Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 155

1898 - Schwabach : Schreyer
— 155 — innern uns bei einer Wanderung durch die Stadt, daß sie eine Festung ist, wie Ingolstadt au der Douau. Nördlich der Stadt schlängelt sich aus der psälzischeu Ebene ein Flüßleiu dem Rheine zu. Wie heißt das- selbe? Queich. — Was erzählt uus die Karte von der Queich? Sie entspringt auf dem Hardtgebirge, fließt an Landau vorbei, durch die Ebene dem Rheine zu. — Auch bei der Festung Germersheim sührt eine große Eisenbahnbrücke über den Rhein. Zusammenfassung: Germers hei m, Germersheim ist eine Festung am Rhein. Bei Germersheim mündet die Queich iu den Rhein. Die Queich kommt vom Hardt- gebirge. Kauptzusammenfafsung: Von der Medeutung der Pfälzer Rheinstädte: a. Speyer, eine Regierungsstadt. b. Ludwigshafen, eine Fabrik- und Handelsstadt. c. Germersheim, eine Festung am Rhein. 2. Die Dorderpfatz, „ein weiter Gottesgarten". Ich erzähle Euch heute von der sonnigen Vorder- Pfalz. Welchen Teil der Pfalz wird man Vor der Pfalz nennen? Zwischen Rhein und Hardtgebirge. — Zeigen! — Was sagt Euch die Karte darüber? Ebene. — Ein Dichter nennt die Vorderpfalz „einen weiten Gottesgarten, vom Himmel reich bedacht". Was will er wohl damit sagen? Aussprache der Schüler. a. Die pfälzische Rheinebene zieht sich zwischen dem Rhein und dem Hardtgebirge von Süden nach Norden hin. Sie liegt nur wenig höher als der Spiegel des Stromes und muß deshalb an ver- fchiedenen Stellen durch Dämme vor Überschwemmungen geschützt wer- den. Ziemlich rasch eilt der Rhein dahin; ein breiter Streifen seines sandigen Userlandes trägt üppigen Laub- und Nadelwald und dichtes Gebüsch, den „Auenwald". Die zahlreichen Inseln des „Auen- lau des" sind meist von schwerem Schlammboden bedeckt. Auf diesem fruchtbaren Boden wuchern undurchdringliches Schi lfdickicht, Buschwerk und prächtige Wäldchen. Zahlreiche Singvögel haben hier sichere Brutstätten, und allerhand Sumpf- und Schwimmvögel fuchen hier im Herbst und Winter eine Zufluchtsstätte. Eiu Lieblings- ausenthalt sind die Rheinauen deu Nachtigallen, unseren besten Sängern.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 374

1880 - Leipzig : Spamer
374 Die Pfalz, zwar als deutsche Buudessestuug. Jetzt ist sie unbrauchbar geworden. Ihre Mauern werden eingerissen, ihre Wälle geschleift, ihre Gräben ausgefüllt, und breite Straßen mit schönen neuen Häusern dehnen sich jetzt nach allen Seiten hin aus. Von hier geht die Queich, die jetzt uicht mehr die Ans- gäbe hat, die breiten Gräben der Festung zu füllen, nach dem Rheine, noch einmal au einer Festung vorüber, an Germersheim, in dessen nächster Nähe sie in den Rhein mündet. Und da wir doch einmal abgeschweift sind, so wird es dir, lieber Leser, nichts verschlagen, wenn wir einen Ort in der Nähe Laudau's be- suchen, dessen Namen wir oben schon einmal gehört haben bei der Maden- bürg, allerdings gerade nicht in sehr empfehlenswerter Weise — Nußdorf. Doch was die Nußdorfer dort gefehlt — wenn es ein Fehler war — ist längst gesühut. Wir besuchen deu Ort nur, um einer Pflicht der Dank- barkeit zu genügen. Denn siehe, lieber Leser, dort ans dem Kirchhofe zu Nußdorf befindet sich ein Grab; in diesem Grabe liegt cht Mann, und dieser Mann war, ehe sie ihu dorthin betteten, Pfarrer in Nußdorf und hat neben seinem Amte gesucht und geforscht iu alten Büchern und Schriften; er hat aus ihnen mit großer Mühe und unermüdlichem Fleiße heraus- geholt, was darin stand über die Geschichte der Pfalz und aller ihrer ein- zelnen Orte. Uud was ich dir erzähle vou ihren Burgen und Städteu, das ist zum größern Theile vou diesem Manne aus dem Staube der Vergessenheit wieder herausgeholt worden. Der Mann hieß Johann Georg L eh manu und war der fruchtbarste unter allen pfälzischen Geschichtschreibern. Wir stehen einen Augenblick still an seinem Grabe, zollen seinem Andenken Ehre und kehren zu uuserm Gebirge nach Fraukweiler und zu dem dazu ge- hörigen Gleisweiler zurück. Eiu rüstiger Fußgänger aber,wird gnt thuu, zuerst auf deu Oreus- berg hinaufzusteigen, an dessen Fuß beide Orte liege». In drei Viertel- stunden erreicht mau die Spitze, und uuu hindert uus uichts, vou dem Namen geleitet — der ursprünglich „Odinsberg" hieß, in jene Zeit zu- rückznschweifen, da hier unser Ururahne dem Odin opferte. Aber wie anziehend auch solch eine Wanderung im Geiste sein mag, an einem Punkte, wie dem Orensberge, da will die Wirklichkeit, die Gegenwart ihr Recht, da heißt es, komm und siehe! Das Auge trinkt gierig all diese Schönheit, und ob es auch oft Geseheues ist, das ist ja der geheimnißvolle Zauber aller Schönheit, daß sie mit immer neuer, nie veraltender Gewalt uus in ihrem Kreise hält. Vom Orensberge herab nach Gleisweiler. Das ist durch seine Kaltwasserheilanstalt und als Luftkurort im Pfälzer Laude und weit darüber hinaus bekannt. Ebenso versteht es sich ganz von selbst, daß im Laude der Reben ein solcher Ort auch Traubenkurort ist. Wir wünschen Jedem, der hierher geht, um Heiluug zu sucheu, daß er sie fiude; aber auch jeder Gesunde wird hier finden, was das Gefühl der Gesundheit immer mehrt und recht zum Bewußtsein bringt, Freude und frohe Stunden. Nahe bei Gleisweiler winkt uns vom Hügel eine Kapelle, der heiligen Anna geweiht. Dorthin ziehen am Annatage große Prozessionen frommer Pfälzer

2. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 214

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
da nach Wetzlar verlegt wurde. Hier hielt Ferdinand, der Bruder von Kaiser Karl V., den berühmten Reichstag im Jahre 4 529, auf welchem der Name „Protestanten" entstand. Bon der Kaiserburg, wo 29 Reichstage gehalten wurden, sind nur noch Ruinen übrig. Auch Speier wurde im I. 1689 von den Franzosen geplündert, und selbst die Särge der Kaiser« gruft wurden dabei von den Mordbrennern Louis Xiv. nicht geschont. Landau und Germersheim sind zwei Bundeö- sestungen, wovon die letztere am Rheine liegt, wo der ruhm- volle Kaiser Rudolph von Habsburg 1291 ch, der zuvor noch Anstalt gemacht hatte, nach Speier zu seinem Grabe zu reisen. Auf der Burg zu Germersheim, Und er spricht: „Ihr guten Meister! Stark an Geist, a>n Leibe schwach, Aerzte! sagt mir ohne Zagen: Sitzt der greise Kaiser Rudolf, Wann aus dein zerbrochnen Leid Spielend das gewohnte Schach. Wird der Geist zu Gott getragen? — Landau, ehemals eine kleine deutsche Reichsstadt, liegt mit- ten im Lande auf ebener Abdachung der Vogesen, ein Werk Vau bans. In einem romantischen Thale liegt das ehe- malige Freistädtchen Anweiler, dessen Kirschwasser be- rühmt ist. Nahe dabei steht auf einem von drei Berggipfeln umgebenen Felsen die uralte, berühmte hohenstaustsche Burg Trifels. Hier wurden im 12ten und 13ten Jahrh, die Reichöinsignien und der Krönungsschmuck der deutschen Könige aufbewahrt, und hier schmachtete Adalbert, Erzbischof von Mainz auf Befehl Heinrichs V. im I. 1113 in Gefangen- schaft. Aber herrlicher als in der Geschichte glänzt Trifels in der Reihe der Sagen, weil in seinem Thurme der ritter- liche König Richard Löwenhcrz gefangen saß, nachdem ihn Herzog Leopold von Oestreich an den Kaiser Hein- rich Vi. ausgeliefert hatte. Denn sein Loos war daselbst: „Ein Felsennest statt — Konigeschloß, Der Boden Fels und Fels die Wände, Statt schwellender Polster — karges Moos. Statt Schweres — die Ketten an der Lende."--------- Doch er wurde durch die Klugheit und muthige Treue des Minnesängers Blond el, seines Freundes, daraus befreit. Dieser ließ das Lied erklingen: „Der Pfeil von meinem Bogen Bringt bittern Todesschmerz; Der Pfeil aus Deinen Augen Dringt schmeichelnd in das Herz." — worauf Richard aus seinem Gefängnisse antwortete. So ent- deckte Blonde! Richards Aufenthalt. Die ganze Gegend ist paradiesisch, außer dem Anw eil er Thale sind auch das Gos- weiler- und das Dahn er-Thal angenehm. Gleiche Reize hat das G lauer-Thal. Neustadt'an der Hardt mit ma- lerischer Lage. In der Nähe ist der Kalmuk, die höchste

3. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 389

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
389 16. Und rings statt duft'ger Gürten ein ödes Heideland; kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand; des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch, — versunken und vergessen, -— das ist des Sängers Fluch. Ludwig Uhland. 245. Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. 1. Auf der Burg zu Germersheim, stark am Geist, am Leibe schwach, sitzt der greise Kaiser Rudolf, spielend das gewohnte Schach. 2. Underspricht: „Ihrgutenmeister, Ärzte! sagt mir ohne Zagen: wann aus dem zerbrochnen Leib wird der Geist zu Gott getragen?“ 3. Und die Meister sprechen: „Herr, wohl noch heut’ erscheint die Stunde.“ Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister, Dank für diese Kunde!" — 4. „Auf nach Speier! Auf nach Speier!" ruft er, als das Spiel geendet; „wo so mancher deutsche Held liegt begraben, sei's vollendet! 5. Blast die Hörner! Bringt das Ross, das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener all; doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" 6. Und das Schlachtrois wird ge- bracht. „Nicht zum Kampf, zum ew’gen Frieden," spricht er, „trage, treuer Freund, jetzt den Herrn, den lebensmüden!“ 7. Weinend steht der Diener Schar, als der Greis auf hohem Rosse — rechts und links ein Kapellan — zieht, halb Leich’, aus seinem Schlosse. 8. Trauernd neigt des Schlosses Lind’ vor ihm ihre Äste nieder; Vögel, die in ihrer Hut, singen wehmutsvolle Lieder 9. Mancher eilt des Wegs daher, der gehört die bange Sage, sieht des Helden sterbend Bild und bricht ans in laute Klage. 10. Aber nur von Himmelslust spricht der Greis mit jenen zweien; lächelnd blickt sein Angesicht, als ritt' er zur Lust im Maien. 11. Von dem hohen Dom zu Speier hört man dumpf die Glocken schallen: Ritter, Bürger, zarte Frauen weinend ihm entgegenwallen. 12. In den hohen Kaisersaal ist er rasch noch eingetreten; sitzend dort auf goldnem Stuhl, hört man für das Volk ihn beten. 13. „Reichet mir den heil’gen Leib!" spricht er dann mit bleichem Munde; drauf verjüngt sich sein Gesicht um die mitternächt'ge Stunde. 14. Da auf einmal wird der Saal hell von überird’schem Lichte; und entschlummert sitzt der Held, Himmelsruh' im Angesichte. 15. Glocken dürfen's nicht verkünden, Boten nicht zur Leiche bieten: alle Herzen längs des Rheins fühlen, dass der Held verschieden. 16. Nach dem Dome strömt das Volk, schwarz, unzähligen Gewimmels; der empfing des Helden Leib, seinen Geist — der Dom des Himmels. Justinus Kerner.

4. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 278

1867 - Rostock : Hirsch
278 Da faßt der Greis ein Messer und spricht kein Wort dabei und schneidet zwischen beiden das Tafeltuch entzwei. 45. Kaiser Nudolfs Nitt zum Grabe. Auf der Burg zu Germersheim, stark am Geist, am Leibe schwach, Sitzt der greise Kaiser Rudolf, spielend das gewohnte Schach. Und er spricht: „Ihr guten Meister, Ärzte! sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib wird der Geist zu Gott getragen?" Und die Meister sprechen: „Herr, wohl noch heut erscheint die Stunde." Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister, Dank für diese Kunde!" „Auf nach Speier! auf nach Speier!" ruft er, als das Spiel geendet: „Wo so mancher deutsche Held liegt begraben, seis vollendet! Blast die Hörner! bringt das Roß, das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener all: doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" Und das Schlachtroß wird gebracht: „Richt zum Kampf, zum ewgenfrieden," Spricht er, „trage, treuer Freund, jetzt den Herrn, den lebensmüden!" Weinend steht der Diener Schar, als der Greis auf hohem Rosse, Rechts und links ein Kapellan, zieht, halb Leiche, au§ dein Schlosse. Trauernd neigt des Schlosseslinde vor ihm ihre Äste nieder, Vögel, die in ihrer Hut, singen wehmuthsvolle Lieder. Mancher eilt des Wegs daher, der gehört die bange Sage, Sieht des Helden sterbend Bild und bricht aus in laute Klage Aber nur von Himmelslust spricht der Greis mit jeneu Zweien, Lächelnd blickt sein Angesicht, als ritt er zur Lust im Maien, Von dem hohen Dom zu Speier hört man dumpf die Glocken schallen. Ritter, Bürger, zarte Frauen weinend ihn: entgegen wallen. In den hohen Kaisersaal ist er rasch noch eingetreten: Sitzend dort auf goldnem Stuhl, hört man für das Volk ihn beten. „Reichet mir den Heilgen Leib!" spricht er dann mit bleichem Munde; Drauf verjüngt sich sein Gesicht um die mitlernächtge Stunde. Da auf einmal wird der Saal hell von übernrdschem Lichte, — Und verschieden sitzt der Held, Himmelsruh im Angesichte. Glocken dürfens nicht verkünden, Boten nicht zur Leiche bieten: Alle Herzen längs des Rheins fühlen, daß der Held verschieden. Rach dem Dome strömt das Volk, schwarz, unzähligen Gewimmels; Der empfing des Helden Leib, seinen Geist der Dom des Himmels. 46. Von etlichen großen Erfindungen. Als das Mittelalter seinem Ende entgegen ging, wttrden im westlichen Europa mehrere große Erfindungen gemacht, welche all- mählich das Leben der Völker von Grund ans umgestalteten und die Zustände herbeiführen halfen, die nod) jetzt unter uns bestehen. Dahin gehören: 1. die Erfindung des Kompasses. Die alten Völker haben die Schifffahrt wohl gekannt und fleißig getrieben; aber sie hielten sich, so viel wie möglich, irr der Nähe der Küsten und wagten sich nicht in die ofiene See hinaus; denit sie hatten keinen andern Wegweiser durch das große Meer, als die Sterne des Himmels. Sobald Nebel oder Regen ihnen den Anblick derselben entzogen, wußten sie sich nicht zu helfen, noch zu rathen. Dies dauerte so

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 200

1863 - Essen : Bädeker
200 bat um Verzeihung. Er aber belegte sie mit der Strafe, daß sie -den ganzen Vorfall der Gesellschaft nochmals erzählen mußte. — Gern hätte Rudolph vor seinem Tode seinen Sohn Albrech't zu seinem Nachfolger erwählt gesehen; aber hierin waren ihm die deutschen Fürsten nicht zu Willen. Er starb 1291 zu Germersheim. Rudolph von Habsburg hatte nach der Besiegung Ottokars die österreichischen Länder seinem Sohne Albrecht gegeben, und so wurde er der Gründer der Macht des Habsburgischen Hauses, aus welchem die jetzigen Kaiser von Österreich stammen. 20. Der Graf von Habsbnrg. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Im alterthümlichen Saale, Saß König Rudolph's heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, Und alle die Wähler, die Sieben, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, Die Würde des Amtes zu üben. Und rings erfüllte den hohen Balkon Das Volk in freudigem Gedränge; Laut mischte sich in der Posaune Ton Das jauchzende Rusen der Menge: Denn geendigt nach langem verderblichen Streit, War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr, Des Mächtigen Beute zu werden. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal Und spricht mit zufriedenen Blicken: „Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl, Mein königlich Herz zu entzücken; Doch den Sänger vermiss' ich, den Bringer der Lust, Der mit süßem Klang mir bewege die Brust Und mit göttlich erhabenen Lehren. So hab' ich's gehalten von Jugend an, Und was ich als Ritter gepflegt und gethan, Nicht will ich's als Kaiser entbehren." Und sieh! in der Fürsten umgebenden Kreis Trat der Sänger im langen Talare. Ihm glänzte die Locke silberweiß, Gebleicht von der Fülle ver Jahre. „Süßer Wohllaut schläft in der Saiten Gold; Der Sänger singt von der Minne Sold, Er preiset das Höchste, das Beste, Was das Herz sich wünscht, was der Sinn begehrt; Doch sage, was ist des Kaisers werth An seinem herrlichen Feste?" „Nicht gebieten werd' ich dem Sänger," spricht Der Herrscher mit lächelndem Munde; „Er steht in des größeren Herren Pflicht, Er gehorcht der gebietenden Stunde;

6. Zur deutschen Geschichte - S. 70

1887 - Breslau : Hirt
— 70 — 76; Kaiser Hludolfs Graörilt. Was wandelt denn durch's Land für Trauerkunde? Die Leute stehn und weinen an den Wegen, Und alle Glocken klagen in der Runde. Und einen Zug seh' ich herab bewegen Zum Thale sich von Germersheim dem Schlosse, Und auf der Straße weit den Staub erregen. Und herrlich raget über all dem Trosse, Der weinend folgt und schmerzlich weheklagend, Ein Greis hervor auf langsam geh'ndem Rosse. Und Priester ihm zur Seite, Kreuze tragend, Gebete sprechend, feierliche Lieder Mit Schluchzen singend, Segensworte sagend. Und durch die Felder geht der Zug hernieder Zum Rheine hin; und alle Leute weinen Und schaun und fragen sich und weinen wieder. „Der Kaiser ist's, den diese Klagen meinen, Der Kaiser Rudols ist's, er will mit denen, Die schon in Speier schlafen, sich vereinen. Der Kaiser Rudolf ist es: da wo jenen, Die vor ihm herrschten, ist das Grab bereitet, Will er sein Haupt aus's Sterbekissen lehnen. Der Kaiser ist's: er weiß, sein Engel leitet In dreien Tagen ihn zur Todespforte: Der Kaiser ist es, der zu Grabe reitet!" — Und er ist tot! mit solchem Schmerzensworte Gehn Zähr' und Seuszer in das Land als Boten, „Rudols ist tot!" So klingts von Ort zu Orte. Und alles kommt und drängt und will mit roten Verweinten Augen nur noch einmal schauen, Nur einmal noch den heißgeliebten Toten. Es zeigen ihren Kindern ihn die Frauen: „Seht, diese Hand ließ einst sich das verwaiste Deutschland als Braut in rechter Liebe trauen." Sie stehn und jammern: doch die allermeiste Wehklag' erhebt ein Alter, dem am Kinne Und Scheitel längst die Locke schon ergreiste. ,/Jhr Fürsten, gönnt mir Eins nur zum Gewinne, Nur Eins zum Trost. Ich schuf aus festem Steine Einstmal fein Bild mit meinem besten Sinne.

7. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 206

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 206 C. Übung-: Erzäh-lt von dem Kaiser Rudolf und dem Bettler. Einprägun g. h) Kaiser Undolfs Vorlesen. Auf der Burg zu Germersheim, Stark am Geist, am Leibe schwach, Sitzt der greise Kaiser Rudolf, Spielend das gewohnte Schach. Und er spricht: „Ihr guten Meister, Ärzte! sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib Wird der Geist zu Gott getragen?" Und die Meister sprechen: „Herr, Wohl noch heut' erscheint die Stunde." Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister, Dank für diese Kunde!" — „Auf nach Speier! Auf nach Speier!" Ruft er, als das Spiel geendet; „Wo so mancher deutsche Heid Liegt begraben, sei's vollendet! Mast die Hörner! Bringt das Roß, Das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener all; Doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" Und das Schlachtroß wird gebracht. „Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden," Spricht er, „trage, treuer Freund, Jetzt den Herrn, den lebensmüden!" Weinend steht der Diener Schar, Als der Greis auf hohem Rosse, — Rechts und links ein Kapellan, — Zieht, halb Leich', aus seinem Schlosse. Trauernd neigt des Schlosses Lind Vor ihm ihre Äste. nieder. Vögel, die in ihrer Hut, Singen wehmutsvolle Lieder. Ritt Gralrr. Mancher eilt des Wegs daher, Der gehört die bange Sage, Sieht des Helden sterbend Bild Und bricht aus in laute Klage. Aber nur von Himmelslust Spricht der Greis mit jenen zweien; Lächelnd blickt sein Angesicht, Als ritt er zur Lust im Maien. Von dem hohen Dom zu Speier Hört man dumpf die Glocken schallen: Ritter, Bürger, zarte Frauen Weinend ihm entgegen wallen. In den hohen Kaisersaal Ist er rasch noch eingetreten. Sitzend dort auf goldnem Stuhl, Hört man für das Volk ihn beten. „Reichet mir den heil'gen Leib!" Spricht er dann mit bleichem Munde; Drauf verjüngt sich sein Gesicht Um die mitternächt'ge Stunde. Da auf einmal wird der Saal Hell vom überird'schen Lichte — Und entschlummert sitzt der Held, Himmelsruh' im Angesichte. Glocken dürfend nicht verkünden, Boten nicht zur Leiche bieten: Alle Herzen längs des Rheins Fühlen, daß der Held verschieden. Nach dem Dome strömt das Volk, Schwarz, unzähligen Gewimmels; Der empfing des Helden Leib, Seinen Geist — der Dom des Himmels. Justinus Kerner. i) Miedercholrrrrg. Wiederholung in chronologischer Reihenfolge. Erzählt von dm Raubritterunwefen! Erzählt, wie Graf Rudolf von Habsburg Kaiser wird! Erzählt, wie Kaiser Rudolf die Ordnung wieder herstellt! Erzählt, wie sich Rudolf als Richter zeigte! Erzählt vom Grafen. Rudolf und dem Priester!

8. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 613

1882 - Halle : Hendel
Neueste Seit. (1830-1880.) 613 Und einen Zug seh' ich herab bewegen Zum Thule sich von Germersheim dem Schlosse, Und auf der Straße weit den Staub erregen. Und herrlich raget über all dem Trosse, Der weinend folgt und schmerzlich weheklagend. Ein Greis hervor aus langsam geh'ndem Rosse. Und Priester ihm zur Seite, Kreuze tragend, Gebete sprechend, feierliche Lieder Mit Schluchzen singend, Segensworte sagend. Und durch die Felder geht der Zug hernieder Zum Rhein hin; und alle Leute weinen Und schaun und fragen sich und weinen wieder. „Der Kaiser ist's, den diese Klagen meinen, Der Kaiser Rudolf ist's, er will mit denen, Die schon in Speier schlafen, sich vereinen. Der Kaiser Rudolf ist es: da, wo jenen, Die vor ihm herrschten, ist das Grab breitet, Will er sein Haupt auf Sterbekissen lehnen. Der Kaiser ist's: er weiß, sein Engel leitet In dreien Tagen ihn zur Todespsorte: Der Kaiser ist es, der zu Grabe reitet!" — Und er ist tot! mit solchem Schmerzensworte Gehn Zähr' und Seufzer in das Land als Boten, „Rudolf ist tot." So klingts von Ort zu Orte. Und alles kommt und drängt und will mit roten Verweinten Augen nur noch einmal schauen, Rur einmal noch den heißgeliebten Toten. Es zeigen ihren Kindern ihn die Frauen; „Seht, diese Hand ließ einst sich das verwaiste Deutschland als Braut in rechter Liebe trauen." Sie stehn und jammern; doch die allermeiste Wehklag' erhebt ein Alter, dem am Kinne Und Scheitel längst die Locke schon ergreiste. „Ihr Fürsten, gönnt mir eins nur zum Gewinne, Nur eins zum Trost. Ich schuf aus festem Steine Einsmal sein Bild bei meinem besten Sinne. Das Werk der Lieb und Treue, laßt es seine Ruhestätte nun für alle Zeit bewahren; Zu Rudolfs Denkmal genügt sein Bild alleine. Zu Rudolfs Denkmal, der mit grauen Haaren Die Krone wie ein Jüngling hat getragen, Drin Mild' und Recht die schönsten Steine waren." Der Meister sprach's und trat mit neuen Klagen Zum toten Kaiser, welchem tiesgefaltet Der unbewegten Stirne Furchen lagen.

9. Preußischer Kinderfreund - S. 249

1859 - Königsberg : Bon
— 249 — fen durch einen seiner Diener der unfreundlichen Frau mit einem freundli- chen Gruße. Als die Bäckerin hörte, wer der alte Mann gewesen, wollte sie vor Schrecken in den Boden sinken. Sie lief eiligst in das Lager hinaus und warf sich dem Kaiser, der noch an der Tafel saß, zu Füßen. Rudolph aber hieß sie aufstehen und legte ihr keine andere Strafe auf, als dass sie vor allen anwesenden Herren pünktlich wiederholen muffte, wie sie geschimpft hatte. Kein Wort durste sie vergessen; wo sie Etwas nicht recht gemerkt hatte, da half ihr Rudolph selbst nach. — Bisweilen machten Rudolph's Leute ihnl seine allzugroße Güte zum Vorwurf; er aber antwortete ihnen: „Kinder, es hat mich schon oft gereut, daff ich zu strenge war, nie aber wird es mich reuen, dass ich zu gütig ge- wesen bin/ 20. Kaiser Rudolph's Ritt zum Grabe. Ruf tot Burg zu Germersheim, Mancher eilt des Wegs daher. Stark am Geist, am Leibe schwach. Der gehört die bange Sage, Sitzt der große Kaiser Rudolph Sieht des Helden sterbend Bild Spielend das gewohnte Schach. Und bricht aus in laute Klage. Und er spricht: „Ihr guten Meister, Aber nur von Himmelslust Aerzte, sagt mir ohne Zagen: Spricht der Greis mit jenen Zweien, Wann aus dem zerbroch'nen Leib Lächelnd blickt sein Angesicht, Wird der Geist zu Gott getragen?" Als ritt er zur Lust im Maien. Und die Meister sprachen: „Herr, Von dem hohen Dom zu Spei er Wohl noch heut' erscheint die Stunde." Hört man dumpf die Glocken schallen. Freundlich lächelnd spricht der Greis': Ritter, Bürger, zarte Frau'n „Meister, Dank für diese Kunde!" Weinend ihm entgegen wallen. ' „Auf nach S p ei e r ! Auf nach In den hohen Kaisersaal ~ Speierist er rasch noch eingetreten; Rust er, als das L>piel geendet: Sitzend noch auf gold'nem Stuhl, „Wo so mancher deutsche Held Hört man für das Volk ihn beten. Liegt begraben, sei's vollendet! „Reichet mir den heil'gen Leib!" Blast die Hörner, bringt das Ross, Spricht er dann mit bleichem Munde: Das mich oft zur Schlacht getragen!" Draus verjüngt sich sein Gesicht Zaudernd steh'n die Diener all'. Um die mitternächt'ge Stunde. Doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" Da auf einmal wird der Saal Und das Schlachtross wird gebracht. — Hell von überird'schem Lichte, „Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden," Und entschlummert fitzt der Held, Spricht er, .trage, treuer Freund, Himmelsruh im Angesichte. Jetzt den Herrn, den lebensmüden!" Glocken dürfen's nicht verkünden, Weinend steht der Diener Schaar, Boten nicht zur Leiche bieten; Als der Greis auf hohem Rosse, Alle Herzen läng's des Rheins Rechts und links ein Kapellan, Fühlen, dass der Held verschieden. Zieht, halb Leich', aus seinem Schlosse. Nach dem Dome strömt das Holk, Trauernd neigt des Schlosses Lind' Schwarz, unzähligen Gewimmels; Vor ihm ihre Beste nieder. Der empfing des Helden Leib, Vögel, die in ihrer Hut, Seinen Geist der Dom des Him- Singen wehmuthsvolle Lieder. ■ mels. 21. Die Buchdruckerkunst. Gar Mancher hat einen Schatz im Hause und weiß es nicht; wer ihn aber hat und kennt, der hält ihn lieb und werth. Ist der Vater nicht da-

10. Bd. 2 - S. 359

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Vi. Bilder aus der Geschichte. 359 B6ifa11 gerufen hatte, aus der Hand erwählter Edelfrauen einen Preis, welcher Dank hieß. Solcher „Danke“ wurden etwa drei oder vier ausgeteilt. Sie bestanden in kostbaren Waffen, goldenen Arm- und Halsketten, goldenen Ringen, gewappneten Pferden u.s. w. Darauf folgte ein festliches Mahl, zu welchem die Edelfrauen die Sieger von ihren Waffen und Rüstungen befreiten und mit präch- tigen Gewändern schmückten. Auch für die andern Stände gab es Spiel, Schmaus und Zechgelage; kurz, das Kampfspiel der Ritter wurde zum Volksfeste. Fr. Kohlrausch. 294. Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. 1. Auf der Burg zu Germersheim, Stark am Geist, am Leibe schwach, Sitzt der greise Kaiser Rudolf, Spielend das gewohnte Schach. 2. Und er spricht: «Ihr guten Meister, Ärzte, sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib Wird der Geist zu Gott getragen?» 3. Und die Meister sprechen: «Herr, Wohl noch heut erscheint die Stunde.» Freundlich lächelnd spricht der Greis: «Meister, Dank für diese Kunde.» 4. «Auf nach Speier, auf nach Speier!» Ruft er, als das Spiel geendet, «Wo so mancher deutsche Held Liegt begraben, sei’s vollendet! 5. Blast die Hörner, bringt das Roß, Das mich oft zur Schlacht getragen!» Zaudernd stehn die Diener all’, Doch er ruft: «Folgt ohne Zagen!» G. Und das Schlachtroß wird gebracht. «Nicht zum Kampf, zum ew’gen Frieden,» Spricht er, «trage, treuer Freund, Jetzt den Herrn, den lebensmüden.» 7. Weinend steht der Diener Schar, Als der Greis auf hohem Rosse, Rechts und links ein Kapellan, Zieht, halb Leich’, aus seinem Schlosse. 8. Trauernd neigt des Schlosses Lind’ Vor ihm ihre Äste nieder; Vögel, die in ihrer Hut, Singen wehmutsvolle Lieder. 9. Mancher eilt des Wegs daher, Der gehört die bange Sage, Sieht des Helden sterbend Bild Und bricht aus in laute Klage. 10. Aber nur von Himmelslust Spricht der Greis mit jenen zweien; Lächelnd blickt sein Angesicht, Als ritt’ er zur Lust im Maien. 11. Von dem hohen Dom zu Speier Hört man dumpf die Glocken schallen. Ritter, Bürger, zarte Frauen Weinend ihm entgegen wallen. 12. In den hohen Kaisersaal Ist er rasch noch eingetreten. Sitzend dort auf goldnem Stuhl, Hört man für sein Volk ihn beten. 13. «Reichet mir den heil’gen Leib!» Spricht er dann mit bleichem Munde. Drauf verjüngt sich sein Gesicht Um die mitternächt’ge Stunde. 14. Da auf einmal wird der Saal Hell von überird’schem Lichte, Und entschlummert sitzt der Held, Himmelsruh im Angesichte. 15. Glocken dürfen’s nicht verkünden, Boten nicht zur Leiche bieten, Alle Herzen längs des Rheins Fühlen, daß der Held verschieden. 16. Nach dem Dome strömt das Volk, Schwarz, unzähligen Gewimmels. Der empfing des Helden Leib, Seinen Geist der Dom des Himmels. J. Kerner.

11. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 86

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
86 doch Rudolf antwortete ihnen: „Es hat mich schon öfter gereuet, daß ich zu streng war; nie aber wird es mich reuen, daß ich zu gut gewesen bin." Rudolf regierte achtzehn Jahre lang das deutsche Reich und traf manche segensreiche Einrichtung. Das Volk ehrte noch lange sein Andenken, und wenn ein späterer Kaiser nicht an Recht und Gerechtigkeit festhielt, sagte man: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." Gern hätte Rudolf gesehen, daß noch bei seinen Lebzeiten sein Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger ernannt worden wäre. Allein die Fürsten erfüllten diesen Wunsch nicht. Mißvergnügt schied er von ihnen und starb nicht lange darnach zu Germersheim am Rhein. 42. Aus der Gudrunsage. 1. Im Lande der Hegelingen herrschte der König Hettel mit Weisheit und Macht und freute sich mit seiner geliebten Gemahlin Hilde des schönsten Glücks. Hilde schenkte ihrem Gemahl einen Sohn, Ort-w i n genannt, welcher von einem gewaltigen Helden, Wate, dem Alten, erzogen wurde, und eine Tochter Gudrun, die zu hoher Schönheit heranwuchs. Um die Hand des schönen Mädchens warben viele Freier, darunter H artm uth von der Normandie und Herwig von Seeland; allein keinem wollte sie der Vater anvertrauen. Als nun aber Herwig mit bewaffneter Macht in Hegelingen einfiel und Hettel im Kampfe verwundete, rief die besorgte Gudrun ihren Vater zu sich und erklärte, sie begehre keinen bessern Freund als Herwig, denn ihm gehöre ihr ganzes Herz. Herwig gelobte in seinem Glücke, Gudrun mit allem, was er habe, mit Land und Leuten ewig und treu zu dienen, und ward mit ihr feierlich verlobt. 2. Nicht lange darnach wurde Hettel mit seinen Mannen gezwungen, einen Kriegszug zu unternehmen und die Seinen zu verlassen. Die Abwesenheit der Beschützer benutzten der abgewiesene Hartmuth und dessen Vater Ludwig; sie erschienen mit einem großen Heere vor der Burg, erorberten sie und führten Gudrun nebst vielen Jungfrauen gefangen fort. Die trostlose Hilde sandte eiligst Boten mit der Unglücksnachricht zu ihrem Gemahl; Hettel und Herwig setzten mit ihren Helden, darunter auch der alte Wate, den Räubern nach und erreichten sie auf dem Wulpenfande, einer Nordseeinsel, wo sich die (Shtenräuber einige Tage Rast gönnen wollten. Wie Schneeflocken flogen die Speere der Hegelingen in die Reihen der Normannen; und obwohl die Hegelingen bis unter die Arme im Wasser standen, fochten sie dennoch so tapfer und grimmig, daß das Meer von Blut gefärbt wurde und mit rothem Schsin am Strande dahinwogte. Gudrun sah vom nahen Schiffe aus den Kampf; sie rang jammernd die Hände, weinte und zitterte für das Leben ihrer Freunde und ihres lieben Vaters. Schon brach die Nacht herein; da stürzte ihr Vater, vom Schwerte des Normannenkönigs Ludwig tödtlich getroffen, zu Boden. Der alte Wate kämpfte wie ein Löwe, den Tod des

12. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 92

1911 - Leipzig : Hirt
92 Iii. Das Deutsche Reich des Miltelalters. Liebe und Teilnahme für die Poesie absprechen und in ihren Liedern sich über feinen Geiz beklagen, so haben wir Gründe genug, zu glauben, daß diese Anklage nicht berechtigt ist. Die Minnepoesie war in der kaiferlofen Zeit in Verfall geraten wie das Rittertum selbst, und die Sänger waren oft habgierige Leute; wer ihnen nicht mit vollen Händen gab, den schalten sie geizig. Rudolf hatte oiel wichtigere Angelegenheiten zu ordnen, als einer verfallenen Poesie seine Teilnahme zu widmen; das Reich und seine Erblande erforderten zu große Ausgaben, als daß er die immer leeren Taschen der fahrenden Sänger hätte füllen können. Der erste Fürst der Christenheit war ein sehr einfacher, anspruchsloser Mann. Kostbare Speisen verschmähte er; gewöhnlich ging er in einem grauen Anzuge. In einem solchen nahm er die Belehnung des königlich geschmückten Ottokar vor. Er scheute sich nicht, im Kriegszelt einen Riß seines Rockes selbst zu flicken. Von seiner Leutseligkeit gegen Niedrige, von seiner strengen Gerechtigkeit, von seinem sichern Urteile leben manche Erzählungen im Munde des Volkes. Seinen frommen Sinn hat Schiller in der Ballade „Der Graf von Habsburg" verewigt. Familienverhältnisse und Tod. Des Kaisers Gemahlin war Gräfin Gertrud von Hohenberg. Nach ihrer Krönung zur deutschen Königin führte sie den Namen Anna. Sie war verwandt mit dem Hause Hohen-zollern. Keine Fürstin der Erde ist die Stammutter so vieler Könige und Kaiser geworden wie die Gemahlin des ersten habsburgischen Kaisers. Rudolf hatte vier Söhne und sechs Töchter. Von feinen Söhnen überlebte ihn nur einer, der spätere Kaiser Albrecht I. Seine sechs Töchter haben ihm sechs Kronen ins Hans gebracht, Mathilde oder Mechthilde wurde die Gemahlin des Pfalzgrafen bei Rhein, Agnes wurde Herzogin von Sachsen, Hedwig Markgräfin von Brandenburg, Katharina Herzogin von Bayern, Klementia Königin von Neapel und Gutta Königin von Böhmen. Am 15. Juli 1291 schloß der Kaiser sein tatenreiches, vielbewegtes Leben. Nach einer alten Überlieferung saß er auf feiner Pfalz zu Germersheim beim Schachspiel, als er das (Schwinden seiner Kräfte bemerkte. Er ritt nach Speyer, wo er die letzten Tröstungen der Religion empsing und bei vollem Bewußtsein, mit einem Gebet für sein Volk auf den Lippen, im Alter von 78 Jahren sanft verschied. Im Kaiferdome zu Speyer, an der Seite der falifchen Kaiser, wurde ihm das Grab bereitet. Seinen Ritt zum Grabe hat Justinus Kerner besungen. - Die Not späterer Zeiten hat bewiesen, was das Reich an Rudolf von^Habsburg besaß. Er war ein klarer Kops und ein kühner Degen, ein Staatsmann und ein Feldherr zugleich; er war arbeitsam im kleinen wie im großen, aufmerksam auf das einzelne und doch nicht kleinlich; unter dem Sturm der Ereignisse verlor er die Übersicht über das Ganze nie. Vom einfachen Grasen rasch zu wunderbarer Macht erhoben, blieb

13. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 103

1887 - Langensalza : Beyer
§ 23. Rudolf von Halsburg. 103 öffentlich und ohne Scheu herumschwärmten, suchen sich in wüste Gegenden zu verbergen." e) Rudolf s Ende. Manches war dem Könige gelungen, und manches Große hatte er in seinem bewegten Leben erreicht, aber der Plan, seinem Geschlecht die Nachfolge auf dem deutschen Thron zu sichern, wurde durch den Widerstand der Fürsten vereitelt. Dazu hatte der König den Schmerz, zwei seiner Söhne, die er zur Nachfolge bestimmt hatte, vor sich hinsterben zu sehen. Sein Lieblingssohn Hartmann fand auf einer Lustfahrt schon als Jüngling seinen Tod in den Wellen des Rheins, der andere, Rudolf, starb an einer Krankheit ein Jahr vor dem Vater. Nur noch ein Sohn, Albrecht, war dem gebeugten König geblieben. Krank und schwach kam Rudolf 1291 nach Straßburg. Als er sein Ende herannahen fühlte, rief er: „Wohlan nach Speyer!" Hier an der Begräbnisstätte der Kaiser wollte er sein Leben beschließen; aber er kam nur bis Germersheim, wo er im Alter von 73 Jahren starb. f) Was sich das Volk über König Rudolf erzählte. Rudolf von Habsburg war ein beim Volke fehr beliebter Mann. Seine Einfachheit und Mäßigkeit, seine Gerechtigkeit und Tapferkeit wurde von feinen Zeitgenoffen gepriesen, und manche Anekdote wurde von ihm erzählt. Wir haben schon gehört, wie der Böhmenkönig sich oft über das graue Wams des Königs lustig gemacht hatte, und tote ihn dann Rudolf durch dasselbe beschämte. Es soll toohl vorgekommen sein, daß er sich dasselbe im Kriegslager selbst flickte. Einst war er mit seinem Heere in große Verlegenheit geraten; die erwartete Zufuhr von Lebensmitteln war ausgeblieben. Da zog der König eine Rübe aus dem Acker und verspeiste sie vor aller Augen. Nun bekamen die Seinen frischen Mut und folgten ohne Murren seinem Beispiele. Unermüdlich war er, Recht zu sprechen und den Unterdrückten beizustehen. Auch geringe Leute hörte er mit ihren Klagen willig an und war ungehalten, wenn seine Diener sie zurückweisen wollten. „Ich bin nicht König geworden, um mich vor den Menschen einschließen zu lassen," sagte er in einem solchen Falle zu ihnen. Einmal wurde er von einem Bettler mit den Worten angeredet: „Bruder Rudolf, beschenke doch einen armen Mann mit einer kleinen Gabe!" „Seit wann sind wir denn Brüder?" fragte ihn der König, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. „Ei," antwortete der Arme, „sind wir denn nicht alle Brüder von Adam her?" „Du hast recht," sprach Rudolf, „ich dachte nur nicht gleich daran." Mit diesen Worten langte er in die Tasche und drückte ihm einen Pfennig in die Hand. „Aber ein Pfennig ist doch für einen großen Kaiser gar zu wenig," antwortete der Bettler. „Was," ent-gegnete Rudolf, „zu wenig? Freund, wenn dir alle deine Brüder von Adam her so viel schenkten, als ich, so würdest du bald der reichste Mann sein." Als König Rudolf in Mainz war, kam einst während des Sonnenaufgangs ein Frost, und die Kälte belästigte ihn über die Maßen. Da sah er gegenüber von dem Hause, in dem er lag, eine Bäckerei, die Überfluß an brennenden Kohlen hatte. Der König zog sich nun ein Winterkleid an und ging hin, sich

14. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 112

1902 - Leipzig : Roßberg
— 112 — 4. Rudolfs Sorge für den Landfrieden im Reiche. Um Ordnung und Ruhe im Reiche herzustellen, richtete er den Landfrieden auf, indem er die Fehden aufs strengste verbot und gegen die Raubritter unnachsichtlich vorging, wobei er von Städten und Fürsten unterstützt wurde. In Thüringen zerstörte er 66 Raubburgen und ließ 29 Raubritter hinrichten. Auch in Franken und am Rhein ließ er in einem einzigen Jahre über 70 Burgen niederreißen. 5. Rudolfs Persönlichkeit. Rudolf war von ungewöhnlicher Größe, so daß seine Gestalt, wenn er einherschritt, über das Volk emporragte. Sein Körper war schlank und hager, von Jugend auf durch Waffenspiel und Kampf geübt und fähig, alle Anstrengungen zu ertragen; konnte der König doch als Sechzigjähriger es noch wagen, sich in voller Rüstung in den Ritterkampf zu stürzen. Körperliche Übung, Mäßigkeit und heiterer Sinn bewahrten dem König die Leibesfrische bis in die letzten Lebensmonate. Oft nahm er an frohen Festen teil. Da verschmähte er nicht, in den frohen Reigen einzutreten, und gern tummelte er sich im Tanz zum frohen Staunen der Festgenossen. Ein guter Trunk war ihm als Deutschen willkommen, und die Thüringer erinnerten sich noch lange, wie er einmal, den Krug schäumenden Bieres in der Hand, den Bürgern auf der Straße zutrank. Doch blieb er im Genuß von Speise und Trank immer bescheiden, namentlich Trunkenheit war ihm verhaßt. Ihm genügte ein einfaches, bürgerliches Mahl, wie alle seine Lebensgewohnheiten schlicht und sparsam waren. Sein gemütliches Wesen und leutseliges Gebaren prägten sich der Erinnerung des Volkes unauslöschlich ein; von keinem andern deutschen Kaiser vor ihm blieben so viele Erzählungen im Umlauf. Man rühmte an ihm auch den kirchlichen Sinn, welcher sich namentlich dem Dienste der Jungfrau Maria widmete, zu deren Ehren er den Sabbat hochhielt und ihn nie weder durch Arbeit noch durch Kriegstaten entweihte. 6. Rudolfs (finde. Rudolfs letzte Bemühungen waren da rauf gerichtet, seinem einzigen ihn überlebenden Sohn Albrecht die Krone zuzuwenden. Aber die deutschen Fürsten weigerten sich, auf des greifen Königs Wünsche einzugehen. Nach einer Fahrt durch das Elsaß wurde er in Germersheim krank. Im Vorgefühl seines nahen Todes brach er nach Speier auf. Hier schied 1291. Rudolf am 15. Juli 1291 aus diesem Leben und fand neben dem Grabmale Philipps von Schwaben feine letzte Ruhestätte. Den meisten Fürsten schien es wirklich bedenklich, die deutsche Königskrone durch Übertragung vom Vater auf den Sohn in einem Hause erblich zu machen, deshalb wählten sie nicht den

15. Mittlere und neue Geschichte - S. 20

1876 - Halle : Anton
20 wen ließ sich Ottokar zu neuer Empörung reizen? — 2v. Wo und wann hat ihn Rudolf besiegt? Was verlor Ottokar in dieser Schlacht? — 21. Welche Länder ließ Rudolf seinem Sohne? — 22. Was that er mit Ottokars übrigen Ländern? Was begründete er damit? — 23. Um welches Land kümmerte sich Rudolf als deutscher König nicht? Welchen Grund gab er selbst dafür an? Erkläre diesen Ausspruch! — 24. Welches Verdienst hat er sich um Deutschland erworben? Wie hat er das gethan? Welchen Ehrennamen hat man ihm deshalb gegeben? (Vergleiche des Dichters Schilderung: Geendet nach langem verderblichen Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder auf Erden; Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr, Des Mächtigen Beute zu werden.) 25. Welche Eigenschaften zierten Rudolf als Mensch? Erzähle davon' — 26. Wo ist Rudolf gestorben — wo begraben? Was berichtet das folgende Gedicht von seinem Ende? Inwiefern weicht es von dem wirklichen Sachverhalte ab? Auf der Burg zu Germersheim, stark am Geist, am Leibe schwach, Sitzt der greife Kaiser Rudolf, spielend das gewohnte Schach. Und er spricht: „Ihr guten Meister Aerzte, sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib wird der Geist zu Gott getragen?" Und die Meister sprechen: „„Herr, wohl noch heut erscheint die Stunde!"" Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister, Dank für diese Kunde.* „Auf nach Speier! Auf nach Speier!" ruft er, als das Spiel geendet, „Wo so mancher deutsche Held liegt begraben, fei's vollendet! Blast die Hörner, bringt das Roß, das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener all; doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" Und das Schlachtroß wird gebracht. „Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden," Spricht er, ,, trage, treuer Freund, jetzt den Herrn, den lebensmüden!" Weinend steht der Diener Schaar, als der Greis auf hohem Rosse, Rechts und links ein Capellan, zieht halb Leich' aus feinem Schlosse. Mancher eilt des Wegs daher, der gehört die bange Sage, Sieht des Helden sterbend Bild und bricht aus in laute Klage. Aber nur von Himmelslust spricht der Greis mit jenen zweien; Lächelnd blickt fein Angesicht, als ritt er zur Lust im Maien. Von dem hohen Dom zu Speier hört man dumpf die Glocken schallen; Ritter, Bürger, zarte Frau'n weinend ihm entgegenwallen. In den hohen Kaifersaal ist er rasch noch eingetreten; Sitzend dort auf goldnem Stuhl hört man für das Volk ihn beten. „Reichet mir den Heilgen Leib!" spricht er dann mit bleichem Munde; Drauf verjüngt sich sein Gesicht um die mitternächt’ge Stunde. Da auf einmal wird der Saal hell von überird'fchem Lichte, Und verschieden sitzt der Held, Himmelsruh' im Angesichte. Glocken dürfen's nicht verkünden, Boten nicht zur Leiche bieten: Alle Herzen längs des Rheins fühlen, daß der Held verschieden.

16. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 351

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
351 und alle Bcker dieser Stadt mit Ausnahme von zweien sind durch ihn verarmt, so da wir in unseren Tagen nicht mehr zu dem frheren Wohlstande gelangen knnen." Darauf sprach das Weib zu ihm: Herr, macht euch fort; ihr strt uns in unseren Geschften." Der König aber weigerte sich um der Worte des Weibes willen zu gehen. Da wurde das Weib unwillig, hob ein Gef mit Wasser auf, bergo damit die Kohlen und verdarb das Kleid des Knigs auf furchtbare Weise. Da Hub sich der König von bannen und begab sich schleunig in sein Quartier. Als nun der König bei Tische sa, setzte ihm der Truchse einen Schweins-kpf mit vielen anderen Gerichten auf. Da gedachte der König de.r Wohl-thaten, welche ihm die Bckerin erwiesen und wnschte ihr seinen Dank abzustatten. Er rief also seine Wirtin und sprach zu ihr: Nehmet diese Schssel mit Fleisch und bringt es eurer Nachbarin von dem alten Soldaten. Er lt ihr danken, da er sich heute Morgen bei ihren Kohlen gewrmt hat." Als dies geschehen, erzhlte der König, wie die Bckerin ihn geschimpft und verwnscht hatte, und erregte so bei allen groe Heiterkeit. Die Bckerin aber merkte, da es der König gewesen war, den sie geschmht hatte. Da wurde sie der die Maen betrbt, kam zum Könige und bat ihn flehentlich, ihr das Unrecht, was sie ihm angethan, zu verzeihen. Der König aber wollte ihr nicht anders vergeben, als wenn sie die Schmhungen, die sie ihm insgeheim gesagt, jetzt ffentlich wieder-holte. Das that die Frau: sie erfllte den Willen ihres Herrn und brachte fo gar viele zum Lachen. So Groes Rudolf auch erreicht hatte, seine Lieblingsplne verwirklichten sich nicht. Nachdem sein von ihm bevorzugter Sohn Hartmann im Rheine ertrunken war, htte er auf einem Reichstage zu Frankfurt die Kurfrsten, in Betracht seiner dem Reiche geleisteten Dienste, gern dahin gebracht, seinen letzten Sohn Albrecht zum Nach-folger zu ernennen. Aber der auf Rudolf erbitterte Erzbischof von Mainz, Gerhard von Eppenstein, zeigte die Bedenklichkeit einer solchen Wahl auf Kosten des Wahl-rechts und wegen Albrechts bergroer Macht und Strenge. So zerschlug sich die Sache. Verstimmt zog Rudolf mit seiner Gemahlin Agnes der Straburg nach Germersheim. Dort machte ihn sein Arzt auf die bedenkliche Abnahme seiner Krfte aufmerksam. ') Der im diu boesen maere het so lute kunt getan, den sach er guotltchen an, und sprach: Daz d hst geseit, sag an, ist daz diu wrheit?" Ja leider, herre!" sprach er. i) Aus der Oesterreichischen Reimchronik" von Ottokar, Ccclxx Vii, 24_44.

17. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 208

1853 - Essen : Bädeker
208 sie einen Topf Wasser nahm und den Kaiser damit begoß. Durch- näßt, doch ganz gelassen, verließ er das Bäckerhaus. Mittags schickte er durch einen Diener der Frau einige Schüsseln mit Essen und ließ ihr sagen, das schicke der Soldat, den sie Vormittags so unfreundlich behandelt habe. Als dieselbe erfuhr, daß der Geschimpfte der Kaiser sei, lief sie eilend hinaus, warf sich Rudolphen zu Füßen und Lat um Verzeihung. Er aber belegte sie mit der Strafe, daß sie den ganzen Vorfall der Gesellschaft nochmals erzählen mußte. — Gern hätte Rudolph vor seinem Tode seinen Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger erwählt gesehen; aber hierin waren ihm die deut- schen Fürsten nicht zu Willen. Er starb 1291 zu Germersheim. Rudolph von Habsburg war der Gründer der Macht des Habsburgischen Hauses, aus welchem die jetzigen Kaiser von Oesterreich stammen. 19. Der Graf von Habsburg. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Im alterthümlichen Saale, Saß König Rudolph's heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, Und alle die Wähler, die Sieben, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, Die Würde des Amtes zu üben. Und rings erfüllte den hohen Balkon Das Volk in freud'gem Gedränge; Laut mischte sich in der Posaune Ton Das jauchzende Rufen der Menge: Denn geendigt nach langem verderblichen Streit, War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr, Des Mächtigen Beute zu werden. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal Und spricht mit zufriedenen Blicken: „Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl, Mein königlich Herz zu entzücken; Doch den Sänger vermiss ich, den Bringer der Lust, Der'mit süßem Klang mir bewege die Brust Und mit göttlich erhabenen Lehren. So hab ich's gehalten von Jugend an, Und was ich als Ritter gepflegt und gethan, Nicht will ich's als Kaiser entbehren." Und sieh! in der Fürsten umgebenden Kreisi Trat der Sänger im langen Talare. Ihm glänzte die Locke silberweiß, Gebleicht von der Fülle der Jahre.

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 203

1859 - Essen : Bädeker
203 bat um Verzeihung. Er aber belegte sie mit der Strafe, daß sie den ganzen Vorfall der Gesellschaft nochmals erzählen mußte, — Gern hätte Rudolph vor seinem Tode seinen Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger erwählt gesehen; aber hierin waren ihm die deutschen Fürsten nicht zu Willen. Er starb 1291 zu Germersheim. Rudolph von Habsburg hatte nach der Besiegung Ottokars die österreichischen Länder seinem Sohne Albrecht gegeben, und so^wurde er der Gründer der Macht des Habsburgischen Hauses, aus welchem die jetzigen Kaiser von Österreich stammen. 20. Der Graf von Habsburg. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Im alterthümlichen Saale, • Saß König Rudolph's heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, Und alle die Wähler, die Sieben, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, Die Würde des Amtes zu üben. ) Und rings erfüllte den hohen Balkon Das Volk in freud'gem Gedränge; Laut mischte sich in der Posaune Ton Das jauchzende Rufen der Menge: Denn geendigt nach langem verderblichen Streit, War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, . Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr, Des Mächtigen Beute zu werden. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal Und spricht mit zufriedenen Blicken: „Wohl glänzet das Fest, wobl pranget das Mahl, Mein königlich Herz zu entzücken; Doch den Sänger vermiss' ich, den Bringer der Lust, Der mit süßem Klang mir bewege die Brust Und mit göttlich erhabenen Lehren. So hab' ich's gehalten von Jugend an, Und was ich als Ritter gepflegt und gethan, Nicht will ich's als Kaiser entbehren.,, Und sieh! in der Fürsten umgebenden Kreis Trat der Sänger im langen Talare. Ihm glänzte die Locke silberweiß, Gebleicht von der Fülle der Jahre. „Süßer Wohllaut schläft in der Saiten Gold; Der Sänger singt von der Minne Sold, Er preiset das Höchste, das Beste, Was das Herz sich wünscht, was der Sinn begehrt; Doch sage, was ist des Kaisers werth An seinem herrlichen Feste?" ~ -

19. Geschichtsbilder - S. 66

1911 - Leipzig : Brandstetter
6y3 66 6v3 mit groben Worten wies sie den vermeintlichen Kriegsknecht zur Türe hinaus. Als der nicht gleich ging, goß sie ihm einen Topf Wasser über den Kopf. Ohne Schelten ging der König von dannen, am Mittag aber schickte er einen Boten mit einer Schüssel der besten Speise von seinem Tische zu der Bäckersfrau und ließ ihr sagen: „Das schickt dir der Kriegsknecht, den du heute früh so unfreundlich behandelt hast." Als die Frau erfuhr, wen sie gescholten und begossen hatte, erschrak sie sehr, eilte zum Könige und bat ihn fußfällig um Gnade. Der aber sagte, er wolle ihr nur verzeihen, wenn sie das, was sie am Morgen gesagt, vor all seinen Gästen wiederhole. Die Frau wollte das zwar anfangs nicht, sie mußte es aber doch tun zum Ergötzen und Gelächter des Königs und seiner Gäste. Das war die einzige Strafe, und sehr erfreut über den glücklichen Ausgang kehrte sie in ihr Haus zurück. 7. Das Andenken an König Rudolf hat das deutsche Volk noch lange nach seinem Tode hochgehalten, und wenn man später über einen Menschen klagen mußte, daß es ihm an redlichem Sinne und an Gerechtigkeit fehle, so sagte man: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." Zweiundsiebzig Jahre war der König alt, als er einst bei einem Aufenthalte in Germersheim merkte, daß es mit seinen Kräften zu Ende ging. Da machte er sich auf nach Speier, wo er in dem Dome neben den Särgen früherer Kaiser begraben sein wollte. Dort wollte er auch sterben. Wie bei diesem „Ritt zum Grabe" die große Verehrung und Liebe sich zeigte, die er bei seinen Dienstleuten und bei seinem Volke genoß, das hat der Dichter Iustinus Kerner in folgendem Gedichte geschildert: 1. Auf der Burg zu Germersheim, 5. „Blast die Hörner, bringt das Rotz, Stark am Geist, am Leibe schwach, Das mich oft zur Schlacht getragen!" Sitzt der greise Kaiser Rudolf Zaudernd stehn die Diener all'; Spielend das gewohnte Schach. Doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" 2. Und er spricht: „Ihr guten Meister 6. Und das Schlachtrotz wird gebracht. Ärzte, sagt mir ohne Zagen, „Nicht zum Kamps, zum ew'gen Frieden," Wann aus dem gebrochnen Leib Spricht er, „trage, treuer Freund, Wird der Geist zu Gott getragen?" Jetzt den Herrn, den lebensmüden!" 3. Und die Meister sprechen: „Herr, 7. Weinend steht der Diener Schar, Wohl noch heut' erscheint die Stunde." Als der Greis auf hohem Rosse, Freundlich lächelnd spricht der Greis: Rechts und links ein Kapellan, „Meister, Dank für diese Kunde!" Zieht, halb Leich', aus seinem Schlosse. 4. „Auf nach Speier! Auf nach Speier!" 8. Trauernd neigt des Schlosses Linde Ruft er, als das Spiel geendet. Vor ihm ihre Äste nieder; „Wo so mancher deutsche Held Vögel, die in ihrer Hut, Liegt begraben, sei's vollendet!" Singen wehmutsvolle Lieder.

20. Geschichtsbilder - S. 55

1890 - Leipzig : Richter
— 55 — Schelten ging der König von dannen, am Mittag aber schickte er einen Boten mit einer Schüssel der besten Speise von seinem Tische zu der Bäckersfrau und ließ ihr sagen: „Das schickt dir der Kriegsknecht, den du heute früh so unfreundlich behandelt hast." Als die Frau erfuhr, wen sie gescholten und begossen hatte, erschrak sie sehr, eilte zum König und bat ihn fußfällig um Gnade. Der aber sagte, er wolle ihr nur verzeihen, wenn sie das, was sie am Morgen gesagt, vor all seinen Güsten wiederhole. Die Frau wollte das zwar au-faugs nicht, sie mußte es aber doch thun, zum Ergötzen und Gelächter des Königs und seiner Gäste. Das war ihre einzige Strafe, und sehr ersreut über den glücklichen Ausgang kehrte sie in ihr Hans zurück. 7. Das Andenken an König Rudolf hat das deutsche Volk noch lange nach seinem Tode hochgehalten, und wenn man später von einem Menschen sagen wollte, daß es ihm an redlichem Sinn und an Gerechtigkeit fehle, fo sagte man: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." Zweiundsiebzig Jahre war der König alt, als er einst bei einem Aufenthalte in Germersheim merkte, daß es mit seinen Kräften zu Ende ging. Da machte er sich aus nach Speier, wo er in dem Dome neben den Särgen früherer Kaiser begraben sein wollte. Dort wollte er auch sterben. Wie bei diesem „Ritt zum Grabe" die große Verehrung und Liebe sich zeigte, die er bei seinen Dienstleuten und bei seinem Volke genoß, das hat der Dichter Justinus Kerner in folgendem Gedichte geschildert. 1. Ans der Burg zu Germersheim, Stark am Geist, am Leibe schwach, Sitzt der greise Kaiser Rudolf, Spielend das gewohnte Schach. 2. Und er spricht: „Ihr guten Meister-Ärzte, sagt mir ohne Zagen, Wann aus dem gebrochnen Leib Wird der Geist zu Gott getragen?" 3. Und die Meister sprechen: „Herr, Wol noch heut' erscheint die Stunde!" Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister, Dank für diese Kunde! 4. „Auf nach Speier! Auf uach Speier!" Ruft er, als das Spiel geendet. „Wo so mancher deutsche Held Liegt begraben, sei's vollendet! 5. Blast die Hörner, bringt das Roß, Das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener all'; Doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" 6. Und das Schlachtroß wird gebracht. „Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden," Spricht er, „trage, treuer Freund, Jetzt den Herrn, den lebensmüden!" 7. Weinend steht der Diener Schar, Als der Greis auf hohem Rosse, Rechts und links ein Kapellan, Zieht, halb' Leich', ans seinem Schlosse. 8. Trauernd neigt des Schlosses Linde Vor ihm ihre Äste nieder; Vögel, die in ihrer Hut, Singen wehmutsvolle Lieder. 9. Mancher eilt des Wegs daher, Der gehört die bange Sage, Sieht des Helden sterbend Bild Und bricht aus in laute Klage. 10. Aber nur von Himmelslusr Spricht der Greis mit jenen zweien; Lächelnd blickt sein Angesicht, Als ritt' er zur Lust im Maien. 11. Von dem hohen Dom zu Speier Hört man dumpf die Glocken schallen; Ritter, Bürger, zarte Frauen Weinend ihm entgegen wallen. 12. In den hohen Kaisersaal Ist er rasch noch eingetreten; Sitzend dort auf golduem Stuhl, Hört man für das Volk ihn beten.