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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 136

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 136 — stellt sind außerdem die Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren (S. 142) und Aden (S. 116), während die Insel Ceylon eine eigene Kolonie bildet. Der Träger der Krone ist der jeweilige englische König, der darum auch den Nebentitel eines Kaisers von Indien führt. An seiner Stelle regiert das Land ein General-Gouverneur, der gewöhnlich als Vizekönig bezeichnet wird. Der Regierungssitz war bisher Kalkutta, ist aber 1912 nach Delhi verlegt worden. Das Indische Kaiserreich besteht teils aus unmittelbaren, teils aus mittelbaren Besitzungen. Jene umfassen ungefähr 8/5 der ungeheuren Landfläche, aber 4/5 der Be- wohner. Sie sind in Provinzen eingeteilt und werden von englischen Beamten verwaltet. Das übrige Gebiet besteht aus über 600 Schutzstaaten, die ihre eignen Fürsten und freie innere Verwaltung haben. Aber an jedem Hose befindet sich ein englischer Beamter, der dem Fürsten als „Berater" zur Seite steht und ihn nötigenfalls überwacht. Schon im Altertuiu wurde Indien wegen seiner reichen Erzeugnisse als „Wunderland" bezeichnet. Angelockt durch seine Reichtümer, sind mehrfach fremde Völker erobernd in die Halbinsel eingedrungen, so besonders im Mittelalter Mongolen. Einem mongolischen Herrscher (Babur) gelang es 1525, Delhi zu erobern und eine dauernde Herrschaft, das mohammedanische Reich des Großmoguls, zu gründen, das unter seinen Nachfolgern fast die ganze Halbinsel umfaßte und erst 1788 zusammenbrach. Schon im Mittelalter wurden auch indische Erzeugnisse, namentlich Gewürze, nach Europa gebracht. Persische, arabische und ägyptische Kaufleute vermittelten diesen Handel. Die Waren kamen auf dem Landwege mit Karawanen an die Mittelmeerküste, von wo italienische Kaufleute sie weiter- beförderten. Die ungeheure Verteurung der Waren, die durch die weite Landbeförderung, die Zölle und den Gewinn der Kaufleute entstand, trieb dazu, den Seeweg nach Indien zu suchen. 1498 landete der Portugiese Vasco da Gama als erster Europäer im Hafen von Kalikut. In der Folge erwarben dann die Portugiesen durch Verträge mit den Fürsten große Besitzungen an der Westküste Indiens, die aber später fast sämtlich an die Holländer verloren gingen. Diese, wie auch die Franzosen, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahr- Hunderts Niederlassungen an der Ostküste gründeten, sind aber nach und nach von den Engländern verdrängt worden. Im Jahre 1600 wurde in England die Ostindische Kompagnie gegründet, eine Handelsgesellschaft mit einem Kapital von 600000 Mk. Sie erwarb vom Großmogul die Erlaubnis zur Anlage von Handelsniederlassungen und erzielte bald Gewinne von 100—200 °/0. Durch kluge Benutzung der Streitigkeiten unter den ein- heimischen Fürsten verstand es die Gesellschaft, ihren Einfluß immer mehr zu erweitern und ihre Nebenbuhler zu verdrängen. Als 1857 ein großer Aufstand ausbrach, griff die englische Regierung ein, auf die dann der ganze Besitz der Kompagnie als Indisches Vize- königtum überging. 1876 wurde dieses zum Kaisertum erhoben. Die Engländer haben in Indien eine große Kulturarbeit verrichtet. Das Land ist unter ihrer Verwaltung emporgeblüht. Sie haben Wege, Eisenbahnen und Häfen gebaut und durch Bewässerungsanlagen gewaltige Flächen für den Anbau gewonnen. Die Erzeugnisse sind auf das Mehrfache ihres früheren Wertes gestiegen. Wenn auch die englische Herrschaft nicht frei geblieben ist von Härten und Grausamkeiten, so kann sie doch für das indische Volk als ein Segen bezeichnet werden. Sie hat den beständigen Kriegen der zahlreichen Staaten ein Ende bereitet und für Ruhe und Ordnung gesorgt. Sie hat auch der mitunter sehr harten Bedrückung der Untertanen durch verschwenderische Fürsten gesteuert, das Los der verachteten untern Volksklassen verbessert und durch Verbreitung von Bildung das ganze Volk gehoben. Großes ist auch zur Bekämpfung der Cholera, der Pest u. a. Landeskrankheiten

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1. Alte Geschichte - S. 19

1842 - Berlin : Sander
Indien iw Tkllgemeinen. Indien hat in seiner gegenwärtigen Gestalt seine früheste erhalten, darum sei es uns erlaubt, an dieser Stelle schon auch das neuere Indien zu betrachten. Es ist immer das Land der Sehnsucht gewesen, und es erscheint uns jetzt noch als ein Wunderreich, als eine ver- zauberte Welt. Indien ist das Land der Phantasie und Empfindung. Seine Schönheit ist mit jener zarten eigenthümlichen einer Frau zu vergleichen, aus welcher die Freude über den neugebornen Säugling leuchtet, oder wenn sie im Somnambulismus in Gefühlen einer andern Welt schwelgt, der Geist sich schon zu den seligen Räumen emporhebt, und noch einmal das sterbende Antlitz, gleichsam zum Abschiedskusse, belebt. Dies ist der Ausdruck, welchen wir in Indien erblicken. Es ist das Reich der Träume und der weichen Empfindung. Würden wir aber dieses Blumenleben näher ins Auge fassen, so dürsten wir, je mehr uns der erste Anblick bestochen hat, desto stärkere Entartung finden. Indien hat welthistorische Beziehungen nach allen Seiten hin. Man hat in neueren Zeiten die Entdeckung gemacht, daß die Sanökrit- sprache allen weitern Entwickelungen europäischer Sprachen zu Grunde liege, z. B. dem Griechischen, Lateinischen, Deutschen. Die westlichen Völker breiteten sich von dort aus. Indien selbst aber in seiner Cul- tur ist nie vorgeschritten, sondern selber nur um seiner Größe und seines Ruhms willen gesucht worden. Die Diamanten und Gewänder, 2*

2. Geschichte des Alterthums - S. 37

1850 - Regensburg : Manz
Die Gesetzgebung der Brahmanen. 37 2. Indien hat keine Geschichte gleich den andern Ländern. Von einer Geschichte im gewöhnlichen Sinne des Wortes, als einer Erzählung menschlicher Thaten und Begebenheiten, ist bei den Hindus (Indiern) keine Rede. Nur auf die Thaten seiner Götter und wie sie bald in der Gestalt eines Thieres, bald in der eines Menschen auf die Erde Herabstiegen, legte der Hindu Werth. In noch viel höherem Grade als bh an- dern Völkern verdrängten bey dem mit einem überaus feinem Natursinne und einer ebenso lebhaften Phantasie begabten Hin- du die mythologischen Vorstellungen alles Uebrige. Erst seit- dem die Hindus mit andern Nationen, insbesondere mit den Griechen in Berührung traten, erhellt sich das tausendjährige Dunkel der Urzeit Indiens und erfährt man, freilich von fremd- artigem Standpunkte aufgefaßt, Näheres über Leben, Sitten und Geschichte Indiens. 3. Gesetzgebung und Einrichtungen der Brahmanen. Der Anfang aller Cultur muß den Brahmanen zugeschrie- den werden, die in 10 Stämmen, „entsprossen dem Geschlechts der Ahnherren in den 3 Weltaltern," von den Quellen des Ganges aus sich über Indien verbreiteten und die ersten (dun- kelfarbigen) Bewohner aus Chams Geschlechts sich unterwarfen. Noch erfüllt mit Erinuerungen aus der Patriarchonzeit stellten sich die Brahmanen die erhabene Aufgabe, in Mitten einer der Verkehrtheit zugewandten Zeit nicht nur an dem Göttlichen (Brahma) durch strenge, nüchterne Lebensweise festzuhalten, sondern auch die übrigen nach Indien gedrungenen Stämme durch genaue Lebensvorschriften von allem Unheiligen zu ent- fernen. Ohne Ausnahme sollten sich alle einer höhern Ord- nung unterwerfen und jede Kaste durch eifrigen Dienst in dem ihr angewiesenen Kreise - die Prüfungszeit des gegenwärtigen Lebens glücklich überstehen. Der pünktliche Gehorsam war eö, durch den die Aufnahme in Brahma's Schooß erlangt werden konnte. Die Brahmanen aber waren die Lebensführer, die Lehrer, welche Volkskenntnisse besaßen, die den andern schon deshalb nicht zukamen, weil diese sich den irdischen Dingen zugewendet hatten. Ihre Vorschriften von dem Unterschiede der Kasten, ihre Mythologie und bürgerlichen Einrichtungen wurden in der Sanskritsprache besonders niedergeschrieben und

3. Theil 1 - S. 303

1806 - Leipzig : Hinrichs
Von Cyrus.d. Perser bis auf Alexand. d. Maced. zo z seit dieser Zeit das große Reich', wenigstens in vielen seiner Theiis, einen neuen Umschwung. Die persische Kunst und Mythologie ward nun hier bekannter, und Zoroasters Lehren, auf ein asiatisches Despotenreich berechnet, flüchteten sich in einen Winkel des ober» Indiens. Der schwerfällige Parsile- lismus der orientalischen Dichtkunst wich den milden Formen der griechischen Poesie; aber freilich hakten die Philosopheme von Emanationen, von zwei ewigen Grundwesen, von Dä- monen, von einem Lichtreiche der Tugend und von der künf- tigen Rückkehr aller Dinge in die Fülle (Pleroma) des Lich- tes, zu tiefe Wurzel gefaßt, um nicht, durch die allmahli- ge Verschmelzung mit griechischen Ideen, jenes Gemisch zu bilden', das in spätern Zeiten als orientalische Philo- sophie oder Gnosticismus und Kabbalismu-s in Vor- derasien gefunden wird. «Jf5 Indien blieb wahrend dieser Periode fast ganz unbe, kannt. Denn obgleich der Grieche Scylax unter dem Da- rius das obere Indien bereisete, und durch seine vortheilhafte Schilderung den Zug der Perser in jene Gegend veranlaßte; so scheint diese in der persischen Staatsgeographie aufgeführte Sawapie von Indien, doch unter den folgenden schwachen Negierungen, mehr das den Persern bekannte, als das von ihnen occupirte Indien zu bezeichnen. / » / r ■ = , 'V ? , ; Anders war es mit Phönicien. Wenn der Handel, Reichthum und die Blüthe der phönicischen Seestädte gegen das Ende der vorigen Periode ihren höchsten Flor erreicht hatte, wobei die Eroberung Sidons von Nebukadnezar nur eine vorübergehende Erscheinung war; so traf der Sturm der per-

4. Geschichte des Alterthums - S. 40

1852 - Weimar : Albrecht
40 also in der Mitte von Indien, erscheinen als eme besondere Nace, welche sich den Negern nähern, ohne es zu sein, ein wenig begab- tes, der Rohheit oder der Erniedrigung oder der Verdrängung un- terworfenes Geschlecht; wahrscheinlich die ältesten Bewohner Indiens. Die an die Arier grenzenden Stämme haben arische Bildung und Sprache angenommen; die im innern Lande haben ihre eigenthüm- lichen Zustände bewahrt. Wahrscheinlich kamen die arischen Inder zu den rohen dekhanischen Völkern nur in geringerer Anzahl als be- kehrende und bildende Ansiedler; sie konnten ihre ^Bildung, nicht ihre Sprache verbreiten. Zn den Vindhjavölkern aber kamen sie nicht als einzelne Boten eines gebildeteren Volkes, sondern als Eroberer in Masse und verdrängten oder unterwarfen sich die frühe- ren Bewohner. , Obgleich die Inder zu den ältesten Völkern gehören und der ^ L ' Anfang der indischen Bildung in sehr frühe Zeit fällt, ist Indien doch erst 327 v. Chr., als Alexander d. Gr. einen Theil dieses Landes unterwarf, den Griechen etwas näher bekannt geworden. Allein diese Kenntniß ist sehr dürftig. Erst seitdem die Engländer in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts sich die Ufer- lande des Ganges unterworfen haben, sind die literarischen Schätze Indiens den europäischen Gelehrten zugänglich und Gegenstand ihres Fleißes geworden. Kenntniß von dem alten Indien erhalten wir aber nicht nur durch die in ein hohes Alterthum hinaufreichenden indischen Quel- len, sondern auch durch die alten Tempel und Bildwerke, Rui- nen von Städten, Inschriften und Münzen, endlich auch durch die Beobachtung der Sitten und Einrichtungen des heutigen Indiens. Denn alles, was wir über das alte und über das heutige Indien wissen, läßt uns schließen, daß Indien auf einer in sehr alter Zeit erlangten Stufe im Allgemeinen stehen geblieben ist. Geschichte in unserem Sinne haben die Inder nicht. Der histo- rische Kern ihrer Sagen ist viel versteckter und verschleierter als bei anderen Völkern. Die poetische Sage hat sich nie zu einer gewis- sen, von Zeitgenossen geschriebenen Geschichte entwickelt, und eine Ueberlieferung der Begebenheiten in ihrer objektiven Wahrheit hat für den Inder keinen Werth. Die Inder haben keine kritische und pragmatische Geschichte, keine allgemeine des ganzen Landes, keine Kulturgeschichte. Die Brahmanen haben nur Chroniken der einzel- nen Länder, die bloß die Geschichte der Könige enthalten und über die Zustände in der Regel keine Belehrungen darbieten. Für die ältesten Zeiten sind die Angaben überdies unzuverlässig. Die Buddhi- sten dagegen haben historische Werke, in welchen auch die Geschichte ihrer Religion erzählt wird, und viel vollständigere Berichte über die Könige gegeben werden, welche dieser Religion zugethan waren. Sie bieten uns außerdem sehr werthvolle Nachrichten über die Sit- ten und Gebräuche der älteren Zeit dar. Ihre zuverlässige Ge- schichte beginnt erst mit der ihrer Religion. ñr?ndischen Kenntniß der indischen Verhältnisse ist von großer Wich- Kuttur. tigkeit. Die mit großen Anlagen ausgerüsteten arischen Inder haben

5. Geschichte des Alterthums - S. 41

1852 - Weimar : Albrecht
41 bereits in sehr früher Zeit eine sehr merkwürdige, eigenthümliche Bildung erlangt. Indien ist für Ostasien der Mittelpunkts des geisti- gen Lebens geworden, und selbst das so streng abgeschlossene China hat die Religion der Mehrzahl seiner Bewohner von Indien empfan- gen. Obgleich die Inder außerhalb ihres Landes nicht als Eroberer aufgetreten sind und Auswanderungen in Großem nicht unternom- men haben, so fehlt es doch nicht an Spuren indischer Kolonien in ostaftatischen Ländern. Indische Ansiedler haben ihre Religion und Bildung auf thr Insel Java verbreitet. Weniger haben die^Züge nach Indien auf die dortige Bildung eingewirkt, obgleich Indien seit den frühesten Erinnerungen bis zur Gegenwart der Sitz eines großen Handelsverkehrs gewesen ist. Die reichen Gaben der Natur und die Erzeugnisse des Kunstfleißes haben Indien stets zu einem ganz vorzüglichen Anziehungspunkte für Herrscher und Völker ge- macht. Die Völker, welche den Handel mit indischen Waaren trie- den, haben stets dadurch große Reichthümer gewonnen. Und doch waren es mehr Gegenstände des feineren Lebensgenusses, welche die westlichen Völker aus Indien holten. Im Vergleich mit der Aus- fuhr war die Einfuhr nur gering, da der Reichthum Indiens an Erzeugnissen der Natur und des Kunstfleißes sehr wenige Bedürf- nisse übrig ließ, welche vom Auslande aus zu befriedigen waren. Die arischen Inder besitzen die ausgezeichnete geistige Anlage ggj» des indogermanischen Volksstammes. Bei ihrer Einwanderung aus 1 snb«.ct einem Nordwestlande nach Indien, fanden sie sich von einer ganz neuen reichen Welt umgeben; ihr Geist mußte mächtig angeregt und zu einer neuen Weise der Thätigkeit getrieben werden. Das Land nährte die Menschen nicht ohne Anstrengung und ließ sie nicht in Trägheit verfallen: aber es belohnte die Arbeit mit den reichsten Geschenken. Die größere Milde des Klimas, die Fruchtbarkeit des Landes und seine freigebige Fülle an herrlichen Gaben mußten dem neuen Leben eine heitere Farbe mittheilen und große Erleichterun- gen gewähren. Eine sinnige, tiefgefühlte Freude an der Natur, eine freundliche Anschauung des Lebens durchdringt die älteren Schöpfungen des indischen Geistes, das Nachdenken über die Natur bildet die Grundlage der kontemplativen Richtung, die so eigen- thümlich mit der ältesten indischen Poesie verwebt ist. Ueberall in der Natur erscheint dem Inder das Göttliche gegenwärtig. Die Einwirkung der indischen Natur auf den Charakter des Volkes zeigt sich ferner in der allen Indern eigenthümlichen Neigung zur Ruhe. Zu dieser wird die in bestimmten Zeiten wiederkehrende Hitze ohne Zweifel viel beigetragen haben. Die Inder sind in ihrer äußeren Thätigkeit mehr unthätig, als träge; sic sind nicht unter- nehmend, aber sehr fleißig; sie können sehr ausdauernd sein und große Beschwerden mit Geduld ertragen. Sie scheuen Mühselig- keiten und Gefahren mehr aus Furcht vor Störung ihrer Ruhe, als aus Mangel an Muth, den sie besitzen. Die religiösen Lehren stellen als höchstes Ziel des Strebens die absolute Ruhe auf, Beruhigung jeder Leidenschaft im irdischen Leben, ewige Ruhe in Gott im zu- künftigen. Ein wichtiger Charakterzug der Inder ist ferner das Stehenbleiben auf einer gewissen Stufe. Der indische Geist erreichte

6. Bd. 1 - S. 205

1846 - Braunschweig : Westermann
an und außer der Grenze der alten Erdkunde. 203 Wirkung des Handels, welcher vorzüglich von den griechischen Pflanzstädten am Ufer des schwarzen Meeres nach dem tiefsten Norden und Osten geführt wurde. §. 3. Indier *) Weit unvollkommener war die Kunde von Indien, wiewohl es gerade dessen Erzeugnisse waren, welche den Caravaneuzug nach Osten lenkten. Die Entfernung des Landes und die schon an der Grenze oder noch diesseits der- selben liegenden Stapelpläze seiner Waaren machten die genauere Erforschung desselben schwer und entbehrlich. Hcrodot, der sonst so Vieles weiß, ist äußerst dürftig in seinen indischen Nachrichten. Ihm gilt Indien für das lczte bewohnte Land in Osten: aber kaum kennt er dessen nächste Grcnzprovinzen, und, was er von ihren Bewohnern erzählt, ist unbestimmt und mährchcnhaft. Auch die späteren Schriftsteller, K t e si a s, D i o d o r und Strabo, P l i- nius, Ar ri an und Ptolcmäus, wissen nicht viel mehr, als die Einthei- lung Indiens in das dies - und jenseits des Ganges gelegene nebst einigen abgerissenen geschichtlichen Notizen, und zwar abermals nur über die westlichen Grenzländer, aufzuführen. Was wir aus ihnen allen über den uralten Zu- stand Indiens und sein Verhältniß zur übrigen Welt lernen mögen, besteht in einer summarischen Schäzung seiner großen Ausdehnung und Bevölkerung, seiner frühen Kultur und Handelswichtigkeit. Die Sagen von den Zügen eines Bacchus, Herkules, Scsostris n. a. Heroen nach Indien deuten zum Theil auf die Ideen der Gefahr und Mühseligkeit hin, die man mit einer Reise nach Indien verband, zum Theil sind sie von indischen Mythen selbst abgeleitet. Scmiramis soll von einem indischen Könige geschlagen, und auch sonst noch zwischen den Assyrern und Indiern gekämpft worden seyn. Ein Weiteres lehren uns für diesen Zeitraum die ausländischen Schriftsteller nicht. Aber wir haben aus der Vergleichung und Zusammcuuehmung der übrigen Völkergeschichten, aus geologischen Betrachtungen, endlich auch aus den in neueren Zeiten bekannt gewordenen einheimischen — indischen •— Büchern wenigstens einiges Licht über dm frühesten Zustand des Landes und Volkes und über dir ihm gebührende Stelle in der Geschichte der Menschheit gc- schöyst. Wir wissen, daß Indien — zunächst dem wahrscheinlichen Ursiz uu- *) Der Schriftsteller über Indien werden wir unten bei der Religionsgeschichte der Indier gedenken

7. Geschichte des Alterthums - S. 43

1852 - Weimar : Albrecht
43 eigene Fehde im Namen und auf Kasten der indischen Herrscher fort- zusetzen, Die Engländer gingen 1765 als Sieger aus diesem Kampfe und wurden Beherrscher Bengalens und einiger angrenzen- den Länder. Seitdem haben sie ihre Macht über ganz Indien ausgedehnt, ja sogar die natürlichen Grenzen des vorderen Indiens überschritten. Indien steht also in dieser zweiten Periode unter fremder Herrschaft; diese ist aber in dem ersten Abschnitt eine mu- hamedanische und asiatische, verbunden mit despotischer Willkür und Verachtung des einheimischen Gesetzes, mit stetem Wechsel der Herr- scher, unaufhörlichen Kriegen, rücksichtsloser Erpressung und fanati- scher Glaubensverfolgung; in dem zweiten Abschnitt ist die Herr- schaft eine christliche und europäische, und zwar eines Volkes, wel- ches eine große Fähigkeit kraftvoller Verjüngung und fortschreitender Entwickelung in seiner Geschichte bewährt hat. Unter englischer Herrschaft sind Ruhe und Sicherheit des Eigenthums, Duldung des altväterlichen Glaubens, eine geregelte Verwaltung und Befolgung des überlieferten Gesetzes an die Stelle despotischer Willkür getre- ten. Unter muhamedanischer Herrschaft beschränkte sich die politische Berührung Indiens mit dem Auslande auf die nächste Nachbarschaft und bestand meist nur in wiederholten, verwüstenden Raubzügen der westlichen Grenzvölker; jetzt verschlingen sich Indiens Schicksale stets enger mit den Interessen der Politik, des Handels und der Industrie, welche die ferne europäische Welt beherrschen. Wenn die englische Herrschaft einen langen Bestand haben wird, so stehen den invischen Zuständen noch große Aenderungen bevor und es dürfte dem alten Brahmanenthum schwieriger sein, den Einwirkun- gen des christlichen Unterrichts und der europäischen Aufklärung zu widerstehen als der brutalen Bekehrungssucht des Islam. Der gemeinschaftliche Ursitz der indogermanischen Völker scheint das Land zwischen dem kaspischen Meere und dem kalten Hochlande auf dem Westgehänge des Belurtag und Mustag gewesen zu sein. Auch für den zweiten großen Zweig der kaukasischen Völkerfamilie, den semitischen, bezeichnet die Sage der Hebräer als den ursprüng- lichen Wohnsitz das iranische Hochland im weitesten Sinne. Als das Eden der Hebräer ist wohl das Land zu denken, welches im W. vom Tigris und Euphrat, im O. vom Orus und Indus umstossen wird. Von den Völkern des indogermanischen Stammes sind die Jranier mit den Indern am meisten verwandt. Beide Völker füh- ren den gemeinschaftlichen Namen Arier, bewohnen die einander am nächsten gelegenen Länder und gingen im Alterthum ohne eine bestimmte Grenzscheide unvermerkt in einander über. Endlich tre- ten auch bei den Indern und Jraniern besondere Uebereinstimmun- gen m der Religion, den Sagen und der Sprache hervor, wie sie unter zwei anderen Völkern der indogermanischen Familie sonst nicht zu entdecken sind. Es erscheint deshalb höchst wahrscheinlich, daß die Inder mit den iranischen Völkern gemeinschaftliche Ursitze gehabt und mit diesen am längsten zusammengewohnt haben. Die Jranier bezeichnen nun als ihre ältesten Wohnsitze den äußersten Osten des ganzen iranischen Hochlandes, die Quellgebiete des Orus und Ja- rartes oder das kalte Hochland auf dem Westgehänge des Belurtag Geschichte Indiens vor Buddha.

8. Theil 1 - S. 51

1806 - Leipzig : Hinrichs
Von Entsteh, des menschl. Geschl. bis aufcyruö. z i ner Verfassung, wegen seines Handels mit den westlichen Völkern und wegen seiner Volksmenge, die damals kul, tivirteste Gegend von Indien gewesen zu serm. — A m Ganges aber, oberhalb des jetzigen Bengalens, verliert sich der Name des alten mächtigen Volkes der P rasier ins mythische Dunkel, das, besonders wegen der unbestimmten Grenzen des ehemaligen Indiens, nicht völlig aufgeklärt werden kann. Denn zu dem alten Indien wurden auch, ober- halb Ca sch mir, noch B ad ag schau und Dein r gerechnet; Gegenden, die, seit der Weg zu Wasser nach Indien den Europäern bekannt wurde, in der neuern Geschichte un- bekannter sind, als in der altern. Ob die früheste Entwickelung Indiens dort sich selbst gebildet, oder von außen her dorthin gekommen sey, wird sich nie völlig bestimmt entscheiden lassen, besonders da die älteste Tradition*) aussagt, daß die Indier keine Kolonie eines andern Volkes wären. So viel aber erhellt, daß die Religion, die bürgerliche Verfassung und die Fort- schritte in Wissenschaften und Künsten, die hier getroffen wurden, dasjenige Gepräge erhielten, das sie unter diesem Klima, aus diesem Boden, und bei diesem Nationalcharakter des Volks selbst erhalten mußten. Frühzeitig lebten Brama und Wischnu (vielleicht Fremdlinge, die in Indien anftraten) unter diesen Stämmen; die religiösen Begriffe und Mythen derselben, in den Händen jener Priesterkaste, die sich nach dem Gotte — Braminen — nennt, und aufbewahrt in einem heiligen Bucke— Vedam— wurden zwar späterhin allegorisch behandelt; aber eben diese Behandlung bewährt D 2 es *) vergl. O i odor. 2, 10. Sie heißen: «vloxsovts t

9. Geschichte der Hellenen in neuen und alten Darstellungen - S. 31

1884 - Leipzig : Weber
Einleitung. 31 den Brief las; aus ihren Thaten, sagte sie, werde der Jnderkönig ihren Heldensinn kennen lernen. Sie rückte mit ihrem Heer vor, und als sie an den Fluß Indus kam, so fand sie die feindlichen Schiffe zum Kampfe gerüstet. . Nun ließ sie schnell auch ihre Schiffe aufschlagen und mit den besten Truppen bemannen, um auf dem Wasser eine Schlacht zu liefern, an welcher zugleich das am Ufer des Flusses gelagerte Kriegsvolk eifrigen Anteil nahm. Langezeit blieb das Treffen unentschieden, und auf beiden Seiten wurde tapfer gefochten, bis endlich Semiramis siegte. Sie zerstörte gegen 1000 Schiffe und machte eine große Zahl Gefangene. Trotzend auf diesen Sieg, griff sie die Inseln in dem Fluß und die Städte auf denselben an, und führte dort 100 000 Gefangene als Sklaven weg. Der König von Indien zog sich hierauf mit feinem Heere von dem Fluß zurück, und stellte sich, als ob er aus Furcht die Flucht ergriffe; allein feine Absicht war nur, den Feind über den Fluß herüberzulocken. Da ihr das Glück so günstig war, ließ Semiramis mit großen Kosten eine lange Brücke über den Strom schlagen, auf welcher sie ihr ganzes Heer hinüberführte. Zur Bedeckung der Brücke ließ sie 60 000 Manu zurück, und zog mit den übrigen weiter, den Indern nach. Voran schickte sie die Elephantenbilder, damit die feindlichen Kundschafter dem König melden sollten, sie führe eine Menge solcher Tiere mit sich. Sie täuschte sich auch nicht in ihrer Hoffnung. Als die Inder von den Kundschaftern, welche sie ausgesandt, erfuhren, wie viel man Elephanten unter dem feindlichen Heeic sehe, so konnte niemand begreifen, woher denn die vielen Tiere, welche die Königin mitbrächte, gekommen sein sollten. Doch in die Länge blieb der Betrug nicht verborgen. Einige Soldaten der Semiramis waren bei Nacht im Dienst nachlässig gefunden worden, und gingen aus Furcht vor der Strafe, die ihnen bevorstand, zu den Feinden über. Diese verrieten, daß es falsche Elephanten waren. Nun faßte der König von Indien neuen Mut; er machte seinen Truppen kund, was das für Gebilde wären, kehrte wieder um, und stellte sich den Assyrern entgegen in Schlachtordnung. Dasselbe that_ auch Semiramis. Als die Heere sich einander näherten, schickte Stabrobates, der König von Indien, seine Reiter und Wagen weit vor dem Fußvolk voran. Die Königin hielt den Angriff der Reiterei standhaft aus. Sie hatte die künstlichen Elephanten in gleich weit von einander entfernten Reihen dem Zuge vorausgehen taffen, und das machte die Pferde der Inder scheu. Denn die Masken sahen von ferne wahren Elephanten ähnlich, und dieses Anblicks gewohnt, sprengten die indischen Pferde mutig heran; als ihnen aber ein ungewohnter Geruch entgegenkam, und sie in der Nähe alles ganz anders sahen als sonst, da gerieten sie in völlige Verwirrung. Die Reiter wurden zumteil abgeworfen, zumteil rannten die Rosse, dem Zügel nicht mehr gehorchend, samt den Reitern dem Feinde gerade in die Hände. Semiramis wußte ihren Vorteil geschickt zu benutzen; sie trieb mit ihren auserlesenen Truppen die Inder in die Flucht. Der König Stabrobates ließ sich durch den Rückzug der Reiterei nicht irre machen; die Reihen des Fußvolks mußten nachrücken, und die Elephanten vorangehen. Er selbst führte den rechten Flügel in die Schlacht, und drang, von den trefflichen Elephanten getragen, mit furchtbarer Gewalt auf die Königin ein, welche zufällig ihm gegenüberstand. Zugleich griffen auch die anderen Elephanten an, und nur kurze Zeit hielten die Truppen, welche Semiramis um sich hatte, wider den Anlauf dieser Tiere stand, die mit außerordentlichem Mut und auf ihre Stärke trotzend alles, was sich ihnen entgegenstellte, schnell vertilgten. Viele fanden da ihren Tod, und auf mancherlei Art. Einige wurden von den Elephanten unter die Füße getreten, andere mit den Zähnen geschlitzt, wieder andere mit dem Rüffel in die Höhe geschleudert. Die Leichen lagen haufenweise hingestreckt; die augenscheinliche Gefahr verbreitete Entsetzen und Angst, und niemand wagte mehr, seine Stellung zu behaupten. Als die ganze Schar die Flucht ergriff, so stürmte der König von Indien auf Semiramis selbst los. Zuerst traf er sie mit einem Pfeil in den Arm, dann verwundete er sie im Rücken mit einem Wurfspieß, der sie aber nur streifte. Da die Wunde nicht gefährlich war, so entkam Semiramis durch die Schnelligkeit ihres Pferdes, das dem nachsetzenden Elephanten weit vorauseilte. Alles floh der Brücke zu, und auf einem engen Raum drängte sich das Heer der Königin in solcher Masse zusammen, daß manche schon durch ihre eigenen Leute umkamen, indem sie unter dem Gewühl

10. Bd. 1 - S. 64

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
64 Erster Zeitraum. dein jetzt so welk verbreiteten Lamaismus umbildete, welcher vielleicht nicht mit Unrecht als eine ketzerische Aus- artung des ursprünglichen Buddhaismus betrachtet werden muß, obgleich so viel erhellt, daß beide, der Buddhais- mus und der Lamaismus, aus dem Brahmaismus stammen, und, unter mächtigen kirchlichen und politischen Verände- rungen, im Ablaufe der Jahrtausende aus demselben her- vorgingen. 10. Politische Verfassung Indiens. Kcksteneinrichtung war die früheste Verfassung Indiens. Kasten sind die verschiedenen, ganz von einan- der getrennten, Stande eines Volkes, — wenn wir an- ders einen nicht völlig entsprechenden europäischen Begriff zur Erklärung jener Erscheinung gebrauchen dürfen. Ur- sprünglich waren diese Kasten einzelne Völker stamme, die von einander getrennt und unabhängig lebten, und ihre eigenthümlichen Beschäftigungen, Feldbau und Viehzucht, Handwerke und Handel, betrieben. Einem glücklichen Ero- berer gelang es, diese getrennten Stämme zu einem noth- dürftigen Staatsbande zu vereinigen. Seine Soldaten- kaste, welcher er den Sieg verdankte, trat darauf an die Spitze der vorgefundenen und besiegten Stämme, und ward der nächste Stand nach dem Priesterstande, der bei al- len zu einem Staatsvereine zusammengebrachten Völkern des Alterthums angetroffen wird, und in dessen Mitte der König selbst seine Bildung erhält. So läßt sich das Ver- hältniß der vier einheimischen Kasten in Indien gegen einander am leichtesten erklären, unter welchen die Priesterkaste und die Kaste der Krieger, Gesetzerklärer und Richter die ersten sind, denen die Feldbauer, die Handwer- ker und Künstler folgen. Obgleich Indien in verschiedenen Zeitaltern und in ver- schiedenen Richtungen von fremden Völkern angegriffen und politisch erschüttert ward; so hat doch im Ganzen der Geist

11. Kurzer Abriß der alten Geographie - S. 144

1850 - Leipzig : Mayer
144 Zweiter Theil. I »; f-: I viel Schildpatt), Schlangen von den verschiedensten Arten, Skorpione, Pa- pagoyen u. andre Vögel mit herrlichem, bunten Gefieder, Wiedehopfe, Kraniche, Perlenmuscheln, Cochenille, Seidenraupen u. s. w., aus dem Pflanzenreiche alle Arten von Getreide, besonders Waizen und Gerste, Flachs, Hirse, Reis, Sesam, Feigen, Datteln u. andre Südfrüchte, Wein, Banianenbäume von ungeheurer Grösse, Kokuspalmen, Buchsbaum, Ebenholz, eine Menge Bauholz aller Art, namentlich treffliches Schiffbauholz, Zucker- rohr, Bambus und andres Schilfrohr von gewaltiger Grösse, Baumwollen- u. Papyrusstauden, Zimmt, Pfeffer u. andre Gewürze, Betel (?), Weih- rauch, Myrrhen, Mastix, Cassia, Kardamomen, Sandelholz, Narde, Kostus, Bdellion, Kampher (?), Indigo u. s. w., aus dem Mineralreiche Edelsteine, besonders Diamanten, Smaragden, Rubine, Sapphire, Onyxe, Lapis Lazuli u. a., Gold, Silber, Eisen, Zinn, Krystall, Steinsalz u. s. w. Die Haupt- erzeugnisse der Industrie waren seidne Stoffe , feine Baumwollengewebe (Musseline, nach Maauxla od. Masulipatam benannt, Tülls, rvxu u. bunt gedruckte Zitze) u. kunstreiche Metallarbeiten. Mit allen diesen Natur- u. Kunsterzeugnissen trieben die Indier bedeutenden Handel. Das Volk selbst, die Indi flvdoi, welcher Name aus Sindhu, d. i. Anwohner des Sindh od. Indus entstanden ist), eins der ältesten Völker der Erde, von welchem die Kultur aller andern ausgegangen zu sein scheint, und das schon von den Alten für Autochthonen angesehen wurde, lebte, in einzelne, grösstentheils wohl monarchische Staaten getheilt, lange Zeit in glücklicher Verborgenheit, bis Alexander d. Gr. durch seinen Einfall in Indien den Frieden u. die Unabhängigkeit des harmlosen Volkes störte, dadurch aber freilich auch zuerst das Land dem Forschungsgeiste des Westens erschloss. Doch kam er nicht über den Hyphasis (s. oben), also nicht über das Pend- jab hinaus, und konnte sich nicht in Indien behaupten. Glücklicher in seinen Unternehmungen gegen dieses Land war Seleucus Nicätor, dem es gelang bis an den Ganges vorzudringen und dauernde Verbindungen mit Indien anzuknüpfen. Diesen beiden Eroberern u. den von ihnen veranstalteten Entdeckungsreisen (vgl. S. 6) verdanken wir fast alle unsre Kenntnisse des alten Indiens. Später dehnten die griech. Könige des neuen bactrischen Reiches ihre Eroberungen über einen Theil des westl. Indiens aus; allein das bactrische Reich ging bereits im J. 140 v. Chr. theils durch die Par- ther, theils durch die Scythen zu Grunde, u. so finden wir denn im 2. Jahrh. nach Chr. den Westen Indiens längs des ganzen Laufes des Indus in den Händen dieser beiden Völker, und Plol. nennt daher diesen Landstrich In- doscythia (dvdooxvx) la) u. Cosmas (in der Milte des 6. Jahrh.) kennt schon weisse Hunnen od. Mongolen als Bewohner despendjab, welche spä- ter unter Tschingiskhan fast ganz Indien ihrer Herrschaft unterwarfen, seit welcher Zeit das Land den Blicken der Europäer bis in die neueren Zeiten herab und bis zur Gründung der engl.-ostindischen Compagnie fast gänzlich entzogen blieb. Die Indier, nach den Ansichten der Alten das zahlreichste Volk der ganzen Erde, über dessen Sitten, Gebräuche und Einrichtungen uns die Alten schon viele interessante Mitlheilungen machen, zerfielen in eine Menge einzelner Volke rscha ft en, u. besassen eine grosse Anzahl zum Theil sehr bedeutender Städte. Die wichtigsten derselben waren folgende: A. in India extra Gangem: der südlichste Theil Hinterindiens

12. Die fremden Erdteile - S. 26

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 26 — In engster Verbindung mit der Religion steht das Kastenwesen der Inder. Ursprünglich gab es vier Kasten: 1) die Priester oder Brahminen, die Inhaber der göttlichen Offenbarung und der Gelehrsamkeit, 2) die Krieger, 3) die Banianen, (Landbesitzer, Kaufleute und Vertreter des Großgewerbes) und 4) die Sud ras oder Knechte, Bauern, Arbeiter und niedere Gewerbsleute, denen das Gesetz vorschreibt, den ersten drei Kasten zu dienen. Doch sind heute anstelle der beiden letzten Kasten zahllose neue getreten. Fast jeder Beschäftigungszweig bildet eine Kaste, eine Arbeitsteilung, die nur bei den günstigen Naturverhältnissen des Landes und bei der Dichtigkeit der Bevölkerung möglich war. Das zähe Festhalten der Inder am Kastenwesen erschwert sehr die Ausbreitung abendländischer Kultur und wirkt auch lähmend auf die Entwickelnng der Volkskraft. Insonderheit ist es auch der christlichen Mission sehr hinderlich. Sehr verachtet sind die Parias, die aus deu Kasten Ansgestoßeneu. Manche Forscher führen die Abstammung der Zigeuuer, deren Sprache den indischen Dialekten ähnelt, auf die Parias zurück. Die Hiudus sind von mittelgroßer Gestalt, haben eine stark gebräunte Hautfarbe, ovales Gesicht und schwarzes, glattes Haar. Sie gelten ihrem Charakter nach für sanft und harmlos und neigen zu beschaulichen Betrachtungen Nur wenige Stämme sind kriegerisch. Der Hindu ist sehr geschickt in allerlei Handfertigkeit, bewundernswert als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch entnervt und verweichlicht. Nationaler Sinn und Vaterlandsliebe sind bei ihm sehr gering entwickelt. Die Hauptnahrungsquellen der Hindus sind Ackerbau und Gewerbesleiß. In großen Mengen an- gebaut werden Baumwolle, Reis, Weizen, Bananen, Thee, Mohn, Jute und Indigo. An Erzeugnissen des Gewerbefleißes sind Metall- waren, Schnitzereien in Holz und Elfenbein und feine Shawls berühmt. Ein lebhafter Biuuen- und Außenhandel befördert den Warenverkehr. Die Engländer haben Anbau, Gewerbefleiß und Handel so sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr auf Indien kommt. Ein großartiges Bahn netz, nach dem europäischen und dem der Union das bedeutendste, fördert den inländischen Verkehr. Die Anzahl der Engländer in Indien ist übrigens sehr gering (203 000 E.), und doch sind sie die Herren Indiens. 3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Das Wunder- land Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer und Kaufleute an. Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer den Handel zwischen Indien und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien knüpften die europäischen Seemächte, die Portugiesen, Franzosen und späterhin die Engländer, mit Indien un- mittelbare Beziehungen an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer in Indien ein großes mohammedanisches Reich gegründet. Der Fürst führte den Titel Großmogul, und seine glänzende Hauptstadt war Delhi, damals eine Stadt von der Größe Londons. Noch heute ist daher namentlich im Judusgebiet der Mohammedanismus sehr ver- breitet. Im Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr

13. Außereuropäische Erdteile - S. 95

1896 - Leipzig : Wunderlich
Dritte methodische Einheit. A. Alarheits stufe. 1. Das alte Wunderland Indien. Jbtrl: Wir lernen heute das alte Wunderland Indien kennen, das Ziel so vieler Seefahrer und Eroberer.*) Im Anschluß an dieses Ziel stellen die Kinder zunächst auf Grund des vorausgegangenen Unterrichts übersichtlich zusammen: 1. Schon im grauen Altertum war Indien für ganze Völker und für einzelne Helden das Land der Sehnsucht. Schon die Phöuizer unternahmen nach ihm beschwerliche Fahrten. Mit ihrer Hilfe setzte sich Salomo mit dem gepriesenen Ophir in Ver- bindung, um von dort her Gold und Elfenbein, Edelsteine und Gewürze zu beziehen. Auch Alexander der Große ließ sich nicht abhalten, einen Eroberungszug nach Indien ins Werk zu setzen. 2. Im Mittelalter trat es sodann aufs neue hervor, welchen Wert man auf eine gute Verbindung mit Indien legte. Tann als durch das Vordringen der Türken (1453) der alte gefahrvollu Weg, auf dem man bisher ins ferne Indien gezogen war (Teils zu Lande, teils zu Wasser — Zeigen!) völlig verschlossen wurde, mühte man sich ab, einen neuen Seeweg nach Ostindien zu finden. Prinz Heinrich von Portugal wagte sich kühn hinauf aufs weite Meer und gelangte bis zu den Inseln des grünen Vorgebirges. Bartholomäus Diaz erreichte das Kap der Stürme, oder, wie es sein König in freu- diger Erwartung taufte, das „Kap der guten Hoffnung". Columbus suchte auf einer Fahrt nach Westen das ersehnte Land zu erreichen, Endlich gelang es dem kühnen Vaseo de Gama den Seeweg, den man seit 80 Jahren suchte, zu finden und nach beschwerlicher Fahrt im Jahre 1498 an Indiens Küste zu landen. Nachdem so das Interesse der Kinder aufs neue für das Land, *) Zunächst wurde bei der Behandlung die Wandkarte benutzt, welche die östliche Halbkugel darstellt. Dieselbe Karte hatte schon im Geschichtsunterrichte (Entdeckungszeitalter» Verwendung gefunden. Im späteren Verlauf der Lektion (Von Hauptfrage Ii an) tritt der Handatlas bez. die Wandkarte von Asien (ev. Kuhnert!) auf.

14. Bd. 1 - S. 53

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
Indien. ¿Xi 8. Indien. Unter dem allgemeinen Namen Hindosian kennt die Geschichte den großen asiatischen Erdstrich zwischen dem Ganges und In d u s. Oft bezeichnet der Name Indien in der Erdkunde der ältesten westlich asiatischen Völker den ganzen unbekannten asiatischen Osten. Die beglaubigte Ge- schichte reicht nicht bis an jene Zeit hinauf, wo sich die ersten Völkerstamme in diesem vieldeutig so benannten Lande niederließen; wahrscheinlich waren es auch verschiedene Stam- me, die in dem nördlichen,, späterhin durch Alexanders Zug in jene Gegenden etwas bekannter«, Indien wohnten, als die auf den beiden indischen Halbinseln, welche hauptsächlich die neueste Geschichte kennt, seitdem der Weg um die süd- lichste Spitze Afrika's (i486) entdeckt ward, und die west- lichen europäischen Staaten, besonders die Portugiesen, dort ihre ersten Handelsverbindungen anknüpften, bis es den Britten im achtzehnten Jahrhunderte gelang, daselbst eine Kolonialmacht zu bilden, wie sie, in diesem Umfange und mit diesem Ertrage, kein altes und neues Volk zu er- reichen vermochte. Aus der asiatischen Mythenzeit hat sich die Sage er- halten, daß Semiramis mit dem indischen Könige Stabro- bates gekämpft, und der Aegypter Sesostris einen Feldzug nach Indien gethan habe. Unter den Griechen finden sich beim Herodot die ersten, aber nur schwankenden und un- zureichenden Angaben über Indien, wie sie die Perser geben konnten. Die Provinz Sinde ist die Grenze seiner Erdkunde gegen Osten; gegen Norden nennt er nur diejenigen Gebirge und Landstriche, welche Indien von Bactrien trennen. — Ktesias, der unter Artarerres 2 schrieb, unterscheidet sich vom Herodot hauptsächlich durch befriedigendere Nachrichten von Vorderindien, und durch Unbekanntschaft mit den südlichen Gegenden. Erst Alexanders Feldzug nach In- dien zerstreute die Dunkelheit, die bis dahin auf Südin- dien ruhte. Doch kam auch er nicht bis zu den Ufern des

15. Theil 1 - S. 45

1813 - Leipzig : Hinrichs
Indien. 45 stimmten Schranken durch die Herrschaft der Gesetze. — Sol- len wir also wohl die verschwundenen Jahrtausende zurück wünschen; und können wir Europäer es beklagen, daß unser Daseyn nicht in die Zeiten der Cyrus, der Artaxerxes, der Seleuciden, der Cosroes, der Dschingiökane und Tamerlane fiel? - 8. Indien. Unter dem allgemeinen Namen Hindosian kennt die Geschichte den großen asiatischen Erdstrich zwischen dem Ganges und Indus. Oft bezeichnet der Name Indien in fcer Geographie der ältesten westlich asiatischen Völker den ganzen unbekannten asiatischen Osten. Die beglaubigte Ge- schichte reicht nicht bis an jene Zeit hinauf, wo sich die er- sten Völkerstämme in diesem vieldeutig so benannten Lande niederließen; und wahrscheinlich waren es verschiedene Stäm- me, welche in dem nördlichen, späterhin durch Alexanders Zug in jene Gegenden etwas bekanntern, Indien, als die auf den beiden indischen Halbinseln wohnten, welche hauptsächlich die neueste Geschichte kennt, seitdem der Weg ums Cap (1486) entdeckt wurde, und die westlich europäischen Staaten, be- sonders die Portugiesen, dort ihre ersten Handelsverbindun- gen anknüpften, bis es den Britten im achtzehnten Jahrhun- derte gelang, daselbst eine Kolonialmacht zu bilden, wie sie, in diesem Umfange und mit diesem Ertrage, kein altes und neues Volk zu erreichen vermochte. Aus der asiatischen Mythenzeit hat sich die Sage erhal- ten, daß Scmiramis mit dem indischen Könige Stabrobates gekämpft, und der Sesostris der Aegypter einen Feldzug nach Indien gethan habe. Unter den Griechen finden sich beim Herodot die ersten, aber nur schwankenden und unzu- reichenden Angaben über Indien, wie sie die Perser.geben konn- ten. Die Provinz Sinde ist die Grenze seiner Erdkunde ge- gen Osten; gegen Norden nennt er nur diejenigen Gebirge und Distrikte, welche Indien von Bactrien trennen. — Kte- sia s, der unter Artaxerxes 2 schrieb, unterscheidet sich vom

16. Charakterbilder aus Asien - S. 65

1892 - Leipzig : Hinrichs
Iv. Südasien. (Indien und Indonesien.) 1. Indien. Indien! Ein Zauberwort. Wenn man sich das Reizendste, Märchenhafteste denken will, so denkt man sich Indien, das Land der Bajaderen, der Brahminen, der Kschatrias, das Land der Tempel und Pagoden, das Land der phantastischen Mythologie: kurz, es giebt nichts Wunderbares, das man nicht nach Indien verlegte. Die Halbinsel ist in vielfacher Beziehung das „Italien des Orients", das Land der Schönheit und der Fülle, das Land des Verlaugens und der Sehnsucht, das Ziel der Eroberer, der Sammelplatz der Weltschiffer, der Ausgangspunkt einer Welt- industrie, der reichsten Produktenspende, der Edelsteine und Ge- würze, des Verkehrs der mannigfachsten Art mit allen Regionen der Erde, durch alle Zeiten und Nationen. Leicht begreift es sich daher, wie schon die griechischen Berichterstatter, Richtiges und Märchenhaftes mischend, über Indiens üppige Naturfülle in begeistertes Erstaunen gerieten: Tropische Hitze, ozeanische Feuchtigkeit, und eine überaus reiche kontinentale Bewässerung rufen vereinigt eine so kräftige und strotzende Vegetation her- vor, daß die beiden indischen Halbinseln samt ihrem Archipel mit dem überschwenglich reichen amerikanischen Pflanzenreich wetteifern. Das fließende wie das vom Himmel fallende Wasser wird von der Sonnenhitze gekocht. Und in der That ist das Einkochen der Pflanzensäfte zu intensiven Farbestoffen (Indigo) oder köstlichen Gewürzen und Aromen Indien eigentümlich. Buch holz, Asten. 2. Aufl. 5

17. Geschichte des Alterthums - S. 46

1852 - Weimar : Albrecht
46 Baume sitzend ganz in die Betrachtung und erreichte die vollkom- mene Erkenntniß; er wurde dadurch Buddha oder der Erleuchtete, Er suchte seine fünf Schüler wieder auf, und als er ihnen verkün- digte, daß er die Würde eines Buddha erlangt habe, nahmen sie seine Lehre an und blieben treue Anhänger seines Gesetzes. Er sandte nun Schüler aus, um das Gesetz zu verbreiten. Er selbst durchwanderte von dieser Zeit an die nächsten 19 Jahre die Län- der des mittleren und östlichen Indiens, seiner Lehre durch seine Predigten, durch den Eindruck seiner einnehmenden Persönlichkeit und seiner Tugenden und durch Wunder stets zahlreichere Schüler gewinnend. Das Predigen war ein vor ihm nie angewendetes Mit- tel der Belehrung. Dadurch wurden dem ganzen Volke die Wahr- heiten zugänglich gemacht, deren Besitz bis dahin das Privilegium der Brahmanen gewesen war. Bei einem so wundcrgläubigen Volke, wie den alten Indern, welche meinten, daß man sich durch Buße übermenschliche Kräfte erwerben könne, mußte der Glaube an seine Wunderthaten leicht Eingang finden. Auf seinen Wanderungen wurde er von vielen Anhängern begleitet, andere lebten als Ein- siedler in den Wäldern, der Betrachtung sich widmend. Während der vier Monate der Regenzeit konnten die Bhixu, die Bettler, wie seine Anhänger im Allgemeinen genannt wurden, sich in Wohnun- gen zurückziehen, um über Gegenstände der Lehre nachzudenken; nach Verlauf der Regenzeit mußten sie wieder zusammen kommen; sie bildeten dann eine heilige Versammlung und besprachen sich über die Ergebnisse ihres Nachdenkens während der Zeit der Ruhe. Buddha wurde bei seinem Unternehmen von mehreren unter den gleichzeitigen Königen vielfach unterstützt, und die Verbreitung sei- ner Lehre hatte einen großen Erfolg. Nach seinem Tode wurde sein Leichnam mit großen Ehren verbrannt, und die Asche in eine goldene Urne gelegt. Ueber die Reliquien Buddha's entstand ein Streit, und dieser wurde dadurch beigelegt, daß sie in acht Theile getheilt und zu deren Aufbewahrung in acht Städten Stupa's, kup- pelförmige steinerne Gebäude, erbaut wurden. Nach der Beendigung der Todtenfeier hielten 500 Anhänger ^akjamuni's sieben Monate lang eine Versammlung und stellten die heiligen Schriften der Buddhisten zusammen. Sie umfassen drei Sammlungen; in der ersten sind die Aussprüche und Reden ^akja- muni's, in der zweiten die Disciplin, in der dritten die Dogmatik und Philosophie enthalten. Eine zweite buddhistische Synode wurde später gehalten, um die Mißbräuche in der Disciplin, welche ein- gerissen waren, abzustellen. Rüch Indien Die von den Griechen erzählten Züge des Dionysos und He- men/sröde- rakles nach Indien, sind Fabeln. Auch der angebliche Zug des rungszüge. Sesostris nach Indien ist bis jetzt durch kein ägyptisches Denkmal bestätigt worden. Dagegen muß den Feldzügen des Ninns nach Baktrien und der Semiramis nach Indien eine historische Wahrheit zugestanden werden, da man in den Ueberresten eines assyrischen Gebäudes bei Birs Nimrod in der Nähe von Mosul Basreliefs ge- funden hat, auf welchen Gefangene mit dem baktrischen Kameel, dem Elephanten und dem Rhinoceros dem Könige vorgeführt werden.

18. Geschichte des Alterthums - S. 37

1852 - Weimar : Albrecht
37 flächen mittlerer Höhe und flache heiße Küstensäume, Hindostán hin- gegen große niedrige Ebenen. Die Menge und die Vertheilung der Gewässer, die Verschie- denheiten in der Natur des Bodens begründen weitere Unterschiede. So wird Indien zu einem in seinem Innern mannigfaltig gestal- teten Lande im Gegensatze zu den gleichförmigen Knlturgebieten des Nilthals und des untern Euphrat. Indien erscheint in Beziehung auf Fruchtbarkeit als ein aus- gezeichnet begünstigtes Land. Nur die Indus-Wüste ist ein eigent- lich unfruchtbares Gebiet; das östliche Plateau des Deckhan, ein Theil der Koromandel-Küste, einzelne Striche des Nord-Vindhja- Landes sind im Allgemeinen weniger fruchtbar, als die übrigen Theile; des ganz unfruchtbaren Landes ist nur sehr wenig; große Gebiete sind noch nie der Cultur gewonnen worben, würden aber sehr fruchtbar sein. Das Delta des Indus, obwohl ein angeschwemm- tes und reich bewässertes Land, ist viel weniger von der Natur be- günstigt als das des Ganges. Das Pengab, das Fünfstromland, tritt in der Geschichte viel bedeutender hervor, als die Gebiete am untern Flusse. Seine fünf Flusse sind wie der Indus schiffbar und bieten große Erleichterungen des innern Verkehrs dar, so wie sie ebenso viele Hauptpunkte der Landesvertheidigung bilden. Dieses Land mit seinen fruchtbaren Thälern ist zum Ackerbau sehr geeignet und günstig gelegen für den Handel zwischen Indien und dem We- sten, nur war es bei Angriffen auf Indien vom Westen her diesen zuerst ausgesetzt. Ein Strich unfruchtbaren Bodens durchzieht den Südosttheil des Laubes, und ist der Sitz schwer zu bändigender Wanderstamme. Diese Hirtenstämme so wie die Bewohner der im Nordgebirge bestehenden kleinen Fürstenthümer bedrohen die Ruhe des Pengab. Alexander fand in der nordwestlichen Hälfte des Pen- gab kleinere Staaten unter Königen, in der südöstlichen freie Völ- ker mit beinahe republikanischer Verfassung. Den Gangesanwohnern gelten die Pengabvölker als halbunreine Geschlechter. Das weite Tiefland des mittleren Indiens, das Flußgebiet der Iamuna und Ganga, ist ein großer Fruchtbodcn, von vielen Flüssen durchströmt und fruchtbar gemacht. Da ist das Mittelland (Madhjade^a), die reichste Vorrathskammer unter den Einflüssen des indischen, subtro- pischen Klima's, ein Land geringen Wechsels und geringer Uebcr- gänge, wo jeder Theil eng mit dem Ganzen zusammenhängt. Das verknüpfende Band, gleichsam die Lebensader dieser Gesammtwir- kung ist die Ganga, , auf weiter Strecke schiffbar, alle andern Ströme vom Süden und Norden in sich vereinigend. Die großen Ebenen dieses Stromgebietes sind die unerschöpflichen Gruben des Reich- thums indischer Erzeugnisse. Der Boden bringt jährlich doppelte Ernten hervor. In diesem Tieflande ist die indische Cultur ganz eigentlich zu Hause, hier hatte sie sich am frühesten und vollstän- digsten entwickelt, ein alter Hanptsitz der Herrschaft, des Unterrichts und der religiösen Verehrung, des gesetzlichen und verfeinerten Le- bens, der Kunst, des Gewerbfleißes und des Handels drängte den andern^ Hier lagen im Alterthume an der Iamuna die Haupt- städte Jndraprastha und Mathura, an der Ganga Hastinapura und Kanjakubga und am Zusammenflüsse beider Pratishthana.

19. Bd. 1 - S. 38

1883 - Leipzig : Engelmann
38 Geschichte der alten Welt. §. 22. neueren Berichten, „überragen an Kunstsinn, Vollendung der Zeichnung und Ausarbeitung alle anderen Denkmale dieser Art weit. Grotten, Tempel und Wohnungen sind eingehauen in einen felsigen Bergkranz, der sich in Halbmondgestalt über eine Stunde wett ausbreitet , und enthalten mit den Verzierungen und Sculpturen, die sie überdeckten, eine so endlose Fülle künstlicher und schwieriger Arbeit, daß sie nur in einer unübersehbaren Zeit von vielen tausend Händen, mit einem alle unsere Vorstellungen übersteigenden Maße von Ausdauer und Geduld haben vollendet werden können." Künstlerischen Werth haben jedoch weder diese Bauwerke, noch die Sculpturen der Inder. „Die Formen ihrer Architektur sind schwer, schwülstig, überladen und dabei ganz unbestimmt; es herrscht weder die geradlinige, noch die runde, weder die kuppelförmige, noch die rechtwinkelige Form vor, sondern fast überall ist ein bunter Wechsel anzutreffen;, und was die Bildwerke angeht, so gibt sich in ihren Darstellungen eine große Weichheit kund, die sich in schwellender Fülle der Körperformen gefällt; diese weichliche Behandlung der fleischigen Theile ohne deutliche Bezeichnung des Knochenbaues und der Muskeln macht, besonders im Verhältniß zu der gewaltigen Größe der Körper, den Eindruck von Schlaffheit und machtloser Sinnlichkeit." §. 22. Indiens späteres Culturleben. Als durch Alexanders des Großen Feldzug Indien der vorderasiatischen und griechischen Culturwelt näher rückte, war das indische Leben bereits zu seinem Abschluß gekommen, die schöpferische Thätigkeit erloschen. Der speculative und grübelnde Geist hatte eine Fülle von Systemen geschaffen und ins Leben eingeführt; nun ruhte er ermüdet aus und überließ den Nachkommen die wunderbaren Gebilde als feste Formen für das innere und äußere Dasein. Zwar erfuhren die religiösen Anschauungen im Laufe der Jahre noch manche Aenderungen; zwar wurden unter dem Einfluß des griechischen Geistes Wissenschaften und Künste bedeutend gefördert; zwar nahm Indien durch die Verbindung mit den Culturstaaten der alexandrinischen Zeit in Handel, Verkehr und Gewerbfleiß einen großartigen Aufschwung, aber die productive Kraft war erschöpft, die Grundformen des Lebens blieben unverändert bestehen. Es trat jene'stagnation, jener geistige Stillstand ein, der sich in allen orientalischen Reichen früher oder später kund gibt, der Fluch des Despotismus und Kastenzwanges. Was in der Literatur und Philosophie neu erzeugt ward, waren nur Ausführungen und Erweiterungen der alten Grundgedanken. Die Glaubens- und Cultusformen gingen immer weiter auseinander, die Sectenspal-tnngen mehrten sich in derselben Weise, wie die Kastensonderungen, und die Vielgötterei stieg auf eine solche Höhe bunter Mannichfaltigkeit, daß die ursprüngliche Einheit der Brahmawelt ganz verloren ging. Dieser Zeiten der Secten-spaltungen gehören die Puränas an, theologische und philosophische Belehrungen, rituelle und ascetische Vorschriften und Legenden, die in ihrer jetzigen Gestalt kaum über das 11. oder 12. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hinausreichen, aber wohl aus älteren Schriften entlehnt worden sind. Dagegen wurden einzelne Wissenschaften eifrig gepflegt und gefördert. Die Grammatik erlangte frühzeitig eine hohe Ausbildung und wurde Hauptgegenstand des brah-manischen Unterrichts; die Astronomie kam unter dem Einfluß der Chaldäer und Griechen, die wahrscheinlich die Kenntniß des Thierkreises nach Indien brachten, zu großer Blüthe; die Heilkunde wurde Gegenstand eifriger Studien; die Algebra und das dekadische Zahlensystem haben in Indien ihre Heimath, von dort aus gelangten sie durch die Araber nach Europa. Für das geschichtliche Leben hatten die Brahmanen wenig Sinn, doch sind die Annalen der Buddhisten nicht ohne Werth. Auch in derpoesie haben

20. Bd. 1 - S. 56

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
66 Erster Zeitraum. Gebirgen, die das heutige Tibet von dem nördlichen Hin- dostán trennen; wieder andere wohnten an den Quellen des Indus, und standen durch Karavanenhandel mit den Reichen von Medien und Bactra in Verkehr. Candahar, wo diese alte Karavanenstraße sich endigte, scheint wegen seiner Ver- fassung, wegen seines Handels mit den westlichen Völkern und wegen seiner Volksmenge, die damals kultivirteste Gegend von Indien gewesen zu seyn. — Am Ganges aber, oberhalb des jetzigen Bengalens, verliert sich der Name des alten mächtigen Volkes der Pr asi er ins mythi- sche Dunkel, das, besonders wegen der unbestimmten Gren- zen des ehemaligen Indiens, nicht völlig aufgeklart werden kann. Denn zu dem alten Indien wurden auch, oberhalb Ca sch mir, noch Badagschan und Belur gerechnet; Gegenden, die, seit der Weg zu Wasser nach Indien den Europäern bekanntward, in der neuern Geschichte weniger genannt wurden, als in der ältern. Ob die früheste Entwickelung Indiens dort sich selbst gebildet habe, oder von außen her dorthin gekommen sey, wird sich nie völlig entscheiden lassen, besonders da eine, alte Sage *) es ausspricht, daß die Indier keine Kolonie eines andern Volkes waren. So viel aber erhellt, daß die Religion, die bürgerliche Verfassung und die Fortschritte in Wissenschaften und Künsten, welche hier getroffen wurden, dasjenige Gepräge erhielten, das sie unter diesem Klima, auf diesem Boden, und bei diesem Nationalcharakter des Volks selbst erhalten mußten. Schon im fernsten Alter- thume waren die Lehre und die Verwaltung der Gebrauche der einheimischen Religion in den Handen einer Priesterkaste, die sich Bram inen, nach der obersten Gottheit, nennt. Die früheste indische Mythologie hat viel Uebertriebenes in Rücksicht auf die Menge der Jahre und die durch die Sagen vergrößerten Thaten ihrer Helden; überall aber scheinen ge- schichtliche Thatsachen zum Grunde zu liegen, welche später- hin, als das Mytheualter durch Buchstabenschrift begrenzt *) vergl. Diodor. 2, 10. Sie heißen: »vrox^ovs;.