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1. Außereuropäische Erdteile - S. 161

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 161 — schloß zur Zierde und auch der Verteidigung wegen (Belagerung!) eine Menge der schönsten Gärten, lustige Obstwälder, grünende Wiesen und fruchttragende Felder. Auch Gewerbe, Kunstfleiß und Handel blühten zu der damaligen Zeit in Mesopotamien. Man hatte schon 1000 Jahre vor Christi Ge-- burt Tische und andere Möbel von Holz oder Metall, oft mit Elfenbein verziert. Schmuck von Gold und Silber wurde zierlich gearbeitet. Be- souders schön pflegte man die Waffen, insbesondere die Schilde und die Dolch- und Schwertgriffe zu verzieren. Auch die Weberei blühte. Man fertigte kostbare, vielfarbige Teppiche, Gewänder und Decken. Babylonische Mäntel waren ihrer Schönheit wegen weit und breit berühmt. (Achans Diebstahl — Josna 7, 21.) Jetzt liegt Babylon so wie Ninive in Trümmern. Cyrns belagerte mit Medern und Persern die „herrliche Pracht der Chaldäer," „die schönste unter den Königreichen," und bemächtigte sich ihrer dadurch, daß er den Euphrat, der mitten durch die Stadt floß, in ein anderes Bett leitete und durch das trockene Flußbett bei Nacht durch die wenig ver- wahrten Thore eindrang. Er überrumpelte die Bewohner an einem großen Jahresfeste, wo die Fürsten, Herren, Hauptleute und Helden sämt- lich betrunken waren. Mitten in ihrem Taumel wurden sie niederge- macht, zu schlafen den ewigen Schlaf. Schon war der Feind mitten in der Stadt, als der Köuig noch nicht das geringste davon ahnte. Er saß mit den Großen ebenfalls bei einem Gelage, als eine unsichtbare Hand ihm das hereinbrechende Strafgericht an die Wand schrieb. (Dan. Kap. 5.) 2. Hier bestand im Mittelalter das Reich der Kalifen. Seine höchste Blüte erreichte es unter der Regierung des Kalifen*) Harun al Radfchid, der uns allen aus den „Märchen aus 1001 Nacht" und aus dem Geschichtsunterricht (Gesandtschaft an Karl den Großen!) bekannt ist. Die glänzende Hauptstadt des Kalifenreiches war Bagdad am Tigris. (Lage!) Es soll damals 100000 Paläste mit Gärten und Springbrunnen, 10000 Moscheen, 10000 öffentliche Bäde, 105 Brücken und 2 Millionen Einwohner gehabt haben. Dabei war es der Sitz eines großartigen Handels und einer hochentwickelten Industrie. Seine Bazare bargen Hermelin-, Zobel-, Biberfelle und kostbare Seiden- stoffe, die Perlen und Edelsteine Indiens, die Elefantenzähne, Löwen- und Leopardenfelle und das Gold Afrikas. Eine große Poststraße ver- band Bagdad mit dem gewerbreichen Damaskus. (Zeigen.) An dieser Handelsstraße fehlte es zu der Zeit, da Karl der Große iu Deutschland regierte, nicht an Herbergen, Meilenzeigern und Sicherheitswachen. — Aber auch diese Herrlichkeit ist versunken und zerstoben, und wir könnten *) „Kalifen" war der Titel der Nachfolger Muhameds. Tischendorf, Fremde Erdteile.

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1. Das siebente Schuljahr - S. 235

1903 - Langensalza : Schulbuchh.
235 Zeitgenosse Karls des Großen. Kalifen heißen die Nachfolger Mohammeds. Harun al Raschid, d. h. Harun der Gerechte, regierte über das Land zwischen dem Euphrat und Tigris. Die Hauptstadt seines Reiches war Bagdad. Zeige Bagdad an der Karte und bestimme die Lage des Ortes. In welchem großen Märchen wird von Harun al Raschid viel erzählt? Tausend und eine Nacht. Was für Personen treten noch in der Erzählung auf? Die Begleiter des Kalifen, der Greis. Zusammenfassung: Erzähle von den Personen, die in der Erzählung auftreten! Anschreiben: 1. Die Personen. Harun al Raschid, d. h. der Gerechte. Karl der Große. Bagdad. 2. Der Ort. — Wo trug sich die Begebenheit zu? Welches Bild machst du dir von dem Schauplatz der Begegnung? An- schreiben: 2. Der Ort. 3. Das Gespräch. — Wer tritt zuerst sprechend auf? Welche Worte spricht der Kalif zu seinen Begleitern? Warum nennt der Kalif den Alten einen Toren? Wie geben die Be- gleiter des Kalifen ihre Zustimmung zu erkennen? Mit welcher Frage wendet sich der Kalif an den Alten? Wie lautet die Antwort? An welches Psalmwort denkst du bei dieser Ant- wort? Psalm 90, Vers 10: Unser Leben währet siebenzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre u. s. w. Wie sagt Harun al Raschid weiter? Welche Absicht hat er wohl bei dieser Frage? Den Alten von der Torheit seines Tuns zu überzeugen. Welche vollständige Antwort gibt der Alte? Aus welchen Gründen handelte der Alte also? Aus Dankbarkeit gegen seine Vorfahren und aus Fürsorge für seine Nachkommen. Goethe sagte einmal: Gutes tu rein aus guter Lieb'! Das überliefere deinem Blut! Und wenn's den Kindern nicht verblieb, Den Enkeln kommt es doch zu gut. Wie gab der freigebige Harun seine Zustimmung zu er- kennen? Mit welchen beherzigenswerten Worten des Alten schließt die Erzählung?

2. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 210

1882 - Halle : Hendel
210 Tceue Seit. Das zweite klassische Zeitalter. Der Eistanz. Wir schweben, wir wallen auf hallendem Meer, Auf Silberkrystallen dahin und daher: Der Stahl ist uns Fittig, der Himmel das Dach, Die Lüfte sind heilig und schweben uns nach. So gleiten wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn Auf eherner Tiefe das Leben dahin. Wer wölbte dich oben, du goldenes Haus? Und legte den Boden mit Demant uns aus? Und gab uns den flüchtigen Funken im Stahl, Zu tanzen, zu schweben im himmlischen Saal? So schweben wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn Im himmlischen Saale das Leben dahin. Da stand sie, die Sonne, in Düste gehüllt! Da rauchen die Berge, da schwebet ihr Bild! Da ging sie darnieder und siehe, der Mond, Wie silbern er über und unter uns wohnt. So wallen wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn Durch Mond und durch Sonne das Leben dahin. Seht auf nun, da brennen im himmlischen Meer Die Funken, und brennen im Frost um uns her; Der oben den Himmel mit Sonnen besteckt, Hat's unten mit Blumen des Frostes gedeckt. Wir gleiten, o Brüder, mit fröhlichem Sinn Auf Sternengefilden das Leben dahin. Er macht' uns geräumig den lustigen Saal, Und gab uns in Nöten die Füße von Stahl, Und gab uns im Froste das wärmende Herz, Zu steh'n auf den Fluten, zu schweben in: Scherz, Wir streben, o Brüder, mit ehernem Sinn Aus Fluten und Abgrund das Leben dahin. G. v. Herder. Aus Oberon. Der Inhalt des Gedichtes ist in Kürze folgender: „Hüon, Sohn des Herzogs Sigewin von Guienne, erschlägt den heimtückischen Sohn Karls des Großen, Charlot. Karl bestehlt Hüon zur Strafe nach Bagdad zu gehen und dort dem Kalifen vier Backzähne und eine Handvoll Barthaare auszuziehen, dann dem, der zur Rechten des Kalifen sitzt, den Kopf abzuschlagen und endlich Rezia, die Tochter des Kalifen, als Braut heimzuführen. Hüon zieht hin, trifft unterwegs, im Libanon, Scheras- min, einen Diener seines verstorbenen Vaters, als Einsiedler, und nimmt diesen mit. Weiterhin gelangen beide in einen Zauberwald, wo ihnen Oberon, der Elfenkönig, erscheint. Dieser hat sich von Titania, seiner Gemahlin getrennt, und will nicht eher zurückkehren zu ihr, als bis er ein treues Paar gefunden, das der Liebe nie untreu wird. Er glaubt es in Hüon und dessen Zukünftiger entdeckt zu haben, verspricht ihm seine Hülfe, schenkt ihm ein Zauberhorn, dessen leiser Ton alle mit Tanzwut erfüllt, während der laute Schall Oberon selbst herbeiruft. In Bagdad gelingt Hüon alles, doch muß Scherasmin durch das Horn Oberon selbst herbeirufen, welcher dann Hüon und Rezia auf seinem

3. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 128

1894 - Dresden : Jacobi
128 wohnen. Indessen brachte er es hierin mit seinen Beinnhnngen nicht weit, da er es zu spt angefangen hatte. c) Seine Frmmigkeit. Der christlichen Religion, zu der er von Jngend auf angeleitet -worden, war er mit Ehrfurcht und frommer Liebe zugethan. Morgens und abends, auch bei den nchtlichen Hren und zur Zeit der Meffe besuchte er fleiig die Kirche, wenn es ihm sein Befinden erlaubte; er lie es sich sehr angelegen sein, da alle gottesdienstlichen Verrichtungen mit mglichst groer Wrde begangen wrdeu. Die heiligen Gefe lie er aus Gold und Silber anfertigen. Ans die Verbesserung des Lesens und Singens in der Kirche verwnde er groe Sorgfalt. In der Pflege der Armen und ihrer Untersttzung durch Almosen bewies er viel frommen Eifer, und das nicht blo in seinem Land, sondern auch weit bers Meer pflegte er Geld zu schicken, nach Jern-salem und anderen Orten, wenn er hrte, da daselbst Christen in Drftigkeit leben. Deswegen vornehmlich bewarb er sich auch um die Freundschaft der Könige jenseits des Meeres, damit er den unter ihrer Herrschaft lebenden Christen Erleichterung und Hlfe zuflieen lassen knnte. (So wechselte er Gesandtschaften und Geschenke mit dem Khalifen Harun al Raschid. Karl sandte nach Bagdad prchtige Jagdhunde, Maultiere und wollene Gewnder; der Khalif schickte ihm auer arabischen Pferden ein prachtvolles Zelt, seidene Gewnder, Salben und Balsam; auch ein kunstvoll gearbeitetes Uhrwerk war dabei, in dem der Lauf der zwlf Stunden sich nach einer Wasseruhr bewegte mit ebensovielen Kgelcheu, die nach Ablauf der Stunden herunterfielen und dadurch ein darunter liegendes Becken erklingen machten.) Den Ppsten vermachte Karl viele und reiche Geschenke; desgleichen den Bischfen und Klstern. d) Sein Familienleben. Als er nach seines Vaters Tode mit seinem Bruder das Reich geteilt hatte, ertrug er dessen Ha und Neid mit solcher Geduld, da es allen bewundernswert erschien. Seine Mutter stand bei ihm in hohen Ehren, soda nie der ge-ringste Zwist zwischen ihnen ausbrach, auer bei seiner Scheidung von der Tochter des Knigs Desiderats. Karl hatte nacheinander mehrere Gemahlinnen, von denen ihm drei Shne und mehrere Tchter geboren wurden. Von seinen Kindern verlor er zwei tapfere, tchtige Shne, Karl und Pippin und eine Tochter, bevor er starb. Die Erziehung seiner Kinder richtete er so ein, da Shne und Tchter zuerst in den Wissenschaften unterrichtet wurden, auf deren Er-lernung er ja selbst groen Flei verwandte. Die Shne muten dann, sobald es nur das Alter erlaubte, nach der Sitte der Franken reiten, sich in den Waffen und auf der Jagd den; die Tchter aber sich mit

4. Lebensbilder aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 14

1912 - Berlin : Mittler
14 Aus der Zeit der Karolinger. und friedfertigen Imperator der Rmer Karolus Angnstus!" So ward die rmische Kaiserwrde, die seit dem Untergange des rmi-schen Kaiserreiches vor mehr als dreihundert Jahren geruht hatte, wiederhergestellt. 3. .ftarl als Staatsmann. Karl der Groe war nicht nur ein bedeutender Feldherr, sondern auch ein weiser Staatsmann. Sein ganzes Reich teilte er in viele kleine Gaue, der die er Grafen setzte. Diese hielten Gericht, wachten der Ordnung und fhrten im Kriege den Heerbann ihrer Grafschaft. Noch selbstndiger waren die Markgrafen, welche das auerhalb der Grenzen liegende Vorland zu bewachen hatten. Mehrere Gaue bildeten den Bezirk oder den Sprengel eines Bischofs. Zur Beaufsichtigung der Grafen und Bischfe lie Karl das ganze Land durch vertraute Rte, Knigsboten, planmig bereisen. Im Frhling jedes Jahres pflegten sich alle Freien, im Herbste die Groen des Reiches zu Beratungen zu versammeln. Ihre von Karl genehmigten Be-schlsse galten als Gesetze. Diese pflegte er mit seinem Degen-knpfe zu untersiegeln. Fr die uere Wohlfahrt des Volkes war der sorgsame Herr-scher unermdlich ttig. Zur Hebung der Landwirtschaft richtete er auf seinen eigenen Gtern Musterwirtschaften ein, in denen er sich um alle Einzelheiten des Betriebes genau kmmerte. Es ist noch eine schriftliche Anweisung erhalten, die er fr die Verwalter seiner Gter entworfen hatte. Er bestimmte darin, wie ein er-fahrener Landwirt ganz genau, wie Butter und Kse, Honig und Wachs bereitet, wie der Wein gekeltert, das Bier gebraut, wieviel Eier und wieviel Gnse, Enten und Hhner verkauft werden sollten. Handel und Verkehr wurden durch Anlage von Straen und Brcken, sowie durch Vertrge mit auswrtigen Herrschern gefrdert. Der Kalif Harun al Raschid schickte ihm aus Bagdad herrliche Geschenke, unter anderen eine knstliche Wasseruhr und einen gelehrigen ielefanten. Vornehmlich lag Karl die Bildung des Volkes am Herzen. Er rief .tchtige Gelehrte an seinen Hof und grndete Schulen. Diese besuchte er hufig, lobte die fleiigen und tadelte die trgen Schler. Auch pflegte er deutsche Art und Sprache und versuchte sich selbst in der Schaffung einer deutschen Sprachlehre. Er gab den Winden und Monaten deutsche Namen und lie die alten beut-schen Heldenlieder sammeln. Die Kirche untersttzte er freigebig.

5. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 98

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 98 — freundlich mit dem oder jenem aus seinem zahlreichen Gefolge. Dann hallt der ganze Garten wieder von fröhlichem Spiel, und Trompeten und Pauken klingen gar anmuthig darein. Wem aber Gott die Gabe verliehen hat, der hört und sieht alles und weiß, was das bedeutet, und manchem andern klingt auch Musik und Festjnbel ins Ohr, aber woher das kommt, das ist ihm verborgen. Xxii. Hrnun al Atischrd (her Gerechte), 786—809. Wie eucb schon erzählt ist, wurden die Omejjaden 750 gestürzt und mit Abul Abbas kam das Geschlecht der Abbassiden auf den Khalisenthron. Ein neues Herrschergeschlecht pflegt gewöhnlich kräftig zu sein und für die innere und äußere Größe des Reiches viel zu thun, aber von den Abbassiden läßt sich das nicht behaupten; denn sie waren fast alle recht mittelmäßige Männer und versanken gar bald in dieselben Laster, die den Sturz der vorhergehenden Dynastie gerade herbeigeführt hatten. Weil den Abbassiden die alte Residenz Damaskus wegen ihrer Anhänglichkeit an die Omejjaden verhaßt war, bauten sie sich eine neue Hauptstadt am User des Tigris, Bagdad (etwa 15 Meilen nördlich vom alten Babylon), und suchten dieselbe mit allen Mitteln so rasch als möglich groß und glänzend zu machen. Der berühmteste Herrscher aus der Dynastie der Abbassiden war Harun a l Raschid, der ein Zeitgenosse Karls des Großen war und im Morgenlande denselben Ruhm erlangte, wie dieser im Abendlande. Freilich verdankte er seinen Ruhm nicht denselben Eigenschaften, die Karl schmückten; er war eben ein ganz anderer Mann und mußte das sein, weil er in einem ganz andern Lande und'unter einem Volke lebte, das durchaus verschieden von den Deutschen und den Bewohnern des Abendlandes überhaupt war. — Harun war kaum ins Jünglingsalter getreten, als sein Vater (Mohammed I.) ihn mit einem bedeutenden Heere gegen das griechische Reich schickte, das damals von der thatkräftigen aber lasterhaften Irene regiert wurde. Es gelang ihm, die griechischen Truppen, deren Feldherr ein unfähiger Mensch war, zu schlagen und die Kaiserin Irene zu einem Tribut zu zwingen, wodurch er großes Ansehen in seiner Heimat gewann. Als Mohammed (I.) starb, setzte er zwar seinen ältesten Sohn Musa zum Nachfolger ein, doch bestimmte er zugleich, daß Harun mit an der Regierung theilnehme, Mitregent sein solle. Harun bewies wenigstens bei dieser Gelegenheit, daß er den Beinamen „al Raschid," den ihm sein Vater gegeben hatte, wirklich verdiene; denn da sein Bruder damals weit von Bagdad entfernt war, hätte er selbst leicht die Alleinherrschaft an sich reißen können, wenn

6. Mit einem Stahlstich - S. 399

1836 - Stuttgart : Belser
Karl der Große. 399 der über 12 Jabre alt war, mußte schwören, daß er sich als homo (Untcrthan) des Kaisers anerkenne. Die Formel war: „ich N. N. verspreche treu zu seyn dem Dominus Karl und seinen Söhnen, wie es von Rechts wegen jeder Homo seinem Gebieter schuldig ist.« Der Kaiser legte ein solches Gewicht auf diesen Eidschwur, daß er selbst die Geistlichen, Mönche und Canonici dazu anhielt. Unverkennbar schimmert bei dem allen der wahr- haft große Plan durch, dem über verschiedenartige Völ- kerschaften ausgedehnten Reiche in der Person des Herr- schers und dem Gedanken des Kaiserthums einen Mittel- punkt zu geben. Ans sorgfältige Einrichtung des Staats ist von nun an sein ganzes Streben gerichtet. In Italien ordnete er, was zu ordnen war, und suchte den Herzog von Bencvcnt in Abhängigkeit zu erhalten, ohne mit überleg- ner Gewalt anzugreifen, wodurch nur der östliche Kaiser argwöhnisch geworden wäre. Im Jahre 801 gicng er nach Deutschland zurück, traf passende Verfügungen jeder Art, hielt, ohne einen Heerbann ausznschreiben, seine Schaaren stehender Truppen bereit, um sie, wo es er- forderlich war, zu gebrauchen, wie er sie denn auch einen Streifzng gegen die Sachsen jenseits der Elbe machen ließ; auch empfieng und fertigte er die Gesandtschaften fremder Monarchen ab. Unter diesen stach die des Chalifen von Bagdad, Hadun al Raschid, des fünften der Abbassiden, her- vor. Um den freien Besuch des heiligen Grabes zu sichern, hatte Karl zwei Gesandte nach Bagdad geschickt; diese waren aber auf der Reise gestorben. Doch Karls Ruhm, der auch die Morgenländer erfüllte, bewog den Chalifen, ebenfalls eine Gesandtschaft mit kostbaren Ge- schenken an den großen Beherrscher des Abendlandes er-

7. Das Mittelalter - S. 92

1877 - Leipzig : Brandstetter
92 6. Harun al Raschid. Von den Kalifen, die in Bagdad ihre Residenz hatten, ist Harun al Raschid der berühmteste geworden; er ist der Held des arabischen Märchens und seine Regierung wird als das goldene Zeitalter des arabischen Reichs gepriesen. Er durchzog mit seinen Truppen Kleinasien und zwang den griechischen Kaiser zum Tribut. Um die Oströmer ganz zu unterjochen, faßte er den kühnen Gedanken, sich mit Karl dem Großen, dem Haupte des weströmischen Kaiserthums, zu verbinden. Er schickte daher an diesen mächtigen Herrscher Gesandte, die unter andern Geschenken auch eine kostbare Schlaguhr, die erste, die man bis dahin in Europa hatte, mitbrachten. Das Bündniß kam freilich nicht zu Stande; vielmehr griff Karl die Araber in Spanien an; aber immer zeigt ein solcher Antrag die große Staatsklugheit des Kalifen. Den vorzüglichsten Ruhm erwarb sich Harun al Raschid durch seine Liebe zu den Künsten und Wissenschaften; aber er belebte auch die Schifffahrt und den Handel der Araber, gründete eben so wohl Fabriken als Schulen und legte viele prächtige Paläste, Gärten und Wasserleitungen an. Die hohe Schule von Bagdad konnte mit der zu Alexandrien wetteifern. Der Hof des Kalifen war ein Sammelplatz von Gelehrten mancherlei Art; er selbst nahm noch Unterricht in der Beredt-samkeit, denn er bedurfte derselben zu den öffentlichen Vorträgen über den Koran, die er als Kalif halten mußte. Zum Lehrer seiner Söhne ernannte er den eben so gelehrten als freimüthigen Male k. Allein dieser war bereits mit Unterweisung der jungen Araber in der Moschee vollauf beschäftigt und sagte, er habe nicht Zeit, in den Palast des Kalifen zu kommen; Harun al Raschid möchte ihm seine Söhne nur in die Moschee schicken. Feimüthig sprach er: „Es ist besser, daß die Herren der Wissenschaft dienen, als daß die Wissenschaft den Herren dient." Der Kalif, weit entfernt, durch diese Antwort beleidigt zu werden, befahl seinen Söhnen, in die Moschee zu gehen und dort mit den Arabern niederen Standes den Unterricht des weisen Males zu empfangen. Die guten Ermahnungen, die der erste Kalif Abu-Bekr seinen gegen Syrien ausziehenden Heeren gegeben hatte, „Saatfelder und Fruchtbäume zu schonen und nicht mehr Vieh zu tödten, als zur Unterhaltung der Armee durchaus nothwendig sei," wurden nicht immer von den Arabern befolgt. Auch zu Haruns Zeit war dies der Fall. Einst trat eine Frau niederen Standes zu ihm und beschwerte sich bei ihm, daß die Soldaten ihren Feldern Schaden zugefügt hätten. Der Kalif, der auf die Klagen aller seiner Unterthanen hörte, suchte die Frau zu beruhigen und fragte sie, ob sie sich nicht der Stelle im Koran erinnerte, wo gesagt wird: „Wenn die Heere großer Fürsten ausziehen, müssen die Unterthanen leiden, durch ' deren Felder sie gehen?" — „Ja, Herr," erwiederte die bedrängte Frau, „aber wiederum steht auch im Koran geschrieben, die Wohnung derjenigen Fürsten soll wüste werden, welche Ungerechtigkeiten gut heißen."

8. Geschichte des Mittelalters - S. 66

1887 - Leipzig : Teubner
66 Karls d. Gr. Reichsregierung. Prebet; aber wenn der König, wie es heißt, unangenehm überrascht ward, so geschah dies wohl dadurch, daß der - d^pst ihm, und nicht er selbst sich die neue Krone aussetzte. äußerer Macht gewann Karl durch deu Kaisertitel nichts; aber dieser Titel hatte von alter Zeit her bei den Völkern des Aöend- und des Morgenlandes noch einen wunderbaren geheimnisvollen Glanz, so daß Karls Ansehen dadurch bedeutend wuchs; er wurde als römischer Kaiser ^gleichsam das weltliche Oberhaupt der christlichen Kirche, w. / Harun al Raschid, der mächtige Kalis von Bagdad, ließ Karl zu seiner Kaiserkrönung Glück wünschen und schickte ihm einen Elefanten, der nicht geringes Erstaunen erregte. Unter den übrigen Geschenken besand sich auch eine kunstvolle Wasseruhr, die einen Zeiger hatte und außerdem noch den Wechsel der Stunden durch kleine Kügelchen, die klingend ans eine Metallplatte fielen, und durch Reiter, die aus Öffnungen hervorsprangen, anzeigte. Karl erwiderte die Geschenke durch spanische Pferde und Maultiere, treffliche Jagdhunde, friesische Leinwand und andere feine Weberarbeiten. 2. Karls d. Gr. Reichsregierung und Persönlichkeit. Karl war nicht bloß als Kriegsmann groß, sondern auch als Regent. Die großen Herzogtümer in seinem Reiche wurden, als der Macht des Königs gefährlich, ab-geschafft; statt ihrer waren über kleine Bezirke oder Gaue ,y;v' Grasen als königliche Beamte gesetzt, welche den Heerbann führten und die Gerichtsbarkeit besorgten. Zu ihrer Be-aufsichtigung schickte der König jährlich viermal je zwei Sendboten (Sendgrafen), einen weltlichen und einen geistlichen, aus, die jedesmal mehrere Gaue bereisten, Klagen anhörten, die Verwaltung und Ordnung des Heerbannes prüften und über alles dem König Bericht abstatteten. . Auch reifte der König selbst, soviel er vermochte, im Reiche <vy-/ prüfend umher. Markgrafen hießen die Grafen in den Grenzländern; sie hatten, um die Grenze schützen zu können, größere Distrikte und größere Macht. Höher noch standen

9. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 67

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
Da ward den Kindern wohl ums Herz; und als der Vater fort war, da betete Bertha: „Lieber Gott und Vater im Himmel! wir danken Dir, daß Du uns die Mutter nicht sterben ließest." — Gott kann dem Menschen das Leben nehmen oder er- halten. Darum sollen wir zu Gott beten und bitten um Leben und Gesundheit und sollen ihm danken für diese Gaben. 7. Die Mutter genas. Aber die Großmutter starb plötzlich, als eben die Kinder an einem anderen Orte bei einem Verwandten auf Besuch waren. Da sie zurückkehrten, war die Großmutter bereits begraben. Sie konnten es gar nicht fassen, daß sie nimmer im Hause sein sollte. Oft redeten die Kinder, als ob die Großmutter noch lebe, und es gab manchen Tag Anlaß, daß sie sich ihrer Güte ganz besonders erinnerten; denn die Großmutter hatte ihnen viel Liebes gethan. Da klagten sie einst dem Vater: „Ach! warum hast du uns nicht heimholen lassen, daß wir die Großmutter noch ein- mal gesehen hatten?" Der Vater sprach: „Wir werden sie wieder- sehen!" — „Wo?" fragte Karl schnell. — „Droben beim lieben Gott!" sagte der Vater: „Der Himmel ist unsere wahre Heimat. Das ist die Wohnung, wo der himmlische Vater alle Seine guten Kinder versammelt zur ewigen Freude. O, bittet Ihn, daß Ec die Großmutter bald dort aufnehme." Die Kinder thaten so, gedachten der lieben Großmutter im täglichen Gebete und hofften mit Freu- den auf das himmlische Wiedersehen. — Sie betrachteten hinfort nie mehr die Wunder der Schöpfung, ohne von frommen Gedanken ergriffen zu werden. Der Auf- und Untergang der Sonne, das schöne Abendroth entzückte sie und führte sie hinauf zu Gott, dem liebenden, dem gütigen, dem überall mit Weisheit und Herr- lichkeit schaffenden Vater, und erneuerte in ihnen den Entschluß, Ihm an Vollkommenheit immer ähnlicher zu werden. Der Glanz der Sterne erfüllte sie mit Liebe zu dem Schöpfer und Sehnsucht nach Vereinigung mit Ihm. Blick' auf zu jenen goldnen Sternen. Wag kann die Erde dir gewähren. Sie winken dir so freundlich zu. Auf der du Gast und Fremdling bist? Als riefen sie aus jenen Fernen: ^Du mußt dem Himmel angehören, Wir sind Geschöpfe, so wie du! iweil Himmelssehnsucht in dir ist. 101. Der persische Knabe und die Räuber. Als ich noch ein Knabe war (so erzählt der persische Dichter Abdul Kaadir aus Ghilan), hatte ich einen Traum,-der mich be- wog, meine Mutter zu bitten, eine Reise nach Bagdad mir zu erlauben, wo ich mein Leben Gott widmen wollte. Nachdem ich ihr erzählt hatte, was ich in jenem Traume gesehen, weinte sie, zog achtzig Dinare hervor und sagte, nur die Hälfte dieses Gol-

10. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 134

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
134 Karl der Große. trat der Papst hinzu und setzte ihm eine Krone auf, und das ganze Volk rief: „Dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten großen und friede-bringenden Kaiser der Römer Leben und Sieg!" Darauf kniete der Papst vor ihm nieder und huldigte ihm als Erster, und man nannte ihn hinfort „Kaiser" und „Augustus". So war ein Teutscher an die Stelle der römischen Kaiser getreten; ein neues Weltreich war gegründet: man nannte es später „das heilige römische Reich deutscher Nation". v. Friedenstätigkeit und häusliches Leben. Aber wir können den großen Kaiser auch von einer andern Seite kennen lernen; wir können hinein-sehen in sein häusliches Leben und seine Tagesarbeit. Kluge Männer seines Hofes haben uns über das alles genaue Berichte aufgeschrieben. Sehen wir uns einmal an, wie ein gewöhnlicher Tag im Leben Karls des Großen aussah! Zu Aachen weilt er am liebsten. Jeden Morgen schreitet er dort um 6 Uhr von seinem Palaste durch einen bedeckten Gang in die prachtvolle, acht-eckige Hofkapelle, die er nach dem Vorbilde italienischer Kirchen gebaut hat und die noch heute den Hauptteil des Aachener Domes bildet. Dort hört er jetzt die Messe und freut sich, wenn dabei die Gesangschöre gut klingen. Er hat sich nämlich italienische Sänger kommen lassen, die müssen seine Deutschen das Singen lehren; denn laut können seine Franken wohl singen, aber nicht schön. Nach der Messe geht er in den Palast. Seine zwei Söhne nehmen ihm Mantel und Schwert ab, und die sechs lieblichen Töchter bringen den Morgenimbiß: Wein, Brot und Obst, und es schmeckt ihm gut. Trotz seines weißen Haares sind seine blauen Augen frisch und jugendlich, seine Gesichtsfarbe gesund. Gern sieht er alle seine Töchter um sich und freut sich, wenn sie mit zierlichen, selbstgewebten Gewändern und frischen Blumen geschmückt sind. — Dann folgt die Arbeit des Vormittags. Bittende, Klagende kommen aus allen Teilen des Reiches und finden aufmerksames Gehör, und wehe dem Beamten, den Karl dabei auf einem Unrecht betrifft! Dann kommt ein „Königsbote" und erstattet genauen Bericht von feiner Reise. Karl hat nämlich sein ganzes Reich in „Gaue" geteilt und über jeden Gau einen „Grafen" gesetzt. Zu diesen allen schickt er seine „Königsboten" umher, die kommen unerwartet und schauen, ob der Graf feine Schuldigkeit tut, dann berichten sie dem Könige. Eben hört dieser einen Bericht aus ganz fernen Gauen seines Reiches; aber es steht alles gut: die Feinde fürchten sein Schwert, die Grafen sein Auge. Nun läuft auch eine Abrechnung ein von einem seiner Meierhöfe, und Karl läßt es sich nicht verdrießen, sie genau durchzusehen, und schreibt darunter, wie viele Hühner und Gänse der Meier im nächsten Monat an den Hof liefern soll, und fragt nach dem Weinbau. — Doch da schlägt es zwölfmal an der großen Uhr, die Karl als Geschenk vom Sultan Harun al Raschid fern aus Bagdad bekommen hat; — die Franken können nur Sonnenuhren machen. Jetzt ist die Zeit des Mittagessens, und

11. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 130

1918 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
130 Karl der Groe. einen Grafen" gesetzt. Zu diesen allen schickt er seine Knigsboten" umher,, die kommen unerwartet und schauen, ob der Graf seine Schuldigkeit tut; dann berichten sie dem Könige. Eben hrt dieser einen Bericht aus ganz fernen Gauen seines Reiches; aber es steht alles gut: die Feinde frchten sein Schwert, die Grafen fein Auge. Nun luft auch eine Abrechnung ein von einem feiner Meierhfe, und Karl lt es sich nicht verdrieen, sie genau durchzusehen, und schreibt darunter, wie viele Hhner und Gnse der Meier im nchsten Monat an den Hof liefern soll, und fragt nach dem Weinbau. Doch da schlagt es zwlfmal an der groen Uhr, die Karl als Geschenk vom Sultan Harun al Raschid fern aus Bagdad bekommen hat. Jetzt ist die Zeit des Mittagessens, und Karl erscheint pnktlich im Speisesaal. Er it wacker; aber mehr als vier Gnge darf keine Mahlzeit haben, abgesehen von dem Braten, den eben die Jger am Spiee hereintragen: es ist ein mchtiger Eber aus dem Ardennerwalde. Sehr mig ist der ganze Hof im Trinken, denn Karl verabscheut die Trunkenheit. Whrend des Essens wird vorgelesen von einem Geistlichen, fo vergeht die Mahlzeit ruhig und ernst. Dann tragen die Diener die Schffeln und die Tische hinaus, und nun bleibt Karl noch ein Stndchen sitzen und plaudert mit feinen geistvollen Freunden: da ist An gilb ert, der Dichter, der gelehrte Alcuin, der Leiter der Hoffchule, und vor allem Einhart, der Vielgewandte, der Baumeister, der im kleinen Krper einen groen Geist beherbergt und der uns ein schnes Buch der Kaiser Karl geschrieben hat. Der Dichter Theodulf aber trgt ein eben vollendetes lateinisches Gedicht vor. Danach zieht sich Karl zur Mittagsruhe zurck und schlft ein paar Stunden. Am Nachmittag reitet er heute nicht zur Jagd oder auf eine Besichtigung. Er bleibt daheim und lt sich von einem Geistlichen griechischen Unterricht geben; denn er hat als Knabe nicht viel gelernt und holt das eifrig nach. Darauf besucht er die Schule fr die Shne der Hofbeamten und lobt die fleiigen Schler und tadelt die faulen. Zum Abendimbi kommt noch einmal der Freundeskreis zusammen und lauscht noch ein Stndchen der Musik. Frh ziehf sich der Kaiser zurck; doch schlft er nicht mehr als vier Stunden nacheinander. Dann unterbricht er den Schlaf, zieht eine Tafel unter dem Kopfkissen hervor und bt sich im Schreiben; denn das wird dem klugen Kaiser schwer. Der schwertgewohnten Hand machen die zierlichen Buchstaben Mhe. So schafft und lernt er bis ins hohe Alter hinein. E. Karls Ende. Siebzig Jahre zhlte Karl, da krnte er seinen Sohn Ludwig zum Nachfolger. Im nchsten Jahre starb er und wurde in der von ihm gebauten Kirche zu Aachen begraben. Es wird erzhlt, man habe ihn aufrecht in die Gruft gesetzt auf einen goldenen Stuhl, die Krone auf dem Haupte, das Schwert umgegrtet, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knien. Heute sind feine Gebeine zerfallen, aber fein Name lebt fort in dem weiten Reiche, das er beherrscht hat. Ein Reiterbild von ihm steht in

12. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 129

1893 - Trier : Lintz
129 Hub bittet dich — verzeih! mir fällt's zu sagen hart; Doch meinem Herrn den Mund so wie den Arm zu lehnen Ist meine Pflicht — um vier von deinen Backenzähnen Und eine Handvoll Haar aus deinem Silberbart." 14. Er spricht's und schweigt und steht gelassen, Des Sultans Antwort abzupassen. Allein wo nehm' ich Atem her, den Grimm Des alten Herrn mit Worten euch zu schildern? Wie seine Züge sich verwildern, Wie seine Nase schnaubt? mit welchem Ungestüm Er auf vom Throne springt? wie seine Augen glotzen, Und wie vor Ungeduld ihm alle Adern strotzen? 15. Er starrt umher, will fluchen und die Wut Bricht schäumend jedes Wort an seinen blauen Lippen. „Auf, Sklaven! reißt das Herz ihm aus den Rippen! Zerhackt ihn Glied für Glied! zapft sein verruchtes Blut Mit Pfriemen ab! weg mit ihm in die Flammen! Die Asche streut in alle Winde aus, Und seinen Kaiser Karl, den möge Gott verdammen! Was? Solchen Antrag? Mir? In meinem eignen Haus? 16. Wer ist der Karl, der gegeu mich sich brüstet? Und warum kommt er nicht, wenn's ihn So sehr nach meinem Bart und meinen Zähnen lüstet, Und wagt's, sie selber auszuziehn?" „Der Mensch muß unter seiner Mütze Nicht richtig sein," versetzte ein alter Chan; „So etwas allenfalls begehrt man an der Spitze Von dreimal hunderttausend Mann." 17. „Kalif von Bagdad," spricht der Ritter Mit edelm Stolz, „laß alles schweigen hier Und höre mich! Es liegt schon lange schwer ans mir, Karls Auftrag und mein Wort. Des Schicksals Zwang ist bitter. Doch seiner Oberherrlichkeit Sich zu entziehn, wo ist die Macht auf Erden? Was es zu thun, zu leiden uns gebeut, Das muß gethan, das muß gelitten werden. 18. Hier steh' ich, Herr, ein Sterblicher wie du, Und steh' allein, mein Wort trotz allen deinen Wachen Mit meinem Leben gut zu machen. Doch läßt die Ehre mir noch einen Antrag zu. Entschließe dich von Mahomed zu weichen, Erhöh das heil'ge Kreuz, das edle Christenzeichen, In Babylon und nimm den wahren Glauben an, So hast du mehr, als Karl von dir begehrt, gethan. 19. Dann nehm' ich's auf mich selbst, dich völlig loszusprechen Von jeder andern Forderung, Und der soll mir zuvor den Nacken brechen, Der mehr verlangt! So einzeln und so jung Buschmann. Iii. 2. 9

13. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 76

1907 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
76 auch die Kirche an der harten Bedrckung der Bauern teilgenommen hat und 2., da schon vor dem Auftreten Luthers Bauernaufstnde sich ereignet haben. 3. Die wichtigsten Erfindungen des Mittelalters. I. Die Uhren. Uhren sind mechanische Vorrichtungen zum Messen und Einteilen der Zeit. Schon in ltester Zeit hatte man die Sonnen-uhren, bei denen der Schatten eines von der Sonne beschienenen Krpers die Zeit anzeigt. Spter erfand man die Wasseruhren; bei ihnen tritt innerhalb einer gewissen Zeit Wasser aus einem Gef in ein anderes. Bei Sanduhren tut es der rieselnde Sand; solche gebrauchten die alten Griechen bei ffentlichen Reden, die Rmer bei den Militrwachen. Ein bedeutender Fortschritt waren die Rderuhren. Sie wurden frher durch herabtrpfelndes Wasser getrieben. Eine solche Uhr war die, die der Kalif von Bagdad Karl dem Groen schenkte. Um 1000 n. Chr. erfand man es, die Rderuhren durch Gewichte treiben zu lassen. Aber ihr Gang blieb ungleichmig, bis um 1650 die Pendeluhr erfunden wurde. Als dritte bewegende Kraft dient besonders bei Taschenuhren die Spann-kraft der Feder. Die Taschenuhren erfand der Nrnberger Schlosser Peter Henlein um 1500. Schon 1511 hatte er sie so vervollkommnet, da sie 40 Stunden gingen und schlugen. Nach ihrer Gestalt hieen sie Nrnberger Eierlein". Die Chronometer sind Taschenuhren von solcher Genauigkeit, da sie während eines Jahres nur um Sekunden von der rechten Zeit abweichen. Sie sind von dem Englnder Harrison zuerst hergestellt worden. Bedeutung der Erfindung. 1. Im gewhnlichen Leben war nun eine bessere Verteilung der tglichen Arbeiten mglich. Das Kochen der Speisen konnte nach Zeit geschehen. Groe Versammlungen konnten auf eine bestimmte Stunde verlegt werden. Beim Reisen konnte man die Lnge der Wege genau nach Zeit abmessen. 2. Fr die Wissenschaft wurden die Uhren besonders wichtig. Der Astronom konnte nun die Schnelligkeit der Sterubewegung genau bestimmen; der Mediziner ver-mochte aus der Zahl der Pulsschlge innerhalb einer Minute festzustellen, ob das Fieber zu- oder abnahm. So ist unser heutiges Gesamtleben ohne Uhren undenkbar. Ii. Der Kompa. Der Kompa ist die Verbindung von Magnet-nadel und Windrose, mittelst deren man eine bestimmte Richtung innehlt. Es hat sich noch nicht feststellen lassen, ob der Kompa eine europische

14. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 43

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Karl der Große. 43 Jahre; an den übrigen sollten nur sieben Schöffen einberufen werden, die der Graf aus den vermögenden, rechtskundigen Freien auf Lebenszeit ernannte. Die Verhandlungen fanden jetzt meist unter Dach und Fach statt. ■— Das Fehdewesen vermochte Karl nicht auszurotten, wie sehr auch die Geistlichkeit durch kirchliche Strafen: Bußen, Fasten, Kirchenbann, d. H. Ausschließung aus der kirchlichen Gemeinschaft, seine Bemühungen unterstützte. Mit der Entwicklung des Lehnswesens ging eine allmähliche Umgestaltung des Heerwesens vor sich. Immer mehr wurde das alte Fußheer der Freien durch die berittenen Vasallen der großen Grundherren, insbesondere des Königs selbst, verdrängt, so daß fortan bis gegen das Ende des Mittelalters die Schlachten und Fehden fast ausschließlich durch Reiterheere ausgefochten wurden. c) Wirtschaftliche Verhältnisse. Karl war trotz der Vergebung zahlloser Lehen der größte Grundbesitzer seines Reiches (vgl. S. 31). Mit der peinlichsten Sorgfalt regelte und überwachte er die Bewirtschaftung der Königsgüter. Diese wurden dadurch Musterwirtschaften und förderten den Ackerbau im ganzen Reiche. Fast überall drang die Dreifelderwirtschaft durch. Mit den Rodungen wurde fortgefahren und so immer neues Land für den Anbau gewonnen. Die gewerbliche Tätigkeit hielt sich in engen Grenzen, da die große Masse der Bevölkerung die nötigen Stoffe und Geräte im eigenen Hause anfertigte. Sogar des Kaisers Töchter mußten spinnen, weben, sticken und ihre Kleidungsstücke selbst zusammennähen. Ein selbständiges Handwerk konnte daher noch nicht aufkommen. Die Handwerker auf den Herrenhöfen der Großgrundbesitzer und in den Klöstern waren Hörige und arbeiteten für ihre Herrschaft. Karl erließ Vorschriften, wonach auf jedem größeren Königsgute Eisenschmiede, Gold- und Silberarbeiter, Zimmerleute, Schuster, Bäcker, Schneider und andere Handwerker beschäftigt werden sollten. Das sog. Kunstgewerbe wurde namentlich von den Mönchen gepflegt. Wie das Gewerbe, so nahm auch der Handel eine untergeordnete Stellung ein; der Handel mit dem Aus lande lag fast ganz in den Händen von Griechen und Juden. Aus Italien und dem byzantinischen Reiche kamen hauptsächlich Luxusgegenstände (Teppiche, Glaswaren, Schmucksachen) und indische Gewürze, nach dem Orient (Bagdad) gingen z. B. friesische Wollenmäntel. Der noch sehr schwache Binnenhandel entwickelte sich an den Stellen, wo von der großen Masse der Hörigen Waren über den Bedarf der Herrschaft hinaus hergestellt wurden, d. h. an den

15. Grundriß der Weltgeschichte - S. 87

1875 - Regensburg : Manz
87 Nach Ali's Ermordung kam die Chalisenreihe der Omlnjaden zur Herrschaft, unter welcher die Araber 711 von Afrika aus bei dem heutigen Gibraltar*) nach Spanien hinübersetzten und, nach der Besiegung der Westgothen, den größten Theil dieser Halbinsel in Besitz nahmen, worin sie nun ebenfalls den Islam verbreiteten. Als jedoch die Araber über die Pyrenäen tu Frankreich eindrangen, wurden sie von Karl Kartell in der §. 50 erwähnten Schlacht bei Tours zum Rückzüge gezwungen. Seit dem Jahre 750 kam ein neues Chalisen-geschlecht, die Abassiden, an die Reihe; ihr Regierungssitz war Bagdad. Unter ihnen erreichte das Chalisat den Gipfel seines Glanzes. Einer der Omaijeden, Abderrhaman, war dem Vernichtungsschwerte der Abassiden entronnen, hatte sich nach Spanien gewandt und dort das Chalifat von Cordova gestiftet, welches bei seiner Familie bis 1036 blieb. Die Abassiden haben sich nicht durch große Kriegsthaten, sondern durch die von ihnen mit Vorlieoe betriebene Pflege der Wissenschaften und Künste ausgezeichnet. — Unter ihnen glänzt namentlich Harun al Raschid, ein Zeitgenosse Karls des Großen (787—809), hervor. Aber gerade diese Richtung beförderte den Sturz des abafsidischen Geschlechtes und bewies überhaupt, daß sich der trügerische Muhamedauismus mit der Wahrheit des Wissens nicht verträgt. Nach dem Tode Harun's ging die innere Kraft des Chalisen-reiches einem raschen Verfall entgegen. Schon um das Jahr 9o0 nach Christus rissen die obersten Beamten der Chalisen von Bagdad alle Gewalt an sich — ähnlich wie in Franken die Majordomus —; sie hießen Emir al Omrah (d. i. Fürst der Fürsten) und waren in der Regel von Gebnrt Türken; an ihre Stelle traten dann die Seld-schncken, welche im Gebiete des ungeheuren Chalifenreiches selbstständige Sultanherrschaften gründeten. — So sank der innerlich hohle Muhamedauismus, wie jedes Unwahre, schnell von seiner stolzen Höhe herab. Das weibliche Geschlecht befand sich bei den Mnhamedanern, wie noch jetzt, in einer durchaus untergeordneten Stellung. Es herrscht bei ihueu Vielweiberei und die Frauen führen ein eingeschlossenes Leben. — Nur in Spanien entwickelte sich bei den Muhamedauern eine nngemeine Zartheit und Gefälligkeit im Umgang mit dem weiblichen Geschlechte. — Schon Abderrhaman I. begünstigte Ehen mit Christinnen, wobei die Fortdauer christlicher Housfrauenrechte nicht ausbleiben konnte. *) Von dem arabischen Feldherrn Tank erhielt Gibraltar seinen Namen „Gebel al Tarik" (Berg des Tank).

16. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 32

1914 - Leipzig : Hirt
32 Ii. Die Zeit des Frankenreiches. 50 Aber die Pflichten des Gerichts-und namentlich des Heerdienstes lasteten schwer auf den freien Bauern; diese zogen es daher vielfach vor, in ein Hrigkeitsverhltnis zu den Grundherren zu treten. So nahm der Stand der Gemeinfreien erheblich ab. Dafr entwickelte sich um so gnstiger die Grundherrschaft der weltlichen und geistlichen Groen mit dem Fron- oder Herren hos als Mittelpunkt. Hier gedieh auch das Gewerbe, das die unfreien Handwerker fr die Bedrfnisse ihrer Herr-schaft ausbten. In der Feldbestellung war man zur Dreifelderwirtschaft ber-gegangen. Man teilte die Ackerflur in drei Felder (Schlge), baute auf dem einen Schlag Winter-, auf dem zweiten Sommergetreide, den dritten lie man brachliegen; jedes Jahr wurde nun gewechselt, und zwar so, da auf die Brache jedesmal die Bestellung mit Wintergetreide folgte. Die Allmende (Bedeutung fr die Viehzucht!) umfate etwa die Hlfte des Landbesitzes. Fr den Handel sorgte Karl, wie Pippin es schon getan, durch die Ausprgung einheitlicher Mnzen*). Wegen der Seltenheit des Goldes nahm man Silber zum Mnzmetall. Aus einem Pfund Silber (zu 408 g) prgte man 20 Solidi oder Schilling-.240 Denare (also 1 Schilling = 12 Denare). Diese karolingische Silberwhrung fand auch auerhalb der Grenze des Reiches Verbreitung. Vgl. das karolingische mit dem noch heute bestehenden englischen Mnzsystem! In das Ma- und Gewichtssystem brachte er Ordnung; ferner war er auf Instandhaltung oder Neuanlage von Landstraen und Brcken bedacht. 4. Leben und Bildung. Der Kaiser hatte seine Hofhaltung in einer der Pfalzen (d. h. Palste), die er an verschiedenen Orten bauen lie. Am liebsten hielt er sich in Aachen auf, wo noch die von ihm erbaute Pfalzkapelle als ein Teil des Mnsters erhalten ist. Der Hof des Kaisers bot ein buntes, wechselvolles Bild. Vornehme aus allen Teilen des Reiches kamen, dem mchtigen Herrscher zu huldigen; braune Araber aus Bagdad, die Geschenke von Harun al Raschid brachten (darunter einen Elefanten und eine Wasseruhr), trafen dort rmische Mnche, die lateinische Verse zum Lobe des Kaisers dichteten; der Sachse begrte den Langobarden, der Slawe den Awaren. Ein glnzendes Schauspiel war es, wenn der Kaiser, der seinem Beinamen der Groe" schon uerlich durch seine stattliche Erscheinung Ehre machte, mit seinen Shnen, Tchtern^) und Hofleuten auf die Jagd ritt, unter dem Getn der schmetternden Hrner und begleitet von der klffenden Meute. Ein gemtliches Bild war es, wenn an der Tafel das Wildbret, am Spiee gebraten, aufgetragen wurde und dazu ein Schriftkundiger aus einem Geschichtsbuch oder einer Sagendichtung vorlas oder eine der Tchter des Kaisers zur Harfe sang. Karl selbst war vor allen mig in Speise und Trank und einfach in der Kleidung; er trug fast nur frnkische Kleidung, die seine Tchter eigenhndig gesponnen und gewebt hatten. *) Mittelalterliche Mnzen zeigt der Bilderanhang.

17. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 103

1887 - Leipzig : Kesselring
Die Araber seit dem 7. Jahrhundert. 103 Sule des Herkules galt, sein Lager auf. Diese Sttte nannten nachmals die Mauren Felsen des Tarik", Gcbel al Tarik. woraus der Name Gib- raltar entstanden ist. Im nchsten Jahre, 711, kam es bei Xeres de-^s ve ia la Frontera zur entscheidenden Schlacht. Roderich wurde geschlagen 711 und ertrank in den Fluten des Guadalquivir. Die Araber jedoch, denen Musa selber neue Scharen zufhrte, entrissen fast ganz Spanien den West- goten und breiteten auch hier den Islam aus. Seit 720 suchten die Araber auch jenseits der Pyrenen ihre Er-oberungen fortzusetzen, und 731 drang Abderrahman, der Statthalter der Spanien, mit einem ungeheuren Heer in das Reich der Franken ein, dies und das Christentum mit dem Untergang bedrohend. Da rettete beides 0ur unj, Karl Martell in der 7 tgigen Schlacht bei Tours und Poitiers Pmiers (Oktober 732). 732. Achtzehn Jahre nach Karl Martells Sieg wurde die Herrschaft der Abbasiden Ommijaden durch die Abbasiden gestrzt und ihr ganzes Geschlecht aus- 750. gerottet (750). Nur Abderrahman Ii. (755788) rettete sich nach Spa-nien, wo er in Kordova ein eigenes Kalifat grndete. Die Abbasiden (7501258) dagegen whlten das glnzende Bagdad am Tigris (763) zur Hauptstadt, wo Harun al Raschid, Karls des Groen Zeitgenosse, so ruhmvoll und krftig regierte, da sein Name noch lange in Erzhlungen und Mrchen (Tausend und eine Nacht") fortlebte. Aber durch die Bildung, die er und seine Nachkommen befrderten, und durch die Pracht und das Wohlleben in Bagdad ging allmhlich die kriegerische Kraft unter, so da die spteren Kalifen der Spielball ihrer Trkischen Leibwache (der Prtorianer des Orients) wurden. Seit dem 10. Jahr-hundert hatte der Kalif nur noch als religises Oberhaupt einigen Ein-flu; die weltliche Macht geriet in die Hnde eines Beamten, des Emir al Omrah (d. h. Fürst der Fürsten). Auch diese Wrde rissen 1058 die Trken an sick, welche dann 1206 von den Mongolen unter Dschingis-Khan be-siegt wurden. 1258 ward Bagdad selbst von einem Enkel Dschingis-Khans erobert, und das Kalifat hatte ein Ende. Die Mongolen unter-lagen jedoch bald darauf wieder den Trken, die unter Osman ihre Eroberungszge erneuerten und seit Ausgang des 13. Jahrhunderts die Herrschaft des Islams verbreiteten. In Spanien hat das Reich der Araber bis zum Jahre 1492 bestanden. Da wurde der letzte Reft, Gtanada1, durch die christlichen Herrscher, Ferdinand und Jsabella, zertrmmert. Seit dieser Zeit macht die Meerenge von Gibraltar die Scheidewand zwischen Bibel und Koran, zwischen christlichen und muhamedanischen Vlkern. Nchst den Kalifaten zu Bagdad und Kordova war das zu Kairo (970 durch den Fatimiden Moez gegrndet) am mchtigsten. Es wurde von 12501517 durch die Mamelucken beherrscht und dann ebenfalls den Osmanischen Trken unterworfen. Iv. Die arabische Kultur im 8. bis 12. Jahrhundert. Wissenschaftliche Beschftigung der Araber. Ihr Verdienst um Erhaltung alter Schriftwerke Arbeiten in Gold und Silber, in Stahl und Leder Arabische Bau-kunst Rundbogenstil): die Moschee zu Kordova, das Knigsschlo (Alhambra) zu (Sranada. Sinken der arabischen Kultur zur Zeit der Krenzzge, 1 r auad a, Stadt in Andalusien am Senil, linkem Nebenflu des Guadalquivir.

18. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 27

1910 - Leipzig : Voigtländer
24. Karls Wesen und Leben. 27 Der Kalif Harun al Raschid in Bagdad berlie ihm die Begrbnis-und Kuferstehungssttte des Heilands und sandte ihm Geschenke, z. B. einen groen Elefanten und eine kunstreiche Uhr. 23] 24. Karls Wesen und Leben. 1. Persnlichkeit und Lebensweise. In einem wertvollen Bchlein schildert der (Belehrte .(Ejjlh-Oj: d, der am kaiserlichen Hofe lebte, Karls des Groen Leben- dieser Schrift sind folgende Mitteilungen entnommen: Der Kaiser mar von stattlicher Gre und starkem Krperbau. Seine Erscheinung Rgen waren groß und lebhaft; seine Nase berschritt ein wenig das Mittelma. (Er hatte schnes weies haar und freundliche Zge. Bas alles verlieh seiner Erscheinung eine hohe Wrde." (Er bte sich fleiig im Reiten, Jagen und Schwimmen. Sehr an- Lebensweise genehm waren ihm Bder in warmen Quellen. Deshalb erbaute er sich zu Hachen eine Pfalz, die er in seinen letzten Lebensjahren ununterbrochen bewohnte." Karl kleidete sich nach frnkischer Weise. Er trug ein leinenes Unter- Meldung gewand, einen Rock, den ein seidener Streifen einfate, und kreuzweis ge-schnrte Beinbinden. 3m Vinter schtzte er Schultern und Brust durch ein Xdams aus (Dtter- oder Marderfell; als berwurf diente ein Jgermantel. Stets war er mit einem Schwert umgrtet, dessen Griff und Gehenk aus Gold oder Silber war. Nur bei besonderen Festlichkeiten trug er ein golddurchwirktes Gewand, mit Edelsteinen besetzte Schuhe, eine goldene Mantelspange, ein Diadem aus Gold und Edelsteinen und ein mit Edelsteinen geschmcktes Schwert." 3n Speise und Trank war er mig. Hm Spiee bereiteten Braten Mahlzeiten a er lieber als jede andere Speise. Whrend der Tafel hrte er gern Musik oder einen Vorleser, der ihm die Geschichten und Taten der Hlten vortrug." Reich und sicher flo ihm die Rebe vom Munde. Ruch Latein sprach Bildung er ziemlich gelufig; das Griechische konnte er besser verstehen als sprechen. Die Wissenschaften pflegte er eifrig. Er suchte auch das Schreiben zu erlernen und hatte beshalb Tafeln und Bchlein im Bett unter dem Kopfkissen liegen, um in schlaflosen Stunben seine hanb an die Herstellung der Buchstaben zu gewhnen. Rber die zu spt begonnene Hrbeit fruchtete nicht." 2. Karls Ende 814. Zwei treffliche Shne des Kaisers starben vor Karis Ende dem Dater. Hls Karl sein (Ende herannahen fhlte, versammelte er die Groen des Srankenreiches. Mit ihrer Zustimmung setzte er seinen Sohn

19. Theil 2 - S. 34

1839 - Leipzig : Fleischer
34 Nach der Zeit hat Karl weniger Kriege geführt als in der ersten Hälfte feiner Regierung. Indessen ganz fehlte es daran auch nicht. So mußte er mehrmals mit den Milzen und Sorben, die in der Gegend der Havel und Spree wohnten, Kriege führen. Um sie zurück- zuhalten, baute er eine Festung an der Saale, und eine an der Elbe. Aus jener ist Halle, aus dieser Magdeburg entstanden. Einmal schickte er auch ein Heer nach Böhmen. Seine vielen, zum Theil wirklich großen Thaten verschafften ihm allerwärts einen großen Ruhm. Nicht nur seine eigenen Völker sahen mit Ehrfurcht an ihm hinauf, sondern auch Fremde sprachen mit Be- wunderung von ihm. Selbst weit entfernte Könige suchten seine Freundschaft, und schickten Gesandtschaften an ihn. Ueber keine mochte sich Karl mehr wundern, als über die, welche Harun al Raschid (sprich Arreschid), der mächtige und weise Kalif von Bagdad, 807 an ihn schickte. Diese Morgenländer brachten ihm Geschenke mit, die vieles Aufsehen erregten. Es waren darunter Gezelte von schönen bunten Zeugen, seidene Stoffe, Rosenöl, Balsam, Räucherwerk, zwei große metallene Leuchter, und eine Uhr. Solche Maschine hatte man noch nie im Abendlande gesehen, und sie erregte daher die allgemeinste Bewunderung. Es war eine Wasseruhr von Messing. Nach jeder Stunde fielen so viele Erzkügelchen, als der Ueiger Stunden angab, auf eine Metallplatte herab, und erregten ein Geklingel; zugleich sprangen eben so viele Fenster auf, aus denen Reiter heraussprengten; sie jagten rings um die Uhr, und verschwanden dann wieder hinter denselben Fenstern. Ferner erhielt Karl ein Schachspiel, auch ein noch nie gesehenes Kunstwerk *). Karl schickte dem Kalifen Gegengeschenke, und zwar spanische Maulthiere, rheinländische Pferde, friesische Leine- wand, blau, grau, gestreift und weiß, auch große Hunde, die der Ka- lif zur Löwen- und Tigerjagd sich ausgebeten hatte. Ein alter Ge- schichtschreiber erzählt recht ergötzlich von der Verwunderung, welche die morgenländischen Gesandten bei dem vielen Ungewöhnlichen, wel- ches sie sahen, bezeigten. „Fast nach Iahresverlauf trafen sie im Fran- kenlande ein. Am hohen Osterfeste hatte sich der unvergleichliche Karl so geschmückt, daß er ihnen über die Maaßen schrecklich vorkam. Neu- gierig baten sie, Alles besehen und betasten zu dürfen. Er erlaubte es. Da stiegen sie allenthalben umher, liefen hierhin und dorthin, besahen Alles mit Staunen, befühlten Alles, und so oft sie vom Söller herab die Pracht der Geistlichen und Höflinge geschaut hatten, kamen sie mit hellem Gelächter zum Kaiser zurück, schlugen die Hände zu- sammen, und riefen ohne Aufhören: „Ei! sonst haben wir nur Men- ‘) Es wird noch auf der königlichen Bibliothek in Paris gezeigt.

20. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 34

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
34 Kapitel Vii. Das Reich Karls des Großen. Feldzug nach Spanien. Rolands Tod. sonders König Pippin von Italien und der kühne, im Liede verherrlichte Markgraf Erich von Friaul waren ihre Besieger. Viel Kostbarkeiten wurden in dem großen Ringwall der Avaren erbeutet. Das Volk ist damit in der umwohnenden Bevölkerung der Deutschen und Slawen aufgegangen. So wuchs der Machtbereich des Frankenreiches gewaltig nach Norden und Osten. Als Karl bei den Sachsen weilte und einen Reichstag dort abhielt, kam zu ihm eine Gesandtschaft aus Spanien vom Statthalter von Barcelona, der sich gegen den Kalifen von Kordova aufgelehnt hatte. Karl kam ihm zu Hilfe. Er hoffte die Spaltung bei den Arabern zwischen den Abassiden in Bagdad und den Omi jaden in Kordova zu einer Vernichtung der arabischen Herrschaft iu Spanien ausnutzen zu können. Doch hier irrte er sich. Die arabische Kultur erwies sich als überlegen. Unverrichteter Sache zog er heim. Obenein wurde die Nachhut seines Heeres unter dem tapferen Grafen Roland von den räuberischen Pyrenäenbewohnern, den Basken, im Paß Roncevalles überfallen und vernichtet. Roland ist in der Heldensage verherrlicht Kclch Tassilos im Kloster Krems-Münster. Worden. Auf cilicill späteren Zugt. gelang es Karl, wenigstens die spanische Grenzmark (von den Pyrenäen bis zum Ebro) zu errichten. Aber seit diesen Zeiten entstanden freundschaftliche Beziehungen zwischen Karl und dem Abassiden Harun al Raschid, dem großen Kalifen von Bagdad. Karl hatte das Frankenreich zu der gewaltigsten Landmacht erhoben. Nur die See beherrschte er nicht. Doch suchte er die Küsten gegen räuberische Einfälle der Dänen mtb Normannen im Norden und der Sarazenen im Süden zu schützen. § 2. Das Kaisertum. Schon Karls Vater Pippin hatte das Missionswerk in Deutschland eifrig gefördert. Karl fetzte die Arbeit energisch fort. Er sah sich als Förderer