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1. Erdkunde - S. 295

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 295 — schein macht es wohl allein möglich, daß bei Hammerfest noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Es wohnen hier reiche Handelsherren, die, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hierher kommt, thut es natürlich des Gewinnes wegen; wer aber hier geboren ist, der liebt diese Einöden ebenso- sehr wie der Lappe seine Renntieralpen oder der Grönländer seine Eisbuchten. Das Nordkap, ungefähr 115 km von Hammerfest entfernt, bildet die nördlichste Spitze der Insel Magerö. Die Ufer steigen als nackte, öde Felsen steil aus dem Wasser. Die Schluchten sind bis zum Meere herab mit Schnee angefüllt. Hin und wieder ist ein Fleck mit Moos oder kurzem Gras bedeckt. Kein Baum, kein Strauch, keine Spur einer menschlichen Wohnung ist sichtbar. Selten werden die einsamen Gewässer von dem Segel eines Schiffes belebt; die grausige Stille wird nur von dem Geschrei der Möwen unterbrochen, welche in unzähligen Massen in den Rissen und Spalten der Insel Hansen. „Als wir uns" — erzählt ein Reisender — „dem Vor- gebirge näherten, saßen auf jeder Felsenleiste Tausende weißer Möwen, welche zur nächtlichen Ruhe gegangen waren; aber schon waren die Vorbereitungen getroffen, ihren Schlummer zu stören. Die Kanone des Dampfers wurde gegen die Felswand abgefeuert. Die Antwort war ein Schrei, so wild, durchbohrend, verwirrend, daß er mir noch heute in den Ohren tönt. Mit dem Schrei kam ein Rauschen, wie von einem Sturm im Walde; eine weiße Wolke brach aus den Ge- wölben, gleich dem Rauche eines antwortenden Geschützes, und in einer Sekunde war die Luft von Vögeln erfüllt, so dicht, als im Herbste die Blätter liegen. Ein zweiter Schuß trieb auch aus andern Höhlen die Möwen. Das Schwirren, Rauschen und Schreien der Vögel, die über unsern Häuptern kreisten oder wie dicke Schneeflocken auf das Waffer niederfielen, war wahrhaft entsetzlich. Es waren sicher 50 000 Möwen in der Luft, während eine ähnliche Anzahl an der Außenseite des Felsens hing oder aus der Tiefe der Gewölbe hervorschrie." (Nach Mügge und Taylor.)

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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 279

1908 - Altenburg : Bonde
279 188. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten an: qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervor- bricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer ge- bildeter Mensch als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Hori- zont, und vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist tiefe Finsternis, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmels Nordlichter sind nicht selten. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag nun ein- mal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu spenden. Die Sonne der Nacht scheint oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er sich in Hammerfest ans einem Balle befand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog; das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. / Wer hierher kommt, sagte mir einer, tut es natürlich des Gewinne? wegen. Ist man aber ansässig, so .kommt man nicht wieder fort; denn wer kauft uns ab. was wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen,

2. Erdkunde - S. 304

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
304 die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Die Fische haben Frieden; der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmenden Feuer und warten dort in trägem Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, dann sitzen sie die meiste Zeit am Karten- tische, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, da im Osten ein Lichtstreif hervorbricht. Außer den Kaufleuten wohnt in Hammerfest kaum noch ein anderer gebildeter Mensch als der Pastor und der Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist aber doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne ist freilich acht Wochen ganz unter dem Horizont, und vier Wochen lang — von Mitte Dezember bis Mitte Januar — ist so tiefe Finsternis, daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes tritt bei hellem Wetter um die Mittags- stunde eine Art Dämmerung ein, so daß man am Fenster ungefähr eine halbe Stunde lesen kann. Die Sterne stehen dabei glänzend am Himmel; nicht selten leuchten auch Nordlichter. Ist trübes Wetter, so herrscht die finsterste, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus. Von Mitte Mai bis Ende Juli verschwindet die Sonne nicht mehr unter dem Horizonte. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitter- nacht ist dann der, daß die Strahlen um die letzte Zeit etwas bleicher und matter werden, ohne jedoch die belebende Wärme zu verlieren. Eigentümlich ist, daß während der tageshellen Nachtzeit der Wind schweigt und eine feierliche Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Die Sonne scheint aber in der Nacht oft so heiß, daß sie lästig wird. Ein Bekannter erzählte mir, die Sonne habe, als er um Mitter- nacht von Hammerfest auf das Schiff zurückkehrte, so heiß geschienen, daß er den Rock auszog; das Thermometer zeigte im Schatten 18 o. Dieser über zwei Monate währende Sonnenschein macht es wohl allein möglich, daß bei Hammerfest noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Es wohnen hier reiche Handels- Herren, die, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten.

3. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 260

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 260 — Verzweigungen der Donner der Lawinen mit dem Dröhnen der Dampfer mischte. (4. Hammerfest.) So gelangten wir um 8 Uhr Abends nach Hammerfest, der Stadt, welche sich unter den Städten der Erde des nörd- lichsten Breitegrades rühmen kann. In ihr spielt, wie in Tromsö, der Fachhandel die Hauptrolle, und es bedarf eines längeren Aufenthaltes, bis man gegen den Trangeruch abgestumpft ist. Die Stadt, welche 2000 bis 3000 Einwohner hat, liegt auf dem Westuser der Insel Kvalö; ihr gegen- über, gegen Westen, liegt Sörö, in Südwesten Seiland mit Gletschern und Erhebungen von 1000 m. Dadurch entsteht ein weites Becken, aus welchem die Berghänge der nördlichen Sörö in einer Entfernung von 8 bis 10 See- meilen zum Schneeplateau aufsteigen. Aus der Mitte dieses polaren Riesen- teiches steigt die kleine Felsinsel Haajen auf, welche sich ihrer einfachen Profillinie wegen der Erinnerung dauernd einprägt. Der Grund liegt vielleicht in der ausgesprochenen Schichtung des Gesteins, das mit etwa 30° Steigung gegen Norden fällt, und dessen einzelne Schichtlagen durch Schneestreifen markiert sind. Während im Jahr zuvor, freilich am 28. und 29. Juni, hier ein Wetter herrschte, wie es uns ein unwirscher März zu bringen pflegt, Schnee- teste noch bis zum Meeresufer reichten und die Vegetation sich erst zu ent- wickeln begann, machte jetzt — trotz der trüben Witterung — die Landschaft durchaus keinen arktischen Eindruck. Besonders fiel mir das Zurücktreten der Schneebedeckung, das Ausleuchten der grüngekleideten Hänge auf, hinter deren einem der „nördlichste Wald der Erde" liegt. Der Hang heißt Sadlen, man könnte ihn den nordischen Hymettos nennen. Hier kriecht die Zwergbirke aus dem Boden und läßt sich leicht mit den Wurzeln ausreißen; man sieht gelbe Stiefmütterchen; beerentragende, mit Nadeln belaubte Kräuter und die rosa blühende, polsterbildende Silene erinnern an mitteleuropäisches Hochgebirge... Der Birkenhain liegt verhält- nismäßig hoch, etwa 180 m über dem Meere; bei dem unwirschen Wetter, dem kalten Winde, den noch vorhandenen Schneeflecken auf dem Boden macht derselbe einen trostlosen, man möchte sagen hilfsbedürftigen Eindruck. Die Bäume überschritten nicht 15 Fuß Höhe, die Knospen fingen gerade an, sich zu entfalten; eigentliche Belaubuug war also im Juni nicht mehr zu erwarten. Unter der Last der widerstrebenden Verhältnisse erschienen die Stämme nie gerade, zuweilen mehrfach gekrümmt, rötlichweiß, auch kupfer- farbig oder kirschbraun. Wer weiß, wie freundliche Eindrücke man vier Wochen später, an einem Tage mit Sonnenschein und 10° Wärme, mit sich fortgenommen hätte? (5. Nordkap.) Das Nordkap ist ziemlich genau nordöstlich von Hammerfest gelegen; aber die gerade Verbindungslinie beider Punkte durch- schneidet die Festlandshalbinsel, vor deren Nordende Magerö mit dem Nord- kap liegt. Die Fahrtlinie macht Krümmungen; sie zieht sich zwischen Inseln durch, welche zwar weniger gedrängt stehen als im Süden von Hammerfest, aber doch streckenweise Schutz gewähren. Wir bedurften dieses Schutzes nicht; denn die See war vollkommen ruhig, und in der sicheren Erwartung, das Nordkap in der Frühe des 18. Juli zu betreten, zog Sich der Kaiser- liche Herr um 10 Uhr Abends zurück, um wenige Stuuden der Ruhe zu pflegen. *

4. Bd. 2 - S. 111

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
239. Die lange Nacht und die Mitternachtssonne in Hammerfest. Iii 239. Die lange Nacht und die Mitternachtssonne in Hammerfest. (Nach Theodor Mügge, Skizzen aus dem Norden.) In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben, und man möchte sagen: der Polarkreis setzt dem ruhelosen Menschengeschlecht einen Markstein seiner Thätigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winter- schlaf, bis der neue Tag erscheint. Die Kausleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Bostontisch Tag oder Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie auf einem kleinen Privattheater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. Doch ist die Zeit der langen Nacht nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte December bis Mitte Januar, ist tiefe Finsterniß, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes; ist diese doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster auf eine halbe Stunde oder eine Stuude lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichte jedoch sind auch hier seltener, als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste, ununter- brochenste Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um ✓ den Himmel, ohne jemals sich vom Horizont zu entfernen. Der ganze Unter- schied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigentümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert, der Wind ganz schweigt und eine durch nichts gestörte Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese gleichsam dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Mit dem Morgen erhebt sich der Wind wieder und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und allabendlich eingefangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß (18 °), daß sie lästig werden kann. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Aernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Es wohnen hier reiche Handelsherren, welche ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zubringen. Manche von ihnen könnten, wenn sie wollten, im schönen Süden leben, allein sie bleiben in dieser Wüste und sterben darin. Wer hieher kommt, thut es natür-

5. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 487

1895 - München : Oldenbourg
66. Die lange Nacht in Hammerfest. 487 kreise setzt die Natur dadurch dem ruhelose» Menschengeschlecht einen Markstein seiner Thätigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nor- dische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag oder Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer gebildeter Mensch, als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist tiefe Finsternis, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nord- lichter sind auch hier seltener als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finstere, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung leichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigentümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert, der Wind ganz schweigt, und eine durch nichts gestörte Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese gleichsam dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Mit dem Morgen erhebt

6. Das Vaterland - S. 237

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
237 welches der Mensch hier gar nicht leben könnte. Es gehört zu dem Hirschgeschlecht und hat unter allen Hirscharten die gedrungenste und kräftigste Gestalt.^ Sein Hals ist kurz und muskulös, sein Huf platt, seine Beine sind ans starken Knochen znsammengefügt/>Der ganze Bau dieses Hirsches ist zum Ertragen von Beschwerden, zum Ziehen von Lasten eingerichtet. Wie kein anderes Tier weiß es sich auf einem Boden zu ernähren, der acht Monate des Jahres mit Schnee und Eis bedeckt ist.^Männchen und Weibchen haben Geweihe, während bei den übrigen Hirscharten nur das Männchen auf diese Zierde stolz sein kann. Da manche dieser Geweihe fünfzig Pfund wiegen, so ist daraus schon zu ermessen, wie kräftig das Tier sein muß. Hunger erträgt es ohne viele Beschwerde; Moos ist fein Lieblingsgericht, und trotz dieser kärglichen Nahrung überwindet es viel besser als das Pferd alle Schwierigkeiten, welche Schnee- und Eisfelder bieten. Unglaubliches vermag es vor dem Schlitten zu leisten. Wegstrecken, wozu der Lappe im Sommer drei Tage gebraucht, durchläuft es im Winter in einem Tage. Nur gegen die Wärme ist es empfindlich. Kommt daher die kurze Sommerszeit, so ist der Lappe gezwungen, mit seinem Renntier aus den warmen Thälern auf die Berge zu flüchten, und selbst da sucht es sich gern ein Schneefeld zum Ruhen ans. So ist der Bewohner des Nordens von Europa ein Nomade geworden, weil die Renntiere, welche ihm Kleidung und Nahrung geben, Nomaden sind. Im Winter lebt er in den Thälern; im Sommer schlügt er seine Wohnung in den Bergen auff/Birken- stämme bilden das Gerüst, Renntierfelle die Decke des Zeltes, in welchem nicht nur Weib, Kind und Gesinde, sondern auch die Hunde wohnen. Diese treiben jeden Tag die Herde zum Melken zu- sammen, und wie der Lappe keine andere Milch als die seiner ge- zähmten Hirsche kennt, so kennt er auch kein anderes Bett als das Fell derselben. Seine Herden sind sein einziger Reichtum, und Glück und Unglück hängt hier von dem Besitz eines einzigen Tieres ab. Wer Herr einer Herde von 1000 Renntieren ist, gilt für einen reichen Mann. Wird dem Lappländer ein Kind geboren, so beschenkt er es mit einem Renntierkalbe; bekommt es den ersten Zahn, so wird es wieder mit einem solchen Geschenke bedacht. Gude. 139. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelslehen. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In

7. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 235

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
Iv. Aus der weiten Welt. 235 q.. Ja, wer es kauft, der soll es loben, wer mit dem Boot zu Meere geht, wenn es dem Steuermann die Proben gelehrig und gewandt besteht. 5. Doch, Schifslein, wer wird ans dir fahren? Wohl gar der Schalk, der Unverstand? M, war' ich noch in meinen Jahren, du kämst in keine fremde pand! 3. t. Um unsre Schären, unsre Riffe, wie das Gewoge schäumend wallt, wie ringt im Sturm der Zug der Schiffe! Lin Notschuß nach dem andern hallt. 2. Und durch die wilden Wasser drängen die rot und weißen Segel fort; sie leiten zwischen Klippenhängen die Schiffe in den sichern Port. z. Das sind die Lotsen dieses Strandes, die p elfer in des Sturmes Wut; das sind die kühnsten ihres Standes, das ist norwegisch peldenblut. 4- Und ich, aus gleichem Blut entsprungen, fuhr ich umsonst von Meer zu Meer? Ist das nur Arbeit für die Jungen und dem versuchten Mann zu schwer? 5. Ich weiß, mein Boot, wem du bereitet! Nun stell' ich keinen: dich zu Rauf; sobald der Kiel ins Wasser gleitet, hiss' ich das Lotsensegel auf. 4. Mein paus auf hohem Userrande, und hier mein Boot in meiner put: ich bin daheim im Norweglande, ich bin daheim aus Norwegs Flut. 2. von Lotsensegeln rings umflossen, den Blumen, die der See entkeimt: ich bin bei Freunden, bei Genossen, bei Norwegs Männern eingeheimt. 3. Noch ist es still, die Schiffe gleiten gemach zum Lindesnäs hinaus. Doch Wetter droh'::. Die Lotsen breiten sich an der Schärenküste aus. q.. Ihr fremden Gäste, fahrt geborgen hinab an Norwegs Felsenstrand! wir, Norwegs Männer, hüten, sorgen, wir, allein Menschenkind verwandt. — 5. Nun sagt der Sturm. Lr ist zur Stätte Die Wogen rollen wild heran. Still, Alter, neige dich und bete; nun geht die Lotsenarbeit an. „Siehst du die Brigg dort aus den Wellen? Sie steuert falsch, sie treibt herein und muß an: vorgebirg' zerschellen, lenkt sie nicht augenblicklich ein. 2. Ich muß hinaus, daß ich sie leite!" — „Gehst du ins offne Wasser vor, so legt dein Boot sich aus die Seite und richtet nimmer sich empor." — 3. „Allein ich sinke nicht vergebens, wenn sie mein letzter Ruf belehrt; ein ganzes Schiff voll jungen Lebens ist wohl ein altes Leben wert. 4. Gieb mir das Sprachrohr! Schifflein, eile! Ls ist die letzte, höchste Not." — vor fliegendem Sturme, gleich den: Pfeile, hin durch die Schären eilt das Boot. 5. Jetzt schießt es aus dem Klippenrande. „Links müßt ihr steuern!" hallt ein Schrei. — Kieloben treibt das Boot zu Lande, und sicher fährt die Brigg vorbei. Ludwig Giesebrecht. 148. Die Witternachtlünne. fn Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handels- leben. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen ste wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. Außer den Kaufleuten wohnt in Hammerfest kein anderer gebildeter Mensch als der Pastor und der Arzt. Doch ist die

8. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 401

1887 - Breslau : Hirt
82. Hammerfest und das Nordkap. 401 82. Hammerfest und das Uordkap. Im Mittelalter war Tromsö der nördlichste bewohnte Punkt von Norwegen. Was darüber hinauslag, galt als der gemiedeue Sitz der Berggeister und Hexen. Allmählich aber erweiterte sich die Kenntnis des Landes. Der Fisch- reichtum des Meeres lockte die Menschen in immer höhere Breiten, und hier und da entstanden längs der Küste Finnmarkens Ansiedelungen. Die eine der- selben, Hammersest aus Kvalö, unter 70° 40' nördlicher Breite, wuchs im Lause der Zeit zu einem Städtchen heran, das bis jetzt den Ruhm hat, die „nördlichste Stadt der Welt" zu sein. Im Anfange dieses Jahrhunderts bestand der Ort nur aus neun Wohn- Häusern und hatte nicht mehr als 44 Einwohner. Jetzt ist die Zahl der letzteren auf 2500 gestiegen und die Stadt ein regsamer Handelsplatz geworden. Wie die meisten norwegischen Seehäfen verbirgt sie sich hinter hohen Bergen und Hügeln und kommt nach einer Wendung des Schiffes ganz unerwartet in Sicht. Wer tagelang an den öden, felsigen Küsten hin dem Pole zu gesegelt ist, der mag wohl erstaunt sein, wenn er in den sicheren, belebten Hasen von Hammer- fest einfährt und sich unter derselben Breite, unter welcher an den Küsten der arktischen Inselwelt Nordamerikas die Franklinsche Expedition zu Gruude ging, inmitten einer großen Zahl von Fahrzeugen aller Art befindet und nicht bloß die schwedische und norwegische, sondern auch die englische, deutsche und russische Flagge vertreten sieht. Wie die übrigen Küsten des nördlichen Norwegens ist auch der Hasen von Hammerfest niemals durch Eis versperrt. Dies verdankt die Küste dem wunderbaren Golfstrome. Er wird der Wohlthäter der uu- wirtlichen Gestade, iudem er die in den Tropen empfangene Wärme aus dem weiten Wege aus dem mexikanischem Golse bis in das arktische Meer festhält und den Winden mitteilt, die sie über die Küstenlandschaften verbreiten. Der Golfstrom erhält die Küste zugänglich und bewohnbar, und das Meer und die Fjorde sorgen durch ihren unerschöpflichen Fischreichtum für den Unterhalt der Bewohner und bringen ihnen ansehnlichen Gewinn. Denn die Fische bilden auch im Winter, wo es nicht an Wildbret und Renntierfleisch sehlt, einen Hanptbe- standteil der Nahrung; müssen doch sogar die Kühe wie etwa andere wiederkäuende Genossen neben Renntiermoos und Heu mit gekochten Fischköpfen sich sättigen. Der Fisch ist aber auch der wichtigste Handelsartikel. Das erkennt der Fremde schon an dem alle Straßen ersüllenden Fischgernche, der ihn zugleich wie der lästige Rauch an die Leberthranbereitnng erinnert, die hier in ausgedehntem Maße betrieben wird. Fische in den verschiedensten Zubereitungen, Thran und Renntierhäute bilden die Fracht der von Hammerfest auslaufenden S,chiffe, die etwa aus deu südlichere» Provinzen Ochsen und Hammel, Kaffee, Thee, Gewürze Umschau in Heimat und Fremde. Ii. 26

9. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 34

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
34 Bilder aus Europa. — Skandinavien und Dänemark. 19. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handels- leben., und man möchte sagen: Am Polarkreise setzt die Natur dadurch dem ruhelosen Menschengeschlechte einen Markstein seiner Thätigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung und dann sitzen sie wohl am Kartentische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer Häildeter Mensch als ein Pastor und ein Arzt. Wie wir es uns aber wohl vorstellen, ist die Zeit der langen Nacht nicht. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte December bis Mitte Januar, ist tiefe Finster- niß, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indeß ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichte sind auch liier nicht so selten als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht oie finsterste, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung leichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht dre Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigenthümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert/ der Wind ganz schweigt und eine, durch nichts gestörte Ruhe in dcr Natur herrscht, als wolle diese dadurch die Zeit des Schlafes an- kündigen. Mit dem Morgen erhebt sich der Wind wieder, und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und abends eingesangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er in Hammerfest sich aus einem Balle besand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog. Das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es wohl allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Kluna zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hierher kommt, sagte mir einer, thut es natürlich des Gewinnes wegen. Aber wer hier geboren ist, der liebt diese Einöden ebenso sehnsüchtig, wie der Lappe seine Rennthieralgen oder der Grönländer seine Eisbuchten. Th. Mügge. 20. Stockholm. Stockholm liegt am Ausflusse des Mälarsees. Die Stadt breitet sich auf zwei Halbinseln und mehreren größeren und kleineren Inseln aus. Dreizehn Brücken verbinden die einzelnen Gewässer. Berge und Thäler, Felsen, Canäle, Baumgruppen und Terrassen wechseln mannichfach ab, und ein geräumiger Hafen nimmt den Mastenwald von Schiffen aus.

10. Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde - S. 203

1885 - Halle : Anton
Skandinavien und Dänemark. 203 Hier sitzen, von Tonnen umringt, eine gehörige Anzahl Menschen, meist alte Frauen, die, mit dein Messer in der Hand, das Werk des Auskehlen^. . verrichten. Die Karren werden bei ihren Plätzen umgestürzt, so daß sie halb in Fischbergen begraben sind. Sie ergreifen den einen nach dein andern und reißen mit einem kunstgerechten Zuge Gedärm und Eingeweide heraus. ' Dann werfen sie ihn in die bereitstehenden Tubben. Sobald die Tubben gefüllt sind, werden sie von anderen Arbeitern an den Platz des Einsalzen s gefahren, dort in die Fässer gepackt, mit Salzlake Übergossen, vom Böttcher verschlossen, und nun, in den Magazinen aufgestapelt, sind sie zur Ausfuhr fertig und bereit. Nach Vogt und Mügge. 4. Hammerfest. 1. Wie sich die Stadt darstellt. 2. Sommerlebm. 3. Winterleben. 1) In einer Bucht auf der Westseite der kleinen Insel Kbab lie^t Hammen fest, die letzte Stadt des Nordens. Wenn man den felsigen Berg besteigt, der sie beherrscht, so bietet sich den Blicken ein großartiger Anblick. Am Fuße des Berges liegt die Stadt mit ihren hübschen Kausmannshäusern, ihren roten Magazinen und ihren Fischerhütten, mit ihrem Hasen, der in einen Kreis von Hügeln eingeschnitten und mit Barken und Handelsfahrzeugen bedeckt ist. In Hammerfest leben etwa 2500 Menschen, norwegische Beamte, " Handwerker, Fischer und besonders Kaufleute. Denn der Ort ist Haupt- Handelsplatz der ganzen Finnmark. — 2) Im Sommer liegen im Hasen russische und norwegische Schiffe neber der ärmlichen Barke des Finnen. Die ersteren bringen Mehl, Hanf n. f. w., die letzteren besonders Fische, , t Thran, Renntierhäute und Eiderdunen. Dann ist der Kaufmann inuner " auf dem Platze und beschäftigt, die Mütze von Fischotter auf dem Kopfe, die Feder hinter dem Ohr, von seinem Kontor zur Niederlage und von da wieder zurücklaufend. Da fertigt er Fahrzeuge nach Spitzbergen und Fisch-- ladungen nach Portugal ab. Aber mitten im schönsten Sommer beginnt der Frost und ein dunkler Nebel verhüllt das Blau des Himmels. Dann - verschwinden die fremden Schiffe eins nach dem andern, die Warenhäuser werden geschlossen, die Geschäfte hören auf, alles wird still. — 3) Während der Zeit der langen Nacht geht die Sonne acht Wochen lang unter den Gesichtskreis, und vier Wocheu lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist Finsternis, wo beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist die^ Finsternis doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur, Mittagszeit eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster auf eine halbe Stunde lesen kann. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; nicht selten überstrahlt der blutrote Schein eines Nordlichtes Land und Meer. Die lange Nacht ist für Hammerfest die Zeit der Ruhe. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlaf, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute aber bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich uuruhig nach der Zeit, wo der erste Licht- streif im Osten wieder hervorbricht. Nach Marinier und Mügge.

11. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 29

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
§ 21. Stellung der Erdachse. Erleuchtung und Erwärmung der Erde. 2g Pa A', für welche das Phänomen der Mitternachtssonne ein- tritt — in Wirklichkeit ist diese Grenze der Grösse der Sonnen- scheibe und der atmosphärischen Strahlenbrechung entsprechend weiter südlich gerückt; dagegen haben alle Punkte des süd- lichen Polarkreises Bb' die Sonne nur um Mittag im Nord- punkte ihres Horizontes, dieser Kreis bildet also die Grenze für die Kalotte P'bb', für welche die Polarnacht eintritt. Je näher innerhalb dieser Kalotten ein Ort dem Pole liegt, um so länger dauert für ihn der Polartag resp die Polarnacht, welche schliesslich Wochen und Monate umfassen. Am 2i. Dezbr. sind selbstverständlich die Erscheinungen beider Halbkugeln umgekehrt. Aufgabe 1. Welche astronomische Länge hat die Sonne, wenn sie zum letzten Mal einen Strahl über den Horizont von Hammerfest {(p = 70° 45') entsendet, dieatmosphärische Horizontalbrechung /? = 3 5', der Radius der Sonnenscheibe ■Q = 16' gerechnet? Wie lange dauert dem- nach für Hammerfest die Polarnacht, mit welchem Da- tum beginnt sie und mit welchem hört sie auf? [Ist H derherbstpunkt, He der Bogen auf der Eklip- tik, Ha der entsprechende Bogen auf dem Himmels- äquator, so ist Hae Fig. i6. = R, <)C Ahe die Schiefe der Ekliptik i ~ 23° 27,25' und Kathete Ae = 90 — (qy — ß — q). Man erhält also sin X = cos (? — L~e} x d. k Bogen He = 59» 42,3'; sini ' die astronomische Länge der Sonne ist also 239° 42,3'. Da die Sonne täglich 59' fortschreitet, so legt sie den Bogen von 59° 42,3' in 60 Tagen zurück. Im Herbstpunkte H steht sie am 23. Septbr., folglich scheint sie zum letztenmal am 22. ]Stovbr., die Polarnacht beginnt mit dem 23. Novbr. und hört 60 Tage vor dem 21. März, also mit dem 20. Januar auf.] Aufgabe 2. An welchem Tage hat man auf Kap Tscbel- juskin (<p = 78°) zum erstenmale, wann zum letztenmal Mitter- nachtssonne, die atmosphärische Horizontalbrechung ß — 40', der Radius der Sonnenscheibe @=16' gerechnet? [Bezeichnet F den Frühlingspunkt, Fe den Bogen auf der Ekliptik, Fa den bez. Bogen auf dem Äquator, so ist

12. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 488

1895 - München : Oldenbourg
488 67. Schwedische Feste. sich der Wind wieder, und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und abendlich eingefangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er sich in Hammerfest aus einem Balle befand und gerade um Mitter- nacht an Bord seines Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog; das Thermometer zeigte achtzehn Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnen- schein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hieher kommt, sagte mir einer, thut es natürlich des Gewinnes wegen. Ist man aber ansässig, so kommt man nicht wieder fort; denn wer kauft uns ab, was wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen, wandern nicht nach Hammerfest; es sind nur solche, die es sich er- werben wollen. Aber wer hier geboren ist, der liebt diese Einöden eben so sehr wie der Lappe seine Renntieralpen oder der Grönländer seine Eisbuchten. (Mügge.) 67. Schwedische Zieste. Durch ganz Schweden werden zwei große Feste gefeiert: das Weihnachtsfest und das Johannisfest. Das Weihnachtsfest währt vom 24. Dezember bis zum 6. Januar; es ist die Feier der „heiligen zwölf Nächte", das Winterfest des Nordens. — Alle Räume des Hauses schmückt man da mit Decken, Teppichen und bunten Bildern. Auf den Fußboden werden grüne Zweige der nordischen Tanne ausgebreitet. Alle Arbeit ruht. In den Schlössern der Reichen brennen Kerzen, und in den Hütten der Armen leuchten die Flammen der Kienbrände. Die Bewohner der Dorsschaften ziehen mit Fackeln zur Christmette in die Kirche und begrüßen sich auf dem Wege dahin singend und mit

13. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 403

1887 - Breslau : Hirt
82. Hammerfest und das Nordkap. 403 nach der Zeit, ttw der erste Lichtstreif im Osten wieder hervorbricht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, dann wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise am Himmel, ohne jemals unter dem Horizonte zu versinken. Der einzige Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht besteht darin, daß die Strahlen in letztgenannter Zeit etwas blei- cher und matter werden, ohne daß sie aushörten, die belebende Wärme zu speudeu. Kaum wird ein Fremder in Hammersest gewesen sein, der nicht auch das etwa 32 km entfernte Nordkap besucht hätte, und da die großartige Na- tur des Polarlandes und die Eigenartigkeit seines Volkslebens von Jahr zu Jahr mehr Reisende in diese Gegenden lockt, fahren auch die Dampfer wäh- rend der Monate Juni und Juli, also zur Zeit der Mitternachtssonne, bis zu dem kleinen Eiland Gjesvär, von wo aus man in einem Boote an die Küste vou Magerö gelangt. Die Fahrt von Hammerfest aus ist von ermüdender Eintönigkeit. Kaum einmal verändert die Küste ihr Ansehen. Eine Mauer nackter und kahler Fel- sen steigt jäh aus dem Wasser auf, an ihrem Fuße vou Haufen zersplitterter Felsstücke umlagert, hier und da iu Spalten und Höhlen auseinanderklaffend, die einer Unzahl von Seevögeln, darunter dem geschätzten Eidervogel, zur Wohn- stätte dieuen. Die Thalfurchen find fast alle uubewohut und von der Höhe des Plateaus bis zur See hinab in den Sommer hinein mit Schnee ausge- füllt. Das Meer ist besät mit Jnselbrocken, den Resten des einstigen, von den Fluten sortgewaschenen Festlandes. Kaum begegnet nns ein Seeschiff, und nur die Brandung der Wogen und der Schrei der die Klippen umkreisenden Wö- wen unterbrechen die lautlose Stille. Wir erreichen Gjesvär, die letzte Station vor dem Nordkap. Hier iu grauenvoller Öde, wo keiu Baum wächst, keine Früchte zur Reife kommen und das letzte schwache Lebeu der Natur vou den Stürmen ausgepeitscht wird, die aus jedem Winkel des Eismeeres hervorbrechen: auch hier hat der Mensch, wie der Natur zum Trotze, seine Wohnung ausgeschlagen. Freilich sind es nur wenige, niedrige Hütten armer Fischer. Denn wie die unermeßlichen Scharen von wilden Enten, Möwen und Scharben, so nährt sich auch der Mensch ausschließlich vou den Fischen des Meeres. Znweilen spült ihm wohl auch eine mitleidige Woge einen Baumstamm, vielleicht ein kostbares Holz aus tropischen Wäldern, das der Golfstrom mit sich gebracht, an die Küste, um das Feuer auf seinem Herde unterhalten zu helfen. Von Gjesvär aus führt uns ein Boot unserem Ziele zu. Wir nähern uns der Westküste von Magerö, einem kahlen Felsplateau öon 295 m Höhe, das steil zum Meere abfällt. Von seiner Höhe leuchten einige Schneefelder herab, und Schneemassen lagern auch in den Spalten und Rnnfen der Felsen. Tausende von Möwen 26*

14. Bd. 2 - S. 224

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
224 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhörten, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigen- thümlich, daß, so lange diese tageshclle und sonnenvolle Nacht dauert, der Wind ganz schweigt und eine durch nichts gestörte Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese gleichsam dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Mit dem Morgen erhebt sich der Wind wieder und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und abendlich eingcfangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er sich in Hammerfest auf einem Ball befand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schisses zurückfuhr, die Sonue so mächtig war, daß er den Rock auszog. Als er daraus das Thermometer nahm, zeigte dies 18 Grad. Dieser an- haltende Tag und Sonnenschein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Aernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Es wohnen hier reiche Handels- Herren, welche ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zu- brachten. Manche von ihnen könnten, wenn sie wollten, im schönen Süden leben, allein sie bleiben in dieser Wüste und sterben darin. Wer hieher kommt, sagte mir ein Anderer, thut es uatürlich des Ge- winns wegen, wer möchte sonst wohl hier wohnen? Ist man aber an- sässig, so kommt man nicht wieder fort, denn wer kauft uns ab, was wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen, wandern nicht nach Hammerfest, es sind nur solche, die es sich erwerben wollen. Wer hier geboren ist, der liebt diese Einöden eben so sehnsüchtig, wie der Lappe seine Rennthieralpen oder der Grönländer seine Eisbuchten. 210. Das Dord-Cap und die Mitternachts-Sonne. (Nach Bayard Taylor, Reise am Nord-Cap.) Nachdem wir Hammerfest verlassen und ich am andern Morgen das Verdeck betrat, befanden wir uns in der schmalen Meerenge zwi- schen der Insel Magerö — deren nördlichste Spitze das Nord-Cap bildet — und dem Festlande. Zu beiden Seiten stiegen die Küsten — kalte, nackte Felsen — jäh aus dem Wasser in die Höhe, mit hie und da einem kleinen Flecke Moos und welkem Gras, während die Spal- ten vom Gipfel bis zur See hinab mit Schnee angefüllt waren. Kein Baum, kein Strauch, kein Zeichen einer menschlichen Wohnung war sichtbar; keines Fischers Segel zeigte sich auf den einsamen Gewässern, und nichts als das Schreien einiger, die Klippen umkreisenden Möven unterbrach die lautlose Stille, Nachdem die Meerenge sich erweitert hatte, erschien im Osten ein Boot, welches nach Kjelvik zu trieb, einem Orte am südöstlichen Winkel der Insel gelegen, der uns aber durch ein dazwischen tretendes Vorgebirge verborgen blieb. Es ist dies die

15. Landschafts-, Völker- und Städtebilder - S. 107

1892 - Halle a.d.S. : Schroedel
Insel Kvalö unter 702/30 n. Br. das stille Hammerfest, die nördlichste Handelsstadt der Erde, liegt. Halbkreisförmig am schmalen Ufersaume einer kleinen, fast kreisrunden Meeresbucht hingezogen, ist die Stadt den West- stürmen schutzlos preisgegeben, im Osten von einer aus dem Meere steil aufragenden Felsenmauer überragt. 2. Umgebung der Stadt. Der höchste Punkt der Insel, auf der Hammerfest liegt, ist der 375 m hohe Tyven. Es liegt eine unbeschreibliche Trauer, eine tiefe Melancholie über dieser vegetationslosen Landschaft, über diesem wilden Trümmerfeld am Rande der Tundra, das die Umgebung des Tyven bildet. Wie graue, formlose Sandhügel ziehen sich wellen- förmige Felsrücken dahin; hier und da zeigen sich trichterförmige Ver- tiefungen. aus welchen ein düsterer, schwarzbrauner Seespiegel hervor- schimmert. Am großartigsten ist der Blick vom Tyven nach Westen hinab zu dem senkrecht unter dem Beschauer liegenden Meeresspiegel mit den aus der Vogelschau gesehenen, merkwürdigen Inselformen und hinüber zu den schneebedeckten Höhen der großen Sör-Jnsel und Seiland. Im Norden schweift der Blick bis ans Eismeer. So reich der Wechsel der Scenerie auch ist, die sich vor unsern Blicken entrollt, so liegt die dämonische Macht, der ergreifende Zauber dieses Horizonts doch in der eigentümlichen Starr- heit und Verödung der Landschaft, in der Trauer der vegetationslosen Natur, die uns in großartiger Monotonie umgiebt — höchstens ein ver- krüppelter Birkenstrauch bildet hier und dort auf kleiner Halde die einzige Vegetation — und in dem unbegrenzten Raume, den das Auge durchnüßt. 3. Die Meridiansäule. Am östlichen Ende der Stadt läuft der Weg am Ufersaume fort und führt, den Hafen bogenförmig umziehend, nach der nördlichen Spitze des Hafens. Dort steht ein Leuchthaus und, auf einer felsigen Höhe, von einem Eisengitter umschlossen, die Meridiansäule zur Erinnerung an die Gradmessung, welche einen einzigen Bogen von Hammerfest bis Ismail an der Donau umfaßt. Die steinerne Säule, welche eine schräg stehende Erdkugel aus Bronze trägt, weist an der Ostseite eine lateinische Inschrift auf, deren Übertragung ins Schwedische die Westseite giebt. Zu Deutsch lautet dieselbe: „Nördlicher Endpunkt des Meridians 25,20, welcher vom Eismeer bis zur Donau durch Norwegen, Schweden und Rußland auf Befehl des Königs Oskar I. und der Kaiser Alexander I. und Nikolaus I. in den Jahren 1816 —1852 in ununterbrochener schwieriger Arbeit Geo- meter der drei Nationen ausgemessen haben. Breite 70° 40' 11,53"." 4. Beschreibung der Stadt. Durch ein großes Brandunglück im Jahre 1890 zum großen Teil zerstört, ist die Stadt wohl besser aufgebaut worden, als sie vor dem Brande gewesen, wo sie ein entsetzlich düsteres und freudloses Bild bot. Die Hauptstraßen mit großen und schönen Privathäusern und einigen öffentlichen Gebäuden (Rathaus, Schulhaus, Post- und Telegraphen-Station) laufen längs der Bucht parallel. Dicht am Meere liegen die Packhäuser

16. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 402

1887 - Breslau : Hirt
402 J. Auf der skandinavischen Halbinsel. u. fl. gebracht, oder aus England herüber Kohlen zugeführt haben, bei dein gänzlichen Mangel an Holz in diesen Breiten das wichtigste Brennmaterial. Mit der gleichen Ladung kehren die russischen Lodjen heim, an ihren drei kurzen Masten und den großen vierkantigen Segeln kenntlich, die vom weißen Meere her die Stadt mit Roggenmehl, Hanf, Flachs und Talg versorgt haben. Auch Industriewaren aller Art bringen die fremden Schiffe nach Hammerfest und von hier aus siuden sie ihren Weg weiter nach Kola und Archangel. Mit Kristiania und Hamburg steht die Stadt in regelmäßiger Dampfschiffverbindung und ist der Ausgangspunkt zahlreicher Reisen nach Spitzbergen und ins karische Meer, deren glückliche Rückkehr der hier endende Telegraph über ganz Europa zu melden vermag. Tie Straßen der Stadt sind eng; die hauptsächlichste derselben solgt der Krümmung der Bncht. Die Häuser sind meist niedrig, nur einige der Wohn- gebäude und der mannigfaltigen Warenhäuser zeichnen sich durch ihre Größe aus. Kaum eine Stadt der Erde aber mag eine so unfruchtbare, über die Maßen schauerlich öde Umgebung haben, wie Hammerfest. Kein Baum, keiu Strauch ist zu sehen, nur finstere nackte Felsen, soweit das Auge reicht. Keine Landstraße zweigt sich vou der Stadt ab; denn es giebt keine Ansiedelung, kein Gehöst, das man auf derselben erreichen könnte. Scheint es doch, als ob die bis zu 375 m aufragenden scharfkantigen Hügel, die den Hintergrund der Stadt bilden, ihr nicht Raum zu weiterer Ausdehnung lassen und durch ihre starre Schroffheit vor dem Vordringen in das Innere der Insel warnen wollten. Und diese selbst, etwa von dein 375 m hohen Tyven ans überblickt, erscheint als eine braune, farblose Gebirgswüste mit zahlreichen Seen, von Schneesel- dern gefleckt, fodaß das Auge verlangend nach dem Meere blickt, der einzigen lebensvollen Stätte in dieser Region. Aber anch hier ruht auf eiue lauge Zeit während des Jahres alles Hau- delsleben, die lange Nacht ist die Zeit der Ruhe. Da durchsurcht keiu Kiel das Wasser, und die Fische haben Frieden. Freilich stellen wir uus diese Zeit der langen Nacht nicht immer ganz richtig vor. In Hammerfest verschwindet aller- dings die Sonne 2'Monat unter dem Horizonte und 4 Wocheu laug, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, herrscht tiefe Finsternis, sodaß man be- ständig Licht brennen muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster aus eine halbe oder ganze Stunde lesen kann. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel, zuweilen erleuchtet auch ein Nordlicht das Dunkel. Ist aber das Wetter trüb, dann herrscht ununterbrochen die finsterste Nacht. Wenn nun auch die Bewohner der Stadt sich die lange Zeit durch Arbeit und gesellige Vergnügungen, wie Bälle, Konzerte und thea- tralische Unterhaltungen zu vertreiben wissen, so sehnen sich doch alle unruhig

17. Erdkunde - S. 293

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 293 — Begleiter glücklich in die Tonne gelangt war. ging es rasch entlang der schroffen Wand in die Tiefe hinab, und nach fünf Minuten fühlte ich mit großem Behagen festen Boden unter mir. Da ich nun in dem schaurigen Schlünde stand, kam ein unheimliches Gefühl der Verlassenheit über mich. Der mit düstern Wolken überzogene Himmel bildete gleichsam die schwarze Decke zu dem leeren Sarge eines Riesen; in furchtbar schauriger Schönheit stiegen die schroffen Wände aus der Tiefe empor. Es war eisig kalt; niemals dringt ja ein erwärmender Sonnenstrahl hierher. Der Abbau des Erzes kann deshalb auch nur im Sommer betrieben werden; im Winter werden die während des Sommers gewonnenen Erze verhüttet. Durch künstliche Hinabführung warmer Luft befördert man im Frühjahr das Schmelzen des Eises. Die lange Macht und die Mitternachtssonne in Kammerfest. Das Hlordkap. Hammerfest ist die nördlichst gelegene Stadt der Erde. Die lange Nacht, in welche die Stadt im Winter gehüllt ist, bildet auch die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Die Fische haben Frieden; der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmenden Feuer und warten dort in trägem Winterschlafe, bis der nene Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, dann sitzen sie die meiste Zeit am Karten- tische, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, da im Osten ein Lichtstreis hervorbricht. Außer den Kaufleuten wohnt in Hammerfest kaum noch ein anderer gebildeter Mensch als der Pastor und der Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist aber doch nicht gauz so, wie wir sie nns vorstellen. Die Sonne ist freilich acht Wochen ganz unter dem Horizont, und vier Wochen lang — von Mitte Dezember bis Mitte Januar — ist so tiefe Finsternis, daß bestandig Licht gebrannt werden muß. Indes tritt bei hellem Wetter um die Mittagsstunde eine Art Dämmerung ein, so daß man am Fenster ungefähr eine

18. Für Oberklassen - S. 325

1870 - Altenburg : Bonde
325 wettergraues, trübes Jagdbild. Aber nun denke man sich diese Män- ner, die mit nichts bewaffnet sind als mit einem rohen, selbstgeschmie- deten Feuerrohr, auf dem Eise, hart an der von der Flutbrandung unterwaschenen Kante. Man denke sich den erstarrenden Ost mit un- gehemmter Gewalt über die Fläche stürzend und tausend seine Eis- splitter umherschleudernd. Man denke sich diese Männer bald von dich- ten Nebeln umwogt, bald vom Wasserschnee umwirbelt, der mit den Salztheilchen des Meerdunstes gemischt sich beizend in die Haut ätzt. Dann — ein einziger Windstoß von der offenen See her, und die ganze Eisfläche ist von Wasser überfluthet — ein zweiter, und weithin prasselt und kracht die trügerische Decke. Wogend hebt sich's vor den Jägern, hinter ihnen, zur Rechten, zur Linken. Mächtige, schwarzgrüne Wellen bäumen sich hervor; in weithin sichtbaren Schwingungen wankt die ganze Fläche. Was vorher ein kaum halbfußbreiter Spalt, wird unter tosendem Donner zum klafterbreiten Strom, was ein ruhiges Wasser war, wird zum brandenden See, dessen messerscharf gekantete Ufer immer weiter von einander weichen. Rings um den bedrängten Schützen, soweit sein Auge späht, ist alles in Schollen zerklüftet — und auf keiner haftet mehr der sichere Fuß. Von Riga's Citadelle donnern dann wohl die Geschütze ihren Warnungsruf hinaus; aber im wüthenden Kampf des Windes, Eises und Wassers versinkt seewärts augenblicklich der Schall, und draußen, entfernt von aller Hülfe, wa- gen die rigaischen Männer den Todessprung von einer Eisinsel zur andern, um den gebrechlichen Kahn zu erreichen, — lautlos, spurlos verschwindet mancher in der plötzlich unter ihm aufgähnenden Fluth. Andere werden vom Sturm in's Meer Hinausgetrieben, und finden sie den Tod nicht in den Wellen, so erliegen sie dem Hunger und der Kälte. In solcher Zeit höchster Gefahr stehen die Zurückgebliebenen am Ufer, unter ihnen im vollen Kirchenschmuck der Pfarrherr. Betend harrt die Gemeinde, doch gleichzeitig für jegliche Hülfsleistung gerüstet. Die Boote sind in's Wasser hinabgelassen, Ruder, Taue, Haken, Messer, Büchsen liegen zur Hand. Und so wie man aus dem Gewirr der sich hebenden und senkenden Eisberge die Barken der Heimwärtsstrebenden erkennt, stoßen die Muthigsten vom Strande, jenen entgegen. Wer dies aber wagt, hat vorher für alle Fälle das Abendmahl genommen, wie es die Jäger nahmen, ehe sie zur Seehundsjagd auszogen. Wer stirbt, nimmt diese Beruhigung mit sich hinab, sowie die andere, daß Weib und Kind von der Gemeinde nicht verlassen werden. 307. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammersest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben, und man möchte sagen: am Polarkreise setzt die Natur dadurch dem ruhelosen Menschengeschlechte einen Markstein seiner Thä- tigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ord-

19. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
— 431 - bare Reibung in Flammen gesetzt; im günstigsten Falle wird es aus dem Wasser gehoben und auf die Seite geworfen. Wochenlang liegt es wie gefesselt da, bis ein neuer Windstoß die Eismauern zerspaltet und ihn: eine neue Bahn eröffnet. Aber während dieser Zeit ist vielleicht der kurze Sommer schon vergangen. Hat man es versäumt, das Schiff gegen die Schrecken des Winters auszurüsten, so ist es abermals dem Untergange geweiht. Die größte Gefahr wird den Seefahrern durch die kleineren Eis- Massen in der Bewegung des Sturmes bereitet. Denn das Eis ist feit wie Stein, wie eine Klippe von Granit. Und nun werden diese Felsen im rasenden Sturme durch die enge Fahrstraße gejagt; sie stürzen mit donnerähnlichem Krachen übereinander, zertrümmern sich gegenseitig, indem sie das Meer bis in seine Tiefen aufwühlen und den schäumenden Gischt hoch emporschleudern. Und in diesem gewaltigen Toben der Natur ist der Seemann zur peinlichsten Unthätigkeit verurteilt. Kein Kampf um sein Leben ist ihm vergönnt; alle Menschenkraft ist zur Ohn- macht geworden. Wohl ihm, wenn er in all dem Gezische und Gebrause die Besinnung nicht verliert und den Augenblick der Rettung nicht ver- säumt, der vielleicht nur einmal wiederkehrt! „Zonenbilder." 401. Die nordische lange Nacht. Hoch oben in Lappland, nicht weit von der Nordspitze Europas entfernt, liegt die kleine Handelsstadt Hammerfest. Hier ist die lauge Nacht die Zeit der Ruhe für allen Verkehr; sie setzt dem ruhelosen Menschengeschlechte einen Markstein für seine Thätigkeit. Auch das Meer ist öde. Die Fische haben Frieden; denn der schmutzige Seelappe und der normannische Fischer, sie liegen in Erdhütten am qualmenden Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute des Städtleins bringen ihre Bücher in Ordnung, dann aber hört aller Unterschied zwischen Tages- und Nachtzeit für sie auf. Sie setzen sich an die Spieltische, halten Feste und Schmausereien, führen auch wohl eine Komödie auf, bis sie sich endlich voll Unruhe wieder nach der Zeit sehnen, wo im Osten ein Lichtstreifen hervorbricht. Acht Wochen lang steht die Sonne unter dem Horizonte der Bewohner von Hammerfest. Von Anfang des Dezember bis gegen die Mitte des Januar herrscht tiefe Finsternis, so daß beständig die Lampe brennen muß. Nur bei klarem Himmel tritt unl die Mittsagsstunde eine Art von Dämmerung ein, in welcher ein gutes Auge am Fenster eine halbe oder ganze Stunde lang zu lesen vermag. Die Sterne funkeln dabei in hellstem Glanze; auch ist das Nordlicht in dieser Breite schon nicht mehr so selten, wie in den südlicheren Gegenden. Ist aber das Wetter trübe, so läßt sich von einer Unterbrechung der Nacht nichts verspüren. Um Dreikönigstag wird die Dämmerung bei längerer Dauer immer lichter. Ist aber der Tag einmal angebrochen, so nimmt seine Länge rasch zu, bis die Sonne endlich, im Juni und Juli, volle Kreise am Himmel von Hammersest beschreibt, ohne den Horizont zu durch- schneiden. Dann entschädigt das hehre Tagesgestirn die Menschen dafür, daß es sich im Winter den eisigen Gefilden des Nordens so lange ent-

20. Charakterbilder aus Europa - S. 20

1891 - Leipzig : Hinrichs
20 Hammerfest. zweimal erhob er sich wieder aus der Asche. Merkwürdig sind die hohlen Mauern des Domes, durch welche schmale, dunkle Wege und enge Winkeltreppen in labyrinthischem Gewirr nach einem kleinen Gemache führen, das dem späteren Märtyrer Olaf als Versteck gedient haben soll. 8. Hammerfest, die nördlichste Stadt auf der Erde. a) Lage, b) Im Sommer, c) Im Winter. a) Wenn man sich vom offenen Meere her Hammerfest, der äußersten Stadt des Nordens, nähert, so erblickt man von ihr nur 5—6 Häuser an die Felswand gebaut, überragt von einem hölzernen Kirchturme und durch zwei friedliche Kanonen, in denen Vögel nisten, verteidigt. Jedoch ist die Stadt größer, als man nach diesem ersten Anblicke vermuten sollte, denn mehr als die Hälfte ihrer Wohnungen liegt in einem Thale versteckt. Von dem die Stadt beherrschenden Felsen überschaut man die hübschen Kaufmannshäuser, die roten Magazine und die Fischer- Hütten, die sich wie ein Gürtel am Rande des Wassers hin- ziehen. — b) Im Sommer bietet diese Hauptstadt von ganz Westfinnmarken *) mit ihren 2500 Einwohnern ein heiteres, belebtes Bild. Sie sieht im Verlauf einiger Monate ein halbes Taufend Fahrzeuge, teils norwegische, teils fremde (namentlich englische und russische) ankommen, von denen eine große Anzahl hier bleibt; ja auch schwedische, dänische und deutsche Briggs er- scheinen vorübergehend. Die fremden Schiffe bringen Mehl, Hanf n. a. und nehmen als Austausch Fische, Thran, Renn- tierhänte, Eiderdunen, Füchse und Erz mit fort. Der Kaufmann ist jetzt immer auf dem Platze und beschäftigt, die Mütze von Fischotter auf dem Kopfe, die Feder hinter dem Ohre, von seiner Schreibstube zur Niederlage und von da wieder zurück- laufend. Jetzt ist die Zeit der Arbeit, und der ganze Tag ver- geht in Geschäften; nur abends beim Glase Punsch wird ge- plaudert. — c) Mitten im schönsten Sommer beginnt der Frost, *) Finnmarken bildet das äußerste Ende von Norwegen und ist den Skandinaviern unter dem Namen Lappmark, den südlicheren Nationen unter dem allgemeineren Namen „Lappland" bekannt.