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1. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 166

1898 - Schwabach : Schreyer
— 166 — 2. Zweibrück en. Viele Westricher suchen auch Arbeit und Verdienst in der Sadt Zweibrücken. Zeigen! — Bestimme die Lage! — Zweibrücken be- sitzt viele Fabriken; in denselben werden insbesondere Maschinen, Werk- zeuge und Papier hergestellt. — Von den umliegenden Höhen aus erscheint Zweibrücken samt drei mit der Stadt durch Gärten und Häuser verbundenen Dörfern von ansehnlicher Größe. Ehemals war Zweibrücken die Residenz von Herzogen, deren Schloß heute als Justizpalast (Gerichtsgebäude) dient. In dem stolzen Ban der Alexander- kirche ruhen viel Zweibrückener Herzoge aus dem Hause Mit- telsbach. Zusammenfassung: Zweibrücken war ehemals eine Herzogsstadt, heute ist es eine Fabrikstadt. An die Zeit der Zweibrückener Herzoge erinnert auch folgende liebliche Pfälzer Sage: ' Emma, die fromme Gemahlin des Grafen Ruprecht in Zweibrücken, kannte kein größeres Vergnügen, als den Armen zu helfen. „In eigener Person besuchte sie die Hütteu der Armut, um Hungrige zu speisen und Kranke zu laben. Aber ihr Gemahl, Gras Ruprecht, war ein rauher und hartherziger Herr". Er sagte, es sei für eine vornehme Frau unpassend, die Winkel der Armut und des Elends auszusuchen, und ver- bot es ihr mit harten Worten. Doch die gute Gräfin konnte der hilss- bedürftigen Armen und Kranken nicht vergessen; deshalb suchte sie die- selben verstohlens, ohne Erlaubnis ihres Mannes auf und erfreute sie durch ihre milden Gaben. An einem kalten Wintertage wollte sie nun wieder einen armen, kranken Mann besuchen. Eiu Körbchen, gefüllt mit Wein und gnten Speisen, hing ihr am Arm. Da begegnete ihr auf der Schloßtreppe der Graf. »Zornig fuhr er die fanfte Frau an: „Was trägst du da?" Die Frau erschrak, und in ihrem Schrecken sagte sie: „Rosen". Und es war doch mitten im Winter. „Was? Jetzt Rosen?" rief der Gras. „Die möcht ich auch sehen!" Rasch riß er ihr den Korb vom Arm und hob den Deckel auf. Aber, o Wunder! Das Körbchen war gefüllt mit frischen, duftenden Rosen. Der Graf erstaunte und sah bald seine Ge- mahlin, bald die Rosen an. Endlich saßte er sich und sprach: „Jetzt erkenne ich, welch edle Frau ich besitze. Du bist eiu Engel. Verzeihe mir! Du wirst mich in Zukunft anders finden!" — So war es auch. Graf Ruprecht wurde so wohlthätig wie feine gute Gemahlin Emma. Von der Schloßtreppe, auf der diese wunderbare Begebenheit ftattgefun- den hat, ist keine Spur mehr da. Aber das Pfälzer Volk nennt noch heute die Stelle, wo sie gestanden, die Rosentreppe. — Zusammenfassung: Di e Sage von der Rosentreppe. —

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1. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 108

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
108 darauf; denn das Gewitter ist für alle Menschen eine Wohltat.“ — Emma verwunderte sich und gestand, daß sie große Furcht vor den Blitzen und Donnerschlägen empfinde und immer dächte, es würde einschlagen, und der Wetterstrahl würde sie töten. Darüber lachte der Vater von Herzen und beruhigte das ängstliche Kind. „Fürchte dich nicht,“ sagte er. „Von tausend Blitzen schlägt kaum einer in ein Haus ein, und wenn man vorsichtig ist, schadet auch der gewöhnlich nichts. Überdies haben wir ja einen Blitz- ableiter am Hause und brauchen deshalb nicht besorgt zu sein.“ „Ach,“ erwiderte Emma, „wenn das alles auch der Fall ist, — ich wollte doch, daß es keine so häßlichen Gewitter gäbe!“ Der Vater schwieg, stellte sich an das'fenster und sah den Blitzen zu, die gelb und glänzend an den dunkeln Wolken entlang- fuhren. Es war ein herrliches Schauspiel. Jetzt rollte der Donner, und ein Regenguß strömte vom Himmel. Dazu brauste der Sturm. Emma wurde es bei dem Getöse angst und bange, und sie ver- kroch sich in einen Winkel. Das Gewitter hielt nicht lange an, und als es aufgehört hatte zu regnen, nahm der Vater Emma mit hinab in den Garten. Hier wurde Emma vergnügt: „Ei, wie schön duftet es jetzt!“ sagte sie, „wie herrlich blühen die Rosen und die übrigen Blumen! Sieh nur, Vater, alles sieht so frisch und glänzend aus, es ist eine wahre Pracht! Heute morgen noch lag alles verwelkt und trüb- selig im Staube.“ — „Woher kommt wohl die Veränderung?“ fragte der Vater. — „Nun, vom Gewitterregen,“ erwiderte Emma, „wovon denn sonst?“ — „Siehst du wohl, mein Kind,“ sprach der Vater, „daß also auch ein Gewitter sein Gutes hat, obwohl es dir so furchtbar scheint? Das Gewitter, welches dir so schrecklich schien, erquickte die Felder und machte sie fruchtbar. Es war ein Segen von Gott!“ Emma schämte sich ihrer Ängstlichkeit und fürchtete sich in Zukunft vor keinem Gewitter mehr. 123. Das Bienenhaus. Nach Engelien. In manchem Garten ist ein Bienenhaus. Darin sind Bienen- körbe aufgestellt. Jeder Stock oder Korb beherbergt einen Bienen- schwarm für sich. Jede solche Gesellschaft hat ihre Königin; diese

2. Die Praxis der Elementarklasse - S. 159

1909 - Berlin Leipzig : Teubner
Lektionen. 23. Der Gärtner. 159 Sie lassen traurig ihre Köpfchen hängen. Sie sind welk. Wonach sehnen sie sich? Wie sagst du von dir, wenn du gern Wasser trinken möchtest? Wie sind die Blümlein auch? Dieblümlein sind durstig. Was tut der Gärtner? Wie sehen nachher die Blümlein aus? (Frisch.) Was hat das Wasser ge- tan? A. Das Wasser hat die Blümlein erfrischt. Hier seht ihr im Garten auch ein Haus. Woraus ist das Häuschen gebaut? Aus Glas. Was für ein Haus ist es also? Ein Glashaus. Was steht in einem solchen Glas- hause? Pflanzen. Blumen. — Die Pflanzen nennt man auch Gewächse. — Wie heißt deshalb auch das Glashaus? Gewächshaus. Abends trügt der Gärtner viele Blumenstöcke in das Gewächshaus. Warum? Was können diese Blumen nicht vertragen? — Ihr seht also, l. K., daß der Gärtner im Garten viel zu tun hat. Wie ist der Gärtner? Nenne noch einmal die ver- schiedenen Arbeiten eines Gärtners! Jetzt ist er fertig, darum verläßt er den Garten. Wohin wird er wohl gehen? Was bringt er mit nach Hanse? — Emma ist bei dem Gärtner gewesen und hat ein Blumenstöckchen bestellt. Könnt ihr euch denken, wozu Emma das Blumenstöckchen kaufen will? — Wahrscheinlich will sie das Blumenstöckchen der guten Mutter zum Geburtstag schenken. Dazu hat sie mit vielem Fleiß ein Sprüchlein gelernt. — Ihr sollt das Sprüchlein nachher auch lernen. — Wem will Emma damit eine Freude bereiten? Wohin wird die Mutter das Blumenstöckchen stellen? Wie heißt das Fenster, in dem viele Blumen stehen? Ein Blumenfenster sieht sehr hübsch ans. Die Blumen schmücken das Fenster. Wenn wir die Blumen auch nicht sehen, so würden wir trotzdem bald bemerken, daß Blumen in der Stube stehen. Woran? Wie ist ihr Geruch? Wodurch erfreuen uns also die Blumen? Darum haben auch alle Kinder die Blumen so gern. — Und ihr wißt auch, wenn jemand gestorben ist, den wir so recht lieb ge- habt haben, so gehen wir auch zum Gärtner und kaufen Blumen. Wozu? Wir winden Kränze und schmücken den Sarg und das Grab. 8. Die Wiederholung ergibt 6. folgendes Resultat. Der Gärtner kommt ans dem Garten. Er trägt einen Spaten und einen Blumenstock. Der Gärtner arbeitet fleißig im Garten. Er gräbt die Erde um. Die Erde wird locker. Der Gärtner harkt die Erde. Die Erde wird klar. Der Gärtner liest die Steine auf. Die Erde ist nun locker, klar und frei von Steinen. Der Gärtner säet. — Im Garten wachsen Blumen, Gemüsearten und Obstbäume. Es gibt Blumengärten, Gemüse- gärten, Obstgärten. — Zwischen den Blumen wächst auch Unkraut. Der Gärtner jätet das Unkraut aus. Der Gärtner begießt die welken Blumen. Die durstigen Blumen trinken das Wasser. Das Wasser erfrischt die Blumen. Viele Blumen können die kühle Nacht nicht vertragen. Der Gärtner trägt diese Blumen in das Gewächshaus. Der Gärtner hat seine Arbeit heute vollendet. Er geht nach Hause und bringt für Emma einen Blumen- stock mit. Emma kauft den Blumenstock und schenkt ihn ihrer guten Mutter

3. Das Vaterland - S. 178

1854 - Altona : Lehmkuhl
178 / Er hüpfte oder flog in unsrer Stube Den ganzen Tag umher, und zwitschernd schien Er nur um seine Freiheit uns zu bitten. Da sagte meiner kleinen Emma ich: Das Leben haben wir dem Thier gerettet, Doch, dürfen wir ihm nun die Freiheit nehmen? Und Emma nahm, mit Thränen in den Augen, Ihr Vöglein, und wir gingen in den Garten. Der Himmel war so blau, die Sonne schien, Die Bäume hingen lockend voll von Früchten, Die Beete dufteten in Blumenpracht. Das Vöglein sträubte sich in Emma's Hand; Sie sah es traurig lächelnd an und sagte: Der Undankbare wird uns schnell vergessen. Wir küßten Beide unsern lieben Pflegling, Dann öffnete Emma die kleine Hand, Und sah hinweg. Mit raschem Schwirren flog Der Stieglitz in den nächsten Baum; da sang er Ein fröhlich Lied, als freu' er sich der Freiheit; So schön es klang, zerriß es Emma's Herz. Sic hatte sich am Fuß des Baums gesetzt, Und sah betrübt zu seinem Wipfel auf; Nicht länger konnte sie den Schmerz bezwingen, Sic streckte beide Aermchen aus und rief: Mein Bräunchen, — Bräunchen nannte sie den Stieglitz. Als Bräunchen diese liebe Stimme hörte, Flog er sogleich von seinem Baum herab. Und setzte sich auf ihre weiße Schulter. O, wie war Emma doch so glücklich da, Wie koste sie mit ihrem kleinen Freunde, Der schmeichelnd sie mit seinem Schnäblein pickte. Sie lobte seiner Stimme süßen Klang, Und gleich, als wenn er es verstanden hätte, Ertönte laut und fröhlich sein Gesang. Noch flössen Thränen über ihre Wangen, Doch Bräunchen wehte mit den Flügeln sie Hinweg, und heller strahlten ihre Augen. Da siehst Du 's nun, so rief Emma fast stolz, Bräunchen wird mich nimmer doch verlassen!

4. Deutsches Lesebuch - S. 29

1844 - Hamburg : Herold
29 Prinz Ratibor hatte von dem Tage an, da seine Schwester entführt worden war, weder Ruh noch Rast ge- habt. Er zog über Berg und Thal, und durchstreifte die Wälder vom Morgen bis zum Abend, um der geliebten Schwe- ster auf die Spur zu kommen. Ermattet von der Mittags- hitze, saß er gerade unter einer schattigen Eiche, als die abge- sandte Elster in diesen Bezirk kam. Sie flog von einem Baume zum andern, und blickte unter sich, ob sie den Prin- zen gewahr werden möchte. Da hörte ste mit einemmale eine seufzende Stimme, welche den Namen Emma aussprach, und zugleich sah ste den Prinzen unter dem Baume sitzen. Sie säumte nicht, ihn anzureden, und ihm das Schicksal der gefangenen Prinzessin zu erzählen. Ratibor horchte hoch auf, sah sich nach allen Seiten um, und erblickte end- lich über sich die geschwätzige Elster. Erstaunt über das Wunder, that er mancherlei Fragen; aber die Elster konnte ihm nichts anders bestellen, als was Emma ihr gelehrt hatte. Als Ratibor hörte, daß ste nach drei Tagen ihn an der Grenze des Gebirges zu finden wünschte, sprang er schnell auf, eilte nach Hause, rüstete seine Dienerschaft, und zog mit ihr hin an den bestimmten Ort. Emma hatte indessen schon eine Lisi ersonnen, wodurch sie den Berggeist täuschen, und sich unbemerkt aus seiner Gewalt befreien wollte. Sie stellte sich sehr fretmdlich gegen ihn, und sagte, nun wäre sie entschlossen, ganz bei ihm zu bleiben; doch wünschte ste noch vorher eine Probe seiner auf- richtigen und standhaften Freundschaft von ihm zu erhalten. Voll Freude über diese Worte sagte er: „Fordre von mir, was du willst, es soll dir nichts versagt werden." — „Gut, antwortete sie, morgen sollst du meinen Wunsch erfahren!" Am andern Tage früh legte Emma ihre kostbarsten Kleider an, und schmückte sich wie eine Braut. Als Rübezahl vor ihr erschien, sagte sie: „Gieb mir diesen einzigen Beweis deiner Gefälligkeit Geh hinaus auf den Acker, und zähle alle Rüben, die darauf stehen! Ich will sie hernach in meine Dienerinnen verwandeln, und sie sollen Zeugen meines Glü- ckes sein. Aber verzähle dich ja nicht, auch nicht um eine einzige, denn daran will ich deine Treue prüfen." Rübezahl ging, und zählte mit solchem Eifer, daß er bald fertig war. Um indeß ferner Sache recht gewiß zu sein, ftng er noch einmal an zu zählen; aber am Ende fand er - zu seinem Verdrusse, daß die Summe, die er jetzt heraus-

5. Deutsches Lesebuch - S. 28

1844 - Hamburg : Herold
28 Acker in seinem Garten besaete. Dann befahl er einem seiner dienstbaren Geister, ein unterirdisches Feuer anzuzün- den, und beständig eine gelinde Warme unter der Saat zu erhalten, damit sie desto eher aufginge. Nachdem dies Alles geschehen war, meldete er es der Prinzessin, und Zeigte ihr den besaeten Acker, von dem sie in kurzer Zeit so viele Rüben bekommen würde, daß sie sich Gesellschaft genug machen könnte. Sie schien vergnügt darüber, und dankte ihm für seine Gefälligkeit. Täglich ging sie hinaus in den Garten, und sah zu ihrer Freude, daß die Saat bald lustig aufschoß. Sie nahm sich vor, diesmal einen klügern Ge- brauch von dem Zauberstabe zu machen, und sich mit Hülfe desselben aus ihrem Gefängniß 511 befrein; denn sie wünschte nichts sehnlicher, als in ihr väterliches Haus zurückzukehren, und ihre geliebten Aeltern und ihren Bruder, den Prinzen Ratibor, bald wieder zu sehen. Aeußerlich stellte sie sich indeß noch immer freundlich gegen Rübezahl, und machte ihm Hoffnung, daß sie bei ihm bleiben würde. Als die Rüben anfingen brauchbar zu werden, zog die Prinzessin eine aus, ließ sie auf ihrer Hand zur Biene werden, und sprach zu ihr: „Fliege hin, liebes Bienchen, zum Prinzen Ratibor, und sumse ihm sanft ins Ohr, daß Emma noch lebe, aber eine Gefangene des mächtigen Geistes ist, welcher das Gebirge bewohnt. Flieg' und komm bald wieder und bringe mir Nachricbt." Das Bienchen flog von ihrer Hand, um den Befehl auszurichten; aber unterwegs wurde es von einer hungrigen Schwalbe weggeschnappt und kam nicht wieder. Darauf machte Emma eine Grille, und gab ihr denselben Auftrag: „Hüpfe, kleine Grille, hin ¿ti dem Prinzen Ratibor, und zirpe ihm ins Ohr, daß Emma durch ihn aus ihrem Gefängniß erlöset zu werden erwartet!" Die Grille hüpfte rüstig fort, und war schon ziemlich weit gekommen, als ein gieriger Storch am Wege sie mit seinem Schnabel faßte und verschluckte. Emma machte einen drit- ten Versuch; sie gab einer Rübe die Gestalt einer Elster, und sprach: „Flame hin, geschwätziger Vogel, von Baum zu Baum, bis du kommst zum Prinzen Ratibor! Gieb ihm Bericht von meiner Gefangenschaft, und bitte ihn, daß er Len dritten Tag von heute an auf mich an der Grenze des Gebirges warte, und mich in Schutz nehme!" Die Elster flatterte fort, und erfüllte den Befehl der Prinzessin.

6. Das Vaterland - S. 177

1854 - Altona : Lehmkuhl
177 63. Der Stieglitz. 2m vvr'gen Sommer War Emma mit uns auf das Land gegangen. In unserm Garten sprangen wir umher, Und freuten uns der Blumen und der Vögel. Da tönte eines Sperbers heisres Schrein Ganz nah' bei uns, in dichtbelaubter Hecke. Emma ward bang' und wollte schnell entfliehn; Doch hielt ich sie znrück und wir verjagten Den bösen Raube'.-, der mit schweren Flügeln Sich trag' und zaudernd in die Lüfte schwang. Ganz feine Federchen um stäubten uns. Die Zweige bogen leise wir zur Seite, Und sahen nun ein armes kleines Nest. Vier Vöglein lagen todt und blutend drin, Eins lebte noch, und schien mit Angstgeschrei 2n seiner Noth zu Hülse uns zu rufen. Dem Nest zur Seite lag die todte Mutter, Sie hatte nicht die Kinder retten können. Emma nahm sanft das Vöglein aus dem Nest. Das arme Thiercheu, sagte sie, es hat Jetzt keine Mutter und Geschwister mehr. Der böse Sperber kommt vielleicht zurück, Wenn wir's verlassen, so zerreißt er's auch, Und sonst muß es vor Hunger kläglich sterben. Laß uns den Vogel retten, meinte ich, Ist er dann groß geworden, kann sich selbst Die Nahrung suchen, lassen wir ihn frei. Wie fröhlich trug ihn Emma in das Haus! Sie baute ihm ein seidenweiches Nestlein, Und beide sorgten wir nun treu für ihn. Es wuchs auch schnell und aus dem nackten Kleinen, Den glücklich wir vom Tod gerettet hatten, Ward ein gar muntrer, bunter, schöner Stieglitz, Mit braunen Flügeln, gelblich rother Brust. Und einem Häubchen, das er stolz erhob, Wenn er recht fröhlich oder zornig war. 12

7. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 6

1897 - Breslau : Hirt
ß Allgemeine Landeskunde. der am häufigsten vorkommende Baum und tritt an vielen Stellen in seltener Kraft und Schönheit auf. Der Harz ist wasserreich, da feine großen, dunklen Wälder und ebenso die weiten Torfmoore die Feuchtigkeit der Luft aufsaugen und als muntere Bäche und Flüsse hinunter in die Ebene schicken. Alle Harzgewässer fließen entweder der Elbe oder der Weser zu. Bei dem Städtcheu Thale erheben sich zwei gewaltige Felsriesen, nämlich die Roßtrappe und derselben gegenüber der Hexentanzplatz, welcher 250 in hoch ist. Blechhiitte. Blick vom Hexentanzplatz. Thalc, Die Roßtrappe. In der frühesten Zeit bewohnten Hünen und Zwerge den Harz. Im Böhmer- walde hauste der Recke Bodo, der Riesen allerstärkster und gewaltigster. Einst sah er die schöne Emma, die Tochter des Königs vom Riesengebirge, und ihre Anmut und Schönheit gefielen ihm so sehr, daß er sie zu seiner Gattin zu erheben beschloß. Als Emma seine Werbung abschlug, beschloß er, durch List und Gewalt sie zu rauben. Diesen Plan suchte er auszuführen, als Emma einst in den Schluchten und Thälern des Riesengebirges jagte. Emma in ihrer Jagdfreude merkte anfangs das Nahen des Unholdes nicht, als sie ihn aber erblickte, gab sie ihrem edlen Zelter die Sporen, und dahin flog sie wie von den Schwingen des Adlers getragen über Berge und Hügel, Flüsse und Ströme, durch Thäler und Ebenen dem Harze zu. Plötzlich stutzte das Roß, denn vor ihm gähnte ein Abgrund, wohl 300 Meter tief, Felsen hüben und drüben. Von unten her drang dumpfes Rauschen in die Höhe. Schaudernd blickte Emma in die Tiefe; keine Rettung schien möglich, denn die nächste Felsenspitze jenseits ist über 300 Meter weit entfernt. Da vernahm sie schon das

8. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 218

1910 - Halle a.S. : Schroedel
218 im Wirtshause zechten und sich lustig machten, erzählten sie die ganze Geschichte, und Montags morgen, als sie anfuhren, war kein Öl mehr auf der Lampe, und sie mutzten nun jedesmal wieder wie die andern frisch aufschütten. Brüder Grimm. 122. Die Roßtrappe. 1. In jenen finstern Zeiten, wo noch Riesen und Zwerge und Zau- berer auf der Erde wohnten, hauste im Böhmerwalde ein Recke, Vodo genannt, der Riesen allerstärkster und gewaltigster. Die Völker der Franken und Böhmen beugten sich seiner Macht und gehorchten seinen Winken und Befehlen. Niemand wagte es, seinem Willen zu widerstreben. Einst sah er die schöne Emma, die Tochter des Königs vom Riesen- gebirge, und ihre Anmut und Lieblichkeit gefielen ihm so sehr, datz er sie zu seiner Gemahlin zu erheben beschlotz. Emma aber lachte des unge- schlachten Recken, und er konnte sie nicht bewegen, ihm freiwillig ihre schöne Hand zu reichen. Da dachte er denn auf List und Gewalt und beschlotz, bei erster Gelegenheit die Königstochter zu rauben. 2. Eines Tages jagte Emma auf ihrem vogelschnellen Rosse in den Schluchten und Tälern des Gebirges, und Bodo bemerkte es. Sofort sattelte er seinen Hengst, schwang sich hinauf und schwur bei allen bösen Geistern, die Prinzessin zu fangen, selbst mit Gefahr seines Lebens. Schnell wie der Sturmwind brauste er heran. Emma, in ihrer Jagdfreude, be- merkte das Nahen des Unholdes nicht, bis sie endlich seinen Hengst schnauben hörte, sich umsah und zu ihrem Schrecken den Riesen erblickte, der sich bereits auf eine kurze Strecke ihr genähert hatte. Wenn sie sich nicht gutwillig ergeben wollte, so nutzte sie ihr Heil in der Flucht suchen. Der Riese, seines Fanges schon sicher, jauchzte laut vor Freuden; Emma aber vertraute auf die Schnelligkeit ihres Rosses. ,,Fliege hin, mein Rötz- lein!" sagte sie, indem sie ihm freundlich den blanken Hals klopfte, „fliege hin und säume nicht; denn jetzt gilt es Tod oder Leben deiner Herrin." 3. Und indem sie dem edlen Zelter die Sporen in die Weichen drückte, setzte sie sich fester in den Sattel und flog dahin wie von den Schwingen eines Adlers getragen. Schon flogen die letzten Berge des Riesengebirges vorüber, und fort ging es weiter und weiter über weite Ebenen, über Bäche und Flüsse, über reitzende Ströme. Da steigen schon die Berge des Thüringer Waldes, empor. Im Ru sind sie erreicht. Hinauf, hinab braust das Rotz in vollem Jagen. Ohne zu ermatten, rennt es weiter und weiter über fruchtbare Fluren dem Harze zu. Endlich steht es still. Vor ihm gähnt ein Abgrund, wohl 300 Meter tief, Felsen hüben und drüben, in entsetzlicher Schroffheit senkrecht abfallend in die Tiefe. Von unten her dringt ein entsetzliches Rauschen in die Höhe. Die Wellen der

9. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 130

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
130 Emma wurde es bei dem Oetöse angst und bange, und sie ver- kroch sich in einen Winkel. Das Gewitter hielt nicht lange an, und als es aufgehört hatte zu regnen, nahm der Vater Emma mit hinab in den Garten. Hier wurde Emma vergnügt: „Ei, wie schön duftet es jetzt!“ sagte sie, „wie herrlich blühen die Rosen und die übrigen Blumen! Sieh nur, Vater, alles sieht so frisch und glänzend aus, es ist eine wahre Pracht! Heute morgen noch lag alles verwelkt und trüb- selig im Staube.“ — „Woher kommt wohl die Veränderung?“ fragte der Vater. — „Nun, vom Gewitterregen,“ erwiderte Emma, wovon denn sonst?“ — „Siehst du wohl, mein Kind,“ sprach der Vater, „daß also auch ein Gewitter sein Gutes hat, obwohl es dir so furchtbar scheint? Das Gewitter, welches dir so schrecklich schien, erquickte die Felder und machte sie furchtbar. Es war ein Segen von Gott!“ Emma schämte sich ihrer Ängstlichkeit und fürchtete sich in Zukunft vor keinem Gewitter mehr. 138. Es regnet. Karl Enslin. 1. Es regnet! Gott segnet Die Erde, die so durstig ist, Daß ihren Durst sie bald vergißt, Durch frischen Regen, den Gottessegen. 2. Es regnet! Gott segnet Den hohen Baum, den kleinen Strauch Und all die tausend Blumen auch Durch frischen Regen, den Gottessegen. 3. Es regnet! Gott segnet, Was lebt und webt in weiter Welt. Für jedes Tier ein Tröpflein fällt Vom frischen Regen, dem Gottessegen. 4. Es regnet! Gott segnet Die Menschen alle väterlich; Vom Himmel fließt auf mich und dich Im frischen Regen der Gottessegen.

10. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 69

1908 - Halle a.S. : Schroedel
61. Die Roßtrappe. 1. In jenen finstern Zeiten, wo noch Riesen und Zwerge und Zauberer auf der Erde wohnten, hauste im Böhmerwalde ein Recke, Bodo genannt, der Riesen allerstärkster und gewaltigster. Die Völker der Franken und Böhmen beugten sich seiner Macht und gehorchten seinen Winken und Befehlen. Niemand wagte es, seinem Willen zu widerstreben. Einst sah er die schöne Emma, die Tochter des Königs vom Riesengebirge, und ihre Anmut und Lieblichkeit gefielen ihm so sehr, daß er sie zu seiner Gemahlin zu erheben beschloß. Emma aber lachte des ungeschlachten Recken, und er konnte sie nicht bewegen, ihm frei- willig ihre schöne Hand zu reichen. Da dachte er denn auf List und Gewalt und beschloß, bei erster Gelegenheit die Königstochter zu rauben. 2. Eines Tages jagte Emma auf ihrem vogelschnellen Rosse in den Schluchten und Tälern des Gebirges, und Bodo bemerkte es. Sofort sattelte er seinen Hengst, schwang sich hinauf und schwur bei allen bösen Geistern, die Prinzessin zu fangen, selbst mit Gefahr seines Lebens. Schnell wie der Sturmwind brauste er heran. Emma, in ihrer Iagdfreude, bemerkte das Nahen des Unholdes nicht, bis sie endlich seinen Hengst schnauben hörte, sich umsah und zu ihrem Schrecken den Riesen erblickte, der sich bereits auf eine kurze Strecke ihr genähert hatte. Wenn sie sich nicht gutwillig ergeben wollte, so mußte sie ihr Heil in der Flucht suchen. Der Riese, seines Fanges schon sicher, jauchzte laut vor Freuden; Emma aber vertraute auf die Schnelligkeit ihres Rosses. „Fliege hin, mein Rößlein!" sagte sie, indem sie ihm freundlich den blanken Hals klopfte, „fliege hin und säume nicht; denn jetzt gilt es Tod oder Leben deiner Herrin." 3. Und indem sie dem edlen Zelter die Sporen in die Weichen drückte, setzte sie sich fester in den Sattel und flog dahin wie von den Schwingen eines Adlers getragen. Schon flogen die letzten Berge des Riesengebirges vorüber, und fort ging es weiter und weiter über weite Ebenen, über Bäche und Flüsse, über reißende Ströme. Da steigen schon die Berge des Thüringerwaldes empor. Im Nu sind sie erreicht. Hinauf, hinab braust das Roß in vollem Jagen Ohne zu ermatten, rennt es weiter und weiter über fruchtbare Fluren dem Harze zu. Endlich steht es still. Vor ihm gähnt ein Abgrund wohl 300 Meter tief, Felsen hüben und drüben, in entsetzlicher Schroff- heit senkrecht abfallend in die Tiefe. Von unten her dringt ein ent- setzliches Rauschen in die Höhe. Die Wellen der Bode schlagen zür-

11. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 63

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 63 — gewaltiges Felsenthor, das um so mächtiger erscheint, als es sich steil aus dem Festlande erhebt. Nun verläßt die Bode das Gebirge, tritt mit ruhigerem Schritte in die Ebene und mündet nach einem langen und mühsamen Laufe in die Saale. Leibiock. 35. Die Rositrappe. In jenen finsteren Zeiten, da noch Niesen und Zwerge und Zauberer-auf der Erde wohnten, hauste im Böhmerwalde ein Recke, Bodo genannt, der Riesen allerstärkster und gewaltigster. Die Völker von Franken und Böhmen beugten sich seiner Macht und gehorchten seinen Winken und Befehlen. Niemand wagte es, seinem Willen zu widerstreben. Einst sah er die schöne Emma, die Tochter des Königs vom Riesengebirge, und ihre Anmut und Lieblichkeit gefielen ihm so sehr, daß er sie zu seiner Gemahlin zu erheben beschloß. Emma aber lachte des ungeschlachten Recken, und er konnte sie nicht bewegen, ihm freiwillig ihre schöne Hand zu reichen. Da dachte er denn auf List und Gewalt und beschloß, bei erster Gelegenheit die Königstochter zu rauben. Eines Tages jagte Emma auf ihrem vogelschnellen Rosse in den Schluchten und Thälern des Gebirges, und Bodo bemerkte es. Sofort sattelte er seinen Hengst, schwang sich hinauf und schwur bei allen bösen Geistern, die Prinzessin zu fangen, selbst mit Gesahr seines Lebens. Schnell wie der Sturmwind brauste er heran. Emma in ihrer Jagdfreude merkte das Nahen des Unholdes nicht, bis sie endlich seinen Hengst schnauben hörte, sich umsah und zu ihrem Schrecken den Riesen erblickte, der sich bereits bis auf zwei Meilen Weges ihr genähert hatte. Wenn sie sich nicht gutwillig ergeben wollte, fo mußte sie ihr Heil in der Flucht suchen. Der Riese, sich seines Fanges schon versichert haltend, jauchzte laut vor Freuden. Emma aber vertraute auf die Schnelligkeit ihres Pferdes. „Fliege hin, mein Rößlein!" sagte sie, indem sie ihm freundlich den blanken Hals klopfte, „fliege hin und säume nicht; denn jetzt gilt es Tod oder Leben deiner Herrin!" Und indem sie dem edlen Renner die Sporen in die Weichen drückte, setzte sie sich fester in den Sattel und flog dahin, wie von den Schwingen eines Adlers getragen. Schon flogen die letzten Berge des Riesengebirges vorüber, und fort ging es weiter und weiter über weite Ebenen, über Bäche und Flüsse, über reißende Ströme. Da steigen schon die Berge des Thüringer Waldes empor. Im Nu sind sie erreicht.

12. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 94

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 94 — Fußstapfen mußten ihn verrathen. Da war guter Rath theuer. Endlich sagte Emma: „Weißt du was, lieber Eginhard? Ich trage dich auf meinem Rücken über den Schloßhof, dann sind doch nur meine Fußtritte zu sehen und das schadet ja nichts!" Eginhard weigerte sich zwar und meinte, sie werde ihn doch nicht tragen können; aber als Emma darauf bestand, und da er nicht wußte, wie er wieder fortkommen solle, willigte er endlich ein. Emma trug ihn wirklich hinüber, aber als sie zurückkam, da sah sie zu ihrem großen Schrecken, daß ihr Vater am Fenster stand und in die sternenhelle Wacht hinausschaute. Ob er sie wohl gesehen hatte ? Ja wohl hatte er das und auch sogar erkannt! Erst trug er sich mit dem Gedanken, daß er beide Sünder lebenslang in ein Kloster sperren wolle; als er aber wieder ruhiger geworden war, da bedachte er, daß Emma immer eine gute Tochter gewesen sei, und daß Eginhard, wenn auch niederer Herkunft, doch ein ganz trefflicher junger Mann sei und seine Frau gewiß glücklich machen werde. Während Karl dies bedachte, saß Emma in großen Sorgen in ihrem Zimmer — an Schlaf war ja gar nicht zu denken — und kaum dämmerte der Morgen, als sie Eginhard benachrichtigte. Nach wenigen Stunden schon kam ihnen der Befehl zu, vor dem Kaiser zu erscheinen, und sie gehorchten zitternd. Karl empfing sie zwar ernst, aber doch gütig, machte ihnen gelinde Vorwürfe über ihre heimliche Verlobung und schloß mit den Worten: „Wenn ihr denn meint, daß ihr ohne einander nicht leben könnt, so will ich euch nicht trennen, sondern gebe meine Einwilligung zu eurer Heirat. Aber so lange ich lebe, müßt ihr bei mir bleiben; renn du weißt ja, Emma, daß ich nicht glücklich bin, wenn ich nicht meine Kinder jeden Tag um mich habe." So wurden denn Eginhard und Emma ein Paar, bekamen nach des Vaters Tode ein Gebiet am Odenwald (Hessen-Darmstadt) und gründeten hier Seligenstadt. Als Emma nach Jahren starb, verlor Eginhard alle Lust am Leben, gründete hier ein Kloster und blieb in diesem bis an seinen Tod. — Der letzte Theil dieser Sage wird aber auch so erzählt: c. Als Karl erfuhr, daß Emma und Eginhard sich ohne seine Einwilligung verlobt hatten, gerieth er in Zorn und verbannte die beiden auf ewig aus feinem Angesichte. Traurigen Herzens z^gen die Verstoßenen hinweg und gelangten nach mancher Tagereise in den Odenwald. Hier beschlossen sie zu bleiben, und Eginhard, der freilich die Feder besser zu führen wußte als Aj-'t und Spaten, rodete mit großem Fleiß ein Stück Wald aus und legte einige Aecker an. Emma half ihm treulich, und wer die jungen Leute da so arbeiten sah, hielt sie für rechte Bauersleute und hätte sich gewiß nicht träumen lassen, daß der Mann ein Gelehrter und die Frau gar eine kaiserliche Prinzessin sei. So verging ihnen manches Jahr, und sie lebten, wenn auch ärmlich, doch glücklich und zufrieden, obschon Emma wohl manchmal

13. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 250

1908 - Altenburg : Bonde
250 Bodo genannt, der Riesen allerstärkster und gewaltigster. Die Völker der Franken und Böhmen beugten sich seiner Macht und gehorchten seinen Winken und Befehlen. Niemand wagte es, seinem Willen zu widerstreben. Einst sah er die schöne Emma, die Tochter des Königs vom Riesen- gebirge, und ihre Anmut und Lieblichkeit gefielen ihm so sehr, daß er sie zu seiner Gemahlin zu erheben beschloß. Emma aber lachte des ungeschlachten Recken, und er konnte sie nicht bewegen, ihm freiwillig ihre schöne Hand zu reichen. Da dachte er denn auf List und Gewalt und beschloß, bei erster Gelegenheit die Königstochter zu rauben. 2. Eines Tages jagte Emma auf ihrem vogelschnellen Rosse in den Schluchten und Tälern des Gebirges, und Bodo bemerkte es. Sofort sattelte er seinen Hengst, schwang sich hinauf und schwur bei allen bösen Geistern, die Prinzessin zu fangen, selbst mit Gefahr seines Lebens. Schnell wie der Sturmwind brauste er heran. Emma in ihrer Jagdfreude bemerkte das Nahen des Unholdes nicht, bis sie end- lich seinen Hengst schnauben hörte, sich umsah und zu ihrem Schrecken den Riesen erblickte, der sich bereits auf eine kurze Strecke ihr genähert hatte. Wenn sie sich nicht gutwillig ergeben wollte, so mußte sie ihr Heil in der Flucht suchen. Der Riese, seines Fanges sich schon ver- sichert haltend, jauchzte laut vor Freuden; Emma aber vertraute auf die Schnelligkeit ihres Rosses. „Fliege hin, mein Rößlein!" sagte sie, indem sie ihm freundlich den blanken Hals klopfte, „fliege hin und säume nicht; denn jetzt gilt es Tod oder Leben deiner Herrin." 3. Und indem sie dem edlen Zelter die Sporen in die Weichen drückte, setzte sie sich fester in den Sattel und flog dahin wie von den Schwingen eines Adlers getragen. Schon flogen die letzten Berge des Riesengebirges vorüber, und fort ging es weiter und weiter, über weite Ebenen, über Büche und Flüsse, über reißende Ströme. Da steigen schon die Berge des Thüringer,Waldes empor. Im Nu sind sie erreicht. Hinauf, hinab braust das Roß in vollem Jagen. Ohne zu ermatten, rennt es weiter und weiter über fruchtbare Fluren dem Harze zu. Endlich steht es still. Vor ihm gähnt ein Abgrund wohl 300 Meter tief, Felsen hüben und drüben, in entsetzlicher Schroffheit senkrecht ab- fallend in die Tiefe. Von unten her dringt ein entsetzliches Rauschen in die Höhe. Die Wellen der Bode schlagen zürnend gegen die starren Granitwände und hüpfen schäumend von Fels zu Fels. 4. Schaudernd blickte Emma in die Tiefe hinab; zitternd maß das Roß den furchtbaren Abgrund. Keine Rettung scheint möglich; denn die nächste Felsenspitze jenseits ist über 300 Meter weit entfernt und

14. Für allgemeine Fortbildungsschulen mit besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des gewerblichen Lebens - S. 214

1878 - Braunschweig : Vieweg
214 Natur- und Culturleben. ein Gebirge mit hohen Bergspitzen und Burgen, bald gar, wenn der Wind die Wolken jagte, ein fliehendes, vom Feinde Verfolgtesheer. Jetzt ergötzte sie sich an den Wolken- rändern, welche die untergegangene Sonne vergoldet hatte. Nach und nach schwanden die goldenen Ränder der Wolken, aber Emma stand noch immer sinnend da, als ein leises Geräusch auf dem Nähtischchen sie aus ihren Träumen weckte. Sie sah sich um, und ihr Blick fiel auf den Fingerhut, der wie ein Zwerg auf dem hohen Polster dastand. Es war ihr, als sähe er sie mit seinen vielen, kleinen Augen an, wie wenn er etwas zu erzählen hätte. Emma lauschte; denn nichts war ihr jetzt so lieb, als eine Geschichte. Endlich lispelte der Fingerhut vom seidenen Polster herab: „Emma, da jetzt Feier- stunde ist, so will ich dir die Geschichte meines Lebens erzählen." Augenblicklich setzte sich Emma still auf ihren Stuhl, um dem Fingerhut aufmerksam zuzuhören. Dieser fuhr daraus also fort: „Vor nicht langer Zeit lag ich tief, tief in der Erde in einem langen, dunkeln Gefängnisse. Ein ganzes Heer von Fingerhüten, die jetzt wohl in alle Welt zerstreut sein mögen, waren meine Kameraden. Aber keiner konnte zu dem andern kommen, Jeder mußte für sich bleiben. Wir waren damals noch unansehnliches Eisengestein und lagen regungslos zwischen den meilenlangen Felswänden unseres Gefängnisses wie hineingegossen da. Wären wir nicht an's Tageslicht gekommen, wir wären immer starres Gestein geblieben. Lange, ach! gewiß viele tausend Jahre, mochten wir hier so dagelegen haben, als wir einstens ein Pochen an der dicken Wand unseres Kerkers vernahmen. Es war so tactmäßig, wie das Picken der Wanduhr hier in der Stube. Gern hätte ich erfahren, was das sei; denn obwohl ich damals noch kein Fingerhut mit vielen Augen war, so war ich doch schon etwas neugierig. Zu Zeiten hörte das Picken und Pochen auf, aber dann erdröhnte ein gewaltiger Donner, daß wir alle zitternd zusammenschraken, die Gefängnismauern mit. Das Klopfen kam mit jedem Tage näher, und eines Tages vernahm ich es ganz dicht vor meinen Ohren. Ehe ich's mich versah, erdröhnte jener fürchterliche Donner wieder, und zusammen brach ein Stück von der Wand unseres Kerkers. Frei von den Ketten flog ein Theil von uns, in einzelne Steine zerstückelt, heraus, ich mit, aber vom Schreck wurde der eine hierhin, der andere dorthin geworfen. Mir war Hören und Sehen vergangen. Als ich wieder zur Besinnung kam, sah ich Männer vor mir stehen, die hielten Lampen in der Hand und waren in Leinwand von schwarzer Farbe gekleidet. Auf dem Kopfe trugen sie einen grauen Filzhut ohne Krämpen, und einige von ihnen hatten spitze Eisenstäbe und Hämmer. Der Schein ihrer Lichter machte es so hell, daß ich mich nun auch umsehen konnte, wo ich denn eigentlich war. Ich lag noch immer unter der Erde, aber in einem großen hohen Felsenraume, worin ein Haus gewiß Platz gehabt hätte. Meines Gleichen lagen noch viele auf dem Boden des Felsengewölbes. — Nicht lange, so stellten sich die schwarzen Männer längs der Felswand auf, das spitze Eisen in der einen Hand, den Hammer in der andern. Das Klopfen ging von neuem los, indem sie nach dem Tacte mit dem Hammer auf das Eisen schlugen und dadurch Löcher in die Felswand bohrten. Als diese tief genug waren, füllten sie dieselben mit Pulver an, verschwanden plötzlich und versteckten sich in Felsengänge. Einige Augenblicke war es todtenstill; doch bald blitzte das Pulver auf, und rasch folgte der Donner hinterdrein. Eine Menge Gefangene prasselten wieder aus ihrem Gefängnisse heraus. Das ging Tag für Tag so fort. Eines Tages lud uns ein Mann in einen Karren und fuhr uns in einem unterirdischen Felsengange entlang, der sehr schmal und so niedrig war, daß sich der Mann etwas bücken mußte. Dieser Gang führte nach einem andern Gange, der höher und breiter war als der erste. Hier floß Wasser hell und klar, und auf dem Wasser stand ein Kahn, der uns aufnahm. Der Mann setzte sich mit seiner Lampe auf uns, und wir fuhren so in dem dunkeln Gange lange Zeit fort. Du hast neulich hier am Nähtische deiner Gespielin auch von einer Wasserfahrt erzählt, aber bei meiner Fahrt wäre es dir gewiß etwas unheimlich geworden; denn da unten blühet kein Vergißmeinnicht an den Wassern, da singt keine Schwalbe, da schwimmt kein Fischlein munter auf und ab. Dumpf rauschte das Wasser unter dem Kahne, und stieß er an die Felswände, so dröhnte es hohl wie in einem Grabe. Ich weiß nicht

15. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 183

1880 - Sondershausen : Eupel
183 südöstliche Grenze geht bis Sangerhausen und Mansfeld, seine nordwestliche bis Goslar und Osterode. Die Wasserscheide zwischen Weser- und Elbge- biet theilt das Gebirge in zwei ungleiche Hälften. Die nordwestliche, kleinere, ist der Oberharz, worin Clausthal und Zellerfeld, die nur durch einen Bach geschieden werden, die Hauptstädte sind; erbesteht aus mehreren kleineren Hochebenen von 400 bis 600 Meter Höhe und ist mit Nadel- holz bewachsen. Hier ist der Ouellbezirk der Bode, in dem sich mehrere zugerundete Gipfel erheben, von denen der Brocken oder Blocksberg über 1 Kilometer der höchste ist. Der Unterharz, worin Stolberg liegt, bildet eine große Hochebene von 300 bis 400 Meter Höhe, trügt einige sanft gerundete Gipfel von 500 Meter Höhe und ist mit Laub holz bewachsen. Dem Oberharz ist eine gewisse Starrheit und Wildheit eigentümlich. Hier konnte sich daher auch die Volkssage von der Walpurgisnacht und dem Hcpentanz entwickeln. Da haben die Berggeister ihre Teufelskanzeln und Hepenaltäre aufgethürmt; da rauscht die Bode durchs schauerlich enge, tannendüstre Thal. Da liegt auch das prächtige Thal dar Emme, nach Wernigerode zu in die Ebene sich erstreckend. Zwar wild und schwer zu- gänglich, ist es doch eins der schönsten und nächst der Roßtrappe das Groß- artigste, was der Harz aufzuweisen hat. — Das Bodethal ist vorzugs- weise mit Naturschönheiten gesegnet. Da liegen die Banmanns- und die Bielshöhle mit ihren wunderlichen Tropfsteinbildungen. Am schönsten aber wird das Thal da, wo die Bode in die Ebene tritt. Der Fluß tobt schäumend zwischen Felsstücken hin und wird immer enger eingeschlossen von hohen Felswänden, deren eine fast senkrecht aufsteigt zu einer Höhe von 200 Meter. Oben zeigt man einen rießig großen Roßhuf, der vor Alters in den Felsgipfel gehauen ist und wahrscheinlich den heidnischen Priestern dazu gedient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die Roßtrappe. Der Sage nach ist die Roßtrappc also entstanden: Der im Böhmer Walde hausende Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom Riesengebirge, Emma, zur Gemahlin. Emma entfloh von der Schneckoppe und kam an die Grenze des Harzes; Bohdo jagte auf seinem Zelter, der mcilenlange Fluren in Minuten übersprang, hinterdrein. Emma kam an jenen Felsen, unter dem an 1000 Fuß tief der Abgrund liegt; der gegen- überstehende Fels war weit und steil; als sie aber Bohdo herannahen hörte, setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf vier Fuß tief in das harte Gestein schlug. Bohdo, der nur auf Emma blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen (Bode). Die Bewässerung des Harzes ist im ganzen ziemlich reichlich: überall sprudeln Quellen hervor, die sich zu kleinen Bergbächen und Flüssen ver- einigen, daher auch üppiger Wiesen- und Baumwuchs, auf der Hochfläche des Unterharzes sogar vortrefflicher Getreidebau. Von Bergsecn aber ist nicht die Rede. Aus dem Brocken liegt der Schnee bis in den Mai und Juni hinein. Der ganze Oberharz hat wenig Frühling, viel Nebel und Regen, etwa 6 Wochen Sommer, ganz dem Klima von Norwegen und Schweden entsprechend. ^ Die Harzflüsse sind rein, doch reich an Krebsen und Fischen, besonders Forellen. Wo die Thäler weit werden, treibt man Leinwandbleichcrei; der Flachsbau jedoch ist dem Harze fremd. Die Kartoffel ist die einzige Frucht,

16. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 350

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
350 63. Der tdarz. jugendlich übermütig die Holtemnie in ihrer „steinernen Renne" dahin, bis sie in die Bode einmündet. Das Bodethal ist vorzugsweise mit Naturschönheiten gesegnet. Da liegen die Baumanns- und die Biels höhle mit ihren wun- derlichen Tropfsteinbildungen. Am schönsten aber wird das Thal da, wo die Bode in die Ebene tritt (ins Quedlinburgs Thal). Der Fluß tobt schäumend zwischen Felsstücken hin und wird immer enger eingeschlossen von hohen Fels- wänden, deren eine säst senkrecht aufsteigt zu einer Höhe von 200 m. Oben zeigt man einen riesig großen Roßhuf, der voralters in den Felsgipfel gehauen ist und wahrscheinlich den heidnischen Priestern dazu gedient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die Roßtrappe. Der Sage nach ist die Roß- trappe also entstanden. Der im Böhmer Walde hausende Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom Riesengebirge, Emma, zur Gemahlin. Emma entfloh von der Schneekoppe und kam an die Grenze des Harzes; Bohdo jagte auf seinem Zelter, der meilenlange Fluren in Minuten übersprang, hinterdrein. Emma kam an jenen Felsen, unter dem an 1000 Fuß tief der Abgrund liegt; der gegenüberstehende Fels war weit und steil; als sie aber Bohdo herannahen hörte, setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf vier Fuß tief in das harte Gestein schlug. Bohdo, der nur auf Emma blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen (Bode). 3. Die Bewässerung des Harzes ist im ganzen ziemlich reichlich: überall sprudeln Quellen hervor, die sich zu kleinen Bergbächen und Flüssen vereinigen, daher auch üppiger Wiesen- und Baumwuchs, auf der Hochfläche des Unter- harzes sogar vortrefflicher Getreidebau. Von Bergseeen aber ist nicht die Rede. Auf dem Brocken liegt der Schnee bis in den Mai und Juni hinein. Der ganze Oberharz hat wenig Frühling, viel Nebel und Regen, etwa 6 Wochen Sommer, ganz dem Klima von Norwegen und Schweden entsprechend. Die Harzflüsse sind rein, doch reich an Krebsen und Fischen, besonders Forellen. Wo die Thäler weit werden, treibt man Leinwandbleicherei; der Flachsbau jedoch ist dem Harze fremd. Die Kartoffel ist die einzige Frucht, die dem Harzer treu bleibt. Wenig Obst gedeiht in diesem Klima, desto mehr stehen Blumen, Wald und Wiesen in Flor. An Preißel- und Blaubeeren ist Überfluß: sie werden gesainmelt und verkauft. Die Baumarten des Unterharzes sind Ahorn, Esche, Ulme, Birke, Rotbuche; an den mildesten Punkten stehen Roßkastanien. Bei Wernigerode und Blankenburg findet man aber auch die echte Kastanie. In den Oberharz folgt der Tanne nur die Birke eine Strecke weit, und noch etwas weiter die „Quitsche", deren rote Vogelbeeren dem Ober- harzer zu seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Vogelfänge, gute Dienste leisten. In der Höhe von 900 Meter schwindet ctm Brocken schon der Baumwuchs, nachdem er zuvor niedrig und krüppelig geworden; nur das heilsame isländische Moos, die Berganemone und einige Alpenkräuter fühlen sich auf dem kahlen Scheitel des nebelumfluteten Vater Brocken wohl. Im Tierreiche sind die Vögel am zahlreichsten vertreten und der Spott- vogel, der Zaunkönig, der Bergftnke, das Goldhähnchen, die Meise, der Zeisig, der Star, das Rotkehlchen, der Falke und die Drossel, welche Heinrich I. den Harz so lieb machten, sind noch jetzt sehr laut in diesen Waldungen. Die Jagd liefert noch Eber, Hirsche, besonders viel Rehe; auch wilde Katzen finden sich

17. Charakterbilder aus Deutschland - S. 69

1887 - Leipzig : Hinrichs
Der Harz. 69 Felsgipfel gehauen ist und wahrscheinlich den heidnischen Priestern dazu gedient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die Roßtrappe.j) — c) Die Bewässerung des Harzes ist im ganzen ziemlich reichlich; überall sprudeln Quellen hervor, die sich zu kleinen Bergbächen und Flüssen vereinigen, daher auch üppiger Wieseu- und Baumwuchs, auf dem Plateau des Unterharzes sogar vortrefflicher Getreidebau. Von Bergseen aber ist nicht die Rede. Das eigentliche Wassermagazin ist das am westlichen Fuße des Brockens gelegene „Brockenfeld"; dieses, mit einer umfangreichen schwammigen Moosdecke bekleidet, saugt Schnee, Regen und Nebel ein und strömt die eingesogene Feuchtigkeit in vielen Quellen nach allen Weltgegenden wieder von sich. Aber im Sommer erschöpft sich der Vorrat und die Flüßchen werden dann so klein, daß man oft trockenen Fußes hindurchgehen kann. Indes liegt der Schnee aus dem Brocken bis in den Mai und Juni hinein. Der ganze Oberharz hat wenig Frühling, viel Nebel und Regen, etwa sechs Wochen Sommer, ganz dem Klima von Norwegen und Schweden ent- sprechend. Die Harzflüsse sind rein, doch reich an Krebsen und Fischen, besonders Forellen. — d) Die Kartoffel ist die einzige Frucht, die dem Harzer treu bleibt. Wenig Obst gedeiht in diesem Klima, desto mehr stehen Blumen, Wald und Wiesen in Flor. An Preißel- und Blaubeeren ist Überfluß; sie werden gesammelt und verkauft. Die Baumarten des Unterharzes sind Hainbuche, Ahorn, Esche, Ulme, Birke, Rotbuche; an den mildesten Punkten stehen Roßkastanien. Bei Wernigerode und Blankenburg findet man aber auch die echte Kastanie kleine Wäldchen bildend. In den Oberharz folgt der Tanne nur die Birke eine Strecke weit, und noch etwas weiter die „Quitsche", i) Der Sage nach ist die Roßtrappe also entstanden: Der im Böhmer Walde hausende Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom Riesengebirge Emma zur Gemahlin. Emma entfloh von der Schnee- koppe und kam an die Grenze des Harzes; Bohdo sagte auf seinem Zelter, der meilenlange Fluren in Minuten übersprang, hinterdrein. Emma kam an jenen Felsen, unter dem an 40» m tief der Abgrund liegt; der gegenüberstehende Fels war weit und steil; als sie aber Bohdo herannahen hörte, setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf 1 m tief in das harte Gestein schlug. Bohdo, der nur auf Emma blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen (Bode).

18. Bd. 1 - S. 137

1889 - Langensalza : Greßler
137 da, wo die Bode in die Ebene tritt (ins Quedlinburger Thal). Der Fluß tobt schäumend zwischen Felsstücken hin und wird immer enger eingeschlossen von hohen Felswänden, deren eine fast senkrecht aufsteigt zu einer Höhe von 220 Meter. Oben zeigt man einen riesig großen Roßhuf, der vor alters in den Felsgipfel gehauen ist und wahr- scheinlich den heidnischen Priestern dazu gedient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die Roßtrappe. Der Sage nach ist der Roßtrapp also entstanden: Der im Böhmer Walde hausende Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom Riesen- gebirge (Emma) zur Gemahlin. Emma aber entfloh von der Schnee- koppe und kam an die Grenze des Harzes. Bohdo jagte auf feinem Zelter, der meilenlange Fluren in Minuten übersprang, hinterdrein. Emma kam an jenen Felsen, unter dem an 314 Meter tief der Ab- grnnd liegt. Der gegenüberliegende Fels war weit und steil; als sie aber Bohdo herannahen hörte, setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Fuß 5 Ceutimeter tief in das harte Gestein schlug. Bohdo. der nur auf Emma blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen (Bode). Der Hexentanzplatz, 440 Meter über dem Meere gelegen, bietet fast unbestritten die herrlichste Aussicht im ganzen Harz. Fast senkrecht fallen die Felsen ins Thal. Die Aussicht ist weit umfassender, wie die von der Roßtrappe, welche tiefer gelegen, sich gerade von diesem Punkte aus am malerischesten ausnimmt. Im Gegensatze zu den zerrissenen Felsmassen, welche dem Bode- thal ein wild-romantisches Gepräge geben, zeichnet sich das Selke- thal mit seinen Wiesengründen, seinen mit herrlichen Buchen bewal- deten Bergabhängen, durch Anmut und Lieblichkeit aus. Seine Glanzpunkte sind: Alexisbad, Mägdesprnng und der Falken- st e i n. Eine der interessantesten Aussichten im Harze gewährt die Josephs höhe, welche auf dem Auersberge liegt und sich 580 Meter über den Meeresspiegel erhebt. Auf der Höhe besindet sich ein 22 Meter hohes hölzernes Kreuz. — Auch die Viktorshöhe auf dem Rammberge mit dem mächtigen Granitblock, die Teufels- mühle genannt, verdient hier erwähnt zu werden. Der Unterharz, worin Stolberg liegt, bildet eine große Hoch- ebene von 314—470 Meter, trägt einige fanft gerundete Gipfel von 565 Meter Höhe und ist mit Laubholz bewachsen. Die Bewässerung des Harzes ist im ganzen ziemlich reichlich; überall sprudeln Quellen hervor, die sich zu kleinen Bergbächen und Flüssen vereinigen, daher auch üppiger Wiesen- und Baumwuchs. Auf den Anhöhen des Nnterharzes wird sogar vortreffliches Getreide gebaut. Von Bergseeen ist nicht die Rede. Das eigentliche Wasser- magazin ist das am westlichen Fuße des Brockens gelegene „Brocken- seid"; dieses, mit einer umfangreichen Moosdecke bekleidet, saugt

19. Theil 1 - S. 126

1876 - Langensalza : Greßler
126 Das Bodethal ist vorzugsweise mit Naturschönheiten gesegnet. Da liegen die Baumanns- und Bielshöhle mit ihren wunder- lichen Tropfsteinbildungen. Am interessantesten aber wird das Thal da, wo die Bode in die Ebene tritt (ins Quedlinburger Thal). Der Fluß tobt schäumend zwischen Felsstücken hin und wird immer enger eingeschlossen von hohen Felswänden, deren eine fast senkrecht aussteigt zu einer Höhe von 220 Meter. Oben zeigt man einen riesig großen Roßhuf, der vor Alters in den Feldgipfel gehauen ist und wahrscheinlich den heidnischen Priestern dazu gedient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die Roßtrappe. Der Sage nach ist der Roßtrapp also entstanden: Der im Böh- mer Walde hausende Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom Riesengebirge (Emma) zur Gemahlin. Emma aber entfloh von der Schneekoppe und kam an die Grenze des Harzes. Bohdo jagte auf seinem Zelter, der mellenlange Fluren in Minuten übersprang, hinter- drein. Emma kam an jenen Felsen, unter dem an 314 Meter tief der Abgrund liegt. Der gegenüberliegende Fels war weit und steil; als sie aber Bohdo herannahen hörte, setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Fuß 5 Zentimeter tief in das harte Gestein schlug. Bohdo, der nur auf Emma blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen (Bode). Der Hexentanzplatz, 440 Meter über dem Meere gelegen, bietet fast unbestritten die herrlichste Aussicht im ganzen Harz. Fast senkrecht fallen die Felsen ins Thal. Die Aussicht ist weit umfassender, wie die von der Roßtrappe, welche tiefer gelegen, sich gerade von diesem Punkte aus am malerischesten ausnimmt. Im Gegensatz zu den zerrissenen Felsmassen, welche dem Bode- thal ein wild-romantisches Gepräge geben, zeichnet sich das Selke- thal mit seinen Wiesengründen, seinen mit herrlichen Buchen be- waldeten Bergabhängen, durch Anmuth und Lieblichkeit aus. Seine Glanzpunkte sind: Alexisbad, Mägdesprung und der Falken- stein. Eine der interessantesten Aussichten im Harze gewährt die Josephshöhe, welche auf dem Auersberge liegt und sich 580 Meter über den Meeresspiegel erhebt. Aus der Höhe befindet sich ein 22 Meter hohes hölzernes Kreuz. — Auch die Victors- höhe auf dem Rammberge mit dem mächtigen Granitblock, die Teufels-Mühle genannt, verdient hier erwähnt zu werden.^ Der Unterharz, worin Stolberg liegt, bildet eine große Hoch> ebene von 314—470 Meter, trägt einige sanft gerundete Gipfel von 565 Meter Höhe und ist mit Laubholz bewachsen. Die Bewässerung des Harzes ist im Ganzen ziemlich reichlich; überall sprudeln Quellen hervor, die sich zu kleinen Bergbächen und Flüssen vereinigen, daher auch üppiger Wiesen- und Baumwuchs.

20. Teil 3 - S. 205

1896 - Berlin : Oehmigke
205 Walde hauste dazumal ein Riese, Bodo genannt. Alles war ihm Unterthan; nur die Königstochter vom Riesengebirge, Emma, konnte er nicht zur Liebe zwingen. Stärke und List halfen ihm nichts; denn sie stand mit einem mächtigen Geiste im Bunde. Einst aber ersah sie Bodo jagend ans der Schneekoppe und sattelte sogleich seinen Zelter, der meilenlange Fluren im Augenblick übersprang; er schwur, Emma zu fangen oder zu sterben. Fast hätte er sie er- reicht. Als sie ihn aber zwei Meilen weit von sich erblickte und an seinem Schilde erkannte, da schwenkte sie schnell das Roß. Von ihren Sporen getrieben, flog es über Berge, Klippen und Wälder durch Thüringen in das Gebirge des Harzes. Oft hörte sie einige Meilen hinter sich das schnaubende Roß Bodos und jagte dann den nimmermüden Zelter zu neuen Sprüngen auf. Jetzt stand ihr Roß verschnaufend auf dem furchtbaren Fels, welcher des Teufels Tanzplatz heißt. Angstvoll blickte Emma in die Tiefe; denn mehr als tausend Fuß ging senkrecht die Felsenmauer hinab zum Abgrunde. Tief rauschte der Strom unten und kreiste in furchtbaren Wirbeln. Der entgegenstehende Fels schien noch ent- fernter und kaum Raum zu haben für einen Vorderfuß des Rosses. Von neuem hörte sie Bodos Roß schnauben; in der Angst rief sie die Geister ihrer Väter zu Hilfe, und ohne Besinnung drückte sie ihrem Zelter die Sporen in die Seite. Und das Roß sprang über den Abgrund glücklich auf die spitze Klippe und schlug seinen Huf vier Fuß tief in das harte Gestein, daß die Funken stoben. Fort- an hieß dieser Fels die Roßtrappe. Die Zeit hat die Vertiefung kleiner gemacht, aber kein Regen kann sie ganz verwischen. Emma war gerettet; aber die schwere goldene Königskrone fiel während des Sprunges von ihrem Haupte in die Tiefe. Bodo, in blinder Hitze nachsetzend, stürzte in den Strudel und gab dem Fluß den Namen. Hier bewacht er als schwarzer Hund die goldene Krone der Riesentochter, daß kein Mensch sie heraushole. Ein Taucher wagte es einst für große Versprechungen. Er stieg in die Tiefe, fand die Krone und hob sie in die Höhe, daß das zahllos versammelte Volk schon die Spitzen golden schimmern sah. Aber zu schwer, entsank sie zweimal seinen Händen. Das Volk rief ihm zu, das dritte Mal hinabzusteigen. Er that's, aber er kam nimmer wieder empor.