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1. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 32

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
32 Da« Zeitalter bet reltgtötm Kämpfe 1519-1618. Um ihm den „Majestätsbrief" abzutrotzen, eine Urkunde, in der er ihnen volle Religionsfreiheit zusicherte. Bald daranf aber mußte Rudolf Matthias auch Böhmen überlassen; er starb, machtlos und verbittert, im Jahre 1612. Matthias. Ihm folgte auf t)cm kaiserlichen Throne Matthias. Auch er war, wie Rudolf, kinderlos. So wurde denn bestimmt, daß ihm sein Vetter Ferdinand von Steiermark, der Verfolger der Protestanten, auf dem Throne folgen sollte. In der Tat erreichte man, daß in Böhmen und Ungarn seiue Nachfolge anerkannt wurde; da traten Ereignisse ein r welche den Anlaß zu dem verheerendsten und unheilvollsten Kriege gaben, der Deutschland heimgesucht hat. 3. Der Dreißigjährige Krieg 1618 —1648. Der Böhmisch-Pfälzische Kries,. §37. Der Böhmische Krieg. Im Jahre 1618 brach in Böhmen ein Ansstand aus. Den ersten Anlaß dazu gab, daß von zwei etimv gelischen, auf geistlichem Gebiet errichteten Kirchen die eine geschlossen, die andere niedergerissen worden war, was die Protestanten als eine Verletzung der ihnen zugestandenen Rechte auffaßten. Beschwerden, die Der sie beim Kaiser einreichten, hatten keinen Erfolg. Da entstanden in Prag ?u Prag" Unruhen, in deren Verlauf bewaffnete Protestanten auf das Schloß 1018 zogen und zwei von den kaiserlichen Statthaltern, denen man die Schuld an der ungnädigen Antwort des Kaisers beimaß, nebst ihrem Geheimschreiber zum Fenster hinausstürzten; übrigens kamen diese mit dem Leben davon. Darauf wurde eine neue Regierung eingesetzt und ein Heer zur Verteidigung ausgestellt. Die Seele der aufständischen Bewegung war der ehrgeizige Graf Thum, der sich persönlich vom Kaiser beleidigt glaubte; eine wesentliche Hilfe fanden die Böhmen an dem Grafen Ernst von Mansfeld, einem tapferen und verwegenen Söldnerführer, der aber zügellos lebte und auch seinen Soldaten viele Ausschweifungen nachsah. Es gelang, die in das Land eingedrungenen kaiserlichen Truppen wieder herauszuschlagen. Da starb im Jahre 1619 Matthias. Sein Nachfolger, Ferdinand von Steiermark, befand sich zunächst in einer sehr gefährlichen Lage. Der

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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 66

1871 - Münster : Coppenrath
— Geliern von Bayern zum Oberhaupte. So standen die beiden Parteien schlagfertig gegen einander, und der Augenblick nahete heran, wo der vaterländische Boden mit dem Blute seiner eigenen Söhne sollte getränkt werden. Kaiser Rudolf sollte diesen Augenblick nicht erleben. Seine unerhörte Gleichgültigkeit gegen alle Negierungsgeschäfte und gegen alle sich ereignenden Vorfälle, die Zerrüttung Ungarns, so wie die Unordnung der übrigen österreichischen Länder, alles dieses hatte die Prinzen seines Hauses nicht mit Unrecht wegen der Zukunft besorgt gemacht. Zur Erhaltung des Wohles ihres Hauses übertrugen sie deshalb die Regierung in Oesterreich und Ungarn dem Bruder des kinderlosen Kaisers, Matthias. Der Kaiser, welcher schon längst in den Sternen wollte gesehen haben, daß Matthias ihm nach Krone und Leben trachte, suchte diesen Schicksalspruch durch die Ernennung seines Vetters, Ferdinand von Steiermark, zum Nachfolger in den Erbländern zu entkräften. Allem Matthias vereitelte diese Ernennung, indem er an der Spitze eines großen Heeres, das vorzüglich ans österreichischen Protestanten bestand, denen er für ihre Hülfe größere Glaubensfreiheit zugesichert hatte, seinen Bruder nöthigte, ihn in seiner angemaßten Herrschaft zu bestätigen. Die mißliche Lage, in welcher damals der Kaiser war, suchten auch die Protestanten in Böhmen für sich zu benutzen. Sie forderten, daß er auch ihnen eben dieselbe Religionsfreiheit zusichere, welche ihre Glaubensgenossen in Oesterreich von seinem Bruder Matthias erhalten hätten. Aus Furcht, auch Böhmen zu verlieren, in welchem schon aufrührerische Bewegungen sichtbar waren, gab ihnen der Kaiser den sogenannten Majestätsbrief (1609). Hierin wurde den drei Ständen der Herren, Ritter und der königlichen Städte mit ihren Unterthanen völlig freie Religionsübung bewilligt. Rudolfs Argwohn und Haß gegen seinen Bruder Matthias wuchs mit jedem Tage. Unerträglich war ihm der Gedanke, daß der Verrather, welcher ihn zur Abtretung von Ungarn und

2. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 178

1887 - Langensalza : Beyer
178 Sechster Abschnitt. Von dem Auftreten Lnther's bis zur Beendigung rc. b) Der böhmische Aufstand. Kaiser Rudolf Ii. hatte seinen protestantischen Unterthanen in Böhmen durch den sogenannten Majestätsbrief im Jahre 1609 freie Religionsübung zugesichert. Ihre Geistlichen sollten unabhängig sein von den Bischöfen. Wo in Städten, Flecken und Dörfern protestantische Kirchen wären, da sollten sie den Evangelischen zur freien Benutzung bleiben; aber neue zu bauen, sollte nur den königlichen Städten und dem Ritterstande erlaubt sein. Auch gestattete er es später noch den Unterthanen auf seinen eigenen Gütern; die evangelischen Unterthanen der katholischen Herren sollten aber diese Erlaubnis nicht haben, das wollten die Katholiken nicht zugeben. Im Jahre 1612 starb Rudolf Ii., und sein Bruder Matthias folgte ihm auf dem Kaiserthron. Da er schon ein alter, schwächlicher Mann war, überdies oft von Krankheit geplagt, so überließ er die Regierung fast ganz seinem Neffen, dem Herzog Ferdinand von Steiermark, den wir schon als einen Feind des evangelischen Glaubens kennen gelernt haben. Da Matthias keine Kinder hatte, bestimmte er Ferdinand auch zu seinem Nachfolger, und seine Unterthanen mußten demselben schon bei Lebzeiten des Kaisers als ihrem künftigen Herrn huldigen. So geschah es auch 1617 in Böhmen, trotz des Widerstrebens der Protestanten, die sich fürchteten, diesen eifrigen Katholiken zu ihrem künftigen Herrn zu wählen; aber durch die Versprechungen Ferdinand's, daß er die ihnen durch den Majestätsbrief verbürgten Rechte achten wolle, ließen sie sich zur Huldigung bewegen. Danach zog der Kaiser mit dem Herzog von Steiermark nach Ungarn und übertrug die Verwaltung Böhmens 10 Statthaltern. Bald darauf begannen die Streitigkeiten, welche den Frieden zwischen den Evangelischen und den Katholiken störten. Die evangelischen Unterthanen des Abtes von Braunau und die des Erzbischofs von Prag in Klostergrab hatten sich Kirchen gebaut; das wollten die beiden katholischen Herren nicht leiden. Der erstere befahl seinen protestantischen Unterthanen mit Bewilligung des Kaisers, daß sie die Kirche schließen sollten, und der Prager Erzbischof ließ gar den Bewohnern von Klostergrab ihr Gotteshaus niederreißen. Über diese Gewaltthat entstand eine große Entrüstung unter allen Protestanten im ganzen Lande. Sie traten in Prag zu einem Protestantentag zusammen und sandten eine'* Beschwerde an die Statthalter des Kaisers, wurden aber von diesen abgewiesen. Da wandten sie sich an den Kaiser selbst und beschlossen zugleich, nach einiger Zeit, wenn dessen Antwort eingetroffen wäre, zu einem zweiten Protestanten-tage in Prag zusammenzukommen. Der Kaiser. Geschieh sie sehr ungnädig und sagte, daß er eine Wiederholung des Protestantentages nicht dulden werde, seine Langmut sei erschöpft, und er wolle dem drohenden Feuer dadurch begegnen, daß er die Urheber dieser Vorgänge vor Gericht ziehen wolle. Diese Antwort verursachte große Aufregung und Erbitterung in Böhmen und rief tausendfache Verwünschungen auf das Haupt ihrer Urheber hervor. Man behauptete, sie fei von den Statthaltern verfaßt und dem Kaiser nur zur Unterschrift zugeschickt worden; aber diese Behauptung war irrig. — Nun fand erst recht der Protestantentag statt, trotz des Verbotes des Kaisers. So kam der 23. Mai heran, der Anfang und die Ursache des unendlichen Wehes für das Böhmerland, ja für das ganze Deutschland. An diesem Tage drang ein bewaffneter Haufe unter Anführung des Grasen Thurn in das Prager Schloß,

3. Deutsche Geschichte von der Reformationszeit bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 36

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
36 Fhigkeiten seinen Bruder kaum bertraf. So behielt Rudolf nur Bhmen; und die in der Mehrheit evangelischen Stnde Bhmens benutzten damals die Gelegenheit, um ihm den Majesttsbrief" abzutrotzen, eine Ur-knde, in der er ihnen volle Religionsfreiheit zusicherte. Bald darauf aber mute Rudolf Matthias auch Bhmen berlassen; er starb, macht-los und verbittert, im Jahre 1612. folgte auf dem kaiserlichen Throne Matthias. Auch er war. 1619 wie Rudolf, kinderlos. So wurde denn bestimmt, da ihm sein Vetter Ferdinand von Steiermark, der Feind der Protestanten, auf dem Throne folgen sollte. In der Tat erreichte man, da in Bhmen und Ungarn seine Nachfolge anerkannt wnrde; da traten Ereignisse ein, welche den Anla zu dem verheerendsten und unheilvollsten Kriege gaben, der Deutsch-land heimgesucht hat. 3. Der Dreiigjhrige Krieg. 16181648. Der Bhmisch-Pflzische Krieg. 139. Der Bhmische rieg. Im Jahre 1618 brach in Bhmen ein Aufstand aus. Den ersten Anla dazu gab, da von zwei evan-gelischen, auf geistlichem Gebiet errichteten Kirchen die eine geschlossen, die andere niedergerissen worden war, was die Protestanten als eine Ver-letzung der ihnen zugesicherten Rechte auffaten. Beschwerden, die sie Fenstersturz^^ Kaiser einreichten, hatten keinen Erfolg. Da entstanden in Prag 8"6188 Erichen, deren Verlauf bewaffnete Protestanten auf das Schlo zogen und zwei von den kaiserlichen Statthaltern, denen man die Schuld an der ungndigen Antwort des Kaisers beima, nebst ihrem Geheimschreiber zum Fenster hinausstrzten; brigens kamen diese mit Hem Leben davon. Darauf wurde eine neue Regierung eingesetzt und ein Heer zur Ver-teidigung aufgestellt. Die Seele der aufstndischen Bewegung war der ehrgeizige Graf Thum, der sich persnlich vom Kaiser beleidigt glaubte; eine wesentliche Hilfe fanden die Bhmen an dem Grafen Ernst von Mansfeld, einem tapferen und verwegenen Sldnerfhrer, der aber zgellos lebte und auch seinen Soldaten viele Ausschweifungen nachsah. Es gelang, die in das Land eingedrungenen kaiserlichen Truppen wieder herauszuschlagen. Da starb im Jahre 1619 Matthias. Sein Nachfolger, Ferdinand von Steiermark, befand sich zunchst in einer sehr gefhrlichen Lage. Der Aufstand verbreitete sich nicht nur der Mhren und Schlesien, sondern

4. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 136

1903 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
136 Das Zeitalter der religisen Kmpfe 1519 1648. 1612-1619. Ihm folgte auf dem kaiserlichen Throne Matthias. Auch er war tote Rudolf, kinderlos. So wurde denn bestimmt, da ihm sein -Letter Ferdinandvon Steiermark, der Verfolger der Protestanten aus dem Throne folgen sollte. In der Tat erreichte man, da in Bhmen und Ungarn feine Nachfolge anerkannt wurde; da traten Ereignisse ein, toelche den Anla zu dem verheerendsten und unheil-vollsten Kriege gaben, der Deutschland heimgesucht hat. 3. Der dreiigjhrige Krieg, 16181648. Der bhmisch-pflzische Krieg. 139. Der bhmische Krieg. Im Jahre 1618 brach in Bhmen eirr5u^t0n^ au-. en erften Anla dazu gab, da von zwei evan-gelischen, auf geistlichem Gebiet errichteten Kirchen die eine geschloffen > r v - e 0j*crc niedergerissen worden war, was die Protestanten als einen Der Fenster- ^ es Majestatsbrieses auffaten. Beschwerden, die sie beim Kaiser strz zuprag, einreichten, hatten keinen Ersolg. Da entstanden in Prag Unruhen 1618. in deren Verlauf bewaffnete Protestanten auf das Schlo zogen und zwei von den kaiserlichen Statthaltern, denen man die Schuld an der ungndigen Antoort des Kaisers beima, nebst ihrem Geheim-schreiber zum Fenster hinaus strzten; brigens kamen diese mit deni Leben davon. Daraus tourde eine neue Regierung eingesetzt und ein H^r zur Verteidigung aufgestellt. Die Seele der ausstndischen Be-toegung war der ehrgeizige G r a s T h u r n, der sich persnlich vom Kaiser beleidigt glaubte; eine wesentliche Hilfe fanden die Bhmen an dem Grafen Ernst von Mansfeld, einem tapferen und ver-wegenen Sldnershrer, der aber zgellos lebte und auch seinen Soldaten viele Ausschweifungen nachsah.. Es gelang, die in das Land eingedrungenen kaiserlichen Truppen wieder herauszuschlagen. Da starb im Jahre 1619 Matthias. Sein Nachfolger, Ferdinand von Steiermark, befand sich zunchst in einer sehr gefhrlichen Lage. Der Aufstand verbreitete sich nicht nur der Mhren und Schlesien, sondern in Osterreich selbst tras Ferdinand aus Ungehorsam; wahrend Thurn vor Wien ftmii), legte ihm eine Abordnung der fter-reichischen Stnde aus der Hofburg in drohendem Tone ihre Forde-rungen vor, und ihn rettete nur das pltzliche Erscheinen einer Krassierabteilung im Burghofe. Da war es ein groer Erfolg, da

5. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 243

1909 - Breslau : Dülfer
Der Dreiigjhrige Krieg. 243 73. Der Dreiigjhrige Krieg. Kaiser Ferdinand Ii. (16191637) vermag im Dreiigjhrigen Kriege weder den Protestantismus auszurotten noch den deutschen Fürsten eine abhngigere Stellung aufzuzwingen. I. Veranlassung. Der Ausbruch des durch die katholische Gegenreformation verursachten Kampfes zwischen den beiden feindlichen Konfessionen in Deutschland wurde durch t)ie Erhebung der Bhmen gegen die Intoleranz König Ferdinands Ii. veranlat. 1. Als Rudolf Ii. 1608 von den ungarischen, mhrischen und fter-reichischen Stnden zum Verzicht auf diese Lnder gezwungen worden war, hatten die bhmischen Stnde ihn nur darum als König geduldet, weil er ihnen ein Toleranzedikt zugesagt hatte, welches er 1609 in Form des Majesttsbriefes" verffentlichte. Anmerkung. Der Majesttsbrief proklamierte die protestantische Kirche als ein groes Verfassungsinstitut des Landes, an deren Spitze als oberste Behrde ein Konsistorium, als oberste Lehranstalt die Prager Universitt stehen sollte, deren Leitung ferner den Stnden und den Defensoren, einem besonderen, von den Stnden ge-whlten Schutzausschusse, anheimfiel. Er sprach den Grundsatz aus, da niemand durch irgendwen und irgendwelches Mittel seinem Bekenntnis abspenstig gemacht werden drfe; er gab den Herren, Rittern und kniglichen Stdten das Recht, in den Kirchen ihrer Kollatur Geistliche ihres Bekenntnisses anzustellen, und er gestand den Protestanten zu, in den kniglichen Herrschaften, zu denen nach altem Brauch alles Kirchengut gerechnet ward (wenigstens nach protestantischer Auffassung), Gottesdienst zu halten und Kirchen zu bauen". (Lamprecht.) 2. Als Rudolf in seinem wahnwitzigen Hasse gegen Matthias noch einen Versuch machte, diesen aus seinen Herrschaften zu verdrngen, leisteten die Stnde Matthias wieder Beistand, und ihre Macht wurde dadurch aufs neue verstrkt. 3. Nach Rudolfs Tode (1612) aber wurde Matthias gleichzeitig König von Bhmen und deutscher Kaiser, und da er vllig unter dem Einflsse seines fanatischen Vetters Ferdinand von Steiermark stand, war zu er-warten, da nun die Gegenreformation in den Habsburgischen Landen mit aller Energie betrieben werden wrde. Anmerkung. Ferdinand, von Natur mit der erblichen Leutseligkeit und Milde der Habsburger ausgestattet, geistig unbedeutend und entschluschwer, darum fremder Einsicht viel leichter als fremdem Willen folgend, zeigte vielleicht mehr als irgendeine politische Persnlichkeit seines Zeitalters, was jesuitische Erziehung vermochte. . . . Noch jugendlich, hatte er eine Reise nach Italien gemacht und sich in Loretto der heiligen Jungfrau zur Vernichtung der Ketzer gelobt. Von diesem Tage an lebte in seinem Kopfe fast nur dieser eine Gedanke, im Sinne fast einer berirdischen Inspiration; selbst der dmonische Wille eines Wallenstein hat ihn spter nur auf kurze Zeit ein wenig aus seiner Richtung gelenkt. Hiervon abgesehen, blieb der Fürst bei allem Schwanken in der Wahl der Maregeln seinem Ziele allzeit getreu, und sein weiches Wesen konnte sich, um es zu erreichen, bis zur Grausamkeit festigen. Im brigen erhielt ihn vor allem ein Leben in halb nonnenhafter Bigotterie und in dauerndem Gebrauchs der jesuitischen Exerzitien dem einmal in ihn gepflanzten Ideale". (Lamprecht.) 4. Nachdem Ferdinand 1617 zum bhmischen Könige gekrnt worden war, begann er auch in Bhmen eine rcksichtslose Gegenreformation, welche den bhmischen Adel zum Aufstande und znm Abfalle trieb. 16*

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 17

1898 - Altenburg : Pierer
17 Drngen der katholischen Geistlichkeit nachgegeben, obgleich die katholischen Kurfrsten und Stnde sich gegen eine derartige Restitution ausgesprochen hatten. Was erkennen wir aus dem Erla und aus der Durch-fhrnng des Wiederherstellungsbefehles? Der Kaiser schaltet und waltet nach seiner Willkr, achtet nicht der Bedenken, welche selbst die katholischen Reichsstnde vorbringen, hrt nicht auf die Beschwerden der Protestanten; diese aber wagen" dem Kaiser keinen Widerstand ent-gegenzusetzen, obgleich sie ein Schutz- und Trutzbudnis zu gegenseitiger Hilfe abgeschlossen haben. Es scheint, als ob die Union unterlegen und aufgelst sei. Ja, es scheint nicht blo so, sondern es war auch an dem. Welche Frage entsteht da? Wodurch wurde die Niederlage und die Auflsung der protestantischen Union herbeigefhrt? 1. Stck: Der bhmische Aufstand. Ziel: Wie die bhmischen Protestanten sich wider ihren König emprten. Analyse. Das klingt wunderlich! Warum denn? König Rudolf Ii. hatte seinen protestantischen Unterthanen in Bhmen im Jahre 1609 durch den Majesttsbrief freie Religionsbung und gleiche Rechte mit den Katholiken zugestanden; sie waren ihm also zu Danke oerpflichtet, und jetzt empren sie sich? Wodurch wrde die Emprung der Bhmen herbeigefhrt? ^Vermutungen!) Synthese. 1. Kaiser Rudolf Ii. war im Jahre 1612 gestorben, und sein Bruder Matthias bestieg an seiner Stelle den Kaiserthron. Da Matthias schon sehr bejahrt und auerdem krnklich war, so berlie er die Regierung zumeist seinem Neffen Ferdinand von Steiermark, jenem erbitterten Gegner des Protestantismus, der in seinen Erblanden die evangelische Lehre vollstndig unterdrckt hatte. Da Kaiser Matthias auch kinderlos war, so bestimmte er noch bei Lebzeiten seinen Neffen Ferdinand zu seinem Nachfolger, und die Unterthanen muten diesem noch zu Lebzeiten des Kaisers huldigen. Auch von den Bhmen wurde die Huldigung verlangt. Doch sie weigerten sich, den Eid der Treue zu schwren. Als jedoch Herzog Ferdinand das Versprechen gab, alle ihre Rechte, wie solche im Majesttsbrief verbrgt waren, zu achten, da lieen sie sich zur Hnldigung bewegen. Die Verwaltung Bhmens wurde uun-mehr 10 Statthaltern bertragen. Schon vor der Huldigung der Bhmen erhoben sich jedoch Streitigkeiten der die Auslegung des Majesttsbriefes. So waren die Brger von Braunau, die kurze Zeit nach Erteilung des Majesttsbriefes mit dem Bau einer Kirche begonnen hatten, gezwungen worden, den Bau einzustellen, da Braunau weder eine knigliche Stadt, noch das Stift Braunau ein knigliches Gut sei. Darin fanden die bhmischen Glaubensverteidiger eine Verletzung der Religionsfreiheit und forderten zum Weiterbau aus. Dies geschah auch; die Kirche ward vollendet und ein evangelischer Prediger angestellt. Die Protestanten benutzten die neue Kirche zwei Jahre lang ungestrt; da beschlo der Kaiser, auf den kniglichen Gtern eine Gegenreformation vornehmen zu lassen. So-fort hinderte natrlich der Abt von Braunau den Besuch der evangelischen Kirche. Etwas hnliches ereignete sich in Klostergrab, dessen Einwohner Fritzsche, Die deutsche Geschichte in der Volksschule. Ii. Teil. 3. Auflage. 2

7. Geschichte der Neuzeit - S. 29

1892 - München [u.a.] : Franz
Zeitalter der Gegenreformation. 29 Höchst eifersüchtig auf feine kaiserliche wie landesherrliche Gewalt, überließ er doch bald die wichtigsten Regierungsgeschäfte seinen Kammerdienern, so daß die Prinzen feines Hanfes schließlich die Regierung Rudolfs Bruder Matthias übertrugen. Dieser nötigte den Kaiser, ihm Ungarn, Österreich und Mähren zu überlassen, wo erden Protestanten dieselbe Duldung gewährte, die ihnen schon Mar Ii. hatte angedeihen lassen. Um nicht auch Böhmen noch zu verlieren, suchte sich Rudolf hier dadurch beliebt zu machen, daß er m dem Majestätsbrief 1609 alleu Einwohnern dieses Landes den Anschluß Majestätsbnef an die ntraquistische (aus einer Mischung husitischer und lutherischer Lehren hervorgegangene) Konfession gestattete und den Ständen der Herren und der Ritter fowie den königlichen Städten den Bau von Kirchen erlaubte. Allein Matthias zwang seinen Brnder 1611 doch. ihm Böhmen abzutreten. Im nächsten Jahre starb Rudolf Ii.. in Trübsinn und finsteres Mißtrauen verfallen. Ihm folgte sein Bruder Matthias durch die Wahl der Kur- Matthias, fürsten auch als Kaiser. Dieser bestrebte sich, da er selbst keinen Sohn hatte, die Nachfolge in feinen Ländern seinem Vetter, dem Herzog Ferdinand von Steiermark, zu sichern *Tas Zeitalter der Gegenreformation 1556 -1648. Die Reformation hatte in Deutschland während des 16. Jahr- Fortschritte Hunderts große Fortschritte gemacht. Wie sie unter den Reichs- Deformation rittern schon zu Sickingens Zeit viele Freunde fand, wie der Bauernstand von ihr Erlösung aus seiner gedrückten Lage hoffte, so schlossen sich ihr bald alle mächtigeren Reichsstädte an, und fast sämtliche weltliche Fürsten bis auf die Habsburger in Österreich und die Wittelsbacher in Bayern führten sie nacheinander in ihren Gebieten ein. Die ältere Linie des wittelsbachischen Hauses, die in der Pfalz und in Neuburg regierte, trat ebenfalls der Reformation bei, und von den Habsburgern hinderte wenigstens Max Ii. ihre Verbreitung in Österreich nicht. Rudolf Ii. gestattete sie in Böhmen ausdrücklich durch den Majestätsbrief. Dadurch gewann sie in den habsburgischen Erblanden viele Anhänger. Hiezu kam, daß auch geistliche Fürsten zur Reformation übertraten, wodurch bisherige geistliche Gebiete in weltliche Fürstentümer umgewandelt wurden, während auch in denen, die geistliche Staaten blieben, sich die Einwohner vielfach der neuen Lehre zuwandten. So hatte es gegen das Ende des 16. Jahrhunderts das Aussehen, als ob ganz Deutschland protestantisch ^mu§ in werden würde. Wenn dies schließlich doch nicht geschehen, so liegen Deutschland, die Hauptgründe in folgendem.

8. Die Neuzeit - S. 71

1893 - Leipzig : Reisland
Ill 8. Kap. Deutschland von 1576—1618. einen Waffenstillstand, der die beiden erbberechtigten „possedierenden“ Fürsten im Besitz des Landes beliefs. Nach wiederholten Irrungen, wegen deren sie sich sogar bekriegten und in deren Verlauf der Sohn des Neuburgers, Wolfgang Wilhelm, zur römischen Kirche übertrat, kamen die beiden Parteien 1614 zu Xanten dahin überein, dafs eine vorläufige y^Teu. Teilung eintreten und Jülich und Berg von Pfalzneuburg, Cleve, Mark und Ravensberg aber von Brandenburg verwaltet werden sollten, das 1618 auch Preußen erbte. 1666 wurde die vorläufige Teilung in eine endgültige verwandelt. g. Matthias Kaiser 1612. Prager Fenstersturz 1618. Im April 1611 entrifs Matthias seinem Bruder Rudolf, der seine Beraubung nicht verwinden konnte und sich um jeden Preis, selbst mit Hilfe der Union, rächen wollte, auch die Krone von Böhmen; und als Rudolf, dem nichts als der kaiserliche Titel geblieben war, im Januar 1612 starb, wurde Matthias im Juni desselben Jahres zu seinem Nach-^{^1912. folger auf dem Kaiserthron erhoben. Von ihm, welcher einst mit Oranien zusammengewirkt hatte (S. 60), hofften die deutschen Protestanten Abstellung ihrer Beschwerden, namentlich Anerkennung der protestantischen „Administratoren“ in den trotz des geistlichen Vorbehalts protestantisch gewordenen Bistümern, z. B. Bremen, Magdeburg. Aber auf dem Reichstag zu Regensburg 1613 leisteten die katho- ^tfrger’ lischen Stände dagegen solchen Widerstand, dafs ein Krieg Ki6i3s.tag drohte und der Kaiser, welcher mit seinem Ratgeber, Kardinal Khlesl, vergeblich zu vermitteln gesucht hatte, den Reichstag so rasch als möglich schlofs. Matthias hatte keine Leibeserben; auf Betreiben Philipps Iii. von Spanien ernannte er deshalb 1617 seinen Vetter Ferdinand von Steiermark zu seinem dereinstigen Nachfolger in Böhmen, wogegen Nachfolger dieser dem Spanier insgeheim die Abtretung der Landgraf-1)estellt1617, schaft Elsafs, Tirols und Vorderösterreichs (der habsburgischen Lande westlich vom Bodensee) versprach; Spanien erhielt damit die Aussicht auf ein Zwischenreich zwischen Mailand und den Niederlanden, was Frankreichs lebhafte Gegnerschaft hervorrief. Die Protestanten Böhmens versuchten Widerstand gegen Ferdinands Nachfolge in Böhmen, da er seit langem als eifriger Vorkämpfer des katholischen Be-

9. Die Neuzeit - S. 24

1892 - Gotha : Perthes
24 tischen Kirche der; der Kurfürst, der 1613 das reformierte Bekenntnis angenommen hatte, fand an den Hollndern Hilfe. Ein groer Kampf schien bevorzustehen; da berwog noch einmal die Scheu vor einem allgemeinen Kriege; es kam 1614 zwischen Brandenburg und Neuburg zu Xanten (westl. v. Wesel) ein Vergleichs) zustande, nach dem das Herzog-tum Cleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg an Brandenburg, die Herzogtmer Jlich und Berg an Nenburg fielen. Vier Jahre spter entzndete sich in Bhmen der groe Krieg, der am Niederrhein noch einmal beigelegt worden war. 4. Der groe Religionskrieg (Dreiigjhrige Krieg). Der Hasurgische Krfolgestreit. In den kaiserlichen Erblanden (sterreich, Ungarn, Bhmen vgl. S. 22. 2) rief die schrfer vorgehende Nestau-ration Anf. des 17. Jahrh. die grte Erbitterung gegen Rudolf Ii. wach; die sterreichischen und ungarischen Stnde emprten sich, schlssen sich an Matthias an, der mit seinem Bruder zerfallen war, und erhielten von diesem grere Religionsfreiheit zugestanden. Das Beispiel wirkte auf Bhmen ein; unter drohenden Rstungen ertrotzte es von Rudolf den sogen. Majestts-brief 2) (1609). Bald brach der Krieg zwischen den beiden Brdern auch um Bhmen aus; die Sldner Rudolfs huften dabei so, da sich alles von ihm abwandte; auch die bhmische Krone erhielt jetzt (1611) Matthias; schon Auf. 1612 starb der lnderlofe Kaiser. Matthias, der im Kaisertum folgte (16121619), suchte nun, da er keine Kinder hatte, zum Nachfolget in seinen Erblanden wie im Reich seinen Vetter Ferdinand von Steiermark zu erheben; 1617 setzte er auch in Bhmen dessen Nachfolge durch, doch herrschte hier bei der bekannten katholischen Gesinnung des Erzherzogs eine groe Aufregung unter den Protestanten; diese steigerte sich auf die Nachricht von der Schlieung und Niederreiung evange-lisch er Kirchen (1618). Den ungndigen Bescheid, den die evange-tischen Stnde auf ihre Beschwerde hierber vom Kaiser erhielten, schrieben sie den bhmischen Statthaltern^) zu. Auf Veranlassung des Grafen Matthias von Thurn versammelten sie sich daher in Prag (Mai); sie zogen auf das Schlo und warfen von 4 Statthaltern, die sie hier fan-den, den Martiniz und Slawata, die am meisten gehat waren, zum Fenster hinaus (1618). Dieser Fenstersturz ward der Anfang des Dreiig-jhrigen Krieges (16181648). A. Der Sieg des Katholicismus (bis zum Restitutionsedikt 1629). Z>er ymisch-pflzische Krieg. (Restauration in Bhmen und in der Pfalz.) Entschlossen griffen die Bhmen gegen die Habsburger zu den Waffen, ja sie sagten sich bei dem Tode Matthias' (1619) gnz-lieh von ihnen los und whlten gegen den ihnen verhaten Ferdinand den 1) 1666 zu Cleve endgltig besttigt. 2).Jeder durfte der 1575 ausgearbeiteten, bisher nicht anerkannten bhmischen ' (entschieden protestantischen) Konfession beitreten. 3) 10, von denen 7 katholisch waren.

10. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 32

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
32 Dar Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648. um ihm den „Majestätsbrief" abzutrotzen, eine Urkunde, in der er ihnen volle Religionsfreiheit zusicherte. Bald darauf aber mußte Rudolf Matthias auch Böhmen überlassen; er starb, machtlos und verbittert, im Jahre 1612. Matthias. Ihm folgte auf dem kaiserlichen Throne Matthias. Auch er war, 1612 - mg. ^ kinderlos. So wurde denn bestimmt, daß ihm sein Vetter Ferdinand von Steiermark, der Verfolger der Protestanten, auf dem Throne folgen sollte. In der Tat erreichte man, daß in Böhmen und Ungarn seine Nachfolge anerkannt wurde; da traten Ereignisse ein, welche den Anlaß zu dem verheerendsten und unheilvollsten Kriege gaben, der Deutschland heimgesucht hat. 3. Der Dreißigjährige Krieg 1618— 1648. Der böhmisch-pfälzische Krieg. § 37. Der böhmische Krieg. Im Jahre 1618 brach in Böhmen ein Aufstand aus. Den ersten Anlaß dazu gab, daß von zwei evangelischen, auf geistlichem Gebiet errichteten Kirchen die eine geschlossen, die andere niedergerissen worden war, was die Protestanten als eine Verletzung der ihnen zugestandenen Rechte auffaßten. Beschwerden, die Der sie beim Kaiser einreichten, hatten keinen Erfolg. Da entstanden in Prag ^zu Prag^ Unruhen, in deren Verlauf bewaffnete Protestanten auf das Schloß 1618, zogen und zwei von den kaiserlichen Statthaltern, denen man die Schuld an der ungnädigen Antwort des Kaisers beimaß, nebst ihrem Geheimschreiber zum Fenster hinausstürzten; übrigens kamen diese mit dem Leben davon. Darauf wurde eine neue Regierung eingesetzt und ein Heer zur Verteidigung ausgestellt. Die Seele der aufständischen Bewegung war der ehrgeizige Graf Thurn, der sich persönlich vom Kaiser beleidigt glaubte; eine wesentliche Hilfe fanden die Böhmen an dem Grafen Ernst von Mansfeld, einem tapferen und verwegenen Söldnerführer, der aber zügellos lebte und auch seinen Soldaten viele Ausschweifungen nachsah. Es gelang, die in das Land eingedrungenen kaiserlichen Truppen wieder herauszuschlagen. Da starb im Jahre 1619 Matthias. Sein Nachfolger, Ferdinand von Steiermark, befand sich zunächst in einer sehr gefährlichen Lage. Der

11. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 128

1896 - Hannover : Manz & Lange
128 Der dreiigjhrige Krieg. 5) Kaiser Matthias 1612 bis 1619. Wie Matthias sich zum Herrn der Lnder seines Bruders gemacht hatte, so wurde er nach Rudolfs Tod auch sein Nachfolger auf dem Kaiserthron. Da er kinderlos war, nahm er seinen Vetter, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark, an Sohnes Statt an und bertrug ihm die Erbfolge im Knigreich Bhmen und bald darauf auch in Ungarn. Er selbst fhrte darauf ein zurckgezogenes Leben und starb unbeachtet im Jahr 1619. 36. Der dreiigjhrige Krieg 1618 bis 1648. 1) Der Krieg Ferdinands Ii. mit den Bhmen und Friedrich V. von der Pfalz. Ferdinand von Steiermark war ein Gesinnunasaenosse des Herzogs Maximilian von Baiern._Er war von den Jesuiten erzogen worden" mid'al^ hchst glaubenseifrig bekannt. Be-richtete man doch von ihm die uerung, er wolle lieber von Land und Leuten kommen als Ketzer in seinem Lande dulden. Darum rief seine Erhebung auf den bhmischen Thron lebhafte Erregung unter den protestantischen Bhmen hervor. Nicht mit Unrecht besorgten diese von dem neuen Landesherrn eine Verletzung der im Majesttsbrief gewhrleisteten Religionsfreiheit. So lie der Abt von Braunau im Vertrauen auf Ferdinands Schutz eine protestantische Kirche schlieen, der Erzbischos von Prag eine protestantische Kirche in seinem Gebiet sogar niederreien. a. Der Praaer Fenstersturz 1618: ?>" Kay er Mattlnas auf die Beschwerden der Protestanten keine Abhlfe gewhrte, so griffen diese zur gewaltsamen Selbsthlfe und zum Aufruhr. Unter Fhrung des Grafen Matthias von Thurn strmte im Mai des Jahres 1618 ein Volkshaufe in Prag das Schlo, wo die Regierung ihren Sitz hatte, und strzte zwei katholische Rte des Kaisers, deren Einflu man die protestantenfeindliche

12. Die neue Zeit - S. 89

1895 - Leipzig : Dürr
— 89 — zu gewinnen, und der Kurfürst wurde ealvinistisch, um die Union auf feine Seite zu bringen. Andre Fürsten schwankten zwischen Luthertum und Calvinismus hin und her; es kam nicht selten vor, daß der Vater lutherisch, der Sohn ealvinistisch und der Enkel wieder lutherisch war. Die Lutheraner in Süddeutschland und in den österreichischen Landen ließen sich in Scharen durch die Jesuiten oder versolguugseifrige Landesherren zum Katholicismus zurückbringen, ganze Städte, wie Donauwörth, wurden auf diese Weise bekehrt. Nur in Norddeutschland blieb das Volk der Sache der Reformation treu, weil sich hier der einzelne in der Maffe der Glaubensgenoffen sichrer fühlte. •Q 3. Der Ausbruch des Krieges. Als nach dem Tode Rudolfs Ii. 1612 Matthias den Kaiserthron einnahm, war der Zerfall der Reichsgewalt schon eingetreten. Nicht einmal die Reichstage bildeten noch ein Band des in einzelne Staaten aufgelösten deutschen Volkskörpers, da die evangelischen Fürsten die Beschlüsse der katholischen Mehrheit nicht mehr für bindend erachteten. Die Waffenbündniffe Liga und Union standen einander kriegdrohend gegenüber, und auch in den Erblanden sah sich der Kaiser in seiner Machtstellung bedroht. Die Erzherzöge, mit ihm unzufrieden, begünstigten Ferdinand von Steiermark, dem sie die Nachfolge im Reich zu sichern suchten. Der alternde Kaiser mußte selbst wider seinen Willen Ferdinand als den einstigen Erben der Krone Böhmens bezeichnen. Hier brach der Aufstand aus, mit dem der Krieg begann. Die böhmischen Protestanten waren darüber erzürnt, daß die katholischen geistlichen Herren in ihren Gebieten protestantische Kirchen nicht dulden wollten. Der Abt von Braunau hatte das von den Bürgern erbaute evangelische Gotteshaus und der Erzbischof von Prag ein solches in Klostergrab schließen lassen. Man nahm an, daß dies eine Verletzung des Majestätsbriefes sei, der auch den aus den königlichen Gütern wohnenden Protestanten den Bau eigner Kirchen gestatte, weil die geistlichen Güter zum Krongut gehörten. Die Böhmen beschwerten sich deshalb bei Kaiser Matthias, erhielten aber eine abschlägige Antwort. Als nun gar die Evangelischen auf den königlichen Gütern nach dem Befehl des Kaisers zum katholischen Glauben zurückkehren sollten und der Erzbischof von Prag die Kirche in Klostergrab niederreißen ließ, veranstalteten die Vorsteher der evangelischen Stände eine große Versammlung, in welcher man sich dahin einigte, gegen die Vergewaltigung der Religion Verwahrung einzulegen. Unter den eifrigsten Verfechtern der Gewissensfreiheit war der Graf Heinrich Matthias von Thuru.

13. Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 114

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
114 Das Zeitalter der religisen Kmpfe 1519 1648. X Xfin' 102. Rudolf n. und Matthias. Indessen waren neue Wirren in den Habsburgischen Landen ausgebrochen. Der tatenlose Ru-d o l f Ii. wurde von seinem ehrgeizigen, aber kaum bedeutenderen Bruder Matthias gentigt, ihm die Regierung seiner Lande auer Maftstts. Bhmen abzutreten. Den Bhmen mute Rudolf durch den Maje-sttsbrief Religionsfreiheit zugestehen. Trotzdem fielen bald auch inbis sie von ihm ab, und er nutzte Bhmen ebenfalls Matthias berlassen. 1619 Bei seinem Tode besatz er nur noch den Kaisertitel. Matthias, der ebenfalls kinderlos war, erreichte es, datz sein Vetter Ferdinand von Steiermark von den Bhmen und Ungarn als Nachfolger anerkannt wurde. 1618-1648 3. Der Dreiigjhrige Krieg. Der Charakter des Krieges. $egees 103. Der groe Krieg, der schon lngst gedroht hatte, brach aus in Bhmen infolge des Gegensatzes zwischen den protestantischen Stnden und dem katholischen Herrscherhause; er zog bald ganz Deutschland in seinen Bereich und wurde zu einem Kriege der protestantischen und der katholischen Partei im Reich; er wurde endlich, nachdem zunchst Spanien und Polen, dann Dnemark, Schweden und Frankreich eingegriffen hatten, zu einem Weltkriege, an dem gegenstze meisten europischen Staaten beteiligt waren. Die Gegenstze, die in diesem Kriege aufeinander trafen, waren zunchst der religise Gegensatz zwischen dem Katholizismus, der die frhere Macht-stellung wieder zu erwerben suchte, und dem sich verteidigenden Pro-testantismus; sodann der die deutsche Politik beherrschende Gegen-satz zwischen dem Kaiser und den Reichs st nden, die und zwar nicht nur die Protestanten, sondern auch die Liga einer Strkung der kaiserlichen Gewalt widerstrebten, zwischen kaiserlicher Majestt" und frstlicher Libertt"; endlich der europische Gegensatz zwischen dem Hause Habsburg, das noch einmal, wie in den Tagen Karls V. und Philipps Ii., nach der Fhrerschaft Europas strebte, und dem greren Teile des brigen Europas. Kriegfhrung er Charakter der Kriegfhrung wird einerseits dadurch bestimmt, da die auftretenden Heere aus geworbenen vaterlandslosen Lands-

14. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 22

1904 - Cöthen : Schulze
— 22 — böhmischen Stände; nun verlor der Kaiser auch noch sein letztes Erbland, Matthias wurde im Jahre 1611 auch König von Böhmen. Im Jahre darauf starb Rudolf. — In seiner Bedrängnis hatte Rudolf, um sich die Treue der böhmischen Stände zu bewahren, im Jahre 1609 den Böhmen den berühmten Majestätsbrief gegeben; danach sollen die Evangelischen, die sich zu der im Jahre 1575 Kaiser Maximilian Ii. übergebenen Bekenntnisschrift bekennen, und die Katholiken Gewissensfreiheit haben; kein Teil soll den anderen bedrängen; der Herren- und Ritterstand und die königlichen Städte dürfen den Gottesdienst überall ausüben; das „untere Pragerische Konsistorium" soll den Evangelischen wieder übergeben werden, ebenso die Prager Universität; für beide Institute mögen sie Defensoren bestellen. Zugleich vertrugen sich die katholischen und evangelischen Stände Böhmens dahin, daß in Zukunft die Protestanten auf den königlichen Kron-gütern Kirchen zu bauen und Gottesdienst zu halten berechtigt sein sollten. Auch die schlesischen Protestanten ließen sich damals Religionsfreiheit zusichern. — Matthias (1613—1619) wurde im Juni des Jahres 1613-zum Kaiser gewählt. Wieder verschuldete es Kursachsen, daß die Möglichkeit, die Lage der Evangelischen bei der Wahl zu verbessern, unbenutzt blieb. Im Reiche versuchte der Kaiser mit seinem Ratgeber, dem Kardinal Klesl, der sich in den neunziger Jahren des 16. Jahrhunderts bei der Wiederherstellung des Katholicismus in Ober- und Niederösterreich ausgezeichnet hatte, eine zwischen beiden Religionsparteien vermittelnde Stellung einzunehmen, um das Reich im Innern zur Ruhe zu bringen und nach außen zu kräftigen. Der Reichstag von Regensburg (1613) ließ es zu keiner Annäherung kommen. Die Evangelischen verlangten Schutz vor den parteiischen Erkenntnissen des Reichshofrats, Restituierung Donauwörths und ähnliches. Die katholischen Stände waren zu keinem Nachgeben bereit. Auch in diesem Falle hielt sich Kursachsen nicht zur Kurpfalz. Die Türkenhilfe wurde bewilligt. Die linierten hatten vorher den Reichstag verlassen. — Matthias blieb kinderlos. So ersah man sich den jesuitischen Ferdinand von Steiermark zum Nachfolger. Er hatte in Kärnten und Steiermark den Protestantismus mit Gewalt unterdrückt, und während in der Zeit der Wirren zwischen Matthias und Rudolf die übrigen österreichischen Erblande

15. Teil 1 u. 2 - S. 259

1913 - Leipzig : Freytag
259 Regensburg, Konstanz u. a. grere Geldmittel. So standen sich die beiden Religionsparteien abermals feindlich gegenber. 6. Die Bhmen erkmpfen sich den Majesttsbrief 1609. Whrend der schwachen Regierung Rudolss Ii. herrschten im sterreichischen Staate bald gesetzlose Zustnde. Deshalb kamen die Erzherzge zusammen und whlten des Kaisers Bruder Matthias zum Oberhaupte des Hauses Habsburg; die Mhren, Ungarn und sterreicher erkannten ihn auch als solchen an, nachdem er den protestantischen Untertanen freie Religionsbung zugesprochen hatte. Nur die Bhmen blieben dem Kaiser Rudolf treu; sie benutzten aber seine bedrngte Lage, um dieselben Rechte, die Matthias seinen Untertanen gewhrt hatte, fr sich zu erlangen. Lange strubte sich Rudolf dagegen, endlich aber gab er den Bhmen den M a j e st t s b r i e f. Das war ein kaiserliches Gesetz, in dem bestimmt wurde, da niemand mit Gewalt von seiner Religion, darin er seine Seligkeit erhofft, abgedrngt werden soll, und da die drei Stnde, die Adligen, die Geistlichen und die Brger, auf ihrem Grund und Boden Kirchen und Schulen grnden drfen. Auch wurde den Protestanten gestattet, zum Schutze ihres Bekenntnisses und ihrer Rechte sich aus den Stnden Verteidiger zu whlen, die sogar Geld aufnehmen und Truppen anwerben konnten. 28. Der Dreiigjhrige Krieg. 16181648. I. Niederwerfung der Protestanten durch den Kaiser. 1. Der Bhmisch-Pslzische Krieg. 1618 bis 1623. a) Ursache und Veranlassung. Im Jahre 1612 war Kaiser Rudolf gestorben; sein Nachfolger im Reiche und in Bhmen wurde sein Bruder Matthias, der von 1612 bis 1619 regierte. Der neue Kaiser war von schwchlicher Gesundheit, so da bei seiner Krnung zu Frankfurt ein Fürst die Bemerkung machte, der werde wohl keine groen Sprnge machen, wenn es zum Tanze kommen sollte. Da der Kaiser kinderlos war, so bestimmte er schon im fnften Jahre seiner Regierung in dem Erzherzoge Ferdinand von Steiermark seinen Nachfolger. Die Bhmen er-kannten ihn auch als ihren zuknftigen König an, nachdem er den Stnden die Rechte und den Majesttsbrief besttigt hatte. Sofort aber erhoben die Jesuiten und Katholiken dreist ihr Haupt, indem sie die Evangelischen, die ungefhr 95 Prozent aller Bewohner Bhmens ausmachten, zu unterdrcken suchten. Die katholischen Statthalter, unter denen besonders Martinitz und Slawata erbitterte Gegner der Evangelischen waren, erlieen eine Reihe von Verordnungen, wodurch die Religionsfreiheit, die doch im Majesttsbriefe versprochen worden war, angetastet wurde. Man verbot das Drucken von evangelischen Schriften, entfernte alle Protestanten aus den Beamtenstellen, erklrte die Ehe der Prediger 17*

16. Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 178

1894 - Breslau : Trewendt
178 I. Der Böhrnisch-pfälzisch-dänische Krieg würde übrig blieb; er starb, von allen verlassen, 1612. Ihm folgte jetzt auch im Deutschen Reiche Matthias: 1612 —1619. [©ein Vetter Ferdinand von Steiermark.] Matthias, unfähig wie Rudolf Ii., war ebenfalls kinderlos und verschaffte daher seinem Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen und Ungarn. Die protestantischen Stände Böhmens waren aber über die Wahl dieses eifrig katholischen Fürsten entrüstet. 10. Der Dreißigjährige Krieg 1618—1648. § 124. 1. Der Vöhmisch-Pfälzisch-dänische Krieg 1618—1630. [Schlacht am Weißen Berge 1620.] Die Empörung der böhmischen Protestanten kam zum Ausbruche, als der Abt von Braunau und der Erzbischof von Prag die evangelischen Kirchen von Braunau und Klostergrab 1618 niederreißen ließen. Die protestantischen Stände faßten diese Gewaltthat als einen Bruch des Majestätsbriefes auf, zogen auf den Hradschin und warfen hier nach böhmischer Sitte oie verhaßtesten Vertreter der Regentschaft, die Grafen Slawata und Martiniz, sowie den Sekretär Fabricius zum Fenster hinaus. Sie setzten darauf eine eigene aus 30 Direktoren bestehende Regierung ein und sammelten unter dem Grafen Matthias von Thnrn ein Kriegsheer, das bald darauf durch den Grafen Ernst von Mansfelds und durch deutsche Söldner verstärkt wurde. Damit begann der furchtbarste deutsche Bürgerkrieg; er entsprang zwar mehr aus religiösen als aus politischen Gründen, entwickelte sich aber im weiteren Verlaufe zu einem allgemeinen europäischen Kriege, in dem die politischen Rücksichten, zuletzt namentlich der alte Gegensatz zwischen Frankreich und der Habsburgischen Macht, immer mehr in den Vordergrund traten. Während man sich auf böhmischer und kaiserlicher Seite rüstete, starb Matthias lbl9. Sein Nachfolger Ferdinand Ii. (1619—1637) befand sich anfangs in einer äußerst bedrängten Lage; nicht nur, daß die Böhmen unter Matthias von Thurn bis vor die Mauern Wiens rückten, auch die österreichischen ') Ernst von Mansfeld war aus Verdruß über die Vorenthaltung seines väterlichen Erbteils (in den Niederlanden) aus Habsburgischen Diensten in savoyische übergetreten, und mit savoyischem Gelde wurden die Truppen besoldet, mit denen er in Böhmen einrückte.

17. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 228

1905 - Breslau : Hirt
228 Die Neuzeit. Erste Periode, 1517—1648. 2. Der Böhmische Krieg. a. Ausbruch des Krieges. Inzwischen war Rudolf, erbittert über seinen Bruder Matthias, der ihm zuletzt auch noch Böhmen entrissen hatte, 1612 gestorben. Matthias (1612—1619) wollte es weder mit den Protestanten, denen er zum Dank verpflichtet war, noch mit den Katholiken verderben; aber bald gewann sein Vetter und nächster Erbe Ferdinand von Steiermark Gewalt über ihn. Zunächst sicherte ihm Matthias die Erbfolge in den österreichischen Kronländern; dann wählten ihn ungeachtet des Widerspruchs der entschiedenen Protestanten auch die Böhmen zu ihrem Könige, nachdem Ferdinand alle ihre Rechte, also auch den Majestätsbrief, anerkannt hatte. Von Böhmen zog Matthias mit Ferdinand nach Ungarn, um ihn auch dort wählen zu lassen; während dieser Zeit sollte Böhmen durch aetm Reichsräte regiert werden. Aber gleich darauf brach der Aufstand aus. Die evangelischen Einwohner der kleinen Stadt Braunau am schlesischen Gebirge, die einem dortigen Stift gehörte, hatten sich eine Kirche erbaut, der Kaiser aber ordnete die Schließung derselben an; ebenso ließ der Erzbischof von Prag eine neu erbaute Kirche in Hlostergrab bei Teplitz niederreißen. Die Evangelischen sahen darin eine Verletzung des Majestätsbriefes; denn sie verstanden unter „königlichen Gütern" auch das säkularisierte Kirchengut, die Katholiken dagegen nur die eigentlichen Krondomänen. Die Brannaner beschwerten sich bei Ferdinands Statthalter in Prag, aber ihre Abgeordneten wurden gefangen gesetzt. Auf eine von den Vertretern der protestantischen Kirche zunächst an den Statthalter, dann an den Kaiser selber gerichtete Vorstellung erfolgte eine ungnädige Antwort, deren schriftliche Abfassung man allgemein den katholischen Statthaltern Martinitz und Slawata zuschrieb. Deshalb zogen die Protestanten unter Führung des Grafen Matthias von^Thurumbewaffnet zur Statthaltern und warfen nach Heftigem Wortwewl jene 1618 beiden und ihren Sekretär Fabricius mm Fenster hinaus. Dann setzten sie unter Thurns Leitung eine vorläufige Regierung ein, riefen die Stände ein und stellten ein Heer auf. Die Jesuiten wurden sofort ans ganz Böhmen vertrieben. Die böhmischen Protestanten bildeten bei weitem die Mehrzahl im Lande und waren den Österreichern überlegen, um so mehr, da auch die protestantischen Stände Österreichs und Ungarns zu ihnen hielten; dazu führte (Araf Ernst von Mansfeld ein von der Pfalz gesandtes Hilfsheer herbei, ein anderes Hilfsheer kam aus Schlesien. Die kaiserlichen Heere wurden geschlagen, und auch Mähren drohte sich der böhmischen Bewegung anzuschließen. In dieser Not starb Matthias. b. Schlacht am Weißen Berge. Sein Vetter wurde als Ferdinand Ü. (1619—1637) einstimmig zum römischen Kaiser erwählt; die Böhmen aber

18. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 130

1914 - Paderborn : Schöningh
Der Dreiigjhrige Krieg. Dritter Abschnitt. Der Dreiigjhrige Krieg (1618-1648). 75. 1. Der bhmisch-pflzische Krieg. a) Die Veranlassung des Krieges. Der Kaiser Matthias bestimmte, da er kinderlos mar, seinen Vetter, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark, zum Nachfolger in seinen Erblanden und lieh ihn auch zum Könige von Bhmen krnen. Hierdurch rourden alle sterreichisch-habsburgischen Lnder wieder unter einer Herrschaft vereinigt. Noch bevor aber Matthias starb, brachen in Bhmen Unruhen aus, an denen sich ein Krieg ent-zndete, der 30 Jahre lang deutsche Lande heimsuchte. Die bhmischen Protestanten Hattert mit der Religionsfreiheit (Majesttsbrief, 6. 127) in beschrnktem Umfange auch das Recht erhalten, Kirchen zu bauen. Als nun in zwei Stdten, die hohen katholischen Geistlichen unterstanden, die evangelischen Bewohner sich eine Kirche bauten, wurde ihnen von den Stadtoberen dies Recht bestritten. Die Kirchen wurden geschlossen und die eine sogar niedergerissen. Eine Be-schwerde der Protestanten bei Kaiser Matthias war erfolglos. Der Zorn der den ungndigen Bescheid des Kaisers richtete sich gegen mehrere Mitglieder der Statthalterschaft zu Prag, welche die Abweisung verursacht haben sollten. Protestantische Stnde (Adlige und Vertreter der Städte), die in Prag zur Beratung versammelt waren, begaben sich auf das Prager Schlo und strzten in ihrer Erbitterung zwei kaiserliche Rte und einen Geheimschreiber aus dem Fenster in den Schlotzgraben herab. Trotz des tiefen Falles wurden alle drei nicht erheblich beschdigt. (Der Prager Fenstersturz, 1618.) Darauf erklrten die Fhrer der Emprung die knigliche Statthalterschaft fr abgesetzt und richteten eine eigene Regierung ein. Der Aufstand ergriff bald das ganze Knigreich mit seinen Nebenlndern' (Mhren, Schlesien, Lausitz), und da man auf die Verzeihung des Knigs nicht mehr rechnen konnte, so rstete man eifrig zum Kriege. Als Kaiser Matthias bald darauf starb, sagten die bhmischen Stnde sich von seinem Nachfolger

19. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 241

1889 - München : Franz
Matthias 16121619. Zeitalter der Gegenreformation 15561648. 241 Haupt nicht kannte, da er sich infolge einer krankhaften Anlage immer Rudulfil. vermehr in menschenscheue Einsamkeit zurckzog. Auf dem Hradschin zu Prag, wohin er die Residenz aus dem ge- or n0' ruschvollen Wien verlegte, umgab er sich mit Kunstgegenstnden, trieb Alchimie und Astrologie, lie seine Grten mit herrlichen Blumen schmcken, um sie in tiefster Einsamkeit zu durchwandeln, und fllte seinen Marstall mit den auserlesensten Pferden, die er stundenlang betrachtete, ohne je eines davon zu besteigen. Hchst eiferschtig auf seine kaiserliche wie landesherrliche Gewalt, berlie er schlielich doch die wichtigsten Regierungsgeschfte seinen Kammerdienern, so da die Prinzen seines Hauses wegen der an Kaiserlicher Majestt zu unterschiedlichen Zeiten sich erzeigenden Gemtsbldigkeiten" die Regierung seinem Bruder Matthias Matthias, bertrugen. Dieser ntigte den Kaiser, ihm Ungarn, sterreich und Mhren zu berlassen, wo er den Protestanten dieselbe religise Duldung gewhrte, die ihnen schon Max Ii. hatte angedeihen lassen. Um nun nicht auch Bhmen noch zu verlieren, suchte sich Rudolf daselbst dadurch beliebt zu machen, da er in dem sog. Majesttsbrief 1609 allen Ein- Majesttsbrief wohnern dieses Landes den Anschlu an die utraquistische (aus eiuer 1609, Mischung husitischer und lutherischer Lehren hervorgegangene) Konfession gestattete und den Stnden der Herren, Ritter und kniglichen Städte den Bau von Kirchen erlaubte.1) Dadurch war der Protestantismus auch in Bhmen vom dortigen Landesherrn urkundlich anerkannt. Allein Matthias zwang seinen Bruder 1611 doch, ihm auch Bhmen abzutreten. Im nchsten Jahre starb Rudolf Ii. unvermhlt, in Trbsinn und finsteres Mitrauen verfallen. Seine Neigung zu Astronomie und Astro-logie hatte das Gute, da der bedeutendste Astronom jener Zeit, Kepler, an seinem Hofe Aufnahme fand, nachdem er als Protestant durch die Gegenreformation Ferdinands aus Graz Vertrieben worden war. Matthias 16121019. Matthias folgte seinem Bruder durch die Wahl der Kurfrsten auch als Kaiser. Aber schon ziemlich bejahrt, gutmtig und bequem, beschrnkte er sich, da er selbst keinen Sohn hatte, darauf, die Nachfolge in seinen Lndern seinem Vetter, dem Herzog Ferdinand von Steiermark, zu sichern. Das Zeitalter der Gegenreformation 15561648. Die Reformation hatte ursprnglich in ihrer Heimat, Deutschland, bei Popularitt der ganzen Nation groen Anklang gefunden. Nicht nur da das Reich, der Refor-deffen Oberhaupt sich doch gegen sie erklrt hatte, unter ihrer Einwirk- n' *) Gleichzeitig mit dem Majesttsbrief wurde zwischen den katholischen und protestantischen Stnden Bhmens ein von Rudolf anerkannter Vergleich" abgeschlossen, wonach auch die Unterthanen auf den kniglichen Gtern sich eigene Kirchen bauen durften. Nach einer alten, in Bhmen geltenden Anschauung, wollten nun die Pro-testanten auch die geistlichen Gter als knigliche gerechnet wissen. Es hatten nmlich die bhmischen Könige an den geistlichen Gtern eine Art Obereigentumsrecht von jeher beansprucht und auch ausgebt, insoserne sie in Geldverlegenheit nach Be-lieben der dieselben verfgten, mit Ausnahme der Gter des Metropolitankapitels, welche durch ein eigenes Gesetz vor solcher Inanspruchnahme gesichert waren. 16

20. Die Neue Zeit bis zur Französischen Revolution - S. 43

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 19. I. Der Böhmisch-Pfälzische Krieg 1618—1624. 43 Böhmen blieb. Als dann hier die Protestanten als Gegenleistung völlige Religionsfreiheit verlangten, bewilligte Rudolf durch den sogenannten Majestätsbrief (1609) alle ihre Forderungen. Gleichwohl brachte Matthias auch noch Böhmen an sich. Rudolf aber, von allen verlassen, starb verbittert und gebrochen 1612. Sein Nachfolger wurde Matthias. Der Majestätsbrief gestattete unter anderem den drei Ständen der Herren, der Ritter und der unmittelbaren Städte das Recht des Kirchenbaues. Dieses Zugeständnis wurde nachträglich auch auf die Untertanen königlicher Guter ausgedehnt. Die katholischen Reichsstände verwahrten sich aber dagegen, daß diese Erlaubnis auch auf die geistlichen Besitzungen angewendet werde. 6. Kaiser Matthias (1612—1619). Matthias suchte im Anfang seiner Regierung die vermittelnde Stellung festzuhalten, durch die er auf den Thron gekommen war. Daher bestätigte er den Böhmen den Majestätsbrief. Als er aber einsah, daß er der Streitigkeiten nicht Herr werden könne, ernannte er, der selbst kinderlos war, seinen Vetter Ferdinand von Steiermark vorläufig zu seinem Nachfolger in Ungarn und Böhmen. Bevor aber noch die übrigen Fragen der Thronfolge endgültig geregelt waren, brach in der böhmischen Hauptstadt gegen den streng katholischen neuen König ein Aufstand los, mit dem der unheilvollste aller deutscheu Kriege seinen Ansang nahm. D. Der Dreißigjährige Krieg J(6j(8—{6^8. Vgl. Karte Viii (S. 19). § 19. I. Der Böhmisch-Pfälzische Krieg 1618—1624 unter Kaiser Ferdinand Ii. (1619—1637). 1. Der Wößmische Aufstand 1618. Der von Kaiser Rudolf bewilligte und von Kaiser Matthias bestätigte Majestätsbrief hatte (seit 1611) ■einen Streit darüber veranlaßt, ob auch die protestantischen Untertanen geistlicher Herren das Recht des Kirchenbaues haben sollten. Die Ernennung Ferdinands zum König von Böhmen (1617) erhöhte die Spannung. Bald darauf ließ der Erzbischof von Prag die protestantische Kirche zu Klostergrab, die er schon früher geschlossen hatte, niederreißen. Eine Beschwerdeschrist der Protestanten wies der kaiserliche Hos schroff Zurück. Da brach ein vom Grasen Matthias Thurn angeführter Volks-