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1. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

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1. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 36

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 36 — Als Rudolf die Nachricht bort seiner Wahl erhielt, belagerte er gerade die Stadt Basel. Sogleich schickte er in die Stadt und ließ ihr seine Wahl zum Kaiser verkündigen. Als der Bischof von Basel vernahm, daß Rndols zum Kaiser gewählt war, rief er aus: „Nun sitz fest, Herr Gott im Himmel, sonst wird dich dieser Rudolf noch vom Throne stoßen." Als der Stärkere bot Rndols der Stadt jetzt großmütig den Frieden an. Die Bürger hörten erfreut diese Botschaft, öffneten ihm ihre Tore und wünschten ihm Glück zu seiner Erwählung. 1). gtuboffs Leutseligkeit, Ziedkiciikeit und ßinsachheit. 1. Rudolfs Leutseligkeit und Redlichkeit. Rudolf war gegen jedermann freundlich und wohlwollend. Als ihm einmal gesagt wurde, er sei oft allzugütig, eutgegnete er: „Es hat mich schon oft gereut, daß ich zu streng war; nie aber wird es mich gereuen, daß ich zu gut gewesen bin." Für Hilfsbedürftige hatte er stets eine offene Hand, und wie sehr er auf Treue und Redlichkeit hielt, bezeugte das noch lange im Volke lebende Sprichwort: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" Oft saß er persönlich zu Gericht, und Gehör gewährte er jedermann. Als seine Diener einst einen armen Mann abweisen wollten, sagte er: „Ei, laßt ihn doch herein! Bin ich denn Kaiser geworden, daß ihr mich vor den Menschen einschließt?" 2. Rudolf und der Bettler. Einst kam ein Bettler zu ihm und sagte: „Lieber Bruder Rudolf, schenk mir doch eine Gabe." Der Kaiser verwunderte sich über diese Anrede und fragte: „Seit wann sind wir denn Brüder?" Der Bettler versetzte: „Ei, von Adam her sind wir doch alle Brüder." „Dn hast recht," erwiderte der Kaiser, langte in die Tasche und gab dem Bettler einen Pfennig. Der Bettler hatte mehr erwartet und sprach: „Aber ein Pfennig ist doch für einen Kaiser gar zu wenig." Rudolf lachte und sagte: „Wenn dir alle deine Brüder von Adam her so viel gäben als ich, so würdest du bald der reichste Mann int ganzen Lande sein." Nach diesem brüderlichen Geschenke gab er ihm dann auch noch ein kaiserliches. 3. Rudolf im Felde. Mit seinen Soldaten teilte Rudolf alle Mühen und Gefahren. Als es den Soldaten einstmals an Lebensrnitteln fehlte, zog er sich mit eigener Hand eine Rübe aus dem Felde, schabte sie und ließ sie sich wohlschmecken. „So lauge wir die noch haben," sagte er dann, „werden wir nicht verhungern." Während einer Heerfahrt flickte er sich einmal seinen Rock. Als das seine Diener sahen, machten sie es ebenso, während vorher sich jeder solcher Arbeit geschämt hatte. Einmal war der Kaiser bei glühender Sonnenhitze mit seinem Heere aus dem Marsche. Alle waren dem Verschmachten nahe. Auch der Kaiser hatte großen Durst, und seine Diener durchsuchten die Umgegend nach Wasser. Endlich brachten sie ihm jubelnd eine mit Wasser gefüllte Flasche. Als er aber erfuhr, daß die Flasche den Schnittern des Feldes geraubt worden war, befahl er seinen Dienern, sie sofort wieder zu den Leuten zurückzutragen. 4. Rudolf und die Bäckerfrau. Der Kaiser giug meist einfach wie feine Krieger gekleidet. Zuweilen kam es daher vor, daß er für einen gewöhnlichen Soldaten gehalten wurde. Als er einmal fein Hoflager vor Mainz hatte, ging er allein in die Stadt. Da sah er in einem Bäckerhause einen Hausen glühende Kohlen, die eben aus dem Ofen gezogen waren. Um sich zu wärmen, trat er in das Hans ein. Die Bäckerfran, die ihn nicht kannte, machte ein brummig Gesicht und schalt heftig mit ihm. Rudolf eutgegnete: „Seid nicht so zornig," liebe Frau, „ich bin ein guter, alter Landsknecht, habe nicht viel und

2. Bd. 2 - S. 370

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
370 Ix. Zcit des (inkcnbcn Papstthums. treffliche Geistes- und Gcmütbseigenschaften und dabei wenn schon nicht unbedeutende Güter in der Schweiz und im Elsaß, doch verhältnißmäßig eine geringe Haus macht besaß. Indessen war Rudolf doch der rechte Mann und Gott hat in seiner Erhebung das arme Teutschland gnädig angesehen. Der Grnndzng seines Wesens war Geradheit und Biederkeit! Auch heller Verstand und viel Mutterwitz, ein muthiges Herz und eine tapfere Faust, »nd dabei eine ungemeine Güte und Leutseligkeit war ihm gegeben. Fromm nach seiner Zeit war er auch. Einst, da er noch als Graf jagte, begegnete ihm ein Priester, der mit dem Sakramente zu einem Kranken wollte, aber nicht über die angeschwollene Renß konnte; gleich stieg Rudolf von seinem Roß und setzte den Prie- ster darauf, um zur Verrichtung seines heiligen Werkes an Ort und Stelle gelangen zu können; als ibm dieser nachher das Pferd dankend zurückbrachte, schenkte er es ihm mit den Worten: „Es schickt sich nicht, daß ich für- daß sitze auf dem Thier, da der Herr der Herren ist übergeführt!" Rudolf befand sich zur Zeit seiner Wahl vor der Stadt Basel, mit der er in Fehde begriffen war. Da sprengte der R ei chs erb m a rs ch al l Graf Heinrich von Pappen heim heran und begrüßte ihn mit der großen Botschaft. Er zeigte sich wobl sehr verwundert, aber sträubte sich nicht; er sprach: „Der Echte halte ich mich zwar nnwerth, bitt' aber Gott, er wolle mich also gesinnet machen, daß ich Ihm und den Menschen znm Wohlgefallen das Reich führe." Schnell vertrug er sich mit der Stadt Basel und folgte freudig dem Rufe zum höchsten Herrscheramt der Erde. Wo er durchzog, em« psieng ihn das Volk mit lautem Jubel. In Achen wurde er durch den Erzbischof von Köln gekrönt. Nach der Krönung sollte die Verpflichtung der Lehen- träger der Krone vorgenommen werden. Es war aber das Reichsscepter, woraus herkömmlich der Lehenseid ge-

3. Geschichte des Mittelalters - S. 172

1878 - Mainz : Kunze
172 Vierte Periode des Mittelalters. v°?B°!el Rudolf war eben in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger während der Fastnacht einige von seinen Leuten erschlagen, andere verjagt hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt. Da weckte ihn einst in der Nacht sein Neffe Friedrich von Zollern, Burggraf zu Nürnberg, welcher für Rudolfs Wahl sehr thätig mitgewirkt hatte, und theilte ihm das Ergebnis derselben mit. Er nahm an. Der Bischof von Basel aber rief, als er die unerwartete Kunde vernahm, bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel ward sogleich aufgehoben; die Stadt öffnete dem König die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungs-%Sung in ^°^en' Rudolf begab sich hierauf mit einem ungeheuren Gefolge nach Aachen. Aachen, wo ihn der Erzbischof von Cöln feierlichst krönte. Als aber nach der Krönung Rudolf den Fürsten die Belehnung mit dem Scepter ertheilen sollte, fand sich dasselbe nicht vor. Da nahm der fromme König das Crucifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Scepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Auch Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung. Zum ersten Male wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Rudolf Ueberall, wo Rudolf erschien, kamen Scharen von Bürgern und Frieden" her" Landleuten zu ihm und beschwerten sich über die Willkür und Wegelagerei der Herren vom Adel. Der König wußte gar wohl, wie gerecht die Klagen waren, und forderte daher von Allen, den Landfrieden zu achten und die Ruhestörer zu strafen. Im ganzen Reiche suchte er Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Wer des Landfriedensbruchs schuldig befunden wurde, verfiel in schwere Strafe. Viele Raubschlösser wurden gebrochen, räuberische Ritter und Reisige an Bäumen aufgehängt und andere erschlagen. ehrt den Gleich nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst und ver- stchabe/nicht sprach Alles zu erfüllen, was Otto Iv. und Friedrich Ii. gelobt hätten; krönen, darum ward er auch als rechtmäßiger König vom Papste anerkannt. Doch wollte er sich durchaus nicht in Rom krönen lassen, und als man ihn nach der Ursache fragte, antwortete er mit einer Fabel: „Es wurden viele Thiere geladen vor einen Berg, darin war eine Löwenhöhle. Der Fuchs kam auch herbei. Alle Thiere gingen in den Berg, nur der Fuchs nicht; der blieb allein draußen stehen und wartete, ob

4. Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht - S. 68

1892 - Halle (Saale) : Schroedel
68 demselben Flusse zu baden und durch Schwimmen sich zu erfrischen. Hierbei ertrank er nach Gottes Ratschlu. Ein beweinenswertes, unerwartetes Unglck! Wir trugen seine irdischen berreste mit uns hinweg unter gebhrender Verehrung. Nus dem Briefe eines Steu;fa' rerei- D. I>es Weiches Meugestattnng. 6. Rudolf . Hatisliurg. 12731291. Seine Wahl und Krnung. Graf Rudolf sammelte ein Heer und zog gen Basel. Im Jahre des Herrn 1273 kam ein von den Kurfrsten gesandter Bote nach Basel und sagte, er werde einen König fr alle bringen. Als er nun von Basel aus zum Grafen Rudolf ge-kommen war, sprach er: Die Kurfrsten lassen euch melden, da. wenn ihr eure Tchter einigen von ihnen znr Ehe geben wollt. sie euch zum König der Rmer whlen werden." Rudolf erwiderte: Dies und alles andere werde ich erfllen." Da zeigte der Bote allen die Wahl- und Besttigungsbriefe. Als der König diese gesehen hatte, sagte er zu all den Seinigen: Haltet Frieden mit allen und gebt allen Gefangenen die alte Freiheit zurck!" Als die Herren dies hrten und sahen, riefen sie ihm zu: Es lebe der König!" und erwiesen ihm hiernach knigliche Ehren. Hierauf zog Rudolf mit seinem Weibe, seinen Shnen und Tchtern nach dem Rheine, und als er nach Rheinfelden kam, zogen ihm die Brger, als einem Könige, jubelnd entgegen und bergaben ihm frei-willig Stadt und Burg. Dann gelangte er nach Basel, auch hier nahmen ihn die Brger lblich auf. Von da kam er nach Neuenburg und Brei-sach, und auch hier empfingen ihn die Brger mit Ehren und lieferten ihm Lebensmittel. Feierlich wurde also Graf Rudolf von Habsburg am Tage vor Michaelis im Jahre des Herrn 1273 zum Könige der Rmer gewhlt. Nach der Wahl gab er allen seinen Gefangenen, groen wie kleinen, ja selbst den zu ewiger Haft verurteilten, die alte Freiheit zurck. Sofort aber verbreitete sich im ganzen Lande unbeschreiblicher Frieden und Froh-locken, wie es nach unserer Meinung seit der Zeit Jesu Christi nicht dagewesen ist. . So kam der König nach Mainz, hier wurden ihm die kniglichen Jnsignien entgegengebracht, die seine Vorgnger kaum durch Zahlung der grten Geldsummen gewinnen konnten. Die Fürsten, deren Amt es mar, den König zu krnen, rieten dem Erwhlten, mit der Knigin nach Aachen zu kommen, damit er hier nach kniglichem Branche die Krone empfange. Es rsteten sich daher der König und die Knigin, nach Aachen zu gehen, und es begleitete sie eine so gewaltige Menge, da die Heeresstrae auf drei Meilen hin die Scharen nicht zu fassen vermochte. Aus der Stadt Aachen zogen dem Herrn König Rudolf die Verlobten seiner Tchter, das heit , der Herzog von Bayern und der Herzog von Sachsen, ent-gegen, mit ihnen die Brger der Stadt mit zwanzigtausend Rittern, wie erzhlt wurde, und alle lobten Gott und den König. So groß war die Teurung wegen der Menge der Menschen, da ein mig groes Brot zwei Denare galt, und der Sester Hafer kaum um zehn Klnische Denare feil stand.

5. Erziehender Geschichtsunterricht - S. 332

1912 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
332 schlimmsten Landplacker sein. Da seht ihr, wie furchtbar es einem Lande geht, wenn kein starker Herr da ist und keine starke Regierung mit soviel Geld und Soldaten und Polizisten, da sie Gericht halten und fr Ruhe sorgen und den Schwachen gegen den Starken schtzen kann. Da ist es nun endlich von zwei Seiten versucht worden, Ordnung zu schaffen. Auf der einen Seite stand der Kaiser, den die Fürsten zuletzt doch whlten, auf der anderen die Städte, die dann angefangen haben, sich selbst zu helfen. 2. Rudolfs Glck und Taten. Es war im Jahre 1273, dahatte der Papst endlich selbst von den Fürsten verlangt, sie sollten einen Kaiser whlen. Die Fürsten wollten das auch wohl, und da er die freien Ritter und Grafen kurz hielt, das war ihnen schon recht, er sollte nur nicht so mchtig sein, da er ihnen selber aufsitzen konnte. Datrat Friedrich von Hohenzollern auf, der Burggraf von Nrnberg, der sagte: Mir scheint keiner besser fr den Kaiserthron zu passen als der Graf Rudolf von Habsburg. Er ist ein zher und fester Mann, kriegerisch und klug, er wird Ordnung schaffen und wird sich doch nicht zu hoch erheben knnen, denn er ist von Hanse aus arm und hat dazu noch sechs Tchter und vier Shne." Ja," sagte der Erzbischof vou Mainz zu den Bischfen, den wollen wir nehmen. Er hat Ehrfurcht vor der Kirche. Er hat mich einmal auf einer Wall-fahrt nach Rom geleitet, und da hat er sich so hflich und fromm gegen mich betragen, der wird den Bischfen gut tun." Nun war dieser Graf wirklich arm und kriegerisch und klug, aber seine Frmmigkeit war auch mehr Klugheit. Er war 7 Fu groß, mit schmalem Gesicht, schmalen langen Hnden und Fen, einer mchtigen Habichtsnase und dnnem, sprlichem Haar. Er war ein elsssischer Graf, war Befehlshaber der Stadt Straburg gewesen, und weil er selber nicht viel hatte, hatte er mit und ohne Grnnd seinen Nachbarn zu nehmen und zu rauben gesucht, was er nur konnte. Und er hatte in allem Glck und hatte schon viel Land und Burgen erbeutet. Von dem Bischof von Basel hatte er Jahr fr Jahr schweres Geld erpret um eine Streitsache, die sie miteinander hatten. Jedes Jahr gab ihm der Bischof das Geld, und dann hielt der Graf von Habsburg Frieden; aber im nchsten Jahr fing er den Streit von vorn an. Zuletzt war der Bischof so verzweifelt, da weigerte er sich, das Geld zu geben und lie sich lieber in seiner Stadt von dem Grafen be-lagern. Rudolf lag gerade der der Belagerung vor Basel, da kamen die Boten und brachten ihm die Nachricht, da er König geworden sei. Als das der Bischof von Basel hrte, jammerte er und sagte: Diesem Rudolf glckt alles. Es ist nur gut, da die Menschen nicht auf Gottes Stuhl kommen knnen, sonst wrde er noch der liebe Gott werden."

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 90

1885 - Mainz : Frey
90 heim, gebracht wurde. Schnell hob er die Belagerung auf und söhnte sich mit Basel aus. Zu Aachen wnrde er gekrönt. Als die Fürsten darauf den Hnldigungseid ablegen sollten, weigerten sie sich, weil das Zepter fehle. Sofort nahm Rudolf das Kruzifix und sprach: „Das ist das Zeichen der Erlösung; ich will mich dessen bedienen gegen alle, die mir und dem Reiche untreu werden!" Hierauf küßte er das Kreuz; die Fürsten thaten dasselbe und leisteten den Eid der Treue. Heftige Kämpfe hatte Rudolf bald mit dem Könige Ottokar von Böhmen zu bestehen, welcher sich alle Hoffnung auf die deutsche Krone gemacht und den armen Grafen, der früher in seinen Diensten gestanden, nicht als König anerkennen wollte. Rudolf besiegte ihn in heißem Treffen auf dem Marchfeld (bei Dürnkrut 1278). Ottokar fand, tapfer kämpfend, seinen Tod. Schmerzlich bewegt, stand Rudolf vor der Leiche seines ehemaligen Waffenfreundes. c) Deutschland konnte mit der Wahl Rudolfs recht zufrieden sein. Er durchzog das ganze Reich und hielt strenges Gericht über die Friedensbrecher. In Thüringen allein zerstörte er 66 Raubschlöfser und ließ 29 Ritter aushängen. Er demütigte auch den kriegerischen Grafen Eberhard von Württemberg, der sich „Gottessreund und aller Welt Feind" nannte. Wie Rudolf einfach und herablassend als Graf gewesen, so blieb er auch als Kaiser. Vor einem Züricher Bürger, der ihm einst das Leben gerettet, stand er vom Throne auf und einen reichen Gerber aus Basel, den er früher gekannt, besuchte er bei seiner Anwesenheit in Basel. Als seine Trabanten einst arme Leute wegstießen, die ihn anflehen wollten, rief er: „Laffet sie doch zu mir; ich bin nicht Kaiser geworden, um mich vor den Menschen zu verschließen!" In seinem einfachen Anzuge wurde Rudolf oft verkannt. So hielt ihn einst eine Bäckersfrau in Mainz, als er sich am Backofen wärmte, für einen gemeinen Kriegsknecht und sprach: „Marsch, trolle dich zu deinem Bettelkönig, der mit seinen Knechten und Pferden das Land auffrißt." Weil der König nicht gleich ging, schüttete das zornige Weib ihm Wasser über den Kopf. Triefend ging Rudolf ins Lager. Nachmittags schickte er einen Diener mit mehreren Speisen zu der Frau und ließ ihr sagen, das schicke ihr der Reitersmann, den sie begoffen habe. Sie erschrak, lief ins Lager und warf sich dem Könige zu Füßen. Rudolf hieß sie aufstehen und gab ihr keine andere Strafe, als daß sie den Vorfall den Rittern des Kaisers wörtlich erzähle. Der König verachtete allen Prunk. Einmal flickte er mitten unter feinen Kriegern sein Wams; ein anderesmal hielt er die Hungrigen bei guter Laune, indem er eine Rübe aus dem Acker zog und damit seinen Hunger stillte.

7. Im alten Reich - S. 102

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 102 - Ordnung schaffen und wird sich doch nicht zu hoch erheben können, denn er ist von Lause arm und hat dazu noch sechs Töchter und vier Söhne." „Ja," sagte der Erzbischof von Mainz zu den Bischöfen, „den wollen wir nehmen. Er hat Ehrfurcht vor der Kirche. Er hat mich einmal auf einer Wallfahrt nach Rom geleitet, und da hat er sich so höflich und fromm gegen mich betragen, der wird den Bischöfen gut tun." Nun war dieser Graf wirklich arm und kriegerisch und klug, aber seine Frömmigkeit war auch mehr Klugheit. Er war 7 Fuß groß, mit schmalem Gesicht, schmalen, langen Länden und Füßen, einer mächtigen Labichtsnase und dünnem, spärlichem Laar. Er war ein elsässischcr Graf, war Befehlshaber der Stadt Straßburg gewesen, und weil er selber nicht viel hatte, hatte er mit und ohne Grund seinen Nachbarn zu nehmen und zu rauben gesucht, was er nur konnte. And er hatte in allem Glück und hatte schon viel Land und Burgen erbeutet. Von dem Bischof von Basel hatte er Jahr für Jahr schweres Geld erpreßt, um eine Streitsache, die sie miteinander hatten. Jedes Jahr gab ihm der Bischof das Geld, und dann hielt der Graf von Labsburg Frieden; aber im nächsten Jahr fing er den Streit von vorn an. Zuletzt war der Bischof ganz verzweifelt; er weigerte sich, das Geld zu geben und ließ sich lieber in seiner Stadt von dem Grafen belagern. Rudolf war gerade über der Belagerung von Basel, da kamen Boten und brachten ihm die Nachricht, daß er König geworden sei. Als das der Bischof von Basel hörte, jammerte er und sagte: „Diesem Rudolf glückt alles. Es ist nur gut, daß die Menschen nicht auf Gottes Stuhl kommen können, sonst würde er der liebe Gott werden." Dies Glück hat ihn nun auch in seiner Regierungszeit begleitet, und er hat den Grund gelegt zu der Macht des Lauses Labsburg, das noch jetzt auf dem österreichischen Kaiserthron sitzt. Ein einziger von den großen Fürsten war nicht bei der Kaiserwahl zugegen gewesen, wollte auch seine Stimme Rudolf nicht geben, das war der König Ottokar von Böhmen. Dieser war aber der mächtigste von allen und besaß außer Böhmen noch Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Er hatte viele Adlige im Land, die waren ihm aufsässig und schickten Nachricht zu Rudolf, er möchte das Land einnehmen. Da warb der König Rudolf viele Ritter zum Zuge nach Böhmen; zwar hatte er nur wenig Geld, aber er glaubte, er würde auf dem Zuge schon gewinnen, daß alle ihr Teil kriegen könnten, und die Ritter glaubten das auch. Als Ottokar davon hörte und vernahm, daß seine Lauptstadt Wien schon dem König die Tore geöffnet hatte, da unter-

8. Das Mittelalter - S. 188

1912 - Nürnberg : Korn
— 188 — Graf Rudolf belagerte mit seinen Leuten eben die Stadt Basel; da kam der von den Wählern gesandte Bote nach Basel und verkündete, er werde einen König für alle bringen. Als er nun von Basel aus mitten in der Nacht zum Grafen Rudolf gekommen war, sprach er: „Die Wähler lassen euch melden, daß sie euch zum römischen Könige nehmen werden, wenn ihr eure Töchter dem Herzog von Bayern und dem von Sachsen zur Ehe gebt." Rudolf aber glaubte, man wolle ihn zum besten haben, und wurde unwillig über den Burggrafen. Der aber sagte: „Das sei ferne, daß ich euch, den mächtigsten aller Herren, zum besten hätte!" und erzählte ihm den ganzen Hergang der Wahl. Da der Graf hörte, daß seine Töchter mit so vornehmen Fürsten vermählt werden sollten, antwortete er: „Dies und alles andere werde ich erfüllen." Nun zeigte der Bote allen die Wahl- und Bestätigungsbriefe. Als der König diese gesehen, befahl er seinen Leuten: „Haltet Frieden mit allen und gebet allen Gefangenen die Freiheit." Die Herren hörten dies und riefen: „Es lebe der König!" und darnach erwiesen sie ihm königliche Ehren. Die Königskrönung. (1273.) Darauf zog Rudolf mit seiner Gemahlin und seinen Söhnen und Töchtern an den Rhein. Als er nach Rheinfelden kam, empfingen ihn die Bürger als ihren König mit großer Freude und überlieferten ihm freiwillig Schloß und Stadt. Dann kam er nach Basel und auch hier nahmen ihn die Bürger freundlich aus. Wohin er kam, lieferten ihm die Bürger den Unterhalt. Die Leute von Kolmar brachten ihm 12 Fässer des besten Weines, die Straßburger aber 60 und ein großes, mit Getreide beladenes Schiff dar. Im ganzen Lande verbreitete sich sofort unbeschreiblicher Jubel. So fuhr der König zu Schiffe den Rhein hinab nach Mainz, wo die Fürsten ihn erwarteten und ihm unter großen Freudenbezeigungen entgegenkamen. Hier wurden ihm freiwillig die Reichskleinodien gegeben, die seine Vorgänger kaum mit den größten Geldopfern hatten erlangen können. Die Fürsten, deren Amt es war, den König zu frönen, rieten dem Erwählten, mit der Königin nach Aachen zu ziehen, um die Krone zu empfangen. So rüsteten sich der König und die Königin zur Fahrt nach Aachen. Ihnen zur Seite zog eine so große Volksmenge, daß die Heerstraßen auf drei Wegstunden die Leute nicht zu fassen vermochten. Aus der L)tadt Aachen zogen dem König Rudolf die Verlobten feiner Töchter, der Herzog Ludwig von Bayern und der Herzog von Sachsen entgegen, dazu die Bürger der Stadt mit zwanzigtaiffend Rittern. Sie alle lobten

9. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 106

1869 - Erfurt : Körner
106 Ii. Abschnitt. Die Zeit vom Interregnum bis zum Weginn der Ueformation. (1273 — 1517.) D. Kaiser aus verschiedenen Häusern. § 27. Rudolf von Habsburg (1273 —1291). 1. Rudolf's Wahl und Krönung. Nachdem König Richard gestorben war (1273), wählten die deutschen Fürsten den Grafen Rudolf von Habs- bur g zum Könige. Weit und breit ehrte man denselben als einen tapfern, frommen und tugendhaften Mann, der zu jeder Zeit gegen Freund und Feind eine redliche Gesinnung gezeigt hatte. („Der Graf von Habsburg", von Fr. v. Schiller. — „Habsburg's Mauern", von S imrock.) Rudolf be- lagerte eben Basel l), als sein Neffe, der Burggraf Friedrich von Hohenzollern, um Mitternacht mit der Kunde in sein Zelt trat, daß er zum Könige erwählt sei. Die Bürger zu Basel huldigten ihm bald. Rudolf wurde in Aachens (1273) feierlich gekrönt. Schon hierbei zeigte er, was das Reich von seiner Gesinnung ¿n erwarten habe. Als man bei der Belehnung das Reichssccpter vermißte, ergriff Rudolf ohne Verzug ein auf dem Altäre stehendes Crucisir, küßte es und meinte, daß dies Zeichen, durch welches die Welt erlöset worden sei, auch wohl das Scepter ersetzen könne. Da leistete,: alle Fürsten willig den Eid und ehrten des Königs frommen Sinn. Die Anerkennung des Papstes erfolgte bald. Die römische Kaiserkrone begehrte Rudolf nicht; denn er meinte, daß Italien einer Löwengrube zu vergleichen sei, in welche zwar viele Fußtapfen hinein, aber wenige herausführten. 2. Der Kampf mit Ottokar von Böhmen. Rudolf's mächtigster Gegner war König O ttokar von Böhmen, ein kühner, aber übermüthiger und gewal- tiger Mann, der durch glückliche Kriege seinen Namen mit Furcht umgeben und die ererbten Reiche Böhmen und Mähren noch durch Erwerbung von Oesterreich, Steiermark, Kärnthen und Kraiu vergrößert hatte. Er hatte nach der Wahl Rudolf's den Lehnseid verweigert, weil er selbst nach der Krone trachtete. Schon im Jahre 1276, als die Ordnung des Reiches einigermaßen hergestellt war, überzog ihn Rudolf mit Krieg und zwang ihn, Böhmen und Mähren als Lehen zu nehmen, die übrigen Länder aber herauszugeben. Doch der Stolz des Besiegten ertrug diese Demüthiguug nicht lange; zwei Jahre später rüstete Ottokar abermals zum Kriege. Im August des Jahres 1278 kam es aus dem Marchfelde zur entscheidenden Schlacht. Der Kampf wurde auf beiden Seiten mit großer Erbitterung geführt. Rudolf hatte hefohlen, Ottokar's Leben zu schonen; dieser hatte aber Dem einen hohen Preis zuge- sagt, der ihm seinen Gegner tobt oder lebendig in die Hände liefern würde. Ein böhmischer Ritter gedachte sich diesen Preis zu verdienen, drang mit Uu- 0 Basel, Hauptstadt des gleichnamigen Cantons der Schweiz, liegt zum großen Theile auf dem linken Ufer des Rheins, da, wo derselbe plötzlich seinen Lauf nach Norden nimmt. 2) Nachen, Hauptstadt des gleichnamigen Reg.-Vez. der prcuß. Rhcinprovmz, liegt unweit der belgischen Grenze.

10. Deutsche Geschichte - S. 122

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
122 33. Rudolf von Habsburg. 12731291. V. Die Zeit der beginnenden Auflsung des Reiches. (Bon Rudolf von Habsburg bis zu Karl V.) 33. Rudolf von Habsburg. 12731291. 1. Rudolfs Wahl und Krnung. Fast volle zwei Jahrzehnte dauerte die kaiserlose Zeit". Das deutsche Volk litt schwer unter der zunehmenden Rechtlosigkeit und sehnte sich wieder nach einem Könige. Als der englische Prinz, der den Titel eines deutschen Knigs gefhrt hatte, endlich gestorben war, entschlossen sich die deutschen Fürsten zur Neuwahl. Nur noch sieben Fürsten, die bereits frher ein Vorrecht vor den andern besaen, bten die Wahl oder Kur aus. Man nannte sie daher Kurfrsten. (Kur von kren = whlen.) Diese wollten aber keinen mchtigen Herrscher der sich haben und whlten den Grafen Rudolf von Habsburg, der in der heutigen Schweiz zwar reichen Landbesitz hatte, aber doch nicht zu den mchtigen Reichsfrsten gehrte. Der Burggraf Friedrich vou Nrnberg, ein Hohenzoller, und der Erzbischof von Mainz, den der Graf udolf einmal auf einer Reise nach Rom sicher der die Alpen geleitet, hatten besonders fr die Wahl gewirkt. (Schillers Gedicht: Der Graf von Habsburg"). Rudolf war bereits 55 Jahre alt, als er König wurde. Er belagerte gerade Basel, als ihm der Burggraf von Nnt-berg die Nachricht vou seiner Wahl berbrachte. Sogleich schlo er Frieden mit dem Bischof von Basel und zog nach Aachen, um sich krnen zu lassen. Als er vor dem Altare stand, den Hnldignngseid zu empfangen, fehlte das Zepter. Da nahm Rudolf ein Kruzifix und sprach: Das Zeichen, durch welches die Welt erlst ist, kann auch wohl als Zepter dienen". Nach dem trgerischen Glnze der rmischen Kaiser-krne begehrte er nicht; er ist nie nach Italien gezogen, sondern be-schrnkte feine Ttigkeit streng auf Deutschland. Dennoch nannte ihn das deutsche Volk Kaiser Rudolf". Wie Rudolf die Rmerzge und die Kaiferkrnnng verschmhte, so auch die meisten seiner Nachfolger: gleichwohl fhrten die deutschen Könige fortan ohne Ausnahme den Titel Kaiser". 2. Rudolfs Persnlichkeit. Rudolf war ein hochgewachsener, hagerer Mann mit blassem Gesicht und starker Adlernase. Gelehrte Bildung war ihm fremd; er sprach nur deutsch; aber er war ein kluger Staatsmann, ruhig und nchtern, der bei allen Dingen seinen eigenen Vorteil im Auge behielt. Dabei war er schlicht und derb, freundlich und leutselig, ein Liebling des Volks. Man erzhlte sich, wie der König einst, als auf einem Kriegszuge die Nahrungsmittel ausgegangen waren, mit seinen Kriegern die Rben aus dem Acker gezogen und gegessen, und wie er ein andermal sein zerrissenes Wams selbst geflickt habe. Jedermann, ohne Unterschied des Standes, hatte freien Zutritt zu ihm. Einst, da die Wache einen gemeinen Mann, der ihn zu sprechen wnschte, nicht hereinlassen wollte, rief er: Lasset ihn doch herein!

11. Quellenbuch - S. 101

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 101 - ihrem Kinde, dann ging der Blinde an der Hand seines Führers dahin; die Bauern aber riefen ihm nach: „Ja, Dieb Helmbrecht, hättest du den Pflug zur Hand genommen, so brauchtest du jetzt nicht den Blindenstecken zu tragen." Ein Jahr lang litt der Blinde Not. Da ging er eines Morgens durch emen Wald, in welchem Bauern Holz fällten. Als sie ihn sahen, sprach der eine: „Da kommt der Blinde, der mir einst eine Kuh geraubt hat." Ein anderer sprach: „^ch will ihn zerreißen in Stückchen, die kleiner sind als Sonnenstäubchen, denn er hat mir und meinen Kindern die Kleider vom Leibe gestohlen." Der dritte sprach :^ „Mir hat er meine Hütte aufgebrochen und daraus genommen alles, was ich hatte." Alle stürzten mit Geschrei auf Helmbrecht los. „Nimm deine schöne Mütze in acht, mit der du so geprahlt hast," riefen sie ihm höhnend zu und fielen über ihn her und zerzausten ihm Haar und Mütze. Endlich ließen sie ihn seine Beichte sprechen, dann hingen sie ihn an einen Baum. So ging des Vaters Traum in Erfüllung, zur Warnung allen Kindern, die Vater und Mutter nicht achten wollen. 33. Rudolf von Habsburg. 1273—1291. Von diesem Könige erzählt kurz zusammenfassend die gleichzeitige Chronik des Eike von Repgow, die erste prosaische Chronik in deutscher Sprache: „In dem 1273. Jahre nach Christi Geburt kam an das Reich der erste Rudolf, der Graf von Habsburg in Schwaben. Und er war daran siebzehn Jahre und etliche Monate. Er ward gewählt einmütiglich von allen Fürsten, wie es Gottes Wille, denn die Christenheit bedurfte seiner sehr. Da ihn die Fürsten erwählten zu Frankfurt, da lag er vor der Stadt zu Basel; die war des Bischofs von Basel, mit dem er zu der Zeit Krieg führte. Nun war König Rudolf also gar berühmt im ganzen deutschen Lande, wie er so mächtig, weise und sromm wäre. Darum sandten ihm die Kurfürsten das Königreich. Des erschrak der Bischof von Basel sehr; aber es war nicht nötig, denn der König versöhnte sich mit ihm gütlich. Der König war ein guter Friedemacher, denn er zerbrach alle die Raubhäuser, die damals das Land schädigten. Er stritt auch einen Streit mit dem Könige Ottokar von Böhmen, den schlug er, denn er setzte sich wider ihn und wollte nicht seine Lehen von ihm empfangen. Also besiegte der König Die Böhmen. Davon ward er also wert, daß ihn die Fürsten oft angingen, daß er nach Rom führe und Kaiser würde. Aber der König war ein weiser Mann und antwortete den Herren ans ihre Rede mit einer Fabel: „Es wurden viele Tiere geladen vor einen Berg, und der Fuchs kam auch dahin. Die Tiere gingen alle in den Berg, nur der Fuchs blieb allein draußen stehen und wartete, bis die Tiere wieder herausgingen. Ihrer aber kam keins wieder heraus, da wollte der Fuchs nicht in den Berg." Mit der Fabel gab der König den Herren zu verstehen, daß vor ihm mancher König über das Gebirge in welsche Lande fuhr, die alle darin blieben; darum wollte er nicht nach den welschen Landen und nicht nach Rom. Zu seiner Zeit ward auch Accon verloren (1291) und was sonst von dem heiligen Lande in der Christen Gewalt war. Also blieb der König in deutschen Landen. Das war dem Lande gut, denn er

12. Theil 2 - S. 20

1827 - Leipzig : Brockhaus
vinzen nehmen zu lassen, und Dich von einem schwäbischen Grafen, vor dem grauen Wamms, dem Habsburger kirchen- räubrischcn Bettler zu demüthigen ?" Jedes dieser Worte schlug dem ohnehin schon so tief gebeugten König tiefe Wunden. Er konnte den Hohn seiner eigenen Gemahlin und das schimpfliche Erbarmen, womit ihn Jedermann anzusehen schien, nicht lange ertragen, und nahm sich vor, Alles aufzubieten, den Flecken, den seine Ehre erlitten hatte, wieder von sich abzuwaschen und seine verlornen Länder zu erobern. Schnell hatte er wieder ein neues Heer beisammen, und schon das Jahr darauf rückte er damit in das Feld. Auch Rudolf sammelte wieder seine Streitkräfte. An Zahl stand zwar seine Mannschaft weit unter Ottokars Macht; aber an Kriegserfahrung, Ordnung und Treue war sie dem Feind überlegen. Er theilte sie in vier Haufen, von welchen er den vornehmsten selbst anführte. Vor der ganzen Streitmasse ritt der Bischof von Basel in Mönchs- kleidung einher, und seine Lehnsleute folgten ihm. Die beiden Heere begegneten einander in Mahren und lieferten sich am 26 August 1278 die entscheidende Schlacht. Rudolf gab den Befehl zum Angriff. Mannhaft widerstanden eine Zeit lang die Böhmen den Spießen der Feinde, und auf beiden Seiten siel mancher tapfere Krie- ger, bis endlich eine Lücke in den Reihen der Böhmen sich öffnete. Und nun stürmte Rudolf selbst gegen ihr Mittel- treffen an. Hier erfolgte ein großes Blutvergießen. Auf beiden Seiten wurde mit äußerster Erbitterung und großer Tapferkeit gefochten. Des Kaifers Leben kam dabei in Gefahr. Ein polnischer Ritter war bis zu ihm vorgedrun- gen , in der Absicht ihn zu tobten und hatte schon sein Pferd niedergestochen; aber die habsburgischen Reisigen kamen ihrem Herrn zu Hülfe; der verwegene Ritter mußte

13. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 91

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 91 — einmütiglich von allen Fürsten, wie es Gottes Wille, denn die Christenheit bedurfte seiner sehr. Da ihn die Fürsten erwählten zu Frankfurt, da lag er vor der Stadt zu Basel; die war des Bischofs von Basel, mit dem er zu der Zeit Krieg führte. Nun war König Rudolf also gar berühmt im ganzen deutschen Lande, wie er so mächtig, weise und fromm wäre. Darum sandten ihm die Kurfürsten das Königreich. Des erschrak der Bischof von Basel sehr; aber es war nicht nötig, denn der König versöhnte sich mit ihm gütlich. Der König war ein guter Friedemacher, denn er zerbrach alle die Raubhäuser, die damals das Land schädigten. Er stritt auch einen Streit mit dem Könige Ottokar von Böhmen, den schlug er; denn er setzte sich wider ihn und wollte nicht seine Lehen von ihm empfangen. Also besiegte der König die Böhmen. Davon ward er also wert, daß ihn die Fürsten oft angingen, daß er nach Rom führe und Kaiser würde. Aber der König war ein weiser Mann und antwortete den Herren auf ihre Rede mit einer Fabel: „Es wurden viele Tiere geladen vor einen Berg, und der Fuchs kam auch dahin. Die Tiere gingen alle in den Berg, nur der Fuchs blieb allein draußen stehen und wartete, bis die Tiere wieder herausgingen. Ihrer aber kam keins wieder heraus, da wollte der Fuchs nicht in den Berg." Mit der Fabel gab der König den Herren zu verstehen, daß vor ihm mancher König über das Gebirge in welsche Lande fuhr, die alle darin blieben; darum wollte er nicht nach den welschen Landen und nicht nach Rom. Zu seiner Zeit ward auch Akkon verloren (1291) und was sonst von dem heiligen Lande in der Christen Gewalt war. Also blieb der König in deutschen Landen. Das war dem Lande gut, denn er schuf gutes Gericht und Friede darin, daß an manchen Orten in dem Lande die Kaufleute ihre Lastkarren und Wagen stehen ließen, wo sie übernachteten, und es durfte sie niemand beschädigen. Er war aber ein demütiger, guter, weiser

14. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 446

1880 - Berlin : Nicolai
446 daß das Wahlrecht von alten Zeiten her an dem Volksstamm (also an Barern), nicht an dem Erzamt haste. Erst später trat dann der König von Böhmen als Kurfürst in ihren Verein. Außerdem mußte Rudolf versprechen, daß er als König keine Belehnung oder Verwendung des Reichsgutes ohne die Einwilligung der Kurfürsten vornehmen werde. Diese Bedingungen ging Rudolf von Habsburg vor der Wahl ein, und solche Wahlkapitulationen waren seitdem herkömmlich. Ein starkes erbliches Königthum, wie es die früheren Kaiser zu schaffen versucht batten, war fortan in Deutschland unmöglich. Auch den bedeutendsten anderen Fürsten und den wichtigsten Städten machte Rudolf unter der Hand Verheißungen von Rechten und Vortheilen. Nachdem so die meisten Reichsstände gewonnen waren, wurde Rudolf von der Versammlung der Wahlfürsten (mit Ausnahme des Böhmenkönigs, der dagegen Protestiren ließ) zu Frankfurt am Main am 29. September 1273 zum König gewählt. Rudolf befand sich, nach der Sage, gerade im Feldlager vor Basel, als er die Nachricht von seiner Erhöhung erhielt. Da öffnete ihm die Stadt sogleich ihre Thore; der Bischof von Basel hingegen rief ganz erschrocken: „Jetzt sitz fest auf deinem Thron, lieber Herr Gott, sonst kommt Rudolf auch noch dahinauf!" Doch dieser vertrug sich schnell mit seinen Feinden und zog dann nach Aachen zur Krönung. Als er nun dort (am 31. Oktober 1273) gekrönt worden war und den Fürsten die Reichslehen verleihen wollte, fehlte das Scepter dazu. Da nahm Rudolf statt' dessen ein Kruzifix und sprach: „In diesem Zeichen ist die ganze Welt erlöst worden; das ist das beste Scepter." So belehnte er die Fürsten mit dem Kreuz statt mit dem Scepter; dies gefiel allen gar wohl, besonders den Geistlichen. Wie die Geistlichkeit Rudolf auf den Thron erhoben hatte, so blieb sie ihm auch eine feste Stütze. Dafür gestattete er ihr einen großen Einfluß auf die Reichsangelegenheiten und duldete ihre Eingriffe in die Reichsrechte. Am gefügigsten zeigte er sich gegen die Päpste; ohne Widerspruch gab er ihnen die kaiserlichen Rechte in Italien preis und erklärte nach ihrem Wunsche die Romagna und Ravenna für das Eigenthum des heiligen Petrus. Seitdem besaßen die Päpste rechtlich unangefochten den Kirchenstaat. Ueber-Haupt lagen ihm die stolzen Gedanken der alten Kaiser von der Weltherrschaft des deutschen Kaiserthums sehr fern. Die Unfälle der Hohenstaufen warnten ihn; er gab Italien auf und vermied es, zur Kaiferkrönung dahin zu ziehen. „Das i\t," sprach er, „des Löwen Höhle; viele Fußtritte führen hinein, aber keiner wieder heraus." Seit der Zeit haben die deutschen Könige den hohen Begriff des früheren Kaiferthums nie mehr im alten Glanze verwirklichen können, gleichwohl aber den Titel römischer Kaiser beibehalten. Hingegen konnten sich nun die Kräfte der deutschen Nation um so ruhiger in Deutschland selbst entwickeln. Rudols hatte als Graf von Habsburg mit allen Mitteln nach Erweiterung seiner Hausmacht gestrebt; er verfolgte als deutscher König dasselbe Ziel. Aus seiner Stellung den größtmöglichen Vortheil für sein Haus zu erlangen, war bei allen seinen Regierungshandlungen sein leitender Gedanke. Sehr geschickt benutzte er nun die Lage des Reiches für seinen Zweck. Die Geistlichkeit war auf seiner Seite, das Fürstenthum befriedigt, und das deutsche Volk hoffte das beste von dem neuen Könige. Alle aber-

15. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 293

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 293 — eine Rübe aus dem Felde, schabte sie und ließ sie sich wohlschmecken, worauf die Kriegsleute ohne Murren seinem Beispiel folgten. Endlich, als nirgends mehr etwas zu finden war, ließ er die Feinde angreifen. „Siegen wir." sprach er, „so bekommen wir Lebensmittel genug; werden wir besiegt, so erhalten die Gefangenen wohl Essen und Trinken." — Ein andermal war er mit seinem Heere dem Verschmachten nahe. Da brachte ihm ein Soldat eine Flasche Wasser, die er einem Bauer abgenommen hatte. Rudolf aber nahm den Trunk nicht an, sondern sagte: „Gib das Gefäß dem Bauer zurück, denn ich fühle keinen Durst für mich, sondern für meine Gefährten." So teilte er mit seinen Soldaten alle Mühen und Gefahren. — Rudolf war immer freundlich und wohlwollend gegen jedermann. Als er als Kaiser wieder einmal in die Nähe von Basel kam, suchte er einen Gerber, den er früher gekannt, in der Werkstätte auf und schüttelte ihm wie ehedem kräftig die Hand. Bisweilen machten ihm seine Leute seine allzu große Güte zum Vorwurf. Er aber antwortete ihnen: „Kinder, es hat mich schon oft gereut, daß ich zu strenge war; nie aber wird es mich reuen, daß ich zu gut gewesen bin." Für Hilfsbedürftige hatte er eine stets offene Hand, und wie sehr er auf Treue und Redlichkeit hielt, bezeugte das noch lange im Volke lebende Sprichwort: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" b) Seine Leutseligkeit gegen die Bäckerfrau. „Da Rudolf meist sehr schlecht gekleidet ging, so wurde er oft nicht erkannt und hatte bisweilen ganz unangenehme Abenteuer. Einst, da er sein Hoflager in der Nähe von Mainz hatte, kam er in seinem gewöhnlichen schlechten Anzuge in die Stadt. Es war ein kalter Morgen, und ihm froren die Hände. Daher freute er sich, daß eben glühende Kohlen aus einem Backofen genommen wurden, und er trat hin, sich zu wärmen. Die Bäckerin aber, die ihn für einen gemeinen Kriegsknecht ansah, wollte das nicht leiden. „Marsch," sagte sie, „troll dich fort zu deinem Bettelkönig, der mit seinen Pferden und Knechten das ganze Land aufzehrt, oder wenn du nicht gleich gehst, gieße ich dir diesen ganzen Kübel Wasser über den Kops!" Dabei überhäufte sie ihn mit Schimpfworten. Der Kaiser, der sie nicht für so ganz böse hielt, als sie schien, wollte ein Späßchen daraus machen. Allein es war ihr Bitterer Ernst, und da er nicht gleich ging, goß sie ihm den ganzen Kübel über Kopf und Leib. Das war nun doch gewiß stark. Ein anderer würde vielleicht einen Kampf mit dem Drachen begonnen haben; Rudolf aber ging fort und eilte so schnell als möglich in das Lager zurück, um sich umzukleiden und zu erwärmen. Bei Tische erzählte er mit der ihm eigenen kurzweiligen Art sein Abenteuer und belachte es lange mit seinen Gästen. Dann nahm er eine Flasche Wein vom Tische und schickte sie mit einer Schüssel voll der besten Speisen durch einen feiner Diener der unfreundlichen Frau, nach deren Namen er sich erkundigt hatte. „Geh," sagte er, „bring' ihr das mit meinem Gruße und sag' ihr, der alte Landsknecht, dem sie diesen Morgen so liebreich einen Kübel Wasser über den Kopf gegossen, lasse sich für das frische Bad recht schön bedanken." Als die Bäckerin hörte, wer der alte Mann gewesen, wollte sie vor Schrecken in den Boden sinken. Sie lief eiligst in das Lager hinaus und warf sich dem Kaiser, der noch an der Tafel saß, zu Füßen. Rudolf aber hieß sie ausstehen und legte ihr feine andere Strafe auf, als daß sie vor allen anwesenden Herren pünktlich wiederholen mußte, wie sie ihn geschimpft hatte. Kein Wort durste sie vergessen, und wo sie etwas nicht recht gemerkt hatte, da half ihr Rudolf selbst nach; und so entstand eine Szene, bei der alle Anwesenden vor Lachen fast vergingen."

16. Geschichte des Mittelalters - S. 229

1872 - Münster : Coppenrath
229 ich Euch den mir geleisteten Dienst verg elten knnte!" Dieser Wunsch ward ihm jetzt erfllt. Als nmlich der deutsche Thron im Jahre 1273 durch den Tod des Scheinkaisers Richard erledigt worden war, und die Fürsten sich zur Wahl eines neuen Kaisers versammelten, da trat der Erzbischof Werner auf und empfahl mit eindringlicher Beredsamkeit seinen Freund, den biederen Rudolf. Auf seine Empfehlung ward er auch von den Fürsten gewhlt. Rudolf belagerte gerade Basel und erwartete seinen Schwa-ger, den Burggrafen von Nrnberg aus dem Hause Hohen-zollern, als Schiedsrichter seines Zwistes mit der Stadt. Der erschien jetzt, aber mit ganz anderer Botschaft. Um Mitter-nacht weckte er ihn in seinem Zelte mit der unerwarteten Nachricht der auf ihn gefallenen Kaiserwahl. Freudig berrascht shnte sich Rudolf sogleich mit Basel aus. Noch in demselben Jahre ward er zu Aachen feierlich gekrnt. Es war Sitte, da iich die Fürsten von dem neuen Kaiser mit ihren Lndern feierlich wieder belehnen lieen. Da aber das hierzu gebrauch-liche kaiserliche Scepter nicht gerade bei der Hand war, so nahm Rudolf das Crucifix vom Altare, kte es und sprach: Das Kreuz, welches die Welt erlset hat, wird ja wohl die Stelle eines Scepters vertreten knnen." Rudolfs Wahl erfllte Alle mit Freude und Frohlocken. Nun sei hie es nach langem Elende und harter Noth der Erlser gekommen; nach langer Snde und schwerer Strafe sei eine neue Sonne aufgegangen; mge der König leben ewig-Iich, ein Vater und Hirt des bedrngten Volkes!" Gleich nach der Krnung that Rudolf die ersten Schritte zur Wiederher-stellung der Knigsmacht. Er vermhlte feine Tchter Mathilde und Agnes an die Herzoge Ludwig von Bayern und Albrecht von Sachsen, wodurch zwei der mchtigsten Reichsfrsten ihm fr immer fest verbunden schienen. Nach Auen hin suchte er sich zunchst den Papst Gregor X. durch die ehrfurchtsvolle Form, in welcher er ihm seine rechtmige Wahl anzeigte und

17. Geschichte des Mittelalters - S. 193

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
193 Gegend von Basel ritt er einmal vor dem Hause eines Gerbers vorbei, der gerade seine übelriechenden Felle ausspannte. ,,Höre, Freund" rief ihm Rudolf zu, ,,du möchtest auch wohl lieber 100 Mark jährlicher Einkünfte und eine hübsche Frau haben, als dies widrige Geschäft treiben?" „D Herr," antwortete der Handwerker. ,,glaubt mir, ich habe beides." „So?" sprach Rudolf verwundert, ,,ich werde nur mein Pferd in die Herberge reiten und dann gleich sehen, ob du wahr geredet hast." Der Gerber ließ hurtig die Felle wegnehmen, eine Tafel mit gutem Weine in blinkenden Flaschen und mit schönen Speisen in goldenen und silbernen Gefäßen besetzen, und seine Frau mußte sich schön geschmückt daran setzen. Bald war der Kaiser da. Er wurde vom Gerber in einem feinen Kleide empfangen und an die wohlbesetzte Tafel geführt. „Wahrlich," sprach Rudolf voll Staunen, „dn hast wahr gesprochen. Aber, sage mir, wie kommst du zu solchem Reichtums, und wie kannst dn als reicher Mann ein so schmutziges Gewerbe treiben?" „Eben durch diese Arbeit," antwortete der Gerber, „habe ich mir mein Vermögen erworben, und die schönen Sachen, die Ihr hier seht, würden bald fort sein, wenn ich mich der Arbeit schämen wollte, oder den Geruch meiner Felle nicht mehr ertragen könnte." „Brav, guter Mann," fiel ihm Rudolf in die Rede, „bleibe so fleißig und vernünftig." Achtzehn Jahre lang regierte der treffliche Habsburger über Deutschland. Er hatte die Freude, vor seinem Tode zu sehen, daß das Reich viel beruhigter und geordneter war als vordem. Den Kummer hatte er noch kurz vor seinem Ende, daß die Kurfürsten nicht feinen ältesten Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger wählen wollten. Vielleicht wurde auch sein Tod, der 1291 erfolgte, dadurch beschleunigt. Er saß gerade am Schachbrett, als ihm die Ärzte ankündigten, daß er nicht lange mehr leben könne. „Wohlan," sprach er gefaßt, „nach Speier, zu den Gräbern der Kaiser!" Aber ehe er noch Speier erreichte, starb er in Germersheim, 74 Jahre alt. Meisterwerke. Bd Viii. 9? 9 ff eit, Weltgeschichte Ii. 13

18. Geschichte des Mittelalters - S. 233

1872 - Münster : Coppenrath
233 selbst gegen die Raubritter aus und brach ihre Burgen. In Thringen allein zerstrte er ihrer sechzig. Die gefangenen Ruber wurden ohne Rcksicht ihres Standes gehngt; denn Rudolf sagte, er halte feinen Menschen fr adelig, welcher die Armen beraube und die Gerechtigfeit verletze. Er brachte es in wenigen Jahren dahin, da der Kaufmann und Pilger feines Geleites mehr bedurften und durch finstere Wlder und an hohen Burgen ohne Gefahr vorberziehen konnten. Auch hatte Jeder, ohne Unterschied des Standes, freien Zutritt zu ihm. Einst, da die Wache einen gemeinen Mann, der ihn zu sprechen wnschte, nicht hereinlassen wollte, rief er ihr zu: So lasset ihn doch herein! Bin ich benn zum Kaiser erwhlt, da man mich hier einsperre?" Obschon Rudolf den ersten Thron von Europa besa, so machte ihn doch diese hohe Wrde nicht stolz und anmaend. So besuchte er als Kaiser noch einen reichen Gerber bei Basel, den er sonst gefannt halte, und stand vor einem Brger aus Zrich vom Throne auf, weil dieser ihm einst das Leben gerettet hatte. Man sah ihn wohl im Felde seine einfache Klei-dung mit eigener Hand ausbessern und seinen Hunger mit un-gefochten Rben stillen. Wegen seiner Einfachheil ward er ort verkannt und hatte manch' furzweiliges Abenteuer. Einst, da das faiserliche Hoslager bei Mainz stand, fam er in seinem gewhnlichen Wams in die Stadt. Es war strenge Klte, und er trat eben in das offene Haus eines Backers, um sich am Backofen zu wrmen. Die Frau des Bckers aber, die ihn fr einen gemeinen Kriegsknecht hielt, wollte das nicht leiben und schimpfte aus Leibeskrften auf den Kaiser, der mit seinen Leuten dem Brger so zur Last falle. Rudolf lchelte. Dar-ber wrbe das Weib noch zorniger und go nach ihm mit einem Kbel Wasser. Der Kaiser blieb gelassen und ging trie fenb in's Lager zurck. Zu Mittag aber schickte er einen seiner Bebienten mit mehren gut gefllten Schsseln zu der Frau und lie dabei sagen, das schicke ihr der Reitersmann, den sie so

19. Geschichte des Mittelalters - S. 231

1861 - Münster : Coppenrath
231 selbst gegen die Raubritter aus und brach ihre Burgen. In Thüringen allein zerstörte er ihrer sechzig. Die gefangenen Räuber wurden ohne Rücksicht ihres Standes gehängt; denn Rudolf sagte, er halte keinen Menschen für adelig, welcher die Armen beraube und die Gerechtigkeit verletze. Er brachte es in wenigen Jahren dahin, daß der Kaufmann und Pilger keines Geleites mehr bedurften und durch finstere Wälder und an trotzigen Burgen ohne Gefahr vorüberziehen konnten. Auch hatte Jeder, ohne Unterschied des Standes, freien Zutritt zu ihm. Einst, da die Wache einen gemeinen Mann, der ihn zu sprechen wünschte, nicht hereinlassen wollte, rief er ihr zu: „So lasset ihn doch herein! Bin ich denn zum Kaiser erwählt, daß man mich hier einsperre?" Obschon Rudolf den ersten Thron von Europa besaß, so machte ihn doch diese hohe Würde nicht stolz und anmaßend. So besuchte er als Kaiser noch einen reichen Gerber bei Basel, den er sonst gekannt hatte, und stand vor einem Bürger aus Zürich vom Throne auf, weil dieser ihm einst das Leben gerettet hatte. Man sah ihn wohl im Felde seine einfache Kleidung mit eigener Hand ausbessern und seinen Hunger mit ungekochten Rüben stillen. Wegen seiner Einfachheit ward er oft verkannt und hatte manch' kurzweiliges Abenteuer. Einst, da das kaiser- liche Hoflager bei Mainz stand, kam er in seinem gewöhnlichen Wams in die Stadt. Es war strenge Kälte, und er trat eben in das offene Haus eines Bäckers, um sich am Backofen zu wärmen. Die Frau des Bäckers aber, die ihn für einen ge- meinen Kriegesknecht hielt, wollte das nicht leiden und schimpfte aus Leibeskräften auf den Kaiser, der mit seinen Leuten dem Bürger so zur Last falle. Rudolf lächelte. Darüber wurde das Weib noch zorniger und goß nach ihm mit einem Kübel Wasser. Der Kaiser blieb gelassen und ging triefend in's Lager zurück. Zu Mittag aber schickte er einen seiner Bedienten mit mehreren gut gefüllten Schüsseln zu der Fran und ließ dabei sagen, das schicke ihr der Reitersmann, den sie so begossen habe.

20. Teil 1 - S. 34

1900 - : Velhagen & Klasing
— 34 — vertrieb die Witwe mit ihren Kindern aus der Wartburg. Weinend wanderte sie nach Eisenach, wo sie früher so vielen Gutes gethan hatte, aber niemand nahm sich ihrer an, von einer Bettlerin wurde sie sogar in den Kot gestoßen. Endlich fand sie mit ihren Kindern Unterkunft im Schlosse Bodenstein, das ihrem Oheim, dem Bischof von Bamberg, gehörte. Bald gereute ihren Schwager seine Härte, und er rief sie nach der Wartburg zurück. Sie aber wollte von fürstlicher Pracht nichts mehr wissen und ging nach Marburg, wo ihr ein Schloß als Witwensitz angewiesen war. Hier ließ sie ein Krankenhaus bauen und versah in schlechter Kleidung den Dienst einer Wärterin. Ihr Beichtvater war der Ketzerrichter Konrad. Durch ihn wurde sie immer mehr zu Kasteiungen aller Art getrieben. So ließ sie sich auch von ihm mit Ruten schlagen, daß ihr Körper blutig ward. Daneben fastete sie oft tagelang und schlief auf kalter Erde in einer elenden Hütte vor dem Schlosse. Solche Martern vermochte ihr schwacher Leib nicht lange zu ertragen. Sie starb vier Jahre nach dem Tode ihres Mannes, im 24. Jahre ihres Lebens. Ihr Grab wurde ein vielbesuchter Wallfahrtsort, und vier Jahre nach ihrem Tode sprach sie der Papst heilig. }6. Kaiser Rudolf von £)absbnrg. 1273—1291. a. Itudotfs Zsaht. Sein frommer Sinn. Ehe Rudolf Kaiser wurde, war er nur ein einfacher Graf. Er hatte seinen Wohnsitz auf der Habichtsburg in der Schweiz. Land und Leute besaß er nur wenig. Seine Wahl zum Kaiser verdankte er hauptsächlich seinem edeln, frommen Sinn. Einmal ritt er mit seinem Knappen auf die Jagd. Da hörte er plötzlich mitten im Walde ein Glöcklein. Als er dem Klange folgte, sah er einen Priester, der eben mit bloßen Füßen den angeschwollenen Bach durchwaten wollte. Die Brücke, die über den Bach führte, war von den reißenden Fluten hinweggerissen worden. „Was schaffst du da?" fragte ihn der Graf. „Herr," antwortete der Priester, „ich walle zu einem sterbenden Mann, der nach der Himmelskost schmachtet." Schnell sprang Rudolf vom Pferde und übergab es dem Priester, der nun darauf zu dem Kranken ritt. Er selbst aber bestieg das Tier seines Knappen. Als der Priester am nächsten Morgen das Pferd dankend zurückbrachte, da sagte Rudolf: „Behüte Gott, daß ich das Pferd je wieder zu Jagd und Streit besteige, das meinen Schöpfer getragen; möge es fortan dem göttlichen Dienste gewidmet fein!" (Gedicht: Zu Aachen in seiner Kaiserpracht.) Als Rudolf die Nachricht von seiner Wahl erhielt, belagerte er gerade die Stadt Basel. Sogleich schickte er in die Stadt und ließ ihr seine Wahl zum Kaiser verkündigen. Als der Bischof von Basel vernahm, daß Rudolf zum Kaiser gewählt war, rief er aus: „Nun sitz fest, Herr Gott im Himmel, sonst wird dich dieser Rudolf noch vom Throne stoßen." Als der Stärkere bot Rudolf der Stadt jetzt großmütig deu Frieden an. Die Bürger hörten erfreut diese Botschaft, öffneten ihm ihre Thore und wünschten ihm Glück zu seiner Erwählung. b. Ziudolfs Leutseligkeit, Itedlichkeit und Einfachheit. 1. Rudolfs Leutseligkeit und Redlichkeit. Rudolf war gegen jedermann freundlich und wohlwollend. Als ihm einmal gesagt wurde, er sei oft allzugütig, entgegnete er: „Es hat mich schon oft gereut, daß ich zu streng war; nie aber wird es mich gereuen, daß ich zu gut gewesen bin." Für Hilfsbedürftige hatte