Ähnliche Ergebnisse
1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
134 Das Riesengebirgc.
demselben sei des Morgens kaum zu atmen und unbedingt nachteilig. So hörte
die Arbeit des Komitees nicht ans; denn man mußte den gerechten Klagen vieler
Leute nachgeben und noch neue Wohnungen schaffen.
Noch bedenklicher als die Wohnungsnot war der Gesundheitszustand. Das
Jahr 1837 war ein Cholerajahr; die tückische Krankheit verbreitete sich in der
Umgegend. Da die Tiroler auf der Reise viel Beschwerden durchgemacht, oft in
Nässe und im Freien gelegen hatten, so war zu erwarten, daß sie für die
Krankheit besonders empfänglich sein würden; aber infolge der umfassenden
Vorsichtsmaßregeln forderte die Cholera nur fünf Opfer. Es gereichte den
Hinterbliebenen Zillerthalern zum besonderen Tröste, daß den Sterbenden ein
evangelischer Geistlicher das Abendmahl darreichen konnte. Die Toten wurden
unter allgemeiner Teilnahme der ganzen Bevölkerung bestattet.
Die Vermögensverhältnisse der Eingewanderten waren ziemlich gut bestellt.
Es gab 37 Bauernsamilien mit 201 Gliedern, die allein ein Vermögen von
ungefähr 100 000 Gulden hatten und mit 34 Pferden ankamen. Von kleinen
Hausbesitzern wurden 11 Familien und 55 Personen gezählt, die über 20 000
Gulden besaßen; fünf Familien und 30 Personen waren Acker- und Viehpächter;
die „leeren Inwohner", von denen die meisten unverheiratet waren, zählten
84 Köpfe, die einen Sparpfennig von über 18 000 Gulden mit sich führten.
Durch Vermittlung des Komitees wurde das Geld in Breslau umgewechselt
und dort zinsbar angelegt, wenn die Besitzer es wünschten; manche freilich
waren mißtrauisch und behielten ihr Geld zurück. Die Ärmeren erhielten aus
Kollekten, die zu ihrem Besten veranstaltet waren, Unterstützungen in Strümpfen,
Tüchern, Handschuhen; alle wurden verpflegt, bis sie in ihre Häuser einziehen
konnten. Der Prinz Wilhelm sandte damals auch eine Summe zur Unterstützung
der Zillerthaler nach Schmiedeberg und bezahlte die Apothekerrechnung während
der Cholera-Epidemie.
Anstrengend, ja aufreibend war die Thätigkeit des Bürgermeisters von
Schmiedeberg, denn er sollte allen Klagen abhelfen, die Wohnungen und Ställe
kontrollieren, die Polizeipflicht üben; er mußte sich mit den Wirten plagen und
die Tiroler beschwichtigen. Die größte Mannigfaltigkeit der Geschäfte, die Haupt-
sorge für die Einwanderer, die unermüdlichste Thätigkeit siel der Präsidentin
des Komitees, der Gräfin von Reden, zu; sie hatte die Leitung der kirchlichen,
Medizinal- und Schulangelegenheiten; sie bestimmte den Lehrer und sein Gehalt;
sie besprach sich mit dem Geistlichen; sie ließ nähen, stricken und stopfen für die
Bedürftigen, sie kochte für die Unverheirateten, sie schrieb unzählige Briefe in
Angelegenheiten der Zillerthaler und ließ sich keine Mühe verdrießen.
Eine tüchtige Stütze fand die Gräsin an dem aus vier Vertrauensmännern
bestehenden selbstgewählten Vorstande der kleinen Tiroler Gemeinde. Dieser Vor-
stand hatte keine geringe Aufgabe, denn er war Sprecher der Gemeinde, hatte
für Ruhe und Ordnung zu sorgen und mußte alles zum besten kehren. Der
bibelfeste Fleidl that auch hier im Vorstande das meiste; er traf stets das rechte
Wort zur rechten Zeit; als Junggeselle war er aus seiner Heimat ausgezogen,
in Schmiedeberg verlobte er sich mit einer Zillerthalerin und bezog sein neues
Heim mit seinem jungen Weibe.
Was den Zillerthalern ganz besondere Freude bereitete und eine gewaltige
Anziehungskrast auf sie alle ausübte, das waren die Abendandachten in dem
1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
132 Das Riesengebirge.
In Preußen war man nicht lange darüber zweifelhaft gewesen, wo die
Zillerthaler unterzubringen seien; denn wenn die Verbannten annähernd für
die schöne Heimat, die sie aufgaben, entschädigt werden sollten, so konnten sie
nur in Schlesien, und zwar in der Riesengebirgslandschaft untergebracht werden.
Die Einwanderer wurden deshalb unter die spezielle Obhut des Oberpräsidenten
Schlesiens gestellt. Dieser wandte sich an die in der Nähe von Schmiedeberg in
dem schönen Buchwald lebende Gräfin Friederike von Reden, die für das Unglück ein
warmes Gefühl, ein liebevolles Herz und eine stets hilfsbereite Hand hatte. Mit
dieser Dame verhandelte der Oberpräsident wegen der Zillerthaler und fand bei
ihr eine vielleicht kaum in so hohem Grade erwartete Bereitwilligkeit zur Hilfe.
Die Einwanderung war so plötzlich angesagt, daß schleunigst für ein vorläufiges
Unterkommen der Auswanderer gesorgt werden mußte. Nachdem der König in
Berlin „Eine Königliche Jmmediatkommission zur Regulierung der Zillerthaler
Angelegenheiten", die aus drei Personen bestand und die stets das letzte ent-
scheidende Wort sprechen sollte, ernannt hatte, wurde in Schlesien ein Komitee
gebildet, das mit den Eingewanderten unmittelbar arbeiten und an ihren Sorgen
und Freuden teilnehmen sollte. Die drei Mitglieder dieses Komitees, dessen Auf-
gäbe eine überaus schwierige war. waren die Gräfin von Reden als Präsidentin,
der Kreislandrat Graf Matuschka und der Bürgermeister von Schmiedeberg,
Hauptmann Flügel. Zunächst hatte das Komitee die Aufgabe, die Zillerthaler
auf ungefähr ein Jahr in der Stadt Schmiedeberg und der Umgegend unter-
zubringen, für die Leute und ihr Inventar geeignetes Unterkommen zu schaffen
und die Sorge für die körperlichen und geistigen Bedürfnisse der Kolonisten zu
übernehmen. Allwöchentlich versammelten sich die Mitglieder in Buchwald zu
einer gemeinsamen Beratung.
Noch rüsteten die Auswanderer in ihrem Zillerthale, als auch in Schmiede-
berg bereits alles in vollster Thätigkeit war. Es wurde ein Aufruf an die
Bürger von Schmiedeberg erlassen, daß sich melden möchte, wer Einwanderer
bei sich aufnehmen könne und wolle; wer bereit sei, solle angeben, wie viel
und wie große Stuben, Kammern, Stallungen und Bodenräume er zu diesem
Zwecke hergebe und wie viel Miete er verlange. Bald waren die Wohnungen
besorgt; aber da waren noch Stroh, Schlafdecken, Bettstellen, Leinwand, Woh-
nnngsutensilien n. dgl. zu beschaffen. Der erste Zug traf später als man er-
wartet hatte in Schmiedeberg ein, nämlich erst am 20. September. Die Tiroler
wurden einfach und herzlich empfangen, in dem „Löwen" mit Speise und Trank
erquickt und in die einzelnen Quartiere geführt. Wie die Schmiedeberger sich an
den ersten erwiesen, so hielten sie es auch mit den übrigen. Merkwürdig bleibt
es, daß, nachdem sich wahrscheinlich zwei Abteilungen unterwegs zu einer ver-
einigt hatten, die andern um mehrere Wochen nach dem ersten Zuge eintrafen,
denn der vierte Trupp kam erst am 17. Oktober in Schmiedeberg an und ein
einzelner Tiroler, welcher sich auf der Reise abgesondert hatte, fand sich erst
noch einen Monat später ein.
Nach der Ankunft der beiden ersten Züge fand am Sonntage darauf eine
feierliche Begrüßung der Zugewanderten in der Schmiedeberger Kirche statt.
Die beiden Prediger wandten sich in ihren Ansprachen und Gebeten sowohl
an die Tiroler, als auch an die Schlesier und ermahnten diese, den Fremden
mit Freundlichkeit und Liebe entgegenzukommen.
1910 -
Berlin
: Schnetter & Lindemeyer
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
— 114 —
Hirschberg—schmiedeberg.
km Hirschberg ab 5.21 8.11 9.53 12. 4 1. 98 2.30 4. 0 7.12 9-2 A 11.22
ö N.-Lomnitz 5j1 8.21 10. 4 12.16 1.18 + 2.40 4. 9 7.28 9.12 ! 11.12
6 Lomnitz 5.22 8.28 10.11 12.23 1 23 i 2.45 4.14 712 9.23 11.45
10 Zillerthal-K. an 5.21 8.35 10.20 12.32 1.29 i 2.52 4.20 7.33 912 11.22
Kb. ab 6. 2 8.40 10.25 12.34 1.34 2.57 4.23 7.13 9.21 11.22
15 Schmiedeberg an 6.14 8.52 10.41 12.50 1.46 \ 3.10 4.37 7.£8 9.12 12.12
a Pfingsten sow. int Juli und August 8 u. Sa. + v. Pfingsten bis Ende August. 8 = Sonntag,
Sa — Sonnabend.
Schmiedeberg—hirschberg.
Sch luiedeberg ab 4 25 7.20 11.10 1. 8 3.11 5. 2 7._2s 7.22 »8._2 9.22
Zillerthal-E. an a 4.22 7.32 11.24 1.12 3.24 5.14 7.2o > 7.42 ! 8.12 10 _2
Kb. ab $ 4 21 7.37 11.29 1.17 3 29 5.16 7.25 j 7.49 j 822 10.12
Lomnitz 4.11 7.44 11.36 1.24 3.38 5 23 7.33; 7,58 ! 10.11
N.-Lomnitz j 4.12 7.50 11.41 1.29 3.44 5.28 7 22 ! 8._i | . 10.22
Hirsch berg an i 4.21 7.59 11.50 1.37 3.54 5.37 7.11 | 8.11 ! 8.22 1011
a Pfingsten sowie im Juli u, Aug. 8 u. Mo. Mo — Montag.
« von Pfingsten bis Ende Aug. 8, vom 8. 7. bis 5. 8. auch Mi. Mi = Mittwoch.
Zillerthal-Krummhübel. Kb.
rm Zillerthal ab 6.30 +8.45 10.26 11.30 _ 1.37 +3.10 4.23 5.55 7.12 10.-2 §12.-2
Hotel Zillerth. 6.34 ¡8.49 10.30 11.34 - 141 ¡3.14 4.27 5.59 7,22' 1012 112._i
4 Arnsdorf i. R. 6.41; 8.56 10.37 11.40 12.30 1.49 3.21: 4.34 6..J> 7.22 10.12 12.11
6 Birkigt 6.48 9. 3 10.44 - 12 37 1.57 3.28; 4.41 - 8._2 1022 1222
7 Knimnihiihel an 6.54 ¡9. 8 10.50 — 12.43 2. 2 | 3.34 4.46 — 8.12 10.22 ¡12.22
Krummhübel—zillerthal. Kb,
Kninimhübel ab 7. 9 11. 1 12.50 2.50 4.49 6.22 +7.22 9.22 10.22 12.22
Birkigt — 7.13 11. 5 12.54 2.51 4.53 7._2 ¡7.21 9.12 10.22 1222
Arnsdorf i. R. 6.10 7.20 11.13 1. 1 3. 0 4.59 7_2 8._2 9.22 10.11 12.21
Hotel Zillerth. 6.16 7.26 11.19 1. 7 3. 6 5. 5 7.12 ;8._2 922 - -
Zillerthal an 6.20 7.30 11.23 1.11 3.10 5.10 7.12 \ 8.12 10.-2
+ S V. 30. 5. bis 31. 8. $ Nachts v. Sa z. 8, am 30., 31. 5. u. 1. 6. \i. v. 1. 7. bis 31. 8. täglich.
Kb. — Kleinbahn.
Erklärung:
0.20 — Bei der Zeit von 6.2 abends bis 5.£2 morgens sind die Minuten zittern unterstrichen,
2.49 — Bei Schnellzügen haben die Stundenziffern fetteren Druck.
0 — Für Fahrrad-Beförderung freigegebene Schnellzüge,
x = Der Zug hält daselbst nach Bedarf.
• — Der Zug rechts von der punktierten Linie hat 1.—3. bzw. 2. und 3. Klasse.
| — Der Zug rechts von der senkrechten Linie hat 1.—4 bzw. 2.—4. Klasse,
j (zwischen den Fahrzeiten und der Klassenlinie) bedeutet, dass bei dem Zuge dieser Strecke
Bemerkungen, die auf der Innenseite des Deckels oder den ersten Seiten im Eisenbahnkursbuch stehe»,
zu beachten sind.
1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
258
175. Die Hörnerschlittenfahrten im Riesengebirge.
Ein Vergnügen eigner Art gewähren im Riesengebirge die
Hörnerschlittenfahrten, die besonders an zwei Stellen,
im Westen des Gebirges von den Bibersteinen und am
Ostende von den Grenzbanden herab, ziemlich häufig unter-
nommen werden. Schliessen wir uns einmal in Gedanken einem
Schlittenzuge nach den Grenzbauden an, der seinen Ausgang
von Hirschberg nach Schmiedeberg hin nimmt.
Hier müssen wir unsere Schlitten verlassen und uns eines
von den hier bereit gehaltenen Fahrzeugen mieten. Dies sind
gewöhnliche Schlitten, wie man sie zum Anfahren des Holzes
gebraucht; die Kufen biegen sich aber am Vorderteile wie
Hörner aufwärts, daher der Name Hörnerschlitten. Notdürftig
zur Beförderung von reiselustigen Personen hergerichtet, ent-
behren sie natürlich aller Bequemlichkeit der Schlitten , deren
man sich sonst zu Lustfährten bedient. Vor jedem dieser Hörner-
schlitten ist ein Pferd gespannt, auf dem Fahrzeuge selbst aber
nehmen zwei Personen Platz. Das gibt dann einen sehr langen
Zug, wenn eine zahlreiche Gesellschaft diese Vergnügungsfahrt
unternimmt. Langsam, Schritt vor Schritt, geht es nun hinter
Schmiedeberg den steilen Gebirgshang hinan; die Reisenden
sitzen mit dem Rücken dem Kutscher und dem Pferde, mit dem
Antlitze aber dem Hirschberger Tale zugewandt. Der Genuss
steigert sich mit jedem Schritte vorwärts. Je höher wir hinauf-
gezogen werden, um so mehr erweitert sich der Blick in das
Tal, bis wir es endlich in seiner ganzen Ausdehnung mit seinen
zahlreichen Höhen und Ortschaften, eingehüllt in das reine Ge-
wand des Schnees, vor uns ausgebreitet sehen. Nach einiger
Zeit nimmt uns ein Gebirgswald auf. Wer ihn nur im Sommer
gesehen hat, kennt ihn nicht wieder. In schmaler, tiefer Furche
schleicht unser Fahrzeug den sich schlängelnden Weg hinauf,
zu beiden Seiten an den seltsamsten Schneegestalten vorüber.
Da steht ein steifer Herr mit einer Riesenperücke, dort ein
riesiger Eisbär und daneben ein gewaltiger weifser Adler, lauter
verzauberte Baumgestalten. Die feinen Eisnadeln, die sich bei
feuchten Winden an die kalten Zweige anhängen, schmücken
als Fransen aus Tausenden von kleinen Brillanten die Baum-
kronen, von denen ein unbeschreiblicher Glanz ausstrahlt. Unter
solchen Reizen wird uns die Bergfahrt bis hinauf zu den Grenz-
1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Hörnerschlittenfahrt. 139
eine ober zwei Personen fassen, in gewaltige, gebogene Hörner auslausen, an
denen der Führer die Niedersahrt leitet. Es wird also kein Pferd- vor den
Schlitten gespannt, sondern der Führer setzt sich auf den Schlitten zwischen die
beiden nach oben gebogenen Kufenenden, ergreift dieselben und lenkt so zugleich
mit seinen Füßen das Gefährt, das sich erst langsam in Bewegung setzt, dann
sanft hinabgleitet, schneller geht, eilt, schießt, ja fast fliegt. In 15—20 Minuten
ist man wieder in dem stundenweit entfernten Schmiedeberg angelangt.
Hörncrschlittenfahrt.
„Das ist ein Gleiten, lustig Schweden,
Das ist fürwahr die wilde Jagd,
Wobei erhöht die Nerven beben?
Hinab, hinab! Mit tollem Sausen
Die schwarze Kette thalwärts fegt:
Verbanne jedes leise Grausen,
Der kleine Schlitten sicher trägt."
Ein sehr beliebter Spaziergang von Schmiedeberg aus ist der nach den-
Friesensteinen, drei Granitmassen, die wie aufgemauert auf dem Bergrücken
1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Zillerthaler. 137
damit sie den Feiertag nicht entheiligen, nicht besser gekocht als an den Wochen-
tagen; den Genuß festtäglicher Speisen verlegen sie lieber auf den Sonnabend.
Die Befriedigung ihrer Gesangeslust ist ihre beste Erholung immer geblieben;
Schnaderhüpfel und Jodellieder sind ihnen vertraut und lieb.
Da die Tiroler keine eigne Kirche haben, so liegt der Schwerpunkt des
ganzen Kolonie- und Gemeindelebens in der Schule. Hier finden auch die Ver-
sammlungen und Beratungen der Zillerthaler statt. Hier hängt ein Bild
Friedrich Wilhelms Iii., hier das Bild Fleidls, hier das Bild eines Jünglings
aus dem Dorfe in Tirolertracht, des Johannes Hirner, der am I.september 1370
durch einen Schuß ins linke Auge in der Schlacht bei Sedan fiel.
Wenn die Tiroler auch in der ersten Zeit ihrer Ansiedelung an Heimweh
nach dem schöneren Süden zu leiden gehabt haben, so haben sie es doch redlich
niedergekämpft; manche sind noch einmal zum Besuch „hinauf" gegangen, haben
mit ihren Eltern, Kindern, Geschwistern, Verwandten und Freunden wieder
Gruß um Gruß getauscht und sind beruhigt gern zurückgekommen; einer, dessen
Sohn katholischer Priestet geworden war, ist auf Bitten und Drängen seiner
Familie ganz in die alte Heimat und Kirche zurückgekehrt. Wer sonst nach
Tirol zum Besuch ging, kam wieder; denn es zog ihn nach Schlesien, nach dem
neuen Zillerthal. Im Laufe der Zeit find die Tiroler stolz auf ihr neues Vater-
land geworden, denn Vaterlandsliebe ist ein bedeutsamer Zug ihres Wesens.
Schmiedeberg. Die Schmiedeberger haben wir schon als Freunde und
Wirte der Zillerthaler kennen gelernt und wissen auch, daß in ihrer Stadt vor-
zügliche Teppiche fabriziert werden. Die Stadt hat 4350 Einwohner und liegt
an der Eglitz, die in die Lomnitz, einen Nebenfluß des Bober, fließt; sie hat
offenbar ihren Namen von dem Bergbau und Hüttenbetrieb, der in alten Zeiten
viele ihrer Einwohner nährte. Schon im Jahre 1148 soll es hier Eisenberg-
werke gegeben haben. Die St. Annenkirche daselbst soll schon im Jahre 1312
errichtet und eingeweiht worden sein. Zu jener Zeit lebte nämlich in dem damals
noch sehr kleinen Orte Schmiedeberg, der noch keine Stadtrechte hatte, ein
reicher, aber hartherziger Mann, der eine Tochter Anna hatte. Diese Anna
war ein hübsches Mädchen, das viele Freier hatte; aber es gefiel ihr von
allen jungen Männern am besten ein armer Schmiedeknappe, den aber ihr
Vater nicht als Schwiegersohn haben wollte. Der finstere Mann wollte nur
einen reichen Schwiegersohn und verbot deshalb dem armen Jüngling sein Haus.
Anna betete inbrünstig zu ihrer Schutzheiligen, sie möchte ihr Hilfe und Rettung
schaffen. Da sah sie einst die Heilige im Traume und hörte sie sagen: „Stehe
auf und nimm den Hammer deines Geliebten und gehe mit ihm in die Berge
den Grund entlang; und wo der Hammer zur Erde fallen wird, da wird er
sich in Gold verwandeln. Als sich diese Erscheinung dreimal in drei aufeinander-
folgenden Nächten wiederholt hatte, schenkte sie ihr Glauben, stand mit der
Sonne auf, rief ihren Geliebten, forderte ihn auf, feinen Schmiedehammer zu
nehmen, und ging mit ihm in die Berge. Die Jungfrau trug den großen Hammer.
Als sie aber eine Strecke gegangen war, wurde ihr die Last so schwer, daß sie
dieselbe fallen ließ; doch der Hammer blieb Eisen. Als der Jüngling aber das
Gestein näher untersuchte, fand er so gewaltige Eisensteine, daß er sich eine
reiche Ausbeute versprach. Die Bergleute gruben an der bezeichneten Stelle
und fanden eine gute Ader, so daß die Grube bald die reichhaltigste in der
1887 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Sturm, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Schlesien
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Schlesien
- Geschlecht (WdK): koedukativ
20 1. Teil. Geographie.
verschwundenen Sachen. Dieser war ganz starr vor Schrecken und
beteuerte seine Unschuld. Ter Meister aber glaubte ihm nicht und
schleppte ihn vor das Gericht, wo er zum Tode verurteilt wurde.
Bevor er seinen letzten Gang antrat, erschien ihm Rübezahl und fragte
ihn, was er hier mache. Der Geselle erwiderte mit betrübter Miene,
daß er heute noch wegen eines Diebstahls, welchen er uicht begangen,
gehängt werden solle. „Siehe", sprach Rübezahl, indem er sich zu
erkennen gab, „diese Schande habe ich dir bereitet, weil du mich immer
verhöhnt hast. Jetzt aber hast du genug geduldet, und ich gebe dich
wieder frei!" Darauf löste er ihm die Ketten, schloß sich selbst in
dieselben, machte ihn unsichtbar und ließ ihn aus dem Gefängnis
entwischen. Man führte Rübezahl zum Thore hinaus an den Galgen,
an den man ihn hängte. Groß aber war das Entsetzen der An-
wesenden, als sie, nachdem die Henkersknechte von der Leiter gestiegen
waren, am Galgen nur ein Bund Stroh sahen.
Ausgaben. 21. Erzähle von Rübezahl und der armen Frau,
welche Kräuter suchte! 22. Erzähle van Rübezahl und dem Glaser!
23. Erzähle von Rübezahl und den Studenten! 24. Erzähle, wie Rübe-
zahl einen Schumachergesellen vom Galgen erlöst!
Z. Die Beschäftigung der Gebirgsbewohner.
Die Beschäftigung der Gebirgsbewohner richtet sich meistenteils
nach der Beschaffenheit des Bodens; sie ist also nicht in allen Teilen
des Gebirges dieselbe. Im Hirschberger Thale bis hinauf zu den dem
Hauptkamme vorgelagerten Bergen wird ein lohnender Ackerbau ge-
trieben. In den Städten Hirschbera und Schmiedeberg, sowie in
vielen Dörfern des Thales, blühen Handel und Gewerbe, besonders
Weberei und Spinnerei. Weit und breit bekannt sind die ausgezeich-
neten Glaswaren, welche die Josephinenhütte liefert, die mehrere
hundert Arbeiter beschäftigt. Viele Leute finden durch Glasschleiferei
und Glasmalerei ihren Unterhalt.
Der Bergbau ist im Riesengebirge nicht bedeutend; nur bei
Schmiedeberg befindet sich ein Bergwerk, welches Magneteisenerze
liefert.
Von der Beschäftigung der Bewohner des Hirschberger Thales
unterscheidet sich die der hochgelegenen Orte und der Baudenbewohner.
In den hoch im Gebirge liegenden Orten werden aus dem Knie-
holze allerlei Drechslerwaren angefertigt, die man im Sommer an
die das Gebirge besuchenden Fremden verkaust. Kräutersucher durch-
streifen das Gebirge, um heilkräftige Kräuter zu suchen, ans denen
Arzeneien bereitet werden. Gebirgssührer (Bild 25) begleiten die
Fremden über das Gebirge und dienen ihnen als Führer und Träger
des Reisegepäckes. Holzhauer sällen die Bäume im Walde und sahren
die Stämme im Winter auf Schlitten in das Thal hinab. Diese
Arbeit ist aber sehr gefährlich, und schon mancher hat dabei seinen
1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
259
banden eben nicht lang. Tast zu früh endigt der Wald, und
wir sehen schon die Bauden von ferne. Wir nahen uns der
höchsten, und bald befinden wir uns nach einer anderthalb-
stündigen Fahrt an der Stelle, wo wir mit einem Fusse auf
preussischem und mit dem anderen auf Österreichischem Gebiete
stehen können. Nach und nach findet sich die ganze Gesellschaft
zusammen, in welcher nur ein Gefühl, das der ungetrübtesten
Freude, lebt. Der Baudenwirt erquickt die ihm willkommenen
Gäste mit Speise und Trank, holt seine besten Ungarweine her-
bei und nimmt auf Verlangen die Herrengesellschaft auch mit
in seinen Keller hinab, in dem sie den edlen Rebensaft an der
Quelle prüfen können. Böhmische Musikanten spielen nach
Tische lustige Stückchen auf, und bald bewegt sich die ganze
Gesellschaft ohne Ausnahme zum lustigen Tanze.
Doch nicht lange dauert diese gemeinschaftliche Fröhlich-
keit, denn schon neigt sich die Sonne dem Untergange zu. Bald
ist sie verschwunden, und an ihrer Statt erhebt sich im Osten
ein glühender Feuerball, der Mond, empor, denn wir wählten
ja eine Vollmondsnacht zu unserer Lustfahrt. Mit stummer
Andacht begrüssen wir dieses schöne Gestirn, das sein zauberisches
Licht zitternd über die ruhige Winterlandschaft ausgiesst.
Doch sein Erscheinen ist auch das Zeichen zum Aufbruche.
Die Gesellschaft macht sich zur Heimkehr fertig, und diese ist
der Höhepunkt der ganzen Vergnügungsreise. Jedes Mitglied
nimmt einen kleinen Handschlitten in Beschlag, auf den sich
vornhin etwas tiefer der Lenker setzt. Man denke sich die
Lust, wenn 20—30 Personen sich so einzeln zur Niederfahrt
vorbereiten. Nun gehts endlich los; immer ein Schlitten nach
dem anderen saust pfeilschnell den steilen Abhang hinab. Oft
scheint es, als könne man ohne einen gebrochenen Hals nicht
davon kommen, aber es ist eben nur Schein; mit sicherer Hand
steuert uns der erfahrene Schlittenlenker ins Tal hinab. Wer,
fremd und unbekannt, Zeuge einer solchen beim Mondenscheine
unternommenen Fahrt wäre, dem möchte es wohl für den ersten
Augenblick gespensterhaft und unheimlich vorkommen; es könnte
ihm scheinen, als ob der Berggeist selbst mit seinen Genossen
hier in seinem Bezirke dahinjagte.
Nach 15—20 Minuten, mitunter noch früher, ist die grosse
Strecke von der Grenzbaude bis Schmiedeberg zurückgelegt.
Ein Schlitten nach dem anderen kommt bis an den Gasthof
17*
1873 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
9
Anfang eines neuen Gewerbes dafür einzutauschen. Tief-
sinnig wie ein Kaufmann, dessen Schiff der gefräßige
Ocean mit Mann und Maus verschlungen hat, ging er
das Gebirg hinab, schlug sich mit tausend schwermüthigen
Gedanken, machte zwischenein dennoch allerlei Spe-
kulationen, wie er den Schaden ersetzen und seinem Han-
del wieder aufhelfen könne. Da fielen ihm die Ziegen
ein, die seine Frau im Stalle hatte; doch sie lieble sie
schier wie ihre Kinder, und im Guten, wußt' er, waren
sie ihr nicht abzugewinnen. Darum erdacht' er diesen
Kniff: sich seinen Verlust gar nicht daheim merken zu
lassen, auch nicht bei Tage in seine Wohnung zurückzu-
kehren, sondern um Mitternacht sich ins Haus zu stehlen,
die Ziegen nach Schmiedeberg auf den Markt zu treiben
und das daraus gelöste Geld zum Ankauf neuer Waare
zu verwenden, bei seiner Zurückkunft aber mit seinem
Weibe zu hadern und sich bärbeißig zu stellen, als habe
sie durch Unachtsamkeit das Vieh in seiner Abwesenheit
stehlen lassen.
Mit diesem wohlersonnenen Vorhaben schlich der un-
glückliche Mann nahe beirrt Dorfe in einen Busch und er-
wartete mit sehnlichem Verlangen die Mitternachtsstunde,
um sich selbst zu bestehlen. Mit dem Schlag zwölfe macht'
er sich auf den Diebsweg, kletterte über die niedrige Hof-
thür, öffnete sie von innen und schlich mit Herzklopfen
zum Ziegenstalle; er hatte doch Scheu und Furcht vor
seinem Weibe, auf einer ungerechten That sich erfinden zu
lassen. Wider Gewohnheit war der Stall unverschlossen,
was ihn Wunder nahm, ob's ihn gleich freute; denn er
fand in dieser Fahrlässigkeit einen Schein Rechtens, sein
Vorhaben damit zu beschönigen. Aber im Stalle fand er
Alles öd und wüste, da war nichts, was Leben und Odem
hatte, weder Ziege noch Böcklein. Im ersten Schrecken
vermeint' er, es habe ihm bereits ein Diebsgenosse vorge-
griffen, dem das Stehlen geläufiger sei als ihm: denn
Unglück kommt selten allein. Bestürzt sank er auf die
Streu und überließ sich, da ihm auch der letzte Versuch,
seinen Handel wieder in Gang zu bringen, mißlungen war,
einer dumpfen Traurigkeit.
Seitdem die geschäftige Ilse vom Pfarrer wieder
zurück war, hatte sie mit frohem Muthe Alles fleißig
zugeschickt, ihren Mann mit einer guten Mahlzeit zu
empfangen, wozu sie den Geistlichen auch eingeladen
hatte, welcher verhieß, ein Kännlein Speisewein mitzu-
1857 -
Jena
: Mauke
- Hrsg.: Lauckhard, Carl F.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
178
kein Wandrer, der diese Straße zog, Glaswaare, sonst hatte er
für Schaden und Spott nicht sorgen dürfen, ohne Ersatz zu hoffen,
wenn er auch gleich der Mann nicht gewesen wäre, den Rübezahl
suchte.
Bei diesen Anstalten, konnte ihm der schwerbeladene Steffen aller-
dings nicht entgehen. Um Besperzeit kam ein rüstiger, frischer Mann
angeschritten mit einer großen Bürde auf dem Rücken. Unter seinem fe-
sten, sichern Tritte erdröhnte jedesmal dielast, die er trug. Der Lau-
rer freute sich, sobald er ihn in der Ferne witterte, daß ihm nun seine
Beute gewiß war, und rüstete sich, seinen Meisterstreich auszu-
führen. Der keuchende Steffen hatte beinahe das Gebirge erstie-
gen; nur die letzte Anhöhe war noch, zu gewinnen, so gings bergab
nach der Heimath zu, darum sputete er sich, den Gipfel zu er-
klimmen; aber der Berg war steil, und die Last schwer. Er mußte
mehr als einmal ruhen, stützte den knotigen Stab unter den Korb,
um das drückende Gewicht desselben zu mindern und trocknete den
Schweiß, der ihm in großen Tropfen vor der Stirne stund. Mit
Anstrengung der letzten Kräfte erreichte er endlich die Zinne des
Berges, und ein schöner gerader Pfad führte zu dessen Abhange.
Mitten am Wege lag ein abgesägter Fichtenbaum und der Ueber-
rest des Stammes stund daneben, kerzengerade und aufrecht, oben
geebnet wie ein Tischblatt. Rings umher grünete Tunkagras,
Schwallenzagel und Marienflachs. Dieser Anblick war dem er-
müdeten Lastträger so anlockend und zu einem Ruheplatze so be- •
quem, daß er alsbald den schweren Korb auf den Klotz absetzte
und sich gegenüber im Schatten auf das weiche Gras streckte.
Hier übersann er, wie viel reinen Gewinn ihm seine Waare dieß-
mal einbringen würde, und fand nach genauem Ueberschlage, daß,
wenn er keinen Groschen ins Haus verwendete und die fleißige
Hand seines Weibes für Nahrung und Kleider sorgen ließe, er
gerade so viel lösen würde, um auf dem Markte zu Schmiedeberg sich
einen Esel kaufen und befrachten zu können. Der Gedanke, wie
er in Zukunft dem Grauschimmel die Last aufbürden und gemäch-
lich nebenher gehen würde, war ihm zu der Zeit, wo seine Schul-
tern eben wund gedrückt waren, so herzerquickend, daß er ihm,
wie natürlich, weiter nachhing. Ist einmal der Esel da, dachte
er, so soll mir bald ein Pferd daraus werden, und hab ich nun
den Rappen im Stalle, so wird sich auch ein Acker dazu finden,
darauf sein Hafer wächst. Aus einem Acker werden dann leicht
zwei, aus zweien vier mit der Zeit eine Hufe, und endlich ein
Bauerngut, und dann soll Ilse auch einen neuen Rock haben.
Er war mit seinen Entwürfen beinah zu Ende, da tummelte
1864 -
Breslau
: Leuckart
- Autor: Rendschmidt, Felix
- Hrsg.: Kühn, Franz
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Landschule, Katholische Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Von der Luft.
335
die dichtere Thalluft mit in die Höhe genommen, und es drängte
sich nach dem Aufmachen der Flasche so viel davon in die dünnere
Bergluft, bis die im Gefäße befindliche eben so dünn wurde.
Verstopft man eine auf dem Berge offen gestandene Flasche
und macht sie im Thale aus, so geschieht das Gegentheil; die
äußere Luft dringt zischend in die Flasche. Am besten und
genauesten erkennt man die Abnahme der Luftdichtigkeit in größeren
Höhen an dem Barometer, wenn man es auf Berge oder Thürme
mitnimmt. Je höher man steigt, desto tiefer sinkt das
Quecksilber in der Röhre, weil eine dünnere Luft
nicht so stark drücken kann als eine dichtere. Es wird
angenommen, daß 75 Fuß Höhe ein Fallen um eine Linie bewir-
ken. Ist nun Jemand dreimal 75 oder 225 Fuß höher gekommen,
so wird das Barometer 3 Linien, nämlich */4 Zoll gefallen sein.
Auf der Schneekoppe steht es 5 Zoll tiefer als in dem am Fuße
des Berges liegenden Schmiedeberg. Umgekehrt kann man nun
auch schließen: Wenn das Barometer, womit man auf'eine Höhe
steigt, 2 Linien gesunken ist, so ist man 2 mal 75 oder 150 Fuß
gestiegen; 5 Linien tief, 5 mal 75 das ist 375 Fuß hoch. So
hat man ein sehr bequemes Mittel, die Höhen der Berge zu
messen. Es erstreckt sich indeß nur auf solche, die nicht über
6000 Fuß betragen.
Die Luft, welche der Mensch einathmet, muß eine gewisse
Dichtigkeit haben, eine sehr dünne Luft ist dem Körper nach-
1heilig. Auf hohen Bergen geht das Athmen schwer; man fühlt
sich ermüdet, bekommt Schwindel, das Blut dringt aus den Augen
und Lippen hervor. Nur einige Thiere können in bedeutenden Höhen
längere Zeit aushalten, als der Adler, Kondor und andere Raubvögel.
Durch Wärme wird die Luft verdünnt. Wenn man
eine schlaffe Blase, die noch viele Falten hat, fest zubindet, dann
über glühende Kohlen hält oder auf einen warmen Ofen legt, so
schwinden die Falten nach und nach, die Blase bläht sich auf, sie
wird rund und straff. Die Ursache hiervon ist: die Wärme machte,
daß die eingeschlossene Luft in der Blase ausgedehnt und in einen
größern Raum gebracht wurde. Die ausgedehnte Luft, die noch
weiter auseinander gehen wollte, wirkte mit einer gewissen Kraft
auf die Wände der Blase und drückte alle Falten auf. Durch
Wärme kann die Luft so sehr ausgedehnt werden, daß sie einen
viel größern Raum einnimmt. Natürlich muß sie dann lockerer
und leichter, folglich dünner geworden sein. Da nun warme Luft
leichter ist als kalte, so steigt sie in der kältern und dichtern empor.
Daher ist es oben an der Decke eines geheizten Zimmers immer
wärmer als am Fußboden. Oeffnet man die Thüre eines solchen
Zimmers und hält oben in der Thüre ein brennendes Licht, so
1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
69
»Friesensteine« mit ihren Felsmassen. Weiter von O. nach S. zu,
sieht man die niedere Hälfte der Stadt Schmiedeberg; noch weiter
gen S. verschließt der »Gröbelsberg« die Aussicht, an dessen Ab-
hang die Annakapelle erbaut ist, und dicht an dessen Fuße im Thale
man einige Häuser von Arnsdorf gewahrt. Weiter nach dem Kynast
zu, unter der Annakapelle, liegt Seydorf mit seinen zwei Kirchen;
links im Thale nach N. hin erhebt sich der »Stangenberg« mit sei-
nem Thurme. Von Seydorf nach dem Kynast gegen W. liegt Giers-
dorf beinahe in arader Richtung. Seitwärts Giersdorf, nördlich,
liegt das kleine Märzdorf. Gehen wir von der Annakapelle südöst-
lich, so sehen wir die höchste Spitze des Gebirges, die »Riesen- oder
Schneekoppe«. Wir wenden uns mehr und mehr nach S., um die
erhabene Bergwelt zu schauen, und sehen dicht bei der Schneekoppe
die kleinere »schwarze Koppe«, noch weiter rechts, beinahe ganz
südlich, den großen'teichrand, unter demselben Felsenmassen, die
»Dreisteine« genannt. Oben auf dem Hochgebirge im S. den »Mit-
tagstein«. Von S. nach W. erbeben sich nun auf dem Riesengebirge
die Kuppen des »kleinen Rades«, der »kleinen Sturmhaube«, noch
weiter nach W. am Abhange der Felsenpartie die »Mädelsteine«,
ferner das »große Rad« und die »große Sturmhaube«. Nach W.,
unter der großen Sturmhaube, liegen die »Schneegruben«, an deren
Rändern oben Felsen liegen, welche die »Teufelskanzel« heißen.
Noch weiter bin und etwas niedriger liegt der »Reifträger« mit
seinen Felsenklüften, und im fernen W. liegen Berge, die schon zum
• Jsergebirge gehören«.2)
In Ruinen weilt die Sage so gern. Sie weilt auch in diesen
Ruinen, und deshalb will ich dir, lieber Leser, nur Einiges darüber
mittheilen. Die älteste Sage ist unstreitig die von der »Kunigunde«
oder »dem Ritt um die Mauer«. Es wohnte nämlich auf dem
Kynast ein Fräulein, dessen Schönheit weithin berühmt war. Viele
Ritter stellten sich ein, uni das reizende Mädchen als Gattin heim-
zuführen. Doch war es nicht leicht, ihre Gunst und ihr Wohlwollen
zu erwerben; denn sie stellte folgende schwere Aufgabe:
„Nur den erwähl' ich zu meinem Gemahl,
Ter hier um die Mauer wird reiten.
Zwar krumm ist der Weg und höckricht und schmal,
Doch wer sich sürchtet zu gleiten:
Ter bilde nimmer sich thöricht ein,
Ter Gatte von Kunigunden zu sein."
Viele schon hatten dies Wagstück zu ihrem Verderben unter-
nommen. Da endlich kam ein Ritter aus Thüringen an, die schwere
Aufgabe zu lösen. Er vollführte auch glücklich den kühnen Ritt
um die Mauer.
»
1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
258
Bilder aus den mitteldeutschen Gebirgslandschaften.
Das Holz, welches man während des ganzen (Summers und im Winter
geschlagen hat, muß — oft von den höchsten Gipfeln und den steilsten
Kuppen herab, über die gefährlichsten Spalten und Abgründe weg —
fortgefchafft werden. Wohin man sieht, da klebt am Bergabhange ein
Mensch, da trägt ein Mensch, führt ein Mensch bis zu deu Stellen,
welche die mit Pferden oder Rindern bespannten Schlitten nur irgend
erreichen können.
Wie ganz anders ist das Bild im Sommer, wenn die Fremden
von Warmbrunn aus, dessen warme Schwefelquellen schon seit dem
zwölften Jahrhundert bekannt sind, und von anderen Orten her auf
das Gebirge und besonders auf die Schneekoppe wandern! Bald steigt
singend eine Schar munterer Studenten bergab, bald klettert ein Trupp
von Herren und Damen, die Hüte mit Teufelsbart und großzackigem
Moose geschmückt, weiter nach oben. Wie das Hochgebirge seine
eigentümliche, großartige Schönheit hat, so nicht minder das zu seineu
Füßen liegende Thalland. Nichts gleicht der Schönheit der mit der
Gebirgskette gleichlaufenden Thäler von Schmiedeberg, Zillerthal und
vor allem dem von Hirschberg-Warmbrunn, das, mit freundlichen
Städten, Dörfern, Schlössern und Fabriken übersäet, deute! vielen
Tausenden von betriebsamen Menschen zum Wohnsitz dient. Als Friedrich
der Große zum erstenmal von der Höhe des Schmiedeberger Passes
den Blick in die vor ihm liegende Ebene sandte, rief er ans: „Schlesien
ist ein Paradies!"
Im schlesischen Gebirge ist hentigestags eine großartige Judustrie
herrschend. In früheren Zeiten schuf nur der einzelne Weber dnrch
seine Handarbeit, jetzt haben Kaufherren und Fabrikbesitzer großartige
Webereien und Spinnereien in Betrieb. Und wie weit hat sich der
Gewerbfleiß nach verschiedenen Richtungen ausgedehnt! Glasfabriten, ans
denen selbst Kunstwerke von außerordeutlicher Schönheit hervorgehen,
Fabriken, die der Herstellung von Papier, Thonwaren, Spielsachen und
andern Diugeu dieueu, beweisen, wie sehr das Riesengebirge eine Stätte
deutscher Arbeit geworden ist, auf die wir mit Freude und Stolz
hinschauen. Ist es uns nicht, als ob wir in dem Gezische und Geklapper
der Dampfmaschinen etwas von dem Walten des Berggeistes vernähmen,
der pnstend und rumorend deu ihm aufgezwungenen Dienst verrichtet,
und in den schönen Erzengnissen dieser Arbeit das Wirken seiner
Zaubermacht, die rohe Erdenstoffe in Schätze zu verwandeln weiß?
2.
Die Schneekoppe oder Riesenkoppe, 1601 m, ist ein kühn
und originell geformter Gipfel. Anf dem flach gewölbten Rücken des
Seifenberges erhebt sich ein noch 150 m hoher, ans Nollstücken von
Granit, Gneis und Glimmerschiefer aufgetürmter, nur zu häusig in
Nebel und Wolken gehüllter Fäfeu; anßer der Alpenanemone, dem
sogenannten Teufelsbart, bekleideu ihn nur Moose und Flechten. Steil
windet sich der Fußpfad als Treppe hinauf; an einzelnen Stellen fällt
der schwindelnde Blick in den 650 m tiefen Anpagrnnd, in den die
1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Zillerthaler. 133
Später wurde noch einmal ein kirchliches Lob- und Dankfest für die glück-
liche Ankunft der Tiroler veranstaltet. Bald nach ihrem Ankommen wurden
sie mit Bibeln und Gesangbüchern feierlich beschenkt; sie erhielten also unter
Ansprachen der Geistlichen Geschenke, die sie mit reiner und ungeheuchelter
Freude in Empfang nahmen.
Inzwischen fingen die Tiroler an sich ein wenig zu erholen und von den
Beschwerden der langen Reise auszuruhen. Ihr erstes war, daß sie sich schrift-
lich bei dem Könige bedankten, ihm ihre glückliche Ankunft mitteilten und sagten,
was sonst noch ihr Herz bewegte. „Nun schreiben wir", heißt es in dem Schrift-
stücke, „uusern schuldigsten Dank nieder, um ihn vor die Füße Sr. Majestät
hinzulegen mit Hinaufblicken und Bitten zu dem himmlischen Vater, er möchte
unsern König erhalten bei langem Leben und seine Regierung segnen und sein
ganzes königliches Haus dazu, um daß wir unter seinem Schutze ein stilles und
ehrbares Leben führen mögen. Das gute und barmherzige Vaterherz uusers
guten Königs erwecket unser aller Herzen, und versprechen wir Gehorsam und
Treue unser lebenlang. Wir wollen, soviel in unsrer Kraft steht, die Befehle
Sr. Majestät erfüllen, sowie wir es auch dem Kaiser gethan haben. Gott lohne
Ew. Majestät alles das Gute, was Sie an uns thuu; treu und redlich wollen
wir bleiben und nicht aufhören, für Sie zu beten und mit kindlichem Vertrauen
erwarten, was Se. Majestät über uns bestimmen wird."
Zugleich schickten die Zillerthaler ein Schreiben an den Kronprinzen ab,
in welchem es unter anderm heißt: „Wir bitten auch, Allerguädigster Kronprinz
und Herr, weil wir Euch auch sehr lieb gewonnen und auch all unser Ver-
trauen auf Euch setzen als unsern künftigen König, wenn Gott unsern guten
König heimrufen und das königliche Zepter in Eure Hand geben wird, was so
spät wie möglich nach seinem Gefallen geschehen möge, daß Ew. Königliche
Hoheit uns auch als Ihre Kinder erkennen und unter Ihren Schutz nehmen,
und wir wollen auch unsre Pflichten nach allen Kräften erfüllen und stets
beten für Euch und Euer ganzes Haus, sowie wir es auch jetzt mit treuem
Herzen thuu und ganz besonders am 15. an Eurem Freudentage gethan haben.
Schmiedeberg, den 18. Oktober 1837."
Bei der ersten allgemeinen Begeisterung der Tiroler blieb es natürlich
nicht; dem ersten Freudenrausche über die gute und herzliche Art der Aufnahme
folgte eine Reaktion. In manchen Stücken konnte man das Mißbehagen und
die Mißstimmung den Tirolern nicht verdenken. Mancherlei Scherereien wegen
der Pässe kamen vor; und wenn sie auch kein Unglück waren, so waren sie doch
unangenehm und führten unliebsame Verhöre herbei. Schlimmer als die Um-
stände, welche die Paßrevisiou hervorrief, war die Wohnungsnot. Das Komitee
hatte sich alle erdenkliche Mühe gegeben, den Einwanderern Unterkommen zu
verschaffen, bis für sie Häuser erbaut sein würden; aber es war nur für die
äußerste Not, nicht im geringsten für Bequemlichkeit gesorgt worden. Die ver-
mieteten Stuben waren zum Teil so überfüllt, daß sich der Arzt der Stadt ein-
mischen mußte. So lagen in einem Zimmer sechzehn Personen und nebenan in
einem Kämmerlein, das ganz klein und feucht war, ihrer sechs. Bei einem Wirte
waren in einer kleinen Stube des Hinterhauses zwölf Tiroler. Ein menschen-
freundlicher Kommerzienrat hatte in ein allerdings geräumiges Zimmer vierzig
Mann Einquartierung erhalten, so daß der Arzt erklären mußte, die Luft in
1906 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Sommer, Fedor
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Schlesien
^ortport ^xtr dviiteir Aufkctge.
Abgesehen davon, daß das Zahlenmaterial und die topographischen
Angaben in dieser neuen Auflage des Buches sorgfältig durchgesehen und
mit den gegenwärtigen Zuständen in Übereinstimmung gebracht wurden,
sind auch einzelne Kapitel gänzlich umgearbeitet und erweitert worden.
Es geschah dies teils zur Vervollständigung, teils aber auch zu besserer
Abrundung und Vereinfachung sowie zum Zweck einer noch klareren
Gliederung des Stosses. Diese Veränderungen betreffen einige Abschnitte
aus dem Kapitel „Bewohner", besonders aber die Abschnitte „Klima",
„Pflanzenwelt" und „Tierwelt".
Einige Abbildungen wurden als entbehrlich weggelassen, die Abb. 13
durch eine andere ersetzt; die Kartenskizze vom „Waldenburger Gebirge"
ist den übrigen Skizzen in der Art angeglichen worden.
Auch diesmal wiederhole ich die Bitte an alle Fachgenossen und
Freunde dieses Büchleins, durch geeignete Verbesserungsvorschläge seine
Brauchbarkeit erhöhen zu helfen, und sage auch an dieser Stelle dem
Herrn Verleger herzlichsten Dank für die vortreffliche, abermals reicher
gestaltete Ausstattung des Merkchens.
Schmiedeberg i. R., im August 1906.
Der Merfalser.
Arro dem ^?oviv>ovi gur zweiten Anftcrge.
o
\5nbem der Verfasser dem Zuge der modernen Geographie-Methodik
gefolgt ist, den geographischen Lehrstoff in abgerundeten „Landschafts-
bildern" zu bieten, konnte er sich doch nicht entschließen, mit diesen
„Landschaftsbildern" zu beginnen. Vielmehr hielt er es -— wegen der
besonderen Bestimmung dieses Buches — für geboten, zunächst eine Über-
sicht über das ganze Land zu vermitteln. Auch war es fein Bestreben,
in diese Bilder nicht zu viel hineinzudrängen, weil ihn die Erfahrung
gelehrt hat, daß gerade bei der Betrachtung Schlesiens dadurch Zusammen-
gehöriges zu sehr auseinander gerissen und die Gesamtvorstellung vom
1*
1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
188
Das Riesengebirge.
ganzen Gegend wurde und das beste Eisen gab. Der Knappe wurde Herr der
Grube, und so verwandelte sich das E.isen in Gold, und er wurde ein reicher
Mann und freite nun mit besserem Erfolg um seine Anna, die nach ihrer Ver-
heiratung ihrer Schutzpatronin das Kirchlein gründete, das heute noch steht.
So erzählt die Sage, aber von der ergiebigen Eisengrube weiß die Geschichte
nichts. Im Jahre 1513 erhielt Schmiedeberg durch Vermittelung seines da-
maligen Besitzers, des Grafen Gotsche Schaff, von der böhmischen Krone Stadt-
rechte. Im Jahre 1802 richtete ein großer Wolkenbruch viel Schaden an und
raubte dabei auch Haus und Garten des aus Wildgutach im Breisgau einge-
wanderten Schwarzwälders Faller, der die Wanduhrenfabrikation seiner Heimat
mit vielem Glück hierher verpflanzt hatte. Dieses Unglück brachte nicht nur dem
blühenden Unternehmen einen schnellen Untergang, sondern auch dem Manne einen
frühzeitigen Tod und dem einträglichen Industriezweige ein unerwartetes Ende.
Hörnerschlittenfahrt. Ein eigentümliches Wintervergnügen der Be-
wohner von Städten um und im Riesengebirge ist eine Hörnerschlittenfahrt. Solche
Partien werden von der Peterbaude nach Agnetendorf und Hermsdorf unter
dem Kyuast, auch vom Kynast nach Hermsdorf, zumeist aber von den Grenz-
bauden nach Schmiedeberg unternommen. Wenn der zu einer Schlittenfahrt
nötige Schnee gefallen ist, machen sich an sonnigen Wintertagen die Schmiede-
berger auf zu einer rechten Winterfreude. Langsam fahren sie in kleinen Schlitten,
die nur von einem, meist recht unansehnlichen, aber zuverlässigen Pferdchen ge-
zogen werden, hinauf zu den Grenzbauden. Die Schlitten sind so eingerichtet,
daß meist nur zwei Personen in einem Platz finden, diese aber rückwärts sitzen
und auf diese Weise stets in das prachtvolle Thal hinabblicken können. Die Auf-
fahrt dauert gewöhnlich zwei Stunden. Dieselbe besingt Ohrenberg in einem
Gedichte mit folgenden Strophen:
„Beständig liegt zu unfern Füßen Wie weißes, fleckenloses Linnen
Aus jedem rauchgeschwärzten Schornstein Durch schmale, dickvcrschneite Schluchten
Ein blaues Wölkchen kräuselnd schwebt; Die Karawane aufwärts klimmt;
Endlich ist man in den Bauden angekommen. Bei „Hübner", dessen Ruf
schon über 60 Jahre alt ist, denn er hat sich vom Vater auf den Sohn ver-
erbt, wird Halt gemacht. Im warmen Stübchen wird Kaffee getrunken; dann
erhöht der feurige Ungarwein die Lebenslust, dann schwingen sich die Paare
nach dem Takte der Musik in der Runde.
„Fort die Tische, weg die Flaschen! Musikanten, greift zur Fiedel,
Wollen in dem Tanz, dem raschen, Spielt ein keck' Zigeunerliedel.
Kosten ganz den flüchtigen Traum! Für die Tänzer gebet Raum!"
Doch die Wintertage sind kurz; dem Vergnügen wird ein Ende gemacht,
man rüstet sich zur Hinabfahrt. Damen und Herren hüllen sich fest in Pelze
und Muffen und Überzieher und steigen in die bereit gehaltenen Hörnerschlitten.
Diese Schlitten haben ihren Namen daher, daß ihre Kufen, die wie gesagt nur
Ein anmutvolles Bild entrollt;
Die schneebegrab'nen Hütten grüßeu
Mit hellen Fenstern, rot wie Gold.
Sind rings die Fluren ausgespannt,
Und Sonntagsfrühe liegt gebreitet
Auf meinem lieben Schlesierland.
Mich heimelt an der tiefe Frieden,
In dem ein glücklich Völkchen lebt.
Von mancher sangeslust'gen Kehle
Wird schon ein Liedchen angestimmt.
1910 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 265 —
das Gebirge — auch im Winter — bietet. Dahin gehört z. B. die Hörn er-
schlittenfahrt, ein herrliches Vergnügen. Sie tritt an die Stelle des
Rodelns in den Alpen. Die Zahl der Wintertouristen im Riesengebirge
ist eine ziemlich bedeutende. Mit Blitzesschnelle saust man auf einem
solchen Schlitten die beschneiten Wege hinab ins Tal, zur Rechten und
zur Linken an herrlichen Winterlandschaften vorüber. Freilich, der Führer
muß nicht nur kühn, sondern auch gewandt sein; denn ein Abirren vom
Wege kann lebensgefährlich werden. Neuerdings wird auch der Skilauf
(Schneeschuhlauf) von Touristen im Riesengebirge ziemlich eifrig betrieben.
Es werden fogar Schneeschuhwettläufe veranstaltet. — Der Fremden-
verkehr des Riesengebirges ist im Sommer wie im Winter sehr stark
und bildet eine bedeutende Erwerbsquelle.
So ist zwar das ganze Riesengebirge bewohnt, aber in tieferen
Tälern treten an die Stelle der einzelnen Bauden mehr zusammen-
hängende Siedlungen, und am Fuße des Gebirges sehen wir zahl-
reiche freundliche Dörfer und Städte.
Auch im Riesengebirge gehen die Leute in die Wälder und suchen
Heidel- und Preißelbeeren, Pilze und Arzneikräuter, oder sie
sind Holzhauer und Holzarbeiter. Auch hier werden Spielsachen und
Holzwaren aller Art hergestellt, ähnlich wie im Erzgebirge. Dann
werden auch Glaswaren und Leinwand bereitet. Im Gebirge
liegen viele Glashütten. Eine der bekanntesten ist die Josephinen-
Hütte. Die Glaswaren (Teller, Gläser, Blumenvasen u. v. a.) werden
in alle Welt versandt. Inden zahlreichen Dörfern um Hirschberg,
am Bober, spinnt man aus Flachs Garn. Aus dem Garn wird
Leinwand gewebt. In Hirschberg wird das Leinen auf den Markt ge-
bracht. Schlesische Leinwandhändler durchziehen aber alle Gegenden Deutsch-
lands, und ihre Waren werden gern gekauft. Neben der Leinwandindustrie
sind im Hirschberger Tale aber auch Wollen- und Vaumwollindu-
strie, Spitzenklöppelei, Teppichweberei, Papierfabrikation
(Holzreichtum) und andere Erwerbszweige vertreten. Die Industrie bildet
auch im Riesengebirge die Haupterwerbsquelle der rührigen, genügsamen
und heiteren Bewohner. „Was ihnen das Geschick an irdischen Gütern
vorenthielt, das suchen sie als Ersatz sür ihr Gemüt in ihren herrlichen
Bergen und Wäldern, an denen sie, wie alle Bergbewohner, mit vollem,
treuem Herzen hängen." (Abb. 67.)
Unter den vielen Kurorten des Riesengebirges seien noch genannt:
Warmbrunn, Schmiedeberg und Schreiberhau. Warmbrunn
ist ein „selten schöner Winkel im Hirschberger Tal". Es besitzt warme
Quellen, die schon im 12. Jahrhundert bei einer Jagd des Herzogs
Boleslaus von Schlesien, der diese damals noch wilde Gegend beherrschte,
entdeckt sein sollen. Ein Jäger fand beim Aufspüren des Wildes einen
Hirsch in einer warmen Quelle badend. Der Ort liegt im Flußgebiete
des Zackens. Auch Schmiedeberg hat eine außerordentlich romantische
1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
140 Das Riesengebirge.
emporsteigen. Von hier aus genießt man, da der Berg oben abgeholzt ist,
nicht nur eine imposante Aussicht nach dem Hauptkamme des Riesengebirges hin,
sondern man überblickt auch die schönen Thäler von Landeshut und Schmiedeberg.
Fischbach. Unweit Schmiedeberg liegt das Dorf und Schloß Buchwald,
der altersgraue Stammsitz der Grafen von Reden, jetzt Eigentum des Freiherrn
von Rothenhan. Von hier aus lenkte die Gräfin von Reden die Angelegen-
heiten der Zillerthaler. Hier lebte sie in ihrem Schlosse, das in einem stillen
Thalkessel liegt, in welchem viele Teiche zwischen Wiesen, Fluren und Hügeln
hervorschimmern. Die ganze Gegend ist durch d^n Minister Graf Reden
(gest. 1815) in einen großartigen Park umgewandelt worden, welcher aus allen
Höhen und Aussichtspunkten den Blick zu den nahen und fernen Umgebungen
durchläßt. In des Großteiches Silberfluten spiegeln sich die herrlichsten Eichen,
Fichten, Trauerweiden und andre hochstämmige Bäume, sowie das Schloß und
das majestätische Gebirge. Auf wohlgepflegten Gartenwegen gelangt man bald
am Gewässer, bald an blumigen Matten, bald an Baumpartien vorüber zu der
vom Waldesdunkel überragten Abtei. Am Fuße des Hügels steht ein Brunnen-
aufsatz, der alte, schöne Steinarbeit zeigt und einst im Schloßhofe von Fischbach
stand. Südlich von der Abtei erhebt sich am Waldessaume ein hervorspringender
Fels, von dem aus man einerseits das Eglitzthal, anderseits die Schneekoppe
und den entfernten Kynast erblickt. In 11/2 Stunde gelangt man von Buchwald
nach Fischbach, das in einem Thalkessel liegt am Fuße des sich 669 in ü. d. M.
erhebenden Zwillingspaares der Falkensteine. Die gesunde, vor scharfen Winden
geschützte Lage, die Nähe der Berge und die romantische Gegend haben das
Dorf in den letzten Jahren zu einem fehr besuchten Sommeraufenthaltsort der
Großstädter gemacht, infolge dessen sein Äußeres durch Neubauten, Villen und
Gartenanlagen sehr verschönert ist; der fruchtbare Ackerboden, der Reichtum an
fetten Wiesen begünstigen den Ackerbau und die Viehzucht (1871: 204 Häuser
mit 1100 Einwohnern). Das Schloß gehört den Erben des im Jahre 1851
gestorbenen Prinzen Wilhelm von Preußen, des Bruders von König Friedrich
Wilhelm Iii., der es 1822 gekauft und ihm 1846 seine gegenwärtige Gestalt
gegeben hat. Am Eingange sind zwei je 2 m lange Kanonen auf hohen Rädern
aufgestellt, an denen eine vergoldete Jnfchriftentafel meldet, daß sie dem Prinzen
Waldemar von den Engländern in dankbarer Anerkennung seiner Teilnahme
am Kampfe gegen die Sikhs in Ostindien im Jahre 1845 verehrt wurden.
Das Innere des Schlosses ist un Kunstschätzen reich, unter denen mehrere Holz-
und Elfenbeinschnitzereien, Glasmalereien, Marmorbüsten, Ölgemälde zu er-
wähnen sind. In der Nähe des Ortes liegen die beiden Falkensteine, die aus
Granit bestehen; der südliche der beiden Steine trug zuerst die Burg Falken-
stein, die schon 1458 zerstört wurde. Der Prinz Wilhelm ließ den Stein im
Jahre 1823 bis aus die höchste Felsspitze durch einen Fußweg zugänglich machen.
Oben findet man noch ein Stück Mauer, den einzigen Rest der Burg. Die
nur wenige Quadratfuß große Oberfläche des höchsten Felsens, der überall
senkrecht abfällt, ist mit einem schützenden Holzgeländer umgeben. In der Mitte
findet sich tief in den Felfen eingelassen ein kolossales gußeisernes Kreuz mit der
Inschrift: „Des Kreuzes Segen über Wilhelm, die Seinen und das ganze Thal."
19. Teil 2
- S. 239
1903 -
Berlin
: Schnetter
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Regionen (OPAC): Berlin
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
239
Hirschberg—schmiedeberg.
k Hirschberg ab 5.21 8.11 9.53 12. 4 1. 9 S 2.30 4. 0 7-11 9 _2 a 11.22
5 N.-Lomnitz 5.Ü 8.21 10. 4 12.16 1.18 + 2.40 4. 9 7.22 9.12 : 11.12
6 Lomnuz 5.22 8.28 10.11 12.23 1 23 \ 2.45 4.14 7.22 9.22 ! 11.12
10 Zillerthal-E. an 5.21 8.35 10.20 12.32 1.29 | 2.52 4.20 7.22 9.22 j 11.22
Kb. ab 6. 2 8.40 10.25 12.34 1.34 2.57 4.23 7.22 9.21 1122
15 Sch mied eherg an 6.14 8.52 10.41 12.50 1.46 \ 3.10 4.37 9 46 12.12
^ Pfingsten sow. im Juli und August S u. Sa. + v. Pfingsten bis Ende August. S = Sonntag.
Sa — Sounabend.
Schmiedeberg—hirschberg.
Sch miedeberg ab 422 7.20 11.10 1. 0 3.11 5. 2 7._2s 7.22 »8-2 9.22
Zillerthal-E. an A 4- 36 7.32 11.24 1.12 3.24 5.14 7.22 > 7.12 j 8.12 10_2
Kb. ab 54.37 7.37 11.29 1.17 3 29 5.16 7.22 \ 7.12 8.11 10.12
Lomnitz 4.11 7.44 11.36 1.24 3.38 5 23 7.33 7.58 10.11
N.-Lomnitz j 4.12 7.50 11.41 1.29 3.44 5.28 7 22 | 8.-1 10.22
Hirschberg an < 4.22 7.59 11.50 1.37 3.54 5.37 7.11'8.11 8.22 10.21
a Pfingsten sowie im Juli u. Aug. 8 u. Mo. Mo — Montag.
• von Pfingsten bis Ende Aug. 8, vom 8. 7. bis 5. 8. auch Mi. Mi — Mittwoch.
Zillerthal-Krummhübel. Kb.
Zillerthal ab 6.30: +8.45 ■ 10.26 11.30 — 1.37 +3.10 4.23 5.55 722 10.-2 §12—2
Hotel Zillerth. 6.34 8.49 10.30 11.34 — 1 41 3.14 4.27 5.59 7.22 10.12 12.-1
Arnsdorf i. R. 6.41 ;8.56 10.37 11.40 12.30 1.49 3.21 4.34 6.-2 7.22 10.12 12.ü
Birkigt 6.48 9. 3 10.44 — 12 37 1.57 \ 3.28 1 4.41 — 8._2 10 22 1211
Kriiminhiibel an 6.54 9. 8 10.50 — 12.43 2. 2 3.34 4.46 - 8.12 10.22 12.22
Krummhübel —Zillerthal. Kb.
Krumm hü bei ab : - 7. 9 11. 1 12.50 2.50 4.49 6.22 +7.22 9.22 10.22 12.22
Birkigt ; - 7.13 11. 5 12.54 2.54 4.53 7-2 721 9.12 10.22 12 22
Arnsdorf i. R. 6.10 7.20 11.13 1. 1 3. 0 4.59 7-2 ;8._2 9.22 10.11 12.21
Hotel Zillerth. 6.16 7.26 11.19 1. 7 3. 6 5. 5 7.12 | 8-2 922 _
Zillerthal an 6.20 7.30 11.23 1.11 3.10 5.10 7.12 i 8.12 10-2 - : -
-+ 8 v. 30. 5. bis 31. 8. § Nachts v. Sa am 30., 31. 5. u. 1. 6. u. v. 1. 7. bis 31. 8. täglich
Kb. = Kleinbahn.
Erklärung:
6.— — Bei der Zeit von 6.2 abends bis 5.22 morgens sind die Minutenziffern unterstrichen.
2.49 — Bei Schnellzügen haben die Stundenziffern fetteren Druck.
• — Für Fahrrad-Beförderung freigegebene Schnellzüge,
x — Der Zug hält daselbst nach Bedarf.
: — Der Zug rechts von der punktierten Linie hat 1.-3. bzw. 2. und 3. Klasse.
I — Der Zug rechts von der senkrechten Linie hat 1,—4 bzw. 2.—4. Klasse,
i — (zwischen den Fahrzeiten und der Klassenlinie) bedeutet, dass bei dem Zuge dieser Strecke
Bemerkungen, die auf der Innenseite des Deckels oder den ersten Seiten im Eisenbahnkursbuch stehen,
*u beachten sind.
1847 -
Berlin
: Reimer
- Autor: Roon, Albrecht von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1834
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Militärschule, Höhere Bürgerschule
- Geschlecht (WdK): Jungen
79
Aus dieser Berglandschaft steigen im Quellbezirk der Oppa mehrere
kleine, isolirte Gruppen und Gipfel von höherer Erhebung auf, un-
ter denen das mährische Schnee- oder Altvater-Gebirge die
Höhe von 4500' erreicht.
v33. Das Glatzer Gebirgsland schließt sich zwischen den
Quellbächen der Neiffe u. der March an das vorige Gebirge, reicht
nordwestwärts bis in die Quellgegend des Schweidnitzer Masters,
u. besteht aus einem plateauartigen, von höheren Randgebirgen um-
gebenen, von der Glatzer Reiste durchflossenen Hügellande von
1000 —1200' abs. Höhe. Der Süd-Rand, die Quellgegend
der March und Glatzer Reiste, erreicht im großen Schneeberge
die abs. Höhe von 4400'; der R.o.- und S.m.-Rand sind pa-
rallele, 3 bis 4 Meilen von einander entfernte, etwa 2000' hohe
Bergzüge mit Gipfeln von 3000' und darüber. Der erstere endigt
mit der hohen Eule (3000'), und wird von der Glatzer Reiste
(800') durchbrochen; der letztere hat eine diesem Durchbruche gegen-
überstehende Einsenkung von 1600' abs. Höhe. Der R.w.-Rand
des Glatzer Gebirgskessels wird gebildet durch
^C. das Schweidnitzer Gebirge, ein niederes, zwischen
den Quellen des Bober und der Weistritz ausgebreitetes Bergland,
dessen Basis wenig höher als das Innere des Glatzer Hochlandes
ist, aber isolirte Kuppen von fast 3000' abs. Höhe tragt. — Ver-
glichen mit den auf beiden Seiten anstoßenden höheren Gebirgs-
gliedern, erscheint es als eine Einsenkung.
X D. Das Riesen- und Iser-Gebirge reicht vom Quell-
bezirk des Bober westnordwestwarts bis zur Thalsenkung der Lau-
sitzer Reiste, besteht aus mehreren Parallelketten, und ist von S.s.w.
nach R.r.o. 3—4 Mln. breit. Es erhebt sich steil, fast um 3000'
über das Schweidnitzer Gebirge. Der Hauptkamm hat eine west-
wärts abnehmende Höhe von 4000 und 3000', trägt unfern der
Elb-Quelle die fast 5000' hohe Schnee- oder Riesenkoppe, an
seinem R.w.-Ende den 3500' hohen Gipfel der Tafelfichte, ist
von dem Süd-Fuß des Gebirgs durch mehrere hohe Parallelketten
getrennt, und fällt steil, fast unmittelbar zum Nord-Fuße ab. Die-
ser steht zum Theil auf niedrigem Berglande, zum Thcil auf klei-
nen, etwa 1000' hohen Ebenen (bei Schmiedeberg, Warmbrunn,
Greiffcnberg), und ist umlagert von einer 3 Mln. breiten Zone von
1500 bis 2000' hohen Vorbergen, die nordwärts bis an die Gren-
zen des Tieflandes reichen.
, C. Das Lausitzer Gebirge ist kein Kettengebirge, wie