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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 76

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
76 Heimatkunde der Provinz Sachsen. die Luftbahn wird sie zum Kohlenwerk befördert. Die kleinen vollen wagen oder Loren laufen an starken Drahtseilen hin, die leeren wieder zurück. Solche Bergwerke nennt man „Tagebau e". va die Kohle aber gewöhnlich tiefer liegt, gräbt man einen Schacht. Oer führt wie ein Brunnen in die Tiefe. Unten im Schachte werden nach allen Seiten Gänge oder Stollen angelegt. Sie führen nach den Arbeitsstellen der Bergleute. Damit sie nicht einstürzen können, werden sie durch Pfosten gestützt. Mit dem Filzhut ohne Krempe auf dem Kopfe und dem Grubenlicht im Gürtel, fährt der Bergmann im Fahrstuhle in den Schacht. Dort schlägt er mit Fäustel und Spitz- hacke die Kohle los. Die Förderleute laden die Kohlen in Loren und schieben diese auf Eisenbahnschienen auf den Fahrstuhl im Förderschacht. Mit rasender Schnelligkeit wird die gefüllte Lore durch Maschinenkraft in die höhe getrieben. Zu gleicher Zeit saust eine leere Lore auf einem Fahrstuhl daneben in die Tiefe. Die gewonnene Braunkohle wird dann zu preß st einen und Briketts verarbeitet. Aus der besten bereitet man S o l a r ö l und Paraffin. Aus Paraffin werden die weißen und bunten Weihnachtskerzen hergestellt. Ein solches Kohlenwerk ist eine großartige Fabrikanlage. Überall herrscht reges Leben Tag und Nacht. Kräftige Arbeiter schieben schwerbeladene Kufren. Frauen und Mädchen füllen die Loren mit Kohlen, preßsteinen und Briketts. Aus einem bunten Gewirr von allerhand Gebäuden ragen große und kleinere Schornsteine in die Luft. Schwarze und weiße Oampfwolken steigen daraus empor. Überall raucht, zischt und pufft es. Dazwischen tönt der schrille pfiff der Lokomotiven und Fabrikpfeifen. Mit gewaltigem Getöse rasen schwerbeladene Last- automobile zum nächsten Bahnhof. Oer Kohlenreichtum der Landschaft hat aber auch andere Großgewerbe in den Städten zu hoher Llüte gebracht. In zahlreichen Ifta- schinen-, Schuh-, Voo\U, Laumwollfabriken finden viele Leute guten Verdienst. In den Moorlagern bei Schmiedeberg wird Moorerde gewonnen. Daraus werden Moor- .Ämät* b°d°r bereitet. Sie Ip-nden Kranken, die an Gicht und Rheumatismus leiden, Linderung und Heilung. Daher wird Schmiedeberg jährlich von mehr als 3000 Kurgästen besucht. 5luf diese Weise erwächst den Bewohnern eine gute Einnahme. Ii. Verkehrswege. Infolge des umfangreichen Kohlenbergbaues und der blühenden Industrie hat sich ein reger Handelsverkehr entwickelt. Er wird durch zahlreiche ver- kehrswege zu Wasser und zu Lande bewältigt. Die Hauptverkehrsader ist die Saale. Zahlreiche Flöße, Lastkähne und Dampfer ziehen auf ihrem Rücken dahin. Sie tragen die Erzeugnisse der Wälder und der Tiefebene über Halle nach Magdeburg und Hamburg. Ein reichverzweigtes Eisenbahnnetz bedeckt besonders das Saal- und Elstertiefland. Die Mittelpunkte des Verkehrs sind

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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 134

1884 - Leipzig : Spamer
134 Das Riesengebirgc. demselben sei des Morgens kaum zu atmen und unbedingt nachteilig. So hörte die Arbeit des Komitees nicht ans; denn man mußte den gerechten Klagen vieler Leute nachgeben und noch neue Wohnungen schaffen. Noch bedenklicher als die Wohnungsnot war der Gesundheitszustand. Das Jahr 1837 war ein Cholerajahr; die tückische Krankheit verbreitete sich in der Umgegend. Da die Tiroler auf der Reise viel Beschwerden durchgemacht, oft in Nässe und im Freien gelegen hatten, so war zu erwarten, daß sie für die Krankheit besonders empfänglich sein würden; aber infolge der umfassenden Vorsichtsmaßregeln forderte die Cholera nur fünf Opfer. Es gereichte den Hinterbliebenen Zillerthalern zum besonderen Tröste, daß den Sterbenden ein evangelischer Geistlicher das Abendmahl darreichen konnte. Die Toten wurden unter allgemeiner Teilnahme der ganzen Bevölkerung bestattet. Die Vermögensverhältnisse der Eingewanderten waren ziemlich gut bestellt. Es gab 37 Bauernsamilien mit 201 Gliedern, die allein ein Vermögen von ungefähr 100 000 Gulden hatten und mit 34 Pferden ankamen. Von kleinen Hausbesitzern wurden 11 Familien und 55 Personen gezählt, die über 20 000 Gulden besaßen; fünf Familien und 30 Personen waren Acker- und Viehpächter; die „leeren Inwohner", von denen die meisten unverheiratet waren, zählten 84 Köpfe, die einen Sparpfennig von über 18 000 Gulden mit sich führten. Durch Vermittlung des Komitees wurde das Geld in Breslau umgewechselt und dort zinsbar angelegt, wenn die Besitzer es wünschten; manche freilich waren mißtrauisch und behielten ihr Geld zurück. Die Ärmeren erhielten aus Kollekten, die zu ihrem Besten veranstaltet waren, Unterstützungen in Strümpfen, Tüchern, Handschuhen; alle wurden verpflegt, bis sie in ihre Häuser einziehen konnten. Der Prinz Wilhelm sandte damals auch eine Summe zur Unterstützung der Zillerthaler nach Schmiedeberg und bezahlte die Apothekerrechnung während der Cholera-Epidemie. Anstrengend, ja aufreibend war die Thätigkeit des Bürgermeisters von Schmiedeberg, denn er sollte allen Klagen abhelfen, die Wohnungen und Ställe kontrollieren, die Polizeipflicht üben; er mußte sich mit den Wirten plagen und die Tiroler beschwichtigen. Die größte Mannigfaltigkeit der Geschäfte, die Haupt- sorge für die Einwanderer, die unermüdlichste Thätigkeit siel der Präsidentin des Komitees, der Gräfin von Reden, zu; sie hatte die Leitung der kirchlichen, Medizinal- und Schulangelegenheiten; sie bestimmte den Lehrer und sein Gehalt; sie besprach sich mit dem Geistlichen; sie ließ nähen, stricken und stopfen für die Bedürftigen, sie kochte für die Unverheirateten, sie schrieb unzählige Briefe in Angelegenheiten der Zillerthaler und ließ sich keine Mühe verdrießen. Eine tüchtige Stütze fand die Gräsin an dem aus vier Vertrauensmännern bestehenden selbstgewählten Vorstande der kleinen Tiroler Gemeinde. Dieser Vor- stand hatte keine geringe Aufgabe, denn er war Sprecher der Gemeinde, hatte für Ruhe und Ordnung zu sorgen und mußte alles zum besten kehren. Der bibelfeste Fleidl that auch hier im Vorstande das meiste; er traf stets das rechte Wort zur rechten Zeit; als Junggeselle war er aus seiner Heimat ausgezogen, in Schmiedeberg verlobte er sich mit einer Zillerthalerin und bezog sein neues Heim mit seinem jungen Weibe. Was den Zillerthalern ganz besondere Freude bereitete und eine gewaltige Anziehungskrast auf sie alle ausübte, das waren die Abendandachten in dem

2. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 132

1884 - Leipzig : Spamer
132 Das Riesengebirge. In Preußen war man nicht lange darüber zweifelhaft gewesen, wo die Zillerthaler unterzubringen seien; denn wenn die Verbannten annähernd für die schöne Heimat, die sie aufgaben, entschädigt werden sollten, so konnten sie nur in Schlesien, und zwar in der Riesengebirgslandschaft untergebracht werden. Die Einwanderer wurden deshalb unter die spezielle Obhut des Oberpräsidenten Schlesiens gestellt. Dieser wandte sich an die in der Nähe von Schmiedeberg in dem schönen Buchwald lebende Gräfin Friederike von Reden, die für das Unglück ein warmes Gefühl, ein liebevolles Herz und eine stets hilfsbereite Hand hatte. Mit dieser Dame verhandelte der Oberpräsident wegen der Zillerthaler und fand bei ihr eine vielleicht kaum in so hohem Grade erwartete Bereitwilligkeit zur Hilfe. Die Einwanderung war so plötzlich angesagt, daß schleunigst für ein vorläufiges Unterkommen der Auswanderer gesorgt werden mußte. Nachdem der König in Berlin „Eine Königliche Jmmediatkommission zur Regulierung der Zillerthaler Angelegenheiten", die aus drei Personen bestand und die stets das letzte ent- scheidende Wort sprechen sollte, ernannt hatte, wurde in Schlesien ein Komitee gebildet, das mit den Eingewanderten unmittelbar arbeiten und an ihren Sorgen und Freuden teilnehmen sollte. Die drei Mitglieder dieses Komitees, dessen Auf- gäbe eine überaus schwierige war. waren die Gräfin von Reden als Präsidentin, der Kreislandrat Graf Matuschka und der Bürgermeister von Schmiedeberg, Hauptmann Flügel. Zunächst hatte das Komitee die Aufgabe, die Zillerthaler auf ungefähr ein Jahr in der Stadt Schmiedeberg und der Umgegend unter- zubringen, für die Leute und ihr Inventar geeignetes Unterkommen zu schaffen und die Sorge für die körperlichen und geistigen Bedürfnisse der Kolonisten zu übernehmen. Allwöchentlich versammelten sich die Mitglieder in Buchwald zu einer gemeinsamen Beratung. Noch rüsteten die Auswanderer in ihrem Zillerthale, als auch in Schmiede- berg bereits alles in vollster Thätigkeit war. Es wurde ein Aufruf an die Bürger von Schmiedeberg erlassen, daß sich melden möchte, wer Einwanderer bei sich aufnehmen könne und wolle; wer bereit sei, solle angeben, wie viel und wie große Stuben, Kammern, Stallungen und Bodenräume er zu diesem Zwecke hergebe und wie viel Miete er verlange. Bald waren die Wohnungen besorgt; aber da waren noch Stroh, Schlafdecken, Bettstellen, Leinwand, Woh- nnngsutensilien n. dgl. zu beschaffen. Der erste Zug traf später als man er- wartet hatte in Schmiedeberg ein, nämlich erst am 20. September. Die Tiroler wurden einfach und herzlich empfangen, in dem „Löwen" mit Speise und Trank erquickt und in die einzelnen Quartiere geführt. Wie die Schmiedeberger sich an den ersten erwiesen, so hielten sie es auch mit den übrigen. Merkwürdig bleibt es, daß, nachdem sich wahrscheinlich zwei Abteilungen unterwegs zu einer ver- einigt hatten, die andern um mehrere Wochen nach dem ersten Zuge eintrafen, denn der vierte Trupp kam erst am 17. Oktober in Schmiedeberg an und ein einzelner Tiroler, welcher sich auf der Reise abgesondert hatte, fand sich erst noch einen Monat später ein. Nach der Ankunft der beiden ersten Züge fand am Sonntage darauf eine feierliche Begrüßung der Zugewanderten in der Schmiedeberger Kirche statt. Die beiden Prediger wandten sich in ihren Ansprachen und Gebeten sowohl an die Tiroler, als auch an die Schlesier und ermahnten diese, den Fremden mit Freundlichkeit und Liebe entgegenzukommen.

3. Allgemeines Realienbuch - S. 114

1910 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
— 114 — Hirschberg—schmiedeberg. km Hirschberg ab 5.21 8.11 9.53 12. 4 1. 98 2.30 4. 0 7.12 9-2 A 11.22 ö N.-Lomnitz 5j1 8.21 10. 4 12.16 1.18 + 2.40 4. 9 7.28 9.12 ! 11.12 6 Lomnitz 5.22 8.28 10.11 12.23 1 23 i 2.45 4.14 712 9.23 11.45 10 Zillerthal-K. an 5.21 8.35 10.20 12.32 1.29 i 2.52 4.20 7.33 912 11.22 Kb. ab 6. 2 8.40 10.25 12.34 1.34 2.57 4.23 7.13 9.21 11.22 15 Schmiedeberg an 6.14 8.52 10.41 12.50 1.46 \ 3.10 4.37 7.£8 9.12 12.12 a Pfingsten sow. int Juli und August 8 u. Sa. + v. Pfingsten bis Ende August. 8 = Sonntag, Sa — Sonnabend. Schmiedeberg—hirschberg. Sch luiedeberg ab 4 25 7.20 11.10 1. 8 3.11 5. 2 7._2s 7.22 »8._2 9.22 Zillerthal-E. an a 4.22 7.32 11.24 1.12 3.24 5.14 7.2o > 7.42 ! 8.12 10 _2 Kb. ab $ 4 21 7.37 11.29 1.17 3 29 5.16 7.25 j 7.49 j 822 10.12 Lomnitz 4.11 7.44 11.36 1.24 3.38 5 23 7.33; 7,58 ! 10.11 N.-Lomnitz j 4.12 7.50 11.41 1.29 3.44 5.28 7 22 ! 8._i | . 10.22 Hirsch berg an i 4.21 7.59 11.50 1.37 3.54 5.37 7.11 | 8.11 ! 8.22 1011 a Pfingsten sowie im Juli u, Aug. 8 u. Mo. Mo — Montag. « von Pfingsten bis Ende Aug. 8, vom 8. 7. bis 5. 8. auch Mi. Mi = Mittwoch. Zillerthal-Krummhübel. Kb. rm Zillerthal ab 6.30 +8.45 10.26 11.30 _ 1.37 +3.10 4.23 5.55 7.12 10.-2 §12.-2 Hotel Zillerth. 6.34 ¡8.49 10.30 11.34 - 141 ¡3.14 4.27 5.59 7,22' 1012 112._i 4 Arnsdorf i. R. 6.41; 8.56 10.37 11.40 12.30 1.49 3.21: 4.34 6..J> 7.22 10.12 12.11 6 Birkigt 6.48 9. 3 10.44 - 12 37 1.57 3.28; 4.41 - 8._2 1022 1222 7 Knimnihiihel an 6.54 ¡9. 8 10.50 — 12.43 2. 2 | 3.34 4.46 — 8.12 10.22 ¡12.22 Krummhübel—zillerthal. Kb, Kninimhübel ab 7. 9 11. 1 12.50 2.50 4.49 6.22 +7.22 9.22 10.22 12.22 Birkigt — 7.13 11. 5 12.54 2.51 4.53 7._2 ¡7.21 9.12 10.22 1222 Arnsdorf i. R. 6.10 7.20 11.13 1. 1 3. 0 4.59 7_2 8._2 9.22 10.11 12.21 Hotel Zillerth. 6.16 7.26 11.19 1. 7 3. 6 5. 5 7.12 ;8._2 922 - - Zillerthal an 6.20 7.30 11.23 1.11 3.10 5.10 7.12 \ 8.12 10.-2 + S V. 30. 5. bis 31. 8. $ Nachts v. Sa z. 8, am 30., 31. 5. u. 1. 6. \i. v. 1. 7. bis 31. 8. täglich. Kb. — Kleinbahn. Erklärung: 0.20 — Bei der Zeit von 6.2 abends bis 5.£2 morgens sind die Minuten zittern unterstrichen, 2.49 — Bei Schnellzügen haben die Stundenziffern fetteren Druck. 0 — Für Fahrrad-Beförderung freigegebene Schnellzüge, x = Der Zug hält daselbst nach Bedarf. • — Der Zug rechts von der punktierten Linie hat 1.—3. bzw. 2. und 3. Klasse. | — Der Zug rechts von der senkrechten Linie hat 1.—4 bzw. 2.—4. Klasse, j (zwischen den Fahrzeiten und der Klassenlinie) bedeutet, dass bei dem Zuge dieser Strecke Bemerkungen, die auf der Innenseite des Deckels oder den ersten Seiten im Eisenbahnkursbuch stehe», zu beachten sind.

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 258

1908 - Altenburg : Bonde
258 175. Die Hörnerschlittenfahrten im Riesengebirge. Ein Vergnügen eigner Art gewähren im Riesengebirge die Hörnerschlittenfahrten, die besonders an zwei Stellen, im Westen des Gebirges von den Bibersteinen und am Ostende von den Grenzbanden herab, ziemlich häufig unter- nommen werden. Schliessen wir uns einmal in Gedanken einem Schlittenzuge nach den Grenzbauden an, der seinen Ausgang von Hirschberg nach Schmiedeberg hin nimmt. Hier müssen wir unsere Schlitten verlassen und uns eines von den hier bereit gehaltenen Fahrzeugen mieten. Dies sind gewöhnliche Schlitten, wie man sie zum Anfahren des Holzes gebraucht; die Kufen biegen sich aber am Vorderteile wie Hörner aufwärts, daher der Name Hörnerschlitten. Notdürftig zur Beförderung von reiselustigen Personen hergerichtet, ent- behren sie natürlich aller Bequemlichkeit der Schlitten , deren man sich sonst zu Lustfährten bedient. Vor jedem dieser Hörner- schlitten ist ein Pferd gespannt, auf dem Fahrzeuge selbst aber nehmen zwei Personen Platz. Das gibt dann einen sehr langen Zug, wenn eine zahlreiche Gesellschaft diese Vergnügungsfahrt unternimmt. Langsam, Schritt vor Schritt, geht es nun hinter Schmiedeberg den steilen Gebirgshang hinan; die Reisenden sitzen mit dem Rücken dem Kutscher und dem Pferde, mit dem Antlitze aber dem Hirschberger Tale zugewandt. Der Genuss steigert sich mit jedem Schritte vorwärts. Je höher wir hinauf- gezogen werden, um so mehr erweitert sich der Blick in das Tal, bis wir es endlich in seiner ganzen Ausdehnung mit seinen zahlreichen Höhen und Ortschaften, eingehüllt in das reine Ge- wand des Schnees, vor uns ausgebreitet sehen. Nach einiger Zeit nimmt uns ein Gebirgswald auf. Wer ihn nur im Sommer gesehen hat, kennt ihn nicht wieder. In schmaler, tiefer Furche schleicht unser Fahrzeug den sich schlängelnden Weg hinauf, zu beiden Seiten an den seltsamsten Schneegestalten vorüber. Da steht ein steifer Herr mit einer Riesenperücke, dort ein riesiger Eisbär und daneben ein gewaltiger weifser Adler, lauter verzauberte Baumgestalten. Die feinen Eisnadeln, die sich bei feuchten Winden an die kalten Zweige anhängen, schmücken als Fransen aus Tausenden von kleinen Brillanten die Baum- kronen, von denen ein unbeschreiblicher Glanz ausstrahlt. Unter solchen Reizen wird uns die Bergfahrt bis hinauf zu den Grenz-

5. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 139

1884 - Leipzig : Spamer
Hörnerschlittenfahrt. 139 eine ober zwei Personen fassen, in gewaltige, gebogene Hörner auslausen, an denen der Führer die Niedersahrt leitet. Es wird also kein Pferd- vor den Schlitten gespannt, sondern der Führer setzt sich auf den Schlitten zwischen die beiden nach oben gebogenen Kufenenden, ergreift dieselben und lenkt so zugleich mit seinen Füßen das Gefährt, das sich erst langsam in Bewegung setzt, dann sanft hinabgleitet, schneller geht, eilt, schießt, ja fast fliegt. In 15—20 Minuten ist man wieder in dem stundenweit entfernten Schmiedeberg angelangt. Hörncrschlittenfahrt. „Das ist ein Gleiten, lustig Schweden, Das ist fürwahr die wilde Jagd, Wobei erhöht die Nerven beben? Hinab, hinab! Mit tollem Sausen Die schwarze Kette thalwärts fegt: Verbanne jedes leise Grausen, Der kleine Schlitten sicher trägt." Ein sehr beliebter Spaziergang von Schmiedeberg aus ist der nach den- Friesensteinen, drei Granitmassen, die wie aufgemauert auf dem Bergrücken

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 137

1884 - Leipzig : Spamer
Die Zillerthaler. 137 damit sie den Feiertag nicht entheiligen, nicht besser gekocht als an den Wochen- tagen; den Genuß festtäglicher Speisen verlegen sie lieber auf den Sonnabend. Die Befriedigung ihrer Gesangeslust ist ihre beste Erholung immer geblieben; Schnaderhüpfel und Jodellieder sind ihnen vertraut und lieb. Da die Tiroler keine eigne Kirche haben, so liegt der Schwerpunkt des ganzen Kolonie- und Gemeindelebens in der Schule. Hier finden auch die Ver- sammlungen und Beratungen der Zillerthaler statt. Hier hängt ein Bild Friedrich Wilhelms Iii., hier das Bild Fleidls, hier das Bild eines Jünglings aus dem Dorfe in Tirolertracht, des Johannes Hirner, der am I.september 1370 durch einen Schuß ins linke Auge in der Schlacht bei Sedan fiel. Wenn die Tiroler auch in der ersten Zeit ihrer Ansiedelung an Heimweh nach dem schöneren Süden zu leiden gehabt haben, so haben sie es doch redlich niedergekämpft; manche sind noch einmal zum Besuch „hinauf" gegangen, haben mit ihren Eltern, Kindern, Geschwistern, Verwandten und Freunden wieder Gruß um Gruß getauscht und sind beruhigt gern zurückgekommen; einer, dessen Sohn katholischer Priestet geworden war, ist auf Bitten und Drängen seiner Familie ganz in die alte Heimat und Kirche zurückgekehrt. Wer sonst nach Tirol zum Besuch ging, kam wieder; denn es zog ihn nach Schlesien, nach dem neuen Zillerthal. Im Laufe der Zeit find die Tiroler stolz auf ihr neues Vater- land geworden, denn Vaterlandsliebe ist ein bedeutsamer Zug ihres Wesens. Schmiedeberg. Die Schmiedeberger haben wir schon als Freunde und Wirte der Zillerthaler kennen gelernt und wissen auch, daß in ihrer Stadt vor- zügliche Teppiche fabriziert werden. Die Stadt hat 4350 Einwohner und liegt an der Eglitz, die in die Lomnitz, einen Nebenfluß des Bober, fließt; sie hat offenbar ihren Namen von dem Bergbau und Hüttenbetrieb, der in alten Zeiten viele ihrer Einwohner nährte. Schon im Jahre 1148 soll es hier Eisenberg- werke gegeben haben. Die St. Annenkirche daselbst soll schon im Jahre 1312 errichtet und eingeweiht worden sein. Zu jener Zeit lebte nämlich in dem damals noch sehr kleinen Orte Schmiedeberg, der noch keine Stadtrechte hatte, ein reicher, aber hartherziger Mann, der eine Tochter Anna hatte. Diese Anna war ein hübsches Mädchen, das viele Freier hatte; aber es gefiel ihr von allen jungen Männern am besten ein armer Schmiedeknappe, den aber ihr Vater nicht als Schwiegersohn haben wollte. Der finstere Mann wollte nur einen reichen Schwiegersohn und verbot deshalb dem armen Jüngling sein Haus. Anna betete inbrünstig zu ihrer Schutzheiligen, sie möchte ihr Hilfe und Rettung schaffen. Da sah sie einst die Heilige im Traume und hörte sie sagen: „Stehe auf und nimm den Hammer deines Geliebten und gehe mit ihm in die Berge den Grund entlang; und wo der Hammer zur Erde fallen wird, da wird er sich in Gold verwandeln. Als sich diese Erscheinung dreimal in drei aufeinander- folgenden Nächten wiederholt hatte, schenkte sie ihr Glauben, stand mit der Sonne auf, rief ihren Geliebten, forderte ihn auf, feinen Schmiedehammer zu nehmen, und ging mit ihm in die Berge. Die Jungfrau trug den großen Hammer. Als sie aber eine Strecke gegangen war, wurde ihr die Last so schwer, daß sie dieselbe fallen ließ; doch der Hammer blieb Eisen. Als der Jüngling aber das Gestein näher untersuchte, fand er so gewaltige Eisensteine, daß er sich eine reiche Ausbeute versprach. Die Bergleute gruben an der bezeichneten Stelle und fanden eine gute Ader, so daß die Grube bald die reichhaltigste in der

7. Heimatskunde der Provinz Schlesien - S. 20

1887 - Breslau : Hirt
20 1. Teil. Geographie. verschwundenen Sachen. Dieser war ganz starr vor Schrecken und beteuerte seine Unschuld. Ter Meister aber glaubte ihm nicht und schleppte ihn vor das Gericht, wo er zum Tode verurteilt wurde. Bevor er seinen letzten Gang antrat, erschien ihm Rübezahl und fragte ihn, was er hier mache. Der Geselle erwiderte mit betrübter Miene, daß er heute noch wegen eines Diebstahls, welchen er uicht begangen, gehängt werden solle. „Siehe", sprach Rübezahl, indem er sich zu erkennen gab, „diese Schande habe ich dir bereitet, weil du mich immer verhöhnt hast. Jetzt aber hast du genug geduldet, und ich gebe dich wieder frei!" Darauf löste er ihm die Ketten, schloß sich selbst in dieselben, machte ihn unsichtbar und ließ ihn aus dem Gefängnis entwischen. Man führte Rübezahl zum Thore hinaus an den Galgen, an den man ihn hängte. Groß aber war das Entsetzen der An- wesenden, als sie, nachdem die Henkersknechte von der Leiter gestiegen waren, am Galgen nur ein Bund Stroh sahen. Ausgaben. 21. Erzähle von Rübezahl und der armen Frau, welche Kräuter suchte! 22. Erzähle van Rübezahl und dem Glaser! 23. Erzähle von Rübezahl und den Studenten! 24. Erzähle, wie Rübe- zahl einen Schumachergesellen vom Galgen erlöst! Z. Die Beschäftigung der Gebirgsbewohner. Die Beschäftigung der Gebirgsbewohner richtet sich meistenteils nach der Beschaffenheit des Bodens; sie ist also nicht in allen Teilen des Gebirges dieselbe. Im Hirschberger Thale bis hinauf zu den dem Hauptkamme vorgelagerten Bergen wird ein lohnender Ackerbau ge- trieben. In den Städten Hirschbera und Schmiedeberg, sowie in vielen Dörfern des Thales, blühen Handel und Gewerbe, besonders Weberei und Spinnerei. Weit und breit bekannt sind die ausgezeich- neten Glaswaren, welche die Josephinenhütte liefert, die mehrere hundert Arbeiter beschäftigt. Viele Leute finden durch Glasschleiferei und Glasmalerei ihren Unterhalt. Der Bergbau ist im Riesengebirge nicht bedeutend; nur bei Schmiedeberg befindet sich ein Bergwerk, welches Magneteisenerze liefert. Von der Beschäftigung der Bewohner des Hirschberger Thales unterscheidet sich die der hochgelegenen Orte und der Baudenbewohner. In den hoch im Gebirge liegenden Orten werden aus dem Knie- holze allerlei Drechslerwaren angefertigt, die man im Sommer an die das Gebirge besuchenden Fremden verkaust. Kräutersucher durch- streifen das Gebirge, um heilkräftige Kräuter zu suchen, ans denen Arzeneien bereitet werden. Gebirgssührer (Bild 25) begleiten die Fremden über das Gebirge und dienen ihnen als Führer und Träger des Reisegepäckes. Holzhauer sällen die Bäume im Walde und sahren die Stämme im Winter auf Schlitten in das Thal hinab. Diese Arbeit ist aber sehr gefährlich, und schon mancher hat dabei seinen

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 259

1908 - Altenburg : Bonde
259 banden eben nicht lang. Tast zu früh endigt der Wald, und wir sehen schon die Bauden von ferne. Wir nahen uns der höchsten, und bald befinden wir uns nach einer anderthalb- stündigen Fahrt an der Stelle, wo wir mit einem Fusse auf preussischem und mit dem anderen auf Österreichischem Gebiete stehen können. Nach und nach findet sich die ganze Gesellschaft zusammen, in welcher nur ein Gefühl, das der ungetrübtesten Freude, lebt. Der Baudenwirt erquickt die ihm willkommenen Gäste mit Speise und Trank, holt seine besten Ungarweine her- bei und nimmt auf Verlangen die Herrengesellschaft auch mit in seinen Keller hinab, in dem sie den edlen Rebensaft an der Quelle prüfen können. Böhmische Musikanten spielen nach Tische lustige Stückchen auf, und bald bewegt sich die ganze Gesellschaft ohne Ausnahme zum lustigen Tanze. Doch nicht lange dauert diese gemeinschaftliche Fröhlich- keit, denn schon neigt sich die Sonne dem Untergange zu. Bald ist sie verschwunden, und an ihrer Statt erhebt sich im Osten ein glühender Feuerball, der Mond, empor, denn wir wählten ja eine Vollmondsnacht zu unserer Lustfahrt. Mit stummer Andacht begrüssen wir dieses schöne Gestirn, das sein zauberisches Licht zitternd über die ruhige Winterlandschaft ausgiesst. Doch sein Erscheinen ist auch das Zeichen zum Aufbruche. Die Gesellschaft macht sich zur Heimkehr fertig, und diese ist der Höhepunkt der ganzen Vergnügungsreise. Jedes Mitglied nimmt einen kleinen Handschlitten in Beschlag, auf den sich vornhin etwas tiefer der Lenker setzt. Man denke sich die Lust, wenn 20—30 Personen sich so einzeln zur Niederfahrt vorbereiten. Nun gehts endlich los; immer ein Schlitten nach dem anderen saust pfeilschnell den steilen Abhang hinab. Oft scheint es, als könne man ohne einen gebrochenen Hals nicht davon kommen, aber es ist eben nur Schein; mit sicherer Hand steuert uns der erfahrene Schlittenlenker ins Tal hinab. Wer, fremd und unbekannt, Zeuge einer solchen beim Mondenscheine unternommenen Fahrt wäre, dem möchte es wohl für den ersten Augenblick gespensterhaft und unheimlich vorkommen; es könnte ihm scheinen, als ob der Berggeist selbst mit seinen Genossen hier in seinem Bezirke dahinjagte. Nach 15—20 Minuten, mitunter noch früher, ist die grosse Strecke von der Grenzbaude bis Schmiedeberg zurückgelegt. Ein Schlitten nach dem anderen kommt bis an den Gasthof 17*

9. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 11

1873 - Hildburghausen : Gadow
9 Anfang eines neuen Gewerbes dafür einzutauschen. Tief- sinnig wie ein Kaufmann, dessen Schiff der gefräßige Ocean mit Mann und Maus verschlungen hat, ging er das Gebirg hinab, schlug sich mit tausend schwermüthigen Gedanken, machte zwischenein dennoch allerlei Spe- kulationen, wie er den Schaden ersetzen und seinem Han- del wieder aufhelfen könne. Da fielen ihm die Ziegen ein, die seine Frau im Stalle hatte; doch sie lieble sie schier wie ihre Kinder, und im Guten, wußt' er, waren sie ihr nicht abzugewinnen. Darum erdacht' er diesen Kniff: sich seinen Verlust gar nicht daheim merken zu lassen, auch nicht bei Tage in seine Wohnung zurückzu- kehren, sondern um Mitternacht sich ins Haus zu stehlen, die Ziegen nach Schmiedeberg auf den Markt zu treiben und das daraus gelöste Geld zum Ankauf neuer Waare zu verwenden, bei seiner Zurückkunft aber mit seinem Weibe zu hadern und sich bärbeißig zu stellen, als habe sie durch Unachtsamkeit das Vieh in seiner Abwesenheit stehlen lassen. Mit diesem wohlersonnenen Vorhaben schlich der un- glückliche Mann nahe beirrt Dorfe in einen Busch und er- wartete mit sehnlichem Verlangen die Mitternachtsstunde, um sich selbst zu bestehlen. Mit dem Schlag zwölfe macht' er sich auf den Diebsweg, kletterte über die niedrige Hof- thür, öffnete sie von innen und schlich mit Herzklopfen zum Ziegenstalle; er hatte doch Scheu und Furcht vor seinem Weibe, auf einer ungerechten That sich erfinden zu lassen. Wider Gewohnheit war der Stall unverschlossen, was ihn Wunder nahm, ob's ihn gleich freute; denn er fand in dieser Fahrlässigkeit einen Schein Rechtens, sein Vorhaben damit zu beschönigen. Aber im Stalle fand er Alles öd und wüste, da war nichts, was Leben und Odem hatte, weder Ziege noch Böcklein. Im ersten Schrecken vermeint' er, es habe ihm bereits ein Diebsgenosse vorge- griffen, dem das Stehlen geläufiger sei als ihm: denn Unglück kommt selten allein. Bestürzt sank er auf die Streu und überließ sich, da ihm auch der letzte Versuch, seinen Handel wieder in Gang zu bringen, mißlungen war, einer dumpfen Traurigkeit. Seitdem die geschäftige Ilse vom Pfarrer wieder zurück war, hatte sie mit frohem Muthe Alles fleißig zugeschickt, ihren Mann mit einer guten Mahlzeit zu empfangen, wozu sie den Geistlichen auch eingeladen hatte, welcher verhieß, ein Kännlein Speisewein mitzu-

10. Vaterländisches Lesebuch - S. 178

1857 - Jena : Mauke
178 kein Wandrer, der diese Straße zog, Glaswaare, sonst hatte er für Schaden und Spott nicht sorgen dürfen, ohne Ersatz zu hoffen, wenn er auch gleich der Mann nicht gewesen wäre, den Rübezahl suchte. Bei diesen Anstalten, konnte ihm der schwerbeladene Steffen aller- dings nicht entgehen. Um Besperzeit kam ein rüstiger, frischer Mann angeschritten mit einer großen Bürde auf dem Rücken. Unter seinem fe- sten, sichern Tritte erdröhnte jedesmal dielast, die er trug. Der Lau- rer freute sich, sobald er ihn in der Ferne witterte, daß ihm nun seine Beute gewiß war, und rüstete sich, seinen Meisterstreich auszu- führen. Der keuchende Steffen hatte beinahe das Gebirge erstie- gen; nur die letzte Anhöhe war noch, zu gewinnen, so gings bergab nach der Heimath zu, darum sputete er sich, den Gipfel zu er- klimmen; aber der Berg war steil, und die Last schwer. Er mußte mehr als einmal ruhen, stützte den knotigen Stab unter den Korb, um das drückende Gewicht desselben zu mindern und trocknete den Schweiß, der ihm in großen Tropfen vor der Stirne stund. Mit Anstrengung der letzten Kräfte erreichte er endlich die Zinne des Berges, und ein schöner gerader Pfad führte zu dessen Abhange. Mitten am Wege lag ein abgesägter Fichtenbaum und der Ueber- rest des Stammes stund daneben, kerzengerade und aufrecht, oben geebnet wie ein Tischblatt. Rings umher grünete Tunkagras, Schwallenzagel und Marienflachs. Dieser Anblick war dem er- müdeten Lastträger so anlockend und zu einem Ruheplatze so be- • quem, daß er alsbald den schweren Korb auf den Klotz absetzte und sich gegenüber im Schatten auf das weiche Gras streckte. Hier übersann er, wie viel reinen Gewinn ihm seine Waare dieß- mal einbringen würde, und fand nach genauem Ueberschlage, daß, wenn er keinen Groschen ins Haus verwendete und die fleißige Hand seines Weibes für Nahrung und Kleider sorgen ließe, er gerade so viel lösen würde, um auf dem Markte zu Schmiedeberg sich einen Esel kaufen und befrachten zu können. Der Gedanke, wie er in Zukunft dem Grauschimmel die Last aufbürden und gemäch- lich nebenher gehen würde, war ihm zu der Zeit, wo seine Schul- tern eben wund gedrückt waren, so herzerquickend, daß er ihm, wie natürlich, weiter nachhing. Ist einmal der Esel da, dachte er, so soll mir bald ein Pferd daraus werden, und hab ich nun den Rappen im Stalle, so wird sich auch ein Acker dazu finden, darauf sein Hafer wächst. Aus einem Acker werden dann leicht zwei, aus zweien vier mit der Zeit eine Hufe, und endlich ein Bauerngut, und dann soll Ilse auch einen neuen Rock haben. Er war mit seinen Entwürfen beinah zu Ende, da tummelte

11. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 335

1864 - Breslau : Leuckart
Von der Luft. 335 die dichtere Thalluft mit in die Höhe genommen, und es drängte sich nach dem Aufmachen der Flasche so viel davon in die dünnere Bergluft, bis die im Gefäße befindliche eben so dünn wurde. Verstopft man eine auf dem Berge offen gestandene Flasche und macht sie im Thale aus, so geschieht das Gegentheil; die äußere Luft dringt zischend in die Flasche. Am besten und genauesten erkennt man die Abnahme der Luftdichtigkeit in größeren Höhen an dem Barometer, wenn man es auf Berge oder Thürme mitnimmt. Je höher man steigt, desto tiefer sinkt das Quecksilber in der Röhre, weil eine dünnere Luft nicht so stark drücken kann als eine dichtere. Es wird angenommen, daß 75 Fuß Höhe ein Fallen um eine Linie bewir- ken. Ist nun Jemand dreimal 75 oder 225 Fuß höher gekommen, so wird das Barometer 3 Linien, nämlich */4 Zoll gefallen sein. Auf der Schneekoppe steht es 5 Zoll tiefer als in dem am Fuße des Berges liegenden Schmiedeberg. Umgekehrt kann man nun auch schließen: Wenn das Barometer, womit man auf'eine Höhe steigt, 2 Linien gesunken ist, so ist man 2 mal 75 oder 150 Fuß gestiegen; 5 Linien tief, 5 mal 75 das ist 375 Fuß hoch. So hat man ein sehr bequemes Mittel, die Höhen der Berge zu messen. Es erstreckt sich indeß nur auf solche, die nicht über 6000 Fuß betragen. Die Luft, welche der Mensch einathmet, muß eine gewisse Dichtigkeit haben, eine sehr dünne Luft ist dem Körper nach- 1heilig. Auf hohen Bergen geht das Athmen schwer; man fühlt sich ermüdet, bekommt Schwindel, das Blut dringt aus den Augen und Lippen hervor. Nur einige Thiere können in bedeutenden Höhen längere Zeit aushalten, als der Adler, Kondor und andere Raubvögel. Durch Wärme wird die Luft verdünnt. Wenn man eine schlaffe Blase, die noch viele Falten hat, fest zubindet, dann über glühende Kohlen hält oder auf einen warmen Ofen legt, so schwinden die Falten nach und nach, die Blase bläht sich auf, sie wird rund und straff. Die Ursache hiervon ist: die Wärme machte, daß die eingeschlossene Luft in der Blase ausgedehnt und in einen größern Raum gebracht wurde. Die ausgedehnte Luft, die noch weiter auseinander gehen wollte, wirkte mit einer gewissen Kraft auf die Wände der Blase und drückte alle Falten auf. Durch Wärme kann die Luft so sehr ausgedehnt werden, daß sie einen viel größern Raum einnimmt. Natürlich muß sie dann lockerer und leichter, folglich dünner geworden sein. Da nun warme Luft leichter ist als kalte, so steigt sie in der kältern und dichtern empor. Daher ist es oben an der Decke eines geheizten Zimmers immer wärmer als am Fußboden. Oeffnet man die Thüre eines solchen Zimmers und hält oben in der Thüre ein brennendes Licht, so

12. Geographische Skizzen aus Europa - S. 69

1868 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
69 »Friesensteine« mit ihren Felsmassen. Weiter von O. nach S. zu, sieht man die niedere Hälfte der Stadt Schmiedeberg; noch weiter gen S. verschließt der »Gröbelsberg« die Aussicht, an dessen Ab- hang die Annakapelle erbaut ist, und dicht an dessen Fuße im Thale man einige Häuser von Arnsdorf gewahrt. Weiter nach dem Kynast zu, unter der Annakapelle, liegt Seydorf mit seinen zwei Kirchen; links im Thale nach N. hin erhebt sich der »Stangenberg« mit sei- nem Thurme. Von Seydorf nach dem Kynast gegen W. liegt Giers- dorf beinahe in arader Richtung. Seitwärts Giersdorf, nördlich, liegt das kleine Märzdorf. Gehen wir von der Annakapelle südöst- lich, so sehen wir die höchste Spitze des Gebirges, die »Riesen- oder Schneekoppe«. Wir wenden uns mehr und mehr nach S., um die erhabene Bergwelt zu schauen, und sehen dicht bei der Schneekoppe die kleinere »schwarze Koppe«, noch weiter rechts, beinahe ganz südlich, den großen'teichrand, unter demselben Felsenmassen, die »Dreisteine« genannt. Oben auf dem Hochgebirge im S. den »Mit- tagstein«. Von S. nach W. erbeben sich nun auf dem Riesengebirge die Kuppen des »kleinen Rades«, der »kleinen Sturmhaube«, noch weiter nach W. am Abhange der Felsenpartie die »Mädelsteine«, ferner das »große Rad« und die »große Sturmhaube«. Nach W., unter der großen Sturmhaube, liegen die »Schneegruben«, an deren Rändern oben Felsen liegen, welche die »Teufelskanzel« heißen. Noch weiter bin und etwas niedriger liegt der »Reifträger« mit seinen Felsenklüften, und im fernen W. liegen Berge, die schon zum • Jsergebirge gehören«.2) In Ruinen weilt die Sage so gern. Sie weilt auch in diesen Ruinen, und deshalb will ich dir, lieber Leser, nur Einiges darüber mittheilen. Die älteste Sage ist unstreitig die von der »Kunigunde« oder »dem Ritt um die Mauer«. Es wohnte nämlich auf dem Kynast ein Fräulein, dessen Schönheit weithin berühmt war. Viele Ritter stellten sich ein, uni das reizende Mädchen als Gattin heim- zuführen. Doch war es nicht leicht, ihre Gunst und ihr Wohlwollen zu erwerben; denn sie stellte folgende schwere Aufgabe: „Nur den erwähl' ich zu meinem Gemahl, Ter hier um die Mauer wird reiten. Zwar krumm ist der Weg und höckricht und schmal, Doch wer sich sürchtet zu gleiten: Ter bilde nimmer sich thöricht ein, Ter Gatte von Kunigunden zu sein." Viele schon hatten dies Wagstück zu ihrem Verderben unter- nommen. Da endlich kam ein Ritter aus Thüringen an, die schwere Aufgabe zu lösen. Er vollführte auch glücklich den kühnen Ritt um die Mauer. »

13. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 258

1890 - Gotha : Behrend
258 Bilder aus den mitteldeutschen Gebirgslandschaften. Das Holz, welches man während des ganzen (Summers und im Winter geschlagen hat, muß — oft von den höchsten Gipfeln und den steilsten Kuppen herab, über die gefährlichsten Spalten und Abgründe weg — fortgefchafft werden. Wohin man sieht, da klebt am Bergabhange ein Mensch, da trägt ein Mensch, führt ein Mensch bis zu deu Stellen, welche die mit Pferden oder Rindern bespannten Schlitten nur irgend erreichen können. Wie ganz anders ist das Bild im Sommer, wenn die Fremden von Warmbrunn aus, dessen warme Schwefelquellen schon seit dem zwölften Jahrhundert bekannt sind, und von anderen Orten her auf das Gebirge und besonders auf die Schneekoppe wandern! Bald steigt singend eine Schar munterer Studenten bergab, bald klettert ein Trupp von Herren und Damen, die Hüte mit Teufelsbart und großzackigem Moose geschmückt, weiter nach oben. Wie das Hochgebirge seine eigentümliche, großartige Schönheit hat, so nicht minder das zu seineu Füßen liegende Thalland. Nichts gleicht der Schönheit der mit der Gebirgskette gleichlaufenden Thäler von Schmiedeberg, Zillerthal und vor allem dem von Hirschberg-Warmbrunn, das, mit freundlichen Städten, Dörfern, Schlössern und Fabriken übersäet, deute! vielen Tausenden von betriebsamen Menschen zum Wohnsitz dient. Als Friedrich der Große zum erstenmal von der Höhe des Schmiedeberger Passes den Blick in die vor ihm liegende Ebene sandte, rief er ans: „Schlesien ist ein Paradies!" Im schlesischen Gebirge ist hentigestags eine großartige Judustrie herrschend. In früheren Zeiten schuf nur der einzelne Weber dnrch seine Handarbeit, jetzt haben Kaufherren und Fabrikbesitzer großartige Webereien und Spinnereien in Betrieb. Und wie weit hat sich der Gewerbfleiß nach verschiedenen Richtungen ausgedehnt! Glasfabriten, ans denen selbst Kunstwerke von außerordeutlicher Schönheit hervorgehen, Fabriken, die der Herstellung von Papier, Thonwaren, Spielsachen und andern Diugeu dieueu, beweisen, wie sehr das Riesengebirge eine Stätte deutscher Arbeit geworden ist, auf die wir mit Freude und Stolz hinschauen. Ist es uns nicht, als ob wir in dem Gezische und Geklapper der Dampfmaschinen etwas von dem Walten des Berggeistes vernähmen, der pnstend und rumorend deu ihm aufgezwungenen Dienst verrichtet, und in den schönen Erzengnissen dieser Arbeit das Wirken seiner Zaubermacht, die rohe Erdenstoffe in Schätze zu verwandeln weiß? 2. Die Schneekoppe oder Riesenkoppe, 1601 m, ist ein kühn und originell geformter Gipfel. Anf dem flach gewölbten Rücken des Seifenberges erhebt sich ein noch 150 m hoher, ans Nollstücken von Granit, Gneis und Glimmerschiefer aufgetürmter, nur zu häusig in Nebel und Wolken gehüllter Fäfeu; anßer der Alpenanemone, dem sogenannten Teufelsbart, bekleideu ihn nur Moose und Flechten. Steil windet sich der Fußpfad als Treppe hinauf; an einzelnen Stellen fällt der schwindelnde Blick in den 650 m tiefen Anpagrnnd, in den die

14. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 133

1884 - Leipzig : Spamer
Die Zillerthaler. 133 Später wurde noch einmal ein kirchliches Lob- und Dankfest für die glück- liche Ankunft der Tiroler veranstaltet. Bald nach ihrem Ankommen wurden sie mit Bibeln und Gesangbüchern feierlich beschenkt; sie erhielten also unter Ansprachen der Geistlichen Geschenke, die sie mit reiner und ungeheuchelter Freude in Empfang nahmen. Inzwischen fingen die Tiroler an sich ein wenig zu erholen und von den Beschwerden der langen Reise auszuruhen. Ihr erstes war, daß sie sich schrift- lich bei dem Könige bedankten, ihm ihre glückliche Ankunft mitteilten und sagten, was sonst noch ihr Herz bewegte. „Nun schreiben wir", heißt es in dem Schrift- stücke, „uusern schuldigsten Dank nieder, um ihn vor die Füße Sr. Majestät hinzulegen mit Hinaufblicken und Bitten zu dem himmlischen Vater, er möchte unsern König erhalten bei langem Leben und seine Regierung segnen und sein ganzes königliches Haus dazu, um daß wir unter seinem Schutze ein stilles und ehrbares Leben führen mögen. Das gute und barmherzige Vaterherz uusers guten Königs erwecket unser aller Herzen, und versprechen wir Gehorsam und Treue unser lebenlang. Wir wollen, soviel in unsrer Kraft steht, die Befehle Sr. Majestät erfüllen, sowie wir es auch dem Kaiser gethan haben. Gott lohne Ew. Majestät alles das Gute, was Sie an uns thuu; treu und redlich wollen wir bleiben und nicht aufhören, für Sie zu beten und mit kindlichem Vertrauen erwarten, was Se. Majestät über uns bestimmen wird." Zugleich schickten die Zillerthaler ein Schreiben an den Kronprinzen ab, in welchem es unter anderm heißt: „Wir bitten auch, Allerguädigster Kronprinz und Herr, weil wir Euch auch sehr lieb gewonnen und auch all unser Ver- trauen auf Euch setzen als unsern künftigen König, wenn Gott unsern guten König heimrufen und das königliche Zepter in Eure Hand geben wird, was so spät wie möglich nach seinem Gefallen geschehen möge, daß Ew. Königliche Hoheit uns auch als Ihre Kinder erkennen und unter Ihren Schutz nehmen, und wir wollen auch unsre Pflichten nach allen Kräften erfüllen und stets beten für Euch und Euer ganzes Haus, sowie wir es auch jetzt mit treuem Herzen thuu und ganz besonders am 15. an Eurem Freudentage gethan haben. Schmiedeberg, den 18. Oktober 1837." Bei der ersten allgemeinen Begeisterung der Tiroler blieb es natürlich nicht; dem ersten Freudenrausche über die gute und herzliche Art der Aufnahme folgte eine Reaktion. In manchen Stücken konnte man das Mißbehagen und die Mißstimmung den Tirolern nicht verdenken. Mancherlei Scherereien wegen der Pässe kamen vor; und wenn sie auch kein Unglück waren, so waren sie doch unangenehm und führten unliebsame Verhöre herbei. Schlimmer als die Um- stände, welche die Paßrevisiou hervorrief, war die Wohnungsnot. Das Komitee hatte sich alle erdenkliche Mühe gegeben, den Einwanderern Unterkommen zu verschaffen, bis für sie Häuser erbaut sein würden; aber es war nur für die äußerste Not, nicht im geringsten für Bequemlichkeit gesorgt worden. Die ver- mieteten Stuben waren zum Teil so überfüllt, daß sich der Arzt der Stadt ein- mischen mußte. So lagen in einem Zimmer sechzehn Personen und nebenan in einem Kämmerlein, das ganz klein und feucht war, ihrer sechs. Bei einem Wirte waren in einer kleinen Stube des Hinterhauses zwölf Tiroler. Ein menschen- freundlicher Kommerzienrat hatte in ein allerdings geräumiges Zimmer vierzig Mann Einquartierung erhalten, so daß der Arzt erklären mußte, die Luft in

15. Schlesien - S. 3

1906 - Breslau : Hirt
^ortport ^xtr dviiteir Aufkctge. Abgesehen davon, daß das Zahlenmaterial und die topographischen Angaben in dieser neuen Auflage des Buches sorgfältig durchgesehen und mit den gegenwärtigen Zuständen in Übereinstimmung gebracht wurden, sind auch einzelne Kapitel gänzlich umgearbeitet und erweitert worden. Es geschah dies teils zur Vervollständigung, teils aber auch zu besserer Abrundung und Vereinfachung sowie zum Zweck einer noch klareren Gliederung des Stosses. Diese Veränderungen betreffen einige Abschnitte aus dem Kapitel „Bewohner", besonders aber die Abschnitte „Klima", „Pflanzenwelt" und „Tierwelt". Einige Abbildungen wurden als entbehrlich weggelassen, die Abb. 13 durch eine andere ersetzt; die Kartenskizze vom „Waldenburger Gebirge" ist den übrigen Skizzen in der Art angeglichen worden. Auch diesmal wiederhole ich die Bitte an alle Fachgenossen und Freunde dieses Büchleins, durch geeignete Verbesserungsvorschläge seine Brauchbarkeit erhöhen zu helfen, und sage auch an dieser Stelle dem Herrn Verleger herzlichsten Dank für die vortreffliche, abermals reicher gestaltete Ausstattung des Merkchens. Schmiedeberg i. R., im August 1906. Der Merfalser. Arro dem ^?oviv>ovi gur zweiten Anftcrge. o \5nbem der Verfasser dem Zuge der modernen Geographie-Methodik gefolgt ist, den geographischen Lehrstoff in abgerundeten „Landschafts- bildern" zu bieten, konnte er sich doch nicht entschließen, mit diesen „Landschaftsbildern" zu beginnen. Vielmehr hielt er es -— wegen der besonderen Bestimmung dieses Buches — für geboten, zunächst eine Über- sicht über das ganze Land zu vermitteln. Auch war es fein Bestreben, in diese Bilder nicht zu viel hineinzudrängen, weil ihn die Erfahrung gelehrt hat, daß gerade bei der Betrachtung Schlesiens dadurch Zusammen- gehöriges zu sehr auseinander gerissen und die Gesamtvorstellung vom 1*

16. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 138

1884 - Leipzig : Spamer
188 Das Riesengebirge. ganzen Gegend wurde und das beste Eisen gab. Der Knappe wurde Herr der Grube, und so verwandelte sich das E.isen in Gold, und er wurde ein reicher Mann und freite nun mit besserem Erfolg um seine Anna, die nach ihrer Ver- heiratung ihrer Schutzpatronin das Kirchlein gründete, das heute noch steht. So erzählt die Sage, aber von der ergiebigen Eisengrube weiß die Geschichte nichts. Im Jahre 1513 erhielt Schmiedeberg durch Vermittelung seines da- maligen Besitzers, des Grafen Gotsche Schaff, von der böhmischen Krone Stadt- rechte. Im Jahre 1802 richtete ein großer Wolkenbruch viel Schaden an und raubte dabei auch Haus und Garten des aus Wildgutach im Breisgau einge- wanderten Schwarzwälders Faller, der die Wanduhrenfabrikation seiner Heimat mit vielem Glück hierher verpflanzt hatte. Dieses Unglück brachte nicht nur dem blühenden Unternehmen einen schnellen Untergang, sondern auch dem Manne einen frühzeitigen Tod und dem einträglichen Industriezweige ein unerwartetes Ende. Hörnerschlittenfahrt. Ein eigentümliches Wintervergnügen der Be- wohner von Städten um und im Riesengebirge ist eine Hörnerschlittenfahrt. Solche Partien werden von der Peterbaude nach Agnetendorf und Hermsdorf unter dem Kyuast, auch vom Kynast nach Hermsdorf, zumeist aber von den Grenz- bauden nach Schmiedeberg unternommen. Wenn der zu einer Schlittenfahrt nötige Schnee gefallen ist, machen sich an sonnigen Wintertagen die Schmiede- berger auf zu einer rechten Winterfreude. Langsam fahren sie in kleinen Schlitten, die nur von einem, meist recht unansehnlichen, aber zuverlässigen Pferdchen ge- zogen werden, hinauf zu den Grenzbauden. Die Schlitten sind so eingerichtet, daß meist nur zwei Personen in einem Platz finden, diese aber rückwärts sitzen und auf diese Weise stets in das prachtvolle Thal hinabblicken können. Die Auf- fahrt dauert gewöhnlich zwei Stunden. Dieselbe besingt Ohrenberg in einem Gedichte mit folgenden Strophen: „Beständig liegt zu unfern Füßen Wie weißes, fleckenloses Linnen Aus jedem rauchgeschwärzten Schornstein Durch schmale, dickvcrschneite Schluchten Ein blaues Wölkchen kräuselnd schwebt; Die Karawane aufwärts klimmt; Endlich ist man in den Bauden angekommen. Bei „Hübner", dessen Ruf schon über 60 Jahre alt ist, denn er hat sich vom Vater auf den Sohn ver- erbt, wird Halt gemacht. Im warmen Stübchen wird Kaffee getrunken; dann erhöht der feurige Ungarwein die Lebenslust, dann schwingen sich die Paare nach dem Takte der Musik in der Runde. „Fort die Tische, weg die Flaschen! Musikanten, greift zur Fiedel, Wollen in dem Tanz, dem raschen, Spielt ein keck' Zigeunerliedel. Kosten ganz den flüchtigen Traum! Für die Tänzer gebet Raum!" Doch die Wintertage sind kurz; dem Vergnügen wird ein Ende gemacht, man rüstet sich zur Hinabfahrt. Damen und Herren hüllen sich fest in Pelze und Muffen und Überzieher und steigen in die bereit gehaltenen Hörnerschlitten. Diese Schlitten haben ihren Namen daher, daß ihre Kufen, die wie gesagt nur Ein anmutvolles Bild entrollt; Die schneebegrab'nen Hütten grüßeu Mit hellen Fenstern, rot wie Gold. Sind rings die Fluren ausgespannt, Und Sonntagsfrühe liegt gebreitet Auf meinem lieben Schlesierland. Mich heimelt an der tiefe Frieden, In dem ein glücklich Völkchen lebt. Von mancher sangeslust'gen Kehle Wird schon ein Liedchen angestimmt.

17. Aus der allgemeinen Erdkunde, Deutschland - S. 265

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 265 — das Gebirge — auch im Winter — bietet. Dahin gehört z. B. die Hörn er- schlittenfahrt, ein herrliches Vergnügen. Sie tritt an die Stelle des Rodelns in den Alpen. Die Zahl der Wintertouristen im Riesengebirge ist eine ziemlich bedeutende. Mit Blitzesschnelle saust man auf einem solchen Schlitten die beschneiten Wege hinab ins Tal, zur Rechten und zur Linken an herrlichen Winterlandschaften vorüber. Freilich, der Führer muß nicht nur kühn, sondern auch gewandt sein; denn ein Abirren vom Wege kann lebensgefährlich werden. Neuerdings wird auch der Skilauf (Schneeschuhlauf) von Touristen im Riesengebirge ziemlich eifrig betrieben. Es werden fogar Schneeschuhwettläufe veranstaltet. — Der Fremden- verkehr des Riesengebirges ist im Sommer wie im Winter sehr stark und bildet eine bedeutende Erwerbsquelle. So ist zwar das ganze Riesengebirge bewohnt, aber in tieferen Tälern treten an die Stelle der einzelnen Bauden mehr zusammen- hängende Siedlungen, und am Fuße des Gebirges sehen wir zahl- reiche freundliche Dörfer und Städte. Auch im Riesengebirge gehen die Leute in die Wälder und suchen Heidel- und Preißelbeeren, Pilze und Arzneikräuter, oder sie sind Holzhauer und Holzarbeiter. Auch hier werden Spielsachen und Holzwaren aller Art hergestellt, ähnlich wie im Erzgebirge. Dann werden auch Glaswaren und Leinwand bereitet. Im Gebirge liegen viele Glashütten. Eine der bekanntesten ist die Josephinen- Hütte. Die Glaswaren (Teller, Gläser, Blumenvasen u. v. a.) werden in alle Welt versandt. Inden zahlreichen Dörfern um Hirschberg, am Bober, spinnt man aus Flachs Garn. Aus dem Garn wird Leinwand gewebt. In Hirschberg wird das Leinen auf den Markt ge- bracht. Schlesische Leinwandhändler durchziehen aber alle Gegenden Deutsch- lands, und ihre Waren werden gern gekauft. Neben der Leinwandindustrie sind im Hirschberger Tale aber auch Wollen- und Vaumwollindu- strie, Spitzenklöppelei, Teppichweberei, Papierfabrikation (Holzreichtum) und andere Erwerbszweige vertreten. Die Industrie bildet auch im Riesengebirge die Haupterwerbsquelle der rührigen, genügsamen und heiteren Bewohner. „Was ihnen das Geschick an irdischen Gütern vorenthielt, das suchen sie als Ersatz sür ihr Gemüt in ihren herrlichen Bergen und Wäldern, an denen sie, wie alle Bergbewohner, mit vollem, treuem Herzen hängen." (Abb. 67.) Unter den vielen Kurorten des Riesengebirges seien noch genannt: Warmbrunn, Schmiedeberg und Schreiberhau. Warmbrunn ist ein „selten schöner Winkel im Hirschberger Tal". Es besitzt warme Quellen, die schon im 12. Jahrhundert bei einer Jagd des Herzogs Boleslaus von Schlesien, der diese damals noch wilde Gegend beherrschte, entdeckt sein sollen. Ein Jäger fand beim Aufspüren des Wildes einen Hirsch in einer warmen Quelle badend. Der Ort liegt im Flußgebiete des Zackens. Auch Schmiedeberg hat eine außerordentlich romantische

18. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 140

1884 - Leipzig : Spamer
140 Das Riesengebirge. emporsteigen. Von hier aus genießt man, da der Berg oben abgeholzt ist, nicht nur eine imposante Aussicht nach dem Hauptkamme des Riesengebirges hin, sondern man überblickt auch die schönen Thäler von Landeshut und Schmiedeberg. Fischbach. Unweit Schmiedeberg liegt das Dorf und Schloß Buchwald, der altersgraue Stammsitz der Grafen von Reden, jetzt Eigentum des Freiherrn von Rothenhan. Von hier aus lenkte die Gräfin von Reden die Angelegen- heiten der Zillerthaler. Hier lebte sie in ihrem Schlosse, das in einem stillen Thalkessel liegt, in welchem viele Teiche zwischen Wiesen, Fluren und Hügeln hervorschimmern. Die ganze Gegend ist durch d^n Minister Graf Reden (gest. 1815) in einen großartigen Park umgewandelt worden, welcher aus allen Höhen und Aussichtspunkten den Blick zu den nahen und fernen Umgebungen durchläßt. In des Großteiches Silberfluten spiegeln sich die herrlichsten Eichen, Fichten, Trauerweiden und andre hochstämmige Bäume, sowie das Schloß und das majestätische Gebirge. Auf wohlgepflegten Gartenwegen gelangt man bald am Gewässer, bald an blumigen Matten, bald an Baumpartien vorüber zu der vom Waldesdunkel überragten Abtei. Am Fuße des Hügels steht ein Brunnen- aufsatz, der alte, schöne Steinarbeit zeigt und einst im Schloßhofe von Fischbach stand. Südlich von der Abtei erhebt sich am Waldessaume ein hervorspringender Fels, von dem aus man einerseits das Eglitzthal, anderseits die Schneekoppe und den entfernten Kynast erblickt. In 11/2 Stunde gelangt man von Buchwald nach Fischbach, das in einem Thalkessel liegt am Fuße des sich 669 in ü. d. M. erhebenden Zwillingspaares der Falkensteine. Die gesunde, vor scharfen Winden geschützte Lage, die Nähe der Berge und die romantische Gegend haben das Dorf in den letzten Jahren zu einem fehr besuchten Sommeraufenthaltsort der Großstädter gemacht, infolge dessen sein Äußeres durch Neubauten, Villen und Gartenanlagen sehr verschönert ist; der fruchtbare Ackerboden, der Reichtum an fetten Wiesen begünstigen den Ackerbau und die Viehzucht (1871: 204 Häuser mit 1100 Einwohnern). Das Schloß gehört den Erben des im Jahre 1851 gestorbenen Prinzen Wilhelm von Preußen, des Bruders von König Friedrich Wilhelm Iii., der es 1822 gekauft und ihm 1846 seine gegenwärtige Gestalt gegeben hat. Am Eingange sind zwei je 2 m lange Kanonen auf hohen Rädern aufgestellt, an denen eine vergoldete Jnfchriftentafel meldet, daß sie dem Prinzen Waldemar von den Engländern in dankbarer Anerkennung seiner Teilnahme am Kampfe gegen die Sikhs in Ostindien im Jahre 1845 verehrt wurden. Das Innere des Schlosses ist un Kunstschätzen reich, unter denen mehrere Holz- und Elfenbeinschnitzereien, Glasmalereien, Marmorbüsten, Ölgemälde zu er- wähnen sind. In der Nähe des Ortes liegen die beiden Falkensteine, die aus Granit bestehen; der südliche der beiden Steine trug zuerst die Burg Falken- stein, die schon 1458 zerstört wurde. Der Prinz Wilhelm ließ den Stein im Jahre 1823 bis aus die höchste Felsspitze durch einen Fußweg zugänglich machen. Oben findet man noch ein Stück Mauer, den einzigen Rest der Burg. Die nur wenige Quadratfuß große Oberfläche des höchsten Felsens, der überall senkrecht abfällt, ist mit einem schützenden Holzgeländer umgeben. In der Mitte findet sich tief in den Felfen eingelassen ein kolossales gußeisernes Kreuz mit der Inschrift: „Des Kreuzes Segen über Wilhelm, die Seinen und das ganze Thal."

19. Teil 2 - S. 239

1903 - Berlin : Schnetter
239 Hirschberg—schmiedeberg. k Hirschberg ab 5.21 8.11 9.53 12. 4 1. 9 S 2.30 4. 0 7-11 9 _2 a 11.22 5 N.-Lomnitz 5.Ü 8.21 10. 4 12.16 1.18 + 2.40 4. 9 7.22 9.12 : 11.12 6 Lomnuz 5.22 8.28 10.11 12.23 1 23 \ 2.45 4.14 7.22 9.22 ! 11.12 10 Zillerthal-E. an 5.21 8.35 10.20 12.32 1.29 | 2.52 4.20 7.22 9.22 j 11.22 Kb. ab 6. 2 8.40 10.25 12.34 1.34 2.57 4.23 7.22 9.21 1122 15 Sch mied eherg an 6.14 8.52 10.41 12.50 1.46 \ 3.10 4.37 9 46 12.12 ^ Pfingsten sow. im Juli und August S u. Sa. + v. Pfingsten bis Ende August. S = Sonntag. Sa — Sounabend. Schmiedeberg—hirschberg. Sch miedeberg ab 422 7.20 11.10 1. 0 3.11 5. 2 7._2s 7.22 »8-2 9.22 Zillerthal-E. an A 4- 36 7.32 11.24 1.12 3.24 5.14 7.22 > 7.12 j 8.12 10_2 Kb. ab 54.37 7.37 11.29 1.17 3 29 5.16 7.22 \ 7.12 8.11 10.12 Lomnitz 4.11 7.44 11.36 1.24 3.38 5 23 7.33 7.58 10.11 N.-Lomnitz j 4.12 7.50 11.41 1.29 3.44 5.28 7 22 | 8.-1 10.22 Hirschberg an < 4.22 7.59 11.50 1.37 3.54 5.37 7.11'8.11 8.22 10.21 a Pfingsten sowie im Juli u. Aug. 8 u. Mo. Mo — Montag. • von Pfingsten bis Ende Aug. 8, vom 8. 7. bis 5. 8. auch Mi. Mi — Mittwoch. Zillerthal-Krummhübel. Kb. Zillerthal ab 6.30: +8.45 ■ 10.26 11.30 — 1.37 +3.10 4.23 5.55 722 10.-2 §12—2 Hotel Zillerth. 6.34 8.49 10.30 11.34 — 1 41 3.14 4.27 5.59 7.22 10.12 12.-1 Arnsdorf i. R. 6.41 ;8.56 10.37 11.40 12.30 1.49 3.21 4.34 6.-2 7.22 10.12 12.ü Birkigt 6.48 9. 3 10.44 — 12 37 1.57 \ 3.28 1 4.41 — 8._2 10 22 1211 Kriiminhiibel an 6.54 9. 8 10.50 — 12.43 2. 2 3.34 4.46 - 8.12 10.22 12.22 Krummhübel —Zillerthal. Kb. Krumm hü bei ab : - 7. 9 11. 1 12.50 2.50 4.49 6.22 +7.22 9.22 10.22 12.22 Birkigt ; - 7.13 11. 5 12.54 2.54 4.53 7-2 721 9.12 10.22 12 22 Arnsdorf i. R. 6.10 7.20 11.13 1. 1 3. 0 4.59 7-2 ;8._2 9.22 10.11 12.21 Hotel Zillerth. 6.16 7.26 11.19 1. 7 3. 6 5. 5 7.12 | 8-2 922 _ Zillerthal an 6.20 7.30 11.23 1.11 3.10 5.10 7.12 i 8.12 10-2 - : - -+ 8 v. 30. 5. bis 31. 8. § Nachts v. Sa am 30., 31. 5. u. 1. 6. u. v. 1. 7. bis 31. 8. täglich Kb. = Kleinbahn. Erklärung: 6.— — Bei der Zeit von 6.2 abends bis 5.22 morgens sind die Minutenziffern unterstrichen. 2.49 — Bei Schnellzügen haben die Stundenziffern fetteren Druck. • — Für Fahrrad-Beförderung freigegebene Schnellzüge, x — Der Zug hält daselbst nach Bedarf. : — Der Zug rechts von der punktierten Linie hat 1.-3. bzw. 2. und 3. Klasse. I — Der Zug rechts von der senkrechten Linie hat 1,—4 bzw. 2.—4. Klasse, i — (zwischen den Fahrzeiten und der Klassenlinie) bedeutet, dass bei dem Zuge dieser Strecke Bemerkungen, die auf der Innenseite des Deckels oder den ersten Seiten im Eisenbahnkursbuch stehen, *u beachten sind.

20. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 79

1847 - Berlin : Reimer
79 Aus dieser Berglandschaft steigen im Quellbezirk der Oppa mehrere kleine, isolirte Gruppen und Gipfel von höherer Erhebung auf, un- ter denen das mährische Schnee- oder Altvater-Gebirge die Höhe von 4500' erreicht. v33. Das Glatzer Gebirgsland schließt sich zwischen den Quellbächen der Neiffe u. der March an das vorige Gebirge, reicht nordwestwärts bis in die Quellgegend des Schweidnitzer Masters, u. besteht aus einem plateauartigen, von höheren Randgebirgen um- gebenen, von der Glatzer Reiste durchflossenen Hügellande von 1000 —1200' abs. Höhe. Der Süd-Rand, die Quellgegend der March und Glatzer Reiste, erreicht im großen Schneeberge die abs. Höhe von 4400'; der R.o.- und S.m.-Rand sind pa- rallele, 3 bis 4 Meilen von einander entfernte, etwa 2000' hohe Bergzüge mit Gipfeln von 3000' und darüber. Der erstere endigt mit der hohen Eule (3000'), und wird von der Glatzer Reiste (800') durchbrochen; der letztere hat eine diesem Durchbruche gegen- überstehende Einsenkung von 1600' abs. Höhe. Der R.w.-Rand des Glatzer Gebirgskessels wird gebildet durch ^C. das Schweidnitzer Gebirge, ein niederes, zwischen den Quellen des Bober und der Weistritz ausgebreitetes Bergland, dessen Basis wenig höher als das Innere des Glatzer Hochlandes ist, aber isolirte Kuppen von fast 3000' abs. Höhe tragt. — Ver- glichen mit den auf beiden Seiten anstoßenden höheren Gebirgs- gliedern, erscheint es als eine Einsenkung. X D. Das Riesen- und Iser-Gebirge reicht vom Quell- bezirk des Bober westnordwestwarts bis zur Thalsenkung der Lau- sitzer Reiste, besteht aus mehreren Parallelketten, und ist von S.s.w. nach R.r.o. 3—4 Mln. breit. Es erhebt sich steil, fast um 3000' über das Schweidnitzer Gebirge. Der Hauptkamm hat eine west- wärts abnehmende Höhe von 4000 und 3000', trägt unfern der Elb-Quelle die fast 5000' hohe Schnee- oder Riesenkoppe, an seinem R.w.-Ende den 3500' hohen Gipfel der Tafelfichte, ist von dem Süd-Fuß des Gebirgs durch mehrere hohe Parallelketten getrennt, und fällt steil, fast unmittelbar zum Nord-Fuße ab. Die- ser steht zum Theil auf niedrigem Berglande, zum Thcil auf klei- nen, etwa 1000' hohen Ebenen (bei Schmiedeberg, Warmbrunn, Greiffcnberg), und ist umlagert von einer 3 Mln. breiten Zone von 1500 bis 2000' hohen Vorbergen, die nordwärts bis an die Gren- zen des Tieflandes reichen. , C. Das Lausitzer Gebirge ist kein Kettengebirge, wie