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1. Allgemeines über die Erde, den Globus und die Karte, Physische und politische Erdkunde Deutschlands - S. 21

1912 - Leipzig : List & von Bressensdorf
(Kunstanstalt und Verlag Wilh. Fülle, Barmen.) Abb. § 18. Eine Talsperre. Borne, an einer Einengung des Tales, die Sperrmauer, die wegen des gewaltigen Wasserdrucks talaufwärts gewölbt und nach nnten zu stark verbreitert ist. Diese Talsperre faßt „nur" 3 Mil- lionen cbm Wasser. Die Edertalsperre (Sperrmauer 50 in hoch und unten 34 m dick!) wird 60—70 mal soviel Wasser fassen. 6. Um den Hochwasserverheerungen vorzubeugen, um Wasser für die Zeit der Dürre aufzusparen und um elektrische Kraft zu erzeugen, baut mau in den letzten Jahr- zehnten eifrig Talsperren js. Text u. Bild In Rheinland und Westfalen be- finden sich im ganzen bereits an 20 Talsperren, unter denen die des Urfttales bei Gemünd mit einer Wasseroberfläche von 216 da und einem Inhalt von 45 Mill. cbm bei weitem die größte ist (Kosten 4 Mill.). Die Urft ist ein kleiner Nebenfluß der zur Maas gehenden Roer (rühr); Gemünd liegt am Nordfuß der Eifel. Gewaltige Talsperren sind auch in den Sudeten eingerichtet worden. Für das Muldegebiet in Sachsen sind 20 Talsperren vorgesehen. Das größte Stau- werk Europas aber wird die Talsperre für die Ed er werden. Der dabei entstehende See wird ein paar Dörfer und Höfe bedecken (1000da). 5. Klima, Pflanzen- und Tierwelt Deutschlands. 1. Der Westen Deutschlands hat Seeklima, der Osten Landklima. Der Westen hat also kühlere Sommer und wärmere Winter als der Osten (starke Bewölkung: Vergleich der Wolken mit einem Strohdach!). 2. Einen äußerst günstigen Einfluß auf das Klima ganz Europas übt der Golfstrom aus. (Wo entsteht er?) Er bewirkt, daß Skandinavien unter 65° n. Br. gleiche Temperatur

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1. Quellen-Lesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte - S. 425

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
425 Niemals hat eines Knigs Herz treuer fr feines Volkes Wohl ge-schlagen. Der Geist, in welchem unseres hochfeligen Vaters Majestt, der Helbenknig so nannte ihn der nun Heimgegangene Sohn nach den Jahren des Unheils fein Volk roieber aufrichtete und zu den Kmpfen sthlte, an welchen mein verklrter Bruder hochherzig teilnahm, war König Friedrich Wilhelm dem Vierten ein heiliges Erbteil, welches er treu zu pflegen wute. berall gewhrte er eblen Krften Anregung und frberte bereit Entfaltung. Mit freier kniglicher Hand gab er dem Sanbe Institutionen, in beren Ausbau sich die Hoffnungen besfelben erfllen sollten. Mit treuem Eifer war er bemht, dem gesamten deutschen Vaterlaube hhere Ehre und festere Einigung zu gewinnen. Dem Könige, der so Groes zu begrnden wute, besten unvergeliches Wort: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn bienen" auch meine Seele erfllt, gebhrt ein hervorragenber Platz in der glorreichen Reihe der Monarchen, welchen Preußen feine Gre verbankt, welche es zum Trger des deutschen Geistes machten. Dies hohe Vermchtnis meiner Ahnen, welches sie in unablssiger Sorge, mit ihrer besten Kraft, mit Einsetzung ihres Lebens gegrnbet und gemehrt haben, will ich getreulich wahren. Mit Stolz sehe ich mich von einem so treuen und tapferen Volke, von einem fo ruhmreichen Heere umgeben. Meine Hand soll das Wohl und das Recht aller in allen Schichten der Bevlkerung hten, sie soll fchtzenb und frbernb bet die fem reichen Leben walten. Es ist Preuens Bestimmung nicht, dem Gensse der erworbenen Gter zu leben. In der Anspannung seiner geistigen und sittlichen Krfte, in dem Ernste und der Aufrichtigkeit feiner religisen Gesinnung, in der Vereinigung von Gehorsam und Freiheit, in der Strkung feiner Wehrkraft liegen die Bedingungen feiner Macht; nur fo vermag es feinen Rang unter den Staaten Europas zu behaupten. Ich halte fest an den Trabitiouen meines Haufes, wenn ich den vater-lnbischen Geist meines Volkes zu heben und zu strken mir vorsetze. Treu dem Eibe, mit welchem ich die Regentschaft bernahm, werbe ich die Verfassung und die Gesetze des Knigreichs schirmen. Mge es mir unter Gottes gndigem Beistnde gelingen, Preußen zu neuen Ehren zu führen. Meine Pflichten fr Preußen fallen mit meinen Pflichten fr Deutschland zusammen. Als deutschem Fürsten liegt mir ob, Preußen in derjenigen Stellung zu krftigen, welche es vermge feiner ruhmvollen Geschichte, feiner entwickelten Heeresorganisation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen mu. Das Vertrauen auf die Ruhe Europas ist erschttert. Ich werde mich bemhen, die Segnungen des Friedens zu erhalten. Dennoch knnen Gefahren fr Preußen und Deutschland heraufziehen. Mge dann jener

2. Vaterland! - S. 3

1912 - Cöln : Schmitz
Einleitung. ,,Ans Vaterland, ans teure, scylietz' Dich an, Das halte fest mit Deinem ganzen ßergen.“ Jn einer Zeit, wo Dapoleons Stern unheilverkündend an Europas löimmel glänzte, rief Deutschlands großer Dichter, der unvergeßliche Schiller, den Völkern deutscher 3unge diese Worte zu, die in schweren Cagen im Kampfe um die nationale Unabhängigkeit die Parole nicht nur Deutschlands, sondern Europas werden sollten. „Vaterland!" wie süß klingt das Wort dem fern von der föeimat Weilenden. Wie Cdusik aus F5immelsl)öben mutet es ihn an. Vergessen sind alle (Dtchen und Beschwerden. Cr versetzt sich in die Cage der sonnigen Kindheit, in die fröhliche Jugendzeit, die nun schon so lange dahin sind. Wenn er auch einst in feurigem Jngend-mute Hinauszog weit von seines Vaters Raus, andere Länder, andere Völker, andere Sitten und Gebräuche kennen lernte, er blieb ihnen doch fremd; denn das eine Wort „Vaterland“ versetzt ihn wie mit Zauber-schlag zurück an die Stätte, wo er geboren und erzogen wurde, und tief in seinem Innern verspürt er ein großes ßeimweh, das ausklingt in den Worten: „3u dem Orte zieht's mich wieder, Wo ich kroh als Rind geleb Wo im Spiel ich Sieg errungen, §ro!)lich manches Lied gesungen, Das noch jetzt im Kerzen bebt.“ J. Amor>.

3. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 132

1901 - Glogau : Flemming
— 132 — Wir haben unfern Rundgang durch die Staaten Europas be- endet, und unwillkürlich kehrt unser Blick zurück zu Deutschland, zu unserem Vaterlande, das wir schon im ersten Teile behandelt haben. Deutschland liegt in der Mitte Europas, und wir können nur immer wiederholen, es ist das Herz des Erdteils, zu dem alle Lebensadern des Verkehrs und der Kultur hinführen und von dem sie umgekehrt ausstrahlen. Das ist schon in sprachlicher Beziehung deutlich zu spüren. Unser Vaterland hat in überreichem Maße alle die sremden Knltnreinflüffe in sich ausgenommen und läßt das auch äußerlich hervortreten darin, daß es mit Fremdwörtern sast überladen ist. Man spöttelt, die deutsche Sprache wäre die einzige, die ein eigenes Lexikon ihrer Fremdwörter anzulegen sich genötigt sieht, und das enthält wohl 70000 Nummern. Und da sind alle europäischen Nationen ver- treten; wir finden das russische Droschke neben dem spanischen Man- tille, das italienische Bandit neben dem polnischen Polka und Ma- zurka, das englische Wisth neben dem türkischen Divan. Aber schüttet man bei diesem Spotte nicht das Kind mit dem Bade aus? Das Ubermaß der Fremdwörter, namentlich der französischen, wird mit Recht getadelt; aber sehr ost werden die Fremdwörter uns selbst un- bewußt zu Lehnwörtern, und ebensowenig wie wir die ursprünglichen Lehnwörter ans dem Griechischen und Lateinischen, also alles, was sich aus Kirche, Steinbutt der Häuser und Gartenfrüchte an Gemüse und Obst bezieht, missen möchten, so wird manches Fremdwort auch heute noch in unseren Sprachschatz organisch hineinwachsen, und eine neue Kulturanregung ist damit vollzogen. Ich meine, das ist ein hochbedeutsamer Vorzug unseres Volkes und unserer Sprache, stets aufmerksam und lernbegierig gleichsam auf der Warte zu stehen und das fremde Gute, wo es sich bietet, in uns auszunehmen. Wir unter- scheiden uns dadurch sehr zum Vorteil von den alten Völkern, wo hochmütig eine jede Nation für sich lebte und Eicero z. B. in den Verrinen sich ausdrücklich entschuldigte, als Römer eine solche Kennt- nis der griechischen Kunstaltertümer an den Tag zu legen. Wir Deutsche sind zugleich die Empfangenden und die Gebenden und find darum gewiß vor den übrigen Völkern berufen, die menschliche Kultur- weiter hinauszuführen, bis sie durch immer lein're Jyoniieit, reiu're Töne, durch immer höh're Höh'n und innner schön're Schmie schließlich der Vollendung entgegenreift.

4. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 95

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Proklamation König Wilhelms I. bei seinem Regierungsantritt 7. Januar 1861. 95 2. Proklamation König Wilhelms I. bei seinem Regierungsantritt 7. Januar 1861. An mein Volk. König Friedrich Wilhelm der Vierte ruht in Gott. Er ist erlöst von den schweren Leiden, die er mit frommer Ergebung trug. Unsere Tränen, die in gerechter Trauer fließen, niolle der Herr in Gnaden trocknen; des Entschlafenen gesegnetes Andenken wird in Meinem, in Euren Herzen nicht erlöschen. . . . Dies hohe Vermächtnis meiner Ahnen, welches sie in unablässiger Sorge, mit ihrer besten Kraft, mit Einsetzung ihres Lebens gegründet und gemehrt haben, will ich getreulich wahren. Mit Stolz sehe Ich Mich von einem so treuen und tapferen Volke, von einem so ruhmreichen Heere umgeben. Meine Hand soll das Wohl und das Recht Aller in allen Schichten der Bevölkerung hüten, sie soll schützend und fördernd über diesem reichen Leben walten. Es ist Preußens Bestimmung nicht, dem Genuß der erworbenen Güter zu leben. In der Anspannung seiner geistlichen und sittlichen Kräfte, in dem Ernst und der Aufrichtigkeit seiner religiösen Gesinnung, in der Vereinigung von Gehorsam und Freiheit, in der Stärkung seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht; nur so vermag es seinen Rang unter den Staaten Europas zu behaupten. Ich halte fest an den Traditionen meines Hauses, wenn Ich den vaterländischen Geist meines Volkes zu heben und zu stärken Mir vorsetze. Ich will das Recht des Staats nach seiner geschichtlichen Bedeutung befestigen und ausbauen und die Institutionen, welche König Friedrich Wilhelm der Vierte ins Leben gerufen hat, aufrechterhalten. Treu dem Eide, mit welchem Ich die Regentschaft übernahm, werde Ich die Verfassung und die Gesetze des Königreiches schirmen. Möge es Mir unter Gottes gnädigem Beistand gelingen, Preußen zu neuen Ehren zu führen! Meine Pflichten für Preußen fallen mit Meinen Pflichten für Deutschland zusammen?) Als deutschem Fürsten liegt Mir ob, Preußen in derjenigen Stellung zu kräftigen, welche es vermöge seiner ruhmvollen Geschichte, seiner entwickelten Heeresorganisation unter den deutschen Staaten zum Heile Aller einnehmen muß. Das Vertrauen auf die Ruhe Europas ist erschüttert. Ich werde Mich bemühen, die Segnungen des Friedens zu erhalten. Dennoch können Gefahren für Preußen und Deutschland herausziehen. Möge dann jener Gott vertrauende Mut, welcher Preußen in seinen großen Zeiten beseelte, sich an Mir und Meinem Volke bewähren und dasselbe Mir auf Meinen

5. Deutschland, Grundzüge der Handelsgeographie, Verkehrswege, Allgemeine Erdkunde, Mathematische Erdkunde - S. 96

1911 - Breslau : Hirt
96 § 2. Das Wirtschaftsleben Deutschlands. 8 2. Das Wirtschaftsleben Deutschlands. Die Volkswirtschaft eines Landes ist durch seine Lage, seine geographische Beschaffenheit und durch die Arbeit des Volkes in der Ausnützung der vor- handenen Naturkräfte begründet. In geographischer Hinsicht ist unser Vaterland für eine erfolgreiche Wirtschaft von der Natur wohlausgestattet worden. Es gibt nur wenige Landstriche im Deutschen Reiche, die nicht dem Landbau und der Viehzucht zugänglich wären. Die Gebirge bleiben durchschnittlich in mittlerer Höhe und sind dem Verkehr nirgends hinderlich. Weite, wohlbewässerte Ebenen werden unter den Pflug genommen, und der meist fruchtbare Boden lohnt die Mühe des deutschen Landmannes. Die deutsche Erde birgt in ihrem Innern reiche Schütze, und der deutsche Bergbau fördert Steinkohlen, Eisen-, Blei-, Zink-, Kupfererze und Steinsalz. Steinkohlen und Eisen sind wiederum die Grundbedingungen der Industrie, die in unserem Vaterlande zu höchster Blüte gelangte. Tie vorzüglichen Wasserstraßen Deutschlands erschlossen weite Wirtschaftsgebiete dem Verkehr, als die Eisenbahn noch nicht durch das Land zog. Das nahe Meer lud schon im Mittelalter zur Seeschiffahrt (Hansa) und zur Seefischerei ein. Heute blühen an den deutschen Küsten der Nord- und Ostsee zahlreiche Hafenstädte, die einen regen Verkehr mit den benachbarten Ländern und den anderen Erdteilen unterhalten. Nicht minder trug die geographische Lage Deutschlands dazu bei, die Volkswirtschaft zu heben. Unser Vaterland liegt etwa in der Mitte der gemäßigten Zone; es erstreckt sich vom 48. bis 56? n. Br. Das Klima ist aber nicht überall gleich, da es von der Nähe des Meeres, von der Höhenlage eines Landstriches über dem Meere und von der Streichrichtung hoher Gebirge abhängt; doch findet ein annähernder Ausgleich der Unter- schiede in der Temperatur statt. Die südlich gelegenen Landschaften haben trotz ihrer geringeren geographischen Breite eine bedeutende Seehöhe und deshalb eine etwas niedrigere Temperatur. Die in höheren Breiten liegenden Landschaften Norddeutschlands sinken dagegen zum Meere ab und sind im W der günstigen Einwirkung des Golsstromes (vgl. S. 72) ausgesetzt; da- durch wird die Temperatur iu deu uordwestlicheu Landschaften gemildert. Das mildeste Klima (Io13 im Durchschnitt) besitzt die Oberrheinische Tiefebene (warum?). Das Klima Deutschlands läßt den Bau der Acker- und Garten- srüchte der gemäßigten Zone in allen deutschen Landschaften zu und gestattet in den bevorzugten Gegenden am Rhein, an der Mosel, am Main und Neckar ergiebigen Weinbau. Unser Vaterland nimmt innerhalb der Knlturstaaten Europas eine be- vorzugte Stellung ein; es liegt im Herzen Europas. Schon im Mittelalter spielten sich auf deutschem Boden die Hanptereignisse der Geschichte Europas ab, und von jeher war Deutschland das Durchgangsland für den Handels- verkehr, der zwischen dem 0 und W, dem N und 8 Europas stattfand. Als nun in neuerer Zeit die Eisenbahn alle Länder Europas durchkreuzte, als die Weltmeere von Schnelldampfern befahren wurden und der Tele-

6. Lesebuch für Gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 361

1913 - München : Oldenbourg
173. Deutschland. 361 Da endlich Deutschland infolge seiner Lage in der gemäßigten Zone fast überall, besonders in den tiefer gelegenen Gebieten, auch ein günstiges Klima beschieden ist, so erklärt es sich, daß unser Vaterland zu den produktenreichsten Ländern Europas gehört. Deutschland, im Herzen Europas gelegen, begünstigt durch hohe Vor- züge der Natur und bewohnt von einem Volke, das durch ernste und andauernde Arbeit groß geworden, darf aber auch den Anspruch erheben nicht bloß der geographische sondern auch der geschichtliche Mittel- punkt des Erdteils zu sein. Mit dem Eintritt der Gerinanen in die Weltgeschichte beginnt eine neue Epoche. Deutsche Völkerstämme hindern die Römer sich im Herzen Europas festzusetzen und stiirzen endlich das morsch gewordene Weltreich, um auf seinen Trümmern neue, lebenskräftige christ- liche Staaten zu gründen. Das mit der ganzen Tiefe und Innigkeit des deutschen Gemüts aufgenommene Christentum tragen deutsche Glaubensboten zu den skandinavischen Völkern, den Slaven und Magyaren und damit zugleich höhere Bildung und Gesittung. Vor den Anstürmen barbarischer Völker des Ostens (der Ungarn, Mongolen und Türken) retten deutsche Heere die christliche Kultur des Abendlandes. Kaiser und Papst sind im Mittelalter die „Herrscher der Welt" und das deutsche Volk war bis znm Beginn des 17. Jahrhunderts das reichste, mächtigste und gebildetste Volk Europas. Der schreckliche 30jährige Krieg aber stürzte Deutschland von der Höhe, die es erklommen, und sein Fall wurde das Zeichen zum Ansturm der umliegenden Feinde und die Ursache ununterbrochener Kämpfe und unsäg- lichen Elends in unserem Vaterlande und in ganz Europa. Deutschland ward zum ständigen Tummelplatz fremder Kriegshorden, Grenzmark um Grenzmark ging verloren. Erst unter dem Drucke Napoleonischer Fremdherrschaft begannen die zer- splitterten deutschen Volkskräfte sich wieder zu sammeln. Aber an 70 Jahre und dreier blutiger Einigungskriege bedurfte es um des Reiches Einheit und Macht wiederherzustellen. Kein Volk hat seine Einigung jemals mit solchen Opfern erkauft. Seitdem ist Deutschland, stark durch seine militärische Macht, ein Hort des Friedens in Europa geblieben und alle Segnungen des Friedens sind ihm in reichem Maße zuteil geworden. Handel und Industrie haben einen ungeahnten Aufschwung genommen; nicht bloß das Großkapital ist gewachsen, auch die Lebenshaltung der minder bemittelten Kreise hat sich gehoben, die Auswanderung ist auf ein geringes Maß zurückgegangen und auf nahezu eine Million beläuft sich die jährliche Zunahme der Bevölkerung im Reiche. In keinem Großstaat Europas ist die allgemeine Volksbildung so weit verbreitet, nirgends der Gedanke der nationalen Wehrpflicht tiefer in den Geist des Volkes eingedrungen, die soziale Gesetzgebung zur Ausgleichung der wirtschaftlichen Gegensätze weiter fortgeschritten als in unserem Vater- lande. Auch seine höchsten Güter hat das deutsche Volk zu wahren gewußt:

7. Nicolaisches Realienbuch für die Oberstufe der Gemeindeschulen - S. 164

1906 - Berlin : Nicolai
164 deutschen Volkes nicht ohne Einwirkung blieb. Auch in den späteren Jahr- hunderten war das deutsche Volk der Vermittler sür die Verbreitung der reich entwickelten Kultur und des Christentums vom romanischen Süden und Westen nach dem germanischen Norden und slawischen Osten Europas. Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe wurden zu einer Zeit, da noch die Länder am Mittelländischen Meer von hervorragender Bedeutung waren, durch deutsche Ansiedler und Kaufleute, vor allem durch die mächtige deutsche Hansa, nach allen Ländern des Nordens und Ostens gebracht. Auch die späteren Ereignisse der Weltgeschichte haben ihre Spuren in Deutschland zurückgelassen. Als infolge der großen Entdeckungen des Mittelalters die Vorherrschaft von den südeuropäischen Staaten an die westeuropäischen über- ging, da bildete wiederum das deutsche Volk den Vermittler in der Ver- breitung der neuen Erzeugnisse und Errungenschaften vom W. nach dem O. und N. Auch die wichtigsten europäischen Kriege (der Dreißigjährige und der Siebenjährige Krieg, zum Teil auch die Revolutionskriege, vor allem die Befreiungskriege) wurden unter starker Beteiligung des deutschen Volkes aus deutschem Boden ausgefochten. Diese Ereignisse aus der Geschichte legen aber dem deutschen Volke die Verpflichtung nahe, eben infolge seiner zu Wasser und zu Lande bequem Zugänglichen Mittellage stets ans der Hut und wohlvorbereitet zu sein. B. Die Mittelstellung Deutschlands macht sich auch in Handel und Verkehr wie in früheren Jahrhunderten noch heute deutlich bemerkbar, denn alle großen europäischen Verkehrsstraßen vom Norden nach dem Süden oder vom Osten nach dem Westen kreuzen sich in Deutschland (Berlin), und auch in der Nenzeit dient Deutschland als das vermittelnde Glied zwischen dem industriereichenwesten und dem au Naturschätzen reichen Osten Europas (S. 169). 6. Aber auch bezüglich des Anteils am Meere nimmt Deutschland eine Mittelstellung unter den Staaten Europas ein. Liegt es auch nicht am offenen Weltineere und beträgt sein Anteil an der Bteeresküste auch nur ein Drittel seines Umfanges, so ist es in dieser Beziehung doch weit günstiger als Österreich und das gewaltige Rußland gestellt, deshalb bildet Dentschland auch inbezug auf den überseeischen Weltverkehr das Binde- glied zwischen deni Osten und Südosten Europas einerseits und den nordischen Ländern Europas und den übrigen Erdteilen andererseits (Handel, Aus- wanderung). Doch trotz dieser vermittelnden Stellung des deutschen Volkes hat es die empfangenen Anregungen vielfach in durchgreifender Weise um- gestaltet (Reformation) und als Keime zu neuen wichtigen Schöpfungen und Erfindungen benutzt, so daß auf allen Gebieten, in Kunst und Wissenschaft, in Handel, Verkehr und Gewerbe das deutsche Volk mit allen andern in regstem Wettbewerb sich behauptet, ihnen allen aber meist vorangeht. 2. Deutschlands Bvdengestalt und seine Bedeutung für den Durchgangs- verkehr. Deutschland ist durch seine Mittellage in Europa und seine günstigen Bodenformen schon von der Natur zu einem Durchgangslande für den europäischen Verkehr geschaffen. Es besitzt keine sür den Verkehr unüberwind- liche Gebirgszüge im Innern, und selbst diejenigen an seiner Südgrenze sind

8. Deutschland nebst Handelsgeographie und Weltverkehr, Mathematische Geographie, Kartographie, Methodik - S. V

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Vorwort. I. Dieser Band bringt als Teil Ii die „Erdkunde für Lehrer- seminare" und als Teil V die gesamte „Erdkunde sür Lehrer- bildungsanstalten" zum Abschluß. a) Die Länderkunde wird mit der Behandlung Deutsch- lands abgeschlossen. Nachdem in Teil I (Iv) bei den außereuro- päischen Erdteilen und bei den Staaten Europas stets die Beziehungen dieser Länder zu unserem Vaterlande betont wurden, kommt nun Deutsch- land selbst in seinen Einzellandschaften eingehend zur Behandlung. Es werden unter A „geographische Charakterbilder" gegeben, und die Abschnitte unter B nehmen aus jenen Charakterbildern die schon ver- mittelten kulturgeographischen Züge auf, um sie bei der Darstellung des „Kulturbildes" von Deutschland mit zu verwenden (immanente Wieder- holung). In dieses Kulturbild sind Belehrungen über „Ein- und Aus- fuhr, Produktion und Konsumtion, Rohstoffe und fertige Ware, Austausch der Güter, Umlaufsmittel des Verkehrs u. dgl." auf- genommen, während die Handelsgeographie besonders „den Anteil Deutschlands am Welthandel und Weltverkehr" hervorhebt (Ministerial-Erlaß vom 1. Juli 1901). Dieser Stoff erfährt eine solche Behandlung, daß auf Grund der Statistik das Wirtschaftsleben der wichtigsten Kulturvölker Europas und der Welt berücksich- tigt und mit dem des deutschen Volkes in Vergleich gesetzt wird. So vereinigt sich die gesamte Länderkunde zur Vaterlands- künde und mündet in eine vaterländisch gefärbte Übersicht über den Kulturzustand der ganzen Welt: die Vaterlandskunde ist mit der Weltkultur in engste Verbindung gebracht und zur Haupt- sache gemacht worden. d) Die Behandlung Deutschlands bringt auch den Abschluß der geologischen Belehrungen. Diese bestehen vor allem in der Anwendung der in Teil I (Iv), S. 11—33 erläuterten geologischen Verhältnisse auf unser Vaterland und erweitern sich bei der Behandlung des Norddeutschen Flachlandes zu einer genaueren Darstellung der Quartärzeit (Eiszeit und Diluvium, Alluvium). Hier mußte eine tiefere Kenntnis vermittelt wer-

9. Europa - S. 312

1911 - Goslar a. Harz : Danehl
— 312 — 6. Nenne die bedeutendsten Eisenbahnen Europas, die a) den Norden mit dem Süden — b) den Osten mit dem Westen verbinden! — 7. Nenne Städte Europas, die als Kreuzungspunkte der Eisenbahnen von Bedeutung sind! — 8. Nenne die bedeutendsten Kanäle Europas! — Gib an, welche Flüsse diese Kanäle verbinden! — 9. Weise nach, daß auch die Telegraphen und Telephone dem Handel und Ver- kehr dienen! — 10. Wie ist es zu erklären, daß in manchen Staaten die Einfuhr größer ist als die Ausfuhr? — 11. Ordne die Länder Europas nach der Größe a) ihrer Handelsflotten — b) ihrer Kriegsflotten! — 12. Nenne bedeutende Landhandelsplätze! — Zusammenfassung und Einprägung. Volksbildung Europas. Der hohe Stand der europäischen Kultur zeigt sich ferner in der Bildung der Bewohner des Erdteils. Man kann im allgemeinen sagen, daß die Völker Europas sich durch einen hohen Grad der Bildung auszeichnen. Zwar herrscht in dieser Beziehung noch große Verschiedenheit vor. Es gibt aber kein Land in Europa, in dem das Volk ohne jede Bildung auswächst und bleibt. Für die Volksbildung wird am meisten in den Staaten Mittel- und Westeuropas gesorgt. Diese Länder besitzen staatliche Volksschulen und es in ihnen der Schulzwang eingeführt. Was ist die Folge davon? — Die meisten Schulen besitzt das Deutsche Reich (ca. 60000); es wird daher auch mit Recht das „Land der Schulen" genannt. In Deutschland gibt es infolgedessen nur wenige Leute, die nicht schreiben und lesen können (auf 1000 Rekruten 0,3 An- alphabeten*). Am niedrigsten steht die Volksbildung in den romanischen und slawischen Ländern. So besitzt z. B. Ruß- land, obwohl es noch einmal soviel Einwohner zählt als Deutschland, nicht annähernd so viel Volksschulen als dieses. Was ist die Folge da- von? — Außer den Volksschulen bestehen in allen Staaten auch noch höherelehran st alten und Universitäten, die eine umfangreichere Bildung vermitteln. Dazu gesellen sich auch viele technische Schulen und Fachschulen aller Art, die der Ausbildung der einzelnen Berufs- kreise dienen. Auch hier steht unser deutsches Vaterland obenan. Nenne höhere Schulen in nnserm Vaterlande! — Gib an, wer die genannten Schulen besucht! — Wiedergabe. Sachliche Besprechung und Anwendung: 1. Nenne Staaten Europas, in denen die Volksbildung a) auf einer hohen — b) auf einer noch niedrigen Stufe steht! — 2. Wie ist es zu erklären, daß die Volksbildung in den romanischen und slawischen Staaten zum Teile auf einer noch niedrigen Stufe steht? 3. Gib an, warum Deutschland mit Recht „das Land der Schulen" genannt werden kann! — 4. Weise nach, daß die Volksbildung einen wohltätigen Einfluß auf Handel, Industrie usw. ausübt! — 5. Wie kommt es, daß Kunst und Wissenschaften nur dort blühen, wo eine aus- reichende Volksbildung vorhanden ist? — 6. Nenne Arten von Schulen, die wir in unserm Vaterlande finden! Gib an, wer die einzelnen Schulen besucht! *) Siehe die statistischen Tabellen.

10. Teil 1 - S. 10

1882 - Leipzig : Brandstetter
10 Deutschland jetzt und ehemals. oft lange Zeit neben einander bestanden haben. Es ist auch ganz natürlich, daß Bewohner eines abgelegenen Seitenthales von den Wandlungen, die mit ihren an der Heerstraße wohnenden Landsleuten sich vollzogen, lange Zeit nichts erfuhren. Hat «tan doch sogar einen Pfahlbau gefunden, in welchem die Fundstücke beweisen, daß auf die Periode des Steines sogleich die des Eisens gefolgt fein muß. 2, Deutschland jetzt und ehemals. (Nach: Kallsen, Bilder aus dem Mittelalter. Halle, 1s75, S. 20—22, und Felix Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker. Berlin, 18s1. Bd. I. S. 24—31.) Deutschland, in der Mitte des Kontinents gelegen, ist das Herz Europas, von welchem zu allen Zeiten nach verschiedenen Richtungen hin erfrischende Lebensströme ausgegangen sind. Schon die natürlichen Grenzen des Landes weisen darauf hin, daß eine abgetrennte Entwickelung des in ihm wohnenden Volkes nicht wohl möglich war. Am fchürfsten sind die Grenzen tut Süden und Norden gezogen. Aber die Alpenkette vom Genfer See bis an den Busen von Finme, das mächtigste Gebirge Europas, ist nie eine trennende Scheide gewesen, und von Thälern und Pässen durchschnitten hat sie von jeher dem Völkerverkehr die Straße gebahnt. Im Norden breiten sich als Grenze zwei Meere hin; die Nordseeküste ist von Calais bis zum holländischen Helder ungastlich durch einförmige Dünen gesperrt, von da bis zur Elbemündnng und die schles-wigsche Küste entlang gürtet den Küstensanm eine Reihe allmählich zerbröckelnder Inseln, welche, einstmals zum Festland gehörig, von der Wucht zerstörender Mecresfluten die übriggebliebenen Zengen sind. Auch die Ostseeküste bietet wenig gute Häsen und erschwert durch seichte Gestade den Zugang. Aber trotz aller dieser natürlichen Hindernisse hat Deutschland die von Süden und Westen aufgenommene moderne Bildung auf diesen Meeren nach dem Norden und Osten Europas getragen. Nach den beiden andern Seiten hin ist das große Land so unmerklich abgegrenzt, daß die Völkerzüge von Osten und Westen von jeher durch dasselbe hindurchgegangen sind, und daß es zu allen Zeiten das Land großer europäischer Entscheidungen gewesen ist. So hat Deutschland nach allen Seiten hin eine vermittelnde, ausgleichende und segensreich fördernde Stellung eingenommen. > Aber noch eine zweite, vor fast allen anderen europäischen Ländern es auszeichnende Eigentümlichkeit bietet das Land. Es zeigt eine ganz außerordentliche Mannigfaltigkeit feiner Bodengestaltnng. Während die übrigen Länder überwiegend einen bestimmt ausgeprägten Charakter haben, den des Hochgebirges, des Hochplateaus, des Hügellaudes, der Tiefebene, vereinigt

11. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 153

1903 - Paderborn : Schöningh
— 153 — Iii. Das neue Deutsche Reich bis auf die Gegenwart. § 85. Kaiser Wilhelm I., 1871—1888. Als Greis von ^vieruudsiebenzig Jahren bestieg Kaiser Wilhelm den Thron des Deutschen Reiches. Aber zum Heile des deutschen Volkes war es ihm vergönnt, noch eine lange Reihe von Jahren die Geschicke Deutschlands zu leiten. In dieser Friedenszeit hat er bewiesen, daß es ihm heiliger Ernst war, was er in Versailles gelobt: „allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an Gütern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Wie in den Jahren des Krieges, bei dem. Aufbau des Deutschen Reiches, so blieb auch jetzt bei den Werken des Friedens Fürst Bismarck, der „eiserne Kanzler", der treue und unentbehrliche Ratgeber des Kaisers. 1. Sicherung des Friedens. Vor allem galt es. die Segnungen des Friedens zu erhalten. Diesem Zwecke diente die fortwährende Vermehrung des Heeres, durch dessen Stärke und Tüchtigkeit Deutschland die erste Landmacht der Erde ist. Noch mehr aber wirkten für die Erhaltung des europäischen Friedens die Bündnisse, welche Kaiser Wilhelm mit anderen Staaten Europas abschloß. Bismarcks meisterhafte Staatskunst brachte 1872 zwischen den Herrschern des Deutschen Reichs, Österreichs und Rußlands das „Dreikaiserbündnis" zustande. Als Rußland sich bald zurückzog, schloffen das Deutsche Reich und Österreich sich noch enger zusammen; ihr Friedensbund wurde später durch den Beitritt Italiens zum Dreibunde erweitert, welcher noch heute besteht und trotz der Kriegsgelüste der mit Rußland verbündeten Franzosen eine sichere Bürgschaft für die Ruhe Europas bietet. 2. Innere Ausgestaltung der Einheit des Reiches. Um das einigende Band, welches nunmehr alle Deutsche umfaßte, zu befestigen, wurde Gleichheit der Münzen, Maße und Gewichte, sowie Einheit der Rechtspflege und des Verkehrswesens eingeführt./^ 3. Förderung des überseeischen Handels und Gründung von Kolonien. Seit Jahrhunderten hatten die Deutschen den Welthandel ganz den westlichen Völkern Europas überlassen (s. § 49, 3), da der deutsche Kaufmann in der Fremde schutzlos w,ar. Darunter litt auch die deutsche Industrie empfindlich, welcher es an Absatzgebieten fehlte. Hierin trat seit der Errichtung des neuen Deutschen Reiches ein vollständiger Umschwung ein. Bald wehte nun die schwarz-weiß-rote Flagge der mächtig aufstrebenden deutschen Kriegsflotte auf allen Meeren; der deutsche

12. Das Deutsche Reich - S. 358

1901 - Langensalza : Beyer
358 Hi. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Norddeutschlands. Was setzt dies aber voraus? (Unser Vaterland muß mit mancherlei Vor- zügen ausgestattet seiu.) Welche Fragen haben wir demnach zu beantworten? Welche Vorzüge weist unser deutsches Vaterland auf? Welchen Einfluß haben diese Vorzüge auf Land und Volk ausgeübt? Darbietung: I. Stück: Die natürlichen Vorzüge Deutschlands. 1. Unser deutsches Vaterland hat eine bevorzugte Lage. Deutschland bildet einen Teil des Erdteils Europa. Es breitet sich zwischen dem Alpengebirge und der Nord- und Ostsee, zwischen dem fran- zösischen Mittelgebirge und dem russischen Tieslande aus. Im Süden reicht es bis zum 47^ Grad n. Br., während es sich nach Norden hin bis zum 55. Grad n. Br. erstreckt. Seine Breitenausdehnung von Norden nach Süden beträgt demnach 8^/z Grad. Im Westen bildet der 6. Grad ö. L. v. Gr. die Grenze, im Osten dagegen der 23. Grad ö. L. v. Gr. Die Längsausdehnung von Westen nach Osten beträgt also 17 Grade. Durch seine Lage zwischen Alpen und Nord- und Ostsee ist es mitten hinein ge- stellt zwischen alle Staaten Europas und wird von den fünf Großmächten Europas umgeben. sachliche Vertiefung: Inwiefern kann Deutschland das Herz Europas genannt werden? Deutschland liegt in der Mitte Europas. Genau im mathematischen Mittelpunkte liegt unser deutsches Vaterland nicht; denn vom Nordende Deutschlands bis zum Nordende Europas beträgt die Entfernung 15 Breitengrade und vom Südende Deutschlands bis zum Süd- ende Europas 11 Breitengrade. Der Längenunterschied zwischen dem östlich- sten Punkte Deutschlands und dem östlichsten Punkte unseres Erdteiles beträgt 42 Grade, während die beiden westlichsten Punkte beider nur 16 Grade auseinander liegen. Deutschland ist also ans der mathematischen Mitte En- ropas nach Südwesten gerückt. Wenn es nun auch nicht genau im Mittel- punkte Europas liegt, so liegt es aber doch inmitten aller Staaten Europas. Ziehen wir von den äußersten Grenzen Europas Linien, so schneiden sich alle in Deutschland. Welche Vorteile ergeben sich aus dieser Mittellage Deutschlands? Nach allen Seiten hin konnten von dem deutschen Volke die Fäden des Verkehrs gezogen werden; der deutsche Handel konnte sich nach allen Seiten hin lebhaft entfalten, und unser deutsches Volk kounte sich auf dem Weltmarkte eine hervorragende Stellung erringen. Birgt die Mittellage Deutschlands nicht auch Gefahren in sich? Deutschland liegt inmitten aller Großmächte Europas. Es kann leicht auf verschiedenen Seiten angegriffen werden. Und die deutsche Geschichte hat es zur Genüge bewiesen, daß Deutschland dieser Gefahr ausgesetzt ist. Fast alle Nachbarvölker z. B. die Normannen und Dänen, Russen und Polen, Ungarn und Türken, Jtalier und Franzosen sind mit dem deutschen Volke in kriegerische Verwickelungen geraten. Deutschland kann auch sehr leicht

13. Charakterbilder aus Deutschland - S. 4

1887 - Leipzig : Hinrichs
4 Weltstellung. unserer sittlichen Macht, die ihre Hauptstärke in vereinter Kraft findet. — jj) Unser Vaterland erscheint aber auch als Hauptland der geschichtlichen und geistigen Mitte, als das Herz, von welchem alle tieferen Lebenssäfte des Geistes und Gemütes, als von ihrem Lebensmittelpunkte, aus und in dasselbe wieder zurückgehen. Ja, Deutschland hat dieselbe ver- mittelnde und ausgleichende, gemäßigte und mäßigende Stellung, wie in seinen räumlichen und natürlichen Verhältnissen, auch in der Geschichte eingenommen und ist noch heutzutage der geschicht- liche Mittelpunkt der gesitteten Welt. Von Deutschland gingen die wichtigsten äußeren und inneren Veränderungen, welche den ganzen Erdteil betraseu, aus. Deutschland war es, das beim Untergange der alten Welt die gealterten Völker des römischen Reiches wieder ausgefrischt und die Bildung des Altertums für spätere Zeiten und Völker gerettet hat. Deutschland hat den skandinavischen Völkern, einem Teile der Slaven und Magyaren Christentum und Gesittung gebracht; in Deutschland ist im Mittelalter der große Kampf zwischen Staat und Kirche geführt worden; in Deutschland sind die großartigen, tief ins Volks- leben eingreifenden Entdeckungen und Erfindungen gemacht wor- den, welche die Bildung so sehr gefördert, die leibliche und geistige Herrschaft Europas über die andern Weltteile begründet haben. Deutschland ist der Wirbelpunkt aller Hauptinteressen, von ihm hängt die Ruhe und das Gleichgewicht des ganzen Weltteiles ab, es dient allen übrigen Staaten Europas zum Schluß- und Mittelglied. Es ist demnach keine hohle Redensart, wenn man Deutsch- laud das Land der Mitte, das Herz Europas, das Herz der Welt nennt. Wollte Gott, daß stets gesundes Blut in ihm pulsierte, daß dieses vermittelnde, ausgleichende, empfangende und mitteilende Herz stets auf dem rechten Flecke sitze, zu seinem eigenen und zu Europas Heil, zum Heil der Welt!

14. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 350

1898 - Altenburg : Pierer
350 Deutschland im Herzen Europas den brigen Staaten gefhrlich werden knne und ihnen hinderlich sein wrde in der Ausfhrung ihrer Plne und Absichten. Haben sich diese Befrchtungen nun erfllt? Nein; Deutsch-land hat keius der Nachbarvlker in seiner friedlichen Entwickelung gestrt, hat niemand an der Ausfhrung seiner Plne gehindert. (Beispiele: Deutschlands Verhalten im russisch-trkischen Krieg, in der Orientfrage (Bulgarien!), in der ostasiatischen Frage, im griechisch-trkischen Krieg n. dergl. m.) Aus alledem ist ersichtlich, da des deutschen Reiches Be-streben darauf gerichtet ist, allzeit Mehrer des Reiches zu sein nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Dadurch ist es dem deutschen Reiche und seinen Kaisern gelungen, den Frieden Europas zu erhalten, so da sich die einzelnen Staaten Europas in ruhiger Weise entwickeln knnen. Wie war es um den Frieden Europas bestellt, ehe es ein mchtiges Deutschland gab? Aus dieser Vergleichung ergiebt sich also: Das neue deutsche Reich ist Europas sicherer Friedenshort. 2. Wodurch ist es dem deutschen Reich mglich geworden, den europischen Frieden zu erhalten? a) Das neue deutsche Reich hat seine Wehrkraft gesthlt, nicht um andere Völker dadurch zu beunruhigen und in ihrer friedlichen Entwicke-luug zu stren, sondern um ungestrt seine friedlichen Plne verfolgen zu knnen. So ist es geschtzt, denn niemand wagt das starke deutsche Reich mit Krieg zu berziehen, wie es frher so oft vorkam. So sind also die groen Opfer, welche das deutsche Reich und mit ihm das deutsche Volk zur Strkung und Sthlung der Wehrkraft aufgewendet haben, nicht umsonst gewesen. Dadurch ist in erster Linie der Fortbestand des neuen Reiches gesichert worden. Wie war's vor der Reichsgrndung damit bestellt? So zeigt das neue deutsche Reich: Je mannigfaltiger die Schutzeinrichtungen des Staates sind, desto sicherer ist des Reiches Bestand. b) Damit haben die deutschen Kaiser aber auch dem deutschen Volke einen unschtzbaren Dienst erwiesen; denn dadurch, da sie den ueren Frieden sicherten, bewirkten sie gleichzeitig, da die deutsche Industrie und der deutsche Handel in ungeahnter Weise sich hob und im friedlichen Wettkampfe mit den brigen Vlkern eine hervorragende Stellung sich errang. Diese groartige Entwickelung auf industriellem Gebiete hatte wieder die mancherlei Wohlfahrtseinrichtungen zur Folge, um die uns andere Völker beneiden. Die Wohlfahrtseinrichtungen vor und nach der Reichsgrndung! Einflu derselben! So ergiebt sich: Mit der Mannig-faltigkeit der Wohlfahrtseinrichtungen steigt der Volkswohl-stand und wchst die innere Festigkeit des Staates. System. A. Geschichtliches: Das neue deutsche Reich ist Europas sicherer Friedenshort. B. Sozial-Ethisches: Staatsaufgaben und Staatseinrich-tungen: Je mannigfaltiger die Schutzeinrichtungen sind, desto sicherer ist des Reiches Bestand.

15. Deutschland nebst Handelsgeographie und Weltverkehr, Mathematische Geographie, Kartographie, Methodik - S. 115

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 115 Um so reißenderen Absatz, und heut ist die deutsche Industrie die Ii. Europas, die Iii. der Welt. Der Wert unserer Industrie für die Volksernährung läßt sich aus folgender Tabelle entnehmen, die unsern Spezialhandel (aus- schließlich des Durchgangshandels) angibt. Gegenstand 1905 Einfuhr Ausfuhr in Millionen M 1905 Mehr- Einfuhr Mehr- Ausfuhr in Millionen Jt Vieh................ Abfälle, Düngmittel u. dgl.......... Brennstoffe (Steinkohle, Braunkohle)...... Nahrungs- und Genußmittel./Getreide, Kolonialwaren) Industrie der Fette, fetten Öle und Mineralöle . . Rohstoffe und Fabrikate der chem. Industrie und Pharmazie.............. Asbest-, Stein-, Ton- und Glasindustrie Metallindustrie (Erze, Rohmaterial, Eisenwaren u. dgl.) Holz-, Schnitz- und Flechtindustrie ...... Papierindustrie............. Leder-, Wachstuch- und Rauchwarenindustrie . . . Textil- und Filzindustrie.......... Kautschukindustrie............ Eisenbahnfahrzeuge, Schiffe......... Maschinen, Instrumente, Apparate...... Kurzwaren und Schmuck....... . . Gegenstände der Literatur und bildenden Kunst . . Verschiedene Waren........... 284,0 269.5 209,2 2060,8 868,2 430,8 90,3 827,2 362.6 46,0 274.7 1538,6 156,2 12,2 115,2 40,6 62,0 18.0 48.6 306.5 489,1 53,9 542,3 229,1 992,9 148.7 154,9 99.7 1372,6 103,0 22,7 441.8 244.6 188,5 16.1 266,0 220,9 1571,2 314.3 213,9 175,0 166,0 53.2 97.3 111,5 138.8 165,7 108.9 10,5 326,6 204,0 126,5 16,1 7147,6 5473,0 2980,5 11305,9 1674,6 | — 1674,61 — Hiernach betrug unsere Gesamt-Einfuhr im Spezialhandel 1905 7,15 Milliarden Jl, die Ausfuhr rund 51/2 Milliarden Jlx\ der Unterschied (Mehr-Einfuhr) fast 1% Milliarden Jl. Erinnern wir uns, daß die Mehr-Einfuhr für Erzeugnisse aus Ackerbau, Viehzucht, Waldwirtschaft und Bergbau 31j6 Milliarden Jl ausmachte, so geht daraus hervor, daß dies Mißverhältnis in Ein- und Ausfuhr durch die Industrie um fast l3/^ Milliarden »F gehoben ist. So groß ist also der durch die Industrie erzielte Reingewinn (die Mehr-Aussuhr an fertigen Waren gegenüber der Einfuhr von Rohstoffen). Der noch verbleibende Unter- schied von 11/2 Milliarden Jl wird durch den Reinertrag aus Handel und Verkehr, besonders aber durch die im Ausland angelegten Kapitalien gedeckt. Deutschland kauft Nahrungsmittel und Rohstoffe und zahlt zum größten Teil durch Produkte der Industrie, die mit mehr als 4/5 an der Gesamt-Aussuhr beteiligt sind. Ergebnis. Unsere auf mehrere Zentren verteilte Industrie ist die Ii. Europas, die Iii. der Welt. Die I. Weltstellung hat Deutschland x) 1907 betrugen die entsprechenden Werte 8,75 Milliarden Jl und 6,85 Milliarden^. 8*

16. Himmelskunde und Klimakunde - S. 9

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
Einführung. 9 Dieses Thema aber ist erst dem siebenten Schuljahre zugewiesen. Trotzdem verlangt bereits das sechste Schuljahr: Europa, die Grenz- länder von Deutschland, die übrigen Länder Europas nach ihrer Lage, natürlichen Beschaffenheit, ihrem Klima, ihren Produkten, ihren Be- Ziehungen zu Deutschland usw. Wie das bei dem mangelhaften Unterbau behandelt wird, was im sechsten Schuljahre als „Zone" bezeichnet ist, kann man sich denken. Die Themen des siebenten Schuljahres: 1. Bewegung der Erde um die Sonne, 2. die Jahreszeiten, gehören also in das sechste Schuljahr, und zwar vor die Betrachtung der einzelnen Länder Europas. Außerdem müssen die beiden Themen umgeordnet werden,' denn die Jahreszeiten sind das, was beobachtet wird, die Bewegung der Erde um die Sonne bringt die Erkenntnis der Ursache der Erscheinung. Die übrigen Themen des sieben- ten Schuljahres sind: 3. Erde und Mond, 4. Finsternisse, 5. das Gradnetz, 6. einige Planeten. Gegen Nummer 3, 4 und 6 ist nichts einzuwenden. Warum taucht aber da auf einmal wieder unter Nummer 5 das Gradnetz auf? Und was soll dieses Gradnetz zwischen den Finsternissen und „einigen Planeten"? Die Themen des achten Schuljahres sind: 1. der Sternhimmel, 2. unser Sonnensystem, 3. die Kometen, 4. Sternbilder, 5. Zusammen- fassung alles in der mathematischen Geographie Behandelten. Wenn im siebenten Erde, Mond, Planeten behandelt wurden, möchte man doch „unser Sonnensystem" vor den Sternenhimmel stellen. Und den Stern- bildern nach d'en Kometen geht es geradeso, wie dem Gradnetze zwischen den Finsternissen und „einigen Planeten" im siebenten Schuljahre. Wenn auch zugegeben werden kann, daß die Reihenfolge dieser 5lrt von Themen verschieden sein darf, so weit darf die Willkür doch nicht gehen. Im ganzen also darf gesagt werden, die Beziehung zur Erdkunde war beabsichtigt, aber sie wird nicht durchgeführt. Für die Klima- künde sind die Keime da, aber plötzlich ist die Pflanze abgestorben. Die Reihenfolge der Themen ist oft willkürlich, Anerkennung verdient aber die Betonung früher Beobachtung. Das Fazit der Prüfung dieser Pläne besteht also darin: Im Stoffe selbst herrschen keine Meinungsverschiedenheiten- doch wird Klimakunde so gut wie ganz totgeschwiegen. In der Anordnung der Stoffe und in ihrer Verteilung auf die Schuljahre gehen die Meinungen auseinander. Das Falsche, was wir darin beobachtet haben, ist zurückzuführen auf mangelndes Verständnis für die Kufgabe der Erdkunde und die Be- ziehung zwischen Himmelskunde und Klimakunde und beider zur Erd- künde, zum Teil auch auf grobe logische Fehler. Es wird ein Menschenalter nach Diesterwegs Tode endlich einmal Zeit, daß wir damit aufräumen!

17. Hauptbd. - S. 138

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 1.38 — dann bei der Heimkehr das Gefühl von der deutschen Macht und Einheit immer wieder aufs neue. 3. Eine Lust wars dem greifen Kaiser Wilhelm, die Wohlfahrt des deutschen Volkes unter ferner Regierung so blühen und gedeihen zu sehen, und es erfüllte seinen Lebensabend mit herzlichster Freude, Kaiser eines so glücklichen Volkes zu sein. Als Vater des-Vaterlandes preisen ihn die Deutschen, und als ersten unter Gleichen verehrten ihn die Fürsten Europas. Ein schwerer Schlag war es darum für Deutschland und eine traurige Botschaft für die ganze Welt, als am Morgen des 9. März 1888 der Telegraph die Kunbe verbreitete: „Kaiser Wilhelm ist gestorben". Er, der noch auf dem Sterbebette gemeint hatte, ich habe seine Zeit mübe zu sein, war nach langem frenbe- und leibevollem Leben boch zur ewigen Ruhe eingegangen. Sein Andenken wird in Deutschland nie vergehen. 120. Kaiser Friedrich 111. 1888. Als Kronprinz hatte Friedrich Wilhelm, Kaiser Wilhelms Sohn, an dem Baue des neuen deutschen Reichs mitgeholfen und sich babei die Liebe und das Vertrauen Aller erworben. Mit großer Hoffnung sah barum das beutsche Volk auf ihn, als das hohe Alter Wilhelms I. an des Menschen Sterblichkeit erinnerte. Aber noch ehe der Herr dem Leben des Kaisers sein Ziel gesetzt, hatte eine tückische Krankheit das Leben des Kronprinzen ergriffen. Viel Schmerzen mußte er erbulben; im 'Jtorben und (Silben Europas suchte er vergeblich Hilfe; ba traf ihn im sonnigen Italien die Kunbe, daß er Kaiser geworben sei. Sterbenskrank und tobesmatt hat er als Friedrich Iii. die Regierung übernommen und nur noch neunuttbneunzig Tage geführt. Dasselbe Jahr, das uns den herrlichen Vater nahm, hat uns auch den geliebten isohn entrissen. Mit stiller Wehmut benkt der Deutsche sein und ruft sich gern das Wort in bte Erinnerung, das er sterbenb als Vermächtnis hinterließ: „Lerne leiben, ohne zu klagen"! o-^3s>-o

18. Deutsche Kulturgeographie - S. 23

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
7. Deutschlands Weltpolitik und das größere Deutschland. 23 nach der Wasserkante vor- und darüber hinausgeschoben wurde, wachsen heute zu Mächten aus, die berufen sind, den alten Jnsularstaaten einen Teil ihrer Macht einzuschränken. Deutsch- land gehört zu diesen Ländern. Noch stehen rvir in einer Zeit des Übergangs. Das alte Weltmächteprogramm, das zur Zeit Bismarcks nur durch das Konzert der europäischen Staaten ge- geben war, ist durch das wirtschaftliche und politische Eingreifen der Vereinigten Staaten und Japans verschoben worden und zu einem wirklichen Weltmächteprogramm geworden. Eine europäische Großmacht kann nicht mehr bloß europäische Politik treiben, sondern muß die ganze Welt in ihre Berechnung ziehen. Für ein Volk wie die Engländer ist Weltpolitik nichts Neues; das britische Reich ist schon lange ein Weltreich. Groß- britannien steht außerhalb Europas, es bildet gewissermaßen einen Kontinent für sich, und seine Staatsmänner sind, um einen von Cecil Rhodes geprägten Ausdruck zu gebrauchen, gewohnt, „in Kontinenten zu denken". Für Deutschland ist es viel schwerer, seine Anschauungen den veränderten, ins Weite gehenden Ver- Hältnissen anzupassen, weil es im Herzen Europas liegt und vor allem erst für die Sicherheit seiner europäischen Stellung Sorge tragen mußte, bevor es den Blick hinausrichten konnte. Allmählich wird unser Volk reifer in seinem weltpolitischen Denken. Das zeigt einmal der Ausbau unserer Flotte, ein andermal das Verständnis für Kolonialbesitz. Das Erkennen dringt tiefer und tiefer, daß die Seemacht den Völkern den besten Schutz ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit gewährt und daß die Wahrung der überseeischen Interessen ohne Kriegsmarine und ohne ein größeres Übersee-Deutschland nicht möglich ist. Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis der Weltwirtschaft, und das recht- zeitige Verstehen dieser großen Wahrheit, dieser Wertschätzung der seepolitischen und see- und konialwirtschaftlichen Machtfaktoren, dieser Großzügigkeit der Gegenwart ist ein Kennzeichen der heutigen Staats- und Handelspolitik Deutschlands. Die Kolonialbewegung der letzten Jahre gibt ein schönes Zeugnis von dem Einfühlen in den Wert des Besitzes eines größern Deutschlands. Landbesitz ist die Grundlage politischer Macht. Darum ist die koloniale Ausdehnung noch immer das Zeichen eines starken Volkes, und das ständige Verharren in den althergebrachten Grenzpfählen ist noch immer ein Zeichen des politischen und volklichen Siechtums. „Im engen Kreis verengert sich der Sinn, es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken." Dies Schillersche Wort gilt vom Einzelnen wie vom Staat. Das Volk, das am meisten kolonisiert, ist das erste der Welt. In der Kolonisation zeigt sich die Ausdehnungs- freudigkeit und Ausdehnungskraft eines Volkes, das auf diese Weise einen Teil der Welt seinen Ideen, seinen Gesetzen und seiner Sprache unterwirft und dadurch seinen wirtschaftlichen und

19. Von der Restauration zur Reichsgründung - S. 161

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Bennigsen: Rebe betr. einer Adresse des Reichstags an den Kaiser. 161 Sd)irmred)ts über alle Völker christlicher Religion bei den mächtigen Herrschern und in dem kriegerischen Volke der deutschen Länder lebendig war durch Jahrhunderte. Die anderen Volker (Europas haben in der Seit, wo Deutschland stark war, den Druck dieses Bestrebens erfahren ja, wir wollen es nicht verschweigen, es hat Seiten gegeben, wo die Deutschen in dem Übergriff in das Leben andrer Völker, in der Neigung, sich Macht und Einfluß nicht bloß, sondern auch Länder zu verschaffen, die andern Nationen und Völkern angehörten, wo die Deutschen in der Seit der Kraft des mittelalterlichen deutschen Kaisertums der Schrecken Europas gewesen sind. Dieser Schrecken, so lange Jahrhunderte der Schwäche und des Verfalls Deutschlands auch dazwischen liegen, könnte sehr wohl wieder lebendig werden zu einer Seit, wo unverhofft und unerwartet für Deutschland und für das Ausland eine unerhörte Kraftentwicklung des deutschen Wesens in wenigen Jahren zutage getreten war. Überraschend, wie die Wirkungen dieser Kraft waren, in der sich vereinigten die Staatskunst der Fürsten wie die in militärischer und bürgerlicher Tüchtigkeit sich dokumentierende ungebrochene Naturkraft eines großen Volkes, überraschend wie dieser Eindruck sein konnte auf andere Völker, war allerdings zu besorgen, daß diesem neu entstandenen mächtigen Reiche nicht das vertrauen, sondern das mißtrauen , die Besorgnis anderer Völker entgegengetragen werde. Manche Erscheinungen unerwünschter Art, die wir in den letzten Wochen und Monaten in unsern Nachbarländern erlebt haben, haben bestätigt, daß derartige Besorgnisse und Vorurteile vorhanden sind. 3a, ich gehe weiter, ich sage, wenn Deutschland lange Seit schwach gewesen ist, und wenn die Neigung vorhanden war, nicht bloß bei dem zu einer mächtigen militärischen und politischen Einheit gestalteten Frankreich, diese Schwäche auszunutzen zu wiederholten (Eroberungskriegen, wenn auch bei schwächeren und kleineren Nachbarn die Neigung vorhanden war, ihre 3nter= Maurer, Quellenfammlung. Ii.

20. Geschichtliches Lesebuch - S. 69

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
V. Pfizer, Stellung von Österreich und Preußen. 69 anderes, wenn auch ihr ähnliches, ebensowenig wiederholt sich die Geschichte jemals ganz auf dieselbe Art wieder. Der Strom der Zeit läßt sich nicht gegen seine Quelle zurückdrängen, es giebt keinen Zauberspruch, das Tote wieder zu erwecken, immer neue Gestalten drängen sich, aber das Erstorbene wird nie in derselben Gestalt wieder lebendig, wenn es auch Gesetz der Welt und Ordnung der Natur ist, daß aus Tod und Verwesung neues Leben hervorgeht. So wenig als diesseits des Grabs die Toten auferstehen, so wenig wird daher Österreich, einst der Erbe deutschen Ruhms und deutscher Herrlichkeit, für Deutschland je wieder das werden, was es einst gewesen. Eine Kluft von drei Jahrhunderten hat sich zwischen seiner Gegenwart und seiner Vergangenheit aufgethau, die nicht mehr rückwärts übersprungen werden kann. Hätte freilich Österreich beim Beginn der Reformation es verstanden, dem Impuls der neueu Zeit zu folgen, ihre Bedeutung aufzufassen und zu nützen, ihren Forderungen zu genügen und sie dadurch zu beherrschen, so wäre Österreich heute noch das erste Reich der Welt, und im Mittelpunkt Europas festgewurzelt an der Spitze jener großen europäischen Bewegung weiterschreitend, würde es auch zum Lichtpunkt Europas und zum Brennpunkt der Civilisation geworden sein. Statt dessen hat Österreich vorgezogen, sich mit aller Kraft dem Strome der Ereignisse entgegen-zustemmen und dadurch allerdings dessen Macht zu brechen, eben damit aber auch in entschiedene Opposition gegen das übrige Deutschland zu treten, dem es durch seine Verblendung gegen das hereindringende neue Geisteslicht den Segen in einen Flnch verwandelt und tiefe, fast unheilbare Wunden geschlagen hat; und wollte Österreich jetzt wieder in die verlassene Bahn einlenken, so wäre es jetzt zur Umkehr zu spät und der Rückweg unmöglich geworden. Auch scheint Österreich keineswegs seinen Ehrgeiz auf ein solches Ziel zu richten; es ist Deutschland fremd geworden, hat zuerst gezwungen und dann freiwillig seinen Ansprüchen auf die Hegemonie entsagt, und die gewaltigen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit haben nur einen Bruch vollendet, der vor dreihundert Jahren schon begann. Österreich hat seinen deutschen Namen gegen einen europäischen vertauscht und steht nun allem, was wir von deutschem Eigentume noch gerettet haben, allem, worauf Deutschland noch einen Stolz setzen darf, seinem geistigen Leben, seiner Litteratur, seinen Hochschulen, schroff, man könnte sagen feindselig, gegenüber. Wenn daher Österreich, um nicht in sich selbst zu zerfallen und von den Fluten einer