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1. Geschichte des Mittelalters - S. 87

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. re. 87 die Stadt verließ. Diese schnöde Behandlung empörte die Sachsen, und sie ließen dem Könige (1073) sagen, er möge die Burgen in ihrem Lande abtragen lassen, ihren Beschwerden gerecht werden, das Sachsenland verlassen, seine schlechte Umgebung entfernen und seine edle Gemahlin besser behandeln. Wenn der König ihre Forderungen nicht erhöre, so würden sie Krieg mit ihm anfangen und für den christlichen Glauben und die Freiheit ihres Vaterlandes bis zum letzten Athemzuge streiten. Heinrich entließ die sächsischen Abgeordneten abermals mit Hohn und Spott. Jetzt brachen die Sachsen mit 60,000 Mann auf und erschienen vor Goslar. Mit Mühe entschlüpfte der furchtbar geängstigte König; er mußte nachgeben. Heinrich gelobte, die Burgen zu schleifen und Ottos Anrecht auf Baiern durch ein Fürstengericht entscheiden zu lassen (1074). Von der Harzburg sollten die Befestigungs- Die Sachsen werke zerstört werden, die inneren Gebäude stehen bleiben. Allein die e)id6ern bte u . ' ' Harzburg Wuth der Sachsen kannte keine Schranken; Kirchen und Gräber blieben nicht verschont, Alles ward zerstört, auch die Gruft der Könige entweiht. Durch dieses wüste Treiben bekam Heinrich die deutschen Fürsten auf feine Seite. Er bot nun Alles auf, die Sachsen seinen Zorn und seinen Arm fühlen zu lassen, und nach zwei gewonnenen Schlachten ließ er alle Fürsten und Geistlichen, die er für feine Gegner hielt, einkerkern, ihre Güter an andere vertheilen und die gebrochenen Burgen wieder herstellen. In dieser Not wandten sich die Sachsen, was noch nie und suchen zugeschehen war, um Hülfe an den Papst Gregor Vii. und baten um den Schutz der Kirche gegen die Bedrückungen des Kaisers und seiner Räthe. 4. Pap st Gregor Vii., Gründer der römischen Hierarchie. Zu Saona in Toskana, wie die gewöhnliche Angabe lautet, er- Die Jugend blickte 1020 der Sohn eines Zimmermannes Namens Hildebrand das un{beifüb^9" Sicht der Welt. Wie die Verhältnisse, in denen der Knabe geboren Papstes war, so soll auch seine äußere Erscheinung nicht im geringsten der ®re9d,:-schöpferischen geistigen Kraft, welche in der unscheinbaren Hülle sich verbarg, entsprochen haben. Der Knabe brachte seine Jugendzeit in Rom mit Studien zu und trat daselbst in den Orden der Benedictiner ein; jedoch verließ er ihn wieder und lebte dann im vertraulichen Umgang mit dem Erzbischof von Amalfi und dem nachherigen Papst Gregor Vi. Papst Leo Ix. begleitete er nach Rom. Hier wurde er Subdiakonus und blieb seitdem die Haupttriebseder der päpstlichen Regierung. Sein frommer, ernster Sinn erfüllte ihn mit Wehmuth und Entrüstung über das in der Kirche herrschende Verderben. Den Hauptgrund desselben fand er in der Abhängigkeit der Kirche von der weltlichen Macht.

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1. Württembergisches Realienbuch - S. 54

1909 - Stuttgart : Bonz
54 zu den Waffen. Sie schloffen den Kaiser in der Harzburg ein; nur mit knapper Not entkam Heinrich und floh dem Rheine zu. Anfangs weigerten sich die Fürsten, dem Könige beizustehen. Nur die rheinischen Städte, allen voran Worms, hielten treu zu ihm. Da begingen die Sachsen eine un- glaubliche Roheit. Sie zerstörten die Harzburg, zündeten die Schloßkirche an, beraubten die Kapelle und rissen die Gebeine der Familienangehörigen Heinrichs ans der Gruft. Über diesen Frevel waren die Fürsten entrüstet. Sie schickten dem Kaiser ihre Dienstleute, so daß dieser ein stattliches Heer zusammenbrachte, mit dem er die aufrührerischen Sachsen besiegte. Heinrich konnte jedoch seine leidenschaftliche Natur nicht zügeln und mißbrauchte seinen Sieg. Er ließ die zerstörten Burgen wieder aufbauen, Fürsten, Bischöfe und Grafen, die er als Gegner ansah, gefangen nehmen und ihre Lehen an seine Getreuen verteilen. Diese Härte trieb die Sachsen zur Verzweiflung, und nun unternahmen sie einen folgenschweren Schritt: sie gingen den Papst in Rom um Hilfe an gegen den eigenen Kaiser. 3. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Die christlichen Gemeinden wählten anfangs selbst ihre Priester, diese den Bischof. Im Lause der Zeit gelang es den Bischöfen in Rom, den Vorrang vor den übrigen zu gewinnen, indem sie behaupteten, Petrus habe als erster Bischof in Rom gewirkt. Der römische Bischof, Papst genannt, wurde der oberste Geistliche der katholischen Kirche. Seit den Zeiten Karls des Großen war der Papst auch weltlicher Fürst, und er mußte dem Kaiser für seine weltlichen Besitzungen den Lehenseid leisten. Mächtige Kaiser wie Otto der Große hatten darauf gehalten, daß die Päpste nur mit ihrer Zustimmung gewählt werden dursten. Unter Heinrich Iv. trat eine große Wendung ein. Papst Gregor Vii., der Sohn eines armen Zimmermanns, hatte sich schon als Mönch durch Gelehrsamkeit und tugendhaften Lebenswandel aus- gezeichnet. Nachdem er ans den päpstlichen Stuhl gelangt war, wollte er das Papsttum von der weltlichen Herrschaft unabhängig machen, aber auch die Mißbräuche der Kirche beseitigen, um ihr dadurch eine größere innere Festigkeit zu verleihen. Deswegen-verlangte er, daß kein weltlicher Fürst in Zukunft einen Bischof durch Verleihung von Stab und Ring in sein Amt einsetze (Investitur), daß kein Bischofsamt mehr um Geld ver- liehen werde (Simonie), und daß alle Geistlichen ehelos bleiben (Zölibat). Mit seinen Forderungen erregte Gregor einen gewaltigen Kampf. Aber er blieb Sieger gegen die Fürsten, die Geistlichen, die Bischöfe und den Kaiser. „Wie der Mond sein Licht von der Sonne hat," sagte er, „so sind Kaiser und Könige und Fürsten nur durch den Papst, weil dieser durch Gott ist; also ist der Kaiser dem Papst untertan und ihm Gehorsam schuldig. Der Papst ist der Statthalter Christi auf Erden und kann Kaiser, Könige und Fürsten ab- und einsetzen nach seinem Gefallen." Einem Manne von solcher Gesinnung konnte es nur erwünscht sein,

2. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 39

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 39 — ist ein schönes Land, aber seine Bewohner sind nichtswürdige Knechte." 3. Der Lachsenkrieg. Da kam es zu offenem Aufstande. Ein Heer von 60000 Sachsen rückte plötzlich gegen die Harzburg an, wo Heinrich sich eben aushielt. Nur schleunige Flucht konnte den König retten. Bei Nacht und Nebel entwich er aus der Burg, irrte mehrere Tage lang ohne Obdach mit wenigen Dienern durch Wald und Gebirge und gelangte erst am Rheine in Sicherheit. Die Sachsen zerstörten unterdes alle königlichen Burgen von Grund aus. Ihre tdut kannte keine Grenzen. Ruf der Harzburg, die dem König am teuersten war, plünderten sie sogar die Kirche und steckten sie in Brand,- ja, sie scheuten sich nicht, die Gebeine von Heinrichs Bruder und Söhnlein, die dort bestattet lagen, auszugraben und umherzustreuen. Diese Schandtaten empörten die deutschen Fürsten so, daß sie dem König Beistand gegen die Sachsen gelobten. Bald kam ein starkes Heer zusammen, mit dem Heinrich die Aufständischen in blutiger Schlacht besiegte. Unklugerweise behandelte er die Sachsen von neuem mit der größten Härte. Da verklagten ihn diese in Rom beim Papste. 19. Kaiser Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii. 1. Papst Gregor Vii. Ruf dem päpstlichen Stuhle saß damals Gregor Vii. Er war der Sohn eines Handwerkers in Italien und hatte eine Zeitlang als Mönch in einem Kloster gelebt. Durch Klugheit und Kraft ausgezeichnet, war er allmählich zum mächtigen Ratgeber der Päpste emporgestiegen und hatte endlich selbst die päpstliche Würde erhalten. Mit allem (Eifer war er darauf bedacht, die Macht des Papsttums zu erhöhen. „Zwei Lichter", sagte er, „regieren am Himmel: die Sonne und der Mond. Die päpstliche Gewalt ist wie die Sonne, die königliche Macht gleicht dem Monde. Oie der Mond sein Licht von der Sonne hat, so sind Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst, der Gottes Stellvertreter und Christi Statthalter auf Erden ist. Riso ist die Macht des päpstlichen Stuhles weit größer als die Macht der Throne, und der König ist dem Papste untertan und ihm Gehorsam schuldig." Um die päpstliche Herrschaft recht fest zu gründen, erließ Gregor mehrere wichtige Gesetze. Die kirchlichen würden sollten durch den Papst und dessen Bevollmächtigte, nicht mehr durch die Fürsten vergeben werden, obwohl die Bischöfe zugleich weltliche würden-

3. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 36

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 36 — ß) Eine Gesandtschaft sächsischer Adeligen forderte vom Kaiser den Abbruch der Burgen; auf dessen abschlägigen Bescheid wird er in der Harzburg belagert und kann der Gefangenschaft nur durch die Flucht entgehen. 7) Da Heinrich von den deutschen Fürsten keinen Beistand erhält, ist er zu dem schimpflichen Frieden von Gerstungen gezwungen (1074), in dem er die Forderung der Sachsen bewilligen muß. d) Die Ausschreitungen der Sachsen beim Niederreißen der Harzburg, sie verbrennen die Kirche und schänden die Gräber, bewirken einen neuen Ausbruch des Krieges; die über diese Taten empörten deutschen Fürsten verbünden sich mit dem Kaiser, der die Sachsen bei Hohenburg (1075) besiegt und mit Gewalt zur Unterwerfung zwingt, b) Kampf Heinrichs mit Gregor Vii.*). 1. Die Veranlassung. а) Schon unter Papst Alexander Ii. war die Kurie mit der kaiserlichen Regierung wegen der Ernennung der Bischöfe in Konflikt geraten; sie sprach wegen der aufs neue geübten Simonie über Ratgeber des Königs, beffen Person man noch schonte, den Bann aus (1073). ß) Gregor Vii., der Nachfolger Alexanders und als Kardinal Hildebrand der eigentliche Leiter der päpstlichen Politik, hatte sich in den Dienst einer einzigen, großen Idee gestellt: die Verwirklichung des Gottesreiches hienieden unter Leitung des Papstes als des Vertreters der von Christus eingesetzten apostolischen Gewalt, dem daher die uneingeschränkte Verfügung über alles Geistliche und Weltliche auf Erden zustehen mußte. 7) Auf der Fastensynode zu Rom (1075) stellte Gregor die Forderung auf, daß der römische Bischof als der alleinige allgemeine Bischof, demnach als der unumschränkte Herrscher der Kirche anzusehen sei; alle übrigen Bischöfe, auch die Synoden unterstehen feiner Gewalt; kein Gesetz und keine kanonische Sammlung hat ohne seine Einwilligung Gültigkeit, er selbst darf von keinem gerichtet werden. Der Papst steht über allen weltlichen Fürsten, darum darf er sich allein der kaiserlichen Insignien bedienen und Untertanen von ihrer Pflicht gegen ungehorsame Herrscher entbinden. б) Die Mittel, durch die Gregor sein Ziel zu erreichen hoffte. ad) Die Durchführung des Priesterzölibats und des Simonieverbotes in Deutschland erregte den Wider- *) Lesebuch I S. 56—65.

4. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 114

1897 - Breslau : Handel
114 C. Aus der deutschen Geschichte. Harzburg. Da floh der König auf ungebahnten Wegen im Dunkel der Nacht nach Hersfeld und gab den Befehl zur Freilassung des Herzogs Magnus. Vergebens aber forderte er die Fürsten des Reiches auf, die der Krone von den Sachsen zugefügte Schmach zu rächen. Dieselben dachten vielmehr bereits an die Wahl eines neuen Königs, als zwei Ereignisse einen völligen Umschwung der Verhältnisse herbeiführten. c) Unterdrückung des Aufstandes (1075). Als Heinrich Iv. in jener Zeit nach Worms zog, holte ihn die Bürgerschaft in vollem Wassenschmuck ein und schwur ihm Treue gegen alle seine Feinde. Es war das erste Mal, daß das Bürgertum mitbestimmend in die Geschicke des Reiches eingriff. Das stattliche Heer der Wormser Bürger schreckte viele. Zudem hatten die sächsischen Bauern, als sie die Befestigungen der Harzburg abtrugen, auch die innerhalb der Ringmauern befindliche Kirche zerstört, die Altäre beraubt und zertrümmert und die Gebeine der in der Gruft ruhenden Angehörigen der königlichen Familie zerstreut. Infolge dieser Greuel wandten sich viele von der Sache der Sachsen ab. Es gelang dem König, mit Hilfe der Süddeutschen ein starkes Heer aufzubringen. Bei Hohenburg an der Unstrut schlug er 1075 die Sachsen und zwang hierdurch ihre Fürsten zur Unterwerfung. Sie wurden als Gefangene in ferne Reichsteile abgeführt, ihre Lehen an Anhänger des Königs vergeben. Heinrich glaubte die Unterwerfung der Sachsen beendet, als diese in ihrer Bedrängnis sich an den Papst um Hilfe wandten. Streit mit Papst Gregor Vii. a) Gregor Vii. vor seiner Erhebung zum Papste. Damals hatte Gregor Vii. den päpstlichen Stuhl inne. Vor seiner Erwählung hieß er Hildebrand. Durch Frömmigkeit, Ge- lehrsamkeit und Klugheit gleich ausgezeichnet, war er bereits in jungen Jahren in Rom zu hohen geistlichen Würden gelangt. 1046 begleitete er jenen der drei Päpste, der aus eigenem Antriebe auf seine Würde verzichtet hatte, freiwillig in die Verbannung nach Deutschland. Nach dem Tode desselben ging er in das berühmte Kloster Cluguy. Von dort nahm ihn der zum Papste erwählte Bischof von Tonl*) als seinen Ratgeber mit sich. Seitdem leitete er unter fünf Päpsten die weltlichen Geschäfte des hl. Stuhles und trug viel dazu bei, daß das gesunkene Ansehen des Papsttums rasch zu bisher nie erreichter Höhe stieg. Es war zum großen Teile sein Verdienst, daß auf einer im Jahre 1059 abgehaltenen Kirchenversammlung das Recht der Papstwahl ausschließlich den Kardinälen übertragen und dieselbe so dem Einflüsse des römischen 1073 Adels und des Kaisers entrückt wurde. 1073 wurde er einstimmig zum Papste erwählt. b) Die Reformbestrebungen Gregors Vii. Als Papst setzte es sich Gregor Vii. zur Aufgabe, die Kirche von den Mißbrauchen zu reinigen, die im Laufe der Zeit sich eingeschlichen hatten. Als solche erkannte er besonders die Simonie, die Priesterehe und die Laieninvestitur. — Der *) Sprich: tul.

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 90

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
90 Die Zeit der sächsischen Großen zu dem König nach Goslar und ließen ihre Beschwerden vorbringen. Da erst erfuhr Heinrich, daß die Sachsen eine Verschwörung gegen ihn angestiftet hätten und zunächst den Herzog Magnus mit Gewalt befreien wollten. Heinrich entfloh und eilte nach der Harzburg. Nun griffen die Sachsen zu den Waffen und zogen vor die Harzburg. Wieder suchte der König mit ihnen zu verhandeln, aber die Forderung, daß er die in ihrem Lande errichteten Burgen sofort abbrechen sollte, wollte Heinrich nicht erfüllen. Um sich der drohenden Gefahr zu entziehen, entfloh er in der Nacht mit wenigen Begleitern, unter der Führung eines der Waldwege kundigen Jägers, von der Harzburg nach Hessen und nach Worms. Bei den deutschen Fürsten, deren Hülfe er anrief, fand er wenig Unterstützuug, aber umsomehr bei den Wormser Bürgern und denen der rheinischen Städte. Unterdessen hatten die Sachsen gegen die Burgen Heinrichs übel gehaust. Die Mauern der Harzburg wurden eingerissen, die Wälle abgetragen und die Gräben verschüttet. Auch die Kirche wurde zerstört; die Heiligtümer wurden verwüstet, und selbst die stille Totengruft, in der ein Bruder und ein Söhnlein Heinrichs ruhten, ward aufgerissen und entweiht. Auch die anderen Burgen Heinrichs wurden vernichtet. Durch diese Greuelthaten hatten sich die Sachsen keine Zuneigung im Reiche gewonnen, dagegen konnte Heinrich ein genügendes Reichsheer gegen sie aufstellen. Er zog den Sachsen entgegen und besiegte sie bei Hohenburg an der Unstrut. Der Kampf mit den Sachsen war damit aber noch nicht zu Ende, denn diese verklagten den Kaiser beim Papst, und der Kaiser that das Gleiche. 4. Erster Kampf zwischen Kaiser und Papst. Gregor Vii. Zur Zeit der Kämpfe Heinrichs Iv. mit den Sachsen saß ein Mann auf dem päpstlichen Stuhl, der es als seine Lebensaufgabe betrachtete, das Papsttum als die höchste Gewalt über das Kaisertum zu erheben, es war Papst Gregor Vii. Sein eigentlicher Name war Hildebrand. Er stammte aus einer Bauernfamilie in Toskanien. Ein Oheim Hildebrands war Abt eines Klosters in Rom; zu demselben wurde der Knabe gegeben. Als er erwachsen war, kam er in das strenge Kloster Cluny in Frankreich. Wegen seiner außerordentlichen Begabung wurde er nach Rom berufen und Ratgeber mehrerer Päpste. Fünf Päpsten hatte er treu gedient, da wurde er selbst zu der höchsten geistlichen Würde in der Christenheit erhoben und 1073 zum Papst gewählt. Er legte nun nach altem Gebrauch seinen Familiennamen ab und nannte sich Gregor Vii, Schon vorher, ehe er den päpstlichen Stuhl

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 39

1918 - Leipzig : Voigtländer
\ — 39 — 3. Der Sachsenkrieg. Da kam es zu offenem Rufstanbe. (Ein Heer von 60000 Sachsen rückte plötzlich gegen die Harzburg an, wo Heinrich sich eben aufhielt. Hur schleunige Flucht konnte den König retten. Bei Nacht und Hebel entwich er aus der Burg, irrte mehrere £age lang ohne (Dbbach mit wenigen Dienern durch lvalb und Gebirge und gelangte erst am Rheine in Sicherheit. Die Sachsen zerstörten unterbes alle königlichen Burgen von (Brunb aus. Ihre Idut kannte keine Grenzen. Ruf der Harzburg, die dem König am teuersten war, plünberten sie sogar die Kirche und steckten sie in Brattb; ja, sie scheuten sich nicht, die Gebeine von Heinrichs Bruder und Söhnlein, die bort bestattet lagen, auszugraben und umherzustreuen. Diese Schanbtaten empörten die deutschen Fürsten, so daß sie dem König Beistanb gegen die Sachsen gelobten. Bald kam ein starkes Heer zusammen, mit dem Heinrich die Rufstänbifchen in blutiger Schlacht besiegte. Unkluger« tveise behanbelte er die Sachsen von neuem mit der größten Härte. Da verklagten ihn biefe in Rom beim Papste. 18. Kaiser Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii. 1. Papst Gregor Vii. Ruf dem päpstlichen Stuhle saß bamals ®regor Vii. (Er war der Sohn eines hanbroerkers in Italien und fyatte eine Zeitlang als Xltönch in einem Kloster gelebt. Durch Klugheit und Kraft ausgezeichnet, war er allmählich zum mächtigen Ratgeber ker Päpste emporgestiegen und hatte enblich selbst die päpstliche würde erhalten. Mit allem (Eifer war er barauf bebacht, die Macht des Papsttums zu erhöhen. „Zwei Lichter", sagte er, „regieren am Himmel: die Sonne und der Monb. Die päpstliche Gewalt ist wie die Sonne, die königliche Macht gleicht dem Monbe. Wie der Monb sein Licht von ker Sonne hat, so sinb Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst, der Gottes Stellvertreter und Christi Statthalter auf (Erben Riso ist die Macht des päpstlichen Stuhles weit größer als die 'ttacht der Throne, und der König ist dem Papste untertan und ihm Gehorsam fchulbig." Um die päpstliche Herrschaft recht fest zu griinben, erließ Gregor mehrere wichtige Gesetze. Die kirchlichen Würben sollten durch den Papst und bessen Bevollmächtigte, nicht mehr durch die Ästen vergeben werben, obwohl die Bischöfe zugleich weltliche . ürbenträger waren. Ein Bischofstuhl sollte auch nicht mehr durch Kauf erworben werben können. Und bamit die Geistlichen nicht durch le borge für Ldeib und Kind gebunben, sondern unabhängig von der Weltlichen Gewalt ganz dem Papste ergeben seien, führte Gregor das

7. Grundriß der Geschichte - S. 101

1886 - Breslau : Hirt
X. Deutsche Kaisergeschichte. Zweites Kapitel. 101 Waffenrecht, bisher Vorrecht der Ritter und ihrer Dieustleute, fr den König gegen Fürsten und Bischfe. Ten Sachsen mute Heinrich jedoch Frieden und den Abbruch seiner Zwingburgen versprechen. diese aber haerfllt selbst die Harzburg zerstrten und bei diesem Friedensbruch des Kirchenraubs sich schuldig machten, brachte der König ein Reichsheer gegen sie zusammen und bereitete ihnen bei Hohenburg a. d. Unstrut eine furchtbare Niederlage. Rachedrstend verheerte er das Sachsenland; ohne Rcksicht auf die Friedensver-Mittelung der Fürsten strafte der im Glck bermtige König die sachsischen Groen, die sich bei Sondershausen demtig ihm unter-warfen, und nun begann er, die Sachsen in alter Weise zu bedrcken. Ta wandten diese sich an den ppstlichen Stuhl um Bermittelung, und der eiserne Gregor Yr benutzte die Gelegenheit zur Demtigung des haltlosen, von den deutschen Fürsten und Vlkern miachteten Knigs. Tregor Vii.: Begrndung der ppstlichen Weltherrschaft. Kampf Heinrichs Iv. mit Gregor Vii. und den deutschen Fürsten. 70. Gregor Vii., Sohn eines toskanischen Handwerkers, als Mnch Hildebrand ganz im Geiste des Klosters Clugny gebildet, war schon vor seiner Papstwahl die Seele der ppstlichen Regierung. bahnte die vllige Unabhngigkeit der Kirche von aller Welt-"chen Macht an und begrndete die Weltherrschaft der Hierar-chie, welche die pseudo-isidorischen Dekretalen ( 62) als Endziel aufhellt hatten. Er entzog die Besetzung des ppstlichen Stuhles den ^mischen Adelsparteien und dem Kaiser, indem er veranlate, da sie ^urch eine Synode der rmischen Geistlichkeit im sogenannten Kardi-Uals-Kolleginm bertragen wurde. Er erneuerte die alten Kirchen-Rietze der den Clibat oder die Ehelosigkeit der hheren Geistlichen, ^hnte sie auch auf die Niedern Weltpriester aus und setzte sie trotz e* heftigsten Widerstandes derselben mit Hlfe des glubigen Volkes ..Urch, so da die Kleriker hierdurch vom Volke losgerissen wurden und Uch lediglich als Glieder der vom Papste regierten Hierarchie fhlten. Kampfe gegen die Simonie verbot er die Laieninveftitur Und legte damit die Art an die Wurzel der kaiserlichen Macht; a^n hatte der Kaiser keinen Einflu mehr auf die Ernennung der ^chfe, so fielen die mit ihrem geistlichen Amte verbundenen Reichs-und Reichsgter dem Kirchenregimente anheim, durch welches uein die Bischfe fernerhin gewhlt werden sollten. Gregor Vii. fachte die abendlndische Kirche in vllige Abhngigkeit von Rom; er strebte mit Erfolg zugleich die Anerkennung der ppstlichen Oberge-alt der die weltlichen Herrscher. Die apostolische Gewalt des ^pstes ist ihm die Sonne, die kaiserliche der Mond; dem Statthal-im in $ alles Gehorsam schuldig, er ist oberster Richter Geistlichen, wie vielmehr im Weltlichen; er kann im Himmel binden

8. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte bis zum Beginn der Reformation - S. 70

1915 - Leipzig : Teubner
70 Zweiter Zeitraum. Deutsche Geschichte und schsische Landesgeschichte usw. und die ihrer Anhnger wurden eingezogen. So vergrerte er wenigstens um etwas seinen Besitz. Die Stimmung der Sachsen reizte er in der Folgezeit dadurch noch mehr, da er in ihrem Gebiete im Norden des Harzes die harz brg, im Sden derselben die Hasen brg und mehrere andere Burgert erbauen lie, da er nach dem Tode des Herzogs den erbberechtigten Magnus nicht freilie und ihm fr immer das Herzogtum vorenthalten zu wollen schien. Die Sachsen emprten sich, befreiten die gefangenen Fürsten und belagerten Heinrich in seiner Harzburg. Itcit Itthe entrann er. Sein Ruf an die deutschen Fürsten verhallte ungehrt. Keiner hielt ihm die Treue, zu der sie alle verpflichtet waren. Als ein von seinen Feinden gedungener Mann erklrte, vom König zur Ermordung der herzge von Schwaben und Krnten aufgefordert worden zu sein, berief der dem Könige ebenfalls feindlich gesinnte (Erz-bischof von Mainz sogar die Fürsten nach Mainz, um Heinrich absetzen zu lassen. In der grten Not ffnete die Stadt Worms dem verlassenen flchtigen König ihre Tore und gab ihm die Mittel zur Sammlung eines kleinen Heeres. Handelsvorrechte, Erla von Zollen und spter die Befreiung von der Herrschaft des Bischofs waren des Knigs Lohn fr die Treue der Stadt. Unterdessen brachen die Sachsen die kniglichen Burgen in ihrem Lande, eroberten auch die Harzburg, lieen sich aber dazu hinreien, die dortigen Grber von verwandten des Knigs zu schnden. Dieses verbrechen brachte die kirchlich gesinnten Kreise Deutschlands auf die Seite des Knigs, vor allem die Bischfe und einige fromme Fürsten. Mit einem bunt zusammengesetzten Heere schlug er nun die Sachsen in der Nhe von Langensalza 1075 und zwang sie zu vlliger Unterwerfung. Der selbstbewute, in allem noch zgellose, zu unberlegtem handeln neigende König glaubte jetzt seiner bermacht allen Gegnern gegenber vollstndig sicher zu sein. Da erstand ihm ein uerer Feind, dessen Machtmittel um vieles grer waren =als die seinen, Papst Gregor Vii. 2. Heinrichs Iv. Kampf mit Gregor Vii. und mit der aufstrebenden Frstenmacht im Reiche. a) Gregor Vii. und seine Forderungen. Papst Gregor Vii., vordem langjhriger oberster Berater mehrerer Ppste, im Geiste des Klosters dluny erzogen, als Mnch Hildebrand durch mehrere Reisen mit den kirchlichen und weit-lichen Verhltnissen Burgunds und Deutschlands wohl vertraut, war der ener-gischste Vertreter der clunrjazensischen Ideen, vor allem in der Richtung, da der Papst als Nachfolger Petri und Stellvertreter Ehristi auf Erden jeder weltlichen Gewalt bergeordnet sei. Als Berater des Papstes hatte er bereits durchgesetzt, da das Verfahren bei der Papstwahl gendert wurde: Nicht mehr das rmische Volk und der gesamte rmische Klerus, sondern die Kardinle", d. s. die Hauptpriester der Kirchen zu Rom und sieben Bischfe aus dessen Umgebung, sollten knftig die Ppste whlen. Der Kaiser sollte nicht um vorherige Zustimmung, sondern hchstens um nachherige Besttigung ersucht werben. Als Papst drang er unerbittlich unter Androhung und voll-

9. Das Mittelalter - S. 43

1918 - Leipzig : Voigtländer
34. Heinrich Iv. 1056-1106. 43 pfalz zu (Boslar und auf der benachbarten Harzburg, endlich durch harte Behandlung der schsischen Fürsten rief Heinrich einen Aufstand der Sachsen hervor. Er mute durch den Harzwald entfliehen, und seine Burgen wurden zerstrt. Doch fand der König in Worms und andern Rheinstdten und, weil die Sachsen aus der Harzburg auch die Kirche und die Grber schndeten, auch bei den rheinischen und sddeutschen Fürsten tatkrftige Untersttzung- er besiegte die Aufstndischen und nahm seinen Wohnsitz wieder in (Boslar. 3. Heinrichs Iv. Streit mit dem Papste. Nun aber geriet der König in Streit mit dem Papste. Die ppstliche wrde hatte damals Gregor Vii. (10731085) inne. Gregor entstammte einer Bauern- re8r Vil familie Toskanas und trug vor seiner Erwhlung zum Papste den Namen Hildebrand. (Er trat zunchst in ein rmisches Kloster ein und wurde ein eifriger Anhnger der kluniazensischen Reformbestrebungen. Gregor war von unansehnlichem Krper; doch dunkle, feurige Augen und ein entschlossenes Auftreten verrieten seinen gewaltigen Geist. In-folge seiner Klugheit und Tatkraft wurde er der Ratgeber mehrerer Ppste? als solcher setzte er namentlich durch, da die Ppste nicht mehr durch das rmische Volk und unter Mitwirkung des Kaisers, sondern nt,6e9 durch die Kardinle, d. h. die hchsten Geistlichen der Stadt Rom und Papstwahl ihrer Umgebung, erwhlt wurden. Als Papst war er mit glhendem (Eifer darauf bedacht, die ppstliche Herrschaft (Hierarchie) auchre93ireivil der Staatsgewalt gegenber geltend zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, erstrebte Gregor zunchst die Unabhngigkeit der Geistlichen von der weltlichen Macht. (Er erlie deshalb das dreifache verbot der Priesterehe, der Simonie und der Laieninvestitur ((Einkleidung, d. h. Belehnung der Bischfe durch weltliche Fürsten). Das verbot der Priesterehe, das schon von frheren Ppsten ausgesprochen, aber nicht durchgefhrt war, sollte bewirken, da die Geistlichen, frei von der Sorge fr Weib und Kind, allein der Kirche und ihrem (Dberhaupte dienten. Das verbot der Simonie ( 33, 4) und der Laieninvestitur gab das Recht zur (Einsetzung der hohen Geistlichen dem Papste- weil hierdurch die knigliche Macht geschdigt wurde, ent-stand der Investitur streit, ein langwieriger Kampf zwischen Staat und Kirche, der beiden Mchten verderblich wurde. Als nmlich Heinrich Iv. auch fernerhin geistliche Stellen vergab, beschied ihn der Papst nach Rom zur Verantwortung. Heinrich wies diese Aufforderung zurck und lie durch eine Versammlung deutscher Bischfe zu Worms den Papst fr abgesetzt erklären. Gregor antwortete

10. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 87

1918 - Breslau : Hirt
Der Streit mit Gregor Vii. 87 eingriffen, und kein Zufall ist es, daß diese städtische Macht zuerst am Rheine und auf dem Boden der alten Römerstädte emporgeblüht war. Inzwischen rückte, während sich die Harzburg noch hielt, mitten im Winter ein sächsisches Heer bis nach Gerstungen vor; Heinrich umging es mit einer kleinen Schar von Gepanzerten und schloß mit den Sachsen einen Vergleich; er gab ihnen die Burgen preis, und sie erkannten ihn wieder als König an. So hatte er eine große Gefahr siegreich bestanden; aber die Verbindung der Bischöfe mit den Fürsten gegen ihn hatte gezeigt, wie unsicher schon die Grundlagen geworden waren, auf denen die ottonische Verfassung beruhte. Im Jahre 1075 errang der König, der zwei Jahre vorher fast von allen verlassen war, einen großen Erfolg. Die Fürsten änderten ihre Stimmung gegen die Sachsen, da diese bei der Zerstörung der Harzburg auch die heiligen Stätten nicht verschont hatten, und sie stellten dem Könige ein Heer gegen sie ins Feld. Mit diesem erfocht er bei Hohenburg an der Unstrut den Sieg, verwüstete darauf Sachsen und nötigte die Großen zur Unterwerfung. Doch nun geriet er in einen viel schwierigeren Kampf, in den Jnvestitnrstreit. § 49. Der Streit mit Gregor Vii. Im Jahre 1073 hatte der Archidiakon Hildebrand, einer der eifrigsten Vertreter der klnniazensischen Richtung, der schon länger als fünfzehn Jahre der Hauptberater der Päpste gewesen war, als Gregor Vii. den Päpstlichen Stuhl bestiegen. Auf einer Synode des folgenden Jahres erneuerte er das Verbot der Simonie und Priesterehe, auf einer weiteren untersagte er die Einsetzung der Bischöfe und Äbte durch die weltlichen Fürsten und die Laieninvestitur, d. H. die Belehnung der Geistlichen mit den weltlichen Gütern und Gerechtsamen durch einen Laien unter Überreichung der geistlichen Zeichen, eines Ringes und Stabes. Gregor hatte Heinrich seine Wahl angezeigt, Heinrich ihn anerkannt und verlangt, der Papst solle ihn zum Kaiser krönen. Der Papst forderte aber, der Kaiser solle zuvor die unter seinen Ratgebern, die der Simonie schuldig waren, entlassen. Da der König sich daran nicht kehrte, wurde er selbst mit dem Banne bedroht. Er berief nun eine Synode deutscher Bischöfe nach Worms; hier wurde Gregor für abgesetzt erklärt; Gregor antwortete darauf mit dem Banne des Königs (1076), womit nach der Auffassung der Zeit Regierungsunfähigkeit ausgesprochen war. Sogleich trat Heinrichs ungünstige Lage hervor. Die Bischöfe hielten nicht bei ihm ans, sondern unterwarfen sich Rom; die Fürsten entließen die sächsischen Großen aus der Haft und verlangten aus dem Tage zu Tribur, der König solle sich binnen Jahr und Tag vom Banne lösen lassen, sonst würden sie einen anderen wählen; zugleich luden sie Gregor für nächsten Februar nach Augsburg ein, wo er als Schiedsrichter zwischen ihnen und dem Könige entscheiden sollte. — Heinrich ging aber im Winter mit seiner Gemahlin Berta über die Westalpen, begab sich nach.canossa, der Burg der „großen" Gräfin Mathilde, wo sich

11. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 58

1917 - Düsseldorf : Schwann
68 ihm in der Ingend die feste, leitende Hand des Vaters fehlte, war das Unglck seines Lebens. 92, Der Aufstand der Sachsen. Mit fnfzehn Jahren wurde Heinrich mndig gesprochen. In der Sachsenpfalz zu Goslar, wo er geboren war, hielt er mit Vorliebe Hof. Nach altem Knigs-rechte hatte den Unterhalt des Hofes die Gegend zu tragen, wo er sich gerade befand. Das flotte Treiben des jungen Knigs drckte daher die Harzbewohner schwer. Die Anlage neuer Burgen und die Willkr der Fronen und Abgaben, die er ihnen auferlegte, fhrten schlielich zu offener Emprung. Unter Anfhrung des Grafen Ottovonnortheim zogen die Sachsen gegen die hochragende Harzburg bei Goslar, wo Heinrich eben weilte. Nur mit Mhe entkam der König durch die rauschenden Wlder des Harzes nach Sden. Die Fürsten fielen von ihm ab; blo die wehrhafte Stadt Worms ffnete ihm ihre Tore. Schweren Herzens mute Heinrich den Sachsen gestatten, die Mauern seiner Burgen zu brechen. Aber die Wut, mit der sie nun sogar die Kapelle und die Familiengruft der Harzburg zerstrten, wandte dem flchtigen Könige wieder die Hilfe der Fürsten zu. Er schlug die Aufrhrer an der U n ft r u t und zwang ihre Edlen, barfu um Gnade zu bitten. 93. Papst Gregor Vii. Gerade damals bestieg der gewaltigste Mann feiner Zeit, Gregor Vii., der mit feinem Familiennamen Hildebrand hie, den ppstlichen Stuhl. Klein von Gestalt, aber groß an Geist und Willen, kannte er nur ein Ziel seines Lebens: der alles Weltliche sollte die Kirche Christi erhoben werden. In diesem Sinne hatte er schon als ppstlicher Kanzler die bertragung der Papstwahl, die bis dahin durch Adel, Geistlichkeit und Volk von Rom erfolgte und vom Kaiser als Schutzherrn der Kirche besttigt wurde, an die sog. Kardinle, die Vorsteher der rmischen Haupt-tirchen, durchgesetzt. Jetzt schrfte er den Geistlichen die Vorschrift des Z l i b 6. t e s , d. h. der Ehelosigkeit, aufs neue ein und verbot die Simonie, d. h. den Kauf und Verkauf geistlicher Stellen. Zugleich untersagte Gregor die Einsetzung der Bischfe durch weltliche Fürsten: die Investitur, d. h. die Bekleidung" mit Ring und Stab, den Zeichen der bischflichen Wrde, sollte nmli'ch fortan nicht mehr durch Laien geschehen. Dieses bedeutsame Verbot traf besonders den deutschen König. Denn gegen die wachsende Macht der Fürsten sttzte sich das Knigtum seit Otto dem Groen auf die Bischfe: wenn nun der König diese nicht mehr ernennen durfte, so verlor er einen groen Teil seiner Macht und auch seiner Einknfte: machte doch der geistliche Lnderbesitz fast den dritten Teil des ganzen Reichsbodens aus.

12. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 42

1905 - Leipzig : Voigtländer
42 Das Mittelalter. 32] 34. Heinrich Iv. 1056-1106. !o5n6id,iiov6 1 Die Zeit der Vormundschaft. Heinrich Iv. 10561106 stand zuerst unter er Vormundschaft seiner Mutter Rgnes. Doch whren eines Festes zu Kaiserswerth entfhrte er (Erzbtfchof Rnno von Kln den zwlfjhrigen Knaben zu Schiffe nach Kln. Er hielt ihn in strenger Sucht, nutzte aber bal seinen Einflu mit em Erzbischof Halbert don Bremen teilen, er schlielich während einer Reise Hnnos en jungen König gnzlich in seine Hnde brachte. Rdalbert wirkte urch Nachgiebigkeit un Schmeichelei auf Heinrichs Wesen vererblich ein; er erfllte ihn mit Geringschtzung gegen ie Fürsten, vor allem aber mit Hbneigung gegen ie schsischen Groen, weil iese sich es Erzbischofs ehrgeizigen Plnen entgegenstellten. Schon in seinem 15. Jahre tvure Heinrich mnig erklrt un bernahm unter Halberts fernerem Einflutz ie Regierung. flusad)ien " 2" ^er Aufstand der Sachsen. Durch Erbauung von Zwingburgen im schsischen ane, urch rckene Hofhaltung in er Knigspfalz zu (Boslar un auf er benachbarten Harzburg, enlich urch harte Behanlung er schsischen Fürsten rief Heinrich einen Aufstand der Sachsen hervor. Er nutzte urch en harztval entfliehen, un seine Burgen tvuren zerstrt. Doch fand er König in Worms un andern Rheinstdten und, weil die Sachsen auf der Harzburg auch die Kirche und die Grber schndeten, auch bei den rheinischen und sddeutschen Fürsten tatkrftige Untersttzung; er besiegte die Ruf stndischen und nahm seinen Wohnsitz wieder in Goslar. / 3. Heinrichs Iv. Streit mit dem Papste. Nun aber geriet der König in Streit mit dem Papste. Die ppstliche Wrde hatte damals regor vii. Gregor Vii. (10731085) inne. (Bregor entstammte einer Bauernfamilie Toskanas und trug vor seiner Erwhlung zum Papste den Namen Hilde-brand. Er trat zunchst in ein rmisches Kloster ein und wurde ein eifriger Anhnger der kluniazensischenreformbe strebungen. Gregor war von unansehnlichem Krper; doch dunkle, feurige Rgen und ein entschlossenes Ruftreten verrieten seinen gewaltigen Geist. Infolge seiner Klugheit und Tatkraft wurde er der Ratgeber mehrerer Ppste; als solcher setzte er namentlich durch, da die Ppste nicht mehr durch das nderung rmische Volk und unter Mitwirkung des Kaisers, sondern durch die Kar-Papstwahl d i n l e, d. h. die hchsten Geistlichen der Stadt Rom und ihrer Umgebung, erwhlt wurden. Rls Pap st war er mit glhendem Eifer darauf bedacht, Eregorsvn. die ppstliche Herrschaft (Hierarchie) auch der Staatsgewalt gegenber geltend zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, erstrebte Gregor zunchst die Un-

13. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 77

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
77 gegen Goslar, wo Heinrich sein Hoflager hatte. Bestürzt floh Heinrich nach seiner Veste Harzburg. Aber auch diese wurde von den Sachsen umringt, und nur mit genauer Noth entkam der Kaiser im Dunkel der Nacht durch die Schluchten des Harzes. Sämmtliche Bergschlöffer wurden nun dem Boden gleich gemacht und weder Märe noch Gräber geschont. Diese rohe Zerstörungswuth empörte die süddeutschen und rheinischen Fürsten und Städte und veranlaßte sie, aus die Seite des Kaisers zu treten. Mit ihrer Hülfe besiegte Heinrich die Sachsen in einer blutigen Schlacht, zog sengend und brennend in das Land ein, baute seine Zwingburgen wieder auf und hielt die sächsischen Großen gegen das gegebene Wort gefangen. In dieser Noth wandten sich die Sachsen an den Papst und baten ihn um Hülfe. 4. Damals befand sich der kräftige Gregor Vii. auf dem päpstlichen Stuhle. Derselbe war der Sohn eines Zimmermanns, Namens Hildebrand. Er war früh ins Kloster eingetreten und hatte sich dort durch unermüdlichen Fleiß eine hohe Gelehrsamkeit erworben. Da er außerdem ein Mann von strengen Sitten war, so berief man ihn bald an den päpstlichen Hof in Rom. Hier führte er 20 Jahre lang die Geschäfte der Päpste und lenkte alle ihre Schritte, bis er endlich selbst unter dem Namen Gregor Vii. den Stuhl Petri bestieg. Er faßte den Plan, die Kirche vom Staate unabhängig zu machen, ja die geistliche Gewalt über die weltliche zu erheben. „Denn der Papst," sagte er, „ist der Stellvertreter Gottes auf Erden, daher kann er auch weder von Fürsten noch vom Volke eingesetzt, gerichtet oder abgesetzt werden, sondern er ist nur Gott allein für seine Handlungen verantwortlich. Dagegen hat er die Macht, Königen ihr Reich zu nehmen und Unterthanen von den Pflichten gegen abtrünnige Fürsten zu entbinden. Gleich wie es am Himmel zwei große Lichter giebt, die Sonne und den Mond, so hat auch die Christenheit zwei große Beherrscher, den Papst und den Kaiser. Der Papst aber ist die Sonne, und so wie der Mond sein Licht erst von der Sonne empfängt, so kann auch der Kaiser seine Macht nur vom Papste bekommen." 5. Um seinen großen Zweck zu erreichen, wandte der kühne Gregor drei Mittel an. Zunächst schaffte er die Simonie ab, d. h. den Verkauf geistlicher Aemter, wodurch oft unwissende und nichtswürdige Leute in den Besitz derselben gelangten; dann entzog er den Fürsten das Investitur recht, d. H. das Recht, die Kirchenämter zu besetzen; und drittens gebot er den Geistlichen den Cölibat oder die Ehelosigkeit: Fortan durften die Priester keine Frau nehmen, und wer eine hatte, sollte sich von ihr scheiden lassen, damit sie wegen Versorgung ihrer Kinder von den weltlichen Herrschern nicht abhängig wären. 6. Heinrich fuhr indessen unbekümmert fort, die geistlichen Aemter zu vergeben. Dies verdroß Gregor, und es kam ihm daher sehr gelegen, daß sich die Sachsen in ihrem Streite mit dem Kaiser an ihn wandten. Nun konnte er gleichsam als Richter auftreten und zeigen, daß der Papst

14. Teil 2 - S. 44

1911 - Leipzig : Dürr
— 44 — Bürgern der rheinischen Städte, vorab in Worms, und dann auch bei einigen Bischöfen. Trotzdem mußte der König (1074) den Sachsen Straflosigkeit und die Schleifung der königlichen Burgen zugestehen. Doch die erbitterten Bauern zerstörten nicht bloß die Burgen, sondern schändeten auch die Kirche und die Gräber auf der Harzburg. Dadurch hatten die Sachsen ihre Sache verdorben, und nun stellte sich der größte Teil der deutschen Fürsten auf Heinrichs Seite und sagte ihm zu einem Feldzug gegen die Sachsen Hilfe zu. Mit einem großen Reichsheere traf er dann an der Unstrut in der Nähe von Langensalza auf Otto von Nordheim, über den er einen glänzenden Sieg errang. Bald darauf unterwarfen sich die Sachsen; zahlreiche Güter wurden eingezogen, die königlichen Burgen wieder aufgebaut und die eingezogenen sächsischen Lehen mit schwäbischen und rheinischen Dienstmannen des Königs besetzt. Heinrich stand auf der Höhe seiner Macht. Da trat gegen ihn der Papst Gregor als neuer Gegner auf, dessen Macht er nicht gewachsen war. § 35. Heinrich Iv. und ^aplt Gregor Vii. 1. Gregor Vii. Sein eigentlicher Name war Hildebrand. Er stammte aus einer Bauernfamilie in Toskanien. Ein Oheim Hildebrands war Abt eines Klosters in Rom; zu demselben wurde der Knabe gegeben. Als er erwachsen war, kam er in das strenge Kloster Cluny in Frankreich. Wegen seiner außerordentlichen Begabung wurde er nach Rom berufen und war Ratgeber mehrerer Päpste. Fünf Päpsten hatte er treu gedient, da wurde er selbst zu der höchsten geistlichen Würde in der Christenheit erhoben und 1073 zum Papst gewählt. Er legte nun nach altem Brauch seinen Familiennamen ab und nannte sich Gregor Vii. Schon vorher, ehe er den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, war auf einer großen Kirchenver-sammlung bestimmt worden, daß der Papst fortan nur von einer Anzahl hoher Geistlichen, den Kardinälen, zu wählen sei, während er früher durch das römische Volk und den Adel gewählt und vom Kaiser bestätigt wurde. Durch diese Neuerung wurde die Papstwahl unabhängig vom Kaiser. 2. Die Reformbestrebungen Gregors Vii. Um die Kirche von jeder weltlichen Gewalt unabhängig zu machen, verbot Gregor als Papst die Einsetzung der Bischöfe durch den Kaiser (Investitur), er wollte sie selbst weihen und einsetzen. Auch erneuerte er ein früheres Verbot, nach welchem die Geistlichen nicht heiraten durften (Zölibat). 3. Husbrud) des Kampfes zwischen der weltlichen und geistlichen Macht. Diese Bestimmungen des Papstes berührten den Kaiser ernstlich; die Wahl und Einsetzung der Bischöfe war für ihn von der höchsten Wichtigkeit. Denn sie hatten nicht nur ein geistliches Amt, sondern verwalteten als Landesherren wohl die Hälfte aller deutschen Länder. Auf die Hilfe der Bischöfe hatte sich der Kaiser stets am meisten gestützt, und er hatte immer danach getrachtet, ihm ergebene und treue Männer mit den

15. Mittelalter und erste Periode der Neuzeit - S. 40

1898 - Berlin : Hertz
40 Heinrich Iv. und Gregor Vii. selbstndige Macht zu schaffen; aber die Rter verbten, weil sie auf Widerstand stieen, Gewaltthtigkeiten; die schsischen Sauern warnt erbittert, da er sie zum Bau der Burgen ntigte, in denen Adel und Volk Zwingburgen zu ihrer Unterwerfung sahen; auch waren die Sachsen unzufrieden, da er dem Sohne des letzten schsischen Herzogs, Magnus, einem Billung, die Belehnung mit Sachsen nicht erteilte, und da er gewhnlich in Goslar residierte, so da die 1073 Sachsen seinen Hofhalt bestreiten muten. Als er nun 1073 einen Feldzug gegen die Polen ansagte, der ein gutes Mittel werden konnte, seine Vasallen zu belohnen, versammelten sich 60 000 Sachsen in Besorgnis, da es auf ihre Unterdrckung abgesehen sei, am sen See bei Eisleben, griffen zu den Waffen und belagerten ihn in der Harzburg, aus der er nur mit Mhe und Not mit Hilfe eines Jgersmannes entkam. Die anderen Fürsten vermittelten in hinterlistiger Absicht eine bereinkunft, nach der er die neuen Burgen schleifen lassen sollte; als aber die wtenden schsischen Bauern auch die Kirche und die Pfalz auf der Harzburg verbrannten und die Gebeine eines Bruders und eines Sohnes Heinrich's umherwarfen, gelang es dem Könige, die andern deutschen Stmme gegen sie ins 1075 Feld zu führen imd sie 1075 bei Hohenburg an der Unstrut zu schlagen. Er lie darauf jeden, den er mit den Waffen betraf, niedermachen und richtete groe Verwstungen an, so da die Bauern, entmutigt, ihre Edelleute gefangen einbrachten; Heinrich zog die Rebellengter ein und gab sie seinen sddeutschen Vasallen. Er war im Begriff, eine absolute Knigsherrschaft aufzurichten. (Einmischung Gregor's Vii. und Demtigung Heinrich' s Iv.) Da das Papstwahldecret und die neuen Einrichtungen der Kirche in der Zeit der Minderjhrigkeit und Jugend Heinrich's Iv. getroffen waren, mute Gregor Vii. frchten, da derselbe, in den Besitz der absoluten Gewalt gelangt, die alten Rechtsansprche gegen ihn geltend machen wrde, und kam dem zuvor, indem er ihn vor seinen Richterstuhl forderte, weil er Simonie treibe, trotz des In-vestiturverbots Bischfe belehne und die Rte, die er wegen Nicht-fichtung der ppstlichen Decrete gebannt hatte, um sich behalte. Heinrich berief eine Synode nach Worms, die den auf unregel-mige Weise eingesetzten Papst absetzte; aber Gregor that Heinrich in den Bann. Da zeigte es sich, da die Kirche eine grere Macht der die Gemter besa, als das Knigtum. Die Fürsten traten

16. Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des Dreißigjährigen Krieges - S. 40

1912 - Leipzig : Teubner
40 Heinrich Iv. und Gregor Vii. erstenmal, da der aufstrebende Brgerstand aus eigener Kraft in die inneren Kampfe des Reiches eingreift, und zwar stellt er sich auf die Seite des Knigs. -Die Hft der Stdter rettete den König aus groer Not, und die aufstndischen Sachsen verbten solche Gewalttaten, da sich allenthalben Unwillen gegen sie regte. Kuf der Harzburg schndeten sie sogar die Gruft der Knigsfamilie. Heinrich konnte ein Heer sammeln und sie mit Gewalt unterwerfen. aber vershnt mit ihm waren weder die Sachsen noch die deutschen Fürsten. Heinrich und die Städte. Heinrich erkannte mit scharfem Buge, da ein neuer Stand emporkam, der Brgerstand. Er suchte ihn auf jede Weise zu strken. Den treuen n)ormsern verlieh er vor vielen Handelspltzen des Reiches das wichtige Privilegium der Zollfreiheit. Damit durchbrach er zugunsten der Brger die Rechte der Fürsten und beschleunigte die Entwicklung eines besonderen Stadtrechtes. Seitdem entstanden auch die freien Reichsstdte, die nur unter dem Kaiser, nicht mehr unter den Fürsten standen. Sie bildeten allmhlich ein starkes Gegengewicht gegen die frstliche Gewalt und eine treue Sttze des Kaisertums; ihre Vertreter gehrten spter zu den Reichsstnden des Reichstages. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Der Kaiser verfllt in den Bann. Der gewaltigste Gegner erstand dem jungen Kaiser in Gregor Vii. Die Hlfte des ganzen Reiches war als Lehen in den Hnden von Bischfen und Rbten. Trotz der ppstlichen Forderungen besetzte Heinrich die Bistmer. Deswegen mute der Kampf zwischen Papst und Kaiser ausbrechen. Dazu verklagten die Sachsen den Kaiser beim Papste; sie beschuldigten Heinrich eines sittenlosen Lebenswandels. Da erschien am Hofe des Kaisers ein ppstlicher abgesandter. In Gregors Namen gebot er, 1. da Heinrich alle von ihm berufenen Bischfe wieder absetze und sich fr alle Zukunft der Simonie enthalte, 2. da er persnlich ein sittenstrenges Leben zu führen verspreche. Komme der Kaiser diesen Geboten nicht nach, so werde Gregor ihn in den Bann tun. - Heinrich war der diese Sprache des Papstes so sehr emprt, da er alle deutschen Bischfe und Reichs-bte (Klostervorsteher, die ein Reichslehen innehatten) zu einer Synode nach Worms berief und den Papst absetzen lie. Einer der Bischfe trug den Brief Heinrichs mit dem Beschlu der Synode nach Rom. Nunmehr sprach Gregor der Heinrich den Bannfluch aus. Heinrich, von den Surften verraten, besiegt sich selbst, alsbald zeigte sich, da der Schlag des Kaisers gegen den Papst ein Fehlschlag gewesen war, da hin-gegen die Waffe des Papstes furchtbar traf. Hber mglich war dies nur, weil die deutschen Fürsten ihren Kaiser verrieten. Sie beschlossen (zu Tribur), da sie ge-meinsam mit dem Papste einen neuen Kaiser whlen wollten, wenn Heinrich nicht bis zum knftigen Frhjahr (1077) vom Banne losgesprochen sei. weder Papst noch Fürsten hielten es bei dem stolzen Sinne Heinrichs fr mglich, da dieser sich einer Kirchenbue unterwerfen wrde. Im herzen wnschten die Fürsten auch nicht, da Heinrich vom Bann gelst wrde. Doch das Unerwartete geschah. Heinrich der, wand sein stolzes herz und beschlo, dem Papste die Lossprechung vom Banne ab-

17. Vaterländische Geschichte - S. 52

1912 - Leipzig : Dürr
— 52 - Wald, der viele tausend Schritte weit bis an die Grenzen Thüringens sich erstreckte. Deshalb konnten die Belagerer trotz aller Wachsamkeit den Eingeschlossenen weder den Ein- noch den Ausgang versperren. Der König schickte öfter Boten zu ihnen, bat sie um Frieden und ließ sie auffordern, ihre Klagen vorzubringen. Da baten sie ihn, die Burgen zu zerstören. Sie glaubten schon an einen glücklichen Erfolg. Aber Heinrich verließ in einer Nacht, wo sie am wenigsten daran dachten, mit seinen Freunden heimlich die Burg. Den Zurückgebliebenen gab er den Auftrag, sich am nächsten Tage so zu stellen, als ob er noch anwesend wäre. Dann floh er durch das Dickicht der Wälder auf einem sehr engen und nur wenigen bekannten Pfade. Am vierten Tage kam er nach Eschwege, von Hunger, Nachtwachen und von der Anstrengung der langen Reise vollständig erschöpft. Hier erquickte er sich ein wenig durch Speise und Schlaf. Am folgenden Tage floh er weiter nach Cftfranfen. Als die Sachsen seine Flucht erfuhren, eilten sie alle in ihre Heimat. Endlich willigte der König ein, alle seine Burgen abbrechen zu lassen. Er schickte sogleich seine Boten überall hin und ließ die Schlösser zerstören. Doch von der Harzburg wurde bloß die höchste Stelle der Ringmauer abgebrochen; die anderen Gebäude blieben stehen, weil der König die Kirche und das Kloster fertig bauen wollte. Das gemeine Volk in Sachsen aber, besonders die, welche in den nächsten Dörfern bei der Harzburg wohnten, nahmen großen Anstoß daran, daß von dieser Burg auch noch ein Rest erhalten werden sollte. Sie versammelten sich ohne Wissen der Fürsten zu einem großen Haufen und überfielen die Harzburg. Sie brachen alles von Grund aus nieder, was noch von den Mauern übrig war, und streuten die Steine weit und breit umher. Sie verbrannten die Kirche, welche einstweilen von Holz auf das geschmackvollste gezimmert worden war, und zertrümmerten die Altäre. Zuletzt gruben sie auch die Leichen seines Sohnes und seines Bruders aus und zerstreuten die Gebeine. Sie brannten auch das Kloster bis auf den Grund nieder, plünderten seine Schätze und zerbrachen die Glocken. Die Beamten des Königs wagten kein Wort zu reden, weil die Bauern sie mit dem Tode bedrohten. Entrüstet über diese Frevel erklärten sich viele Städte und viele Fürsten, die bis jetzt des Kaisers Feinde gewesen waren, für ihn und sandten ihm ihre Mannen. Mit einem mächtigen Heere rückte Heinrich gegen die Empörer vor und schlug sie in einer blutigen Schlacht in der Nähe von Langensalza vollständig. Die Sachsen mußten sich unterwerfen. Ihre Anführer wurden gefangen genommen und deren Besitzungen eingezogen. Die Burgen, die von den Sachsen zerstört worden waren, wurden wieder aufgebaut, und das Volk mußte abermals harte Bedrückungen erdulden. Da riefen die Sachsen den Papst Um Hilfe an. Cl. Scheiblhuber (Deutsche Geschichte). 2. Heinrich roird vom Papst Gregor in den Bann getan. König Heinrich feierte 1076 das Weihnachtsfest zu Goslar. Da erschienen Gesandte des Papstes Gregor Vii. vor ihm und kündeten ihm an, er möge an einem bestimmten Tage in Rom erscheinen, um sich gegen die wider ihn erhobenen Anklagen zu verantworten, sonst werde über ihn der Bann ausge-

18. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 59

1882 - Halle : Anton
59 Erziehung verdarb seinen Charakter. Anfangs übernahm seine Mutter Agnes die Leitung der Regierung und des Knaben. Aber für jene rauhen und eisernen Zeiten erwies sich die Frauenhand zu schwach: stolz erhoben die Fürsten ihr Haupt; allerorten begann Fehde und Streit, und das Recht verlor seine Schrecken. Später bemächtigte sich Erzbischof Hanno Von Köln des jungen Königs, führte iu seinem Namen die Herrschaft und hielt ihn in strenger Zucht. In seiner Abwesenheit aber brachte der mächtige und angesehene Erzbischof Adalbert von Bremen den heranwachsenden Heinrich in seine Hände, ließ ihm von da ab je!g-lichen Willen, stillte ihm jegliches Gelüste und füllte d^as Herz des unerfahrenen Jünglings mit Haß gegen die Sachsen. Als nun Heinrich mit 15 Jahren für mündig erklärt wurde und unter Adalberts Leitung die Regierung selbst übernahm, bedrückte er jene in mannigfacher Weise: er hielt ihren Herzog gefangen, errichtete, um sie zu knechten, feste Burgen in ihrem Lande und gestattete den Besatzungen derselben jeglichen Frevel. Dadurch gereizt, empörten sich die Sachsen und belagerten den unvorbereiteten Heinrich in seiner Lieblingsfeste, der Harzburg. Heimliche Flucht rettete ihn, aber die Fürsten versagten ihm die erbetene Unterstützung. So mußte er sich zu Unterhandlungen mit dem verhaßten Feinde bequemen und in den Abbruch der erbauten Zwingburgen willigen. Als aber die erbitterten Sachsen bei der Zerstörung der Harzburg ihre Befugnis überschritten und sogar die kaiserliche Familiengruft entweihten, gewährten ihm Fürsten und Städte des Reichs den geforderten Beistand gegen die Tempel- und Leicheufchänder. An der Unstrut erlitten jene eine empfindliche Niederlage; schwer fühlten sie nun den Grimm des Siegers; da wandten sie sich mit ihren Klagen an den Papst Gregor Vii. 2. Gregor, vor seiner Wahl Hildebrand genannt, stammte aus armer Familie. Hohe geistige Begabung und strenge Sittenreinheit hoben ihn frühzeitig über die Menge. 'Schon als Mönch nahm er eine her vorragende Stellung ein, und seit langen Jahren bereits lag die Leitung der kirchlichen, Angelegenheiten in seiner Hand. Mit prophetischem Blicke rief ihm einer feiner Vorgänger die Worte zu: „Besteigst du jemals, was Gott verhüte, den apostolischen Stuhl, so wirst du die ganze Welt in Verwirrung setzen." Sein Streben ging dahin, das bisherige Verhältnis umzukehren und die päpstliche Gewalt Über die weltliche Zn erheben. Zu diesem Zwecke übertrug er die Papstwahl den Kardinälen, forderte Ehelosigkeit der Geistlichen Cölibat), verbot aufs strengste den Verkauf geistlicher Ämter für Geld (— Simonie, Ap. 8, 18) und untersagte den weltlichen Fürsten die Einsetzung derbischöfe und Äbte sowie^ die Belehnung derselben mit Ring und Stab (— vestltur der Ring sollte aus die geistige Vermählung mit der Kirche hindeuten; der Stab, vergl. S. 52, war das Sinnbild des geistlichen Hirtenamtes).

19. Deutsches Realienbuch - S. 26

1909 - Stuttgart : Franckh
26 Fürsten forderte er Unterwerfung und Gehorsam - der überhandnehmenden Ge- walttätigkeit steuerte er durch Verkündigung des Gottesfriedens, nach dem von Mittwoch abend bis Montag morgen alle Fehden ruhen mußten. So herrschte Heinrich Iii. stark und mächtig im innigsten Einvernehmen mit denr Papsttum. Uber schon zu seinen Lebzeiten zeigten sich Schwierigkeiten. Die geistliche Macht suchte von weltlichen Einflüssen und so auch von der Herr- schaft des Kaisers frei zu werden. Ruch die weltlichen Fürsten, die sich gegen die Bischöfe zurückgesetzt sahen, waren mit Heinrich unzufrieden. In dieser schwierigen Zeit starb er, erst Zy Jahre alt, und hinterließ sein Reich einem Kinde, Heinrich Iv. 4- Niedergang de§ Kaisertums im Kamps um die Reichs- und Kirchengewalt. Heinrich Iv. Heinrichs Iv. Jugend. Heinrichs Iii. Sohn, Kaiser Heinrich Iv., war bei dem Tode seines Vaters erst sechs Jahre alt. Nur kurze Zeit durfte er unter der Leitung seiner frommen Mutter Rgnes zubringen,' dann entführte ihn der ehrgeizige Erzbischof Unno von Köln. Ullein dessen härte und Strenge mißfiel dem jungen Könige, und er willigte deshalb gerne ein, daß sich Unnos Reben- buhler, Erzbischof Udalbert von Bremen, seiner bemächtigte. Udalbert erlaubte Heinrich alle Vergnügungen und gewann einen unheilvollen Einfluß auf den König. Schon mit 15 Jahren erklärte er ihn für volljährig,' aber bei Heinrich zeigten sich infolge der verfehlten Erziehung neben seinen guten auch recht schlimme Eigenschaften: er war stolz, leidenschaftlich, rachsüchtig und unbeständig. Seinen Sitz schlug er in Goslar bei den Sachsen auf- dieses frei- heitliebende Volk erbitterte er durch die Errichtung von Burgen in ihrem Lande (des. Harzburg), durch Einziehung des allmählich in andere Hände übergegangenen K r o n g u t s und durch die harte Behandlung der sächsischen Fürsten, die sich allerdings gegen ihn empört hatten. Heinrich siegte mit Hilfe des süddeutschen niederen Rdels, auch gewährte ihm die Stadt lvorms in schwerer Zeit wertvolle Hilfe. Damit griff zum erstenmal das Bürgertum selbständig in die geschichtlichen Ereignisse ein. Die Sachsen blieben auch nach ihrer Unterwerfung erbitterte Feinde des Kaisers. Gregor Vii. Eine noch viel größere Gefahr war ihm in Rom durch den neuen Papst, Gregor Vii., erstanden. Dieser führte die schon früher begonnenen kirchlichen Reformen planmäßig und mit seltener Zähigkeit durch. Es handelte sich jetzt nicht mehr bloß um eine Verbesserung des kirch- lichen Lebens, sondern vor allem um die Befreiung der Kirche von aller weltlichen Gewalt, auch von der des Kaisers. Die R) a h l des Papstes wurde den Kardinalbischöfen übertragen, und dem Kaiser jede Mitwirkung entzogen. Den Geistlichen wurde verboten, ein R m t aus der Hand eines Laien anzunehmen (Laieninvestitur), und die Ehelosigkeit der Priester (Zölibat) eingeschärft. Ruch die weltliche Macht des Papstes wurde von Gregor Vii. als unabhängig vom Kaiser erklärt' ja in Unteritalien belehnte er die Normannen mit großem Landbesitz, um dieses kriegerische Volk als Beschützer zu gewinnen. Zwar erkannten die lombardischen

20. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 125

1891 - Leipzig : Voigtländer
I 125 leitete, in strenger Zucht. Doch nach einiger Zeit wute der Erzbischof Adalbert von Bremen die Vormundschaft der den jungen König und dessen weitere Erziehung in seine Hnde zu bringen. Er wirkte durch bergroe Nachgiebigkeit aus Heinrichs noch unbefestigten Cha-rakter verderblich ein und erfllte sein Gemt mit Geringschtzung gegen die Fürsten, insbesondere mit Ha gegen die schsischen. Als Heinrich, schon in seinem fnfzehnten Jahre mndig erklrt, die Re-gierung antrat, erregte er bei den Sachsen durch harte Behandlung ihrer Fürsten, durch Erbauung von Burgen (die Harzburg bei Goslar) und drckende Hofhaltung in ihrem Lande solche Erbitterung, da ein Aufstand der Sachsen erfolgte, in welchem der König zur Flucht gentigt und seine Burgen zerstrt wurden. Bald darauf aber besiegte Heinrich, der bei den Stdten und Fürsten am Rhein und in Sd-deutschlaud Beistand gefunden, die Emprer in einer Schlacht und be-handelte sie mit groer Strenge. Da verklagten ihn die Sachsen beim Papste, Gregor Vii. 2. Papst Gregor Vii. Auf dem ppstlichen Stuhle sa damals Gregor Vii., der vor seiner Erwhlung zum Papste den Namen Hildebrand gefhrt hatte. Er stammte aus einer armen Familie im nrdlichen Italien, hatte eine Zeitlang als Mnch in einem Kloster gelebt und war allmhlich zum einflureichen Ratgeber der Ppste emporgestiegen. Durch Klugheit und Kraft ausgezeichnet, hatte er endlich selbst die ppstliche Wrde erlangt. Mit allem Eifer war er nun darauf bedacht, die Macht des Papsttums zu erhhen. Zwei Lichter,"sagte er, regieren am Himmel, die Sonne und der Mond. Die ppstliche Gewalt ist wie die Sonne, die knigliche Macht gleicht dem Monde. Wie der Mond sein Licht von der Sonne hat, so find Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst, der Gottes S'tellv ertreter und Christistatthalterauf Erden ist. Also ist die Macht des ppstlich en Stuhles weit grer, als die Macht der Throne, und der König ist dem Papste unterthan und Gehorsam schuldig." Zunchst kam es darauf an, die ppstliche Herrschaft fest zu grnden und vllig selbstndig zu machen; daher gebot Gregor vor allem die all-gemeine Durchfhrung des Clibats d.h.der Ehelosigkeit der Priester. Nicht durch irdische Rcksichten, nicht durch die Sorge fr Weib und Kind sollten die Priester an ihre Fürsten gebunden, sondern, ganz unabhngig von der weltlichen Gewalt, einzig der Kirche angehren und dem Papste unbedingt gehorsam sein. Darum sollte denn auch der Papst allein das Recht der Investitur d. h. das Recht haben, geistliche Wrden zu vergeben und die Bischofsstellen zu besetzen. Indem Gregor den Fürsten dies bisher von ihnen vielfach ausgebte Recht absprach, rief er den sogenannten Jnvestlturstreit hervor, der fnfzig Jahre hindurch Kaiser und Papst entzweit hat. 3. Heinrich Iv. im Kampfe mit Gregor Vii. Der Papst beschied Heinrich Iv. zur Verantwortung auf die Anklage der Sachsen nach Rom. Heinrich wies diese Zumutung entrstet zurck; ja er ging, seine Macht berschtzend, so weit, da er (durch eine Versammlung