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1866 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
322
Deutschland und Italien sinken.
schütz der Burgunder einige Hundert nieder, als die Schweizer aus dem
Walde hervorbrachen, die andern liefen nur um so schneller auf dasselbe,
nahmen es, drückten mit Macht auf den feindlichen Flügel und trieben
ihn mit Stich und Hieb vor sich her. Unterdessen griff auch Wald-
mann an, warf das Mitteltrcffen, und das feindliche Heer würde nun
gern sein Heil in der Flucht versucht haben, wenn ihm Hertenftein die
Straße nach Wiflisburg, den einzigen Weg nach Burgund, nicht ver-
legt hätte. Der Herzog hatte vergebens die Ordnung herzustellen ge-
sucht, sich vergebens mit der Reiterei auf den Feind geworfen, er mußte
entfliehen und entkam mit wenigen Reitern. Ueber 20,000 Burgunder
wurden erschlagen, 4000 schwere Reiter in den See gesprengt, in wel-
chem Roß und Mann versanken. Später wurden die Knochen der Er-
schlagenen in ein Beinhaus gesammelt und darauf die Inschrift gesetzt:
„Das Heer des berühmten Herzogs Karl von Burgund hat von den
Schweizern vernichtet dieses Denkmal hier von sich zurückgelassen." Die-
ses Beinhaus wurde 1798 von einer französischen Halbbrigade nieder-
gebrannt.
Karl verlor ob dieser neuen Niederlage fast den Verstand; Herzog
Renat von Lothringen eroberte sein Erbe wieder, und da Karl über den
„Buben" von Lothringen besonders erzürnt war, so raffte er ein neues
Heer zusammen und belagerte im strengen Winter die Stadt Nancy.
Herzog Renat war in die Schweiz entwichen und bat flehentlich um
Hilfe, worauf 15,000 Schweizer unter Hans Waldmann nach Nancy
zogen. Mit einem kaum so starken Heere, das durch Hunger und Kälte
litt, wagte Karl dennoch die Schlacht; er verlor sie und wurde auf der
Flucht getödtet (7. Januar 1477).
Jas burgundssche Erbe.
Mar, Gemahl der Maria von Burgund, siegt bei Guinegate (1479).
Niemanden erfreute der Tod des Herzogs mehr, als dessen Vetter,
den König von Frankreich, der alles aufbot, um ganz Burgund an sich
zu reißen. In dieser Sache hatten die Schweizer ein entscheidendes
Wort mitzusprechen, und Ludwig selbst wußte recht gut mit ihnen um-
zugehen. Alle vornehmen Eidgenossen erhielten von der Zeit an, wo
sie Ludwig gegen Burgund hetzte, französische Pensionen, und ihre Ge-
sandten bearbeitete er mit Gnadenketten und Goldstücken so lange, bis
sie ihm gefügig wurden. Manches verdarb jedoch wieder der Ueber-
muth französischer Herren, welche der Schweizer nicht mehr zu bedürfen
glaubten. Sie hatten im April 1477 dem Könige bereits die Franche-
Comts für 100,000 Gulden zugesichert, als der französische Uebermuth
und die Bitten der burgundischen Stände dieselben insoweit wieder zur
1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
184 Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts.
Gegensatz zu dem cisjuranischen Reiche des Boso hieß. Der Name
Lothringen, den das Königreich Lothars geführt hatte, wurde daher
im Süden geschmälert und galt seitdem erst von dem Quellgebiete der
Mosel an. Was nun von dem alten Burgund noch übrig war, den
nordwestlichen Theil, vereinigte ein Graf Richard von Augustodunum
als ein Herzogthum Burgund unter seiner Herrschaft, ohne den Ver-
band mit dem westfränkischen Reiche aufzulösen. So sind außerhalb
Italiens vier Reiche, Deutschland, Frankreich und die beiden Burgund
gegründet. In einen: herrscht ein unächter Sprößling der Karolinger,
in zwei andern Könige, die von mütterlicher Seite von ihnen stammen, in
dem vierten ein den Karolingern fremder König. Die Kaiserkrone ist
bedeutungslos geworden, da das Bemühen, die neuen Herrschaften
zu sichern, dem Bemühen für jene allgemeinen und höheren Zwecke,
deren Sinnbild sie ist, keinen Raum gestattet. In Italien dauert das
Spiel roher Kräfte, deren Wirkungen sich tausendfach durchkreuzen, noch
immer fort, so daß eine einheitliche Gewalt sich nicht bilden kann. Nur
im nördlichen Italien zeigt sich noch eine Möglichkeit, eine solche zu be-
gründen, und der Markgraf Berengar von Friaul, der durch seine Mut-
ter Gisela ein Enkel Ludwigs des Frommen ist, wird im Jahre 888
in Papia zum Könige von Italien gekrönt. Die fernere Entwicklung
der italischen Verhältnisse wird zumeist durch einen von Deutschland
ausgehenden Einfluß bestimmt, so daß sich die Geschichte Italiens mit
der Geschichte Deutschlands verflicht. Doch vergeht, nachdem am Ende
des neunten Jahrhunderts das erste deutsche Eingreifen in die italischen
Angelegenheiten erfolgt ist, noch ein halbes Jahrhundert, ehe es sich
wiederholt, und ehe ein fortgesetztes Bemühen, an der Gestaltung Ita-
liens zu arbeiten, in Deutschland beginnt.
Vii.
Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts.
1. Mit der Trennung des Karolingischen Reiches hört dessen west-
lichster Theil auf, das Land zu sein, von welchem ans das Christenthum
und seine Cultur sich weiter leiten, um die Völker zu verbinden und die
Christenheit auszubilden. Gallien, dessen größter Theil jetzt als west-
fränkisches Reich eine abgesonderte Stellung einnimmt, hat an den
Völkern, welche das ostfränkische Reich bilden, seine Aufgabe gelöst, und
dieselbe Aufgabe an den ferner nach Osten wohnenden Völkern zu lösen,
überläßt es nun dem ostfränkischen Reiche. Dieses erhält dadurch unter
den Neichen des Abendlandes eine ausgezeichnete Stellung, indem cs
das Haupt einer Staatengruppe wird. Im Osten ist in ähnlicher Weise
1829 -
Leipzig
: Cnobloch
- Autor: Rockstroh, Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
559
Mitregent Athelstan. Ihm folgte daher als Kö-
nig sein zweiter Sohn Ethelbald.
Lothar I. f Ludwig, Kaiser und König,
stirbt ^ Karl, König von Burgund.
655. ( Lothar, König von Lothringen.
Jm Jahre 855 entsagte Lothar I. der Ne-
gierung, und begab sich in's Kloster Prüm (im
Trierschcn). Seine drei Söhne theilten nun,
seinem Willen zu Folge, sein Land. Ludwig
(Ii.) erhielt die Kaiserwürde und Italien als Kö-
nigreich; Karl bekam Burgund, und Lothar
(Ii.) alles Land zwischen dem Rhein und der
Schelde, und vom Ursprünge der Maas bis an den
Zusammenfluß der Rhone und Saone, nach ihm
von dieser Zeit an Lothringen genannt. — Lo-
thar I. starb noch in demselben Jahre.
Papst Nikolaus I.
Seit dem Jahre 858 saß auf dem päpstlichen
Stuhle Nikolaus I. — Papst Le o Iv. — er
war es vom Jahre 847 bis zum Jahre 854 —
setzte schon seinen Namen dem der Könige und
selbst dem des Kaisers vor. Papst Nikolaus I.
aber, so wie sein Nachfolger, enthielt sich, einen
Weltlichen, mochte er auch noch so angesehen seyn,
selbst auch den Kaiser — Herr zu nennen. Die-
ser Nikolaus war auch der erste Papst, der sich
die Krone beilegte, und sich krönen ließ. Auch be-
1866 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): Jungen
Konrad Tt 1024 — 36.
177
Eroberung von Murten und Neuenburg nicht gelang, der deutsche Teil des
Landes war gewonnen und mancher Wälsche hatte entweder gehuldigt oder
zeigte sich dazu bereit. Odo fand geraten, den Feind von dort durch einen
Einfall in Lothringen abzuziehn, aber der Bund mit Frankreich gestattete
Konrad Ii an seinen Gütern so schwere Vergeltung zu üben, daß er eidlich
versprach, den Ansprüchen auf Burgund zu entsagen und seine Besatzungen
zurückznziehn. Wenn nicht ein früher gegebnes Versprechen (ob. 2 mit Anm.),
der Schutz des Landes gegen Odo muste Konrad Ii bestimmen, nachdem
Friedrich von Oberlothringen ohne männliche Erben') gestorben
war, das ganze Land wieder vereint in Gozelo's von Nieder-
lothringen Hände zu legen. Weil Odo seinen Eid nicht hielt, zog er
1034 mit starkem Heer von Deutschland aus nach Burgund, wärend gleich-
zeitig ein lombardisch -tuscisches unter Aribert von Mailand und Markgraf
Bonifacius über die Alpen drang. Da huldigten alle Große im Dom zu
Genf. Als Odo von Champagne 1037 in Lothringen einfiel, handelte es
sich nicht um die Krone von Burgund, sondern um ein den Italienern
gegebnes Versprechen (s. 7). Gozelo lohnte dem Kaiser seine Erhöhung, indem
er ihn vor Bar überfiel, in welcher Schlacht jener den Tod fand.
7. Der zweite Römerzug. Erzbischof Aribert von Mailand hatte
seine ehrgeizigen Absichten (ob. 3) mit bewundernswerter Thätigkeit und
Geschicklichkeit') verfolgt, die Bevölkerung seiner Stadt durch Gewärung von
Rechten und Freiheiten fest an sich gekettet, die Vasfallen feines Stifts
beträchtlich vermehrt. Nun aber geriet er in einen Conflict durch Verhält-
nisse, welche, wenn nicht gesetzliche Regelung erfolgte, früher oder später zu
Gewaltthaten führen mußten. Die unmittelbaren höhern Lehensträger (capi-
tanei) hatten Macht, Geltung und Erblichkeit erlangt, wärend die mittel-
baren uiedern (valvassores) vielen Druck litten und vergeblich nach den von
jenen erworbnen Rechten sich sehnten. Als Aribert einem Valvasfor feines
Erzstifts die Lehen willkürlich entzogen hatte, erhob sich ein Aufstand der
gesamten Standesgenoßen. Zwar gewann er mit feinen Capitaneen und
Ministerialen den Sieg, aber die Valvassoren verließen das Mailändische
Gebiet und fanden bei den Leuten gleichen und niederen Standes in ganz
Italien solchen Beistand, daß 1035 Aribert und seine Verbündete — die
Bischöfe und Grafen hatten, ihre bisherige Eristenz bedroht sehend, sich ihm
angeschloßen, — in der Schlacht ihnen erlagen. Der Kaiser war von vorn-
herein gewillt, dem sich kundgebenden Bedürfnis Befriedigung zu gewären,
aber weil er den mächtigen Zug nach Lösung der Aufgabe, die seit Karl dem Gr.
gänzlich vernachläßigt liegen geblieben, nach Gesetzgebung, nicht als einen
allgemeinen zu faßen wüste, wandte er feinen Groll gegen Aribert als den,
dessen Herschsucht und Ungehorsam er die Veranlaßung zum Aufstand
zuschrieb. Um so mehr konnte er auf Erfolg hoffen, als er den Markgrafen
Bonifacius von Tuscien(ob. 3) durch Vermälung mit der Erbtochter
Friedrichs von Oberlothringen Beatrir (ob. 3) noch fester an sich gekettet
hatte und alle die weltlichen Großen, welche die Vergrößerungslust des
Erzbischofs mit Besorgnis erfüllte, sich ihm anfchloßen. Mit allen Ehren- 1
1) Die reichen Güter fielen an die Töchter, Beatrix und Sophia, die
am Hof des Kaisers erzogen wurden. Die erstre war eine bedeutende Rolle
zu spielen bestimmt (s. und. 7). — 2) Wie er Konrads Befehle zu umgehn ver-
stand, beweist das Beispiel mit dem Bischof Ubald von Cremona bei Giesebr. ll
315 f.
Dietsch, Lehrbuch d. Geschichte. U. Bö. 2, Abth. 2. Aust,
12
1902 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Brettschneider, Harry
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
46
Zweite Periode. Von 843—1056.
denen sich auch Thankmar, Ottos älterer Stiefbruder, und Hein-
rich, sein jüngerer Bruder, anschlossen, blieb Otto nach schwerem
Ringen Sieger: nachdem Thankmar, Eberhard von Franken und
Giselbert von Lothringen den Tod gefunden und Heinrich, trotz
mehrfacher Empörung, des Bruders Verzeihung erlangt hatte (941),
liefs er das Herzogtum Franken unbesetzt, gab Lothringen einem
Verwandten König Konrads I., Konrad dem Roten, dem er
seine Tochter Liutgard vermählte, sodann Bayern an Heinrich,
endlich Schwaben an seinen Sohn Ludolf. So suchte er dio
Reichsgewalt dadurch zu befestigen, dafs er die Herzogsgewalt als
ein verleihbares, also auch entziehbares Reichsamt behandelte und
an seine Verwandten gab. Er suchte also die Reichseinheit mit
der Stammesverfassung zu versöhnen, indem er das Recht des
Stammes bestehen liefs. Doch beschränkte er die Machtbefugnisse
der Herzoge und übertrug das in den Herzogtümern gelegene
Königsgut Pfalzgrafen; diese, wie die Markgrafen, bildeten gegen
die Herzoge ein Gegengewicht.
§39 b) Begründung der Machtstellung Deutschlands nach aufsen hin.
Die bisherigen Erfolge in der inneren Politik ermöglichten es Otto
nach aufsen hin sich eine Stellung zu erwerben, wie sie bisher kein
ostfränkischer oder deutscher König besessen hatte. Mit rücksichts-
loser Härte bekriegte Markgraf Gero die Slawen r. der Mittelelbe.
Nicht blofs ihre Unterwerfung, sondern ihre Christianisierung und
Germanisierung war Ottos Ziel. Hier wurden die Bistümer Havel-
berg und Brandenburg gegründet. An der Unterelbe waltete Her-
mann Bill ung; im Lande der Wagrier wurde das Bistum Olden-
burg gestiftet. Mit gebieterischer Hand griff Otto in die verworrenen
Verhältnisse Frankreichs, Burgunds und Italiens ein.
Hier herrschten seit dem Ende des 9. Jh. arge Zustände,
nirgend aber ärgere als in Rom, wo das Papsttum ein Spielball
römischer Adelsparteien geworden und unter die Herrschaft sitten-
loser Weiber geraten war. Nach längerem Streiten hatten R u d ol f Ii.
von Hochburgund und Hugo von Niederburgund sich dahin
geeinigt (933), dafs jener König von ganz Burgund, dieser König
von Italien werden sollte. Doch nach Rudolfs Tode suchte Hugo
auch Burgund wieder an sich zu bringen und vermählte Rudolfs
Tochter Adelheid mit seinem Sohne Lothar. Diese Ränke mifs-
1907 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Hrsg.: Rosenburg, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
25
Mission das Erzbistum Hamburg, das spter nach Bremen verlegt wurde. 2. Die Geistlichen wollten die Einheit des Reiches wahren und veranlaten daher Ludwig schon 817, fr den Fall seines Todes Bestimmungen zu treffen. Sein ltester Sohn Lothar sollte Kaiser und Erbe des ganzen Reiches werden; die jngeren Shne sollten seine Unterknige sein, und zwar sollte Pippin Sdwestgallien, Ludwig aber Bayern erhalten. Da. erhielt' der Kaiser aus zweiter Ehe noch einen Sohn Karl (als jngster der Kahle genannt) und wollte zu seinen Gunsten das Reich von neuem teilen. Dagegen emprten sich die drei lteren Shne und fhrten heftige Kmpfe gegen ihren Vater. Auf dem Lgenfelde" bei Kolmar verlie ihn sein Heer und ging zu den Shnen der (833). Lothar nahm ihn gefangen und behandelte ihn schimpflich. Da befreite ihn Ludwig und fhrte ihn auf den Thron zurck. Der Kampf ging fort, auch nach Pippins Tode. Da starb Kaiser Ludwig 840.
Drei Jahre lang bekmpften sich nun die drei Shne noch aufs erbittertste. Endlich einigten sie sich 843 in dem Vertrage zu Verdun der eine Dreiteilung des Reiches:
1. Lothar erhielt die Kaiserwrde und die Lnder Italien und Mittelfranken (Provence, Burgund, Lothringen und Friesland). Sein Land bewohnten die Romanen und Germanen.
2. Ludwig der Deutsche erhielt Ostfranken (nrdlich von Italien, stlich von Mittelfranken). Sein Land bewohnten nur Germanen.
3. Karl der Kahle erhielt Westfranken. Es wurde nur von Romanen bewohnt.
Lothars Familie starb bald aus. Im Vertrage zu Mersen (spr. meeren) 870 teilten sich Ludwig und Karl das Land Lothars:
1. Ludwig erhielt Lothringen und Friesland;
2. Karl erhielt Burgund und die Provence.
So war Karls des Groen Weltreich in seine der Volksabstammung entsprechenden Teile zerfallen: Deutschland, Frankreich, Italien. Jetzt beginnt die Geschichte der Deutschen d. h. der uuvermischt gebliebenen Germanen. Ii. Die deutschen Karolinger.
1. Ludwig der Deutsche (843876). Er herrschte mit Kraft und Tchtigkeit und gewhnte die deutschen Stmme an eine Reichseinheit. Er erwarb Lothringen und Friesland, die der lndergierige Karl der Kahle auch sich aneignen wollte. Sein Sohn:
2. Karl der Dicke (876887) wurde spter, da Karls des Kahlen Shne und Enkel schnell starben, auch von den Westfranken zum Könige gewhlt. Er vereinigte also noch einmal das ganze Reich Karls des Groen
1884 -
Wiesbaden
: Kunze
- Autor: Herbst, Wilhelm, Jäger, Oskar
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
Stammtafel der Karolinger.
1. Karl der Große f 814
Karl f 811 Pippin t 810 2. Ludwig der Fromme + 840
Erste Gemahlin Irmengard. Zweite Gemahlin Judith, deren Bruder .... Graf Konrad
Bernhard f 818 j ________1^_________________|
3. Lothar f 855 Pippin f 888 Ludwig der"deutsche f 876 5. Karl Ii., d. Kahle t 877 Herzog Konrad
J i 1______________________________________________________________________________i
4 Lud wi ff Ii. Lothar Ii. Karl v.provence Karlmann Ludwig 6. Karliii.,d.dicke Ludwig Ii., d. Stammler |
t 875 t 869 f 863 f 880 f 882 f 888 t 879 Rudolfi. v. Hochburgund
| |________________________________________________\_______ t 911
Irmensard, Hugo + 885 Bertha 7. Arnulfv.kärnten 'Ludwiglll. Karlmann. Karld.einfältige I
Gem. ßoso I f 899 f 882 f 884 f 929 Rudolf Il, König beider
v. Burgund Hum, König v. | L Burgund f 937
| Italien f 947 Ludwig das Kind Gisela Ludwig Iv., Ultramarinus 1________________________
Ludwig, Bosonides T Gem. Rollo + 954 Konrad f 993. Adelheid
t 928 v. d. Normandie j I Erster Gemahl
Gem. Adelheid von _ ^---------------------------------- Rudolf Iii. König Lothar.
Burgund, die nachherige Lothar 986. Karl v. Lothringen , 10^2 Zweitergemahl
Gem. Ottos des Grofsen. | # T 991 Kaiser Otto I.
Ludwig V., Faineant f 987
1902 -
Leipzig
: Roßberg
- Autor: Roßbach, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
— 44 —
besiegen konnte. In dieser inneren Not erwies sich die Kirche als Hort und Anker des Königtums, indem auf einer geistlichen Synode jeder mit schwerer Kirchenstrafe bedroht wurde, der sich dem König widersetzte. Da entschloß er sich auf dem Sterbebette, anstatt seinem Bruder Eberhard die Krone zu übertragen, diesen zu beauftragen, die Königsabzeichen — die Lanze, die goldenen Spangen und den Königsmantel, das alte Königsschwert und das Diadem — seinem Gegner Heinrich zu überbringen. Er wußte, daß dieser allein im stände war, das Szepter des Reiches kraftvoll zu führen, den Reichsfeinden tapfer zu begegnen und die Aufstände der Herzöge niederzuwerfen. Ende Dezember des Jahres 918 verschied Konrad, nachdem er sieben Jahre König gewesen.
§ 42. Stammtafel -er Karolinger.
Karl Martell t 741.
Pippin der Kleine f 768.
Karl der Große f 814.
I
Ludwig der Fromme f 840.
__________________________________I__________________________________
Lothar 1. f855. Pippinf838. Ludwig derdeutschef 876. Karl 11. f 877 (Mittelfranken.) (Deutschland.) der Kahle.
| I______________(Frankreich.)
Ludwig 11. f 875. Lothar Il.f 869. Karl. Karlmann. Karl 111. der Dicke.
(Italien.) (Lothringen.) (Burgund.) | 877 abgesetzt.
Arnulf von Kärnten f 899.
Ludwig das Kind f 911.
Deutsche Gultnrzustände um das Jahr 900.
§ 43. Erwerbsleben.
Deutschland war noch immer ein Land, in dem Ackerbau und Viehwirtschaft fast die einzigen Erwerbszweige bildeten. Es wurden Roggen und Weizen, Gerste und Hafer, Flachs und Hanf gesät, auch der Gemüsebau wurde auf Bohnen, Erbsen und Linsen ausgedehnt. Der Weinbau verbreitete sich von den Rheingegenden aus weiter ostwärts in die schwäbischen und mainsränkischen Gegenden. Große Güter, die dem König, den großen Herren oder der Kirche gehörten, lagen neben Bauerndörfern, deren Bewohner zum größeren Teil einem Herrn zu Zinszahlung und Frondienst verpflichtet waren. Hochbedeutsam für die Wirtschaft
1910 -
Halle a.S.
: Gesenius
- Autor: Meissner, Walter
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 62 —
c) Lothar erbte die Kaiserwürde, das Land zwischen französischem Mittelgebirge und dem Rheine (Friesland, Lothringen, Burgund, Provence) und Italien: das germanisch-romanische Mittelfranken.
2. Im Vertrage zu M e e r s e n (870) wurde das Reich einer Zweiteilung unterzogen und durch den Anfall Lothringens an Ostfranken der 1000jährige Streit zwischen Deutschland und Frankreich um das linke Rheinufer begonnen :
a) Karl der Kahle erhielt zu seinem ursprünglichen Besitztume noch hinzu :die Kaiser würde, Italien, Burgund, Provence.
b) Ludwig der Deutsche erbte Lothringen und F riesland.
200. Welche Grenzen besaß Deutschland nach dem Vertrage zu Verdun?
1. Im Osten: Elbe—saale—böhmerwald—raab.
2. Im Süden : Sau—ötztaler Alpen—berner Alpen.
3. Im Westen : Aare—rhein.
4. Im Norden: Nordsee—eider.
201. Welche äußeren Feinde erschütterten das Reich in seinen Grundfesten?
1. Die seekundigen Normannen verwüsteten die Meeresküsten und fuhren flußaufwärts raubend und plündernd ins Land (Hamburg, Bremen, Köln, Paris, Tours, Bordeaux) [202 bis 204],
2. Die verhältnismäßig hochkultivierten Wenden strömten in gewaltiger Welle bis über die untere Elbe vor [205—207].
3. Die finnisch-türkischen Magyaren durchstreiften auf furchtbaren Raubzügen Deutschland bis zum Rheine.
4. Die streitlustigen Sarazenen durchzogen Italien und kamen bis in die Provence und nach St. Gallen.
202. Welche Ursachen hatten die Plünderungszüge der Normannen?
1. Das ringsum festbegrenzte Skandinavien litt an Übervölkerung.
2. Das Volk lebte in der Periode des sich entwickelnden Großkönigtums.
3. Die verdrängten Kleinkönige (Gaukönige) griffen zur Seefahrt.
203. Warum hörten die Plünderungszüge der Normannen allmählich auf?
1. Das deutsche Reich erstarkte wieder nach und nach.
2. Die Normannen erlitten auf ihren Raubzügen bedeutende Verluste.
3. Die Normannen wurden seßhaft und gingen zu S t a a -tenbildungen über:
1893 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Brettschneider, Harry
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
42
Zweite Periode. Von 843 bis zur Mitte des 11. Jh.
partikularen Gewalten, denen sich auch Thankmar, Ottos älterer
Stiefbruder, und Heinrich, sein jüngerer Bruder, anschlossen,
blieb Otto nach schwerem Ringen Sieger: nachdem Thankmar,
Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen den Tod
gefunden und Heinrich, trotz mehrfacher Empörung, des Bruders
Verzeihung erlangt hatte (941), liefs er das Herzogtum Franken
unbesetzt, gab Lothringen Konrad dem Roten, einem Verwandten
König Konrads I., dem er seine Tochter Liutgard vermählte, so-
dann Bayern an Heinrich, endlich Schwaben an seinen Sohn
Ludolf. So suchte er die Reichsgewalt dadurch zu befestigen,
dafs er die Herzogtümer an seine Verwandten gab; ferner be-
schränkte er die Machtbefugnisse der Herzoge und übertrug das
in den Herzogtümern gelegene Königsgut Pfalzgrafen; diese, wie
die Markgrafen, bildeten gegen die Herzoge ein Gegengewicht.
b) Begründung der Machtstellung Deutschlands nach
aufsen hin. Die bisherigen Erfolge in der inneren Politik er-
möglichten es Otto nach aufsen hin sich eine Stellung zu erwer-
den, wie sie bisher kein deutscher König besessen hatte. Mit
gebieterischer Hand griff er in die trostlos verworrenen Verhält-
nisse Frankreichs, Burgunds und Italiens ein. In letzterem
Lande herrschten seit dem Ende des 9. Jh. entsetzliche Zustände,
nirgend aber entsetzlichere als in Rom, wo das Papsttum ein
Spielball römischer Adelsparteien geworden und völlig unter die
Herrschaft ltiderlicher Weiber (Theodora und ihre Tochter Marozia)
geraten war. "Nach längerem Streiten hatten Rudolf Ii. von Hoch-
burgund und Hugo von Niederburgund sich dahin geeinigt (933),
dafs ersterer König von ganz Burgund, letzterer König von Italien
werden sollte. Doch nach Rudolfs Tode suchte Hugo auch Bur-
gund wieder an sich zu bringen und vermählte Rudolfs Tochter
Adelheid mit seinem Sohne Lothar. Diese Ränke mifslangen,
•dank dem Eingreifen Ottos. In Italien erhob sich gegen Hugo
und nach seinem Tode gegen seinen Sohn Lothar Markgraf
Berengar von Ivrea mit Erfolg und hielt nach des letzteren
Tode (950) seine junge Witwe Adelheid gefangen. Aber es ge-
lang dieser Ottos Hilfe anzurufen. Im J. 951 zog Otto nach
Italien, warf den Widerstand Berengars nieder, nahm den Titel
.„König der Langobarden“ an und vermählte sich — seine erste
1866 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
320
Deutschland und Italien sinken.
lüste wohlbekannt waren, mit dem Herzog Sigismund ausgesöhnt und
am 30. März 1474 ein Eündniß zwischen beiden zu Stande gebracht.
Darauf saßen die Abgesandten der Schweizer und der rheinischen Städte
über den gefangenen Hagenbach zu Gericht, verurtheilten ihn zum Tode
und ließen ihn enthaupten, obwohl er sich damit vertheidigte, daß er
nur im Aufträge seines Herrn gehandelt habe. Karl sollte zum Kriege
gereizt werden, und die Eidgenossen, welche von dem Kaiser im Namen
des Reiches zum Angriffe gegen Burgund aufgefordert wurden und mit
welchen Ludwig ein Bündniß gegen Karl geschlossen hatte, griffen zuerst
an, indem sie glaubten, sie würden mit dem Kaiser und dem Könige
die burgundische Beute zu theilen haben. Der Absagebrief der Schweizer
wurde am Dienstag vor Simon und Iudä 1474 ausgefertigt und ab-
geschickt; sie beriefen sich in ihm einzig auf den Befehl des Kaisers;
Karl empfing ihn knirschend vor Zorn; Bern, Bern! rief er und schwor
dieser Stadt den Untergang, allen Schweizern aber furchtbare Rache.
Die Schweizer siegen bei Herikourt (13. November 1474), werden von
dem Kaiser und dem Könige von Frankreich im Stiche gelassen.
Während Karl Neuß belagerte und das abgefallene Lothringen
wieder eroberte, waren die Schweizer über den Iura in Hochburgund
eingebrochen; sie raubten und brannten nach damaligem Kriegsgebrauche,
eroberten manche Burg und ließen die Besatzungen über die Klinge
springen. Als sie das feste Herikourt belagerten, kam der Graf von
Romont aus dem Hause Savoyen mit 18,000 Mann zum Entsätze;
diesen jagten sie bei dem ersten Anlaufe in die Flucht und verfolgten
ihn, bis ihnen der Athem ausging, wobei die Sieger nur fünf Mann
verloren; durch die Winterkälte wurden sie wieder nach Hause getrieben.
Das folgende Jahr verlief ohne bedeutende Kriegsereignisse; die
Schweizer drangen an den Genfersee vor und brandschatzten die waadt-
ländischen Städte, welche damals dem mit Burgund verbündeten Savoyen
gehörten. Unterdessen aber unterhandelte Friedrich Iii. wieder mit Karl
und schloß mit ihm auch Frieden im Juli 1475; als Ludwig den Her-
zog von der Bretagne und den König von England mit Burgund ver-
bündet sah, so getraute er sich nicht mit diesem zu brechen und machte
gleichfalls einen Frieden, in welchem er in einem geheimen Artikel Loth-
ringen und die Schweizer ausdrücklich preisgab.
So standen diese jetzt vereinzelt da; denn die Mannschaft der ober-
rheinischen Städte, die wenigen Ritter des Herzogs Sigismund und
des vertriebenen Herzogs von Lothringen können kaum in Anschlag ge-
bracht werden. Gerne hätten sie mit dem Herzoge von Burgund eben-
falls ihren Frieden geschlossen; Karl aber wollte das grobe Bauernvolk
und das herrschsüchtige Bern strafen und sich unterwerfen; er dachte
1891 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Vaders, Josef, Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1891
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
— 13 —
840-987
840-843
841
842
843
843-870
869
870
843-987 87 6
987
843-911
843-876
176-887
887
Iii* Oie fränkischen Teilreiche.
1. Der Bruderkrieg bis zum Vertrage von Verdun.
1) Veranlassung: Willkür und Übermut des Kaisers Lothar gegen feine Brüder Ludwig und Karl.
2) Lothars Niederlage bei Fontenai (bei Auxerre in Burgund).
3) Eidschwur Ludwigs und Karls zu Straßburg.
4) vertrag nt Verdun (ein der Maas). Teilung des Reiches: Lothar bekommt Italien und Mittelfranken, Karl der Kahle Westsranken, Ludwig der Deutsche Ostfrauken. Lothar behält auch die Kaiserwürde.
5) Die Uormannenplage. Bewohner der dänischen, norwegischen und schwedischen Küsten. Raub- und Plündernngs-züge zu Schiffe in den Küstenländern.
2. Die mittelsntufisdn'tt Karolinger.
Schwäche des Reiches wegen Mangels 1) an natürlichen Grenzen, 2) eines gemeinsamen Volksstammes. — Lothar stirbt im Kloster Prüm. — Teilung des Reiches in 3 Teile. — Aussterben des Herrschergeschlechtes; infolgedessen
Teilungsvertrag zu Merlen. Karl der Kahle von Westfranken und Ludwig der Deutsche von Ostfranken teilen Mittelsranken nach der Sprachgrenze (Elsaß und das Bistum Metz an Deutschland).
8. Die westfränkischen Karolinger.
Karl der Kahle nimmt Ludwig dem Deutschen die Kaiserkrone vorweg, sucht nach dessen Tode ganz Lothringen an sich zu reißen; dieser Plan vereitelt durch die Niederlage bei Andernach. — Zerrüttung des Reiches; zeitweilige Bereinigung mit Ostfranken unter Karl dem Dicken. — Plündernngszüge der Normannen, denen die jetzige Normandie abgetreten wird. — Aussterben des Geschlechies mit Ludwig dem Faulen. Erhebung der Capetinger.
4. Die ostfränkischen Karolinger.
1) Ludwig der Deutsche.
Tüchtiger Herrscher. — Kämpfe mit Karl dem Kahlen wegen der Vorwegnähme der Kaiserkrone und um den Besitz Lothringens.
2) Karl Iii. der Dicke.
Dereinigung des ganzen fränkischen Reiches nebst Italien (jedoch mit Ausnahme von Burguud, das in Nieder- und Hochburguud zerfällt); Erwerbung der Kaiserkrone.
vertrag zu Tribur: 1) Absetzung Karls des Dicken (wegen a) seiner Schwäche gegenüber den Empörungen, b)
1871 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
74 Maximilian I. . 17.
achter Maria fr seinen Sohn, den Erzherzog Maximilian, zu er-halten. Aber bei einer persnlichen Zusammenkunft beider Fürsten zu Trier wollte jeder seine Forderung zuerst erfllt sehen: der Kaiser die Vermhlung, der Herzog die Krnung, die er schon vorbereitet hatte. Dieses gegenseitige (durch die Einflsteruug des Knigs von Frankreich noch gesteigerte) Mitrauen zerschlug die Sache einstweilen. Der Kaiser reiste pltzlich ab unter dem Vorwande, Streitigkeiten zwischen dem Erzbischofe (Ruprecht) von Kln und seinem Domcapitel (welches dessen Abdankung verlangt und einen Administrator gewhlt hatte) zu schlichten. Da das Klner Capitel den Kaiser zu Hlfe rief, so nahm sich Karl der Khne des vertriebenen Erzbischofs an, vermochte jedoch nicht die feste Stadt Neu durch eine zehnmonatliche Belagerung und unzhlige oft an einem Tage wiederholte Strme zur Uebergabe zu bringen, und schlo Frieden mit dem Kaiser, um Lothringen zu erobern und die Schweizer fr einen Einfall in die ^reigraffchaft Burgund zu zchtigen. Die Eroberung Lothringens war in kaum 3 Monaten vollendet. Aber von den Schweizern wurde er zweimal, bei Granson und bei Mnrten, geschlagen (1476), und der Herzog (Renatus) von Lothringen eroberte sein Land wieder. Der Versuch Karl's, Nancy wieder zu gewinnen, fhrte hier eine dritte Schlacht herbei, in welcher er selbst fiel (1477). Den Haupt-vortheil von der Zertrmmerung der burgundischen Macht erntete das Haus Habsburg, indem Karl's Erbtochter Maria mit Maximilian ver-mahlt wurde, als auch der König von Frankreich (Ludwig Xi.) ihre Hand fr seinen Dauphin begehrte (gesttzt auf ein Versprechen Karl's des Khnen).
Maximilian gewann auch Tirol, indem die Tiroler Stnde von dem Erzherzog Sigmund, der die meisten sterreichischen Besitzungen in der Schweiz durch Kriege verloren, das Uebrige verkauft und sich durch seine elende Verwaltung verhat gemacht hatte, abfielen und sich an Maximilian anschlssen, wehalb der kinderlose Sigmund ihm (1490) das Land abtrat, welches ihm ohnehin anheim gefallen wre.
3. Maximilian I., 1493 1519.
Maximilian, der fast in Allem das Gegentheil seines Vaters war, stellte sich eine dreifache Aufgabe fr seine Regierung: Bekriegung der Trken, Wiederherstellung des kaiserlichen Ansehens in Deutschland und Italien, Vermehrung der sterreichischen Hausmacht. Allein die Ausfhrung des ersten Planes scheiterte an der Theil-
1799 -
Augsburg
: Wolff
- Autor: Dufrène, Maximilian
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
aai^-5sj=3 69
t reich Italien. Lothar Lothringen: Karl die Prs^
t vence, und Burgund.
Ludwig Ii.
Ludwig ward schon drey Jahre vorher von seinem
! Vater Lothar zum König in Italien , und zum'
- Reichsnachfolger erkläret, und vom Pabst Leo Iv.
: gekrönet. Klugheit, Gelehrsamkeit, Freygebigkeil
. gegen die Kirche, Frömmigkeit, Strengheit in der
- Kriegszucht erwarben ihm einen großen Ruhm.
Die Sarazener hatten wieder einen großen
! Theil Italiens verwüstet. Ludwig gieng auf die
! Barbaren los, nahm ihnen Kapua, schlug sie bey
'Luzeria, bekam zu Bari nach einer vierjährigen
' Btokade der Stadt ihren Sultan gefangen, und
krvürde seine Siege gewiß noch weiter verfolget ha-
[ Len ; halte ihn nicht der schlaue Aragisus, einge-
! drungener Herzog zu Benevent , aus Furcht seinen
? Raub zu verlieren , unter verschiedenen Vorwanden
^ zum Rückzuge beredet.
Weil Ludwig kinderlos war, setzte er seines Va-
; Lers Bruder Ludwig König in Deutschland, und des-
sen Sohn Karlmann zu Erben des Kaiserthums,
Italiens, und Lothringens ein, und starb nach ei-
ner 22jährigen-Regierung. (im I. Ehr. 875« )
Rarl Ii. der
Nach dem Testament Ludwigs Ii. wäre die Kai-
serswürde Ludwig dem König in Deutschland zuge-
fallen ; allein der herrschsüchtige Karl, sein Stief-
E 3 bru-
1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
291
den Kern seiner Leute. Zwanzigtausend Burgunder wmden theils
erschlagen, theils in den See gesprengt, und Karl mußte wieder sein
ganzes Lager mit allen Schätzen, die er mit sich zu führen pflegte,
auf dem Schlachtfelde stehen lassen. Der Tobten waren so viele, daß
man die Gebeine in ein Beinhaus sammelte. Es ist 1798 durch die
Franzosen zerstört worden. Ueber der Thüre stand die einfache In-
schrift: „Dies hat das Heer des berühmten und tapfern Karl zum
Andenken hinterlassen."
Die neue Niederlage hatte Karln ganz außer sich gebracht. Bald
wüthete er wie rasend, bald saß er in tiefes Schweigen versunken da,
sprach und aß nicht. Dann fuhr er wieder wild auf, knirschte mit
den Zähnen, zerraufte sich das Haar, und wollte auch seine liebsten
Räthe nicht vor sich lassen. Zuletzt warb er ein drittes Heer, bot
seine letzten Kräfte auf, und ging zunächst auf Renatus los, der ihm
indessen Lothringen nebst Nancy wieder entrissen hatte. Er legte sich
vor Nancy. Hierhin zogen auch die Schweizer zum Beistände des
Herzogs von Lothringen. Am 5. Januar 1477 kam es zur Schlacht
bei Nancy. Als man am Morgen Karln sein rabenschwarzes Schlacht-
pferd vorführte, und er sich in den Sattel schwang, siel die Zierde
seines Helmes, ein goldener Löwe, herab auf den Sattelknopf. „Das
ist von Gott!" seufzte Karl, gab einem seiner Diener versiegelte Be-
fehle, was nach seinem Tode geschehen sollte, und ritt in die Schlacht.
Unter seinen Offizieren traute er keinem mehr als einem Italiener,
dem Grafen von Campobasso, den er mit einer italienischen Rei-
terschaar in seine Dienste genommen hatte. Dieser treulose Mensch,
da er merkte, daß es mit Karls Glück aus sey, verließ ihn mitten in
der Schlacht, und wollte zu den Schweizern übergehn. Diese aber
wiesen ihn zurück: an der Seite eines Verräthers zu fechten, sey weder
der Art ihrer Väter noch ihrer eignen Ehre gemäß. Campobasso be-
setzte nun eine Brücke, über welche die Burgunder mußten, wenn sie
geschlagen wurden; hier wollte er Karln ermorden. Als dieser in der
Schlacht den rauhen Ton des Urihorns dreimal vernahm, durchfuhr
ihn ein Todesschrecken; denn er hatte es ja auch bei Granson und
Murten gehört. Endlich wurden die Burgunder in die Flucht ge-
schlagen. Karl mußte, um jene Brücke zu vermeiden, über einen
halbzugefrornen Graben setzen. Das Roß stürzte mit ihm, und brach
in das Eis. Hinter ihm her jagten die lothringischen Reiter. Einem
von ihnen rief er zu: „rette mich! ich bin der Herzog von Burgund!"
Da jener aber taub war, verstand er: „hoch lebe Burgund!" hielt
das für Hohn, und erschlug den Herzog mit der Hellebarde. Erst
nach mehreren Tagen fand man die Leiche; die Wange war fest ans
Eis gefroren. Renatus ließ ihn prachtvoll beerdigen. Als die Leiche
auf dem Paradebette ausstand, trat Renatus heran, ergriff die herab-
19*
1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Stammtafel der Karolinger
Karl der Große.
Karl + 811. Pipin + 810.
Bernhard, Kön. v. Jtal.
+ 817
Ludwig der Fromme, + 840.
___A__________________
Kais. Ludwig Ii, Lothar Ii,
t 875. + 868.
Kais. Lothar I,
+ 855,
.A____
Karl.
+863-
Irmengard,
vcrm. an
Bofo,
Kön. v. Burgund.
!
Ludwig von Provence.
Pipin, Ludwig der Deutsche, Kais. Karl der Kahle, Gisela
+ 838, +876, + 877, verm. an
I Berengar I
--------------A------------- Ludwig d. Stammler. Kön. v. Italien,
Karlmann, Ludwig, K a r l d. D i ck e. 879
+ 880. +882. + 888. ‘ ------A----------
I -------—-------------A----- Gisela mit Adalbert.
Kais. Arnulf (v. Kärnthen). Ludwig Iii, Karlmann, Karl
+ 899.
I
Ludwig das Kind.
+ 911.
der Einfältige
+ 929.
I
Ludwig Iv
___A__________
Berengar Ii
Kön. v. Jtal.
+ 967.
I
Adalbert.
Lothar. Karl v. Lothringen.
Ludwig V der Faule,
+ 987.
1825 -
Stendal
: Franzen und Große
- Autor: Haacke, Christoph Friedrich Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
42
auf Kosten ihrer Domänen, verschafft hatten.
Nirgends aber wirkte der Fehdegeist des Adels so
nacdt heilig auf die niedcrn Volkselassen und auf
die Cultur des Bodens, als hier.
48. ^7tt 0 Ii- (97-3 — 933) befolgte in Bese-
tzung der großen Herzogthünier ganz die Politik seines
Vaters. Nur Lothringen überließ er einem Fremden,
dem französischen Prinzen Karl, Kon. Lothars Bruder;
aber staudhaft behauptete er und sein Volk die oft be-
^ stnttene Hoheit dieses Landes. Eben so tapfer focht
Otto Ii!. (983 — 1002) gegen die Wenden, die erst
durch wiederholte Niederlagen zum Gehorsam gebracht
werden konnten. Was würden dieje Kaiser für Deutsch-
land geworden seyn, wen« nicht Italien und der Papst
ihre Thatigkeit in Anspruch genommen hatten'? H e i n-
rich Ii. (1002 — 1024) war nahe daran, dieses
treulose Volk aufzugeben, das weder seiuem Gegenko-
nig Harduin ergeben/ noch ihm selbst gehorsam war.
Aber die Kaiserkrone gab überwiegendes Ansthen, und
wenn nicht Macht, doch Ansprüche. In kirchlichen
und weltlichen Handeln gab damahls der Kaiser die
Entscheidung, und wahrend er oft nicht vermochte,
einen unruhigen Herzog iu Schranken zu halten, gebot
er über die Besetzung des Stuhles Petri, woran die
ganze Christenheit Antheil nahm. Noch brachte über-
dies Heinrich'! I. Ansprüche auf das Königreich Bur-
gundien an diekbmge der Deutschen.
il M .Seit c;3o war das eis- und transjuranische Burgund
/// ^jfohter dem Namen des Kon. Arelat vereinigt.
Kon. Rudolph Ii. suchte gegen seine übermü-
^thigen Vasallen den Beistand Heinrichs Ii., sei-
i/C/"? nes ^?chwestersohl?s, und setzte ihu dafür zu jeinem
v T f / U'twt ein. Äa aber Rudolph diesen überlebte, \o
-vi machte
1896 -
Berlin [u.a.]
: Heuser
- Autor: Roßbach, Ferdinand
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt, Seminar, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
84
Die Zeit der sächsischen
gestellt. Überall war ein gewaltiger Andrang der Menschen. Die letzte'ruhestätte fand Konrad im Dom zu Speier, den er begründet hatte. V Acht Tage nach der Bestattung des Kaisers starb auch der jüngere Konrad, der lange Zeit mit seinem Vetter entzweit gewesen war.
5. Heinrich Iii. 1039—1056. Längst schon gewählt, gekrönt und in alle Reichsgeschäfte eingeweiht, übernahm der junge Heinrich die Regierung; kein deutscher Fürst, außer dem Herzog von Lothringen, dachte an irgend welchen Widerstand.
Heinrich war erst zweiundzwanzig Jahre alt, als er den Thron bestieg. Er besaß viele vortreffliche Eigenschaften des Vaters: strenge Gerechtigkeitsliebe, großen Mut; aber statt leidenschaftlich und gewaltthätig, wie sein Vater, war er milde und besonnen. Unter der Leitung seiner feingebildeten Mutter Gisela und zweier ausgezeichneter Bischöfe hatte er eine gute Erziehung genossen. Er war gleich dem Vater von hoher Gestalt, um eines Kopfeslänge soll er alles Volk überragt haben. Seine Gesichtsfarbe war fo dunkel, daß man ihm den Beinamen „der Schwarze" gab, aber die Züge waren anmutig und gewinnend. Ein Zeitgenosse rühmt an ihm eine Reihe von Tugenden, unter denen er besonders hervorhebt: Demut, Frömmigkeit, Friedensliebe, Adel, Würde der Haltung und Kriegsmut. Niemals hatte noch ein deutscher Fürst eine Macht überkommen, wie sie diesem Heinrich zufiel. Nicht allein, daß er die königliche Gewalt in Deutschland, Burgund und Italien unbestritten empfing, auch der hohe Adel Deutschlands war noch niemals tiefer gebeugt und die Geistlichkeit von der Krone abhängiger gewesen, als bei Heinrichs Thronbesteigung. Die Macht der Herzöge schien fast vernichtet, die Herzogtümer Bayern, Schwaben und Franken waren an die Krone gefallen, Kärnthen war erledigt und wurde vorerst nicht vergeben, nur in Sachsen und Lothringen war die Macht des Herzogtums erhalten. Unter den anderen Königen Europas gab es keinen bedeutenden, auch gab es keine kirchliche Macht, die dem Kaiser hätte feindlich gegenübertreten können. Deshalb rief ihm der Geschichtsschreiber Wipo zu: „Sei gegrüßt, Heinrich! du, der sicherste Hasen der Völker in unseren Tagen, der Friede des Erdkreises, die starke Schutzwehr der Welt!" Sobald der neue König die letzte Sohnespflicht gegen den Vater erfüllt hatte, begann er seinen Umritt irrt Reiche, und überall schützte er das Recht, Friede und Freude bereitend.
6. Das Kaisertum in höchster Machteutsaltung. Heinrich stellte es sich zur besonderen Aufgabe, das kirchliche Lebeu zu verbessern und
1861 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weber, Georg, Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
150
des Großen Tode, durch eines Mannes Schwäche, die höchste Gewalt
auf Erden, das Kaiserthum, erniedrigt werden.
Es fruchtete wenig, daß, als der älteste der Söhne des Kaisers,
Lothar (dessen Land von seinem gleichnamigen Sohne noch heut zu Tage
den Namen Lotharingien oder Lothringen führt), den Vater zur öffent-
lichen Kirchenbuße zwang, die beiden andern, Ludwig und Pipin, sich
reuevoll mit den fränkischen Großen vereinigten, den frommen Ludwig
wieder ans den Thron zu erheben. Der schwache Kaiser ließ sich nach
dem Tode Pipin's durch seine herrschsüchtige und ränkevolle Gemahlin
zu einer abermaligen Theilnng verleiten, in welcher Lothar und Karl der
Kahle vorzugsweise bedacht wurden. Jetzt zog Ludwig der Deutsche
gegen den Vater zu Felde; dies brach das Herz des alten Mannes. Er
endete sein Leben kummervoll und einsam auf einer Rheininsel bei Ingel-
heim, dem Lieblingsaufenthalt seines großen Vaters.
Als Lothar die Kaiserwürde annahm, Ludwig in Deutschland, Karl
in Frankreich unabhängig herrschten, schien der Friede gesichert zu sein.
Allein bald zeigte sich Lothar so sehr zu gewaltthätigen Uebergriffen geneigt,
daß Ludwig und Karl sich nun gegen ihn vereinigten. Sie kamen im
Jahre 842 zu Straßburg zusammen und schworen gegenseitig einen feier-
lichen Eid des Inhalts: „Ans Liebe gegen Gott, für das christliche Volk
und unsere beiderseitige Erhaltung, will ich von diesem Tage an und
fernerhin, so lange mir Gott Wissen und Vermögen verleiht, diesen meinen
Bruder aufrecht erhalten und ihm in jeder Sache helfen, wie ein Mensch
mit Recht seinem Bruder helfen soll; mit Lothar aber will ich in keinen
Vergleich eingehen, der mit meinem Willen dem mir verbündeten Bruder
zum Schaden wäre."
Nach dieser eidlichen Verbindung rückten Ludwig der Deutsche und
Karl der Kahle gegen Lothar. Nach einer dreitägigen blutigen Schlacht bei
Fontenaille in Burgund wurde Lothar, als die fränkischen Großen ferner
den Heerbann weigerten, zum Nachgeben gezwungen, worauf der Vertrag
zu Verdun (843) dem Krieg ein Ende machte. Durch diesen Vergleich
erhielt Lothar Italien mit der Kaiscrwürde und Lothringen, Ludwig
Deutschland, Karl der Kahle Frankreich. So war die Theilnng der
Monarchie Karl's des Großen und die Scheidung der Völker nach Ab-
stammung und Sprache so ziemlich vollendet. Deutschland, Frankreich und
Italien standen abgeschlossen neben einander; schon war die Kaiserwürde
beinahe zum leeren Titel herabgesnnken.
Dem Kaiser Lothar folgte dessen Sohn Lothar Ii., und diesem
sein Enkel Ludwig Ii., mit welchem der Stamm Lothar's ausstarb (875).
Die Kaiserkrone erhielt hernach Karl der Kahle, König von Frank-
reich, und erst nach dessen Tode kam sie aus einen Sohn Ludwig's des
Deutschen, Karl den Dicken (876—887), der auf kurze Zeit wieder die
ganze Monarchie Karl's des Großen unter seinem Scepter vereinigte.
Während dieser Zeit geriethen die fränkischen und deutschen Staaten in
1857 -
Koblenz
: Baedeker
- Autor: Cremans, Hubert, Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Karl der Kühne.
99
Glücklicher als im östlichen Theile seines Reiches gestalteten sich
im westlichen die Aussichten zur Vermehrung der Hausmacht.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts (1384) war das Herzog-
thum Burgund (Bourgogne) und die Freigrafschaft Bur-
gund (Franche-Comto), welche beiden Länder sich längst von dem
mit dem deutschen Reiche vereinigten Königreiche Burgund unabhängig
gemacht hatten, durch Erbschaft vereinigt worden. Im Laufe des
15. Jahrhunderts wurden die Besitzungen der Herzoge von Burgund
durch Heirath, Kauf, Erbschaft um fast sämmtliche Provinzen der
damals höchst blühenden Niederlande vermehrt. Der letzte Herzog
von Burgund, Karl der Kühne (1467—77), ging mit dem Plane
um, aus seinem von der Nordsee bis zu den Alpen reichenden Ge-
biete ein eigenes Königreich zwischen Deutschland und Frankreich zu er-
richten. Der Kaiser kam seinem Verlangen entgegen in der Hoffnung,
Karl's Erbtochter Maria für seinen Sohn, den Erzherzog Maximi-
lian, zu erhalten. Aber bei einer persönlichen Zusammenkunft beider
Fürsten zu Trier wollte jeder seine Forderung zuerst erfüllt sehen:
der Kaiser die Vermählung, der Herzog die Krönung, die er schon
vorbereitet hatte. Dieses gegenseitige, durch die Einflüsterung des
Königs von Frankreich noch gesteigerte Mißtrauen zerschlug die Sache
einstweilen. Der Kaiser reiste plötzlich ab unter dem Vorwände,
Streitigkeiten zwischen dem Erzbischöfe (Ruprecht) von Köln und
seinem Domcapitel (welches deffen Absetzung bewirkt hatte) zu schlich-
ten. Da die Kölner den Kaiser zu Hülfe riefen, so nahm sich Karl
der Kühne des Erzbischofs an, vermochte jedoch die kleine Stadt
^Nenß durch eine eilfmonatliche Belagerung und unzählige Stürme
nicht zur Uebergabe zu bringen, und schloß Frieden mit dem Kaiser,
um Lothringen zu erobern und die Schweizer für einen Einfall in
die Freigrafschaft Burgund zu züchtigen. Die Eroberung Lothringens
war in kaum 3 Monaten vollendet. Aber von den Schweizern
wurde er zweimal, bei Granson und bei Murten, geschlagen
(1476) , und der Herzog (Renatus) von Lothringen eroberte sein
Land wieder. Der Versuch Karl's Nancy wieder zu gewinnen,
führte hier eine dritte Schlacht herbei, in welcher er selbst fiel
(1477) . Nach seinem Tode kam die Vermählung Maximilians mit
Maria doch zu Stande, aber über die reiche Erbschaft entstand ein
Krieg mit Frankreich, in welchem Maximilian (durch den Sieg bei
Guinegate 1478) die Oberhand behielt. Zwar mußte er im Frieden
(zu Arras) Ludwig das von diesem (nach Karl's Tode sofort) in