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1. Europa - S. 398

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
398 Zweites Buch. Europa. Augarten mit schönen Alleen, Terrassen, Sälen u. a., einst von Joseph Ii. dem Publikum gewidmet mit der Inschrift: „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungsort vou ihrem Schätzer;" im So. der P rat er, ein Gemisch von Park, Garten, Wiese und Wald, namentlich am 1. Mai beim Pra- tersest zahlreich besucht. In ihm fand 1874 die große Weltindnstrie-Aus- stellung statt. Das Klima Wiens ungesund, an scharfen Winden und rauhen Nebeln leidend. Zur Beschaffung guten Wassers ist von dem 11 M. entfernten Schneeberge her eine Wasserleitung angelegt. Wien ist erste Fabrikstadt der Monarchie ^) (Seidenwaaren, Shawls, feine Hüte, Luxus- und Galanteriewaaren, baumwollene Gewebe, physikalische und musikalische Instrumente!), erste Binnenbandelsstadt, die namentlich nach O. hin lebhaft handelt, großer Börsenplatz, Sitz eines Erzbischofs, geistiger Mittelpunkt für die ganze West-, z. Th. für die O'sthälfte, mit ausgezeichneter Universität (als zweite nach Prag in Deutschland errichtet 1365), mitakade- mien der Künste und Wissenschaften, einem Polytechnikum, zahlreichen anderen Bildungsanstalten und vielen, z. Th. vorzüglichen Druckereien (die Kaiserlich Königliche Staatsdruckerei iu sofern die erste der Erde, als sie für fast alle Sprachen, welche Schriftzeichen haben, solche besitzt), im Kunstdrucke Vorzügliches leistend, mit ausgezeichneten Hilfsmitteln für die Natnrwiffen- schasten ausgerüstet, in musikalischer Hinsicht lange Zeit erste Stadt der Welt (Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert!), uoch jetzt die Musik trefflich pflegend (Conservatorinm!). Das Leben und Treiben in der Stadt so bunt, wie sonst nirgends in Mitteleuropa. Neben den Deutschen, Slaven und Ungarn trifft mau dort auch Griechen, Serben, Walachen, Türken, Armenier und andere Orientalen 5). In der Nähe manche schöne Schlösser, geschichtliche und industrielle Orte. Im Sw. Schönbrunn an der Wien, ein von Maria Theresia erbautes, sehr ausgedehntes Schloß (es soll 1000 Zimmer haben), mit einem Garten, der l M. Umfang hat. (Friede 1809). Im S. an derschwechat: Schloß Laxenburg in reizender Umgebung, und Baden, elegantestes österreichisches Bad mit Schwefelquellen (schon von Römern benutzt)6). Auf dem Marchfelde, wo so viele Schlachten (an 70) geschlagen sind (§ 286 A. 2): Eßling (am nächsten der einst von Napoleon besetzten Insel Lob Au), Asperu, Wagram (1809!), nördlicher Stillfried au der March (1278!). Im Nw. von Wien au der Donau: Klo steru e uburg (5000 E.) am Kahlenberge mit dem ältesten und reichsten Augustiner Chorstift und einer Weinbauschule. Douauaufwärts:^) Krems (8000 E.) mit Mauern und Thürmen, lebhafte Fabrik- und Handelsstadt, Stapelort für die nördlichen Länder 10). 4) Es erzeugt c. *h aller österreichischen Jndnstriewaaren. b) Eigenartig der Charakter der Wiener: Sie sind leichtlebig, neugierig, aber auch wißbegierig, heiter, voll gutherzigen Vertrauens, naturfrisch, treu am Herr- scherhause hangend (früher mehr wie jetzt), geweckt und betriebsam, voll lebhafter Empfindung für alles Schöne und feinen Hnmors. Man findet in Wien wem- ger als in andern Großstädten ein in Rohheit verkommenes Proletariat. 6) Südlicher das Schwefelbad Vöslau mit lebhaftem Weinbau. 7) Tulu, einst Hauptstadt des Erzherzogthums Oesterreichs unter der Enns. io) Etwas weiter aufwärts: Ruine Dürrenstein; in der Burg saß 1192 Richard Löwenherz gefangen; noch weiter aufwärts Pöchlarn, das Bechlarn der Sage.

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1. Der deutsche Krieg von 1866 - S. 212

1867 - Berlin : Kastner
212 er sich auch sehen ließ, mit Sturmesmacht zerstreut worden war, waren derartig, daß die größte gewonnene Schlacht sie mc£)t- höher zu steigern vermocht hätte. In Wien herrschte Entsetzen. Was nun? Diese Frage legten sich die wiener Staatsweisen nicht nur selbst vor, sondern sie traf auch gellend und zwar ausgehend von der geängstigten Bevölkerung an ihr Ohr. In den Ministerien wurden die Qccten zusammen gepackt, um sie nach Pesth in Sicherheit zu bringen, die Bank fluchtete ihre Silber- schätze nach der Festung Komorn. Mit verzehnfachter An- strengung wurde an der Verstärkung der zur Vertheidignng Wiens errichteten floridsdorfer Schanzen gearbeitet, als ob die Preußen es nicht in ihrer Gewalt hatten, auf einer andern Stelle über die Donau zu gehen, da sie doch Brückentrains mit sich führten! Und die Stimmung der preußischen Soldaten war eine wo möglich noch kriegs- lustigere, als bei ihrem Einzuge in Böhmen; die Armee war durch Nachzug noch verstärkt worden. Außerdem liefen so viel Gesuche von Freiwilligen ein, und der Enthu- siasmus war in dem preußischen Volke in dem Grade er- wacht, daß es ein Leichtes gewesen wäre, in wenigen Wochen den Regimentern noch 100,000 Mann nachzusenden. Der Hinblick auf die so plötzlich bis unter die Angen gerückte Gefahr veranlaßte den wiener Gemeinderath zu der Bitte an den Kaiser, Wien, wie es mit Prag geschehen, für eine offene Stadt zu erklären, deinnach es um dieselbe nicht auf einen Kampf ankommen zulasten. Dervossischenzeitnng schrieb man in jenen Tagen: „In Wien ist die Parole: Ret- tung vor Preußen. In dem Gedanken geht Alles auf: Scham, Ehre, Gewissen!" — Wien spielte die Rolle

2. Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde - S. 66

1896 - Leipzig : Hirt
66 2. Österreich-Ungarn. vor unseren Blicken. Im Y. und M. dehnt sich bis an die vordere der beiden weissen Linien, die im H. das Bild abgrenzen, die alte Stadt Wien aus. Das weisse Band stellt den sog. Donaukanal dar. Dieser bildet mit dem auf unserem Bilde nicht sichtbaren Hauptstrom eine Insel, auf der — fern im H. des Bildes — die schöne Leopoldstadt liegt;*) sie ist durch fünf Brücken mit der Altstadt verbunden. L. im H. sind die verschwommenen Umrisse der Ausläufer des Wiener Waldes und der Kahlenberg sichtbar. Nachdem wir uns so einen Gesamteindruck von der grossartigen Welt- stadt verschafft, wollen wir die eigentliche Stadt, das alte Wien, näher ins Auge fassen. Im Y. zeigt unser Bild eine dem unteren Rande ent- lang laufende breite Strasse. Das ist der berühmte „Ring", 3 km lang und 22 m breit. Die Ringstrasse läuft dann um eine herrliche Anlage, den vielbesuchten Yolksgarten, herum. Hinter demselben erhebt sich die altehrwürdige kaiserliche Hofburg. Sie ist selber eine kleine Stadt und besteht aus mehreren, meist vierstöckigen, einfachen Steinbauten. Im Innern schliessen dieselben den geräumigen Burgplatz ein. Die im Y. dargestellte Häusermasse lässt die Eigentümlichkeit vieler Häuser Wiens erkennen. Sie bilden nämlich grosse Häuser-Yierecke mit Hofrämnen. Solche abgeschlossene Häuserblocks stammen aus der Zeit, wo ein grosser Teil von dem Grund und Boden Wiens in dem Besitz der geistlichen Stifter und Klöster war. Diese meist fünfstöckigen Häuser bergen Hunderte und Tausende von Mietern. Die Häuser am Ring sind lauter Paläste mit den grossartigsten Kaufläden. Die Strassen und Gassen im alten Wien sind eng und krumm, aber gut gepflastert. Die Häuser sind turm- hoch, manche achtstöckig, „den Raum, den die Erde versagt, entwendet man dem Himmel". In den Strassen wimmelt es fortwährend von Menschen, Wagen und Karossen, die den Fussgänger nicht selten in Lebensgefahr bringen. Hoch empor aus dem Häusermeer der Altstadt erhebt sich die älteste und ehrwürdigste Kirche Wiens — der St. Stephans-Dom. Er ist im M. r. sichtbar. Ernst und stolz ragt sein altersgrauer Riesenturm gen Himmel. Neben ihm verschwinden die zahlreichen anderen Türme und Kuppeln der Kaiserstadt. Er ist ein herrliches Denkmal altdeutscher gotischer Baukunst. Die dicken, geschwärzten Wände, die riesenhaften, bunten Fenster, die von ungeheueren Säulen getragenen, hohen Gewölbe und das in ihm herrschende Halbdunkel erfüllen den Eintretenden mit Ehrfurcht. Im unterirdischen Teile ist die Fürstengruft. Auf der Süd- seite des Domes erhebt sich weithin sichtbar der hohe, schlanke Stephans- turm, der „grosse Stephan" genannt. Er hat die Gestalt einer durch- brochenen Pyramide. In der Spitze**) zeigt man noch heute den Sitz, von dem aus Rüdiger von Starhemberg während der Belagerung Wiens durch die Türken (1683) das feindliche Lager zu beobachten pflegte. Yom Stephansturm aus erscheint die Stadt als ein Gewirre von Dächern, Giebeln, Schornsteinen, Türmen, die Strassen und Gassen als hineingerissene *) Sie ist eine von den 34 Vorstädten, welche wie ein grosser Halbkreis das alte Wien umgeben. **) Zu ihr führen 753 Stufen.

3. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 247

1887 - Breslau : Hirt
46. Wien. 247 Stifter Kaiser Max von Mexiko anzusehen ist. Sie wurde 1856 begonnen und erst 23 Jahre später eingeweiht. Unbestritten ist sie der bedeutendste Bau, welchen Wien in diesem Jahrhundert entstehen sah. Außer der Donauregulierung ist als eines der bedeutendsten Unternehmen die Herstellung der Wasserleitung zu nennen, durch welche das Wasser mehrerer Alpenqnellen, die in der Nähe des Schneeberges ihren Ursprung haben, nach Wieu geführt wird. Die Stollen, welche man für die Leitung durch die Berge graben mußte, die Bogenreihen, auf welchen sie wiederholt tiefe Thäler überschreitet, find wahrhaft großartig. Das aus einer Entfernung von 140 km herbeigeholte außerordentlich frische und wohlschmeckende Bergwasser sammelt sich in mehreren Behältern aus den Höhen nächst Wien und speist von hier- aus das Röhrennetz der Stadt. Durch diese Leitung aber wird Wien so reichlich mit Wasser versorgt, daß täglich mehr als 70 1 auf den Kopf kommen. Der beliebteste Ausflug der Wiener geht nach dem Prater, einem großen Lustwalde auf der Insel, welche der Donaukanal mit dem Hauptstrome bildet. Obgleich der Prater im Jahre der Weltansstellung bedeutende Umwandlungen erfuhr, so hat er doch noch die alte Anziehungskraft behalten. Auf der Prater- straße (der alten Jägerzeil) gelangt man dahin. Drei Straßen, von dem Pratersterne ausstrahlend, führen hinein in die grüne Baumwelt. Die 4 km lange, schnurgerade Hauptallee mit ihrer breiten Fahrstraße, ihren Reit- und Gehwegen bildet den „Nobelprater", den Sammelplatz für die reiche Welt, welche über glänzende Wagen und Reitpferde gebietet. In diesem Teile des Praters findet alljährlich am 1. Mai die prächtige Auffahrt statt, an welcher sich auch der Hof beteiligt. Die mittlere der 3 Straßen führt nach dem Volks- oder Wurstelprater, der mit feinen Reitschulen, Schaukeln, Schießstätten, Schau- buden u. s. w. jederzeit eiue schau- und vergnügungslustige Menge anzieht. Der Augarten und die aus dem Jahre 1848 bekannte Brigittenau liegen mit dem Prater auf derselben Donauinsel. Bei einem so großen Gemeindewesen wie das von Wien verlangen neben den Lebenden auch die Toten ihre Beachtung. Für letztere ist im Südosten der Stadt neuerdings der Centralfriedhof angelegt worden, welcher von so großer Ausdehnung ist, daß man an keiner Stelle desselben sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen vermag. Dem Bewohner von Wien rühmt man Gutmütigkeit, Höflichkeit und einen allzeit schlagfertigen Witz nach. Wieviel er auch au den städtischen Zu- ständen und Einrichtungen zu tadelu findet, fo hängt er doch mit ganzer Liebe an seinem Wien. Er liebt den behaglichen Lebensgenuß und unternimmt gern Ausflüge nach den Vororten, wo er die „Henrigenschänken" (in denen es heurigen, jungen Wein giebt) oder die „Bnschenfchänken" (welche einen grünen Busch herausgesteckt haben) besucht. Der Tanz geht ihm über alles, und viel-

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 36

1854 - Münster : Aschendorff
36 Kommen trübe Tage, Sieh allein auf ihn; Freundlich, ohne Klage Geh durch Dornen hin. Wird dir's immer trüber. Nagt dich inn'rer Schmerz, Hab' ihn immer lieber. Drück' ihn fest an's Herz. ! Machen deine Sünden Dir das Leben schwer. Suche ihn zu finden, O, er liebt dich sehr. Quält dich heimlich Sehnen, Tief verschwieg'nes Weh, Sprich zu Gott mit Thränen: „Herr, dein Will' gescheht" 4v Die Kriegsbeute. Im Jahre 1683 belagerten 300,000 Türken die Stadt Wien. Ihre Schaaren streiften weit und breit im Lande; sie verbrann- ten die Häuser, ermordeten die Eltern und schleppten die Kin- der in das Lager vor Wien. Von dort sollten sie weggeführt werden in die Türkei, um als Sklaven zu dienen. Aber am 12. September kamen 50,000 deutsche und 15,000 polnische Krieger der Stadt Wien zu Hülfe. Sie besiegten das tür- kische Heer, erschlugen viele tausend Türken und jagten die andern in die Flucht; das ganze türkische Lager wurde die Beute des Christenheeres. Die Feldherren und Hauptleute be- kamen, wie es sich von selbst versteht, die werthvollsten Beute- stücke. Einige Tage nach der Schlacht waren die vornehmsten Krieger bei dem Erzbischöfe Kolonitsch von Wien eingeladen. Sie sprachen da auch von der Beute; der eine freute sich des Goldes und des Silbers, das er gewonnen hatte, der andere rühmte die schönen Pferde, wieder ein anderer die kostbaren Waffen, die prächtigen Gewänder und Teppiche, kurz, jeder hatte seine Freude und seinen Stolz. Endlich sagten sie scherz- weise zu dem Erzbischöfe, daß er wohl allein leer ausgegan- gen sei, da ein geistlicher Herr nicht in die Schlacht zu ziehen pflege. „Doch," erwiederte der Erzbischof, „ich habe auch eine Beute gewonnen, und eine viel kostbarere, als ihr alle miteinander." Er schickte einen Diener fort und dieser kam nach einiger Zeit in den Saal zurück, und ihm folgte eine ganze Schaar Kinder. „Diese Kinder hier habe ich nach der Eroberung des türkischen Lagers gewonnen; ihre Eltern sind von den Türken ermordet; sie haben Niemanden mehr auf der Welt; darum habe ich sie angenommen und will sie erziehen und versorgen." Da sagten die Kriegsleute: „Ihr habt freilich die beste Kriegsbeute ge- macht, Herr Erzbischof; wir Soldaten haben diese ganz übersehen."

5. Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen - S. 121

1753 - Leipzig] [Frankfurt : [S.n.]
Das It Lav. von Nleder-Desterreich. 12* Der l Artjcul« Das Quartier Unter-Wiener-Wald, Darinnen lieget erstlich die Haupt - Stadt des gantzen Kreises, und Restdentz der jetztgen regie- ttnden Ertz - Hertzogrn oder Römischen Kayscrm und ihres Genighls. Wien, Lat. Vienna, oder Vindobona, oder Fabiana, an becdonau, ist eben so gar groß nicht: Ader die Vor. städte beherbergen eine grosse Menge Menschen , Dt? auf öooooq. gerechnet werben. Zwischen diesen Vvrstäd- re» und zwischen der Stadt ist ein freyer Platz, 6qo, Schritte breit, darauf kein Haus darf gebauec werden. In der Stadt Wien aber sind nicht mehr als in;» Häuser, oder Feuer. Städtch alle von Stein gedauel - darunter stehen 29. Kirchen und 8- Capellen. Wer das nicht begreifen kan , der muß sich nur etliche Umstände sagen lassen. Erstlich nehmen die Geistlichen und Weit, lichen iedifida publica beynahe den sechsten Theil von de: Stadt hinweg. Darnach stehen die Wreriernchen Hau- ser fast eben so tief unter, als über der Erde, und alj© werden viel Sachen in den Kellern, und unterirdischen Gewölbern verwahret. Und endlich haben in Wien die meisten Häuser sechs bis sieben Swckwercke über einan. der, davon der mittelste der Ectz. Hertzogrn zu Diensten stehen muß, wenn die Hof. Bedienten auf der Burg nicht alle Raum haben. Sonst hat die Stadt Wien sechs feste Thore, und zwölf gemauerte Basteyen, mit guten Ravelrnen, welche zwey Türcklsche Belagerungen, nemlich An. 1*39, und 168;. ausgehalteu. Das Inwendige ist in vier Vier- theil abgecherlet, die werden das Schotten, viertel, das wühmer» Viertel, das Stuben.viertel, und das Partner. Vierte! qenennet. In allem sind 80. Gassen, und 13. grosse Marckk. Plätze. Die Ertz. Herzogliche ober Kayserliche Burg in der Stadt, hat noch Kayser Carolus Vi. als der letzte Männ- liche Erbe seines Hauses, gautz neu bauen lassen, darinne ein prächtiges Opern. Haus ist. Doch ist mehr auf die H 5 Be-

6. Bd. 2 - S. 411

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 411 — F. Die Weaktion am Ende des Jahres 1848. a) Die Reaktion in Österreich. 1. Erlebnisse Blums und Fröbels in Wien. (Bericht Fröbels in der Sitzung der Nationalversammlung vom 18. November.) „. . . Nachdem der Antrag, der Bevölkerung Wiens für ihre Oktoberrevolution die Sympathie der Nationalversammlung zu bezeigen, abgelehnt war, beschlossen die beiden Fraktionen der Linken, durch uns (Blum und Fröbel) eine Sympathieadresse nach Wien zu senden. Wir reisten am 13. October ab, kamen am 17. in Wien an und überreichten verschiedenen (Korporationen, unter andern auch dem permanenten Ausschusse des Reichstags, die Adresse. Wenn ich nun gleich gestehen muß, daß in mir der Gedanke vorherrschte, an dem Kampfe Theil zu nehmen, so war es doch unsere Absicht, alsbald zurückzukehren, und ich begab mich mit Blum zu dem sächsischen Gesandten. Blum erhielt einen Paß von ihm, mir aber verweigerte er ihn, weil ich kein Sachse fei. Ich hatte nur meine Legitimation als Mitglied der Nationalversammlung bei mir, und diese war in den Augen der Soldaten gefährlich. Wir gingen immer noch mit dem Gedanken um, abzureisen, mußten aber bleiben, da man uns sagte, wir würden nicht mehr durch die Linien kommen. — Wir entschlossen uns nun, an der allgemeinen Bewaffnung Theil zu nehmen, und man forderte uns auf, in das Elitecorps zu treten. Dies geschah am 26. Man wünschte um so mehr, daß wir in dieses Corps einträten, da es bestimmt war, die Ordnung in der Stadt aufrecht zu erhalten . . . Wir glaubten dem Ruse der Ehre und der Pflicht folgen zu müssen. Blum übernahm die erste, ich die dritte Compagnie. Zu unserer Überraschung wurden wir alsbald getrennt, und jeder in der entgegengesetzten Seite auf den gefährlichsten Punct gestellt. Ich gewann bald die Überzeugung, daß die Stadt sich nicht halten könne und Verrath im Spiele sei . . . Wir ermahnten von dem Kampfe abzustehen, und reichten am 29. October unsere Entlassung ein. Von da ab bis zum 4. November verhielten wir uns ruhig zu Hause ... Am 2. Nov. wendeten wir uns an den k. Commandanten General Soron und zeigten ihm an, daß wir abreisen wollten und baten ihn, auf unsere Mitgliedschaft der Nationalversammlung hinweisend, um unsere Legitimation zur Reise. Er verwies uns an den General Cordon, an den wir am 3. schrieben. Die Antwort war, daß wir am 4. in der Frühe verhaftet wurden. Der Verhaftsbefehl stand auf der Rückseite des Briefes an Cordon. Vergebens beriefen wir uns auf unsere Würde als Mitglieder der Nationalversammlung. Wir wurden in das Stadtgefängniß gebracht, und faßen daselbst unter leidlicher Behandlung bis zum 8. zusammen. Ein Schreiben, das wir am 5. an den Präsidenten dieser Versammlung gerichtet, scheint nicht eingetroffen zu fein. — Am 8. des Morgens wurde zu uns ein uns verdächtiger Mitarrestant gebracht ... Er . . . suchte uns über unsere Theilnahme an dem Kampfe genau auszuforschen. Der Mann war mir umso verdächtiger, weil die irofojen auffallend gehorchten. Ich gab Blum Winke, die er aber nicht beachtete und sich offen gegen den Mann aussprach . . . (Dieser) suchte uns zu bestimmen, einen energischen Protest, als Mitglieder der Nationalversammlung, einzureichen. Wir thaten es und der Protest, von dem ich mir eine Abschrift nahm, die aber später ganz allein von meinen Effecten verschwunden war, ging am 8. Nachmittags 2 Uhr ab. Um 6 Uhr wurde Blum zum Verhör geführt, kam nicht mehr zu mir und die Antwort auf den Protest . . . war die Hinrichtung Blum's am

7. Teil 3 - S. 296

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 296 — ihr Lager beziehen. Es wurde Nacht; grau und tonlos lag die Landschaft da; unheimlich wie große Fackeln leuchteten die brennenden Dörfer in der Runde; am ganzen Horizont blitzte es von unzähligen kleinen Lagerfeuern. Da schlugen die Trommeln zum Gebete; wie einst bei Lenthen wurde das alte „Nuu danket alle Gott" vou der Musik angestimmt und setzte sich die langen, langen Reihen immer weiter fort über das ganze Siegesfeld: ein Schlummerlied den Toten, ein Trostgesang den Leidenden, den Lebenden eiu Dankgebet. Vom dunkelblauen Himmel glänzten die ruhigen Sterne aus das dampseude Schlachtfeld hernieder, und ein ganzes Volk in Waffen, ein Volk von Siegern, schaute beteud zu ihnen empor. d) Der Waffenstillstand. Die Niederlage von Königgrätz war von furchtbarer Wirkung für deu österreichischen Staat; sie hatte die Widerstandskraft Österreichs gebrochen, die glänzenden Siegeshoffnnngen zuuichte gemacht. Man hatte dem siegreichen Preußischen Heere keine neue Armee entgegenzustellen; der Weg nach Wien, in das Herz des Kaiserstaates, stand offen; das Gesuch um einen Waffenstillstand von vier Wochen, das der General Gablenz einen Tag nach der Schlacht bei Königgrätz dem Könige persönlich vortrug, wurde abgewiesen, obgleich er später seine Bemühung wiederholte. Mit großer Schnelligkeit rückten die Preußen nach einigen Tagen der Rnhe tiefer ins Feindesland. Die Armee des Kronprinzen zog auf Ölntütz in Mähren, wo Benedek seine zersprengten Truppen wieder sammelte. Die Armee des Prinzen Friedrich Karl zog über Brünn, die Elbarmee über Jglan geradeswegs aus Wien. Am 18. Juli befand sich das Hauptquartier der Preußen bereits in Nikolsburg, kaum 12 Meilen von Wien entfernt, während die preußischen Truppen bereits an der Grenze des in der Geschichte Österreichs so berühmten Marchfeldes standen; ihre Wachtfeuer leuchteten bis nach Wie»; von der Spitze des Stephansturmes in Wien ans sah man im Scheine der Sonne die Bajonette der Preußen blinken. Man erwartete täglich den Angriff auf Wien. Dasselbe war nur durch die Donau geschützt. Den Übergang über die Donau beherrschten nur die eiligst aufgeworfenen Florisdorfer Schanzen nördlich von Wien und Preßburg. schort hatte eiue preußische Heeresabteilung die kleinen Karpathen überstiegen und in einem siegreichen Gefecht dicht vor Preß-öurg, bereits auf ungarischem Boden, einen Teil der Österreicher abgeschnitten; Preßburg und damit der Donauübergang wäre sicher in die Hände der Preußen gefallen, als um die Mittagsstunde des 22. Juli die Nachricht von dem in Nikolsburg abgeschlossenen vierwöchentlichen Waffenstillstände die Preußen mitten in ihrem Siegeslaufe hemmte. Durch diesen Waffenstillstand zur rechten Zeit war Wien gerettet. Die Hauptentscheidungen des ganzen Krieges waren in den ersten 7 Tagen, vom 27. Juni bis 3. Juli gefallen, weshalb man ihn auch wohl den „siebentägigen Krieg" genannt hat.

8. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 243

1887 - Breslau : Hirt
46. Wien- 243 mit innigem Vergnügen an die schönen Tage zurückdenkt, welche er in Wien verlebte. An dem schönen Strome,, welcher die Straße ans dem nüchternen Abend- lande nach dem farbenreichen Oriente bildet, liegt Wien da, wo die flacheren Enden der Alpen und Karpaten einander nahe treten. An das Wiener Becken — wie die Geologen die Senke zwischen den genannten Gebirgen nennen — stoßen im Osten und Norden weite Ebenen, die unter den fleißigen Händen der Bewohner fruchtbare Gefilde geworden sind. Obwohl Wien nicht unmittelbar an dem Hauptbette der Donau liegt, erhält es doch durch den Donaukanal, einen bei Nußdorf südlich abbiegenden Arm, mit dem schonen Strome die innigste Fühlung. Vielfache Überschwemmungen durch den Strom gaben jedoch deu Anlaß zu der Douauregnlieruug, einem gewaltigen Unter- nehmen, das erst im Verlaufe vou 8 Jahreu zu Ende geführt werden konnte und deffeu Kosten ans 40 Mill. Mark angegeben werden. Für den Strom wurde dabei ein vollständig neues Bett gegraben, das 14000 m lang ist. Der bescheidene Wienfluß, welcher sich fchou nach kurzem Lanfe hier in die Donau ergießt, macht dadurch, daß er entweder zu wenig oder zu viel Wasser führt, sich den Bewohnern der Hauptstadt in höchst unangenehmer Weise bemerklich. Bei seiner bedeutsamen Lage auf der Grenze des Morgen- und Abend- landes und seiner nicht allzugroßen Entfernung von jenem Meere, welches feit alter Zeit ein wichtiger Mittelpunkt des Weltverkehres gewesen, mußte Wien sich zu einer der größten Städte des europäischen Festlandes entwickeln. Mit seinen Vororten zählt es weit über 1 Mill. Einwohner. An die Stelle der früheren Mauern, Thore und Bastionen sowie des sogenannten „Glacis", wodurch die innere Stadt von den Vorstädten getrennt wurde, ist gegenwärtig die Ringstraße getreten, an welcher die prächtigsten und großartigsten Ge- bände liegen. Wien ist besonders an dieser Stelle seit dem Jahre 1873 (dem Jahre der Ausstellung) eine säst neue Stadt geworden. Die 35 Vorstädte, welche als die erste Schicht um den innern Kern der Stadt gelten können, sind jetzt in 10 Bezirke geteilt. Eine zweite Schicht bilden die Vororte, welche durch die „Linie" von der Stadt getrennt sind. Diese Mauer, welche deu letzten Überrest des befestigten Wien ausmacht, muß früher oder fpäter auch fallen, weuu Wien noch die zahlreichen und außerordentlich bevölkerten Vororte in sich aufnehmen wird. Den Mittelpunkt des alteu Wien bildet die Stephanskirche, das be- denkendste Wahrzeichen der Stadt, mit dem weithin sichtbaren Turme. Wer die 533 Stufeu nicht fchent, der steige hinauf, ergötze sich au der weiten Fern- ficht und suche sich in dem Straßengewirre zurechtzufinden. In dem Turme, der an Höhe fast dem Straßbnrger Münster gleichkommt, hängt eine fast ir>*

9. Lesebuch für Gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 393

1913 - München : Oldenbourg
190. Wien. 393 strömt, aber im Laufe der Zeit zu einem reizenden Gemisch von Wiese und Wald, von Park und Tummelplatz, von bewegtestem Leben und stillster Einsamkeit geworden. Viele Wiener mag es geben, welche die Schönheiten ihres Praters nicht kennen, wenn er auch noch so besucht ist; denn so betäubend das Gewimmel an einigen Stellen, so einsam ist es an anderen; man könnte wähnen, wenn man die Wiesen und Ge- hölze entlang schritte, müsse man eher zu einer stillen Meierei gelangen als zu der riesenhaften Residenz einer großen Monarchie; aber gerade die riesenhafte Residenz braucht einen riesenhaften Garten, in den sich ihre Bevölkerung ausgießt und der doch noch Teile genug leer läßt für den einsamen Wanderer und Beobachter. Eine Stadt wie Wien muß man auch von außen überschauen. Den schönsten Überblick derselben genießt man vom Wiener Berge aus. Aufgetan vor unseren Augen liegt die Tiefe wie ein Tempel, über dem sich der blaue Himmel als Decke wölbt. Glänzend und funkelnd breitet sich die Stadt aus; ihr zur Seite schimmern die Silberfluten der Donau und die grünenden, blühenden Anen; die Ferne umfaßt ein Alpengurt und an den näheren Bergen hängen Wälder wie grünes Moos. Man übersieht die Residenzstadt mit einem Blicke in ihrer ganzen Herrlichkeit und Pracht, man sieht sie in der Fülle ihres Lebens. Und dies ist ganz bedeutend. Sieben Bahnen, deren Schienen- stränge mit ihren weitverzweigten Ausästungen alle Teile des Reiches durchziehen, münden in Wien. Daneben herrscht auf der Donau und dem Donaukanal reges Leben. Denn die Stadt bildet den Mittelpunkt des Handels, von dem aus sich der Warenverkehr im Innern der Monarchie entwickelt und insbesondere die Mode- und Luxusartikel be- zogen werden. Auch im Auslande hat sich die Wiener Industrie be- deutende Absatzgebiete erobert. Im Verein mit den Vororten fabriziert Wien alle Arten von Baumwollwaren, Seidenzeugen, Gold- und Silberarbeiten. Schlosser-, Galanterie- und Tischlerwaren, feuerfeste Kassen und Schränke, Wagen, Klaviere, Handschuhe u. s. w. Aus- gezeichnet ist auch die Bierbrauerei. Mächtig entwickelt sich das Geld- und Kreditwesen, dessen Mittelpunkt die Börse ist. Dabei herrscht in der schönen Donaustadt Frohsinn und heiteres, geselliges Leben; denn sie ist auch der Sammelpunkt der gesellschaftlichen Kreise des ganzen Landes. Zugleich ist Wien der politische und durch seine groß- artige Universität der geistige Mittelpunkt der gesamten Monarchie.

10. Bd. 1 - S. 236

1889 - Langensalza : Greßler
236 kann, liegen, weitläufiger und freundlicher gebaut, die 35 Vorstädte Wiens, von denen die zwei nördlichen, die Jägerzeil und die Leo- poldstadt, durch die Donau von der Stadt getrennt und durch fünf Brücken mit derselben verbunden sind. Die 33 übrigen umgürten die Stadt in einem großen Halbkreise und sind von derselben durch ein 600 Schritt breites, mit herrlichen Alleeen, üppigen Baumpflanzungen und grünen Rasenplätzen versehenes Glacis geschieden. Auf einem Flächenraume, welcher 3^2 deutsche Meilen im Umfange hat, leben hier 1 Mill. 170000 Einwohner (mit Einschluß der 35 Vorstädte), Deutsche, Italiener, Ungarn n. s. w., die vielen, besonders orien- talischen Fremden abgerechnet, welche sich fortwährend in Wien des ausgedehntesten Handels wegen aufhalten und in ihren eigentümlichen Nationaltrachten ein buntes Farben- und Formengemisch der Kleidung auf den Straßen zur Schau tragen. Auf die innere Stadt kommt indes nur der zehnte Teil der Bevölkerung. Wien, der Zusammenfluß des höchsten Adels und der Sitz der reichsten Kaufmannschaft des ganzen Kaiserstaates, ist reich an großen, prachtvollen Palästen und andern Gebäuden, welche mit geschmack- vollen Läden, in welchen der Luxus zur Schau gestellt ist, oft ganze Straßen einnehmen. Doch unter allen tritt ein Bauwerk ganz be- sonders hervor, es ist die Stephanskirche mit ihrem 137 Meter hohen Turme. Diese herrlichste Kirche Wiens ist zugleich eine der schönsten in der Welt und ein vorzügliches Denkmal altdeutscher Baukunst. Sie ward 1144 angefangen und in der Mitte des fünfzehnten Jahr- Hunderts vollendet. Ein Reisender beschreibt" uns dieses prachtvolle Werk menschlicher Kunst also: Vor uns steht der altersgraue Dom in seiner ganzen ehrwürdigen Pracht mit der Riesenpyramide. Der ganze Bau ist aus Sandsteinquadern aufgetürmt, und doch erscheint er uns mit seinen zahllosen Gipfeln wie eben so vielen Blütenzweigen und frischen Sprossen, mit seinem durchbrochenen Laubwerk, aus welchem plötzlich abenteuerliche Tiergestalten hervorspringen, mit jenem ungeheuren Stamme, dessen Blütenkrone, der Sonne frei ausgeschlossen, Kreuz und Adler trägt, — wie ein Wald, dessen tausend Stämme unten an den Wurzeln aneinander gewachsen sind; und treten wir in sein Inneres, so belebt das in Farben gesplitterte Licht jenes steinerne Volk von Engeln, Heiligen, Blutzeugen und Fürsten; blicken wir zu den schlanken Schäften empor, die hoch oben, deni Auge fast unkenntlich, die Äste ineinander schlingen, so wähnen wir uns in ein fernes Wnn- derland versetzt. Dazu prangt im Sonnenscheine das Dach im Farben- glänze seiner glasierten, bunten Ziegel. Zu den sonstigen merkwürdigen Gebäuden Wiens gehört die kaiserliche Burg. Sie ist von gewaltigem Umfange, besitzt große Schätze an Kunstarbeiten, Naturalien und Münzen. In ihren Neben- gebäuden befinden sich die Universität, das Burgtheater und die Biblio- thek. Außerdem sind noch besonders hervorzuheben: das mächtige

11. Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts - S. 113

1902 - Trier : Lintz
Züge aus dem Kulturbilde der Erde. 113 hatte Wien viel durch Kr i e g s z e i ten zu leiden. Die Türkenbelagerungen, die Opfer des 30jährigen Krieges, des spanischen Erbfolgekrieges und der Freiheitskriege schlugen der Stadt und dem Staate tiefe Wunden. Wie kräftig aber trotzdem die Quellen des Wohlstandes flössen, erkennen wir aus dem Umstände, dass z. B. während des 30jährigen Krieges drei der heutigen Kirchen erbaut wurdeu, die Kapuz i n er k i r eh e (1622), die U n i v e r s i t ä ts- kirche (1628—1631) und die Scho 11 enkir che (1638—1662), und dass man gleich nach dem letzten Pariser Frieden 1815 zur Gründung einer technischen Hochschule schreiten konnte. Fortwährend gehemmt wurde aber die Entwicklung Wiens durch den militärischen Charakter als Festung, den die Stadt infolge der vielen Kriege bis in die jüngste Zeit beibehalten musste. Als man im Jahre 1858 begann, die Umwallung der inneren Stadt zu entfernen, und an die Stelle der „Glacis" die Ringstrasse trat, da nahmen Gewerbe und Handel einen gewaltigen Aufschwung, der auch auf Kunst und Wissenschaft neu be- lebend wirkte. Wien entfaltete sich nicht bloss zum ersten Gewerbe- und Handelsplatz der ös te rr e i eh is c h - un g ar i s c h e n Monarchie, ja des ganzen südöstlichen Europa, sondern übernahm, beziehungsweise be- hauptete diese Führerrolle auch auf dem Gebiete der Kunst und Wissen- schaft. Der durch die Anlage der Ringstrasse gewonnene Raum wurde zum grossen Teil für Kunstbauten und für Stätten der Wissenschaft verwendet. Es wurden erbaut di^ Handelsakademie (1860—1862), das Museum für Kunst und Industrie (1868—1871), die Votivkirche (1856—1879), das Hofopern-Theater (1861—1869), die Kunstgewerbe- schule (1875—1877), das Rathaus (1873—1883, für 15 Millionen Gulden), die Universität (1873—1884), die beiden Hofmuseen, das kunst- und das n at ur h is t o ris c h e Museum (1872—1889), das H o f b u r g - T h ea t e r (1876—1889). Die in ungefähr dem nämlichen Zeitabschnitte erfolgte Donau- Regulierung (1870—1877), die einen Kostenaufwand von 32 Millionen Gulden erforderte, eröffnete durch die Förderung der Donauschiffahrt neue günstige Aussichten für die Zukunft. Im Jahre 1890 fiel endlich mit dem äusseren, dem Linienwalle, das letztê Hemmnis für die Fortentwicklung der Stadt. Möge die neue Kräftigung, die das ganze städtische Gemeinwesen dadurch erhielt, sowie der Aufschwung, den in den letzten Jahrzehnten Gewerbe und Handel in der ganzen österreichischen Monarchie nahmen, auch wieder Wiens Stätten der Kunst und Wissenschaft zugute kommen. Wir gelangen zur Beantwortung der zweiten Frage: „Welche besonderen wirtschaftlichen Zwecke lagen der Aufwendung so bedeutender Mittel für Kunst und Wissenschaft zugrunde?" Aus der Pflege der Kunst und Wissen- schaft sollte wieder ein Nährboden für das gesamte Erwerbsleben erwachsen. Einige der früher genannten Schöpfungen lassen ihres allgemeinen Charakters wegen dies allerdings weniger erkennen. Wer wollte aber leugnen, dass die Förderung der wissenschaftlichen Forschung durch die Universität, besonders auf dem Gebiete der Naturwissenschaft, in mancher Hinsicht auch befruchtend auf das Erwerbsleben einwirkt, und dass ebenso die grössere geistige Regsamkeit, die durch die Einrichtung von Museen in die Masse des Volkes getragen wirdr einen solchen Einfluss ausübt! Bei vielen Gründungen zur Pflege der Kunst und Wissenschaft tritt aber die Rücksichtnahme auf das Erwerbsleben sehr bestimmt hervor. Die Kunstgewerbeschule hat an dem Aufblühen des K u nstgewerbes, das wohl unter den Wiener Industriezweigen einer der wichtigsten ist, grossen Anteil, das Museum für Kunst und Industrie übt nach der nämlichen Richtung hin einen fördernden Einfluss aus, die geologische Reichsanstalt unterstützt den Bergbau, die Handelsakademie bildet die Kräfte heran, die auf den Bahnen des Handels tätig sein sollen, und das Handels- museum führt in grosser Reichhaltigkeit wichtige Gegenstände für den Handels- verkehr, besonders nach dem Orient, belehrend vor Augen. Erst wenn wir unter diesen Gesichtspunkten die grossartigen Wiener Schöpfungen für Kunst und Wissenschaft betrachten, werden wir ihre Bedeutung recht zu würdigen verstehen. Kerp, Methodik, 2. Aufl.

12. Das Mittelalter - S. 14

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
14 A. Die deutsch-österreichischen Lrblande b) Die Stadt Wien nach des Schilberung der Äneas Silvius.1 Aus seiner „Historia rerum Friderici Iii. imperatoris“. Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. Xv. 2 Bb. 1. Hälfte. S. 15ff. Wien wirb von einem Itcauerringe, der 2000 Schritte lang ist, eingeschlossen; sie hat bebeutenbe Vorstäbte, die ihrerseits von breiten Gräben und Xdällen umgeben sinb. Aber auch die Stadt selbst hat einen mächtigen Graben und bavor einen sehr hohen wall. hinter dem Graben kommen die bicfen und hohen Ittauern mit zahlreichen Türmen und Vorwerken, wie sie für die Verteidigung geeignet sinb. Die Häuser der Bürger sinb geräumig und mit reicher Ornamentik versehen, babei aber boch in ihrer Anlage solibe und fest. Überall finbet man gewölbte Torgänge und breite Höfe. Hb er an Stelle der Griffinten hat man hier heizbare Zimmer, welche von ihnen „Stuben" genannt werben; benn nur auf biefe weise bewältigt man des winters Strenge. Fenster von Glas lassen von allen Seiten das Licht durch, die Tore sinb meist von Eisen. In ihnen hängen viel Singvögel. Das Geräte in den Häusern ist reichlich und geschmackvoll. Für Pferbe und Lastvieh aller Rrt hat man geräumige Ställe. Die hohe Front der Häuser gewährt einen prächtigen Anblick. Hur das macht einen unschönen (Einbruck, daß man die Dächer meist mit Schinbeln beckt, nur wenige mit Siegeln. 3m übrigen bestehen die Häuser aus Steinmauern. Innen und außen erglänzen die Häuser von weißem Anstrich. Tritt man in ein beliebiges haus, so glaubt man in den Palast eines Fürsten gekommen zu sein. Des Abels und der Geistlichkeit Häuser sinb frei von Steuern, und es stehen den Behörben der Stadt über biefe Gerechtsame nicht zu. Die Weinkeller sinb so tief und geräumig, daß man sagen könnte, es gäbe in Wien unter der (Erbe ebenso gut (Bebäube wie über der (Erbe. Der Plan der Straßen ist mit festen Steinen gepflastert, so daß er nicht leicht durch die Räber der Fuhrwerke eingefurcht wirb. Den heiligen im Himmel und dem höchsten Gott selbst sinb geräumige, prachtvolle Kirchen geweiht, erbaut aus behauenen Steinen, hochgewölbt, durch ihre Säulenreihen bewunbernswert. Heiligenreliquien hat man sehr zahlreiche und kostbare, in Silber, Golb und (Ebelgestein gefaßt. Der Kirchen Schmuck ist großartig, reich das Gerät. Die priefterschaften sinb zum Überfluß mit Gütern botiert. (Im weiteren wirb über einzelne Kirchen, Klöster, die Universität, ihre Lehrer und Hörer berichtet.) Die Bevölkerung der Stadt schätzt man auf 50000 Kommunikanten. Tu an wählt einen Hat von 18 Männern, ferner einen Richter als vor-fitzenben des Gerichtshofes, enblich einen Bürgermeister, dem die Sorge für die Stadt obliegt. Diese letzteren erwählt der Lanbesfürft, und zwar nimmt 1 Daß jedoch die Schilderung des stilgewandten Humanisten nicht frei von Übertreibung ist, muß bemerkt werden. Gleichwohl wurde sie Vorlage und Vorbild für ähnliche Schilderungen, die man späterhin über Wien bot.

13. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 180

1858 - Osnabrück : Rackhorst
180 10. Wien und seine Lage. Wien, die mächtige Kaiserstadt, von der der Oesterreicher so gern singt: „'s gibt nur ein' Kaiserstadt, 's gibt nur ein Wien!" nimmt mit ihren 34 Vorstädten einen Raum von Sx/2 Meile im Umfange ein und enthält gegenwärtig (1858) inner- halb der Linien, d. h. der äußern Grenzen der Vorstädte 473,000 Seelen; der Polizei-Rayon Wien aber, d. h. der ganze Bezirk, über welchen der Arm der städtischen Polizei reicht, umfaßt 532,000 Einwohner. Unter jenen 473,000 E. sind gegen 7000 Protestanten und an 10,000 Juden; alle übrigen sind Katho- liken. Schon von fern, ehe man in die Stadt eintritt, sieht man über das Häusermeer das Wahrzeichen der Stadt, den Turm des Sct. Stephansdoms. Treten wir in die Stadt selbst ein, was stellt sich da unfern erstaunten Blicken alles dar! Kirchen, Paläste und reiche Privatwohnungen in seltener Pracht und Anzahl. Da fesselt vor allem der Stephansdom in der Altstadt unsere Auf- merksamkeit; ein ehrwürdiges, mit den Münstern zu Straßburg und Freiburg wetteiferndes gothisches Gebäude, 342 Fuß lang, 222 Fuß breit und 79 Fuß hoch; der schon genannte Turm aber, welchen Meister Wenzla im 14. Jahrhunderte zu bauen begann und Meister Buchsbaum 1433 vollendete, hat 429 Fuß Höhe. Ein zweiter Turm, der neben dem andern sich erheben sollte, ist nur halb zu Stande gekommen, gerade wie beim Straßburger Mün- ster; seit 1516 blieb die Arbeit daran liegen. Welche Pracht entfaltet aber dieser Riesenbau, dessen Turm mit seinen durch- brochenen Wänden, Wappen, Figuren, ausgezackten Baldachinen, Zackenlinien, Giebeln, Spitz- und Rundbogen wie ein Spitzen- gewebe erscheint, während der ganze Dom ein unendlich reich und schön verzierter Riesenschrein ist, in welchem Tausende von Kunstwerken enthalten sind. Der älteste Theil Wiens, die Altstadt, ehemals durch Ba- steien, Graben und Glacis, jetzt durch Alleen und herrliche Baum- und Gartenanlagen von jenen 34 Vorstädten getrennt, enthält überhaupt die bedeutendsten Kirchen, prächtige Paläste des reichen österreichischen und ungarischen Adels und die kaiserliche Burg. Diese Burg von gewaltigem Umfange besitzt große Schätze an Kunstarbeiten, Naturalien und Münzen. Zu ihren Gebäuden ge- hört unter andern die Universität, das Burgtheater und die Bi- bliothek. Im Kapuzinerkloster ist die kaiserliche Familiengruft, je- doch wird jedesmal das Herz mit silberner Kapsel bei den

14. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 262

1878 - Danzig : Gruihn
262 - Geschichte der neuen Zeit. Joseph Ii. in seinem 23. Jahre zu seinem Kammer-Componisten und setzte ihm ein Gehalt aus. Seine musikalischen Compositionen hatten viele Neider. Viele Kunst- richter verachteten seine Werke; die allgemeine Verbreitung derselben fand erst nach seinem Tode statt. Seine Opern aus reiferen Jahren haben sich sämmtlich aus dem Theater erhalten. Von feinen Werken nennen wir: „Figaros Hochzeit", „Don Juan", „Die Zauberflöte", „Titus", „Das Requiem". Ludwig vanbeethoveii, dev größte Jnstrumeutal-Compo-nift der neuesten Zeit, wurde (1770) zu Bonn geboren, wo sein Vater Tenorist am Theater war. Schon in seinem 11. Jahre war er ein fertiger Klavierspieler. Mit 15 Jahren wurde er bereits Organist. 16 Jahre alt sah er Mozart in Wien, der von dem Jüngling ebenfalls Großes erwartete. Als feine Mutter starb, mußte er auch für feine jüngeren Geschwister sorgen. Der Kurfürst von Köln schickte um zur weiteren Ausbildn g nach Wien. Beethoven lernte hier die großen Komponisten Haydu und Albrechtsberger kennen, unter welchen er sich vervollkommnete. Durch fein Clavierfpiel setzte er die vornehmsten Cirkel Wiens in Erstaunen und Entzücken. Aus dieser Zeit stammen Beethoven's erhabenste Kompositionen. Leider verlor der Toukünstler später das Gehör, wodurch ihm das Leben sehr verbittert wurde. Von nun an lebte er vereinsamt und zurückgezogen bei Wien bis an fein Ende (1827). Zn feinen großen Schöpfungen gehören: Die Oper „Fidelio", viele Symphonien, das Oratorium „Christus am Oelberg" und andere Werfe. Bccthorcii.

15. Abth. 2 - S. 101

1823 - Elberfeld : Büschler
Dreißigjähriger Krieg. 101 von Außen durch die Türken geschreckt; dazu von allen Seil - n der Haß der Protestanten gegen ihn gerichtet, weil er aus seinem Eifer gegen sie kein Hehl machte. { Aber in diesen s:u- genbkicken zeigte Ferdinand seine unerschütterliche Standhaf- tigkeit. „Unangesehn aller der Gefahren, " sagt vxn ihm einer seiner Diener, der Graf Kbevenhtller, „bat der hoch- löbliche Herr nie verzagt, ist beständig in Religion und Zu- versicht gegen Gott verblieben, der hat ihn in seinen Schutz genommen, und ibm wider aller Menschen Vernunft über dieses rcthe Meer geholfen." Der Graf Thurn rückte mit böhmischen Schaaren gegen Wien, und als man lhn über die Absicht dieses Zuges be- fragte, antwortete er: „Wo er irgend geworbenes Volk wisse, da suche er cs auf, um es zu zerstreuen. Zwischen Katholiken und Protestanten müsse künftig durchaus Gleich- heit seyn und jene nicht, wie bisher, gleich Oehi oben auf schwimmen." Er kam bis vor Wien und seine Leute schos- sen sogar bis in die kaiserliche Burg, wo sich Ferdinand, von öffentlichen und heimlichen Feinden umgeben, aufhieit. Er durfte seine Hauptstadt nicht verlassen, wenn nicht Oest- reich und damit die Hoffnung des Kaiscrthums verloren gehen sollte. Aber die Gegner hielten ihn doch für verloren; schon sprachen sie von seiner Einsperrung in ein Kloster und der Erziehung seiner Kinder in der protestantischen Lehre. Und in dem gesährlichsten Augenblicke erschienen sechszeyn Mitglieder der öftreichischen Stände vor Ferdinand, und forderten mit Ungestüm seine'einwilligung zu ihrer Bewaff- nung und zu dem Bündnisse, welches siemit Böhmen schließen wollten. Ja einer ging sogar so weit, den König bey den Knöpfen seines Lcibrockes zu fassen, mit dem dringenden Begeyrcn, die vorgelegten Punkte sogleich zu unterschreiben. — Aber in eben diesem Augenblicke ritten, wie durch wunder- bare Fügung, fünfhundert Dampiersche Reuter, eben von Krems in Wien einrückend und weitere Befehle erwartend, unkundig dessen, was im Schlosse vorging, unter Trompe- tenschall auf den Burghof. In der größten Bestürzung ent- fernten sich die Abgeordneten, welche die Ankunft der Steil* ter für absichtlich hielten, und Ferdinand war ans peinli- cher Verlegenheit befreit. *) Der Graf Thurn mußte bald nach Böhmen zurück, weil Prag von öftreichischen Schaaren bedroht wurde, und die- sen Augenblick benutzte Ferdinand zu einem andern, gewagten *) Seit dieser Zeit, zum Andenken des wichtigen Augenblicks, hat die- ? ses Reuterregimcnt die Erlaubniß, wenn es durch Wien z^eyt, über den Burgplatz zu reiten, welches andern nicht ertaubt ist.

16. Abth. 1 - S. 136

1818 - Elberfeld : Büschler
i36 Vi.ztr.karlvbiszumwestph.fried. 1520-1648 Der Graf Thurn rückte mit böhmischen Schaa- ren gegen Wien, und als man ihn über die Ab- sicht dieses Zuges befragte/ antwortete er: ,,Wo er irgend geworben Volk wisse, da suche er es auf. Zwischen Katholiken und Protestanten müsse künftig durchaus Gleichheit seyn und jene nicht, wie bisher, gleich Oehl obenauf schwimmen. " Er kam bis vor Wien und seine Leute schossen sogar bis in die kaiserliche Burg, wo sich Ferdinand, von öffentlichen und heimlichen Feinden umgeben, aufhielt. Er durfte seine Hauptstadt nicht verlas- sen, wenn nicht Oestreich und damit die Hoffnung des Kaiserthums verloren gehen sollte. Aber die Gegner hielten ihn doch für verloren ; schon sprachen sie von seiner Einsperrung in ein Kloster und der Erziehung seiner Kinder in der protestantischen Lehre. Und in dem gefährlichsten Augenblicke er- schienen sechszehn Mitglieder der östreichschen Stände vor Ferdinand, und forderten mit Unge- stüm seine Einwilligung zu ihrer Bewaffnung und zu dem Bündnisse, welches sie mit den Böhmen schließen wollten. Ja einer aus ihuen ging sogar so weit, den König bei den Knöpfen seines Leib- rockes ztt fassen, mit dem dringenden Begehren, die vorgelegten Punkte sogleich zu unterschreiben. — Aber in eben diesem Augenblicke ritten, wie durch wunderbare Fügung, fünfhundert Dampier- sche Reuter, eben von Krems in Wien einrückend und weitere Befehle erwartend, unter Trompeten- schall auf den Burghof. Zn der größten Bestür- zung entferten sich die Abgeordneten , und Ferdinand war aus peinlicher Verlegenheit befreit. *) Der Graf Thurn mußte bald nach Böhmen zurück, weil Prag von östreichschen Schaaren be- droht wurde, und diesen Augenblick benutzte Fer- dinand zu einem andern, gewagten Vorhaben. *) Seit dieser Zeit, zum Andenken des wichtigen Au- genblicks, hat dieses Reuterregiment die Eriaubnrß, wenn es durch Wien zieht, über den Burgplatz zu reiten , welches andern nicht erlaubt ist.

17. Die Neuzeit - S. 346

1915 - Kempten : Kösel
346 Die Belagerung von Wien. eigener Machtvollkommenheit erlassen. Als die feindliche Reiterei so nahe an die Stadt rckte, da man mit Kanonen .auf sie schieen und sie durch die eigene Kavallerie verjagen mute, da sah der Kommandant Graf Starhemberg, da dieses zur Belagerung der Stadt Wien und Schlagung des Lagers an-gesehen" sei. Er hat", so erzhlt der Stadtschreiber Hocke, nach geschlossenem Rate die Vorstdte umb und umb abzubrennen anbefohlen, so auch Nachmittags werkstellig gemacht und alle die Vorstdte angezndet worden, welches erschrck licher als der Brand Trojas zu sehen gewesen, indeme so viel schne Clster und Kirchen neben andern schnsten Palatien, Gebuden, Wohn- und Lust-Husern, Stdel und Grten in die Aschen gelegt und viel hunderttausend Gulden an Mobilien, Viclualien, Getreide, Habern, Heu und Streu mit verbrunnen. Unter andern auch beide gleich vor dem Neuenthor gestandene kaiserliche und gemeiner Stadt Holzstadl in Brand gesteckt worden, welche beraus groe Feuersbrunst dem unweit daran in der Stadt gelegenen kaiserlichen Arsenal und bei den kaiserl. und gemeiner Stadt Pulvertrmen die grte Gefahr zu-gefgt. Derentwegen Jhro Excellenz Herr Commandant mit etlich seiner Officiren sich persnlich hinausverfgt und unangesehen der Feind die Vorstadl schon ziemlich durchstrichen, der Lschung des zur Sladtdefension erforderten Bauholz halber eine gute Viertelstund beigewohnet. Dabei auch der Herr Brgermeister, gemeiner Stadt Ober- und Untercaminerer mit ziemlicher Menge der Burgerschaft negst denen Pallisaden und auf der Neuenthorbastei mit Spritzen, mber (Eimern) und Wasser in Bereitschafft gestanden, gute 06ficht gehalten und die Fenster und Lcher der Pulverthrme vermauern lassen: darber alles ohne einiges Unglck abgegangen". Erst jetzt am Abend des 13. Juli rckte auch der Rest der Infanterie in die Stadt ein und wurde, wie schon mehrere Regimenter vorher, zunchst im gedeckten Wege hinter den Palisaden einquartiert. B. Die Trken marschierten') an die ihnen angewiesenen Pltze und richteten das Lager auf. Den ganzen Tag hielt das Gewirre und Geschrei im Halb-kreise um die Stadt an. Die Belagerten sahen von den Wllen aus die ganze trkische Macht mit unzhligen beladenen Wagen, Pferden, Kamelen, Bffeln und anderen Ochsen von der Hhe des Hgels von St. Marx durch die schon genannten rter bis an die Donau bei Nudorf ziehen und das Lager in Form eines Halbmonds in diesen Gegenden und zwischen den abgebrannten Husern der Vorstdte aufschlagen. Noch im Lager vor Raab2) war der 1) Es war am 14. Juli. Die Zahl der trkischen Streitkrfte vor Wien belief sich aus 8090 000 Mann. 2) Auch diese Stadt konnte von den Trken so wenig erobert werden wie Wien.

18. Bd. 3 - S. 245

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 4. Ludwig Xiv. der Mrche gegenüber. Jansenisnms. 245 Stadt 27. Sept., da viele Bürger auf der Frankfurter-Messe sich befanden. Die Anwesenden sahen sich wehrlos; die Franzosen fügten zu glänzenden Versprechungen fürchterliche Drohungen; die Bürger verzagten und ergaben sich 30. Sept. 1681. Darauf hielt Ludwig einen prunkvollen Einzug, wobei er wie ein ruhmbekränzter Sieger um sich schaute, und an der Psorte des majestätischen Münsters bewillkommte ihn der Bischof (von Zabern) Franz Egon von Fürstenberg mit den Simeonsworten: „Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, nachdem meine Augen den Heiland gesehen!" Als sich die treudeutsche Bürgerschaft aus ihrer Betäubung erholt hatte, seufzte sie tief, doch wagte sie kein Widerstreben mehr. Die meisten Zusicherungen wurden gebrochen, die schönsten Kirchen den Katholiken gegeben und 372 Millionen Franks Kontributionen erhoben. — Die andern Beeinträchtigten erhoben zwar die stärksten Klagen und Einsprachen; aber Ludwig wies sie höhnisch ab, er wußte, daß sich keiner erkühnen werde, mit ihm Krieg anzufangen. Das deutsche Reich überließ ihm sein Hauptbollwerk, ohne sich zu regen. Kaiser Leopold I. verband sich zwar mit andern Fürsten, um Ludwig's Räubereien entgegenzutreten; aber dieser beschäftigte ihn anderweit, der schlaue Franzose reizte die Türken auf, daß sie mit einem ungeheuern Heere durch Ungarn bis nach Wien vordrangen und es belagerten (§ 10). Karl V. hatte wohl einst gesprochen: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien stünden, würde ich Wien fahren lassen und Straßburg retten;" aber Leopold wendete doch jetzt Wien alle seine Sorge zu. Und der große Räuber freute sich lachend seines gesicherten Raubs. Er stand auf der Höhe seiner Macht. § 4. Ludwig Xiv. der Kirche gegenüber. Jansenisums. Wie Ludwig im Politischen verfuhr, wissen wir nun so ziemlich; achten wir aus sein Verhalten hu Kirchlichen. Eine merkwürdige Erscheinung in der katholischen Kirche

19. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ende der Französischen Revolution - S. 22

1905 - Hamburg : Boysen
— 22 — die Hauptstadt des Kaisers erobern und hoffte, dadurch unabsehbare weitere Erfolge zu gewinnen. Seit einem Jahre schon hatte man sich in Wien mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß die Türken wieder — wie schon einmal 1529 — vor der Stadt erscheinen könnten, und der Kaiser hatte sich nach Verbündeten umgesehen. Zuerst fand er bei der römischen Kurie Unterstützung; diese erblickte in der tödlichen Gefahr des Kaisers ihre eigene Angelegenheit, und der Papst spendete aus seinem wohlgefüllten Schatze dem geldbedürftigen Wiener Hofe reichliche Mittel. Darauf gelang es, auch den König Johann Sobieski von Polen für ein Waffenbündnis gegen die Türken zu gewinnen. Mit 40000 Mann, versprach der Polenkönig, dem Kaiser zu Hilfe zu kommen, freilich nicht, ohne sich für seine Hilfeleistung eine beträchtliche Geldsumme auszubedingen. Auch aus dem Reiche war wenigstens einige Unterstützung zu erwarten. Aber was der Kaiser den türkischen Völkern zunächst, ehe die Bundesgenossen angelangt waren, entgegenzusetzen hatte, reichte zu erfolgreichem Widerstande bei weitem nicht aus. Die Zahl seiner Truppen belief sich auf nicht viel mehr als 40000 Mann, die sich über eine lange Verteidigungslinie ausbreiten mußten. Die kaiserliche Artillerie zählte nur 100 Geschütze, während der Großvezier 300 mit sich führte. Unter diesen Umständen konnte der Herzog Karl von Lothringen, dem der Kaiser den Oberbefehl übertragen hatte, den Kampf in offenem Felde nicht aufnehmen, bevor die erwarteten Hilfstruppen zur Stelle waren. Unter steten kleinen Gefechten zog er sich von Raab aus, wo er zuerst Aufstellung genommen, die Donau entlang gegen Wien hin zurück, um für alle Fälle die Hauptstadt in Verteidigungszustand zu bringen. Er legte eine Besatzung von ungefähr 11 000 Mann in die Stadt und nahm mit der Hauptmasse der Truppen eine gesicherte Stellung in der Nähe, der Reichs- und Polenhilfe und des Tages der Entscheidung harrend. Am 12. Juli trafen die ersten türkischen Heerhaufen vor Wien ein; fünf Tage später war die Stadt auf allen Seiten eingeschlossen. Und so begann jene denkwürdige Belagerung und noch denkwürdigere Verteidigung von 1683. Das Buch schildert natürlich nicht die Einzelheiten der immer wiederholten Stürme und ihrer heldenmütigen Abwehr. Die Arbeit der gewaltigen türkischen Batterien und der Nahkampf auf den Wällen, in Laufgräben und Breschen wurden beständig von einem fürchterlichen Minenkrieg begleitet. Von jeher war der Minenkrieg das besonders ausgebildete Angriffsmittel osmanischer Belagerungskunst gewesen, und durch nichts haben auch hier die Türken den Mut der Belagerer auf eine härtere Probe gestellt, Wien dem Falle näher gebracht, als durch diese unheimliche unterirdische Arbeit. Acht schwere Wochen lang hielt die Stadt aus, sehnsüchtig des Entsatzes harrend. Anfang September wurde die Lage bedenklich. Nahrung und Pulver gingen zu Ende; die Reihen der Truppen waren gelichtet; Hunger und Krankheit schlichen durch die Straßen; von dem Turm der Stephanskirche stiegen nachts Raketen als Notzeichen empor, die Freunde draußen zu schleuniger Hilfe mahnend, und je größer die Bedrängnis wurde,

20. Bd. 1 - S. 463

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
146. Wien. 463 Wie die Decoration des äußern Schauplatzes, so erfuhr auch das sociale Leben der alten Kaiserstadt seit einem Decennium eine merkliche Verände- rung. Während auf der Ringstraße und in der „Nobelallee" des Praters eine rasch emporgekommene Geldaristokratie einen immer wachsenden Auf- wand entfaltet, mit welchem der wirkliche Adel nur noch in seltenen Fällen wetteifern kann, vermehrt sich in den schmutzigen Gassen abseits der Stadt das Proletariat in erschreckender Weise und damit zugleich die Zahl der Verbrechen, Selbstmorde und Familienkatastrophen, welche in der Regel durch bittere Noth und Verzweiflung hervorgerufen werden. Die socialen Gegen- sätze spitzen sich immer mehr zu: die Etablissements der Großindustriellen werden immer Zahlreicher und großartiger, während die Werkstätten der klei- nen Gewerbsleute immer mehr abnehmen an Zahl und Umfang. Dieser Geist des Zeitalters der Industrie, der Börse und der Association hat auch dem neuen Wien einen veränderten Charakter aufgedrückt, jedoch Vorzugs- weife den fremden Elementen der Bevölkerung, die aus den Provinzen und dem Auslande herbeigeströmt sind und jetzt mindestens die Hälfte der Ge- fammtbevölkerung ausmachen. Dagegen hat sich bei der eingeborenen Be- völkerung, namentlich bei den mittleren Ständen, der traditionelle Charakter des alten Wien, in welchem Gutmüthigkeit, Behäbigkeit und Genußsucht die hervorstechendsten Züge sind, noch immer erhalten. Unter den (79) Kirchen Wiens ragen vorzugsweise hervor: der Ste- phansdom im gothischen Stile, mit einem der höchsten Thürme (141 M.); die frei auf einer Anhöhe liegende und mit der Front der Stadt zugekehrte Karlskirche, die schönste aus der Renaissance-Zeit; die Augustiner- oder Hofpfarrkirche mit Canova's Grabdenkmal der Erzherzogin Maria Christina (-j- 1793), vom Herzog Albert von Sachfen-Tefchen seiner Gemahlin errich- tet; die Kapuzinerkirche mit der kaiserlichen Gruft, in welcher Maria Theresia und ihr Gemahl Franz I., Joseph Ii., Marie Louise (Wittwe Na- poleon's) und ihr Sohn (Herzog von Reichstadt), Kaiser Maximilian von Mexico u. s. w. ruhen. Der in ästhetischer Hinsicht bedeutendste Neubau in Oesterreich ist die im Aeußern bereits vollendete Votivkirche in rein gothischem Stile zur Erinnerung an die glückliche Rettung des Kaisers aus den Gefahren des gegen ihn gerichteten Attentates (1853). Auch der ifrae- litifche Tempel oder die Synagoge im byzantinischen Stil mit einer sehr esfectreichen Vorhalle ist ein geschmackvoller Neubau. Unter den (weltlichen) öffentlichen Gebäuden darf die fog. Burg oder der von der kaiserlichen Familie bewohnte Palast vielleicht am wenig- sten auf architektonische Schönheit Anspruch machen, denn es ist ein in ver- schiedenen Zeiten entstandener Complex von Gebäuden sehr verschiedenen Geschmacks und ohne harmonischen Zusammenhang, in welchem sich auch verschiedene wissenschaftliche Sammlungen (s. unten) und die reiche Schatz- kammer mit zahlreichen historisch-merkwürdigen Gegenständen befinden. Da-