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1. Erdkunde - S. 277

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 277 — Unternehmen, bis es ein halbes Jahrhundert später von dem that- kräftigen Papste Julius Ii. wieder aufgenommen wurde. Zum Bau- meister ernannte er den berühmten Bramante, welcher ihm einen Plan vorgelegt hatte, der durch seine Schönheit alles bisher Gesehene über- traf. Im Jahre 1506 wurde der Grundstein zur Peterskirche ge- legt. Das größte Verdienst um die Vollendung des Baues erwarb sich der geniale Maler, Bildhauer und Baumeister Michel Angelo Buonarroti, von dem besonders der Plan zur unübertrefflichen Kuppel des Tempels stammt. Zwar erlebte Michel Angelo dessen Vollendung nicht mehr; doch wurde nach seinem Plane weiter gebaut, und am 18. November 1626 konnte die neue Kirche von Papst Urban Viii. eingeweiht werden. Die Kosten für den Bau betrugen zu Ende des 17. Jahrhunderts mehr als 200 Millionen Mark, und 150 000 Mark betragen die jährlichen Ausgaben für die Erhaltung. Fünf Thore führen in das Innere des erhabenen Gotteshauses. Das äußerste rechte, die „heilige Pforte", ist vermauert und wird nur iu Jubeljahren geöffnet. Tritt man nun in das Innere, so fühlt man sich im ersten Augenblicke enttäuscht in der Erwartung, die man an die riesige Größe dieses Domes geknüpft hat. Man vermag eben, da alle Teile untereinander und zu dem Ganzen in so vollkommenem Einklang stehen, die ungeheure Ausdehnung nicht gleich zu fassen. So kommt es jedem z. B. unglaublich vor, daß der Hauptaltar die Höhe eines ansehnlichen Palastes hat. Ebenso tänscht man sich, am Portale stehend, über die Größe der das Weih- Wasserbecken haltenden Engel. Sie scheinen dem Beschauer von der Größe eines Knaben zu sein. Wenn man sich ihnen aber nähert, vergrößern sie sich mit jedem Schritte, um welchen die Entfernung kleiner wird, und zuletzt steht man ganz verwundert vor ihnen und staunt über ihre Riesenglieder. So wird man bald inne, daß hier der Augeuschein trügt, und je länger man in St. Peter weilt, desto mächtiger und erhabener wirkt das edle Ebenmaß der Ranmverhält- nisse, desto mehr erstaunt man über den großen Reichtum an Pracht- vollen Monumenten, herrlichen Verzierungen und kunstvollen Mosaiken und insbesondere über die Riesendimensionen des Baues.

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1. Teil 7 = (Für Prima) - S. 280

1906 - Leipzig : Freytag
280 Angela aber ist der Leichnam der eines nicht recht vollwüchsigen Mannes, welcher gegen die Größe der Madonna etwas zurücksteht, was naturwidrig ist. Aber mit dieser Naturwidrigkeit erkaufte sich Michel Angelo den Vorteil, den Leichnam auf den Schoß der Madonna legen zu können, die Madonna dadurch in das innigste Verhältnis zu ihm setzen zu können, was an ihr erstes mütter- liches Verhältnis zu ihm erinnert und gegenteils dem Leichnam über den Knien eine bewegte Lage geben zu können, wogegen die starre Ausstreckung des Christusleichnams vor der Rietschelschen Pieta sehr in Nachteil steht. Es ist wie Fluß gegen Eis. Man findet in der Tat das Verhältnis in der Pieta von Michel Angelo so schön, daß man über die dabei unterlaufende Natur- widrigkeit wegsieht, ohne dadurch gestört zu werden, wozu freilich zweies mit- gehört, erstens, daß die Verjüngung des Christus sehr maßvoll gehalten ist, zweitens, daß man in dieser idealen Sphäre überall gewöhnt ist, von den Forderungen an strenge Naturwahrheit nachzulassen. Weder aber hätte der Christusleichnam sehr viel kleiner sein dürfen, wenn sich nicht die Störung entschieden geltend machen sollte, noch die verhältnismäßige Größe des Christus- leichnams der Rietschelschen Pieta haben dürfen, um nicht der Madonna eine zu schwere Last aufzubürden und das Nehmen des Leichnams auf den Schoß selbst widernatürlich erscheinen zu lassen. Die Pieta von Michel Angelo möchte ich überhaupt reicher an Schönheit und diese Schönheit romantischer nennen, als die der Rietschelschen Pieta, indes in dieser die Schönheit sozusagen in eine einfache Natürlichkeit, Würde und Tiefe gekleidet ist, die auch ihreu Wert hat. Wer aber kann solche Werke überhaupt mit ein paar Worten er- schöpfen wollen! Anhang: Schönheit u n d C h a r a k t e r i st i k. In analoger Weise als der Streit zwischen Idealismus und Realismus dürfte sich der, nicht damit zusammenfallende aber sich damit verflechtende, Streit zugleich klären und erledigen, ob die Kunst mehr aus Schönheit oder Charakteristik zu gehen habe, und wiefern das Charakteristische selbst zum Schönen zu rechnen sei. Charakteristisch nennen wir überhaupt die Darstellung eines Gegenstandes, insofern sie die Momente, die ihn von andern unterscheiden, wahr und deutlich, doch ohne Übertreibung zur Geltung bringt, denn durch Über- treibung wird die Charakteristik zur Karikatur. Eine gelungene Charakteristik gewährt zwei wichtige ästhetische Vorteile, einmal, daß sie durch Erfüllung der Wahrheitssorderung direkt zum unmittelbaren Gefallen an einem Werk beiträgt, zweitens, daß sie der Monotonie entgegenwirkt, welche um so leichter Platz greift, je mehr unterscheidende Züge der Gegenstände weggelassen und diese durch Reduktion auf einen allgemeinen Typus einander verähnlicht werden. Insofern nun schön im weitesten Sinne heißt, was unmittelbar Ge- fallen weckt, eine gelungene Charakteristik aber hierzu beitragen kann, wird sie

2. Teil 7 = (Für Prima) - S. 279

1906 - Leipzig : Freytag
279 In erster Beziehung ist freilich ein Konflikt zu berücksichtigen. Die Lust aus direkter Anschauung von Schönheit und Anmut dessen, was wir vor uns sehen, kann die Unlust aus dem Widerspruche, der in Verletzung der Wahrheits- sorderung liegt, überbieten, zumal wenn die Kunstgewöhnung solchen nicht mehr fühlbar macht; und in der Tat hat Kunstgewöhnung uns in dieser Hinsicht viel vertragen gelehrt, fraglich, ob nicht zu viel, und ob nicht eine künftige Kunstgewöhnung die jetzige in dieser Hinsicht rektifizieren wird. Man traue doch der jetzigen nicht gar zu sehr, und sollte überhaupt mehr als es geschieht, überlegen, ob nicht manches, was man für Sache der Kunst- berechtigung hält, nur Sache einer Kunst gewöhn ung ist, die besser durch eine andere vertreten würde. Es frommt der allgemeinen Geistesbildung nicht, den an sich berechtigten höheren Reiz, der in anschaulicher Erfüllung der Wahrheitssorderung liegt, dem Reize an sich schöner aber unwahrer Form- gebung nachzusetzen; wer sich daran gewöhnt, büßt dadurch an Empfänglichkeit selbst für jenen Reiz ein, und verliert im ganzen mehr und Besseres als er durch die falsche Gewöhnung von andrer Seite gewinnt. Mit all dem aber bleibt folgender Gegenrücksicht Raum: Die Wahrheitsforderung ist der Kunst mit der Wissenschaft gemein, aber für beide von verschiedenem Gewicht. In der Wissenschaft ist ihre Erfüllung wesentlicher Zweck und um jeden Preis von ihr anzustreben, mag sie gefallen oder nicht gefallen; der Kunst ist sie nur ein Hauptmittel zum Zweck, was nie anders als nach untergeordneten Beziehungen andern Mitteln weichen sollte, doch wirklich nach solchen einer Übermacht anderer weichen darf. Zuzugestehen ist, daß eine bestimmte Grenze in dieser Beziehung nicht festzustellen ist, man kann eben nur im allgemeinen sagen, es muß dann geschehen, wenn Vorteile der Verletzung ihre Nachteile überwiegen. Das kann sich für verschiedenen Ge- schmack verschieden stellen, und gehört zu den Fällen, wo es nicht leicht oder möglich ist, über die größere oder geringere Berechtigung des einen oder andern Geschmackes zu entscheiden; indes man sich doch immer der dabei abzuwägenden Gründe bewußt werden kann. Betrachten wir zunächst nur ein Beispiel. In der Pieta von Michel Angelo hält eine sitzende Madonna den Christus- leichnam auf dem Schoße liegend. In der Pieta von Rietschel hat eine knieende Madonna den Christusleichnam gerade vor sich liegen. Beide Werke lassen sich im Leipziger Museum gut vergleichen, indem sie sich an den entgegen- gesetzten Enden des Saales gegenüberstehen. Beides sind Werke von großer Schönheit, jedes nur in anderem Sinne, woraus hier nicht ausführlich ein- zugehen, um nur folgenden Punkt ins Auge zu fassen. Trotzdem, daß das Ver- hältnis des Christus zur Madonna in der Pieta von Rietschel naturwahrec als in der von Michel Angelo ist, wird man es doch in letzterem Werke ent- schieden schöner als in ersterem finden, indem der Vorteil der Naturwahrheit dort durch andere Vorzüge hier überwogen wird. In der Pieta von Rierschel ist der Christusleichnam der eines voll ausgewachsenen Mannes, welcher sein natiirliches Größenverhältnis zur Madonna hat. In der Pieta von Michel

3. Erdkunde - S. 289

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
289 Form rate an Größe und Kühnheit der Konstruktion steht diese Kuppel unerreicht da. Sie erhebt sich auf vier mächtigen Grund- pfeilern; ihr Umfang beträgt an 200 in. Das Innere der Kuppel ist reich vergoldet und mit Mosaiken geschmückt. Majestätisch strahlt im Mittelpunkt der Wölbung das Antlitz Gott Vaters, von Engeln und Heiligen umgeben. Wer Lust hat, kann bis zur Laterne der Kuppel emporsteigen, von deren innerer Galerie der Anblick in die Tiefe fast schwindelerregend wirkt. Tritt man aber ans die äußere Brüstung, so genießt man einen entzückenden Blick über die ewige Stadt und ihre Umgebung bis zum flimmernden Silberspiegel des Meeres. Gerade unter der Kuppel erhebt sich der Hauptaltar; über ihm schwebt ein von vier gewundenen Säulen getragener mächtiger Baldachin. Vor dem Hochaltar führen Marmortreppen hinab zum Grabe des hl. Petrus. Tag und Nacht brennen hier 89 Lam- pen, das Feierliche dieser heiligen Stätte erhöhend, die fortwährend von Pilgern besucht wird. Im Norden der Peterskirche liegt die Residenz des Papstes, der Vatikan. Er besteht aus einer Anzahl zusammenhängender Paläste, umschließt 20 Höfe, über 200 Treppen und soll mehr als 4000 Zimmer enthalten. Von der Peterskirche her gelangt man über eine herrliche Treppe zur berühmten Sixtinischen Kapelle, der Hofkapelle des Papstes. Hier hat sich Michel Angelo durch seine großartigen Fresken ein unsterbliches Denkmal gesetzt. Sein Haupt- werk, das jüngste Gericht, füllt die ganze 20 in hohe Rückwand des Gotteshauses aus; in den Deckengemälden verherrlichte er in erhabener Weise die Schöpfungsgeschichte. Wie Michel Angelo in der Sixtinischen Kapelle, so hat sich Rafael durch Gemälde von wunderbar fesselnder Schönheit in den Säulenhallen (Loggien) und Prunkgemächern (Stanzen) verewigt. Großartig sind die wissenschaftlichen und Kunstsammlungen des Vatikans, welche von den Päpsten im Laufe der Jahrhunderte angelegt wurden. Die vatikanische Bibliothek ist ihrer reichhaltigen Handschriftensammlung (24000 Handschriften) halber von großer Bedeutung. In der Gemäldegalerie sind Meisterwerke der be- Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 1z

4. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 158

1900 - Leipzig : Hirt
158 Skulptur der Renaissance. Fig. 119. Moses von Michel Angelo. S

5. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 160

1900 - Leipzig : Hirt
160__________Fresko - Malerei in Italien. Fig. 121. Der Prophet Iesaias von Michel Angelo. S. 107. |

6. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 158

1900 - Leipzig : Hirt
Skulptur der Renaissance. Fig. 119. Moses von Michel Angelo. S. 107.

7. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 160

1900 - Leipzig : Hirt
Fresko - Malerei in Italien Fig. 121. Der Prophet Iesaias von Michel Angelo. S. 107.

8. Der Olymp oder Mythologie der Griechen und Römer - S. 350

1883 - Leipzig : Amelang
350 Vii. Allegorische Glider. eine gekrönte Person abgebildet ist, die einem Bettler die Füße wäscht. Die Beredsamkeit, siehe Redekunst. Die Beständigkeit (Standhaftigkeit) lehnt sich an eine Säule, oder trägt eine kleine Schale im Arme. Der Kubus und der Würfel sind ihre Attribute. Die Bildhauerkunst hat Meißel und Hammer als Attti-bute, und die verstümmelte Bildsäule des Herkules (den berühmten Torso des Michel Angelo) oder einen Kopf oder ein Brustbild vou Marmor neben sich. Die Botanik oder Kräuterkunde führt, wenn sie als allegorische Person erscheint, ein aufgeschlagenes Herbarium als unterscheidendes Kennzeichen. Die Buchdruckerknnst aber hat zu Attributen eine Tafel voll gesetzter Schrift, oder auch die beiden Ballen, mit denen früher die Buchstaben geschwärzt wurden, oder eine Buchdruckpresse. Ihr Symbol ist der Greis. Die Chemie oder Scheidekunst wird durch die dazu nötigen Werkzeuge: einen kleinen Ofen mit Destillierkolben und einer Retorte, oder Schmelztiegel und rohe Erze :c. dargestellt. Die Dankbarkeit hält eine Opferschale, und neben ihr steht ein Storch, von dem man fabelt, daß er sich durch mitgebrachte Gaben seinen Beschützern dankbar beweise. Die Dichtkunst wird durch das Bildnis Apollons (siehe S. 101) oder auch einer Muse, je nach der Art der Dichtung, Kalliope, Melpomeue, Erato oder Thalia dargestellt. Leier und Lorbeerkranz sind ihre Kennzeichen, und öfters liegen auch die Werke der berühmtesten Dichter des Altertums, oder es häugeu dereu Bildnisse um sie her. Die Duldung oder Toleranz erscheint mit einem Schilde, womit sie Kinder schirmt, welche die Religionsbücher oder andere Zeichen verschiedener Glaubenssekten in Händen haben. Auf dem Schilde ist das Bild der Sonne befindlich, die allen Religionsgenossen leuchtet.

9. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. IX

1903 - Paderborn : Schöningh
Tafel Ix. St. Keter m Lom. Erbaut hauptsächlich nach dem Plane von Michel Angelo von 1506 bis ungefähr 1630. Größte Kirche der Welt; besonders der Kuppelbau ist an Erhabenheit, Größe und Kühnheit der Konstruktion unerreicht. Auf dem elliptischen Platze vor der Kirche, den die berühmten Doppelkolonnaden umsäumen, steht der Obelisk. 19 000 qm Flächenraum, während der Cölner Dom nur 6900 qm umfaßt. Festsaal im Schlosse zu Bruchsal. (Rokoko.) Erbaut 1729—1770.

10. Von 1517 - 1740 - S. uncounted

1907 - Braunschweig : Appelhans
1. ??eterskirche zu Wom. Kuppel von Michel Angelo. ^attazzo Slrozzi zu Itorenz. Frhrenaissance. ܣ, instftot u; . roiials Sri... Forschung Bs au: L .iweig vfu:buchbibtioihek

11. Theil 6 - S. 152

1874 - Leipzig : Brandstetter
152 dem Petersplatze, wo wir erst auf- und abgehend, und wenn es uns zu warm wurde, im Schatten des großen Obelisks, der eben für zwei breit genug geworfen wird, spazierten und Trauben ver- zehrten, die wir in -der Nähe gekauft hatten. Dann gingen wir in die Sixtinische Capelle, die wir auch hell und heiter, die Ge- mälde wohlerleuchtet fanden. Das jüngste Gericht und die man- nigfaltigen Gemälde der Decke, von Michel Angelo, theilten unsere Bewunderung. Ich konnte nur sehen und anstaunen. Die innere Sicherheit und Männlichkeit des Meisters, seine Großheit geht über allen Ausdruck. Nachdem wir Alles wieder und wieder gesehen, verließen wir dieses Heiligthum und gingen nach der Pe- lerskirche, die von dem heitern Himmel das schönste Licht empfing und in allen Theilen hell und klar erschien. Wir ergötzten uns als genießende Menschen an der Größe und der Pracht, ohne durch allzu eklen und zu verständigen Geschmack uns diesmal irre machen zu lassen, und unterdrückten jedes schärfere Urtheil. Wir erfreuten uns des Erfreulichen. Endlich bestiegen wir das Dach der Kirche, wo man das Bild einer wohlgebauten Stadt im Kleinen findet. Häuser und Magazine, Brunnen (dem Ansehn nach), Kirchen und einen großen Tempel, Alles in der Luft, und schöne Spaziergänge dazwischen. Wir bestiegen die Kuppel und besahen die hellheitere Gegend der Apenninen, den Berg Soracte, nach Tivoli die vulkanischen Hügel, Frascati, Castelgandolfo und die Plaine und weiter das Meer. Nahe vor uns die ganze Stadt Rom, in ihrer Breite und Weite mit ihren Bergpalästen, Kuppeln rc. Es rührte sich keine Luft, und in dem kupfernen Knopf war es h.eiß, wie in einem Treibhause. Nachdem wir das Alles beherzigt hatten, stie- gen wir herab und ließen uns die Thüren zu den Gesimsen, der Kuppel, des Tambours und des Schiffs ausschließen; man kann um selbe herumgehen und diese Theile und die Kirche von oben betrachten. Als wir auf dem Gesimse des Tambours standen, ging der Papst unten in der Tiefe vorbei, seine Nachmittagsan- dacht zu halten. Es fehlte uns also nichts zur Peterskirche. Wir stiegen völlig wieder herab, nahmen in einem benachbarten Gast- hofe ein fröhliches, frugales Mahl und setzten unsern Weg nach der Cecilienkirche fort. Viele Worte würde ich brauchen, um die Auszierung der ganz mit Menschen angefüllten Kirche zu beschreiben. Man sah eben keinen Stein der Architekten mehr. Die Säulen waren mit rothem Sammt überzogen und mit goldenen Tressen umwunden, die Capitäle mit gesticktem Sammt in ungefährer Capitälform, so alle Gesimse und Pfeiler behängen und bedeckt. Alle Zwischen- räume der Mauern mit lebhaft gemalten Stücken bekleidet, daß die ganze Kirche mit Mosaik ausgelegt schien, und über zwei-

12. Mancherlei für Jung und Alt - S. 227

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
227 erkenne, obgleich er persönlich nicht gegenwärtig ist; so auch erkennt man aus der Ordnung des Weltalls den Gott, der es geschaffen hat." Die kolossale Athene Parthenos im Parthenon, 26 Ellen hoch, die nackten Teile, Gesicht, Hals, Hände und Füße aus Elfenbein, die Augen- sterne aus einem dem Elfenbein ähnlichen Edelstein eingesetzt, alles übrige aus geschlagenem Golde gearbeitet, war ganz als eine in heiterer Majestät herrschende Götterjungfrau gedacht, deren grandiose Einfachheit, wie in allen Werken des Phidias, durch reichen Schmuck an der Basis, an den Waffen, selbst am Rande ihrer goldenen Sohlen gehoben war. Die züchtige, streng jungfräuliche Göttin, stehend, mit einem bis auf die Füße herabfließenden Gewände, trug auf der Brust die Ägis mit dem Gorgoueionz auf dem Helme, der ihr Haupt bedeckte, ruhte in der Mitte eine Sphinx, auf beiden Seiten Greife in Relief. In der Rechten hielt sie den Speer, daneben am Boden lag die heilige Schlange, auf der ausgestreckten Linken trug sie eine vier Ellen große Nike 2, darunter zu ihren Füßen stand der Schild, dessen äußere Seite eine Amazonenschlacht, die innere den Kampf der Götter und Giganten in ciselierter Arbeit zeigte: darin auch war es, wo er sein eigenes Bildnis und das seines Freundes Perikles so kunstvoll eingefügt hatte, daß sie ohne Gefahr des Ganzen nicht herausgenommen werden konnten. Auch die tyrrhenischen Sohlen der Göttin waren mit einem Relief verziert, den Kampf der Lapithen und Kentauren darstellend. Roch kolossaler und grandioser war auf einem Throne sitzend das Bild des olympischen Zeus in Elis, aus demselben Stoffe gebildet, die nackten Teile aus Elfenbein, die Gewandung aus Gold, 50 Fuß hoch, auf einer zwölf Fuß hohen Basis. Obgleich Phidias von Natur ein Heros war wie der ihm geistesverwandte Michel Angelo, ein Künstler, dem es leichter wurde, Götterkolosse als Menschenbilder zu machen, so soll er doch, Hand anlegend zur Ausführung dieses Werkes, vor demselben erschrocken sein, daß er, ein Mensch, es wagen wolle, den König der Götter abzubilden. Da sei er einst in Gedanken sinnend über den Markt gegangen, als ein Rhapsode ^ den ersten Gesang der Ilias vorgetragen, und da hätten ihn die berühmten Verse getroffen, in welchen Zeus der Mutter des Achilleus die Gewährung ihrer Bitte bestätigt: Also, sprach er und winkte mit dunkelen Brauen Kronion, und die ambrosischen Locken des Königes wallten vorwärts von dem unsterblichen Haupt: es erbebten die Höh'n des Olympos. 1 1 Schild mit dem Gorgonenhaupt. Gorgone — ein weibliches, schrecken- erregendes Ungetüm, dessen Haare Schlangen waren und dessen Anblick versteinerte. 2 Nike — Siegesgöttin. 3 Rhapsode — Volkssänger. 15*

13. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 458

1882 - Halle : Hendel
458 Dichtungen der Gegenwart. Aber sieh, wer d'ran sich reihet, Hat der Glaube sie getrennet, Harrend an der Kirche Thor! Würd'ner, dem Altar geweihet, Und der Kathedrale Chor: Einte sie des Geistes Kraft, Die ein jedes Herz bekennet. Wie sie Hohes, Edles schafft. Ja, es naht der Syrakusen Als zur Heimat dann gedrungen Erzbischof, und rings um ihn Das Kapitel, hold den Musen, Solcher edlen Duldung Gruß, Haben still wir dir gesungen: Ruhe sanft in Syrakus! Nach des Dichters Grab zu ziehn. Will). Smets. Die Begegnung im Vatikan. Am Abend durch des Vatikanes Hallen Ein edler Jüngling eilet, hehr und schlicht, Von hoher Stirne reich die Locken wallen Und Kindessinn aus Blick und Mienen spricht; Wie ihren Meister Jünger still begleiten. Sieht eine Jünglingsschar man um ihn schreiten. Es ist der Göttliche, der seinen Pinsel Ins Morgenrot der ew'gen Schönheit taucht, Den stete Jugend von der Sel'gen Insel Zu immer neuer Schöpfung angehaucht, Und der, gleich einem Hort der Himmelsgeister, Genannt ist Raphael, der große Meister. Und ihm entgegen aus der Säulen Dunkel Tritt einer, hochgestaltig und allein, Aus seinen Augen strahlt's wie Glutgefunkel, Und um die Lippen zuckt's wie Wetterschein; Gleich jenem auch genannt als Gottes Bote, Jst's Michel Angelo, der Bonarote. Wie der den sanften Jüngling sieht umgeben Vom Chor der Schüler, herrscht er so ihn an: Du nahest ja, als gält's auf Tod und Leben Dir zu erobern kühn den Vatikan; Gleich einem Feldherrn vor der Schar der Krieger Ziehst du einher, als wärst du schon der Sieger! Und Raphael, von edlem Zorn erglühet. Geht stolzen Schrittes seines Weges fort, Das sonst so milde Auge Funken sprühet, Es zürnt sein holder Mund das strengste Wort: Und du trittst wie ein Henker mir entgegen, Der unbegleitet geht auf seinen Wegen! .... So schieden sie und folgten mit Vertrauen Der Anmut hier und dort des Schreckens Ruf; — Und Raphael in übersel'gem Schauen Das Bild der hohen Gottesmutter schuf; Doch Michel Angelo sah man die Qualen Der Hölle mit der Hölle Gluten malen. Wilh. Smets.

14. Theil 2 - S. 135

1827 - Leipzig : Brockhaus
wird mit ganz Italien, wo man ihn noch bis auf diesen Tag den unsterblichen, den göttlichen Nafael nennt, ewig stolz auf ihn sevn. Er war der Sohn eines armen Malers, der ihm früh schon die Reißfeder in die Hand gab, und sich bald zu schwach fühlte, ihn weiter zu unterrichten. In der Stadt Perugia lebte damals ein be- rühmter Maler, Peter Perugino. Ihm übergab der Vater den Jüngling zu weiterer Ausbildung; aber auch dieser Künstler wurde von dem talentvollen Schüler über- flügelt, und bald setzte sich der junge Rafael so sehr bei den Kunstkennern in Ansehen, daß ihm Kirchen - und Cabinetarbeiten angetragen wurden. — Das Verlangen, die berühmten Cartons (Musterzeichnungen) des Leon- hard da Vinci und Michel Angelo zu sehen, führte ihn nach Florenz, wo er ein ganzes Jahr verweilte, sich mit großem Eifer dem Studium der Anatomie und Per- spective widmete und sich unermüdet im Zeichnen übte. Die herrlichen Antiken und die meisterhaften Gemälde des Michel Angelo, die er täglich vor Augen hatte, ließen ihn nicht mehr schlafen. So gelangte er zur Correctheit, der Festigkeit der Umrisse, der Grazie, die man in allen seinen Werken bewundert. Nach seiner Rückkunft in Rom wurde er dem dama- ligen Papst Julius Ii.7 einem großen Freunde guten Weins und geistreicher Gemälde, empfohlen. Für ihn malte er den Streit der Sakramente, die Schule von Athen (eine Versammlung der griechischen Dichter und Weltweisen) und den Berg Parnassus. Kaum hatte Julius die zwei ersten Stücke gesehen, so ließ er viele Gemälde andrer Meister übertünchen und die Wände von Rafael neu bemalen. — Michel Angelo arbeitete da- mals an seinem jüngsten Gericht in der sixtinkschen Kapelle, und wollte dieses Gemälde Niemanden sehen lassen, bis es

15. Europa und Deutschland - S. 8

1909 - München : Oldenbourg
\ 8 ( (Suropa. der Bevölkerung. An der durch das Gebirge gegen Norden geschützten Küste, der so- genannten Rivierä, sind nämlich die Winter sehr mild, weshalb der Schonung und Er- holung Bedürftige in der rauhen Jahreszeit vielfach hierher eilen. Bedeutendere Winter- knrorte sind besonders San Remo und Nervi. Der größte Platz Liguriens ist indes Genua, schou im Mittelalter eine der mächtigsten Handelsrepubliken Italiens und seit Eröffnung der Gotthardbahn nenerdings eine der ersten Seestädte des Königreichs, 230 000 E. > Toskana. Am' Arno, liegt Florenz (200000 E.), wegen seiner schönen Um- gebung la bella genannt. Was aber der Stadt vor allem Berühmtheit verliehen hat, sind ihre reichen Kunstschätze, welche sie aus ihrer Blütezeit unter den Medizäern im 15. Jahrhundert in die Gegenwart herüber gerettet hat. Insbesondere enthalten zwei berühmte Paläste, die Offizien und der Palast Pitti, die wertvollsten Kunstsammlungen. Überhaupt ist staunenswert, wie fruchtbar dieses Fleckchen Erde an hervorragenden Menschen war;- ist es/doch die Heimat des großen Dichters Dante, der noch heute bewunderten Künstler Leonardo da Vinci und Michel Angelo, sowie des be- deutenden Naturforschers Galilei. Von den Industriezweigen der Stadt verdient besonders die Strohflechterei Erwähnung, die auch in der ganzen Umgebung betrieben wird. Den Arno abwärts trifft man anf Pifa, einst eine wichtige Handelsstadt, heute tot (Pisa morte) und nur wegen seines schiefen Turmes aufgesucht. Der Handelsverkehr der Stadt ist ans das am Meere gelegene Livorno (100000 E.) über- gegangen. Die ganze Gegend war die Heimat des altberühmten Volkes der Etrnsker. Nahe der Küste liegt die eisenreiche Insel Elba, aus der Napoleon I. kurze Zeit geweilt. Latium. In der Mitte der eigentlichen Halbinsel erhebt sich zu beiden Seiten des Tiber in der wenig gesunden Campagna auf 11 Hügeln das „ewige" Rom, die Hauptstadt des Königreiches und der Sitz des Papstes, einst das Ziel der Mittelalter- lichen Kaiserfahrten, 1/2 Mill. E. Zweimal hat die Stadt der Welt geboten, einmal im Altertum als stolze Stadt der Cäsaren, dann im Mittelalter, wo der Papst der Träger einer geistlichen Weltherrschaft gewesen. Und heute übt es nenerdings infolge seiner Kunstschätze und Bauwerke auf die ganze gebildete Welt große Anziehungskraft aus. Das Koloffeum, das Forum, die Tempel, Triumphbögen und Sänlen weisen anf die Welt des Altertums hiu und gewähren eine Fülle der Belehrung und anschaulicher Erkenntnis. Daneben aber erwecken das höchste Interesse die Zeugen des christlichen Rom, vor allem die Katakomben, die vielen herrlichen Kircheu, unter ihnen besonders die gewaltige Peterskirche, der Vatikan, die Residenz des Papstes, mit der berühmten, von Michel Angelo mit prachtvollen Gemälden geschmückten Sixtinischen Kapsle und einer sehr reichen Bibliothek. Auch Rasael, eiuer der größten Maler aller Zeiten, hat im Vatikan Kapellen, Loggien und Säle (stanze) mit herrlichen Gemälden bedeckt. — Ostwärts vou Rom steigen die Sabinerberge an mit Tivoli, wo der Teverone oder Anio seine berühmten Wasserfälle bildet, südlich das Albaner Gebirge mit Frascati; beide Gebirge werden in den heißen Sommermonaten vielfach von den Römern anf- gesucht. — Der Mitte der Halbinsel gehört auch der höchste und zugleich wildeste Teil der Apenninen an: die Abrnzzen.

16. Erdkunde - S. 288

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
288 gelegt. Das größte Verdienst um die Vollendung des Baues erwarb sich der geniale Maler, Bildhauer und Baumeister Michel Angelo Buonarroti, von dem besonders der Plan zur unübertrefflichen Kuppel des Tempels stammt. Zwar erlebte Michel Angelo dessen Vollendung nicht mehr; doch wurde nach seinem Plane weiter ge- baut, und am 18. November 1626 konnte die neue Kirche von Papst Urban Viii. eingeweiht werden. Die Kosten für den Bau betrugen mehr als 200 Millionen Mark. Fünf Thore führen in das Innere des erhabenen Tempels. Das äußerste rechte, die „heilige Pforte", ist vermauert und wird nur in Jubeljahren geöffnet. Tritt man nun in das Innere, so fühlt man sich im ersten Augenblicke enttäuscht in der Erwartung, die man an die riesige Größe dieses Tempels geknüpft hat. Man vermag eben, da alle Teile untereinander und zu dem Ganzen in so vollkommenem Einklang stehen, die ungeheure Ausdehnung nicht gleich zu fassen. So kommt es jedem z. B. unglaublich vor, daß der Hauptaltar die Höhe eines ansehnlichen Palastes hat. Ebenso täuscht man sich, am Portale stehend, über die Größe der das Weih- wasserbecken haltenden Engel. Sie scheinen dem Beschauer von der Größe eines Knaben zu sein. Wenn man sich ihnen aber nähert, vergrößern sie sich mit jedem Schritte, um welchen die Entfernung kleiner wird, und zuletzt steht man ganz verwundert vor ihnen und staunt über ihre Riesenglieder. So wird man bald inne, daß hier der Augenschein trügt, und je länger man in St. Peter weilt, desto mächtiger und erhabener wirkt das edle Ebenmaß der Raumver- hältnisse, desto mehr erstaunt man über den großen Reichtum an prachtvollen Monumenten, herrlichen Verzierungen und kunstvollen Mosaiken und insbesondere über die Riesendimensionen des Baues. Die innere Länge der Kirche beträgt 187 in, die Breite 83 in. Nach glaubenswerter Schätzung würden 40000 Menschen den Riesentempel nur zur Hälfte füllen. Das Bewundernswürdigste des ganzen Baues ist die Kuppel, die noch fast 100 m über das Dach der Kirche emporragt. „Ein zweiter Himmel in den Himmel steigt St. Peters wun- derbarer Dom." An Erhabenheit, Leichtigkeit und Schönheit der

17. Bd. 1 - S. 201

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
54. Die Leoninische Stadt (die Peterskirche und der Vatican). 201 genießt. — Man zählt in der Peterskirchc 46 Altäre; die Altargemälde, nach Gemälden von Rafael und andern großen Meistern, sind größtentheils Mosaikarbeiien, welche mit bewundernswürdiger Treue die Werke der Maler- kunst nachbilden. Die Begräbnißgruft der Apostel Petrus und Paulus unter dem Hochaltare ist mit dem kostbarsten archnektonisch edlen Gestein ansge- ziert; 89 vergoldete Bronze-Lampen, von ehernen Füllhörnern getragen, beleuchten sie Tag und Nacht. Eine Doppeltreppe von griechischem Marmor führt zum vertieften Räume hinab, wo die von Canova (1822) gefertigte Bildsäule Pius' Vi. aufgestellt ist. Die Bekleidung der Wände, des Fuß- bodens und der Nische ist vom kostbarsten Material. Auch im Einzelnen ist dieser Tempel das Vorbild eines Baues, zu welchem die Fürsten und Mäch- tigen aller Reiche der Kunst ihre besten Gaben gebracht haben und wozu die Tiefe der Erde die Fülle des edlen Gesteines und Metalles gespendet hat. Obgleich ein großer Theil des kostbarsten Baumateriales der Herrlichkeit des alten Roms entnommen, und namentlich der Hochaltar mit seinen Säulen und seinem Baldachin-Dache aus den ehernen Balken des alten Pantheons bereitet wurde, hat dennoch der Bau und die Ausschmückung der Peters- kirche 50 Millionen römische Scudi (260 Millionen Franken) gekostet. Unmittelbar an die Peterskirche stößt das kolossale Gebäude des Vati- cans, welches 22 Höfe einschließt, der Zimmer aber mehr als 6000 (nach einigen Angaben gar 11,000) enthält. Die von Bernini erbaute Verbin- dungstreppe von S. Peter zum Vatican, die S c a l a regia, weil sie nach der Sala regia oder dem Empfangszimmer für Könige und deutsche Kaiser führte, ist jetzt der Ausgang zu der berühmten Sixtinischen Capelle, der eigentlichen Haus- und Hofcapelle des vaticanifchen Palastes, die von ihrem Erbauer, dem Papste Sixtus Iv. (1473), ihren Namen erhalten hat. In diesem berühmten Kunstheiligthum hat sich Michel Angelo durch seine groß- artigen Fresken ein unsterbliches Denkmal gesetzt. Sein Hauptwerk, das jüngste Gericht, die gewaltigste Eonception und ein Prototyp für alle späteren Arbeiten, die diesen Gegenstand zum Inhalt haben, ist die sinnliche Verkör- perung der dichterischen Gestalten Dante's in seiner göttlichen Komödie. Dieses letzte Frescobild des großen Meisters, das die ganze, 20 Meter hohe Rückwand der Capelle ausfüllt, wurde nach einer neunjährigen Arbeit am Christfeste 1541 enthüllt. Eine unübertrefflich meisterhafte Darstellung ist der Nachenlenker Charon, der die Verdammten, in deren Antlitz sich die angst- volle Verzweiflung und die Qualen des erwachten Gewissens in entsetzens- voller Wahrheit abspiegeln, über die Fluten des Acheron, dem Höllenrichter Minos entgegensührt, wobei neutestamentarische Vorstellungen mit den Mythen der Heidenwelt sich in einem merkwürdigen Eklekticismus vereinigen. Die- selbe Fülle genialer Inspiration hat Michel Angelo in dem Deckengemälde der Sixtinischen Capelle, welches die Schöpfungsgeschich e darstellt, entwickelt, einer früheren Arbeit, die der große Meister, ungeachtet der Unerschöpslichkeit

18. Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas - S. 127

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 127 — Aus dem obigen ergeben sich die einzelnen Gebiete für die genannten Er- werbszweige. Handel und Verkehr können noch bei weitem mehr gefördert werden. Zu den wichtigsten Ausfuhrprodukten gehören außer den schon erwähnten Südfrüchten noch Wein, Öl, Seide, Marmor, Schwefel, Eier, Nutzholz, Korallen u. a. m. Mit den mitteleuropäischen Ländern hat allezeit ein reger Verkehr bestanden. Jetzt ist Italien durch die Riviera-, die Mout Cenis- und die Simplonbahn mit Frankreich, durch die Gotthard- und die Brennerbahn mit der Schweiz und mit Deutschland und durch die Semmeringbahn mit Österreich verbunden. Die Bahnen treffen in der Lombardei zusammen und nehmen dann ihren weiteren Weg an den beiden Längsseiten der Halbinsel über Genua —Pisa—rom nach Neapel und Salerno bzw. über Modena—ancona nach Brindisi (Beginn der Dampferlinien nach Ostafrika, Indien, Ostasien, Australien). Die Bewohner sind — wie wir gesehen haben — ihrer Abstam- mung nach zwar ein Mischvolk, aber die Latin er, das Kernvolk Italiens, und dann die Italiener haben es vermocht, alle die fremden Be- Völkerungselemente (siehe oben! welche?) ihrem Volkstum anzu- passen, so daß die heutigen Italiener ein einheitliches Volk (romanisch) mit einheitlicher Sprache, die freilich verschiedene Mundarten auf- weist, und einheitlichem Bekenntnis (römisch-katholisch) bilden. Nur wenige Tausend Protestanten und Juden wohnen im Lande. Die Italiener sind äußerlich den Spaniern ähnlich und im allge- meinen ein schöner Menschenschlag. (Wodurch leiden sie gesundheitlich sehr?) Sie sind genügsam, nüchtern, heiter und lebensfroh, aber auch träge, sorglos und jähzornig. Ihr mangelnder Sinn sür Reinlichkeit und auch ihre Grausamkeit gegen die Tiere stehen mit ihrem ausgeprägten Kunstsinn wenig im Einklang. Das Land ist reich an herrlichen Kunstwerken aller Art. Diese sowie die landschaftliche Schönheit Italiens führen viele Fremde, darunter besonders Baumeister, Bildhauer, Maler und Musiker, in das Land. Die Kunstschätze Italiens erinnern uns unwillkürlich an Rasfael, Leonardo da Vinci, Michel Angelo, Dante u. a. Die allgemeine Volksbildung liegt noch recht im argen. Die Zahl der Analphabeten, also derer, die weder lesen noch schreiben können, ist erschreckend groß. Aber auch hier macht sich ein Fortschritt bemerk- bar. Das niedere Volk wandert noch immer in großer Zahl aus, zum größten Teile nach überseeischen Gebieten (Südamerika: Brasilien, Argen- tinien u. a.), doch auch nach den Kolonien des eigenen Landes, immer aber in der Absicht, seine wirtschaftlichen Verhältnisse zu verbessern. Auch in Deutschland finden zahlreiche italienische Arbeiter einen besseren Verdienst als im eigenen Lande. Bekannte Gestalten sind zudem die italienischen Gipsfigurenhändler und Orgeldreher. Mit der weiteren günstigen wirtschaftlichen Entwickelung des Landes wird auch die Aus-

19. Europa und Deutschland - S. 9

1902 - München : Oldenbourg
Das Königreich Italien. 9 die Hauptstadt des Königreiches und der Sitz des Papstes, einst das Ziel der mittelalterlichen Kaiserfahrten. Zweimal hat die Stadt der Welt geboten, einmal im Altertum als stolze Stadt der Cäsaren, dann im Mittelalter, wo der Papst der Träger einer geistlichen Weltherrschaft gewesen. Und heute übt es neuerdings infolge seiner Kunstschätze und Bauwerke auf die ganze gebildete Welt die größte Anziehungskraft. Das Koloffeum, das Forum, die Tempel, Triumphbögen und Säulen weisen aus die Welt des Altertums hin und gewähren eine Fülle der Belehrung und anschaulicher Erkenntnis. Da- neben aber erwecken das höchste Interesse die Zeugen des christlichen Rom, vor allem die Katakomben, die vielen herrlichen Kirchen, unter ihnen besonders die gewaltige Peterskirche, der Vatikan, die Residenz des Papstes, mit der berühmten, von Michel Angelo mit prachtvollen Gemälden geschmückten Sixtinischen Kapelle und einer sehr reichen Bibliothek. Auch Rafael, einer der größten Maler aller Zeiten, hat im Vatikan Kapellen, Loggien und Säle (stanze) mit herrlichen Gemälden bedeckt. — Ostwärts von Rom steigen die Sabinerberge an mit Tivoli, wo der Teverone oder Anio seine berühmten Wasserfälle bildet, südlich das Albaner Gebirge mit Frascati; beide Gebirge werden in den heißen Sommermonaten vielfach von den Römern aufgesucht. — Der Mitte der Halbinsel gehört auch der höchste und zugleich wildeste Teil der Apenninen an: die Abruzzen. Zu den laudschastlich schönsten Gebieten der Erde gehört der Golf von Neapel mit seiner Umgebung, die der Dichter als ein Stück Erde bezeichnet, das vom Himmel gefallen. Neapel selbst ist die volkreichste Stadt Italiens, und, abgesehen von den Naturreizen der umgebenden Landschaft, auch wegen des überaus lebhaften Treibens der Bevölkerung viel befucht. Desgleichen ragt es als Handels- und Jndustrieplatz unter den italienischen Städten hervor. Die interessantesten Punkte der Umgebung sind 1. der vulkanische Kegel des Vesuv, an dessen Fuß die durch seinen Ausbruch i. I. 79 u. Chr. verschütteten Städte Herculaueum und Pompeji liegen: letztere ist teil- weise wieder ausgegraben und gibt uns die beste Vorstellung von der Ein- richtuug einer altrömischen Stadt; 2. das herrlich gelegene S orrent; 3. die Insel Capri mit der Blauen Grotte und 4. Sa lern o am gleichnamigen Golfe, im Mittelalter berühmte medizinische Schule. Die Insel Sizilien. In einer früheren erdgeschichtlichen Periode mit Italien zusammenhängend, wird sie in ihrem nördlichen Teile von der Fort- setznng der Apenninen durchzogen. An der Ostseite erhebt sich völlig isoliert der Riesenkegel des Etna, 3300 m. Die innere Hochfläche ist infolge der Abholzung kahl, dagegen sind die Küstenländer, besonders an der Nordseite der Insel, gut angebaut. Die Hauptprodukte bestehen in Weizen — schon im Altertum war Sizilien die Kornkammer Italiens — und Baumfrüchten. An der Südküste finden sich die großen Schwefellager. Die wichtigsten

20. Europa ohne Deutschland - S. 81

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 81 — Paläste und herrlichen Kunstschätze sind berühmt. Es hat Seidenfabriken und Strohhutflechtereien. An der Küste liegt die wichtige Hafenstadt Livorno, am Arno das einst seemächtige Pisa, dessen schiefer Turm an die Blütezeit dieser Stadt erinnert. In der Landschaft Latinm liegt Rom, die Hauptstadt Italiens, 540000 Einw. Von hier aus be- herrschten die Römer sämtliche Länder an den Gestaden des Mittelmeeres. Hier hat später die Weltherrschaft des Papstes ihren Sitz aufgeschlagen; hier haben Baumeister des Altertums und des Mittelalters Kunstwerke geschaffen, die wir noch heute bewundern (Forum, Engelsburg, Amphitheater, Vatikan, Peterskirche). Der Vatikan birgt in der Sixtinischen Kapelle die schönsten Gemälde von Michel Angelo. Dicht daneben steht die prächtige Peterskirche, das größte Gotteshaus der Christenheit. Herrliche Grabdenkmäler zieren den Dom. Abb. 55. Der schiefe Turm zu Pisa. Abb. 56. Die Engelsburg in Rom mit der Tiberbrücke. Dilcher-Schwarzhaupt-Walther, Erdkunde. Ii. Teil. 6