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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 58

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 58 — Rheinbund nicht beitrat, wurde er 1806 vertrieben, sein Land von französischen Truppen besetzt und Kassel zur Hauptstadt des neugebildeten Königreichs Westfalen gemacht. Fulda und Hanau wurden dem 1810 gebildeten Groß- Herzogtum Frankfurt zugeteilt. Mehrere Versuche seitens der Hessen, die Fremdherrschaft zu stürzen, mißlangen. Nachdem aber Napoleon 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen worden, war Kurhessen wieder frei, und der Kurfürst kehrte in sein Land zurück. Dieser erhielt zu seinen früheren Besitzungen den Hauptteil des ehemaligen Fürstentums Fulda, die isenburgischen Ämter Birstein, Wächtersbach, Meerholz und Langenselbold und zuletzt die Stadt Volkmarsen. Dagegen wurde die Grafschaft Katzen- einbogen an Nassau abgetreten. Wilhelm I. war der Erbauer des Lust- schlosses Wilhelmshöhe und Schöpfer der meisten Anlagen, welche dasselbe umgeben. Nach ihm regierten noch zwei Kurfürsten. Der letzte Kurfürst von Hessen, Friedrich Wilhelm I., verlor 1866 sein Land an Preußen. Bessen-Rassel ein preußischer Regierungsbezirk. Im Jahre 1866 entstand zwischen Österreich und Preußen Krieg. Da Kurhessen mit anderen deutschen Staaten ausseiten Österreichs stand, so wurde es uach dem sür sie unglücklichen Ausgange des Krieges dem Königreiche Preußen einverleibt. Hessen bildet nun mit mehreren ehemals bayrischen und hessen-darmstädtischen Gebieten den preußischen Regieruugs- bezirk Kassel. Gleichzeitig wurde das Herzogtum Nassau nebst der freien Stadt'frankfurt und der Landgrafschaft Hessen-Homburg in den preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden umgewandelt. Die Regierungsbezirke-Kassel und Wiesbaden bilden zusammen die Provinz Hessen-Nassau mit der Provin- zialhauptstadt Kassel. 13. Übersichtliches. Grenzen. Im Norden: die preußischen Provinzen Westfalen (Regierungsbezirk Min- den) und Hannover (Regieruugsbezirk Hildesheim). Osten: die preuß. Provinz Sachsen (Regierungsbezirk Erfurt) und das Großherzogtum Sachsen-Weimar. Süden: das Königreich Bayern (Regierungsbezirk Unterfranken) und das Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt). „ Westen: der preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, die hessen-darm. städtische Provinz Oberhessen, der preuß. Kreis Wetzlar (Rheinprovinz), die preuß. Provinz Westfalen (Regierungsbezirk Arnsberg) und das Fürstentum Waldeck.

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1. Bürgerkunde - S. 128

1912 - Langensalza : Greßler
128 Hessen-Nassau besteht aus zwei Staaten, die bis 1866 selbständig waren, aus dem Kurfürstentum Hessen-Kassel und dem Herzogtum Nassau. Die Hessen sind Nachkommen des urdeutschen Stammes der Kalten. Das Land bildete bis zum Jahre 1100 einen Teil des Frankenreiches, der 1292 zu einem Reichssürstentum unter Landgrafen erhoben wurde. Im Jahre 1567 teilte man es in vier Teile, zwei davon blieben selbständig. Hessen-Kassel wurde dann gleichzeitig mit dem noch bestehenden Großherzogtum ein selbständiges Land- grafentum und 1808 ein Kurfürstentum. Nach der Schlacht von Jena verjagte Napoleon I. den Kurfürsten, besetzte Hessen und verband es mit Westfalen zu einem Königreich Westfalen, als dessen Oberhaupt er seinen Bruder Jerome einsetzte. Nach Napoleons Sturz lvurde der Kurfürst wieder eingesetzt. Der letzte Kurfürst, Friedrich Wilhelm I., büßle sein Doppelspiel zwischen Österreich und Preußen 1866 mit dem Verluste seines Thrones. — Das Her- zogtum N a s s a u war gleichfalls zur Römerzeit von den Katten bewohnt, die dann dem fränkischen Reiche botmäßig wurden; aus dem nassauischen Herzogshause ging die nieder- ländische Königsfamilie der Oranier hervor, benannt nach der Herrschaft Orange in Südfrankreich, die einer der nassauischen Herzöge 1530 erwarb und weiter vererbte. Die verschiedenen Linien des Fürstenhauses vereinigten sich 1816 wieder zu einem Herzogshause, dessen letzter Würdenträger der 1906 verstorbene Herzog Adolf wurde. Er stellte sich 1866 gegen den Willen der Landesvertretung aus die Seite Österreichs und büßte des- halb den Thron ein. — Regierungssitz: Kassel. Reg.-Be- zirksstädte: Kassel, Wiesbaden. — Die Provinz Hessen-Nassau ist mit 15 699 qkm und 1,9 Millionen Einwohnern die kleinste, zugleich auch die am meisten gebirgige, da das hessische Berg- land die Osthälfte, der Taunus und Westerwald die Westhälfte durchziehen; höchster Punkt ist die Wasserkuppe in der vul- kanischen Rhön. Sehr fruchtbar ist das Maiillal, wo Getreide- und Obstbau vorherrscht, ferner im gesegneten Rheingau, am westlichen Taunus und Westerwald, wo der Weinbau blüht

2. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 228

1901 - Berlin : Rentel
— 228 — Napoleons nicht noch mehr ans sich zu ziehen. Manch mutiges Abenteuer bestand die kühne Schar, die von Napoleon eine „Bande Straßenränder" genannt wurde. Der Franzosenkaiser setzte auf den Kopf Schills eine große Geldsumme aus, und der Held geriet iu eiue gefahrvolle Lage. Doch Schills Wahlspruch war: „Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende." Er zog nach Stralsund und verschanzte sich in der Stadt, wurde hier aber von den mit den Franzosen verbündeten Holländern und Dänen angegriffen. Wie ein Löwe kämpfte er mit seinen Genossen gegen die Feinde. Doch eine Kugel traf ihn, und er starb den Heldentod. Die £$jfcr zu Wesel. Ungefähr 600 Mann mit elf Offizieren gerieten in Feindeshand. Einige Unteroffiziere und Gemeine wurden erschossen; die übrigen führte man nach Frankreich in die Gefangenschaft. Die elf Offiziere, von denen der jüngste erst 16 Jahre zählte, brachte man nach Wesel (an der Mündung der Lippe), um ihnen den Tod zu geben. Als man ihnen auf dem Richtplatz die Angen verbinden wollte, wiesen sie dies Ansinnen zurück. Einer von ihnen, Ernst von Flemming, warf seine Mütze hoch in die Lnft und rief: „Es lebe unser König! Preußen hoch!" Als nun die Gewehrschüsse krachten, fielen zehn Offiziere zum Tode getroffeu nieder. Doch dem achtzehnjährigen von Wedel war nur der Arm zerschmettert. Als der Befehlshaber ihm nun Gnade anbot, rief er: „Gnade! ein echter Preuße verschmäht die Gnade eines fränkischen Henkers." Darauf kommandierte Wedel selbst: „Feuer!" und die Kugeln machten seinem Leben ein Ende. 179. Dörnberg in Hessen. 1809. Der Aufstand in Hessen. Der Kurfürst Wilhelm I. von Hessen war vou Napoleon I. entfernt worden und Jerome, der Bruder des Kaisers, hatte feinen Einzug in Kassel gehalten, um hier in dem neugebildeten Königreich Westfalen zu residieren. Um diese Zeit lernen wir den Oberst Dörnberg kennen, der aus hessischem Adel stammte und 1806 mit Blüchers Korps gefangen worden war. Nach dem Tilsiter Frieden hatte er seinen Abschied genommen und war im Königreich Westfalen Oberst eines Jägerbataillons geworden. Iu dieser Stellung bereitete er gegen die Herrschaft Jeromes eine Empörung vor. Das Land schien zum Ausstand reif zu sein, und besonders zählte man auf die Treue und Hilfe der Bauern. Im April des Jahres 1809 ertönten an der Diemel und Schwalm die Sturmglocken und riefen in schauerlichen Klängen das Landvolk zusammen. Unter Trommelschall erschien das Bauernvolk vom 60jährigen Mann bis zum 14jährigen Knaben. Es ertönte der Ruf: „Lebt wohl, Weib, Mutter, Schwester! Nieder mit den Franzosen! Es lebe unser Kurfürst! Die meisten von ihnen hatten weder Säbel noch Gewehre, sondern trugen Knüttel, Sensen, Heu- und Mistgabeln als Waffen. Als nun viele Tausende beisammen waren, hielt ein Geistlicher an sie eine begeisternde Anrede, und alle schwuren Tod und Verderbe:: den fremden Bedrückern. Niederlage der Hessen. Der Oberst Dörnberg, der sich in Kassel verraten glaubte, verließ die Stadt und stellte sich an die Spitze der Aufständischen. Ein junges blühendes Mädchen, Namens Karoline von Bannibach, entfaltete das von ihr selbst gestickte rotweiße Banner mit dem Spruch: „Sieg oder Tod im Kampfe fürs Vaterland!" „Ja, Sieg oder Tod!" ertönte die Antwort der Tausenden. Als nun bald darauf das Bauernheer unweit Kassel ans Jeromes Truppen stieß, zerstob

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 68

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 68 — 1756—1763 der siebenjährige Krieg (Schlachten: 1758 bei Sandershansen, 1759 bei Bergen, 1762 bei Wilhelmstal). 1792 Eroberung der Stadt Frankfurt a. M. dnrch hessische Truppen. 1803 Hessen erhält die kurmainzischen Ämter Amöneburg, Neustadt, Fritzlar und Naumburg, ferner die seitherige Reichsstadt Gelnhausen. 1803—1866 Hessen ein Kurfürstentum. 1803-1821 Kurfürst Wilhelm I. 1806 wird der Kurfürst durch Napoleon I. Vertrieben. 1806—1813 ist Kassel die Hauptstadt des Königreichs Westfalen. 1810 Fulda und Hanau werden dem Großherzogtum Frankfurt zugeteilt. 1813—1815 die deutschen Befreiungskriege. 1813 die Völkerschlacht bei Leipzig. Die Schlacht bei Hauau. 1816 Kurhessen erhält Fulda, Birstein, Wächtersbach, Meerholz, Langen- selbold und Volkmarsen. 1847—1866 Kurfürst Friedrich Wilhelm I., der letzte Fürst von Hessen. 1866 Krieg zwischen Preußen und Österreich und deren Verbündeten. Preußen nimmt Kurhessen, Nassau, Frankfurt und Heffen-Homburg in Besitz. Hessen-Kassel ein preußischer Regierungsbezirk. Die Bezirke G^rsfeld, Orb und Vöhl werden dem Regierungsbezirke Kassel zugeteilt. -- Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden C2i a f f a u). Bearbeitet von tdoutoeber, Lehrer zu Frankfurt a. M. Gr. 8°. 56 Seiten. Mit 1 Titelbild, 12 Abbildungen und 1 Karte. ------- preis in Umschlag geheftet 40 pfg. == Die Karte in der Größe von 38x27 cm daraus einzeln 20 Pfg. n Bei dieser aus der Praris entstandenen Heimatkttnde ist auf möglichste Be- schränknilg des Lehrstoffes gesehen, uin das Gedächtnis des Schülers nicht zu sehr zu belasten. Die Namen und Zahlen sind auf das erforderliche Maß beschränkt und der Inhalt in kurzen aber vollständigen Sätzen wiedergegeben. Dem Texte sind kurze Erzählungen aus der Heschichte undsage, sowieaeschreiöungen eingefügt, um den Unterricht anregender zu gestalten. Letztere sind in kleinerer Schrift gedruckt und heben sich deutlich von dem übrigen Texte ab. Gerade hierdurch unter- scheidet sich die vorliegende Heimatkunde von den bereits bestehenden. Zur Veranschaulichung der merkwürdigsten Orte und Denkmäler, sowie der berühmtesten Persönlichkeiten enthält das Büchlein verschiedene Abbildungen. Die dem Werkchen beigegebene Karte des Regierungsbezirks ist genau dem Texte angepaßt, in fünf Farben ausgeführt und bietet ein klares Bild unseres heimatlichen Bezirks. Die oben angeführten Vorzüge und die gute Ausstattung haben dem Werk- chen während der kurzen Zeit seines Bestehens eine Verbreitung geschaffen, welche unsere Erwartungen weit übertrofien hat; gewiß das beste Zeichen, daß der tzerr Verfasser mit der verausgabe desselben das Richtige getroffen hat.

4. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 154

1892 - Berlin : Simion
— 154 — Freiheit; der Pafsauer Vertrag 1552 endete seine Haft und sicherte den Protestantismus in Deutschland. Den Fehler der meisten deutschen Dynastieen, ihre Macht durch Erbteilung zu schwächen, beging auch die hessische; dem Testament Philipps gemäß spaltete sich nach seinem Tode (1567) dies Fürstenhaus in mehrere Linien, von denen indes seit 1604 nur zwei bestanden: die ältere, nach ihrem Sitz Hessen-Kassel genannt, und die jüngere, Hessen-Darmstadt. Jene trat zur reformierten Kirche über und hatte daher im dreißigjährigen Kriege die schwere Hand des Kaisers desto härter zu empfinden. Doch hielt die kraftvolle und kluge Landgräfin Amalie (Witwe Wilhelms V. und Regentin für ihren unmündigen Sohn Wilhelm Vi.) standhaft am schwedischen Bündnis fest, und sie erreichte dadurch im westfälischen Frieden 1648 für Hessen-Kassel manche Vorteile, namentlich den Besitz der Abtei Hersfeld. Im 18. Jahrhundert schändeten sich die Landgrasen von Hessen durch den Handel, den sie mit ihren Landeskindern trieben. Die hessischen Truppen, als tapfer und ausdauernd bekannt, waren eine gesuchte Ware. Landgraf Friedrich I. verkaufte sie an England und verwandte den Erlös in Schweden, dessen Krone er (1720) durch Heirat erhalten hatte. Seine Nachfolger, Wilhelm Viii. (1751—1760) und Friedrich Ii. (1760—1785) setzten den Sol-datenhandel in schamlosester Weise fort. Anfangs dienten die Verkauften wenigstens deutschen Zwecken, indem England sie im siebenjährigen Kriege für Preußen fechten ließ, und so nahmen sie an den Siegen Ferdinands von Braunschweig (besonders bei Minden 1759) rühmlichst teil; dann aber verkaufte Landgraf Friedrich Ii. sie nach Amerika zum Kriege gegen die englischen Kolonieen (1776—1782). Auch sein Sohn Wilhelm Ix. lieferte den Engländern Truppen und zwar gegen eine jährliche Summe von 36 000 Pfund Sterling ein stehendes Corps von 12 000 Mann. Von diesen Blutgeldern sammelten die Landgrafen Friedrich Ii. und Wilhelm Ix, einen großen Schatz baren Geldes. 1802 wurde die Landgrasschaft Hessen-Kassel durch einen Reichsdeputationsbeschluß zum Kurfürstentum erhoben, 1807 aber von Napoleon mit andern mitteldeutschen Gebieten zu einem „Königreich Westfalen" unter Jerome Bonaparte vereinigt. Jerome gab in seiner Hauptstadt Kassel durch sittenloses Leben ein schlimmes Beispiel; doch schaffte die Franzosenherrschaft auch manche alte Mißbrauche im Staate ab. Diese wurden, als Kurfürst Wilhelm I. (früher Landgraf Wilhelm Ix.), ein harter Despot, 1813 zurückkehrte, von demselben nach Möglichkeit wiederhergestellt. Auf dem Wiener Kongreß vergrößerte man

5. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 204

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 204 — 7. Hessen. Das tapfere Volk der Hessen oder Katten, wie sie ursprünglich hießen, saß im jetzigen Ober- und Niederhessen. Während der Völkerwanderung wurden die Katten in den Frankenbund aufgenommen, und im 8. Jahrhundert brachte ihnen Bonifatius das Christentum. Unter der fränkischen Herrschaft entstand im Hessenlande ein gebieterischer Adel, dessen Macht durch die Verleihungen der fränkischen Herzoge sehr zunahm. Als Landesherren wurden die Landgrafen von Thüringen anerkannt (Ludwig I. der Bärtige 1039; Ludwig Ii. der Salier 1050-1123), die meist jüngere Söhne in Hessen regieren ließen. Nach dem Aussterben des Mannesstammes der thüringischen Landgrafen mit Heinrich Raspe erhob dessen Nichte Sophie von Brabant Ansprüche für ihren Sohn Heinrich gegen den Markgrafen Heinrich den Erlauchten von Meißen. Nach langen Fehden erhielt 1263 Heinrich das Kind von Brabant das nördliche Hessen, den eigentlichen „Hessengau", und 1292 erhob König Adolf von Nassau die Landgrafschaft Hessen zu einem erblichen Reichsfürstentum. Heinrich I. nahm seinen Sitz in Kassel und wurde Stammvater der verschiedenen Linien der hessischen Fürsten. Er teilte das Land unter seine Söhne in Niederhessen mit Kassel und in Oberhessen mit Marburg. Seit 1500 wurden aber die verschiedenen Linien unter Wilhelm Ii. wieder vereinigt und dessen Sohn Philipp I. der Großmütig e (1509—1567) war einer der mächtigsten Fürsten Deutschlands, der durch sein kräftiges Eintreten für die Reformation hinreichend bekannt ist. Aus den Gütern der eingezogenen Klöster errichtete er 1527 die Universität Marburg. Nach seinem Tode spaltete sich das hessische Fürstenhaus wieder in mehrere Linien, von denen jedoch seit 1604 nur zwei bestanden: die ältere Hessen-Kassel und die jüngere Hessen-Darmstadt. Die erstere trat zur reformierten Kirche über und hatte deshalb während des dreißigjährigen Krieges von den Kaiserlichen viel zu erdulden. Die kluge Landgräfin Amalie, die Witwe Wilhelms V. und Regentin für ihren unmündigen Sohn Wilhelm Vi., hielt aber standhaft am schwedischen Bündnisse fest und erwarb deshalb im westfälischen Frieden für ihr Land den Besitz der Abtei Hersfeld und den größten Teil der Grafschaft Schaumburg. Trotz der traurigen Lage des Landes herrschte aber am Hofe im 17. Jahrhundert ein außergewöhnlicher Luxus und schon in den Zeiten nach dem dreißigjährigen Kriege verkauften die Landgrafen von Hessen ihre Landeskinder als Söldner in fremde Heere. Die hessischen Truppen, ausgezeichnet durch Kriegsmut und Ausdauer, waren in den meisten Heeren Europas zu finden. Friedrick Ii. (1760—1785), welcher zur katholischen Kirche übergetreten war, überließ England für den Krieg mit den nordamerikanischen Kolonien nicht weniger als 22 000 Mann, wofür ihm 21 Mill. Thaler ausgezahlt wurden, und Wilhelm Ix. hielt den Engländern gegen Zahlung von 36 000 Pfund Sterling gar ein siebendes Heer von 12öö0 Mann. Am 1. Mai 1803 erhielt Wilhelm Ix. die Würde eines Kurfürsten, verlor aber im Frieden von Tilsit 1807, obgleich er gegen Napoleon seine Neutralität erklärt hatte, sein Land. Napoleon errichtete in Kassel die Residenz des für seinen Bruder Jerome geschaffenen Königreichs Westfalen. Die Franzosenherrschafft hatte manche Mißbräuche im Staate beseitigt, als aber Kurfürst Wilhelm I. nach Jeromes Vertreibung am 21. November 1813 wieder zur Regierung gelangte, stellte er alles, selbst die Zöpfe der Soldaten, wieder in den alten Stand. Auf dem Wiener Kongreß wurde Kurhessen durch den größten Teil von Fulda und Isenburg vergrößert. Wilhelm Ii. (1821 bis 1847) regierte ebenso unumschränkt wie sein Vater, mußte aber doch notgedrungen 1831 seinem Lande eine Verfassung geben. Weil dieselbe aber ttte vollständig durchgeführt wurde, so blieb sie der Gegenstand fortwährenden Streites zwischen den Ständen und der Regierung. Wilhelms Ii. Nachfolger war sein Sohn Friedrich Wilhelm I. (1847—1866). 8. Nassau. Das fränkische Geschlecht der Grafen von Nassau stammte aus alter deutscher Zeit. Seit 1255 teilte es sich in zwei Linien: die Walramische

6. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 25

1883 - Leipzig : Spamer
Geschichte des Hessenlandes. 25 Nach dem Untergange des Erzbistums Mainz war ans Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel als ältesten Lehnsträger die Kurwürde übergegangen. Als der gefürchtete Korse die. deutschen Fürsten des Westens zur Huldigung gen Mainz entbot, wagte der Kurfürst von Hessen-Kasfel, vom „General Bonaparte", wie er ihn bloß nannte, fern zu bleiben. Da suchte ihn Napoleon für den Preis des Paderbornischen und des Eichsfeldes sowie der Verleihung des Titels „König der Chatten" zum Beitritt in den Rheinbund zu gewinnen. Doch der Kurfürst hielt zu der von Preußen eingeleiteten Neutralitätspolitik. Kassel. Wiewohl Napoleon diese feierlichst anerkannt hatte, ward Hessen-Kassel treu- los überfallen und des Korsen Bruder Hieronymus (Jeröme) als Schattenkönig der Chatten oder, wie er ihn nannte, „König von Westfalen" eingesetzt. Hessen-Kassel büßte im Jahre 1866 seine Selbständigkeit ein und ward ein Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Kassel und die Wilhetmshöhe. „Mitten in einem weiten, rings von einem Kranze von Bergen umrahmten Thale liegt die alte Hauptstadt des Hessen- landes, Kassel, die ehemalige Residenzstadt des Kurfürstentums, jetzt Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Hessen-Nassau und des Generalkommandos des Xi. preußischen Armeekorps, sowie ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Sie wird durch den schiffbaren Fuldastrom, der gleich einem Silberbande das Thal durch- schlingt, in zwei ungleiche Hälften geteilt." Am rechten Ufer liegt die kleine

7. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 15

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 15 — gerichts, eines Landgerichts, einer Oberpostdirektion, einer Eisenbahndirektion, einer Handels- und einer Landwirtschaftskammer und des Konsistoriums, der höchsten evangelischen Kirchenbehörde des Bezirks. Auch befindet sich hier das Generalkommando des 11. Armeekorps. Zum 11. Armeekorps ge- hören außer anderen die meisten Heerespflichtigen unseres Bezirks.) Die Stadt ist Garnison, d. i. ein Standort von Truppen. Gewerbe, Handel und Verkehr sind lebhaft. Unter den Fabriken ist die Maschinenfabrik von Henschel die größte. Zur Förderung 'des Handels dienen zwei Messen, Acht Eisenbahnen treffen in Kassel zusammen. Die Vorstadt Wehlheiden an der Wilhelmshöher Allee hat eine Strafanstalt und ein evangelisches Diakonissenhaus. Kassel hat eine schöne Umgebung. 2. Landkreis Rassel. Dieser Kreis umgibt den Stadtkreis Kassel. Er umfaßt das frucht- bare Talbecken von Kaffel, den Habichtswald, die Söhre fowie einen Teil des Kanfnngerwaldes und wird in der Mitte von der Fulda durchströmt. Kreishauptstadt ist Kassel. Eine Stunde westlich von Kassel liegt die durch ihre prächtigen Parkanlagen und ihre Wasserkünste berühmte und vielbesuchte Wilhelmshöhe. Wilhelmshöhe ist ein großes Lustschloß am Habichtswalde. Es ist umgeben mit Herr- lichen Garten- und Parkanlagen, die sich bis zum Gipfel des Karlsberges hinaufziehen. Natur und Kunst haben sich hier vereinigt, um ein Werk zu schaffen, das in Deutsch- land seinesgleichen sucht. Auf der Höhe des Karlsberges (520 in) erhebt sich das acht- eckige Riesenschloß. Das platte Dach desselben trägt eine Spitzsäule mit dem kupfernen Bildnis des Herkules. Letzterer wird vom Volke „der große Christoph" genannt. Er ist fünfmal so hoch als ein Mann, und in seiner Keule haben neun Personen Raum. Das ganze Gebäude ist 70 in hoch. Man hat von hier eine herrliche und weite Aussicht Unter dem Riesenschlosse befinden sich in einer offenen Grotte die Vexier- wasser, das sind kleine nach allen Richtungen sich kreuzende Wasserstrahlen. Vom Riefenfchlosfe ziehen sich die Kaskaden den Berg hinab. Ein 13 m breiter Wasser- strom ergießt sich hier über eine fast 300 vi lange, breite Treppe hinunter. Außer- dem bilden die Wasser viele Becken, Teiche, künstliche Bäche, hohe und breite Wasser- fälle. In dem Teiche vor dem Schlosse, wo sich die Wasser sammeln, befindet sich ein mächtiger Springbrunnen (Fontäne) von 60 m Höhe. Er ist einer der höchsten, die es gibt. Außer diesen Wasserkünsten sind in den Anlagen sehenswerte Felspartien, Brücken, Tempel u. dgl., serner die Löwenburg, die Nachahmung einer alten Ritter- bürg. Diese enthält zugleich die Ruhestätte des Kurfürsten Wilhelm I., welcher der Erbauer des Schlosses und der Schöpfer der meisten Anlagen war. Wilhelmshöhe, nach ihm benannt, war ehemals Sommerresidenz der Kurfürsten von Hessen. 1870 bis 1871 war das Schloß Aufenthalt des gefangenen französischen Kaisers Napoleon Iii. Unser Kaiser, Wilhelm Ii., residierte dort mehrere Jahre, als er das Gymnasium in Kassel besuchte. Jetzt hält sich in Wilhelmshöhe oft die kaiserliche Familie auf. Das hier liegende Militär zählt zur Garnison Kassel. Eine elektrische Bahn führt durch die schnurgerade Wilhelmshöher Allee, an der fast überall Gärten und Häuser liegen, nach der Stadt. In der Umgebung von Kassel sind viele große Dörfer. ^Kirchditmold ist aus uralter Gerichtsstärte entstanden. Etwas unterhalb Kassel an der *) Was mit einem Sternchen bezeichnet ist, kann beim Unterrichte noch etwa wegfallen.

8. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 165

1892 - Leipzig : Voigtländer
15] Provinz Hessen-Nassau. A. Hessen. 165 Kassel den neuen Geschützen gegenüber unzulänglich erwiesen hatten, befahl Friedrich die Schleifung derselben; die Stadt wurde erweitert und verschönert. Künste und Wissenschaften erfreuten sich seiner besonderen Pflege. Er gründete eine Maler- und Bildhauer-Akademie, ein Lyceum mit einem Lehrerseminar. Um dem durch den Siebenjährigen Krieg verarmten Lande besser aufhelfen zu können, schloß Friedrich einen Subfidienvertrag mit England, nach welchem er 13000 Mann in dem nordamerikanischen Unabhängigkeitskriege auf Seite Englands stellen mußte*). Die Stände des Volkes errichteten ihm schon zu Lebzeiten ein Denkmal mit der Inschrift: „Friderico Ii patria“. Ihm folgte sein Sohn Wilhelm Ix., 1785-1803 (als Kurfürst Wilhelm I., 1803 bis 1821). Alsbald nach seinem Regierungsantritt vereinfachte er das Hofleben, das Soldatenwesen und schafftediefolter im Gerichtsverfahren ab. Er erbaute das prächtige Schloß zu Wilhelmshöhe und die Löwenburg. Im Jahre 1792 nahmen die hessischen Truppen teil an dem Feldzuge in die Champagne und entrissen nach Helden mutig ent Kampfe den Franzosen die Stadt Frankfurt**). Im© e parat = frieden von Bafel (1795) mußte der Landgraf seine links-rheinischen Besitzungen an Frankreich abtreten, wurde aber 1803 durch den sogenannten Reichsdeputationshauptschluß durch die kurmainzischen Ämter Amöneburg, Neustadt,Fritzlar,Naumburg und durch die Reichsstadt Gelnhausen entschädigt. Zugleich wurde Hessen-Kassel zum Kurfürstentum erhoben. 7. Die Kurfürsten von Hessen-Kassel. Wilhelm I., 1803—1821. Der Kurfürst wies alle Versuche Napoleons, ihn zum Beitritt zum Rheinbund zu gewinnen, zurück, blieb aber beim Ausbruche des Krieges zwischen Preußen und Frankreich neutral. Trotzdem ließ Napoleon nach der S ch l a ch t bei Jena Kurhessen besetzen. Ein unter Führung des Obersten von Dörnberg 1809 unternommener Versuch, die Fremdherrschaft zu stürzen, mißlang. Erst nach der Schlacht von Leipzig kehrte der Kurfürst in sein Land zurück. Die Hessen nahmen in den Jahren 1814 und 1815 unter Führung des Kurprinzen ruhmvollen Anteil an den Freiheitskämpfen***). Wilhelm I. starb 1821 und wurde seinem letzten Willen entsprechend in der Löwenburg auf Wilhelmshöhe beigesetzt. Ihm folgte sein Sohn *) Lies: Karl Wagner, Geschichte des Hessenlandes, S. 31—33. **) Lies: M. v. Ditsurth, Erzählungen aus der hessischen Kriegsgeschichte Ii, 3. ***) Lies: Daselbst Ii, 2.

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 35

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Friede zu Tilsit. Ii 3?io. 35 bei Tilsit aufgeschlagen war, mit Napoleon Frieden und Bndnis. Den Abgesandten Friedrich Wilhelms und dann diesen selbst schob man beiseite: in einen Mantel gehllt, schaute er in strmendem Regen, von russischen Offizieren umgeben, der Unterhaltung zu. Erst am folgenden Tag erhielt er Zutritt: aber auch da stellte ihm Napoleon sein Gefolge nicht vor, zog ihn nicht zur Tafel. 9. Nun sollte Preußen der Friede vorgeschrieben werden. In dieser Not entschlo sich Luise, nach Tilsit zu reisen, um vielleicht mildere Be-dingungen zu erlangen. Es kostete sie viel Selbstberwindung, sich gegen-ber der Geiel der Menschheit" zu bemeistern. Es ist mir, als wenn ich in den Tod ginge," klagte sie. Tapfer hat sie mit dem unbarmherzigen Mann gerungen. Als er ihre Bitte um die linkselbischen Lande abschneiden wollte durch die Frage, wo der Stoff zu dem Prunkkleide gemacht sei, das sie trug, fragte sie: Sollen wir von Putz reden in diesem Augen-blick?" Dann stellte sie ihm die schne Pflicht der Menschlichkeit und Gromut vor Augen: die Manen Friedrichs des Groen werde er ehren, indem er sein Werk nicht zerstre; es war, wie sie selbst spter sagte: ein Seelenergu gegen ein Herz von Bronze." Nachher bei Tische fragte er, wie nur Preußen den Krieg gegen ihn habe wagen knnen. Schlagfertig antwortete sie: Der Ruhm Friedrichs des Groen hat uns der unsere Mittel getuscht." Er mute schweigen. Luise hatte auf ihn einen Eindruck gemacht, wie nie eine Frau: noch spter hat er wiederholt Worte der Anerkennung fr die liebenswrdigste und interessanteste Frau" gefunden. Mit doppelter Hrte lieh er am folgenden Tag seinem Ha gegen Preußen Worte. Alle Preußen, wie sie sind, brennen doch vor Be-gierde, sich an mir persnlich zu rchen," sagte er zu Friedrich Wilhelm, der freilich aus seinem Gefhl gegen den Sieger keinen Hehl machte. Als er noch in letzter Stunde eine Unterredung suchte, erhielt er die Antwort: Eure Majestt vergessen, da ich nur mit Rußland verhandle." 10. Und nur aus Rcksicht auf den Herrscher aller Reuen", als Gnadengeschenk, erhielt der König beim Abschlu des Friedens die kleinere Hlfte seines Reiches zurck. Aus den westlichen Landschaften nebst dem Herzogtum Braunschweig und dem Kurfrstentum Hessen-Kassel schuf Napo-leon das Knigreich Westfalen fr seinen jngsten Bruder Hiero-nymus (Ierome), der auf dem Schlosse Wilhelmshhe bei Kassel Hof hielt und das Land zugunsten der kaiserlichen Kasse grndlich aussaugen mute. Doch hob er die Leibeigenschaft auf, wie denn die Napoleonische Herr-schaft berall die veralteten Zustnde wegrumte, eine Art Verfassung?-leben, brgerliche Gleichheit, ffentliches Rechtsverfahren mit Schwur-gericht und andere Maregeln einfhrte, die der Freiheit und dem Wohl- 3*

10. Der Gutsherr von Vechelde - S. 86

1911 - Braunschweig : Graff
•>»>*>.»>»>»>»>»>*>*>••<>.*>»*»>*> 86 4w4»4*4w4*4er4w4*4*4v<er4mw4*4*: völlig ausgesogen; die Bauern hatten es kaum gewagt, ihre Acker zu bestellen, aus Furcht, daß ihnen doch alles von den grausamen Feinden entrissen würde, und so herrschte denn in der ganzen Gegend, sowohl in Westfalen als auch in Südhannover und Hessen auf dem Lande bittere Armut. Die Gegenden, wo die Franzosen ihre Winterquartiere aufgeschlagen hatten, waren viel weniger mitgenommen und es herrschte dort noch eine gewisse Wohlhabenheit. Auch war die Überlegenheit an der §ahl bei den Franzosen so bedeutend, daß es uns nicht wunder nehmen darf, wenn von dem Herzog während des ganzen Wahres keine bedeutenden Unternehmungen gemacht werden konnten und er sich in der Hauptsache auf die Verteidigung beschränkte. 3m Ztiai ließ Ferdinand die Truppen seines Heeres ein Lager zwischen Wabern und Fritzlar beziehen, ehe noch der Feind daran zu denken schien, seine Stellungen zu verlassen. J>m Lager bei Wabern herrschte ein reges Leben. Das Wetter war so prächtig, wie es schöner kaum gedacht werden konnte; die Stimmung der Mannschaften war in jeder Beziehung eine vortreffliche, von Kassel und den umliegenden Städten kam zahlreicher Besuch ins Lager, und nicht selten wurden allerlei Belustigungen veranstaltet, an denen der Herzog und der Erbprinz selbst sich beteiligten. Ls schien in der Tat, als dächte der Herzog nicht daran, daß er einen ihm an Zahl bedeutend überlegenen Feind vor sich hatte. Aber er war nicht untätig und er ließ insgeheim alles, was im feindlichen Lager vorging, beobachten, so daß er von allem genau unterrichtet war. Deshalb schickte er auch den Erbprinzen mit einem starken Korps gegen Fulda, als er hörte, daß die Franzosen sich dieses Ortes bemächtigen wollten. Ferner schickte er den General von Spörken gegen den vordringenden Saint Germain nach Lünen

11. Welt- und Staatskunde - S. 199

1910 - Berlin : Mittler
V. Verfassung und Verwaltung und die Parteien. 199 hat über die Kreisangelegenheiten, insbesondere den Kreishaushalts-etat und die Kreissteuern, zu beraten und zu beschließen. Der Kreisausschuß ist sowohl staatliche Behörde als auch Organ der kommunalen Selbstverwaltung des Kreises. Er hat — wie der Magistrat in den Städten in Beziehung auf die Stadtverordnetenversammlung — die Beschlüsse des Kreistages vorzubereiten und auszuführen. Er setzt sich zusammen aus dem Landrat als Vorsitzenden und 6 Mitgliedern, die vom Kreistag gewählt werden. 3u den Aufgaben des Kreiskommunalverbandes gehört die Verwaltung der ihm gehörenden Chausseen, Brücken, Schulen, Krankenhäuser und sonstigen öffentlichen Anstalten. Städte mit mehr als 25 000 Einwohnern können aus dem Verband des Kreises ausscheiden und bilden dann einen eigenen Stadtkreis. An die Stelle des Kreisausschusses tritt hier der Stadtausschutz, bestehend aus dem Bürgermeister als Vorsitzenden und 4 Mitgliedern, die vom Magistrat aus seiner Mitte für die Dauer ihres Hauptamtes gewählt werden^ Die Kommunalaufgaben der Stadtkreise fallen mit denen der otadtgemeinfre zusammen. Neben der für die sechs östlichen Provinzen geltenden Kreisordnung vom 13. 12. 1872 (in neuer Fassung vom 19. 3. 1881) bestehen Kreisordnungen für die Provinz Hannover vom 6. 5. 1884, „ „ „ Hessen-Nassau vom 7. 6. 1885, „ „ „ Westfalen vom 31. 7. 1886, „ „ Rheinprovinz vom 30. 5. 1887, „ „ Provinz Schleswig-Holstein vom 26. 5. 1888, „ „ „ Posen v. 20.12.1828 (abgeändert unter dem 4. 8. 1904).- Grundsätzlich stimmen diese Kreisordnungen überein. Kreissteuern siehe Seite 204. b) Der Regierungsbezirk. Mehrere Kreise sind zu einem Regierungsbezirk vereinigt. Es gibt 35 Regierungsbezirke. Die Regierung (so nennt man kurz die Behörde des Regierungsbezirks) ist lediglich Behörde der allgemeinen Landesverwaltung; nur die beiden Regierungsbezirke der Provinz Hessen-Nassau, Kassel und Wiesbaden, sind wie die Kreise und Provinzen Verbände der kommunalen Selbstverwaltung. An der Spitze des Regierungsbezirkes steht der Regierungspräsident. Er führt die Geschäfte der Präsidialabteilung, der ehemaligen Abteilung des Innern, und übt ein gewisses Aufsichtsrecht über die beiden anderen Abteilungen: I. für

12. Geschichte der neuesten Zeit - S. 35

1910 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Friede zu Tilsit. Iii 379. 35 bei Tilsit aufgeschlagen war, mit Napoleon Frieden und Bndnis. Den Abgesandten Friedrich Wilhelms und dann diesen selbst schob man beiseite: in einen Mantel gehllt, schaute er in strmendem Regen, von russischen Offizieren umgeben, der Unterhaltung zu. Erst am folgenden Tag erhielt er Zutritt: aber auch da stellte ihm Napoleon sein Gefolge nicht vor, zog ihn nicht zur Tafel. 9. Nun sollte Preußen der Friede vorgeschrieben werden. In dieser Not entschlo sich Luise, nach Tilsit zu reisen, um vielleicht mildere Be-dingungen zu erlangen. Es kostete sie viel Selbstberwindung, sich gegen-ber der Geiel der Menschheit" zu bemeistern. Es ist mir, als wenn ich in den Tod ginge," klagte sie. Tapfer hat sie mit dem unbarmherzigen Mann gerungen. Als er ihre Bitte um die linkselbischen Lande abschneiden wollte durch die Frage, wo der Stoff zu dem Prunkkleide gemacht sei, das sie trug, fragte sie: Sollen wir von Putz reden in diesem Augen-blick?" Dann stellte sie ihm die schne Pflicht der Menschlichkeit und Gromut vor Augen: die Manen Friedrichs des Groen werde er ehren, indem er sein Werk nicht zerstre; es war, wie sie selbst spter sagte: ein Seelenergu gegen ein Herz von Bronze." Nachher bei Tische fragte er, wie nur Preußen den Krieg gegen ihn habe wagen knnen. Schlagfertig antwortete sie: Der Ruhm Fried-richs des Groen hat uns der unsere Mittel getuscht." Er mute schweigen. Luise hatte auf ihn einen Eindruck gemacht, wie nie eine Frau: noch spter hat er wiederholt Worte der Anerkennung fr die liebenswrdigste und interessanteste Frau" gefunden. Mit doppelter Hrte lieh er am folgenden Tag seinem Ha gegen Preußen Worte. Alle Preußen, wie sie sind, brennen doch vor Be-gierde, sich an mir persnlich zu rchen," sagte er zu Friedrich Wilhelm, der freilich aus seinem Gefhl gegen den Sieger keinen Hehl machte. Als er noch in letzter Stunde eine Unterredung suchte, erhielt er die hhnische Antwort: Eure Majestt vergessen, da ich nur mit Rußland ver-handle." Und nur aus Rcksicht auf den Herrscher aller Reuen", als Gnadengeschenk, erhielt der König beim Abschlu des Friedens die kleinere Hlfte seines Reiches zurck. Aus den westlichen Landschaften nebst dem Herzogtum Braunschweig und dem Kurfrstentum Hessen-Kassel schuf Napo-leon das Knigreich Westfalen fr seinen jngsten Bruder Hiero-nymus (Ierome), der auf dem Schlosse Wilhelmshhe bei Kassel Hof hielt und das Land zugunsten der kaiserlichen Kasse grndlich aussaugen mute. Doch hob er die Leibeigenschaft auf, wie denn die Napoleonische Herr-schaft berall die veralteten Zustnde wegrumte, eine Art Verfassungs-leben, brgerliche Gleichheit, ffentliches Rechtsverfahren mit Schwur-gericht und andere Maregeln einfhrte, die der Freiheit und dem Wohl- 3*

13. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 279

1890 - Gotha : Behrend
Wilhelmshöhe. 279 Haus" genannt. In der unteren Etage desselben befindet sich das Frauengemach, der Speisesaal und die Küche. Das an die Küche stoßende Landgrafenzimmmer, Wohn-, Geschäfts- und Empfangszimmer des Landgrafen, ist behaglich ausgestattet mit Möbeln im Stile des 12. Jahrhunderts. Die obere Wandfläche eut- hält treffliche Fresken. Sie stellen in sieben aneinander gereihten Bildern Scenen aus dem Leben der ersten Landgrafen dar. — Die Aussicht vom Zimmer ist reizend. Durch die von Löwen bewachte Thür gelangt man zum Sängersaal, dem ursprünglichen Festsaal, ans dessen nördlichem Ende sich eine schmale getrennte Bühne, die Laube geuannt, befindet, der Ort, wo die Sänger antraten. Dieser Saal ist vorzugsweise der Erinnerung an die großen Dichter des Mittelalters und besonders dem Wettstreit derselben im Jahre 1207 gewidmet. Stufen aus dem Saale führen zur Sängerlaube empor; in ihr befinden sich zu beiden Seiten die Steinbänke, worauf die Sänger saßen, bis einer nach dem anderen in die Mitte der Arkaden vortrat, um sein Lied erschallen zu lassen. Aus dem Sängersaal gelangt man in die Elisabethengalerie, so genannt, weil die heilige Elisabeth im ersten Schmerz über den Tod ihres Gemahls am Ende dieses Ganges niedersank. Sie enthält Darstellungen aus dem Leben der Elisabeth und in sieben Medaillons die sieben Werke der Barmherzigkeit, durch Elisabeth selbst ausgeübt. Au die Galerie stößt die Kapelle, welche von Friedrich dem Gebissenen im Jahre 1319 hierher verlegt und im Innern prächtig ausgeschmückt wurde. In ihr predigte Luther während seines Aufenthalts auf der Wartburg oft. — Diese Kapelle wurde unter des Hofbaurats von Ritgen Leitung 1855 prächtig vollendet, der dabei deren erste Einrichtung im Auge behielt. — Die dritte Etage enthält den großen Festsaal. Das Dach des Landgrafenhauses ist mit Zink gedeckt, so daß es im Sonnen- schein wie Silber glänzt; ans dem südlichen Firste sitzt der Thüringer Löwe, nördlich blickt ein kolossaler Drache ins Land hinaus. Berlepsch. 13. Wilhelmshöhe. Schloß Wilhelmshöhe, bis 1866 die Sommerresidenz des ent- thronten Kurfürsten von Hessen, später der Aufenthaltsort Kaiser- Napoleons Iii., ist von Kassel aus auf der Eisenbahn in 10 Minuten zu erreichen. Außerdem führt eine Lindenallee von der hessischen Haupt- stadt bis zu dem Fuße der Anhöhen, wo der herrliche Park beginnt, dessen landschaftliche Schönheiten, Wasserkünste und Dekorationsbanten Wilhelmshöhe seit Jahren zum Zielpunkte der Touristen machen. In dieser Schöpfung hat eine Reihe von hessischen Fürsten ihren Geschmack und ihre Prachtliebe verewigt. Die Verschönerung der Umgebungen, besonders des bis zu 510 Meter über dem Meer sich erhebenden Habichtswaldes mit seinen reizenden Fernsichten, ließ sich Landgraf Karl von 1701—1719 angelegen sein. Mit Erbauung des Schlosses wurde unter dem Landgrafen, nachherigem Kurfürsten Wilhelm I., seit

14. Das Deutsche Reich - S. 61

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 61 — Hier wächst allerlei zartes Gemüse in wohlgepflegten, sich weit aus- breitenden Gärten. Hier breiten Obstbäume ihre Zweige aus, die im Frühlinge in herrlichem Blütenschmucke prangen und im Sommer und Herbst mit köstlichen Früchten, besonders mit Pfirsichen, Aprikosen, Äpfeln und Birnen, beladen sind. o. Hier gibt es endlich ausgedehnte Waldungen. ^) Sie be- decken namentlich die Höhen des Taunus und des Westerwaldes. Welchen Nutzen spenden sie? (Wildstand. — Holz.) 2. Hessen-Nassau ist reich an Bodenschätzen. An der Lahn werden Eisenerze, im Westerwald und am Meißner Braunkohlen gefunden. Im Rheinischen Schiefergebirge bricht man Dachschiefer. Bei Wiesbaden, Ems und Selters quillt Mineralwasser aus der Erde. 3. Hesseu-Nassau hat eine Reihe bedeutende Orte. Diese Ortschaften find uns alle schon aus dem früheren Unterrichte her bekannt. (Deutschland, 1. Abteilung!) Wir nennen: a. Wiesbaden und Ems. Bestimme die Lage dieser Orte! (Wiesbaden liegt am Südabhange des Taunus, Ems im Tale der Lahn.) Worin besteht die Bedeutung dieser Orte? Hier entströmen der Erde warme Quellen, deren heilsames Wasser schon Tausenden Kraft und Gesundheit wiedergab. Dieses Wasser wird nicht allein an Ort und Stelle zum Trinken und Baden verwendet, sondern auch versandt. Das be- suchteste dieser Bäder, ja der besuchteste Badeort von ganz Europa, ist Wiesbaden. Es hat in manchen Jahren 100 000 Badegäste aufzuweisen. b. Weiter ist uns die Hauptstadt der Provinz bekannt, Kassel. 2) Zeige diese Stadt und bestimme ihre Lage! (In einem fruchtbaren Talbecken der Fulda — Habichtswald und Kanfuuger Wald.) Woher kennen wir sie? (Aus dem Geschichtsunterrichte! Bei Kassel liegt ja Schloß Wilhelmshöhe 3), wo einstmals der König der Westfalen, Hieronymus, genannt „König Lnstik", Hof hielt, und später ^September 1870 bis März 1871] Kaiser Napoleon Iii. als Gefangener wohnte.) Wilhelmshöhe ist ein wundervolles Schloß. Es wird seiner Schönheit wegen jährlich von Tausenden besucht. 4) — Kassel ist die gewerbtätigste Stadt der Pro- *) In Hessen-Nassau sind ungefähr 40 Proz. des Bodens mit Wald bedeckt. — Nassau ist das waldreichste Gebiet Deutschlands. 2) Kassel von castellum — Burg. 3) Wilhelmshöhe = vom Kurfürst Wilhelm I. vollendet. 4) Stehen Abbildungen zur Verfügung, so kann auf diese Schönheiten näher eingegangen werden. Der Lehrer kann erzählen vom Riesenschloß, das von der Höhe des Habichtswaldes niederblickt und auf seiner Plattform die 10 m hohe kupferne Bildsäule des Herkules trägt ljn der Keule des Riesen haben 6 bis 8 Personen Platz!), von den künstlichen Wasserfällen <Die Kaskaden sind 12 Meter breit, haben 36 Absätze und eine Länge von 280 Meter), der mächtigen Fontäne, die ihre Wasser über 60 m hoch in die Luft sendet, von den Tempeln, Grotten, Teichen, prächtigen Blumenbeeten, wohlgepflegten Rasenplätzen und Bildsäulen, die den herrlichen Park schmücken usw.

15. Die deutsche Kultur - S. 194

1907 - Leipzig : Brandstetter
Hauptportale des Schlosses stehenden „Leibgrenadiere" trugen. Wurde die Wache abgelöst, so wurden die Mützen den ablösenden Soldaten überlassen. Ein anderer Despot beschaffte für seine „Garde" drei verschiedene Uniformen und ließ diese Garde, mitunter an demselben Tage, als Grenadiere, Kürassiere und Ulanen aufmarschieren, aber die als Reiter verkleideten Leute ohne Pferde. Diese fürstliche Soldatenspielerei kostete ungeheure Summen, so daß die Lasten der Bevölkerung matzlos anwuchsen. Um die Staatseinnahmen zu steigern, benutzte man das Heer selbst als Einnahmequelle, indem man seine Truppen in fremde Dienste verkaufte. Manche deutsche Landesväter betrachteten ihre zu Soldaten gepreßten Untertanen geradezu als einen gangbaren Handelsartikel. Der Landgraf von Hessen-Kassel verkaufte 16 992 seiner Untertanen an die Engländer; die Landesväter von Braunschweig, Ansbach, Waldeck und Anhalt machten dem von Hessen Konkurrenz, indem sie ihr vorrätiges Menschenfleisch auf 'den englischen Markt brachten, während Herzog Karl von Württemberg seine Soldaten an die Franzosen und später an die Holländer verschacherte. Die Heere der einzelnen Landesfürsten wurden immer zahlreicher. Friedrich Wilhelm I. von Preußen hatte von seinem Vater eine 30000 Mann starke Armee überkommen, bei seinem Tode zählte sie aber 90 000 Mann. Seit der Erwerbung von Westpreußen war Friedrichs des Großen Armee auf 200 000 Mann angewachsen, deren Unterhaltung 13 Mill. Taler verschlang, also mehr als die Hälfte der Staatseinkünfte. Zur Zeit des österreichischen Erbfolgekrieges zählte die österreichische Armee 135 000 Mann, freilich nur auf dem Papier, denn nur 68 000 Mann befanden sich wirklich unter den Waffen. Vor dem Siebenjährigen Krieg war die Armee auf 200 000 Mann gebracht und kostete jährlich 14 Mill. Gulden. Das Reich als solches hatte kein stehendes Heer, sondern es wurde, falls der Reichstag die Führung eines Reichskrieges beschlossen hatte, aus den Heeren der Reichsstände zusammengewürfelt und bestand vorwiegend aus Invaliden und Taugenichtsen. Die Ausrüstung, die Disziplin, die ganze Organisation war jämmerlich, so daß das „Reichsheer" im eignen Lande zum Spott, in der Fremde zum Gelächter geworden war. Die Uniformierung der Truppen war zum Teil prachtvoll. Die Grundfarbe wurde meist blau, die Nebenfarbe für Futter, Aufschläge und Kragen rot. Die Beinkleider waren Kniehosen, wozu bei der Reiterei Stiesel kamen, die Kopfbedeckungen Sturmhauben oder Hüte. Die Oberbefehlshaber trugen meist bürgerliche Tracht mit Federbusch, Schärpe und Degen, am Ende des Jahrhunderts auch die Perücke. Der zum Brustharnisch verringerte Panzer wurde immer seltener. Unter den Waffen wurden besonders die schweren Geschütze mannigfaltiger; 194

16. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 78

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 78 — Auf der Höhe des Karlsberges thront das eine unvergleichliche Aussicht bietende, 70 m hohe, achteckige Riesenschloß (Oktogon). Das platte Dach desselben trägt eine Spitzsäule mit dem kupfernen Standbild des Herkules. Dieses hat eine sünf- fache Manneshöhe, und die Keule ist so groß, daß 9 Leute darin Platz finden können. Von dem Riesenschlosfe ergießt sich ein 11 m breiter Wafferstroni über eiue fast 250 m lange Riesentreppe hinab. Es sind dies die Wasserfälle oder Kas- Riesenschloß „Oktogon" nut Spitzsäule, Herkules und den großen Kasknden aus Wilhelmshöhe (1714 vollendet). Wasserfälle auf Schloß Wilhelmshöhe. kaden. Vor dem Schlöffe sammeln sich die herabstürzenden Wasser in einem Teiche, in dem ein Springbrunnen das Wasser bis 60 m in die Höhe treibt. Ein wohl- gepflegter Weg führt nach der westlich gelegenen Löwenburg, einer Nachahmung einer alten Ritterbnrg, mit der Ruhestätte des Kurfürsten Wilhelm I., des Erbauers des Schlosses. Wilhelmshöhe war ursprünglich Sommerresideuz der Kurfürsten von Hessen. Jetzt ist das herrlich gelegeile Schloß ein Lieblingsaufenthalt der kaifer- lichen Familie. 1870/71 dieute es dem gefangenen Kaiser der Franzosen, Napo- leon Iii., als Wohnung. Heute noch werden die von ihm benutzten Räume ge- zeigt, wie er sie verlassen hat. 00 Jahre früher führte sein Oheim J6röme als König von Westfalen hier sein lustiges Regiment. Von 1874—77 wohnte Kaiser

17. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 57

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 57 — Von 1618—1648 herrschte in Deutschland der dreißigjährige Krieg. Er wütete auch in unserer Heimat. Hesseu wurde schrecklich verwüstet; viele Städte und Dörfer wurden zerstört. Das Land verlor in diesem Kriege einen großen Teil seiner Bevölkerung. Es dauerte lauge, bis es sich wieder erholt hatte. Im westfälischen Frieden (1648), der den dreißig- jährigen Krieg beendete, erhielt Hessen die Abtei Hersfeld und die Graf schast Schaumburg. Bon 1677—1730 regierte Laudgras Karl, einer der tätigsten hessi- schen Regenten. Er öffnete den flüchtigen französischen Hugeuotten sein Land und ließ durch diese die Stadt Karlshafen anlegen. Auch schuf er die Karlsaue in Kassel und die Wasserwerke des Karlsbergs zu Wil- Helmshöhe. Unter seiner Regierung kämpften in den Kriegen des deutschen Reiches gegen Frankreich und die Türken hessische Truppen mit großer Tapferkeit. An der Universität zu Marburg lehrte damals Papin. Er erbaute das erste Dampfboot der Welt. Dieses fuhr 1698 auf der Fulda von Kassel bis Münden, wurde aber hier von Schiffern zerschlagen. Karls Sohn und Nachfolger Friedrich I. war zugleich König von Schweden. Unter dessen Herrschaft siel 1763 die Grafschaft Hanau an Hessen. Im siebenjährigen Kriege, der von 1756—1763 dauerte, hatte Hessen viel zu leiden. Seine Truppen standen auf Seiten Preußens gegen Frankreich und das Deutsche Reich. Sie kämpften 1758 bei Sandershausen, 1759 bei Bergen und 1762 bei Wilhelmstal heldenmütig gegen die Franzosen. Diese hatten Kassel viermal besetzt und die Stiftskirche in Hersfeld zerstört. Um dem durch den Krieg verarmten Lande aufzuhelfen, schloß Landgraf Friedrich Ii. mit England einen Vertrag, nach welchem hessische Truppen mit deu Engländern gegen die Nordamerikaner fechten mußten. Die dafür von England gewährten Unterstützungsgelder bildeten den Ursprung des hessischen Staatsschatzes. Von den in Amerika kämpfenden Hessen siedelten sich 3000 dort an. In den Kriegen der französischen Revolution verlor Hessen seine Besitzungen am linken Rheinufer (Rheinfels und St. Goar) an Frankreich. Als Entschädigung dafür erhielt es 1803 die von seinem Gebiete einge- schlossenen kurmainzischen Ämter Amöneburg, Neustadt, Fritzlar und Naum- bürg, dazu die seitherige Reichsstadt Gelnhausen. Zugleich wurde Hessen- Kassel zum Kurfürstentum erhoben. tzessen-Nassel ein Rurfürstentum. Der erste Kurfürst von Hessen-Kassel war Wilhelm I. Er regierte als solcher von 1803—1821, nachdem er 18 Jahre lang Landgraf ge- wesen. Da er dem vom französischen Kaiser Napoleon I. gegründeten

18. Teil 2 - S. 321

1882 - Leipzig : Brandstetter
unter den nachwirkenden Einflüssen des 30jähr. Krieges. ein jeder nur auf den Sieg seines Glaubens bedacht, in dem Wunsche und dem Bestreben einer Steigerung der Macht der ihnen glaubensverwandten Fürsten. Namentlich die Jesuiten rühmten sich der Kunst, die Menschen zu blinder Unterwerfung, wie im Geistlichen, so auch im Weltlichen, zu erziehen. Natürlich durften die protestantischen Theologen zur Ehre und zum Vorteil ihrer Kirche nicht zurückbleiben. Ein Oberhofprediger führte in einer Schrift den Satz aus, „daß die lutherische Religion mehr als irgend eine in der Welt die Obrigkeit begünstige." Auch Gelehrte und Dichter, die sich bei dem damaligen Zustande der Wissenschaften und Künste, bei dem immer noch sehr mangelhaften Interesse dafür im Volke, vorzugsweise, ja fast ausschließlich auf die Gunst und Unterstützung der Großen angewiesen sahen, glaubten, diese Gunstbezeugungen und die Förberung, die sie persönlich ober in der durch sie vertretenen Kunst und Wissenschaft erfuhren, durch Schmeichelei und Dienstbarkeit, oft der niebrigsten Art, vergelten ober sich sichern zu müssen. Selbst ein Leibnitz war von dieser Schwäche nicht frei. Frau Gottscheb berichtet in ihren Briefen von einer Trauerrebe, welche ein Herr Löw auf irgenb eine hohe Perfon gehalten und worin er gesagt: „In den fürstlichen und hohen Häusern sinb alle und jebe Tugenben erblich." Gottscheb schmeichelte in seiner „Lehre der Weltweisheit": „Der Erweis, daß es besser sei, unter einem Fürsten als in einer Republik zu leben, ist ein solcher, den man einem Sachsen bei der glücklichen Regierung eines August verzeihen muß." Lanbgraf Friedrich Ii. von Hessen-Kassel, der berühmte Solbatenverkänfer, wurde, weil er einen Teil des Blutgeldes, das er ans dem Verkaufe feiner Unterthanen gelöst, zur Ausstattung einer wissenschaftlichen Anstalt, des Carolinums in Kassel, verwendet hatte, von zweien der berühmtesten Gelehrten damaliger Zeit höchlich gepriesen, von dem Geschichtschreiber Johannes Müller und dem Anatomen Sömmering. Wir treffen auch Beispiele, wo der Unterwürfigkeitssinn der Gelehrten, die Angst um die eigene Existenz ober boch ein gänzlicher Mangel an Stanbesehre die Gelehrten sogar die Würbe der Wissenschaft, der sie bienen, und die Ehre der Körperschaft, der sie angehören, preisgeben läßt. Als König Friedrich Wilhelm I., ein Verächter jeber höheren, nicht unmittelbar praktisch nutzbaren Geistesrichtung, sich den unwürbigen Scherz erlaubte, die Professoren der Universität zu Frankfurt a. b. O. zu einer öffentlichen Disputation mit seinem lustigen Rat Morgenstern zu befehlen, so war es der einzige I. I. Moser, der biesem Befehle beharrlich den Gehorsam weigerte und seine Entlassung anbot. Und als Friedrich Ii. den Professor Francke in Halle (den Sohn des Stifters des Halleschen Waisenhauses), weil er gegen die Komöbianten geeifert, bei Verlust seines Amtes anweisen ließ, selbst die Komöbie zu besuchen und bar üb er ein Zeugnis von dem Schauspielbirektor beizubringen, hatten bessen Kollegen nicht den Mut, zur Abwehr dieser Verletzung der Würbe eines afabemtfchen Lehrers und Gelehrten mannhafte Schritte zu thun. Richter, Bilder a. d. dtsch. Kulturgesch. Ii. 21

19. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 166

1892 - Leipzig : Voigtländer
166 Königreich Preußen. Proo. Hessen-Nassau. A. Hessen. [16 Wilhelm Ii., 1821 — 1847. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war die Trennung von Verwaltung und Rechtspflege; das Land wurde in 4 Pro vinz en und 22 Kreise ein -geteilt, an die Spitze der Negierung trat ein Staatsmini -st e tri um. Das Militär wurde vermindert und nach preußischem Muster eingerichtet. Nach längerer Weigerung und nachdem sich die Mißstimmung des Volkes in Kassel und Hanau 1830 durch Unruhen geäußert, gab der Kurfürst seinem Lande am 5. Januar 18 31 die langersehnte Verfassung. Im September 1831 ernannte er seinen Sohn zum Mitregenten und zog sich nach Wilhelmsthal- bei Hanau zurück. Er starb 1847. Friedrich Wilhelm I. (Mitregent seit 1831, Kurfürst 1847 bis 1866). Er betrachtete die von der Verfassung dem Herrscher auferlegten Schranken als ungehörige Verkümmerung seiner Rechte, daher war der größte Teil seiner Regierungszeit ausgefüllt mit Verfassungsstreitigkeiten. Im übrigen wollte er das Wohl seines Landes, wofür die Errichtung der Landeskreditkasse (1832), der Erlaß der Gemeindeordnung (1834), der Anschluß an den Zollverein (1834), der Bau von Eisenbahnen (1845) u. v. a. zeugen. Als die Stände im Jahre 1850 die Steuern verweigerten, wandte sich der Minister Hassenpslug an den deutschen Bundestag in Frankfurt. Dieser verfügte die Belegung des Landes mit fremden Truppen (die sogenannten „Strafbayern"). 1852 erfolgte die Aufhebung der Verfassung von 1831, die erst zehn Jahre später (1862) dem Volke zurückgegeben wurde. Am 18. Oktober 1863 feierten Fürst und Volk in großartiger Weise die Erinnerungsfeierandievölkerfchlacht bei Leipzig, und der Kurfürst legte persönlich den Grundstein zu dem Denkmal für die in der westfälischen Zeit erschossenen Freiheitshelden. Im Jahre 1866 stellte sich der Kurfürst aus Seite Österreichs gegen Preußen und verlor an dieses sein Land. Er starb am 6. Januar 1875 in Prag und wurde seinem letzten Willen gemäß in heimatlicher Erde an der Seite seiner Mutter und Schwester aus dem alten Friedhofe in Kassel zur letzten Ruhe bestattet. Wenn es auch für das Hessenvolk, das auf eine vielhundertjährige, ruhmreiche Geschichte zurückblickt, schmerzlich sein mußte, seine Selbständigkeit verloren zu haben, so hat doch die landesväterliche Regierung der Herrscher aus dem Hohenzollernhause diesen Verlust verschmerzen lassen und dem Gefühle dankbarer Anerkennung der Fortschritte, die das Land als Glied des größeren Staatswesens gemacht hat, Raum verschafft.

20. Das Deutsche Reich - S. 156

1907 - Trier : Stephanus
— 156 — (). Eilltelllulg. Die Provinz zerfällt in zwei Regierungsbezirke: 1. Kassel, das ehemalige Kurfürstentum Hessen (auf 1 qkm wohnen 96 Menschen): Kassel, Marburg, Fulda und Hanau. 2. Wiesbaden, Hauptbestandteil des ehemaligen Herzogtums Nassau (auf 1 qkm wohnen 179 Menschen): Wiesbaden, Homburg, Schlangenbad, Schwalbach, Niederselters, Johannisberg, Geisenheim, Rüdesheim, Aßmannshausen, Frankfurt, Caub, Ems, Limburg. 7. Zur Geschichte der Provinz. Hessen, das im frühen Mittel- alter zum Herzogtum Franken gehörte, wurde im Jahre 1122 mit Thüringen zu einer Landgrafschaft vereinigt. Das dauerte bis zum Jahre 1247. Da wurde Heinrich, ein Enkel der hl. Elisabeth, der Landgräfin von Thüringen, Landgraf von Hessen; er machte Cassel zu feiner Residenz. Unrer seinen Nachfolgern wurde Hessen durch Erwerbung mehrerer Grafschaften vergrößert. Der bekannteste und bedeutendste unter ihnen war Philipp der Großmütige (1509 — 1567), welcher die Reformation in Hessen einführte und 1527 die erste prote- stantifche Universität in Marburg gründete. Er teilte das Land unter seine, vier Söhne, von denen zwei kinderlos blieben, fo daß von da an die beiden Linien Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt bestanden. Der Landgraf Wilhelm Ix. von Hessen-Kassel wurde 1803 Kurfürst und hieß als solcher Wilhelm I., während Hessen-Darmstadt 1806 den Rang eines Großherzogtums erhielt. Der letzte Kurfürst von Hessen war Friedrich Wilhelm I. (1847 — 1866), der 1866 sein Land an Preußen verlor und 1875 in Prag starb. — Die Grafen von Nassau, welche nach der von ihnen an der Lahn erbauten Burg Nassau den Namen führten und in der Geschichte zuerst im 12. Jahrhundert auf- treten, erlangten an der Lahn großen Besitz. Später teilten die Brüder Walram und Otto denselben. Ein Sohn Walrams, Adolf von Nassau, war (von 1202 — 1208) deutscher Kckiser. Das Haus Nassau spaltete sich im Laufe der Zeit iu viele Linien. 1816 ver- einigte Wilhelm aus der Linie Nassau-Weilburg alle nassauischen Länder, die nunmehr ein Herzogtum bildeten. Sein Nachfolger Adolf nmßte sein Land 1866 Preußen überlassen. Dessen Sohn regiert jetzt in Luxemburg. 5. Die Provinz Hannover. L. Wir betrachten eine Provinz, die früher ein selbständiges Königreich war und gleich Hessen-Nassau 1866 an Preußen kam. Es ist Hannover. Ii. 1. Erwerbung, Lage und Größe. Das ehemalige Königreich Hannover kam 1866 als Provinz an Preußen. Es grenzt im Norden an die Nordsee, an Oldenburg und an Schleswig-Holstein, im Osten an Mecklenburg, Sachsen und Braunschweig, im Süden an Hessen- Nassau und Westfalen, im Westen an Holland. Hannover^ liegt zu beiden Seiten der Weser und reicht von dem breiten Elbstrom im Osten bis zu dem moorumlagerten Laufe der Ems im Westen, von den waldbegrenzten Höhen der Harzes im Süden bis zu den flachen Ge- staden der Nordsee. Trotzdem es fast doppelt so groß ist wie West- falen, hat es doch nicht mehr Einwohner wie dieses. Auf 38474 qkm