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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 105

1880 - Dresden : Salomon
105 Nahrung ist auch der Grund zu suchen, warum manche Thicre periodisch ihren Aufenthaltsort wechseln: Zng- und Strichvögel, Wanderungen von Mischen. Viele Thiers sind einem bestimmten Klima entsprechend organisirt und bekleidet. Die ganze Familie der Affen verlangt eine gleichmäßige und warme Temperatur, das Rennthier dagegen ein kaltes Klima und namentlich kühle Sommer; das Lama lebt in den kältern Gebirgsregionen der Anden, aber nicht in den wärmeren Ebenen Brasiliens. In den Tropen leben die größten und prächtigsten, aber auch reißendsten und giftigsten Thiere. Ihre Farbe und Pracht irird erhöht durch das Licht, das hier reichlicher und intensiver ist, als in höhern Breiten; ihr Gift wird genährt durch die Hitze. Roth, Grüu und Blau ge- winuen an Lebhaftigkeit, Gelb verwandelt sich in Orange, und der Eontrast der complementären Farben steigert sich. In den höhern Breiten schrumpfen die Thiere zusammen. Die Farben werden matter und ändern sich mit den Jahreszeiten, die Winter- kleider werden dichter und nehmen wohl gar die Farbe des Schnees an. Die Phytophttgen hängen direct von der Pflanzenwelt und ihrem Lebenscyclns ab, einige, die Monophagen, von einer ein- zigen Pflanze, andere, die Polyphagen, von vielen Pflanzen. Der Verbreitnngsbezirk der Seidenraupe ist durch den Maulbeerbaum, derjenige der Cochenille durch eine Cactusart (Opuntia Tuna) beding:. In Brasilien und Indien ist die Pflanzenwelt besonders reich und üppig, zugleich auch Feuchtigkeit genug vorhanden; hier sind denn auch die Phytophagen und Amphibien besonders zahl- reich vertreten. Die heißen und dabei dürren Gegenden sind arm, die heißfeuchten reich an Amphibien. Einzelne Species von Thieren sind, namentlich auch durch den Einfluß des Menschen, über die ganze Erde verbreitet. Die eigentlichen Hansthiere haben sich überall akklimatisirt; die Ratte und Hausmaus ist überall zu finden, die Fischotter kommt sonst überall, nur nicht in Süd- amerika vor; der gemeine Bär, der Fuchs und Wolf vertragen jedes Klima; die wilde Ente findet sich von Lappland an bis zum Caplande, von der Union bis Japan. Dagegen haben auch viele Thiere wieder einen sehr kleinen Verbreitungsbezirk. Der Orang-Utang findet sich nur auf Borneo und den benachbarten Inseln. Von den Säften anderer Thiere leben die Parasiten, die Epizoen heißen, wenn sie auf der Körperoberfläche, und Ento- zoen, wenn sie im Innern ihrer Wirthe leben. Man kennt bis jetzt 8000 Parasiten oder 4 Procent der bekannten Thiere als Parasiten, darunter 5090 Schlupfwespen und 2000 Eingeweide-

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1. Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien - S. 293

1904 - Trier : Lintz
Das Tiefland des La Plata und das Hochland von Brasilien. 293 Grassteppen. In den trockenen Gebieten weist das Klima auch größere Wärmeschwankungen als im nördlichen Teile Süd- amerikas aut. b) Das Kulturbild. Infolge geringerer Wärme und Regenmenge fehlt dem größten Teile des Gebietes die strotzende Fruchtfülle der nördlichen Tropen- gegenden Südamerikas. Anderseits fehlen aber auch die erschlaffen- den Wirkungen des Tropenklimas, und so ist das Gebiet trotzdem geeignet zur Erzeugung hoher wirtschaftlicher Werte. Nur der feuchtheiße Küstensaum Brasiliens hat ein ungesundes, mör- derisches Klima und ist von Fiebern, besonders dem Gelben Fieber heimgesucht, dem viele Bewohner der Küstenorte im Sommer durch den Abzug nach dem inuern Hochlande zu entfliehen suchen. Santos, der Hauptausfuhrhafen für Kaffee, ist einer der ungesundesten Häfen der Erde. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt dort 22° C., die mittlere Temperatur des wärmsten Monats (des Februars) 27,1, des kühlsten (des Junis) 17,5° C., und als größte Hitze wurden 36.8 im Schatten, als niedrigste Wärme 11,3° C. beobachtet. Im Hafen liegen noch heute zahlreiche Wracks von den 40 Schiffen, die in den neunziger Jahren des vorigen Jahr- hunderts durch das Gelbe Fieber ihre ganze Mannschaft verloren hatten. Das Küstengebirge Brasiliens, in welchem das brasilianische Hochland stufenförmig zum Meere abbricht, ist wegen seines Regen- reichtums, der durch Steigungsregen hervorgerufen wird, und seines gleichzeitig warmen Klimas zum Plantagenbau, zum Anbau von Reis, Tee, Kakao, Bananen, Tabak, Baumwolle und andern Gewächsen geeignet. Das Hauptprodukt Brasiliens, der Kaffee, wird dagegen nicht in der Küstenzone, wo die Feuchtigkeit für den Kaffeestrauch zu groß ist, sondern etwas weiter im Innern, also schon auf der Hochebene, gewonnen. Das riesige Aufblühen des brasilianischen Kaffeebaues auf der küstennahen Hochebene knüpft sich an die Verbreitung der terra roxa, einer roten vulkanischen Erdart, die aus der Verwitterung von Diabaskuppen entstanden ist. Dieselbe erwies sich für das Gedeihen des Kaffeestrauches als so hervorragend geeignet, daß die Kaffeepflanzungen in dem Bezirke der terra roxa bald eine große Ausdehnung nahmen und der brasilianische Staat Säo Paulo, zu dem derselbe gehört, das Hauptkaffeeland der Erde wurde. Der Kaffee wird dort fast ausschließlich auf großen Landgütern, Fazendas, gebaut. Schon seit dem 16. Jahr- hundert wurde in Brasilien Kaffee angepflanzt. Aber erst i. J. 1806 begann die Kaffeeausfuhr nach Europa. Seitdem ist die Pro- duktion fortwährend gestiegen. In den letzten Jahren erreichte die Kaffeeernte Brasiliens die gewaltige Höhe von über 5g0 Mill, kg, d. s. 2/3 der gesamten Welterzeugung, währeud auf Mittelamerika

2. Länderkunde der fremden Erdteile - S. 95

1908 - Langensalza : Beyer
10. Das Tafelland von Brasilien. 95 Zur sachlichen Vertiefung: Wie kommts, daß der Osten Südamerikas von einem ausgedehnten Tafellande erfüllt ist? Wie mögen die Tafelberge und Kuppen des Tafellandes entstanden sein? Aus welchem Gestein sind sie demnach aufgebaut? Wie ist der Steilabfall im Osten zu erklären? Wie kommts, daß sich am Fuße des Gebirges ein schmaler Küstensaum hin- zieht? Woraus erklärt sich der Reichtum an fließenden Gewässern? Wie kommts, daß die meisten Gewässer auf dem südöstlichen Teile des Tafel- landes entspringen? Warum fließen die Flüsse zumeist nach Norden und Südwesten ab? Welchen Einfluß hat der Steilabfall des Gebirges auf den Lauf der östlichen Flüsse ausgeübt? Zusammenfassung: Lage, Bodenform und Gewässer des Tafellandes von Brasilien. 2. Inwiefern kann das Tafelland von Brasilien als das große Plantagengebiet Südamerikas bezeichnet werdend Weite Strecken des Tafellandes dienen dem Plantagenbau. In besonders ausgedehntem Maße wird derselbe in den östlichen Stufenländern des Hochlands betrieben. Hier werden sowohl Reis, Tee, Zuckerrohr, Kakao und Bananen, als auch Tabak und Baumwolle in großen Mengen angebaut. Die küstennahen Hochebenen dagegen dienen dem Kaffee bau, der in so großem Umfang^ betrieben wird, daß Brasilien das erste Kaffeeland der Welt ist. Es werden jährlich mehr als 500 Mill. Kilogramm Kaffee ge- erntet, d. i. 2/3 der gesamten Kaffeeernte der Welt. Neben dem Plantagenbau sind besonders im Süden auch weite Strecken des Landes dem Ackerbau dienstbar gemacht worden, der ungemein reiche Ernten an Mais und Weizen liefert. Daneben werden angebaut Ananas, Orangen, Feigen, Wein, Melonen. Das Innere des Hochlandes eignet sich weniger zum Ackerbau. Hier sinden sich ausgedehnte Weideflächen, die sich durch ungeheuren Grasreich- tum auszeichnen und darum zur Viehzucht sehr geeignet sind. Im nördlichen und mittleren Hochlande sind die Campos von riesigen Pferde- und Rinder- Herden belebt, die von berittenen Hirten beaufsichtigt werden; im südlichen Teile des Hochlands wird außerdem noch die Schweinezucht in aroßem Maßstabe betrieben. Zur sachlichen Vertiefung: Wie kommts, daß gerade die östlichen Stufenlandschaften dem Plantagenbau dienen? Wärme, Regenreichtum!) Wie kommts, daß diese Stufenländer so reiche Niederschläge empfangen? ssüdostpassat; Steigungsregen!) Warum wird der Kaffeebau besonders auf den küstennahen Hochebenen betrieben? (Terra rosea, geringere Feuchtigkeit.) Warum weisen die Hochflächen im Innern nur Graswuchs auf? (Geringere Regenmenge wegen der Entfernung vom Meere und der niedrigen Lage.) Warum fehlen dem südlichen Hochlande die tropischen Gewächse? (Abnahme der Wärme!) Zusammenfassung: Die Bodenkultur im brasilianischen Hochlande und ihre Grundlagen.

3. Nationale Erdkunde - S. 192

1911 - Straßburg i.E. : Bull
192 Iii. Amerika. Staats- und Bevölkerungsverhältnisse in Brasilien. Äier stößt das deutsche Element mit einer ganz anders gearteten Bevölkerung zusammen, als dies in der Änion der Fall ist. 80 biö 90°/0 der brasilianischen Bevölkerung sind Farbige, Nachkommen von alteingesessenen Indianern oder von Negern; Brasilien setzt ja seinen Stolz darein, der erste bunt- sarbige Staat der Welt zu sein. Nur 10 bis 20% dürfen sich portugiesischer Abstammung rühmen. Die Schattenseiten einer derartigen Bevölkerung liegen auf der Äand: Der Brasilianer liebt ein behagliches Nichtstun. Es geht ihm die Tatkraft ab, die sich auf Erwerb richtet. Er ist bildungsfähig, wird aber von den deutschen Siedlern in der Bildung leicht überholt. Es fehlt also in Brasilien jenes starke Volks- tum, das in der Llnion die Deutschen teilweise zum Aufgeben ihrer Eigenart zwingt; darum braucht von der Auswanderung nach Brasilien nicht abge- raten zu werden. Gedeihen und groß werden kann der brasilianische Staat ganz sicher erst dann, wenn er immer mehr weiße, besonders germanische Einwanderer aufnimmt, die keine Mühe scheuen, die schlummernden Schätze des Landes zu heben. Aber täuschen wir uns denn nicht, wenn wir der deutschen Einwanderung in Brasilien so großen Wert zuschreiben? Schätzen wir uns nicht zu hoch? „Die deutschen Kolonien in Brasilien sind eine Oase der Emsigkeit und des Gewerbfleißes inmitten einer großen Wüste von Hinterlist und sittlicher Fäulnis." So redet nicht etwa ein Deutscher, so redet ein berühmter Nordamerikaner. Prüfen wir selbst, und lassen wir uns von einem Reisenden führen, der das Land aus eigener Anschauung kennt. (Julius von Barsewitsch in „Deutsche Erde" 1903.) Wir sind in Porto Alegre (im Süden) gelandet und haben nach dem Innern des Landes zu den Weg eingeschlagen. Vor uns liegt eine endlos sich dehnende Flußebene. Rotbraunes und Helles, hohes Gras, untermischt mit graugrünen, steifen Kalmen, bedeckt die Ebene; hie und da erheben sich einzelne, runde, niedrige Wäldchen. Wie farbige Punkte verstreut auf dieser endlosen Fläche erscheinen Rin- der und Pferde, hin und wieder eine gelbe Äütte, aus Lehm gebaut und mit Gras bedeckt, fo fehen wir beim Näherkommen. Braune

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 842

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
842 Ix. Das Kaisertum Brasilien. Tapir im Schlamme und flattern große Fledermäuse umher, zahllose Leuchtkäfer er- leuchten die Nacht, während Ochsenfrösche und andere derartige Lurche ihr unheimliches Konzert anstimmen. Jeden Tag wechselt eine Periode der Stille und des Schlafes dieser zahllosen Tierwelt mit der ihres lärmenden Wachens und des tausendstimmigen Geschreis in dieser tiefen Waldwelt. § 657. Das Klima Brasiliens ergibt sich aus der geographischen Lage: Brasilien erstreckt sich über 37 Breitegrade, vom 4° 91. Br. bis in die südliche ge- mäßigte Zone. Der weitaus größte Teil gehört somit der tropischen Zone an. Doch, da keine Schneegebirge und Sandwüsten vorkommen, vielmehr der Urwald dem Boden Feuchtigkeit und Kühle erhält, tritt das Klima nicht in so schroffe Gegensätze auseinander, wie in den Andesstaaten. Überall herrscht mit kleinen Wechseln der Gegensatz der trockenen (und kühlen, April bis Okt., auf dem Gebirge tempo do frio, kalte) und der nassen Jahreszeit (die heiße Nov. bis März, tempo do calore); die größere Wärme des Küstenlandes und der Gebirgsabhänge wird durch regelmäßige Passatwiude vermindert und durch höchst angenehme Abende und frische Nachtluft abgekühlt. Nur auf den Campos (S. 840) herrscht ein schrofferes Klima: scharfe Luft mit Nachtfrösten im Juni und Juli, die selbst den Gewächsen verderblich werden, sogar mit Hagel und Schnee; dagegen Sommers eine Alles dörrende Glut. In den unbebauten Waldstrecken der Küstenzone im Norden von Bahia (den Sertaos) bleibt bisweilen der Regen aus, daß schon ganze Herden und Ernten zu Grunde gingen; in sumpfigen Gegenden stellen sich auch Fieber ein. Ein völlig gleichförmiges Klima wird man in dem weit gedehnten Gebiet natürlich nicht erwarten. Auf dem Waldgebiet des Amazonas lastet drückende Schwüle (durchschnittlich 28 — 29°), die durch die regelmäßigen tropischen Regengüsse nicht vermindert wird. Das brasilianische Binnenland hat ein im allgemeinen gesundes Kontinentalklima mit beträchtlichen Gegensätzen von Sommer und Winter, Tag und Nacht. Die dem Südostpassat vorgelagerten Küstenketten entziehen dem Bergland schon einige Feuchtigkeit, so daß sich vielfach baumlose Savannen aus- breiten. Die Küsten sind feuchter und wärmer als im Westen des Erdteils, aber, so weit sie innerhalb der Tropen liegen, ungesund wie im Westen, besonders seit in den letzten Jahrzehnten Cholera und gelbes Fieber auch hieher den Weg gefunden haben. Jenseits des Wendekreises dagegen beginnen durchaus gesunde, für europäische Einwanderung besonders geeignete Distrikte. Die Natur entfaltet in Brasilien ihren größten Reichtum: Brasilien ist das er- giebigste Diamantenland, die brasilische Flora die reichste der Erde, herrlich besonders durch ihre Palmenwelt, ihre Nutzhölzer (wie das Rotfärbholz, das dem Land den Namen gab), kostbare Heilmittel und Balsame (Jpecacuanha, China, Jalappe, Sarsaparille 2c.), Pflanzungen von Kulturgewächsen. Und dem Reichtum des Pflanzenreichs entspricht die Tierwelt, sowohl des Waldes als der Herden. Das niedrige Küstenland und das Tiefland des Amazonenstroms zeigen eine Vegetation, die in der üppigsten Fülle und in riesigen Formen emporstrebt. Ein ewig junger Pflanzenwuchs treibt die B§ume zu maje- stätischer Größe, und selbst aus jedem der riesenhaften alten Stämme ruft die Kraft der Tropen eine neue Schöpfung von Orchideen und andern Schmarotzergewächsen hervor. Unübersehbar ist die Mannigfaltigkeit der Bildungen in Stämmen und Laubkronen, Blüten und Früchten. Im prachtvollen Gewölbe des Walddoms, wie im dichten Grün des Bo- dens, wird man von der unendlichen Fülle der Formen und Farben, der Gattungen und Arten des Pflanzenlebens hingerissen. Viele Gewächse, die bei uns am Boden haften, erheben sich dort zu mannshohen Gattungen, Gräser werden Bäume mit dicken Stämmen und zierlicher Lanbkroue, Lilien bekommen 2—3 m lange Blätter des glänzendsten Grün, *) Die Vögel und Insekten Brasiliens sind ein Handelsartikel geworden.

5. Lesebuch der Erdkunde - S. 844

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
844 Ix. Das Kaisertum Brastlien. 1817 in einer blutig unterdrückten revolutionären Erhebung in Pernambuco aus. Als dann vollends die politischen Unruhen in Portugal Johann Vi. dorthin zurück- riefen (1821) und die portugiesischen Cortez Miene machten, Brasilien trotz des königlichen Versprechens in die alte Abhängigkeit zurückzustoßen, ließen sich die auf Unabhängigkeit gerichteten Bestrebungen nicht länger eindämmen. Nun war der Sohn des Königs, der in Brasilien blieb, Dom Pedro, besorgt, das Land vor Anarchie zu schützen, berief eine Nationalversammlung und willigte ein, Kaiser von Brasilien zu sein (Dez. 1822). Kaiser Dom Pedro I. gab 1824 dem Reich eine freisinnige konstitutionelle Verfassung mit einer Repräsentantenkammer und einem Senat. Die einzelnen Provinzen haben Provinziallandtage und stehen unter Präsidenten, welche der Kaiser ernennt. An Unruhen hat es seitdem auch in Brasilien nicht gefehlt: schon 1831 hat Dom Pedro I. die Regierung seinem damals 6jährigen Sohn Dom Pedro Ii., der noch regiert, überlassen. Immerhin hat die monarchische Staatsform dem Reich die blutigen Erschütterungen erspart, an welchen die südamerikanischen Re- publiken seit ihrer Befreiung kranken. Von einem blühenden Zustand kann freilich noch lange nicht die Rede sein, so reich die Hilfsquellen sind. Das Gleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben im Staatshaushalt ist noch nicht erreicht. 1877/78 standen 221 Mill. Mk. Ein- nahmen 302 Mill. Mk. Ausgaben gegenüber. Die Staatsschuld ist durch Kriege, die trotz des kleinen Heers (14000 Mann im Frieden, 32000 Mann Kriegsstärke, jetzt ist allgemeine Wehrpflicht dekretiert) und des siegreichen Ausgangs schon wegen der riesigen Entfernungen sehr kostspielig werden müssen, und durch außerordentliche Ausgaben zur Unterdrückung von Hungersnot in den Nordprovinzen auf 1670 Mill. Mark gestiegen. Die Bevölkerung des ungeheuren Reiches betrug 1872 10108000 E., worunter die wilden Indianer, deren Zahl aus 1 Mill. geschätzt wird, nicht inbe- griffen sind. Die Neger bilden einen sehr bedeutenden Teil der Bevölkerung; übrigens sind die meisten Einwohner Mischlinge. Reine Neger sollen es 2—3 Mill. sein. Sklaveneinfuhr ist seit 30 Jahren verboten; die Zahl der Sklaven vermindert sich rasch, da alle seit 28. Sept. 1871 geborenen Negersklavenkinder frei sind, die Kronsklaven frei gegeben wurden und Fonds zum Loskauf der übrigen gebildet sind. Nur etwa lvs Mill. Neger sind noch Sklaven, sie werden übrigens in Bra- silien nicht hart behandelt. Die Farbe bewirkt in Brasilien durchaus keinen Unter- schied der Rechte und des Ansehens. Jeder Freie, mit Ausnahme der wilden In- dianer, ist zu allen Ämtern und Stellen berechtigt. „Wenn die Schwarzen sich auch gern Senhores Blaneos (Herren Weiße) nennen lassen, wenn das Ebenholz und Kaffeebraun ihrer Haut diese Benennung auch Lügen straft, geben sie doch keine Unterordnung unter den Europäer zu und sind alle gleich stolz darauf, echte Bra- siliauer zu sein. Im Heere dienen Neger als Generale, die meisten Offiziere sind aus gemischtem Blute, Mulatten sitzen im Ministerrate des Kaisers." (Die Ab- kömmlinge von Weißen und Indianern heißen Mamelueos, die von Indianern und Negern Easucos, von Weißen und Negern Mulatos.) Weiße soll es 1^2 Mill. geben, doch ist diese Zahl nnzuverläßig. In den Städten sind die Portugiesen überwiegend; in den großen Seestädten daneben viele französische, englische und deutsche Kaufleute. Die Jnd i an er sind zum Teil zivilisiert und christianisiert oder doch von der Zivili- sation berührt und für Handel und Ackerbau gewonnen. Wilde Indianer finden sich nicht nur in den menschenleeren Ebenen des Amazonas, sondern auch sogar in

6. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 277

1836 - Eisleben : Reichardt
Brasilien. 277 zieht sich die Küste Brasiliens auffallend westlich, und von dem Vorgebirge Frio in der Nähe des südlichen Wendekreises an wird diese nach Westen gehende (Zinn beugung der Küste noch weit stärker; so daß also Bra- silien in der Mitte, ohngefähr zwischen den Mündun- gen des Amazonenflusses und des San Francisco seine größte Ausdehnung hat, und sowohl nördlich als süd- lich schmäler zuläuft. Brasilien ist eines der herrlichsten Länder der Erde, wiewohl man das Innere noch zu wenig kennt. Der weit größere Theil desselben ist Hoch- und Gebirgsland-. zwar besteht das nördliche Brasilien an beiden Seiten des Amazonenflusses aus großen tief gelegenen Flächen, die mit dichten Urwäldern bedeckt sind, aber der übrige Theil des Landes, etwa f des Ganzen, erhebt sich schon in geringer Entfernung von der Küste, zu Gebirgeland, in die Sierra do Mar oder das Küsten geb ir ge den ersten Gebirgszug bildet, und sobald man das über, stiegen hat, gelangt man in das innere Hochland, auf welchem sich ein Labyrinth von Gebirgszügen mit den Campos oder Hochflächen erhebt. Die Gebirge Bra, siliens haben weder die Höhe der Cordilleren auf der Westseite Amerikas, da ihre höchsten Gipfel nicht völ, lig 6000 Fuß erreichen und also noch weit von der Linie des ewigen Schnees entfernt bleiben, noch sind sie auch, wie die Cordilleren, von vulkanischer Beschaf- fenheit. Der Atlantische Ozean, längs welchem Brasilien eine Küstenstrecke von 900 Meilen einnimmt, empfängt alle die unzähligen Gemäßer des Landes. Die Haupt- flüsse sind: 1) der Maranhon oder Amazonen, sluß, welcher von den Gränzen Colombiens und Perus nach Brasilien gelangt, dasselbe von Westen gegen Osten durchfließt, hier viele große Flüsse aufnimmt, darunter von Norden her den Pupura und Rio Negro und von Süden den mächtigen Madeira (aus der Verei, nigung des Mamore und Guapore entstanden), To- st ayo so und Xingu, und an seiner meerähnlichen Mündung zwei große Inseln, wovon die größte San Johannes heißt, bildet. Mit dem südlichen Mün, dungsarme dieses Stromes vereinigt sich noch der To- canlines, (aus der Vereinigung des To«antines

7. Nationale Erdkunde - S. 196

1911 - Straßburg i.E. : Bull
196 Iii. Amerika. zeug aus Weichgummi. And dann denke man erst an den Inlands- verbrauch!) Naturgemäß muß diese Industrie ihren Rohstoff aus fremden Wirtschaftsgebieten beziehen, denn er gedeiht nur in den Tropen. Jenes Land der Selvas ist nun das Äanptland für unfern Gummi- und Guttaperchabezug. Nahezu für 50 Millionen Mark Kautschuk kommt von dort zu uns herüber. Das ist freilich kein für alle Zeiten freudig zu begrüßender Um- stand. Wir werden bei Besprechung unserer Kolonien noch sehen, daß wir diese Abhängigkeit von Brasilien zu brechen suchen. Einst- weilen fällt es für uns ins Gewicht, daß wir mit zu den Hauptab- nehmern von brasilischem Gummi gehören. Ein Land, dessen Waren wir kaufen, ist zur Abnahme unserer eigenen Waren in der Regel geneigter als eines, das uns nichts liefert. (Vergl. weiter unten.) Allerdings wird die Art der brasilischen Gummigewinnung bald selbst dafür sorgen, daß auf andere Gummiländer zurückgegriffen werden muß. Es wird nämlich ein sinnloser Raubbau getrieben.j Gummi wird in folgender Weise gewonnen. In die Rinde des Baumes schlägt man mit leichten Axthieben eine Wunde, sodaß der milchige Saft ausfließen kann. Er wird aufgefangen und über einem mäßigen, stark qualmenden Feuer zum Gerinnen gebracht, wobei eine Vereinigung der in der Milch vorhandenen Gummikügelchen stattfindet. Das vorsichtige Anzapfen fchadet dem Baume nicht. Oft aber verletzen die Eingeborenen auch das feine Gewebe unter der Rinde oder hauen den Baum ganz nieder, um möglichst viel Gummi auf einmal zu gewinnen. Diese Art der Ausbeute heißt Raubbau. Mag aber auch der brasilianische Gummireichtum einmal auf- hören, fo brauchen wir doch sicherlich noch auf recht lange Zeit hinaus die Einfuhr eines anderen Erzeugnisses Brasiliens, des Kaffees. Ihn finden wir im zweiten Teile Brasiliens. Brasilien, das Weltkaffeeland. Südöstlich von den Selvas dehnt sich das brasilianische £och-- oder Tafelland aus in einer Größe, die ein Mehrfaches vom Flächeninhalt des Deutschen Reiches aus- macht. Zahlreiche Flüsse teilen dieses Äochland in einzelne Platten oder Tafeln. Die mehr im Innern liegenden Flächen sind natürlich regenärmer, die in Küstennähe sich besindenden aber erhalten durch die Seewinde so viel Niederschläge, daß hier der Kaffee vorzüglich gedeihen kann.

8. Theil 3 - S. 427

1834 - Königsberg : Bornträger
Das Kaiser thum Brasilien. 427 Schatten, an kühlen Felsenquellen überfallt den erhitzten Wan- derer eine plötzliche Kälte, die aber dem Nordländer sehr behag- lich ist. Mit 'jedem Schritte findet hier der Europäer etwas Neues. Die kolossalen Stämme dieser Wälder sind so hoch, daß die Flinten nicht bis zu ihren Gipfeln hinauftragen. Das Klima kann in einem so weit ausgebreiteten Lande nicht überall dasselbe sein. Der größte Theil liegt unter der heißen Zone, der südlichste nur unter der südlich gemäßigten. Daher hat es nur zwei Jahreszeiten, eine trockene und eine nasse. Aber beide fallen nicht in allen Gegenden des großen Landes in diesel- den Monate. Ueberall sind Tag und Nacht ziemlich einander gleich. Im Durchschnitt fängt die Nacht schon um 7 Uhr an, und vor 5 oder 6 Uhr geht die Sonne nicht auf. Aber die Nächte sind meist äußerst erquickend, und die Sterne leuchten so hell, daß man in beständiger Dämmerung ist. Kälte und rauhe Luft findet man nur in den höheren Gegenden, wo selbst Hagel und Schnee fallen. Neben einer Menge von Nebenflüssen hat Brasilien drei große Ströme: den Marannon, der Brasilien fast ganz angehört, der Rio de la Plata (oder eigentlich Parana), der nur sei- nem obern Laufe nach hierher gehört, und der San Franzisko, der zwischen jenen beiden fließt. Alle drei sind Ströme, wie Europa keinen ähnlichen aufzuweisen hat, und sie überschwemmen in der Regenzeit das umliegende Land mehr oder weniger. Wenn wir nun die Erzeugnisse dieses so unendlich fruchtba- ren Landes angeben sollten, so befinden wir uns in Verlegenheit, wo wir anfangen und wo wir endigen sollen. Brasilien enthält einen solchen Reichthum aus allen drei Naturreichen, daß es nicht möglich ist, selbst die vornehmsten Produkte in der Kürze aufzuführen. Zuerst einige der hier am meisten vorkommenden Thiere: Der Affen giebt es in den weiten Urwäldern so viele, daß ihr Geschrei den Reisenden unablässig begleitet, man sieht kleine und große, solche, die wie ein Vögelchen pfei- fen, und solche, die mit lautem Gebrüll das Ohr betäuben. Hier sieht man einen großen Affen von einem Baumgipfel zum andern schreiten, und dort wiegt sich ein andrer an seinem lan- gen Wickelschwanze hangend, in der Luft, während ein drittes Aesfchen auf einem Baumaste liegt, und neugierig auf den Rei- senden hinabschaut. Zwischen ihnen springen Eichhörnchen von verschiedenen Farben von Ast zu Ast, während auf der Erde Beutelthiere, Gürtelthiere, Ameisenfresser und Murmelthiere herumkriechen. An und in den Flüssen hausen große Tapire, deren Fleisch von den Wilden sehr gern gegessen wird. Faulthiere sieht man oft an den Baumstämmen kleben. Vampyre stellen den Thieren nach, um ihnen das

9. Süd-Amerika - S. 190

1788 - Leipzig : Weidmann
i--2 Brasilien. Eselsfuß sehr ähnlich. Dieses Thier kennet kein an« deres Vertheidigungömittel, als die Flucht. Die Indianer erlegen es mit Pfeilen, oder sangen es mit Fallstricken, die sie ihm listig genug legen. Sie machen überaus viel aus seiner Haut, woraus sie das Rückleder rund herausschneiden, und Schilder von der Größe eines Faßbodcns daraus verfertigen; wenn es ganz trocken ist, soll es auch wirklich den Pfeilen widerstehen. Das Fleisch des Thieres gleicht dem Rindfleische an Geschmack, und die Brasilianer wissen es zu bucanircn. Das größte Thier in Brasilien, nach dem Tapi- ruffu, ist eine Art von Hirsche, welche die Brasilia- ner Scoraffu nennen; er ist nicht so groß als unfer Hirsch, sein Geweih ist viel kürzer, und sein Haar eben so lang als das unserer Ziegen.'" Man findet aber keine große Hirsche in Brasilien, als in der Hauptmannschaft S. Vincent. Der Eber des Landes, welchen die Wilden Ta» jajfu nennen, hat auf dem Rücken, wie die in den andern Gegenden des mittäglichen Amerika, eine na. türliche Oejfnung, wodurch er Athem holet. Allein ob er gleich einen solchen Leib, Kopf, Ohren, Beine und Füße, wie die unsrigen, auch eben solchezahne hat, welches hackichte, fpihige, und folglich sehr gefährliche Waffen sind; so ist er dennoch durch sein Geschrey, welches fürchterlich ist, ingleichen durch die Oeffnung auf dem Rücken, davon unterschieden. Der Atsuntl in Brasilien ist ein rothbraunes Thier von der Größe eines Spanferkels. Es hat einen gespaltenen Fuß, einen sehr kurzen Schwanz, eine Hasenschnauze und Hasenohren. Sein Fleisch ist eine sehr gute Speise, und man hat von diesem Thiere noch eine Art, welche Tapiti heißt. Die

10. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 459

1834 - Münster : Deiter
Südamerica. 459 noch den Iuwelenkafer und Laternenträger, den Scorpion und Tausendfuß. Wolken von Mosquitos stören die Nacht. Kein Land auf Erden hat so viele Diamanten, wie Brasilien. Man findet sie im Innern und an der Küste, in Gruben und in Flüssen, am meisten in der Provinz Minas geraes, und der Grubenbau liegt in den Händen von Privatunternehmern, die Regierung zieht etwa 1 Mill. Thaler Abgaben von denselben. Etwa 6000 Neger sind mit dem Sammeln der Diamanten beschäftigt, aber nur 4 Tage in der Woche müssen sie für ihre Her- ren arbeiten; daher erwerben sich viele ein beträchtliches Vermögen, halten sich selbst wieder Sclaven, oder erkau- fen sich sogar ihre Freiheit. Merkwürdig ist es, daß viele Stellen, wo man die Diamanten findet, höchst unfrucht- bar sind: sie liefern Edelsteine, aber kein Essen. Auch andere Edelsteine werden in Brasilien gesunden, Saphir«, Hyacinthen, Topase, Amethyste, Smaragde; Gold ge- winnt man jährlich 25— 40 Centner, auch viel Silber, besonders Platina, dann Kupfer, Eisen, Blei, Zinn, Quecksilber u. s. w. Man rechnet, daß jährlich für 9 Mill. Thaler Waaren ausgeführt werden, von dem Han- del ziehen aber die Engländer den meisten Gewinn. Die Inwohner Brasiliens schlägt man sicher nicht zu niedrig an, wenn man 5 Millionen rechnet. Unter diesen sind nur 800,000 Weisse (Portugiesen und portugiesische Abkömmlinge), 250,000 bekehrte Indianer, über 1/2 Mill. Negersclaven, die übrigen sind freie Neger und Indianer. Bis zum I. 1822 war Brasilien eine Colonie von Por- tugal, da riß es sich los, erklärte sich für ein unabhän- giges Kaiserreich, und nahm den ältesten Prinzen von Portugal, Dom Pedro zum Kaiser an. Aber nur 9 Jahre hat das Kaiferthum Bestand gehabt, da ist der Kaiser aus dem Reiche verwiesen, und die Brasilianer haben ihren Staat in eine Republik umgeschaffen. — Landesreligion ist die katholische mit 1 Erzbischöfe, 6 Bi- schöfen, 40 Klöstern. Wir nennen die merkwürdigsten Städte des großen Landes. Rio Janeiro (spr. Enero), die Hauptstadt liegt an einer Wal, die bei der Einfahrt, welche durch einen 100 Fuß hohen Granitblock eingefaßt, und mit Batterien gedeckt ist, keine halbe Stunde breit Fahrwasser hat, sich aber zu 12 Meilen erweitert, und 30 Meilen weit ins Land geht. Die Stadt ist im Ganzen

11. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 452

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
452 Die Georgs-Jnsel, das Sandwichland, die südlichen Orkaden und Shet- lands-Jnseln sind unter Schnee und Eis erstarrte Einöden und nur von Thran- thieren und Seevögeln bewohnt. § 125. v. Oestliche und nordöstliche Staaten. 11. Bas Kaiserreich Brasilien. Das nach der Landung Cabrals und der Besitznahme für Portugal im Jahre 1500 lange Zeit, weil man kein Gold fand, vernachlässigte große und herrliche Land, das nach einem rothen Farbeholz Brasil, Brasilien, (von braza, glühende Kohle) genannt wurde, hat sich zwar 1822 ebenfalls für unabhängig von dem Mutterlande erklärt, von dem es in der engherzig- sten Weise behandelt und ausgebeutet worden, hat aber die monarchische Ver- fassung beibehalten, indem es Dom Pedro, den ältesten portugiesischen Prinzen, als Pedro I. zum Kaiser von Brasilien proclamirte, dem, nachdem er in Folge innerer Wirren abgedankt, 1825 sein Sohn Pedro Ii. gefolgt ist. Es umfaßt das weite Gebiet des brasilischen Berglandes, den größten Theil des Amazonenbeckens, die Quellgebiete des Paraguay, Parana und Uruguay und ein Stück von Guiana. Sein Flächeninhalt beträgt nach den neuesten Angaben 151,793 Qm., während die Zahl der Bevölkerung auf 11,780,000, einschließlich 200,000 bis 500,000 nicht seßhafter Indianer angegeben wird, (ä Qm.?) „In Brasilien hat sich die Amalgamation verschiedener Volksbestandtheile (der Weißen, Indianer und Neger, deren es 2—3 Mill. giebt, von welchen 1,400,000 noch Sklaven sind) beinahe vollendet — in Brasilien allein gilt keine Aristokratie der Haut". x) Brasilien ist nicht nur eins der größten, sondern auch eins der mit Naturschätzen gesegnetsten Länder der Erde. Seine Gebirge und Flüsse bergen Schätze edler Metalle und Diamanten. Ungeheure Urwälder (s. S. 444), reiche von schönen Viehherden belebte Weiden bedecken unabsehbar das Land, und auf dem äußerst fruchtbaren Boden gedeiht der Weizen wie das Zucker- rohr, der Wein wie der Kaffee, die Früchte der gemäßigten wie der tropischen Zone. Um dem an Hülfsqnellen so reichen Lande größeren Ausschwung zu geben, bedarf es erhöhter Einwanderung, die für den Europäer wegen des erschlaffenden Klimas jedoch nicht räthlich, und vermehrter Eisenbahnen, deren es jetzt erst wenig über 100 Meilen giebt. Das Reich wird in zwanzig Provinzen getheilt. Die Hauptstadt Rio de Janeiro (I — Dsch) liegt malerisch aus der südlich am Eingange der großen und schönen Bucht gl. N. hervortretenden Halbinsel, im W. und Sw. von Vorbergen des 705 m. 2200' hohen waldigen Corcovado begrenzt. Das Innere derselben ist regelmäßig, aber eng und schmutzig, mit Ausnahme der dem Strande parallel laufenden Rua directa, in welcher sich die Börse und glänzende Läden befinden, und der fast nur aus Palästen bestehenden, vorzüglich von Engländern bewohnten Vorstadt Botasogo. Die Bevölkerung, 420,000 Seelen, ist bunt gemischt und das Leben und Sprachgewirr der Straßen betäubend. Die prächtige dunkelblaue, 1) Andree.

12. Lehrbuch der Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 304

1885 - Braunschweig : Vieweg
304 Das Kaisertum Brasilien. §. 96. Jas Kaisertum Mraftkien. 8 000 000 qkm (150 000 Q.-Meilen, 10 Millionen Einwohner.) Brasilien, der weitaus größte und wichtigste Staat Südamerikas, ist gleichzeitig die einzige Monarchie des ganzen Amerikanischen Kontinents. Dieses, Europa an Flächeninhalt vergleichbare Riesenreich, gehört säst vollständig der heißen Zone und größtenteils der ungeheuren Ebene an, welche der Amazonenstrom mit seinen Nebenflüssen durchzieht. Ein zusammenhängender Urwald, dessen üppige Vegetation kaum auf der Erde ihres Gleichen findet, bedeckt diese unermeßliche Fläche und entzieht sie wahrscheinlich auf immer der Beherrschung durch Meuscheu. Nur in den südlichen nud östlichen Teilen des Landes hat die Kultur vermocht Wurzel zu schlagen und die ungeheuren Schätze des Bodens zu gewinnen. Während am Amazonenstrome Palmen und Lianen in allen Größen und Formen wuchern nud die Kakao-Erute dem einsamen Indianer einen großen Teil seines Lebeusbedarfs liefert, wird im 0 Zucker und vor allem Kaffee, dann Tabak und Baumwolle gebaut und die südlichen Fluren sind durch Gewinnung des Matethees und Viehzucht charakterisiert. Kein Land der Erde ist so reich cm kostbaren Färb- und Nutzhölzern als Brasilien, und kein Fluß läßt sich au Fischreichtum mit dem Amazonenstrome und seinen Nebenflüssen vergleichen. In den Wäldern Hansen Jaguare und Schlangen, zahlreiche farbenprächtige Vogelarten und eine zum Teil seltsame Jnsektenwelt. Der Boden ist reich an Schätzen von Diamanten und Gold, Quecksilber, Kupfer und Eifen. Nur der geringste Teil dieses Überflusses au Naturprodukten konnte bisher nutzbar gemacht werden. Das Klima ist im allgemeinen gesund und trotz der großen Ausdehnung Brasiliens sehr gleichförmig. Die Bevölkerung ist äußerst ungleich über den ungeheuren Raum verteilt. Ant dichtesten sind et man sie in den Städten längs der Atlantischen Küste, während im Inneren Flächen von vielen hundert Quadratmeilen völlig menschenleer erscheinen. Die gewaltige Region der Urwälder ist das Gebiet der Indianer, von denen einzelne wilde Horden ans der tiefsten Stufe der Menschheit stehen. Der 0 des Reiches wird durch die überaus zahlreiche Negerbevölkerung charakterisiert, deren größter Teil als Sklaven auf den Plantagen arbeitet. Die weiße Bevölkerung besteht aus den Nachkommen der Portugiesen, welche zuerst Brasilien kolonisierten. Daneben wohnen in den Städten zahlreiche Europäer und in den südlichen Teilen finden sich deutsche Kolonien. Der Handel Brasiliens ist bedeutend. Etwa die Hälfte der ausgeführten Produkte geht nach Nordamerika. Für den Bau von Eisenbahnen und Straßen int Inneren des Landes geschieht viel, besonders wird die Entwickelung der Dampfschiffahrt auf deu großen wasserreichen Flüssen in jeder Weise gefördert. Für Volksbildung wird im allgemeinen trefflich gesorgt und selbst die Wissenschaften finden sorgsame Pflege. Das Reich zerfällt administrativ in Provinzen, die an Größe und Bevölkerung

13. Lehrbuch der Erdkunde für Gymnasien, Realschulen und ähnliche höhere Lehranstalten - S. 284

1880 - Braunschweig : Vieweg
284 Das Kaiserthum Brasilien. vermocht Wurzel zu schlagen und die ungeheuren Schätze des Bodens zu ge- winnen. Während am Amazonenstrome Palmen und Lianen in allen Größen und Formen wuchern und die Cacao-Ernte dem einsamen Indianer einen großen Theil seines Lebensbedarfs liefert, wird im 0 Zucker und vor allem Kaffee, dann Tabak und Baumwolle gebaut und die südlichen Fluren sind durch Gewinnung des Matethees und Viehzucht charakterisirt. Kein Land der Erde ist so reich an kostbaren Färb- und Nutzhölzern als Brasilien, und kein Fluß kann sich an Fisch- reichthum mit dem Amazonenstrome und seinen Nebenflüssen vergleichen. In den Wäldern Hausen Jaguare und Schlangen, zahlreiche farbenprächtige Vogelarten und eine zum Theil seltsame Insektenwelt. Der Boden ist reich an Schätzen von Diamanten und Gold, Quecksilber, Kupfer und Eisen. Nur der geringste Theil dieses Ueberflnsses an Naturprodukten konnte bisher nutzbar gemacht werden. Das Klima ist im Allgemeinen gesund und trotz der großen Ausdehnung Brasiliens sehr gleichförmig. Die Bevölkerung ist äußerst ungleich über den ungeheuren Raum vertheilt. Am dichtesten findet man sie in den Städten längs der atlantischen Küste, während im Innern Flächen von vielen hundert Quadratmeilen völlig menschenleer erscheinen. Die gewaltige Region der Urwälder ist das Gebiet der Indianer, von denen einzelne wilde Horden auf der tiefsten Stufe der Menschheit stehen. Der 0 des Reiches wird durch die überaus zahlreiche Negerbevölkerung charakterisirt, deren größter Theil als Sklaven auf den Plantagen arbeitet. Die weiße Bevölkerung besteht aus den Nachkommen der Portugiesen, welche zuerst Brasilien colonisirten. Daneben wohnen in den Städten zahlreiche Europäer und in den südlichen Theilen finden sich deutsche Colonien. Der Handel Bra- siliens ist bedeutend. Etwa die Hälfte der ausgeführten Produkte geht nach Nordamerika. Für den Bau von Eisenbahnen und Straßen im Innern des Landes geschieht viel, besonders wird die Entwickelung der Dampfschifffahrt auf den großen, wasserreichen Flüssen in jeder Weise gefördert. Für Volksbildung wird im Allgemeinen trefflich gesorgt und selbst die Wissenschaften finden sorgsame Pflege. Das Reich zerfällt administrativ in Provinzen, die an Größe und Be- völkerung sehr ungleich sind. Alle wichtigen Städte Brasiliens liegen an der Küste. Unter ihnen nimmt die Hauptstadt Rio de Janeiro (275 000 Ein- wohner) durch Volkszahl und Handelsverkehr weitaus den ersten Rang ein. Ihrer Lage nach, an einer herrlichen, in allem Schmucke tropischer Natur prangenden Bai, gehört sie zu den schönsten Städten der Erde, ist aber in Folge der Unrein- lichkeit der Straßen und der theilwcise sumpfigen Umgebung keineswegs gesund. Die Hafenstadt Bahia (130000einwohner), in wundervoller (aber äußerst un- gesunder) Lage, ist der älteste Ort Brasiliens und hat überwiegend farbige Be- völkerung. Pernambuco, von herrlichen Palmcnwäldern umgeben, treibt be- deutenden Handel und ist Hauptausfuhrhafen des Farbholzes (Brasilholz).

14. Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 121

1852 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Brasilien. 121 rauh, denn gräßliche Stürme lassen weder Baum noch Strauch aufkommen. Aber es giebt gute Weiden, Gemüse und Kräu- ter, vor Allem eine Ukizahl fetter, unbeholfener Seevögel (Pinguine). Franzosen, Engländer, Spanier, die argentinische Rep. — durch die Lage zunächst berech- tigt — haben hier zu verschiedenen Zeiten Colonieen gegrün- det, aber auch wieder aufgegeben. Seit 1842 haben die Eng- länder sie von Neuem in Besitz genommen. Englische Wall- sischfänger und Kriegsschiffe sollen hier Proviant und Schiffs- material finden. Noch tiefer in das südliche Eismeer liegen Süd - Geor- gien, Neu - Sh etland, der Sandwich-Archipel u. s. w., Polarländer, die von entdeckenden Seefahrern kaum einmal gesehen sind. 3. Der östliche Vorsprung von Süd-A. wird von Bra- silien gebildet, das in seiner fast herzförmigen Gestalt die Figur des Ganzen nochmals wiederholt. In der Mitte eiw Tafelland, nach dem Meere und nach den Flüssen zu — wel- chen? — Terrassenlandschaften (S. 114.). Ein Portu- giese Cabral, durch Sturm verschlagen, entdeckte 1500 die Küste, und nahm sie für seinen König in Besitz. Braea heißt bei den Portugiesen glühende Kohle; weil ihnen nun in dem neuen Lande mit zuerst das rothe Färbeholz aufsiel, nannten sie es Brasilien. Sie fanden überhaupt eine äußerst üppige Natur (die Urwälder, S. 115.) und weit spä- ter —' was sie dann besonders anzog — Gold, und in den Betten der Flüsse köstliche Diamanten. Doch baute man lange Zeit hindurch nur die Küste an, und überließ das In- nere den eingebornen Völkern (unter ihnen die Botoku- den, welche sich die Lippen und Ohrläppchen durchbohren und Klötze hineinstecken). In der Napoleonischen Zeit ging auch dies weite Reich für das Mutterland verloren, doch auf ganz-andere Weise, als das übrige Südamerica den Spaniern. Die portugiesische Königsfamilie nämlich floh bei dem Ein- falle der Franzosen in Portugal 1808 nach Brasilien und residirte dort bis 1821, wo eine im Mutterlande ausgebro- chene Revolution sie nach demselben zurückrief. Aber auch in B. war schon lange große Unzufriedenheit, und 1822 er- klärte sich das Land für frei, nicht aber für eine Republik, sondern für ein Kaiserthum, unter dem Thronerben Por- tugals, Don Pedro. Nach langen Unruhen steht die Sache

15. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 379

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
82. Beschreibung eines Gewitters in Brasilien. 379 und sich darauf freuend. Man beschlug in der Eile noch, wo es fehlte, und heilte die durch den Druck der Sättel entstandenen Wunden. In dieser regsamen Thätigkeit verblieb die Gesellschaft, bis endlich die Tiere auf die Weide getrieben und die Abendmahlzeit genossen war. Eine Wachskerze leuchtete uns noch zu irgend einer den Schlaf herbeiführenden Lektüre, der dann auch, nach einer ruhelos hingebrachten Nacht, sich wie ein lieber Gast nicht lange bitten ließ. Zwar leuchteten Blitze schon lange aus der Ferne durch das Dunkel der Bäume, und das ferne Rollen des Donners verkündete die Ankunft eines Gewitters; aber der Schlaf war mächtiger, als alle Drohungen des Himmels. Wir genossen wohl eine Stunde lang der Ruhe, als das Unwetter mit aller Macht einbrach und uns erweckte. Ein Orkan, der mit furchtbarer Gewalt die Urbüume schüt- telte und bis zu den Wurzeln bewegte, raste voran und riß in wirbelnden Bewegungen meine Bettdecke fort, indes er zugleich die Ziegel des Daches neben unserm Lager niederwarf. Zusammengekauert unter Ochsenhäuten saßen die Neger am erlöschenden Feuer und kreuzten sich bei jedem Blitze. Auch wir rückten der stehenden Wand näher, Schutz gegen die herabfallenden Ziegel und den nun in Strömen niederstürzenden, vom Winde auf uns getriebenen Regen zu suchen. Selbst unsere Maultiere und Pferde, geschreckt vom wilden Getöse und dem Niederstürzen der Bäume, flohen aus dem Walde unter unser unsicheres Dach. Es ist schwer, sich eine deutliche Idee von dem schauerlich Großen eines nächt- lichen, mit Sturm begleiteten Gewitters in einem Urwalde Brasiliens zu machen, und Schauer erregend, ihm ohne Obdach ausgesetzt zu sein. Noch schwerer bleibt die Beschreibung eines solchen Gegenstandes, der alles in seiner Furchtbarkeit über- bietet. Ein Sturm zur See, wenn Segel reißen und Masten brechen, ist wohl wegen des schwankenden Elements gefahrvoller, doch grausender dieses. Bei jenem sind die Momente die schrecklichsten, wo der Schiffer die dem Sturm sich entgegeu- stemmenden Gegenstände, Masten und Segel, noch nicht eingezogen und verkleinert und der einwirkenden Gewalt angepaßt hat. Ist dieses Geschäft aber vorüber und glücklich überstanden, so kann man sich auf offener See und in wasserdich- tem Fahrzeuge sorglos schaukeln lassen; das Heulen des Windes in den Tauen, das Rasseln und Knarren der Masten und Segelstangen, das Dehnen, Renken, Winden und Knistern des Schiffsbauchs, die an- und überschlagenden Wellen hört man nach einigen Stunden ohne Angst; der Eindruck wird schwächer und schwächer, und selbst der Donner verliert von seiner Furchtbarkeit; er eilt schnell vorüber und man liegt ruhig in der Kajüte. Nicht so Stürme und Gewitter, wie ich sie in den brasilianischen Wäldern oft erlebte. Immer waren sie mir furchtbar, und selbst den Tieren schien es unheimlich zu Mute zu sein, denn auch die kleinsten wurden unruhig, besonders die Frösche. Das Toben des Windes in den Riesen- bäumen Brasiliens, das Gekrache der umstürzenden, nahe und fern das Abfallen dürrer Äste, der Strom sich ergießenden Regens, das Geheul wilder Tiere, beson- ders der Affen, die vielleicht durch einen niederstürzenden Baum aus ihrer Schlaf- stätte geschleudert, vielleicht auch beschädigt wurden, das unaufhörliche Krachen und Rollen des Donners mit fernen unendlichen Echos, das wunderliche Licht, welches die hellen Blitze unter dem Dunkel des schwarzen Waldes verbreiteten, dabei die beständige Gefahr, von dürren Ästen oder niederstürzenden Bäumen erschla- gen zu werden, alles dieses versetzte mich immer in den unbehaglichsten Zustand.

16. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 379

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
82. Beschreibung ctne5 Gewitters in Brasilien. 379 schend und ^ich darauf freuend. Man beschlug in der Eile noch, wo es fehlte, und heilte die durch den Druck der Sättel entstandenen Wunden. In dieser regsamen Thätigkeit verblieb die Gesellschaft, bis endlich die Tiere aus die Weide getrieben und die Abendmahlzeit genossen war. Eine Wachskerze leuchtete uns noch zu irgend einer den Schlaf herbeiführenden Lektüre, der dann auch, nach einer ruhelos hingebrachten Nacht, sich wie ein lieber Gast nicht lange bitten ließ. Zwar leuchteten Blitze schon lange aus der Ferne durch das Dunkel der Bäume, und das serne Rollen des Donners verkündete die Ankunft eines Gewit- ters; aber der Schlaf war mächtiger, als alle Drohungen des Himmels. Wir genossen wohl eine Stunde lang der Ruhe, als das Unwetter mit aller Macht einbrach und uns erweckte. Ein Orkan, der mit furchtbarer Gewalt die Urbüume schüttelte und bis zu den Wurzeln bewegte, raste voran und riß in wirbelnden Bewegungen meine Bettdecke fort, indes er zugleich die Ziegel des Daches neben unserin Lager niederwarf. Zusammengekauert unter Ochsenhäuten saßen die Neger an: erlöschenden Feuer und kreuzten sich bei jedem Blitze. Auch wir rückten der stehenden Wand näher, Schutz gegen die herabfallenden Ziegel und den nun in Strömen niederstürzenden, vom Winde auf uns getriebenen Regen zu suchen. Selbst unsere Maultiere und Pferde, geschreckt vom wilden Getöse und dem Niederstürzen der Bäume, flohen aus dem Walde unter unser unsiche- res Dach. Es ist schwer, sich eine deutliche Idee von dem schauerlich Großen eines nächtlichen, mit Sturm begleiteten Gewitters in einem Urwalde Brasiliens zu machen, und Schauer erregend, ihm ohne Obdach ausgesetzt zu sein. Noch schwerer bleibt die Beschreibung eines solchen Gegenstandes, der alles in seiner Furchtbarkeit überbietet. Ein Sturm zur See, wenn Segel reißen und Masten brechen, ist wohl wegen des schwankenden Elements gefahrvoller, doch grausender dieses. Bei jenem sind die Momente die schrecklichsten, wo der Schiffer die dem Sturm sich entgegenstemmenden Gegenstände, Masten und Segel, noch nicht ein- gezogen und verkleinert und der einwirkenden Gewalt angepaßt hat. Ist dieses Geschäft aber vorüber und glücklich überstanden, so kann man sich auf offener See und in wasserdichtem Fahrzeuge sorglos schaukeln lassen; das Heulen des Windes in den Tauen, das Rasseln und Knarren der Masten und Segelstangen, das Dehnen, Renken, Winden und Knistern des Schiffsbauchs, die an- und überschlagenden Wellen hört man nach einigen Stunden ohne Angst; der Ein- druck wird schwächer und schwächer, und selbst der Donner verliert von seiner Furchtbarkeit; er eilt schnell vorüber und man liegt ruhig in der Kajüte. Nicht so Stürme und Gewitter, wie ich sie in den brasilianischen Wäldern oft erlebte. Immer waren sie mir furchtbar, und selbst den Tieren schien es unheimlich zu Mute zu sein, denn auch die kleinsten wurden unruhig, besonders die Frösche. Das Toben des Windes in den Riesenbäumen Brasiliens, das Gekrache der umstürzenden, nahe und fern das Abfallen dürrer Äste, der Strom sich ergießen- den Regens, das Geheul wilder Tiere, besonders der Affen, die vielleicht durch einen niederstürzenden Baum aus ihrer Schlafstätte geschleudert, vielleicht auch beschädigt wurden, das unaufhörliche Krachen und Rollen des Donners mit sei- nen unendlichen Echos, das wunderliche Licht, welches die hellen Blitze unter dem Dunkel des schwarzen Waldes verbreiteten, dabei die beständige Gefahr, von dürren Ästen oder niederstürzenden Bäumen erschlagen zu werden, alles dieses versetzte mich immer in den unbehaglichsten Zustand.

17. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 386

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
386 83. Beschreibung eines Gewitters in Brasilien. und sich darauf freuend. Man beschlug in der Eile noch, wo es fehlte, und heilte die durch den Druck der Sättel entstandenen Wunden. In dieser regsamen Tätigkeit verblieb die Gesellschaft, bis endlich die Tiere auf die Weide getrieben und die Abendmahlzeit genossen war. Eine Wachskerze leuchtete uns noch zu irgend einer den Schlaf herbeiführenden Lektüre, der dann auch, nach einer ruhelos hingebrachten Nacht, sich wie ein lieber Gast nicht lange bitten ließ. Zwar leuchteten Blitze schon lange aus der Ferne durch das Dunkel der Bäume, und das ferne Rollen des Donners verkündete die Ankunft eines Gewitters; aber der Schlaf war mächtiger, als alle Drohungen des Himmels. Wir genossen wohl eine Stunde lang der Ruhe, als das Unwetter mit aller Macht einbrach und uns erweckte. Ein Orkan, der mit furchtbarer Gewalt die Urbäume schüt- telte und bis zu den Wurzeln bewegte, raste voran und riß in wirbelnden Bewegungen meine Bettdecke fort, indes er zugleich die Ziegel des Daches neben unserm Lager niederwarf. Zusammengekauert unter Ochsenhäuten faßen die Neger am erlöschenden Feuer und kreuzten sich bei jedem Blitze. Auch wir rückten der stehenden Wand näher, Schutz gegen die herabfallenden Ziegel und den nun in Strömen niederstürzenden, vom Winde auf uns getriebenen Regen zu suchen. Selbst unsere Maultiere und Pferde, geschreckt vom wilden Getöse und dem Niederstürzen der Bäume, flohen aus dem Walde unter unser unsicheres Dach. Es ist schwer, sich eine deutliche Idee von dem schauerlich Großen eines nächtlichen, mit Sturm begleiteten Gewitters in einem Urwalds Brasiliens zu machen, und Schauer erregend, ihm ohne Obdach ausgesetzt zu sein. Noch schwerer bleibt die Beschreibung eines solchen Gegenstandes, der alles in seiner Furchtbarkeit über- bietet. Ein Sturm zur See, wenn Segel reißen und Maste brechen, ist wohl wegen des schwankenden Elements gefahrvoller, doch grausender dieses. Bei jenem sind die Momente die schrecklichsten, wo der Schiffer die dem Sturm sich entgegen- stemmenden Gegenstände, Masten und Segel, noch nicht eingezogen und verkleinert und der einwirkenden Gewalt angepaßt hat. Ist dieses Geschäft aber vorüber, und glücklich überstanden, so kann nian sich auf offener See und in wasserdichtem Fahrzeuge sorglos schaukeln lassen; das Heulen des Windes in den Tauen, das Rasseln und Knarren der Masten und Segelstangen, das Dehnen, Renken, Winden und Knistern des Schiffsbauchs, die an- und überschlagenden Wellen hört man nach einigen Stunden ohne Angst; der Eindruck wird schwächer und schwächer, und selbst der Donner verliert von seiner Furchtbarkeit; er eilt schnell vorüber und man liegt ruhig in der Kajüte. Nicht so Stürme und Gewitter, wie ich sie in den brasilianischen Wäldern oft erlebte. Immer waren sie mir furchtbar, und selbst den Tieren schien es unheimlich zu Mute zu sein, denn auch die kleinsten wurden unruhig, besonders die Frösche. Das Toben des Windes in den Riesen- bäumen Brasiliens, das Gekrache der umstürzenden, nahe und fern das Abfallen dürrer Äste, der Strom sich ergießenden Regens, das Geheul wilder Tiere, beson- ders der Affen, die vielleicht durch einen niederstürzenden Baum aus ihrer Schlaf- stätte geschleudert, vielleicht auch beschädigt wurden, das unaufhörliche Krachen und Rollen des Donners mit seinen unendlichen Echos, das wunderliche Licht, welches die hellen Blitze unter dem Dunkel des schwarzen Waldes verbreiteten, dabei die beständige Gefahr, von dürren Ästen oder niederstürzenden Bäumen erschla- gen zu werden, alles dieses versetzte mich immer in den unbehaglichsten Zustand.

18. (5. bis 7. Schuljahr) - S. 112

1912 - Halle a. d. Saale : Pädag. Verl. Schroedel
112 Die fremden Erdteile. verlassen das Bergland von Brasilien in Stromschnellen. Es ist reich an Gold und Diamanten. Die feuchten, seewärts gekehrten Abhänge und Täler des Brasilischen Berglandes tragen Urwald oder ausgedehnte Kaffeeplantagen. Die große Kaffeeausfuhr wird besonders durch Santos und Rio bewältigt. Außerdem gedeihen alle tropischen Gewächse. — Auf den regenärmeren Hochflächen und Westabhängen treten Trockenwälder mit laubwerfenden Bäumen oder Savannen mit Holzgestrüpp, hohen Gräsern und bunten Blumen auf. Die Llanos des Orinoko sind weite Tiefebenen w. und n. vom Strom. Wenn zu unsrer Winterzeit der I§0.-Passat weht, fehlt der Regen. Dann sind die Llanos fahl, gelb, staubig und heiß; die spärlichen Bäume ragen trübselig in die flimmernde Luft. Das Land gleicht einem reifen Getreidefelds, dessen Halme dünn gesät stehen. Im trocknen Schlamm halten Krokodil und Wasserschlange ihren Sommerschlaf. Rach den Regen, die dem höchsten Sonnenstände folgen, wird das Gefilde ein wogendes Grasmeer; dann sprießt überall das Grün hervor und nährt Rinder, Pferde und Wild. Die geringe Bevölkerung, vielfach Mulatten, treibt Viehzucht und etwas Ackerbau, meist auf Einzelgehöften. Die Selvas sind Wälder, die sich zu beide« Seiten des Amazonenstroms ausbreiten und das größte tropische Tiefland der Erde bedecken. Wo entspringt der Strom? In gewaltigen Engen durchbricht der Amazonenstrom die Ostketten der Kordilleren und tritt in die Ebene, die er mit seinen Reben- ffüssen einst anschwemmte. Die Mündung macht den Eindruck, als ob sich ein Süßwassermeer mit dem Ozean verbände. Der nördliche Mündungsarm ist so breit wie die Entfernung Helgoland—bremerhaven. Der Amazonen- strom entwässert das größte Stromgebiet der Erde und führt von allen Flüssen dem Ozean das meiste Wasser zu. Die große Feuchtigkeit und überaus gleichmäßige Wärme bringen eine wundersame Üppigkeit im Pflanzenwuchs hervor, so daß ein dämmergleiches Waldesdunkel im Urwalde herrscht. Die reiche Tierwelt verschwindet fast im dichten Wald, große Tierformen fehlen; hauptsächlich sind Wald- und Wassertiere vertreten. Zu jenen gehören die behenden Kletter- affen, das Faultier, der räuberische Jaguar, von diesen sind vertreten das Wasserschwein, das Krokodil, die in ungezählter Menge vorkommenden Schildkröten und Fische, die Hauptnahrung der Indianer. Der Reichtum an Insekten ist groß, besonders an Schmetterlingen und Käfern, die Formen in ihrer, außer- ordentlichen Schönheit sind ohnegleichen. In den Bäumen leben zahlreiche Papageien und Tauben. Die Selvas sind sehr dünn bevölkert und werden wirtschaftlich wenig ausgenützt. Kautschuksammler durchschwärmen das weite Gebiet; Ackerbau und Viehzucht wird ab und zu getrieben. Durch die Kautschukausfuhr ist Para zum zweiten Hafen Brasiliens geworden, der 1. Kautschukhafen ist Manaos im Innern (wo?). Die Pampas erfüllen mit ihrer n. Fortsetzung als ausgeprägt flaches Tiefland den Raum zwischen Kordilleren und dem Bergland von Brasilien. In der geologischen Vergangenheit war die Pampa ein Meer, das die schmutzig trüben Fluten des Paraguay (paragwa-i) und Parana (d. i.

19. Bd. 2 - S. 691

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
357. Die Urwälder Brasiliens. 691 turverhältnissen, welche die Schifffahrt auf dem größten der Ströme begünstigen, bei dem reichen Wechsel von Anschaunngen und Erfahrun- gen, die sich hier gewinnen lassen, ist es zu verwundern, daß nur so wenige Reisen auf dem Amazonas ausgeführt worden sind. Der außerordentliche Fischreichthum des Stromes gewährt der Mannschaft überall frische und gesunde Nahrung (die Fische dieses Stromes sollen vor allen benachbarten wohlschmeckend und gesund sein), und da bevöl- kerte Ansiedlungen nicht fehlen, so kann der Reisende in einem zweck- mäßigen, d. i. sicher gebauten, nicht zu schweren und gehörig verpro- viantirten Fahrzeuge eine Reise durch wenig bekannte, noch gleichsam im Urzustände befindliche Gegenden mit der Sicherheit und Annehm- lichkeit einer europäischen Wasserfahrt machen. Ein Strom, der von keinen Fällen unterbrochen, mäßige Geschwindigkeit und große Tiefe ver- bindet, dessen waldige Ufer überall Holz und Kohlen liefern, und der durch zahlreiche Beiflüsse, so groß als die mächtigsten Ströme Enropa's, sich fast durch zwei Dritthcile des südamerikanischen Festlandes aus- breitet, scheint der Dampfschifffahrt ein weites und glänzendes Feld zu eröffnen. Allerdings hat sie gegenwärtig mit vielen feindlichen Ele- menten zu kämpfen, unter denen der Mangel an Bevölkerung und an Handels-Erzeugnissen im Innern und der Mangel an Capitalien in der Hauptstadt des Landes obenan stehen. Welche glänzenden Aussichten eröffnen sich aber, wenn einmal die Ufer des majestätischen Stromes mit volkreichen Städten besetzt sind, wenn die westlichen Länder die Naturgrenzen der Andes bezwungen haben, und Heerstraßen, von der Hauptstadt Peru's an den Marannon geführt, das stille Meer mit dem atlantischen Ocean verknüpfen, wenn die jetzt einsam melancholischen Wälder am Cassiguiari vom Rufe der Schiffer wiederhallen, welche aus dem Oriuoco in den Amazonas hinabfahren, wenn die Katarakten des Madeira fahrbar gemacht, die Wasserscheiden von Aguapehy und Camapuao durchstochen sind, und wenn dieselben Segel auf den Fluten des stillen Rio Negro, des majestätischen Amazonas und weit nach Süden auf dem lebensreichen La Plata sich friedlich entfalten! Gerne verweilt der Blick des Menschenfreundes auf diesem Bilde einer schö- nen Zukunft, wenn Civilisation und Natur aus dem reichsten Lande der Welt geschaffen haben, wozu es alle Bedingungen in sich trägt: ein Vaterland glücklicher Menschengeschlechter, bei denen Thätigkeit und Genuß sich gegenseitig belohnen. 357. Die Urwälder Brasiliens. (Nach I. B. v. Spix und C. Fr. Phil. v. Martins, Reise in Brasilien in den Jahren 1817—1820.) Die Urwälder, welche als Zeugen der schöpferischen Kraft des neuen Continentes in ursprünglicher Wildheit und noch unentweiht durch mensch-

20. M. Johann Georg Hagers, Rect. zu Chemnitz, Kleine Geographie vor die Anfänger - S. 796

1755 - Chemnitz : Stößel
796 Das Xix. Buch, von Amerika. Der 4. Abschnitt. Von Brasilien. Brasilien, Lat. Brasilia, liegt neben dem'amazonenlan- de zue Rechten, und ist 490. Meilen lang, und 460. Meilen breit. Die Luft ist abermals sehr heiß, und der Erdboden fruchtbar. Man erbauet Safran, Toback, Zuckerrohr, Baumwolle, Balsam und Ambra. Das gute Brasilien-- lyolz. Gold, Aalpis und Crpsiall sind einträgliche Sachen. Die eigentlichen Einwohner sind blinde Heyden und Menschen- fresser. Im Jahre 1501. wurden die Portugiesen durch ernen Sturm hieher verschlagen. Seit dieser Zeit sind sic auch Be- sitzer davon. Der Kronprinz von Portugall Heist Prinz von Brasilien. Wo sich die Portugiesen aufhalten, da haben sie die römischcatholische Religion eingeführt, und das Land in 14. Hauptmannschaften abgetheilt. Die vornehmsten Oerter einer jeden Hauprmannschafc sind: 1. Bara, eine Stadt. 2. Maragnan, eine Stadt auf einer Insel, allwo ein Bischof ist. 3. Siara, eine veste Stadt. 4. natal Los Retes, eine Stadt. 5. Freder1ckstadt, ehedessen Par Aiba, eine ziem- lich veste Stadt. 6. Tamaraca, eine Stadt auf einer Insel gleiches Rahmens. 7. Olindo de Parnambuca, eine grose und schone Stadt mit einem Hafen, woselbst ein Bischof ist. Hier wächst das Holz, welches Ferlebock gcnennet wird. 8. Sekgippe, eine veste Stadt mit einem Hafen. 9. S. Salvator, Lat. Fanum S. Saluatoris, eine schöne, grose, veste und reiche Stadt mit einem Hafen, wo der por- tugiesische Gouverneur und ein Erbprinz seinen Sitz hat. 10. Rio das Ilttas, eine Stadt. u. Porto 8egoro, ein vesies und volkreichesstadt- gen mit einem Hafen. 12. Sp1ritu Santo, eine Stadt an einem Meerbusen. 13. 8. Sebastian, Lat. Fanum S.sebaltiani, eine ziem- lich veste Stadt mit einem Hafen, woselbst ein Bischof ist. 14. S. Vincent, Lat. Fanum jo. Viuceurü, eine grose und wohlverwahrte Stadt? Der