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1. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 39

1912 - Berlin : Oldenbourg
Rußland. 39 eine deutsche Stadt, Odessa eine elegante moderne Stadt mit stark gemischter Bevölkerung; außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und Griechen; infolge seines günstigen Hafens, der allerdings künstlich geschaffen worden, hat es alle anderen Hafenplätze Südrußlands überflügelt. Sonstige wichtigere Siedelungen sind im Westen Wilna, im Süden Charkow (220000 Einw.) mit großen Pferde- und Wollmärkten, in der Mitte Tula (13o000 Einw.), bekannt durch seine Eisenindustrie am Zusammenfluß der oberen Wolga und Oka Nischni-Nowgorod, berühmt durch seine Messen; unfern und an der Wolga: Kasan, eine alte Tatarenstadt, Saratow, ein sehr wichtiger Getreide- platz, Astrachan im Delta der Wolga, Mittelpunkt der wichtigen Fischerei und Umschlagsplatz zwischen der Fluß-und Seeschiffahrt; im Mündungsgebiet des Don Rostow. — In Polen: Lodz und Warschau (siehe S. 37 u. 38). Die Entwicklung Rußlands hindernde Momente. In geographischer Hin- sicht sind es vor allen zwei Tatsachen, welche der wirtschaftlichen Entwicklung hemmend im Wege stehen: der Norden des Reiches ist auf weite Strecken hin unwirtlich, und an der See hat Rußland nur einen beschränkten Anteil. Dazu ist das Nördliche Eismeer nur wenige Monate dem Verkehr geöffnet, das Schwarze Meer hat nur wenige gute Häfen, und die Ostsee ist ein Binnenmeer. Es fehlen daher die Stützpunkte an den Weltstraßen und die Hafenplätze am Ozean. Daher die fortwährenden Vorstöße nach den südlichen offenen Meeren: dem Mittelmeer und dem Persisch-Jndischen Meer sowie nach dem Großen Ozean. Außer diesen durch die Naturverhältnisse des Reiches gegebenen Mängeln übten auf den Fort- schritt des Landes verschiedene andere Ursachen eine verzögernde Wirkung aus, vor allem die Rückständigkeit der allgemeinen Volksbildung^), die Unehrlichkeit und Bestechlichkeit des Beamtentums, die höchst reformbedürftigen sozialen Zustände und die seitherige absolute Regierungsform. Ob die neue Regierungsform, die sich äußerlich den abendländischen Mustern anschließt, zu voller Europäisierung des Landes führen wird, ist abzuwarten. Einstweilen bildet dieses zahlreichste kaukasische Volk immer noch ein fremdartiges Element im europäischen Kulturleben des 2(1 Jahrhunderts. Rußland (Osteuropa) und Westeuropa. 1. Rußlands Bodengestalt ist äußerst einfach: ein ungeheures Tiefland, während die Länder des westlichen Europa teils bergig sind oder doch aus zerschnittenen Tafelländern und Plateaus bestehen und nur untergeordnete Tiefländer enthalten. 2. Die meisten Flüsse Westeuropas bleiben an Länge und Größe des Stromgebietes bei weitem hinter den russischen zurück. 3. Rußlands Klima hat vorherrschend kontinentalen Charakter, Westeuropa hingegen ist infolge der größeren Nähe des Ozeans weit geringeren Temperaturschwankungen unterworfen. 4. Die große Einförmigkeit der Bodengestalt bedingt eine weit größere Gleichförmigkeit der Pflanzendecke und der Bodenkulturen als in Westeuropa. 5. Während Westeuropa seine höhere Kultur von Rom erhielt, mischen sich in der Bildung und Gesittung des russi- sehen Volkes griechisch-orientalische und tatarische Einflüsse (Einfall der Tataren zu Anfang des 13. Jahrhunderts in das südrussische Steppenland). Nur die 1) Von den 130 Mill. Einw. des ganzen Russischen Reiches sind 99 Mill. des Lesens und Schreibens unkundig.

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1. Anfangsgründe - S. 66

1909 - Halle a. d. S. : Waisenhaus
66 Ii. Länderkunde von Mittel - und Westeuropa. Höhenlage. Abgrenzung. kühl erscheinen, weil das Wasser kühler ist als das Land, und im Winter mild, weil das Wasser dann nicht so kalt ist wie das Land. Man unter- scheidet geradezu Landklima, dessen Winter kalt und dessen Sommer warm ist, und Seeklima, dessen Winter mild und dessen Sommer kühl ist. Hinzu kommt beim Seeklima eine starke Feuchtigkeit der Luft, deren Folge reichliche Niederschläge sind, beim Landklima eine größere Trockenheit der Luft, die deshalb wenig Niederschläge zuläßt. 3. Auch die Höhenlage einer Gegend wirkt stark auf ihre Wärme- verhältnisse ein: Je höher ein Ort liegt, um so rauher pflegt er zu sein. Deshalb ähnelt die Pflanzenwelt in sehr hohen Gebirgen der in den Polar- gegenden, und deshalb sammelt sich auf den höchsten Berggipfeln Winter- schnee und Eis in solchen Massen, daß die Sonnenwärme nicht ausreicht alles aufzutauen; ebenso sind die Polarländer in ewigen Schnee und in Eis gehüllt. An den Gehängen der Gebirge glitscht das Eis langsam tal- wärts: Gletscher. In den Niederungen ist es wärmer; dort taut das Gletschereis dann rasch ab. In den Polarlündern bilden sich weite Eis- decken, die alles Land überspannen: Inlandeis. Wo es ans Meer gerät, bricht es ab, die Eisberge werden in wärmere Gegenden getrieben und schmelzen dort. Ii. Länderkunde von Mittel- und Westeuropa. 8 i. Gemeinsames und Unterscheidendes. 1. Die große Landmasse Asien—europa gliedert sich im Westen immer feiner, je mehr sie sich dem Atlantischen Weltmeer nähert. Ruß- land ist eine noch ganz festländisch weit ausgedehnte Landmasse und besitzt ein Landklima mit strengen Wintern selbst im S. und heißen Sommern selbst in ziemlich n. Gegenden. Läßt man die Hauptglieder des außer- russischen Europa fort, also die 3 s. Halbinseln (Name vgl. S. 36) und die 3 Staaten des N. auf ihren 2 Halbinseln und zahlreichen Inseln (Name vgl. S. 35), dann bleibt eine Landmasse übrig, die von den Alpen zur Ostsee rund 1000 km, vom Atlantischen Meer bis zur russischen Grenze rund 1250—1500 km mißt. Die Witterung entspricht hier dem Seeklima, im meersernen ö. Teil des Gebiets natürlich nicht so genau wie im westlichen. Diesen macht Westeuropa aus, jenen in der Mitte zwischen der Apenninenhalbinsel, den 3 nördlichen Staaten und dem öst- lichen Europa Mitteleuropa.

2. Teil 3 - S. 74

1889 - Hannover : Helwing
74 Peter der Große und Karl Xii. gegen 1500 Strelitzen und einige andere Personen hingerichtet. Wie Peter gewohnt war, überall selber Hand anzulegen, überwachte und leitete er auch hier die Arbeit der Richter, Folter- und Henkersknechte; ja er soll mit eigener Hand mehrere enthauptet haben. Die Regimenter der Strelitzen wurden aufgehoben; keiner derselben durste in der Hauptstadt wohnen; sie dursten keine Waffen tragen, also auch nicht mehr Soldat werden. Die Frauen und Kinder der Enthaupteten wurden ins Elend geschickt. Peter hielt seine Schwester für die geistige Urheberin des Aufstandes; obwohl er ihr dieses trotz aller mittels der Folter erpreßten Zeugnisse nicht nachweisen konnte, zwang er sie doch, jetzt Nonne zu werden. Sie starb 1704. Die Nachricht von dem Moskauer Blutbade erregte in Westeuropa Entsetzen, in Rußland aber Erbitterung und Haß gegen den Zaren und seine Neuerungen. Peter ließ sich jedoch durch nichts irre machen. Er veranlaßte, teils durch Gewalt, junge Russen, ebenfalls auf Reisen zu gehen; die einen lernten Handwerke, das See- oder Soldatenwesen, andere studierten fremde Sprachen, Arzneiwissenschaft, Rechtsgelehrsamkeit. Die Zahl dieser Studienreisenden belief sich auf mehrere Hunderte; zu ihrer Beaufsichtigung sandte der Zar sogar Inspektoren mit. Gleichzeitig war , Peter unausgesetzt bemüht, tüchtige Ausländer, Militärs, Seeleute, Ärzte. Rechtsgelehrte, Schiffsbauer und Handwerker aller Art in russische Dienste zu ziehen. Die Unzufriedenheit, welche diese Maßregeln bei den Stockrussen erregten, wurde noch durch verschiedene von Qjeter eingeführte Neuerungen vermehrt. Gleich bei seiner Rückkehr schnitt er mehreren Großen, welche ihn begrüßten, eigenhändig die Bärte ab; später bestimmte er, daß diejenigen, welche Bärte tragen wollten, dafür eine Steuer entrichten mußten. Auch die lange schlafrockähnliche Kleidung der Russen mit den weiten, herabhängenden Ärmeln, die jede rasche Bewegung hinderte, war dem Zaren verhaßt; er befahl deshalb, daß die Russen, selbst die Bauern, ungarische und deutsche Kleidung tragen sollten. An den Stadtthoren wurden Muster der neuen Kleidung ausgehängt; wer trotzdem mit einem langen Gewände in der Stadt erschien, wurde mit Geld bestraft oder mußte niederknieen und stch so viel von demselben abschneiden lassen, als beim Knieen auf der Erde schleppte. Trotz alles Eifers, mit welchem der Zar diese Neuerungen einzuführen suchte, blieb die große Masse des Volkes von denselben unberührt; freundlicheres Entgegenkommen fand die Erlaubnis des Tabakrauchens. Dieses sowie das Bartscheren galten als gottlos; Rauchen, Schnupfen und selbst der Handel mit Tabak waren früher bei Todesstrafe verboten. Peter dagegen erlaubte seinen Unterthanen aller Stände den Gebrauch des Tabaks. Auch in betreff der Zeitrechnung schloß sich Rußland Westeuropa an. Bisher hatten die Russen nach der von Byzanz überkommenen Zeitrechnung ihr Jahr mit dem 1. September begonnen und schrieben 1799 schon das Jahr 7207 seit Erschaffung der Welt. Peter bestimmte nun, daß hinfort die Jahre von Christi Geburt ab gezählt werden und mit dem 1. Januar beginnen sollten (S. 47). Die Russen meinten, der liebe Gott habe doch die Welt nicht im Winter erschaffen, sondern im Herbst, wo das Getreide und andere Früchte reif

3. Die europäisch-germanischen Staaten - S. 567

1857 - Glogau [u.a.] : Flemming
Das kontinentale und gebirgige Westeuropa. 567 der Vv zahlreiche Seen; der W der mittelrussischen Ebene enthalt zwischen Weichsel und Dnjeper, zwischen dem uralisch - baltischen und malisch-karpatifchen Höhenzuge die weiten lithauischen Sumpfebenen am Przypiec, der 0 der südrussischen Steppenebene, zwischen Wolga und Ural, ist durch seinen Salzboden und seine Salz- seen Salzsteppe; im W verbindet sie sich mit der untern Stufenebene der Donau. — Ural, Kaukasus, das taurische Gebirge und die Karpaten sind die großen Randgebirge der großen sarmatischen Ebene, der Ural ist das längste euro- päische Gebirge und ein Meridiangebirge, der Kaukasus das höchste und ein Parallel- gebirge; beide sollen ihre nähere Betrachtung bei Rußland finden, die Karpaten, die Westeuropa angehören, bei den Karpatenländern. Das taurische Gebirge ist als ein abgetrenntes Glied des Kaukasus zu betrachten, Kaukasus und Karpaten sind durch den Westtheil der südrussischen Ebene von einander getrennt. B. Das kontinentale und gebirgige Westeuropa. tz. 10. Drei große Gebirgsspsteme, Pyrenäen, Alpen und Hämus, be- stimmen im 8, zwei Gebirgssysteme, Karpaten und der mitteldeutsche Ge- birgsgürtel im N die Erhebungsverhältnifse des kontinentalen und gebirgigen W Europa. Pyrenäen, Alpen und Hämus sind ihrer Hauptrichtung nach Parallelgebirge mit einzelnen Abweichungen von der 0>V Richtung, sie sind die 3 Westglieder der großen ostcontinentalen Parallelgebirgskette, durch den jenseits des Marmormeeres gelegenen Antitaurus in Kleinasien mit den asiatischen Ostgliedern verbunden. Die Alpen bilden nach Länge, Höhe, Masse, Großartigkeit in ihren Formen und in der Verbindung mit den übrigen Gebirgen das Hauptgebirgssystem von Westeuropa. Das Rhonethal und ein ebener Küstenstrich trennt sie im W von den Pyrenäen und dem Gebirge der Auvergne, die dinarischen Alpen verbinden sie mit dem Hämus. Das Land zwischen Alpen, dinarischen Alpen und Hämus einerseits, und der mitteleuropäischen Gebirgsdiagonale andrerseits, trägt einen doppelten Ober- flächencharakter; der Nw zwischen Alpen und dem mitteldeutschen Gebirgsgürtel, das süddeutsche Hochland, ist vorwaltend Hochland, vielfach von Höhenrücken und Gebirgszügen durchzogen, die eine Verbindung zwischen den Alpen und dem mittel- deutschen Gebirge erstreben, das Land in Berg- und Hügelland mit wechselnden Thälern und kleinen Ebenen verwandeln; der 80 zwischen Alpen, dinarischen Alpen, Hämus und Karpaten ist vorwaltend Tiefland, enthält die Donautiefebenen, die obern ungarischen, die untern wallachischen. — Das Westende der mittel- europäischen Gebirgsdiagonale breitet sich zwischen Rhein, Mosel, Seine und Loire als mittel französisches Hochland aus. — Den Pyrenäen vorgelagert erscheint das süd französische Hoch - und Berg land der Auvergne und der Sevennen zwischen Rhone, Loire und Garonne; von ihm breiten sich nach W zum Meere die von Garonne, Charente, Loire und Vilaine durchflossenen westfranzösischen Ebenen aus. 1. Die Alpen tz. 11. sind ein Kettengebirge und bestehen aus einer Anhäufung von zahllosen Gebirgsketten, wild und großartig in zerrissenen Hörnern, Nadeln (Dents, Aiguilles) und Wänden emporsteigend, von zahllosen Quer-, von mehreren Längenthälern durch- brochen, liegen sie im Herzen von Westeuropa; im W den Südlauf der Rhone, im O in der großen ungarischen Tiefebene fast den Südlauf der Donau erreichend, 150 — 170 M. (., 15 — 40 M. br., erfüllen sie einen Raum von 4 — 6000 Q. M. allein 37*

4. Deutsche Sozialgeschichte - S. 31

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Wesen und Entwicklung der ritterlichen Gesellschaft. 31 allen anderen abgesondert. Bei den Kreuzzügen trat das Rittertum sogar in den Dienst religiöser Gedanken; geistliche Ritterorden wurden gestiftet. Gerade die Kreuzzüge aber trugen dazu bei, daß die ganze abendländische Ritterschaft dem auf das Umfassende, Allgemeine gerichteten Zuge des Mittelalters gemäß als große einheitliche internationale Genossenschaft angesehen wurde. Das trat besonders deutlich und prächtig bei dem berühmten Mainzer Pfingstfeste 1184 hervor: aus ganz Westeuropa waren glänzende Ritterscharen um Friedrich I. Barbarossa als den obersten Lehnsherrn versammelt. Die Welt des Abendlandes bildete den Horizont des ritterlichen Adels, während die übrigen Volkskreise meist nur ihren beschränkten Sonderinteressen lebten und von der höheren, ritterlichen Bildung ausgeschlossen blieben. Höfisch und „törpcrlich" = dörflich werden einander nach französischem*) Vorbild gegenübergesetzt. Überall in deutschen Landen erheben sich Burgen, überall erblickt man die Ritter mit ihrem Ringelpanzer und Helm. Ein gewisser fremdartiger, farbenprächtiger Luxus entwickelt sich, geselliger Verkehr mit Saitenspiel und Gesang wird rege, auch das geistige Leben nimmt einen schönen Aufschwung, und auch auf diesem Gebiete versucht der Ritterstand im Gefühle seiner äußeren Machtstellung die Führung zu übernehmen, die bis dahin allein und unbestritten die Geistlichen behauptet hatten. Vor der neuaufblühenden ritterlichen Dichtung verblaßt die geistliche mehr und mehr. Volksepos, Lyrik und Geschichtsschreibung werden gepflegt. In dieser Zeit tritt auch die Frau in den ritterlichen Verkehr ein, wird schließlich, wenigstens in der Minnedichtung, sein Mittelpunkt und steht *) Mit vielen neuen Vorstellungen drangen damals viele französische Wörter in unsere Sprache ein. Auf deren Entwicklung hat das Rittertum bedeutenden Einfluß gehabt (vgl. die Ausdrücke: aus dem Stegreise, in Harnisch bringen, aus dem Sattel heben, stichhaltig, mit offenem Visier, den Handschuh hinwerfen u. ä.).

5. Die Landschaften Europas - S. 46

1900 - Trier : Lintz
46 Das Hochgebirge der Alpen. und jedes Urteil muss sich unter die Vergleichsgegenstände dieser engen Welt beugen. Infolgedessen finden wir bei den Alpenbe- wohnern im allgemeinen einen beschränkten geistigen Blick, ein starres Festhalten am Alten, neben dem ja niemals etwas Besseres çrstrahlt, ein Festhalten sowohl an den überlieferten Einrichtungen, Sitten und Gebräuchen, als auch an den in der Volksseele wurzelnden Anschauungen. In der Erhaltung der Volkstrachten (s. letzten Abschnitt), in denen fast jedes Thal irgend eine Eigenart bewahrte, in dem Feiern alter Volksfeste, die ihren Ursprung oft in den fernsten Zeiten haben, in der Pflege der lokalen undnationalensage undgeschichte, in der treuen Anhänglichkeit an Thron und Altar giebt sich dieser Geist zu erkennen. Er hat als Volksgeist seine Licht- und seine Schattenseiten. Das Wirtschaftsleben hat einen gesunden Kern und bewegt sich in festgefügtem Rahmen, macht aber von neuen technischen Hilfsmitteln und neuen Methoden, die einen fördernden Einfluss ausüben könnten, nur einen be- schränkten Gebrauch; die Heimat- und Vaterlandsliebe ist eine warme und in Stunden der Gefahr schwingt sie sich, wie noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts der Aufstand der Tiroler gegen die französischen Eroberer bewiesen hat, zu Heldenthaten auf, aber politische Strömungen, die der Zeitgeist hervorbrachte, werden, vielleicht zum Schaden des Volkswohls, zurückgedrängt; das ruhige und gleic h m ässigef ortschreiten der mensch- lichen Kultur in den engen Alpenthälern bewahrt vor manchen Verirrungen des Menschengeistes und des menschlichen Herzens, aber infolge des Rückstandes in der Kultur, der sich ergeben muss, brechen sich die grossen Wogen der Kultur an dem gewaltigen Hochgebirge der Alpen wie die Wogen des Meeres an den Fels- klippen der Küste: endlich die Religion, der der Umgang mit einer grossartigen und die Abhängigkeit von einer feindseligen Natur die Herzen der Alpenbewohner weit öffnete, dringt tief in das Menschengemüt ein und wirkt veredelnd auf dasselbe, aber sie ist, weil der Vergleich mit anderm Menschenhandeln fehlt, auch nicht frei vom Geist des Fanatismus und der Unduld- samkeit. Die Alpen bildeten gegen die Verbreitung der menschlichen Kultur ein gewaltiges, hemmendes Bollwerk. Die Kulturwoge, die im Altertum von den Mittel- meerländern ausging, wurde auf ihrem Wege nach N abgelenkt nach W, und erst von Westeuropa flutete sie weiter nach (). So haben die Alpen das Geistesleben der europäischen Völker stark beeinflusst und nicht bloss deren räumliche, sondern auch deren geistige Trennung bewirkt, bezw. vergrössert. Durch den bedeutenden Touristenverkehr, der sich in neuerer Zeit in manchen Alpenthälern entfaltet, wird diese Kulturschranke wohl etwas gelockert, aber doch nicht in dem Masse beseitigt, als man gewöhnlich annimmt. Die Bewohner der meisten Alpenthäler halten trotz des durchziehenden Fremdenstroms ihre tief in der

6. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 7

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
7 Nutzung der Magnetnadel italienische Seeleute die Gestade des Mittelmeeres und den atlantischen Rand von Westeuropa vermessen hatten. Wo dies nicht geschah, sondern sich der darstellende Geograph auf das Erraten verlegte oder unvermessene Gebiete nach Beschreibungen von Reisenden zu entwerfen versuchte, erzeugte er nur Mißgestalten. Auch begegnen wir auf jenen älteren Gemälden wunderlich geformten Seen oder regelwidrig znsammengescharten Inseln oder befremdenden Stromentwicklungen. Beim Anblick dieser Abbildungen sagt uns ein noch unbestimmtes geographisches Schicklichkeitsgefühl, daß solche Umrisse oder solche Linien in der Natur nicht vorkommen können. Es handelt sich dabei, wohl- gemerkt, nicht um eine bloße Verzerrung von Raumgestalten, sondern um etwas, was wir sogleich als etwas Naturwidriges und Störendes verwerfen müssen. Es dämmert daher die Erkenntnis in uns, daß eine getreue Karte in uns das Ge- fühl der N a t n r w a h r h e i t erwecke. Wenn ein Landschaftsmaler eine Ge- birgsgegend wiedergibt, wie er sie wirklich fand, so wird, hätte er auch nicht die geringste Ahnung von der wissenschaftlichen Bedeutung des Gegenstandes besessen, ein Geolog dennoch das Gemälde sich vollständig erklären können. Er wird im Bilde den Bau der Gebirgsarteu, ihre Schichtenlage und ihre Verwerfungen, er wird die Verheerungen von Luft und Wasser wieder finden, ihm wird die Malerei nicht eine Landschaft sein, sondern ein historisches Gemälde, eine geschichtliche Darstellung des Kampfes von Naturkräften mit den Stoffen unserer Erdrinde. Sobald der Maler eine Gebirgslandschaft erfinden wollte, er müßte sie denn zu- sammeusetzeu aus Reminiszenzen, wird er stets irgendwo gegen das Natur- mögliche verstoßen. Eine gute Karte ist aber nichts anderes als ein Naturgemälde, welches sich auf vorausgegangene Messungen stützen muß, wo alles unter sich in Harmonie steht, wo sich alles gegenseitig bedingt, der wagerechte Umriß sowohl als die senkrechte Erhebung, wo unter anderem auch jeder Strom mit seinen Verzweigungen in uns eine deutliche Vorstellung von dem senkrechten Bau des abgebildeten Entwässerungsgebietes hervorruft. Wie die Gebirgslandschaft zu- gleich vor dem Auge des Geologen zu einem geschichtlichen Gemälde wird, so müssen wir auch uaturtreue Karten als die Darstellung historischer Vorgänge auffassen. Es gilt daher zunächst, die Vermutung festzuhalten, daß nicht der Zufall die Ländergestalten zusammengetragen habe, sondern daß im Gegenteil jede, auch die geringste Gliederung in den Umrissen oder Erhebungen, jedes Streben der Erdoberfläche seitwärts oder aufwärts irgendeinen geheimen Sinn habe, den zu ergründen wir versuchen sollten. Das Verfahren zur Lösung dieser Aufgaben besteht aber nur im Aufsuchen der Ähnlichkeiten in der Natur, wie sie uns vom Landkartenzeichner dargestellt wird. Überblicken wir dann eine größere Reihe solcher Ähnlichkeiten, so gibt ihre örtliche Verbreitung meist Aufschluß über die not- wendigen Bedingungen ihres Ursprungs. Wo es auf diese Weise gelungen ist, beim Anblick der Erdgestalten sich etwas zu denken, da beginnen die geographischen Gemälde gleichsam selbst uns anzu- reden und die Schicksale der Länderräume zu erzählen.

7. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 52

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 52 — mvb,Ü^nt§' ^ .öe0en ,^einbe Au schützen, trieb zur Anlage von befestigten Platzen. Um die Königspfalzen, Bischofssitze, bei einem Kloster siedelten sich Hörige im Dienste ihrer Herren an. Dazu kamen auch Freie: Bauern und Handwerker. Die ganze Ansiedlung wurde mit Mauer und Graben umgeben. Man nannte sie Burg und ihre Bewohner Bürger. Solche befestigten Plätze waren aber noch keine Städte mit eigener Obrigkeit und eigenem Recht Die städtische Entwicklung hat erst der Handel bewirkt. Kaufleute, die ihre bewegliche Hobe am leichtesten durch die Feinde verlieren konnten, suchten in den Burgen Schutz. Die Märkte wurden dorthin verlegt. Dadurch kamen sowohl Leute als auch Reichtümer herzu. Der König verlieh solchen Orten das Marktrecht d h seinen besonderen königlichen Schutz. Zur Zeit des Marktes wurde eine Stange errichtet mit Schwert, Handschuh, Hut, Kreuz oder Fahne. Daraus entstanden spater die Rolandsäulen, die in vielen Städten den Marktplatz zierten. Nun genoß der Ort selbst und auch der zugereiste Kaufmann den Königsfrieden. Ein Burggraf oder Schultheiß stand im Namen des Königs dem Marktgericht vor und richtete mit den Schöffen in allen Marktsachen. Später übte der Rat der _.tadt die Gerichtsbarkeit aus. Nach und nach bekamen die Städte immer mehr Rechte, so daß sie auch über Leben und biod ihrer Bürger richten konnten. Auf dem Marktplatz oder vor dem Tore staut» der Galgen als Wahrzeichen solcher Macht. Alle Bürger waren dann nur diesem einen Gericht verantwortlich. Außer dem Gerichtswesen bekamen die Städte dann auch das Heer- und Steuerwesen in ihre Hand. Die reich gewordenen Städte strebten darnach, sich von ihrem Grasen oder Bischof frei zu machen und nur den Kaiser über sich zugaben. Gelang ihnen das, so waren sie freie Reichsstädte, die anderen hießen Landstädte. Die Blütezeit der Städte beginnt im 13. und 14. Jahrhundert. 2. Aussehen. Die Städte waren zum Schutze gegen die Feinde mit einer hohen, oft doppelten Mauer umgeben, auf der Jich runde, eckige oder spitze Wehrtürme befanden. An einzelnen Stellen führten durch die Mauern in die itadt enge ^.ore, die nachts durch mächtige Torflügel geschlossen wurden. Der Raum innerhalb der Mauern wurde sorgfältig ausgenutzt. Darum waren die Straßen eng, die Häuser hoch. Obere Stockwerke baute man oft mehrere Fuß breit über das untere heraus, so daß man über sich den blauen Himmel kaum sehen konnte. Meistens standen die Giebel nach der Straße hin. Die krummen Straßen waren ungepflastert. Da fast alle Bürger Ackerbau trieben und Vieh hielten, lag der Düngerhaufen neben dem Hause. Des Morgens tutete der Hirt die Kühe zusammen und trieb sie auf die gemeinschaftliche Weide. Schweine liefen frei auf den Straßen umher. Bei schlechtem Wetter konnte man sich kaum durch den Schlamm und die Pfützen hindurcharbeiten. Die Unreinlichkeit verdarb die Luft und das Wasser. Ansteckende Krankheiten, ja Pest und Aussatz forderten viele Opfer. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wütete der "schwarze Tod", eine furchtbare Pest, in Westeuropa. Große Städte verloren oft mehr als die Hälfte ihrer Einwohner. Die Häuser waren meist aus Holz ge- baut und mit Schindeln oder Stroh gedeckt. Brach in einem Hause Feuer aus, so verbreitete es sich oft schnell über ganze Straßen und Stadtteile und legte sie in Schutt und Asche. Reiche Leute bauten sich große und schöne Häuser,

8. Anfangsgründe - S. I

1909 - Halle a. d. S. : Waisenhaus
Erdkunde für höhere Mädchenschulen Auf Grund von A. Mrchhoffs Schulgeographie unter Berücksichtigung der Lehrpläne vorn 12. Dezember 1908 bearbeitet von Dr. Felix sampe, Oberlehrer. K-ft i für die 7. und 6. Masse. Anfangsgründe. Länderkunde von Mittel- und Westeuropa. Tttit 33 Abbildungen im Text. Balle a. d. S. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses 1909.

9. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 236

1830 - Berlin : Reimer
r m Vs8 m L 5 ©«g V w f»' »S t-lf® is® ~ C9 . -O'. . 8. ° 2 v M» 3 eg' Z i? e . . . c -tt S3 C -> 3 ; e* * «• Ot •e ... p f? • « Mr or o to 3 o | 2 0^0 en o o | (£> *4 05 <1 O O O O en o o 3 Z to to Cn 05 O Go O o S Ktoi* © — en © © Z 8 C? Ot !S 2 to Os O O O en en o 3 c 3 Zz8 <S) © £> o © 1 20 100 90 A S’ Mt 05 id -4 en 05 Oooo'oo Z o © © O Ojo i o >■* ►* o o o D poo o O’ co - t to On O to O) woto'vtco 05 05 s "<1 en 05 Cw O 05 Oj o 8 1440 I 8530 | 7960 Co O' N» to tu Cowoojtn O' Q O’ to co © © o o o o 1760 1800 14400 Westeuropa, die mediterraneischen Stromsysteme. K av en to en go en O O O O en © o *0 Cn <1 en 0d Oj 00 omoomoo O? <1 to 05 Cm Oi C» o en o o o © 5 ppppopo •o'© ec'cri'en'ot'c» eo ^-1 05 i? 2 to K> >-»■ to I H 00 Co O to tw i Q O *4 t» >fc> Op i © © en O O O I Direkterabstand der Quel- le von der Mundung in deutschen Meilen. Grlste der Stromentwicke- lung in d. Meilen. Grltze der Stromkrlm» mungen in d. Meilen. Die Krummungcn machen von dem direkten Ztbstonde aus, Zehntheile des letztern: Fllchenraum des Strom- gebiets in deut. Geviert- meilen. 236

10. (8. bis 10. Schuljahr) - S. 2

1913 - Halle a. d. Saale : Pädag. Verl. Schroedel
2 Westeuropa. der Mensch nur ein von ihm neu ersonnenes Fanggerät für Tiere gegen einen Sack voll Getreide; heute bewegen sich zehntausende von Schiffen und Hundert- tausende von Eisenbahnzügen, um Millionen von Menschen in den Kultur- ländern der Erde Nahrung für ihren Hunger und Rohstoffe für ihre Arbeits- aufgaben zuzuführen und dafür die Erzeugnisse ihrer körperlichen oder geistigen Tätigkeit dahin zu tragen, wo sie als Be zahlun g für die empfangenen Güter oder der Gewinnung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen dienen können. Wenn der Mensch der Vorzeit bei der Ausnutzung des Bodens für seine Ernährung sich auf ein bloßes Einsammeln von pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln beschränkte, so wendet der Landwirt der Gegenwart die rationellsten Mittel einer sorgfältigen Bodenkultur an wie sachgemäße Frucht- folge, zweckentsprechende Düngung, Auflockerung des Bodens mit Tiefpflug und Egge, Be- oder Entwässerung, Züchtung wertvollen Samens u. a., und Männer der Wissenschaft und Technik bemühen sich, diese Mittel immer mehr zu vervollkommnen, ;a sogar künstliche Nahrungsmittel aus anorganischen Stoffen herzustellen. Eine weise und umsichtige Staatsverwaltung aber sorgt dafür, daß solchen friedlichen Arbeiten Schutz und Hilfe nicht fehlen. Er- möglichten die einfachen Lebensverhältnisse auf früheren Entwicklungsstufen beim Handel einen gewöhnlichen Tausch der Handelsgüter, so hat die neue Zeit im Gelde ein besonderes, heute ganz unentbehrliches Tausch mittel schaffen müssen. 2. Die Notwendigkeit der Weltwirtschaft in der Gegenwart. Bei der starken Bevölkerungszahl kann sich heute kein einziger Kulturftaat vom Auslande vollständig abschließen; die Abhängigkeit der Bewohner vom Aus- lande wächst im Gegenteil von Jahr zu Jahr. Weise das nach für eine größere Anzahl von Berufen, für deine Nahrungs- und Genußmittel, für deine Klei- dung, Wohnung und für sonstige Bequemlichkeiten, für Zeiten der Krankheit, der Erholung, der Schularbeit! Damit aber besteht für jeden modernen Kultur st a a t die eiserne Notwendigkeit, Weltwirtschaft zu treiben. Es muß geradezu sein Hauptaugenmerk darauf gerichtet sein, daß sich seine Handelsbeziehungen zum Auslande immer günstiger entwickeln können. Die Verkehrswege müssen immer besser und gerader werden, die Verkehrsmittel immer tragkräftiger und schneller, das Nachrichtenwesen immer leichter. Gib Gefahren an, welche der weltwirtschaftlichen Entwicklung eines Staates durch Maßnahmen der anderen drohen! Gibt es auch Gefahren für die welt- wirtschaftliche Entwicklung im eigenen Lande? 3. Weltwirtschaft und Kolonisation. Mit der Weltwirtschaft hat die Kolonisation viel Ähnlichkeit. Sie unterscheidet sich von ihr aber da- durch, daß sie auf einem außerhalb der Staatsgrenzen gelegenen Boden nicht bloß wirtschaftliche Vorteile für den eigenen Staat erstrebt, sondern auch seine politische Beherrschung. Eine solche politische Beherrschung hat vor der bloß wirtschaftlichen Aus- nützung eines nicht zum Staate gehörigen „Interessengebietes" den großen Vorteil, daß sie durch gewisse gesetzgeberische Maßnahmen (Zollgesetze, Ausnahmegesetze für Ausländer u. s. w.) unliebsame Konkurrenten auf dem Weltmärkte ausschalten oder wenigstens zu Gunsten der eigenen Staatsbürger in den Hintergrund drängen kann.

11. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 247

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
t_____ - 247 — I seinen Tod unter den Mauern der norwegischen Festung Fredriks- 1718 hald, die er belagerte. Von nun an steht Rußland in der Reihe der europäischen Großmächte. Mit Riesenschritten führte Peter sein Volk zu Wohlstand und Gesittung. Auf allen Gebieten griff er persönlich ein, belehrend und anordnend, tadelnd und strafend mit rastlosem Eifer; Zeitverlust sei dem Tode zu vergleichen, sagte er. Er zog auswärtige Handwerker und Beamte ins Land und sendete junge Russen zu ihrer Ausbildung nach Westeuropa. Er Bemühte sich, den Popen (Geistlichen) besseren Unterricht zu verschaffen, und gründete zahlreiche Schulen; jeder sollte lesen lernen, damit ihn die Schreiber nicht gar so arg übers Ohr hauen könnten. Bestochene Richter und Beamte strafte er mit Strenge. Er bildete und übte ein starkes Heer und eine Kriegsflotte ; er baute Festungen, aber auch Häfen und Kanäle. Dabei watete er selbst durch die Moraste. Beim Bau des Newa-Wolchow-Kanales südlich des Ladoga-Sees schob er mit eigener Hand den ersten Karren Erde zum Damm; als er die vollendete Wasserstraße eröffnete, warf er jauchzend die Mütze in die Luft und umarmte den leitenden Baumeister. Er suchte die Russen an Ehrlichkeit im Handel zu gewöhnen und lehrte die Bauern neue Arten von Hacken und Sensen gebrauchen. Er förderte den Bergbau im Ural und schützte den Wald; von fünf zu fünf Werst (Kilometer) ließ er Galgen aufrichten für Waldsrevler. Er befahl, die Frauen in die Gesellschaften mitzunehmen, und besteuerte um der Reinlichkeit willen die langen Bärte, obgleich die Popen im Abscheeren derselben eine Verkümmerung der Gottähnlichkeit und damit einen Schaden für das Seelenheil erblicken wollten. Allerdings blieb Peter selbst zeitlebens ein gewaltthätiger Despot. Durch Knute und Folter wollte er seine Russen zum Glucke führen, ihnen begreiflich machen, daß sie auch Menschen seien. Für sich wollte er nichts. So war sein Leben, so sein Tod. Bei der Rettung eines Soldatenbootes im Finnischen Busen schritt er bis an den Gürtel ins Wasfer; darauf ergriff ihn eine Krankheit, welcher sein nicht sehr starker und nie geschonter 1725 Körper erlag. 2. König Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn. König Friedrich I. umgab seinen jungen Thron mit allem Glanze. In seinem Aufträge goß der Hamburger Künstler Andreas Schlüter das eherne Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, welches bis auf den heutigen Tag das schönste Bildwerk ist diesseits der Alpen, und schuf aus dem alten Kur-

12. Mittelalter - S. 304

1911 - Kempten : Kösel
304 Die Kirchen in Westeuropa bis zur Zeit der Hohenstaufen. diese Gestalt des Taufbrunnens" behielt man auch bei, als man gestattete die Taufe mit geschpftem Wasser zu vollziehen. Die zylindrische oder prismatische Gestalt nahm dann allmhlich eine Verjngung nach unten an, aus welcher sich dann der Tauf st ein" bildete, ein bequemes Becken aus Stein oder auch aus Metall, verziert mit der Gestalt Johannes des Tufers oder auch mit dem Hirsch, der nach frischem Wasser schreit u. . Ungleich reicher waren die Gertschaften, welche der Abendmahlsdienst erforderte. Der Kelch, aus dem der Priester den Wein spendete, war in seiner Form der Kelch der rmischen Libationen^); zwei Schalen, aufeinander ruhend und durch einen Knauf verbunden, so da man die eine oder andere zum Trin-ken bentzen konnte. Indem man die eine Schale kleiner, die andere breiter aus-laufend gestaltete und den Mittelpunkt um den Knauf herum er-wetterte, entstand eine Form, die dem spte-ren Pokale hnlich ist. Dieser Abendmahls-becher stellte das kost-barste Trinkgerte der Zeit dar. Glasbecher Warenwegen ihrerzer-brechlichkeit gnzlich verboten und Becher Romanisch er Tauf st ein in Freuden st avt. Von Undlm Metall (Nach einer Photographie.) wegen des schlechten Beigeschmacks, den sie dem Wein gaben, ebenfalls untersagt. Silber und Gold waren darum der gewhnliche Stoff fr Abendmahlsbecher. Auch hier hatte die Ausschmckung mit Edelsteinen und plastischen Verzierungen aus der neutesta-mentlichen Geschichte ein reiches Feld. Der knstlerische Luxus brachte richtige Prunkbecher fr den geistlichen Gebrauch des Bischofs hervor, die Pontifikal-kelche". Zu jedem Abendmahlsbecher gehrte eine entsprechend gearbeitete Patene (flache Schssel) zur Aufnahme des geweihten Bissens. Auerdem *) Der Trankopfer, die im Ausgieen einiger Tropfen von einer Flssigkeit, 6e-sonders von Wein bestand um so der Gottheit ihren Anteil zu widmen.

13. Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 38

1894 - Breslau : Trewendt
38 Hoflmter. Majordomus Die ganze Einrichtung hatte den Zweck, neben dem nicht immer zuverlässigen Heerbanne, der bei der Ausdehnung des Reiches noch dazu schwer zusammenzubringen war, eine jederzeit verfügbare, stehende Streitmacht zu schaffen. Der König hatte natürlich das größte Gefolge und nahm aus ihm die Grafen, die anstelle eines Gehalts ebenfalls Lehnsgüter in ihren Gauen erhielten; später wurde das Grafenamt selbst und datitft der ganze Gau als ein Lehn betrachtet. Die Grafen hatten dann wieder ihre Untervasallen n. s. f. Dem Beispiele der fränkischen Großen folgten bald auch die romanischen Großgrundbesitzer, und sogar die Bischöfe und Äbte — meist Romanen — sahen sich genötigt, zum Schutze ihrer Güter gegen räuberische Nachbarn Vasallen in ihren Dienst zu nehmen und mit Kirchengut zu belehnen. Da nun die Vasallen mancherlei Vorteile genossen und namentlich von ihren Lehnsherren in ihrem Besitze geschützt wurden, so kam es häufig vor, daß freie Franken ihre Allodien freiwillig einem mächtigen Manne übertrugen, um sie von diesem als Lehn wieder znrückznempsangen. Es lag aber doch für das Reich darin eine Gefahr, daß sich neben dem Könige in den großen Lehnsherren viele selbständige Gewalten bildeten. Da war es denn ein bedeutendes Verdienst Karl Martells, daß er eben diese Lehnsherren teils durch Gewalt, teils durch Verleihung von Krongütern dazu brachte, den König als obersten Lehnsherrn anzuerkennen. So wurde das Lehnswesen schließlich das Band zwischen dem Könige und seinen Unterthanen, es verbreitete sich vom fränkischen Reiche allmählich über ganz Westeuropa und blieb das ganze Mittelalter hindurch die freilich nicht übermäßig feste Grundlage, auf der die germanischen und romanischen Staaten beruhten. [Hofämter; Major dornn S.] Die hervorragendsten Vasallen am fränkischen Hofe waren: 1. der Seneschalk oder Truchseß (dapifer); 2. der Mundschenk (butellarius); 3. der Marschalk (comes stabuli, woraus franz. conuetable); 4. der Kämmerer (came-rarius); 5. der Erzkanzler oder Referendums, der die königliche Kanzlei leitete; endlich 6. der Pfalz graf (comes palatii), der an der Stelle und im Namen des Königs auf der Pfalz (d. i. die Königsburg) zu Gericht faß. Die höchste Würde erlangte jedod) 7. der Majordomus, der den königlid)en Palast in Ordnung hielt und die königlichen Einkünfte einzog, fd)ließlich aber die oberste Leitung aller Angelegenheiten erwarb. Er wurde bald nicht mehr von den schwachen Königen, sondern von den Großen des Reiches eingesetzt, und zwar

14. Länderkunde von Nord-, Ost- und Südeuropa, Erweiterung der Allgemeinen Erdkunde - S. uncounted

1909 - Breslau : Hirt
C. von Seydutz: Geographie Ausgabe E für ßöbere jviädcbenfcbulen =: Neubearbeitung — In 7 Fjeften auf ©rund der Preußischen Bestimmungen vom 18. Viii. 1908 von Direktor paul ©ochifcb 1. Heft: Lehrstoff der Vii. Klasse. Wiederholung und Erweiterung der in der Heimat- künde gewonnenen geographischen Grundbegriffe und ihre Darstellung aus Globus und Karte. Übersicht über die fünf Erdteile und die Weltineere. Mit 54 teil- weise farbigen Karten, Profilen und Bildern im Tert sowie 6 farbigen Tafeln. 1909. Steif geheftet M. —.75. 2. Heft: Lehrstoff der Vi. Klasse. Länderkunde von Mittel- und Westeuropa unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen Reiches. Mit 9 Karten und Profilen im Text, 9 farbigen Tafeln sowie einem Anhange von 47 Bildern in Photographiedruck. 1909. Steif geheftet M. 1.—. 3. Heft: Lehrstoff der V. Klasse. Länderkunde von Nord-, Ost- und Slldeuropa. Erweiterung der Allgemeinen Erdkunde. Mit 48 schematischen Darstellungen, Karten und Profilen im Text, 3 farbigen Tafeln sowie einem Anhange von 23 Bildern in Photographiedruck. 1909. Steif geheftet M. —.75. 4. Heft: Lehrstoff der I V. und zum Teil der V. Klasse. Die außereuropäischen Erd- teile. Mit 16 Karten, Profilen und Bildern im Tert, 9 farbigen Tafeln sowie einem Anhange von 50 Bildern in Photographiedruck. 1909. Steif geheftet M. 1.—. Die Hefte 5, 6 und 7 erscheinen erst Sommer 1909 neu bearbeitet. Da in diesen im wesentlichen die Themata des 4. Heftes der bisherigen Form des Mädchen- schul-Seydlitz behandelt werden, so kann dieses für die Oberstufe bestimmte Heft bis auf weiteres noch im Unterrichte benutzt werden. 5. Heft: Lehrstoff der Iii. Klasse. Länderkunde von Europa mit Ausnahme des Deutschen Reiches unter besonderer Betonung von Westeuropa. Die koloniale Stellung der europäischen Mächte. Mit vielen Karten und Profilen im Text, farbigen Tafeln sowie einem Bilderanhange in Photographiedruck. 6. Heft: Lehrstoff der Ii. Klasse. Das Deutsche Reich. Zusammenfassende Dar- stellung der Mathematischen Erdkunde. Grundzüge der Handelsgeographie und der Verkehrswege. Mit vielen Karten und Profilen im Text, farbigen Tafeln sowie einem Bilderanhange in Photographiedruck. 7. Heft: Lehrstoff der I. Klasse. Zusammenhängende Darstellung der Allgemeine', Erdkunde. Mit vielen erläuternden Karten, Profilen und Bildern im Tezt. --r Verbreitung der bisherigen Ausgabe E: Rund 450000 Hefte. ■ Als Ergänzung erschienen 23 reich illustrierte Landeskunden der Provinzen Preußens und der andern deutschen Staaten zum Preise von 50 Pfennig bis 90 Pfennig je nach Umfang. Druck von Breitkopf & Härtel, Leipzig.

15. Europa - S. 48

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
48 Europa im allgemeinen. Pflanzendecke und der Bodenkulturen als in Westeuropa. 5. Während Westeuropa seine höhere Kultur von Rom erhielt, mischen sich in der Bildung und Gesittung des russischen Volkes griechische und orientalische Einflüsse. Nur die westlichen Gebiete Rußlands und die höheren Schichten der Bevölkerung haben mehr oder minder westeuropäische Kultur angenommen. 6. Ebenfalls von Rom empfing Westeuropa sein Christentum, Ruß- land dagegen von Byzanz. Diese Verschiedenheit des Glaubens bildet auch heute noch eine starke Scheidewand zwischen West- und Osteuropa; dazu kommt noch die große Ver- schiedenheit der beiden Gebiete in Sprache und Schrift. 7. Im Gegensatz zu Westeuropa herrschte in Rußland bis in die allerneneste Zeit die despotische Staatsform. Im ganzen ist Rußland ein halb europäisches, halb barbarisches Land, und der Name Halbasien bezeichnet wohl am besten Natur und Kultur des Reiches. Iv. Die nordgermanischen Reiche. Erdgeschichte. Skandinavien gehört nebst Finnland zu den ältesten Teilen Europas. Den gefalteten Westrand rechnen wir zu jenem „kaledonifchen Falten- gebirge", das sich während der Vorkohlenzeit von Schottland herüberzog. Der übrige Teil war von sehr alten Schichtgesteinen bedeckt, die aber im Laufe der Jahr- Millionen abgetragen worden sind, so daß jetzt vielfach der älteste Untergrund aus Urgesteinen (buntfarbige Granite und Gneise) entblößt ist. Diese alten abgetragenen Flächen, zu denen auch Finnland gehört, nennt man den „baltischen Schild" (Vgl. Abb. S. 5!) In der Eiszeit trug das skandinavische Gebirge eine Kappe aus „Inlandeis", das sich von hier aus vorschob bis in das Innere von Rußland, Mitteleuropa und auf die britischen Inseln. Dabei wurde aller lockere Felsschutt vom Ausgangspunkte der Vergletscherung fortgetragen. So kommt es, daß weite Teile Skandinaviens der Bodenkrume fast völlig entbehren und daß vielfach der vom Eise blankgescheuerte Felsboden in sanft gerundeten Buckeln zutage tritt. Süd- schweben und Dänemark gehören bereits ins Gebiet der vorwiegenden Gletscher- ablagernngen (Geschiebelehm!). Wahrend und nach der Eiszeit hat sich das Land mehrfach gesenkt und wieder gehoben. Zeichen eines früher höher gelegenen Meeresspiegels sind die merkwürdigen „Strandlinien", die an den steilen Ufer- felfen der norwegischen Küste sich Hunderte von Kilometern weit verfolgen lassen. Einer Senkung des Landes verdankt die Fjordküste ihr gegenwärtiges Aussehen: Die Fjorde sind einfüge Flußtäler, die während der Eiszeit Gletscher bargen und dann „ertranken". Während einer Periode der Senkung hing die Ostsee mit dem Weißen Meer und — über die südschwedische Seenzone — mit dem Skagerrak zusammen. Volkswirtschaft. Norwegen. Die weiten Hochflächen der Fjelde sind wenig ergiebig und des- halb nur für eine Art Sennwirtschaft zu brauchen. Die wichtigste Talfurche des In- neren ist die des Glommen, in der Röraas mit reichen Kupferbergwerken liegt. Der Südosten des Landes ist mit Wald bedeckt; der Holzhandel ist deshalb eine wichtige Erwerbsquelle. In Telemarken entwickelt sich jetzt eine ganz neue chemische Industrie, die die Wasserkräfte ausnützt: die Herstellung von Salpeter mit Hilfe

16. Deutschland (Oberstufe), Mathematische und Astronomische Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Handels- und Verkehrsgeographie - S. uncounted

1909 - Breslau : Hirt
S. von Seydlttz: Geographie Huegabe E für ßöbere Jmädcberifcbulen = Neubearbeitung = In 7 Rcftcn auf ©rund der preuljifcben Bestimmungen vom 18. Viii. iyo8 von Direktor Paul Gockilek 1. Heft: Lehrstoff der Vii. Klasse. Wiederholung und Erweiterung der in der Heimat- künde gewonnenen geographischen Grundbegriffe und ihre Darstellung aus Globus und Karte. Übersicht über die fünf Erdteile und die Weltmeere. Mit 54 teil- weise farbigen Karten, Profilen und Bildern im Text sowie 6 farbigen Tafeln. 2., unveränderte Auflage. 1910. Kartoniert M. —.75. 2. Heft: Lehrstoff der Vi. Klasse. Länderkunde von Mittel- und Westeuropa unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen Reiches. Mit 9 Karten und Profilen im Text, 9 farbigen Tafeln sowie einem Anhange von 47 Bildern in Photographiedruck. 2., unveränderte Auslage. 1910. Kartoniert M. 1.—. 3. Heft: Lehrstoff der V. Klasse. Länderkunde von Nord-, Ost- und Südeuropa. Erweiterung der Allgemeinen Erdkunde. Mit 48 schematischen Darstellungen, Karten und Profilen im Text, 3 farbigen Tafeln sowie einem Anhange von 23 Bildern in Photographiedruck. 2. Auflage. 1910. Kartoniert M. —.75. 4. Heft: Lehrstoff der Iv. und zum Teil der V. Klasse. Die außereuropäischen Erd- teile. Mit 16 Karten, Profilen und Bildern im Tert, 9 farbigen Tafeln sowie einem Anhange vvn 50bildern in Photographiedruck. 2.Auflage. 1910. Kartoniert M. 1.—. 5. Heft: Lehrstoff der Iii. Klasse. Länderkunde von Europa mit Ausnahme des Deutschen Reiches unter besonderer Betonung von Westeuropa. Die koloniale Stellung der europäischen Mächte. Mit 17 Karten und Profilen im Text, 3 farbigen Tafeln sowie einem Anhange von 37 Bildern in Photographiedruck. 1909. Kartoniert M. 1.—. 6. Heft: Lehrstoff der Ii. Klasse. Deutschland (Oberstufe). Mathematische und Astronomische Erdkunde. Wiederholung der außereuropäischen Erdteile. Handels- und Verkehrsgeographie. Mit 20 Karten, Profilen und Figuren im Tert, 3 farbigen Tafeln sowie einem Anhange von 37 Bildern in Photographiedruck. 1909. Kartoniert M. 1.—. 7. Heft: Lehrstoff der I. Klasse. Zusammenhängende Darstellung der Aligenum«n Erdkunde. Ausführliche Behandlung eines Abschnittes aus der Länderkunde. Lese' stücke aus der geographischen Literatur. Mit 70 Bildern, Karten und Pi ifüen im Text. 1909. Kartoniert M Als Ergänzung erschienen 22 reich illustrierte Landeskunden der Provinzen Preuße,' der andern deutschen Staaten zum Preise von 50 Pfennig bis 1 Mark je nach U>> Druck von Rreitkopf & Härtel in Leipzig.

17. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 162

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
162 Iv. Der Protestantismus in Westeuropa. dem neuen abendländischen Geiste zuwider. Gegen die erste erhoben sich die neuen europäischen Großstaaten zugunsten der „gemeinen Freiheit Europas", gegen die anderen das Selbstbewußtsein und die Beharrlichkeit der deutschen Lutheraner. So legte er 1556 verstimmt die Krone nieder. Die österreichischen Lande erhielt sein Bruder Ferdinand, die spanischen, niederländischen und italienischen Besitzungen sein Sohn Philipp. Iv. Der Protestantismus in Westeuropa. Dem Plane Karls V., eine katholisch-habsburgische Weltmacht im Abendlande zu errichten, hatten sich die anderen Mächte im Bunde mit den deutschen Protestanten erfolgreich entgegengestellt. Den Mittelpunkt des Widerstandes bildete Frankreich, dessen Bevölkerung geschlossen hinter ihrem König stand. Das wurde anders, als Heinrich Ii., Franz' I. Nachfolger, starb und den Thron seinen unmündigen und schwachen Söhnen hinterließ; fortan stritten verschiedene Geschlechter des hohen Adels um den maßgebenden Einfluß auf die Regierung. Bei dieser Gelegenheit regten sich auch wieder die Bestrebungen der Stände, die auf Kosten des Königtums ihre alte Stellung wiederherstellen wollten. Da inzwischen auch die Reformation Eingang gefunden hatte, kamen zu den politischen auch religiöse Kämpfe. Infolge dieser inneren Wirren schied Frankreich in der zweiten Äälfte des 16. Jahrhunderts aus den großen europäischen Verwicklungen fast völlig aus. Spanien konnte unter Philipp Ii. nicht ohne Erfolg den Versuch wagen, die politischen und religiösen Pläne Karls V. aufzunehmen. 1. Die Reformation in der Schweiz. Die Reformation Martin Luthers wollte nur eine Antwort geben auf die Frage: „Wie gewinne ich einen gnädigen Gott?" Alle Wirkungen kirchlicher und politischer Art gingen aus diesem rein persönlichen Bedürfnis hervor. Anders dachte Zwingli. Er war zwar durch die Schriften des deutschen Reformators angeregt worden; sein Ausgangspunkt aber war das Schriftstudium, das er in der Weise der Humanisten trieb. Dabei wurde er sich dessen bewußt, daß vor der Kritik des „göttlichen Gesetzes" die Zustände in Kirche und Staat nicht bestehen konnten; und so wollte er nach den Weisungen der Bibel einen besseren Zustand herbeiführen. Infolgedessen hatte er manche Ziele mit den Bilderstürmern und Täufern gemein, die Luther so scharf bekämpfte. In der Abendmahlslehre kam dieser Gegensatz zum Ausdruck und verhinderte den Zusammenschluß der

18. Lehrproben zur Länderkunde von Europa - S. 289

1908 - Leipzig [u.a.] : Teubner
2. Infolge vertikaler Gliederung. 289 erfolgte aber auch nicht überall mit derselben Kraft! Sch.. Sie spreizten ja die Mger. So mag's auch bei der Kuffaltung dieser Faltengebirge gewesen sein: Der Druck war an manchen Stellen stärker. — Es läßt sich aber ebenso gut denken, daß außer der großen von Südwesten her wirkenden Kraft noch verschiedene örtlich wirkende kleinere Kräfte die Umbiegung verursacht haben. — Aber diese Kuffaltung ist nicht zu denken, ohne daß zugleich gewaltige Einbrüche erfolgten und selbstverständlich jeweils an der Innenseite der gefalteten Gebirge! Sch.: Der Innenseite der Pyrenäen ist das Senkungsfeld des Ebro vorgelagert, der Innenseite der Alpen die lombardische Ebene, den Karpathen die ungarische Ebene, dem Balkan die thrakische Niederung. — Der Böhmerkessel zeigt dieselbe Erscheinung! Sch.: Auch hier ist auf der Innenseite das Land abgestürzt. — Ganz anders aber steht es mit der Außenseite dieser Faltengebirge! Sch.: Diese dacht sich, von den beiden Flügeln abge- sehen, langsam nach Norden ab. — Alle diese Faltengebirge unterscheiden sich heute sehr wesentlich von den übrigen Gebirgen Europas! Sch.: Diese Ge- birge sind schon viel länger der zerstörenden Wirkung von Luft, Regen, Sonne und Eis, sowie der abtragenden Tätigkeit von lvind und Wasser ausgesetzt. — Ein Gebirge jedoch macht eine gewisse Ausnahme: Der Apennin! Sch.: Der Apennin ist heute noch nicht fertig- er hat jetzt noch unter schweren Erd- beben und Erdsenkungen zu leiden; er besteht ja aber auch aus dem weichsten Gestein. — Übrigens sind die Erdbeben eine Erscheinung, die nicht auf Italien beschränkt sind: sie umfassen den ganzen Süden und werden bis nach Mittel- deutschland hinein noch beobachtet! Sch.: Das ist ein Beweis, daß auch bis nach Deutschland hinein immer noch Veränderungen in der Erdoberfläche vor- gehen. — Nur waren sie anderer Art als beim Bau der Faltengebirge! Sch.: Jene sind dadurch entstanden, daß das Gebirge aufgebrochen und teil- weise abgestürzt ist, wie z. V. die oberrheinische Tiefebene, Was noch stehen blieb, heißt „Horst". Dazu hat dann das Xdaffer seine modellierende Tätig- keit gesellt, so daß jetzt lauter gerundete Kuppen vorhanden sind und stark aufgefüllte Täler. — So hat also Westeuropa ein sehr mannigfach gebildetes Antlitz! Sch.: Alte und neue Gebirge, von Senkungsfeldern und großen Abdachungen begleitet, füllen ganz Westeuropa aus. — Ein krauses Spiel von Kräften brachte fortwährend verände- rungen hervor, die noch heute andauern. — Um so ungestörter blieb ganz Osteuropa! Sch.: Wir sehen ja kein Gebirge, nur ein ganz sanft ver- laufendes Flachland. — Oft hat auch hier das Meer das Land bedeckt, nicht immer alle Teile. Wie vollzog sich nun die Bildung? Sch.: Sobald das Meer zurückgetreten war, verfestigte sich die Ablagerung. Dann trat wieder eine Überflutung ein. Nach ihrem Rückzug wurde die zweite Schicht verfestigt usf., bis das heutige Nußland fertig war. Da aber keine Störung eintrat, blieben die Schichten so liegen, wie die Meere sie abgesetzt hatten. — Und in den tiefen Ninnen, welche einzelne Ströme im Laufe der Zeit ausgewaschen, haben wir die Bestätigung dafür! Sch.: Da sieht man Ztschner, Lehrproben. 2, flufl. in

19. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 118

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
118 Iv. Der Protestantismus in Westeuropa. dem neuen abendländischen Geiste zuwider. Gegen die erste erhoben sich die neuen europäischen Großstaaten zugunsten der „gemeinen Freiheit Europas", gegen die anderen das Selbstbewußtsein und die Beharrlichkeit der deutschen Lutheraner. So legte er 1556 verstimmt die Krone nieder. Die österreichischen Lande erhielt sein Bruder Ferdinand, die spanischen, niederländischen und italienischen Besitzungen sein Sohn Philipp. Iv. Der Protestantismus in Westeuropa. Dem Plane Karls V., eine katholisch-habsburgische Weltmacht im Abendlande zu errichten, hatten sich die anderen Mächte im Bunde mit den deutschen Protestanten erfolgreich entgegengestellt. Den Mittelpunkt des Widerstandes bildete Frankreich, dessen Bevölkerung geschlossen hinter ihrem König stand. Das wurde anders, als Heinrich Ii., Franz' I. Nachfolger, starb und den Thron seinen unmündigen und schwachen Söhnen hinterließ; fortan stritten verschiedene Geschlechter des hohen Adels um den maßgebenden Einfluß auf die Negierung. Bei dieser Gelegenheit regten sich auch wieder die Bestrebungen der Stände, die auf Kosten des Königtums ihre alte Stellung wiederherstellen wollten. Da inzwischen auch die Reformation Eingang gefunden hatte, kamen zu den politischen auch religiöse Kämpfe. Infolge dieser inneren Wirren schied Frankreich in der zweiten Äälfte des 16. Jahrhunderts aus den großen europäischen Verwicklungen fast völlig aus. Spanien konnte unter Philipp Ii. nicht ohne Erfolg den Versuch wagen, die politischen und religiösen Pläne Karls V. aufzunehmen. 1. Die Reformation in der Schweiz. Die Reformation Martin Luthers wollte nur eine Antwort geben auf die Frage: „Wie gewinne ich einen gnädigen Gott?" Alle Wirkungen kirchlicher und politischer Art gingen aus diesem rein persönlichen Bedürfnis hervor. Anders dachte Zwingli. Er war zwar durch die Schriften des deutschen Reformators angeregt worden; sein Ausgangspunkt aber war das Schriftstudium, das er in der Weise der Humanisten trieb. Dabei wurde er sich dessen bewußt, daß vor der Kritik des „göttlichen Gesetzes" die Zustände in Kirche und Staat nicht bestehen konnten; und so wollte er nach den Weisungen der Bibel einen besseren Zustand herbeiführen. Infolgedessen hatte er manche Ziele mit den Bilderstürmern und Täufern gemein, die Luther so scharf bekämpfte. In der Abendmahlslehre kam dieser Gegensatz zum Ausdruck und verhinderte den Zusammenschluß der

20. Mittelalter - S. 378

1911 - Kempten : Kösel
378 Der Einfall der Mongolen in Westeuropa, Bruder den andern erzrnt, so soll er ihn um Verzeihung bitten, bevor die Sonne untergeht. Bei allen Geschften, welche die Ordensgemeine angehen, bei Einsetzung und Absetzung, bei Landverkauf, bei Aufnahme von Brdern soll der Meister alle gegenwrtigen Brder versammeln; dem besseren Rat der Brder sollen Meister oder Obere folgen, aber sie selbst sollen entscheiden, welcher der bessere Rat sei. Brder auf der Wegefahrt sollen gutes Beispiel geben. Herbergen von bsem Leumund sollen sie meiden. Zu Hochzeiten, Rittergesellschaften und weltlichen Spielen sollen die Brder selten gehen; wo man Argwohn haben kann, sollen sie das Gesprch mit Frauen, namentlich mit jungen, meiden; Frauen drfen sie nicht kssen, auch nicht ihre eigene Mutter und Schwester. Gebannte sollen sie meiden und Gevatter sollen sie nur stehen, wenn das Kind in Todesgefahr ist. Keinen Knaben soll man vor dem vierzehnten Jahre beim Orden annehmen. Auch weltliche Leute darf man in die Heimlichkeit des Ordens aufnehmen, verheiratete und ledige; sie sollen ehrsam leben; sie tragen geistliches Gewand mit dem halben Kreuz. Nach ihrem Tode fllt das Gut der Verheirateten zur Hlfte an das Haus, die andere Hlfte nach dem Tode des berlebenden; was sie nach ihrer Aufnahme gewinnen, fllt ganz an das Haus. Der Meister soll ein Stab sein der Schwachen und ein Zchtiger der Un-gehorsamen; deshalb soll er Stab und Gerte in seiner Hand führen. Er hat Gewalt von allen diesen Gesetzen zu dispensieren, nur nicht von Keuschheit, Armut und Gehorsam. Unter diesen Regeln hat die Genossenschaft der Dienstleute von St. Marien Völker bezwungen, Könige besiegt und der groe Lnder geherrscht; ihre Geschichte ist enge verwachsen mit vielen groen Erinnerungen unseres Vaterlandes. 23. Der Einfall der Mongolen in Westeuropa. Nach Hans Prutz, Staatengeschichte des Abendlandes im Mittelalter. (Berlin, Baumgrtels Histor. Verlag) Um dieselbe Zeit, da in Deutschland der Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto Iv. sich endlich zu des ersteren Gunsten neigte, war tief im Innern Asiens, in der Steppe der Mongolei, eine mchtige nationale und religise Bewegung zum Ausbruch gekommen, indem die bisher vielfach geteilten und durch innere Kmpfe geschwchten Mongolen durch den gewaltigen Temud-schirt als Dschengischan zusammengefat und zu einem wie ein unwiderstehlicher Strom einherstrzenden Eroberungszuge mit fortgerissen wurden. In zwei Jahrzehnten war das innere Asien von den Grenzen Indiens bis zu denen des griechischen Reiches, von dem persischen Hochland bis tief nach Rußland