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1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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das Reisen in ihnen noch gefährlicher. Viele werden von Karavanen mit Ka-
meelen, Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte
durch die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies
ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich gewal-
tige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden in wenigen
Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so groß, als
ganz Europa. Denn während Europa 182,000 ^Meilen hält, hat Afrika
deren 550,0005 Allein während in Europa an 273 Millionen Menschen
wohnen, nimmt man in dem dreimal sogroßen Afrika nur 250 Millionen an.
Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei
Fünftel des Ganzen. Es läßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar
nicht genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund zu
vermuthen, daß das Innere theilweise viel besser angebaut ist und zahlreicher
bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
„Wer sind aber die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen Theile sind
es Türken und Araber (Mauren oder Mohren), weiter südlich kohlschwarze
Neger mit wolligen Haaren und noch weiter gegen die südliche Spitze Hotten-
totten und Kaffern. Zerstreut unter ihnen leben auch Europäer und Juden.
Die Neger wurden früher gemeiniglich von den Europäern als Wesen von ge-
ringerer Art, als eine Gattung unvernünftiger Thiere angesehen, womit man
Handel treiben kann, wie mit anderm Vieh, und das sich auch eben so muß miß-
handeln lasten; allein man that dies mit sehr großem Unrechte. Die Neger sind
verständige Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Geistes und des
Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bildung; ihr Verstand
hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissenschaftlich zu entwickeln und
zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Namens Fulter, und ein noch grö-
ßerer Astronom, Namens Bamaker, waren Neger. Vielleicht leben noch tau-
send Genies ihrer Art, ungekannt von uns, im Innern von Afrika und ster-
den dahin, ohne das zu werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue, und bearbei-
ten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel mehr Neigung
haben sie zur Viehwirthschaft. In den innern Theilen des Landes ziehen sie
umher mit ihren Herden, die aus Schafen, Rindern, Pferden und Kameelen
bestehen. Die afrikanischen Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstri-
chen untermischt, die, wie Inseln in einem Sandmeere, liegen und von Flüs-
sen oder Seen bewässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die
genügsamen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl-
riechenden Pflanzen oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in der Wüste
wachsen. Solche fruchtbaren Inseln im Sande nennt man Oasis oder Oasen.
Sie werden häufig bewohnt und sind meistens durch eine Menge Dattelpal-
men verschönert, die darauf wachsen. Die vornehmsten Produkte von Afrika
sind Reiß, Getreide, indisches Korn, Hülsenfrüchte, Sennesblätter, Pomeran-
Kiesser, Vieris Lesebuch. Ii, .
y-’- k- . ±
1863 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
325
ausmacht und vielleicht früher der Boden des Mittelmeeres war. —
Viele Wüsten werden von Karawanen mit Kameelen, Pferden und
Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch die Fußtritte
so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies ist auch wirk-
lich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich gewaltige
Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden in wenigen
Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn Europa hat 182,000 Quadratmeilen,
Afrika deren 550,000. Allein während in Europa an 266 Millionen
Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal größeren Afrika nur
150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika, als
die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen. Es läßt sich
daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht genau schätzen. Nach
den neuesten Nachrichten hat man aber Grund, zu vermuthen, daß das
Innere theilweise viel besser angebaut ist und zahlreicher bewohnt wird,
als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren);
weiter südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter
gegen die südliche Spitze Hottentotten und Kaffern. Zerstreut unter
ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden früher
gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringer Art, als eine
Gattung von Thieren angesehen, mit denen man Handel treiben kann,
wie mit anderm Vieh; allein mit sehr großem Unrechte. Die Neger
find verständige Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Gei-
stes und des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bil-
dung ; ihr Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissen-
schaftlich zu entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Na-
mens Fulter, und ein noch größerer Astronom, Namens Bamaker,
waren Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt
von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu
werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den inneren Theilen
des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen
Wüsten^ sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen
bewässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die genüg-
samen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl-
riechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in
der Wüste ^wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man
Oasen. Sie werden stark bewohnt und sind meistens durch eine Menge
Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.
1864 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
325
ausmacht und vielleicht früher der Boden des Mittelmeeres war. —
Viele Wüsten werden von Karawanen mit Kameelen, Pferden und
Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch die Fußtritte
so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies ist auch wirk-
lich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich gewaltige
Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden in wenigen
Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn Europa hat 182,000 Quadratmeilen,
Afrika deren 550,000. Allein während in Europa an 266 Millionen
Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal größeren Afrika nur
150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika, als
die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen. Es laßt sich
daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht genau schätzen. Nach
den neuesten Nachrichten hat man aber Grund, zu vermuthen, daß das
Innere theilweise viel besser angebaut ist und zahlreicher bewohnt wird,
als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren);
weiter südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter
gegen die südliche Spitze Hottentotten und Kaffern. Zerstreut unter
ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden früher
gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringer Art, als eine
Gattung von Thieren angesehen, mit denen man Handel treiben kann,
wie mit anderm Vieh; allein mit, sehr großem Unrechte. Die Neger
sind verständige Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Gei-
stes und des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bil-
dung ; ihr Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissen-
schaftlich zu entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner,' Na-
mens Fulter, und ein noch größerer Astronom, Namens Bamaker,
waren Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt
von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu
werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den inneren Theilen
des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen
Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen
bewässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die genüg-
samen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl-
riechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in
der Wüste wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man
Oasen. Sie werden stark bewohnt und sind meistens durch eine Menge
Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.
1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
296
ausmacht. — Viele Wüsten werden von Karavanen mit Kameelen,
Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch
die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies
ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötz-
lich gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so
werden in wenigen Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 182,000 Quadrac-
meilen hält, hat Afrika deren 550,000. Allein während in Europa
an 266 Millionen Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal
größeren Afrika nur 150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel
mehr von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des
Ganzen. Es läßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht
genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund,
zu vermuthen, daß das Innere theilweise viel besser angebaut ist und
zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren);
weiter südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter
gegen die südliche Spitze Hottentotten und Koffern. Zerstreut unter
ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden früher
gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringer Art, als eine
Gattung unvernünftiger Thiere angesehen, womit man Handel treiben
-kann, wie mit anderm Vieh, und das sich auch ebenso muß mißhandeln
lassen; allein mit sehr großem Unrechte. Die Neger sind verständige
Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Geistes und des
Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bildung; ihr
Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissenschaftlich zu
entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Namens
Fulter, und ein noch größerer Astronom, Namens Bamaker, waren
Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt
von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu
werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den inneren Theilen
des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen
Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen
bewässert werden; hier sindet das Vieh reichliche Nahrung: die genüg-
samen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl-
riechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in
der Wüste wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande n'ennt man
Oasis oder Oasen. Sie werden häufig bewohnt und sind meistens
durch eine Menge Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.
1850 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
235
meelen, Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es
müßte durch die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße ent-
stehen, und dieß ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun
aber stellen sich plötzlich gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flug-
sand aufjagen, und so werden in wenigen Stunden alle Spuren
verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 180,000 lumeilen
hält, hat Afrika deren 530,000. Allein während in Europa an
250 Millionen Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal grö-
ßeren Afrika nur 150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel
mehr von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Gan-
zen. Es läßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht
genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund
zu vermuthen, daß das Innere theilweise viel besser angebaut ist
und zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen Theile
sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren); weiter südlich
kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter gegen die
südliche Spitze Hottentotten und Kaffern. Zerstreut unter ihnen leben
auch Europäer und Juden. Oft geschieht es, daß weiße Männer
sich mit schwarzen Frauen verheirathen; aus solchen Ehen entstehen
dann Kinder, die weder recht schwarz, noch recht weiß sind und Mu-
latten genannt werden; heirathen die Mulatten schwarze oder weiße
Frauen, so haben die Kinder wieder eine andere Farbe, und heißen
Colons. Die Neger wurden früher gemeiniglich von den Europäern
als Wesen von geringerer Art, als eine Gattung unvernünftiger
Thiere angesehen, womit man Handel treiben kann, wie mit anderm
Vieh, und das sich auch eben so muß mißhandeln lasten; allein mit
sehr großem Unrechte. Die Neger sind verständige Menschen wie
wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Geistes und des Herzens; nur.
haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bildung; ihr Verstand hat
nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissenschaftlich zu entwickeln und
zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Namens Fulter, und ein
noch größerer Astronom, Namens Bamaker, waren Neger. Viel-
leicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt von uns, im
Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu werden, was sie
unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und be-
arbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel-
mehr Neigung haben sie zur Vichwirthschaft. In den inneren Thei-
len des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen Wüsten
1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
35h
ausmacht und vielleicht früher der Boden des Mittelmeeres war. —
Viele Wüsten werden von Karawanen mit Kameelen, Pferden und
Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch die Fußtritte
so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies ist auch wirk-
lich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich gewaltige
Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden in wenigen
Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn Europa hat 182,000 Quadratmeilen,
Afrika deren 550,000. Allein während in Europa an 266 Millionen
Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal größeren Afrika nur
150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika, als
die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen. Es läßt sich
daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht genau schätzen. Nach
den neuesten Nachrichten hat man aber Grund, zu vermuthen, daß das
Innere theilweise viel besser angebaut ist und zahlreicher bewohnt wird,
als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren);
weiter südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter
gegen die südliche Spitze Hottentotten und Koffern. Zerstreut unter
ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden früher
gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringerer Art, als eine
Gattung von Thieren angesehen, mit denen man Handel treiben kann,
wie mit anderm Vieh; allein mit sehr großem Unrechte. Die Neger
sind verständige Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Gei-
stes und des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bil-
dung; ihr Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissen-
schaftlich zu entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Na-
mens Fulter, und ein noch größerer Astronom, Namens Bamaker,
waren Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt
von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu
werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pstuge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den inneren Theilen
des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen
Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen
bewässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: _bte genüg-
samen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl-
riechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in
der Wüste wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man
Oasen. Sie werden stark bewohnt und sind meistens durch eine Menge
Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.
1857 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
233
mcelcn, Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es
müßte durch die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße ent-
stehen, und dieß ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun
aber stellen sich plötzlich gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flug-
sand aufjagen, und so werden in wenigen Stunden alle Spuren
verwehr.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 180,000 ^Meilen
hält, hat Afrika deren 530,000. Allein während in Europa an
250 Millionen Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal grö-
ßeren Afrika nur 150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel
mehr von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Gan-
zen. Es läßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht
genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund
zu vermuthen, daß das Innere thcilwcise viel besser angebaut ist
und zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen Theile
sind cs Türken und Araber (Mauren oder Mohren); weiter südlich
kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter gegen die
südliche Spitze Hottentotten und Kaffcrn. Zerstreut unter ihnen leben
auch Europäer und Juden. Ost geschieht cs, daß weiße Männer
sich mit schwarzen Frauen vcrheirathcn; aus solchen Ehen entstehen
dann Kinder, die weder recht schwarz, noch recht weiß sind und Mu-
latten genannt werden; hcirathen die Mulatten schwarze oder weiße
Frauen, so haben die Kinder wieder' eine andere Farbe, und heißen
Coloris. Die Neger wurden früher gemeiniglich von den Europäern
als Wesen von geringerer Art, als eine Gattung unvernünftiger
Thiere angesehen, womit man Handel treiben kann, wie mit andern:
Vieh, und das sich auch eben so muß mißhandeln lassen; allein mit
sehr großem Unrechte. Die Neger sind verständige Menschen wie
wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Geistes und des Herzens; nur
haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bildung; ihr Verstand hat
nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissenschaftlich zìi entwickeln und
zu schärfen. Ein berühmter Kovfrechner, Namens Fultcr, und ein
noch größerer Astronom, Namens Bamakcr, waren Neger. Viel-
leicht leben noch lausend Genies ihrer 'Art , ungekannt von uns, im
Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu werden, was sie
unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und be-
arbeiten sie die Erde, so geschieht cs selten mit einem Psiuge. Viel-
mehr Neigung haben sie zur Vichwirthschaft. In den inneren Thei-
len des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kamcelcn bestehen. Die afrikanischen Wüsten
1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gockisch, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
48
Afrika.
Afrika.
30 Mill. qkm, 140 Mill. E., x/8 so dicht bevölkert wie Europa.
I. Überblick.
1. Entdeckung. Afrika ist von Europa aus leicht erreichbar, aber dennoch
bis in die neueste Zeit hinein der „dunkle Erdteil" geblieben. Wohl stand
der Nordrand des Erdteils, an dem die Kulturstaaten Ägypten und
Karthago lagen, von alters her mit Europa in Verkehr, wohl befuhreu
Portugiesen im 15. Jahrhundert die West- und die Ostküste:
1486 erreichte Bartholomäus Diaz das Kap der Guten Hoffnung;
1498 umschiffte der kühne Vasco da Gama die Südspitze Afrikas;
aber das Innere des Erdteils trotzte jeder Durchforschung. Erst in den letzten
vier Jahrzehnten wurden die wichtigsten Fragen über die Beschaffenheit Inner-
afrikas gelöst. An der Ausschließung des Erdteils haben sich Deutsche (Barth,
Rohlss, Nachtigal, Emiu Pascha, Wissmann), Engländer (Speke
[ftnk], Baker [befer], Livingstone [lüohtgst'n]) und der Amerikaner
Stanley [stduli] iu hervorragender Weise beteiligt.
2. Größe, Lage und Grenzen. Afrika ist nach Größe und Bewohner-
zahl der dritte Erdteil, dreimal so groß wie Europa. Er erstreckt sich vom
Äquator aus über die beiden Wendekreise fast gleichweit nach N und S.
Wieviel Grad ist das Nordende, Kap Blanco^, und wieviel Grad das
Südende, das Nadelkap^, vom Äquator entfernt? Der westlichste Puukt
ist Kap Verde^ und der östlichste Kap Guardafui^. Sie siud 7500 km
voneinander entfernt. Afrika reicht weiter nach W als Europa, bleibt aber
im 0 gegen diesen Erdteil zurück.
Welche Ozeane bespülen den W, S und 0 des Erdteils? Im No ist er
der Halbinsel Arabien und imn dem europäischen Gestade (durch welche Meere
getrennt?) nahegerückt. Seit der Erbauung des Kanals von Snes, der auf
der gleichnamigen Landenge die Grenze gegen Asien bildet, ist die Landver-
bindung mit diesem Erdteil aufgehoben.
3. Flächengliederung. Afrika ist unter allen Erdteilen am we-
nigsten gegliedert und daher am schwersten zugänglich. Nur seines
Flücheninhaltes fällt auf die Glieder, bei Europa ein Drittel. Tiefe Meeres-
einschnitte fehlen. Nur in die Nordseite schneiden die beiden Syrien tiefer
ein, und da, wo das nordafrikanische Viereck und das südafrikanische Dreieck
sich aueiuanderlegen, bildet der Atlantische Ozean den Golf von Guinea
[giuea]. Daher fehlen die Halbinseln; denn die Somäl-Halbinsel, das
„Horn von Afrika", im 0, ist kaum als Halbinsel zu bezeichnen. Auch an Inseln
1 D. i. Weißes Vorgebirge.
2 So genannt, weil sich hier die Deklination (d. i. Abweichung von der Nordsüdrichtung)
der Magnetnadel rasch ändert.
3 D. i. Grünes Vorgebirge.
4 „Hütet Euch", nämlich vor dem durch Korallenriffe und Küstenräuber gefährlichen Meere.
1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
303
In großen Säcken werden dann die Bohnen nach Europa ausge-
führt, und der freinde Eindringling, der, selten getrunken oder als
Arznei gebraucht, gewiß der Gesundheit ausgezeichnete Dienste leisten
würde, hat leider bei Vornehin und Gering, bei Groß und Klein un-
sere heimischen, gesunden, unserm Klima und unserer Natur zusagenden
Getränke verdrängt; selbst die unzählbaren Kaffeesurrogate hat er
auf dem Gewissen — und die homöopathischen Ärzte erklären den Kaffee,
namentlich als tägliches Getränk der Jugend, geradezu für ein lang-
sames Gift. Und sicher ist er eins der vielen Reizmittel, mit denen
unsere kränkliche Generation für augenblicklichen Retz und Genuß
immer größerem Siechthum entgegengeht. Wie viel Geld giebt man
doch aus, uni sich krank zu machen; — wirklich, wir hätten fast Lust,
den Dank an den Holländer Wieser und an den Franzosen Elieux
wieder zurückzunehmen.
Wiederholungsfragen!
Zeichnen und Beschreiben!
86. Afrika.
Hier nur ein schwaches Bild von dem heißen Afrika mit seinen
schrecklichen Sand wüsten, von denen viele noch kein europäischer Fuß
betreten hat, und auf welchen man, wie zur See mit dem Compasse
reisen muß, wenn man sich nicht verirren und elendiglich verschmachten
will. Solcher Wüsten sind unzählige und manche von ungeheurem Um-
fange; die größeste von ihnen — ja die größeste Wüste der Erde —
ist die Sahara in Nordasrika, welche ihrem ganzen Umfange nach
wohl 1/6 von ganz Afrika beträgt und das Tiefland dieses Erdtheils
ausmacht. — Viele Wüsten werden von Cara vanen mit Kameelen,
Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch
die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße enfftehen, und dies
ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stelle« sich plötz-
lich gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so
werden in wenigen Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 168,000 Quadrat-
meilen hält, bat Afrika deren 550,000. Allein während in Europa
an 260 Millionen Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal grö-
ßeren Afrika nur 150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel mehr
von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen.
Es läßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht genau
schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund zu ver-
muthen, daß das Innere theilweise viel besser angebaut ist und zahl-
reicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen Theile
sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren); weiter
1830 -
Berlin
: Reimer
- Autor: Berghaus, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Kriegsschule, Polytechnische Schule, Privatunterricht, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
110
Erlaüterung. Davon gehöret der Küste, welche gegen
s) das arktische Polarmeer gerichtet ist, eine Länge von 780
d) den nordatlantischen Ocean und seine Binnenmeere 1820
c) das mittelländische und schwarze Meer. . . 1700
5. Hieraus ergeben sich zwei bcmcrkenswcrthe Erschei-
nungen: t
Erstlich, daß einem Flächenraume von nur 37 d. Ge-
viertmeilcn 1 Längenmeile Küstenausdehnung entspricht, daß
also Europa mit dem oceanischen Gewässer in einer sehr
großen Berührung steht.
Zweitens, daß diese Berührung vorzüglich gegen den
Westen und Süden des Erdthcils gerichtet ist, dorthin dem
atlantischen Ocean zugewendet, hierher dem Mittelmeer, dem
Nordgestade von Afrika.
Er la ü terung. Afrika, das Vestland, ist 3f Mal so groß als
das europäische Vestland, aber des Letzteren Küstenentwicke-
lung ist 4 Mal so groß als die des zuerst genannten, d. h.
Europa hat, trotz dem daß seine Fläche 3^ Mal kleiner ist
als die Fläche von Afrika eine 4 Mal größere Verbindung
mit dem Ocean. Diese Verhältnisse berechtigen uns zu sa-
gen: Afrika sei von der maritimen oder Außenseite ein ver«
schlossener Erdlheil, Europa dagegen ein aufgeschlossener.
§.68. Wagerechter Glied erb au von Europa.
Der wagcrechtc Gliedcrbau dieses Erdthcils, nach Halb-
inseln, entwickelt sich auf drei Seilen: gegen Norden zum
^ftlschcn Polarmeer, gegen Westen zum nordatlantischen
Ocean, gegen Süden zum mittelländischen Meere.
I. Glieder gegen Norden, die polarischen.
1) Die Halbinsel Kanin, zwischen der tscheskl-
schcn Bücht in O. und dem weißen Meere in W. Ihre
Haupterstrcckung geht von S. nach N., vom 67° bis auf
68*° N. Sie ist mithin 22 bis 23 d. Meil. lang und im
Durchschnitt 7 d. Meil. breit, ihr Flächeninhalt beträgt un-
gefähr 160 d. G. M. (Kanin, eine große Landzunge.).
Erlaüterung. Das nördlichste Vorgebirge dieser Halbinsel
ist Kanin Noß (§. 52. Art. 1. S. 63.) unter 68" 37' 47" N.
60" 59' 15" O. Fro. (nach Kapt. Litke 1824.).
2) Die lappische Halbinsel, westlich von der vo-
rigen, zwischen dem weißen Meer und dessen kandalagskischcn
1854 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Thornton, F. B.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
87
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 168,000 Quadrat-
meilen hält, hat Afrika deren 550,000. Allein während in Europa
an 260 Millionen Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal
größeren Afrika nur 150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel
mehr von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen.
Es läßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht genau
schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund zu
vermuthen, daß das Innere theilweise viel besser angebaut ist und
zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren); weiter südlich
kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter gegen
die südliche Spitze Hottentotten und Kasfern. Zerstreut unter
ihnen leben auch Europäer und Juden.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dxm Ackerbau; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den innern Theilen
des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen Wüsten
sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die wie In-
seln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder See'n ge-
wässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die ge-
nügsamen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens
wohlriechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die
in der Wüste wachsen. Solche fruchtbare -Inseln im Sande nennt
man Oasis oder Oasen. Sie werden häufig bewohnt und sind
meistens durch eine Menge Dattelpalmen verschönert, die darauf
wachsen.
Die vornehmsten Produkte des Pflanzenreichs von Afrika
überhaupt sind: Reis, Getreide, indisches Korn, -Hülsen-
früchte, Sennesblätter, Pomeranzen, Zitronen, Datteln,
Oel, Pfeffer, Kaffee, Zuckerrohr, Gummi, Taback,
Indigo, Baumwolle u. s. w. Das Thierreich zeichnet sich durch
Größe, Stärke und Wildheit aus. Der afrikanische Elephant hat
noch nicht gezähmt werden können; das schwerfällige Rhinoceros
kämpft mit den Löwen und Tigern in der Wüste; viele giftige
Schlangen lauern in den Wäldern auf Beute, Hyänen durch-
streifen die Fluren; in den großen Flüssen hausen das riesige Kro-
eodill und das unförmliche Nilpferd; in den Gipfeln der Bäume
wohnen zahlreiche Affen, Papageien und andere Vögel mit dem
schönsten Gefieder; auf den Hochflächen leben zahlreiche schlanke Ga-
zellen und flüchtige Antilopen; die stattlichen, schöngezeichneten
Giraffen und buntenzebra's grasen in den Thälern; Drome-
dare oder einhöckerige Kameele find gleichsam die Schiffe, auf welchen
die Reisenden ihre Waaren durch das große Sandmeer fortschaffen,
1811 -
Frankfurt am Mayn
: Andreä
- Autor: Uihlein, Joseph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Afrika überhaupt. 90
Seehandlung. Greifswalde ist der Sitz
einer Universität.
Zn N) e st l n d l e n: die Insel St. B a r t h e l e m y;
deren vornehmstes Produkt sehr feine Baum»
wolle ist.
Zweyte Abtheilung.
Afrika.
Auf Europa kommt der Größe nach Afrika; im
Ganzen genommen der elendeste Welttheu, meisten-
Sandcbenen und Wüsteneyen. Das Innere desselben
ist noch ziemlich unbekannt
Grenzen; Seine Grenzen sind beynahe, wie
bey Europa, auf allen Seiten durch Meere bestimmt;
nur rm Nordosten hängt es durch eine kleine Landenge
mit Asien zusammen.
Die Meere, welcheafrika umgeben, sind im Nor-
den das Mittelmeer; gegen Nordosten der a r a b i-
schebujen oder das rothe M eer; gegen Osten das
indische Meer; gegen Süden das Süd- oder
äthi 0 plsche Meer; gegen Westen das a t l a n d i sch e
oder Weftmeer.
Größe und Volks menge.' Der Flächenraum
betragt, der allgemeinen Meinung nach,,53,.<,oo O.na-
drarmeilen; also beynahe viermal so viel als Europa.
Die Bevollkerung laßt sich kaum wahrscheinlich bestim-
men; indessen schätzt man sie auf 1z0 — i5o Millionen.
' Flü sse: Dieser große Welrrhcil ist sehr arm an
großen Flüssen; man bemerkt gegen Osten den Nil;
gegen Westen den Senega und G a in b l a; im Innern
den N t g e r, dessen Ursprung und Ende aber unbekannt ist.
1864 -
Augsburg [u.a.]
: Rieger
- Hrsg.: Frey, Michael, Büschl, Andreas
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
90
Afrika.
Hier nur ein schwaches Bild von dem heißen Afrika mit seinen schreck-
lichen Sandwüsten, von denen viele noch keines Europäers Fuß betreten hat,
und auf welchen man, wie zur See, mit dem Kompasse reisen muß, wenn
mau sich nicht verirren und elendiglich verschmachten will. Solche Wüsten
gibt es in Afrika mehrere, und manche sind von ungeheurem Umfange. Die
größte von ihnen, ja die größte Wüste der Erde, ist die Sahara in Nord-
afrika, welche ihrem ganzen Umfange nach wohl % von ganz Afrika beträgt
und das Tiefland dieses Erdtbeils ausmacht. Biele Wüsten werden von
Karawanen mit Kameelen, Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also
glauben, es müßte durch die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße
entstehen, und dies ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun aber
stellen sich plötzlich genmltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen,
und so werden in wenigen Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel der Erde und dreimal so groß als ganz
Europa. Denn während Europa 182,000 Qnadratmeilen hält, hat Afrika
deren 550,000. Allein während in Europa 266 Millionen Menschen woh-
nen, schätzt man in dem dreimal größeren Afrika ihre Zahl nur auf 150
Millionen. Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika als die Küsten,
d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen. Es läßt sich daher auch die Anzahl
der Bewohner gar nickt genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat
man aber Grund zu vermuthen, daß das Innere theilwcise viel besser ange-
baut ist und zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
Und wer sind die Bewohner von Afrika? Im nördlichen Theile sind
es Türken und Araber (Mauren oder Mohren»; weiter südlich kohlschwarze
Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter gegen die südliche Spitze Hot-
tentotten und Kaffern. Zerstreut unter ihnen leben auch Europäer und
Juden. Die Neger wurden früher von den Europäern als Wesen von ge-
ringerer Art, als eine Gattung unvernünftiger Thiere angesehen, mit denen
man Handel treiben könne, wie mit anderem Vieh, und die man auch ebenso
mißhandeln dürfe; allein mit sehr großem Unrechte. Die Neger sind ver-
ständige Menschen wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Geistes und
des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bildung; ihr
Verstand hat nicht Gelegenheit, sich wie der unsere zu entwickeln und zu
schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Namens Füller, und ein Astronom,
Namens Bamacker, waren Neger.
Die Afrikaner beschäftigen sich weniger mit dem Ackerbau. Bearbeiten
sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Sie lieben das No-
madenleben. In den innern Theilen des Landes ziehen sie umher mit ihren
Heerden, die aus Schafen, Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. In den
afrikanischen Wüsten gibt es mitunter herrliche, fruchtbare Landstriche, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen und von Flüssen oder Seen bewässert
werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung, die genügsamen Kameele
sind aber auch mit den sparsame», dock meistens wohlriechenden Pflanzen,
oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in der Wüste wachsen. Solche
fruchtbare Inseln im Sandmeere nennt man Oasen. Viele derselben sind
auch bewohnt; Dattelpalmen, die in Menge darauf wachsen, verschönern sie.
Die vornehmsten Produkte des Pflanzenreichs in Afrika sind: Reis, Getreide,
indisches Korn, Mohrenhirse, Hülscnfrüchte, Sennesblätter, Pomeranzen,
Citronen, Datteln, Oel, Pfeffer, Kaffee, Zuckerrohr, Gummi, Tabak, Indigo,
1882 -
Nördlingen
: Beck
- Autor: Durmayer, Johann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Präparandenschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 11. 1. Verteilung und Anordnung von Land und Wasser zc. 41
Dünen sind Reihen
von Sandhügeln, welche
das Meer an Flachküsten
anschwemmt und welche,
vom Winde getrieben, oft
in das Innere des Landes
vordringen; ihre Höhe be-
trägt in der Regel 3 —
15 m, steigt aber auch bis
zu 150 m. Sie können
durch ihr Fortschreiten
ins Innere des Landes
große Verwüstungen an- Fig. ig. Steilküste.
Fig. 19. Flachküste.
richten, schützen aber auch die Tiefländer vor dem Eindringen des
Meeres.
6. Wenn wir einen Erdteil nach seinen Umrissen betrachten, so
können wir daran unterscheiden den Rumpf und die Glieder. Unter
Rumpf verstehen wir die zusammenhängende Hauptmasse, die nicht mehr
durch Meerbusen und Seitenmeere eingeschnitten und zerrissen ist. Unter
den Gliedern verstehen wir die durch die Einschnitte des Meeres ent-
standenen Halbinseln und größeren Inseln; die letzteren werden als ab-
getrennte Glieder betrachtet. Je mehr nun das Land durch eindringende
Meerbusen zerschnitten wird, desto mehr Glieder besitzt es, desto reicher
ist die Gliederung des Erdteiles, desto größer auch die Länge der Küste, die
Küstenentwickelung. Der am meisten gegliederte Erdteil ist Europa,
der wenigst gegliederte Afrika. Europa hat bei einem Flächeninhalte
von 180,000 Qm. eine Küstenlänge von 4300 Meilen, während Afrika
bei einem Flächeninhalte von 540,000 ^>M. nur eine Küstenlänge von
3500 Meilen hat; die Küstenentwickelung beider Erdteile verhält sich
demnach wie 2 : 1.
7. Zu den durch die Einschnitte des Meeres ins Land entstandenen
Gliedern gehören die Halbinseln, Landzungen, Landengen und Vorgebirge.
Eine Halbinsel ist ein Stück Land, am häufigsten in Form eines
Dreieckes, dessen eine Seite (die Grundlinie) mit dem Lande zusammen-
hängt und dessen andere beide Seiten vom Meere bespült werden.
1837 -
Berlin
: Duncker u. Humblot
- Autor: Ritter, Carl, Roon, Albrecht von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
120
Abth. I. Abschn. 8. Kap. 1.
□ oder ein Drittel des Erdtheils verbreitet. In Ame-
rika fanden wir ein grade entgegengesetztes Verhältniß. Auch
hat das Hauptgebirge dieses letztere!: Erdtheils, ungeachtet
seiner großen Längen-Ausdehnung, kcinesweges den Flächen-
inhalt der Hauptgebirgsmasse Afrika's, der selbst von sämmt-
lichen amerikanischen Gebirgen nicht einmal erreicht wird.
In der Zahl der getrennten Gebirgsglieder übertrifft Amerika
den afrikanischen Kontinent, und die weniger zahlreichen des
letzteren sind durch Masscuhaftigkcit vor jenen ausgezeichnet.
Dagegen hat Afrika, ungeachtet des Zusammenhanges
seiner Ebenen, kein Tiefland auszuweisen, welches so unge-
heure Räume einnähme, als die ununterbrochenen Llanos
Snd-Amerika's.
Achter Abschnitt.
Asia.
Erstes Kapitel.
Räumliche Verhältnisse im Allgemeiuen.
§♦ I. Lage.
Asien ist die Hauptmasse des alten Kontinents, wäh-
rend Afrika und Europa nur als Halbinseln desselben er-
scheinen. Asien liegt nur auf der nördlichen Halbkugel und
nicht wie Afrika und Amerika zu beiden Seiten des Äqua-
tors; aber in der Richtung von Westen nach Osten übertrifft
es alle andere Kontinente an Ausdehnung, und sein nordöst-
lichstes Ende liegt jenseit des 180° O. L., also auf der west-
lichen Halbkugel.
Asien hat unter allen Kontinenten die längsten Land-
Grenzen; es steht mit zweien, mit Afrika und Europa, in
unmittelbarer, kontinentaler Verbindung, und vereinigt beide
zu einem kontinentalen Ganzen; außerdem ist es von beiden
nur durch schmale Meeresarme gesondert, und mit Europa
durch ein infelreiches Meer mehr verbunden, als getrennt; von
Amerika ist es hoch im Norden ebenfalls nur durch eine schmale
1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
340
in den Kaffeepflanzungen die wenig über 2 Meter hohen, nach der
Schnur in gleichen Zwischenräumen gepflanzten Bäume. Ihre immer-
grünen, glänzenden, lederartigen, ovalen Blätter und die aus dem
Blattwinkel herauswachsenden Büschel schneeweißer Blumen bieten nebst
den dunkelscharlachrothen Früchten einen sehr freundlichen Anblick, beson-
ders da der Strauch acht Monate lang blüht und stets Früchte und
Blüthen neben einander trägt. In diesen Früchten befinden sich die
Samenkerne, je zwei in einer Frucht, mit der flachen Seite aneinander
liegend. Die gesammelten Beeren werden auf besonders dazu eingerich-
teten Tennen ausgebreitet, und in wenigen Tagen trocknen die glühenden
Sonnenstrahlen das süßlich schleimige Fleisch der Früchte, welches dann
durch besondere Walzmühlen von den Kernen entfernt wird.
In großen Säcken werden dann die Bohnen nach Europa ausgeführt,
und der fremde Eindringling, der, selten getrunken oder als Arzenei
gebraucht, gewiß der Gesundheit ausgezeichnete Dienste leisten würde,
hat leider Lei Vornehm und Gering, Lei Groß und Klein unsere heimischen,
gesunden, unserm Klima und unserer Natur zusagenden Getränke ver-
drängt; selbst die unzählbaren Kaffeesurrogate hat er auf dem Ge-
wissen — und viele Ärzte erklären den Kaffee, namentlich als tägliches
Getränk der Jugend, geradezu für ein langsames Gift. Und sicher ist
er eins der vielen Reizmittel, mit denen unsere kränkliche Generation
für augenblicklichen Reiz und Genuß immer größerem Siechthum ent-
gegengeht. Wie viel Geld giebt man doch aus, um sich krank zu
machen; — wirklich, wir hätten fast Lust, den Dank an den Holländer
Wieser und an den Franzosen Elieux wieder zurückzunehmen.
Wiederholungsfrageii! —
Zeichnen und Beschreiben! —
34. Afrika.
Hier nur ein schwaches Bild von dem heißen Afrika mit seinen
schrecklichen Sand wüsten, von denen viele noch kein europäischer Fuß
betreten hat, und auf welchen man, wie zur See mit dem Compasse
reisen muß, wenn man sich nicht verirren und elendiglich verschmachten
will. Solcher Wüsten sind unzählige und manche von ungeheurem Um-
fange; die größeste von ihnen — ja die größeste Wüste der Erde —
ist die Sahara in Nordafrika, welche ihrem ganzen Umfange nach
wohl y6 von ganz Afrika beträgt und das Tiefland dieses Erdtheils
ausmacht- — Viele Wüsten werden von Kar ava ne n mit Kameelen,
Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch
die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies
ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich
gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden
in wenigen Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 182,000 Quadrat»
1831 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Stein, Christian Gottfried Daniel, Hörschelmann, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
284
Dritter Abschnitt.
Afrika.
§. 1. Sa ge, Gränzen, Größe. Afrika, dieser in sich
abgeschlossene und scharf begränzte S. W. Theil des alten Con-
tinentes, liegt vom 37° 36^ N. Br. bis zum 35° S. Br., und
vpn 0° 7' bis 70° 12' O. L. Es wird im N. vom Mittel-
meere begranzt und ist hier nur durch die 2? M. breite Straße
von Gibraltar von Europa getrennt; auf der Ostseite, wo es
durch die Landenge von Suez mit Asien zusammenhangt, bildet
der indische, auf der Westseite der Westocean mit ihren verschie-
denen Theilen die Begranzung. Die größte Ausdehnung von N.
nach S. zwischen Cap Serras und Cap l'agulhas betragt 1071 M.,
die größte Breite von W. nach O. zwischen dem grünen Vorgeb.
und Cap Guardafui 1020 M. Die Größe wird sehr verschieden,
von 521,000 bis 600,000 □ M. geschätzt, wovon auf die In-
seln etwa 11,000 kll M. kommen. Nach seiner horizontalen Di-
mension stellt sich dieser Erdtheil als eine fast dreieckige Halbinsel
dar, welche die eine Seite dem N. zukehrt, während die beiden
anderen von N. W. und N. O. nach S. zusammenlaufen, und
so den unermeßlichen Wasserwüsten des Südpols nur eine stumpfe
Spitze Zuwenden. Obgleich daher der Aequator die Erstreckung
des Erdtheiles von N. nach S. beinahe halbirt, so liegen doch
fast Z- von Afrika auf der nördlichen, und nur ^ auf der süd-
lichen Halbkugeln Unter allen Erdtheilen hat Afrika die einför-
migste Küstenbildung. Nirgends strecken sich bedeutende Glieder
desselben als Halbinseln in den Ocean hinaus, nirgends bilden
sich tief eingreifende Meeresbusen-, und während sich bei Europa
der Küstensaum zum Flächeninhalte wie 1 zu 31 verhielt, ist
dieses Verhältniß in Afrika wie 1 zu 142. Schon hieraus er-
- klärt sich zum Theil die Unzugänglichkeit des Erdtheils, welche
freilich durch seine physische Beschaffenheit noch dergestalt erhöht
ist, daß Afrika von uns noch immer als ein unaufgelöstes Räthsel
betrachtet werden muß.
§.2. Meere: I. Das mittelländische Meer, wel-
ches die Nordküste Asrika's bespült, heißt von der Straße von
Gibraltar an O. bis zum Cap Bon das Berbermeer, weiter
O. an der stärksten südlichen Einbiegung der Küste das Syrten-
1872 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Lüben, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
20
Zweiter Kursus.
b. im O.: das Ost - Cap, an der Tschuktschen-Halbinsel;
das C. Lopatka, Südspitze von Kamtschatka;
0. im S.: das C. Büro, Südspitze von Malakka, der
südlichste Punkt des Festlandes; östl. davon C. Romania;
das C. Comorin, Südspitze von Vorderindien;
6. im W.: das C. Baba an Kleinasien, der westlichste
Theil des Festlandes.
§. 5. Afrika.
1. Afrika hängt mit Europa gar nicht zusammen, mit
Asien nun durch die schmale Landenge L>uez (Sueß), ist daher
fast ganz mit Wasser umgeben. Seine längste Ausdehnung
von N. nach S. beträgt 1070 M., von W. nach O. 1020 M.
Zwei Drittel davon liegen auf der nördlichen Halbkugel, ein
Drittel gehört der südlichen an; drei Mertel befinden sich in
der heißen Zone, ein Viertel in der nördlichen und südlichen
gemäßigten Zone. Die Gliederung der Küsten ist äußerst schwach;
große Halbinseln fehlen gänzlich. Der ganze Küstenumfang
beträgt daher nur 3500 M.
Aufgaben. 1. Zwischen welchen Längen- und Breitengraden liegt
Afrika? — 2. Welcher Breitenkreis halbirt Afrika? — 3. Welcher Meri-
dian balbirt es? — 4. Wie liegt Afrika von Europa aus? — 5. Wie
von Asten? — 6. Entwirf auf einem nut Längen- und Breitengraden
versehenen Blatte die Gestalt von Afrika! —
2. Die wichtigsten Vorgebirge Afrika's sind:
a. im N.: das C. Spartet, dem C. Tarifa fast gegen-
über; das C. Blattco (weißes Vorgebirge), der nördlichste
Punkt; das C. Bon. östlich von diesem;
b. im O.: das C. Guardafui, der östlichste Punkt;
e. ini S.: das Nadelcap, der südlichste Punkt; das
C. der guten Hoffnung, westlich davon;
3. im W.: das grüne Vorgebirge (C. Verde), der
westlichste Punkt.
§. 6. Australien.
1. Australien (d. h. Südland) liegt ganz auf der südlichen
Halbkugel und hängt mit keinem Continent zusammen. Es hat
die Gestalt eines Ovals mit einer großen Einbiegung an der
Südseite. Seine größte Ausdehnung von W. nach O. beträgt
540 M., von N. nach S. 420 Bi. Etwa brei Fünftel seines
Flächeninhalts liegen in der gemäßigten Zone, die übrigen
zwei Fünftel in der heißen. Die Küsten sind wenig gespalten;
die Zahl der größeren Halbinseln ist deshalb gering; sie betragen
gegen 4300 Um., also 1/32 des Festlandes. Der Küstenumfang
beträgt 2900 M.
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto, Gockisch, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Iii. Afrika.
37
Iii. Afrika.
30 Mill, qkm, 140 Mill. E,, Vs so dicht bevölkert wie Europa.
A. Überblick.
1. Entdeckung. Afrika ist von Europa aus leicht erreichbar, aber dennoch
bis in die neueste Zeit hinein der „dunkle Erdteil" geblieben. Wohlstand
der Nordraud des Erdteils, an dem die Kulturstaaten Ägypten und
Karthago lagen, von alters her mit Europa in Verkehr, wohl befnhren
Portugiesen im 15. Jahrhundert die West- und die Ostküste, aber das
Innere des Erdteils trotzte jeder Durchforschung. Erst in den letzten vier
Jahrzehnten wurden die wichtigsten Fragen über die Beschaffenheit Inner-
afrikas gelöst. An der Aufschließung des Erdteils haben sich Deutsche
(Barth, Rohlfs, Nachtigal, Emin Pascha, Schweinfurth, Wissmann)
und Engländer (Speke [spif , Burton [bört'n], Livingstone [Itttnngst'n],
Stanley [stdttli]) in hervorragender Weise beteiligt.
2. Lage und Grenzen. Afrika erstreckt sich vom Äquator aus über die
beiden Wendekreise fast gleichweit nach N und S.
Wieviel Grad ist das Nordende, Kap Blanco, und wieviel Grad das
Südende, das Nadelkap, vom Äquator entfernt? Der westlichste Punkt
ist Kap Verde, d. i. Grünes Vorgebirge, und der östlichste Kap Guar-
dasni, d. i. „Hütet euch", nämlich vor dem durch Korallenriffe sowie durch
Küstenräuber gefährlichen Meere.
Welche Meere bespülen den Erdteil? Im No ist der Kontinent der
Halbinsel Arabien und im N dem europäischen Gestade nahegerückt. Seit
der Erbauung des Kanals von Sues ist die Landverbindnng mit Asien
aufgehoben.
3. Flächengliedernng. Afrika ist unter allen Erdteilen am we-
nigsten gegliedert und daher am schwersten zugänglich. Nur i/i8 seines
Flächeninhaltes fällt auf die Glieder, bei Europa ein Drittel. Tiefe
Meereseinschnitte fehlen. Nur in die Nordseite schneiden die beiden
Syrten tiefer ein, und da, wo das nordafrikanische Viereck und das süd-
afrikanische Dreieck sich aneinanderlegen, bildet der Atlantische Ozean den
Golf von Guinea [ginea]. Daher fehlen die Halbinseln; denn die
So mal-Halbinsel, das „Horn von Afrika", im 0, ist kaum als Halb-
insel zu bezeichnen. Auch an Inseln ist Afrika arm. Außer Mada-
gäskar umlagern nur noch kleinere Inselgruppen den Erdteil.
4. Höhcngliederung und Gewässer. Einförmig ist auch die Höhen-
gliedernng. Der Kontinent zeigt eine allmähliche Abdachung von 3 nach N.
Die ganze Südhälfte erscheint als ein ungeheures Hochland, das aus
einem schmalen Tieflandstreifen stufenförmig von der Küste aufsteigt. Im
Innern wird die Einförmigkeit durch Bodenerhebungen, zum Teil vulka-
nischer Art, durch breite Mulden (Kongobecken, Tsäd-See) und durch
tiefe, in nordsüdlicher Richtung laufende, grabenähnliche Einrenkungen, in
denen langgestreckte Seen liegen, unterbrochen. Von diesen sind besonders
1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
196
der Gesundheit ausgezeichnete Dienste leisten würde, hat leider bei Vornehm
und Gering, bei Groß und Klein unsere heimischen, gesunden, unserm Klinia
und unserer Natur zusagenden Getränke verdrängt.
Wiedeiholungsfragen ! —
Zeichnen und Beschreiben! —
12. Afrika.
Hier nun ein schwaches Bild von dem heißen Afrika mit seinen
schrecklichen Sand wüsten, von denen viele noch kein europäischer
Fuß betreten hat, und auf welchen man, wie zur See, mit dem Com-
passe reisen muß, wenn man sich nicht verirren und elendiglich ver-
schmachten will. Solcher Wüsten sind unzählige und manche von un-
geheurem Umfange; die größeste von ihnen — ja die größeste Wüste
der Erde — ist die Sahara in Nordafrika, welche ihrem ganzen
Umfange nach wohl Vs von ganz Afrika beträgt und das Tiefland
dieses Erdtheils ausmacht. — Viele Wüsten werden von Karavanen
mit Kameelen, Pferden und Eseln durchzogen: man sollte also glauben,
es müßte durch die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße
entstehen, und dies ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun
aber stellen sich plötzlich gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand
aufjagen, und so werden in wenigen Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 184,000 Quadrat-
meilen hält, hat Afrika deren 544,000. Allein während in Europa
an 285 Millionen Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal
größeren Afrika nur 150 Millionen au. Doch kennen wir nicht viel
mehr von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Gan-
zen. Es läßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht
genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund,
zu vermuthen, daß das Innere theilweise viel besser angebaut ist und
zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Ini nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren);
weiter südlich kohlschwarze Ne;ger mit wolligen Haaren, und noch
weiter gegen die südliche Spitze Hottentotten und Koffern. Zer-
streut unter ihnen leben auch Europäer und Juden.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Acker baue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Vieh Wirth sch a ft. In den inneren
Theilen des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus
. Schafen, Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die
afrikanischen Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen unter-
mischt, die wie Inseln in einem Saudmeere liegen, und von Flüssen
oder Seen bewässert werden; hier sindet das Vieh reichliche Nahrung:
die genügsamen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch mei-
stens wohlriechenden Pstanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden,