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1. Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit - S. 4

1880 - Gotha : Perthes
Toäbeismkuiöeb Zïï Sprüier-Menke Haid-Atlas: Mittelalter Tod Ieïï1re Zeit Im westlichen Europa stand das fränkische Reich auf seinem Höhepunkte. Wenn von demselben gesagt, wird, es habe bis an die Weichsel gereicht, so ist darunter die obere Weichsel zu verstehen, wo deutscher Einfluss viel älter ist als in Pommerellen (s. das folgende Blatt). Im Norden Europa’» ist Britannien seinem grösseren Theile nach angelsächsisch geworden. Die Dänen sind im Besitz von Jütland und Schonen (nicht von Blekingen, wie aus einer gleichzeitigen Quelle hervorgeht). Bur gen da- land (Bornholm) hatte einen besonderen König. Die Raub- züge der Normannen beginnen. Ihre ersten Landungen sind auf der Karte angegeben. Zum ersten Mal erscheint Island, und zwar unter dem eiassischen Namen Thule (Dicuil 7, 2, 6). Fossaturo ist ein in Einhard’s Annalen gebrauchter Name für Abbäsija. In Bezug auf die Schreibung der arabischen Namen auf dieser Karte, sowie auf den später folgenden, bin ich Herrn Hofrath Pertsch in Gotha für seine bereitwilligst mir ertheilten Aufklärungen dankbarst verpflichtet. (4) Europa Nr. Iv. Europa zur Zeit der Herstel- lung des abendländischen Kaiserthums durch Otto I. (96*2). Von Th. Menke. Kaum anderthalb hundert Jahre waren nöthig ge- wesen, um Europa eine, im Vergleich zu dem vorangehen- den Heber sichtsblatte (Nr. 3), so bedeutend veränderte Gestalt zu. geben. Beginnen wir bei dem Westen. Das Königreich Leon, der Haupt,theil des den Nachkommen der Gothen gebliebenen christlichen Gebietes, ist südlich gegen die Länder der Mauren hin bis an den Duero erweitert. Das Gebiet der Vasconen, in seinen flacheren Gegen- den unter Karl dem Grossen vorübergehend den Franken unterworfen, ward bald unabhängig, und im Anfänge des X. Jahrhunderts erscheint bereits Sancho /. als König von Pampeluna. Der grösste und schönste südliche Theil der Halbinsel war noch in den Händen der Omai.jaden, die beim Ver- falle des Frankenreichs die Balearen gewonnen hatten und sich seit 929 Khalifen nannten. Fraxinetura in Burgund war eine Niederlassung spanischer Mauren. In Frankreich, dem einen Haupttheil des durch den Vertrag zu Verdun 843 getrennten grossen Frankenreichs, herrschte noch die Familie der Karolinger. Das eigentliche Gebiet dieser Könige war aber gegenüber den mächtigen Lehnsträgern, den Herzogen von Aquitanien, Vasconien und Burgund, den Grafen von Toiosa, Champagne und Flandern, den normannischen und bretagni» sehen Herzogen, nur sehr unbedeutend. Das Königreich Burgund, gleichfalls aus dem fränkischen Reiche hervorgegangen, hatte 910 den Matis- oonsis und um 928 Uceticus, Vivarieusis und den westlich von der Rhone gelegenen Theil von Lugdunensis an Frank- reich verloren und 922 den Argowe (darin Basel) von Deutschland abgetreten erhalten. Aus der Östlichen Hälfte des grossen Frankenreichs, mit welcher 925 auch Lothringen*) dauernd vereinigt wurde, war das deutsche Reich entstanden, das seine Herrschaft bereits weit in Sclavanien hinein erstreckte. Selbst ein Tlieii von Polen war ihm tributär. Der böhmische *) Zu Lothringen gehörte auch der Gau Castrensis, was bisher, auch von mir hei der Bearbeitung von Nr. 31 (Deutschland I), über- sehen ist. Die östliche Diöcesengrenze von Körnens» war also nicht die Grense zwischen Lothringen und Frankreich. Gauörter des üastrensis finde ich nur in drei Urkunden und in einer Stelie bei Flodoard (auch hei Eicher). Ausserdem sind Sedcns, Bveveliacus, Amblicimons, Rcmeliacus, ltovericurt» und einige andere auf Nr. 31 (Deutschland I) gelegentlich nachzutragcnde Oorter in dieser Periode nachweislich lothringisch. Herzog war dem deutschen Könige leheuspflichtig, und unter ihm stand seit 955 Mähren, und zwar in den Grenzen, die die in einem Transsumpt erhaltene Stiftungsurkunde des Bisfhums Prag angiebt. Selbst die Chrobaten an der oberen Weichsel erkannten die Oberhoheit des deutschen Königs an. Die Magyaren, seit dem Ende des Ix. Jahr- hunderts in Pannonien ansässig, waren 955 auf dem Lech- felde bezwungen, und die Mark Ostarrichi, bisher ein Tum- melplatz magyarischer Streifzüge, gelangte alimälig wieder in deutschen Besitz. Endlich war auch das Königreich Italien dem deutschen Reiche gewonnen und die römische Kaiserkrone auf Otto’s I. Haupt gesetzt, Im Süden der Halbinsel bestanden noch die langobardischen Fürstenthümer Capua, Beneventum und Sale-rnum und die o s t - römischen Themen Longobardia und Calabria. Sicilien war im Besitze der Fätimiden. England war seit 827 ein einziges Königreich im Stamme des westsäohsischen Hauses. Von der nördlichen Hälfte der Insel, dem nunmehr vereinigten Königreiche Schottland, dem 946 Cumbraiand vom englischen Könige Eadmund abgetreten war, hat die Geschichte uns für diese Zeit kaum mehr als eine Reihe von ungewissen Königs- namen auf bewahrt, in Irland vorwilderte das Volk, das sich nach einheimischen Sagen und mehreren Angaben der ältesten Hagiographen einst nicht unbedeutender Bildung erfreute und unter dem zuerst das Licht des Evangeliums in diesen nördlichen Gegenden geleuchtet hatte, durch die unausgesetzten inneren Kämpfe und die Angriffe der ost- mannisehen Seeräuber immer mehr. Die vielen kleinen Striche in Norwegen waren durch die Siege des Königs Harald Schönhaar, der von 863 bis 933 regierte und seine Residenz zu Lade gründete, ver- einigt worden. Viele von den der Freiheit gewohnten Nor- mannen entflohen aber seiner Botmässigkeit und bevölker- ten das von den Fär-Öer aus entdeckte Island, zuerst Snaeland genannt. Die Angaben über Schwedens innere Geschichte sind um diese Zeit noch sehr unsicher. Von Dänemark war schon mehr Kunde im angren- zenden Deutschland verbreitet. Dort waren bereits in der ersten Hälfte des Ix. Jahrhunderts die Kirchen zu Schles- wig, ßipen und Aarhus gegründet worden, die Könige des Festlands, besonders von Jütland, waren dem Inselkönige auf Seeland um 870 unterworfen; von Kaiser Heinrich I. ward 931 die Mark Schleswig gegründet, und Otto der Grosse war, gereizt durch die steten Angriffe des dänischen Königs Gorm dos Alten, siegreich bis an den nach ihm be- nannten öttensund vorgedrungen. Das Dauewirk blieb Grenze des Reichs, zu dem auch die zwischen 935 und 960 an der poramerschen Küste gegründete Seeräuberrepublik J o m s b u r g gehörte. Die übrigen nordischen Völker, Finnen, Ostsee - slawen und Letten, hatten sich, einzelne Augriffe an den Grenzen abgerechnet, grossentheils unabhängig erhalten. Eine um so grössere Veränderung aber war bei den Binnenslawen und den ihnen benachbarten finnisohen Stäm- men in dem grossen Flachlande an der oberen Wolga, dem Don, Dniepr und der Dwina vorgegangen. Um 862 hatten die in der Gegend des uralten Nowgorod wohnenden Slawen und Finnen sich, von norwegischen Räubern bedrängt, Herrscher aus dem gleichfalls germanischen Volke der Ross erbeten, welche zuerst alles Land von Pskow bis an den Bjelo sero (den weissen See) unter ihre Herrschaft vereinten. Um 863 rissen sic von dem geschwächten Reiche j der einst so gefürchteten Chazaren einen grossen Theil ab und eroberten Kiew, nod schon 866 drangen sie bis Con- stantiuopel vor. Ein slawischer und. nmiiscber Stamm nach dem anderen musste sich den neuen, in der dritten Gene- ration bereits völlig einheimisch gewordenen Herren unter- werfen. Swätoslaw (945—972) drang bereits siegreich bis Verlag Von Justus Perthes In Gotha. 4

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1. Das Mittelalter - S. 99

1857 - Koblenz : Baedeker
Karl der Kühne. 99 Glücklicher als im östlichen Theile seines Reiches gestalteten sich im westlichen die Aussichten zur Vermehrung der Hausmacht. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts (1384) war das Herzog- thum Burgund (Bourgogne) und die Freigrafschaft Bur- gund (Franche-Comto), welche beiden Länder sich längst von dem mit dem deutschen Reiche vereinigten Königreiche Burgund unabhängig gemacht hatten, durch Erbschaft vereinigt worden. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden die Besitzungen der Herzoge von Burgund durch Heirath, Kauf, Erbschaft um fast sämmtliche Provinzen der damals höchst blühenden Niederlande vermehrt. Der letzte Herzog von Burgund, Karl der Kühne (1467—77), ging mit dem Plane um, aus seinem von der Nordsee bis zu den Alpen reichenden Ge- biete ein eigenes Königreich zwischen Deutschland und Frankreich zu er- richten. Der Kaiser kam seinem Verlangen entgegen in der Hoffnung, Karl's Erbtochter Maria für seinen Sohn, den Erzherzog Maximi- lian, zu erhalten. Aber bei einer persönlichen Zusammenkunft beider Fürsten zu Trier wollte jeder seine Forderung zuerst erfüllt sehen: der Kaiser die Vermählung, der Herzog die Krönung, die er schon vorbereitet hatte. Dieses gegenseitige, durch die Einflüsterung des Königs von Frankreich noch gesteigerte Mißtrauen zerschlug die Sache einstweilen. Der Kaiser reiste plötzlich ab unter dem Vorwände, Streitigkeiten zwischen dem Erzbischöfe (Ruprecht) von Köln und seinem Domcapitel (welches deffen Absetzung bewirkt hatte) zu schlich- ten. Da die Kölner den Kaiser zu Hülfe riefen, so nahm sich Karl der Kühne des Erzbischofs an, vermochte jedoch die kleine Stadt ^Nenß durch eine eilfmonatliche Belagerung und unzählige Stürme nicht zur Uebergabe zu bringen, und schloß Frieden mit dem Kaiser, um Lothringen zu erobern und die Schweizer für einen Einfall in die Freigrafschaft Burgund zu züchtigen. Die Eroberung Lothringens war in kaum 3 Monaten vollendet. Aber von den Schweizern wurde er zweimal, bei Granson und bei Murten, geschlagen (1476) , und der Herzog (Renatus) von Lothringen eroberte sein Land wieder. Der Versuch Karl's Nancy wieder zu gewinnen, führte hier eine dritte Schlacht herbei, in welcher er selbst fiel (1477) . Nach seinem Tode kam die Vermählung Maximilians mit Maria doch zu Stande, aber über die reiche Erbschaft entstand ein Krieg mit Frankreich, in welchem Maximilian (durch den Sieg bei Guinegate 1478) die Oberhand behielt. Zwar mußte er im Frieden (zu Arras) Ludwig das von diesem (nach Karl's Tode sofort) in

2. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 56

1885 - Berlin : Gaertner
56 F^ertrotzten. Durch Verbesserung der Kirchenmusik, durch Klosterschulen und durch Berbrettung der altrmischen Bildung, durch ammeha der dmchen Heldenlieder und durch Bauten tm rmisch-byzantinischen Stil machte sich ? cs? wr?Ct!.-n um hhere Bildung 'verdient; nicht minb'er gedieh das materielle Wohlsein der von ihm beherrschten Völker. Gr starb 314. @> J\5l Au?sung des Frankenreiches. Ludwig der Fromme, Karls d. Gr Sohn (814 840), hatte gegen seine undankbaren Shne zu zo^en;r dtesc teilten sich m die Herrschaft durch den Vertrag zu Verdun Bs' Aass derdeutm (^3-876) Deutschland, Karl der ra.y e Frankreich, Lothar ^falten, Burgund, Lothringen und die erhielt. Unter Karl dem Dicke, einem tragen Fürsten F'37)'ward das Frankenreich noch einmal zu einem Ganzen vereint. Weder er noch sein Vorganger Ludwig konnten das Frankenreich vor den Angriffen der Normannen <9- 52) und der ro%er me|r erstarkenden Macht der Mwen beschtzen; darum jetzteu ihn die deutschen Fürsten ab und whlten Arnulf von Krnthen (887 bis Am an seiner statt. Dieser kmpfte siegreich gegen die bermutigen "Fürsten, gegen Normannen und Slaven, zog aber die Magyaren oder Ungarn, ein finnisches, W.ra. nac^ dem heutigen Ungarn gewandertes Volk, in die deutschen Verhlt-msse hinein. Mit Arnulf's Sohne, Ludwig dem Kinde (898911), starben ^e Karolinger in Deutschland aus. Bie Herzge von Sachsen, Franken, Lothringen, Schwaben, Baiern, Krnthen und andere Mchtige whlten Konrad von Franken zum König. So ward Deutschland ein Wahlreich. In Italien hrten die Karolinger 875 zu herrschen aus und in Frankreich, wo die Herzae und Grafen immer mchtiger wurden, und der Normannenherzog Rollo die Normandie als Lehen sich erzwang, bestieg Hugo Kap et, Graf von Paris, 987 den Thron und verschaffte so dem Hause der Kapetinger die franzsische Krone. Burgund, dessen einer Teil sich 879 zu einem niederburgundischen Knigreich Arelat gestaltete' während der andere 887 als Knigreich Hochburgund auftritt, ward am Ende des 9. Jahrh. ein selbstndiges Knigreich; in Lothringen teilten sich Frankreich und Deutschland. . 52. Angelsachsen und Normannen. In den Zeiten der Vlker-Wanderung wurden die römisch gebildeten und zum Christentum bekehrten Briten von den in Schottland wohnenden Kaledoniern bedrngt und wanderten teils nach Gallien aus, teils riefen sie die Sachsen und Angeln zuhilse, welche an-geblich unter Hengist und Horsa um 450 hinberschifften und allmhlich das ganze Land in Besitz nahmen. Sie grndeten hier 7 Knigreiche (Kent, Sussex, Wessex, Essex, Ostangeln, Northnmberland, Mercia), verdrngten die Ureinwohner und zerstrten die blhende Kultur nebst dem Christentum. Dieser Zeit gehren die Sagen vom britischen König Arthur und die Gedichte Ossi an's an, die in weicher Schwermut die tapfern Thaten der Krieger besingen. Das Christentum wurde indes im 7. Jahrhundert durch den Benediktiner Augustinus wieder eingefhrt und selbst wissenschaftliches Leben verbreitet (Beda; Alcnin). Egbert von Wessex, der sich König von England nannte, vereinigte (827) die 7 Knigreiche zu einem Ganzen. Um dieselbe Zeit beginnen die Normannen, germanische Völker, die Dnemark, Norwegen und Schweden bewohnten und durch Tapferkeit (Berferkerwuth), Seetchtigkeit und uustten Wanderungstrieb hervor-ragten, in Europa aufzutreten. Ihre Mythologie ist der deutschen verwandt; die Herrschaft aristokratischer Geschlechter wich seit dem 9. Jahrh. der Monarchie; die Dichtkunst wurde von ihnen mit Liebe gepflegt, namentlich in dem einsamen Island (Eddalieder). Am wichtigsten wurden die Normannen durch ihre

3. Neue Bilder-Geographie für die Jugend - S. 84

1819 - Nürnberg : Campe
84 Europa. « gen und von denrebhägeln herab nichts als Milch zu stießen. — Zn dem bessern Theil von Champagne wächst aber «uch Getreide, Flachs und Viehfutter in Menge. Man hat nur kleine Pferde, und kleine Schafe, aber große Wölfe, die den armen Thierchen nachstellen, und jährlich eine Me. ge zerreiffen und fressen. Zm ganzen sind die Bewohner von Champagne mehr arm als reich, bejvnders feit den letzten Kriegen von 1814 und ili5, wo ihre meisten Dörfer und Städte zerstört wurden. Chalons sur Marne, ist eine alte Stadt hier an der Marne, die Hauptstadt des Marne-Departements, und hat 1 i,or>o Einwohner. Rheims, nordwestlich von Chalons, mit 50,000 Ein- wohnern, ist die Stadt, wo die Könige von Frankreich bis- her gesalbt wurden, Sie hat viele Manufacturen und ei- nen starken Handel. 16. Der Kreis Nancy oder Lothringen. Eine fruchtbare, Wein- Obst- und Getreidereiche Pro- vinz, durchströmt von der Mosel, und durchzogen von dem Hwogesischen Gebirge, das Kupfer und Eisen in Menge, auch " Silber liefert. Es fehlt in Lothringen nicht an schönem Vieh, und sehr ergiebig ist es an Salz. Auch dieie gute Provinz gehörte ehedem dem teutschen Reiche an, und wurde davon losgerissen. Nancy, die Hauptstadt an der Meurthe. Sie hat eine Menge Manufacturen und 50,000 Einwohner. — Auch Metz gehörte sonst zu Lothringen. 17. Der Kreis Dijon oder Burgund. Das schöne traubenreiche und stark bevölkerte Burgund liegt hier, der Franche Eomt<- gegen Westen. Das Land tst ' • .N

4. Für die mittleren und oberen Klassen - S. 168

1896 - Leipzig : Freytag
168 Europa. der Nordseite und erreicht unter dem Namen der Sichelberge deu Wasgan. An die Sichelberge und den Wasgau lehnt sich die Lothringer Hoch- fläche an, die durch Mosel und Maas entwässert wird. Im Westen wird diese durch den Zug der Ar gönnen gegen das französische Tiefland abgeschlossen. In den Norden Frankreichs ragt der westliche Flügel des rheinischen Schiefergebirges mit den Ausläufern der Ardennen hinein. Daran reihen sich die niedrigen Hügel von Artois, die bis zum Kanal sich erstrecken, den sie mit ihrem Vorsprung, dem Kap der grauen Nase, französisch Cap Gris nez, zu der engen Straße oon Calais einschnüren. §121. Dieses nördliche Frankreich ist das Stromgebiet der Maas und Mosel, lungen befinden uns an der deutschen Grenze in dem einstigen deutschen Nordl. Herzogtums Lothringen, das erst im 18. Jahrhundert mit Frankreich ^land^ ^reinigt wurde. Ein lebhafter Verkehr zwischen Frankreich und Deutschland hat sich hier entwickelt. Der Mittelpunkt desselben ist Nancy am Rhein- Marnekanal, das bei der Teilung Lothringens im Frankfurter Frieden 1871 mit Tonl und Verdun französisch blieb. Diese Städte sind heute sämt- lich zum Schutze der Greuze zu starken Festungen ausgebaut. Naucy ist zugleich die Hauptstadt des waldreichen Landes, dessen Bewohner vorwiegend Ackerbau treiben. Dieser Ackerbau weicht der Industrie um so mehr, je weiter wir nach Norden kommen. In den erst im 17. Jahrhundert französisch gewordenen Landschaften Artois und Flandern treffen wir eine dichte industrielle Bevölkerung. Hier greift das belgische Steinkohlenlager nach Frankreich über. Namentlich blüht die Leinen- und Baumwollenweberei, deren Mittelpunkt die starke Festung Lille ist. Auch die sonst in Belgien heimische Spitzen- sabrikation hat auf französischem Boden gute Pflege gesuuden, besonders in Valeneiennes an der Scheide. An der Küste von Artois, welche sich England auf 30 km nähert, liegen die wichtigen Überfahrtshäfen Calais und Boulogue. Cell- Wenig fruchtbar und darum dünn bevölkert ist das im Mittel fast Hoch- 1000 m hohe Bergland Mittelfrankreichs. Die Höhen eignen sich nur zur laud. Viehzucht. Ju den tiefeinschneidenden Thälern wird Ackerbau und vielfach sogar blüheuder Gartenbau getrieben. Besonders fruchtbar sind die Thäler des Allier und der Loire. In einer weiten Niederung am Allier liegt daher auch Clermout, der Hauptort der uach den keltischen Arvernern genannten Landschaft Auvergue. Am Ostfuße des centralen Hochlandes stoßen wir auf das zweitwichtigste Industriegebiet, dessen Mittelpunkt St. Etienne ist. Reiche Kohlen- und Erzlager haben hier die Entwicklung der Industrie veranlaßt. Rhone- Den nördlichen Teil des Rhone-Saonegebietes östlich des centralen decken. Hochlandes nimmt Burgund und die Freigrafschaft, franz. Franche Cornte, ein. Burgund, das einstige Herzogtum, erstreckt sich noch über deu

5. Die Geschichte des Mittelalters - S. 567

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
107. Friedrich Iii. (Iv.) 567 als bis die Vermählung seines Sohnes mit der burgundischen Erbin vollzogen sei, und da Karl erst die Krone und das Vicariat verlangte, wurde des Kaisers Mißtrauen in die Aufrichtigkeit des Herzogs rege und von dem Könige von Frankreich so gut unterhalten und geschärft, daß der Kaiser heimlich von Trier abreis'te. Die getäuschte Hoffnung erzeugte in Beiden eine Erbitterung, welche bald in offene Feindselig- keiten ausbrach. Während der Kaiser in Verbindung mit dem Könige von Frankreich sich bemühte, dem Herzoge von Burgund überall Feinde zu erwecken, benutzte dieser einen Streit zwischen dem Erzbischöfe Rup- recht von Köln und seinem Domcapitel als eine Gelegenheit zur Rache an dem Kaiser und dem deutschen Reiche. Ruprecht hatte unmittelbar nach seiner Erhebung auf den erzbischöflichen Stuhl die von seinem Vor- gänger verschleuderten Einkünfte wieder an sich zu bringen gesucht und dadurch so viele Interessen verletzt, daß er der gewaltsamen Unterstützung seines sieghaften Bruders, des Kurfürsten von der Pfalz, bedurfte, um sich behaupten zu können. Im Jahre 1472 brach aber der Streit in einen Aufstand aus; die bedeutendsten Städte des Erzstiftes empörten sich gegen Ruprecht, während das Domcapitel den Landgrafen Hermann von Hessen zum Administrator wählte. An den Streit dieser beiden Competenten lehnte sich die Feindschaft des Herzogs von Burgund und des Kaisers an. Karl der Kühne nahm sich des Erzbischofes Ruprecht an und rückte zuerst vor die Stadt Neuß (1474); die ruhmvolle Ver- theidigung dieser kleinen Stadt gegen das starke Heer der Burgunder verschaffte dem Kaiser Zeit, das Reich zu einem Zuge gegen den Her- zog von Burgund aufzubieten. Im Frühjahre 1475 versammelte sich das Reichsheer unter Anführung des Kurfürsten Albrecht von Branden- burg bei Köln. Die Macht war imposant genug, um dem Herzog von Burgund eine andere Vorstellung von dem Kaiser beizubringen, als er zu Trier von demselben gefaßt hatte. Karl der Kühne willigte daher in einen Frieden, in welchem er von seiner Seite seinen Schützling Ruprecht fallen ließ, während auf der anderen Seite der Kaiser durch die Aufopferung seiner Verbündeten die zu Trier abgebrochenen Unter- handlungen über die Vermählung seines Sohnes mit der burgundischen Erbprinzessin von Neuem anknüpste. Karl der Kühne richtete nun sogleich seinen Zorn und seine Waffen gegen seine von dem Kaiser verlassenen Feinde und zwar zuerst gegen den Herzog Renatus von Lothringen. In kurzer Zeit (September 1475) war der Herzog von Lothringen vertrieben und sein Land in burgundi- scher Gewalt. Dann wandte er sich gegen die Schweizer. Karl hatte von des Kaisers Bruder Sigmund die vorderösterreichischen Länder als Pfand erhalten und durch seine gefährliche Nachbarschaft die Besorgniß der Schweiz so rege gemacht, daß sie nicht allein mit Sigmund in ein gutes Vernehmen trat, sondern auch das Aufgebot des Reiches gegen den Herzog von Burgund zu einem Einfall in dessen Gebiet begierig ergriff. Die Aussöhnung des Kaisers mit dem Herzoge gab sie der Rache desselben Preis, die so rücksichtslos war, daß er alle Anerbietungen

6. Geschichte des Mittelalters - S. 322

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
322 Deutschland und Italien sinken. schütz der Burgunder einige Hundert nieder, als die Schweizer aus dem Walde hervorbrachen, die andern liefen nur um so schneller auf dasselbe, nahmen es, drückten mit Macht auf den feindlichen Flügel und trieben ihn mit Stich und Hieb vor sich her. Unterdessen griff auch Wald- mann an, warf das Mitteltrcffen, und das feindliche Heer würde nun gern sein Heil in der Flucht versucht haben, wenn ihm Hertenftein die Straße nach Wiflisburg, den einzigen Weg nach Burgund, nicht ver- legt hätte. Der Herzog hatte vergebens die Ordnung herzustellen ge- sucht, sich vergebens mit der Reiterei auf den Feind geworfen, er mußte entfliehen und entkam mit wenigen Reitern. Ueber 20,000 Burgunder wurden erschlagen, 4000 schwere Reiter in den See gesprengt, in wel- chem Roß und Mann versanken. Später wurden die Knochen der Er- schlagenen in ein Beinhaus gesammelt und darauf die Inschrift gesetzt: „Das Heer des berühmten Herzogs Karl von Burgund hat von den Schweizern vernichtet dieses Denkmal hier von sich zurückgelassen." Die- ses Beinhaus wurde 1798 von einer französischen Halbbrigade nieder- gebrannt. Karl verlor ob dieser neuen Niederlage fast den Verstand; Herzog Renat von Lothringen eroberte sein Erbe wieder, und da Karl über den „Buben" von Lothringen besonders erzürnt war, so raffte er ein neues Heer zusammen und belagerte im strengen Winter die Stadt Nancy. Herzog Renat war in die Schweiz entwichen und bat flehentlich um Hilfe, worauf 15,000 Schweizer unter Hans Waldmann nach Nancy zogen. Mit einem kaum so starken Heere, das durch Hunger und Kälte litt, wagte Karl dennoch die Schlacht; er verlor sie und wurde auf der Flucht getödtet (7. Januar 1477). Jas burgundssche Erbe. Mar, Gemahl der Maria von Burgund, siegt bei Guinegate (1479). Niemanden erfreute der Tod des Herzogs mehr, als dessen Vetter, den König von Frankreich, der alles aufbot, um ganz Burgund an sich zu reißen. In dieser Sache hatten die Schweizer ein entscheidendes Wort mitzusprechen, und Ludwig selbst wußte recht gut mit ihnen um- zugehen. Alle vornehmen Eidgenossen erhielten von der Zeit an, wo sie Ludwig gegen Burgund hetzte, französische Pensionen, und ihre Ge- sandten bearbeitete er mit Gnadenketten und Goldstücken so lange, bis sie ihm gefügig wurden. Manches verdarb jedoch wieder der Ueber- muth französischer Herren, welche der Schweizer nicht mehr zu bedürfen glaubten. Sie hatten im April 1477 dem Könige bereits die Franche- Comts für 100,000 Gulden zugesichert, als der französische Uebermuth und die Bitten der burgundischen Stände dieselben insoweit wieder zur

7. Römische Kaisergeschichte, Deutsche Geschichte des Mittelalters - S. 86

1902 - Paderborn : Schöningh
86 sandten. Endlich eroberte der Sultan Mohammed Ii. Constanti-nopel und damit den letzten Rest des alten ostrmischen Reiches. Der griechische Kaiser Constantin Xi. fiel tapfer kmpfend vor den Mauern seiner Hauptstadt, 1453. 3. Die Erwerbung Burgunds durch die Heirat Maxi-milians. Auck im Westen drohte Deutschland eine Gefahr. Das franzsische Herzogtum Burgund hatte sich, seit König Johann von Frankreich es an seinen Sohn Philipp den Khnen vergeben hatte, um die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte), Flandern und Brabant vermehrt. Damals beherrschte es Karl der Khne, ein tapferer und hochstrebender Fürst. Er verfolgte den Plan, sein Land zu einem Knigreiche zu erheben, welches in der Mitte zwischen Deutschland und Frankreich von den Alpen bis zur Nordsee reichen sollte. Um den Knigstitel zu erlangen, wandte er sich an den Kaiser und versprach dafr, dessen Sohne Maximilian die Hand seiner Tochter und Erbin Maria zu geben. Da aber bei den Verhandlungen zu Trier Karl zuerst die Verleihung des Knigstitels verlangte, so brach der Kaiser, den Zusagen des Herzogs mitrauend, die Verhandlungen ab. Als Karl darauf die zum Erzbistum Kln gehrige Stadt Neu belagerte, traten der Kaiser, der König Ludwig Xi. von Frankreich und der Herzog Renatus von Lothringen gegen ihn auf. Karl sprengte das Bndnis seiner Gegner, indem er mit dem Kaiser auf Grund der beabsichtigten Vermhlung Maximilians mit Maria einen Vertrag schlo. Dann wandte er sich gegen Lothringen und eroberte bald das ganze Land. Auch die Schweizer griff er bei Granson (Kant. Waadt) und bald darauf bei Murten (Kant. Freibnrg) an, erlitt aber in beiden Schlachten eine vllige Niederlage (1476). Durch dieses Migeschick Karls ermutigt, hatte der Herzog von Lothringen fast fein ganzes Land zurckerobert. Da rckte Karl heran, um das bedrngte Nancy (im franzsischen Lothringen an der Mosel), welches er schon zur Hauptstadt seines neuen Reiches auserkoren hatte, zu retten. Aber er wurde in der Schlacht bei Nancy besiegt und fiel selbst, 1477. Maximilian vermhlte sich mit Maria von Burgund und erhielt die burgundischen Lnder auer dem Herzogtum Burgund, welches der franzsische König Ludwig Xi. als erledigtes Lehen der Krone Frankreich an sich zu bringen wute.

8. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 568

1859 - Lübeck : Rohden
568 Xxv. §. 3. Die französische Uebermacht und der Materialismus. er um Vorwände zum Angriff verlegen. Die widersinnigsten Behaup- tungen ließ er als untrügliche Wahrheiten in die Welt Hineinposau- nen, und während ganz Europa über die Frechheit seiner Räubereien, über die Schamlosigkeit seines Despotismus völlig entsetzt und erstarrt war, verkündigte er mit eherner Stirn und lächelnder Miene, daß er nie etwas Anderes suche und erziele, als den Schutz der Unterdrück- ten und die Beschirmung der nothleidenden Nachbaren. Dabei muß man nicht denken, daß er selbst ein tapferer Kriegsmann, ein kühner Wagehals war — keine einzige seiner kriegerischen Unternehmungen trägt das Gepräge von Großartigkeit, von bewunderswerther Kraft und Kühnheit. Meist sind sie nichts Anderes als unvermuthete und glücklich ausgeführte Anfälle auf einen schwächern und schutzlosen Nachbar, um irgend einen kleinen Fetzen Landes vom Nachbarstaate abzureißen und dem französischen Staate einzuverleiben. So hat er etliche Stücke von Flandern erhascht, so hat er den wehrlosen Herzog aus Lothringen verjagt, so hat er die Freigrafschaft Burgund den Spaniern und die letzten deutschen Neichslande im Elsaß unserm Va- terlande gestohlen, so hat er auch von Piemont und Savoyen bei guter Gelegenheit noch einen Zipfel abzureißen gewußt. Erst gegen das Ende seines Lebens ward er in einen ernsthaftern Krieg ver- wickelt, da er für seinen Enkel die spanische Krone zu erwerben trach- tete. Er hat sie endlich erlangt, nicht durch militärische Uebermacht, sondern durch unberechenbare politische Zwischenfälle, und erst nach einem dreizehnjährigen schweren und zerrüttenden Kriege, der Frankreich nicht bloß um Wohlstand und Volkskraft, sondern auch um Ansehen und Geltung bei den Völkern, und den König um die Liebe und Achtung seines Volks gebracht hat. Unbeweint, unter den Verwünschungen der gequälten Unterthanen, von den Gerichten Gottes betroffen, fast aller seiner Nachkommenschaft beraubt, als ein entblätterter und zweig- loser Stamm ist er gefallen, und seine Schöpfungen mit ihm. Wie viel Ludwig Xiv. auch Arges und Schlimmes seinem eig- nen Volk und seinen Nachbarvölkern angethan hat durch seine selbst- vergötternde Eitelkeit, durch seine Eroberungssucht, durch seine treulose, ränkesüchtige Politik, so ist doch das alles nicht in Vergleich zu stellen mit dem unendlichen Schaden, welchen er durch Beispiel und Anlei- tung der äußerlichen Zucht und Ehrbarkeit, dem Glauben und der ' Gottesfurcht gebracht hat. Unkeuschheit und schamlose Unzucht war freilich seit lange her auf dem französischen Königsthron einheimisch gewesen, aber erst durch Ludwig Xiv. wurde solches Schandleben mit Ehebruch, Hurerei und gemeiner Wollust für recht und gut, und nothwendig zum Glanz des Hofes, für ein Zeichen der Geistes-

9. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 296

1866 - Leipzig : Teubner
296 Die letzten Karolinger — 987. Nach Giselbrechts Tod floh Gerberga, dessen Witwe, Otto's I Schwester, nach Frankreich und Lndwig bot ihr um so freudiger Hand und Thron, weil er von ihrer Vermittlung ein beßres Verhältnis zu jenem und zu Hugo von Francien hoffte. Wie er sich in dieser Hoffnung getäuscht hatte, wie Otto zuerst die Antastung seines Rechts auf Lothringen und die Unterstützung seiner empörten Vassallen durch die Waffen rächte, dann aber 942 einen Frieden vermittelte, s. § 101, 7. Um so eifriger ans Vermehrung seiner Macht bedacht, suchte Ludwig, nachdem 942 der Herzog von der Normandie Wil- helm I Langschwerdt durch den Grafen Arnulf von Flandern ermordet worden war, seines immündigen Sohnes Richards I sich zu bemächtigen, bewog auch die aufständigen Normannen durch Versprechungen ihm die Erziehung zu übertragen, und von neuem brachte er Hugo von Francien in die Waffen, indem er nach dem Tode Heriberts von Vermandois dessen Söhnen, jenes Neffen, ihre Güter zu entziehn versuchte. Die vielfachen Winkelzüge und listigen Verhandlungen führten dennoch nur dahin, daß er von den Nor- mannen gefangen und an Hugo von Francien ausgeliefert ward. Durch sein Einschreiten brachte Otto I das Königtum seines Schwagers zu Ehren und gewann für sich, wenn auch keine förmliche Hoheit, doch eine schiedsrichter- liche Auctorität über Frankreich (§ 101, 7). König Ludwig vermochte sogar die Südfranzosen, indem er den.großen gewünschte Verleihungen gewärte, sich zu unterwerfen, aber als eben die Ungern zum letztenmal seines Landes Gefilde heimsuchten, starb er in Folge eines Sturzes vom Pferde Sept. 954. 5. Gerberga's und ihres Bruders, des mit der Verwaltung von Loth- ringen beauftragten Erzbischofs Brun, Vermittlung gelang die Großen dahin zu bewegen, daß sie mit Übergehung des erst ein Jahr alten Bruders Karl den 13j. Sohn Ludwigs Iv Lothar (954 — 86) zum König wähl- ten '). Der Preis, den Hugo von Francien zugesagt erhalten, ward zum einen Teil durch die Übergabe des Herzogtums Burgund sofort bezahlt, der andre Teil aber, die Abtretung des Herzogtums Aquitanien, ließ sich nicht sofort erfüllen, da dessen Inhaber Wilhelm von Poitou entschloßnen und nicht unglücklichen Widerstand leistetete, ja die Sache unterblieb gänzlich, da Hugo 956 starb. Die Macht dieses das Königtum schon längst in Schatten stellenden Fürstenhauses zu vermindern, erwarb sich Gerberga durch förmliche Verzichtleistung auf Lothringen deutschen Beistand, und Brun erwirkte die Teilung, nach welcher der älteste S. Hugo, beigenannt Cap et'), Francien nebst den Grafschaften Paris und Orleans, der zweite Otlo Burgun dh erhielt. Seine Vermälnng mit Emma, der Kaiserin Adelheid Tochter aus erster Ehe, sicherte dein an Thatkraft und Kühnheit seinem Vater nicht nachstehenden Lothar das Einvernehmen mit Deutschland so, daß er die Macht des Königtums gewaltsam zu mehren trachtete. Zwar gelang ihm die Erwerbung der Normandie nicht, er mnste vielmehr dem Herzog Richard den erblichen Besitz belaßen, aber den Grafen Arnulf den jüngern voll Flandern zwang er ans einen Teil der Lehen seines 964 gestorbnen gleich- namigen Großvaters zu verzichten. Ungern hat er es gewis nicht gesehen, daß sein Bruder Karl und andere Große die gegen Otto Ii kämpfenden Loth- ringer unterstützten, ja als der Kaiser in der Verleihung Niederlothringens an Karl eine Beilegung der Wirren für immer suchte, machte er den Versuch 1 1) S. § 102, 6 insbes. letzte Anm. — 2) Dieser Beiname leitet sich von dem geistlichen Kleid, eappa, ab, welches Hugo als Laienabt von Tours zu tragen pflegte. — 3) Nach Otto's kinderlosem Tod 965 erhielt Burgund der dritte Bruder Heinrich.

10. Grundriß der Geschichte - S. 146

1886 - Breslau : Hirt
1 146 Zweiter Abschnitt. Geschichte des Mittelalters. Unter einem franzsischen Prinzen hatte sich durch Erbschaft, Kauf und Waffengewalt im 14. und 15. Jahrhundert zwischen Deutschland und Frankreich ein burgundisches Zwischenreich erhoben, welches Bour-gogne (mit Dijon), die Freigrafschaft Burgund und fast alle Teile der Niederlande umfate. Lndergierig, stolz und starrsinnig trachtete Her-zog Karl der Khne von Burgund nach Vergrerung dieses Gebie-tes durch Lothringen, Elsa und die Schweiz und nach der Erhebung dieses Reiches zu einem unabhngigen Knigreiche. Er brachte Lothringen in seine Gewalt, wurde aber von den Eidgenossen bei 1476. Granson in schmhliche Flucht gejagt und erlitt bei Murten eine vernichtende Niederlage. In starrsinniger Verblendung wollte er trotzdem das Glck zwingen" und fand einen erschtternden Unter- 1477. gang in der Schlacht bei Nancy. Friedrich m. hatte die Erhebung Karls des Khnen untersttzt und dabei die Gre seines Hauses durch Vermhlung seines ritterlichen Sohnes Maximilian mit Maria, der einstigen reichen Erbin von Burgund, zu begrnden gehofft. Nach ihres Vaters Tode reichte Marie dem stattlichen Max, dem Wei-knig" auch ihre Hand; dieser erkmpfte von Frankreich den Besitz von Burgund, geriet aber nach dem pltzlichen Tode seiner Gemahlin in die Gefangenschaft der von Frankreich aufgestachelten aufrhrerischen Brger von Brgge. Max verschmhte ritterlich seine Befreiung durch Aufopferung seines lustigen Rats Kunz von der Rosen und wurde erst freigegeben, als endlich der 73 jhrige Friedrich in. sich aufraffte und an die Spitze eines drohenden Reichsheeres stellte. In seiner 50jhrigen Regierung hat Friedrich Hl bedchtig und zhe die Gre seines Hauses verfolgt; er ist in sterreich wieder eingesetzt worden, hat die Anwartschaft auf Bhmen und Ungarn erlangt und die Genugthuung gehabt, da sein Haus in den dauernden Besitz der burgundischen Erbschaft mit Ausnahme der von Frankreich behaupteten Bourgogne kam; aber in die Weltereignisse thatkrftig einzugreifen, dazu war er nicht der Mann; seine Langsamkeit grenzte an Thatlosigkeit. Er sah die Dinge der Welt mit groer Seelenruhe an, mit dem Gleichmute eines leidenschaftslosen Beobachters; dabei war er ein Mann ernster Ehrenhaftigkeit, der seine Schweig-samkeit zuweilen durch zchtige Scherze und weise Reden unterbrach. Er gab sich gern alchimistischen Studien hin und glaubte an ver-borgene Krfte, welche Natur und Geschick regieren. Maximilian I. (14931519); Gegensatz der franzsischen und der Habsburgischen Macht; stndische Neuordnung im Reiche. 96. Ganz anders geartet ist der Sohn Friedrichs Hi., Maxi-milian I.; er ist beweglich, voll Freude an den Dingen und voller Entwrfe, ein Meister in vielen Knsten, besonders in der Kriegs-kunst, ein khner, gewaltiger Jger, ein behender, mutiger Streiter,

11. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 117

1908 - Leipzig : Deichert
c. Das fnfzehnte Jahrhundert. 6. Die Entwicklung Frankreichs. 117 mnnliche Erben starb, ging die Krone nach dem salischen Gesetze auf eine Nebenlinie des regierenden Hauses, auf Philipp von Valois der. Dagegen erhob der englische König Einspruch, der ein Tochter-shn Philipps Iv. war, und so begann ein mit verschiedenen Unter-brechnngen mehr als 100 Jahre hindurch gefhrter Krieg (Siege der Englnder bei Crecy 1346, bei Azinconrt 1415). Als die Sache der Franzosen schon fast verloren war, brachte Jeanne d'arc, welche das Nationalgefhl wach zu rufen verstand, Rettung (verbrannt 1431), so da die Englnder bald auf den Besitz von Calais und Umgebung beschrnkt wurden. 5. Die Machtentwicklung Burgunds. Zwischen der Saone und der Loire lag seit dem Anfange des 10. Jahrhunderts das franzsische Herzogtum Burgund, mit dem König Johann von Frankreich (1363) seinen Sohn Philipp den Khnen von Valois belehnte. Dieser sowohl wie seine Nachkommen (Johann der Unerschrockene 1419, Philipp der Gute 1467, Karl der Khne 1477) vermehrten den Landbesitz auf verschiedene Weise (durch Heirat, Kauf, Vertrag, Gewalttat), so da sie schlielich fast das ganze Gebiet des heutigen Belgien und Holland, ferner Luxemburg und die stlich der Saone gelegene Freigrafschaft Burgund beherrschten. Ihr Besitz, der zur Hlfte deutsches Reichsland umfate, gab ihnen auerordentlichen Reichtum, da in ihm eine groe Anzahl blhender Fabrik- und Handelsstdte lag. 6. Karl der Khne. Kaiser Sigismund hatte sich seinerzeit stets geweigert, die Rechtmigkeit des Besitzes deutscher Lande seitens des Herzogs von Burgund dadurch anzuerkennen, da er ihn zum Lehnseide zulie. Als aber Karl der Khne 1467 seinem Vater in der Herrschaft der Burgund gefolgt war, gingen dessen Wnsche sogar noch weiter. Er mutete dem Kaiser Friedrich zu, da er ihm auch das Herzogtum Lothringen gab, welches die burgundischen Be-sitznngen im Sden mit denen im Norden vereinen sollte, und da er ihn mit dem gesamten innerhalb der deutschen Reichsgrenzen gelegenen Gebiete als mit einem Knigreiche belehnte. Friedrich Iii. schreckte davor zurck, auf diese Weise zwischen Deutschland und Frankreich auf deutsche Kosten ein mchtig aufstrebendes Zwischenreich zu schaffen; aber er nahm von Karl den Lehnseid fr die deutschen Lnder (auer Lothringen) und machte dadurch dessen Herrschaft zu einer vllig recht-migen. Der erste Schritt zur Loslsung der sogenannten Nieder-lande von dem deutschen Reiche war dadurch getan, da man die Herrschaft der sie einem Franzosen bertrug. 7. Karl der Khne im Kampfe mit den Eidgenossen. Karl der Khne suchte nun mit Gewalt zu erringen, was ihm versagt war. Er fiel in klnisches Gebiet ein und belagerte Nen, seine Sldner

12. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 207

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
3. Von Heinrich Vii. bis auf Maximilian I. 207 Ungarn fielen vom habsburgischeu Hanfe ab und gaben sich eigene Könige, und Friedrich war zu schwach, um feine Anrechte geltend zu machen. Wie hätte er den Gefahren begegnen können, welche dem christlichen Europa von Osten her drohten! In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatten die os-manischen Würfelt (so genannt nach dem Stifter ihres Reiche^, Osm an) den Hellespont überschritten und die gauze östliche Halbinsel bis an die Donau erobert; nur Konstantinopel mit einem kleinen Gebiete war dem griechischen Kaiser verblieben. Sigismund, der ihrem Vordringen Halt gebieten wollte, erlitt bei Nikopolis eine Niederlage. Die nächstfolgende Zeit waren diei396 Osmanen mehr auf Sicherung als auf Erweiterung ihrer Grenzen bedacht. Kaum aber hatte Sultan Muhammed Ii. deu Thron bestiegen, als er Anstalten zur Belagerung Konstanlinom [ 14o3 traf. Trotz der tapfersten Gegenwehr ^Kaisers Konstantin Xii. erstiegen die Türken die Mauern, die Stadt wurde eingenommen und damit dem griechischen Reiche ein Ende gemacht; Con-stantin fand mnthig fechtend feinen Tod. Das ganze Abendland erschrak, als es das letzte christliche Bollwerk in den Händen der Ungläubigen sah; aber sich zu einem allgemeinen Kampfe wider sie aufzuraffen, das vermochte man nicht. Im Westen suchte Karl der Kühne, Herzog von Burgund, ein harter, ehrgeiziger und läuderfüchtiger Fürst, fein von der Nordsee bis zu den Alpen reichendes Gebiet durch Eroberung von Lothringen, des Elsaß und der Schweiz zu vergrößern und ' zum Königreiche zu erheben. Schon hatte er Elsaß und Lothringen in seine Gewalt gebracht, als er von den Schweizern bei Granson und Murten (im Süden und Osten des Neuen-1476 burger See's) geschlagen wurde, und ein Jahr später verlor er bei Nancy Schlacht und Leben. Der Gemahl seiner Töchtern?? Maria, Maximilian, Kaiser Friedrichs Sohn, rettete von dem bnrgnndischen Erbe die Niederlande, und die Freigraffchaft Burgund, während das eigentliche Burgund (die Bourgogne) an Frankreich fiel. Maximilian I. war feinem Vater gänzlich unähnlich. [1493—1519 Tapfer bis zur Tollkühnheit, ein leidenschaftlicher Gemsjäger, von edler ritterlicher Gesinnung, wohlbewandert in Künsten und Wissenschaften, dabei von freundlichem, wohlwollendem Wesen, so flogen ihm überall die Herzen zu. Deutschland verdankt ihm manche wohlthätige Einrichtung. Er stiftete den ewigen Landfrieden, durch welchen jede Fehde für ungesetzlich und strafbar erklärt wurde. Als höchster Gerichtshof für den Landfriedensbruch wurde das Reichßkammergerichl eingesetzt, durch welches alle Streitsachen der Fürsten, Herren und Städte entschieden werden sollten. Es hatte anfangs feinen Sitz in Frankfurt, dann in Speier und zuletzt in Wetzlar. Zur bessern Handhabung der Rechtspflege wurde

13. Unser Vaterland - S. 314

1900 - Berlin : Bruer
— 314 — Trotz der schweren Niederlage hatte Karl der Kühne in wenigen Wochen ein neues Heer ausgerüstet, das wiederum bei Murten geschlagen wurde (22. Juni 1476). 15,000 Burgunder bedeckten die Wahlstatt, und die Schweizer bauten auf dem Schlachtfelde ein großes Haus, in dem sie die Gebeine der Feinde sammelten. Ueber der Thür stand geschrieben: „Dieses hat das Heer des mächtigen Herzogs von Burgund zum Andenken hinterlassen." Heute steht auf diesem Platze ein Obelisk als Denkstein, da die Franzosen das Beinhaus im Jahre 1798 zerstörten. Wutentbrannt eilte der Herzog nach Burgund, nochmals ein Heer zu werben, das aber nur mühsam zusammen kam, und ein neuer Feind trat ihm in dem Herzog von Lothringen entgegen, der, durch das Unglück der Burgunder ermutigt, das ihm entrissene Land wieder zu erringen hoffte. Als es bei Nancy zur Schlacht kam, ging sogar Karls vertrauter Feldherr zum Feinde über. Aber noch einmal raffte sich der Burgunderherzog auf zu einem Kampfe auf Leben und Tod; er fand den letztem im Gewühle der Schlacht. Erst drei Tage später wurde seine Leiche eingefroren in einem Moraste aufgefunden. Mit ihm war der letzte männliche Sproß feines Hauses gestorben. „Bei Granson verlor ich den Mut, Bei Murten das Gut Und bei Nancy das Blut" sang spottend das Volk, und Ludwig Xi. von Frankreich bemächtigte sich eiligst des herrenlosen Herzogtums unter dem Vorwande, es für die Erbin, - Maria von Burgund, zu bewahren, die er mit seinem siebenjährigen Sohne vermählen wollte. Die Niederländer hatten dem französischen Gesandten zur Antwort gegeben, Maria brauche einen Mann zum Gemahl, aber kein Kind, und die Prinzessin selbst rief den deutschen Kaisersohn Maximilian (I.) herbei, der ihrem Rufe eilends Folge leistete. „Nun sei willkommen", jubelte sie ihm entgegen, das edelste deutsche Blut, nach dem mein Herz so lange sich gesehnt!" Die Vermählung wurde vollzogen, nachdem Maximilian gelobt hatte, den burgundifchen Landen ein treuer Herr zu sein. Es schien dem deutschen Kaiserhause hier im Westen ein neuer Stern aufzugehen; denn Maria sicherte ihren beiden Kindern durch Testamentsverfügung ihren reichen Besitz, den der geliebte Gatte mit ihr teilte. Ein Sturz auf der Jagd endete das Leben der jungen Fürstin nach siebenjähriger

14. Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 58

1881 - Frankfurt a.M. : Jaeger
58 Europa, 5) Das Charolais-Geliirgc, vom Tarare bis zu der Senkung des Canal du Centre (zwischen Digoin an der Loire und Chulons an der Saöne); es ist kaum 1090 in hoch und leicht zu überschreiten. Um die betrachteten Gruppen und Ketten des französischen Mittelgebirges breitet sich gegen Sw., W. und Nw. ein Kranz von Granitplateaux und Terrassenländern aus; so die Berge von Aubrac (1470 m) im S. des Cantal; die Terrasse von Rouergue weiter gegen Sw. nach der Garonne zu; im W. die Terrasse von Limousin mit dem Mont Odouze (960 m) bis zur Menne; die Terrasse von Marche zwischen Vienne und Crense; das Plateau von Bourbonnais von der Creuse bis zur Loire in der Nähe von Nevers und die Berge von Morvan (900 m) zwischen Loire und Arroux. Das französische Mittelgebirge wird durch einen schmalen Kalkrücken am linken Ufer des Arroux mit den Kalkgebirgen des nordöstlichen Frankreichs verknüpft. Teile des letzteren sind: 1) Die Cötc d'or, ein schmales, niedriges Kalkgebirge (600 m) vom Canal du Centre bis zum Kanal von Burgund. An seinen zu der östlichen Ebene von Burgund abfallenden Hängen wächst der Burgunder Wein; in den südwestlichen Vorbergen lagern Kohlen und Eisenerze. (Die Industrie des Creuzot bei Autuu.) 2) Das Plateau von Langres, von dem Kanal von Burgund bis zur Quelle der Saöue. Quellgebiet der Seine (Mont Tasselot), der Aube, Marne, Maas; in der Nähe der Stadt Langres reich an Eisenwerken. 3) Die Sichelbergc (Monis Faucilles) gehen mit einem Bogen gegen N. von der Quelle der Saöne bis zur Quelle der Mosel und stellen die Verbindung mit dem Wasgenwalde (Vogesen) her. Im So. der zuletzt erwähnten Bergmassen breitet sich die 35 Meilen lange und 6 Meilen breite wohlbebaute Hochebene von Burgund (an der Saöne) aus, an welche sich das Hügelland der Franche Comte weiter gegen O. anschließt. Hier im Gebiete des Doubs sucht Frankreich neuerdings durch starke Befestigungen die Eingangspforte von Deutschland her zu verlegen (Bel- fort). Burgund wird im S. durch den Rhone abgeschlossen. (Hier am Zu- sammenflnß der Saöne und Rhone liegt Lyon). Vom Rhoneknie an breitet sich im S. bis zur Jsöre, im O. bis zu den Alpen das Plateau der Dau- phins aus. Im N. der Sichelberge liegt (zu beiden Seiten der Mosel) die hügelige Hochebene von Lothringen (mit 350 in mittlerer Erhebung). Jenseits der Maas bilden die niedrigen Argonnen die Grenze dieser Hochebene und zu- gleich die Wasserscheide zwischen Maas und Seine; weiter nördlich breiten sich zu beiden Seiten der Maas die Ardennen aus, einförmige Schieferplatten, welche schon zu dem rheinischen Schiefergebirge gehören. Von den Quellen der Sambre und Schelde laufen die niedrigen Berge von Artois (flan- drische Grenzhöhe) gegen Nw., um an der Straße von Calais zu enden. — Im Nw. des Plateau von Langres breitet sich das Kreideplateau der Champagne aus, an seinen Abhängen (namentlich in der Nähe von Rheims und Chalons) berühmte Weingegend. Weiter gegen W. an der Mündung der Marne in die Seine folgt das Pariser Becken, von zwei coneentrischen

15. Bd. 6 - S. 105

1846 - Braunschweig : Westermann
105 Zweites Kap. Von Frankreich und England. starb der Connétable Ludwig von Luxemburg, Graf von St. Pol — von Karl dem Kühnen schändlich ausgeliefert an Ludwig — ; es starben also der Graf von Perche, Ncnatus von Alençon und der Herzog Jakob von Nemours, Graf von Armagnac, ein Sprößling des merovingischcn Geschlechtes, wie man glaubt — neben ihnen viele andere geringeren Standes, mehr als viertausend an der Zahl, wie die Zeitgenossen versichern; die meisten ohne regelmäßigen Prozeß, auf das Machtwort des Königs. Unter dem Blutge- rüste des Vaters mußten die jungen unschuldigen Prinzen von Nemours stehen, daß das Blut auf sie herabträufelte; alsdann sperrte man sie in die finstersten Gewölbe der Bastille. So ward der König" allgewaltig durch Schrecken und es versank die Nation in schweigenden Gehorsam. Wohl „hat er das Königthum in Frankreich hergestellt," wiejoh. v. Müller von ihm rühmt, und „freie Hand sich verschafft": aber nur durch Unter- drückung der Freiheit Aller; er hat den Grund zu dem Baue gelegt, welcher nachmals Frankreich und Europa mit düstern Schatten deckte. Ludwig schloß mit den Schweizern Bündniß wider Burgund und erneuerte solches wiederholt mit der ganzen Eidgenossenschaft und mit einzel- nen Ständen. Seine Ränke waren es zumal, welche Karl den Kuhnen in den Krieg wider die Schweizer führten, und sein war der Hauptgewinn aus diesem Kriege. Aber wir haben diese Verhältnisse und die Streitigkeiten über Karl's Erbe schon früher in der Geschichte Burgunds, auch in jener der Schweiz und Teuschlands erzählt. Durch den Auheimfall mehrerer burgundischen Länder, daun durch jenen von G ui enne, endlich durch das Erbe von Anjou (Provence und Forcalquicr), welches Renatus, der sich König von Neapel nannte, 1479 seinem Neffen, Karl, und dieser 1481 dem Könige vermachte — nicht achtend der Ansprüche des Herzogs Renatus von Lothringen —, dann durch die Grafschaften Roussillon und Cerdagne, welche ihm der König von Aragonien pfandweise überließ, durch die Grafschaft Boulogne, welche er eintauschte, und mehrere andere kleinere Erwerbungen vermehrte Ludwig daö Krongut und machte es einträglicher durch regelmäßigere Ver- waltung und erhöhte Steuern. Er starb — nach kläglicher Beängstigung des Gemüths und vergeblicher Erschöpfung aller Hilfsmittel der Kunst und des Aberglaubens — auf seinem mit Furcht gehüteten festen Schloß, le Plessis les Tours (30. Aug. 1483.)

16. Von Augustus bis zur Reformation - S. 94

1892 - Berlin : Nicolai
94 zu sehen, daher auf bereu Vergrößerung mehr bebacht, als auf die Wohlfahrt des Reiches, die sie oft genug aus dem Auge verloren. Die Türken. Die mohammebanifchen Osmanen hatten Vorberasien in ihre Gewalt gebracht und bebrohteu von hier aus Europa. Sie setzten über den Hellespont, eroberten Abrianopel und brangen über die Donau in 1444 Ungarn vor. Im Jahre 1444 schlugen sie ein christliches Heer bei Varna; 1453 1453 eroberten sie Konstantinopel und machten dem oströmischen Reiche ein Ende. Weber der Kaiser noch die Fürsten warfen sich den Türken thatkräftig entgegen. Ihre Streifzüge erstreckten sich bis in das Herz der oströmischen Erblanbe. Das Herzogtum Burgund. Zwischen Frankreich und Deutschland war das Herzogtum Burgunb unter einer Zweiglinie des französischen Königshauses entstauben. Herzog Karl der Kühne verfolgte mit Eifer den Plan, das Land auf Kosten der Schweiz und Deutschlands zu vergrößern und zu einem Königreiche zu erheben. Er bot Maximilian, dem Sohne Friedrichs Iii. die Hand feiner Tochter Maria an. Ehe die Verhanb-lungen zum Abschlüsse kamen, fiel Karl in das Erzbistum Köln ein und belagerte Neuß. Hier trat ihm ein Reichsheer entgegen und hinberte ihn, die Stadt zu nehmen (Albrecht Achilles von Brandenburg). Karl wanbte sich gegen Lothringen, vertrieb beit Herzog, brang in bic Schweiz ein und eroberte Granson am Neuenburger See. Hier aber griffen ihn die Schweizer an, brachten sein Heer in llnorbnung und entrissen ihm die gemachte Beute. Karl aber, nachbem er sein Heer verstärkt hatte, rückte wieber vor und 1476 belagerte Murten. Allein hier erstürmten die Schweizer seine Verschanzungen und schlugen ihn mit großem Verluste zurück. Nun hatte sich auch Lothringen wieber erhoben. Dorthin wanbte sich Karl, aber die Schweizer folgten ihm, um den Lothringern zu helfen. Hier erlag feine Reiterei 1477 wiber den Ansturm des Schweizer Fußvolkes. Karl stürzte, als er über eilten ©rabett setzen wollte, und würde unerkannt von den Verfolgern erschlagen. Nun vermählte sich Maria von Burgunb, Karls einzige Tochter, mit Maximilian von Österreich. Das eigentliche Burgunb zog Ludwig Xi. von Frankreich als erlebigtes Reichslehen ein; die Nieberlanbe aber Maximilian zu entreißen, gelang ihm nicht. Maria hinterließ zwei Kiltb er; Philipp den Schönen und Margarete. Jnbem jener sich mit Johanna von Spanien, der Tochter Ferbinanbs und Jsabellas verheiratete, legte er bett Grunb zu dem habsburgtschen Weltreiche*). *) Maximilian f 1519. _____________________Maria von Burgund.___________________ Philipp der Schöne von Burgund. Margarete. Johanna von Spanien. Karl V. Ferdinand I. __________1 1558.________ f 1568. Philipp Ii. von Spanien.

17. Das Mittelalter - S. 214

1896 - Bamberg : Buchner
214 ytx Burgundisches Erbe, Anfnge einer enropischen Welt-steunng des Hauses Habsburg. Und doch sollte Friedrich sein Haus noch vor seinem Tode auf dem Wege zur hchsten Macht sehen. Zwischen Frankreich und Deutschland war unter einer Seitenlinie des franzsischen Knigshauses ein mchtiges burgundisches Reich emporgekommen, das auer der Bourgogne und der Franche-Comts auch den greren Teil des alten Niederlothringens umfate. Der letzte Herzog von Burgund, Karl der Khne, trug sich mit dem Plaue, durch Erwerbung des Elsasses und des Herzogtums Lothringen eine ununterbrochene Verbindung zwischen seinen nrdlichen und sdlichen Besitzungen herzustellen und zugleich sein Herrschafts-gebiet zu einem selbstndigen Knigreich zu erheben und so das alte Knig-reich Lotharingien zu erneuern. Schon hatte ihm Herzog Siegmund von Tirol und Vordersterreich die Habsburgischen Besitzungen und Rechte am Oberrhein verpfndet. Der Kaiser sollte ihm nun auch das Reichsvikariat auf dem linken Rheinufer bertragen und zur Wrde eines rmischen Knigs verhelfen, wofr seinem Sohne Maximilian die Hand der Erbtochter Karls des Khnen in Aussicht gestellt wurde. Der franzsische König Johann der Gute (13501364) hatte seinen Sohn Philipp den Khnen mit dem erledigten Herzogtum Burgund (Bourgogne, Hauptstadt Dijon) belehnt. Dieser und seine Nachfolger, Johann der Unerschrockene, Philipp der Gute, Karl der Khne, gewannen hiezu die Freigrafschaft Burguub und 14 Provinzen in Nieberlothringen (im Knigreich Belgien, im Knigreich Hollanb, im nrblichen Frankreich), welch letztere im Gegensatze zu den sblichen, hher gelegenen Besitzungen Nieberlanbe genannt wrben. Die Nieberlanbe waren bitrch Handel und Jnbustrie die reichsten und vorgeschrittensten Lnber des westlichen Europa (vergl. Bb. Iii, 38). Zwar zerschlugen sich die zu Trier zwischen Karl dem Khnen und Friedrich gefhrten Unterhandlungen, doch die daran geknpften habsbnrgischen Hoffnungen sollten sich auf einem anderen Wege erfllen. Die harte Behandlung der ehemals habsbnrgischen Unterthanen am Oberrhein brachte zu-nchst die Elssser zur Emprung, ein Angriff auf Lothringen fhrte dann zu einem Bunde zwischen den Elsssern, dem Herzog von Lothringen und den Schweizern, welch letztere sich durch die Bildung einer burgundischen Gro-macht bedroht fhlten. Bei Granson und Murteu (1476) erlag Karl der Khne den Schweizern, vor Nancy verlor er 1477 im Kampfe gegen Schweizer, Elssser und Lothringer das Leben. In dieser Not rief Karls Tochter, Maria, den Kaisersohn Maximilian herbei und bot ihm mit ihrer Hand das reiche burgundische Erbe. Zwar ri der franzsische König Lud-wig Xi. das Herzogtum Burgund als franzsisches Lehen an sich, doch den Hauptteil des burgundischen Erbes rettete Maximilian seiner Gemahlin und seinem Hause.

18. Angewandte Geschichte - S. 118

1910 - Leipzig : Dieterich
118 Namentlich entstanden auf dem Gebiet des ehemaligen Burgund und Lothringen eine Reihe von Frstentmern, deren Abhngigkeit vom deutschen Reich nur sehr gering war: die Grafschaft Provence, die Dauphins, die Freigrasschast Burgund im Saone-Gebiet; auch die Schweizer machten sich seit 1291 mehr und mehr selbstndig. Ja, es bildeten sich Frstentmer, die zum Teil zu Frankreich, zum Teil zu Deutschland gehrten. Abermals war Frankreich unter dem Hause Valois lange Zeit durch die Kriege mit England gelhmt (13361453). Als der schwchste aller Kaiser, Friedrich Iii., auf dem deutschen Thron fa (14401493), schuf sich Karl der Khne von Burgund ein neues mchtiges Zwischenreich. Dies lag teils auf franzsischem, teils auf deutschem Reichsgebiet; es umfate folgende Lnder- franzsische Lehen waren: Das Herzogtum Burgund, die Grafschaften Flandern und Artois; deutsche Lehen waren: Die Freigrafschaft Burgund (spter Franche (Somte), die Herzogtmer Luxemburg, Brabant, Geldern und die Grafschaft Holland. Karl der Khne benahm sich wie ein souverner, unabhngiger Fürst; ohne sich um Frankreich oder Deutschland zu kmmern, griff er Lothringen und die Schweiz an, um fein Reich abzurunden. Doch erlitt er zuletzt groe Niederlagen: 1476 bei Granfon und Murten in der Schweiz; 1477 bei Nancy in Lothringen, wo er fiel. b) Das Ringen zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg. Das Zwischenreich Karls des Khnen ist der erste Anla gewesen sr einen Jahrhunderte langen Gegensatz zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg, vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1815. Dieser Gegensatz ist fr die Geschichte der Neuzeit von grter Bedeutung gewesen^). Einerseits erstarkte in der 2. Hlfte des 15. Jahrhunderts Frankreich. Als die langen Kriege mit England 1453 sr Frankreich ruhmvoll endeten (nur Calais blieb noch englischer Besitz), da gelang es den franzsischen Knigen, die Macht der groen Vasallen zu brechen und ihre Gebiete mit dem Kronlande zu vereinen. Auch das Herzogtum Burgund wurde 1477 nach dem Tode Karls des Khnen als erledigtes Lehen eingezogen. Anderseits begann um dieselbe Zeit das Haus Habsburg durch glckliche Heiratsverbindungen seine gewaltige Weltherrschaft auszubauen. 1) Vgl. auch S. 105.

19. Das Mittelalter - S. 74

1918 - Leipzig : Voigtländer
74 Das Mittelalter machte daraufhin frieden und zwang auch die schroffen Taboriten, die sich nach ihrem befestigten Berglager so nannten, zur Anerkennung des Knigs Sigismund, der aber schon im nchsten jhre starb. 54. Kaiser aus dem Hause sterreich. ?s-i4z? Abrecht Ii. von sterreich 14381439 mar als Sigismunds Schwiegersohn der (Erbe der luxemburgischen hausmacht. Er vereinigte also mit den Habsburgischen Lndern noch Bhmen und Ungarn. Albrecht war ein ernster, wohlwollender Fürst, von dem man Gutes erwarten konnte. Auf einem Kriegszuge gegen die Trken, die von Klein-sten her in die Balkanhalbinsel eingefallen waren und bereits Ungarn bedrohten, fand er leider schon nach einem Jahre den Tod. Seit seiner Regierung blieb das haus Habsburg im dauernden Besitz der rmischen Kaiserwrde bis 1806. mo-K 2- Friedrich Iii. 14401493, ein Detter Ribrechts, regierte am lngsten von allen deutschen Kaisern, wie sein Vorgnger Albrecht Ii. am krzesten. Friedrich war gutmtig, aber schlaff und alltvege unschlssig". Reich Um das Reich bekmmerte er sich so wenig, da er ihm 25 Jahre fern blieb. Die Fehden erreichten in Deutschland jetzt ihren Hhepunkt. Auch lie es Friedrich ruhig geschehen, da von den Besitzungen des Deutschen (Drdens tdestpreuen unter polnische Herrschaft und Ostpreuen unter polnische Lehnshoheit geriet 1466. Erblande Selbst fr seine Erblande trat er nicht krftig ein. Die Trken, die während seiner Regierung durch die Eroberung Konstantinopels 1453 den Untergang des ostrmischen Reiches herbeifhrten, bedrohten sterreich ungestraft. Bhmen mit seinen Nebenlndern Mhren und Schlesien wie auch Ungarn trennten sich wieder vom hause Habsburg und whlten sich einheimische Könige. 6crkkf)nc Whrend Friedrichs Regierung versuchte der mchtige Herzog Karl der Khne, der von seinen vorfahren Burgund und den grten Teil der Niederlande ererbt hatte, seine Besitzungen zu einem zusammenhngenden Reich zu erweitern. Er eroberte Lothringen und zog gegen die Schweizer, wurde aber von diesen in den Schlachten bei Granson und Itturten (am Nienburger See) 1476 besiegt. Als er Lothringen, das sich inzwischen wieder freigemacht hatte, von neuem unterwerfen wollte, verlor er in der Schlacht bei Nancy 1477 Sieg und Leben. Seine (Erb-Vermhlung tochter Maria vermhlte sich mit Friedrichs Iii. Sohn Maximilian. Dieser lillnfmu verlor zwar das Herzogtum Burgund (die Bourgogne im Westen der "urflui0" Saone) an Frankreich, behauptete aber das brige Erbe. So kamen

20. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 84

1917 - Leipzig : Teubner
84 Zweiter Zeitraum. Deutsche Geschichte von Karl d. Groen bis zum Ende d. Interregnums viermal von seinem Ernennungsrechte Gebrauch. Zu der schon lange drohenden, schlielich (1054) wegen einer geringfgigen Lehrstreitigkeit (der den Gebrauch ungesuerten Brotes beim Abendmahl) zum Abschlu gelangten Tren-nung der griechischen von der rmischen Kirche hat Heinrich Iii. nicht Stellung genommen. z. Die Stellungnahme des deutschen Kaisertums zur Clumiazensischen Reform. Die Elunr,azensische Reform war ursprnglich eine rein kirchliche Angelegenheit; aber bei der engen verquickung zwischen dem mittelalterlichen Staate und der Kirche war es ganz natrlich, da ihre Wirkungen sich auch auf dem Gebiete der reinen Staatsgewalt geltend machten. Ausgang der Reformbestrebungen vom Kloster (Eluny bei Zttcort (910). Zunchst nur Reformation des Mnchswesens im Sinne der ursprnglichen Benediktiner-regel. Verpflichtung zum Gehorsam nur gegenber dem Papste (vgl. den spteren Jesuitismus!); Forderung der Unabhngigkeit des Innchtums von Bischfen und von der weltlichen Gewalt. bertrieben strenge Zucht. Dann bertragung auf den gesamten Klerus. Im Anschlu an das mnchische Gelbde der Keuschheit verbot der Priesterehe,- im Anschlu an das mnchische Gelbde der Armut verbot der Simonie (Act.8, 18. 19). Weitergehend Forderung vlliger Unabhngigkeit der Kirche vom Staate, also auch verbot der Investitur durch die Trger der weltlichen Gewalt. Letzten (Endes Herrschaft des Papstes als des Vertreters der Kirche der alle weltliche Gewalt, also auch der das Kaisertum. In Frankreich, Burgund und Lothringen fanden die Elunyazen-fischen Ide?n viel Anklang. In Deutschland widersetzten sich ihnen zu-nchst sowohl die durch weltlichen Besitz mchtigen, damals vom Papst fast noch unabhngigen Bischfe und der zumeist verheiratete niedere Klerus. Oa-gegen frderten ihre Ausbreitung die Kaiser Heinrich Ii. und Heinrich Iii., letzterer ganz unter dem Einflsse seiner in einem Elun^azenserkloster erzogenen Gemahlin Agnes. Beide sahen in der Reformbewegung nur eine der allge-meinen Moral frderliche Richtung, nicht aber erkannten sie im Gefhl ihrer unbedingten Herrschaft der Kirche und Papst die Gefahr, die dem Kaisertums irrt Salle eines Nlachtverfalls drohte. Dieser Zustand trat ein, als Heinrich Iii., 39jhrig, mit Hinterlassung seines erst sechsjhrigen, bereits zum Nachfolger erwhlten Sohnes (Hein-rtchs Iv.) starb.