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1. Leitfaden der alten Geographie - S. 103

1879 - Berlin : Reimer
Volkstämme. Inseln (Kreta). 103 Die Inseln des aegaeischen Meeres. 135. Kreta. Die grösste der griechischen Inseln, ganz von Gebirgen1), mit Gipfelhöhen von fast 25001“ (Ida, q ’Idr}, j. Psiloritis und sisvxu oorj, j. Madaras, fast 2200m, die Dikte, j. Lasithi) in 0.—W.-Richtung, parallel dem kleinasiatischen Tauros durchzogen, daher in zahlreichen Quertälern gut bewässert, überaus fruchtbar, reich an trefflichem Schiffbauholz, an der sehr heissen Südküste sogar Palmen erzeugend. Ihren historischen Namen, griech. nach heutiger Aussprache Kriti (arab.-türk. Kirid) hat sie von dem Yolksnamen der Kreter, der vorgriechischen Bewohner unbekannten Stammes, deren letzte erhaltenen Reste von den Griechen ^Ersoxqrjzsg genannt wurden. Neben diesen hatten schon in ältester Zeit Phoeniker und Karer einzelne Hafenorte besetzt; auch sollen mehrere Städte dps westlichen Teiles achaeische und ionische Hellenen, ungewiss zu welcher Zeit eingewandert, zu Bewohnern gehabt haben. Ueberwiegend griechisch wurde die Insel aber erst durch die dorische Eroberung, in Folge der Niederlassung der Dorer in der Peloponnesos. Bis zur Unterwerfung durch die Römer, 68 v. Chr., bestanden auf Kreta über 30 der Sprache und Sitte nach dorische Stadtrepubliken (bis auf die römische Zeit ohne Bundesverhältniss); die grössten derselben im mittleren breiteren Teile der Insel in den der Ida vorgelagerten Küstenebenen: in Norden Knösos (lat. auch Gnossus), die Hauptstadt der königlichen (mythischen, durch Minos repräsentirten) Zeit2), in Süden Gortyn oder Gortys (lat. Gortyna). Auch im westlichen Teile hat die Insel gegen Norden eine überaus ergiebige Küstenebene, in alter Zeit bewohnt vom (ungriechischen?) Volksstamme der Kydonen, deren Stadt Kydonia (j. Chaniä) gleichfalls zu den bedeutenderen gehörte. In zweitem Range standen Lyttös oder Lyktös, in der 400m hoch gelegenen omphalischen Ebene, Lappa, Eleutherna, Hierapytna (j. Ierapetra), Polyrrhenia\ die übrigen sind als blosse Landstädte anzusehen. x) Fast durchweg harter weisser Kalk, daher der Name des „weissen Gebirges“ und das Wort creta „Kreide“. 2) Ihre alte Hafenstadt Mation oder Herakleion wurde Hauptstadt der arabischen Eroberer im 9. Jahrh. unter dem Namen Chandak („Festung“), der dann von den Venezianern in Candia umgewandelt und auch bei den, übrigen seefahrenden Nationen des Abendlandes auf die Insel übertragen wurde, den Bewohnern selbst aber unbekannt blieb. 136. Kleinere von Doriern bewohnte Inseln. Die in südlichster Reihe, Kreta zunächst gelegenen kleineren Inseln des aegaeischen Meeres, unter denen namentlich Melos und Thera in älterer

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1. Geschichte des Alterthums - S. 185

1852 - Weimar : Albrecht
185 lich die Mitglieder jeder Phyle in drei Klassen und stellte die Vor- rechte der Enpatriden von neuem fest. In der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts v. Chr. herrschte in Kreta der König Minos, welcher als weiser und gerechter Ge- setzgeber gepriesen wurde und welcher seine Gesetze als göttliche Ge- bote von Zeus erhalten zu haben vorgab. Ueber seine Gesetzgebung haben wir keine Nachrichten; die späteren, von den nach dem He- raklidenzuge eingewanderten Doriern getroffenen Einrichtungen wur- den fälschlich dem Minos beigelegt. Der Glaube aber an Minos Gesetzgebung und ihre Vortrefflichkeit stand im Alterthume fest. Auch wird Minos ein mächtiger Meerbeherrscher genannt. Er soll sich mit einer zahlreichen Flotte viele Inseln des ägäischen Meeres, na- mentlich die Cykladen, unterworfen, die Karier zurückgedrängt, die Seeräuberei unterdrückt und sich zum Herrn der Schifffahrt und des Handels gemacht haben. Auch dieses von den Kretern in früher Zeit behauptete Uebergewicht zur See ist eine geschichtliche That- sache; die Kreter scheinen in älterer Zeit die vortreffliche Lage ihrer Insel besser benutzt zu haben als später. Auch ist es nicht unwahr- scheinlich, daß sie Andere von Seeräuberei abgehalten, dieselbe aber selbst betrieben und bisweilen, wenn auch nur auf einige Zeit, sich einzelne Küstengegenden von Hellas zinspflichtig gemacht haben. Ein solches abhängiges Verhältniß scheint für Attika die Sage von The- seus anzudeuten. Schwer zu erklären ist der übrige Theil der Sage. Minos wird ein Sohn des in einen Stier verwandelten Zeus und der Eu- ropa genannt, und seine Gemahlin, Pasiphae, Tochter des Sonnen- gottes, von unnatürlicher Liebe zu einem Stiere entflammt, gebar den Minotaurus, der auf einem menschlichen Leibe einen Stierkopf hatte. Um die Schande zu verbergen, schloß Minos dies Ungeheuer in das Labyrinth ein, welches ihm Dädalns erbaute. In das La- byrinth wurden Verbrecher und auch die unglücklichen Opfer einge- sperrt, welche die Athenienser dem Minos alle neun Jahre schicken mußten. Die neuere Forschung ist darüber fast einig, daß der Mi- notaurus einen orientalischen Götzen, wahrscheinlich den phönicischen Moloch bedeutet (siehe S. 84 und 90), welchem Menschen, be- sonders Kinder geopfert wurden. Gewiß ist, daß Kreta von Phö- nicien Kolonisten erhielt und manchen Einfluß erfuhr. Es scheint demnach nicht unwahrscheinlich, daß auch phönicischer Götzendienst früh nach Kreta übertragen worden ist, wie die Sage dadurch an- deutet, daß Zeus als Stier die Europa von Phönicien nach Kreta entführte. Menschenopfer waren dem alten Kreta nicht fremd. Der übrige Theil der Sage weist vielleicht darauf hin, daß unter Minos durch den Einfluß einer phönicischen Gemahlin dieser Götzendienst in Kreta eingeführt wurde. Wenn Theseus denminotaurus erschlägt, so heißt dieses, er machte dem Kultus und den blutigen Opfern dessel- den ein Ende. Bei der Verbindung und dem Verkehre mit Phönicien haben die Kreter vielleicht auch ihre Fortschritte in der Schifffahrt den see- kundigen Phöniciern zu verdanken. Neben ganz ungriechischen Stäm- men finden sich in alter Zeit Pelasger auf Kreta. Ob die angeb- Minos.

2. Bilder aus der alten Geschichte - S. 18

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
18 Theseus. Heldentaten. Ruf seiner Fahrt kam er über die Meerenge von Korinth. Gefährliche Riesen machten hier die Straße unsicher. Km Felsenwege lauerte Periphetes mit eherner Keule; er schlug jeden Wandrer zu Boden. 3m Walde lag Sinnis; er bog die Wipfel zweier Fichten zusammen, band die Menschen mit ihren Füßen an die Wipfel, ließ dann die Fichten emporschnellen und die Opfer zerreißen. — Hm Strande kauerte Skiron; er zwang den Wandrer, ihm die Füße zu waschen, und stieß ihn zum Lohne mit einem Fußtritt ins Meer. — vor seiner höhle saß prokrustes. (Er legte die kleinen Menschen in ein großes Bett und reckte ihnen die Glieder so lange, bis sie das Bett ausfüllten; große Menschen warf er in ein kleines Bett und verstümmelte ihnen ihre Glieder so weit, bis auch sie in ihr Bett paßten. — Theseus tötete jedes dieser Ungeheuer auf die gleiche weise, wie sie selber bisher den Menschen den Tod bereitet hatten. Hahrt nach Kreta. König Rgeus erkannte ihn an den Waffen und den Sandalen und nahm ihn freundlich auf. Doch in Rthen herrschte Trauer und wehklage. Schon lange mußten die Rthener in jedem neunten Iahre dem mächtigen Könige Minos von Kreta schweren Tribut geben, nämlich sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen, waren die Unglücklichen in Kreta angelangt, so fielen sie einem Ungeheuer, halb Stier, halb Mensch, zum (Dpfer; das war der Minotauros (d. H. Stier des Minos). Minos hatte ihm einen riefengroßen Palast mit einem wirrsal von Gängen und Räumen, das gefürchtete Labyrinth, erbauen lassen. Darin hauste der Minotauros. wer dort hineingeriet, verirrte sich und wurde von dem Ungeheuer getötet. Eben lag wieder im Hafen von Rthen das kleine Schiff mit den schwarzen Segeln zur traurigen Fahrt nach Kreta bereit. Da kam Theseus. (Er war sofort entschlossen, das Land von dem Tribut zu erlösen. Freiwillig segelte er mit nach Kreta. (Er gewann dort die Liebe der Königstochter Rriadne. Sie steckte ihm einen Knäuel roter wolle zu. (Er knüpfte das Ende des „Rriadnefadens" am (Eingänge des Labyrinthes fest und drang nun in die Irrgänge hinein, indem er gleichzeitig den Wollenknäuel abwickelte. Endlich traf er den Minotaurus, tötete ihn und fand sich glücklich wieder ins Freie. Dos Schicksal des Agens, „nimmer nahet im Leben das Glück lauter und frei von Leide." Beim Rbschied hatte der Held dem treu besorgten Rgeus ein versprechen gegeben: wenn er glücklich wieder heimkehrte, wollte er statt des schwarzen Segels ein weißes aufziehen. Dies vergaß er. Rm Ufer des Meeres erwartete Rgeus das wohlbekannte Schiff. Ris es endlich auftauchte, trug es noch immer das Trauerzeichen. Da glaubte der unglückliche König, Theseus habe den Tod gefunden, und er stürzte sich in die Fluten. Nach Rgeus wurde dieses Meer das Rgäische Meer genannt. Nun wurde Theseus König V0n Rthen. Doch eine größere zusammenhängende Stadt gab es damals noch nicht, vielmehr wohnte die Bevölkerung, nach Geschlechtern getrennt, in einzelnen Ortschaften. Theseus bewog seine Untertanen, daß sie ihre wohnplätze zusammenlegten. Ruf solche weise ist Rthen erst entstanden. Daher feierte man Theseus als den eigentlichen Begründer der Stadt Rthen.

3. Erzählungen aus der griechischen Geschichte - S. 15

1868 - Oldenburg : Stalling
15 sich mit Minos auszusöhnen: dann würden ihre Leiden ein Ende nehmen. Doch der Sieger legte den Athenern eine harte Bedingung auf. Sie mußten neun Jahre lang jährlich sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta schicken. Auf dieser Insel hatte aber Minos das Labyrinth, ein un- geheueres Gebäude, errichten lassen, aus dessen mannigfach ver- schlungenen Jrrgängen Niemand den Ausweg finden konnte. In diesem Labyrinthe trieb der Minotaurus sein Wesen, ein Ungeheuer, halb Mann, halb Stier, das eine gewaltige Keule schwang. Wenn nun die zum Tode bestimmten Jünglinge und Jungfrauen in Kreta ankamen, wurden sie nach einander unbewaffnet in das Labyrinth geführt, und da sie den Rückweg nicht auffinden konnten, fielen sie als ein Opfer des Minotaurus. Als Theseus in Athen angelangt war, sollte gerade dieses Opfer zum dritten Male nach Kreta abgehen, doch Theseus be- schloß, seine Vaterstadt von diesem schmählichen Tribute zu be- freien. Ohne durch das Loos gewählt zu sein, gesellte er sich zu der Zahl der Jünglinge, die dem Opfertode geweiht waren. Seinen Vater Aegeus, der nur ungern in die Abreise des Thc- seus, der ja erst eben sein Sohn geworden war, willigte, tröstete und beruhigte er durch die Hoffnung, daß er den Minotaurus besiegen werde, und versprach ihm, im günstigen Falle bei der Rückkehr statt der gewöhnlichen schwarzen Segel weiße auf- zuziehen. Als bei der Ankunft in Kreta die Opfer dem König Minos vorgestellt wurden, gewann Ariadne, des Königs Tochter, den heldenmüthigen Theseus lieb. Sie gab ihm heimlich einen Knäuel Garn und zeigte ihm, wie er sich mit Hülfe des Gar- nes, das er am Eingänge des Labyrinthes befestigen und beim Weitergehen abwickeln sollte, aus den Windungen des Gebäudes wieder herausfinden könnte. Theseus erlegte den Stier, und Minos erließ den Athenern den jährlichen Tribut. Der Sieger segelte von Kreta nach der Heimath und nahm des Königs Toch- ter Ariadne als Gemahlin mit, die er jedoch bald auf der Insel Naxos wieder verlor. Als sich das Schiff der attischen Küste nahte, vergaßen so- wohl Theseus als der Steuermann das weiße Segel aufzuziehen, das dem Aegeus die Rettung des Sohnes anzeigen sollte. Der Vater saß indessen auf einem Vorgebirge am Gestade des Meeres

4. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 14

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 14 — Als er sechzehnjahre alt war, führte ihn die Mutter zu dem Stein. Und siehe! Ohne Mühe hob er den mächtigen Block von der Stelle. Da sagte ihm die Mutter trauernd, was der Wille des Vaters sei. Theseus gehorchte; er band sich die Schuhe unter die Füße, das Schwert an die Seite und machte sich auf den Weg nach Athen. Voll Freude nahm Agens ihn auf. § 21. Der Minotaurus. Großen Ruhm erwarb sich der Königssohn durch eine Heldentat auf der Insel Kreta. Der mächtige König dieser Insel, Minos mit Namen, war einst von den Athenern beleidigt worden. Er hatte sie darauf im Kriege besiegt, und seitdem mußten sie ihm alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta schicken. Diese wurden hier in ein Haus eingeschlossen, aus dessen Jrrgängen niemand wieder herauskommen konnte. Das war das Labyrinth. Von dem kunstfertigen Athener Dädalus, der auch die erste Flugmaschine gebaut hat, war es errichtet worden. In diesem Labyrinth wütete das schreckliche Ungeheuer Minotaurus, das halb Mensch, halb Stier war; alle, die das Haus betraten, wurden von ihm aufgefressen. Jetzt mußten die Athener wiederum vierzehn Opfer ausliefern. Theseus bedauerte die Unglücklichen und beschloß, das Ungeheuer zu töten. Ehe er mit ihnen nach Kreta zog, versprach er seinem alten Vater, er wolle auf der Rückkehr statt des schwarzen Trauersegels, womit das Schiff ausfuhr, ein weißes Freudensegel aufziehen, wenn ihm das Werk gelungen sei. Auf Kreta gewann Theseus die Zuneigung der Königstochter-Ariadne. Als er nun mit den vierzehn Opfern das schreckliche Hans des Ungeheuers betrat, gab sie ihm einen Knäuel Garn mit, dessen Ende sie an dem Eingänge festmachte. „An dem abgewickelten Faden wirst du dich", sprach sie, „aus den Jrrgäugeu dann schon wieder herausfinden." Zugleich überreichte sie dem Helden ein Zauberschwert; mit diesem könne er das Untier töten. Guten Mutes schritt Theseus den Jünglingen und Jungfrauen voran und stieß auch bald auf den Minotaurus. Er erlegte ihn und kam famt allen mit Hilfe des gewickelten Fadens aus den Höhlengängen glücklich wieder heraus. § 22. Die Heimfahrt. Schnell trat Theseus mit den Geretteten die Heimfahrt an; auch nahm er seine Helferin Ariadne mit, um sich mit ihr zu vermählen. Sorglos blieben sie unterwegs eine Zeitlang auf der Jnfel Naxos. Hier befahl der Gott Bacchus dem Theseus, die Ariädne zurückzulassen, denn sie sei ihm selber zur Gemahlin bestimmt. Betrübt gehorchte der Held und zog mit den Seinen allein der Heimat zu. Er dachte immerfort an den Verlust der Königstochter, und so kam es, daß er vergaß, statt des schwarzen Segels ein weißes auszuspannen, wie er seinem Vater versprochen

5. Die Helden Griechenlands im Krieg und Frieden - S. 12

1866 - Leipzig : Teubner
12 Erstes Buch. lichen Schwierigkeiten zu bereiten und sprengte den Verdacht aus, Lykurgos strebe dem jungen Könige nach dem Leben. Des- halb beschloß Lykurg, um der Bosheit seiner Feinde aus dem Wege zu gehen, das Land zu verlassen, bis sein Nesse mündig geworden. Er reiste nach Kreta, wo er am längsten verweilte und die Gesetze und Einrichtungen der eingewanderten Dorier kennen lernte. Die Dorier von Kreta hatten mehr als andere an der alten dorischen Zucht und Sitte festgehalten und die alten Satzungen und Einrichtungen des dorischen Stammes am rein- sten bewahrt und weiter gebildet; sie glaubten später, diese ihre geordnete Staatsverfassung stamme von dem alten mythischen Könige Minos her, der als weiser Gesetzgeber berühmt war, aber lange vor der dorischen Einwanderung in Kreta geherrscht hatte, und darum heißt es gewöhnlich, Lykurgos habe auf Kreta die Gesetze des weisen Minos studirt und mit nach Sparta ge- nommen. Von Kreta aus reiste Lykurg weiter in die Städte der kleinasiatischen Griechen und gar bis nach Aegypten, dem Sitze uralter Weisheit. In dem kleinasiatischen Jouien lernte er die Ge- dichte des Homer kennen, und er soll der erste gewesen sein, der die- selben nach dem europäischen Griechenland herübergebracht habe. Als Lykurgos endlich wieder nach Sparta zurückkehrte, fand er den Staat in noch größerer Zerrüttung als zuvor und seinen Neffen Charilaos im Besitze einer tyrannischen Gewalt; deshalb beschloß er den kranken Staatskörper zu heilen und ihm eine Einrichtung zu geben, wie er sie in Kreta kennen gelernt hatte. Vorher aber begab er sich nach Delphi, um das Orakel des Apollon zu befragen, ohne dessen Rath in Sparta nichts Wich- tiges geschah. Bei seinen: Eintritt in das Heiligthum empfing ihn die Pythia mit den Worten: „O Lykurgos, du kommst zu meinem gesegneten Tempel, Werth und theuer dem Zeus und sämmtlichen Himmelsbcwohuern. Soll ich als Gott dich begrüßen, so frag' ich mich, oder als Menschen? Ja, ich meine, du bist wohl eher ein Gott, o Lykurgos!"

6. Für die Klassen 7 und 6 - S. 18

1916 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
18 Sagen des klassischen Altertums. Vorbergehenden von einem Felsen ins Meer schleuderte, warf er selbst hinab; einen schrecklichen Stier, der Menschen und Vieh angriff, fing er sogar lebendig und brachte ihn gefesselt zur Stadt. So war der Knigs-shn bald bei allen Leuten in Athen sehr beliebt. Doch noch ein groes Unglck gab es, das die Athener alle Aeben Jahre ertragen muten. Der grimmige König M i n o s von Kreta hatte sie einst im Kriege besiegt und gezwungen, ihm alle sieben Jahre sieben edle Jnglinge und sieben schne Jungfrauen auszuliefern. Diese Unglck-lichen warf er einem schrecklichen Ungeheuer, dem Minotaurus, zum Fre vor. Freiwillig beschlo Theseus trotz der Bitte seinetlten Vaters, selbst mit nach Kreta zu gehen, um das Ungeheuer zu tten und die Jnglinge und Jungfrauen zu befreien. Als er von seinem trauernden Vater Abschied nahm und das schwarz angestrichene und mit schwarzen Segeln ausgerstete Schiff bestieg, versprach er dem Greise, bei glcklicher Heim-kehr weie Segel aufzuziehen als Zeichen, da alle gerettet seien. Als sie in Kreta angelangt waren, sah Theseus bald, wie schwierig es war, das bse Tier zu tten. Denn das Ungeheuer befand sich in einem groen Hause, aus dessen Zimmern und Gngen, selbst wenn er den Minotaurus gettet htte, sie sich nicht herausgefunden htten. So geschickt hatte der berhmte Baumeister Ddalus es erbaut. Aber Theseus verzagte nicht. Er gewann die Liebe der Tochter des Minos, der schnen A r i ab ne, welche ihm Hilfe versprach. Sie schenkte ihm einen Knuel Garn, dessen Ende er an der Eingangstr festband, während er allmhlich das Garn aufwickelte. So kam er mit seinen Begleitern und Begleiterinnen zum Mittelpunkt des Hauses, wo das schreckliche Ungeheuer sie erwartete. Tapfer griff es der Jngling an und ttete es nach einem furchtbaren Kampfe. Mit Hilfe des Fadens kamen sie auch glcklich heraus und wurden von der ngstlich wartenden Ariadne jubelnd begrt. In einem frhlichen Tanze freuten sich alle der Rettung. Doch sie muten frchten, von dem wilden Könige Minos gefangen zu werden, und so beschlo Theseus, heimlich zu entfliehen. Die treue Ariadne, welche ihm so liebe-voll geholfen hatte, nahm er aber mit sich. Mit ihr lebte er einige Zeit glcklich auf der Insel Naxos, doch mute er sie dort auf den Befehl eines Gottes zurcklassen. Theseus segelte allein weiter, voll froher Hoffnung, die liebe Heimat und den alten Vater wiederzusehen. Nur die Trauer um die zurck-gelassene Ariadne strte die Freude des Wiedersehens, und in Gedanken an die Verlorene verga Theseus das Versprechen, das er einst beim Abschied seinem Vater gegeben hatte; er wechselte nicht die schwarzen

7. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 301

1877 - Leipzig : Teubner
Dikte — Dile der sich der Beschlagnahme eines von einem Andern beanspruchten Sclaven ^vgl. Joylog) widersetzte; tjiltoonris öinrj oder yqacpi), die Klage gegen den Vormnnd, wegen schlechter Verwaltung des Vermögens seines Mündels, §. B. wenn er dasselbe nicht verpachtet hatte (oikov [iig&ovv ist der technische Ausdruck), oder wenn er sich offenbaren Betrug hatte zu Schulden kommen lassen. Die öffentliche Klage konnte während der Mmder-jährigkeit des Mündels von Jedermann angestellt werden. Sie war schätzbar und zog im Fall der Vernrtheilnng wahrscheinlich immer die Entsetzung des Vormundes nach sich. Die Privatklage konnte nach geendigter Vormundschaft von dem Mündel gegen' den Vormund gestellt werden (Demosthenes gegen Aphobos). Sie verjährte fünf Jahre nach geendigter Vormundschaft. Die 8uri und die yqucpii snltqottrjs gehörten vor das Forum des Archon. Ferner ovatug Surj, durch die der Kläger sich an das ganze Vermögen des Beklagten hielt, wenn z. B. die hortlov und zccqtiov Sur\ nichts geholfen hatten; Tptvöouciqtvqtcöv ö. gegen den, der falsche Zeugen aufgestellt hatte, wofür er wahrscheinlich auch noch eine schätzbare Buße erlitt, vgl. Process, 15; Ismoimxqtv-olov S., gegen den auf Schadenersatz, der gegen sein Versprechen vor Gericht nicht als Zeuge er schienen war: fgr^iog S. s. Process, 14. S. auch rq k cp r'i und die besonderen Formen der Öffentlichen Klage Soy.lficcai!a, ev&vva, dnaycoyt], elguyyeucc, svdsi&g, scpr'iyrjglg, cpdaig, vcp^yrj-oig, Tcqoßolr). Dikte f. Kreta, 1. Riktynua und Diktyimaion s. Bvitomar-tis und Kreta, 1. Diktys, 1) s. Perseus. — 2) D. Creteu-sis, aus Gnossos ans Kreta, angeblicher Begleiter des Jdomeneus zum trojanischen Kriege und Verfasser eines Tagebuchs über die Ereignisse desselben, welches," anf Palmblätter in phoinikischer Sprache geschrieben, mit ihm in seiner Geburtsstadt begraben worden sein soll. Dort soll es zur Zeit des Kaisers Nero, als sein Grab durch ein Erdbeben geöffnet wurde, in einer bleiernen Kapsel aufgefunden worden sein; wahrscheinlich ist es von einem damals lebenden Praxis oder Eupraxides verfaßt und »dem Kaiser überreicht worden. Das Werk erregte großes Aufsehen, wurde von einem gewiffeu Septimins im vierten Jahrh, ins Lateinische übersetzt und vielfach, namentlich von den späteren Byzantinern, aber auch von den mittelhochdeutschen Dichtern, welche antike Stoffe behandelten, benutzt, bis es plötzlich im 15. Jahrh, wieder verschwand. Die uns gebliebene lat. Bearbeitung de bello Troiano scheint eine recht treue Uebertragung, wenn sie wirklich Uebersetzung ist, da mehrere Gelehrte glauben, daß überhaupt eine griech. Original nie existirt habe. Ausgg. von A. Setterich (1832 und 1837) und Meister (1872). Dilatio, Vertagung eines Processes im weitesten Sinne, welche wegen Krankheit, fehlender Zeugen, mangelnder Beweise nach Gutbefinden des Richters bewilligt werden konnte. Besondere Arten der dilatio waren ampliatio und compe-rendinatio. 1 Dilectus militnm. Ueber die Aushebung des Heeres in den früheren Zeiten der römv itus militum. 301 schen Republik, als die Vermögenseintheilung des Sero. Tullius dabei noch maßgebend war, finden sich in den alten Autoren, namentlich Polybios (Hb. 6.), folgende Angaben: Alle Jahre wurden 2 confularische Heere von je 2 Legionen aus den 5 ersten Vermögensclassen mit Ausschluß der ca-pite censi ausgehoben; man legte später dabei die Einteilung des Volkes nach Tribus und die darnach aufgestellten Namenregister zu Grunde. Lw. 4, 46. Wenn nicht eine augenblickliche Gefahr zur Eile zwang (wo denn auch die Proletarier sich zum einstweiligen Kriegsdienste stellen mußten und Waffen vom Staate erhielten, mili-tia tumultuaria, Gell. 16, 10.), so bauerte der Act der Aushebung 30 Tage. Fest. s. v. iusti sc. dies. Zunächst wurden die erforderlichen 24 Militärtribunen (für jede Legion 6) ernannt, und zwar 10, welche schon 10 Feldzüge, nnö 14, welche 4' Feldzüge mitgemacht hatten. Die Wahl derselben geschah ursprünglich durch die Eonsulu, doch seit 361 v. C. hatte das Volk sich die Ernennung von 6 (Liv. 7. 5.) und seit 311 v. C. durch ein Gesetz des Volkstribnns L. Atilius von 16 (Liv. 9, 30., doch s. Huschke, der statt seni deni muthntnßt seniores deni) vorbehalten. Seit 207 v. C. wurden alle 24 vom Volke gewählt. Liv. 27, 36. Indessen verzichtete es bisweilen auf Ausübung dieses Rechtes. J,ü\42,3l. Von den beiden Legionen jedes Eonsuls erhielt die eine aus der Gesammtzahl der Tribunen 4 ältere und 2 jüngere, die anbere 3 ältere mtb 3 jüngere. — Die Militärpflichtigen mußten sich auf dem Capitol (später auch anf dem Marsfelde) versammeln, wo die Eonsulu aus ihren Amtsstühlen (sellae eurules), umgeben von den 24 Tribunen, faßen und aus einer Liste die kriegspflichtigen Mitglieder jeder Tribus nach Namen, Stand und Alter aufrufen ließen (citare). Von je 4 in allen Beziehungen ungefähr Gleichstehenden wählten die Tribunen jeder Legion mit, der Reihe nach, abwechselndem Vorrechte der ersten Wahl sich ihren Mann ans, wodurch es möglich wurde, daß in jede Legion Jüngere und Äeltere, Kräftige und Schwächlinge gleichmäßig vertheilt wurden. Außerdem aber wurde bei dieser Auswahl auch noch auf Namen von guter Vorbedeutung gesehen, und waren alle solche schon in den angefertigten Registern der Tribus vorangestellt. Cic. cliv. 1, 45. War die Aushebung des Fußvolks abgemacht, so erfolgte die der Ritter ans den 18 Centuriae equitum; später, als nicht bloß Mitglieder der 18 Centuriae equitum, sondern alle Bürger, die den Census equestris besaßen, zu Pferde dienten, war es umgekehrt; es wurden jeder Legion 300 equi-tes zugetheilt. Endlich wurden diese Eonscribir-ten (eonscripti) als triarii, die Aeltcsten, prin-cipes, die Kräftigsten, und bastati, die Jüngeren, dazu noch velites, die Aermsteu, als Leichtbewaffnete und Plänkler (milites volites oder volitantes) eingetheilt (centuriare). — Als aber zur Zeit der Bürgerkriege durch und seit Marius der Gesichtspunct geltend wurde, den Soldaten zu nehmen, wo man ihn fand, und man ohne Rücksicht auf den Census nur aus körperliche Tüchtigkeit sah, ging der Bürger in dem Soldaten unter, und es dienten die Heere nunmehr nicht dem Staate, sondern nur ihrem Anführer. Früher war jeder verpflichtet, vom 17. bis znm 46.,

8. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 26

1887 - Hannover : Meyer
26 12. Theseus (Sage). zeichen mit sich. — Auf dem Isthmus trieb der Fichteubeuger Sinnis sein Wesen. Er ergriff die Wanderer und band sie mit jedem Fuße an eine von zwei starken Fichten, die er vorher zusammengebogen hatte, hieraus ließ er die Baume zurückschnellen, so daß die Unglücklichen in Zwei Stücke zerrissen wnrden. Thesens bezwang ihn und ließ ihn desselben qualvollen Todes sterben. - Weiterhin saß am Meer der tückische Skiron Er zwang die Vorübergehenden, ihm die Füße zu waschen; dabei stieß er ]te ins Meer, daß sie ertranken. Theseus that, als wolle er ihm den verlangten Dienst leisten, packte ihn aber beim Fuße und schlenderte ihn in die Flut, so daß er den Fischen zur Speise wurde. — Noch schrecklicher war der Riese Prokruste s. Er führte alle Wauderer in sein Haus und bewirtete sie. Abends brachte er die kleinen Leute in ein großes Bett band sie an dem einen Ende fest und reckte sie, bis sie den Geist aufgaben. Große Leute legte er in ein kurzes Bett und hieb ihnen die darüber hinausragenden Füße ab. Dem Theseus bestimmte er das kleine Bett; aber siehe da, er mußte selbst hinein und den Tod erleiden, nachdem ihm beide Beine abgehauen waren. — Nach all diesen Thaten kam Thesens nach Athen Dort setzte er sich als Gast an des Königs Tafel und fing an mit dem Schwerte feines Vaters das Fleisch zu zerschueideu. Da erkannte ihn Agens als seinen Sohn und schloß ihn voll Freude in seine Arme. 3. Theseus und der Minotaur. Damals hatten die Athener an Minos, den König von Kreta, einen entsetzlichen Tribut zu entrichten. s?ie mußten alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungsrauen nach Kreta schicken. Dort wurden dieselben in das Labyrinth geführt, ein ungeheures Gebäude, aus dessen Jrrgängen niemand wieder herausfinden konnte. In dem Labyrinth hauste der Minotaur, ein Ungeheuer, welches halb Mensch und halb Stier war; diesem fielen die Unglücklichen zum ^pser. Zu solchem Tribute hatte Minos die Athener gezwungen, weil sie ihm seinen Sohn erschlagen hatten. Thesens ließ sich freiwillig mitsenden m der Hoffnung, die Stadt von diesem schmachvollen Tribute zu erlösen In Kreta gewann des Königs Tochter Ariadne den herrlichen Jüngling üeb und steckte ihm heimlich ein Knäuel Garn zu. Theseus band das Endendes Fadens am Eingänge des Labyrinths fest und wickelte das Knäuel im Weitergehen ab, so daß er wegen des Rückweges nicht in Sorge zu sein brauchte. Er erlegte den Minotaur und hatte die Freude, daß König Minos ans Bewunderung sür feinen Heldenmut den Athenern den Tribut für immer erließ. Ariadne nahm Theseus als Gemahlin mit, verlor sie aber unterwegs auf einer Insel. ., 4-*.. Theseus' Heimkehr. Bangen Herzens saß unterdes täglich der grerse .lgeus am Gestade und schaute sehnsuchtsvoll nach Süden, wohin sein geliebter Sohn gezogen war. Wenn das Schiss mit dem schwarzen Trauersegel zurückkehrte, so war Theseus tot; dagegen hatte er versprochen, salls alles gut gehe, ein weißes Segel auszuziehen. Leider dachte keiner aus dem Schiffe an diese Verabredung. Agens erblickt das schwarze Segel und stürzt sich jammernd in das Meer, welches seitdem das äaeische genannt wurde. Fröhlich läuft Theseus mit seinem Schiffe in den Hafen ein; seine Augen suchen den geliebten Vetter; sie finden ihn nirgends. Mit

9. Bd. 1 - S. 19

1885 - Leipzig : Brandstetter
19 Als sechste Arbeit ward Herkules von Eurystheus aufgetragen, die stymphalischen Vögel zu vertilgen. Das waren Raubvögel, die an Größe den Kranichen gleich kamen, deren Flügel, Schnäbel und Krallen aber ehern waren. Sie hausten scharenweise am See Stym- phalis in Arkadien und besaßen die Macht, ihre Federn wie Pfeile abzudrücken und mit ihren Schnäbeln selbst die schärfsten Panzer zu durchbrechen. Unter Menschen und Vieh hatten sie schon große Ver- wüstungen angerichtet, und manches Tier hatten sie in ihren Krallen durch die Lüfte getragen, um es dann auf dem Felsen zu verzehren. Herkules trieb sie durch ein gewaltiges Getöse, das er mit großen Klappern verursachte, aus dem Walde hervor und schoß dann Pfeil um Pfeil gegen sie ab; manche tötete er auch durch geschickte Würfe seiner Keule. Die von den Pfeilen und der Keule nicht getroffenen Vögel aber flohen aus der Gegend und kamen nicht wieder. Iv. Immer neue gefährliche Aufgaben ersann Eurystheus in der Hoffnung, endlich doch den verhaßten Herkules bei einem sol- chen Abenteuer umkommen zu sehen. So schickte er ihn denn nach der Vernichtung der stymphalischen Vögel nach Kreta, daß er einen daselbst hausenden wütenden Stier einfange und zu ihm bringe. Dem Könige Minos in Kreta hatte der Meergott Poseidon einen besonders schönen Ochsen gesandt mit der Bestimmung, daß er denselben opfere. Der König hatte aber den Ochsen unter seine Herde gesteckt und einen weniger schönen dafür geopfert. Darüber erzürnt, hatte Poseidon jenen Stier rasend werden lassen, der nun wütend durch das Land rannte und überall große Verwüstungen anrichtete. Als nun Herkules nach Kreta kam und dem Könige Minos von dem Aufträge sagte, der ihm geworden war, freute sich der König. Herkules aber fing den Ochsen und bändigte ihn so vollkommen, daß derselbe sich wie ein geduldiges Lasttier reiten ließ, als ihn der Held nach dem Schiffe brachte, das ihn nach Griechen- land tragen sollte. Eurystheus war erstaunt, als Herkules auch diese Arbeit vollbracht hatte, ohne irgend einen Schaden zu nehmen; er ließ aber den Ochsen, nachdem er ihn mit Wohlgefallen betrach- tet hatte, wieder frei. Als der Stier nicht mehr in des Herkules Gewalt war, verfiel er wieder in seine frühere Wut und richtete nun auch in Griechenland viel Schaden an, bis er endlich von dem Helden Theseus zum zweitenmale gefangen und dann geopfert wurde. Aufs neue sandte Eurystheus den Herkules aus, und wieder lautete der Auftrag, wilde Tiere zu fangen und zu zähmen. In Thracien regierte damals Diomedes, dessen feuerschnaubende Rosse durch ihre Größe und Stärke weit und breit berühmt waren. Sie waren aber so stark, weil man sie nicht wie andere Rosse mit Hafer, sondern mit Menschenfleisch fütterte. Sklaven wurden ihnen 2*

10. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 9

1910 - Berlin : Salle
Dädalus und Ikarus. 9 erlernt. Axt, Wage und Bohrer sollen die Handwerker zuerst durch den Dädalus erhalten haben. Auf alle, die es ihm in seiner Kunst gleich tun wollten, war er eifersüchtig. So auch auf seinen eigenen Neffen und Lehrling, der nach dem Gebiß einer Schlange die Säge erfunden hatte. Heimlich räumte er ihn aus dem Wege. Als die Tat aber doch ans Licht kam, mußte Dädalus aus Athen fliehen. Er entwich nach Kreta zum König Minos. Im Auftrag dieses Herrschers erbaute er das unheimliche Labyrinth: ein Haus mit vielen Hallen, Sälen und Gängen, dessen Räume so kraus ineinandergefügt waren, daß niemand wieder herausfand, der sich nicht mit dem Bauplan ganz genau vertraut gemacht hatte. Dädalus hatte sich, so sagt man, den ägyptischen Tempel als Vorbild seines Baues genommen. Das Labyrinth auf Kreta sollte ein sicheres Gefängnis bilden für das Ungeheuer, den Minotaurus, das der König Minos hier bewachen ließ. Da aber Dädalus auch auf Kreta durch eine Missetat Unwillen erregte, ließ der König ihn und seinen Sohn Ikarus in einen festen Turm werfen. Dädalus murrte nicht über die Strafe und bat seine Kerkermeister nur um eins: um Wachs und Leinwand, „denn", sagte er, „ich will für den König ein Kunstwerk verfertigen, das mir von neuem seine Gnade einbringen wird". Man glaubte ihm und besorgte das Gewünschte. Aber Dädalus sann auf ein Mittel, zu entfliehen, und hatte sich folgendes ausgedacht: Lange hatte er aufmerksam den Flug der Vögel beobachtet und endlich beschlossen, ihnen nachzuahmen: Viele Federn, große und kleine, sammelte er, band sie mit dünnen Fäden zusammen, so daß unten die kleinen, nach oben die größeren zu sitzen kamen; am unteren Ende verklebte er sie mit Wachs. Mit diesen Flügeln unternahmen er und sein Sohn Ikarus alle Tage kleine Versuche, sich in die Luft zu schwingen. „Land und Meer hat mir Minos Gewalt versperrt", meinte Dädalus, „aber die Lust ist ihm noch nicht untertan, die habe ich mir zu meiner Flucht vorbehalten!" Gesagt, getan. Eines Tages trat der kühne Baumeister seine Lustreise an, begleitet von seinem Sohne Ikarus. Der Anfang der Fahrt ging gut vonstatten. Wo die beiden vorüber -flogen, wunderten sich die Menschen, die Fischer, die Bauern, die Hirten über diese seltsamen Vögel. Dädalus hatte seinem Sohne streng bebefohlen: „Flieg immer dicht hinter mir. Komm' nicht dem Meer zu nahe, damit deine Flügel nicht Wasser trinken, schwer werden und dich herunterziehen. Hüte dich aber auch, der Sonne zu nahe -zu kommen, damit ihr Feuer nicht das Wachs an deinen Flügeln zum Schmelzen bringt." Zuerst befolgte Ikarus die Ratschläge des Vaters. Als er aber

11. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 20

1873 - Oldenburg : Stalling
20 Opfer zum dritten Male nach Kreta abgehen, doch Theseus beschloß, seine Vaterstadt von diesem schmählichen Tribute zu befreien. Ohne durch das Loos gewählt zu sein, gesellte er sich zu der Zahl der Jünglinge, die dem Opfertode geweiht waren. Seinen Vater Aegeus, der nur ungern in die Ab- reise des Theseus, der ja erst eben sein Sohn geworden war, willigte, tröstete und beruhigte er durch die Hoffnung, daß er den Minotaurus besiegen werde, und versprach ihm, im günstigen Falle bei der Rückkehr statt der gewöhnlichen schwarzen Segel Weiße aufzuziehen. Als bei der Ankunft in Kreta die Opfer dem König Minos vorgestellt wurden, gewann Ariadne, des Königs Tochter, den heldenmüthigen Theseus lieb. Sie gab ihm heimlich einen Knäuel Garn und zeigte ihm, wie er sich mit Hülfe des Garnes, das er am Eingänge des Labyrinthes be- festigen und beim Weitergehen abwickeln sollte, aus den Win- dungen des Gebäudes wieder herausfinden könnte. Theseus erlegte den Stier, und Minos erließ den Athenern den jähr- lichen Tribut. Der Sieger segelte von Kreta nach der Heimath und nahm des Königs Tochter Ariadne als Gemahlin mit, die er jedoch bald auf der Insel Naxos wieder verlor. Als sich das Schiff der attischen Küste nahte, vergaßen sowohl Theseus als der Steuermann das weiße Segel auf- zuziehen, das dem Aegeus die Rettung des Sohnes anzeigen sollte. Der Vater saß indessen auf einem Vorgebirge am Gestade des Meeres und erwartete mit Sehnsucht die Rück- kehr des Schiffes. Es kam, aber statt des gehofften weißen Segels erblickte der unglückliche Vater das schwarze, das ihm den Tod des Sohnes zu verkünden schien. Voll Verzweiflung stürzte er sich in das Meer, das von ihm den Namen des A e g e i s ch e n erhielt. Bei der Ankunft in der Stadt fand Theseus die Bürger theils in Trauer versunken über den Tod des Königs, theils in freudiger Aufregung wegen der Rettung ihrer Söhne und Töchter. Er bestattete die Reste seines Vaters und ward vom Volk als König anerkannt. Zum Andenken seines Sieges über den Minotaurus stiftete er einen Tanz der Jünglinge und Jungfrauen, in welchem die Windungen des Labyrinths nachgeahmt wurden.

12. Schiller-Lesebuch - S. 97

1883 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
97 63. Tlieseus und der Minotaurus. Von Gr. Schwab. Die schönsten Sagen des klassischen Altertums. 3. Auf!., 1. Teil, Stuttgart 1854. S. 260. Um diese Zeit kamen von der Insel Kreta znm drittenmal Ab- geordnete des Königs Minos, um den gebräuchlichen Tribut abzuholen. Mit demselben verhielt es sich also: Der Sohn des Minos, Androgeus, war, wie die Sage ging, im attischen Gebiete durch Hinterlist getötet worden. Dafür hatte sein Vater die Einwohner mit einem verderblichen Kriege heimgesucht, und die Götter selbst hatten das Land durch Dürre lind Seuchen verwüstet. Da that das Orakel Apollos den Spruch, der Zorn der Götter und die Leiden der Athener würden aufhören, wenn sie den Minos besänftigten und seine Verzeihung erlangen könnten. Hierauf hatten sich die Athener mit Bitten an ihn gewendet und Frieden erhalten unter der Bedingung, dass sie alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen als Tribut nach Kreta zu schicken hätten. Diese sollen nun von Minos in sein berühmtes Labyrinth eingeschlossen worden sein, und dort habe sie, erzählt man, der grässliche Minotaurus, ein zwitterhaftes Geschöpf, das halb Mensch und halb Stier war, getötet oder sie auf andere Weise verschmachten lassen. Als nun die Zeit des dritten Tributes herbeigekommen war, und die Väter, welche unverheiratete Söhne und Töchter hatten, diese dem entsetzlichen Lose unterwerfen mussten, da erneuerte sich der Unwille der Bürger gegen Aegeus, und sie fingen an, darüber zu murren, dass er, der Urheber des ganzen Unheils, allein seinen Teil an der Strafe nicht zu leiden habe, und nach- dem er einen hergelaufenen Bastard zum Nachfolger ernannt, gleich- gültig zusehe, wie ihnen ihre rechtmässigen Kinder entrissen würden. Den Theseus, der sich schon gewöhnt hatte, das Geschick seiner Mit- bürger nicht als ein fremdes zu betrachten, schmerzten diese Klagen. Er stand in der Volksversammlung auf und erklärte, sich selbst ohne Los hinzugeben. Alles Volk bewunderte seinen Edelmut und aufopfern- den Bürgersinn; auch blieb sein Entschluss, obgleich sein Vater ihn mit den dringendsten Bitten bestürmte, dass er ihn des unerwarteten Glückes, einen Sohn und Erben zu besitzen, doch nicht so bald wieder berauben solle, unerschütterlich fest. Seinen Vater aber beruhigte er durch die zuversichtliche Versicherung, dass er mit den herausgelosten Jünglingen und Jungfrauen nicht in das Verderben gehe, sondern den Minotaurus bezwingen werde. Bisher nun war das Schilf, das die unglücklichen Opfer nach Kreta hinüberführte, zum Zeichen ihrer ßettungslosigkeit mit schwarzem Segel abgesendet worden. Jetzt aber, als Aegeus seinen Sohn mit so kühnem Stolze sprechen hörte, rüstete er zwar das Schiff noch auf dieselbe Weise aus, doch gab er dem Steuermann ein anderes Segel von weisser Farbe mit und befahl ihm, wenn Theseus gerettet zurück- kehre, dieses auszuspannen, wo nicht, mit dem schwarzen zurückzukehren und so das Unglück zum voraus anzukündigen. Als nun das Los gezogen war, führte der junge Theseus die Knaben 7

13. Geschichte der Griechen und Römer - S. 13

1896 - Berlin : Rentel
— 13 - vom Berge Erymanthus lebendig bringen. Dieses wilde Tier verwüstete alle Kornfelder und Gärten und tötete die Leute, welche ihm nachstellten. Herkules fing den Eber mit einer Schlinge und trug ihn auf den Schultern zu Eurystheus. Der Stall des Augias. Nachdem dies geschehen, sollte Herkules den Stall des Königs Angias reinigen. Letzterer hatte 3000 Rinder, deren Stall seit vielen Jahren nicht vom Dünger gereinigt war. Man hätte ein ganzes Jahr zu thun gehabt, das Gebäude zu säubern. Da grub Herkules einen tiefen Kanal bis an die Mauer des Hofes und führte in denselben das Wasser von zwei Flüssen, die mit großer Gewalt von den Bergen kamen. Dann machte er ein großes Loch in die Mauer; nun strömte das Wasser in den Stall. Jetzt brach er an der andern Seite der Mauer ein Loch aus, und das Wasser lief heraus und spülte allen Dung weg. So war das ganze Gebäude in einem Tage rein. Tie stymphalischen Vögel. Da befahl ihm Eurystheus, die Vögel aus dem Sumpfe von Stymphalns herauszujagen. Diese Vögel hatten eiserne Schnäbel und Klauen und bissen Menschen und Tiere tot. Herkules nahm eine Klapper von Erz, stellte sich mit derselben auf einen Berg bei dem Sumpfe und drehte sie. Diese Klapper aber machte einen so entsetzlichen Lärm, daß die Vögel ängstlich wurden und aufflogen. Nun nahm Herkules seinen Bogen, schoß nach ihnen und tötete einige; die andern aber waren so erschrocken, daß sie weit über das Meer eilten und niemals wiederkamen. Der Stier von Kreta. Hierauf befahl ihm Eurystheus, daß er den grimmigen Stier aus Kreta bringen sollte. Herkules ging mit einem Schiff nach Kreta, den Stier zu fangen; derselbe war gefährlich, verwüstete das Land, und kein Mensch wollte mit ihm kämpfen. Herkules aber packte ihn bei den Hörnern, zog ihn fort, brachte ihn auf das Schiff und schleppte ihn dann zu Eurystheus. Die Rosse des Diomedes. Jetzt sollte Herkules die unbändigen Rosse vom Könige Diomedes in Thracien holen. Diese fraßen selbst Menschen. Diomedes aber wollte die Rosse nicht geben. Da schlug Herkules ihn tot und warf ihn den Rossen vor. Diese aber bändigte er und brachte sie zu Eurystheus. Der Kampf mit den Amazonen. Die Amazonen waren ein Volk von lauter Weibern, die auf Pferden ritten und Krieg führten und so tapfer waren wie die Helden. Ihre Königin hieß Hippolyta; diese besaß einen kostbaren Gürtel von Gold mit Edelsteinen, den ihr Ares (Mars) geschenkt hatte. Von diesem Gürtel hatte Eurystheus gehört, wollte ihn für seine Tochter Admeta haben und befahl dem Herkules, daß er ihm denselben bringen sollte. Herkules ließ in Griechenland bekannt machen, daß er gegen die Amazonen in den Krieg ziehen wolle, und daß tapfere Männer mit ihm gehen könnten. Er fuhr auf einem Schiff aus und nahm die, welche zu ihm gekommen waren, mit sich. Als er in dem Lande der Amazonen angelangt war, ließ er die Königin Hippolyta wissen, weswegen Eurystheus ihn geschickt habe. Hippolyta wußte, daß Herkules dem Eurystheus gehorchen müsse, weil Apollo es ihm befohlen hatte, und wollte ihm den Gürtel schenken; aber die Amazonen wollten es nicht leiden und griffen den Herkules und feine Gefährten an. Da ward eine große Schlacht geschlagen; die Amazonen fochten zu Pferde und Herkules und seine Begleiter zu Fuß, und wäre Herkules nicht gewesen, so hätten die Frauen gesiegt. Aber der Held schlug sie in die Flucht und nahm Hippolyta gefangen; er that ihr aber nichts zu Leide und ließ sie wieder los, als er ihren Gürtel erlangt hatte. Die Rinder des Gvryon. Auf einer Insel im atlantischen Ocean

14. Theil 1 - S. 35

1827 - Breslau : Max
---------35 --------------- seus vergaß die gute Alte nicht, und stiftete zu ihrem Andenken ein jährliches Fest. Athen war damals in einer drückenden Abhängigkeit von der Insel Kreta (jetzt Candia). Aegeus hatte des Königs von Kreta, Minos, Sohn getödtet, und dafür sich der herben Be- dingung unterwerfen müssen, alle neun Jahre 7 Jünglinge und 7 Mädchen nach der Insel zu schicken. Die Unglücklichen wur- den dort in das Labyrinth voll Jrrgänge gesperrt, und von dem hier hausenden Unholde, dem Minotaur, der halb Mensch und halb Stier war, aufgefressen. Eben jetzt sollte wie- der eine solche Ladung, die dritte, dahin abgehen. Schon war das Loos geworfen, und die Straßen Athens füllten sich mit dem lauten Gejammer der Mütter, die ihre Kinder hingeben soll- ten. Da ergriff Mitleid mit dem Schicksale der Jammernden und Unwillen über die Schmach seines Vaterlandes zugleich des Theseus edles Herz, Er verlangte mitzureisen, um einen Kampf mit dem Ungeheuer zu bestehen. Ungern bewilligte es der Va- ter; denn Theseus war sein einziger Sohn. ,,Aengstige dich nicht, Vater," sprach Theseus; „kehre ich glücklich wieder, wie ich hoffe, so soll aus weiter Ferne ein weißes Segel dir meine Rettung verkünden; falle ich aber, — nun so erwarte das Schiff mit nichts Anderem als einem schwarzen Segel." So fuhr er fort, landete glücklich in Kreta, wurde mit den Uebrigen vor den König Minos geführt, und sollte eben schon in das Laby- rinth geführt werden (seine Keule hatte er nicht vergessen), als des Minos freundliche Tochter, die schöne Ariadne, heimlich zu ihm schlich. Sie hatte ihn gleich beim ersten Anblicke lieb gewonnen, und es hatte sie im Innersten der Seele gedauert, daß der beherzte Jüngling aufgeopfert werden sollte. ,,Wcnn du ihn retten könntest!" hatte sie bei sich gedacht. „Gewiß wird sein Heldenmuth siegen; aber wenn auch! — wie kann er sich wieder heraussinden aus den Jrrgängen des Labyrinths?" — Da siel dem klugen Mädchen ein: „wie, wenn du ihm ein Knäuel mitgäbest, dessen Ende er am Eingang befestigte, und das er imweitergehen ablaufen ließe? An dem könnte er sich nach voll- brachter That wieder zurücksinden." — Gesagt, gethan! Sie eilte heimlich zu Theseus, drückte ihm geschwind das rettende Knäuel in die Hand, gab ihm kurz eine Anweisung, und kaum 3 *

15. Theil 1 - S. 37

1867 - Breslau : Max
Theseus. Ariadne. 37 Wiederkehr. Das Eine mußte er ihr versprechen, auf der Rückkehr wieder einzusprechen, damit sie seiner Rettung gewiß würde. Aber als er heimzog, fand er die freundliche Alte nicht mehr am Leben; entseelt lag sie da; die Götter hatten sie gleich nach ihrer guten Thal zu sich genommen. Aber Theseus vergaß die gute Alte nicht und stiftete zu ihrem Andenken ein jährliches Fest. Athen war damals in einer drückenden Abhängigkeit von der Insel Kreta (jetzt Candia). Aegeus hatte des Königs von Kreta, Minos, Sohn getödtet, und dafür sich der herben Bedingung unterwerfen müssen, alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Mädchen nach der Insel zu schicken. Die Unglücklichen wurden dort in das Labyrinth voll Jrrgänge gesperrt und von dem hier hausenden Unholde, dem Minotaur, der halb Mensch und halb Stier war, ausgefressen. Eben jetzt sollte wieder eine solche La- dung, die dritte, dahin abgehen. Schon war das Loos geworfen, und die Straßen Athens füllten sich mit dem lauten Jammer der Mütter, die ihre Kinder hingeben sollten. Da ergriff Mitleid mit dem Schicksale der Jammernden und Unwille über die Schmach seines Vaterlandes zugleich des Theseus edles Herz. Er verlangte mitzureisen, um einen Kampf mit dem Ungeheuer zu bestehen. Ungern bewilligte es der Vater; denn Theseus war sein einziger Sohn. „Aengstige dich nicht, Vater!" sprach Theseus, „kehre ich glücklich wieder, wie ich hoffe, so soll aus weiter Ferne ein wei- ßes Segel dir meine Rettung verkünden; falle ich aber — nun so erwarte das Schiff mit nichts Andern:, als einem schwarzen Segel." So fuhr er fort, landete glücklich in Kreta, wurde mit den Uebrigen vor den König Minos gebracht, und sollte eben schon in das Labyrinth geführt werden (seine Keule hatte er nicht vergessen), als des Minos freundliche Tochter, die schöne Ariadne, heimlich zu ihm schlich. Sie hatte ihn gleich beim ersten Anblick lieb gewonnen, und es hatte sie gedauert, daß der beherzte Jüng- ling aufgeopfert werden sollte. „Wenn du ihn retten konntest!" hatte sie bei sich gedacht. „Gewiß wird sein Heldenmuth siegen; aber selbst dann! — wie kann er sich wieder herausfinden aus den Jrrgängen ^des Labyrinths?" — Da fiel dem klugen Mäd- chen ein: „Wie, wenn du ihm ein Knäuel mitgäbest, dessen Ende er am Eingänge befestigte und das er im Weitergehen ablaufen ließe? An dem könnte er sich nach vollbrachter That wieder zu- rückfinden." — Gesagt, gethan! Sie eilte heimlich zu Theseus, drückte ihm das rettende Knäuel in die Hand, gab ihm kurz eine

16. Die vorchristliche Zeit - S. 89

1866 - Leipzig : Brandstetter
89 Lykurgos sei sein Nachfolger. Lykurg übernahm das Regiment. Da er- fuhr er, daß seine Schwägerin, die Wittwe des verstorbenen Königs Po- lydektes, ein Kind unter ihrem Herzen trage. Sogleich erklärte Lykurg den Thron für das Eigenthum dieses Kindes und verwaltete die Regie- rung fortan nur noch als dessen Vormund. Inzwischen that ihm die Königin heimlich zu wissen, sie sei bereit, das Kind zu tobten, wenn er ihr verspräche, sie als König zu heirathen. In der Absicht, das Kind selber zu retten, verbarg Lykurg den tiefen Abscheu, den er gegen ein solches Anerbieten empfand, und ließ die Königin bitten, sie möchte nur ihm die Tödtuug des Kindes überlassen. Als nun der Knabe geboren war, schickte die Mutter ihr Kind so- gleich dem Lykurg. Dieser saß gerade mit den höchsten Beamten bei Tische; er nahm das Kind auf seine Arme und rief den Anwesenden zu: „Spartiaten, ein König ist uns geboren!" Darnach legte er es auf den königlichen Stuhl und gab ihm den Namen Charilaos, d. i. Volksfreude, denn Alles war erfreut über einen solchen Beweis von Edelmuth und Gerechtigkeit. Auch sein übriges Betragen erwarb dem Lykurg die höchste Achtung bei seinen Mitbürgern und diese beeiferten sich, seinen Befehlen als Reichs- verweser pünktlich Folge zu leisten. Aber die Königin und ihr Bruder fühlten sich schwer beleidigt und suchten nun das Gerücht zu verbreiten, Lykurg warte nur auf eine gelegenere Zeit, um den jungen König aus dem Weg zu räumen und sich selber zum Alleinherrscher zu machen. Als der brave Mann solche Verleumdung hörte, beschloß er, so lange außer Landes umherzureisen, bis sein junger Neffe zum Manne erwachsen sei. 2. Zuerst begab sich Lykurg zu Schiffe nach der Insel Kreta. Diese Insel war schon lange berühmt durch die vortrefflichen Gesetze, die ein weiser König Minos den Bewohnern gegeben hatte und wodurch diese mächtig zur See und glücklich in ihrem Lande geworden waren. Durch seine Weisheit und Gerechtigkeit hatte sich Minos eine solche Achtung unter den Menschen erworben, daß nach seinem Tode die Sage ging, Minos verwalte in der Unterwelt das Richteramt über die Todten. Von Kreta schiffte Lykurg nach Kleinasien hinüber und von dort soll er auch nach Aegypten gekommen sein. Ueberall machte er sich mit der Landesverfassung bekannt und merkte sich Alles, was er an den Gesetzen Vortreffliches fand, um es dann in seine Heimath zu verpflanzen. In Kreta hatte er die einfache, strenge Lebensweise der Einwohner bewundert^ unter den kleinasiatischen Griechen fand er große Prachtliebe und Ueppig- keit. Natürlich gefiel ihm die Lebensweise der ersteren viel besser, dagegen traf er bei^ den letzteren aus ein unschätzbares Kleinod, nämlich die Ge- dichte des Homer. Diese herrlichen Gedichte schienen ihm eben so ergötz- lich und unterhaltend, als reich an Lebenserfahrung und Staatsklugheit. Darum wandte er allen Eifer an, sie zu sammeln und abzuschreiben, um

17. Theil 1 - S. 292

1810 - Berlin : Duncker & Humblot
La2 und in welchem sie zuletzt die Beute eines Un- geheuers^ Minotauros, geworden^ Die Zeit, diesen verhaßten Tribut zu bezah- len, nahete jetzt zum dritten Male heran. Va- ter und Mütter jammerten, die Jünglinge und Jungfrauen versammleten sich wehklagend, und die Schlachtopfer wurden aus ihnen durch das Loos bestimmt. Da trat Theseus hervor, und bot sich freiwillig zu einem der vierzehn Schlacht- opfer an, aber in der Hofnung, zugleich sein Vaterland auf immer von diesem Tribute zu be- freien. Er ließ daher auch den Steuermann — da man sonst nur ein schwarzes Seegel zum Zeichen der hofnungslosen Trauer auf dem nach Kreta bestimmten Schiffe aufsteckte — ein weißes mitnehmen, um es bei der Rückehr zum Zeichen der vollendeten Rettung aufzustecken. Mit sol- chen Hofnungen langte er in Kreta an. Die Art wie Theseus nun wirklich diese Rettung vollendete, ist enthalten in jenen durch die Dichter auegeschmückten Erzählungen, von der Ariadne, des Minos Tochter, welche aus Liebe zum Theseus ihm den Faden gab, an welchem er den Eingang zu, und den Ausgang aus dem Labyrinthe fand, und mit dessen Hülfe er das Ungeheuer Minotauros erlegte. Wel- ches auch die Art fein mogte, auf welche The- seus zum Ziele gelangte, kurz, es hörte seitdem der Tribut auf; Theseus kehrte von Kreta heim

18. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 296

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
296 9. Theseus. erschlug er ihn mit einer eisernen Keule und lachte über feine Einfalt. Mit Theseus wollte er es ebenso machen; dieser aber fing den Schlag aus, tötete ihn und nahm die Keule als Siegeszeichen mit sich. — Auf dem Isthmus trieb der Fichtenbeuger Sinnis fein Wesen. Er ergriff die Wanderer und band sie mit jedem Fuße an eine von zwei starken Fichten, die er vorher zusammengebogen hatte. Hieraus ließ er die Bäume zurückschnellen, so daß die Unglücklichen in zwei Stücke zerrissen wurden. Theseus bezwang ihn und ließ ihn desselben qualvollen Todes sterben. — Weiterhin saß am Meer der tückische Skirou. Er zwang die Vorübergehenden, ihm die Füße zu waschen; dabei stieß er sie ins Meer, daß sie ertranken. Theseus tat, als wolle er ihm den verlangten Dienst leisten, packte ihn aber beim Fuße und schleuderte ihn in die Flut, so daß er den Fischen zur Speise wurde. — Noch schrecklicher war der Riese Prokrnstes. Er führte alle Wanderer in fein Haus und bewirtete sie. Abends brachte er die kleinen Leute in ein großes Bett, band sie an dem einen Ende fest und reckte sie, bis sie den Geist aufgaben. Große Leute legte er in ein kurzes Bett und hieb ihnen die darüber hinausragenden Füße ab. Dem Theseus bestimmte er das kleine Bett; aber siehe da, er mußte selbst hinein und den Tod erleiden, nachdem ihm beide Beine abgehauen waren. — Nach all diesen Taten kam Theseus nach Athen. Dort fetzte er sich als Gast an des Königs Tafel und fing an, mit dem Schwerte feines Vaters das Fleisch zu zerschneiden. Da erkannte ihn Agens als feinen Sohn und schloß ihn voll Freude in feine Arme. 3. Theseus und der Minotaur. Damals hatten die Athener an Minos, den König von Kreta, einen entsetzlichen Tribut zu entrichten. Sie mußten alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta schicken. Dort wurden diese in das Labyrinth geführt, ein ungeheures Gebäude, aus dessen Jrrgängen niemand wieder herausfinden konnte. In dem Labyrinth hauste der Minotaur, ein Ungeheuer, welches halb Mensch und halb Stier war; diesem fielen die Unglücklichen zum Opfer. Zu solchem Tribute hatte Minos die Athener gezwungen, weil sie ihm feinen Sohn erschlagen hatten. Theseus ließ sich freiwillig mitfenden in der Hoffnung, die Stadt von diesem schmachvollen Tribute zu erlösen. In Kreta gewann des Königs Tochter Ariadne den herrlichen Jüngling lieb und steckte ihm heimlich ein Knäuel Garn zu. Theseus band das Ende des Fadens am Eingänge des Labyrinths fest und wickelte das Knäuel im Weitergehen ab, so daß er wegen des Rückweges nicht in Sorge zu fein brauchte. Er erlegte den Minotaur und hatte die Freude, daß König Minos aus Bewunderung für feinen Heldenmut den Athenern den Tribut für immer erließ. Ariadne nahm Theseus als Gemahlin mit, verlor sie aber unterwegs auf einer Insel. 4. Theseus' Heimkehr. Bangen Herzens saß unterdes täglich der greise Agens am Gestade und schaute sehnsuchtsvoll nach Süden, wohin sein geliebter Sohn gezogen war. Wenn das Schiff mit dem schwarzen Trauerfegel zurückkehrte, so war Theseus tot; dagegen hatte er versprochen, falls alles gut gehe, ein weißes Segel aufzuziehen. Leider dachte keiner auf dem Schiffe an diese Verabredung. Ägeus erblickt das

19. Alte Geschichte - S. 14

1888 - Leipzig : Fues (Reisland)
s von Athen. Thesens zog aus und erlegte ihn. Bald leistete er den Athenern einen noch wichtigeren Dienst. Der mächtige König Minos in Kreta, dem die Athener einen Sohn getötet hatten, war mit Heeresmacht gekommen und hatte die Athener gezwungen, ihm einen jährlichen Tribut von sieben Jünglingen und sieben Jungsrauen zu schicken. Diese wurden in das Labyrinth geworfen, ein großes Gebäude mit vielen Jrrgängen, wo ein Ungeheuer, der Miu o taurus, halb Mensch und halb Stier, sie verzehrte. Jetzt sollte dieses Opfer wieder nach Kreta abgehen. Da gesellte sich Thesens zu den Jünglingen, die dem Opfertode geweiht waren. Der Vater willigte nur ungern iu die Abreise des Thesens. Dieser versprach, im Fall er siegreich zurückkehrte, anstatt des schwarzen Segels ein weißes aufzuziehen. Das Schiff kam in Kreta an. Der heldenmütige Theseus gewann die Liebe der Königstochter Ariadne. Sie gab ihm heimlich einen Knäuel, dessen Fadeu, am Eingänge des Labyrinths befestigt, ihn sicher wieder aus den Jrrgängen leiten würde. Er erlegte das Ungeheuer, woraus Minos den Tribut erließ. Theseus verließ Kreta und nahm Ariadne mit. Als sich der Held der Heimat nahte, vergaß er, statt des schwarzen Segels ein weißes auszuziehen. Der Vater hatte auf einem Felsen am Gestade des Meeres mit Sehnsucht die Rückkehr des Schiffes erwartet. Als er das schwarze Segel sah, stürzte er sich voll Verzweiflung in das Meer, das den Namen des Ägeischen erhielt. Die Athener erkannten nun Theseus als ihren König an. Die Bürger der Landschaft Attika lebten damals in zwölf voneinander getrennten Ortschaften, von denen jede ihre eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit hatte. Theseus machte den Bewohnern der Landschaft den Vorschlag zu einer Vereinigung, indem er viele von feinen königlichen Rechten abtrat. So kam die Vereinigung aller Bewohner zu einem Volke und in einer Stadt unter einer Gerichtsbarkeit zustande, wodurch der Grund zu der spätern Macht Athens gelegt wurde. Obschou Theseus das Volk weise regierte, so wurde er doch von einer feindlichen Partei beim Volke verdächtigt. Er ging daher in die Verbannung zum König Lykomedes aus der Insel Skyros. Dieser führte ihn einst auf eine Felsenspitze, angeblich um ihm seine Ländereien zu zeigen. Als aber Theseus sich umschaute, stürzte ihn Lykomedes ins Meer. — Die Athener bereuten bald ihre Undankbarkeit, bauten dem Theseus Tempel und Altäre und holten später seine Gebeine von der Insel Skyros

20. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 8

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Theseus von Athen. Stier, den Herakles aus Kreta geholt hatte und den man in Argos freigelassen hatte, verwüstete jetzt die Felder von Marathon, und niemand wagte sich mehr vor! die Stadt, um nicht von dem wütenden Tiere zerrissen zu werden. Als Theseus die Not sah, ging er hinaus, bändigte den Stier, führte ihn im Triuckph durch die Stadt und opferte ihn dem Gotte Apollon. Jubelnd umdrängte ihn das Volk und führte ihn zu König Ägeus. In purpurnem Gewände! zwei Speere in der Hand, eine Lederüippe auf dem langen blonden Haar, so i trat der fremde Jüngling vor den König. Der lud ihn zum Gastmahl, ohne ihn zu kennen; aber als bei der Tafel der Gast ein Schwert mit elfenbeinernem Griff zog, um das Fleisch zu zerlegen, da erkannte Ägeus sein eigenes Schwert, und vor allem Volk schloß er seinen Sohn in die Arme. I). Reise nach Kreta. Wenige Tage nach seiner Ankunft aber sah Theseus, wie man im Hafen ein Schiff mit schwarzen Segeln rüstete, und er erfuhr, daß am folgenden Tage sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta geschickt werden müßten, um dort einem Ungeheuer mit dem Kopf eines Stieres (dem Minotauros) vorgeworfen zu werden. Die Athener hatten nämlich einst den jungen Sohn des Königs Minos aus dem Hinterhalt erschlagen, und als der Vater mit einem Heer heranzog, konnten sie ihre Stadt vor seinem Zorne nur retten, indem sie den Vertrag eingingen, daß sie ihm alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen aus edlem Geschlechte zur Speise für den Minotauros schicken wollten, denn der fraß nichts anderes als Menschenfleisch, und dieser schimpfliche Tribut sollte nicht eher aufhören, als bis der Minotauros tot sei. Zweimal schon war die Sendung geschehen, eben rüstete man sich zum dritten Male. — Als nun in .ernster Versammlung die vierzehn jungen Leute ausgelost werden sollten, trat als erster der junge Königssohn hervor und erklärte, er wolle als Freiwilliger die Fahrt mitmachen. Jubelnd drängte sich um ihn das Volk, hoffnungsvoll schlossen sich dann die Ausgelosten ihm an; nur der alte Vater ließ den:ebeit erst gewonnenen Sohn mit Sorgen ziehen, und er verabredete mit ihm/ Theseus solle, wenn die Fahrt gut verlaufe, bei der Heimkehr statt des traurigen schwarzen Segels ein weißes aufziehen, damit der Vater schon aus der Ferne das Schicksal seines Sohnes erkennen könne. — Dann fuhr die Schar der athenischen Kinder ernst und fromm durch das Meer. Näch schneller Fahrt kamen sie ein paar Tage zu früh auf Kreta an. Der wilde König ließ sogleich die Kinder ergreifen und wollte sie mißhandeln und in den Kerker werfen. Da trat ihm der junge Theseus ‘keif entgegen. „Halt, König'', rief er, „wir sind dem Minotauros geweiht! Wenn der Tag kommt, werden wir tun, was der Vertrag gebietet. Du aber darfst keinem dieser Kinder ein Leid tun!" Da lackte der wilde Minos. „Knabe", rief er, „willst du mir trotzen, dem Sohne des Zeus?" „Bist du ein Sohn des Zeus", rief Theseus, „so bin ich ein Sohn des Poseidon, und ich schütze diese Mädchen!" „Wohlan", sagte Minos, „ich will ein Zeichen von meinem Vater Zeus erflehen, daß ich sein Sohn sei. Dann