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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 52

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
52 Heimatkunde der Provinz Sachsen. Das klare Salz wird gereinigt, gesotten und getrocknet. Alljährlich werden 20v 000 dz Salz gewonnen. Es wird als Speise-, Vieh- und Düngesalz benutzt. Durch den 5lbbau sind große hallen entstanden. Venn sie bengalisch beleuchtet werden, erscheinen sie Kbb 37. flm Bremsberg. (Nach einer Photo- Abb. 38. Sieberei. (Nach einer Photographie graphie von Rudolph ^Erfurt.) von Rudolph, Erfurt.) mit ihren flachen Salzseen in wunderbarer Pracht. Im Zestraum bestehen Wände, Fußboden, Tisch und Stuhl aus Steinsalz. viele Bewohner finden in den zahlreichen Ralischächten der Zinne Abb. 39. 5e[traum aus Steinsalz. (Nach einer Photographie von Rudolph, (Erfurt.) und hainleite guten verdienst. In Stotternheim bei Erfurt ist das Solbad Luisenhall, va wird die Sole durch Lohrlöcher gewonnen. 3. Gewerbe. Infolge der reichen Lodenerzeugnisse hat sich im Mittel- decken eine lebhafte Gewerbetätigkeit entfaltet. Oer Getreide- und Wasser-

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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 51

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 51 Auch in dem ftuchtbaren Gelände um Langensalza wird viel Gemüse an- gebaut, hier gedeihen besonders die Gurken. b) Ackerbau. Neben dem Gartenbau ist auch der Ackerbau sehr ergiebig. Alle Getreidearten gedeihen in dem fruchtbaren Loden vortrefflich, besonders die Gerste und der Roggen. Auch Zuckerrüben, Zutterkräuter und besonders die Kartoffeln liefern reiche Erträge. c) Oer Ob st bau blüht besonders in der Umgegend von Mühlhausen und Sömmerda. Vie großen Kirschplantagen am Nordhang der Zahnerschen höhen versorgen ganz Thüringen mit den besten Sorten der edlen Zrucht. Alle Straßen werden von gutgepflegten Obstbäumen eingefaßt. 6) G e w ü r z p f l a n z e n. In der Gegend von Buttstädt und Kölleda wohnen die „Pfefferminzbauern". Dort gedeihen besonders Gewürzpflanzen, wie Zenchel, Kümmel, Nlajoran, Thymian, Pfefferminze. e) Viehzucht. Oer umfangreiche Ackerbau hat eine blühende Viehzucht hervorgerufen. Besonders der Kleingrund- besitz, der auf dem Lande vorherrscht, treibt starke Viehwirtschaft. Durch den Reichtum an üppigen Wiesen und durch gutes Ge- deihen der Kutterkräuter wird sie ganz besonders begünstigt. 2. Bergbau. In der Nähe von Erfurt befindet sich ein mächtiges Stein- salzlager. hier finden viele Leute lohnende Beschäftigung. Zwei Schächte sind nahe nebeneinander in die Erde getrieben. Das Salz lagert zwischen Muschelkalk in drei verschieden starken Schichten fast wagerecht in der Erde. flbb. 34. Berg- mann. (Nach einer photogr. von Rudolph, Erfurt.) klbb. 35. Solteich. «Nach einer Photographie Kbb. 36. Streckenförderung. «Nach einer Photo- von Rudolph, Erfurt.) graphie von Rudolph, Erfurt.) Nur die dritte, 7 Iii dicke Schicht wird bergmännisch ausgebeutet. Ihr Salz ist fast rein,' denn 100 Teile Salz enthalten nur y2 Teil Beimischung. Da der Salzstein teilweise sehr hart ist, muß er abgesprengt werden. In jüngster Zeit wird das feste Steinsalz auch ausgelaugt. Aus einem Spritzrohr wird mit großer Kraft Wasser gegen das Steinsalz gespritzt. Dadurch wird es aufgelöst. N)ie ein Regen fließt das Salzwasser an den Salz- wänden hernieder, tlm Loden sammelt es sich zu kleinen Bächen. Sie vereinigen sich alle in einem großen Sammelbecken, dem Solteich. Durch Dampfpumpen wird die dicke Sole nach oben befördert und in das Siedehaus geleitet, hier wird auch das Steinsalz gemahlen. ^ *

2. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 50

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
50 Heimatkunde der Provinz Sachsen. Rbb. 32. Gewinnung des Steinsalzes durch Lossprengen. Mach einer Photographie von Rudolph, Erfurt.) Abb. Zz. Salzbergwerk bei Erfurt. Auslaugen mittelst Spriyvorrichtung. (Nach einer Photographie von Rudolph, Erfurt.)

3. Theil 2 - S. 200

1867 - Breslau : Max
198 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. anfangs über die Mummerei gelacht; aber nun mußte er Ernst zeigen. Er ging schnell auf ihn los und belagerte ihn in Wetzlar. Die Bürger dieser Stadt fürchteten sich vor Rudolph und lieferten den Betrüger aus, der nun auf dem Scheiterhaufen seine kurz genossene Ehre büßte. — So mußte Rudolph manchmal, ganz gegen seine Natur, mit Härte verfahren. Das geschah auch gegen die unzähligen Raubritter, die trotz aller seiner Verbote die Rei- senden überfielen und die Schwächeren bekriegten. So ließ er ein- mal in einem Monate 66 Raubschlösser zerstören und alle Ge- fangene nach Erfurt bringen, wo die Edelleute enthauptet, die Gemeinen aber aufgehängt wurden. Das half; im ganzen Reich zitterten die Ungehorsamen vor seiner schnellen und strengen Gerechtigkeit. Ein Beispiel von seiner klugen Besonnenheit gab er in Er- furt. Als er hier zu Gericht saß, trat auch ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn und klagte: er habe einem Gastwirthe in Erfurt, den er für einen ehrlichen Mann gehalten, einen Beutel mit Gold zum Aufheben gegeben. Jetzt, da er ihn wiederhaben wolle, leugne der Mensch Alles ab. Der Kaiser ließ den Gastwirth holen, der keck vor ihn hintrat und hoch und theuer versicherte, er habe weder das Gold empfangen, noch kenne er den Kauf- mann. Rudolph merkte aber bald an dem ganzen Benehmen beider, wer der Betrüger sein mochte. Wie von ungefähr sprach er zum Gastwirthe: „Ei! du hast ja einen recht herrlichen Beutel an deinem Gürtel hängen!" Wirklich war dieser Beutel, nach damaliger Sitte, mit silbernen Fransen und Ringen schön verziert. Der Gastwirth nahm ihn geschwind ab, freute sich, etwas zu haben, was dem Kaiser gefiele, und machte ihm ein Geschenk damit. Indessen kam ein Diener herein, der dem Kaiser etwas ins Ohr sagte; das benutzte dieser, in ein Nebenzimmer zu treten, und hier schickte er einen Boten nach des Wirthes Frau, der ihr im Namen ihres Mannes sagen sollte, sie möchte doch einmal den bewußten Beutel mit dem Golde mitschicken; zum Zeichen, daß diese Bestellung vom Manne selbst käme, sollte er nur den gestickten Beutel vorzeigen. Das gelang. Die Frau vermuthete keine List, und schickte das Gold. Nun trat Ru- dolph wieder in den Gerichtssaal und fragte den Gastwirth, ob er noch bei seiner Aussage bleibe? Der vermaß sich, er habe die Wahrheit gesprochen. Da legte Rudolph ihm den Bentel des Kaufmanns vor, und fragte beide, ob sie den kennten? Der

4. Theil 2 - S. 198

1839 - Leipzig : Fleischer
198 viele Ritter nicht auf, von ihren Raubschlössern aus die Ruhe des Landes zu stören. Einer der ärgsten war Graf Eberbard von Würtemberg, der den Wahlspruch hatte: Gottes Freund, aller Welt Feind! Er konnte nicht vergessen, daß Rudolph sonst seines Gleichen gewesen war, und wollte ihm nicht gehorchen. Aber Rudolph wußte sich Gehorsam zu verschaffen. Er belagerte Stuttgart so lange, bis Eberhard Ruhe zu halten versprach. Außerdem zerstörte der Kai- ser eine Menge von Raubschlössern; in -"'nem Monate einmal 66. Die Uebetthäter ließ er nach Erfurt bringen. Hier wurden die Edelleute ^ enthauptet, die Knechte aber aufgehenkt. Das machte Eindruck *). °) Von seiner Klugheit erzählt man folgendes Beispiel. Als er einst in Er- furt war, trat ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn, und klagte gegen einen Gastwirth von Erfurt, dem er einen Beutel mit Gold zur Verwahrung gegeben habe, und der nun die ganze Sache ableugne. Rudolph ließ den Beklagten holen, befragte ihn, und erhielt die Versicherung, daß er von keinem Beutel wisie, und der Kauf- mann ein Lügner sey. Allein den Kaiser täuschte er nicht; der durchschaute den ganzen Betrug. Wie von ungefähr sagte er während des Gesprächs zum Gast- wirthe: „sich! du hast ja an deinem Gürtel einen köstlichen Beutel hängen! Laß doch einmal sehen!" Sogleich nahm ihn der Gastwirth ab, überreichte ihn dem Kaiser, und bat diesen, ihn doch als Geschenk anzunehmen. Rudolph hatte nur etwas von dem Manne in Händen haben wollen. Er nahm einen Vorwand hin« auszugehen, und sandte einen Diener zur Frau des Wirthö: dieser ließe ihr sagen, sie solle ihm einmal den bewußten Beutel mit dem Golde schicken; zum Zeichen, daß die Botschaft von ihm selbst käme, schicke er hier seine Tasche mit. Die Frau gehorchte sogleich. Sobald der Kaiser den Beutel hatte, befragte er den Beklagten noch einmal. Dieser blieb aber bei seiner Aussage. Jetzt holte Rudolph den Beutel vor, und rief: „Kennst du diesen Beutel?" Der Bösewicht verblich, fiel auf seine Knie nieder, und bat um Gnade, wurde aber sofort mit Recht zum Galgen abgeführt. Ergötzlicher ist der Vorfall, der sich mit Rudolph in Mainz zutrug. Es war kaltes Wetter, und da er auf der Straße fror, so trat er in das Haus eines. Bäckers, um sich am Backofen zu wärmen. Die Frau des Bäckers wußte nicht, daß er der Kaiser scy; denn er war kein Freund von Staat und Putz, und trug selbst bei Feierlichkeiten nur einen grauen Mantel von grober Wolle. Auch jetzt hatte er ein gewöhnliches Wamniö an, und die .Frau hielt ihn für einen gemeinen Reiter aus dem Gefolge des Kaisers. Da sie nun auch von der Ein- quartierung zu leiden hatte, so machte sie ihrem Herzen Luft, und schimpfte tüchtig auf den Bettelkaiser, der mit seinen Leuten den Bürgern so zur Last falle. Ru- dolph lächelte; die Frau aber wurde nur noch zorniger, und da sie gerade diekoh- lengluth ausgießen wollte, so goß sie eine ganze Kanne über den vermeintlichen Kriegsknecht. Der Kaiser blieb gelassen, und ging triefend nach Hause. Aber zu Mittage schickte er einen Bedienten in kaiserlicher Liverei mit mehreren Schüsseln zu der Frau; das schicke ihr, ließ er ihr sagen, der Reitersmann, den sie so be- gossen habe. Himmel! wie erschrak die Frau, da sie hörte, was sie angerichtet habe. Aber sie erstarrte fast vor Angst, als ihr zugleich angedeutet wurde, sie sollte sogleich vor dem Kaiser erscheinen. Daß sie sterben müsse, schien ihr gewiß; sie nahm Abschied von Mann und Kindern, und ging zitternd. Als sie zum Kaiser eintrat, sah dieser sie freundlich an, und sprach: „ich danke euch, daß ihr heute so

5. Theil 2 - S. 93

1827 - Leipzig : Fleischer
93 Ritter sterben sollte." Darauf ließ er ihn sorgfältig pflegen, und schickte ihn dann in sein Vaterland zurück. So wissen sich edle Menschen zu rachen! Auch gegen die Söhne Ottokars zeigte sich Rudolph großmüthig. Er belohnte sie mit dem Erd- reiche ihres Vaters, und nahm ihnen nur die von diesem un- recht erworbenen Länder. Oestreich gab er seinen beiden Söh- nen Albrecht und Rudolph, und wurde dadurch der Stamm- vater des östreichischen Hauses. Darauf reifte Rudolph umher, hielt mehrere Reichstage, und ließ in verschiedenen Gegenden den Landfrieden beschwören. Dennoch hörten viele Ritter nicht auf, von ihren Raubschlössern aus die Ruhe des Landes zu stören. Einer der ärgsten war Graf Eberhard von Würtemberg, der den Wahlspruch hatte: Gottes Freund, aller Welt Feind! Er konnte nicht ver- gessen, daß Rudolph sonst seines Gleichen gewesen war, und wollte ihm nicht gehorchen. Aber Rudolph wußte sich Gehor- sam zu verschaffen. Er belagerte Stuttgard so lange, bis Eber- hard gute Worte gab, und Ruhe zu halten versprach. Außer- dem zerstörte der Kaiser eine Menge von Raubschlössern; in einem Monate einmal 66. Die Uebelthäter ließ er nach Erfurt bringen. Hier wurden die Edelleute enthauptet, die Knechte aber aufgehenkt. Das machte Eindruck. Von seiner Klugheit erzählt man folgendes Beispiel. Als er einst in Erfurt war, trat ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn, und klagte gegen einen Gaftwirth von Erfurt, d-em er einen Beutel mit Gold zur Verwahrung gegeben habe, und der nun die ganze Sache ableugne. Rudolph ließ den Beklagten holen, befragte ihn, und erhielt die Versicherung, daß er von keinem Beutel wisse, und der Kaufmann ein Lügner sey. Allein den Kaiser tauschte er nicht; der durchschaute den ganzen Betrug. Wie von ungefähr sagte er während des Gesprächs zum Gaft- wirthe: „sieh! du Haft ja an deinem Gürtel einen köstlichen Beutel hängen! Laß doch einmal sehen!" Sogleich nahm ihn der Gaftwirth ab, überreichte ihn dem Kaiser, und bat diesen, ihn doch als Geschenk anzunehmen. Rudolph hatte nur etwas von dem Manne in Händen haben wollen. Er nahm einen Vorwand hinauszugehcn, und sandte einen Diener zur Frau des

6. Theil 2 - S. 145

1827 - Breslau : Max
--------- 145 ---------------- endlich einen ordentlichen Hofstaat einrichtete und gar so keck war, den Kaiser Rudolph vor sich zu fordern. Dieser hatte Anfangs über die Mummerei gelacht; aber nun mußte er Ernst zeigen. Er ging schnell auf ihn los, und belagerte ihn in Wetzlar. Die Bür- ger dieser Stadt fürchteten sich vor Rudolph, und lieferten den Betrüger aus, der nun auf dem Scheiterhaufen seine kurzgenos- sene Ehre büßte. — So mußte Rudolph manchmal, ganz ge- gen seine Natur, mit Harte verfahren. Das geschah auch gegen die unzähligen Raubritter, die trotz aller seiner Verbote die Rei- senden überfielen und die Schwächeren bekriegten. So ließ er ein- mal in Einem Monat 66 Raubschlöffer zerstören, und alle Ge- fangene nach Erfurt bringen, wo die Edelleute enthauptet, die Gemeinen aber aufgehenkt wurden. Das half; im ganzen Reiche zitterten die Ungehorsamen vor seiner schnellen und strengen Ge- rechtigkeit. Ein Beispiel von seiner klugen Besonnenheit gab er in Er- furt. Als er hier zu Gericht saß, trat auch ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn, und klagte: er habe einem Gastwirthe in Er- furt, den er für einen ehrlichen Mann gehalten, einen Beutel mit Gold zum Aufheben gegeben; jetzt da er ihn wiederhaben wolle, leugne der Mensch Alles ab. Der Kaiser ließ den Gastwirth ho- len, der keck vor ihn hintrat, und hoch und theuer versicherte, er habe weder das Gold empfangen, noch kenne er den Kauf- mann. Rudolph merkte aber bald an dem ganzen Benehmen Beider, wer der Betrüger seyn mochte. Wie von Ungefähr sprach er zum Gastwirthe: „Ey! du hast ja da einen recht herrlichen Beutel an deinem Gürtel hängen!" Wirklich war dieser Beu- tel, nach damaliger Sitte, mit silbernen Franzen und Ringen schön verziert. Der Gastwirth nahm ihn geschwind ab, freute sich, etwas zu haben, was dem Kaiser gefiele, und machte ihm ein Geschenk damit. Indessen kam ein Diener herein, der dem Kai- ser etwas ins Ohr sagte; das benutzte dieser, in ein Nebenzimmer zu treten, und hier schickte er einen Boten nach des Wirthes Frau, der ihr im Namen ihres Mannes sagen sollte, sie möchte doch einmal den bewußten Beutel mit dem Golde mitschicken; zum Zeichen, daß diese Bestellung vom Manne selbst käme, sollte er nur den gestickten Beutel vorzeigen. Das gelang. Die Frau ver- Weltgeschichte für Töchter. Ii. 10

7. Theil 2 - S. 196

1880 - Stuttgart : Heitz
190 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. > daß sie nicht in Frieden bleiben konnten; und hatte Rudolph hier eine Unruhe beendet, so brach dort eine neue aus. Endlich hieß es gar, es sei der schon vor 35 Jahren gestorbene Kaiser Friedrich Ii. wieder da. Es war nämlich ein Betrüger, Namens Friedrich Holzschuh, der an dem Hofe Friedrichs als Bedienter gewesen war und ihm seine Manieren abgelernt hatte. Wirklich soll er auch viele Aehnlichkeit mit dem verstorbenen Kaiser gehabt haben. Er gab vor, er habe, des Krieges mit dem Papste müde, sich für todt ausgegeben, einen Todten an seiner Statt begraben lassen und sei nach Palästina gegangen. Nun aber komme er wieder, um sein Reich zu verwalten. Wirklich liefen ihm viele Leute zu und glaubten sein Mährchen, so daß er endlich einen ordentlichen Hofstaat einrichtete und gar so keck war, den Kaiser Rudolph vor sich zu rufen. Dieser hatte anfangs über die Mummerei gelacht; aber nun mußte er Ernst zeigen. Er ging schnell auf ihn los und belagerte ihn in Wetzlar. Die Bürger fürchteten sich vor Rudolph und lieferten den Betrüger aus, der nun aus dem Scheiterhaufen feine kurz genossene Ehre büßte. — So mußte Rudolph manchmal, ganz gegen seine Natur, mit Härte verfahren. Das geschah auch gegen die unzähligen Raubritter, die trotz aller feiner Verbote die Reifenden überfielen und den Schwächeren bekriegten. So ließ er einmal in einem Monate 66 Raub schloss er zerstören und alle Gefangene nach Erfurt bringen, wo die Edelleute enthauptet, die Gemeinen aber ausgehängt wurden. Das half; im ganzen Reich zitterten die Ungehorsamen vor feiner schnellen und strengen Gerechtigkeit. Ein Beispiel von feiner klugen Besonnenheit gab er in Erfurt. Als er hier zu.gericht faß, trat auch ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn und klagte: er habe einem Gastwirth in Erfurt, den er für einen ehrlichen Mann gehalten, einen Beutel mit Gold zum Aufheben gegeben. Jetzt, da er ihn wieder haben wolle, leugne der Mensch Alles weg. Der Kaiser ließ den Gastwirth holen, der keck vor ihn hintrat und hoch und theuer versicherte, er habe weder das Gold empfangen, noch kenne er den Kaufmann. Rudolph merkte aber bald an dem ganzen Benehmen beider, wer der Betrüger sein mochte. Wie von ungefähr sprach er zum Gastwirthe: „Ei! du hast ja einen recht herrlichen Beutel an deinem Gürtel hängen!" Wirklich war dieser Beutel, nach damaliger Sitte, mit silbernen Fransen und Ringen schön verziert. Der Gastwirth nahm ihn geschwind ab, freute sich, etwas zu haben,

8. Mittlere Geschichte - S. 176

1859 - Leipzig : Fleischer
176 müthig, vielleicht auch durch das Erscheinen des Vormunds der Ottokarischen Kinder (Otto von Brandenburg) im Felde zur Nachgiebigkeit bewogen. Er belehnte ihn mit Böhmen und Mähren, ja er gab ihm später seine Tochter zur Frau, und nahm ihm nur die von Ottokar unrecht erworbenen Länder. Oesterreich, Steiermark und Kram gab er seinen Söhnen Albrecht und Rudolph, und wurde dadurch der Stammvater des österreichischen Hauses. Kärnthen bekam Graf Meinhard von Tyrol, der ihm gegen Ottokar treu beigestanden hatte. Er war ein Schwager des unglücklichen Friedrich, der in Neapel ent- hauptet wurde. Darauf reiste Rudolph umher, hielt mehrere Reichstage, und ließ in verschiedenen Gegenden den Landfrieden beschwören. Dennoch hörten viele Ritter nicht auf, von ihren Raubschlössern aus die Ruhe des Landes zu stören. Einer der ärgsten war Graf Eberhard von Würtemberg, der den Wahlspruch hatte: Gottes Freund, aller Welt Feind! Er konnte nicht vergessen, daß Rudolph sonst seines Gleichen gewesen war, und wollte ihm nicht gehorchen. Aber Rudolph wußte sich Gehorsam zu verschaffen. Er zer- störte mehrere Burgen um Stuttgart und zwang ihn durch Belagerung dieser Stadt zur Unterwerfung. In Thüringen brach der Kaiser 66 Raubschlösser, und 29 Raubritter wurden enthauptet. Am Rhein und in Franken zog er auch strafend umher und warf über 70 Burgen nieder. Das machte Eindruck*). *) Von seiner Klugheit erzählt man folgendes Beispiel: Als er einst in Erfurt war, trat ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn, und klagte gegen einen Gastwirth von Erfurt, dem er einen Beutel mit Gold zur Verwahrung gegeben habe, und der nun die ganze Sache ableugne. Rudolph ließ den Beklagten holen, befragte ihn, und erhielt die Ver- sicherung, daß er von keinem Beutel wisse, und der Kaufmann ein Lügner sei. Allein den Kaiser täuschte er nicht; der durchschaute den ganzen Betrug. Wie von ungefähr sagte er während des Gesprächs zum Gastwirthe: „Sieh! du hast ja an deinem Gürtel einen köstlichen Beutel hängen! Laß doch einmal sehen!" Sogleich nahm ihn der Gast- wirth ab, überreichte ihn dem Kaiser, und bat diesen, ihn doch als Geschenk anzunehmen. Rudolph hatte nur etwas von dem Manne in Händen haben wollen. Er nahm einen Vorwand hinauszugehen, und sandte einen Diener zur Frau des Wirths: dieser ließe ihr sagen, sie solle ihm einmal den bewußten Beutel mit dem Golde schicken; zum Zeichen, daß die Botschaft von ihm selbst käme, schicke er hier seine Tasche mit. Die Frau ge- horchte sogleich. Sobald der Kaiser den Beutel hatte, befragte er den Beklagten noch einmal. Dieser blieb aber bei seiner Aussage. Jetzt holte Rudolph den Beutel vor, und rief: „Kennst du diesen Beutel?" Der Bösewicht erblich, fiel auf seine Kniee nieder, und bat um Gnade, wurde aber sofort mit Recht zum Galgen abgeführt. Ergötzlicher ist der Vorfall, der sich mit Rudolph in Mainz zntrug. Es war kaltes Wetter, und da er auf der Straße fror, so trat er in das Haus eines Bäckers, um sich am Backofen zu wärmen. Die Frau des Bäckers wußte nicht, daß er der Kaiser sei; denn er war kein Freund von Staat und Putz, und trug selbst bei Feierlichkeiten nur einen grauen Mantel von grober Wolle. Auch jetzt hatte er ein gewöhnliches Wamms an, und die Frau hielt ihn für einen gemeinen Reiter aus dem Gefolge des Kaisers. Da sie nun auch von der Einquartierung zu leiden hatte, so machte sie ihrem Herzen Luft, und schimpfte tüchtig auf den Bettelkaiser, der mit seinen Leuten den Bürgern so zur Last falle. Rudolph lächelte; die Frau aber wurde nur noch zorniger, und da sie gerade die Kohlengluth ausgießen wollte, so goß sie eine ganze Kanne über den vermeintlichen Kriegsknecht. Der Kaiser blieb gelassen, und ging triefend nach Hause. Aber zu Mittage schickte er einen Bedienten in kaiserlicher Liverei mit mehreren Schüsseln zu der Frau; das schicke ihr, ließ er ihr sagen, der Reitersmann, den sie so begossen habe. Himmel! wie erschrak die Frau, da sie hxrte, was sie angerichtet habe. Aber sie erstarrte fast vor

9. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 497

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
497 störte ihre Raubnester; in einem Monat einmal 66. Die Uebelthäter ließ er nach Erfurt bringen. Die Edelleute wurden enthauptet, die Knechte aufgehängt. So gabs Furcht und allmälig Ruhe im Land. Ein zu feiner Zeit lebender Geschichtschreiber rühmt von ihm: „Er verbreitete Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen und Freude unter dem Volk. Der Landmann nimmt wieder den Pflug zur Hand, der lange Zeit ungenützt im Winkel lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause blieb, durchreist jetzt das Land mit größter Sicherheit; und die Räuber und Bösewichter, die vorher unge- schält herumschwärmten, suchen sich in wüsten Gegenden zu verbergen." Rudolph hielt so sehr auf Treue und Manneswort, daß er sprich- wörtlich geworden und man von einem, der sein Wort brach, noch lange zu sagen pflegte: „Der hat Rudolph's Redlichkeit nicht." Rudolph war auch ein Freund von gutmüthigem Scherz, und mancher possierliche Vorfall wird uns ans seinem Leben erzählt. Er hatte eine aroße, stark gebogene Adlernase. Als er einst in einem engen Wege stand, riefen seine Begleiter einem vorübergehenden Bauer zu, daß er aus dem Wege gehen möchte. „Wo soll ich denn hin?" entgegnete jener, heimlich brummend, „des Königs Nase nimmt ja die ganze Straße ein." Rudolph hatte dieß vernommen, lachte, bog seine Nase bei Seite und fragte: „Hast du nun Platz?" Rudolph hätte gern noch bei seinen Lebzeiten seinen Sohn Albrecht zu seinein Nachfolger ernannt gesehen; aber die Fürsten, theils weil sie Albrechts harten Sinn kannten, theils weil ihnen das Haus Habs- burg-Oestreich schon zu mächtig geworden, lehnten es mit Schonung ab. Mißvergnügt darüber, reiste Rudolph von Frankfurt ab, schon krank und schwach. Als ein heftiger Krankheitsanfall ihn die Nähe seines Todes ahnen ließ, rief er: „Auf nach Speyer!" Schon in Germersheim ereilte ihn aber der Tod, in einem Alter von 70 Jah- ren, 1291 n. Chr. Rudolph folgte, nach hartem Kampfe, in der Regierung sein ihm sehr unähnlicher Sohn Albrecht I., genannt der Einäugige. Der versagte den Schweizern alte Rechte und schickte harte Vögte in ihr Land. Da bildete sich 1308 der Schweizerbund. In demselben Jahre fiel Albrecht von der Hand seines Neffen — Johann von Schwaben. Nach Haupt. 136. Das Ritterwesen. (1100 — 1500). I. Im Mittelalter bildete sich das sogenannte Ritterwesen aus. Die Rltter sd. i. Reiter, weil sie nur zu Pferde dienten) stifteten eine be- sondere Verbindung oder einen Orden. Feierlich verpflichteten sich die Ritter durch ein Gelübde: Die Kirche, Wittwen, Waisen, überhaupt alle Hülfsbedürftigen zu beschützen, gegen jedes Unrecht zu kämpfen, und tadellos vor Gott und den Menschen zu wandeln. Die Ritter- wurde erlangte man nur durch persönliche Tüchtigkeit und nach vor- hergehender Prüfung stufenweise. Anfangs diente der Knabe als so- genannter Edelknabe, und nach seinem 14. Jahre als Knappe auf Lesebuch in Lebensbildern. 4. Ausl. 09

10. Geschichte des Mittelalters - S. 174

1867 - Mainz : Kunze
174 Vierte Periode des Mittelalters. römisch Reich alle Tag" ihr Feldgeschrei. Während der Bischof den Schlachtgesang anhub: „Sant Marey, Mutter und Maid All' unsre Noth sei Dir geklaid!" und erliegt erfolgte der Angriff. Ottokars Leute wurden geschlagen; er selbst, der Marchfelde f*°^e König, erlag den Streichen eines Junkers von Mehrenberg, 1278. dessen Vater von Ottokar ungerechter Weise hingerichtet worden war. Rudolph trat mit seinem Gefolge zur Leiche Ottokars und sprach: „Sehet, wie nichtig alle Größe und alles Glück auf Erden ist." Rudolph ver- Nach diesem Siege (1278) rückte Rudolph durch Mähren in Macht^cines döhmen ein und schloß mit dem Markgrafen Otto von Brandenburg, Hauses welcher Vormund über Ottokars elfjährigen Sohn Wenzel geworden war, einen Vertrag, wornach Wenzel nach erlangter Volljährigkeit der Schwiegersohn Rudolphs werden und Böhmen und Mähren behalten solle. Doch blieb Mähren auf 5 Jahre zur Deckung der Kriegskosten in Rudolphs Besitz. Oestreich und Steiermark erhielten Rudolphs Söhne Albrecht und Rudolph zu Lehen (1282), Kärnthen der Gras Meinhard von Throl, welcher gegen Ottokar treue Dienste geleistet hatte, und wahrt Mit großem Eifer trachtete nunmehr Rudolph daruach, die dem btemdd)o«beá Reiche während des Interregnums entrissenen Güter und Rechte wieder zu verschaffen. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1282 verordnete er nicht nur einen allgemeinen Landfrieden auf 5 Jahre, sondern verlangte auch von den Fürsten und dem Adel Alles zurück, was ihnen nicht rechtmäßig gehöre. Viele gaben nicht heraus, was sie an sich gezogen hatten, Andere fuhren in ihren Fehden fort, als ob kein Kaiser und kein Reich bestehe. Insbesondere klagte die schwäbische Stadt Eßlingen über Gewaltthätigkeiten des Grasen Eberhard von Würtemberg, welcher sich in trotzigem Uebermuth „Gottes Freund und aller Welt Feind" nannte und Rudolph den Kaiser nur als Grasen von Habsburg be- trachtete. Rudolph bot das Reichsheer gegen den Ruhestörer auf und belagerte ihn in seiner Hauptstadt Stuttgart (1286). Die Stadt er- gab sich, und Eberhard mußte sich unterwerfen. Rudolph stellte das Herzogthum Schwaben nicht wieder her, sondern machte es zum un- mittelbaren Reichsland und regierte es selbst. Rudolph Gegen Ende des Jahres 1289 berief Rudolph einen Reichstag Raubrute'/ nstc^ Erfurt, um auch im nördlichen Deutschland den Landfrieden wieder zu befestigen und mit unnachsichtlicher Strenge die Raubritter zu bestrafen. Als ein Graf von Waldeck den Kaiser bestimmen wollte, die Edelleute mit Geld statt am Leben zu strafen, ward Rudolph zornig und ent- gegnete: „Edle giebt es hier nicht, sondern nichtswürdige Diebe und

11. Geschichte des Mittelalters - S. 270

1861 - Münster : Coppenrath
270 die größte Anstrengung kaum von der Stelle zu bringen waren. Man machte sie deshalb immer kleiner, so daß man sich ihrer auch im freien Felde, und nicht bloß zu Belagerungen und Ver- theidigungen fester Plätze bedienen konnte. Später goß man sogar Kanonen von so dünnen Röhren, daß der einzelne Mann sie bequem tragen und nach Willkür regieren konnte. Diese tragbaren Fcuergcwehre, die man auch Büchsen oder Musketen nannte, wurden, wie die Mörser und Kanonen selbst, am Zünd- loche mit einer Lunte angezündet. Das älteste Zeugniß über den Gebrauch dieser Handbüchsen ist vom Jahre 1387, in wel- chem die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreißig Büch- senschützen stellte; denn dort und in Nürnberg verfertigte man lange Zeit die besten Büchsen und Kanonen, und von diesen Städten ging die Vervollkommnung der gedachten Erfindung aus. Namentlich erfand man im Jahre 1417 zu Nürnberg*) Flintcnschlösser mit Steinen, die durch ein Rad gespannt wur- den; und endlich verfielen die Franzosen auf das später übliche Flintenschloß. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch Flins hieß, so bekam das ganze Gewehr hievon den Namen Flinte. Um diese neue Waffe zugleich als Lanze zu gebrau- chen, wurde an der Mündung derselben ein Seitengewehr-an- geschraubt, welches von der Stadt Bajonne im südwestlichen Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst (1679) aufkam, den Rainen Bajonnet erhielt.**) *) In dem gewerbthätigen Nürnberg ward schon im Jahre 1400 die Windbüchse von Hanns Lobsinger, und von einem anderen Nürnberger, Rudolph, das Drahtzichen erfunden. **) In unserer Zeit hat man auch angefangen, an dem Schlosse solche Vorkehrungen zu treffen, daß das Gewehr nicht mehr mittelst eines eingeschraubten Feuersteines, sondern einfacher und sicherer, mittelst eines aufgesetzten Zündhütchens, abgefeuert wird. Dieses sogenannte Per- cussionsgewehr ist eine Erfindung des Engländers Forsythe vom Jahre 1807. Das Zündnadelgewehr dagegen, welches besonders weit und sicher trägt und auch jetzt schon bei einem großen Theile des Heeres eingeführt ist, ist eine deutsche Erfindung. Es wurde im Jahre 1845 von Dreysse in Sömmerda (bei Erfurt) erfunden.

12. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 54

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 54 - zeichnet und seine Länder Böhmen und Mähren durch Erwerbung von Oestreich, Steiermark, Kärnthen und Krain vergrößert hatte. Diese Erwerbungen erklärte Rudolph für unrechtmäßig und forderte die genannten Länder als erledigtes Reichslehn zurück. Ottokar, der selbst nach der Reichskrone gestrebt hatte, weigerte sich, dieselben herauszugeben und wollte nicht einmal Rudolph, den er den armen Grafen nannte, als König anerkennen. Vor zwei Reichstagen erschien Ottokar nicht; auf dem Reichstag zu Augsburg erschienen Gesandte desselben, welche die Rechtmäßigkeit der Wahl Rudolphs anfochten. Rudolph gebot ihnen Stillschweigen und ließ dann durch die Fürstenversammlung Ottokar in die Acht erklären. Der Krieg begann; Rudolph, durch die Fürsten unterstützt, drang iu Oestreich ein und brachte das Land bald in seine Gewalt. Ottokar verstand sich nun zu einem Vertrag, nach welchem er Böhmen und Mähren als Lehen empfing, die übrigen Länder herausgeben sollte. Bei der feierlichen Belehnung, die in Rudolphs Lager statt fand, erschien Ottokar in königlicher Pracht, während Rudolph im grauen Wams basaß. Bald bereute es Ottokar, sich unterworfen zu haben, und er erneuerte bett Krieg; auf beut Mnrchfelbe, nördlich von der Donau, nahe bei Wien, kam es zur Schlacht, in der Ottokar Krone und Leben verlor. Hieraus wurde der Friede geschlossen in der Weise, daß Ottokars Sohn Wenzlaw Böhmen und Mähren behielt; Oestreich, Steiermark und Krain gab Rubolph seinen Söhnen Albrecht und Rubolph zu Lehen und begrünbete so die Macht des Habsburgischen Hauses; Kärnthen gab er dem Grasen Meinharb von Tirol. Neben seinem Streben, die Macht seines Hauses zu erhöhen^ richtete Rudolph sein Augenmerk baraus, dem Reiche die ihm während des Interregnums entrissenen Rechte wiederzuerwerben, vor allen Dingen aber, Ruhe, Ordnung und Sicherheit wiederherzustellen. Damals waren die Raubritter eine große Plage für das Lands Rudolph gab nun neue Landfriedensgesetze und züchtigte mit unnach-sichtlicher Strenge die Uebertreter derselben. So ließ er einst neun* uudzwauzig Raubritter in Erfurt hinrichten und machte nicht weniger, denn fechsnudfechszig Raubschlösser in Thüringen der Erde gleich; ähnlich verfuhr er am Rhein. Auch durch Ehebündnisse wurde seine Macht nicht in geringern Grade erhöht; seine sechs Töchter verheiratete er glücklich an ange-

13. Auszug aus dem Lehrbuche der Weltgeschichte für Schulen - S. 239

1882 - Münster : Coppenrath
239 Pulver und mit Steinen geladen, und dann das Pulver an einem in den geschlossenen Boden des Rohres eingebohrten Zndloche angezndet. Diese Mrser, die man auch Donnerbchsen nannte, waren anfnglich sehr groß. So go man im Jahre 1378 drei Zu Augsburg, vou denen der grte Mrser Kugeln von 127, der mittlere von 70 und der kleinste von 50 Pfund tausend Schritte weit scho. Bald aber sah man das Unbequeme solcher riesenartigen Maschinen ein, die kaum von der Stelle zu bringen waren. Zum Gebrauche im Felde go man deshalb kleinere und leichtere Kanonen. Spter go man sogar Kanonen von so dnnen Rh-reu, da ein einzelner Mensch sie bequem tragen und nach Willkr regieren konnte. Das waren die Flinten. Anfnglich wurden sie, wie die Mrser und Kanonen, am Zndloche mit einer Lunte angezndet. Erst im Jahre 1517 erfand man in Nrnberg Flintenschlsser mit Steinen, die durch ein Rad gespannt wurden. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auch Flius heit, so bekam das Gewehr selbst hiervon den Namen Flinte. Jenes Nrn-berger Flintenschlo wurde von den Franzosen sehr vervollkomm^ uet. In Bayonne (im sdlichen Frankreich) brachte man an der Flinte auch ein Seitengewehr an, welches man beliebig auf- und abschrauben kouute. Diese ueue Erfindung, durch welche das Ge-wehr auch wieder die Stelle einer Lanze vertreten konnte, erhielt von der obengenannten Stadt den Namen Ba jonett.**) 2)ie neuen Maschinen gaben dem Kriegswesen eine ganz vernderte Gestalt. Die Entscheidung der Schlacht hing seitdem nicht so sehr von der Anzahl der Streiter und ihrer Krperhaft ab, als vou der Gewandtheit der Anfhrer. Die Kriegeskuust wurde zu einer Wissenschaft erhoben, die viele Kenntnisse und Erfahrung erfordert. Auch wurden seitdem die Schlachten nicht "2.fbcm gewerbthtigen Nrnberg ward schon im Jahre 1400 die ^sindbuchse von Hans Lobsinger erfunden, und von einem andern Nrn berger, Namens Rudolph, das Drahtziehen. **) Der Englnder Forsythe erfand 1807 das Percussions-, und der Deutsche Dreyse in Smmerda (bei Erfurt) 1845 das Zndnadelgewehr. Leb teres erhlt seine Ladung nicht von vorn in den Lauf, sondern von hinten Gewehre mit solchen Vorkehrungen heien deshalb auch Hinterladunas * gewehre. Man hat jetzt auch Hinterladungskanonen.

14. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 11

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 11 gern und viel besucht, vie Innenräume mit palas und Prunksaal sind alt und echt erhalten. Jetzt ist die Burg in ein bequemes, vornehmes Gasthaus um- gewandelt. vie weiße Frau. Auf der Burg Lauenstein hat die „weiße Zrau" der hohenzollern gelebt, von ihr berichtet folgende Sage: Oer Graf Gtto von Grlamünde war gestorben. Er hinter- ließ eine junge lvitwe, Kunigunde, mit zwei kleinen Mndern. Nicht lange trug Kuni- gunde den Witwenschleier. Ihr herz entbrannte in heftiger Liebe zu dem Burggrafen Albrecht dem Schönen von Nürnberg aus dem Hause hohenzollern. Aber der Burggraf erwiderte ihre Liebe nicht. Oa forschte sie heimlich nach, warum er sie verschmähte. Sie erfuhr, daß er zu einem vertrauten gesagt habe: „lvenn vier Augen nicht wären!" Kbb. 11. Grenzwiese mit dem Ingelsberg im Winter. (Nach einer Photographie von Rudolph, Erfurt.) Diese Rede bezog die Gräfin auf ihre beiden Binder. Oa fuhr ihr der Teufel ins herz. Sie beschloß, die unschuldigen kleinen zu beseitigen. In einer Nacht ließ sie die Binder, einen Knaben und ein Mädchen, durch ihren Jäger umbringen. Nun glaubte sie ihr Ziel erreicht zu haben. Aber Albrecht wandte sich mit Abscheu von der Mörderin. Er hatte mit den vier Augen ihre und seine eigenen gemeint. Oa verzehrte Neue das herz der Unglücklichen. Ourch schwere Lüßungen suchte sie ihre Schuld zu sühnen. Sie starb in einem Kloster. Aber selbst im Grabe fand sie die ersehnte Ruhe nicht. Als weiße Krau irrt sie an den Stätten umher, wo sie gelebt hat. Sie erscheint auch in den preußischen Nönigsschlössern, wenn in dem Hause hohenzollern ein Todesfall bevorsteht. Einen eigentümlichen Reiz zeigt die Gebirgsnatur im Winter. Bei strahlendem Sonnenschein ist die Winterpracht märchenhaft. Bäume und Sträucher erscheinen vom Rauhreif wie überzuckert. Tief zur Erde neigen sie ihre mit Schnee bedeckten Aste. Rings ist alles mit Millionen glitzernder Kristalle

15. Das Mittelalter - S. 183

1852 - Leipzig : Brandstetter
183 nicht versäumt werde. Bald kam der Diener einer zum Grafen, auf dessen Pferd setzte er sich und fuhr der Waidlust nach. Da nun der Priester wieder heimkam, brachte er selber dem Grafen Rudolph das Pferd wieder mit großer Danksagung für die Gnade und Tugend, die er ihm erzeigt. Da sprach Graf Rudolph: „Das wolle Gott nim- mer, daß ich oder meiner Diener einer mit Wissen ein Pferd besteige, das meinen Herrn und Schöpfer getragen hat. Dünket Euch, daß Jhr's mit Gott und Recht nicht haben möget, so bestimmt es zum Gottesdienst, denn ich habe es dem gegeben, von dem ich Leib, Seele, Ehre und Gut zu Lehen habe." Der Priester sprach: „Herr, so wolle Gott Ehre und Würdigkeit hier in Zeit und dort in Ewigkeit Euch schenken." Am folgenden Morgen ritt Rudolph in ein Kloster. Dort sagte ihm die Klosterfrau: „Darum wird Gott der Allmächtige Euch und Eure Nachkommen hinwiederum begaben und sollet für wahr wissen, daß Ihr und Eure Nach- kommen zu höchster zeitlicher Ehre gelangen werdet!" Der Priester wird Kaplan des Erzbischofs von Mainz und hat ihm und anderen Herren von solcher Tugend, auch von der Mannheit des Grafen Rudolph so rühmend gesprochen, daß sein Name im ganzen Reich bekannt und berühmt ward, so daß er nachmals zum römischen König erwählt wurde. 2. Rudolph wird zum König erwählt. Wahrend Rudolph Basel belagerte (1273), empfing er die Nachricht von seiner Erhebung auf den deutschen Thron. Er selbst ward durch das Uner- wartete überrascht und noch mehr seine Feinde. Unwirsch schlug sich der Bischof von Basel vor die Stirn und rief: „Sitze nur fest, Herr Gott, oder Rudolph wird deinen Platz einnehmen!" Die baseler Bürgerschaft aber machte sogleich mit ihm Frieden, öffnete ihm die Thore und leistete ihm den Eid der Treue. Er ging darauf nach Mainz, wo er die Reichsinsignien in Empfang nahm bis auf das Reichsscepter, das in den Zeiten der Verwirrung abhanden gekommen war; dann zog er nach Aachen, wo er von dem Erzbischof von Köln feierlichst gekrönt wurde (3. Nov. 1273). Gleich darauf forderte er die deutschen Fürsten auf, ihm wegen der Lande, die sie vom Reiche zu Lehen trugen, zu huldigen. Viele der anwesenden Fürsten suchten sich dieser Auffor- derung zu entziehen, weil, wie sie sagten, das Reichsscepter fehlte, auf welches diese Huldigung gewöhnlich geleistet wurde. Aber mit der Geistesgegenwart, die überall eingreifend wirkt, ergriff Rudolph ein nahes Krucifir, hob es in Höhe und sprach: „Dieses Zeichen, das die Erlösung bedeutet, mag wohl das Scepter ersetzen und es soll mir zum Scepter dienen gegen Alle, die mir und dem Reiche treulos sind!" Darauf reichte er das Krucifir den Fürsten hin. Sie küßten es und leisteten darauf die verlangte Huldigung. 3. Wie Rudolph Ordnung schafft. Die kaiserlose Zeit war eine schreckliche Zeit gewesen für das arme Deutschland; kein Recht und keine Sitte hatte mehr gegolten, nur das Faust- recht hatte geblühet. Rudolph zog nun selber gegen die Raubritter aus und schleifte ihre Burgen. In Thüringen allein schleifte er sechzig solcher Raub- nester. Die adeligen Räuber ließ er insgesammt hängen. Den Zollaufsehern schrieb er: „Ich höre, daß ihr Reisende zu ungebührlichen Abgaben zwingt und unerträgliche Lasten ihnen auflegt; aber ich sage euch, haltet eure Hände

16. Bd. 2 - S. 48

1873 - Köln : Schwann
— 48 — Rudolph lächelte. Darüber wurde das Weib noch zorniger und goß nach ihm mit einem Kübel Wasser. Der Kaiser blieb gelassen und ging triefend in's Lager zurück. Zu Mittag aber schickte er einen seiner Bedienten mit mehreren Schüsseln zu der Frau und ließ ihr dabei sagen, das schicke ihr der Reitersmann, den sie so eben begossen habe. Wie erschrak die Frau, als sie hörte, daß dies der Kaiser selbst sei! Sie lief eiligst in das Lager hinaus und warf sich ihm zu Füßen. Rudolph aber hieß sie aufstehen und legte ihr keine andere Strafe auf, als daß sie vor der ganzen Gesellschaft den Vorfall erzählen sollte. Das that denn die Frau zum herzlichen Ergötzen der muntern Gesell sch a ft. Einmal fuhr er auf einer schmalen Heerstraße, wo ein drolliger Bauer ihm auf einem Karren begegnete. Des Kaisers Kutscher befahl dem Bauer auszuweichen. Dieser aber, der sich mit dein Kutscher ein Späßchen machen wollte, brummte ihm halblaut zu: „Wohin soll ich mich wenden? Des Kaisers lange Nase nimmt ja die ganze Straße ein." Aber der Kaiser hatte etwas davon vernommen, und der Kutscher mußte ihm des Bauers Worte wiederholen. Der Bauer gerieth in Todesangst; die Begleiter des Kaisers waren gespannt, was dem frechen Menschen geschehen würde; aber Rudolph legte ernsthaft den Zeigefinger an seine wirklich große Nase, schob sie seitwärts und fragte dann den Bauer mit abgewandtem Gesichte: „Hast du nun Platz genug?" Wie Rudolph in Wort und That deutsche Zucht und Sitte in Ehren hielt und zu Ehren brachte, so auch die deutsche Sprache, die er zur Reichssprache erhob. Bis da-hin bediente man sich bei Urkunden, bei Gericht und allen Verhandlungen der lateinischen Sprache. Rudolph verordnete, daß bei allen Befehlen, Verträgen, Testamenten u.dgl. Urkunden die Obrigkeiten sich der lateinischen Sprache ent halten und alles in deutscher Sprache zu Feder setzen sollten, damit jeder Deutsche verstehen und wissen könne, was ihm zu Nutz oder Nachtheil geschrieben werde. Alle Schrif ten im ganzen Reiche seien mit klaren, runden und kräftigen

17. Theil 2 - S. 202

1867 - Breslau : Max
200 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. und wärmte sich an den eben herausgezogenen Kohlen. , Die Frau des Bäckers war über die Einquartierung, die des Kaisers Anwesenheit nöthig machte, unzufrieden, und da sie den Kaiser nicht kannte und ihn für einen kaiserlichen Kriegsknecht hielt, so schimpfte sie nicht nur tüchtig auf den Bettelkaiser — so nannte sie ihn —, sondern goß dem vermeintlichen Reiter eine ganze Wasserkanne über den Leib. Rudolph wurde nicht böse und ging triefend, nach Hause. Als er an der Mittagstafel saß, schickte er einen seiner Bedienten in der kaiserlichen Liverei mit einem Bor- rathe von Speisen zu der bösen Frau, mit dem Aufträge: das schicke ihr der Reitersknecht von heute Morgen. Wie erschrak die Frau, als sie nun hörte, daß das der gnädige Herr Kaiser gewesen sei, den sie so gemißhandelt habe; und als sie nun noch dazu den Befehl erhielt, gleich nach dem Schlosse zu kommen, wußte sie sich vor Angst nicht zu lassen. Zitternd und zagend folgte sie dem Diener und trat wie vernichtet in den Saal. „Gute Frau!" rief ihr Rudolph zu, „fürchtet Euch nicht! Aber ganz ohne Strafe könnt Ihr nicht wegkommen. Zur Züchtigung sollt Ihr die ganze Geschichte der Gesellschaft hier zum Besten geben."' — Das geschah denn auch, zu vielem Ergötzen der Anwesenden. — In der Gegend von Basel ritt er einmal vor dem Hause eines Gerbers vorbei, der gerade seine übelriechenden Felle aus- spannte. „Höre Freund!" rief ihm Rudolph zu, „du möchtest auch wohl lieber 100 Mark jährlicher Einkünfte und eine hübsche Frau haben, als dies widrige Geschäft treiben?" — „O Herr," antwortete der Handwerker, „glaubt mir, ich habe beides." — „So?" sprach Rudolph verwundert, „ich werde nur mein Pferd in die Herberge reiten, und dann gleich sehen, ob du wahr ge- redest hast." — Der Gerber ließ hurtig die Felle wegnehmen, eine Tafel mit gutem Weine in blinkenden Flaschen und mit schönen Speisen in goldenen und silbernen Gefäßen besetzen, und seine Frau mußte sich schön geschmückt daransetzen. Bald war dev Kaiser da. Er wurde vom Gerber in einem seinen Kleide empfan- gen und an die wohlbesetzte Tafel geführt. „Wahrlich!" sprach Rudolph voll Staunen, „du hast wahr gesprochen. Aber, sage mir, wie kommst du zu solchem Reichthume, und wie kannst du als reicher Mann ein so schmutziges Gewerbe treiben?" — „Eben durch diese stinkende Arbeit", antwortete der Gerber, „habe ich mir mein Vermögen erworben, und die schönen Sachen, die Ihr hier seht, würden bald fort sein, wenn ich mich der Arbeit schä-

18. Theil 2 - S. 260

1862 - Regensburg : Pustet
260 Diener einer mit Wissen ein Pferd besteige, das meinen'herrn und Schöpfer getragen hat. Dünket Euch, daß Ihr's mit Gott und Recht nicht haben möget, so bestimmt es zum Gottesdienst, denn ich habe es dem gegeben, von dem ich Leib, Seele, Ehre und Gut zu Lehen habe." Der Priester sprach: „Herr, so wolle Gott Ehre und Würdigkeit hier in Zeit und dort in Ewigkeit Euch schenken." 26. Rudolph's Sinnesart. Rudolph verachtete allen eitlen Schimmer, alle Ueppigkeit und Weichlichkeit. Befand er sich mit seinen Kriegern auf dem Marsche, so schämte er sich nicht, seinen zerrissenen grauen Rock selbst auszubessern, und fehlte es an Lebensrnitteln, Io war er der Erste, welcher eine Rübe aus den Aeckern zog, um sei- nen Hunger zu stillen. Nie vergaß er auf dem Throne, daß er ein Mensch sei. Jedermann hatte Zutritt zu dem menschen- freundlichen Herrscher. Einst, da die Wache einen gemeinen Mann, der ihn zu sprechen wünschte, nicht hinein lassen wollte, rief er ihr zu: „Ei, laß ihn doch herein! Bin ich denn zum Kaiser erwählt, daß man mich einschließe?" Rudolph behielt bis in sein hohes Alter einen sehr lebhaf- - ten Geist, war ein Freund muntern Scherzes und machte bis- weilen selbst ganz erfreuliche Späßchen. Einmal wurde er von einem Bettler mit den Worten angeredet: „Bruder Rudolph! Beschenke doch einen armen Mann mit einer kleinen Gabe." — „Seit wenn sind wir denn Brüder?" fragte ihn der Kaiser, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. „Ei," antwortete der Arme — „sind wir denn nicht Alle Brüder von Adam her?" — „Tu hast Recht," sprach Rudolph, „ich dachte nur nicht gleich daran." Mit diesen Worten langte er in die Tasche und drückte ihm einen Pfennig in die Hand. „Aber, ein Pfennig ist doch für einen großen Kaiser gar zu wenig," antwortete der Bettler. „Was — enlgegnete Rudolph -- zu wenig? Freund, wenn dir alle deine Brüder von Adam her so viel schenkten, als ich, so würdest du bald der reichste Mann sein." Nach diesem brüderlichen Geschenke gab er ihm vermuth- lich noch ein kaiserliches. Da Rudolph meist sehr schlecht gekleidet ging, so wurde er oft verkannt und hatte manches, bisweilen unangenehmes Aben- teuer. Er verzieh aber gerne kleine Beleidigungen, die ihm unter solchen Umständen widerfuhren. Einst, da er sein Hos- lager in der Nähe der Stadt Mainz hatte, kam er in seinem

19. Das Mittelalter - S. 209

1877 - Leipzig : Brandstetter
209 mit seinem Pferde, so hörte er eine Schelle Engen. Er ritt dem Getön nach durch das Gesträuch, zu erfahren, was da wäre. Da fand er einen Priester mit dem hochwürdigen Sakramente und seinen Meßner, der ihm das Glöcklein vortrug; da stieg Graf Rudolph von seinem Pferde, kniete nieder und bewies dem heiligen Sakramente seine Verehrung. Nun war es an einem Wässerlein und der Priester stellte das heilige Sakrament neben sich, fing an, seine Schuhe auszuziehen, und wollte durch den Bach, der sehr angeschwollen, hindurchwaten, denn der Steg war durch Anwachsen des Wassers hinweggerissen. Der Graf fragte den Priester, wo cr hinauswolle. Der Priester antwortete: „Ich trage das heilige Sakrament zu einem Siechen, der in großer Krankheit liegt, und da ich an das Wasser gekommen, ist der Steg hinweggerissen, muß also hindurchwaten, damit der Kranke nicht verkürzt werde." Da hieß Graf Rudolph den Priester mit dem hochwürdigen Sakramente auf sein Pferd sich setzen und damit bis zum Kranken reiten, damit er nicht versäumt werde. Bald kam der Diener einer zum Grafen, auf dessen Pferd setzte er sich und ritt der Waidlust nach. Da nun der Priester wieder heim kam, brachte er selber dem Grafen Rudolph das Pferd wieder mit großer Danksagung für die Gnade und Tugend, die er ihm erzeigt. Da sprach Graf Rudolph: „Das wolle Gott nimmer, daß ich oder meiner Diener einer mit Wissen ein Pferd besteige, das meinen Herrn und Schöpfer getragen hat. Dünket Euch, daß Jhr's mit Gott und Recht nicht haben möget, so bestimmt es zum Gottesdienst, denn ich habe es dem gegeben, von dem ich Leib, Seele, Ehre und Gut und Lehen habe." Der Priester sprach: „Herr, so wolle Gott Ehre und Würdigkeit hier in Zeit und dort in Ewigkeit Euch schenken." Am folgenden Morgen ritt Rudolph in ein Kloster. Dort sagte ihm die Klosterfrau: „Darum wird Gott der Allmächtige Euch und Eure Nachkommen hinwiederum begaben und sollet fürwahr wissen, daß Ihr und Eure Nachkommen zu höchster zeitlicher Ehre gelangen werdet!" Der Priester ward Kaplan des Erzbischofs von Mainz und hat ihm und anderen Herren von solcher Tugend, auch von der Mannheit des Grafen Rudolph so rühmend gesprochen, daß sein Name im ganzen Reich bekannt und berühmt ward, so daß er nachmals zum römischen König er* wählt wurde. 2. Rudolph wird zum König erwählt. Während Rudolph Basel belagerte (1273), empfing er die Nachricht von feiner Erhebung auf den deutschen Thron. Er selbst war durch das Unerwartete überrascht und noch mehr seine Feinde. Unwirsch schlug sich der Bischof von Basel vor die Stirn und rief: „Sitze nur fest, Herr Gott, oder Rudolph wird deinen Platz einnehmen." Die Baseler Bürgerschaft aber machte sogleich mit ihm Frieden, öffnete ihm die Thore und leistete ihm den Eid der Treue. Er ging darauf nach Mainz, wo er die Reichsinsignien in Empfang nahm bis auf das Reichsscepter, das in den Grube, Geschichtsbilder. 1l 14

20. Geschichte des Mittelalters - S. 175

1867 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung rc. 175 Räuber, welche den Frieden stören; die Räuber sollen bestraft werden, wie sie es verdient haben. Der wahre Adel hält Treue, ehrt Tugenden und liebt die Gerechtigkeit." Es wurden auf Rudolphs Befehl 29 Raubritter enthauptet und 66 Raubschlösser gebrochen. Ebenso gingen 1290 am Rhein und in Franken Uber 70 Raubschlösser in Flammen ans, und 30 Ritter wurden wegen Landfriedensbruchs mit dem Tode bestraft. Rudolphs Strenge, Treue und Gerechtigkeit wurden allgemein bewundert, und noch lauge nachher Pflegte man von einem Menschen, welcher nicht Wort hielt, zu sagen: „Der hat Rudolphs Redlich- keit nicht." Rudolph war ungemein leutselig, heiler und herablassend. Er ließ Rudolphs Jeden, der seines Rathes oder Zuspruchs bedurfte, gern vor sich und und muntere pflegte, wenn seine Umgebung Jemanden den Zutritt wehren wollte, Laune, zu sagen: „Bin ich denn König, um mich einschließen zu lasten?" Manch heiterer Zug seiner guten Laune hat sich erhalten. Einst wanderte Rudolph in seinem unscheinbaren grauen Wamms durch die Straßen von Mainz, wohin er einen Reichstag ausgeschrieben hatte. Da es kalt war, so trat er bei einem Bäcker ein, um sich an dessen Ofen zu wärmen. Die Bäckerin schimpfte, in der Meinung, einen gewöhnlichen Reitersmann Rudolphs vor sich zu sehen, weidlich Uber den Bettel- taiser, welcher mit seinen hungrigen Leuten den Bürgern zur Last falle, statt sie selbst zu füttern, und goß ihm im Zorne eine Kanne Wasser, womit sie die Kohlen zu löschen- beabsichtigte, über den Kopf. Rudolph begab sich, ohne ein Wort zu verlieren, nach Hause und schickte um die Mittagszeit einen kaiserlichen Diener im prächtigsten Kleide zur Bäckerin, ließ ihr ein Paar Schüsseln mit seinen Speisen bringen und sie selbst vor sich laden. Die Frau erschrack, als sie vernahm, wen sie am Morgen begossen hatte, und glaubte ihr Todesurtheil zu ver- nehmen, als sie die Vorladung vernahm. Weinend nahm sie Abschied von Mann und Kindern und erschien vor dem Kaiser, welcher noch mit vielen Fürsten bei Tafel saß. „Fürchtet Euch nicht," redete Rudolph die zitternde Frau an, „ich danke Euch, daß Ihr vom Herzen weg von mir gesprochen habt; aber eine kleine Strafe müßt Ihr bekommen, nämlich die, daß Ihr meinen Gästen Eure Strafrede noch einmal zum Besten gebt!" Zum großen Ergötzen der Gesellschaft wiederholte die Bäckersfrau, was sie in ihrer Herzenseinfalt am Morgen früh gesagt hatte, und wurde dann ungekränkt entlassen. Rudolph war zweimal vermählt und hatte 3 Söhne und 6 Töchter. Rudolphs Die letzteren sah er alle wohl versorgt, dieweil sie ihm 6 Kronen ins ^amme. Haus gebracht hatten. (Schillers Ballade: „Der Graf von Habsburg"). I/ , /v - b—\ Öewvs j i--il-j 0