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1. Landeskunde des Großherzogtums Hessen - S. 30

1918 - Breslau : Hirt
30 F. Das Großherzogtum Hessen als Ganzes. §38 Daher ist auch etwa ein Drittel der Bewohner, hauptsächlich in den ehemals Kurmainzischen Besitzungen, katholisch, während die übrigen zwei Drittel (außer etwa 24000 Juden und 6000 Sonstigen) evangelisch sind. Alle vereinigt aber jetzt das gleiche Vatcrlandsgefühl, die Treue gegen Kaiser und Reich und die Liebe zur gemeinsamen hessischen Heimat und zu ihrem allverehrten Herrscher, wie auch er alle mit gleicher Fürsorge umfaßt! § 38. Übersicht der geschichtlichen Entstehung des jetzigen Staates. 1247-64 begründet Heinrich l. die Landgrafschaft dessen (dabei: Grünberg, Alsfeld, Homberg, Allendorf a. Lumda). 1265 Gießen (Kauf). 1358 Romrod (Kauf). 1390 Schotten. 1397 Ulrichstein, Groß-Felda. 1450 Erbschaftiiegenhain, dabei Burg-Gemünden, Kirtorf, Staufenberg, Grebenau, Stornfels, Crainfeld, Burkhards, Lißberg, Nidda, die Hälfte von der „fuldischen Mark" um Bingenheim (1570 ganz). 1479 Erbschaft Katzenelnbogen mit Darmstadt, Groß-Gerau, Rüsselsheim, Rein- heim, Zwingenberg, Auerbach, einem Viertel von Ober-Rosbach (letztes Viertel 1666) und einem Viertel von Butzbach (letztes Viertel 1749). 1505-21 Die Hälfte von Groß-Umstadt. 1576 Busecker Tal. 1585 Teilung des Landes an der Lahn (mit Nassau): Großen-Linden, Lollar, Heuchelheim. 1567 begründet Georg l. Hessen-Darmstadt mit der „Obergrafschaft Katzen- elnbogen": Darmstadt, Groß-Gerau, Rüsselsheim, Reinheim, Iwingenberg,' dazu kam 1577 ein Viertel von Groß-Umstadt, 1583 Schotten und Stornfels (Erbe von Hessen-Rheinfels), 1604-48 Gießen mit den übrigen schon vorher hessischen Teilen des jetzigen Oberhessens (Erbe von Hessen-Marburg), 1600 Kelsterbach, Langen (von Isenburg). . 1662 Eberstadt, Ober- und Nieder-Beerbach (von Frankenstein). 1703 Teilung des Amtes Hüttenberg (mit Nassau): Lang-Göns. 1714 Bickenbach, Seeheim und Jugenheim (von Erbach). 1778 Amt Schaafheim (Erbe von Hanau). 1802 (Reichsfriedensdeputation): Wimpfen und Friedberg (freie Reichsstädte), Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Fürth, Dieburg, Seligenstadt, Hirschhorn, Viernheim (von Kurmainz), Lindenfels, Wald - Michelbach, Otzberg, zweite Hälfte von Groß-Umstadt (von Kurpfalz), Lampertheim, Neckar-Steinach (vom Bistum Worms). 1806 (Rheinbundgründung): Lich, Hungen, Laubach, Assenheim (von Solms), Lauterbach (von Riedesel), Mümlingtal, Reichelsheim i. O., Schönberg (von Erbach), Schlitz (von Görtz), Gedern, Ortenberg (von Stolberg), Burg Friedberg mit Freigrafschaft Kaichen und ritterschaftliche Dörfer. 1810 Herbstein (von Fulda), Babenhausen (von Hessen-Kassel aus Hanauer Erbe, seit 1806 französisch gewesen). 1816 (infolge des Wiener Kongresses): Büdingen,Wenings,Offenbach,Dreieichenhain (von Isenburg), Rheinhessen (von Frankreich, vor 1801 pfälzisch, mainzisch usw.). 1866 Bad Nauheim (von Kurhessen), Reichelsheim in der Wetterau (von Nassau). (Vgl. hierzu die,, Karten zurentwicklungsgeschichte Hessens" von Prof. vr. H a t t e m er.)

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1. Landeskunde des Großherzogtums Hessen - S. 32

1918 - Breslau : Hirt
32 F. Das Grobherzogtum Hessen als Ganzes. § 39—40 6 Mittelschulen und 980 Volksschulen; ferner 3 Lehrerseminare mit 3 Vorseminaren, 2 Lehrerinnen- und 1 Volksschullehrerinnenseminar, 1 Predigerseminar, 2 Taubstummen- und 1 Blindenanstalt sowie zahlreiche Fachschulen für Handel, Gewerbe und Landwirtschaft. Der Förderung der Bildung dienen außerdem das Landesmuseum und das Gewerbemuseum zu Darmstadt, das römisch-germanische Ientralmuseum und das natur- historische Museum zu Mainz, das Paulusmuseum zu Worms und mehrere meist orts- geschichtliche (Heimat-)Museen; ferner die Hofbibliothek zu Darmstadt, die Universitäts- bibliothek in Gießen, die Mainzer Stadtbibliothek und andere Büchereien. Für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe sind 1 Landwirtschafts-, 1 Hand- werks- und 7 Handelskammern eingerichtet. Die Rechtspflege wird im Großherzogtum ausgeübt von 1 Oberlandesgericht (Darmstadt), 3 Landgerichten (Darmstadt, Mainz und Gießen) und 53 Amtsgerichten, davon 22 in Starkenburg, 20 in Oberhessen und 11 in Rheinhessen. Dem Steuerwesen dienen 37 Finanzämter und 6 Hauptsteuerämter, der Forst- Verwaltung 82 Oberförstereien, dem Bauwesen 7 Hochbau-, 1 Tiefbau- und 2 Wasser- bauämter. Die Eisenbahnen sind größtenteils Staatseigentum und im südlichen Landesteil der preußisch-hessischen Eisenbahndirektion Mainz, in Oberhessen der preußischen Eisen- bahndirektion Frankfurt zugeteilt. Heerwesen. Die hessischen Truppen gehören zum 18.Armeekorps (Frankfurt n.m.) und bilden die 25. Division, bestehend aus den 5 Infanterie-Regimentern Nr. 115 (Darm- ftadt), 116 (Gießen), 117 (Mainz), 118 (Worms) und 168 (Offenbach und Butzbach), den 2 Dragoner-Regimentern Nr. 23 und 24 in Darmstadt, den 2 Artillerie-Regimentern Nr. 25 und 61 in Darmstadt und Babenhausen und dem 18. Trainbataillon in Darmstadt. Die Landesfarben sind rot-weiß. Das kleine Staatswappen hat im blauen Schild einen von Silber und Rot zehnfach gestreiften Löwen, der golden gekrönt und bewehrt, auch mit silbernem Schwert in goldenem Griffe bewaffnet ist' auf dem Schilde ruht eine zweibügelige, mit Perlen und Steinen verzierte, offene, goldene Königskrone. Das große Staatswappen (s. Umschlag) ist aus den Wappen der wichtigsten einzelnen Landesteile zusammengesetzt, nämlich oben: Althessen, Mainz, Worms — mitten: Ziegen- Hain, (kleines Staatswappen), Katzenelnbogen — unten: Isenburg, Hanau, Nidda. § 40. Verhältnis zum Deutschen Reiche. Das Großherzogtum Hessen liegt im südwestlichen Deutschland, und zwar f südlich und f nördlich der Mainlinie. Seiner Aus- dehnung nach nimmt es die 8. Stelle in der Zahl der deutschen Staaten ein. Größer sind: Preußen, Bayern, Württemberg, Sachsen, Baden, Elsaß-Lothringen und Mecklen- burg-Schwerin. Der Einwohnerzahl nach hat es den 7. Platz, da Mecklenburg-Schwerin weniger bevölkert ist. An Volksdichte wird es außer von den freien Städten nur von dem Königreich Sachsen und den beiden Fürstentümern Reuß übertroffen. Im Bundesrat hat Hessen 3 Stimmen, und für den Reichstag wählt es 9 Abgeordnete in den Wahl- kreisen: l. Gießen (mit Nidda), Ii. Friedberg-Büdingen, Iii. Lauterbach-Alsfeld (mit Schotten), Iv. Darmstadt-Groß-Gerau, V. Offenbach-Dieburg, Vi. Erbach-Bensheim, Vii. Worms (mit Heppenheim), Viii. Bingen-Alzey, Ix Mainz (mit Oppenheim).

2. Kreis Groß-Gerau - S. 9

1913 - Gießen : Roth
Kreis Groß-Gerau. 9 Weinberg lieferte seit 400 Iahren einen Wein, der den besten hochheimer Gewächsen nicht viel nachstehen soll, und die „Festung" erzählt von der Bedeutung der Gegend und ihren Schicksalen. — Hünengräber in den nahen Wäldern zeigen, daß der Mensch schon in vorgeschichtlicher Zeit hier heimisch war- auch Spuren römischer Niederlassungen wurden bei Rüsselsheim gefunden. Unter dem Hauptweg im Dorfe liegt die Kschaffen- burger Straße, eine alte Römerstraße von Mainz über Langen nach Rüsselsheim mit Festung (links) nach Merian. Aschaffenburg. Die Dorfanlage ist fränkisch. Sie erfolgte im 5. oder 6. Jahrhundert n. (Chr. von einer Hauptstraße führten beiderseits Sack- gassen ab; teils sind sie noch vorhanden, teils wurden sie später durch- gebrochen. Tin Graben um die Siedelung diente als Schutz, holztafeln mit kurzer Inschrift an Gebäuden und Straßenecken erinnern an alte Zeit und alte Abhängigkeit. Die Grafen von Katzenelnbogen erkannten die Wichtigkeit der Furt am Main und bauten ihr zum Schirme einen Turm mit Stallung, aus dem jenes Vollwerk, die „Festung", allmählich entstanden ist. Sie liegt außerhalb des Ortes. Kein Fremder sollte sich einen Besuch verdrießen lassen. 1486 waren Burgbau und Stadtbefestigung vollendet. In ihrem Ausbau den veränderten Zeitverhältnissen immer angepaßt, wurde die Festung wiederholt eingenommen, teilweise geschleift und wieder aufgebaut, bis sie 1689 durch die Franzosen gesprengt und

3. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 456

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
456 bou Mainz gekommen waren, so Dieburg, Steinheim und das Dorf Schwanheim. Mit dem Verfall der deutschen Königsmacht strebten die „Vögte im Hain", oder wie sie gewöhnlich hießen, die „Herren von Hagen", mächtige Landesfürsten zu werden. Sie geboten später über die ganze Wetterau und den Taunusabhang. Dorthin verlegten sie auch nach und nach den Mittelpunkt ihrer Macht. In Münzenberg baute sich im dreizehnten Jahrhundert ein Vogt im Hain eine feste Burg, die damals an Pracht und Größe nicht ihresgleichen hatte. Noch heute ist das zweitürmige Schloß gut erhalten und fällt jedem auf, der mit der Main-Weserbahn die Wetteran durchfährt; es ist im Volksmund als das Wetterauer Tintenfaß bekannt. Mit dem Erbauer Müuzenbergs erlosch das alte Geschlecht im Manuesstamm. Durch Erbschaft gelangten die wetterauischen Besitzungen und die Rechte im Dreieich an die Herren von Falkenstein und später an die noch blühenden Geschlechter von Solms und Isenburg. Im Jahre 1486 erwarb Isenburg die Gesamtrechte in der Dreieich und behauptete sie bis in die neueste Zeit. Nur der letzte Sproß der Linie Isenburg-Langen verkaufte vor 1600 seinen Anteil an die Landgrafen von Hessen. Erst im Jahre 1901 folgte die andere Linie diesem Bei- spiel, und damit verschwindet Isenburg aus der Dreieich, in der es 450 Jahre herrschte. Sv ist es gekommen, daß in der bevölkerten Ebene zwischen dem untern Main und dem Rhein, im Herzen von Westdeutschland ein großer, Wald sich bis heute erhalten hat. Drei gute Stunden braucht ein rüstiger Fußgänger, um ihn von Nord nach Süd zu durchqueren. Mehr als eine volle Tagfahrt kaun er wandern von West nach Ost, von Rüsselsheim an der Mamspitze bis in den Odenwald hinein, ohne angebautes Land durchschreiten zu müssen. Es ist ein Urwald, freilich nur in dem Sinne, daß hier immer Wald gestanden hat. Eichen und Buchen waren darin in früheren Jahrhuuderien die urwüchsigen Holzgattungen. In den zahl- reichen Resten jener urwüchsigen Bestände findet man Bäume im Alter von 400 bis 500 Jahren. Als Jagdgründe sind diese Waldungen freilich heute weniger ergiebig. Wo fürstliche Herrschaften das Jagdvergnügen reichlicher genießen wollen, hegt man das Wild in eingefriedigten Ge- bieten, wie im Wildpark bei Darmstadt. Im alten Reichssorst regiert jetzt die Forstbehörde. Der große Wald ist heute aber nicht nur der Hoflieferant und die Freude der Waldfreunde, die ihn nach allen Richtungen durchstreifen; für die Anwohner, besonders für die Groß- städter, gewinnt er immer mehr Bedeutung als Stätte zur Gesundung für die Genesenden und zur Erholung nach der Arbeit. Zeugen dafür

4. Kreis Groß-Gerau - S. 4

1913 - Gießen : Roth
4 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 6. Erdbeben in den Jahren 1869/70 und 1899 beweisen, daß die Lenkung noch nicht zum völligen Stillstand gekommen ist. Wie zahlreiche Funde (Haifischzähne, Muschelschalen, Versteinerungen) bei Eppelsheim, 5llzey, Weinheim und Flonheim in Rheinhessen und bei Bauschheim im Kreise Groß-Gerau dartun, war dieser Graben zeitweise fnit Meerwasser bedeckt. Dieses süßte sich durch die stärkeren Zuflüsse aus den umliegenden Ge- birgen ein, es gewann einen Kbfluß bei Bingen, und so blieb zuletzt in unserer Gegend ein Süßwassersee zurück, der auch mehr und mehr ver- schwand. Die am tiefsten gelegenen Teile aber blieben noch lange mit Sümpfen, Lachen und Verzweigungen von Wasserläufen bedeckt. Ihr Gebiet war ungesund. Die schützenden Dämme bestanden noch nicht' Überschwemmungen vernichteten häufig die Krbeit von Jahren. Kber schon in den ältesten Perioden der vorgeschichtlichen Zeit fanden sich sicher im Gebiete des Kreises so viele Siedelungen wie kaum in einem anderen Teile Hessens. Huf die Steinzeit weisen Funde von Steinäxten, Steinbeilen und anderen Geräten aus Stein bei Königstädten, Leeheim, Nauheim und Wallerstädten. Bei Trebur wurde ein weibliches Skelett aus einer Stein- Zeitniederlassung gefunden, die wohl ins 8. bis 10. Jahrtausend v. Ehlr. zurückreicht. Hockergräber in der Umgebung von Groß-Gerau verweisen auf die jüngere Steinzeit (4000—2000 v. Ehr.). Rus der älteren Bronze- zeit fand man Keile, klinge, Münzen, Fibeln, Schwert und Lanze bei Dornheim, Groß-Gerau, Königstädten, Wolfskehlen und Mörfelden. Eine Hügelgruppe am Riedhäuser Hof enthielt Gräber aus der Hallstattzeit (1500—500 v. Ehr.), da man bereits Eisen verwandte. Ein ausgedehn- tes römisches Kastell nebst einem Lagerdorf stand beim heutigen Berkach, und an zahlreichen Stellen im Kreise hat man Spuren römischer Tätig- keit entdeckt. Münzen, Inschriftsteine, Urnen und andere Geräte fand man bei Bischofsheim, Crumstadt, Dornheim, Ginsheim, Groß-Gerau, Uau- heim, Rüsselsheim, Trebur, Wallerstädten, Wiesental, Wolfskehlen und anderen Orten. Wahrscheinlich legte schon Kaiser vespasian eine Straße von Mainz durch das Hieb nach Ladenburg an. Rn ihr erbaute Kaiser Domitian die beiden sehr wichtigen Kastelle aus Esch bei Groß-Gerau und Gernsheim. Etwa 200 Jahre nach Ehristi Geburt vertrieben die Alemannen, von Nordosten kommend, die Römer. Um 280 n. Ehr. waren sie südlich bis an den Neckar gelangt, doch wurde ihrem Vordringen hier Einhalt ge- boten. Ihr Aufenthalt im Gebiete währte nur kurze Zeit,' es finden sich ebenso wenig Erinnerungen an ihn, wie Spuren aus die nach ihnen folgen- den Burgunden hinweisen. Wohl aber haben die Thatten, welche dann über den Main vordrangen und dem Bunde der Franken angehörten, eine rasche Besiedelung der Gegend vorgenommen. Im Ried findet man allerwärts die fränkische Hofanlage, und die Endungen „heim", ,,statt", ,,feld", „bach" bei Ortsnamen weisen alle auf fränkischen Ursprung hin.

5. Hessische Geschichte - S. 50

1897 - Gießen : Ricker
— 50 — so die Grasen von Waldeck, von Solms, von Erbach, von Isenburg, von Leiningen und der Landkomthur des deutschen Ordens in Marburg. Die Vasallen hatten persönlich Heeresfolge zu leisten und außerdem je nach Bedürfnis eine bestimmte Anzahl Reiter und Pferde ihrem Herren zu stellen. Zur Zeit Philipps des Großmütigen gab es Vasallen, die mit 100 Pferden erschienen. So erwuchs den Landgrafen eine bedeutende Kriegsmacht in ihren ritterlichen Vasallen, aber auch eine gefährliche Kriegsmacht, die in Fehde und Kampf ihren Beruf erblickten. Diese Fehden, an denen zuweilen nur 50—100 Ritter teilnahmen, waren meistens kleine Überfälle auf Burgen. Die Wehrkraft der hessischen Landgrafschaft beruhte außerdem auf den Städten. Die hessischen Städte waren mit Mauern umgeben und hatten die Verpflichtung, sich selbst zu verteidigen. Außerdem mußten sie dem Landesfürsten Heeresfolge leisten. Diese geschah zu Fuß oder zu Roß. Die berittenen Bürger bildeten die Hauptstärke der landgrüflicheu Heeresmacht. Die hessische Stadt Treysa konnte allein 160 Reisige, die Stadt Kassel 24 Reiter und 250 Fußgänger in der Pfälzerfehde, 1476 sogar 400 Mann stellen. Nicht blos die Städte, auch das Land, die freien Bauern, waren während des ganzen Mittelalters zur Landwehr verpflichtet. Diese Verpflichtung war eine Fortdauer der altdeutschen allgemeinen Verpflichtung zum Heerbanne. — Landgraf Hermann war im Sternerkriege allein auf die Hilfe der Städte angewiesen. 17 oberhessische Städte erklärten sich 1372 für ihn, und mit ihrer Hilfe gelang es, den aus 2000 Rittern und Grafen bestehenden Bund zu sprengen. Mit dem 15. Jahrhundert trat eine bedeutende Veränderung im Kriegswesen in Deutschland ein. Nicht die Ritter und Bürger, sondern die Söldner sind jetzt die Hauptbestandteile des Heeres. Diese Veränderung bedeutete eine Umbildung der politisch-socialen Verhältnisse. Die Fürstenmacht war derart gewachsen, daß sie die Mittel hatte, Söldnerheere zu werben und ohne Ritter ihre Kriege zu führen. Die Fürsten waren auf Söldnerheere angewiesen, weil die Lehns- und Vasallentreue nicht mehr wie ehedem bestand. Die Ritterschaft dagegen stellte selbst Söldnerheere, führte dieselben an und fand dabei eine Erwerbs- quelle. Diese Söldner waren anfangs vagabundierendes, von Raub und Plünderung lebendes Gesindel, welches nach beendetem Kriege als Räuberbanden umherzog. Um 1500 tritt eine Besserung ein. Die Söldner kehrten nach dem Kriege in ihre Heimat zurück; ihre Obersten wurden von dem Kriegsherrn ernannt. Die einzelnen Fähnlein wurden von dem Hauptmann angeführt, der sie angeworben und auf dem Musterplatz gebracht hatte. Allmählich kam eine bessere Kriegszucht auf, da auch Edelleute und Grafen mitzogen. Die geworbenen Truppen führten nun den Namen Landsknechte (servi terrarum). In Hessen kam die Verwendung von Söldnern spät vor, da sich hier das Lehnsverhältnis länger erhielt als bei Kaiser und Königen.

6. Kreis Groß-Gerau - S. 3

1913 - Gießen : Roth
Kreis Groß-Gerau. 3 Teil sind ausgedehnte Waldungen. Wo der Flugsand dicke Schichten bildet, kann nur die genügsame Kiefer gedeihenauf dünnen Schichten, die das Wurzelwerk bis zum Grundwasserspiegel durchlassen, gedeiht Laub- wald, vielfach gar prächtiger Eichenbestand. Weite Anlagen von Spargel- feldern liefern auf dem leichten Boden im Norden des Kreises guten Ertrag. Der schwere Boden im südlichen Gebiete aber, in dem ein starker Grund- wasserstrom sich nach Norden vorschiebt, bietet die Grundlage eines aus- gedehnten Getreide-, Kartoffel- und Rübenbaues. Dazu sind große Wiesen- flächen zur Ernährung eines bedeutenden Viehstandes vorhanden. So stellt der Kreis Groß-Gerau ein blühendes Gemeinwesen dar, dessen Ein- wohner eifrig bemüht sind, die Grundlagen ihres Wohlstandes nach Kräften auszunutzen. Die meisten Kreisbewohner sind Anhänger der evangelischen Lehre, die ihre Ahnen, dem Beispiele der Landesherren folgend, vor nahezu 400 Jahren annahmen. Die ehemals kurmainzischen Besitzungen Gerns- heim und Haßloch sind fast rein katholisch. Die Juden sind im Kreise nicht zahlreich. Infolge starker Zuwanderung aus der Umgebung von Mainz, aus Bayern und der preußischen Rheinprovinz ist die Zahl der Katholiken im Industriebezirk seit einigen Iahren in raschem Wachstum begriffen. Der Kreis Groß-Gerau als solcher wurde im Jahre 1832 eingerichtet und umfaßt in der Hauptsache das Gebiet der ehemaligen Ämter Dorn- berg, Rüsselsheim und Kelsterbach. B. Mus der Geschichte des Nreises. Dichtung und 5age haben im ,,Gerauer Land" mancherlei geschaffen, was selbst ernste Forscher zuweilen irregeführt. Die bedeutendste römische Niederlassung der Gegend, das sehnend gesuchte munimentum Trajani, wollen einige in Trebur, andere bei Nüsselsheim, andere beim l>of Wasser- biblos gefunden haben. Manche sehen in Gedanken den Hauptarm des Neckar mit schwer beladenen Schiffen durch die Ebene nach Trebur fließen, das ihnen als gewaltige Stadt von zwei Meilen Umfang erscheint. Kn den Namen der Städtchen und Dörfer des Kreises haben die Altertums- forscher gedeutelt, aus Trebur wurde ,,Dreistatt" geschaffen, in dem voll- ständig eben gelegenen Dornberg will man den Berg, in Dornheim den f)airt des Thor erkennen. Bei Biebesheim, wo früher die Ortschaften Ober- und Unter-Lochheim lagen, soll klagen den Nibelungenschatz in den Rhein gesenkt haben. Dor vielen, vielen Jahren lag die Nhein- und Mainebene, von welcher das Gebiet des Kreises Groß-Gerau einen Teil bildet, so hoch wie die um- liegenden Hügel. Im Verlaufe der Jahrtausende aber bildete sich ganz allmählich eine tiefe Grabensenkung, die Oberrheinische Tiefebene. Die

7. Landeskunde des Großherzogtums Hessen - S. 7

1918 - Breslau : Hirt
§11-13 B. Die Wetterau. — Anhang: Das Gießener Becken. 7 wegen ihrer zwei hochragenden Türme „das Wetterauer Tintenfaß" genannt; von Landorten sind Ilbenstadt mit Schloß und romanischer Kirche und Altenstadt an der Nidder mit Ag. und starkem Obstbau zu erwähnen. Die meist wohlhabenden Bewohner der Wetterau wohnen in Fachwerkhausern, die mit den davon getrennten Stallungen und Scheunen einen Hof umschließen („frän- kische Hofanlage"), aber dicht beieinander liegen (Bild 32,33). In der Butzbacher Gegend finden sich noch alte, bunte Trachten (Bild 37). Die Mundart ist fränkisch-chattisch, der Vogelsberger ähnlich, aber breiter: „Die Wearreraa, die Wearreraa, — däi eas vom Deutsche Reich die Aa; — do wihst d'r Waas, eann Gehrscht, eann Koarn — eann aach die Ruhs ohm Heckedoarn — eann uff de Äppelbehm d'r Wei - su gout, aß wäi e kimmt vum Rhei. — Die Wearreraa sell leawe!" § 1l. Verkehrswege. Als Hauptverkehrslinie, die. Süd- und Nord- deutschlcmd verbindet, durchzieht die „Main —Weser-Bahn" Frankfurt — Gießen - Kassel die Wetterau von 8 nach N, mit der sich die „Bäderbahn" (Wiesbaden-) Homburg —Bad Nauheim und die Linie Hanau - Friedberg bei Friedberg vereinigen. Von ihr gehen eine Anzahl Nebenbahnen aus, meist zur Vogelsbergrandlinie Gießen - Gelnhausen hinüber. Durch dieses dichte Bahnnetz sind jetzt die zum Teil aus Römerzeiten stammenden Straßen an Bedeutung zurückgetreten. § 12. Staatliche Grenzen und Einteilung. Außer dem zum Teil' preußischen 80 gehört die Wetterau ganz zur hessischen Provinz Oberhessen, und zwar bildet sie in der Hauptsache den Kreis Friedberg, nur der 0 gehört zum Kreis Büdingen. Geschichtliches. Die Wetterau war schon von den Römern besetzt, die sie vor den unbezwungenen chattischen Nachbarn durch einen Grenzwall, den Limes (zum Teil noch erhalten als „Pfahlgraben"), und Kastelle (z. B. die „Kapersburg" bei Friedberg) schützten und Straßen anlegten. Im Mittelalter zerfiel das Gebiet in viele kleine Herrschaften, so daß der Schatten d»s Friedberger Burgturmes an einem Sommertag Länder von sieben Herren durchwanderte. Friedberg war freie Reichsstadt, die Burg unter einem Burggrafen war selbständig und Herr über die „Freigrafschaft Kaichen"; einige Dörfer waren mainzisch (daher auch jetzt katholisch); Nauheim und andere gehörten zu Hanau und später zu Kurhessen, Reichelsheim zu Nassau, weitere Teile zu Isenburg, Solms usw.; viele Dörfer waren Besitzungen von „Reichsrittern"; nur die „fuldische Mark" um Bingenheim (seit 1450/1570), Ober-Rosbach und Butzbach (zum Teil seit 1479) waren hessisch. Erst 1803 —16 wurde dieser Zersplitterung ein Ende gemacht und all jene Gebiete dem Großherzogtum Hessen zugeteilt, außer Nauheim und Reichelsheim, die als letzte 1866 dazukamen. Anhang: Das Giehener Becken. § 13. Bodengeftalt. Von N kommend, betritt die Lahn die Nordwest- ecke der Provinz Oberhessen, biegt dann aber um und verläßt sie wieder in westlicher Richtung. An diesem Knie erweitert sich ihr Tal zu einem Becken. In die Lahn münden dort von 8 der Kleebach mit dem Gänsbach, von 0 die Wieseck, die das „Busecker Tal" durchfließt, und etwas nördlicher die Lumda aus dem „Londorfer Grund". Ihre Täler mit dem Lahntal auf- und abwärts bilden ein von dem Becken ausstrahlendes Kreuz.

8. Hessisches Reformationsbüchlein für Schule und Haus - S. 11

1904 - Marburg : Elwert
Die ersten evangelischen Regungen in Hessen und ihre Verfolgung. 11 bewahrt; so bezeichnet man in Groß-Gerau heute noch die Straße nach Oppenheim als „Lutherstraße", und in Friedberg, wo er auf der Rückreise übernachtete und den Reichsherold Kaspar Sturm mit einem tapferen Martin Luther. (Nach dem Holzschnitt des Lucas Grcnach. Rus Rönneckres Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur.) Hechtfertigungsschreiben an den Kaiser und die Stände entließ, schmückt eine Gedenktafel die „Lutherherberge" und wird das Schwert aufbewahrt, das der Herold getragen haben soll. 3n Worms war auch Philipp der Großmütige anwesend, um sich dort von dem Kaiser belehnen zu lassen. Der Landgraf war damals noch zu jung, um eine selbständige Meinung

9. Kreis Groß-Gerau - S. 14

1913 - Gießen : Roth
14 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 6. so daß der Graben darunter herfloß. Der bedeutendste Verkehr ging nach dem Rhein durch das Gppenheimer Tor. Gft stand nachts die ganze „Niedergasse" voller Wagen und Güterfuhrwerke. 1825—1827 wurden die Tore niedergelegt. vor dem Dreißigjährigen Kriege besaß Groß-Gerau 2 Kirchen und eine Kapelle. Die Hauptkirche hatte 7 Hitäre und 7 Priester. Die Zerstörung durch General Gallas im Jahre 1634, der auch die Kirche zum Opfer fiel,') Pest (1632—1634), Flucht und Hungersnot rafften den größten Teil der Bewohner dahin, so daß nach dem Friedensschluß nur noch 50 Einwohner und 39 Häuser vorhanden waren. — Groß-Gerau ist der Sit} eines Kreisamts, eines Kreisgesundheitsamts, Kreisveterinäramts, der Schul- und Baubehörden des Kreises. Tin Amtsgericht, eine Gberförsterei, ein Finanzamt, eine Bezirkskasse und ein Zollamt reihen sich diesen an. Ein hübsches Denkmal aus früherer Zeit ist das im Mittelpunkt der Stadt stehende Rathaus. Den Hauptanziehungspunkt für Fremde bilden die herrlichen Wälder nördlich der Stadt. In diesen großenteils staatlichen Forsten übte Landgraf Ernst Ludwig die Jagd aus. Er war ein leiden- schaftlicher Jäger und sah auf reichlichen lvildstand. Den Bürgern Groß- Geraus erwuchs dadurch großer Schaden, Niederholt führten sie Be- schwerde. Endlich erreichten sie die Umzäunung eines abgegrenzten Parkes, in welchem Damwild durch besondere Fütterung in großer Zahl gehegt wird. Ostlich von diesem Wildpark steht im Groß-Gerauer Stadtwald das „Niederwald-Denkmal". Dies eigenartige Denkmal wurde von den Bürgern Groß-Geraus errichtet, „frohlockend über die Glückseligkeit der Zeit" zum „Gedächtnis des Lustlagers, welches unser Durchlauchtigster Herr Erbprinz mit der geliebtesten Frau Gemahlin in einer zahlreichen fürst- lichen Gesellschaft im Jahre 1782 im Monat Huguft 12 Tage lang höchst vergnügt und zur Freude des Volkes auf diesem Felde gehalten hat". Das nahe Forsthaus Ivoogsdamm steht am Damme eines früher dort be- fmdlichen U)ooges (Zdoog = stehendes Gewässer). 2. Nur 1,5 km südlich von Groß-Gerau liegt der frühere Grafensitz Dornberg mit 250 evangelischen Einwohnern. Anfangs Sitz der Grafen von Dornberg, die hier in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein mit Ivällen, Gräben, Zugbrücken, Mauern und doppelten Toren versehenes Schloß bauten, ging Dornberg an die Grafen von Katzenelnbogen über, deren Resi- denz es bis 1375 blieb. 1638 brachten im Schloß die Bewohner der Um- gegend ihre Habseligkeiten in Schutz, 1689 wurden Schloß und Dorf Dorn- berg von den Franzosen ganz verbrannt, Rn der Stelle der Schloßrumeu steht die Gberförsterei. Ihr gegenüber liegt die „Fasanerie". Sie ist mit einer ') Eine Inschrift in der Turmhalle weist auf diese Vernichtung und den Wieder- aufbau in der nachfolgenden Friedenszeit hin.

10. Landeskunde des Großherzogtums Hessen - S. 16

1918 - Breslau : Hirt
16 C. Die Rhein- und Mainebene. § 22—23 Verbindungen, neuerdings auch zwei feste Rheinbrücken und einen Hafen an dem für größere Schiffe fahrbar gemachten Rhein sowie Straßenbahnen erhalten hat, hat sie Umfang und Volkszahl der früheren Zeit wieder erreicht und überschritten. Prächtige Bauten sind entstanden, wie das Festhaus, der neue Bahnhof, mehrere Schulhäuser, Rathaus und Cornelianum. § 22. Verkehrswege. Die Ebene setzt dem Bau von Eisenbahnen fast nirgends Schwierigkeiten entgegen. Diese verbinden daher alle Städte an- nähernd geradlinig miteinander. Starken Durchgangsverkehr in zahlreichen Schnellzügen haben als wichtige Verbindung zwischen Nord- und Süddeutsch- land die „Main - Neckar-Bahn" Frankfurt - Heidelberg, die „Riedbahn" Frankfurt - Mannheim und die „Rh ein bahn" Mainz-Worms, ebenso zwischen Xv undo die „Main - Rhein-Bahn" Mainz - Darmstadt - Aschaffen- burg und die Linien Mainz - Frankfurt und Frankfurt - Hanau. Weniger ist das der Fall bei den Linien Darmstadt - Worms, auch Riedbahn genannt, die von Goddelau bis Biblis mit der Linie Frankfurt - Mannheim zu- sammenläuft, und Hanau - Wiebelsbach (über Seligenstadt — Babenhausen - Groß-Umstadt), die durch den Odenwald weiter ins Neckartal führt. Dem Ortsverkehr, besonders der Arbeiterbeförderung, dienen zahlreiche andere Linien. § 23. Staatliche Grenzen und Einteilung. Eine unregelmäßige Linie südlich von Worms — Lampertheim — Viernheim - Heppenheim bildet die Grenze gegen die bayrische Rheinpfalz und Baden. Nördlich von ihr gehört die ganze Rhein- ebene zu Hessen bis an den Main, der auch den hessischen Anteil der Main- ebene im N gegen Preußen, im 0 gegen Bayern begrenzt. Erst östlich von Baden- hausen zieht sich die bayrische Grenze über den Main herüber. Ebenso gehört ein Stück des linken Mainufers unterhalb Offenbach (um Frankfurt) zu Preußen; dafür springt die hessische Grenze gegenüber Mainz auf das rechte Main- und Rheinufer über und umfaßt das Stück, worauf Kastel und Kostheim liegen (jetzt beide Stadtteile von Mainz). Dies Stück und der schmale Streifen der hessischen Rheinebene am linken Rheinufer gehören zur Provinz Rheinhessen - und zwar zu den Kreisen Worms, Oppenheim und Mainz —, alles, was rechts vom Rhein liegt, zur Provinz Starkenburg; hier bildet der 8 (außer Heppenheim und Viernheim - zu Kreis Heppenheim) den Hauptteil des Kreises Bensheim, die Mitte westlich vom Landgraben und der N den Kreis Groß-Gerau, während der 0 der Mitte zum Kreis Darm- stadt gehört. In die Mainebene teilen sich die Kreise Offenbach und Dieburg. Geschichtliches. Die untere Rheinebene um Groß-Gerau und Darmstadt sowie Reinheim und Iwingenberg fielen als Erbe der Grafen von Katzenelnbogen 1479 an die Landgrafschaft Hessen? diese „Obergrafschaft Katzenelnbogen" bildete 1567 das Erb- teil Georgs des Begründers der Darmstädter Linie, somit den Anfang des jetzigen Großherzogtums; dazu kam 1577 die (seit 1521) hessische Hälfte von Groß-Umstadt. Von Isenburg wurde 1666 Langen, von Erbach 1714 Jugenheim, als hanauisches Erbe 1771 Schaafheim hinzuerworben. 1862 wurden hessisch: Bensheim, Lorsch, Viernheim, Gernsheim, Heppenheim, Dieburg und Seligenstadt, alle vorher mainzisch — daher auch jetzt vorwiegend katholisch —, sowie die zweite (pfälzische) Hälfte von Groß- Umstadt und Lampertheim (bischöflich wormsisch), 1816 Babenhausen (vorher zu Hessen- Kassel gehörig), 1816 Offenbach von Isenburg und ganz Rheinhessen (also in der Ebene Worms, ursprünglich freie Reichsstadt Oppenheim — war pfälzisch — und Mainz, einst erzbischöflich) von Frankreich.

11. Hessisches Reformationsbüchlein für Schule und Haus - S. 84

1904 - Marburg : Elwert
84 Anhang. Die sechs Superintendenten bilden zusammen mit zehn gewählten Abgeordneten der Geistlichkeit - aus den althessischen Diözesen je zwei, aus den katzenelnbogenschen je einer - die Generalsynode, die in der Hegel jährlich einmal am Trinitatissonntage, später an Jubilate, gewöhnlich in Marburg ober Kassel zusammentritt. Zu ihr haben auch die theologischen Professoren der Universität und einige vom Landgrafen bestellte weltliche Räte Zutritt, so daß die Versammlung 20-30 Teilnehmer haben kann. Ihr Geschäftskreis ist: die Regelung der allgemeinen kirchlichen Angelegenheiten, Erlaß von (Ordnungen, Besetzung der geistlichen Stellen, Erledigung der von den einzelnen Superintendenten vorgebrachten Gebrechen ihrer Diözese, Universitäts- und Schulsachen u.\.ro. Die Beschlüsse unterliegen der Bestätigung durch den Landgrafen. vorbereitet wird diese Generalsynode durch die Diözesansynoden, in denen jeder Superintendent seine Geistlichen zur Beratung versammelt. Sie haben die Abgeordneten zur Generalsynode zu wählen und bei der rteutvahl eines Superintendenten der Diözese derart mitzuwirken, daß Groß-Gerau. (Nach Vilichs hessischer (Zchronift, 1605.) sie drei Pfarrer, möglichst aus ihrer Mitte, in Vorschlag bringen, von denen die beiden die Wahlhandlung leitenden Rachbarsuperintendenten einen erwählen und dem Fürsten zur Bestätigung vorschlagen. Auf die Einrichtung solcher Partikularsynoden haben besonders Zwingli und Butzer im Interesse des Pfarrstandes gedrängt, und seit dem Jahre 1537 scheint in der Landgrafschaft besonderes Gewicht darauf gelegt worden zu sein. 3n der Gbergrafschaft hat diese Diözesansynode aus sich heraus einen Ausschuß mit der (Erledigung bestimmter Geschäfte wie der Aufsicht über Amtsführung und Mandel der Geistlichen, Kirchenzuchts = und Ehesachen, Prüfung der Bewerber um geistliche Stellen u. s. w. betraut, das sogenannte Definitorium, das lange Zeit in Groß-Gerau seinen Sitz hatte und für den Superintendenten eine Hilfe, aber auch eine Einschränkung seiner bischöflichen Gewalt bedeutete. (Es hat später auch in anderen Diözesen Rachahmung gefunden, sank aber allmählich zur bloßen Prüfungsbehörde herab. An der Verwaltung der Einzelgemeinde sind vor allem die Pfarrer (Biteste, die am Wort arbeiten,) beteiligt; sie predigen das

12. Bd. 2 - S. 566

1819 - Leipzig : Hinrichs
5 66 Europa Jaspis, Taras, Dachfchkcfer, Bergkrysialle, Salz (kn Carls- hallc? ,3oo Ct.), Kupfervitriol, Torf, Mineralbrnnnen Zu Neustadt, Steinfurth, Auerbach, Schwalheim bei Echzell, Vilhel re. Die Einwohner sind Teutsche, mit wenigen Franzo- sen (in Offenbach und jenseit des Rheins) und Juden. Der Religion nach sind sie Lutheraner, Reformiere, Katholiken, Waldenser (in 3 Gemeinen des A. Lichtenberg im F. Star- kcnöurg) und Juden. Die Kirchen/ und Schulräthe verwal- ten die Aufsicht über Anstalten für Volksbildung, Prüfung der Kirchen und Schullehrer, und in Hinsicht der Katholiken, mit Ausnahme der bischöflichen Rechte, die Oberaufsicht über sämtliche mit Kirchen- und Schulwesen zusammenhängende Fonds und Kassen, die landesherrlichen Rechte über Kirchen und Gemeinen; aber Rechtssachen gehören nicht vor ihr Forum. — Für gelehrte Bildung bestehen die Univer- sität Gießen, Gymnasien und Pädagogien in Darmstadt, Mainz, Gießen rc.; ein Seminar zu Friedberg ; eine musterhafte Bür- gerschule zu Schlitz. Jeder Studircnde muß nach den Verord- nungen vom 20. Sept. 1807 und 8. Jan. 1819 die 2 ersten Unrversitatsjahrc in Gießen zubringen, und die akademischen Grade nur auf dieser Universität sich ertheilen lassen. Auch ist, um der Studirsucht Einhalt zu thun, im Juni 1812 die Verordnung ergangen, daß künftig niemand vom Bürger - und Bauersiandc seine Kinder zum Studircn erziehen lassen soll, der nicht eine hinlängliche Bescheinigung von ihren Fähigkei- ten beigebracht, und die landesherrliche dazu erhalten hat. Die allgemeine Kriegs - und Arrilleriefchule zu Darmstadt diri- girt der Großhcrzog selbst. Die Einwohner bestehen ans Adel, Bürgern und Bauern. Steuerfreiheit oder sonstige Exemtionen bestehen seit dem 1. Oec. igog nicht mehr; der Adel kann nach der Verordnung vom 7. Mai 1808 seine Lehen oder Theile derselben gegen eine billige Entschädigung in Allod verwandeln, und durch die Ver- ordnung vom 23. Mai j8ii ist die rcinpcrsönlichc Leibeigen- schaft in den Provinzen Starrenburg und Oberhessen, von Ab- lauf' des Anrii 1813 an gerechnet, abgeschafft worden, jedoch mit Vorbehalt einer mäßigen Entschädigung, welche die Lehns- herren zu forderst berechtigt sind. Die staatsrechtlichen Ver- hältnisse der vormaligen Reichs fürsten und R eichs- grafe n (Fürst und Grafen von Isenburg, Fürst von Solms- Braunft'is, Grafen von Solms - Rödetshcim, Laubach und Lich, Grafen von Erbach, Fürst von Löwenstcin / Werthcim, Graf v. Leiningcn-Westerburg, Graf von Stolbcrg / Orten-

13. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 74

1914 - Breslau : Hirt
74 Ii. Die geschichtliche Entwicklung. Erzeugnisse, wie Wolltuch, Leinwand, Tonwaren, Eisenöfen, nach Frank- furt auf den Markt gebracht. Fulda war ein Hauptmittelpunkt des Woll- Handels, und die Limburger Wollweber suchten auf den Frankfurter Messen die Früchte ihres Gewerbfleißes einzuernten. Nach dem Hause, wo sie in Frankfurt einkehrten, nannte sich später die vornehmste Gesellschaft der Stadt „Altlimpurger". Noch andere Erzeugnisse des Landes fanden guten Absatz, zunächst das Korn, wegen der großen Fruchtbarkeit mancher Ge- biete, der,, Hessischen Kornkammer" im Schwalmgrund, der „Hessischen Schmalzgrube" bei Homberg, des „Goldenen Grundes" bei Cam- berg, der „Goldenen Grafschaft" im unteren Aartal, der Wetterau und der Umgegend von Gudens- berg. Ebenso hatte die Viehzucht eine große Ausdehnung. Auf der Frankfurter Messe war namentlich der Pferdehandel im Schwange, besonders in der Ritterzeit. Ferner war die Landschaft reich an Wein. Überall hatte man Reben ge- pflanzt, selbst in der Ebene, so z. B. in der ganzen Umgebung von Frankfurt usw. Karl der Große soll selbst die Reben- Pflanzungen bei Rüdesheim ge- schaffen haben und sie der Sage nach noch alljährlich segnen. Die edelsten Weinsorten waren und sind in unserer Landschaft zu Hause, so der Johannisbergs, der Markobrunner bei Erbach, der Steinheimer bei Hattenheim, der Rauentaler, der Rüdesheimer. Auf der Frankfurter Messe nahm der Weinhandel einen großen Um- fang an; namentlich am Mainufer, nahe der kaiserlichen Pfalz, war der „Weinmarkt". König Ruprecht half den Städten im „Wetterauischen Räu- berkrieg" die Burgen brechen. In der Mitte des 15. Jahrhunderts schlössen sich die einheimischen Herren zum Wetterauer Grafenbund zusammen, so die Nassau, Solms, Wied. Isenburg, Stolberg, Königstein. 1479 starben die Grafen von (Eatzenelnbogen aus, und die Landgrafen von Hessen erbten ihr Land, das aus einer Oberherrschaft um Darmstadt und aus einer Niederherrschaft um Braubach, Rheinfels usw. bestand- freilich wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts Ich aber bin ein Handelsman n/ Hab manchertey Wahr bey mir stan/ Würtz/Arlas/Thuch/Wolln vn Flachst. Sammat/Seiden/Honig vndwachß/ Vnd ander Wahr hievngenannt/ Die führ ich eyn und auß dem iatib/ Mit grosser sorg und gfehrlichkeit Wann mich auch offt das vnglückreit. 9. Der Kaufmann. (Nach Jost Amman, 16. Iahrh.)

14. Kreis Groß-Gerau - S. 13

1913 - Gießen : Roth
Kreis Groß-Gerau. 13 (Erträge des Obst- und Gartenbaus sowie wildwachsende Beerenfrüchte in haltbarem Zustand nach nahen und fernen Gegenden, und eine große Brauerei verschickt ihr Bier nach den Landorten und den nahen Groß- städten. Der Fleiß und die Strebsamkeit der Bürger haben eine schöne (Entwicklung des (Erwerbslebens zustande gebracht. Gut beschickte Ferkel- markte fördern das Geschäftsleben- verschiedene Xäsefabriken^) holen ihren Bedarf an „Matten" selbst aus dem Innern Rheinhessens und Groß-Gerau und Dornberg nach Merian. ferneren Gegenden. Ihre Fabrikate kommen als „Mainzer Xäse" in den Handel. Für weitergehende Bildungsbedürfnisse ist eine höhere Bürgerschule eingerichtet. Eine Lateinschule bestand schon vor dem Dreißig- jährigen Kriege. Die sebr alte jüdische Gemeinde besitzt eine hübsche Synagoge. Xatholiken wanderten erst viel später zu. Huch sie erbauten vor mehreren Jahren ein eigenes Gotteshaus. — 3m Nordosten von Groß- Gerau war auf einem Hügel die alte Richtstätte, „der Galgen", der 1824 noch stand. Die Darmstädter Straße, noch vor wenig Jahren recht bezeichnend „Galgengasse" genannt, führte nach jener Malstatt. Beim Abtragen der Anhöhe fand man viele Gebeine und erkannte in der Stelle ein fränkisches Gräberfeld. Die ursprüngliche Stadt wurde vom „Graben" umschlossen. Sie hatte drei Tore, das Frankfurter oder Spitaltor, das Darmstädter oder Galgentor und das (Dppenheimer oder Niedertor. Diese waren zweistöckig quer über die Straße gebaut, ') Solche bestehen auch in den Nachbarorten Klein-Gerau, Worfelden, Waller- städten und in Bischofsheim.

15. Bd. 4 - S. 432

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
432 Achter Zeitraum. » ländisches Collegium, und empfahl das Reichskammergericht den bisherigen Reichsstanden. Die ersten Mitglieder des Bundes waren die Könige von Bayern und Wirte mb erg, der nunmehrige Fürst Primas des Bundes (vormals der Churfürst-Erzkanzler dcs teutschen Reiches), die nunmehrigen Großherzoge von Baden, Berg (Murat) und Hessen (Darmstadt), die beiden Fürsten^on Nassau, von Hohenzollern und von Salm, der Herzog von Ahremberg, und die Fürsten von Isenburg, Liech cen stein und von der Leyen. Die Versammlung des Bundes in zwei Collegien sollte zu Frankfurt am Main gehalten werden, welche bisherige Reichsstadt dem Fürsten Primas, so wie die Reichsstadt Nürnberg dem Könige von Bayern zugetheilt worden war. Alle Mitglieder des Rheinbundes hatten die Souver.aine- ra t erhalten; doch bewies die nähere Angabe dieser Souve- rainetatsrechte in der Bundesacte, daß der Protector des Bundes zwar den verbündeten Fürsten die Souverainetat im Innern ihrer Lander, in Hinsicht der Gesetzgebung, der Besteuerung, der Conscription, der Justiz und Polizei, zuge- standen, sich aber die Leitung der auswärtigen Angele- genheiten des Bundes vorbehalten hatte. Denn wenn gleich einige der Mitglieder des Bundes die erlangte Souverainetat im Innern sogleich dadurch verkündigten, daß sie die bis- herige ständische Verfassung in ihren Staaten aufhoben (was aber von andern und spater zum Bunde getretenen Fürsten, namentlich von dem Könige von Sach- sen, nicht geschah), und neue Steuern, ohne Bewilligung der Stande, ausschrieben, so wie das bisherige Abgabe- system und die Militairaushebungen bedeutend steigerten; so konnte doch kein Mitglied des Rheinbundes mit einem aus- wärtigen Reiche und Staate unterhandeln und Verträge ab- schließen, ein Recht, das bereits seit dem westphälischcn Frieden allen reichsunmittelbaren Ständen Teutschlands zu- gestanden hatte. Seit der Stiftung des Rheinbundes war es Preußens Absicht, die Fürsten des nördlichen Teutschlands

16. Lesebuch in Lebensbildern für mittlere Schulklassen - S. 8

1870 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
8 breite Straßen und zu beiden Seiten ist Haus an Haus. Viele Häuser sind so hoch, daß man sich anstrengen muß, will man nach den Dächern sehen. Du wirst nicht müde, die vielen hohen und hellen Fenster mit allerlei Blumen und andern Topfpflanzen davor zu sehen. Dazu die vielen Glasthüren und Schilder an den Buch- und Bilderläden, Glas-, Porzellan-, Tuch-, Kleider-, Specerei-, Metzger- und Bäckerläden. Und erst die Bewegung und das Ge- dränge der Menschen, die an Markttagen in den Straßen auf und ab ihren Geschäften nachgehen! An den Hauptthoren, an den Kasernen und am Residenzschloß stehen Schildwachen. Willst du Abends nach 10 Uhr hier noch ein- oder ausgehen, so erschrecke nicht, wenn die Wache ruft: „Werda?" und sage nur herzhaft: „Gut Freund!" Y2. Groß-Gerau liegt in der Mitte zwischen Darmstadt ' und Mainz und wird jetzt durch eine Eisenbahn mit beiden Städten verbunden. Die schön gebauten und reinlichen Bauerndörfer im Ried sind meistens wohlhabend. In den Herbsttagen geht es in einem Bauerndorf sehr geschäftig und geräuschvoll zu. Früh um 3 Uhr wird es in den Häusern schon lebendig. Der Hausherr weckt das Gesinde und seine erwachsenen Leute zur Arbeit; die Fensterläden, Haus- und Stallthüren gehen auf, der Wassereimer rasselt, das Vieh wird gefüttert und während die Hausfrau das Frühstück bereitet und die Magd die Kühe melkt, wird in der Scheuer von den Uebrigen gedroschen. Ist endlich der Tag nahe und das Frühstück eingenommen, so rasseln die Pflüge und Wagen durch'sdorf, es wird gezackert, gesäet, geeggt und Dung \ auf die Felder gefahren. Ganze Schaaren Arbeiter eilen in's Feld und machen Kartoffeln aus. Mittags wird nun eine kleine Rast . 1 gemacht. Bis in die dunkle Nacht hinein fährt oft Wagen an Wagen * mit Kartoffeln, Dickwurzeln, Rüben, Kraut und Gemüse beladen in's Dorf. Doch während man emsig den Segen des Feldes einsam- melt, soll man auch freudig gedenken des himmlischen Gebers. 3. Offenbach liegt am Main, nicht weit von Frankfurt und ist unsere berühmteste Gewerbs- oder Fabrikstadt. In einer Fabrik werden von dem Eigenthümer oft mehr als 100 Arbeiter beschäftigt. Da werden Kunstprodukte in großer Menge verfertigt und weithin, sogar in das ferne Ausland verschickt. Off^nbach's' Fabriken liefern Buntpapiere, Leder, Tabak, Chaisen, Eisenguß- waaren, Wachslichter, Wachstücher re. Miltags 12 Uhr wimmelt's von Menschen auf den Straßen in Offenbach, und wohl mehr denn 1000 Arbeiter eilen den Wirths- und Speisehäusern zu. J~, 4. Dieburg. Die Einwohner nähren sich durch Ackerbau & und Handwerke. Das alte Klostergebäude dient jetzt zu einer Straf-

17. Kreis Groß-Gerau - S. 1

1913 - Gießen : Roth
Eerichts-Siegel 1750. Stadt-Siegel 1840. Der Kreis Groß-Gerau. Größe: 450c^km. Einwohner: 63000 (V5 davon evang.,' wenig Juden). A. Lage des Ureises. Der Kreis Groß-Gerau liegt in dem Winkel zwischen Main und Rhein. (Er ist von Norden nach Süden 40 km lang, in seinem nördlichen Teile 25 km, im südlichen 15 km breit. Sein Gebiet gehört zur Oberrheinischen Tiesebene. Nur 30 m beträgt der Höhenunterschied zwischen der höchsten Stelle und dem Spiegel des Rheines. Abgesehen von einer geringen Bodenschwellung, die von Darmstadt und Langen nordwestlich nach dem Maine bei Kelsterbach hinzieht, bildet der Kreis eine nach dem Rheine sanft geneigte Ebene. Im Norden zwischen Groß-Gerau und dem Maine und mi Süden bei Gernsheim weist sie ausgedehnte Flugsanddünen auf, die mit Nadel- und Laubwaldungen bepflanzt sind. Den südlichen Teil bildet fruchtbares Ackerland, das Ried.*) Zahlreiche tiefer gelegene Schleifen im Gelände mit deutlichen Böschungen von 1/2 m bis Iv2 m höhe, am Rande mit Erlen und Weiden bewachsen, bilden unverkennbare Spuren früherer Wasserläufe. Ein alter Neckarlauf ging in mehreren Schlingen durch das Gebiet des Kreises, erreichte bei Nauheim seine nördlichste Stelle und wandte sich dann westlich bis zur Mündung bei Trebur, fluch der Main bog, bevor der Durchstich zwischen Bischofsheim und Hochheim erfolgte, oberhalb Rüsselsheim nach Süden ab, teilte sich in mehrere flrme, am Verlauf der Viesen erkennbar, und vereinigte sich mit der Neckarmündung. Die alten Rheinarme nahmen ein ansehnliches Gebiet ein, das jetzt mit Wald bedeckt ist oder aus fruchtbarem Wiesen- und Ackerland besteht. Bei Trebur lag das rechte Rheinufer 3/t Stunden östlich von dem heutigen Gestade. So erkennen wir in dem nordwestlichen Gebiete des Kreises ein ehemals weit ausgedehntes Flußdelta von Rhein, Main und Neckar, heute noch schneiden hier verschiedene Rheinarme mehr ') Nied (Riet) — mooriger Landstrich; Bruch. Heimatkunde Nr. C. .

18. Abth. 1 - S. 172

1830 - Hannover : Hahn
r .172 Deutschland. Die Fürsten u. Grafen v. Isenburg von denen Birstein 1806—1813 zu den souverainen Fürsten des Rheinbundes gehörte, theilen sich in die Linien Birstein, Büdingen, wachrersbach, Philippseich u. Meerholz, und besitzen 15q.m. 55,000 E. unter Großherzoglicher u. Kurhess. Oberhoheit. Hierher gehört das fürstl. Isenburg Birsteinsche Gebiet mit der Stadt ssgffenbach am Main, über den eine Schissbrücke führt, i M. v. Frank- furt, 7600 E., unter denen 1000katholiken. Freundlicher Ort, Haupt- fabrikstadt des Großherzogthums. Messen seit 1829; lebhafter Handel. Altes Schloß. Sitz des fürstl. Consistoriums und der Rentkammer. Pro- gymnasium. Unter mehr als 50 Fabriken zeichnen sich die Wagen-, Gold- und Silber-, Tabacks-, Wachslichter-, Hut-, Papiermache-, Leder- und Tapetenfabriken aus. Buch- und Steindruckerei. Die Meyerfche Samm- lung der Vögel Deutschlands, 7000 Exemplare enthaltend.— Neuifenburg, 1600e. Französ.colonie. Seidenweberei.—Dem Grafen von Isenburg Philippseich gehört »Zain, 900e. Schloßruine (einst kaiferl. Hundestall). — Philippseich, Residenz — b) der Grafen von Erbach — 11q. M. 36,000 E., zum Theil in Baiern belegen, in drei Linien, Erbach, Schön- berg und Fürstenau. — Der Linie Fürstenau gehört das Residenzfchloß gl. N. am Steinbache im Bezirk Erbach, und Michelstadr a.d. Mümling, 2800 E. Grast. Consistorium. Eisengrube, Eisenhammer, Pottafchsiede- reien, Tuchweberei, Kalk- u. Sandsteinbrüche. — Der Linie Erbach ge- hört ff Erbach an der Mümling, 2000 E. Grast. Consistorium. Tuchwe- berei, Gewehrmacherei. Bemerkenswerth ist die wohlerhaltene alte grast. Stammburg mit herrlichen Sammlungen von Waffen, Rüstungen (unter diesen die Panzer der Kaiser Friedrich's Iii., Maximil. I,, ferner Gustav Adolf's u. Wallenstein's, Götz's v. Berlichingen), Glasmalerei und Rö- mischen Alterthümern; auch eine Kapelle mit merkwürdigen Grabsteinen und dem Sarkophage Eginhard's (früher in Seligenstadt). Dabei das Jagdschloß Eulbach, auf einem 1500 F. hohen Berge, in dessen Park ein Röm. Castell und Grabmal.—Nicht weit vom Dorfe Reichenbach am Felsberge bei Auerbach (1600 E. Burgruinen, Mineralquelle, Weinbau, Uhrmacherei) liegt die einst zum Denkmal auf dem Leipziger Schlachtfelde bestimmte 31f. lange und 4xf. dicke Riesenfaule u. die wilde mit Gra- nittrümmern bedeckte Schlucht, das Felfenmeer.— Der Linie Schön- berg gehört Schönberg, 550 C. Residenzfchloß im Bezirke Lindenfels. Sammtliche grast. Erbachfche Gebiete liegen auf dem Odcnwalde, einem Gebirge, dessen E. Viehzucht, Weberei und Obstbau treiben, viele Holz- waaren, Eisen, Öl, Papier, Kohlen und Pottasche verfertigen, Steine brechen und Hol; flößen, bemerkenswert!) besonders durch die Fortsetzung der Römischen Befestigungslinie, welche sich unter dem Namen Pfahlgra- den und Tcufelsmauer von der Donau an den Mittelrhein zieht und über den rauhesten Theil des Odenwaldes geht, auf welchem man die Reste von 6 Röm. Castellen, deren größtes, diehasselburg beihumetroth, 285 Schritt lang ist, Bader, Gräber u. a. Alterthümer gefunden hat. c) Des Für- sten von Löwenstein werrheim Rofenberg oder das Amt Habizheim

19. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 849

1874 - Mainz : Kunze
Deutsches Reich — Hessen. 849 Norden. Viel hatte diese Kasseler Linie bald nachher der klugen, standhaften Landgräfin Amalie, geb. von Hanau-Münzenberg, zu verdanken, die in der schwierigen Zeit des 30 jährigen Kriegs Vormundschaft und Regierung für ihren Sohn Wilhelm Vi. mit dem glücklichsten Erfolge führte; sie rettete den Staat, der nachmals um die Abtei Hersfeld, einen Theil der Grafschaft Schaumburg, das Fürsteuthnm Hanau (1736), das kurmainzische Fritzlar (1803) vergrößert wurde. Im Jahr 1803 verwandelte sich such die landgräfliche in die kurfürstliche Würde, bald darauf nahm aber Napoleon das Land der älteren Lüne, that es mit Hannover. Braunschweig :c. zusammen, machte ein Königreich Westfalen darans, so daß wir 7 Jahre lang das klägliche Schauspiel hatten, den Jerome aus Corsica im alten Chatten- und Sachsenlande thronen zu sehen. 1813 hörte diese Schmach auf, und das Volk sah mit Freuden den vertriebenen Kur- fürsten Wilhelm I. wieder in Kassel einziehen, mußte aber von ihm und seinen Nach- folgern manch bittere Täuschung erleben. — Seit 1866 hat diese ältere Linie aufge- hört zu regieren, indem das Land Preußen einverleibt wurde. Die gleichfalls 1866 ausgestorbene landgräfliche Liniehesfen-Homburg (Homburg vorm Taunus und Meisenheim zwischen Nahe und Glan) war eine Nebenlinie von Hessen-Darmstadt, ihr Land fiel an letzteres zurück, wurde aber ebenfalls 1866 an Preußen abgetreten. In der Reihe der vou dem jüngsten Sohne Philipp des Großmüthigen, Georg, abstammenden Darmstädter Landgrafen zeichnete sich der geistvolleludwig X. 1790—1830 aus; unter ihm vergrößerte sich der Staat durch ehemals pfälzische, mainzische und andere Landstriche, so daß er 1806 den Großherzogstitel annehmen konnte. Er gab 1820 die ständische Verfassung und starb 1830; durch Volksbeiträge ward ihm in der Residenz ein würdiges Monument errichtet. Der jetzige Großherzog Ludwig Iii. ist sein Enkel. Das Großherzogthum wird durch ehemals Frankfurter und kurhessisches, jetzt preu- ßisches Gebiet in zwei Haupttheile geschieden, wozu noch im Süden am Neckar einige Parzellen kommen. Der nördliche Theil zur alten Heimat der Chatten gehörend, heißt O b erh esse n und umfaßt die milde fruchtbare Wetterau, die Hochgegenden des Vogels- bergs, und das zum Rothlager aufsteigende bergichte Hinterland; den südl. theilt der Rhein in die Provinzen: Starken bürg, wo der Odenwald mit der schönen Berg- straße, und das gehügelte mit Korn, Obst und Wein prangende R h e i nh e ssen. Jede Provinz ist in Kreise abgetheilt. Nur die nordöstliche Ecke von Oberhessen liegt im Wesergebiet, sonst alles im rheinischen (S. S. 210 und 221 ff.). Die Bevölkerung ist größtentheils rheinfränkischen Stammes und überwiegend evangelischer Confession (585000); Zahl der Katholiken (unter dem Bischof von Mainz): 238000; Zahl der Juden: 25000. a. Starkenburg. Darmstadt, Residenz, im Jahr 1794 mit 6700, jetzt mit 33800 E. (nut dem daranstoßenden Dorfe Bessnngen 39000). Offenbach, lebhafteste und sich verschönernde Fabrikstadt des Landes mit 22700 E-, Hanptort der fürstl. Stan- desherrschaft Isenburg. Gerau in der Ebene, Bensheim an der Bergstraße, Michelstadt und Erbach im Odenwald?, Gernsheim am Rhein, Zwingen- berg und Heppenheim an der Bergstraße. Getrennt von der Provinz liegt die ehemalige Reichsstadt Wimpfen am Neckar.

20. Kreis Groß-Gerau - S. 21

1913 - Gießen : Roth
Kreis Groß-Gerau. 21 welcher das Horsthaus ttnoblochsau birgt. Leider wird der Aufenthalt in all den hübschen Waldungen am Kltrhein während des Sommers durch das massenhafte Auftreten der Schnaken fast zur Unmöglichkeit gemacht. 3. Oberhalb Erfelden liegt an der Riedbahn Mockstadt (fast rein evan- gelisch) mit 1650 Einwohnern. Eine Fähre bringt Fußgänger und Wagen in wenig Minuten über den Kltrhein nach dem Kühkopf, jener infolge des Rheindurchstichs gebildeten Insel, welcher die Zugehörigkeit zu Rhein- Hessen bis heute erhalten geblieben ist. Sie ist Iv2 Stunde lang, V2 Stunde breit und umfaßt neben fiskalischem Waldbesitz das Gut Guntershausen (Schmittshausen). Sein Besitzer, Freiherr von heyl zu Gernsheim, unter- hält dort ausgedehnte Wiesen, fruchtbare Felder und herrliche (Obstanlagen. Im üppigen Walde ist ein wohlgehegter Wildstand (viele Fasanen), und im Frühjahr zur Zeit der Baumblüte, wenn der Wald mit frischem Grün sich kleidet, wird das Horsthaus Küfyfopf von zahlreichen Gästen aus den nahen Riedorten, aus Rheinhessen (Fähren bei Guntersblum und Gimbs- heim!) und aus Darmstadt aufgesucht. — Die Lage am Rhein hatte Stock- stadt früher zu einem (Drt mit ansehnlichem Handelsverkehr erhoben. Ein großes Lagerhaus, ,,der Bau", diente als Farbniederlage und Salzmagazin. Mit der Gewinnung des näheren Schiffahrtsweges aber sank die Bedeutung Stcckstadts als Handelsplatz, und der,,Vau" wurde durch den hessischen Staat verkauft. Ietzt ist der Handel ganz zurückgegangen, und die Bewohner haben sich meist der Landwirtschaft gewidmet. Getreide-, Rüben- und Kartoffelbau stehen auf dem fruchtbaren Boden in Blüte. Die nahen Städte Darmstadt, Worms, Mainz und Mannheim nehmen die Erträgnisse der Landwirtschaft ab und geben in der Industrie und im Handwerk manchem Stockstädter Gelegenheit zu lohnendem verdienst. Eine starke Schicht lehmigen Rheinschlicks oberhalb und unterhalb des Dorfes hat die Gründung mehrerer Backsteinfabriken ermöglicht. — Stockstadt hat man- nigfaltige und vielfach traurige Schickungen erlitten. Um 700 n. Ehr. ent- standen, blieben seine Acker lange Zeit in Abhängigkeit vom Kloster Lorsch und dem Stifte St. Alban zu Mainz. 1579 kam es ganz an Hessen, doch mußten Fronden und Lieferungen noch an das Bischöfliche 5lmt in Gerns- heim erfolgen. Schwere Kriegsnot, Hunger und Pest brachte der 30}ährige Krieg. 1624 verschleppte eine Brandschatzung durch Mansfeld für 400 000 Mark Werte. Rohes Gesindel peinigte 1631 nach dem Wegzuge Gustav Adolfs einzelne Bewohner zu Tode. Durchziehende Truppen verlangten Kriegssteuern, Lebensmittel und Kriegsmunition. Alle herrschaftlichen und Erbach-Rheingauer Güter lagen wüste da. Zwar suchte man nach Abschluß des Friedens auf alle mögliche Weise zu helfen, aber schon 1672 richteten kaiserliche und brandenburgische Truppen abermals großen Scha- ,(tir, den an, 1673 kam die Armee des französischen Generals Turenn^ '^$lf,,f10naia Schulbuch .hun# Brauns •