Sie hatte in wenig Stunden viel erlebt. (Es war noch eine halbe Stunde zum Abendimbiß. 3n der Küche aber ward inzwischen unter Gerolds, des Schaffners, Leitung eine Tätigkeit entwickelt, die nichts zu wünschen übrig ließ. Jetzo läutete das Glöckleia, dessen Ton auch von den frömmsten Brüdern noch keiner unrpillilg gehört: der Huf zur Abendmahlzeit. Abt (Eralo geleitete die Herzogin ins Refektorium. Sieben Säulen teilten den luftigen Saal ab; an vierzehn Tischen standen des Klosters Mitglieder, Priester und Diakonen. Sie erwiesen dem hohen Gast keine sonderliche Aufmerksamkeit. Das Amt des Vorlesers vor dem Imbiß stund in dieser Woche bei Ekkehard, dem Pförtner. (Er trat auf und sprach einleitend: „Herr, öffne meine Lippen, auf daß mein Ittund dein £ob verkünde," und alle sprachen's ihm murmelnd nach, als Segen zu seiner Lesung. Nun erhob er seine Stimme und las den vierundvierzigsten Psalm, den die Schrift selber einen lieblichen Gesang nennt. Die Mahlzeit begann. Der Küchenmeister, wohl wissend, wie bei Ankunft fremder Gäste (Erweiterung der schmalen Klosterkost gestattet sei, hatte es nicht beim üblichen Mus mit Hülsenfrüchten bewenden lassen. Wohl erschien zuerst ein dampfender Hirsebrei, auf daß, wer gewissenhaft bei der Regel bleiben wollte, sich daran ersättige; aber Schüssel auf Schüssel folgte, bei mächtigem Hirschziemer fehlte der Bärenschinken nicht, sogar der Biber vom obern Fischteich hatte sein Leben lassen müssen. Fasanen, Rebhühner, Turteltauben und des Vogelherds kleinere Ausbeute folgten, der Fische aber eine unendliche Auswahl, jo daß schließlich ein jegliches Getier, watendes, fliegendes, schwimmendes und kriechendes, auf der Kloster-tafel seine Vertretung fand. Der stattliche Nachtisch, auf dem Pfirsiche, Melonen und trockene Feigen geprangt hatten, war verzehrt. Auch nach der Mahlzeit — so wollte es des Ordens Regel — war zur (Erbauung der Gemüter ein Abschnitt aus der Schrift oder dem Leben heiliger Väter zu verlesen. (Ekkehard hatte am Tag zuvor das Leben des heiligen Benediktus begonnen, das einst Papst (Bregorius abgefaßt. (Er wollte mit dem zweiten Kapitel fortfahren, aber Spazzo, der Kämmerer, schlug unversehens dem Vorleser das Buch zu, daß der holzbeschlagene Deckel klappte, hob ihm seinen Pokal entgegen und sprach: „Soll leben, der heilige Benedikt!" und wie ihn Ekkehard vorwurfsvoll ansah, stimmte schon die jüngere Mannschaft der Klosterbrüder lärmend ein, und fröhlicher Zechsang und lauter Jubel klang durch den Saal. Etliche stürmten hinaus; bald kamen

8. Teil 1 - S. 170

1882 - Leipzig : Brandstetter
170 Deutsche Frauen im Zeitalter der Ottonen, des Pförtners versah, ihrer Aufmerksamkeit nicht entgehen. So erbat sie sich von dem Abte, welcher ihr aus Höflichkeit unter verschiedenen Geschenken die Wahl gelassen, die Erlaubnis, den Pförtner Ekkehard als ihren Lehrmeister mit nach Hohentwiel nehmen zu dürfen, und mit eigener Hand führte sie ihn später nach dem Gemache, welches ihm zur Wohnung herge- Fig, 31. Burg Hohentwiel. (Nach einem Stich von Matth. Merian. f 1651.) richtet worden war. Dann saß sie als Schülerin zu seinen Füßen, wenn er ihr die Meisterwerke der Alten, namentlich Virgils, erklärte. Wenn Ekkehard an Festtagen oder sonst auf Besuch nach seinem Kloster ging, sandte sie allerlei kostbare Geschenke mit dem Seeschiffe nach Steinach voraus, um sowohl ihn, als das Kloster damit zu erfreuen. Sie bestanden meist in Kirchenparamenten, in Bireten, Stolen, Alben, Tuuicelleu und Meßgewändern. Auf einem der letzteren war unter anderm auch die Ver-

9. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 193

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
193 genommen, er sei ein Ordensbruder, solange er in unsern Räumen weile, und alle taten, als ob sie ihn nicht kenneten; kein Wort ward gesprochen von kaiserlicher Würde und Kriegstaten oder demütiger Huldigung. Er mußte einherwandeln wie wir andern auch, und daß er durch das nicht beleidigt war, des ist der Schutz- brief, den er beim Abzug über die Mauer hineinwarf, Zeuge.“ Weiter ward man einig: die Herzogin in Schwaben ist des Klosters Schirmvogt und gilt in seiner Eigenschaft als wie ein Mann. Und wenn in unserer Satzung streng verboten ist, daß ein Weib den Fuß über des Klosters Schwelle setze: man kann sie ja darüber tragen. Der Abt pflog noch eine lange flüsternde Verhandlung mit Gerold dem Schaffner wegen des Vesperimbisses; dann stieg er von seinem Steinsitz und zog mit der Brüder Schar den Gästen entgegen. Die waren draußen schon dreimal um des Klosters Um- friedung herumgeritten und hatten sich mit Glimpf und Scherz des Wartens Ungeduld vertrieben. In einer eintönigen Tonweise kamen die schweren Klänge des Lobliedes auf den heiligen Benediktus aus dem Klosterhofe zu den Wartenden gezogen, das schwere Tor knarrte auf; heraus schritt der Abt; paarweise, langsamen Ganges der Zug der Brüder; die beiden Reihen erwiderten sich die Strophen des Hymnus. Dann gab der Abt ein Zeichen, daß der Gesang verstumme, und eröffnete die Bedingung, die auf den Eintritt gesetzt. Da sprach Frau Hadwig lächelnd: „Solange ich den Zepter führe in Schwabenland, ist mir ein solcher Vorschlag nicht gemacht worden. Aber Eures Ordens Vorschrift soll von uns kein Leides geschehen. Welchem der Brüder habt Ihr’s zugewiesen, die Landes- herrin über die Schwelle zu tragen?“ Da sprach der Abt: „Das ist des Pförtners Amt, dort steht er.“ Mutig sprang sie aus dem Bügel, trat auf den Pförtner zu und sprach: „So tut, was Eures Amtes!“ Ekkehard umfaßte mit starken Armen die Herzogin, und fröhlich schritt er unter seiner Bürde über die Schwelle, die kein Frauenfuß berühren durfte, der Abt ihm zur Seite. Kämmerer und Dienst- mannen folgten, hoch schwangen die dienenden Knaben ihre Weih- rauchfässer, und die Mönche wandelten in gedoppelter Reihe, wie sie gekommen, hinterdrein, die letzten Strophen ihres Lobliedes singend. Als Ekkehard im kühlen Klostergange seine Bürde mit schüch- ternem Anstand abgesetzt hatte, brachten zwei Brüder eine Truhe Sretben stein, Mittelschullesebuch Iv. Hessen-Nassau. 13

10. Die Heimat - S. 11

1899 - Leipzig : Degener
— 11 tums sich uns im Porphyr zeigt, so tritt uns dieselbe in den späteren Weltaltern bis zum Beginn der Diluvialperiode im Basalt entgegen. Er ist ein schwarzes oder schwarzgraues Gestein mit dichtem Gefüge, sehr sest und schwer sprengbar. Außer anderen Bestandteilen enthält der Basalt Magneteisen. Er kommt in Platten-, Säulen und Kugelform vor. Weltberühmt unter den säulenförmigen Basaltbilduugeu ist die Fingalshöhle auf derjusel Stasfa. Überhaupt ist der Basalt über die ganze Erde verbreitet. In größeren Massen erscheint er in Deutschland in der säch- sischen Lausitz, in Nordböhmen, an zahlreichen Punkten des Erzgebirges, in der Rhön, im Vogelsgebirge, im rheinischen Schiefergebirge, besonders in der Eifel, im isolierten Kaiserstuhl bei Freiburg :c. Dem Basalt ähnelt der Phonolith oder Kling st ein. Er ist ebenfalls ein Lavagebilde, welches auch Feldspat enthält. Seine Farbe ist grünlichdnnkelgrau. In dünnen Platten giebt er beim Anschlagen mit dem Hammer einen hellen Glockenton. Er findet sich in den Sandsteinbrüchen bei Pirna, im böhmischen Mittelgebirge, im Vogelsgebirge, im Hohentwiel (cf. Ekkehard, 8. Kapitel: „der graue Klingstein, der des Berges Kern ist") :c. Ebenso ist der Trachyt ein vulkanisches, aber meist poröses Lavagebilde von weißgrauer, grünlicher oder rötlichbrauner Farbe. Er kommt abwechselnd mit Basalt im rheinischen Siebengebirge vor. Trachytische Gesteine sind auch Bims- sand und Tuffsteine, welche als Baumaterial beliebt sind. Die Basaltsäulen finden bei Ufer- und Hafenbauten Verwendung; zu Straßen- bauten eignet sich dieses Gestein vorzüglich. Auf dem verwitterten Basaltboden entwickelt sich fast überall eine üppige Fruchtbarkeit. Das Gestern besitzt die Fähig- keit, Feuchtigkeit stark anzuziehen und das Wasser tief eindringen zu lassen, wo- durch der Basalt trotz seiner Festigkeit leicht zerstört wird und einen sehr frncht- baren Boden bildet, der von keinem anderen übertroffen wird. Das beweist der Rheingau: seinen herrlichen Wein verdankt der Rheinländer dem Basaltboden. Auch sind alle Basaltkuppen mit der üppigsten Vegetation bedeckt. Nachwirkungen der vulkanischen Thätigkeit in der Umgebung der Basalt- gebilde dürften in den zahlreichen Thermen zu erkennen sein, wie wir sie finden in Badenweiler, Baden, Wiesbaden, Soden, Kronthal, Homburg, Nauheim, Kissingen (Thermalsolqnellen), Karlsbad :c. Die Neuheit. (Känozoische Periode.) In der ältesten Epoche dieser Zeit beginnt das Meer wieder an Umfang zu gewinnen. In Europa überflutet es das nordfranzösische, das südostenglische Becken und dringt in die norddeutsche Tiefebene ein. Bis in die Thäler des Ge- birges geht das Meer. Es bildet sich ein Boden, den man mit dem Namen Tertiärgebirge bezeichnet. Dasselbe ist über die ganze Erde verbreitet und bildet die Unterlage der jüngsten Ablagerungen in den meisten Tiefebenen. Die Pflanzen fanden durch das Vordringen des Meeres in dieser Zeit ihren Untergang, wurden

11. Allgemeine Erdkunde, Das Deutsche Reich, Wirtschaftsgeographie, Himmelskunde - S. 54

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 54 — Unter ihnen ist der Hohentwiel durch Scheffels Ekkehard besonders bekannt geworden. Lieblich ist der Blick auf die nächste Umgebung. Die breiten, sanft ge- bogenen Kuppen des Berges sind kahles, einförmiges Weidefeld. Da, wo sich die Bergwände senken, sehen wir herrlichen Wald. „Der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen." Versteckt inmitten des Waldes blinken kleine Seen. (Feldbergsee, Titisee.) Aus deu freundlichen Tälern grüßen anmutig gelegene Gehöfte und kleine Ortschaften herüber, lieblich umkränzt von grünen Wiesen und goldenen Ackerfluren. Zahlreiche wohlgepflegte Straßen verbinden sie. Aus den himmelanstrebenden Edeltannen steigt hie und da der Rauch eines Hirtenfeuers oder Kohlenmeilers empor. Abb. 52. Moderne Schwarzwalduhren, Erwerbsverhältnisse. In den sonnigen Hängen an der Süd- und Westseite des Schwarzwaldes wird bis zu 400 m Wein angebaut, besonders der Mark- gräfler (Bafel bis Freiburg) ist hochgeschätzt. In vielen Gegenden liefert der Obstbau, namentlich Steinobst (Kirschen), reiche Erträge. Der Ackerbau reicht bis zu 1000 m. Auf den Höhen hat sich die Viehzucht entwickelt. Der größte Reichtum des Schwarzwaldes ist aber der Wald. Charakteristisch für den Schwarzwald find die zahlreichen Sägemühlen. Auf den guten Straßen und Eisenbahnen schafft man zahlreiche Stämme zum Rhein, wo sie zu Flößen vereinigt von Dampfern bis nach Holland gezogen werden. In der Umgegend von Triberg verfertigen die kunstsinnigen Bewohner die welt- berühmten Schwarzwälder Uhren und große Musikwerke (Orchestrious). Im Wiesental, dessen Schönheiten uns Hebel so lieblich schildert, hat die billige Wasserkraft eine lebhafte Baumwollindustrie hervorgerufen.

12. Die Alpen und Süddeutschland - S. 158

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 158 — emporragen. Sie bestehen teils aus Basalt, teils aus Phonolith (Klingstein).*) Im Mittelalter trugen mehrere von ihnen auf ihren Gipfeln Burgen oder Klöster, deren Ruinen noch jetzt malerisch die Gegend beleben. Der bekannteste unter diesen Bergen ist die aus Scheffels Ekkehard bekannte Klingsteinkuppe des Hohentwiel, die ungemein schroff bis zu 700 m emporsteigt und einst stark befestigt war. (Fig. 35; Hs., Taf. 6: Der Phonolithkegel des Hohentwiel.) b. Der Fränkische Iura. Pergleich mit dem Schwäbischen Jura. Der Fränkische Jura zieht in n. Richtung und bildet einen nach W. geöffneten Bogen. Er ist etwas niedriger als der Schwäbische Jura, mit dem er sonst große Ähnlichkeit hat. Auch hier Fig. 35. Hohentwiel bei Singen. herrscht aus dem flachen Rücken fast überall Wasserarmut und Unfruchtbarkeit, während die tief eingeschnittenen, vielfach schluchtenartigen Täler reich bewässert und von üppiger Fruchtbarkeit sind. Auch hier fiudet man zahlreiche Höhlen. Die Fränkische Schweiz. Berühmt ist die im n. Teile gelegene Fränkische Schweiz, eine wilde und doch auch wieder anmutige Gegeud mit groß- artigen, -wilden Felsbildungen, schönen Waldbergen und vielfach gewundenen, *) Der Phonolith (d. h. Klingstein) ist ein dem Basalt ähnliches grauschwarzes vulkanisches Gestein, jedoch von etwas anderer Zusammensetzung. Er bildet auch nicht wie dieser Säulen, sondern besteht meist aus dünnen, leicht trennbaren Platten, die beim Anschlagen einen hellen Klang geben. Daher der Name.

13. Das Vaterland - S. 11

1906 - Leipzig : Degener
— 11 — In dünnen Platten giebt er beim Anschlagen mit dem Hammer einen hellen Glockenton. Er findet sich in den Sandsteinbrüchen bei Pirna, im böhmischen Mittelgebirge, im Vogelsgebirge, im Hohentwiel (et. Ekkehard, 8. Kapitel: „der graue Klingstein, der des Berges Kern ist") :c. Ebenso ist der Trachyt ein vulkanisches, aber meist poröses Lavagebilde von weißgrauer, grünlicher oder rötlichbrauner Farbe. Er kommt abwechselnd mit Basalt im Siebengebirge (am Rhein) vor. Trachytische Gesteine sind auch Bims- sand und Tuffsteine, welche als Baumaterial beliebt sind. Die Basaltsäulen finden bei Ufer- und Hafenbauten Verwendung; zu Straßen- bauten eignet sich dieses Gestein vorzüglich. Auf dem verwitterten Basaltboden entwickelt sich fast überall eine üppige Fruchtbarkeit. Das Gestein besitzt die Fähig- keit, Feuchtigkeit stark anzuziehen und das Wasser tief eindringen zu lassen, wo- durch der Basalt trotz seiner Festigkeit leicht zerstört wird und einen sehr frucht- baren Boden bildet, der von keinem anderen übertreffen wird. Das beweist der Rheingan: seinen herrlichen Wein verdankt der Rheinländer dem Basaltboden. Auch sind alle Basaltkuppen mit der üppigsten Vegetation bedeckt. Nachwirkungen der vulkanischen Thätigkeit in der Umgebung der Basalt- gebilde dürften in den zahlreichen Thermen zu erkeuueu sein, wie wir sie finden in Badenweiler, Baden, Wiesbaden, Soden, Kronlhal, Homburg, Nauheim, Kissingen (Thermalsolquellen), Karlsbad :c. Die Neuzeit. (Känozoische Periode.) In der ältesten Epoche dieser Zeit beginnt das Meer wieder an Umfang zu gewinnen. In Europa überflutet es das nordfranzösische, das südostenglische Becken und dringt in die norddeutsche Tiefebene ein. Bis in die Thäler des Ge- birges geht das Meer. Es bildet sich ein Boden, den man mit dem Namen Tertiärgebirge bezeichnet. Dasselbe ist über die ganze Erde verbreitet und bildet die Unterlage der jüngsten Ablagerungen in den meisten Tiefebenen. Die Pflanzen, welche in dieser Zeit ihren Untergang fanden, wurden mit Kalk, Sand oder Thon bedeckt und vermoderten zu der Kohle, die wir unter dem Namen Braunkohle kennen. Diese Braunkohle ist auf der ganzen Erde verbreitet. In zum Teil mächtigen Lagern finden wir sie in Deutschland im Tieflande und besonders an der Grenze der Mittelgebirgslandschaften und ihrer Becken. Da, wo in jener Zeit Nadelbäume von den Wogen des Meeres verschlungen wurden, deckt das Land bezw. das Meer fossiles Harz dieser Pflanzen, das unter dem Namen Bernstein bekannt ist. An Stelle unserer heutigen Ostsee mag jener Bernsteinfichtenwald gestanden haben, denn an der deutschen Ostseeküste, be- sonders an der Küste Samlauds, ist die Bernsteingewinnung bedeutend. Es läßt sich vermuten, daß das erste Auftreten des Menschen schon in diese Tertiärzeit fällt; einen bestimmten Anhalt dafür haben wir aber nicht, denn mit Sicherheit sind Menschenknochen aus dieser Zeit noch nirgends aufgefunden.

14. Das Deutsche Reich unter den sächsischen, den fränkischen und den hohenstaufischen Kaisern - S. 13

1896 - Leipzig : Voigtländer
Kulturzustände zur Zeit der sächsischen Kaiser. 13 an einen Ort, der Miminlevu (Memleben) heißt. In der nächsten Nacht stand er wie gewöhnlich mit der Dämmerung von seinem Lager auf, und wohnte den nächtlichen Lobgesängen und den Frühmetten bei. Darauf ruhte er ein wenig. Nachdem hierauf das Meßamt gehalten war, spendete er nach seiner Gewohnheit den Armen, genoß ein wenig, und ruhte wiederum auf seinem Lager. Zur Mittagstunde aber kam er fröhlich aus seinem Gemach und setzte sich heiter zu Tisch. Nach vollbrachter Aufwartung wohnte er den Abendgesängen bei. Als aber das Evangelium gesungen war, fing er schon an, zu fiebern und matt zu werden. Als dies die umstehenden Fürsten merkten, setzten sie ihn aus einen Sessel. Da er aber das Haupt neigte, als wäre er schon verschieden, erweckten sie ihn wieder zum Bewußtsein; er begehrte das Sakrament des Leibes und Blutes Gottes, nahm es und übergab dann ohne Seufzer mit großer Nuhe den letzten Hauch unter den Klängen der Lobgefänge dem barmherzigen Schöpfer aller Dinge. Dann wurde er in sein Schlafgemach gebracht, und da es schon spät war, sein Tod dem Volke verkündet. Das Volk aber sprach viel zu seinem Lobe in dankbarer Erinnerung, wie er mit väterlicher Milde seine Unterthanen regiert und sie von den Feinden befreit, die übermütigen Feinde, Avaren, Saracenen, Dänen, Slaven, mit Waffengewalt besiegt, Italien unterworfen, die Götzentempel bei den benachbarten Völkern zerstört, Kirchen und geistliche Ordnung eingerichtet habe, und indem sie untereinander noch viel anderes Gute über ihn redeten, wohnten sie der königlichen Leichenfeier bei. — Als es aber Morgen geworden war, reichten sie dem Sohne des Kaisers, der einzigen Hoffnung der ganzen Kirche, obgleich er schon längst zum König gesalbt und vom apostolischen Vater zum Nachfolger im Kaisertums bestimmt worden war, noch einmal, wie im Ansange, wetteifernd die Hände, Treue und Beistand gegen alle Widersacher gelobend und durch den Diensteid bekräftigend. Also wurde er von neuem vom ganzen Volke zum Fürsten erwählt, und geleitete dann seines Vaters Leiche in die von diesem prächtig erbaute Stadt Magathaburg. 3. Kulturzustände zur Zeit der sächsischen Kaiser (Mönchstum, Frauenleben). Ekkeharts Iv. Casus Sancti Galli, X, 89, 90, 98*). Dies halte ich für den rechten Ort, um von Ekkehard zu reden, unserm Mönche. Ich beginne damit ein schweres Werk; denn ich fürchte, man wird mir nicht glauben, weil es jetzt gar keine solchen *) Übersetzung nach Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit.

15. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 109

1912 - Langensalza : Beltz
— 109 — seidene Kiffen; fein Blick flog gen Himmel, — dann hub er die predigt an. Lautlos horchte die Menge. Mit erlesenen Beispielen ruhmreicher Kämpfe feuerte Ekkehard feine Zuhörer an, und manche Faust preßte den Speer, und mancher Fuß hob sich ungeduldig zum Abzug, wie er von Josuas Heerzug sprach, der unter des Herrn Schirm einunddreißig Könige schlug in der Landmark jenseits des Jordans, und von Gideon, der beim Schall der Posaunen ins Lager der tttidianiter brach und sie jagte bis Bethfeda und Cebbath, und vom Ausfall der Männer von Bethulia, die nach Judiths ruhmreicher Tat die Rffqrer schlugen mit der Schärfe des Schwerts. Zum Schluß aber rief er, was Judas der Makkabäer zu feinem Volk gerufen, da sie bei Lmaus ihr Lager schlugen wider des Rntiochus Heer: „Umgürtet euch drum und seid tapfere Männer und seid bereit, gegen den Morgen früh wider die Völker zu streiten, die heranziehen, unser Heiligtum auszutilgen ; denn es ist uns besser, im Streit umzukommen als das Elend zu sehen an unserm Heiligtum. — Rmen!" (Eines Augenblickes Länge blieb’s still, wie Ekkehard feine Predigt geendet; dann hob sich ein Klirren und Klingen, sie schlugen Schwert und Schild aneinander, hoben die Speere hoch und schwenkten die Feldzeichen — alte Sitte freudiger Zustimmung. „Rmen!" scholl es tönend durch die Reihen; dann neigten sich die Knie, das Hochamt ging zu (Ende; schauerlich klangen die hölzernen Klappern statt des üblichen Glockentones zur Feier. Ü)er sich noch nicht in österlicher Rndacht mit dem Leib des Herrn gestärkt, trat vor zum Rltar, ihn zu empfangen. Da rief’s vom Turm: „Massen! Waffen! Feinbio! vom See kommt's schwarz herangezogen, Roß und Reiter, Feinbio!" — Jetzt war kein halt mehr und keine Ruhe; sie stürmten nach dem Tor, wie vom Geiste getrieben: kaum mochte Rbt tdazmann den Segen erteilen. Schlachtfroh rückten sie aus dem Hofe, in jebem herzen jene Mark und Fibern fchtvellenbe Spannung, daß es einem großen Rugenblick entgegengehe. Und es waren der Mönche von Sankt Galten vierunbfechzig, derer von Reichenau neunzig und an Heerbannleuten mehr benn fünfhundert. Beim Feldzeichen der fanktgallifchen Brüber schritt (Eltkeharb; es war ein florverhüllt Kruzifix mit schwarzen Wimpeln, da des Klosters Banner zurückgeblieben. Rns untere Burgtor hatten die dienenden Brüder den Sarg mit des heiligen Markus Gebein getragen; wer immer vor überschritt, berührte ihn mit Schwert und Lanzenfpitze; dann qing’s schweren Trittes den Burgweg hinab. 3n der weiten (Ebene, die sich nach dem See hinstreckt, ordnete Simon Bardo die Scharen feiner Streiter! hei! wie wohlig tvar’s dem alten Feldhauptmann, daß statt der Kutte wieder der gewohnte Panzer sich um 5ie narbenbedeckte Brust schmiegte! 3n fremdartig geformter, spitz zugehender Stahlkappe kam er geritten; sein breiter, edelfteingefchmückter Gürtel und der güldene Knauf des Schwertes zeigten den ehemaligen Heerführer. (Er hieß die leichte Mannschaft der Bogenschützen und Schleu-derer vorausrücken; sie sollten den Waldsaum besetzen, vom Tannendickicht gegen Reiterangriff geschützt. „Zielt nieder!" sprach er, „wenn ihr auch statt des Mannes das Roß trefft, 's ist immer etwas!" Beim Klang der Waldhörner schwärmte die Schar vorwärts, noch war kein Feind zu sehen. Die Männer des Rufgebots ordnete er in zwei Heerfäulen; dicht geschlossen, den Speer gefällt und langsam rückten sie vor, von der vorderen

16. Ein Besuch im Benediktiner-Kloster - S. 15

1913 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 15 — zu Ehren hatte er den 45. Psalm erkoren; er trat auf und sprach einleitend: „Herr, öffne meine Lippen, auf daß mein Mund dein Lob verkünde," und alle sprachen's ihm murmelnd nach, als Segen zu seiner Lesung. Nun erhub er seine Stimme und las den Psalm, den die Schrift selber einen lieblichen Gesang nennet. Die Mahlzeit begann. Der Küchenmeister, wohl wissend, wie bei Ankunft fremder Gäste Erweiterung der schmalen Klosterkost gestattet sei, hatte es nicht beim üblichen Mus mit Hülsenfrüchten bewenden lassen. Auch der strenge Küchenzettel des seligen Abts Hartmut ward nicht eingehalten. Wohl erschien zuerst ein dampfender Hirsebrei, auf daß, wer gewissenhaft bei der Regel bleiben wollte, sich daran ersättige; aber Schüssel aus Schüssel folgte: bei mächtigem Hirschziemer fehlte der Bärenschinken nicht; sogar der Biber vom obern Fischteich hatte sein Leben lassen müssen; Fasanen, Rebhühner, Turteltauben und des Vogelherds kleinere Ausbeute folgten; der Fische aber war eine unendliche Auswahl, sodaß schließlich ein jeglich Getier, watendes, fliegendes, schwimmendes und kriechendes, auf der Klostertafel seine Vertretung fand. — Der stattliche Nachtisch, auf dem Pfirsiche, Melonen und trockene Feigen geprangt hatten, war verzehrt. Lebhaftes Gespräch an den andern Tischen deutete auf nicht unfleißiges Kreisen des Weinkrugs. Auch nach der Mahlzeit — so wollte es des Ordens Regel — war zur Erbauung der Gemüter ein Abschnitt aus der Schrift oder dem Leben heiliger Väter zu verlesen. Darum las Ekkehard ein Stück aus dem Leben des heiligen Benediktus, das einst Papst Gregorius verfaßt. Spazzo aber schlug unversehens dem Vorleser das Buch zu, daß der holzbeschlagene Deckel klappte, hob ihm seinen Pokal entgegen und sprach: „Soll leben der heilige Benedikt!" Und wie ihn Ekkehard vorwurfsvoll ansah, stimmte schon die jüngere Mannschaft der Klosterbrüder lärmend ein; sie hielten den Trinkspruch-für ernst, und fröhlicher Zechgesang und lauter Jubel durchdrang den Saal. Etliche stürmten hinaus und kamen wieder mit Instrumenten. Der brachte eine Laute, jener ein Geiglein, worauf nur eine Saite gespannt, ein anderer eine Art Hackbrett mit eingeschlagenen Metallstiften, zu deren Anschlag ein Stimmschlüssel dienlich war, wiederum ein anderer eine zehnsaitige Harfe, Psalter hießen sie das seltsam geformte Instrument und sahen in seiner

17. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 539

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
vq*^^^^^^Vs)V^2>^ Ys> 539 Das Amt des Vorlesers vor dem Imbiß stund in dieser Woche bei Ekke- hard, dem Pförtner. Er trat auf und sprach einleitend: „Herr, öffne meine Lippen, auf daß mein Mund dein Lob verkünde," und alle sprachen's ihm murmelnd nach, als Segen zu seiner Lesung. Nun erhob er feine Stimme und las den vierundvierzigsten Psalm, den die Schrift selber einen lieblichen Gesang nennt. Die Mahlzeit begann. Der Küchenmeister, wohl wissend, wie bei Ankunft fremder Gäste Erweiterung der schmalen Klosterkost gestattet sei, hatte es nicht beim üblichen Mus mit Hülsenfrüchten bewenden lassen. Wohl erschien zuerst ein dampfender Hirsebrei, auf daß, wer gewissenhaft bei der Regel bleiben wollte, sich daran ersättige; aber Schüssel auf Schüssel folgte, bei mächtigem Hirschziemer fehlte der Bärenschinken nicht, sogar der Biber vom obern Fischteich hatte sein Leben lassen müssen. Fasanen, Rebhühner, Turteltauben und des Vogelherds kleinere Ausbeute folgten, der Fische aber eine unendliche Auswahl, so daß schließlich ein jegliches Getier, watendes, fliegendes, schwimmendes und kriechendes, auf der Klostertafel seine Vertretung fand. Der stattliche Nachtisch, auf dem Pfirsiche, Melonen und trockene Feigen geprangt hatten, war verzehrt. Auch nach der Mahlzeit — so wollte es des Ordens Regel — war zur Erbauung der Gemüter ein Abschnitt aus der Schrift oder dem Leben heiliger Väter zu verlesen. Ekkehard hatte am Tag zuvor das Leben des heiligen Benediktus be- gonnen, das einst Papst Gregorins abgefaßt. Er wollte mit dem zweiten Kapitel fortfahren, aber Spazzo, der Kämmerer, schlug unversehens dem Vorleser das Buch zu, daß der holzbeschlagene Deckel klappte, hob ihm seinen Pokal entgegen und sprach: „Soll leben, der heilige Benedikt!" und wie ihn Ekkehard vorwurfsvoll ansah, stimmte schon die jüngere Mannschaft der Klosterbrüder lärmend ein, und fröhlicher Zechgesang und lauter Jubel klang durch den Saal. Etliche stürmten hinaus; bald kamen sie wieder mit Instrumenten. Der brachte eine Laute, jener ein Geiglein, worauf nur eine Saite gespannt, ein anderer eine Art Hackbrett mit ein- geschlagenen Metallstiften, zu deren Anschlag ein Stimmschlüssel dienlich war, wiederum ein anderer eine kleine zehnsaitige Harfe, Psalter hießen sie das seltsam geformte Instrument und sahen in seiner dreieckigen Gestalt ein Symbol der Dreieinigkeit. Und dem Tutilo reichten sie einen dunkeln Taktstab aus Ebenholz. Da erhob sich lächelnd der graue Künstler und gab ihnen das Zeichen zu einer Musika, die er selbst in jungen Tagen aufgesetzt; mit Freudigkeit hörten's die andern. Zu unterst am Tische saß ein stiller Gast mit blaßgelbem Angesicht und schwarzkrausem Gelock; er war aus Welschland und hatte von des Klosters Gütern im Lombardischen die Saumtiere mit Kastanien und Öl herübergeleitet. In wehmütigem Schweigen ließ er die Flut der Töne über sich erbrausen. „Nun, Meister Johannes," sprach Folkard, der

18. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 335

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
335 2. Jetzt bestieg der Abt seinen ragenden Steinsitz, und sie ratschlagten, was zu tun sei. Der Fall war schwierig. Ratpert trat auf und wies aus den Aufzeichnungen vergangener Zeit nach, auf welche Art einst dem großen Kaiser Karl dem Großen ermöglicht worden, in des Klosters Inneres zu kommen. „Damals", sprach er, „ward angenommen, er sei ein Ordens- bruder, solang' er in unsern Räumen weile, und alle taten, als ob sie ihn nicht kenneten; kein Wort ward gesprochen von kaiserlicher Würde und Kriegstaten oder demütiger Huldigung; er mußte einherwandeln wie die Brüder auch." Aber damit war das große Bedenken, daß jetzt eine Frau Einlaß begehrte, nicht gelöst. Die strengeren Brüder murrten. Unter den jüngeren erhob sich aber einer und erbat das Wort. Das war Ekkehard, weise und beredt und ein kluger Gelehrter. Er sprach: „Die Herzogin in Schwaben ist des Klosters Schirmvogt und gilt in solcher Eigenschaft als wie ein Mann. Und wenn in unsrer Satzung streng geboten ist, daß kein Weib den Fuß über des Klosters Schwelle setze: man kann sie ja darüber tragen!" Da heiterten sich die Stirnen der Alten, als wäre jedem ein Stein vom Herzen gefallen; beifällig nickten die Kapuzen, und der Abt stieg von seinem Steinsitz und zog mit der Brüder Schar seinen Gästen entgegen. Er eröffnete der Herzogin des Klosters Beschluß. Da sprach Frau Hadwig lächelnd: „Solang' ich das Zepter führe in Schwabenland, ist inir ein solcher Vorschlag nicht gemacht worden. Aber Euers Ordens Vorschrift soll von uns kein Leids geschehen. — Welchem der Brüder habt Jhr's zugewiesen, die Landesherrin über die Schwelle zu tragen?" Da sprach der Abt: „Das ist des Pförtners Amt, da steht er!" Bevor noch der Kämmerer vom Gaul herab und ihrem Zelter genaht war, sprang sie anmutig aus dem Bügel, trat auf den Pförtner zu und sprach: „So tut, was Euers Amtes ist!" Ekkehard umfaßte nüt starkem Arm die Herzogin. Fröhlich schritt er unter seiner Bürde über die Schwelle, die kein Frauenfuß berühren durfte, der Abt ihm zur Seite, Kämmerer und Dienstmannen folgten. Hoch schwangen die dienenden Knaben ihre Weihrauchfäffer, und die Mönche wandelten in doppelter Reihe, wie sie gekommen waren, hinterdrein, die letzten Strophen ihres Lobliedes singend. Indes hatten zwei der Mönche eine Truhe herbeigeholt, sie stand geöffnet im Gang. Darein griff jetzt der Abt, zog eine funkelneue Kutte hervor und sprach: „So ernenne ich denn unsers Klosters erlauchten Schirmvogt zum Mitglied und zugeschriebenen Bruder und schmück' ihn dessen zum Zeugnis mit des Ordens Gewandung!" Frau Hadwig fügte sich; leicht bog sie das Knie, als sie die Kutte aus seinen Händen empfing, und legte das Kleidungsstück um. „Für" euch gilt das gleiche!" rief nun der Abt zu der Herzogin Gefolge, und bald prangten auch die Gefolgsmänner im

19. Diesterwegs Realienbuch - S. 23

1913 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
23 unberührt vom Eindrücke des vornehmen Besuches geblieben. üuch die welt- abgeschiedensten Seelen fühlten, dost einer Zrau Huldigung gebührt. In der Rüche ward unter Gerold des Schaffners Leitung eine Tätig- teit entwickelt, die nichts zu wünschen übrig ließ. Jetzt läutete das (Blödlein, dessen Ton auch von den frömmsten Brüdern noch keiner unwillig gehört, der Ruf zur Übendmahlzeit. Oer übt geleitete die Herzogin ins Refektorium. Sieben Säulen teilten den luftigen Saal hälftig ab,' an vierzehn Tischen standen, wie Heerscharen der streitenden Rirche, des Richters Mitglieder, Priester und Oiaionen. Das ümt des Vorlesers vor dem Imbiß stand in dieser Ivoche bei Ekkehard, dem Pförtner. Oer Herzogin zu Ehren hatte er den 45. Psalm er- koren,- er trat auf und sprach einleitend: „Herr, öffne meine Lippen, auf daß mein Mund dein Lob verkünde", und alle sprachen's ihm murmelnd nach, als Segen zu seiner Lesung. Nun erhob er seine Stimme und las den Psalm, den die Schrift selbst einen lieblichen Gesang nennt. Darauf begann die Mahlzeit. Oer Rüchenmeister, wohl wissend, wie bei ünkunft fremder Gäste Erweiterung der schmalen Rlosterkost gestattet sei, hatte es nicht beim üblichen Mus von Hülsenfrüchten bewenden lassen. U)ohl er- schien zuerst ein dampfender Hirsebrei, auf daß, wer gewissenhaft bei der Rege! bleiben wollte, sich daran sättige,- aber Schüssel auf Schüssel folgte, bei mächtigem Hirschziemer fehlte der Bärenschinken nicht, sogar der Biber vom oberen Zisch- leich hatte sein Leben lassen müssen,- Zasanen, Rebhühner Turteltauben und des Vogelherdes kleinere üusbeute folgten,- der Zische aber eine unendliche üus- wahl, so daß schließlich ein jedes Getier, watendes, fliegendes, schwimmendes und kriechendes, auf der Riostertafel feine Vertretung fand. Üis der stattliche Nachtisch, auf dem Pfirsiche, Melonen und trockene Zeigen geprangt hatten, verzehrt war, mußte wieder — so wollte es des Ordens Regel — zur Erbauung der Gemüter ein übschnitt aus der Schrift oder dem Leben heiliger Väter gelesen werden. Darum las Ekkehard ein Stück aus dem Leben des heiligen Lenediktus, das der Papst Gregorius verfaßt,- aber Spazzo schlug unversehens dem Vorleser das Buch zu, daß der holzbeschlagene Deckel klappte, hob ihm seinen Pokal entgegen und sprach: Oer heilige Benedikt soll leben! Und wie ihn Ekkehard vorwurfsvoll ansah, stimmten schon die jüngeren Rlosterbrüder lärmend ein, und fröhlicher Jechgesang und lauter Jubel durch- drang den Saal. Etliche stürmten hinaus und kamen wieder mit Instrumenten. Oer brachte eine Laute, jener ein G e igi ein, worauf nur eine Saite gespannt, ein anderer eine ürt Hackebrett mit eingeschlagenen Metallstiften, zu deren Anschlag ein Stimmschlüssel dienlich war, wiederum ein anderer eine kleine zehnsaitige Harfe, Psalter hießen sie das seltsam geformte Instrument, und sahen in seiner dreieckigen Gestalt das Spmbol der Dreieinigkeit. Und dem Tutilo reichten sie einen dunklen Taktslab von Ebenholz. Lächelnd erhob sich der graue Künstler und gab ihnen das Zeichen zu einer Musila, die er selbst in jungen Tagen aufgesetzt,- mit Freudigkeit hörten's die anderen. Oer Zrau Herzogin klang die Musik gellend in die Ghren. Sie sprach: „Es ist Zeit, schlafen zu gehen!" und ging mit ihrem Gefolge nach dem Schul- hause hinüber, wo ihr Nachtlager sein sollte. Frühmorgens aber saß die Herzogin schon samt ihren Leuten im Satte!, um heimzureiten — und bald darauf lag das Kloster in stiller Ruhe. Jos. Viktor v. Scheffel. ------- 3|C-----

20. Bd. 1 - S. 10

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 10 — „Quod cum dictus Ekkehardus in-tellexisset, petivit a dicto puero2) et ab ipsis, qui ipsum puerum tanqaam consiliarii 3) regebant, ut Liptzick, No-vam curiam,Grymmis, Bornis etgroytzsch cum omnibus bonis sitis inter fluvios Salam et Muldam, que pater dicti pueri4) tenuerat ab ecclesia Merseburgensi, ipsi episcopo tanquam vero tutori presen-tarent ad regendum, quosque dictus puer ad etatem legitimam perveniret. Quod cum ex parte dicti Heinrici et suorum consiliariorum et illorum, qui dicta bona et terram nomine dicti pueri possidebant, esset penitus denegatum, dominus Ekkehardus, premissa monicione debita, sentenciam excommunicacionis in dictum dominum Heinricum mar-chionem suosque consiliarios et in eos, qui dictam terram possidebant, tulit et suis temporibus aggravavit et ad ultimum totam suam terram generali suppo-suit interdicto. Quoniam autem hec per multum tempus durassent et pro concordia fuisset placitatum pluries, tandem Theodoricus prepositus, Albertus cantor et qui dam alii canonici eccle-siae Merseburgensis nomine dicti do-mini Ekkehardi episcopi cum consiliariis marchionis concordaverunt in hoc, quod dicti marchionis nomine dari deberent octingente marce domino episcopo Ekke-hardo et Merseburg presentari. Quibus presentatis dictus dominus episcopus deberet ab impeticione incepta cessare et latas sentencias relaxare; bona quoque prenominata et omnia alia, que pater marchionis ab ipsa ecclesia tenuerat, con-ferre deberet in pheodo rite tenenda. “ (Urkundenbuch des Hoc „1243. Hoc anno 8. Idus J Liptzigk ordines celebravit. Eodem Annales Erphordenses (Mon. Germ. ' „Als besagter Ekkehard das merkte, verlangte er von dem genannten Knaben2) und von denen, die ihn als Vormünder3) erzogen, daß sie Leipzig, Naunhof, Grimma, Borna, Groitzsch mit allen zwischen Saale und Mulde gelegenen Gütern, die der Vater des Knaben von der Kirche zu Merseburg (als Lehen) gehabt hatte, ihm, dem Bischof, als dem wahren Vormunde des Knaben4) zur Verwaltung überließen, bis der Knabe das gesetzliche Alter erreicht hätte. Als dies von seiten des genannten Heinrich, seiner Ratgeber und derer, die die genannten Güter und das Land im Namen des Knaben besaßen, gänzlich abgelehnt wurde, verhängte nach vorheriger schuldiger Ermahnung Herr Ekkehard die Exkommunikation über den besagten Markgrafen Herrn Heinrich, seine Ratgeber und die das genannte Land innehatten und verschärfte sie zu seiner Zeit und belegte zuletzt sein ganzes Land mit dem Interdikt. Das dauerte lange Zeit, und als die Meinung vielfach für Frieden war, einigten sich Propst Dietrich, der Kantor Albert und einige andere Geistliche der Kirche zu Merseburg im Namen des Bischofs Ekkehard mit den Räten des Markgrafen dahin, daß im Namen des genannten Markgrafen dem Herrn Ekkehard, Bischof zu Merseburg, 800 Mark (Silber) gezahlt und nach Merseburg gebracht werden sollten. Wenn sie gezahlt seien, sollte der genannte Herr Bischof von weiterer Forderung abstehen und das Urteil zurücknehmen. Die vorgenannten Güter und alle anderen, die der Vater des Markgrafen von der Kirche erhalten hatte, sollte er nach Lehensgebrauch innehaben." s Merseburg I, Nr. 191.) i Rudolfus Mersburgensis episcopus in no obiit marchionissa“ — berichten die t. Tom. Xvi). 3) Der unmündige Markgraf Heinrich der Erlauchte. 3) Landgraf Ludwig der Heilige. 4) Markgraf Dietrich der Bedrängte.