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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 162

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 162 — zwängt werden. Bei den Reichen geschieht dies durch Umwicklungen, die von fachkundigen Spezialisten angelegt und allmählich immer mehr verschärft werden. Furchtbar aber sind die Qualen, die die Mädchen armer Eltern zu erdulden haben. Der Fuß des Kindes wird in eine Holzsorm getrieben, die so klein ist, daß die gewaltsame Zerstörung von Muskeln und Zehen unter den gräßlichsten Schmerzen eintreten muß, ja in der Regel pflegt man große Steine als Hämmer zu benutzen, um die Formen an den Fuß zu treiben. In den höheren Ständen wird mit dieser Plage fortgefahren, bis das arme Geschöpf wie auf Stelzen geht und sich außer dem Hause nicht mehr anders als im Tragstuhle oder auf dem Rücken einer Dienerin bewegen kann. In den Niedern Ständen geht man nicht so weit, hier bewegen sich die Frauen noch immer mit einiger Freiheit." Der Schuh einer vornehmen Chinesin ist nicht größer als bei uns der Schuh eines 5—6 jährigen Kindes. Neuerdings ist aber unter dem Einfluß europäischen Wesens eine lebhafte Bewegung gegen die unnatürliche Sitte entstanden und hat sogar die Unter- stützung des kaiserlichen Hofes gefunden. Ein Erlaß vom Jahre 1909 verbietet allen Beamten, die Füße ihrer Töchter zu verstümmeln bei Strafe sofortiger Absetzung. Der Chinese liebt weite und bequeme Kleidung. Das Hauptstück ist meist ein langer, bis zu den Knien oder Knöcheln reichender kragenloser Rock mit weiten, langen Ärmeln, die zugleich als Taschen dienen. Er besteht bei den Ärmeren aus Hanf- oder Baumwollstoffen, bei den Reicheren aus Seide. Darüber wird im Winter noch ein kürzeres, häufig aus Pelzwerk bestehendes Kleidungsstück getragen. Die Füße stecken in plumpen Zeugschuhen mit ungewöhnlich dicken Filz- oder Ledersohlen. Doch geht die ärmere Bevölkerung im Sommer meist barfuß. Den Kopf bedeckt eine bei den Vornehmen fein gearbeitete Mütze; Landleute tragen zum Schutz gegen die Sonne einen großen Hut aus Bambusgeflecht. Sehr beliebt ist der Schmuck. Vornehme Chinesen haben oft, um ihren Reichtum zu zeigen, alle Finger voll von kostbaren Ringen. Die Wohnungen sind gewöhnlich klein, einstöckig, aus Holz oder Backsteinen erbaut und stehen dicht zusammengedrängt in engen, winkligen Gassen, nicht nur in den Städten, sondern auch in den Dörfern. Millionen wohnen auch in Erdhöhlen (S. 159), und Hunderttausende auf Flößen oder Booten. Die Reichen haben natürlich prächtige, mit Gärten und Parkanlagen umgebene Häuser. Im Essen und Trinken ist der Chinese außerordentlich genügsam. Das Haupt- Nahrungsmittel ist der Reis. Dazu kommen Brot, Hülsenfrüchte, Gemüse, Schweinefleisch, Fische und Geflügel, als Getränk hauptsächlich Tee. Aber man verzehrt auch Pferde-, Hunde-, Katzen- und Rattenfleisch und alle Meertiere, darunter mit Vorliebe Seegurken. Abweichend von andern morgenländischen Völkern, wird nicht aus einer gemeinsamen Schüssel und mit den Fingern gegessen, sondern jeder Tischgast hat seinen eignen Teller, eine kleine Lackschale, aus der die Speisen mit zwei Holz- oder Elsenbeinstäbchen, die man zangenartig zwischen den Fingern der rechten Hand hält, zum Munde geführt werden. Von einem Gastmahl in einem vornehmen Hause berichtet ein Europäer u. a.: „Tischtücher waren nicht landesüblich, wohl aber lag bei jedem Gedeck eine Papierserviette von der Größe eines Brief- bogens, woran man die Lippen oder auch die Eßstäbchen zwischen den einzelnen Gängen trocknen konnte. Bei jedem Gedeck lag ferner ein großer Löffel und stand eine kleine Blechschale, nicht größer als ein Desserttellerchen; aus diesem Schälchen, das nie gewechselt wurde, aß man alle 30—40 Gänge und warf etwaige Reste eines früheren Ganges einfach unter oder gar auf den Tisch. Die Vorspeisen sollten offenbar die Eßlust anregen: Me- lonenkerne, Rosinen, verzuckerte Nüsse, Ingwer, Krabben und Schnecken, kleine rot und weiß überzuckerte Kuchen. Nachdem der Gaumen gereizt war, folgte Haifischsuppe, eine Leckerei. Nun aber wechselten die Gerichte, so daß man Mühe hatte, alle im Gedächtnis zu behalten: Schnecken, Enteneier, die infolge längeren Eingrabens einen senfartigen

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