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1. Lehrbuch der Erdkunde - S. 272

1910 - Trier : Lintz
272 Die große Landscholle Osteuropas. große Rolle. Außer Forstwirtschaft sind Rindviehzucht, Roggen- und Flachsbau die wichtigsten Erwerbsquellen. Wo^abecken. ^as mittlere Wolgabecken läßt sich dem benachbarten Schwarzerdegebiete angliedern, wenigstens aber die westliche Wolgaseite, die denselben Anbau von Weizen, Tabak, Zucker- rüben, Hanf u. s. w. auf sehr fruchtbarem Boden hat. Die weiten Niederungen, die sich an das östliche, das sog. Wiesenufer der Wolga anschließen, sind von starken Rindviehherden belebt. Die Wälder werden, je weiter nach S, desto seltener. Wolgabecken ^em untern Wolgabecken nimmt nach S hin der Anbau wegen der heißen Sommerdürre und der scharfen Winterkälte, stellenweise auch wegen des salzhaltigen Bodens, stetig ab, und in demselben Maße kommt die Viehzucht mehr zur Allein- herrschaft. Nomadisierende Völker, wie die Kirgisen und Kalmüken, durchziehen mit ihren Viehherden die Wolgasteppe. Fischfang. gjne große Wichtigkeit hat an der untern Wolga und im Kaspischen Meere der Fischfang erlangt. Hauptgegenstand des Fadges ist der Stör, der den teuren Kaviar liefert. Dschiffahrts^ls Wegen ihres Wasserreichtums, ihrer Tiefe und bedeutenden straße. Länge ist die Wolga für die Schiffahrt sehr geeignet. Dies gilt auch von ihren Nebenflüssen Kama und Oka. Da die Wolga ferner durch Kanalbauten leicht mit dem Stromnetz der Newá, sowie der nördlichen Dwina verbunden werden konnte, bildet sie eine wichtige Schiffahrtsstraße für den Durchgangsverkehr von S nach N und von 0 nach W. Etwa 30000 Schiffe, worunter über 1200 Dampfer, bewegen sich auf dem Riesenstrome, städte. r>ie bedeutendsten Städte, die die Verkehrs vorteile der Industrie-und . . . ' T - Handel. Wolga ausnutzen, sind Nischni-Nowgorod (= Nieder-Neustadt, 100000 E.), Kasan (= Kessel, Vertiefung, 130000 E.), Samara (100000 E.), Sarátow (ßarätoff, 140000 E.) und Astrachan 120000 E.). Die meisten von ihnen besitzen eine lebhafte Industrie; vor allem sind sie aber Handelsstädte. Besonders Nischni-Nowgorod, wo während des Sommers eine große Messe abgehalten wird, Kasan und Astrachan haben für den Handel eine bevorzugte Lage. (Weise die Gunst der Lage nach!) 7. Die Südrussische Steppe, a) Das Landschaftsbild. Nach S senkt sich die Mittelrussische Höhenplatte zu den fast ganz flachen Gestaden des Schwarzen Meeres. Das weite Gebiet ist jedoch nicht überall völlig eben, sondern stark wellig. Die Wellenlinien gehen von dem höhern Bergufer der nach S fließenden Ströme aus und verflachen sich nach W. Die Farbe des Lößes, der in bedeutender Mächtigkeit das Land bedeckt, geht nach S und W aus der schwärzlichen allmählich in eine kastanienbraune und schließlich in die gelbbraune Naturfarbe über, weil sein Humusgehalt geringer wird. § 1^4. Oberflächen- bau. Löß.

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1. Bd. 4 - S. 212

1845 - Leipzig : Kollmann
212 einmal zum Bedürfnisse der Neichen. Sie lebten in niedrigen, mit Schindeln und Stroh gedeckten Blockhäusern, deren Fugen mit Moos verstopft waren, und die Zimmer enthielten kein ande- res Geräth, als einfache hölzerne Tische und Bänke; die wenig- sten hatten Kamine. Nicht viel schlechter, nur enger und unsau- berer, waren die Nauchstubcn des gemeinen Volkes. Iwans Nachfolger, Wasilij Iv. Iwanowitsch (reg. v. 1505 —1534) hatte wieder einen Krieg mit dem Chan von Kasan zu bestehen. Zugleich suchten die Polen, während sie den Großfürsten dort beschäftigt wußten, von ihrer Seite her Erober- ungen zu machen und hetzten die krimischen Tartaren auf, den Russen in's Land zu fallen, das heißt, es zu verheeren. Dage- gen waren dann zu anderer Zeit dieselben Tartaren bereit, den Polen das Gleiche zu thun, wie wir solches auch in der Geschichte Polens gesehen haben. Wasilij vermehrte seine Macht durch die Unterwerfung Pleskows, welches, gleich Nowgorod, ein demo- kratischer, durch den Handel mächtiger Freistaat war; auch Sewerien, das letzte selbstständige Fürstenthum, fiel an die Krone. Ec nahm 1521 den doppelten Adler zum Wappen an, den er dem bisherigen russischen Wappen beifügte — dem Ritter St. Georg, welcher den Lindwurm tobtet — und starb im Jahre 1533. Sein Sohn Iwan Iv. Wasiljewitsch, der wegen seiner Strenge den Beinamen der Grausame erhielt, eroberte endlich Kasan ganz und machte das Land zu einer russi- schen Provinz (1533). Durch Zerstörung des Muhamcdanismus und Einführung des Christenthums befestigte er sich in dem Besitze des Landes. Hierauf erfolgte auch die Einverleibung des minder mächtigen Astrachan. Bald nachher gericth er mit Schweden und Polen in Krieg. Zur besseren Führung dieser Kämpfe und zur Sicherung seiner Eroberungen im Osten, hatte Iwan schon früher eine ungefähr 12,000 Mann starke Schaar mit Fcucrgc- wehr bewaffneter und regelmäßig besoldeter Schützen (Strclzi, Strelitzcn) gebildet (1545) und dadurch den Grund zu einem ste- henden Heere gelegt"). Daneben bemühte er sich, zur Vcrbcs- *) *) Der Unterhalt der übrigen Strektkrafte des Herrschers von Ruß- land, die sehr bedeutend waren — 300,000 Bojarcnsöhnc und 60,000 bewaffnete Bauern sianden zu seinem Dienste bereit — kostete ihm wenig oder nichts; enn jeder Bojare war zum unentgeldlichen Kriegs-

2. Neues Handbuch der Geographie - S. 174

1791 - Leipzig : Schneider
l7 4 A si ñ t., Rußland. Grßhrzgth.finnland) Wiburg, gutehdlsst. und Fest. Kexholm fest' Friederichshamm, Wilmanstrand, N y s l o t, fest. 6die Statth. Taurien oder Kaukasien s vormals diekri mm u. Kuban odereurop. od. krimmischetataren^s 270o M- ^ ein frucht- bares u. mituiberfluß gesegnetes Land, welches 1774 durch Rußland von der osmann Oberherrsch, frey u» ein unabhängiger Staat, 1783 aber von ihm selbst in Besitz genommen wurde. — a ] Die Halbi ri- fe l Krim m: Caffa oder Theodosia, die größte u. etwas feste St- mit starkem Handelchesom ders mit Sklaven- Kertsch. Fest, an der Straße von Caffa od. dem Mund von St- Jan I e n r k a l e mit Hf. u- Kastell. O r oder P e r e k 0 p, Fest, auf der Landenge und daher der Schlüssel zur Halbinsel. Arab alt, Karos basar, Baght sch asara i. — b] Das feste Land oder Nogewtata- rey: Krnburn, Fest. Cherson, neu angeleg- te Hdlsst. u. Fest. — eo Ern Theilvon Bessa ra- bien vderdtebud gi ok: Kauehan. — d] Eintheilderkuban: Temrük, K 0 py l. — c ^ Die Insel Taman: Taman. B. Asiatisch 91 u§!• [242,000qf,5'oon,ooo(f.] Dienördl. Gegendensindkalt, unfruchtbar u.meu- scherrarm, die südl. gemäßigt, im Sommer heiß u. haben Getraide, Gartenfrüchte, Wein, Baumwol- le, gute Viehzucht, Fischereyen, Salz, Metalle u. a. Mineral- Eshat 4 Hauptabtheilungen mit 11 Statth. r Kasan mit 4 St. * Kasan, Hptst- u- Fest- mit Erzb« u. starken Safianr». Justen - Handel *Per- mien, Kath arinen burg, Fest. m.oberberg- amt. Kung ur, Sa li k ams kmit vielen Salzko- ten; Werch oturi e. * Pensa- *Sinb 1 rsk. - 2 Astrachan mit 2 St. * Astrachan, ansehnliche Hdlsst. auf einer Wolgars. mit Erzb. und 70,000 E. Kisliar,Granzfeft. Krosnoiarskara. *S'ar ratow,

3. Lehrbuch der Erdkunde - S. 307

1903 - Trier : Lintz
Das Wolgagebiet. 307 große Rolle. Außer Forstwirtschaft sind Rind Viehzucht, Roggen- und Flachsbau die wichtigsten Erwerbsquellen. Das mittlere Wolgabecken läßt sich dem benachbarten Mittleres Schwarzerdegebiete angliedern, wenigstens aber die westliche woigabecken. Wolgaseite, die denselben Anbau von Weizen, Tabak, Zucker- rüben, Hanf u. s. w. auf sehr fruchtbarem Boden hat. Die weiten Niederungen, die sich an das östliche, das sog. Wiesenufer der Wolga anschließen, sind mit starken Rindviehherden bevölkert. Die Wälder werden, je weiter nach S, desto seltener. In dem untern Wolgabecken nimmt nach S hin der Anbau unteres wegen der heißen Sommerdürre und der scharfen Winterkälte, Wolsabecken- stellenweise auch wegen des salzhaltigen Bodens, stetig ab, und in demselben Maße kommt die Viehzucht mehr zur Allein- herrschaft. Nomadisierende Völker, wie die Kirgisen und Kalmiiken, bevölkern mit ihren Viehherden die Wolgasteppe. Eine große Wichtigkeit hat an der untern Wolga und im Fischfang. Kaspischen Meere der Fischfang erlangt. Hauptgegenstand des Fanges ist der Stör, der den teuren Kaviar liefert. Wegen ihres Wasserreichtums, ihrer Tiefe und ihrer bedeutenden131® .¡w£1?atals Länge ist die Wolga für die Schiffahrt sehr geeignet. Dies gilt Straße*S auch von mehreren ihrer Nebenflüsse, besonders von der Kama und der Oka. Da die Wolga ferner durch Kanalbauten leicht mit dem Stromnetz der Newa, sowie mit dem der nördlichen Dwina in Verbindung gesetzt werden konnte, bildet sie eine wichtige Schiffahrtsstraße für den Durchgangsverkehr von S nach N und von 0 nach W. Etwa 300ö0 Schiffe, worunter über 1200 Dampfer, bewegen sich auf dem Riesenstrome. Die bedeutendsten Städte, die die Verkehrsvorteile der Wolga T , stadte- ausnutzen,sindnischni-Nowgorod (=Nieder-Neustadt, 100000e.), Handel. Kasan (--Kessel, Vertiefung, 140000 E.), Samara (100000 E.), Saratow (ßarätoff, 140000 E.) und Astrachan (120000 E.). Die meisten von ihnen besitzen eine lebhafte Industrie; vor allem sind sie aber Handelsstädte. Besonders Nischni-Now- gorod, wo während des Sommers eine große Messe abgehalten wird, Kasan und Astrachan haben für den Handel eine bevor- zugte Lage. (Weise die Gunst der Lage nach!) 7. Die Siidrussische Steppe, a) Das Landschaftsbild. Nach S senkt sich die Mittelrussische Höhenplatte immer § 184. mehr zu den fast ganz flachen Gestaden des Schwarzen oberflachen- Meeres. Das weite Gebiet ist jedoch nicht überall völlig eben, sondern stark wellig. Diese Wellenlinien gehen von dem höhern Bergufer der nach S fließenden Ströme, besonders des Don, Donez und Dnjepr aus und werden nach W niedriger, bis schließlich das Land flach wie ein Tisch ist. In dieser Ober- •.............. 20*

4. Cursus 1 - S. 268

1806 - Weimar : Verl. des Geograph. Inst.
268 Asien. bemächtigt, und eine ihrer Familien besitzt den chinesi- schen Tbron. Anm. Von den Inseln hinter Tungusien, im großen Welt- meere, gehört die nordwärts allein liegende zu Tungusien; die drei großen südlich liegenden zu Japan; und die vielen kleinen in einer Kerte nach Nordasien hinab sich erstreckenden zum russischen Asien, uvo sie unter dem Namen der Kurilen Vorkommen. C. No rdasi en, gehöret ganz zu dem ungeheu- ren russischen Reiche, daher man cs auch das russi- sche Asien nennt. Es besteht aus zwei Hauptthei- len, dem kleinern westlichen Theile, westwärts von dem Gebirge Ural, welcher Kasan und Astrachan in sich begreift, und zuweilen auch Zu. dem europäischen Rußland gezogen wird, und dem viel größer» östlichen Theil, ostwärts von Ural, der ein einziges Land, Si- birien ausmacht. Kasan und Astrachan. (Taf. Xii.) Weide waren vormals tatarische Königreiche, sind aber schon seit langer Zeit russisch. Sie gehören zu den wärmsten und fruchtbarsten Landern des russischen Reichs , ob sie gleich schon viele Steppen enthalten. Die Wolga ist der Hauptfluß, und der Ural das Hauptgebirge. Kasan, wclches im Norden liegt, hat starken Getraidebau und Viehzucht; und in Astra- chan, am kasprschen Meere, wo die Sommerhitze sehr groß ist, wachsen auf einem dürren Boden schöne Früch- te, Maulbeerbaume, Baumwolle und Wein. Allein das H auptproduct dieser Lander sind die Metalle, hauptsächlich Kupfer und Eisen, welche in großer Menge und von vorzüglicher Güte in den hiesigen

5. Bd. 2 - S. 292

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
292 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. eigene soften wieder hergestellt. Er ist an beiden Seiten mit Weiden bepflanzt, die aber bei dem salzigen Boden von Astrachan und den Stürmen des Winters nnr kümmerlich zu gedeihen scheinen. Nördlich von dem Anfange dieses Canals befindet sich in der Wolga der Hafen. Interessant sind die Kanshöfe der verschiedenen in Astrachan woh- nenden Völkerschaften, die meistens alle in der weißen Stadt liegen. Es befinden sich hier mehrere rnssische, armenische und tatarische, so wie anch ein persischer und ein indischer Kanfhof. Sie bestehen wie immer ans einem viereckigen Gebände, das nach außen zu lauter neben einander liegende Läden enthält und einen inneren Hofraum einschließt, zu welchem man durch ein Thor von außen gelangt. Der Kaufhof der Perser ist ein steinernes Gebäude, das in einem zweiten Stockwerk auch Wohnungen enthält, in welchen der größte Theil der Perser, welche sich in Astrachan aufhalten, anch wohnt, da sie meistens Kaufleute sind. Sie handeln mit persischen seidenen Shawls und Tüchern, auch mit indischen Zeugen, persischen trockenen Früchten u. s. w., stehen sonst aber den ganzen Tag müßig schwatzend vor ihren Läden. Sie haben in Astrachan keine Medsched und besuchen auch nur selten die zahlrei- chen Medscheds der Tataren, da sie zu einer anderen Secte der Muha- medaner gehören. Nicht weit von dem persischen Kanfhof befindet sich der indische, der nur aus Holz gebaut ist. Die Zahl der in Astrachan lebenden Hindus ist nicht groß und sie machen theils Handelsgeschäfte, theils leihen sie Geld zu hohen Zinsen, zu 12 bis 36 Procent ans, und wer- den dadurch reich, weil sie ein sehr mäßiges Leben führen. Sie werden sonst als sehr gutmüthig und ehrlich gerühmt, wie sie auch ein solches Aeußere haben, und zeichnen sich dadurch Vortheilhaft vor den Arme- niern aus, deren Charakterlosigkeit schon Gmelin mit lebhaften Farben schildert. Sie wohnen ebenfalls in ihrem Kaufhofe und halten dort anch ihre gottesdienstlichen Uebungen. Die Armenier machen, wie schon angeführt, nächst den Russen den ansehnlichsten Theil der Bevölkerung von Astrachan aus. Sie sind mei- stentheils Kaufleute, da ihr Adel von der rnsischen Regierung nicht an- erkannt ist, doch können sie den russischen Adel sich durch Staatsdienste erwerben. Was endlich die Tataren betrifft, so sind sie die Abkömmlinge der ehemaligen Bewohner der Stadt und des Landes und auch jetzt noch zahlreich. Sie sind den Tataren von Kasan ähnlich, und auch in Astra- chan wie dort die eigentlichen Fabrikanten, besonders Färber, Gerber und Seifensieder.

6. Abt. 2 - S. 585

1830 - Hannover : Hahn
585 Kasan und Astrachan. wohnt. Die meisten E. gehören zu den oben erwähnten Stämmen, zu denen noch permier, Sirjänen, Baschkiren, Wogulen und worjaken kommen. Unter den Eingewanderten befinden sich auch Deutsche Loloni- sien. Sehr wichtig ist der Bergbau, der Gold, Kupfer und Eisen liefert. Man zählt über 130 Salzsiedereien. Fabriken sind hier gar nicht, Acker- bau ist nicht wichtig. Jagd und Fischfang ernährt manche der Völker- schaften, die zum Theil, wie die worjaken, keinen Fremden unter sich dulden und die Städte meiden, ganz allein. — Perm a. d. Kama, 6000 E. Erzbischof. Theol. Seminar und Gymnasium. — Lungur a. d. Silva, 7000e. Sitz einer Berghauptmannschaft. Eisenhütten.— Solikamsk an der Kama, 5000e. Salzsiederei. In der Nahe ein botanischer Garten. Zu Asien gehören Jekarerinburg u. a. Vergl. Sibirien. V. Königreich Astrachan — 16,400q. M. 2,850,Oooe. Fast das ganze Land ist Gebirge oder Steppe, nur an den Flüssen ist fruchtbarer Boden. Unter den E. sind viele Tatarische Völkerschaften und längs der Wolga eine Menge Deutscher Colvnien seit 1763. Viele der ersteren sind noch bloße Nomaden; auch kalmückische Stamme, Bu- charen, Raukasier, selbst Inder finden sich hier. Städte nur an den Hauptflüssen. Dies Königreich, welches, wie Kasan, sonst unter Tatari- scher Herrschaft stand, wurde 1557 von Iwan Ii. erobert. 33) Srarch. Astrachan =2 5200 Q- M. 230,000 E. In der ungeheu- ren Steppe, welche die Wolga und Achtuba in 2 Theile trennt, sind mehre Salzseen. Der Boden ist fast allethalben salzhaltig, ja selbst Luft, Regen und Thau enthalten Salztheile. In der Ebene, welche zum Theil so flach ist, daß anhaltender So. Wind das Wasser des Kaspischen Sees oft meilenweit über die Ufer treibt und Schiffe so weit auf das feste Land bringt, daß man sie hernach aus einander nehmen muß, ist eine eigene Erscheinung die riesenmäßige Vergrößerung ferner Gegenstände, so daß man Heidekraut für Bäume ansieht. Bäume (Pappeln, Birken, Ulmen) finden sich nur an den Ufern der Flüsse; einen reizenden Anblick gewährt die Steppe im Sommer durch ihren Blumenflor, der sie, sobald im Früh- jahre nür der Schnee schwindet, zu bedecken anfängt. Die Steppe selbst ist die Sommerweide, die niederen Wiesengründe an den Gewässern lie- fern Heu für den Winter. Selten erhebt sich die Ebene zu Hügeln, noch seltener ist der Fels (Sandstein und Kalk) sichtbar. Die großen Salz- moore bestehen aus einem bodenlosen salzigen Lehmschlamme, der zum Theil auch bei 30° Kälte nicht gefriert (vor einigen Jahren kam eine Heerde scheu gewordener Pferde, 2000 Stück, darin um), ohne alle Vege- tation, nur am Rande mit Salzpflanzen bedeckt. Viele Salzseen, unter denen der Sakrvzkische zwischen den beiden Steppenflüssen Useen, jährlich über 1 Will. Pf. Salz liefert. Die E. sind, außer den Russen, Uralische Losaken, Tataren, theils ansäßig, theils als Nomaden, Nogaier, eben- falls ein zum Theil nomadisirender Tatarenstamm, und die Bukaischen Lirgisen, 12,000kibitken (Zelte), d. h. Familien, stark, welche sich seit etwa 30 Jahren hier niedergelassen haben und etwa 4 Mill. Schafe, 1 Mill. Volger's Handb. d. Geograph. 2te Ausl. 38

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 514

1874 - Mainz : Kunze
514 Asien — Russische Länder. Asiatisches Rußland (279600 Q. 2ji.,*) 107/10 Mill. E.) Wie man in neuerer Zeit von einem asiatischen Rußland spricht, so gab es umgekehrt noch vor 4 Jahrhunderten eine europäische Mongolei; damals stand nämlich noch das kleine russische Reich unter dem Chane von Kaptschak aus Dschingischans Geschlecht. Als aber dies Chanat in einzelne Stücke: Kasan, Astrachan, Krimm u. s. w. zerfiel, ward auch Rußland srei und begann nun seinerseits sich gen Ost und Süd auszubreiten. Zunächst, 1554, fielen die weitschichtigen Reiche Kasan und Astrachan in seine Ge- Walt, und seit 1581 das ausgedehnte, an Menschen arme, an Pelzthieren reiche Sibirien. Zu Ende des 17. Jahrhunderts rückte Peter I- bis Asow vor, und später ward Katharina Ii. Herrin an der ganzen Nordseite des schwarzen Meers. Die spärliche Bevölkerung dieser nur in wenigen Strichen, z. B. an der mittleren Wolga, angebauten und meist nur Steppen um- sassenden Länder war sehr gemischt. In Kasan und Permien hausten hauptsächlich finnische Stämme, wie Wotjäken, Permier, Tscheremissen :c.; und im Reiche Astrachan theils tnrkinanisch tatarische Horden, wie Nogaier und Baschkiren, theils eigentliche Mongolen, namentlich Kalmücken. Zu ihnen gesellten sich nun seit der Eroberung auch Russen besonders in den Städten, deren kleine Anzahl durch neue vermehrt wurde, die in fruchtbaren Landstrichen, z. B. an der Wolga, aber auch am Ural entstanden, sobald man den Metallreichthum dieses Gebirgs entdeckte. Selbst nach Sibirien, ebenfalls einem Aufenthalt nomadischer Volkschaften, wurden Russen ver- pflanzt, nicht bloß des Pelzwerks, sondern auch des Handels mit China und der Metalle halber, die im Altai und im da-urischen Berglande ge- sunden wurden. Desgleichen dehnte sich der russische Koloß, während er in Europa Polen und Finnland verschlang und die Donaumündung zu erwerben strebte, auch zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere, über den Kaukasus hinüber und im fernsten Osten bis an den tatarisch-japanischen Golf aus. In neuester Zeit hat sich Rußland genöthigt gesehen, einestheils zur Sicherung der Ruhe in seinen Kirgisensteppen zwischen Ala-Knl und Uralfluß, auderutheils zum Schutze seines stets bedeutender werdenden Handels mit Centralasien vor den Räubereien der Tnrkmanen, seine Herr- schast bis an den Aralsee und über den Syr hinüber auszudehnen, sowie südl. des Jssyk-Knl am obern Naryn bis an die Südkette des Thianschän vorzudringen. Bereits verkehrt auf dem Aralsee eine russische Dampfer- Flotille, und die am mittleren Syr (bei Tschemkend) aufgefundenen reichen Steinkohlen-, Eisen- und Kupferlager harren nur des befruchtenden Kapi- *) Die Flächenausdehnung des Kaspi- und Aralsees (jener 8413, dieser 12g7 Q. M.) ist dabei nicht mit eingerechnet, wohl aber die der übrigen im russischen Ge- biete liegenden Seen.

8. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 767

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Xl Das russische Reich. 767 theilte sein Reich unter seine 12 Söhne; doch wollte er, daß jedesmal einer dieser Fürsten mit dem Titel Großfürst zu Kijew eine Art von Oberlehns- Herrlichkeit behaupten sollte. Unaufhörliche und blutige Fehdein waren die Folge dieser Einrichtung, und um den Staat vollends zu zerrütten, drangen 1237 die Mongolen unter Batu Chan, einem Enkel des furchtbaren Dschingiö Chan, in Rußland ein und unterwarfen sich das ganze Reich nach einigen Siegen. Sie ließen zwar die Großfürsten in ihrer Würde, aber diese wurden ihnen tributpflichtig, gänzlich von ihnen abhängig, und der wahre Herr des Reichs war der Chan von Kaptschak von der goldenen Horde, welche an den Ufern der Wolga und jenseits derselben hauste. Auch die westlichen Nachbarn benutzten den unglücklichen Zustand des Landes und im 14. Jahrh, gingen ganze Provinzen an Litthauen und Polen ver- loren, die Küsten der Ostsee wurden von den Schwertbrndern beherrscht, und die Statt Nowgorod behauptete sich als ein mächtiger Freistaat. — Ein ausgezeichneter Fürst, Iwan 1. Wassiljewitsch, 1462 — 1505, befreite sein Vaterland von dem schimpflichen Joche der Mongolen und ward der erste Gründer des heutigen Rußlands. Schon seit einem Jahrhundert war die Macht der Mongolen durch die Angriffe Timurs, 1378—95, sehr ge- schwächt worden, und ihr Reich war in mehrere kleinere Staaten zerfallen, unter denen die von Kasan, Astrachan und der Krim für die^russische Ge- schichte die wichtigsten sind. Iwan, seine Kraft und die Schwäche der Feinde richtig beurtheilend, verweigerte ihnen 1477 den bisherigen Tribut, unterstützte seine Weigerung kräftig durch die Waffen und unterwarf selbst 1478 das bis dahin so mächtige und gefürchtete Nowgorod; andere kleinere russische Fürstenthümer vereinigte er ebenfalls mit seinem nun schon bedeu- tenden, über 24,000 □ ä)i. umfassenden Reiche. Noch mehr that für die Vergrößerung seiner Staaten der seiner Grausamkeit wegen übel berüchtigte Iwan 0. Wassiljewitsch, 1534—84. Er eroberte die tatarisch mongolischen Reiche Kasan und Astrachan, und obgleich durch die Gewalt der Umstände zur äußersten Strenge gegen die übermüthigen Bojaren (Großen) ge- zwungen, war er der erste Zar (schon sein Vater hatte diesen Titel ange- nommen), welcher darauf bedacht war, durch fremde Künstler, Handwerker und Gelehrte seinem Volke einigen Antheil an der europäischen Bildung zu geben. Durch die Eroberung eines großen Theils von Sibirien hatte er sein Reich ans 144,000 Hjm. ausgedehnt. Weit seinem Sohne, dem schwachen Feodor, erlosch der Stamm Ruriks 1598. Sein Tod veranlaßte 14 Jahre lang die blutigsten Unruhen. Schon während seines Lebens halte sein Schwager Boris Godunow die Regierung geführt, und man be- schuldigte ihn späterhin, daß er einen jüngeren Bruder Feodors, Dmitri (Demetrius), ja den Zar selbst habe ertnorden lassen. Dennoch nahm er nach Feodors Tode den Thron in Besitz, als plötzlich sich die Nachricht verbreitete, der junge Dmitri sei den Meuchelmördern glücklich entkommen und habe sich eine Zeit lang in Polen aufgehalten, wo er nun von vielen Großen förmlich anerkannt wurde. In der That unterstützten ihn die Polen, er brach an ihrer Spitze in Rußland ein, siegte und ward allgemein als Zar anerkannt; Boris nahm Gist und starb 1605. Bald aber wendete sich sein Schicksal; das Volk, unzufrieden, daß er die Polen begünstigte und dem Katholicismus zugethan war, empörte sich in Moskwa, und Dmitri

9. Asia - S. 8

1786 - Leipzig : Weidmann und Reich
ß Asiatisches Rußland. lichen Vollkommenheit. Kasan, Astrachan, Oren- bürg haben mehr fremde Pflanzer, sind dem Ver- kehr mit Europa näher unterworfen, und genießen zum Theil auch eines glücklichem Klimats, als daß ihre Bewohner nicht einen großen Fortgang auf dem Wege der Kultur gemacht haben sollten. Die neuern georgischen und persischen Erwerbungen, nebst Kamtschatka stehen dafür noch ganz auf den niedrigsten Stufen des bürgerlichen Seyns, und noch werden vielleicht Jahrhunderte vergehen, ehe sich ihre verwilderten Einwohner höher empor gear- beitet haben, ehe das Land besser bebauet und die ganze Lebensart menschlicher worden ist. Wo deut- sche und sonst Kolonisten ansänig sind, oder in den großen Städten, Kasan, Orenburg, Astrachan, Karharinenburg, Tobolök u. s. w. werden Hand- werke, Manufakturen und Handel regelmäßig be- trieben, so wie die häusliche Lebensart sich den eu- ropaischen Sitten nähert; wo aber die Landeseinge- bornen noch uflvermischt leben, da sorgt jeder, so gut er kann für seine Bedürfnisse, und, wenn man die meisten Tatarn, nebst den Kalmycken ausnimmt, so sind die Menschen oftbeynahe durch nichts mehr, als ihre äußere Gestalt von bcn Thieren des Feldes verschieden. An Geistesaufklarung ist zur Zeit nock- wenig oder gar nicht zu denken. Der thierische Mensch spielt hier die Hauptrolle, und bey der Sel- tenheit und Kostbarkeit der Bücher, bey den wenigen und oft hundert und mehr Meilen von einander le- bet,den Gelehrten, ist es auch nicht zu verwundern, daß Unwissenheit, Aberglauben und Sinnlichkeit überall die Oberhand haben. Das ächte Christenthum hat auch noch wenig Fortgang genommen, und überhaupt tragen die Religionöfysteme dieser Völker die größten Kennzeichen der tiefsten Unwissenheit an sich. Die heidnischen zeigen kaum noch einige Spu- ren

10. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 71

1834 - Halle : Schwetschke
71 Xi. Das Russische Reich. Würde, aber diese waren ihnen tributpflichtig, gänzlich von ihnen abhängig, und der wahre Herr des Reichs war der Chan von Kaptschak von der goldnen Horde, welche an den Ufern der Wolga und jenseits derselben hauste. Auch die westlichen Nachbarn benutz- ten den unglücklichen Zustand des Landes, und im 14ten Jahrhun- dert gingen ganze Provinzen an Litthauen und Polen verloren, die Küsten der Ostsee wurden von den Schwcrdtbrüdern beherrscht, und die Stadt Nowgorod behauptete sich als ein mächtiger Frei- staat. Ein ausgezeichneter Fürst, Iwan Wasiliewitsch I., 1462 — 1502, befreite sein Vaterland von dem schimpflichen Joche der Mongolen und ward der erste Gründer des heutigen Rußland. Schon seit einem Jahrhundert war die Macht der Mongolen durch die Angriffe Timurs, 1378 — 95, sehr geschwächt worden und ihr Reich war in mehrere kleinere Staaten zerfallen, unter denen die von Kasan, von Astrachan und von der Krimm für die russische Ge- schickte die wichtigsten sind. Iwan, seine Kraft und die Schwäche der Feinde richtig beurtheilend, verweigerte ihnen 1477 den bishe- rigen Tribut, unterstützte seine Weigerung kräftig durch die Waffen und unterwarf selbst 1478 das bis dahin so mächtige und gefürch- tete Nowgorod; andre kleinere russische Fürstenthümer vereinigte er ebenfalls mit seinem nun schon bedeutenden, über 24009 □ M. umfassenden Reiche. Noch mehr that für die Vergrößerung seiner Staaten der seiner Grausamkeit wegen übel berüchtigte Iwan Wa- siliewitsch Ii., 1534 — 84. Er eroberte die tatarisch-mongoli- schen Reiche Kasan und Astrachan, und obgleich durch die Gewalt derumftande zur äußersten Strenge gegen die übermüthigen Boja- ren (Großen) gezwungen, war er der erste Zaar (schon sein Vater hatte diesen Titel angenommen), welcher darauf bedacht war, durch fremde Künstler, Handwerker und Gelehrte seinem Volke einigen Antheil an der europäischen Bildung zu geben. Durch die Erobe- rung eines großen Theils von Sibirien hatte er sein Reich auf 144,000 □ M. ausgedehnt. Mit seinem Sohne, dem schwachen Feodor, erlosch der Stamm Ruriks 1598. Sein Ted veranlaßte die blutigsten Unruhen während 14 Jahren. Schon wahrend sei- nes Lebens hatte sein Schwager Boris Godunow die Regierung ge- führt, und man beschuldigte ihn späterhin, daß er einen jüngern Bruder Feodors, Dmitri (Demetrius), ja den Zaar selbst, habe ermorden lassen. Dennoch nahm er nach Feodors Tode den Thron in Besitz, als plötzlich sich die Nrchricht verbreitete, der junge Dmi- tri sey den Meuchelmördern glücklich entkommen und habe sich eine Zeitlang in Polen aufgehalten, wo er nun von vielen Großen förm- lich anerkannt wurde. In der That unterstützten ihn die Polen, er brach an ihrer Spitze in Rußland ein, siegte, und ward allge- mein als Zaar anerkannt; Boris nahm Gift und starb 1605. Bald aber wendete sich fein Schicksal; das Volk, unzufrieden, daß

11. Neue Bilder-Geographie für die Jugend - S. 459

1819 - Nürnberg : Campe
Asiatisches Rußland. 45g fleisch in Astrachan einen Kreuzer, und das Rindfleisch zwei Pfennige mehr. Wer also wohlfeiles Fleisch essen wollte, mußte nach Astrachan ziehen. Die Hauptstadt Astrachan, liegt auf einigen Inseln der Wolga, 7; Meile: vom kaspischen Meere, sie ist eine ansehnliche Handelsstadt und eine der bedeutendsten Städte im russischen Reiche. Die Anzahl ihrer Bewohner beläuft sich auf 60 bis 70,000,. Sie hat Wanufacturen in Seide, Baumwolle, Saffian, Chagrin. Suratow, nordwärts von Astrachan an der Wolga, ent- hält Hanf- Leder- und Seidenmanufaeturen. In der Nähe sind teutsche Kolonien. 2) Das Königreich Kasan, lipgt nördlich von Astra- chan an der mittlern Wolga. Es ist größtentheils gutes, flaches, fruchtbares Ackerland, ergiebig an Getreide, Hül- sönfruchten, Obst; auch reich an Vieh, Speisewild und Bie- nen ; es liefert nächstdem Salz und andere Mineralien. Die Bewohner des Landes sind Mordwinen, Tschere- missen, Tschuwaschen, Wotjacken, Permiaken, Wogulen, Russen und Tartaren. Kasan, die Hauptstadt des ehemaligen Königreichs.ka- san, ist eine große Stadt von 22,000 Einwohnern, mit Tuch- Leder- und Handschuhfabriken, Seifensiedereien, starkem Han- del und einer Universität. 0. Die osiuralischen Länder. Sibirien. Kamtschatka. Die osturalischen Länder bestehen aus dem weitläuftigen und traurigen Sibirien, das sich von dem Ural bis zur Beh? ringsftraße erstreckt, und dann aus dhr Halbinsel Kamt- schatka.

12. Geographische Repetitionen - S. 147

1870 - Berlin : Gaertner
Europäisches Russland. 147 üa also wohnt dev blondhaarige, blauäugige Grossrusse. Nicht ist er so abschreckend hässlich, wie ihn der Volkswitz sich ausmalt, im Gegentheil ist er fast durchweg wohlgebildet. Viele gute Eigen- schaften zieren ihn und viele natürliche Anlagen sind ihm mitgegeben; doch befähigen diese ihn mehr zur Nachahmung als zur Erfindung. In dem kurzen Raum dieser Darstellung ist die unendliche Fülle der Erscheinungen des russischen Volkslebens nicht zu erschöpfen, weshalb hier auch nicht einmal der Versuch dazu gemacht wer- den soll. Der bedeutendste Zufluss, den die Wolga von rechts her aus diesem Becken aufnimmt, ist die Oka, welche bei Nischnei Nowgo- rod mündet. Da befinden wir uns an der Ostgrenze Grossrusslands und erblicken auf den berühmten Messen mit Erstaunen die Trach- ten West - Europas neben dem asiatischen Kaftan; wir hören den Rheinländer sprechen und vernehmen unbekannte Klänge mongoli- scher Dialecte. Ein paar Meilen weiter und wir befinden uns im Khanate von Kasan. Kasan und Astrachan rechnen die Russen schon zu Asien. Diese Khanate haben zum Theil tatarische Bewoh- ner; doch ist mit dieser Bezeichnung wenig gesagt, denn es bilden sich hier an der Grenze verschiedener Nationalitäten ganz neue Stämme. Wichtig ist der untere Lauf der Wolga für Russland durch den Stör- fang und den Caviarhandel, wodurch besonders Astrachan berühmt ist. Ein grosser Theil des Khanates Astrachan besteht aus Steppe, in der sich Salzseen und Salzsümpfe in Menge vorfinden. Wenn man die Bodenformation am Nordufer des Caspisees betrachtet, so wird man unwillkürlich darauf geführt, dass hier einst auch noch der Caspisee gefluthet und erst durch die Schlammmassen, welche Wolga und Uralfluss mitgeführt, dieser Theil Festland geworden. In diesem Halbrund findet sich überall Salz; in den flachen Sumpfmooren verdunstet im Sommer das Wasser und weit und breit zeigt sich die Landschaft von einer Salzkruste bedeckt, als ob es mitten im Sommer geschneit hätte. Das benutzen die nomadisiren- den Kirgisen für ihre Heerden. Einer dieser Seen, der Eltonsee, ist so salzhaltig, dass die Regierung an ihm Salzwerke angelegt hat. Der Steppencharakter des südlichen Theiles von Astrachan setzt sich noch fort in die Landschaft Kaukasien hinein. Wie der untere Theil der Wolga erst seit der Zeit Peter 1. russisch geworden ist, so sind die Kaukasusländer noch später, in diesem Jahrhundert er- obert worden. Man hat behauptet, dass das Asowsche Meer mit dem 10*

13. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 255

1834 - Münster : Deiter
Das Kaiserthum Rußland. 255 Schmieden verfertigt, die sehr geschickt sind; selbst artige Silbersachen verstehen die Kalmücken zu machen. — Die Religion der Kalmücken ist, wie gesagt, die lamaisclft. Beim Opferdienst wird viel gelärmt, getrommelt und ge- schellt. Das Beten macht sich der Priester leicht, indem er mit Gebeten beschriebene Blatter um ein Rad legt, und dieses stundenlang vor dem Götzen umdrehet: da kann der Götze sich die Gebete selbst lesen, ohne daß der Priester sie ihm vorsagt, und der Priester kann andere Arbeiten dabei verrichten. 2. Das Königreich Kasan. Es liegt nördlich von Astrachan, und ist noch recht reich an Getraide, Vieh und Waldung. Das Gebirge Ural ist in diesem Königreiche, zieht sich aber auch ins Astrachansche hinab. Kasan, die Hauptstadt, an der Kasanka, 1 Stunde von der Wolga, hat 50,000 Jnw-, 40 griechische Kirchen, mehrere Moscheen, eine Universität, sogar eine türkische Buchdruckerei. Die Gewerbe in Leder, Tuch, Eisen, wie auch der Handel sind sehr bedeutend. Die Tataren wohnen in einer besondern Slo- bode, und auf einer Anhöhe neben der Stadt liegt eine alte Festung. Perm, an der Kama, hat 700 höchst elende Häuser und 4000 Jnw. Bei dem Orte sind Bergwerke. Jekaterinenburg, von Petex d. Gr. im I. 1723 ange- legt, liegt an der Hauptlandstraße von Petersburg und Moskau nach Sibirien, ist eine Festung, hat 8000 Jnw. und das Ober- bergamt über alle Bergwerke in Sibirien, Kasan und Astrachan. Ausser den Russen wohnen im Kasanschen auch Tschu- waschen, Mordwinen, Tscheremissen und Wotjaken. Die Tschuwaschen wohnen zwischen Kasan und Orenburg, und man rechnet sie zu den Tataren. Sie siktd getauft, haben aber viel muhammedanisches und heid- nisches an sich, z. B. daß sie Freitags nicht arbeiten wollen, und jedes Dorf seinen besondern Götzen hat. Ue- brigens^sind die Tschuwaschen sehr schmutzige Menschen, aber nüchtern und sparsam, stehlen den Russen listig Pferde, und bestehen aus vielen Köpfen. Die Mordwinen wohnen ebenfalls im Kasanschen und Orenburgschen, sind finnischer Abkunft, und leben in zerstreut liegenden Hütten. Die Mädchen und Weiber tragen viel Buntes in der Kleidung, viel Klapperwerk am Halse nicht nur, sondern noch mehr an den neun

14. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 56

1834 - Halle : Schwetschke
66 A. Europa. vonnazianz gegründet worden seyn. Es ist der Sitz des armeni- schen Patriarchen und wird von etwa 300 Mönchen bewohnt. Man zeigt einige hochverehrte Reliquien, unter andern ein Stück von der Arche Noah, welche auf dem benachbarten Ararat, nach dem Glauben der Umwohner noch vorhanden seyn soll. Am östlichen Fuße des Kaukasus, in der ehemals persischen Provinz Schirwan, bemerken wir die Halbinsel Ab sch eron, aus- gezeichnet durch die vielen Naphthaqucllen welche sich dort finden. Der Boden ist so mit diesem Steinöl durchdrungen, daß man an manchen Orten nur eine Grube zu machen braucht, um das aufstei- gende Gas zu entzünden und an diesem Feuer Speisen bereiten zu können; ein in die Erde gestecktes und oben angezündetes Rohr dient zur Erleuchtung der Hütten. Beim Hauptorte Baku, mit einem guten Hafen und 3000 Einw. findet sich die Naphtha am häufigsten, daher auch die Parsen oder Feueranbeter aus Persien und Indien hierher wallfahrten, um das heilige Feuer, welches be- ständig aus einer etwa 10 Fuß tiefen Grube herauslodert, zu be- suchen. — Nördlich von Baku, in der Provinz Daghestan, ist nur die Festung Derbent, mit einem Hafen am caspischen Meere und etwa 4000 Einw. zu bemerken. t>) Unter dem Namen des westlichen asiatischen Rußlands ver- stehen wir die Länder, welche zu den ehemaligen tatarischen Reichen Kasan und Astrachan gehörten, die von Iwan Wasiliewüstl) 1551 und 57 zerstört wurden. Es begreift nach der jetzigen Eintheilung die Gouvernements Pensa, Simbirsk, Kasan, Wiätka und Perm, welche das Königreich Kasan, und die Gouvernements Orenburg oder Ufa, Saratow und Astrachan, welche das Kö- nigreich Astrachan bilden. Diese Länder liegen zwischen dem 45' und 61°; die nördlichen und westlichen Gegenden sind die bewohnte- sten und angebautesten; die südlichen und östlichen enthalten nur Ge- birge und ungeheure öde Steppen. Die Einwohner bestehen mei- stens aus Tataren und Russen, außerdem aber leben noch in die- sen Gegenden, nur zum Theil ansässig, größtentheils mit ihren Heerden umherstreifend: Tscheremiffen, Tschuwaschen, Wogulen, Mordwinen, Kalmücken und Kirgisen. Ackerbau und Viehzucht, Bergbau und Handel sind Hauptbeschäftigungen der Einwohner. Das Klima ist, mit Ausnahme der südlichen Striche, durchgängig rauh und strenge. — Von den wenigen bedeutenden Oertern die- ser Gegenden nennen wir nur: Kasan, an der Kasanka, 1 Stunde von ihrem Einfluß in das linke Ufer der Wolga; sie enthält an 50000 Einw., worunter viele'tataren, welche 2 Vorstädte bewohnen. Außer den vielen Kirchen giebt es hier noch 8 Moskeen für die Tataren. Die hie- sige Universität ward 1808 gestiftet, zählt aber nur wenig Studen- ten. Die Fabriken in Tuch, Leder, Seife, Leinwand und Eisen surd bedeutend. Bei der großen Feuersbrunst 1815 verbrannte

15. Asia - S. 32

1786 - Leipzig : Weidmann und Reich
32 Asiatisches Rußland. Hauser sind von Erde oder gar von geflochtenen Rel- fern, die mit Leimen übertüncht sind. Zrr diesem Gouvernement werden auch die zwey großen Steppen oder graöreichen Wüsten an der West- und Ostseite der Wolga gerechnet. Die eine, dieastrachansche oder Kumansche ist salzhaft, und scheint ehedem das schwarze mit dem kaspi- schen Meere vereinigt zu haben. Hier mar ehedem das Hauptlager der tatarischen Khane von der gros- sen goldenen Horde, und die Stadt Madschjar, wo die Stammvater der Ungern wohnten. Gegen- wärtig ziehen Kalmycken vom Stamme Derbet dar- innen. Die kalmyckische oder jaikische Steppe hat ebenfalls viele Salzseen, und eine große Strecke, die aus dürren Sandschollen bestehet. Hier zogen bis 1771 die Torgot. g. Gouv. Dieses große, etwan 8«o teutsche Meilen im Orcnburg. Umfange habende Gouvernement, grenzt gegen Süden an das kafpifche Meer, und das Land der Truchmenen, die Seen Aral lind Balgasch, an die Länder der Karakalpaken und der Kirgisen von der großen Horde, gegen Westen an Astrachan und Kasan, gegen Osten an das Land, welches die Kal- mycken vom Stamm Oelöc bewohnt! haben und gegen Norden an Sibirien. Es war ehedem ein Theil der großen Bulgarey, und 1744 wurde es erst in seine gegenwärtige Verfassung gesetzt. In dieser Statthalterschaft ist das Uralgebirge, welches ganz aus Quarz besteht, und zwar viel hohe kah- le Felsen, doch aber auf seinen meisten Bergen schöne Baume und heilsame Krauter hat. Seen giebt es verschiedne, welche kheils süßes, theils sal- ziges Wasser führen, u.id an Flüssen ist eben so we- nig Mangel, von denen die Wolga und Kama, der, Ural sonst Jaik, die Emba und Syr-Darja . ' , nebst

16. Asia - S. 658

1786 - Leipzig : Weidmann und Reich
Sina. 658 Khane ihre Residenz nahmen. So schnell aber das Reich der Mungln auödem Nichts entstanden war, eben so schnell grenz es wieder zu Grunde, oder ward wenigstens in mehrere Khanate zertheilet, von denen gegenwärtig keiner mehr übrig ist. Es wa- ren: der Ahauat der Ralkas-Mungln, wel- cher 1691 unter die Herrschaft der Eluten kam, der Ahauat von -^ami, der von den Sineftn überwältigt ward, der Rhanat von Iran oder Persien, vom Hula-ku gestiftet, der r zz 5 zu Grun- de gieng, der Lhanat von Jagarhai, welcher Von Timur Leng zerstört ward, der Ahanat von ^.aptschak, welchen Dschingis Khans Sohn, Tusch» Khan, stiftete. Aus ihm entstanden die Krim, Kasan, Astrachan, und endlich auch Ruß- land, welches jetzt fast alle Länder dieses Khanats, dem es ehedem als Tributland unterworfen war, beherrschet. Ferner der Lxhanar von Turan oder Sibirien, der Rhanar der Eluren oder 2\almycferi« Die eigentliche Mongaley, aus welcher alle diese Eroberer ausgiengen, und die die Wiege al- ler dieser jetzt genannten Staaten war, ist gegen- wartig den Sineftn in soweit unterworfen, daß die Anführer der kleinen darinnen herumschweifenden Horden, von dem Kaiser von Sina in ihrer Wür- de bestätigt werden, und zum Beweise ihrer Abhän- gigkeit ihm einen jährlichen Tribut entrichten. Die. ses Land war ehedem sehr gut angebant und be- völkert , allein gegenwärtig besteht es fast überall aus wüsten Gestlden, in welchen zwar große Heev- den von Rindvieh, Schafen, Pferden und Käme, len weiden, von dem ehemaligen Wohlstände aber auch nicht die mindeste Spur mehr angetrostett wird. In einigen Gegenden giebt es gute Zirm- gruben

17. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 172

1898 - Breslau : Hirt
172 Geschichte des Mittelalters. Dritte Periode. 5. Kurland In Rußland (benannt nach Rus, mit welchem Namen die fin-nischen Nachbarn die bei ihnen eingewanderten Normannen bezeichneten) herrschten die Nachkommen Rnriks. des obersten Fhrers jener Ein-Wanderer, der 700 Jahre (bis 1598). Von Nowgorod aus (S. 72) dehnten sie ihr Reich nach Sden aus und wurden bald dem ostrmischen Kaiserreiche gefhrlich. Wladimir der Groe (980-1015) vermhlte sich mit der Schwester der Kaiserin Theophano (S. 83), empfing die heilige Taufe und bekehrte die Russen zur griechischen Kirche (988). Nach seinem Tode wurde das Reich durch mehrfache Teilungen und Brger-kriege sehr geschwcht, nur Nowgorod, ein wichtiges Glied des Hansa-bnndes, wurde durch seinen ausgebreiteten Handel mchtig und reich. Im 13. Jahrhundert gerieten die zersplitterten Reiche unter die Fremdherrschaft der Mongolen, die 250 Jahre whrte. Erst Iwan der Groe befreite (1480) das Land von der Fremdherrschaft und bestimmte, da es fortan ungeteilt auf den nchsten mnnlichen Erben bergehen solle. Die Russen hatten anfnglich den Patriarchen von Konstantinopel als Oberhaupt ihrer Kirche anerkannt; nach dem Fall Konstantinopels (1453) whlten sie einen besonderen Patriarchen ihrer Kirche. Iwans des Groen Enkel Iwan der Schreckliche wegen eines in dem widerspenstigen Nowgorod und in anderen Stdten angerichteten Blutbades so genannt unterwarf Kasan, Astrachan und Westsibirien und suchte sein Land der westenro-pischen Kultur zu erschlieen: nach dem Aussterben seines Geschlechts wurde Rußland jahrelang von Brgerkriegen verheert, bis die Groen (1613) den jungen Fürsten Michael aus dem Hause Romanow zum Czar oder Kaiser whlten. Seine Nachkommen haben das russische Reich bis 1762 beherrscht.

18. Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn vom Stein - S. 33

1910 - Düsseldorf : Schwann
33 Mut gilt für den Mann im Leben! Wer weiß, ob wir nicht noch ein paar hundert Meilen weiter gegen Osten, bis nach Kasan und Astrachan reisen müssen? Ich habe mein Gepäck im Leben, wie oft, wohl drei-, viermal verloren. Einen Tod kann man doch nur sterben. Heute Mittag wollen wir doch auf gutes Glück trinken.“ Und wir haben auf gutes Glück frisch getrunken und angeklungen. So e r und wir anderen, die heute Mittag mit ihm und dem Dörnberg auf Altengland und auf gutes russisches und deutsches Glück und auf Wellington und seinen spanischen Kampf anstoßen sollten; aber die Moskauischen Rostop-schinflammen, w'ie sie die Kühnen und Mutigen erfreuten, schreckten die Kleingläubigen und Feigen. Ihnen voran war die alte Kaiserin-Mutter, die sonst so stattliche \\ ürttem-bergerin, und ihr zweiter Sohn Konstantin, dei durch alle Gassen und Paläste Frieden! Frieden! schrie. Wenn die Borodmer Schlacht und der alten Hauptstadt Brand in solcher Weise die Herzen erschütterte und Millionen Beine und Zungen in Bewegung setzte, stand mein Ritter fest und unerschütterlich da. Nie habe ich ihn frischer und rüstiger gesehen als in diesen entscheidenden Wochen. Auch Kaiser Alexander stand und hielt fest, wie viel auch an solcher Stellung gezupft und gerüttelt werden mochte. Ich habe nicht mitgesessen im innern Rat und weiß nicht, wie viel er sich auf Steins Mut und Tugend gestützt hat; genug, trotz aller Neigungen und Senkungen nach der anderen Seite hin und trotz Napoleons Sendungen, Friede ward nicht geschlossen, und endlich kam eine Freudenbotschaft nach der anderen, daß der große Überzieher der Völker und Durchzieher der Länder mit seinen Heerhaufen durch Eis und Schnee einige hundert Meilen von Osten gegen Westen die Rückreise angetreten habe. Hier stehe nun eine Erzählung, welche mir der Minister Graf Uwaroff nach dem Erlebnis eines kaiserlichen Freudengastmahls Quellenschriften 3. g

19. Länderkunde von Europa und der Atlantische Ozean - S. 10

1905 - Halle a. S. : Schroedel, Pädag. Verl.
10 — treiben die Westwinde die schweren, tiefhängenden Regenwolken über die flachen Küstenländer an der Nord- und Ostsee bis tief nach den Ebenen Mittelrußlands hinein; denn hier ist keine Bergmauer, die ihren Zug hemmte; doch nimmt die Regenmenge in der Richtung nach Südosten stetig ab. Hat Königsberg i. Pr. noch Ho cm mittlere jährliche Regenmenge^, so beträgt sie für Riga nur noch 48 cm, für Kursk 43 cm, sür Kasan 35 cm und für Astrachan 15 cm. Und kommen an der Ostseeküste noch durchschnittlich vom April bis Sep- tember auf 100 Tage 40 Regentage, so in Kiew nur 35, in den südrussischen Steppen nur 22 und in Astrachan gar nur 20. Da nun die Sommerhitze in gleichem Maße zunimmt, wie die Regen- Häufigkeit abnimmt, so erklärt sich die Steppennatur im Süden und Südosten der Ebene. Im Norden erstreckt sich infolge der gesteigerten Winterkälte von der Wurzel der Halbinsel Kola in immer breiter werdendem Gürtel die Moossteppe oder Tundra. An diese schließt sich die Wald - und Ackerbauzone an, welche sich vom Norden nach Süden in das Waldland, das Gebiet des Ackerbaues und der In- dustrie und das des vorherrschenden Ackerbaues gliedert. Die nordischen Waldgebiete sind noch immer reich an Bären, Wölfen, Füchsen, Mardern, Eichhörnchen und Hasen. Die Lindenwälder des mittleren Teiles geben den zahlreichen wilden Bienenvölkern vorzüg- liehe Nahrung. Im Ackerbaugebiet wird Getreide, besonders Roggen, Flachs und Hanf in solchem Umfange geerntet, daß beträchtliche Mengen ausgeführt werden können. Im nördlichen Abschnitte hat sich bei der langen Dauer des harten Winters die Hausindustrie entwickelt, die bei den reichen Steinkohlenlagern und den vorhandenen mineralischen, pflanzlichen und tierischen Rohstoffen neuerdings immer mehr und mehr vor dem Fabrikbetrieb zurückweicht. Die Steppen des Südens nähren zahlreiche Pferde-, Rinder- und Schweineherden, und dem Südosten ist die Kamelzucht eigen wie dem Norden die Renntierzucht. Am Südrande der Krim, am Abhänge des Jailagebirges, in der „Garten-Krim", herrscht südeuropäischer Pflanzenwuchs. Bevölkerung. $ib nach der Karte den Sitz der einzelnen Völkerschaften an, welche das russische Tiefland bewohnen! Die Einförmigkeit, welche die natürlichen Verhältnisse des russischen Flachlandes kennzeichnet, findet sich auch in der Bevölke- rung ausgeprägt. Trotz des Völkergemisches, welches das europäische Rußland aufweist, sind die Russen mit 77 °/0 die herrschend en; der Staatskirche, der griechisch-orthodoxen, gehören 85°[0 der Bewohner an, und die kirchliche und politische Einheit ist verkörpert in der Person des Zaren, des Selbstherrschers aller Reußen. Die 1 Dr. I. Hann in tttrchhofss „Wissen von der Erde .1" S. 145.

20. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 44

1900 - Leipzig : Spamer
44 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken. Russen zuerst weiter nach Osten lockten und ihn das Land erobern ließen; der Grund war ein scheinbar geringerer: ein Tier, nicht größer als unser Marder — der Zobel — führte einen kühnen Räuber mit einer Schar Spießgesellen über den Ural, und wenige Jahre vergingen, so legte er, wie einst Cortez Karl V., seinem Zaren ein mächtiges Reich zu Füßen. Im Kreml zu Moskau, auf dem Throne der russischen Großfürsten, saß in der Mitte des 16. Jahrhunderts Iwan Iv. Wasiljewitsch, der zweite unter Rußlands Herrschern, welcher den Titel Zar führte. Unter ihm, dessen Name nur in Verbindung mit den Beiworten „grausam" oder „schrecklich" genannt wird, hatte das heutige Rußland die letzten Reste der Mongolenherrschaft zu Boden geworfen und sich in die Reihe der selbst- ständigen Staaten mit eingereiht. Mehr als alle seine Vorgänger that aber Iwan, dieser energische, wiewohl blutgierige Tyrann, für die Beför- derung der Zivilisation seines halbwilden Volkes. Er war es, der deut- schen Gelehrten, Künstlern und Handwerkern den Weg nach Rußland zeigte und sie zu dessen Segen herbeirief — eine That, in welcher ihm fast alle Zaren, die im Kreml und an der Newa thronten, bis herab auf Alexander Iii. gefolgt sind, da sie wohl einsahen, daß Rußland nur von seinen westlichen Nachbarn auf die Bahn abendländischer Kultur geleitet werden könne. Am mittleren Lauf der Wolga und längs ihrem Nebenflusse Kama, da wo heute sich die Gouvernements Kasan, Wiatka, Ufa, Simbirsk und Pensa ausdehnen, lag das tatarische (mongolische) Chanat Kasan, das seit 1438 vom Geschlechte der Scheibaniden regiert wurde. Gegen dieses zu- nächst zog im Jahre 1552 Iwan, und nach kurzem Kampfe fiel mit dem- selben der letzte mongolische Hort in Europa. Das griechische Kreuz triumphierte über den Halbmond, und Kirchen erhoben sich an Stelle der Moscheen; das Volk aber, welches jene Gegenden bewohnt, ist noch heut- zutage nur zum kleinsten Teile slawisch. Die mongolische Art schlägt in Gesichtszügen und Sprache noch immer mächtig durch. Zwei Jahre darauf fiel auch Astrachan an der Wolgamündung, und russische Boote wagten sich auf das Kaspische Meer. Schon ein Jahrhundert vor diesen Eroberungen war ein Tataren- Häuptling, ein Mursa der Goldenen Horde, zu den Russen übergegangen. Er hatte sich taufen lassen und empfing den christlichen Namen Spiridion. Hoch oben im Norden, fast an der äußersten Grenze der russischen Macht, da wo die Witschegda in die Dwina fällt, siedelte sich der ehemalige Mon- golenfürst an, gründete die Ortschaft Solwytfchegorsk und begann sich durch einen schwunghast betriebenen Pelzhandel Reichtümer zu sammeln. In ihm muß ganz der intensive Handelsgeist gelebt haben, den wir noch heute an den Chinesen bewundern. Es ist keine Frage, daß der Neu- bekehrte in geistiger Hinsicht weit über denjenigen stand, die ihn bekehrt hatten, denn damals leuchtete über Rußland kaum ein Strahl der Zivili- satton; wüste Barbarei und Wissensarmut charakterisierten Land und Volk,