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1. Kleine Schul-Geographie - S. 50

1871 - Breslau : Hirt
Afrika. 2. itnlnrn. Stufenland des mittleren Nil, der hier den Atbara oder Tacazzv aufnimmt. Die früher unabhängigen Staaten Dongola, Schendy, Sennaar bilden seit 1820 einen Theil des türkisch-ägyptischen Reiches. Khartum, 45,00!) E., am Zusammenfluß dcö blaucn und weißen Ril; Hauptsitz des Sklavenhandels. Berber, Hauptstadt, 8000 E. Das Reich Kordofan mit der Hauptstadt El Obeid gehört heute gleichfalls zur tür- tischen Herrschaft, die am Weißen Flusse immer weiter aufwärts strebt. 3. Mimiitii oder Halicsch. Ein Alpenland mit Schneegipfeln von 1-1,000'; ihm entströmt der Atbara. Der inselreiche Tfana-See wird von dem blauen Nil durchflössen. Die Abyssinier sind Christen, früher unter einem zu Gondar residirenden Oberhaupte. An den kriegerischen Galla, aus dem Innern des Kontinents, haben sie ihre gefährlichsten Gegner. Die 3 Königreiche Tigre, Amhara und Schoa unterwarf sich in neuester Zeit ein glücklicher Emporkömmling, Theodorus; doch wurde dieser Negus (d, h. Oberkönig) von Gesammt-Aethiopien durch die Engländer gestürzt (April 1s08), und seitdem ist das wieder in drei Staaten getheilte Land ärger als je durch Thronstreitigkeiten zerrüttet. 4. Das Atlasland. (Die Verberei.) In die Schneeregion erhebt sich im W. der hohe Atlas (Schneegebirge), an der Nordküste streicht der kleine Atlas, an der Nordgrenze des dattelreichen Landes Blad el Gerid (Biledulgerid) der große Atlas, zwischen beiden der mittlere. Die Urbewohner, Berbern oder Kabylen, sind in das Innere zurück- gedrängt worden. Die Bewohner der Städte werden Mau reu genannt. a. Die türkische Provinz {Tripolis (mit Rarka und ckezzan). Rings um die Küste des Golfes von Sydra (der großen Syrte), das eigent- liche Tripolis; östlich das Plateau von Barka, südlich die Oase Fezzzn oder das Tebu-Hochland. Tripolis, bedeutend durch den Verkehr mit dem 100 M, südlich in Fezzän gelegenen Handelsplätze Murzuk, von wo Karawanenstraßen nach Timbuktu, Bornu und Dar Für führen. I). Der Staat Tunis. An dem Golf von Kabes (kleine Syrte). Unter türkischer Oberhoheit. Tunis, Hauptstadt (125,000 E.), mit dem befestigten Hafen Coletta. c. Die französische Provinz itfqcricn [12,150 cm, gegen 3 Mill. ©.], mit drei Provinzen, die nach ihren Hauptstädten genannt sind: Algier (53,01:0 E.), auf einer Anhöhe am Meer, befestigt. — Constantine (das alte Eirta) mit dem neuen Hafen Philippeville. — Bona (Hippo Regius). — Drau. <1. Das Sultanat Mogr'iö-ut-Äksü, oder <fez und Marokko. Die wichtigsten Orte sind: Fes oder Ms (gegen 100,000 E.), Fabrikation von Leder, Teppichen, Kupstrwaaren. — Marokko (gegen 50,000 E.), am Fuß der Schneegipfeldes Atlas. — Tanger standscherl, Seehafen. — Meknes (spanisch Mequinez), die Residenz des Kaisers (55,000 E.). ^ Mogador oder Suaira, an unfruchtbarer Küste. Den Spaniern gehören 4 befestigte Plätze, deren wichtigster Ceüta (Verbannungsort).

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1. Afrika - S. 133

1787 - Leipzig : Weidmann und Reich
Marokko und Fes. 133 um die Herrschaft stritten, bis das sechszehnte Jahr, hundert etwas interessanter wurde. In Fes regierte Mohamed Eluaras, und^Ja. far Busgentuf Elenretcr war Herr über Marokko, docbhieng der letztere vom erster« ab. Tasilet, Dra und andere Provinzen hatten gleichfalls ihre eignen Herren, und bis auf die arabischen Schechs, hatten sie alle das Joch der Merinen abgeworsen. Hier nahm der König von Portugall Anlaß, sich einen Theil von der Küste zuzueignen, und nahm den Sehe« rifen die Gelegenheit, das ganze Reich zu erobern. Diese Scherifen stannnten von einem Fürsten der welt- lichen Araber, mit Namen Mula Näheres, ab, der vom Mohamed abstammte. Zugleich war er durch Raubereyen an den Karavanen, welche von Fes ab- reiseten, sehr mächtig worden, bis ihm der König von Marokko nöthigte, in das innerste nach Tasilet und in die angranzende Wüste zu stiehen. Seine Kinder und Nachkommen aber breiteten sich demvhngeacktet hernach in Marokko aus, und unter diesen machte sich einer von ihnen, Namens Hofsem, zu Anfänge des sehszehnten Jahrhunderts, vermittelst seiner seltenen Frömmigkeit, bekannt, eigentlich aber gieng er mit den Gedanken um, die Familie der Merini zu stur- zen, welche ihn und seine Familie in die äußerste Ar. muth gebracht hatte. Seine Söhne wurden zu dem Ende in allen Wissenschaften unterrichtet, und giengen nach Meka, wo sich ihr Ruf so weit ausbreiteke, daß sie nach ihrer Zurückkehr vom König von Fes zu Erziehern seines Sohnes angenommen wurden, welche günstige Gelegenheit sie so gut zu benutzen wußten, daß er ihnen in der Folge eben sy auch das Komman- do über ganze Provinzen und Armeen anvertrauete. So bald sie das Schwerdt gegen die Portugiesen m die Hände bekamen, kehrten sie eö gegen ihren Wohl. I Z tha-

2. Außereuropäische Erdteile - S. 208

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 208 — der Verzweiflung. Als aber an Rettung nicht mehr zu denken war, steckten die kühnen Streiter den Tenipel in Brand und begruben sich unter seinen Trümmern. — Siebzehn Tage lang brannten die Reste einstiger Herrlichkeit Als man vor einigen Jahren die Trümmer der alten karthagischen Stadtmauer aufgrub, fand man sie mit einer ändert- halb Meter tiefen Schicht aus Asche, verkohltem Holz und Metallmassen bedeckt. 2. Noch einmal aber erhob sich dieses Gebiet zur schönen Blüte. Schon unter Kaiser Augustus erstand Karthago aus Schutt und Asche, und ums Jahr 200 n. Chr. war es die zweitgrößte Stadt des römischen Reiches. In damaliger Zeit hatte das Land gegen 150 christliche Bischofsitze und viele berühmte Kirchenlehrer (Augustin!) In der Mitte des siebenten Jahrhunderts aber, als die Araber auch hierher vordrangen, sank wieder alles in Schutt und Asche. Iii. Wer hat den Nordrand Afrikas heute in Besitz? Die Karte zeigt uns am Nordrande Afrikas vier Staaten. 1. Marokko. Dieser Staat umfaßt das westliche Atlasland und reicht auch weit iu die Wüste hinein. Dieses Land, fügt der Lehrer hinzu, köuute ein Kulturland ersten Ranges sein. Es besitzt nämlich nicht nur ein außerordentlich gesundes Klima, sondern auch einen frucht- baren Boden und viele Bodenschätze, insbesondere Gold, Quecksilber, Kupfer, Salz und Schwefel. Gegenwärtig freilich liegt der Anban sehr darnieder und weite Strecken, die bei sorgfältiger Bebauung Getreide, Oliven, Dattekn, Tabak und Wein in Hülle und Fülle hervorbringen würden, bieten nur das zum Leben Nötigste. Bergbau giebt es fast gar nicht. Die Sultane von Marokko haben bis jetzt alle Europäer, die Bergwerke anlegen wollen, abgewiesen. Nur die Viehzucht steht in Blüte und liefert feurige Roffe (Berberrosse!) Kamele und feinwollige Fettschwanzschafe. — Die Hauptstädte des Laudes heißen Fez und Marokko. Fez hat eine wundervolle Lage. Es liegt in einer frucht- baren Ebene am Fuße der Schneegipfel des Atlas. Es ist die bedeut- samste Industriestadt des Staates, und zwar beschäftigen sich ihre Be- wohner hauptsächlich mit der Herstellung von Waffen, Lederwaren und Teppichen. Auch werden hier die kleinen roten Mützen, mit denen die Muhamedaner gern das Haupt bedecken, (Abbildung!) gefertigt. Sie führen den Namen der Stadt, heißen also „Fez". — Marokko hat ebenfalls eine prächtige Lage. Es breitet sich am Fuße steiler Berge in einer grünenden, von blinkenden Gewäffern durcheilten fruchtbaren Thal- ebene aus. In den zahlreichen Bazars der Stadt werden meist Leder- arbeiten, namentlich Fußbekleidungen, feilgeboten, denn Marokko hat Leder- fabriken, in denen eine besonders geschätzte Sorte Leder (Nach dem Herstellungsort Maroqninleder genannt) hergestellt wird. — So hat die

3. Bd. 2 - S. 192

1886 - Langensalza : Greßler
192 gezogenen Strick in der Stadt umhergeführt, ehe man sie umbringt. Wie gesetzlich es hier zugehen muß, beweist schon die Einrichtung, daß kein Beamter Gehalt bekommt, sondern stillschweigend darauf angewiesen ist, Geld von seinen Untergebenen zu erpressen. Das thun auch alle so viel als möglich. Aber es Hilst ihnen nicht lange; denn sobald der Kaiser merkt, daß einer reich geworden ist, so macht er ihn irgend eines Vergehens schuldig und nimmt ihm Geld und Leben, oder wenigstens das erstere, so daß jeder nur für den gegenwärtigen Augenblick lebt. — Dann und wann treiben die Marokkaner noch Seeräuberei. Uber die Stadt Marokko und über einen Besuch bei dem Kaiser von Marokko teilt uns ein Reisender nachstehendes mit: „Marokko, die Stadt der Rätsel, von so wenigen Europäern be- treten, daß sie für uns beinahe eine Stadt der Fabeln geworden ist, lag vor mir! Ich sollte einer der wenigen Europäer sein, die Kaiser- stadt des Südens in Augenschein zu nehmen und ihre Straßen zu durchwandern. Ein großartiger, überraschender Anblick bot sich unsern Augen. Inmitten eines Waldes von Datteln- und Fächerpalmen lag eine Häusermasse von bedeutender Ausdehnung, wie man sie nur bei einer Weltstadt zu erblicken gewohnt ist. Das ganze weitgedehnte Häusermeer war von einer mittelalterlichen Festnngsmauer umgeben, von der zahllose Türme und Türmchen emporragten, die dem Ganzen ein höchst stattliches, großartiges Aussehen verliehen. Zur Seite glänzten die Kuppeln des Kaiserpalastes, die hundert Minaretts der Moscheeen. Die drei goldenen Kugeln auf dem Kuppeldachs der dem Palast zu- nächst gelegenen Moschee strahlten leuchtend und hell, vom Sonnen- strahle geküßt. Der mächtige Riesenminarett, die Hauptzierde Marokkos, beherrschte weit das unterworfene Häusermeer. Die Thore hoben sich stolz und kühn in die Höhe. Aber un Näherkommen gewahrte das forschende Auge bald, in- mitten dieses Häusermeeres, zahlreiche Lücken und noch mehr Ruinen, welche, von weitem kaum erkennbar, zwar dem Entfernten den Eindruck emer Großstadt ungestört ließen, jedoch mit jedem Schritte des Näher- kommens eine Täuschung nach der andern zerstörten, so daß zuletzt von dem anfangs so glänzenden Gemälde, welches die durch die einförmigen Bilder der nächtlichen Reise ausgehungerte Phantasie gierig eingeschlürft hatte, nur noch sparsame Reste und traurige Ruinen übrig blieben. Die sehr weite, nicht zur Hälfte mit bewohnbaren Häusern ausgefüllte Ringmauer täuschte von der Ferne so, daß ich anfangs glaubte, die Stadt entspreche wirklich noch diesen großartigen Ausdehnungen, die sie vielleicht einst gehabt hatte. Diese schöne Täuschung jedoch zerstreute sich jetzt. Marokko erschien in seinem wahren Lichte, als eine gefallene Königin. Marokko haben die Araber nicht mit Unrecht das „Damaskus des Westens" genannt. Denn, wie jene Perle des Orients, liegt es in grünender, lachender Thalebene am Fuße steiler, grauenerregender Höhen,

4. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 444

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
444 Ein treuer Diener. welches in einem Lande, wo die Seefahrt blüht, ein ganz anderes ist, als anderswo. Die Seilerei war aber des jungen Rupters Liebhaberei nicht; denn er war kein Freund vom Rückwärtsgehen, und des Seilers bestes Fortschreiten ist bekanntlich der Krebsgang. Ruf der See zu leben, daran hing sein herz. Er bat und flehte,- aber sein Vater wollte ihm seinen Wunsch nicht erfüllen, und die Mutter pflegte des Knaben Bitten und Vor- stellungen mit den Worten zurückzuweisen: „Das Wasser hat keine Balken." Endlich gaben die Eltern dem ungestümen Drängen des Lohnes nach, und so wurde der junge Rupter Matrose auf dem Schiffe eines Kaufmanns, der nach Marokko hin handelte. Dort ging 's noch etwas schlimmer als türkisch zu, und das will viel sagen. Der Kaufmann, der von dem guten Grundsatz ausging, selbst sei der Mann, und seine Bugen seien besser, als seines Verwalters Brille, fuhr immer selber mit, und fand bald, daß der Matrose Kupier ein brauchbarer und — was noch mehr war — ein treuer Mensch sei. Daher vertraute er ihm mancherlei an, wozu man sonst keinen Matrosen oder Schiffsknecht verwendet. Da Rupter mit der Zeit auch ein schönes Stück Geld verdiente, so willigten die Eltern ein, daß er bei dem Seedienst bliebe. Sein Schisfsherr aber gewann ihn alle Tage lieber. Einst, als wieder die Messe in Marokko nahte, fühlte sich der Kauf- mann so krank, daß er nicht selber mit hinüber nach Bfrika fahren konnte. Da lautete sein Entschluß: ,,Niemand, als Rupter, will ich das, was ich „aufs Schiff lade und in Marokko zu Markte bringe, anvertrauen. Die Vollmacht wurde ausgestellt; Ruyter erhielt standesmäßige Klei- dung und Geld; das Schiff segelte ab, landete in Marokko, und Rupter legte aus der Messe seine waren aus, die in lauter feinem wollenen Tuch bestanden. Kommt eines schönen Morgens der Sultan selber mit einer langen Reihe von hofleuten hinter sich und bleibt vor Rupters Stand stehen, be- sieht das Tuch, und ein besonders seines Stück sticht ihm in die Bugen, „was kostet 's?" fragt er. Ruyter ist nicht blöde und nennt den von seinem herrrn bestimmten preis; der Sultan ist auch nicht blöde und bietet die Hälfte. ,,Bei mir gilt das handeln nicht, was ich fordere, ist fester preis; auch ist 's nicht mein Eigentum. Ich bin nur meines Herrn Diener!" sagt da Ruyter. „weißt du nicht, Lhristenhund," ruft da der Sultan, „daß ich Herr über dein Leben bin?" „Das weiß ich wohl," sagt Ruyter, „aber ich weiß auch, daß ich nicht überfordere, und daß ich als Diener meines Herrn die Pflicht habe, für sein Wohl zu sorgen, und nicht an mich zu denken!" Blle Kaufleute, welche dies hörten, erschraken auf den Tod. „Bde, Ruyter!" dachten sie, „wenn du morgen noch eine Pfeife rauchst, so muß dein Kopf ohne Leib rauchen können." Der Sultan sah den hübschen, jungen Mann lange mit zornfunkelnden Bugen an. Blle Welt erwartete den kurzen Bescheid: „Kopf ab!" aber er sagte: „Ich gebe dir bis morgen um diese Zeit Bedenkfrist, hast du dich bis dahin nicht anders besonnen, so mach' dein Testament!" Damit ging er. Ruhig legte Ruyter das Stück Tuch zurück ins Gefach und er- wartete andere Kunden. Da stürmten die Kaufleute herbei und riefen: „Um Gotteswillen, schenk' ihm das Tuch! Schlägt er dir den Kopf ab — und das geschieht so gewiß, wie zweimal zwei vier ist — so ist dein Leben und deines

5. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 20

1895 - Leipzig : Hinrichs
20 Marokkaner. des Landes, die allein treu und wahr ihre alten Überlieferungen beibehalten haben. Die Landbevölkerung in Marokko ist gegen- über der Stadtbevölkerung so überwiegend, daß, wenn man von jener spricht, damit der Kern des Volkes bezeichnet wird. Das Leben in der Familie ist ein patriarchalisches, und man hält außerordentlich viel aus Verwandtschaft und Sippe; eigentümliche Familiennamen in unserem modernen Sinne haben weder Araber noch Berber; Familiennamen werden nur von der ganzen Sippschaft oder dem Stamme geführt. In diesen Stämmen setzt dann jeder den Namen seines Vaters, manchmal auch den seines Großvyters und Urgroßvaters. hinzu (äußerst selten den der Mutter), z. B. Mahommed den Abdallah den Justus, d. h. Mohammed, Sohn Abdallahs, Sohn Aussuss. Will er aber sich noch näher bezeichnen, so sagt er, z. B. „von den uled Hassan". Letzteres ist gewissermaßen der Familien- oder Zuname. Die beliebtesten Namen in Marokko sind Mo- hammed, Abdallah, Mussa, Jssa und Aissa, Edris Said, Bu- Bekr und Ssalem. Die Frauen findet man meist Fathme, Aischa, oder Mariam benannt. Eine eigentliche Erziehung wird den Kindern nicht ge- geben. Allerdings hat jeder Tschar (Dorf aus Häusern), jeder Duar (Dorf aus Zelten), jeder Kfor (Dorf einer Oase) seinen Thaleb oder gar Faki, der die Schule leitet, aber die meisten Kinder bringen es kaum dazu, die zum Beten notwendigen Koran-Kapitel auswendig zu lernen, geschweige, daß sie sich an's Lesen und Schreiben wagen. Aber jeder Marokkaner weiß doch das erste Kapitel des Korans auswendig, wenn er auch den Sinn der Verse nicht kennt. Die heranwachsenden Töchter stehen den Müttern in der häuslichen Beschäftigung bei, während die männ- liche Jugend zuerst zum Hüten des Viehes verwandt wird, in der Pflanzzeit den Acker bestellen helfen muß und schließlich nach einer kurzen Arbeitszeit im Jahre die liebe lange Zeit mit Nichtsthun hinbringt. Tabak wird auf alle drei Arten genom- men; man findet Stämme, wo geraucht wird, andere, welche kauen, und das Schnupfen ist ganz allgemein, namentlich machen die Gelehrten Gebrauch davon. Haschisch wird in Marokko ent- weder geraucht oder pulverisiert mit Wasser hinuntergeschluckt. Der Gebrauch des Opiums ist außer in den Städten und der Oase Tuat nicht eingebürgert. Desto allgemeiner ist in der Weinlesezeit und kurz nachher der Genuß des Weines. Aber

6. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 22

1895 - Leipzig : Hinrichs
22 Marokkaner. Indessen müssen wir doch auch einer guten Eigenschaft der Marokkaner gedenken, der Gastfreundschaft, die ohne Prunk, ohne Förmlichkeit als etwas Selbstverständliches überall in Marokko geübt wird. In fast allen Tschars giebt es eigene Häuser oder Zelte, die für die Reisenden bestimmt sind. Der Fremde hat dagegen keinerlei Verpflichtung. Kommt er zu einem Tschar und hat er sich glücklich durch die kläffenden und bissigen Hunde hindurchgearbeitet, so weisen ihn die Leute nach dem Gastzelte. Man bringt Früchte, wenn sie die Jahreszeit und Gegend bietet, sonst Brot oder Datteln, und wenn abends die Zeit des Hauptmahls gekommen ist, werden die Fremden zuerst bedient. In einigen Gegenden besteht die Sitte, daß die ein- zelnen Familien tageweise der Reihe nach die Fremden zu pflegen haben, in andern kommen abends die Familienväter mit vollen Schüsseln in das Fremdenzelt, und das Mahl wird gemeinschast- lich verzehrt. In anderen Gegenden giebt es Gemeindegelder zur Speisung der Fremden, oder eine Sauya, d. h. eine religiöse Genossenschaft, besorgt dies Geschäft. Nie wird dafür irgend eine Vergütuug vom Fremden beansprucht. Im Gegen- teil, wird man nicht ordentlich verpflegt, so hat man das Recht, Beschwerde zu führen. Natürlich wird man als Fremder von allen über alles ausgefragt; denn Zurückhaltung und Schweig- famkeit kennt iu dieser Beziehung der Marokkaner nicht. Die große Gastfreundschaft erklärt sich nun zumteil dadurch, daß sie auf Gegenseitigkeit beruht: wer heute Gastgeber ist, beansprucht vielleit am nächsten Tage von einem anderen freie Bewirtung. Die Bevölkerung von Marokko kennt keinen eigentlichen Adel in unserem Sinne. Die vornehmste Klasse sind die Schürfa, d. h. Abkömmlinge Mohammeds; selbstverständlich sind diese arabischen Stammes. Da sie sich unglaublich ver- mehrt haben, so giebt es ganze Ortschaften, die fast nur aus Schürsa bestehen; man erkennt sie daran, daß sie vor dem Na- men das Prädikat „Sidi" oder „Mulei", d. h. „mein Herr" führen. Sie werden überall in Marokko als eine besonders bevorzugte Menschenklasse angesehen. Sie haben das Recht, andere Leute zu beleidigen, ohne daß man mit denselben Waffen antworten darf. Der Mohammedaner schimpft dann am stärk- sten, wenn er Beleidigungen ans die Vorfahren oder Eltern des zu Beschimpfenden häuft. Ein Schürsa darf zu einem Nicht- Schürfa sagen: „Gott verfluche deinen Vater", „Gott verfluche

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 237

1887 - Berlin : Dümmler
Kulturfeindlichkeit des Mohammedanismus. 237 Gründen nicht zur Entwickelung des Vaterlandsgefühls kommen konnte, war ein Grund der Schwäche. Ja, wenn die europäischen Staaten in richtiger Erkenntnis dieser Thatsache schon früher die mohammedanischen Länder hätten befreien wollen, nichts würde sie daran verhindert haben. So mächtig auch die Wirkung sein mag, die in der Verteidigung seines Glaubens liegt, bei denkenden Völkern ist die Verteidigung des Vaterlandes ein viel mächtigerer Hebel. Seinen Glauben kann man am letzten Ende mit sich hinwegtragen, aber niemand trägt sein Vaterland mit hinweg. Vor wenig hundert Jahren verließen allerdings noch Franzosen des Glaubens wegen ihr schönes Frankreich; aber man wird zugestehen, daß um diese Zeit das Nationalbewußtsein auch in den christlichen Ländern noch nicht geweckt war. Dazu kommt noch, daß in Ländern die Völker keine aus ihnen hervorgegangene Regierung, keine nationalen Fürsten haben, sondern von einer fremden Dynastie beherrscht werden. In der europäischen Türkei herrscht bei überwiegend christlicher Bevölkerung ein Osmanli. In Ägypten herrscht die Dynastie der Mehemed Aliden, aus Mace- donien stammend, welche nichts mit den Kopten und den Fellahs, den Ureinwohnern von Ägypten zu thun hat. In Marokko regiert die Dynastie der Schürfa (Schurafa, Plur. von Scherif), also Abkömmlinge von Mohammed, welche aber mindestens zwei Drittel der Bewohner, den Berbern, welche man als die Ureinwohner des Landes betrachten darf, durchaus fremd ist. Bis auf den jetzigen Herrscher des Landes waren stets die Sultane von Marokko die größten Christenhasser, die vollendetsten Tyrannen, viele von ihnen die unmenschlichsten Wüteriche und alle jeder Civilisation abgeneigt. Dabei waren die Sultane von Marokko von einem religiösen Fanatismus beseelt, der an Wahnsinn grenzte und zugleich von einer Verachtung für Andersgläubige begleitet war, welche nur noch durch ihre Unwissen- heit übertroffen wurde. Gerhard Rohlfs. Ii. Islam und Afrikaforschung. Von Dr. Oskar Lenz. Jeder christliche Reifende in der Nordhälfte des Kontinents hat neben dem Kampf mit Klima und räuberischer Bevölkerung auch

8. Charakterbilder aus Afrika - S. 46

1891 - Leipzig : Hinrichs
46 Marokko. Häusermeer derselben ist von einer mittelalterlichen Festungs- mauer umgeben, von welcher zahllose Türme emporragen. Aber im Näherkommen gewahrt das Auge inmitten der großen Stadt zahlreiche Lücken und noch mehr Ruinen. Die zweite Ring- mauer ist nicht zur Hälfte mit bewohnbaren Häusern ausgefüllt. Nur das Heer der Moscheen, welches aus dieser den Mauren des Landes für heilig geltenden Stadt gen Himmel ragt, und der wahrhaftig großartig sich ausnehmende Palast des Kaisers bringen einen mächtigen Eindruck hervor. Ein deutscher Rei- seuder erzählt von seinem Aufenthalt in Marokko Folgendes: Als Ungläubiger durfte ich die Thore dieser heiligen Stadt der Mauren nicht betreten. Ich mußte im Judenviertel, welches- eine eigene kleine Stadt sür sich bildet, mein bescheidenes Ab- steigequartier nehmen. Es wird streug darauf gehalten, daß die Juden im maurischen Quartier stets barfuß gehen und weder Pferd noch Esel besteigen. Dazu müssen sie sich alle möglichen Demütigungen gefallen lassen. Daß sie ins Gesicht gespuckt, mit Füßen getreten, mit den ekelhaftesten Namen geschimpft, mit Kot und Steinen geworfen werden, müssen die gedrückten Juden in Unterwürfigkeit ertragen. Eine Besichtigung der Stadt konnte ich nur iu der Verkleidung eines marokkanischen Israeliten vor- nehmen. Aus diesem Grunde mußte auch ich vor dem Betreten des Thores die Schuhe ausziehen. Ein großer freier Raum trennt auf fast allen Seiten die Häuser der Stadt von der Ring- maner. Wir konnten deshalb die Stadt innerhalb der Ring- mauer ungefähr zur Hälfte umwandern. Dann traten wir in eine Seitenstraße. Sie war sehr eng, und da die Gibel sich oben fast berührten, drang kein Sonnenstrahl herein. Die Häuser waren bis ans wenige Mauerlücken geschlossen, sodaß ich von der inneren Anlage nichts erspähen konnte. Wir besuchten dann den Bazar. Dieser besteht aus einer zum teil mit Holz über- dachten Straßenreihe niederer Häuser, die alle an der Frontseite mit nischenartigen Buden versehen sind. In den Nischen hocken die Handwerker oder Händler, von ihren Waren nmgeben, die meist aus farbigen Lederarbeiten (Maroquin) bestanden, für welche die Stadt Marokko einen Haupt-Handelsplatz bildet.

9. Afrika - S. 87

1787 - Leipzig : Weidmann und Reich
Marokko und Fes. 87 «lie, die, welches sehe wunderbar ist, nichts mit der arabischen und maurischen gemein hat. Sie sind lang und mager vom Körper, lassen hinten am Kopf das Haar bis an den Hals wachsen, und scheren es vorn sehr hoch ab. Ihre Tracht ist ein Haik, Hemden aber und Beinkleider haben sie selten, ja selbst ihr Haik ist der elendeste Lappen , weil ihnen aus ihren hohen Ber- gen dieser Vorrath mangelt, und meist erst von den Mauren erseht werden muß. Von Karak- ter sind sie leicht, munter, haben eine ganz besondere Fertigkeit, ihr Gewehr zu regieren, abzufeuern, in die Lust zu werfen, und andere Dinge damit vorzunehmen. Auch nur diejenigen Breber erkennen den König von Marokko für ihren Oberherrn, welche mit den Ara- bern in einer gewisser. Freundschaft leben, die eigent- lich der Hairdel unterhalt ; alle übrigen aber haben ihren eignen kleinen König, dessen Nachkommen alle- mal solange regieren, bis sie aussterben. Der Reli- gion nach find sie Mohamedaner,aber ungleich schwär- merischer und unwissender als die Mauren , ja da sie nicht einmal die Sprache des Koran verstehen, fo be- folgen sie nur blindlings die Vorschriften ihrer Geist- lichen, und nennen dies Religion. Die vierten sind Neger, entweder von Guinea Neger, gekommen, oder stammen doch von daher. Alle Ne. ger, welche Sclaven sind, werden meist von den jähr- lichen Karawanen durch feßifche Kaufleute aus Gui- nea gebracht, nehmen alsdann die mohämedanische Religion an, ob gleich ihrefreyheit nicht das Gering, sie dabey gewinnt, sondern jeder Sclave an den meist- bietenden zum Eigenthum überlassen wird. Die fünften sind Inden, und stehen unter dem Schuh von Marokko, wofür sie große Summen be- zahlen müssen, bey dem allen aber als die verächtlich- sten Menschen angesehen und behandelt werden. Vie- 8 4 ' le

10. Afrika - S. 107

1787 - Leipzig : Weidmann und Reich
Marokko und Fes. 107 sind, wie groß ihr Ruhm, selbst zu den Zeiten der Römer gewesen, ist zu bekannt und bedarf keiner Er- zählung. Weniger erheblich und weniger rühmlich ist ihre Schiffahrt, die keinen arrdern Namen als Secrau-- berc^ verdienet. Diese Kaperstorte ist selten über zwöf Fahrzeuge stark, mit welchen sich die Schiffe der Korsaren vereinigen. Sie kreußen meist innerhalb der Straße bev Gibraltar und aus der nördlichen Sei- te, bey den kanarischen Inseln. Ihre Schiffe und deren Steuerleute sind schlecht, demohngeachkek füh- ren einige zwanzig bis fünf und zwanzig Kanonen und wehe denen, die in ihre Hände fallen. Gegenwärtig hat der Friede mit Marokko diesem unedlen Gewerbe Abbruch gethan, allein sie wissen noch sehr oft unter allerhand Vorwand ihre Prisen zu machen, und e6 ge- schieht nicht selten, daß siefahrzeuge anfheben. Von der Beute nimmt der König die Halste, die andere nimmt der Alkaide und die Mannschaft des Schiffes, die Sclaven aber bekommt der König alle, doch giebk er für jeden, der nicht aufseinen Antheil kommt, fünf- zig Thaler und von dem Raub derer, die auf ihre Ko- sten die Schiffe ausrüsten, erhalt er den fünften Theil. Gegenwärtig soll der König eine Art von Seemilitz aus Bürgerkindern haben austichten taffen, die künftig zum Dienst der Matrosen bestimmt seyn sollen. Man theilt gegenwärtig Marokko an sich in neun Einzelne Provinzen ein, deren etwas nähere Beschreibung Provinzen manches nachholen kann , was uns eine hinlängliche 0 Sus. Ilebersicht von diesem großen Reiche verschaffen kann. Die erste ist Sns, stellt aber nichts weiter als ein Re- vier vor, welches der König selbst als die Granze sei- ner Herrschaft gegen Mittag ansieht, wiewohl die Be- wohner zwischen diesem Revier und Taredänt , we- nig oder nichts nach seiner Oberherrschaft fragen.

11. Geographie als erweiterte und vertiefte Heimatkunde - S. 48

1908 - Leipzig : Hahn
— 48 — 3. Welchen Nutzen vermag uns denn Marokko zu brin- gen? Die Marokkaner scheinen noch sehr zurück zu sein, da sie die Hafenanlagen von uns ausführen lassen. Das Mauern werden sie schon können, aber die Zeichnungen und die Anweisungen müssen von den Deutschen ausgehen, also deutsche Ingenieure und Techniker, Bau- meister dorthin. An einem Hafen werden auch Kräne, Schienen usw. gebraucht, das kann Deutschland liefern. Jawohl! Eisenbahnen (und auch Straßen) gibts in Marokko überhaupt noch nicht! So nahe an Europa und so weit von der Kultur! Da gäbe es für Deutschland viel Arbeit und auch viel Verdienst. Die Deutschen möchten nun Eisenbahnen und auch Bergwerke anlegen! Also Mineralschätze, na- mentlich Kupfer und Silber im Atlas. Zeigen! Daß die Marokkaner das alles aber noch nicht besitzen? Fremdenfeindlich, halten ihr Land verschlossen, namentlich aus religiösen Gründen, sind Mohammedaner; ihr Land ist wie die Türkei im Verfall. Durch das Einschreiten Frankreichs wird der Haß wieder vergrößert, manches mühsam Er- rungene wieder zerstört. „Heiliger Krieg!" Wir würden aber nach Marokko nicht nur liefern können, sondern auch von dort bekommen! Bei Gottschalk liegen im Schaufenster marokkanische Datteln, sehen sehr gut aus, hängen noch an dem Stiel, sind fein verpackt, sind also wohl wertvoller als die billigen (Woher?) zusammengeklebten in den Kisten. Marokko, ein Hauptland der Dattelpalme, Frucht die Hauptnahrung dort, trotzdem noch Ausfuhr möglich. (Vielleicht gehen unter dem Namen marokkanische Datteln die Königsdatteln von Tunis.) Marokko muß wohl warm (erkläre das aus der Lage!) und fruchtbar sein. Gewiß, wenn auch nicht in allen Teilen, im all- gemeinen aber könnte es ein sehr reiches Land sein, daher der Streit um Marokko. Besonders auch Viehzucht: Pferde (Berberrosse, stolze Reiter, glänzendes Reiterfest bei unsers Kaisers Anwesenheit), Kamele und Schafe. Aus deren Wolle werden auch die roten Fese gemacht, die ihren Namen von Fes, ihrem früheren Herstellungsort, erhalten haben und die im ganzen Morgenland getragen werden. Beschreibe! Der türkische Zuckerhändler auf der Meffe trägt einen, der Neger mit Kamerunnüssen auch! Fes jetzt Hauptstadt, früher Marokko. Welchen Nutzen könnten wir von diesen Erzeugnissen Marokkos haben? Alles das möchte Frankreich für sich einheimsen. Warum nicht Spa- nien, das doch am nächsten liegt? Spanien hat in der Tat (5) kleine Besitzungen in Marokko, die kann es aber höchstens verlieren, mehr dazu zu gewinnen, dazu fehlt dem zerrütteten Lande jede Macht.

12. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 6

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 6 — ins Land ein und beherrschte es 100 Jahre lang. Viel schlimmer aber war der Einbruch der mohammedanischen Araber, die von O. heranstürmten und „alle Erzeugnisse der Vergangenheit, Tempel, Kirchen, Prachtbauten, römische und vandalische Kultur ver- nichteten" und das Land dem Islam unterwarfen. Später entstanden mehrere selbständige arabische Reiche, die bis ins vorige Jahrhundert hinein gefürchtete Raubstaaten waren. Kein Kauffahrteischiff, das die Wogen des Mittelmeeres durchfuhr, war vor einem Über- fall der kühnen Seeräuber (Korsaren) sicher, und viele Taufende von Christen wurden im Laufe der Jahrhunderte in die Sklaverei geschleppt. Die Kriegszüge, die Karl V., Ludwig Xiv. und andere Herrscher, später (1815 und 16) die Engländer, die Holländer und die Amerikaner gegen sie unternahmen, brachten nur vorübergehend Besserung. Erst als Frankreich 1830 dauernd Alschier, das schlimmste der Raubnester, besetzte, wurde dem Korsarentum ein Ende bereitet. 1881 kam dann auch Tunis und 1912 Marokko unter französische Schutzherrschaft. 2. Marokko. (450000 qkm, 7-8 Mill. E., 16—18 auf 1 qkm.) Bodengestalt und Gewässer. Der Hohe Atlas, der Marokko in seiner Mitte durchzieht, bildet eine mächtige, geschlossene Kette von 700 km Länge. Der höchste Gipsel des noch ungenügend bekannten Gebirges scheint der Tand- schürt zu sein, der fast die Höhe des Mont Blane erreicht (4700 in). Die Pässe liegen sehr hoch, meist zwischen 2000—3500 m, und sind sehr be- schwerlich, da das Gebirge nach beiden Seiten ungemein steil abfällt. Einen großen Teil des Jahres sind die Bergketten in Schnee gehüllt, der aber nirgends dauernd liegen bleibt. Obwohl der Atlas, aus der Ferne gesehen, einen gewaltigen Eindruck aus den Beschauer macht, steht er doch an Groß- ortigkeit und Schönheit weit hinter den Alpen zurück. Es fehlen ihm die aus- gedehnten Firnfelder und die Gletscher, es fehlt der Wasserreichtum, es fehlen die prächtigen Seen, es fehlt das frische Grün der Wälder und Almen, es fehlt auch die menschliche Kultur. Die trockene, dem Ozean abgekehrte Südseite des Gebirges bildet eine fast pslanzenlose Felsenwildnis, und auch die Niederschlags- reicheren Nordabhänge sind größtenteils kahl, da Menschenhand die ursprünglich vorhandenen Wälder vernichtet und der Regen die fruchtbare Erde abgespült hat. Glühende Hitze brütet im Sommer über der öden und toten Landschaft, deren Schweigen nnr selten durch das heisere Geschrei eines nach Beute spähenden Geiers unterbrochen wird; im Winter herrscht eisige Kälte und Schneegestöber. Für Siedlungen ist das Gebirge wenig geeignet. Die spärliche, noch in wilder Unabhängigkeit lebende Bevölkerung ist auf die untern Haupt- täler beschränkt, wo man dem steinigen und kargen Boden durch künstliche Be- Wässerung die nötigen Nahrungsmittel abgewinnt. Dem Hohen Atlas sind zwei Nebenketten vorgelagert. An der Nordseite zweigt sich ö. von der Stadt Marokko der Mittlere Atlas ab, der sich ent- fchiedener nach N.-O. wendet und durch das Tal des nordwärts strömenden

13. Außereuropäische Erdteile - S. 294

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 294 — vor einigen Jahren die Trümmer der alten karthagischen Stadtmauer aufgrub, fand man sie mit einer anderthalb Meter tiefen Schicht aus Asche, verkohltem Holz und Metallmassen bedeckt. Ein kleines Museum, welches von gelehrten Mönchen verwaltet wird, vereint die Vasen, Urnen, Gedenktafeln, Schmucksachen und sonstigen Altertümer, welche man bisher gefunden hat und gelegentlich noch findet. 2. Noch einmal erhob sich dieses Gebiet zur schönsten Blüte. Schon unter Kaiser Augustus erstand Karthago aus Schutt und Asche, und ums Jahr 200 n. Chr. war es die zweitgrößte Stadt des Römischen Reiches. In damaliger Zeit hatte das Land gegen 150 christliche Bischofssitze und viele berühmte Kirchenlehrer. (Augustin!) In der Mitte des siebenten Jahrhunderts aber, als die Araber auch hierher vordrangen, sank wieder alles in Schutt und Asche. Iii. Wer hat den Nordrand Afrikas heute in Besitz? Die Karte zeigt uns am Nordrand Afrikas vier Staaten: I. Marokko. Dieser Staat umfaßt das westliche Atlasland und reicht auch weit in die Wüste hinein. Er hat eine bedeutsame Lage, denn er bildet deu einen Pfeiler an dem Meerestore von Gibraltar, durch welches nicht nur der Weg in das Mittelmeer, sondern auch (Suezkanal!) nach Ostasien sührt. Das Land könnte ein Kulturland ersten Ranges sein. Es besitzt nämlich nicht nur eine ausgezeichnete Weltlage, sondern auch ein außerordentlich gesundes Klima, einen fruchtbaren Boden und viele Bodenschätze, insbesondere Gold, Quecksilber, Kupfer, Salz und Schwefel. Aber die schlechte Verwaltung, die zahlreichen blutigen Auf- stände und die unerhörte Bedrückung der Bewohner, die vielfach rechtlos dem Kaid (Verwalter der Provinz) ausgeliefert und ihrer Habe und ihres Lebens nie sicher waren, haben bisher das Land nicht zur Blüte kommen lassen. Der Anbau liegt sehr danieder, und weite Strecken, die bei sorgfältiger Bebauung Getreide, Oliven, Datteln, Baumwolle, Zucker- rohr, Mandeln, Tabak und Wein in Hülle und Fülle hervorbringen würden, bieten nur das zum Leben Nötigste. Bergbau gibt es fast gar nicht. Nur die Viehzucht steht in Blüte und liefert feurige Roffe (Berber- rosse!), feinwollige Fettschwanzschafe und feinhäutige Ziegen. — Marokko geht aber einer besseren Zeit entgegen. Der Sultan, der bisher unum- schränkte Macht besaß und in grauenvoller Willkürherrschaft jeden im Kerker verschwinden lassen konnte, dessen Besitz er sich aneignen wollte, ist nur noch dem Namen nach der Herrscher des Landes. Im Jahre 1911 ließen anläßlich eines blutigen Aufstandes die Franzosen ihre Truppeu in Marokko einrücken, unter dem Vorwande, die in Marokko lebenden Franzosen schützen zu wollen. Sie haben das Land nicht wieder ver- lassen und üben seit 1912 die „Schutzherrschaft" aus, sind also die eigent- lichen Herren und werden dafür forgen, daß der Bauer ruhig sein Feld bestellen, der Kaufmann sicher feine Straße ziehen kann. Sie werden den Bau von Eisenbahnen fördern, welche das Innere mit der Küste

14. Bd. 2 - S. 223

1903 - Langensalza : Greßler
223 Herr des Landes ist der Kaiser von Marokko, der gewöhnlich Sultan genannt wird. Seine Befehle sind Gesetze und werden äugen- blicklich vollzogen. Schläge, Gefängnisstrafen und^Hinrichtuugeu kommen täglich vor, und nur durch Geld kann man die Strafen abkaufen. Die Martern sind manchmal entsetzlich, und der Verurteilte hält sich für glücklich, wenn er nur zum Abschneiden des Kopfes, das mit großer Langsamkeit verrichtet wird, verurteilt ist. Sonst werden wohl oft den Unglücklichen Messer durch die Arme, durch die Schulterblätter u. s. w. gestochen und sie so stundenlang an einem ihnen durch die Nase ge- zogenen Strick in der Stadt umhergeführt, ehe man sie umbringt. Wie gesetzlich es hier zugehen muß, beweist schon die Einrichtung, daß kein Beamter Gehalt bekommt, sondern stillschweigend darauf augewiesen ist, Geld von seinen Untergebenen zu erpressen. Das tun auch alle soviel als möglich. Aber es hilft ihnen nicht lange; denn sobald der Kaiser merkt, daß einer reich geworden ist, so macht er ihn irgend eines Ver- gehens schuldig und nimmt ihm Geld und Leben oder wenigstens das erstere, so daß jeder nur für den gegenwärtigen Augenblick lebt. — Dann und wann treiben die Marokkaner noch Seeräuberei. Über die Stadt Marokko und über einen Besuch bei dem Kaiser von Marokko teilt uns ein Reisender nachstehendes mit: Marokko, die Stadt der Rätsel, von so wenigen Europäern be- treten, daß sie für uns beinahe eine Stadt der Fabeln geworden ist, lag vor mir! Ich sollte einer der wenigen Europäer sein, die Kaiser- stadt des Südens in Augenschein zu nehmen und ihre Straßen zu durchwandern. Ein großartiger, überraschender Anblick bot sich unsern Augen. Inmitten eines Waldes von Dattel- und Fächerpalmen lag eine Häusermasse von bedeutender Ausdehnung, wie man sie nur bei einer Weltstadt zu erblicken gewohnt ist. Das ganze weitgedehnte Häusermeer war von einer mittelalterlichen Festnngsmauer umgeben, von der zahllose Türme und Türmchen emporragten, die dem Ganzen ein höchst stattliches großartiges Aussehen verliehen. Zur Seite glänzten die Kuppeln des Kaiserpalastes, die hundert Minarets der Moscheeen. Die drei goldenen Kugeln auf dem Kuppeldache der dem Palast zu- nächst gelegenen Moschee strahlten leuchtend und hell, vom Sonnen- strahle geküßt. Das mächtige Riesenminaret, die Hauptzierde Marokkos, beherrschte weit das unterworfene Häusermeer. Die Tore hoben sich stolz und kühn in die Höhe. Aber im Näherkommen gewahrte das forschende Auge bald inmitten dieses Häusermeeres zahlreiche Lücken und noch mehr Ruinen, welche, von weitem kaum erkennbar, zwar dem Entfernten den Eindruck einer Großstadt ungestört ließen, jedoch mit jedem Schritte des Näherkommens eine Täuschung nach der andern zerstörten, so daß zuletzt von dem an- fangs so glänzenden Gemälde, welches die durch die einförmigen Bilder der nächtlichen Reise ausgehungerte Phantasie gierig eingeschlürft hatte, nur noch sparsame Reste und traurige Ruinen übrig blieben. Die sehr

15. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 457

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Ein treuer Diener. 457 war — ein treuer Mensch sei. Daher vertraute er ihm mancherlei an, wozu man sonst keinen Matrosen oder Schisssknecht verwendet. Da Kuyter mit der ¡Seit auch ein schönes Stück Geld verdiente, so willigten die Eltern ein, daß er bei dem Seedienst bliebe. Zein Schiffsherr aber gewann ihn alle Tage lieber. Linst, als wieder die Messe in Marokko nahte, fühlte sich der Kauf- mann so krank, daß er nicht selber mit hinüber nach Afrika fahren konnte. Da lautete sein Entschluß: „Niemand, als Kupier, will ich das, was ich aufs Schiff lade und in Marokko zu Markte bringe, anvertrauen." Die Vollmacht wurde ausgestellt,- Kupier erhielt standesmäßige Klei- dung und Geld,- das Schiff segelte ab, landete in Marokko, und Kupier legte aus der Messe seine waren aus, die in lauter feinem wollenen Tuch bestanden. Kommt eines schönen Morgens der Sultan selber mit einer langen Neihe von Hofleuten hinter sich und bleibt vor Kupters Stand stehen, besieht das Tuch, und ein besonders feines Stück sticht ihm in die Augen, „was kostet 's?" fragt er. Kupier ist nicht blöde und nennt den von seinem Herrn bestimmten preis; der Sultan ist auch nicht blöde und bietet die Hälfte. „Bei mir gilt das handeln nicht, was ich fordere, ist fester preis; auch ist 's nicht mein Eigentum. Sch bin nur meines Herrn Diener!" sagt da Kupier. „weißt du nicht, Ehristenhund," ruft da der Sultan, „daß ich Herr über dein Leben bin?" „Das weiß ich wohl," sagt Kupier, „aber ich weiß auch, daß ich nicht überfordere, und daß ich als Diener meines Herrn die Pflicht habe, für sein Wohl zu sorgen, und nicht an mich zu denken!" Alle Kaufleute, welche dies hörten, erschraken auf den Tod. „Ade, Kupier!" dachten sie, „wenn du morgen noch eine Pfeife rauchst, so muß dein Kopf ohne Leib rauchen können." Der Sultan sah den hübschen, jungen Mann lange mit zornfunkelnden Augen an. Alle Welt erwartete den kurzen Bescheid: „Kopf ab!," aber er sagte: „Ich gebe dir bis morgen um diese Zeit Bedenkfrist. hast du dich bis dahin nicht anders besonnen, so mach' dein Testament!" Damit ging er. Nuhig legte Kupter das Stück Tuch zurück ins Gefach und er- wartete andere Kunden. Da stürmten die Kaufleute herbei und riefen: „Um Gotteswillen, schenk' ihm das Tuch! Schlägt er dir den Kopf ab — und das geschieht so gewiß, wie zweimal zwei vier ist — so ist dein Leben und deines Herrn ganzes Gut nebst seinem Schiff verloren! was wird dann aus uns andern?" „Ich stehe in Gottes Hand," erwiderte Kupter ruhig. Am andern Morgen stand er heiter lächelnd in seiner Bude. Da kommt der Sultan und macht ein Gesicht, als wollte er den Kupier auf- essen zum Frühstück, und hinter ihm geht einer, der ist blutrot angetan und hat ein breites Schwert in der Hand, und die Leute in Marokko kannten ihn wohl und mieden ihn wie 's Feuer, vor Kupters Bude bleibt der Sultan stehen und sieht ihn grimmig an. „Ehristenhund," ruft er aus, „hast du dich besonnen?" „Ja," sagt Kupter, „nicht um einen Heller wohl- feiler geb' ich das Stück, als ich gestern gefordert, wollt ihr mein Leben, jo nehmt's; aber ich will sterben mit reinem Gewissen und als ein treuer Diener meines Herrn!" Alle hielten den Atem an: denn der im roten Kleide besah die Klinge an seinem Kichtschwert und lachte wie der Teufel,

16. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 444

1903 - Essen : Baedeker
444 Ein treuer Diener. welches in einem Lande, wo die Leefahrt blüht, ein ganz anderes ist, als anderswo. Die Seilerei war aber des jungen Rupters Liebhaberei nichts denn er war kein Freund vom Rückwärtsgehen, und des Leiters bestes Fortschreiten ist bekanntlich der Krebsgang. Huf der Lee zu leben, daran hing sein herz. Er bat und flehte! aber sein Vater hatte seinen eigenen Kops. Das junge Bürschchen hatte nun auch seinen eigenen Kopf und setzte ihn auch auf. Gegen den Vater? Leider ja. Es ließ sich zu einem Lchritt hinreißen, der gegen Ordnung und Gottes Gebot war, ging durch und wurde Matrose aus dem Lchiffe eines Kaufmanns, der nach Marokko hin handelte. Dort ging 's noch etwas schlimmer als türkisch zu, und das will viel sagen. Der Kaufmann, der von dem guten Grundsatz ausging, selbst sei der Mann, und seine Rügen seien besser, als seines Verwalters Brille, fuhr immer selber mit, und fand bald, daß der Matrose Rupter ein brauchbarer und — was noch mehr war — ein treuer Mensch sei. Daher vertraute er ihm mancherlei an, wozu man sonst keinen Matrosen oder Lchisfsknecht verwendet. Dem jungen Rupter lag sein Durchgehen denn doch schwer auf dem Herzen. Er erkannte sein Unrecht und beruhigte sein Gewissen, indem er sich mit seinen Eltern aussöhnte, und diese willigten ein, daß er bei dem Zeedienste bliebe. Lein Lchiffsherr aber gewann ihn alle Tage lieber. Einst, als wieder die Messe in Marokko nahte, fühlte sich der Kauf- mann so krank, daß er nicht selber mit hinüber nach Rfrika fahren konnte. Da lautete sein Entschluß: ,,Niemand, als Rupter, will ich das, was ich aufs Lchiff lade und in Marokko zu Markte bringe, anvertrauen." Die Vollmacht wurde ausgestellt,' Rupter erhielt standesmäßige Klei- dung und Geld,- das Lchiff segelte ab, landete in Marokko, und Rupter legte aus der Messe seine waren aus, die in lauter feinem wollenen Tuch bestanden. Kommt eines schönen Morgens der Lultan selber mit einer langen Reihe von Hofleuten hinter sich und bleibt vor Rupters Ltand stehen, be- sieht das Tuch, und ein besonders feines Ztück sticht ihm in die Rügen, „was kostet 's?" fragt er. Rupter ist nicht blöde und nennt den von seinem herrrn bestimmten preis,' der Lultan ist auch nicht blöde und bietet die Hälfte. „Bei mir gilt das handeln nicht, was ich fordere, ist fester preis! auch ist 's nicht mein Eigentum. Ich bin nur meines Herrn Diener!" sagt da Rupter. ,,weißt du nicht, Thristenhund," ruft da der Lultan, „daß ich Herr über dein Leben bin?" „Das weiß ich wohl," sagt Rupter, „aber ich weiß auch, daß ich nicht überfordere, und daß ich als Diener meines Herrn die Pflicht habe, für sein Wohl zu sorgen, und nicht an mich zu denken!" Rlle Kaufleute, welche dies hörten, erschraken auf den Tod. „Rde, Rupter!" dachten sie, „wenn du morgen noch eine Pfeife rauchst, so muß dein Kopf ohne Leib rauchen können." Der Lultan sah den hübschen, jungen Mann lange mit zornfunkelnden Rügen an. Rlle Welt erwartete den kurzen Bescheid: „Kops ab!" aber er sagte: „Ich gebe dir bis morgen um diese Zeit Bedenkfrist, hast du dich bis dahin nicht anders besonnen, so mach' dein Testament!" Damit ging er. Ruhig legte Rupter das Ltück Tuch zurück ins Gefach und er- wartete andere Kunden. Da stürmten die Kaufleute herbei und riefen: „Um Gotteswillen, schenk' ihm das Tuch! Lchlägt er dir den Kopf ab — und das geschieht so gewiß, wie zweimal zwei vier ist — so ist dein Leben und deines

17. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 11

1900 - Essen : Baedeker
11 Einst, als wieder die Messe in Marokko nahte, suhlte sich der Kauf- mann so krank, daß er nicht ielber mit hinüber nach Afrika fahren konnte. Da lautete sein Entschluß: „Niemand, als- Ruyter, will ich das, was ich aufs Schiss lade und in Marokko zu Markte bringe, anvertrauen." Die Vollmacht wurde ausgestellt; Ruyter erhielt standesmäßige Kleidung und Geld; das Schiss segelte ab, landete in Marokko, und Ruyter legte auf der Messe seine Waren aus, die in lauter feinem wollenen Tuch bestanden. Kommt eines schönen Morgens der Sultan selber mit einer langen Reihe von Hoflenten hinter sich' und bleibt vor Rnyters Stand stehen, be- sieht das Tuch, und ein besonders seines Stück sticht ihm in die Augen. „Was kostet 's?" fragt er. Ruyter ist nicht blöde und nennt den von seinem Herrn bestimmten Preis; der Sultan ist auch nicht blöde und bietet die Hälfte. „Bei mir gilt das Handeln nicht. Was ich fordere, ist fester Preis; auch ist 's nicht mein Eigentum. Ich bin nur meines Herrn Diener!" sagt da Ruyter. „Weißt du nicht, Christenhund," ruft da der Sultan, „daß ich Herr über dein Leben bin?" „Das weiß ich wohl," sagt Ruyter, „aber ich weiß auch, daß ich nicht überfordere, und daß ich als Diener meines Herrn die Pflicht habe, für sein Wohl zu sorgen, und nicht an mich zu denken!" Alle Kaufleute, welche dies hörten, erschraken auf den Tod. „Ade, Ruyter," dachten sie; „wenn du morgen noch eine Pfeife rauchst, so muß dein Kopf ohne Leib rauchen können.'" Der Sultan sah den hübschen, jungen Mann lange mit zornfunkelnden Augen an. Alle Welt erwartete den kurzen Bescheid: „Kopf ab!" aber er sagte: „Ich gebe dir bis morgen um diese Zeit Bedenkfrist. Hast du dich bis dahin nicht anders besonnen, so mach' dein Testament I" Damit ging er. Ruhig legte Ruyter das Stück Tuch zurück ins Gefach und erwartete andere Künden. Da stürmten die Kaufleute herbei und riefen: „Um Gotteswillen, schenk' ihm das Tuch! Schlägt er dir den Kopf ab — und das geschieht so gewiß, wie zweimal zwei vier ist — so ist dein Leben und deines Herrn ganzes Gut nebst seinem Schiff verloren! Was wird dann aus uns andern?" „Ich stehe in Gottes Hand," erwiderte Ruyter ruhig. Am andern Morgen stand er heiter lächelnd in seiner Bude. Da kommt der Sultan und macht ein Gesicht, als wollte er den Ruyter aufessen zum Frühstück, und hinter ihni geht einer, der ist blutrot angethan und hat ein breites Schwert in der Hand, mtb die Leute in Marokko kannten ihn wohl und mieden ihn wie 's Feuer. Vor Rnyters Bude bleibt der Sultan stehen und sieht ihn grimmig an. „Christenhund," ruft er aus, „hast du dich be- sonnen?" „Ja," sagt Ruyter, „nicht um einen Heller wohlfeiler geb' ich das Stück, als ich gestern gefordert. Wollt ihr mein Leben, so nehmt 's; aber ich will sterben mit reinem Gewissen und als ein treuer Diener meines Herrn!" Alle hielten den Atem an; denn der im roten Kleide besah die Klinge an seinem Richtschwert und lachte, wie der Teufel, wenn er eine Menschenseele auf schlechtem, aber sicherm Wege zur Hölle sieht. Da ändert sich plötzlich das Gesicht des Sultans und wird klar und heiter. „Bei dem Barte des Propheten!" ruft er aus, „du bist eine grund- ehrliche Seele. Ein treuerer Diener ist mir noch nicht vorgekommen, und wollte Gott, ich hätt' so einen!" Daraus wandte er sich zu seinen Begleitern und sprach: „Nehmt euch diesen Christen zum Muster!" Zu Ruyter aber sagte er: „Gieb mir deine Hand, Christ, du sollst mein Freund sein!" Er

18. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 348

1834 - Halle : Schwetschke
348 D. Afrika. Vii. Marokko (Mauritania Tingitana). Das Kaiserthum Marokko, oder nach seinen beiden Haupt- bestandtheilen auch wohl Fez und Marokko genannt, umfaßt die nordwestliche Ecke von Afrika; nördlich wird cs vom mittellän- dischen Meere und der Straße von Gibraltar, westlich vom atlan- tischen Ocean, östlich von Algier begränzt; im S. ist die Gränze unbestimmbar; die Fürsten von Marokko nehmen den Wady Nun, etwa unter 280 N. V., als die Gränze ihres Gebietes an, doch reicht ihre wirkliche Macht nicht über den 30° oder den Fluß Sus hinaus. Der große Atlas, auch Tedla genannt, streicht parallel mit der Westküste von S. W. nach N. O. und bildet die östliche Gränze; was darüber hinaus nach O. liegt, ist meist un- fruchtbare Thon-und Sandsteppe; die höchsten Gipfel sind mit ewigem Schnee bedeckt, müssen also an 11000 F. hoch seyn; der nördliche Theil des Landes am mittelländischen Meere ist felsig und gebirgig, eben so der südliche, wo ein Arm des Atlas bei Cap Geer das Meer erreicht; dazwischen liegt am atlantischen Meere eine weite und so fruchtbare Ebene, daß dreißigfältige Ernten des Weizens nur für mittelmäßig gelten. Weiter östlich am Atlas sind herrliche Thäler. Die Pässe, welche von W. nach O. über den Atlas führen, sind äußerst eng und beschwerlich. Dem Mittelmeere stießt zu der Muwia oder Mal ud sch a (iviuluchíi), welcher oft als Granzfluß gegen Algier betrachtet wird; obwohl er viele Nebenflüsse aufnimmt, ist er doch zuweilen im Sommer trocken. Ins atlantische Meer ergießen sich der S ebu (Lixus), unter 340 N. B.; der Morbeya, tief und reißend; der Tensif; der Sus, welcher seine Ufer häufig überschwemmt und befruchtet. Die Flüsse an der Ostseite des Atlas verlieren sich alle im Sande. Das Klima ist im Ganzen schön, in den nördlichen Gegenden fällt wohl zuweilen Schnee, der aber nie liegen bleibt; der Winter be- steht nur in einer Regenzeit; nur wenn der Wind aus der Wüste weht, ist es zuweilen unleidlich heiß. Die Gegenden östlich vom Atlas leiden an großer Hitze. Die Produkte dieses Landes sind im Ganzen die nemlichen, als die der ganzen Nordküste; vorzüglich gedeiht hier der Oelbaum; der Korkbaum bildet ganze Wälder; verschiedene Pflanzen liefern Gummi, das sogenannte arabische wird aus einem Baume gezogen, welcher im Atlas häufig ist; Ro- sen von dem herrlichsten Gerüche, die auch zu Rosenöl benutzt wer- den; Hyacinthen, Jonquillen, wachsen hier wild. Der Atlas enthält gewiß Gold und Silber, cs darf aber nicht gewonnen wer-

19. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 228

1887 - Berlin : Dümmler
228 Die Bevölkerung Maroklos. unter der heutigen Bevölkerung dieses Landes unterscheiden: die Berber, die nomadisierenden Araber, die städtebewohnenden Mauren (ein Gemisch aus den beiden Vorhergehenden), Negersklaven, hispa- nische Juden und Christen. Im Norden von Marokko, schon wenige Meilen östlich von Tanger, beginnt ein langer, sich weit nach Osten, bis Tunis, er- streckender, steil nach dem Mittelmeer zu abfallender Gebirgszug, der unter dem Namen er rif bekannt ist (das deutsche Wort Riss hat damit nichts zu thun und der Ausdruck „Riffpiraten" ist falsch). Im Süden des Landes bilden die Parallelketten des hohen Atlas die Grenze zwischen Marokko und der Sahara, zwischen beiden Ge- birgen aber dehnt sich, das ganze westliche Marokko umfassend, die fruchtbare Ebene El-Gharb (der Westen) aus, während das östliche Marokko, nach der algerischen Grenze hin, wieder von zahlreichen kleineren Gebirgsketten durchzogen ist. Als nun vor Jahrhunderten die Araber anstürmten und die Nachkommen der alten Mauritanier, die heutigen Berber, unterwarfen, zogen sich dieselben in die un- wegsamen und rauhen Gebirge zurück, den Eindringlingen die schönen, fruchtbaren Ebenen überlastend. Der Unabhängigkeitskampf der Berber gegen die Araber dauert seit jener Zeit bis auf den heutigen Tag fort; der Sultan von Marokko liegt in der That in permanenter Fehde mit diesen wilden und tapferen Bergbewohnern, und fast jedes Jahr ist in einem Teile Marokkos eine Berber Ka- byrh") im Aufstande. Diese bergbewohnenden Berber zerfallen nun in zwei ziemlich scharf von einander getrennte Gruppen: die Berber des Nordens, die sich Amäziah (auch Amazirgh geschrieben) nennen, und die im Süden wohnenden, die Scheluh; erstere sind die sogenannten Rn- wafah, Bewohner des Rifgebirges, die gewöhnlich als Kabylen be- zeichnet werden. Berber und Araber unterscheiden sich schon äußer- lich: der erstere, der nicht selten blond und blau- oder grauäugig ist, hat eine große, kräftige Gestalt, ist kriegerisch und freiheitliebend, aber auch wild und grausam. Durch seine mehr europäischen Ge- sichtszüge und seine weißere Hautfarbe unterscheidet er sich wesentlich von dem dunkleren, schöneren, meistens weniger kräftig gebauten, *) Es ist Sprachgebrauch geworden, die Bergbewohner Nord-Afrikas einfach als Kabylen zu bezeichnen. Richtiger ist, den Namen der betreffenden Kabyle (Stamm), z. B. Kabyle beni Mada'an zc., hinzufügen.

20. Länderkunde der fremden Erdteile - S. 108

1908 - Langensalza : Beyer
108 Afrika. des Atlas sandig und trocken? Woher rühren die großen Salzsümpfe (Schotts)? Wie ist es zu erklären, daß die Sommer regenarm, die Winter regenreich sind? Warum fehlen den Atlasländern die großen, wasferreichen Flüsse? Warum vertrocknen viele Flüsse im Sommer? Zusammenfassung: Die ungünstige Landesnatur der Atlasländer. 3. Wie ifts heutzutage um die Kultur der Barbareskenstaaten bestellt? Von den Barbareskenstaaten hat nur das Kaisertum Marokko seine Selbständigkeit behauptet. Es nimmt den Nordwesten der Berberei ein und ist ungefähr 1v2 mal so groß wie Deutschland. Es ist von allen Bar- bareskenstaaten der bevorzugtere. Inwiefern wohl? Lage an zwei Meeren; Bodenform, reichlichere Bewässerung, ozeanisches Klima und Niederschläge auch während des Sommers, große Bodenfruchtbarkeit. Wie kommt dies wohl? Was sollte man darum vou der Bodenkultur schließen? — Das ist aber nicht der Fall! Trotz der günstigen Landesnatur steht die Bodenkultur auf keiner hohen Stufe. Wie zeigt sich dies wohl? Weite Strecken des Landes sind unbebaut, der Ertrag der Ernten ist nur 1/10 dessen, was das Land erzeugen könnte. Was wird wohl angebaut? Mais, Gerste, Oliven, Orangen und Zitronen, Wein, Tattelpalmen. Wie verwertet man wohl weiter den Boden? Weideland, Viehzucht (Schafe, Ziegen, Rinder. Kamele, Pferde). Wie kommts nur, daß die Bodenkultur stark vernachlässigt wird? Es liegt an den staatlichen und religiösen Verhältnissen. Die Bewohner gehören zum größten Teile dem Islam an. der Islam aber ist der Kultur feindlich. Die Bevölkerung ist gemischt; sie besteht aus Berbern, Arabern und Juden; infolgedessen herrschen häufig Aufstände. Das Land wird despotisch beherrscht. Die Beamten bedrücken die Bewohner und beuten sie vielfach aus. Welchen Einfluß haben die ungünstigen staatlichen Verhältnisse auf die Entwicklung der übrigen Verhältnisse ausgeübt? Alle Errungenschaften der Neuzeit sind für Marokko noch nicht vorhanden. „Marokko besitzt keine brauchbaren Häfen, keine Fahrstraßen, keine Eisenbahnen, keine Telegraphen, kurz nichts, was einen modernen Kulturstaat zu kennzeichnen pflegt." Industrie und Handel sind nur gering entwickelt. Welche Industriezweige? (Seidenwaren, Safianleder, rote Kappen. Teppiche.) Was führt man aus? Welche Orte sind für den Handelsverkehr von Bedeutung? Hafenplätze: Tanger, Mogador. Hauptstädte: Fes, Marokko. Lage! Größe! Östlich von Marokko liegt Algier mit Tnnis, eine Kolonie Frank- reichs, ungefähr ebenso groß wie Marokko. Obwohl es von der Natur nicht so bevorzugt ist wie jenes, so ist die Kultur doch zu höherer Ent- saltuug gekommen. Der Ackerbau steht in hoher Blüte, namentlich im Tell, und wo man bewässern kann, gibt der Boden dreifache Ernten. Weizen und Gerste, Mais und Durrah gedeihen vortrefflich; ausgedehnte Gemüse- gärten, von Kaktus- und Myrtenhecken umschlossen, sind mit Artischocken, Blumenkohl, Erbsen, Salat u. a. Gemüsepflanzen erfüllt; Lorbeer- und Oliven- Haine wechseln miteinander ab. und Orangen, Pfirsiche, Mandeln, Feigen und Bananen gedeihen in hoher Vollkommenheit, und die Weinbeeren er-