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1. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 39

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Rußland. 39 einer lebhaften Wölb, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der Lederfabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew. Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick- lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs- Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom- systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver- bunden und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso- wohl mit der Nordrussischen Tiefebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem Hauptproduktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrsmitteln werden die so weit voneinander entfernten Landesteile einander näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland. Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich auch durch verschiedene Umstände stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Neben- meere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert. Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Kolonialwaren ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel, wie namentlich den Tee. Siedelungen. Die Bedeutung der Städte in Rußland ist viel geringer als in Westeuropa. Ihr Aussehen zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede. Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen mit Holz erbauten Häuferu. Die politische Haupstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (1% Mill. Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür- lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale Hauptstadt, an der das Herz des Ruffen hängt, ist Moskau (über 1 Mill. Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es vereinigt nationale Eigenart mit moderner Kultur, 320000 Einw. — Nach St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit fast 300000 Einw. und Odessa mit 450000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt, Odessa eine elegante moderne Stadt mit stark gemischter Bevölkerung; außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und

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1. Die außerdeutschen Länder - S. 215

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Die wirtschaftlichen Verhältnisse in Rußland. 215 schmelzerei und Seifenfabrikation in den landwirtschaftlichen Di- strikten. Der Wert der industriellen Produktion beläuft sich auf weit über 2000 Millionen Mark im Jahre. Sie ist in ständiger Zunahme begriffen und hat bei dem Reichtum des Staates an Kohlen und Erzen sicher eine be- deutende Zukunft. Es ist aber fraglich, ob es bei der Knappheit der kulturellen und materiellen Hilfsquellen des Reiches möglich sein wird die zu bewältigen- den Aufgaben zu leisten, wenn man sich nicht entschließt, fremdem Kapital und fremdem Unternehmungsgeist williger als bisher den Eintritt in das Land freizugeben. Der Gesamthandel Rußlands mit dem Auslande wird auf fast 3000 Millionen Mark in der Ausfuhr und auf etwa 2100 Millionen Mark in der Einfuhr angegeben. Das Überwiegen der Ausfuhr über die Einfuhr ist kennzeichnend für Rußland als Agrarstaat, der die Erzeugnisse seiner Land- und Forstwirtschaft gegen industrielle Rohstoffe, Halb- und Ganzfabrikate von Westeuropa eintauscht. Dem binnenländischen Warenaus- tausch dienen berühmte Messen (Nowgorod, Kiew). — Der Verkehr bewegt sich außer auf den schon erwähnten ausgedehnten Wasserstraßen, wo ein Warenumschlag von annähernd 50 Millionen t im Jahre stattfindet, auf 60000 km Eisenbahnen. Wie in Frankreich sind auch in Rußland die Schienen st ränge zentralistisch angelegt; sie haben Moskau als Mittelpunkt. Den stärksten Landverkehr vermitteln die Linien Moskau- Petersburg, Moskau-Kiew-Odessa und die Einzelbahnen zur deutschen Grenze hin. Die Landstraßen find vielfach in schlechtem Zustande und am leich- testen während der langen, schneereichen Wintermonate befahrbar. Die Tele- graphendrähte messen 670 000 km. Der Schiffsverkehr für Landesprodukte ist stark hervortretend an den Hafenplätzen des Asowschen und Schwarzen Meeres sowie in Astrachan am Kaspisee. Die russische Handelsflotte zählt zurzeit zusammen mit der Finnlands über 6500 Fahrzeuge mit mehr als 1 Million Nettotonnen. Wir Deutsche erhalten von Rußland hauptsächlich Rohprodukte. Von dem Einfuhrwerte, der sich im Jahre 1910 auf 1387 Millionen Mark belief, entfielen in Millionen Mark auf: Futtergerste 275, Weizen 238, Bau- und Nutzholz 107, Eier 75, rohe Pelztierselle 55, Kleie 45, Hafer 42, Roggen 39. — In der Ausfuhr nach Rußland stehen Maschinen mit 65 Millionen Mark Wert an der Spitze; dann folgen: Roggen mit 20, Rindshäute und Baumwolle mit je 19, Wolle mit 17, Steinkohle mit 13, Oberleder mit 13 Millionen Mark Wert. Dazu kommen noch: bearbeitete Tierfelle (mit zusammen 27 Millionen Mark), elektrische Glühlampen, Zink, Teerfarbstoffe, Koks, verschiedene Chemikalien, Kautschuk, Indigo, Klaviere, Kupfer-, Tombak- und Messingwaren. Rußlands Hauptindustrie- und Handelsplätze. a) An den Küsten: Petersburg (1,5 Millionen Einw.) an der Stelle, wo der Finnische Meerbusen am tiefsten nach Rußland einschneidet. Es hat In- dustrien in Webwaren, Maschinen, Geschmeide, Tabak und eine Handelsbewegung von über 1 Milliarde Mark im Jahre. Die Statistik verzeichnet für Petersburg

2. Wirtschaftsgeographischer Überblick über die außerdeutschen Staaten Europas und die übrigen Erdteile - S. 28

1911 - München : Oldenbourg
28 Europa. einer lebhaften Woll-, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der Lederfabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew. Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick- lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs- Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom- systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver- bunden und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso- wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem Hauptproduktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrsmitteln werden die so weit voneinander entfernten Landesteile sich näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland. Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich durch verschiedene Umstünde stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Nebenmeere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert. Der Handel Rußlands läßt sich kurz also kennzeichnen: Nach Westeuropa führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen erhält es von dort feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Kolonialwaren; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner In- dustrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige 'Genußartikel wie namentlich den Tee. Siedelungen. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der westeuropäischen Kultur, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in Polen und Klein-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche Rußland; solche sind Grodno, Wilna, 180000 Einw., Smolensk; dem ganzen östlichen Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit entwickelt, zunächst in den alten Residenzen wie in Moskau und Kiew. Nunmehr hat die Entwicklung der Industrie und des Handels das Aufblühen einer Unzahl von Städten bewirkt. Gleichwohl ist die Bedeutung der Städte in Rußland auch heute noch viel geringer als in Westeuropa. Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (Iv2 Mill. Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen Eingangstor Groß-Rußlands, eine der wichtigsten Handels- und Hasenstädte Europas. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale Hauptstadt ist Moskau (über 1^/2 Niill. Einw.), zu- gleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnen- landes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr, ein Hauptmeß- und Handelsplatz für Getreide, Zucker und Holz, 320000 Einw. — Nach St. Peters- burg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit über 300000 Einw. und Odessa mit 450000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt,

3. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 38

1912 - Berlin : Oldenbourg
38 Europa. Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (850000 Einw.), ist Sitz einer lebhasten Woll^, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der Ledersabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew. Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick- lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs- Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom- systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver- Kunden, und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso- wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem Hauptproduktionsbezirk Runlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrsmitteln werden die fo weit voneinander entfernten Landesteile einander näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland. Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich auch durch verschiedene Umstände stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Neben- meere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen, und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert. Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Kolonialwaren ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel, wie namentlich den Tee. Siedelungen. Die Bedeutung der Städte in Rußland ist viel geringer als in Westeuropa. Ihr Aussehen zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede. Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen, mit Holz erbauten Häusern. Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (fast 2mill. Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür- lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale Hauptstadt, an der das Herz des Russen hängt, ist Moskau (l1^ Mill. Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es vereinigt nationale Eigenart mit moderner Knltur, 450000 Einw. — Nach St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit 300(100 Einw. und Odessa mit 480000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach

4. Rheinisches Realienbuch - S. 92

1917 - Breslau : Hirt
92 Erdkunde. Ii wichtigste Quellgebiet Rußlands! Wegen ihrer Wasserfülle sind die russischen Flüsse für den Binnenverkehr von großer Bedeutung. Vielfach sammelt sich das Wasser in Seen und Sümpfen. Seenreich ist namentlich der Nordwesten. Hier liegen auch die größten Seen Europas. Nenne sie! 3. Klima und Pslanzenzonen. Die Lage weit abseits des Ozeans bedingt ein binnenländisches Klima mit starken Gegensätzen zwischen Sommer und Winter. Die Halbinsel Krim im Süden hat schon Mittelmeerklima, der Norden gehört der kalten Zone an. Die Niederschläge nehmen nach Osten und Süd- osten ab und reichen in der Nachbarschaft des Schwarzen und Kaspischen Meeres für den Waldwuchs nicht mehr aus. Im Norden herrscht die Tundra; hier sind die höher gelegenen Flächen mit Flechten und Moosen, die niedrigen mit Sümpfen und Morästen bedeckt. Nach Süden folgt die Waldzone, die in den niedern Breiten von Wiesen und Feldern unter- brochen wird. Nun beginnt das Steppenland, das Land des Getreidebaus. Wo liegt das fruchtbare Schwarzerdeland, die Kornkammer Rußlands? Das süd- russische echte Steppenland, das Weidegebiet zahlreicher Viehherden, geht im Kaspischen Tieflande in eine fast wüstenartige Salzsteppe über. 4. Wirtschaftsleben. Die weiten Wälder Nord- und Mittelrußlands liefern bedeutende Mengen Holz für die Ausfuhr. Die Erträgnisse des Ackerbaus bestehen in Roggen, Gerste, Hafer, Weizen, Mais und Flachs. Rußland erzeugt etwa die Hälfte der Roggenernte und ein Sechstel der Weizenernte der Erde. Der wichtigste Getreideausfuhrhasen Rußlands ist Odessa (fast 500) am Schwarzen Meere. Bedeutende Getreidehandelsplätze sind Charkow (225) und Kiew (450). In ausgedehntem Maße wird Viehzucht getrieben (Schafe, Rinder, Pferde, Gefliigel, Bienen). Im nördlichen Rußland lohnt die Jagd auf Pelztiere (daher Pelzausfuhr). Das Kaspische Meer liefert Kaviar (Rogen vom Stör und Hausen) und Hausenblase (die Schwimmblase des Hausen, aus welcher der russische Leim bereitet wird), die wichtigsten Handels- gegenstände der Stadt Astrachan (150). — Die Bodenschätze sind ungleich über das Land verteilt. Wo Steinkohlen und Eisenerze zusammen vor- kommen, wie im mittlern und südlichen Rußland und im Ural, da steht die Industrie am höchsten. Als Hauptzweige der russischen Gew erbtätigkeit sind die Web- und Metallindustrie besonders hervorzuheben. Im polnischen Industriegebiete erzeugt Lodz (400) namentlich Webwaren, Warschau (fast 1 Mill.) Webstoffe und Maschinen. Das Industriegebiet der Mitte hat seinen Mittelpunkt in Moskau (fast iy2 Mill.), der ersten Fabrik- und zweit- wichtigsten Handelsstadt des ganzen Landes, reich an kuppelgekrönten Kirchen und Palästen. Im Nordosten von Moskau liegt Nischnij-Nowgorod (über 100) mit weltberühmten Handelsmessen. Der südrussische Jndustriebezirk weist um Jekateri- noslaw (150) gewerbliche Großbetriebe ersten Ranges auf (Eisen- und Stahlgieße- reien). Der Mittelpunkt des Bergbaus im Ural (Gold, Silber, Platin, Eisen) ist Jekaterinburg (60). Die bedeutendste Handelsstadt und der zweite Industrie- platz des Reiches ist die Landeshauptstadt St.petersburg (fast 2 Mill.). Sie liegt an einer tief einschneidenden Ostseebucht und an der Mündung eines großen Stromes, der ein weites Hinterland erschließt und durch Kanäle mit weiten Teilen des Reiches verbunden ist.st. Petersburg vermittelt neben Riga (325) den Verkehr mit Westeuropa.

5. Der Jugendfreund - S. 350

1887 - Düsseldorf : Schwann
350 wird. Zum kaspischen Meere strömt iu langem Laufe die Wolga: durch das Land der Kosacken eilt der Don dem asow- schen Meere zu; ins schwarze Meer fließen der Dniepr und der D n i e st r. Die Striche von Rußland, welche nach dem nördlichen Eis- meere zu liegen, sind traurig und öde. Fast neun Monate des Jahres schmilzt das Eis an den Meeresufern nicht, und auch die Flüsse samt den Moorgegenden, durch welche sie fließen, sind fast immer hart gefroren. Rauh und eisig ist die Lust. Uner- meßliche Schneemassen fallen schon im November zur Erde nieder. Der Boden tragt nur spärliche Gerste. Die Tannen- und Birken- wälder sind fast beständig von Nebel eingehüllt. Über die weiten Flüchen streifen Füchse, schwarzbraune Zobel, weiße Hermeline, und an den Meeresgestaden lebt der Eisbär. Diesen Tieren stellt der Mensch nach, uni ihr Pelzwerk gu erlangen. Die Provinzen Rußlands, welche an der Ostsee liegen, sind fruchtbar und reich an Getreide. Mittelrußland hat ebenfalls guten Getreideboden. Hier finden sich auch herrliche Wälder von Birken und Linden, aus deren Blüten Bienen in Menge Honig bereiten. Südrnßland hat ein „warmes Klima; hier ge- deihen Granaten, Feigen, Kastanien, Öl- und Cypressenbäume, und die fruchtbaren Felder gewähren reiche Weizenernten. Das meiste Land aber ist einförmiges Steppenland. Das Auge sieht weite, unermeßliche Grasfelder, auf denen zur Sommerzeit große Herden Rinder und settschwünziger Schafe weiden und wilde Pferde sich tummeln. Sobald es hier regnet, wird der Boden so grundlos, daß man nicht von der Stelle kommen kann; denn gut gepflasterte Straßen fehlen. Die Russen gehören zum slavischeil Volksstamme und bekennen sich zur griechischen Kirche. Der Kaiser wird Czar genannt. Die Hauptstadt Rußlands ist Petersburg. Sie liegt an der Newa, hat schnurgraoe Straßen, prächtige Paläste und herr- licht Kirchen. Die alte Hauptstadt des Reiches, das vieltürmige Moskau, liegt mitten im Lande. Die wichtigste Handelsstadt im Norden Rußlands ist Riga, in der Nähe der Ostsee. Die Hauptstadt des ehemaligen polnischen Reiches, das zu Rußland gehört, ist Warschau an der Weichsel. Am schwarzen Meere liegt die große Handelsstadt Odessa. 18. Das Eismeer. Das Eismeer gewährt einen furchtbar erhabenen Anblick und zeigt recht deutlich die Allmacht Gattes. Da schwimmen meilengroße Inseln und turmhohe Berge von Eis, die im Widerscheine der Sonne strahlen und blitzen. Kommt man gegen diese gcfrorne Welt, so wird ihre Nähe schon auf einige Meilen durch einen weißen Glanz, der sich am Saume des Himmels verbreitet, angekündigt. Bald flattern auch Scharen schnee-

6. Realienbuch - S. 212

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
212 182. Rußland. hoch sind. Das Innere Rußlands ist eine ungeheure Ebene, die von großen Strömen durchflossen wird. Zum kaspischen Meere strömt die Wolga; durch das Land der Kosacken eilt der Don dem asowschen Meere zu; ins schwarze Meer stießen der Dnjepr und der Dnjestr. Der Theil Rußlands, welcher nach dem nördlichen Eismeere zu liegt, ist traurig und öde. Fast neun Monate des Jahres schmilzt das Eis nicht. Die Flüsse sammt den Moorgegenden, durch welche sie fließen, sind fast immer gefroren. Der Boden trägt nur spärlich Gerste. Die Tannen- lind Birkenwälder sind fast beständig von Nebel eingehüllt. Ueber die weiten Flächen streifen Füchse, Zobel, Hermeline; an den Meeresgestaden lebt der Eisbär. Die russischen Ostseeprovinzen sind fruchtbar und reich au Getreide, Flachs und Hanf. Mittelrußland erzeugt schönes Rindvieh, dauerhafte Pferde und sehr viele Schafe. Südrußland hat ein warmes Klima; hier gedeihen Granaten, Feigen, Kastanien, Oel- und Cypressenbäume, und die frucht- baren Felder lohnen den Fleiß des Landmanns mit reichen Ernten. Der größte Theil des Landes aber ist einförmiges Steppenland, auf dem zur Sommerzeit große Herden Rinder und fettschwänziger Schafe weiden und wilde Pferde sich tummeln. Die Russen sind ein slavischer Volksstamm. Die Be- wohner Westrußlands werden Weißrussen, die des Sü- dens Kleinrussen genannt. Im Innern des Landes wohnen die Großrusseu. Alle Russen bekennen sich zur griechisch-katholischen Religion. Der Beherrscher des Landes, „Zar" genannt, vereinigt in seiner Person die höchste welt- liche und geistliche Gewalt. In der Ausübung ihrer Re- ligionsgebräuche sind die Russen sehr eifrig. Die Hauptstadt Rußlands ist Petersburg an der Newa mit schnurgeraden Straßen, prächtigen Palästen und herrlichen Kirchen. Die alte Hauptstadt des Reiches, das vielthürmige Moskau, liegt in der Mitte des Landes. Die wichtigste Handelsstadt im Norden Rußlands ist Riga in der Nähe der Ostsee. Die Hauptstadt des ehemaligen polnischen Reiches, das größtentheils zu Rußland gehört, war Warschau an der Weichsel. Am schwarzen Meere liegt die große Handels- stadt Odessa, au der Mündung der Wolga in das kaspische Meer in sehr ungesunder Gegend Astrachan, am weißen Meere Archangel.

7. Länderkunde von Europa (Wiederholungskurs), Die wichtigsten Handels- und Verkehrswege der Gegenwart, Elementare mathematische Geographie - S. 43

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Das Kaiserreich Rußland. 43 entwickelt, zunächst in den alten Residenzen wie in Moskau und Kiew. Dann hat die Entwicklung der Industrie und des Handels das Aufblühen einer Unzahl von Städten bewirkt. Gleichwohl ist die Bedeutung der Städte in Rußland auch heute noch viel geringer als in Westeuropa. Das Aussehen der Städte zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede. Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen, mit Holz erbauten Häusern. Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (1^ Mill. Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür- lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Die Krönungsstadt und noch heute die eigent- liche nationale Hauptstadt, an der das Herz des Russen hängt, ist Moskau (l1^ Mill. Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industrie- gebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es vereinigt nationale Eigenart mit moderner Kultur, 320000 Einw. — Nach St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit über 300000 Einw. und Odessa mit 450000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt, Odessa eine elegante moderne Stadt mit stark gemischter Bevölkerung; außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und Griechen; infolge seines günstigen Hafens, der allerdings künstlich geschaffen wurde, hat es alle anderen Hafenplätze Südrußlands überflügelt. Sonstige wichtigere Siedelungen sind im Westen Wilna, im Süden Charkow, 175000 Einw., in der Mitte Tnla, 130000 Einw.; am Zusammenfluß der oberen Wolga und Oka Nischni-Nowgorod, berühmt durch seine Messen; unfern und an der Wolga: Kasan, (150000 Einw.), eine alte Tatarenstadt, Saratow, ein sehr wichtiger Getreideplatz, Astrachan im Delta der Wolga, Mittelpunkt der wichtigen Fischerei und Umschlagsplatz zwischen der Fluß- und Seeschiffahrt; im Mündnngs- gebiete des Don Rostow. — In Polen: Lodz und Warschau (siehe S. 42). Die Entwicklung Rußlands hindernde Momente. In geographischer Hin- sicht sind es vor allem zwei Tatsachen, welche der wirtschaftlichen Entwicklung hemmend im Wege stehen: der Norden des Reiches ist aus weite Strecken hin unwirtlich, und an der See hat Rußland nur einen beschränkten Anteil. Das Nördliche Eismeer ist nnr wenige Monate dem Verkehr geöffnet, das Schwarze Meer hat zwar genug gute Häfen: Odessa, Nikolajew und Cherson, ist aber wie die Ostsee ein Binnenmeer. Es fehlen daher die Stützpunkte an den Weltstraßen und die Hafenplütze am Ozean. Daher die fortwährenden Vorstöße nach den südlichen offenen Meeren: dem Mittelmeer und dem Persisch-Indischen Meer sowie nach dem Großen Ozean. Außer diesen durch die Naturverhältnisse des Reiches gegebenen Mängeln übten auf den Fortschritt des Landes verschiedene andere Ur- sachen eine verzögernde Wirkung aus, vor allem die Rückständigkeit der allgemeinen Volksbildung^), die Unehrlichkeit und Bestechlichkeit des Beamtentums, die höchst reformbedürftigen sozialen Zustände und die seitherige absolute Regierungsform. !) Über 3/4 der Einwohner Rußlands sind des Lesens und Schreibens unkundig.

8. Außerdeutsche Länder Europas unter Berücksichtigung ihrer Kolonien, Die wichtigsten Länder in den außereuropäischen Erdteilen, wirtschaftsgeographisch betrachtet - S. 41

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
Das osteuropäische Flachland. 41 mehr als 1 y2 Äälüardeil Ac. Wareil! Leider ist uilfer eigener Absatz nach Rußland bei weitem nicht so groß (680 Mill. M); hohe Zölle erschweren unseren Industrie- waren den Eingang. Siedelungen. Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (fast 2 Mill. Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale Hauptstadt, an der das Herz des Russen hängt, ist Moskau (iy2 Mill. Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es vereinigt nationale Eigenart mit moderner Kultur, 450000 Einw. — Nach St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit 300000 Einw. und Odessa mit 480000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt, Odessa eine elegante moderne Stadt mit stark gemischter Bevölkerung; außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und Griechen; infolge seines günstigen Hafens, der allerdings künstlich geschaffen worden ist, hat es alle anderen Hafenplätze Südrußlands überflügelt. Sonstige wichtigere Siedelungen sind im W Wilna, im S Charkow (220000 Einw.) mit großen Pferde- und Wollmärkten, in der Mitte Tula (130000 Einw.), bekannt durch feine Eisenindustrie am Zusammenfluß der oberen Wolga und Oka Nifchni- Nowgorod, berühmt durch seine Messen; stromabwärts an der Wolga: Kasan, eine alte Tatarenstadt, Saratow, ein wichtiger Getreideplatz, Astrachan im Delta der Wolga, Mittelpunkt der wichtigen Fischerei und Umschlagsplatz zwischen der Fluß- und Seeschiffahrt; im Mündungsgebiet des Don Rostow. — In Polen: Lodz und Warschau (siehe S. 39). Rußland (Osteuropa) und Westeuropa. 1. Rußlands Bodengestalt ist äußerst ein- fach: ein ungeheures Tiefland, während die Länder des westlichen Europa teils bergig sind oder doch aus zerschnittenen Tafelländern und Plateaus bestehen und nur unter- geordnete Tiefländer enthalten. 2. Die meisten Flüsse Westeuropas bleiben an Länge und Größe des Stromgebietes bei weitem hinter den russischen zurück. 3. Rußlands Klima hat vorherrschend kontinentalen Charakter; Westeuropa hingegen ist infolge der größeren Nähe des Ozeans weit geringeren Temperaturschwankungen unterworfen. 4. Die große Einförmigkeit der Bodengestalt bedingt eine weit größere Gleichförmigkeit der Pflanzen- decke und der Bodenkulturen als in Westeuropa. 5. Während Westeuropa seine höhere Kultur von Rom erhielt, mischen sich in der Bildung und Gesittung des russischen Volkes griechisch-orientalische und tatarische Einflüsse (Einfall der Tataren zu Anfang des 13. Jahr- Hunderts in das füdruffische Steppenland). Nur die westlichen Gebiete Rußlands und die höheren Schichten der Bevölkerung haben mehr oder minder westeuropäische Kultur ange- nommen. 6. Ebensalls von Rom empfing Westeuropa sein Christentum, Rußland dagegen von Byzanz. Diese Verschiedenheit des Glaubens bildet auch heute noch eine starke Scheide- wand zwischen West- und Osteuropa; dazu kommt noch die große Verschiedenheit der beiden Gebiete in Sprache und Schrift. 7. Im Gegensatz zu Westeuropa herrschte in Rußland bis in die allerneueste Zeit die despotische Staatsform. Im ganzen ist Rußland ein halb europäisches, halb barbarisches Land, und der Name Halbasien bezeichnet wohl am besten Natur und Kultnr des Reiches.

9. Geographie - S. 57

1918 - Breslau : Hirt
Ii Geographie. 57 und in der Krim auch gutes Obst gezogen. Weite Gebiete aber dienen vor- wiegend zur Rinderzucht. Wie in ganz Rußland, so wird auch hier die Geflügelzucht stark betrieben. Ferner ist das südliche Rußland an minera- tischen Schätzen reich. Zwei wichtige Bergbaugebiete sind zu unter- scheiden, das des südlichen Ural, der Eisen, Gold und das seltene Platina liefert, und das von Südrußland. Im letzteren werden außer großen Mengen Steinkohlen auch fast alle Arten von Erzen gewonnen. Bedeutende Industriestädte, wie Charkow (180000 E.) und Kiew (spr. kiefs, 250000 E.), und Handelsstädte, wie Odessa (420000 E.), Rostow (spr. rostösf, 125000 E.) und Astrachan (120000 E.), blühten auf. Hauptsitz des Ge- treidehaudels ist Odessa. Staatenbildung. Im Osteuropäischen Flachlande entstand das große Kaiserreich Rußland. Dieses hat sich noch weit nach Asien hinein aus- gebreitet. Das europäische Rußland bedeckt eine Fläche von 5400000 qkm (10mal so groß wie das Deutsche Reich) und hat etwa 112 Mill. E. (auf 1 qkm 21 E.). Der Kaiser, Zar genannt, war bis vor kurzer Zeit Allein- Herrscher. Im Jahre 1905 hat er dem Volke eine Teilnahme an der Be- ratung der Gesetze gestattet. Die alte Hauptstadt Rußlands ist Moskau (1300000 E.), die neue St. Petersburg (1500000 E.). Moskau, das günstig in der Mitte des Landes liegt und sich zur ersten Handels- und Industriestadt wie zum Mittelpunkt der Eisenbahnen entwickelt hat, ist noch heute die Krönungsstadt. Die Krönung findet im kirchenreichen Kreml statt. St. Petersburg wurde von Peter dem Großen an der Newa erbaut, wo die Stadt am Seehandel teilnehmen kann. Wenn auch heute Petersburg als Sitz der russischen Regierung und als Re- sidenz des Zaren eine größere Bedeutung als Moskau hat, so ist dieses doch den Russen die heilige Stadt geblieben. Und zauberhaft schön ist das Bild, das das heilige Moskau darbietet. Mit seinen fast unzähligen Kirchen, mit seinen vergoldeten Kuppeln und Kreuzen, die im Schein der Abendsonne funkeln, mit seinen hellgrünen und dunkelroten Dächern und mit seinen weiß- gestrichenen Häusern, die vom Dunkelgrün der Gärten und Boulevards umrahmt sind, bietet es einen Anblick von unvergleichlicher Schönheit dar. Nap o- le on sah dieses glänzende Bild vor sich, als er als stolzer Sieger auf den Sperlings- bergen vor Moskau stand, und er sah in seinem Palaste im Kreml diese Stadt in Flammen aufgehen, die zugleich seinen Siegesruhm verzehrten. Noch heute wird das Fenster gezeigt, aus dem Napoleon dem Brande Moskaus zusah. 2. Das Rumänische Tiesland. Lage, Größe, Natur- und Kulturverhältnisse. Das Rumänische Tief- land ist viel kleiner als das Russische Flachland, mit dessen südlichem Teile es in Klima, Boden und Anbau ziemlich übereinstimmt. Eine Eigen- art besitzt es jedoch als Mündungsland der Donau. Diese umfließt, nachdem sie den Felsklippen des Eisernen Tores enteilt ist, das Rumänische Tiefland in einem südlichen Bogen und bezeichnet dort die Südgrenze des Staates durch einen breiten Sumpfstreifen. Bei Galatz beginnt sie die Bildung eines großen dreiarmigen Deltas.

10. Nr. 16 - S. 57

1911 - Breslau : Hirt
Ii Geographie. 57 und in der Krim auch gutes Obst gezogen. Weite Gebiete aber dienen vor- wiegend zur Rinderzucht. Wie in ganz Rußland, so wird auch hier die Geflügelzucht stark betrieben. Ferner ist das südliche Rußland an minera- lischen Schätzen reich. Zwei wichtige Bergbangebiete sind zu unter- scheiden, das des südlichen Ural, der Eisen, Gold und das seltene Platina liefert, und das von Süd ruß land. Im letzteren werden außer großen Mengen Steinkohlen auch fast alle Arten von Erzen gewonnen. Bedeutende Industriestädte, wie Charkow (180000 E.) und Kiew (spr. kieff, 250000 E.), und Handelsstädte, wie Odessa (420000 E.), Rostow (spr. rostoff, 125000 E.) und Astrachan (120000 E.), blühten auf. Hauptsitz des Ge- treide Handels ist Odessa. Stnateubildung. Im Osteuropäischen Flachlande entstand das große Kaiserreich Rußland. Dieses hat sich noch weit nach Asien hinein aus- gebreitet. Das europäische Rußland bedeckt eine Flüche von 5400000 qkm (10mal so groß wie das Deutsche Reich) und hat etwa 112 Mill. E. (auf 1 qkm 21 E.). Der Kaiser, Zar genannt, war bis vor kurzer Zeit Allein- herrscher. Im Jahre 1905 hat er dem Volke eine Teilnahme an der Be- ratung der Gesetze gestattet. Die alte Hauptstadt Rußlands ist Moskau (1200000 E.), die neue St. Petersburg (1500000 E.). Moskau, das günstig in der Mitte des Landes liegt und sich zur ersten Handels- und Industriestadt wie zum Mittelpunkt der Eisenbahnen entwickelt hat, ist noch heute die Krönungsstadt. Die Krönung stndet im kirchenreichen Kreml statt. St. Petersburg wurde von Peter dem Großen au der Newa erbaut, wo die Stadt am Seehandel teilnehmen kaun. Wenn auch heute Petersburg als Sitz der russischen Regierung und als Re- sidenz des Zaren eine größere Bedeutung als Moskau hat, so ist dieses doch den Russen die heilige Stadt geblieben, lind zauberhaft schön ist das Bild, das das heilige Moskau darbietet. Mit seinen fast unzähligen Kirchen, mit seinen vergoldeten Kuppeln und Kreuzen, die im Schein der Abendsonne funkeln, mit seinen hellgrünen und dunkelroten Dächern und mit seinen weiß- gestrichenen Häusern, die vom Dunkelgrün der Gärten und Boulevards umrahmt sind, bietet es einen Anblick von unvergleichlicher Schönheit dar. Napo- leon sah dieses glänzende Bild vor sich, als er als stolzer Sieger ans den Sperlings- bergen vor Moskau stand, und er sah in seinem Palaste im Kreml diese Stadt in Flammen ausgehen, die zugleich seinen Siegesruhm verzehrten. Noch heute wird das Fenster gezeigt, aus dem Napoleon dem Brande Moskaus zusah. 2. Das Rumänische Tiefland. Lage, Größe, Natur- und Kulturverhältnisse. Das Rumänische Tief- land ist viel kleiner als das Russische Flachland, mit dessen südlichem Teile es in Klima, Boden und Anbau ziemlich übereinstimmt. Eine Eigen- art besitzt es jedoch als Münduugsland der Donau. Diese umfließt, nachdem sie den Felsklippen des Eisernen Tores enteilt ist, das Rumänische Tiefland in einem südlichen Bogen und bezeichnet dort die Südgrenze des Staates durch einen breiten Sumpfstreifen. Bei Galatz beginnt sie die Bildung eines großen dreiarmigen Deltas.

11. Nr. 14 - S. 57

1911 - Breslau : Hirt
Ii Geographie. 57 und in der Krim auch gutes Obst gezogen. Weite Gebiete aber dienen vor- wiegend zur Rinderzucht. Wie in ganz Rußland, so wird auch hier die Geflügelzucht stark betrieben. Ferner ist das südliche Rußland an minera- lischen Schätzen reich. Zwei wichtige Bergbaugebiete sind zu unter- scheiden, das des südlichen Ural, der Eisen, Gold und das seltene Platina liefert, und das von Südrußland. Im letzteren werden außer großen Mengen Steinkohlen auch fast alle Arten von Erzen gewonnen. Bedeutende Industriestädte, wie Charkow (180000 E.) und Kiew (spr. kiest, 250000 E.), und Handelsstädte, wie Odessa (420000 E.), Rostow (spr. rostvff, 125000 E.) und Astrachan (120000 E.), blühten auf. Hauptsitz des Ge- treidehandels ist Odessa. Staatenbildnng. Im Osteuropäischen Flachlande entstand das große Kaiserreich Rußland. Dieses hat sich noch weit nach Asien hinein aus- gebreitet. Das europäische Rußland bedeckt eine Fläche von 5400000 qkm (10mal so groß wie das Deutsche Reich) und hat etwa 112 Mill. E. (ans 1 qkm 21 E.). Der Kaiser, Zar genannt, war bis vor kurzer Zeit Allein- herrscher. Im Jahre 1905 hat er dem Volke eine Teilnahme an der Be- ratung der Gesetze gestattet. Die alte Hauptstadt Rußlands ist Moskau (1200000 E.), die neue St. Petersburg (1500000 E.). Moskau, das günstig in der Mitte des Landes liegt und sich zur ersten Handels- und Industriestadt wie zum Mittelpunkt der Eisenbahnen entwickelt hat, ist noch heute die Krönungsstadt. Die Krönung findet im kirchcnreichen Kreml statt. St. Petersburg wurde von Peter dem Großen an der Newa erbaut, wo die Stadt am Seehandel teilnehmen kann. Wenn auch heute Petersburg als Sitz der russischen Regierung und als Re- sidenz des Zaren eine größere Bedeutung als Moskau hat, so ist dieses doch den Russen die heilige Stadt geblieben. Und zauberhaft schön ist das Bild, das das heilige Moskau darbietet. Mit seinen fast unzähligen Kirchen, mit seinen vergoldeten Kuppeln und Kreuzen, die im Schein der Abendsonne funkeln, mit seinen hellgrünen und dnnkelroten Dächern und mit seinen weiß- gestrichenen Häusern, die vom Dunkelgrün der Garten und Boulevards umrahmt sind, bietet es einen Anblick von unvergleichlicher Schönheit dar. Napo- leon sah dieses glänzende Bild vor sich, als er als stolzer Sieger auf den Sperlings- bergen vor Moskau stand, und er sah in seinem Palaste im Kreml diese Stadt in Flammen ausgehen, die zugleich seinen Siegesrnhm verzehrten. Noch heute wird das Fenster gezeigt, aus dem Napoleon dem Brande Moskaus zusah. 2. Das Rumänische Tiefland. Lage, Größe, Natur- und Kulturverhältnisse. Das Rumänische Tief- land ist viel kleiner als das Russische Flachland, mit dessen südlichem Teile es in Klima, Boden und Anbau ziemlich übereinstimmt. Eine Eigen- art besitzt es jedoch als Mündungsland der Donau. Diese umfließt, nachdem sie den Felsklippen des Eisernen Tores enteilt ist, das Rumänische Tiefland in einem südlichen Bogen und bezeichnet dort die Südgrenze des Staates durch einen breiten Sumpfstreifen. Bei Galatz beginnt sie die Bildung eines großen dreiarmigen Deltas.

12. Nr. 15 - S. 57

1911 - Breslau : Hirt
Ii Geographie. 57 und in der Krim auch gutes Obst gezogen. Weite Gebiete aber dienen vor- wiegend zur Rinderzucht. Wie in ganz Rußland, so wird auch hier die Geflügelzucht stark betrieben. Ferner ist das südliche Rußland an minera- lischen Schätzen reich. Zwei wichtige Bergbaugebiete sind zu unter- scheiden, das des südlichen Ural, der Eisen, Gold und das seltene Platina liefert, und das von Südrußland. Im letzteren werden außer großen Mengen Steinkohlen auch fast alle Arten von Erzen gewonnen. Bedeutende Industriestädte, wie Charkow (180000 E.) und Kiew (spr. kieff, 250000 E.), und Handelsstädte, wie Odessa (420000 E.), Rostow (spr. rostöfs, 125000 E.) und Astrachan (120000 E.), blühten auf. Hauptsitz des Ge- treidehandels ist Odessa. Staatenbildung. Im Osteuropäischen Flachlande entstand das große Kaiserreich Rußland. Dieses hat sich noch weit nach Asien hinein aus- gebreitet. Das europäische Rußland bedeckt eine Fläche von 5400000 qkm (10mal so groß wie das Deutsche Reich) und hat etwa 112 Mill. E. (auf 1 qkm 21 E.). Der Kaiser, Zar genannt, war bis vor kurzer Zeit Allein- herrscher. Im Jahre 1605 hat er dem Volke eine Teilnahme an der Be- ratung der Gesetze gestattet. Die alte Hauptstadt Rußlands ist Moskau (1200000 E.), die neue St. Petersburg (1500000 E.). Moskau, das günstig in der Mitte des Landes liegt und sich zur ersten Handels- und Industriestadt wie zum Mittelpunkt der Eisenbahnen entwickelt hat, ist noch heute die Krönungsstadt. Die Krönung findet im kirchenreichen Kreml statt. St. Petersburg wurde von Peter dem Großen an der Newa erbaut, wo die Stadt am Seehandel teilnehmen kann. Wenn auch heute Petersburg als Sitz der russischen Regierung und als Re- sidenz des Zaren eine größere Bedeutung als Moskau hat, so ist dieses doch den Russen die heilige Stadt geblieben, lind zauberhaft schön ist das Bild, das das heilige Moskau darbietet. Mit seinen fast unzähligen Kirchen, mit seinen vergoldeten Kuppeln und Kreuzen, die im Schein der Abendsonne funkeln, mit seinen hellgrünen und dunkelroten Dächern und mit seinen weiß- gestrichenen Häusern, die vom Dunkelgrün der Gärten und Boulevards umrahmt sind, bietet es einen Anblick von unvergleichlicher Schönheit dar. Napo- leon sah dieses glänzende Bild vor sich, als er als stolzer Sieger ans den Sperlings- bergen vor Moskau stand, und er sah in seinem Palaste im Kreml diese Stadt in Flammen ausgehen, die zugleich seinen Siegesruhm verzehrten. Noch heute wird das Fenster gezeigt, aus dem Napoleon dem Brande Moskaus zusah. 2. Das Rumänische Tiefland. Lage, Größe, Natur- und Kulturverhältnisse. Das Rumänische Tief- laud ist viel kleiner als das Russische Flachland, mit dessen südlichem Teile es in Klima, Boden und Anbau ziemlich übereinstimmt. Eine Eigen- art besitzt es jedoch als Mündungsland der Donau. Diese umfließt, nachdem sie den Felsklippen des Eisernen Tores enteilt ist, das Rumänische Tiefland in einem südlichen Bogen und bezeichnet dort die Südgrenze des Staates durch einen breiten Sumpfstreifen. Bei Galatz beginnt sie die Bildung eines großen dreiarmigen Deltas.

13. Württembergisches Realienbuch - S. 229

1909 - Stuttgart : Bonz
229 b) An die Ostsee grenzen wichtige Länder, die geistig und wirtschaft- lich höher stehen als das übrige Rußland. Finnland ist das „Land der 1000 Seen", von denen der „See mit den 1000 Inseln" in prächtigen Stromschnellen zum Ladogasee abfließt. Letzterer ist so groß wie Württem- berg und speist die Newa mit außerordentlichen Wassermengen. Am Fin- nischen Meerbusen liegt Helsingfors mit trefflichem Hafen. Die Ostsee- provinzen haben teilweise deutsche Bevölkerung. Vor der Mündung der Düna in den Meerbusen von Riga liegt die bedeutende Seehandelstadt Riga. — Die erste Handelstadt und neue Hauptstadt Rußlands ist Peters- burg. 1v2 Mill. Einw., nach 1700 von Peter dem Großen gegründet. Die breiten Straßen und großen, öden Räume lassen die Stadt oft leer erscheinen; gewaltige Prachtbauten reihen sich gleichförmig aneinander. Im Sommer erreicht die Wärme 30°, im Winter die Kälte fast ebensoviel; dann müssen riesige Öfen und zwei- bis vierfache Türen dem Eindringen der eisigen Luft in die Zimmer wehren. Gegen das Meer ist Petersburg durch Kron- stadt geschützt. c) Südlich von den Ostseeprovinzen breitet sich im Weichselland Russisch-Polen aus. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel zählt 3u Mill. Einwohner. Sie ist die dritte Stadt Rußlands, voll prächtiger Paläste, mit Eisenindustrie und starken Festungswerken. Lodz, 350000 Ein- wohner, darunter fast J/3 Deutsche, hat Anteil am schlesischen Kohlenbezirk und eine große Baumwollenindustrie. Die Hauptbeschäftigung im Weichsel- land ist die Landwirtschaft; den Handel besorgen die Juden, die hier eine Million zählen. — An der Bahn nach Petersburg liegt Wilna. 6) Der Dnjepr berührt das größte Sumpfland Europas, tritt dann in das fruchtbare Lößgebiet und zuletzt in die Steppe ein. Die wichtigste Stadt an ihm ist Kiew, die „heiligste" Stadt der Russen. Die Steppe um den unteren Dnjepr besitzt das größte Kohlenlager Rußlands. e) Das Schwarze Meer hat eine flache Küste, die für die Schiff- fahrt wenig günstig ist. Die großen Zuflüsse bringen so viel Schlamm, daß die Zufahrt immer mehr versandet, so namentlich beim Asowschen Meer. Die Halbinsel Krim, größer als Württemberg, ist eine wüste Steppe, hat aber am Südrand ein steiles Gebirge, das mit seinem prächtigen Abfall und dem warmen Klima der Riviera gleicht. Von der Mündung der Donau und des Dnjepr gleichweit entfernt besitzt Odessa, 400000 Einw., den besten Hafen des Schwarzen Meeres. Glanzvoll blinken seine Paläste und goldenen Kuppen zum Meer herab; grüne Alleen ziehen sich zur Steppe hinaus. Die Hauptausfuhr besteht in Getreide. 1) In der Mitte des Reichs entwickelte sich Moskau zur früheren Hauptstadt Rußlands. Es hat 1 Mill. Einw. und ist der wichtigste Knoten-

14. Die Länder Europas - S. 286

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 286 — Vii. Erwerbszweige. 1. Bergbau. (Ural: Gold, Silber, Eisen, Platin. — Schmuck- steine.) 2. Ackerbau. Mittelrußland.) 3. Viehzucht. Mittel- und Südrußland. — Pferde, Rinder, Schafe, Bienen.) 4. Fischfang. (Stör und Hausen.) 5. Jagd. (Pelztiere und Trantiere.) 6. Industrie. (Herstellung von Leder und Lederwaren. Fabri- kation von Wollwaren, Banmwoll-, Leinen- und Hanfwaren.) 7. Handel. a. Ausfuhrhandel: Getreide, Holz, Wolle, Leder, Kaviar, Pelzwaren, Metalle. b. Einfuhrhandel: Kolonial- und Eisenwaren. o. Handelsplätze: Riga, Petersburg, Archangel, Astrachan, Odessa, Moskau, Nishny-Nowgorod. Viii. Ortschaften. Riga, St. Petersburg, Archangel, Astrachan, Odessa, Moskau, Nishny-Nowgorod, Jekaterinbnrg, Warschau, Lodz. Ix. Geschichtliche Erinnerungen. Der Zug Napoleons I. nach Rußland. C. Geographische Merksätze. Das Meer beeinflußt das Klima. (Golfstrom — das Innere Rußlands!) Anwendung. 1. Beziehe auf Skandinavien folgende Sätze: a. Das Meer ermöglicht verschiedene Erwerbszweige. b. Das Meer beeinflußt das Klima. o. Die Gebirge haben Einfluß auf die Flüsse. 2. Welche Produkte haben Skandinavien und Rußland gemeinsam? 3. Wie erklärt es sich wohl, daß die Westküste der Skandinavischen Halbinsel so fischreich ist? (Die Fjorde und die ihnen vorgelagerten flachen Inseln bieten den Fischen bequeme und geschützte Laichplätze.) 4. Wie erklärt es sich, daß Skandinavien trotz seines Reichtums an Metallen eine so wenig entwickelte Industrie hat? (Mangel an Kohle und an Verkehrswegen.) 5. Die Fjorde bezeichnet man manchmal auch als „Meerfinger". Wie erklärst du das? 6. Warum ist der Lim-Fjord eigentlich kein „Fjord"? 7. Welche Unterschiede bestehen nach der Karte zwischen den Skandi- navischen Alpen und den wirklichen Alpen? (Die Skandinavischen Alpen haben weder Kämme, noch Ketten, noch Längstäler.)

15. Länderkunde von Europa, Wiederholungskurs, Die wichtigsten Handels- und Verkehrswege der Jetztzeit, Elementare mathematische Geographie - S. 36

1908 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
36 Europa. Punkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrs- Mitteln werden, was von großer Bedeutung ist, die so weit voneinander entfernten Landesteile sich näher gerückt, und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten lind im besonderen mit Deutschland. Der Handel Rußlauds läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa . sührt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt es von da seinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Kolonialwaren ein: nach Asien versendet es die groben Erzeugnisse seiner Industrie und bezieht dasür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel wie namentlich den Tee. S i e d e l u n g e n. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der westeuropäischen Kultur, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in Polen und Kleiu-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche Rußland; solche sind Grodno, Wilna, Smolensk; dem ganzen östlichen Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit ent- wickelt, zunächst in den alten Residenzen wie in Moskau und Kiew. Dann hat die Entwicklung der Industrie und des Handels das Aufblühen einer Unzahl von Städten bewirkt. Gleichwohl ist die Bedeutung der Städte in Rußland auch heute noch viel geringer als in Westeuropa. Das Aussehen der Städte zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede. Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen, mit Holz erbauten Häusern. Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (1 Mill, Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen Eingangstor Groß-Rußlands. Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale Hauptstadt, an der das Herz des Russin häugt, ist Moskau (über 1 Mill. Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industrie- gebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt serner Kiew am mittleren Dnjepr; es vereinigt nationale Eigenart mit moderner Kultur, ]/4 Mill. Einw. — Nach St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit fast 300000 Eiiiw. und Odessa mit 400000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrscheudeu Bevölkerung nach eine deutsche Stadt, Odessa eiue elegante moderne Stadt mit stark gemischter Bevölkerung: außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und Griechen; infolge seines günstigen Hasens, der allerdings künstlich geschaffen worden, hat es alle anderen Hafenplätze Südrußlands überflügelt. Sonstige wichtigere Siedelungen sind im Westen Wilna, im Süden Charkow, in der Mitte Tula, bekannt durch seine Eisenindustrie: am Zusammenfluß der oberen Wolga und Oka Nischni-Nowgorod, berühmt durch seine Messen; nnsern und an der Wolga: Kasan, eine alte Tatarenstadt, Saratow, ein sehr wich- tiger Getreideplatz, Astrachan im Delta der Wolga, Mittelpunkt der wichtigen Fischerei und Umschlagsplatz zwischen der Flnß- und Seeschiffahrt; im Mündungs- gebiete des Don Rostow. — In Polen: Lodz und Warschan (siehe S. 35).

16. Lehrbuch der Erdkunde - S. 312

1903 - Trier : Lintz
312 Die Landschaften Europas. Sitze u. Zweige der Industrie. Binnen- und Außenhandel. Verkehrsnetz. Hafenstädte. Siedelungs- form. Volksdichte. Große Städte. Wurzeln der Staatenbildung Kaiserreich Rußland. Königreich Rumänien. Gewerbtätigkeit. (Nenne industriereiche Städte! Welche Industriezweige blühten auf? Wo? Was förderte ihr Aufblühen?) Handel und Verkehr. (Warum braucht ein Austausch der Erzeugnisse nur in geringem Umfange stattzufinden ? Woran hat fast das ganze Land Überfluß? Was liefern einzelne Gebiete, wie Finnland, Nordrußland, Südrußland und Rumänien?) Rußland führt jährlich für etwa 1000 Mill. Mk., Rumänien für etwa 200 Mill. Mk. Getreide, Rußland ferner für über 200 Mill. Mk. Flachs, für 150 Mill. Mk. Holz, Finnland noch außerdem für etwa 70 Mill. Mk. Holz aus. (Warum ist das Verkehrsbedürfnis in Rußland nicht so groß wie in den meisten westeuropäischen Ländern? Es fehlt in Ruß- land selbst an guten, stets brauchbaren Landstraßen. Der Sch litten verkehr während der Winterzeit macht diesen Übel- stand aber weniger fühlbar. (Welche Stadt ist der wichtigste Knotenpunkt für den Eisenbahnverkehr? Welche Ströme sind wichtige Schiffahrtslinien? Worin liegt die Bedeutung der Wolga? Welche sind die bedeutendsten Hafenstädte? Besiedelung und Bevölkerung. In Finnland liegen die Häuser meist zerstreut oder nur in kleinen Gruppen, in Rußland aber fast immer in Dörfern zusammen. Die russischen Dörfer haben meist ein armseliges Aussehen. Sie bestehen aus strohgedeckten Holz- oder Lehmhütten. Es fehlt die Zwischenstufe zwischen Dorf und Stadt, zwischen ländlicher und städtischer Siedelungsweise. Fast alle russischen Städte haben, passend zu dem großräumigen Lande, eine weitläufige Bauart. Die Volks dichte ist gering und beträgt in Rußland 21, in Rumänien 46 E. auf 1 qkm. In Rußland wohnt nur 1/s—1h der Bevölkerung in den Städten. Mehr als 1 Mill. E. haben St. Petersburg und Moskau, mehr als 1/i Mill. Warschau, mehr als 250000 E. noch Odessa, Lods, Riga und Kiew. In Rumänien hat nur Bukarest über 250 000 E. Staatenbildung. Das russische Reich nahm seinen Anfang in der Mitte der Landschaft. Die Randstaaten wurden allmählich, mit Ausnahme von Rumänien, angegliedert, bis die natürlichen Grenzen der Landschaft erreicht waren. (Unter welche Staaten wurde das Königreich Polen geteilt?) Das Kaiserreich Rußland hat ohne Kaukasien eine Größe von 5 400000 qkm; die Einwohnerzahl beträgt etwa 112 Mill. Rußland ist eine uneingeschränkte Monarchie. Der Kaiser oder Zar ist der „Selbstbeherrscher aller R eussen“. Ein Reichs rat und das Ministerium stehen ihm nur beratend zur Seite. Residenzstädte sind St. P e t er s b u r g und Moskau. (Abb. 57). Letzteres ist die Krönungstadt. Die Krönung findet in einer Kirche des hl. Kreml, der eine Vereinigung von kirchlichen und weltlichen Bauwerken, von Kirchen, Klöstern, Palästen u. s. w. darstellt und von einer Mauer umschlossen ist (Abb. 56), statt. Das Königreich Rumänien hat auf 130000 qkm 6 Mill. E. Rumänien wurde i. J. 1881 zum Königreich erhoben, nachdem i. J. 1878 der Berliner Kongress seine Selbständigkeit erklärt hatte. Es ist eine eingeschränkte Monarchie mit Senat und Deputiertenkammer. Haupt- und Residenzstadt ist Bukarest.

17. Grundzüge der Geographie für Mittelschulen sowie zum Selbstunterricht - S. 120

1885 - München [u.a.] : Oldenbourg
120 Zweite Lehrstufe, und einem großen Reichtum an Pelztieren'). Deshalb ist hier die Jagd die wichtigste Nahrnngsqnelle. Die Ebene ist, den Verhältnissen entsprechend, überaus dünn bevölkert. d) Das Wolgatiefland; die Wolga entspringt auf der Waldaihöhe, strömt erst gegen O., dann, gezwungen durch die Vorhöhen des Ural, gegen S. und bei Sarepta, kurz vor dem Eintritte in die kaspische Senke, nach So. Ihre Mündung bildet eiu Delta von mehr als 60 Armen. Nebenflüsse links: Kama; rechts: Oka (akä) mit der Moskwa. Die Oberflächenbeschaffenheit dieses Tieflandes zeigt große Ver- schiedenheit. Im obern Teile desselben, besonders im Becken von Moskau, wird Obstbau getrieben, die Laubbäume überwiegen, und der Ackerbau ist ziemlich bedeutend. Dagegen beginnt s. der Kama bereits das Steppen- gebiet. Die Sommerwärme nimmt hier bedeutend zu; da aber die Sommer- regen fehlen, so muß der Ackerbau aufhören, weshalb auch, je weiter gegen S., desto mehr das Nomadenleben sich geltend macht. Die Gegensätze der Jahreszeiten sind hier überhaupt äußerst auffallend. Auf die glühend heißen Sommer, in denen die Vegetation fast ganz verdorrt, folgen strenge Winter mit gefürchteten Schneestürmen. Dieses Steppengebiet erstreckt sich nach W. bis zum Don. c) Das pontische Tiefland an der Nordküste des schwarzen Meeres. Es ist gleichfalls steppenartig, gewährt aber an vielen Stellen Anbau von Getreides. d) Das Tiefland des Dnjepr; das obere Becken desselben zieht sich als die größte Sumpflandschaft Europas (Rokituosümpfe) durch das Land, dagegen ist die Stromniederung im Mittellaufe sehr fruchtbar. — Der die Ebene durchfließende Dnjepr entspringt am S.-Abhange der Waldai- höhe; er schlägt erst w., dann s. Richtung ein, und uuterhalb Kiew (ki-ef) beginnt der sö. Lauf. Auf dieser letzteren Strecke bildet er zahlreiche Strudel und größere Stromschnellen, die sogen. Porogen. Nachdem er sich noch- mals w. gewendet, mündet er unweit Odessa ins schwarze Meer. — W. vom Dnjepr breitet sich ein ziemlich ausgedehntes Plateau aus, das dann in die Vorstufen der Karpaten übergeht; es wird vom Bug und Dnjestr durch- flössen. 1) Die Pelzproduktion Rußlands. Man schätzt dieselbe jährlich auf (Felle): Zobel . . . 6000 Iltisse . . . 220000 Ottern ... 9000 Nörze . . . 55000 Hermeline. . 50000 Seehunde 330 000 Edelmarder 60000 Eichhörnchen . 1000000 Hasen . . . 1200000 Steinmarder . 150000 Rote Füchse . 85000 | Katzen . . . 205000 Man nimmt an, daß das europäische Rußland jährlich gegen 3 Millionen Felle im Werte von ca. 3mill. Rubel liefert. 2) Die Halbinsel Krim erzeugt in ihren durch die Berge geschützten Thälern treffliche Weine und Südfrüchte.

18. H. 1 - 4 - S. 16

1881 - Karlsruhe : Reiff
16 Wctrschcru (Ew. — fast 6 K.) an der Weichsel, Haupt- stadt von Polen; Universität, Festung; Industrie- und Han- delsstadt. Gdefsn (Ew. — 3 K.) am schwarzen Meere; Handels- stadt, Kriegshafen. Kiew (Kijeff), berühmter Wallfahrtsort am Dnjepr. Arenburg, Festung am Uralflusse. An der Wolga: Wischni (Neu)-Worvgorod (große Messe) und Astrcrchcrn, Kaviarhandel. Archcrnget an der Mündung der Dwina. Inseln im Eismeere: Nöwaja-Semlja und Spitz- bergen. Wer hat Petersburg im Jahre 1703 gegründet? Wie liegt Petersburg zu Moskau? Durch welche Festung wird Petersburg von der Ostsee her gedeckt? Wer weiß etwas vom großen Brande zu Moskau im Jahre 1812 zu erzählen? Welche Stadt liegt westlich von Astrachan? Welche Figur entsteht, wenn man auf der Karte Riga, Petersburg, Archangel, Nischni-Nowgorod, Astrachan, Odessa und Riga miteinander verbindet? §. 9. Scandinavien. Lesebuch Iii. Nr. 16. Das Rennthier. Nr. 20. Die Vogelwelt des nordischen Meeres. Nr. 134. Norwegens Natur. 1) Scandinavien ist größer als Deutschland, die Schweiz, Holland, Belgien und Dänemark zusammen, hat aber nur 6 Mill. Ew. Mit welchem Lande hängt Scandinavien zusammen? Welches Meer liegt gegen Rußland? Welche Meere sind im Norden und Westen? Welche Busen und Straßen führen von der Nordsee zur Ostsee? Wie zieht diese größte Halbinsel Europa's? Welche Form hat der süd- liche Theil? Die West- und Nordküste der Halbinsel ist steil und sehr klippenreich. Das Meer dringt tief in das Land ein und bildet lange Fjords (Busen). Die Küste ist mit vielen Inseln besetzt, die man Skären oder Scheeren nennt. — Ein Drittel der Halbinsel liegt höher als 690 m. Das Hauptgebirge (Richtung von N.-O. nach S.-W.) bildet nicht immer die Grenze

19. Handbuch der Geographie - S. 312

1914 - Breslau : Hirt
312 Rußland. netz", ziemlich geradlinig St. Petersburg mit Rybinsk verbindet, der Stelle, wo die Wolga nahe ihren: nördlichsten Punkte bei 58° N schiffbar wird. Für den Ausbau dieses wichtigen Hafens und bessere Wasser- zuführung in den Kanal soll jetzt endlich gesorgt werden. Für die alte Schleppstelle von Z arizyn am Knie der Wolga, das nur 63 km vom Knie des Don ent- fernt ist und wo dereinst ostindische Waren für Venedig und Genua übergeführt wurden, ist der Entwurf eines Kanals beschlossen, der etwa 80 km lang werden und eine Scheitelhöhe von 44 m über dem Don durch 30 Schleusen ersteigen soll. Die Schwierigkeit liegt darin, daß die Wolga an jener Stelle schon 12,85 m unter, der Don 27,25 m über dem Spiegel des Schwarzen Meeres liegt und das erforderliche Wasser aus dem Don hinaufgepumpt werden muß. Der Kanal soll Schiffe bis 4000 t tragen und ist als Seekanal gedacht, obwohl der n.ö. Busen des Asöwschen Meeres, der Golf von Taganrög, durch die Flüsse immer mehr zugeschüttet, an der Don-Mündung höchstens 5 m Tiefe besitzt. Das Klima muß bei einer so weiten Landerstreckung sehr verschiedenartig sein, aber schroffe Grenzen kommen nicht vor. 400 000 qkm gehören der kalten, das übrige der gemäßigten Zone an. Im ganzen Gebiete, die Küsten der Ostsee kaum ausgeuommen, ist es binnenländisch, mit so harten Wintern, daß im Januar in einigen Landschaften des Innern das Quecksilber gefriert (bei —39° 0), während ein kurzer, sehr heißer Sommer alle mitteleuropäischen Halmfrüchte zeitigt. Unter dem Einflüsse der eisigkalten Winde aus N. und N.o. sinkt die Januar-Temperatur von Moskau im Durchschnitt auf rund —11°, hin- gegen steigt die Durchschnittswärme des Juli fast auf 4-19° (das mittlere Deutschland hat 0° und +20°), wobei absolute Minima von —42,5° beobachtet sind. Der Schnee liegt ununterbrochen von Anfang De- zember bis Anfang März. Kronstadt hat 216 eisfreie Tage, Nischnij Nowgorod 225, Moskau 218, Riga 236, Taganrög 248. Der erste Frosttag fällt durchschnittlich in Riga auf den 23. Oktober, St. Petersburg 5., Moskau 7., Kiew 19. Oktober, Odessa 10. November. Gang der Mitteltemperaturen von W. nach O.: Januar Juli Januar Juli Januar Juli Warschau. . . . -4,5 18,8 Kiew . . . . . -6,2 19,2 Archangelsk. . —13,7 15,8 Riga .... . —5,1 17,9 Odessa . . . . —3,7 22,6 Astrachan. . . — 7,2 25,5 St. Petersburg . —9,3 17,7 Sewastopol. . -1,8 23,1 Orenbürg . . —15,9 21,6 Die n. Hälfte steht besonders unter dem Einflüsse der Westwinde von der Ostsee und der Südwest- winde aus dem offenen Tore n. der Karpaten, die namentlich im Sommer Feuchtigkeit genug mit sich bringen, um üppigen Waldwuchs im s. Teile dieser Hälfte zu ermöglichen. Die Regenmenge ist jedoch nirgends bedeutend genug, beständig einen günstigen Wasserstand der Flüsse zu sichern, und nimmt von N.w. nach S.o. hin stetig ab, wie folgende Zahlen ergeben: Wilna 605, Kiew 535, Moskau 533, Orenbürg 385, Astrachan 149 mm im Jahre. Es überwiegt der Sommerregen in der weiten Ebene. Jedoch hat die baltische Küste Herbstregen, während in der s. Steppe der Frühling viel feuchter ist als der Herbst und darum den schönsten Blumenteppich in wenigen Tagen hervorzaubert. Die meisten Niederschläge fallen auch hier im Sommer, aber in Gestalt von Gewittergüssen, die auf dem undurchlässigen Boden rasch abfließen oder, ohne einzudringen, verdunsten. Die unteren Schichten bieten den Wurzeln der Bäume keine Nah- rung, darum verkümmern sie, und die ungeschützten Flächen werden durch den Sturm von der Schnee- decke entblößt, während diese im Waldlande liegen bleibt. Die S.o.-Küste der Krim erfreut sich als ein Land des Mittelmeerklimas starker Winterregen. Boden, Pflanzenwuchs und Wirtschaftsleben. 1. Der breite Gürtel der Tundren um das Nördliche Eismeer entspricht im ganzen einem Gebiete der Gletscherbedeckung in der Eiszeit. Moränenschutt und Lehm wechseln hier mit Sandftreifen und Sumpfboden, der im Sommer ganz ungangbar ist. 8 bis 9 Monate Winter. — 2. Es folgt das von Sümpfen, Wiesen und Äckern durchsetzte Ruffifche Waldgebiet südwärts bis zu einer Linie vom Karpatenlande über den Zusammenfluß von Wolga und Kama bis an das Südende des Uralgebirges. Den Schätzen dieser Wälder verdankt Rußland die Stoffe zu den Holz- häusern^ der weiten Dörfer und zu seiner hochentwickelten Holzindustrie; aber das „hölzerne Rußland" ist arg daran, sich dieser Schätze selbst zu berauben. Die Waldverwüstung soll jährlich einen Flächen- raum vom Umfauge Schleswig-Holsteins verheeren, doch samt sich der Wald vielfach von selbst wieder an, und lj Mill. qkm sind geschützter Regiernngsforst. Der Urwald heißt Taiga, häufiger als er ist die „ge- lichtete Taiga"; selten ist der Wald schön und urwüchsig, oft mehr gestrüppartig. Die schwer zugängliche Lage der großen Waldungen hemmt ihre Ausnutzung, so daß ihr relativer Ertrag weit geringer ist als im S. bei den menschlichen Siedlungen Bild 479, S. 826 und das Flößereibild S. 325.

20. Europa - S. 47

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
Die Alpen- und Karpatenländer. 47 Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte für Lederwaren (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew. Handel. Rußlands Handel übernimmt die Vermittlerrolle zwischen dem hoch- kultivierten, dicht bevölkerten Westen und dem niedriger stehenden asiatischen Osten. Es führt nach dem Westen Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus und von daher feinere Industriewaren, Rohstoffe und Halbfabrikate ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse der eigenen Industrie und bezieht dafür Roh- stofse (Baumwolle) und Tee. Deutschlands Bedarf an russischen Handels- gütern ist gewaltig; 1913 bezog es u. a. für 327 Mill. M. Gerste, 150 Mill. M. Holz, 82 Mill. M. Weizen, 60 Mill. M. Kleie, 80 Mill. M. Eier, 53 Mill. M. Flachs, 63 Mill. M. Butter, 33 Mill. M. Hafer, 42 Mill. M. Erze; im ganzen für fast 1% Milliarden M. Waren! Leider ist unser eigener Absatz nach Rußland bei weitem nicht so groß (880 Mill. M.); hohe Zölle erschweren uuseren Industrie- waren den Eingang. Siedelungen. Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (fast 2 Mill. Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale Hauptstadt, an der das Herz des Russen hängt, ist Moskau (iy2 Mill. Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es vereinigt nationale Eigenart mit moderner Kultur, 450000 Einw. — Nach St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die Seehandelsplätze Riga mit 300000 Einw. und Odessa mit 480000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt, Odessa eine elegante moderne Stadt mit stark gemischter Bevölkerung; außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und Griechen; infolge seines günstigen Hafens, der allerdings künstlich geschaffen worden ist, hat es alle anderen Hafenplätze Südrußlands überflügelt. Sonstige wichtigere Siedelungen sind im W Wilrta, im S Charkow (220000 Einw.) mit großen Pferde- und Wollmärkten, in der Mitte Tula (130000 Einw.), bekannt durch seine Eisenindustrie; am Zusammenfluß der oberen Wolga und Oka Nifchni- Nowgorod, berühmt durch seine Messen; stromabwärts an der Wolga: Kasan, eine alte Tatarenstadt, Saratow, ein wichtiger Getreideplatz, Astrachan im Delta der Wolga, Mittelpunkt der wichtigen Fischerei und Umschlagsplatz zwischen der Fluß- und Seeschiffahrt; im Mündungsgebiet des Don Rostow. — In Polen: Lodz und Warschau (siehe S. 45). Rußland (Osteuropa) und Westeuropa. 1. Rußlands Bodengestalt ist äußerst ein- fach: ein ungeheures Tiefland, während die Länder des westlichen Europa meist bergig sind oder doch aus zerschnittenen Tafelländern und Plateaus bestehen und nur unter- geordnete Tiefländer enthalten. 2. Die meisten Flüsse Westeuropas bleiben an Länge und Größe des Stromgebietes bei weitem hinter den russischen zurück. 3. Rußlands Klima hat vorherrschend kontinentalen Charakter; Westeuropa hingegen ist infolge der größeren Nähe des Ozeans weit geringeren Temperaturschwankungen unterworfen. 4. Die große Einförmigkeit der Bodengestalt bedingt eine weit größere Gleichförmigkeit der 4*