Ähnliche Ergebnisse
1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Zwischen dem Orinoko und dem Amazonenstrom liegt das Hochland von
Guayana. Es trägt Urwald mit üppig strotzendem Pflanzenwuchs, große Gras-
steppen und ertragreiche Pflanzungen. Franzosen, Niederländer und Engländer
haben Guayana unter sich geteilt.
Westlich vom Hochland von Guayana liegt das Tiefland des Orinokos. Dieses
besteht größtenteils aus Grassteppen, den Llano s, die zur Regenzeit einem
ungeheuern Grasmeere, zur Zeit der Dürre aber einer Sandwüste gleichen. Auf ihnen
finden große Viehherden Nahrung. In den Llanos lebt der Viehzüchter, in den
Küstenniederungen der Pflanzer. Angebaut werden Kaffee, Kakao mrd Tabak.
Staatlich gehört das Tiefland des Orinoko zu Venezuela, dessen Hauptstadt
Caracas ist.
Australien.
Nicht ganz so groß als Europa, mit nur 7 Millionen Einwohnern.
Lage, Gliederung und Bodengestalt. Australien ist der kleinste Erdteil und
der einzige, der ganz aus der südlichen Erdhälfte liegt. Es besteht aus dem Fest-
land von A u st r a l i e n und der A u st r a l i s ch e n Inselwelt. Das Fest-
land hat eine sehr geringe Gliederung. Nur im Norden und Süden schneiden
Golfe tief ins Land ein. Auch die Bodengestalt ist recht einförmig. Fast das ganze
Innere erfüllt ein hohes Tafelland, das im Westen Wüste, im Osten Steppe ist.
Gebirge befinden sich nur an den Küsten. Die bedeutendsten sind im Südosten
die A u st r a l a l p e n und die Blauen Berge.
Bewässerung. Das Innere ist sehr wasserarm. Regen fällt selten, weil die
Wolken ihre Feuchtigkeit schon in den Randgebirgen abgeben. Im Südosten da-
gegen fallen Niederschläge zu allen Jahreszeiten, weshalb sich hier auch die wasser-
reichsten Flüsse befinden. Der wichtigste ist der Murray, der stets Wasser führt.
Klima und Erzeugnisse. Das Klima ist heiß und trocken. Die ausgedehnten
Flächen im Innern sind von undurchdringlichem Buschwerk bedeckt. An den Küsten
bilden Akazien, Gummibäume und baunmrtige Schachtelhalme ganze Wälder. In
den Tallandschaften dehnen sich weite Grasflächen aus, auf denen große Schaf-
herden weiden. In den Niederungen an der Ost- und Südküste sind die Erträgnisse
des Getreide-, Obst- und Weinbaus ganz beträchtlich. Neuerdings werden auch
Zuckerrohr, Baumwollenstaude und Indigo angepflanzt.
Die Tierwelt des australischen Festlandes ist recht arm. Den lichten
Buschwald und die steppenartigen Ebenen bewohnen das Riesenkänguruh und der
Enmstrauß. Das Schnabeltier und der schwarze Schwan beleben Weiher und Seen.
Dem Erdteil sind noch eigen ein gelber wilder Hund, buntfarbige Papageien und
weiße Adler. Schafe, Rinder und andere Haustiere sowie verschiedene Kultur-
pflanzen sind von den eingewanderten Europäern eingeführt worden.
Australien ist aber reich an mineralischen Schätzen. Es ist das erste Gold-
land der Welt und besitzt außer Gold noch große Steinkohlenlager.
Bevölkerung. Die Ureinwohner sind die häßlichen und trägen Australneger,
deren Zahl auf 30—60 000 geschätzt wird. Sie wohnen in Höhlen, in Büschen oder
1911 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Kretschmer, Karl, Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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das hauptsächlich Zucker und Tabak ausführt, und Pernambuko (ú), der Mittel-
punkt des Handels mit dem roten Färb- oder Brasilholz, das nach diesem Hafen
auch den Namen Pernambukholz führt. An der Mündung des Amazonenstromes
liegt keine größere Siedlung, da die Wasser Verhältnisse zu wenig geregelt
sind.
Brasilien ist äußerst reich an Gaben der Natur und kann sich bei geord-
neter Regierung in dem Yerkehrsleben der Völker noch zu einer hervorragenden
Rolle emporarbeiten.
e) Guayana (gwajâna) ist ein verhältnismäßig niedriges Land, das nur
von einzelnen Gebirgsketten durchzogen wird. Es hat ein heißes tropisches
Klima und erzeugt deshalb auch die wichtigsten Tropenpflanzen (Zuckerrohr,
Kaffee, Baumwolle, Ananas, Kakao, Pfeffer und Vanille), ist aber auch sehr un-
gesund, und der östliche Teil Französisch-Guayana mit der Hauptstadt Cayenne
(kajénn, „das Land, wo der Pfeffer wächst") dient deshalb den Franzosen als Ver-
brecherkolonie. Das mittlere Stück Surinam (î) gehört den Niederländern und der
W. mit dem Hafen Georgetown (sprich: dschôrdschtaun) den Engländern.
/) Das untere Orinokogebiet umfaßt die Republik Venezuela (weneszuêla).
Es besteht aus einem heißen Küstenstrich, trockenen Llanos, die nur zur
Regenzeit mit Gras überzogen sind, und reicht mit seinem Hinterlande bis in
das Gebiet des Urwaldes. Der Orinoko steht in Bifurkation (d. i. Flußgabelung)
mit dem Amazonenstrome, denn einer seiner Seitenarme ist mit dem Rio Negro,
einem Nebenflusse des Amazonenstromes, verbunden. Das Land, dessen Handel
früher zu einem sehr großen Teile in deutschen Händen lag und das vor
400 Jahren eine Kolonie deutscher Kaufleute (besonders der Wels er in Augs-
burg) war, leidet jetzt sehr viel unter staatlichen Unruhen. Seine Haupterzeug-
nisse sind Tabak, der besonders bei Varinas (î) heimisch ist, Kakao und Kaffee.
Die Hauptstadt ist Caracas (carácas), ihr Hafen La Guayra (sprich: la gwáira).
Wirtschaftliche Wichtigkeit Südamerikas. Südamerika wurde in früheren
Zeiten vornehmlich auf seine Edelmetalle hin ausgenutzt. Es ist auf weite
Strecken hin so fruchtbar und für Plantagenbau so geeignet, in den außer-
tropischen Gebieten so reich an Weideflächen, auf denen Viehzucht getrieben
werden kann, daß es, auch wenn sich keine Industrie entwickeln sollte, den-
noch ein für die Erzeugung von Rohstoffen wichtiges Land ist. Außerdem birgt
es in seinen großen unaufgeschlossenen Gebieten noch viel Platz für Anbau und
Ansiedlung. Die meisten Länder werden sich günstig entwickeln, sobald staatlich
ruhigere Zeiten eingetreten sein werden. Für die Europäer ist leider namentlich
die pazifische Küste sehr entlegen.
D. Australien.
I. Das Festland.
1. Entdeckungsgeschichte. Australien, das bedeutet das unbekannte Süd-
land, das man von jeher auf der südlichen Halbkugel vermutete, ist erst sehr
spät entdeckt worden. Die Holländer entdeckten im Anfange des 17. Jahrhun-
derts von ihren malaiischen Besitzungen her den W. des Festlandes und gaben
ihm den Namen Neuholland. Etwas später fand Abel Tas man die Inseln Tas-
manien und Neuseeland und zerstörte dadurch den Glauben an das Bestehen
5*
1909 -
Stuttgart
: Franckh
- Autor: Fischer, R., Baß, J., Seytter, Wilhelm, Manzek, O.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
260
sie bieten aber den auf den Malfisch- und Robbenfang ziehenden Schiffen
Wasser. Die wenigen Bewohner sind die häßlichen Feuerländer, ein rohes
Fischervolk.
Das öde Patagonien wird von einem ihm gleichnamigen Iägervolk, den
patagoniern, bewohnt.
Die Magelhaensstraße ist schwer passierbar. Ringsum starren Berge
empor mit tiefen Felsspalten, Gletschern und eisigen Wasserfällen. Die Straße
ist wie die vielen anderen Wassergassen zwischen den Inseln nichts an-
deres als ein unter Wasser gesetztes Tal der Rnden. Turmhohe Felswände
bilden ein Gewirr von Schluchten. In ihnen windet sich die dunkle Flut.
Tin Schiff mag wochenlang hier herumirren, ohne den Rusweg zu finden.
Die Dampfschiffe werden durch Lotsen geleitet. Gefährlicher noch ist die
Fahrt um das Kap Horn, einem nackten, schwarzen Felszacken mit mächtiger
Brandung und heftigen Stürmen. Die Segelschiffe sind gezwungen, diesen weg
zu nehmen, solange der Panamakanal nicht fertig ist.
3. Va§ Tiefland des Gnnoco und die Republik Venezuela.
I. Die Landschaft. Dieses Tiefland ist teils Urwald, teils eine weite,
baumlose Grasebene (die Llanos) mit duftenden Kräutern und herr-
lichen Gräsern, Hirsche, verwilderte Pferde und Rinder weiden
hier rudel- und herdenweise. Der Jaguar erschleicht seine Beute. Rn den
Usern der Sümpfe hebt sich da und dort der Boden. Rlles flieht. Tin Kro-
kodil oder eine riesige Schlange steht aus ihrem Schlammbett auf.
Tagereisen weit liegen die Hütten der Indianer auseinander, welche
Rinder und Pferde nach Bedarf einfangen. Rm Ufer und auf den Flußinseln
suchen sie auch Schildkröteneier in ihren Sandlöchern, um Gl und Fett
zu gewinnen.
Zur Zeit der Gewitterregen im Rpril sind die Llanos eine weite Wasser-
fläche. Die Flüsse sind aus ihrem Bett getreten, und nur höhere Stellen der
Tbene ragen wie Inseln aus dem Wasser hervor, hier drängen sich
Pferde, Maultiere, Rinder und Hirsche, zusammen. Um weide zu suchen,
schwimmen sie von Insel zu Insel, oft stundenlang. Manche Füllen und Kälber
werden von den Krokodilen erhascht, die Riten entrinnen nur mit Mühe und
meist blutig gebissen.
Ii. Die Bewohner. Die rothäutigen Bewohner des Deltas
errichten der Überschwemmungen wegen ihre Hütten vielfach auf Bäumen.
Daher gab der weiße Entdecker dem Lande den Namen Venezuela, d. h.
Kleinvenedig. (Erinnere dich an die Stadtanlage von Venedig!)
Die Republik Venezuela besitzt neben dem Drinokogebiet auch die Nord-
küste Südamerikas, hier werden Kaffee, Baumwolle, Tabak und Kakao ge-
wonnen. Die Hauptstadt ist Caracas.
6. Guayana, das Land, wo der „Pfeffer wächst".
I. Landschaft. Vas Bergland ist dicht bewaldet. In den Flußtälern und an
der Küste gedeihen im feuchtheißen Klima Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Pfeffer und
Baumwolle, viel Regen, Überschwemmungen und drückende Hitze machen aber die
1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Südamerika. 71
Die östlichen Länder von Südamerika.
Venezuela. Es umfaßt die von Columbia nordöstlich ziehende Küstenkette
und nahezu das ganze Orinokogebiet. Zwischen dem Küstengebirge von Venezuela
und dem Bergland von Guayana (gwajäna) breiten sich die Llanos (ljanos, d. i.
Ebenen) des Orinoko aus, baumarme Savannen. Sie gleichen zur Regenzeit
einem ungeheuren Grasmeere, zur Zeit der Dürre einer Sandwüste. Ihre Be-
Wässerung erhalten sie vom Orinoko.
Dieser entspringt auf dem Hochlande von Guayana, umfließt dasselbe und
wendet sich schließlich gegen O. Seine Mündung ist deltaförmig. Im oberen Laufe
sendet er nach S. einen Arm, den Cassiquiare (fasfifiare), der mit dem Rio Negro,
einem Nebenflusse des Amazonenstromes, in Verbindung tritt. Dadurch entsteht die
großartigste bekannte Flußgabelung (Bifurkation).
In den Llanos wird Viehzucht getrieben, an den Gebirgsabhängen und
in den tropischen Küstenniederungen hauptfächlich Kaffee und Kakao gebaut.
Venezuela ist neben den westindischen Inseln die eigentliche Heimat des Tabaks
(Variuas, am Fuße der Anden). Die Landeshauptstadt ist Caracas (karäkas)
mit dem Hafen La Guayra (ghjaira).
Guayana ist ein niedriges Plateau mit einzelnen Gebirgsketten und die einzige
europäische Besitzung in Südamerika.
Französisch-Guayana mit seinem ungesunden Klima dient als Strafkolonie;
Hauptstadt: Cayenne (kajenn). Der mittlere Teil, auch Surinam genannt, gehört
den Niederländern, der westliche den Engländern. Der heiße Küstenstrich er-
zeugt viel Zucker.
Brasilien. Es umfaßt nahezu die ganze Ebene des Amazonas und das
Brasilianische Bergland. An Größe (8ljs Mill. qkm) steht es der Union nur
wenig nach, wohl aber an Zahl der Einwohner; denn diese beträgt nur 20 Mill.,
21j2 Einw. auf 1 qkm, im Küstengebiet hauptfächlich Neger und Mulatten.
1. Die Amazonasniederung. Der Amazonenstrom entspringt in den
Peruanischen Anden, fließt anfangs zwischen den Hochgebirgen nach Nw., wendet
sich dann, in einer Reihe von Felsentoren (Pongos) das Gebirge durchbrechend,
nach O. und strömt nun dnrch ungeheure, mit dichten Urwäldern (Selvas) be-
deckte Ebenen dem Meere zu.
Größte Nebenflüsse des Amazonenstromes:
links: rechts:
Rio Negro Madeira (madera),
Tapajos (tapaschös),
Xingu (schingü).
Der Amazonenstrom wird zwar an Länge vom Nil und Missouri-Mississippi
übertroffen, hat aber den größten Wasserreichtum und das größte Flußgebiet.
Infolge der hohen Temperatur und der fast täglichen Tropenregen besteht
in den Selvas eine Üppigkeit des Pflanzenwuchses wie fast nirgends mehr auf
der Erde. Längs des ganzen Amazonas und seiner Nebenflüsse ziehen sich die
großartigsten Tropenwälder hin, palmenreich und durch Schlinggewächse (Lianen)
verstrickt. Sie liefern Kautschuk, Brasil- und Mahagoniholz. Mit der
Fülle des Pflanzenlebens wetteifert das Tierleben. Es gibt hier einen großen
Reichtum an Infekten, Fischen, Reptilien (Kaimans, Riesen- und Klapper-
schlangen) und Vögeln (Kolibris und Papageien). Auch die Säugetierwelt zeigt
1909 -
Berlin
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Die östlichen Länder von Südamerika.
Venezuela. Es umfaßt die von Columbia nordöstlich ziehende Küstenkette
und nahezu das ganze Orinokogebiet. Zwischen dem Küstengebirge von Venezuela
und dem Bergland von Guayana sgwajäna) breiten sich die Llanos (ljanos, d. i.
Ebenen) des Orinoko aus, baumarme Savannen. Sie gleichen zur Regenzeit
einem ungeheuren Grasmeere, zur Zeit der Dürre einer Sandwüste. Ihre Be-
Wässerung erhalten sie vom Drinoko.
Dieser entspringt auf dem Hochlande von Guayana, umfließt dasselbe und
wendet sich schließlich gegen O. Seine Mündung ist deltaförmig. Im oberen Laufe
sendet er nach S. einen Arm, den Cassiquiare (kassikiäre), der mit dem Rio
Negro, einem Nebenflusse des Amazonenstromes, in Verbindung tritt. Dadurch
entsteht die großartigste bekannte Flußgabelung (Bisurkation).
In den Llanos wird Viehzucht getrieben, an den Gebirgsabhängen und in
den tropischen Küstenniederungen hauptsächlich Kaffee und Kakao gebaut. Es
ist neben den westindischen Inseln die eigentliche Heimat des Tabaks Marinas,
am Fuße der Anden). Die Landeshauptstadt von Venezuela ist Caracas
(karäkas) mit dem Hafen La Guayra (gwaira).
Guayana ist ein niedriges Plateau mit einzelnen Gebirgsketten und die
einzige europäische Besitzung in Südamerika.
Französisch-Guayana mit seinem ungesunden Klima dient als Straf-
kolonie; Hauptstadt: Cayenne (kajenn). Der mittlere Teil, auch Surinam genannt,
gehört den Niederländern, der westliche den Engländern. Der heiße Küsten-
strich erzeugt viel Zucker.
Brasilien. Es umfaßt nahezu die ganze Ebene des Amazonas und das
Brasilianische Bergland. An Größe (81/3 Mill. qkm) steht es der Union nur
wenig nach, wohl aber an Zahl der Einwohner; denn diese betrügt nur 17 Mill.,
2 Einw. auf 1 qkm, im Küstengebiet hauptsächlich Neger und Mulatten.
1. Die Amazonasniederung. Der Amazonenstrom entspringt in
den Peruanischen Anden, fließt anfangs zwischen den Hochgebirgen nach Nw.,
wendet sich dann, in einer Reihe von Felsentoren (Pongos) das Gebirge durch-
brechend, nach O. und strömt nun durch ungeheure, mit dichten Urwäldern
(Selvas) bedeckte Ebenen dem Meere zu.
Größte Nebenflüsse des Amazonen st romes:
links: rechts:
Rio Negro Madeira (madera),
Tapajos (tapaschös),
Xingu (schingü).
Der Amazonenstrom wird zwar an Länge vom Nil und Missouri-Mississippi
übertrafen, hat aber den größten Wasserreichtum und das größte Flußgebiet.
Infolge der hohen Temperatur und der fast täglichen Tropenregen besteht
in den Selvas eine Üppigkeit des Pflanzenwuchses, wie fast nirgends mehr auf
der Erde. Längs des ganzen Amazonas und seiner Nebenflüsse ziehen sich die
großartigsten Tropenwälder hin, palmenreich und durch Schlinggewächse (Lianen)
verstrickt. Sie liefern Kautschuk, Brasil- und Mahagoniholz. Mit der
Fülle des Pflanzenlebens wetteifert das Tier leben. So gibt es hier einen
1915 -
Berlin
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Lyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Lyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Amerika.
59
Die östlichen Länder von Südamerika.
Venezuela. Es umfaßt die von Columbia nordöstlich ziehende Küstenkette
und nahezu das ganze Orinokogebiet. Zwischen dem Küstengebirge von Venezuela
und dem Bergland von Guayana (gwajäna) breiten sich die Llanos (ljanos, d. i.
Ebenen) des Orinoko aus, baumarme Savannen. Sie gleichen zur Regenzeit
einem ungeheuren Grasmeere, zur Zeit der Dürre eiuer Sandwüste. Ihre Be-
Wässerung erhalten sie vom Orinoko.
Der Orinoko entspringt auf dem Hochlande von Guayana, umfließt dasselbe und
wendet sich schließlich gegen O. Seine Mündung ist deltaförmig. Im oberen Laufe
sendet er nach S. einen Arm, den Cassiquiare (kassikiäre), der mit dem Rio
Negro, ein ein Nebenflusse des Amazonenstromes, in Verbindung tritt. Dadurch
entsteht die großartigste bekannte Flußgabelung (Bifurkation).
In den Llanos wird Viehzucht getriebeu, an den Gebirgsabhängen und in
^en tropischen Küstenniederungen hauptsächlich Kaffee und Kakao gebaut. Es
ist neben den westindischen Inseln die eigentliche Heimat des Tabaks (Varinas,
am Fuße der Andeu). Die Landeshauptstadt von Venezuela ist Caracas
(karakas) mit dem Hafen La Gnayra (gwaira).^
Guayana ist ein niedriges Plateau mit einzelnen Gebirgsketten und die
einzige europäische Besitzung in Südamerika.
Französisch-Guayana mit seinem ungesunden Klima dient als Straf-
kolonie; Hauptstadt: Cayenne (kajenn). Der mittlere Teil, auch Surinam genannt,
gehört den Niederländern, der westliche den Engländern. Der heiße Küsten-
strich erzeugt viel Zucker.
Brasilien umfaßt nahezu die ganze Ebene des Amazonas und das Brafi-
lianifche Bergland. An Größe (8 ^3 Mill. qkm) steht es der Union nur wenig
nach, wohl aber an Zahl der Einwohner; denn diese beträgt nur 21 Mill.,
21/2 Einw. auf 1 qkm, im Küstengebiet hauptsächlich Neger und Mulatten.
1. Die Amazonasniederung. Der Amazonenstrom entspringt in
den Peruanischen Anden, fließt anfangs zwischen den Hochgebirgen nach Nw.,
wendet sich dann, in einer Reihe von Felsentoren (Pongos) das Gebirge durch-
brechend, nach O. und strömt nun durch ungeheure, mit dichten Urwälderu
(Selvas) bedeckte Ebenen dem Meere zu.
Größte Nebenflüsse des Amazonen ström es:
links: rechts:
Rio Negro Madeira (madera),
Tapajos (tapaschös),
Xingu (schingü).
Der Amazonenstrom wird zwar an Länge vom Nil und Misiouri-Mississippi
übertroffen, hat aber den größten Wasserreichtum und das größte Flußgebiet.
Infolge der hohen Temperatur und der fast täglichen Tropenregen besteht
in den Selvas eine Üppigkeit des Pflanzenwuchses, wie fast nirgends mehr auf
der Erde. Längs des ganzen Amazonas und seiner Nebenflüsse ziehen sich die
großartigsten Tropenwälder hin, palmenreich und durch Schlinggewächse (Lianen)
verstrickt. Sie liefern Kautschuk, Brasil- und Mahagoniholz. Mit der
Fülle des Pflanzenlebens wetteifert das Tier leben. Es besteht hier ein
1873 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 32
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
488
wegener Reiter, der auf ihm festsitzt, mag das Pferd bäumen und schla-
Aeu, wie es will. Es zittert vor Wuth; blutiger Schaum dringt aus
leinen Nüstern: endlich entflieht es im stärksten Galopp in die weite
Ebene. Aber oer Reiter bleibt kaltblütig auf ihm sitzen. Bis es auf
dem Punkte ist zusammenzubrechen, setzt es seinen Lauf fort. Dann aber
erkennt es die Macht des Stärkeren an und kehrt langsam zurück, jeder
Bewegung des Zügels gehorchend.
78. Das Erdbeben von Caracas.
Caracas ist die Hauptstadt der Provinz Caracas oder Venezuela,
die ehemals zu dem spanischen Südamerika gehörte, nunmehr aber eine
Republik bildet. Caracas war eine schöne, lebhafte Stadt, die 40 bis
45,000 Einwohner hatte, bis sie im -Jahre 1812 durch ein Erdbeben
in weniger als einer halben Minute in einen Schutthaufen verwandelt
wurde. Dieses schreckliche Naturereigniß begrub einen großen Theil
ihrer Einwohner; auch fanden über 20,000 Menschen in der Provinz
Venezuela beinahe in demselben Augenblicke den Tod.
Bereits im Dezember 1811 ward Caracas zuerst aus seiner Sicher-
heit durch einen Erdstoß von beträchtlicher Heftigkeit aufgeschreckt. Man
beruhigte sich jedoch wieder, da beinahe drei volle Monate vergingen,
ohne daß die geringste Erschütterung erfolgt wäre. Endlich ging die
Sonne am 26. März 1812 über Caracas auf; es sollte aber den
Untergang derselben nicht mehr sehen. Der Tag kündigte sich sehr
heiß an; die Luft war ruhig und der Himmel wolkenlos. Es war der
grüne Donnerstag, und das Volk strömte haufenweis zu den Gottes-
häusern.
Plötzlich ertönten um 4 Uhr Nachmittags die Glocken. Es war
nicht Menschen-, sondern Gotteshand, die sie zum Grabgeläute zwang.
Eine zehn bis zwölf Sekunden lange Erschütterung schreckte das Volk;
die Erde schien flüssig und kochend. Man glaubte, die Gefahr sei vor-
über, als sich plötzlich der heftigste unterirdische Donner hören ließ,
stärker und anhaltender als das Rollen der Gewitter in dieser Jahres-
zeit. Unmittelbar darauf erfolgte eine senkrechte, bret bis vier Sekun-
den anhaltende Bewegung, welche zu gleicher Zeit von einer horizontalen,
wellenförmigen begleitet war. Diese Stöße erfolgten in zwei sich kreu-
zenden Richtungen: von Norden gegen Süden und von Osten nach
Westen. Solchen gleichzeitigen Bewegungen von unten nach oben und
sich kreuzend konnte nichts widerstehen. In einer Viertelminute war
Caracas ein Schutthaufen, der 9 bis 10,000 der Einwohner begraben
hatte. Die Erschütterung war an der Nordseite der Stadt am heftig-
sten gewesen. Hier waren zwei große Kirchen in einen Trümmerhau-
fen verwandelt, der nicht höher als fünf bis sechs Fuß war.^ Die
Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich , daß von den Pfeilern
und Säulen keine Spur kenntlich blieb. Eine Kaserne war beinahe
verschwunden. In derselben stand ein Regiment Soldaten, das sich
eben zur Prozession beheben sollte. Von diesem retteten sich nur
wenige einzelne; die übrigen lagen unter dem Schutte vergraben, in
den sich das große Gebauoe so plötzlich verwandelt batte. Neun Zehn-
theile oer frönen Stadt Caracas waren gänzlich zerstört. Die Häuser,
1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Tie Botokuden. — Das Erdbeben von Caracas.
gehört, ist alles ihr Geschäft. Sie müssen die Hütten bauen, Früchte aller
Art zur Nahrung aufsuchen, und auf Reisen sind sie beladen wie Lastthiere.
Die mannigfaltigen und mühsamen Arbeiten erlauben ihnen nicht, sich viel
um ihre Kinder zu bekümmern. Sind diese noch klein, so trägt man sie
beständig auf dem Rücken mit sich umher, sind sie schon etwas größer, so
bleiben sie sich selbst überlassen, wo sie schnell ihre Kräfte gebrauchen lernen.
Der fünde Botokude kriecht im Sande umher, bis er den kleinen Bogen
spannen kann; alsdann fängt er an sich zu üben, und nun bedarf er zu
seiner Ausbildung nichts weiter, als die Lehren der Mutter Natur. Die
Liebe zu einem freien, rohen und ungebundenen Leben drückt sich ihm von
Jugend an tief ein und dauert sein ganzes Leben hindurch. Alle jene
Wilden, welche man aus ihren Urwäldern entfernt und tu die Gesellschaft
der Europäer gezogen hat, hielten wohl eine Zeit lang diesen Zwang aus,
sehnten sich indessen immer nach ihrem Geburtsorte zurück und entflohen
oft, wenn man ihren Wünschen nicht Gehör gab. Prinz Max v. Wied.
181. Das Erdbeben von Caracas.
Caracas ist die Hauptstadt vonz>er Provinz Caracas oder Venezuela,
die eine Republick^ bildet. Was die Stadt Caracas betrifft, so war sie eine
lebhafte, schöne Stadt, die 10- bis 45,000 Einwohner hatte, bis sie tut
Jahre 1812 durch ein Erdbeben in weniger als einer halben Minute in
einen Schutthaufen verwandelt wurde. ^
Bereits im Dezember 1611 ward Caracas zuerst aus seiner Sicherheit
durch einen Erdstoß von einer beträchtlichen Heftigkeit aufgeschreckt. Alan
beruhigte sich jedoch wieder, da beinahe drei volle Monate vergingen, ohne
daß die geringste Erschütterung erfolgt wäre. Endlich ging die 'Lonne am
26. März 1812 über Caracas auf; es sollte aber ihren Untergang nicht mehr
sehen. Der Tag kündete sich sehr heiß an, die Luft war ruhig und der
Hunmel wolkenlos. Es war der grüne Donnerstag; das Volk strömte
haufenweise zu den Gotteshäusern. Es war vier Uhr nachmittags. Plötzlich
tönten die Glocken; es war Gottes- nicht Menschenhand, die sie zum Grab-
geläute zwang. Eine zehn bis zwölf Sekunden lange Erschütterung schreckte
das Volk; die Erde schien flüssig und kochend. Man glaubte, die Gefahr
sei vorüber, als sich plötzlich der heftigste unterirdische Donner hören ließ,
aber stärker und anhaltender als das Rollen der Gewitter in dieser Jahres-
zeit. Unmittelbar auf dieses Donnern folgte eine senkrechte, drei bis
vier Sekunden anhaltende Bewegung, welche zu gleicher Zeit von einer
horizontalen, wellenförmigen begleitet war. Diese Stöße erfolgten in zwei
sich durchkreuzenden Richtungen von Norden gegen Süden und von Osten
nach Westen. Diesen gleichzeitigen Bewegungen von unten nach oben und
sich durchkreuzend konnte nichts mehr widerstehen; in einer Viertelminute
war Caracas ein Schutthaufen, der 9- bis 10,000 seiner Einwohner be-
graben hatte. Noch hatte die Prozession den Umgang nicht eröffnet; aber
das Hinzuströmen zur Kirche war so groß, daß'gegen 3- bis 4000 Ein-
wohner unter dem Einsturz ihrer Gewölbe begraben wurden. Die Ex-
plosion war in der Nordseite der Stadt am heftigsten gewesen. Die Kirche
der Dreifaltigkeit und der Alta Gratia, die 50 Meter Höhe hatten, und
deren Schiff durch 3 bis 4 Meter dicke Pfeiler getragen ward, lagen in
emen Trümmerhaufen verwandelt, der nicht höher als 2 Meter war, und
die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den Pfeilern
und Säulen auch keine Spur mehr kenntlich geblieben ist. Die Kaserne
San Carlos war beinahe verschwunden. Es stand darin ein Regiment
Linientruppen unter den Waffen, das sich eben zur Prozession begeben
1870 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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neuen Tag mit eben so wenig Bedürfnissen, als man den alten be-
schlossen hat.
Kommt eins von den wilden Thieren der brasilianischen Einöden
nur auf hundert Schritte dem Botokuden zu nahe, so ist es seine sichere
Beute. Im Nu ist der Doppelbogen gespannt und der mit Blitzes-
schnelle fortgeschleuderte Stein trifft sein Ziel stark und sicher. So sehr
aber der Botokude die anderen Wilden noch an Klugheit und Ge-
schicklichkeit übertrifft, so steht er doch an innerer Gesittung selbst hinter
den rohesten und barbarischsten noch zurück. Selbst die Gefühle der
Freundschaft und der Familienliebe sind dem Botokuden ganz fremd.
Brüderliche Anhänglichkeit, mütterliche Zärtlichkeit, Kindesliebe sind
ihm unbekannte Dinge. Man wird geboren und man lebt. Man
spannt dem Kinde die Ohren lang, durchschneidet ihm die Unterlippe,
um das dicke Stück Holz hineinzuklammern, man gibt ihm später einen
Bogen mit Pfeilen oder Steinen, zeigt ihm die Ebene und sagt zu ihm:
„Da suche Dir Deine Nahrung und bekämpfe jedes lebende Wesen, das
Dir Widerstand leisten will." Wenn man stirbt, so fließt keine Thräne,
ertönt keine Todtenklage.
341. Das Erdbeben von Caracas.
Caracas ist die Hauptstadt von der Provinz Caracas oder Vene-
zuela, die ehemals zu dem spanischen Südamerika gehörte, nunmehr
aber eine Republik bildet. Was die Stadt Caracas betrifft, so war
sie eine lebhafte, schöne Stadt, die 40- bis 45,000 Einwohner hatte,
bis sie im Jahre 1812 durch ein Erdbeben in weniger als einer hal-
den Minute in einen Schutthaufen verwandelt wurde. Dieses schreck-
liche Naturereigniß begrub einen großen Theil ihrer Einwohner; auch
fanden über 20,000 Menschen in der Provinz Venezuela beinahe in
demselben Augenblicke den Tod, viele wurden verstümmelt und verwun-
det, und die Übergebliebenen waren dem Schmerz und der Trauer um
die Ihrigen preisgegeben.
Bereits im December 1811 ward Caracas zuerst aus seiner Sicher-
heit durch einen Erdstoß von beträchtlicher Heftigkeit aufgeschreckt. Man
beruhigte sich jedoch wieder, da beinahe drei volle Monate vergingen,
ohne daß die geringste Erschütterung erfolgt wäre. Endlich ging die
Sonne am 26. März 1812 über Caracas auf; es sollte aber den Un-
tergang nicht mehr sehen. Der Tag kündigte sich sehr heiß an, die
Luft war ruhig und der Himmel wolkenlos. Es war der grüne Don-
nerstag, das Volk strömte haufenweis zu den Gotteshäusern. Nichts
schien den Betern ihr nahes Ende zu verkünden. Es war vier Uhr
Nachmittags. Plötzlich tönten die Glocken; es war Gottes-, nicht Men-
schenhand, die sie zum Grabgeläute zwang. Eine zehn bis zwölf Se-
kunden lange Erschütterung schreckte das Volk; die Erde schien flüssig
und kochend. Man glaubte, die Gefahr sei vorüber, als sich plötzlich
der heftigste unterirdische Donner hören ließ, aber stärker und anhalten-
der, als das Rollen der Gewitter in dieser Jahreszeit. Unmittelbar
auf dieses Gewitter folgte eine senkrechte, drei bis vier Sekunden an-
1914 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Reinhard, Rudolf, Seydlitz, Ernst von, Friedrich, E., Clauß, O.
- Hrsg.: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
558
Hochländer des Ostens von Südamerika.
Venezuela — Estados Unidos de Venezuela.
[942 000 qkm, 2 744 000 E., 2,9 auf 1 qkm.]
Lage. Zu diesem Staate gehören außerdem noch der östlichste Zweig der Kordilleren und das
Einbruchsgebiet um den 20 000 qkm großen Strand see von Maracaibo, der die Ost-Kordilleren
von der Sierra Nevada de Santa Maria trennt. Von mehreren an der Ostseite dieser Lagune
auf Pfählen erbauten Jndianerorten hat der Staat seinen Namen „Klein-Venedig".
Erzeugnisse. Von den drei Teilen des Landes, Ackerbau-, Viehzucht- und Urwaldgebiet, ist der erste
der ertragreichste durch seine Kaffeepflanzungen. Alle Jnduftriewaren müssen eingeführt werden,
sogar die Säcke zum Verpacken der Ausfuhr. Bedeutend und vielseitig ist der Reichtum des Bodens an
Mineralien, wie Edelmetallen und Kupfer, auch Kohlen sind vorhanden, aber kaum benutzt; die Rinder-,
Ziegen-, Pferde- und Maultierherden sind nach starker Verwüstung wieder gewachsen. Ausfuhr: Kaffee,
Kakao, Kautschuk und Balata (Gummi), Häute, Gold, Rindvieh, Federn, Asphalt. Die Deutschen halten
den 3. Platz im Außenhandel und haben u. a. die Bahn von Valencia, an der Südseitewes Küstengebirges,
nach Caracas gebaut und im Betriebe.
Bis auf die Fremden und 1% Kreolen sind die Bewohner eine Mischlingsrasse, unter der Mulatten
und Zambos vorherrschen; von den Indianern gehört der größte Teil zu den Stämmen der Karaiben
und Aruäken. Der Bund besteht aus 20 Staaten, 1 Bundesbezirk und 2 Territorien. Handels-
flagge: Gelb, Blau, Rot.
Caracas, die schöne Hst. (73), liegt 920 m hoch auf der Küstenkette, durch eine Bahn verbunden mit
dem Hasen La Guayra [guä-ira], dem zweitwichtigsten Eingangstore des Landes.
Puerto Cabello [kabelljo]x, weiter w., ist besonders Kaffeehafen.
Maracäibo (50), am seichten Eingänge der nach ihm bekannten, durch eine Barre fast gesperrten
Süßwasser-Lagune, ist der bedeutendste Ausfuhrplatz.
Barinas, unter 290° v. Gr., berühmt durch seinen Tabak, der hier seine eigentliche Heimat hat,
sammelt den Handel des w. Innern; das gleiche tut für den Osten
Ciudad Bolivar [ßiudäd boliwar] (oder Angostüra^), am unteren Orinoko.
Nahe vor der Nordküste die niederländische Curaçao [kürassaos-Gruppe (1130 qkm, 56125 E.);
hier werden Orangen und Pomeranzen ausgeführt. Diese dienen zur Herstellung des bekannten Likörs,
der aber erst in Holland zubereitet wird; bedeutend ist hingegen das Flechten von Panamahüten.
<2. Die ungefalteten Hochländer des Ostens,
l. Guayana.
Oberguayana erscheint, auf der einen Seite durch die Küstenebene und aus den anderen durch
die Tiefländer des Orinoko, des Rio Negro und des Amazonenstromes begrenzt, als eine un-
geheure Hochlandsinsel, Skandinavien an Flächeninhalt weit übertrefsend. Seine steilwandigen,
oben platten Gipfel sind den Bildungen der Sächsischen Schweiz vergleichbar.
Der merkwürdigste dieser Tafelberge ist der aus rotem Sandstein ausgebaute, 2600 m hohe Roroima,
ein „Dreiherrenstein" an der Grenze von Brasilien, Venezuela und Britisch-Guayäna; er entsendet seine
Gewässer zum Essequibo [essekibol, zum Orinoko und zum Amazonenstrom. Es ist „der rote Felsen, gehüllt
in Wolken, die ewig fruchtbare Mutter der Ströme", wie die Indianer sagen. Ein Nebenfluß des Esse-
quibo stürzt vom Hochlandsrande in einem Wasserfall herab, der dem Niagara an Höhe gleichkommt. Die
glatte Oberfläche der Berge zeigt die alte Höhe der Sedimentgesteine an, die hier wie im Hochlande von
Brasilien auf einem gefalteten Gebirge aus Urgestein lagern; sie selbst sind gar nicht gefaltet und stellen
eine uralte Scholle der Erdrinde dar. 1 2
1 Von dem „haardünnen" Tau soabsllo), das imstande sein soll, auf der ruhigen Reede die Schiffe festzuhalten.
2 Der nach der Stadt benannte Bitter wird mit der bitteren Rinde eines Baumes versetzt.
1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1074
Süd am erika —
Staaten Columbias.
Venezuela, Vereinigte Staaten von Columbia, Ecuador.
Diese 3 Staaten, bis 1811 unter spanischer Herrschaft das Vicekönigreich Neu---
Granada und das Generalkapitanat Caracas bildend, liegen in dem großen Nordwest-
lichen Landstriche von der Bai Guayaqnil und der Nähe des obern Marannon bis oft-
wärts der Orinoco-Mündung? sie enthalten also theils Hochland der Andes, theils aus-
gedehnte Tiefebenen (die oben erwähnten 15000 Q.-M. großen Llanos) nebst einein.
Theil der Sierren zwischen dem Orinoco und Essequibo. Diese Sierreu und die
Tiefebenen, von zerstreuten Indianern bewohnt, sind der unkultivirtere Theil, ob--
wohl man einige Stellen an den Flüssen bebaut; so liegt am Orinoco der Ort An-
gostnra, wo man in heißester Jahreszeit auf den Plattdächern schläft, und glücklicher--
weise der sonst im tropischen Klima gesürchtete Nachtthan nicht einmal den Augen schadet.
Die Indianer stehen noch auf tiefer Stufe der Entivickelnn g, besonders die in Guayana,
Von den trägen Otomaken (am mittleren Orinoco) und Iarnren erzählt man
daß sie fette Thonerde essen, und nicht etwa aus Maugel anderer Nahrungsondern
als Nachtisch zu starken Mahlzeiten. Thätiger und tapferer als diese siud die lieber»
bleibsel der kannibalen Caraiben, die vor Ankunft der Europäer an der ganzen be-
nachbarten Küste, wie auf den südlichen Antillen ausgebreitet waren, jetzt aber nur
rechts des untern Orinoco zu finden sind. Es ist merkwürdig, daß man nicht weit
vom Cassiquiare, wo uur Affen und Tapire wohnen, an den Felswänden große Fign-
ren erblickt, von Menschenhand eingehauen, Mond und Sonne, Krokodile und Tiger
vorstellend. Vielleicht stammen solche Bildwerke von den ehmals herrschenden M oyska's.
In den Llanos dagegen erinnert nichts an frühere Bewohner. Sie sind ein wilder
Schauplatz des freien Thier- und Pflanzenlebens. Daß es dennoch hie und da In-
dianervölkchen gibt, ist der Fächerpalme zuzuschreiben, die znr Regenzeit einen Ansent-
halt gewährt, und deren Mark, Saft und Früchte nahrhaft sind. Erst seit Ankunft
der Europäer entstanden an den Steppenflüssen einige Orte, freilich nur Hütten ans
Schilf und Riemen geflochten, mit Rindsfellen bedeckt, und Tagereisen weit von ein-
ander entfernt; aber zahllos siud bereits die Schaaren verwildeter Rinder, Pferde und«
Esel, die die Steppe dnrchschwärmen, sich in der dürren Zeit nasse, in der Regenzeit
erhöhtere Plätze suchen, häufig auch die Bente von Jaguars, Kaimans und blutsangen-
dem Geschmeiß werden. Zu den Produkten der Orinoco-Gegenden gehört anch das-
Oel vou Schildkröten. Diese Thiere sind im Orinoco so zahlreich und legen
z. B. auf den Jnselchen Uruana und Pararnna so viel Eier, daß man jährlich
125000 Flaschen Oel daraus pressen kann. — Gehen wir vom Flußlande an der meist
von Negern und Indianern bewohnten Küste hin, so findet sich ununterbrochen heiß-*
feuchtes Klima und oft außerordentliche Triebkraft des Bodens. Aber die Europäer
verweilen nicht gern in den Häfen Enmanä, Porto Eabello, Coro (Venezuela),
Maracaibo, Cartagena und Portobello, und ebenso ungern an deu Austral-
baien von Panama, Choco (wo zuerst Platiua gefunden wurde) und Guay a quil^
Nur die einzige Seestadt Caracas hat gesunde Lust und fast ewigen Frühling (Mit-
teltemperatnr -f~ 16° R.); sie liegt aber vom Gestade aufwärts 887 ra. hoch, und der
Hafen La Gnayra wird nur in Geschäften besucht. Reist man auf der Hoch platte
v on Caracas weiter, so befindet man sich stets unter europäisch lebenden Menschen
1888 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
83. Das Erdbeben von Caracas.
381
83. Das Erdbeben von Caracas.
Pom Anfange des Jahres 1811 bis zum Jahre 1813 war ein großer Flächen-
raum, der die Provinz Venezuela, Westindien und einen Teil von Nord-
amerika begreift, fortwährend den Erschütterungen unterirdischer Kräfte aus-
gesetzt. Am Mississippi befand sich der Erdboden Tag und Nacht in dem
Zustande eines steten Hin- und Herschwankens; die Stadt Caracas verspürte
den ersten Stoß im Dezember 1811. Die Provinz Venezuela litt vor der
Erschütterung, welche ihre Hauptstadt zerstörte, an großer Trockenheit; zu Cara-
cas und in einem Umkreise von 311 englischen Meilen um diesen Ort war in
den fünf Monaten, welche diesem Unglücke vorausgingen, kein Tropfen Regen
gefallen. Am 26. März herrschte eine außerordentliche Hitze, die Luft war
ruhig und der Himmel wolkenfrei. Es war gerade der erste Ostertag, und ein
großer Teil der Einwohner befand sich in den Kirchen. Kein gefahrdrohendes
Zeichen ging dem furchtbaren Ereignisse voraus. Sieben Minuten nach 4 Uhr
abends wurde die erste Erschütterung gespürt. Sie war so stark, daß die
Glocken in den Kirchen ertönten, und dauerte 5 bis 6 Sekunden. Unmittelbar
aus diesen ersten Stoß folgte ein zweiter, welcher 10 bis 12 Sekunden anhielt.
Während desselben war der Boden in einem beständigen Schwanken begrasten
und wogte gleich einer kochenden Flüssigkeit. Man glaubte schon, die Gefahr
sei vorüber, als sich ein furchtbares unterirdisches Getöse vernehmen ließ, wel-
ches dem Rollen des Donners glich. Auf dieses Getöse folgte eine Erschütterung
in senkrechter Richtung, und auf diese eine wellenförmige, die etwas länger
dauerte. Die Stöße befolgten entgegengesetzte Richtungen, von Norden nach
Süden und von Osten nach Westen. Es war unmöglich, daß irgend etivas die
Bewegung von unten nach oben und die einander kreuzenden Bewegungen aus-
halten konnte. Die Stadt Caracas ward gänzlich zerstört, und 9 bis 10 000
ihrer Einwohner wurden unter den Trümmern der einstürzenden Kirchen und
Häuser begraben. Eine Prozession, welche gehalten werden sollte, hatte noch
nicht begonnen, allein das Gedränge in den Kirchen war so groß, daß gegen 3 bis
4000 Personen durch den Einsturz der gewölbten Dächer zerschmettert wurden.
Im nördlichen Teile der Stadt war die Erschütterung am stärksten. Zwei
Kirchen dieses Teils, welche etwa 45 Meter hoch waren und deren Schiffe auf
Säulen von etwa 4 Meter im Durchmesser ruhten, wurden in eine Maste von
Ruinen verwandelt, die nirgends über anderthalb Meter hoch war. Das Ein-
sinken der Trümmer war so bedeutend, daß nach wenigen Jahren kaum noch
eine Spur von den Pfeilern und Säulen gesehen wurde. Die Baracken, aus
denen ein nördlich von diesen Kirchen gelegenes Quartier bestand, verschwanden
fast gänzlich. Ein Regiment Linientruppen, welches sich in einem großen Gebäude
dieses Stadtteils versammelt hatte, um sich dem feierlichen Zuge der Prozession
anzuschließen, wurde, mit Ausnahme weniger, unter diesem Haufe begraben.
Neun Zehntel der schönen Stadt Caracas stürzten völlig in Trümmer zusam-
men. Die Häuser, welche nicht einfielen, waren dergestalt gesprungen, daß es
niemand wagen durfte, sie zu bewohnen. Die Hauptkirche, welche durch große
Strebepfeiler gestützt ist, blieb stehen.
Unter die 9 bis 10 000 Menschen, welche oben als die Zahl der durch
das Erdbeben Getöteten angegeben wurden, sind nicht die Unglücklichen mit ein-
1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
388
84. Das Erdbeben von Caracas.
84. Das Erdbeben von Caracas.
Pom Anfange des Jahres 1811 bis zum Jahre 1813 mar ein großer Flächen-
raum, der die Provinz Venezuela, Westindien und einen Teil von Nord-
amerika begreift, fortwährend den Erschütterungen unterirdischer Kräfte aus-
gesetzt. Am Mississippi befand sich der Erdboden Tag und Nacht in dem
Zustande eines steten Hin- und Herschwankens; die Stadt Caracas verspürte
den ersten Stoß im Dezember 1811. Die Provinz Venezuela litt vor der
Erschütterung, welche ihre Hauptstadt zerstörte, an großer Trockenheit; zu Cara-
cas und in einem Umkreise von 311 englischen Meilen um diesen Ort war in
den fünf Monaten, welche diesem Unglück vorausgingen, kein Tropfen Regen
gefallen. Am 26. März herrschte eine außerordentliche Hitze, die Luft war
ruhig und der Himmel wolkenfrei. Es war gerade der erste Ostertag, und ein
großer Teil der Einwohner befand sich in den Kirchen. Kein gefahrdrohendes
Zeichen ging dem furchtbaren Ereignisse voraus. Sieben Minuten nach 4 Uhr
abends wurde die erste Erschütterung gespürt. Sie war so stark, daß die
Glocken in den Kirchen ertönten, und dauerte 5 bis 6 Sekunden. Unmittelbar
auf diesen ersten Stoß folgte ein zweiter, welcher 10 bis 12 Sekunden anhielt.
Während desselben war der Boden in einem beständigen Schwanken begriffen
und wogte gleich einer kochenden Flüssigkeit. Man glaubte schon, die Gefahr
sei vorüber, als sich ein furchtbares unterirdisches Getöse vernehmen ließ, welches
dem Rollen des Donners glich. Auf dieses Getöse folgte eine Erschütterung in
senkrechter Richtung, und auf diese eine wellenförmige, die etwas länger dauerte.
Die Stöße befolgten entgegengesetzte Richtungen, von Norden nach Süden und
von Osten nach Westen. Es war unmöglich, daß irgend etwas die Bewegung
von unten nach oben und die einander kreuzenden Bewegungen aushalten konnte.
Die Stadt Caracas ward gänzlich zerstört, und 9 bis 10000 ihrer Einwohner
wurden unter den Trümmern der einstürzenden Kirchen und Häuser begraben.
Eine Prozession, welche gehalten werden sollte, hatte noch nicht begonnen, allein
das Gedränge in den Kirchen war so groß, daß gegen 3 bis 4000 Personen
durch den Einsturz der gewölbten Dächer zerschmettert wurden.
Im nördlichen Teile der Stadt war die Erschütterung am stärksten. Zwei
Kirchen dieses Teils, welche etwa 45 Meter hoch waren und deren Schiffe auf
Säulen von etwa 4 Meter im Durchmesser ruhten, wurden in eine Masse von
Ruinen verwandelt, die nirgends über anderthalb Meter hoch war. Das Ein-
sinken der Trümmer war so bedeutend, daß nach wenigen Jahren kaum noch
eine Spur von den Pfeilern und Säulen gesehen wurde. Die Baracken, aus
denen ein nördlich von diesen Kirchen gelegenes Quartier bestand, verschwanden
fast gänzlich. Ein Regiment Linientruppen, welches sich in einem großen Gebäude
dieses Stadtteils versammelt hatte, um sich dem feierlichen Zuge der Prozession
anzuschließen, wurde, mit Ausnahme weniger, unter diesem Hause begraben.
Neun Zehntel der schönen Stadt Caracas stürzten völlig in Trümmern zusam-
men. Die Häuser, welche nicht einfielen, waren dergestalt gesprungen, daß es
niemand wagen durste, sie zu bewohnen. Die Hauptkirche, welche durch große
Strebepfeiler gestützt ist, blieb stehen.
Unter die 9 bis 10 000 Menschen, welche oben als die Zahl der durch
das Erdbeben Getöteten angegeben wurden, sind nicht die Unglücklichen mit ein-
1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gockisch, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
42
Amerika.
und Batate den Indianern eine mehlreiche Nahrung liefern. Aus der ein-
heimischen Tierwelt gewähren den Eingeborenen großen Nutzen: das Lama als
Lasttier, das Alpaka und das Vicuna durch Fleisch und Wolle (Alpäkawolle,
Vigogne). Das Vorhandensein ergiebiger Silberlager rief die Entstehung von
Städten hervor, darunter La Paz [paß]. Übertroffen wird sie von Lima,
der größten Stadt des Hochlandes, die in einer künstlich bewässerten, frucht-
baren Ebene gegründet wurde. Ihr Hafen, Callao [Jaxjdo], führt nach dem
Deutschen Reiche hauptsächlich Guano *, Kakao, Chinarinde und Koka aus.
Mehrere Eisenbahnen, darunter eine in Montblanc-Höhe, führen von der
Küste nach dem innern Hochlande.
Nördlich und südlich vom Äquator breitet sich das durch sein mildes, dabei
regnerisches Klima berühmte Hochland von Quito Wo^j aus, auf desseu
grüne Hügel elf Schneeberge herabblicken; unter ihnen der erloschene Ehim-
borasso [tschhuborässo], d. i. Schueeberg, und der immerfort rauchende
Eotopäxi, dessen Feuer häufig durch die Nacht leuchtet.
Die Hochfläche dient vorherrschend der Viehzucht. Der fruchtbaren, aber
ungesunden Küste bringen die Tropenregen regelmäßige und reichliche Be-
Wässerung, so daß auf ausgedehnten Plantagen Kakao, der hier auch wild wächst,
Kaffee und Zucker gewonnen werden, Erzeugnisse, die über Gnayaquil
[gtvajaftl] zur Ausfuhr gelangen.
Die nördlichen Anden teilen sich in drei Ketten. Zwischen der mittleren
und der östlichen Kette fließt der schiffbare Magdalenenstrom (Mündung?).
In seinem Talbecken wird Kaffee und Kakao gebaut. Die von den Ostkordilleren
umschlossene Hochebene von Bogota trägt Weizen- und Kartoffelfelder. Hier
entstand aus einer Jndianeransiedluug Bogota, eiue der gesundesten Städte
Südamerikas. In ihrer Nähe findet noch heute, wie zur Zeit der spanischen
Eroberer, Bergbau auf Edelmetalle statt.
Die östliche Kette setzt sich als Kordillere vou Venezuela auf der
Insel Trinidad fort. An ihrem Südfuße, namentlich bei Varinas, wird
viel Tabak gebaut, der wie die Kaffee- und Kakaoernten des Nordabhanges
über La Guayra [gwdira], Hafenstadt von Caracas, zur Ausfuhr gelangt.
b) Das Bergland von Guayana [gttmjana].
Es steigt wie eine ungeheure, bewaldete Berginsel, viel größer als Skandi-
navien, aus der sumpfigen Küstenebene und den Tiefländern des Orinoko
und des Amazonenstromes auf. Durch starke Verwitterung ist das sehr alte
Gebirge seiner hohen Gipfel beraubt und ein von parallelen Falten durch-
zogenes Tafelland geworden. Der 0 des Berglandes und der davor liegende
Küstensaum bilden den einzigen europäischen Besitz des südamerikanischen
Festlandes. Die westliche Hälfte gehört den Briten, die Mitte den
1 Der Vogeldünger Guano, ein wichtiges Dungmittel, hat sich infolge der Regenarmut
der Küste dort zu hohen Schichten angehäuft.
1914 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Wagner, Paul, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
96
Amerika.
Sumpfe erheben sich die Bäume mit ihren Wurzelu wie auf Stelzen (Man-
grove). Die menschenarme Wildnis längs des Stromes ist die Heimat von
Puma, Jaguar, Klammeraffen, Ameisenfresser, Faultier, Kolibri und Klapper-
schlänge.
Nördlich breiten sich weite Ebenen, die Llanos ^) (ljanos) aus. Im W sind
sie tischgleiche, endlose Grasflächen. Während der Trockenzeit (Nov.—April)
ausgedörrt, staubig, mit klaffendem Boden, bedecken sie sich zu Anfang der Regen-
zeit mit Kräutern und Gräsern. Pferde und Rinder tummeln sich; der Jaguar
lauert im Grase; Krokodile (Kaimane), Wasserschlangen und Zitteraale beleben
die jetzt angeschwollenen Flüsse und Tümpel. Schließlich entsteht eine ungeheure
Überschwemmungsfläche mit Scharen fischender Wasservögel. Manche Teile der
Llanos tragen aber auch gruppenweise verteilte Bäume. So entstehen Baum-
steppen oder Savannen (Palmen, Kaktusbäume). Oder der Wald begleitet
in schmalen Streifen die Flußufer (Galeriewälder). In den Llanos find keine
größeren Orte; die Hauptstadt von Venezuela, Caracas, liegt bereits im
Randgebirge. Ihr Hafen ist La Guaira.
Das östliche Vorland des Berglandes von Guayana ist ein niedriges Pla-
tean mit einzelnen Gebirgsketten. Hier liegen die einzigen europäischen Besitzungen
Südamerikas:
1. Französisch-Guayana, mit ungesundem Klima, eine Strafkolonie.
Die Hauptstadt ist Cayenne.
2. Surinam, gehört den Niederländern.
3. Britisch-Gnayana. Der heiße Küstenstrich erzeugt viel Zucker.
Z. Tas Amazonastiesland.
Der Amazonas kommt zwar an Lauflänge dem Misfiffippi nicht gleich (5570 km
gegen 6700 km), umfaßt aber das größte Stromgebiet der Erde (7 Mill. qkm).
Auf dieser Fläche würden Rußland, Deutschland, Österreich-Ungarn und die Balkan-
staaten Platz finden. Auf das eigentliche Tiefland kommen 4v2 Mill. qkm, also
immer noch eine Fläche wie fast halb Europa. Als Maranon (maranjon) fließt
der Riesenstrom zunächst 700 km auf der Andenhochfläche, stürzt sich dann durch
eine Reihe wilder Felsentore hinab und strömt nun durch weite, steinlose Ebenen
mitten in dichten Urwäldern dem Meere zu. In seiner Laufmitte ist er bereits 5 km
breit; weiter abwärts gleicht er an Breite dem Bodensee. Sein Mündungstrichter
dehnt sich 100 km weit (Leipzig—dresden), und eine Insel (Marajo) von der Größe
Württembergs trennt ihn von der Mündung des Tocantins (tokangtings). Die
mittlere Stromtiefe würde genügen, um einen Kirchturm (70m) darin zu ver-
senken. Vom Ozean her wälzt sich bei Flut eine ungeheure Wasserwelle mauer-
gleich flußaufwärts, fodaß kleine Schiffe zertrümmert werden.
Mehr als 200 Nebenflüsse sind dem Riesenstrome dienstbar, darunter
18 größere als der Rhein. Von N her kommt der Rio Negro mit tinten-
schwarzem Wasser, im Unterlaufe bis 25 km breit. Im L sind wichtig der weithin
schiffbare Ucayali und der Madeira (madera)2) mit gewaltigen Mengen von
x) Vgl. lat. planus, franz. piain — eben.
2) = Holzfluß.
16. Bd. 2
- S. 355
1886 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
355
gebliebenen waren teils dem Schmerz und der Trauer um die Ihrigen
preisgegeben.
Bereits im Dezember 1811 ward Caracas zuerst ans seiner Sicher-
heit durch einen Erdstoß von beträchtlicher Heftigkeit aufgeschreckt. Man
beruhigte sich jedoch wieder, da beinahe drei volle Monate vergingen,
ohne daß die geringste Erschütterung erfolgt wäre. Endlich ging die
Sonne am 26. März 1812 über Caracas auf; es sollte aber den Unter-
gang nicht mehr sehen. Der Tag kündigte sich sehr heiß an, die Lust
war ruhig und der Himmel wolkenlos. Es war der grüne Donners-
tag, das Volk strömte hausenweis zu den Gotteshäusern. Nichts schien
den Betern ihr nahes Ende zu verkünden. Es war vier Uhr nach-
mittags. Plötzlich tönten die Glocken; es war Gottes-, nicht Menschen-
hand, die znm Grabgeläute zwang. Eine zehn bis zwölf Sekunden
lange Erschütterung schreckte das Volk; die Erde schien flüssig und
kochend. Man glaubte, die Gefahr sei vorüber, als sich plötzlich der
heftige unterirdische Donner hören ließ, aber stärker und anhaltender
als das Rollen der Gewitter in dieser Jahreszeit. Unmittelbar auf
dieses Gewitter folgte eine senkrechte, drei bis vier Sekunden anhaltende
Bewegung, welche zu gleicher Zeit von einer wagerechten, wellenförmigen
begleitet war. Diese Stöße folgten in zwei sich durchkreuzenden Rich-
tungen von Norden gegen Süden und von Osten nach Westen. Diesen
gleichzeitigen Bewegungen von unten nach oben und sich durchkreuzend
konnte nichts mehr widerstehen, in einer Viertelminute war Caracas ein
Schutthaufen, der 9 bis 10 000 seiner Bewohner begraben hatte. Noch
hatte die Prozession (mehrere in feierlicher Ordnung gehende Personen)
den Umgang nicht eröffnet; aber das Hinzuströmen zur Kirche war
so groß, daß gegen 3 bis 4000 Einwohner unter dem Einsturze ihrer
Gewölbe begraben wurden. Die Erderschütterung war in der Nordseite
der Stadt am heftigsten gewesen. Die Kirche der Dreifaltigkeit und
der Alta Gratia, die mehr als 45 Meter Höhe harten, und deren
Schiss durch 4—5 Meter dicke Pfeiler getragen ward, lagen in einen
Trümmerhaufen verwandelt, der nicht höher als 1,5 bis 2 Meter war,
und die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den
Pfeilern und Säulen auch keine Spur mehr kenntlich geblieben war.
Die Kaserne San Carlos war beinahe verschwunden. Es stand darin
ein Regiment Linientruppen unter den Waffen, das sich eben zur Pro-
zession begeben sollte, von diesem retteten sich nur wenige einzelne, die
andern lagen unter dem Schutte vergraben, in den sich das große Ge-
bäude so plötzlich verwandelt hatte. Neun Zehnteile der schönen Stadt
Caracas waren gänzlich zerstört. Die Häuser, welche nicht einstürzten,
waren so zerrissen, daß sie nicht mehr bewohnt werden konnten.. Etwas
weniger verheerend zeigten sich die Wirkungen des Erdbebens im süd-
lichen und westlichen Teile der Stadt zwischen dem großen Platze und
dem Hohlwege von Carognata. Hier blieb die Kathedralkirche aufrecht
stehen. Wenn man nun zählt, daß 9 bis 10 000 Menschen durch die
23*
1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Hering, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 1. Amerika.
weites Wald- und Wiesenland. Die Mitte ist ein Grasland, aber auch Korn-
kammer und Viehzuchtgebiet. Der vorherrschende Südwestwind kommt über
Land und ist deshalb trocken, so daß kein Wald aufkommt. Der 8 (die Pampas
— Offene Felder) hat gemäßigtes Klima und ist ein wertvolles Ackergebiet.
Die riesigen Herden von Schafen, Pferden und Rindern werden von berittenen
Hirten gehütet.
4. Politische Übersicht.
§ 327. Venezuela [roenefjueta] (= Klein-Venedig, da die Indianer ihre
Küstenwohnungen auf Pfählen erbauten) ist nur zum kleineren Teil bebaut
und besteht meist aus Grasland; im 8 greift es in das Waldgebiet des
Amazonenstroms hinüber. Im W liegt der See von Maracäibo, eine
Meeresbucht. Die Ausfuhr besteht vor allem aus Kaffee, Kakao und
Kautschuk. Die auf der Hochebene gelegene Hauptstadt Caracas steht
durch eine Bahn in Verbindung mit ihrem Hafen La Guayra Igwä-ira^.
Aufgabe. Welche anderen Städtepaare dieser Art sind in Südamerika zu
nennen?
Eine größere europäische Kolonie ist Guayana, geteilt zwischen Frank-
reich, England und Holland. Der englische Teil ist am größten und liefert
Zucker; das französische Gebiet wird als Verbrecherkolonie benutzt. Es ist
das Land „wo der Pfeffer wächst"; wegen des mörderischen Klimas nennt
man es „die trockene Guillotine Frankreichs".
§ 328. Die Vereinigten Staaten von Brasilien, fast 16mal so groß
wie das Deutsche Reich, mit nur 21 Mill. Einwohnern, umfassen außer
dem Hochlande von Guayana und den Ebenen des Amazonenstroms noch
einen Teil des Paranagebiets. Die Bewohner sind meist Mestizen und
Weiße mit portugiesischer Sprache, dazu Neger und Mulatten. Die In-
dianer sind in die Wälder zurückgedrängt und stehen auf niedrigster Stufe
der Gesittung.
Wirtschaftliche Bedeutung. Die üppigen Erträge der tropischen Pflanzen-
welt machen Brasilien zu einem wichtigen Produktionsland. Es ist das
Hauptgebiet der Erde für Kaffee und Kautschuk, dazu liefert es Baum-
wolle, Rohrzucker, Tabak und Farbhölzer, außerdem Gold und Diamanten.
Die deutsche Schiffahrt ist durch ihre größten Gesellschaften an Ein- und
Ausfuhr stark beteiligt.
Städte. Weil das Innere durch Straßen und Bahnen wenig er-
schlössen ist, liegen die Städte an der Küste. Rio de Janeiro [liu
de bschanerul, d. i. Januarsfluß (844), hat seinen Namen davon, daß es am
1. Januar (1501) entdeckt wurde. Die Hafenbucht ist eine der schönsten der .
Welt. Rio de Janeiro ist der bedeutendste Kasfeemarkt und die wichtigste
Hafenstadt Brasiliens. Bahia [bata], d. i. Bai, und Pernambüco,
d. i. Haff (Endpunkt des deutschen Kabels), sind Häfen für Zucker, Farbholz,
Baumwolle und Tabak; Para ist Ausfuhrplatz für das Riesengebiet des
Amazonenstroms, namentlich für Kautschuk. Bis Mauaos am Amazonen-
ström gehen die Ozeandampfer.
14-!-
1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
145
Amerika.
237
4. Ecuador, d. h. Äquator. 3/s Deutschland. Hst. Quito (Eito) 2800 m
hoch (vgl. Zugspitze!) auf einer milden Hochebene mit „ewigem Frühling". —
3/4 der Ausfuhr siud Kakao. — Wo die vulkanischen Galapagos-Jnfeln?
5. Kolumbien, nach Kolumbus benannt. 2^2 mal so groß wie Deutschland.
Anteil an den Llanos. Hauptausfuhr: Kaffee, Kakao, Metalle. Hst. Bogota O.
6. Venezuela, der Orinocostaat (Llanos). L^mal so groß wie Deutsch-
land. Reich an ungenützten Bodenschätzen. Hst. Caracas tz; Hafen Maracaibo Q
Hauptausfuhr: Kaffee, Kakao.
11. Das Koiomauartö Guayana.
Feuchtheiß und üppig fruchtbar. Britisch-, Niederländisch- und Fran-
zösisch-Gnayana. Letzteres „das Land, wo der Pfeffer wächst", mit der nn-
gesunden Strafkolonie Cayenne (kajenn). Cayenne-Pfeffer. — (Hauptort von
Britisch- und von Niederländifch-Guayana?)
Einpräge- und Wiederholungsaufgaben zu Süd-Amerika.
1. Benenne die Ein- §
tragungen in Skizze
§ 237.
2. Wo liegt und
was ist im einzelnen zu
saqen über:
>Aconcagua, 7000 m
Mmazonenstrom
>Anden
Areqnipa □
largentinien
Asuncion ^
Atacamawüste
Ibahia G
Blumenau ^
Ibogota H
I Bolivien
jbrasilisches Bergland
Ibuenos Aires D
Callao ^
Icaracas ^
Cayenne
Ichile
Ichimborazo, 6250 m
Cordoba W
Cotopaxi, 5960 m
lecuador
jfalkland-Jnseln
Ifeuerland
Ifray-Bentos
Georgetown H
Galäpagos-Jnseln
Abb. § 237.
Stumme Skizze von
Südamerika.
1908 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Schwarzhaupt, Wilhelm, Walther, G.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 146 —
Ecuador. Hauptstadt Quito (fito), 80000 Eiuw., gerade unter
dem Äquator.
Colombia hat seinen Namen nach dem Entdecker des Erdteils.
Hauptstadt Bogota, 110000 Einw.
Venezuela. Hauptstadt Caracas, 57000 Einw., mit dem Hafen
La Guayra (gweira).
§ 151. Ii. Das Tiefland der großen Stromsysteme.
Die Selvas'). Während sich an der Westküste Südamerikas wegen
des jähen Abfalls der Anden zum Meere größere Flusse uicht entwickeln
können, fließen nach Osten große Wassermassen dem gewaltigen System
des Amazonenstromes oder Maranon (maraujou) zu. Er ist der
drittlängste, aber wasserreichste Strom der Erde. Viele seiuer Neben-
flüsse sind doppelt so lang als der Rhein; an der Müuduug kommt
seine Breite der Entfernung von Hamburg bis Berlin gleich. Die
wasserreichen Flüsse haben von den Gebirgen viel Schutt und Gerolle
abgetragen. Durch die Ablagerung dieser Gesteinsmassen ist die Tief-
ebene entstanden, die sich zwischen den Anden und den Hochländern von
Guayana und Brasilieu ausbreitet. Auf dem Schwemmlaud hat sich
unter dem tropischen Klima und bei dem Wasserreichtum eine üppige
Pflanzen- und Tierwelt entwickelt. Die ungeheuren Urwälder im Ge-
biete des Amazonenstromes heißen Selvas.
In feierlicher Ruhe liegt der Urwald da. Hochragende Palmen, gewaltige
Farnbäume, riesengroße Kakteen streben zum Lichte empor und bilden ein grünes
Blätterdach. Wie Efell rankt sich der Pfeffer an ihnen empor. Meterlange
Flechten hängen in Strähnen zur Erde nieder. Hier hat eine Liane den Lorbeer-
bäum umschlungen und droht ihn zu ersticken. Dort ist dies einer anderen Schling-
pflanze schon gelungen. Der Stamm ist in sich zusammengestürzt, und wie eine
riesige, gewundene Schlange steht nun die Schlingpflanze im Dnnkel der Waldung.
Mit den Blüteu wetteifern buntschillernde Schmetterlinge und glänzende Käser an
Pracht. Vielfarbige Kolibris und bunte Papageien durchschwirren die Luft Eidechsen
von ungeheurer Größe und düster gefärbte Schlangen winden sich im Grase,
Krokodile und Schildkröten sonnen sich im heißen Sand. Nachts weiden das
schlanke Reh itnd der plumpe Tapir auf saftiger Wiese. Jaguar und Puma
gehen jetzt ans Raub aus, winselnd und kreischend flüchten langgeschwänzte Affen
von Ast zu Ast. Milliarden phosphoreszierender Insekten bilden eine feenhafte
Illumination, und gespensterartig flattern blutsaugende Fledermäuse durch das tiefe
Duukel der Nacht.
2. Die Llanos ^) (lj^nos) werden von dem Orinsko durchflössen,
der das Hochland von Guayana in einem großen Bogen umströmt. Da
eine Wasserscheide zwischen ihm und dem Ämazonenstrom fehlt, so steht
er mit diesem (durch den Casiquiare) in natürlicher Verbindung sgabelnng-
Bifnrcation). Die bewaldeten Flußufer habeu fruchtbaren Boden und
eignen sich vortrefflich zum Anbau von Zuckerrohr, Tabak, Kakao und
Kaffee. An seinem linken Ufer dehnen sich weite Grassteppen, die Llanos,
aus. In der trockenen Jahreszeit (Oktober bis April) klafft ihr Boden
i) Selvas — Wälder, 2) Llanos — Ebenen.
1903 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Biedermann, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Südamerika.
323
C. Südamerika.
18 Mill. qkm. Etwa 38 Mill. E."(2 Bewohner auf 1 qkm).
Südamerika besteht aus den neun Republiken des früheren spanischen Südamerika', ans den portugiesisch redenden Vereinigten Staaten von Brasilien und aus dem Kolonialgebiete Guayana. Bewohner sind Weiße (Kreolen), Indianer und Mestizen, in Brasilien und Guayana auch Neger und Mulatten.
1. Venezuela (weneßuela)^, im Gebiete des Orinoco. Der größte Teil des Bodens (namentlich rechts des Orinoco) ist Steppe (die Llanos) und Urwald. In den Llanos wird Viehzucht gärte* bett, in den tropischen Küstenniederungen und an den Gebirgs-abhängen baut man Kaffee und Kakao, auch Zucker und Baumwolle. Von den Indianern gehören die meisten zum Stamme der Kariben und Ottomaken. Caracas, Hauptstadt, mit dem Hafen La Gnayra. Varinas, bekannt durch seinen Tabak, der hier seine eigentliche Heimat hat.
2. Colombia, in günstiger Lage an zwei Meeren, mit fruchtbarem Boden. Das Land ist nur im Gebiete des Magdalenen-stromes dichter bewohnt. Der Ackerbau erzeugt namentlich Tabak, Kaffee und Baumwolle. Viehzucht in den Llanos. Bogota, 110000 E., Hauptstadt (2600 m hoch). Von Panama führt nach Colon an der Ostküste eine 75 km lange, wichtige Eisenbahn^.
3. Ecuador, nach feiner Lage unter dem Äquator so ge-
1 Bald uach der im Jahre 1808 erfolgten Absetzung der spanischen Dynastie unter Napoleon erklärten sich (seit 1811) die Kolonien, eine nach der andern, für frei und behaupteten sich in langwierigem Kampfe gegen Spanien, wurden aber seitdem oft von inneren Unruhen heimgesucht.
2 Der Name Venezuela (— Kleinvenedig) stammt von zahlreichen, ein der Ostfeite des Golfes von Maracaibo auf Pfählen erbauten Indianer-orten her.
3 Ebenda ist eine Kanalverbindung in Angriff genommen, welche von den Bereinigten Staaten von Nordamerika durchgeführt werden soll.
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