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1. Heimatkunde des Regierungsbezirks Aachen - S. 36

1917 - Aachen : Jacobi
36 Die Plätze an. In Aachen errichteten sie zum Schutze der Bader ein Kastell. Auch wurden hier römische Gesetze und Sitten eingeführt. J) Durch die Römer wurden die Bewohner am Rhein schon früh mit dein Christentum bckannt. Bald predigten, vom hl. Apostel Petrus gesandt, die hl. Eu- charius urd Valerius in Trier, der hl. Maternus in Trier, Cöln und Tongern (Lüttich) und gründeten dort christliche Gemeinden. Die Bewohner von Aachen und Umgegend sind wahrscheinlich von Cöln und Tongern aus zum Christentum gesührt worden. Zur Zeit Kaiser Konstantins des Großen unterschied man die Bewohner zwischen Rhein und Maas in zwei Völkerschaften: die Ubier mit der Bischofsstadt Cöln und die Tongerer mit der Hauptstadt Lüttlch. Die Grenzen dieser beiden Völkerschaften bezeichnet eine Linie, welche die Orte Uren, Aachen, Herzogenrath, Geilenkirchen, Randerath und Venlo berührt. Im 5. Jahrbundert wurden die Franken die Herren des Landes: die Diözese Cöln gehörte den ripuorischen und die Diözese Tongern den salischen Franken. Vom ripuar>schen Herzogtum lagen im Regierungsbezirk Aachen: der ganze Jülichgau, sowie Teile des Ardenner-, Eike!-, Zülpich-, Cölner und Mühlgaues; vom salischen oder Hosbanien-Herzogtnm Teile des Ardenner-, Lüttich-, Niedkr- und Ober-Maas- und Mühlgaues. *) Unter Chlodwig, einem salischen Franken, wurden die beiden Herzogtümer- vereinigt und noch durch andere Länder vergrößert, jedoch schon nach seinem Tode in Austrasini iwozn auch unser Bezirk gehörte) und Neustrien geteilt. Unter Pippin von Heristall, einem Ripuarier, und seinen Nachfolgern, na- mentlich Karl dem Großen, gelangte das Fraukenreich und mit ihm unser Heimatland zu hoher Blüte. Aachen wurde dauernd Kömgssttz; in Düren befand sich eine königliche Pfalz; Eschweiler und Gangelt waren königliche Güter. Das Christentum, welches schon frrh zu Anfang des 8. Jahrhunderts am Rhein namentlich durch den hl. Will brord und den Hi. Bonifatius verkündet worden, fand durch Karl den Großen besondere Verbreitung. Er stiftete mehrere Bischofs- sitze, gründete Klöster (Aachen) urd errichtete eine hohe Schule (mit einer Bib- liothek), welcher der berühmte Gelehrte Alkuin vorstand. 802 fand in Aachen ein Konzil statt, und 803 wurden die salischen und ripuarischen Gesetze verbessert. Nach der Teilung des Reiches zu Verdun in Frankreich im Jahre 843 fiel unser Land König Lothar zu, kam dann später an Ludwig den Deutschen und 882 an Karl ten Dicken. Im Jahre 881 wurden viele Städte unseres Bezirks, darunter auch Aachen, von den Normannen gebrandschatzt. Mit dem i) An die römische Herrschast erinnern noch viele in letzter Zeit aufgefundene Gegenstände: Münzen, Waffen, Überreste von Verschanzungen, Grabhügel (b. Düren, Gressenich), Bäder ^Aachen, Mariawerler), Wasserleitungen, Wallgräben, Trümmer von ztunststraßeu. *) Die Gaue bestanden aus Honschasten, d. s. je 100 Ackergüter. Huben genannt. An der Spitze eines Gaues stand ein Gaugraf, der die Volksversamm- lungen zu leiten und das Volk im Krieg zu führen hatte.

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1. Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 - S. 44

1904 - Leipzig [u.a.] : Teubner
44 Zweite Periode. 8001273. Kaiser und Papst. denen uns eine durch einen St. Gallener Mnch erzhlt wird. Gerok hat sie in einem Gedicht volkstmlich besungen. d. Cr liebt die deutsche Sprache. Da man damals noch nicht genug Gewandtheit im deutschen Ausdruck besa, also noch keine kunstgerechte Prosa vorhanden war, mute man sich bei allen schriftlichen Arbeiten des Lateinischen bedienen. Karl fhlte sich bei alledem aber stets als dent-scher Mann. Er lie die alten deutschen Heldenlieder sammeln, verdeutschte selbst die Monatsnamen und arbeitete mit an einer deutschen Grammatik. 4. Seine einfache Lebensweise. Obwohl Karl ein gewaltiger Kriegs-Held und weithin waltender Friedensfrst war, fhlte er sich doch am wohlsten im Kreise seiner Familie. Nach seiner Scheidung von der Tochter des Desiderius fhrte er die Hildegard, eine milde, liebliche Schwbin, heim, die ihm drei Shne (Karl, Pippin und Ludwig) und drei Tchter gebar. Nach deren frhem Tode (783) verheiratete er sich noch dreimal wieder und erhielt noch mehrere Shne und Tchter. Seine Tchter blieben unverheiratet, vielleicht aus politischen Grnden. Er liebte sie so zrtlich, da er sie immer um sich haben mute. Ohne seine Kinder setzte er sich niemals zu Tisch; selbst auf seinen Reisen muten sie ihn begleiten. In Speise und Trank war er sehr mig. Trunksucht war ihm ein Greuel. Nur bei besonders festlichen Gelegenheiten gab er groe Gastereien, die dann auch glnzend verliefen. Das Fasten konnte er nicht gut ertragen, und er nahm es den rzten bel, da sie ihm in seinen letzten Lebensjahren, als er hufig vom Fieber litt, den Rat gaben, sich des gewhnlichen Bratens zu enthalten. Er kleidete sich nach frnkischer Weise und nicht viel besser als das gewhnliche Volk. Den Stoff zu seinen Kleidern spannen und webten seine Tchter mit eigenen Hnden. Nur bei rauhem Wetter trug er einen Pelz. Stets aber hing ein groes Schwert an seiner Seite. Auslndische Trachten liebte er nicht, und nur zweimal hat er auf Bitten des Papstes die prchtigen Gewnder des rmischen Kaisers angelegt. Die Hofhaltung bestritt er grtenteils aus den Knigsgtern (Domnen), die durch das ganze Land zerstreut lagen und oft, besonders in den eroberten Marken, einen groen Umsang hatten. Auch die Bis-tmer und Reichsabteien muten zum Unterhalt des Hofes beitragen. Die erforderlichen Ertrge wurden an die kniglichen Pfalzen abgeliefert. Solche waren auf deutschem Gebiet: Heristal, Aachen, Dren, Nym-wegen; Metz, Trier, Ingelheim; Worms, Speier, Frankfurt. Auf den Pfalzen in den Stammsitzen seines Hauses hielt er sich am liebsten auf; besonders gern weilte er in Aachen, weil die warmen Bder dieser Stadt ihm so wohl taten. Schweren Schmerz bereitete ihm der frhe Tod seiner beiden ltesten Shne. Von ihnen hatten Karl, der lteste, und Pippin, den

2. Theil 1 - S. 178

1821 - Nürnberg : Campe
178 Sein Bruder nämlich, der nichtswürdige Lötbar, der seinen asten Vater so schnöde und undankbar behan- delt hatte, war, von Gewissensbissen gefoltert, in ein Kloster gegangen, um dort seine begangenen schweren Sünden abzubüßen und abzubetcn. Er wählte dazu die Abtei Prüm, wo Vater Ludwig einst mit Gewalt Mönch werden sollte. Vorher aber vertheilte er sein Reich unter seine drei Söhne, und gab dem mittleren, der den Namen Lothar der zweite führte, Lothrin- gen, Elsaß, die Niederlande und noch mehr. Diese Lande zusammen genommen nannte man. das Lothringische Reich. Schon nenn Jahre darauf starb aber dieser Lo- thar Ii. ohne einen Sohn zu hinterlassen, und schon vor ihm war sein jüngerer Bruder schlafen gegangen. Sein nächster Erbe wäre nun der ältere Bruder Lud- wig gewesen, der Kaiser und König von Italien war; allein Oheim Karl (der Sohn der Judith) kam ihm zuvor, und nahm Besitz von der ganzen Erbschaft. Dieß verdroß Ludwig, den Teutschen; er konnte aber nichts machen, weil er eben damals krank lag. Als er aber wieder gesund wurde, verlangte er ebenfalls seinen Antheil, und da Karl sich nicht in der Güte dazu ver- stehen wollte, sollte schon wieder ein Bruderkrieg begin- ncn; der kleinmüthige Karl fürchtete sich aber und gab dem teutschen L u d w ig zur Abfindung die Städte E ö lln, Trier, Aachen, Utrecht, Metz, Straßburg, kurz, alle Städte und Länder zwischen dem Rhein und der Maas, wie ihr sie hier auf der Eharte liegen seht. — War das nicht eine sehr ansehnliche Vergrößerung des teutschen Reichs ? Gewiß; nur Schade, daß sie vor der Hand nicht anders als ein unwürdiger Raub angesehen werden konnte, welchen der Oheim an seinem Neffen be- ging ; denn so lange noch ein Bruder des verstorbenen Lothars lebte*), hatten weder Ludwig der Teutsche *) Kaiser Ludwig der zweite.

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 46

1882 - Halle : Anton
46 m den Krieg zu ziehen, Wirtshäuser und Schauspiele zu besuchen, wurde ihnen verboten. Wie er ferner prächtige Kirchen erbauen ließ, so verbesserte er auch durch Sorge für deutsche Predigt und wohlklingenden Gesang den Gottesdienst. Nicht minder eifrig ließ er sich die Bildung seines Volkes überhaupt angelegen sein. Zur Heranbildung tüchtiger Geistlichen und Staatsbeamten gründete er Kloster- und Dom sch ulen; um die gesamte Volksbildung zu heben, verordnete er, daß die Geistlichen überall — auch aus jedem Dorfe — sich des Unterrichts der Iugend annehmen sollten; anseinem Hofe aber errichtete er eine Musterschule für die Kinder seiner Beamten und Diener. In Liebe war er der deutschen Sprache zugethan; die alten Heldenlieder sammelte er, den Monaten gab er deutsche Namen, die sich zum Teil bis heute erhalten haben. Und eifrig sorgte Karl endlich auch für den äußern Wohlstand seines Volkes. Durch Musterwirtschaften, die er auf feinen Gütern einrichtete, hob er Acker- und Gartenbau. Durch Einführung einheitlicher Münze, einheitlichen Maßes und Gewichtes, durch Anlegung von Hanbelsplätzen, durch Erbauung von Brücken, Kanälen und Wirtshäusern sortierte er den Verkehr. 4. Auch als Mensch verdient Karl unsere Anerkennung und Bewunderung. Größe, Kraft (— Hufeisen zerbrach er wie Brotrinden —), ausdauernde Gesunbh eit (— mehr als 30 Jahre seiner Regierung hinburch hat ihn keine Krankheit befallen, obgleich er sich niemals schonte nnb keine Rast bei der Arbeit kannte —) und königliche Haltung des Körpers zeichneten ihn aus. In seinen Bebürf-nissen und Vergnügungen war er mäßig; wahre Frömmigkeit nnb Milbthätigkeit zierten seinen Charakter. 3. Leiber gingen ihm die zwei hoffnungsvollsten Söhne im Tode voran; nur einer, Ludwig, überlebte ihn. In Aachen krönte ihn der Vater selbst zu seinem Mitregenten und Nachfolger. In Aachen auch ist Karl gestorben und begraben; aber in Lieb und Sage lebte sein Name noch lange im Volke fort. Rh ein sage. Am Rhein, am grünen Rheine, da ist so mild die Nacht; die Rebenhügel liegen in goldner Mondespracht. Und an den Hügeln wandelt ein hoher Schatten her mit Schwert und Purpurmantel, die Krone von Golde schwer. Das ist der Karl, der Kaiser, der mit gewalt'ger Hand vor vielen hundert Jahren geherrscht im deutschen Land. Er ist herauf gestiegen zu Aachen aus der Gruft und segnet seine Reben und atmet Traubenduft. Bei Rüdesheim, da funkelt der Mond in's Wasser hinein und baut eine goldene Brücke wohl über den grünen Rhein. Der Kaiser geht hinüber und schreitet langsam fort und segnet längs dem Strome die Reben au jedem Ort.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 53

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Teilung des Reiches. Ludwig der Deutsche. Iii 61—4. 53 Endlich verstand sich Lothar zu einer Teilung des Reiches, die zu Verdun an der Maas vereinbart wurde. Lothar erhielt das ehemalige Langobardenreich mit der Kaiserkrone, die fortan der Papst verlieh, und vom Frankenreich einen Landstreifen, der sich von den Alpen und der Rhonemündung zwischen den Sevennen, der Saone, der mittleren Maas und der untern Schelde im Westen und dem Rhein im Osten nordwärts bis über die Moselmündung hinaus und dann an die Weser erstreckte; was davon westlich lag, erhielt Rail „der Kahle"; dieses westfränkische Reich war ganz romanisch. Das bäuerliche Ost-land nebst der weinreichen Gegend um Speier, Worms und Mainz verblieb Ludwig dem Deutschen. Erst von da an kann von einem französischen und einem deutschen Volke gesprochen werden. Ludwig ist es zu danken, daß unser linksrheinisches Land nicht romanisiert worden ist. * * Das ,,Ostfränkische Reich" stand in Wohlhabenheit und Ge- sittung weit zurück hinter den linksrheinischen Gebieten, hatte nur wenige Städte am Rhein und an der Donau und enthielt keinen ganzen Strom; aber es war ein germanisches Land, bewohnt von waffentüchtigen freien Bauern, und sein König war im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern mild und gerecht, ein Mann voll Majestät, I mit leuchtenden Augen, das Ebenbild seines Großvaters Karl.d 4. Lothars Söhne, zuletzt Lothar Ii., starben ohne Erben. Da eignete sich Karl, seinen augenblicklichen Vorteil benutzend, sein ganzes Land an. Aber Ludwig eilte herbei und zwang in persönlicher Begegnung den Bruder zu ehrlicher Teilung; denn Karl war immer treulos und nach dem Ausdruck eines Zeitgenossen „feiger denn ein Hase". Im Vertrage zu Meerssen (bei Mastricht) wurde Lothars Reich, von dem ein Teil nach ihm Lothringen heißt, unter die Oheime so geteilt, daß Ludwig die Landschaften deutscher Zunge, Karl die französischen erhielt. Köln und Metz, Trier und Aachen, Straßburg und Basel fielen an Deutschland, Bisanz (Befangen), 2)erdun und Tull (Toul) an Frankreich: in der Hauptsache die Völker-scheide, die ein Jahrtausend später wieder hergestellt worden ist; nur daß der Rhein von seiner Quelle bis zur Mündung den Deutschen gehörte. Auch nach Osten schirmte Ludwig die Grenzen; dort forderte er auch die Bekehrung der Heiden. Er starb in seiner Lieblingsstadt Frankfurt a. M. am 28. August 876 und wurde im Kloster Lorch beigesetzt.

5. Geschichtserzählungen - S. 15

1908 - Leipzig : Voigtländer
15 Uhr, die durch ihre knstliche Einrichtung in Erstaunen setzte. War es 12 Uhr mittags, so sprangen an der einen Seite Tren auf; 12 Reiter ritten hervor und an der andern Seite wieder hinein. Karls Gegengeschenke bestanden in Pferden, trefflichen Jagdhunden, feiner Leinwand und andern Webarbeiten, welche die frnkischen Frauen sehr geschickt zu fertigen verstanden. e. Karls Pfalzen. Karl hatte keine bestimmte Re-sidenz. Er war bald hier, bald dort; am liebsten jedoch wohnte er zu Aachen und zu Ingelheim am Rhein. Dort hatte er sich prachtvolle Schlsser (Pfalzen) erbaut. Aachen schtzte er wegen seiner warmen Bder, die schon den alten Rmern bekannt waren. Whrend seiner letzten Lebensjahre wohnte er bestndig dort. f. Karls Ende. Die letzten Jahre des groen Kaisers waren durch schmerzliche Verluste getrbt. Zwei treffliche Shne starben ihm; nur sein jngster Sohn Ludwig blieb brig. Als nun der Kaiser fhlte, wie seine Krfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in Aachen die Groen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Dann begab er sich im vollen Kaiserschmucke, die Krone auf dem Haupte, mit Ludwig und der ganzen Versammlung in die Kirche und kniete in stillem, andchtigem Gebete vor dem Altare, auf dem eine goldne Krone lag. Dann ermahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volke, Gott zu frchten und zu lieben, fr die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern allezeit gtig zu erweisen, sein Volk zu lieben wie seine Kinder, die Armen zu untersttzen, getreue und gottessrchtige Beamte anzustellen, sich selbst aber vor Gott und Menschen jederzeit vorwurfsfrei zu halten. Willst du das alles erfllen, mein Sohn?" fragte zuletzt der Greis. Ludwig versprach es mit Trnen. Wohlan denn, so setze dir selbst die Krone auf, und stets mge sie dich an dein Versprechen erinnern." Ludwig tat es unter lautem Weinen des Volkes. Nicht lange danach ward Karl krank und starb (814). Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist," waren seine letzten Worte. Im Dome zu Aachen wurde er bestattet. Man setzte den Leichnam auf einen goldnen Stuhl, hngte ihm ein goldnes Kreuz und

6. Die vaterländische Geschichte für Elementarschulen - S. 16

1882 - Kreuznach : Voigtländer
/ — 16 — liegen, auf welchen er sich nachts, wenn er aufwachte, im Schreiben übte. Doch seine des Schwertes gewohnte Hand brachte es darin nie zu großer Fertigkeit. Eifrig las er fromme Bücher und Heldengeschichten. Seine Muttersprache war ihm teuer. Die alten deutschen Volks- und Heldenlieder ließ er sammeln. Doch sprach er auch ganz geläufig lateinisch. Wie sehr er die Wissenschaften liebte, zeigte er durch die hohe Achtung, welche er gelehrten Männern erwies. Manche derselben zog er an seinen Hof und verkehrte mit ihnen wie mit Freunden. Sie waren zugleich die Lehrer seiner Söhne; denn er hielt darauf, daß diese nicht nur alle ritterlichen Übungen lernten, sondern auch in den Wissenschaften unterrichtet wurden. Seine Töchter dagegen mußten sich nach guter alter Sitte mit Wollarbeiten, Spinnen und Weben beschäftigen. 4. Karls Ende. — Eine bestimmte Residenz hatte Karl nicht. Er war bald hier, bald dort im Reiche; am liebsten jedoch wohnte er zu Stachen und zu Ingelheim am Rhein. Dort hatte er sich prachtvolle Schlösser (Pfalzen) erbaut. Während seiner letzten Jahre lebte er beständig m Aachen. Und als nun der große Kaiser fühlte, wie seine Kräfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er um sich die Großen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn Ludwig als Nachfolger in der Kaiserwürde vor. Dann begab er sich im Kaiserschmucke mit Ludwig, und der ganzen Versammlung in die Kirche und knieete vor dem Altare, auf welchem eine goldene Krone lag, in stillem Gebete. Hierauf ermahnte er seinen Sohn mit herzlichen Worten, Gott zu fürchten, sein Volk zu lieben, die Armen zu unterstützen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, sich selbst aber vor Gott und Menschen allezeit unsträflich zu erhalte». „Willst du das alles erfüllen, mein Sohn", sprach zuletzt der alte Kaiser, „so setze dir selbst die Krone aufs Haupt. Ludwig that es unter lautem Weinen des Volkes. Nicht lange darnach ward Karl krank und starb. „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" waren seine letzten Worte. In dem prachtvollen Dome zu Aachen, den er erbaut hatte, wurde er bestattet. Man setzte den Leichnam aus einen golbenen Stuhl, hing ihm ein goldenes.

7. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 18

1911 - Cöln a. Rh. : Bachem
18 handhaben. Die Aussicht der die Gaugrafen hatten die Sendgrafen, welche jedes Vierteljahr in die ihnen ange-wiesenen Bezirke geschickt wurden. Ihnen lag die Unter-suchung der Klagen und Beschwerden gegen die Beamten, die Prfung der Kirchen und Klster und die Berufung des Gaugerichtes ob. An den bedrohten Grenzen setzte Karl Markgrafen ein. Jhrlich berief er die Groen des Reiches, die Grasen und Bischfe zu einem Reichstage. Auf diesem wurde der Krieg und Frieden sowie der die Gesetzgebung beraten. Um den Ackerbau zu frdern, wurden Drfer angelegt, Wlder ausgerodet, Smpfe getrocknet und de Strecken in fruchtbare Felder verwandelt. Edle Obstsorten wurden angepflanzt und Weinberge ange-legt. Den Handel befrderte Karl durch Anlegung von Straen und freundschaftliche Beziehungen zu anderen Herrschern. Der von ihm in seiner Lieblingsstadt Aachen erbaute Dom und verschiedene Schlsser zeigen, da er auch die Baukunst frderte. berall errichtete er Kirchen und Klster und sorgte dafr, da der Gottesdienst in wrdiger Weise gefeiert werden konnte. Allen seinen Untertanen gab er aber auch selbst das schnste Beispiel eines frommen Lebens. Er grndete eine Menge Schulen und berzeugte sich nicht selten von den Fortschritten der Schler. Seine eigenen Kinder wurden ebenfalls sorgfltig unterrichtet und in guter Zucht gehalten. Sein Tod. Kurz vor seinem Tode lie er zu Aachen in feierlicher Versammlung seinen Sohn Ludwig zu seinem Nachfolger als König und Kaiser krnen. Karl starb am 28. Januar 814 im Alter von 72 Jahren, nachdem er fast 47 Jahre ruhmreich regiert hatte. Er wurde zu Aachen in dem von ihm erbauten Mnster begraben. Teilung des Reiches. Ludwig, mit dem Beinamen der Fromme, starb tm Jahre 840. Nach seinem Tode, im Jahre 843, teilten seine drei Shne das Reich unter sich. Lothar erhielt die Kaiserwrde und Italien, auerdem einen Strich Landes, der westlich von der Scheide, Maas, Saone und Rhone und stlich vom Rheine und den Alpen begrenzt wird. Diesen letzteren Teil nannte man spter auch Loth-ringen. Karl bekam Westfranken oder das eigentliche

8. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 37

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 37 — von herrlichen Palästen, Kirchen, Brücken und Badeanstalten, wozu er meist italienische Baumeister verwandte. So erbaute er den Dom zu Aachen, die Pfalzen zu Aachen, Ingelheim und Nymwegen. Um den Ackerbau zu fördern, ließ er Dörfer bauen, Wälder ausroden, Sümpft austrocknen und Einöden in fruchtbare Gefilde verwandeln. Auf seinen Gütern legte er Musterwirtschaften an. wie sie sonst nur in den Klöstern bestanden. Den Amtleuten, die über seine 163 Domänen gesetzt waren, gab er genaue Vorschriften. Er selbst bekümmerte sich um das Kleinste, prüfte die Rechnungen seiner Amtleute, gab Vorschriften über Wein-, Garten-, Obstbau, über Bienen- und Geflügelzucht. Auch legte er einige Handelsstraßen an, ja er begann den Ban eines Kanals, der die Altmühl mit der Rednitz und somit 'die Donau mit dem Rheine verbinden sollte. Dieser Plan wurde jedoch nicht vollendet. So war er seinen Unterbauen Vorbild in allem. 6. Karls Persönlichkeit und Lnde. Karl war ein Herrscher im höchsten Sinne des Wortes. Dies zeigte sich schon in seiner Gestalt. Er war groß, von breitem, kräftigem Körperbau. Seine Länge betrug sieben seiner Füße. Dagegen klang seine Stimme auffallend hell. Er kleidete sich am liebsten in Stoffe, die seine Töchter gewebt hatten; nur zweimal legte er in Rom kostbare Gewänder an. In Speise und Trank war er mäßig. Während der Tafel hörte er gern Musik oder ließ sich vorlesen. Er war den ganzen Tag thätig; keine Minute durfte ungenutzt verstreichen. Mit Regierungsgeschäften wechselten körperliche Übungen. Im Reiten, Jagen und Schwimmen that es ihm keiner gleich. Aus der Jagd mußten ihn auch seine Söhne und Töchter begleiten, die er sorgfältig erzog. Karl war sehr lernbegierig, sprach mehrere Sprachen, erlernte die Kunst des Rechnens und erforschte mit emsigem Fleiße den Lauf der Gestirne. Damals erachtete es der freie Mann noch für unwürdig, schreiben und lesen zu lernen; selbst die Fürftensöhne blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig gelernt; erst im Mannesalter suchte er das Versäumte nachzuholen. Er pflegte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs bei sich zu haben, und nachts, wenn er nicht schlasen konnte, zog er dieselbe unter dem Kopfkissen hervor und übte die schwertgewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. Doch brachte er es in der Kunst des Schreibens nicht weit; die meisten seiner Unterschriften bestanden nur aus einem im Viereck gezogenen Striche. — Am 28. Januar 814 starb er mit den Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" Im Dome zu Aachen liegt er begraben. 7. Die Karolinger. Karls Nachfolger heißen nach ihm die Karolinger. Der erste derselben war sein Sohn Ludwig der Fromme. Er war viel zu schwach für die Regierung eines so großen Reiches. Während sein Vater mit kraftvoller Hand die Kirche beherrscht hatte, ließ er sich von der Geistlichkeit leiten und führte ein mönchisches Leben. Schon 817 teilte er sein Reich unter seine drei Söhne Lothar, Pippin und Ludwig. Lothar sollte sein Mitregent sein. Später verheiratete sich Ludwig wieder. Nun wurde ihm ein vierter Sohn, Karl der Kahle, geboren. Seine Gemahlin überredete ihn nun, eine neue Länderteilung vorzunehmen. Dadurch fühlten sich die drei ältesten Söhne zurückgesetzt. Sie empörten sich daher gegen ihren Vater und zogen mit ihren Heeren gegen ihn. Bei Kolmar im Elsaß standen sich 833 Vater und Söhne gegenüber. Auch der Papst erschien, um den Streit zu schlichten, konnte jedoch nichts ausrichten. Noch fühlte sich Ludwig stark genug gegen seine aufrührerischen Söhne. Da gingen plötzlich in der Nacht die Großen seines Heeres heimlich zu den Söhnen über. Immer mehr schmolzen seine Scharen zusammen. Endlich stand der Kaiser beinahe allein im öden Felde, das fortan das Lügenfeld hieß. Nun ergab er sich den Söhnen. Lothar

9. Geschichte des Mittelalters - S. 50

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
50 leichten, schnellsegelnden Schiffen unternahmen sie räuberische Streifzüge in alle umliegenden Länder. Wehe den Städten und Dörfern, die von ihnen überfallen wurden! Was sie nicht mitnehmen sonnten, wurde verbrannt; Männer und Frauen, Greise und Kinder wurden unbarmherzig niedergestoßen oder in die Sklaverei geschleppt. Kein Wunder, daß die Bewohner der Küstenländer in beständiger Furcht und Angst vor ihnen lebten. Und nicht bloß sie waren ihnen schutzlos preisgegeben; bald fuhren die kühnen Räuber auch die Flüsse hinauf und verbreiteten im ganzen Lande Schrecken und Zittern. So wurden die Städte Köln, Aachen, Trier, Paris und Orleans von ihnen zerstört. Das ganze Volk rief laut Karl um Hilfe an; aber dieser, ein kranker und schwacher Mann, konnte nicht helfen. Wenn seine Heere erschienen, hatten die Feinde längst das Weite gesucht und plünderten an einer anderen Stelle. Zweimal erkaufte er mit großen Summen für kurze Zeit Frieden von ihnen, und zuletzt wollte er ihnen gar gestatten, in Burgund Winterquartiere zu beziehen. Das war den deutschen Fürsten denn doch zu arg. Im Jahre 887 setzten die ostfränkischen Großen ihn ab und wählten seinen Neffen Arnulf von Kärnten zu ihrem Könige. Dieser, ein kühner und mutiger Mann, trat den Normannen furchtlos entgegen und schlug sie im Jahre 891 bei Löwen an der Dyle vollständig. Seit dieser Zeit hatte man in Deutschland vor ihnen Ruhe. Leider regierte der treffliche Herrscher nur zwölf Jahre 887—899). Nach seinem Tode wurde sein erst sechsjähriger Sohn, Ludwig das Kind, zum Könige gewählt. Mit ihm, der als siebzehnjähriger Jüngling 911 starb, erlosch das Geschlecht der Karolinger in Deutschland. Die Westfranken wählten nach dem Tode Karls des Dicken den tapferen Grafen Odo von Paris zu ihrem Könige. Nach ihm gelangten wieder die Karolinger zur Herrschaft; aber ihre Regierung brachte dem Lande keinen Segen. Den Normannen mußten sie schließlich die nach ihnen benannte Halbinsel einräumen, und fast das ganze übrige Land hatten ihre herrschsüchtigen Vasallen an sich gerissen. Im Jahre 987 starb auch hier das Geschlecht der Karolinger sang- und klanglos aus. Hugo Capet, der Graf

10. Geschichtsbilder - S. 93

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 93 — 6. Karls Wesen. — Karl war von sehr hoher Gestalt und starkem Körperbau. Er hatte große, lebhafte Augen, weißblondes Haar und freundliche Gesichtszüge. „Unablässig übte er sich im Reiten und Jagen, wie es bet fernem Volke Sitte war; und auch das Schwimmen verstand er so vortrefflich, daß es ihm keiner zuvor that." Seine Kleidung war nach fränkischer Weise: aus dem Leibe trug er ein leinenes Hemd, von seinen Töchtern gesponnen und gewebt, darüber ein Wams mit Seidenbesatz und Hosen; ferner Strümpfe und Schuhe im Winter auch noch um Schultern und Brust einen Überwurf von Otterfell Sem Oberkleid war ein kurzer, dunkelgrüner Mantel. Immer sah man ihn mit dem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Gehens von Silber oder Gold war. An_ hohen gelten erschien er in einem golddurchwirkten Kleide, in Schuhen, mtt Edelsteinen besetzt, tn einem Mantel, den eine goldene Spange zusammenhielt, das Haupt geschmückt mit einer goldenen Krone, die von Diamanten erstrahlte; an den Werktagen aber unterschied er sich in seiner Tracht kaum von dem gewöhnlichen Volke. ,,^n Speiseund Trank war er mäßig. Während des Mahls hörte er gern Musik, oder er ließ sich aus einem Buche von den Thaten der Alten vorlesen " ^n der Nacht stand er oft vom Lager auf, trat ans Fenster und schaute voll Andacht zu den Sternen empor, die am dunklen Himmel glänzten. Da er als Knabe nicht schreiben gelernt hatte, so setzte er sich als Mann noch hin, um die Buchstaben nachmachen zu lernen; ja, er hatte in seinem Bett unter dem Kopfkissen Tafeln und Blätter liegen, auf welchen er sich nachts, wenn er aufwachte, im Schreiben übte. Doch feine des Schwertes gewohnte Hand brachte es darin me zu großer Fertigkeit. Seine Muttersprache war ihm teuer. Die alten deutschen Volksund Heldenlieder ließ er sammeln. Doch sprach er auch ganz geläufig lateinisch. Hohe Achtung erwies er gelehrten Männern. Manche derselben rief er an seinen Hos und verkehrte mit ihnen wie mit Freunden. Sie waren zugleich die Lehrer seiner Söhne; denn er hielt daraus, daß diese nicht nur alle ritterlichen Übungen lernten, sondern auch in den Wissenschaften unterrichtet wurden. Seine Töchter dagegen mußten sich nach alter Sitte mit Wollarbetten, Spinnen und Weben beschäftigen. 7. Karls Ende (814). — Eine bestimmte Residenz hatte Karl nicht. Er war bald hier, bald dort im Reiche; am liebsten jedoch wohnte er zu Aachen und zu Ingelheim am Rhein (Karte V). Während seiner letzten Jahre lebte er beständig in Aachen, wo er für sich einen Palast und für seinen Herrn und Gott einen prächtigen Dom errichtet hatte. Als der große Kaiser fühlte, wie seine Kräfte abnahmen, versammelte er die Großen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn Ludwig als Nachfolger in der Kaiserwürde vor. Nicht lange danach starb er. In dem prachtvollen Dome zu Aachen wurde er bestattet. Man setzte den Leichnam auf einen goldenen Stuhl, hing ihm ein goldenes Kreuz um, schmückte sein Haupt mit der Krone, gab ihm einen Kelch in die Hand und legte ein goldenes Evangelienbuch und ein Schwert auf feine Kniee. — 72 Jahre war der Kaiser alt, als er starb; 46 Jahre hat er regiert. Er hat mit gewaltiger Kraft, hoher Einsicht und großer Beharrlichkeit die deutschen Stämme zum erstenmale zu einem großen, wohlgeord-

11. Das Mittelalter - S. 26

1891 - Berlin : Grote
Einleitende Übergangszeit. 28 Aus- lösung des faroling. Reichs. während das Reich Lothars, um den eigentlichen Kern des Frankenreichs, Austrasien, mit Italien zu verbinden, entstand, indem zu Italien hinzugefügt wurden die Provence, das Land zwischen Rhone und Alpen und rechts vom Rhone mit Lyon, das Herzogtum Burgund zu beiden Seiten des Jura bis Aare und Saone, das M 0 s e l l a n d bis zur Marne (das ist die Erzdiözese Trier), Ripnarien von der sächsischen Grenze bis zur Scheldemüudung und endlich Fries land zwischen den Mündungen von Rhein und Weser. So hatte Ludwig säst nur deutsch redende, Karl fast nur wülsch redende Unterthanen, während Lothar beide vereinigte. Diese unnatürliche Zerreißung an Stelle der bisher erstrebten gewaltsamen Einigung galt freilich nur für vorläufig. Auch galt eine gewisse Gemeinschaft der drei „Könige der Franken" im Besitze des der Idee nach fortbestehenden Reichs: der Vertrag von Verdun hatte also keinen wesentlich andern Charakter als die früheren fränkischen Reichsteilungen, übertraf dieselben aber durch seine wichtigen Folgen, denn ihm entsprang die 4. Sonderung des karolingischen Reiches in drei selbständige Staaten und insbesondere die Entstehung des Deutschen Reichs. Die unter Ludwig vereinigten deutschen Stämme bewahrten treuer die d e u t s ch e n S t a a t s f 0 r m e n, da die dafür grundlegende Freiheit des gemeinen Mannes sich erhielt und das Lehnswesen zunächst nur da zur Geltung kam, wo königliche Lehnsleute dem Volke als Beamte entgegentraten, so daß das Königtum seinen volkstümlichen Charakter bewahrte. In Westfranken dagegen schwand mit der rascheren Ausbildung des Lehnswesens die Freiheit des gemeinen Mannes, die großen Lehensleute wurden übermütig und drückten das Königtum zu einer bloßen Ehrenstelluug herab. Während so der Osten und der Westen sich konsolidierten, löste sich das nicht Zusammengehöriges einende Reich Lothars schnell auf. Lothar (f 855) überwies seinem Sohn Ludwig Ii. Italien mit dem Kaisertum, Lothar Ii. das Land zwischen Rhein, Maas und Meer (Lotharingien). Nach des letztem Tode 869 teilten seine Oheime Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle sein Land 870 im Vertrage zu Meersen so, daß ersterer die Bistümer Utrecht, Strasburg und Basel und die Erzbistümer Trier und Köln mit allen dazwischen liegenden weltlichen Gebieten, Karl alles übrige erhielt, mithin — freilich ohne Absicht — ungefähr nach der

12. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 115

1891 - Leipzig : Voigtländer
wurde er hufig von Fiebern heimgesucht; zuletzt hat er auch mit einem Fue gehinkt. Diese letzten Lebensjahre des Kaisers waren durch schmerzliche Verluste getrbt: zwei treffliche Shne starben ihm, nur sein jngster Sohn, Ludwig, blieb brig. Als nun Karl, gebeugt durch Alter und Krankheit, sein Ende herannahen fhlte, versammelte er in Aachen die Groen aus dem ganzen Frankenreiche und erklrte vor ihnen mit aller Beistimmung seinen Sohn Ludwig zum Mitregenten und zum Erben des kaiserlichen Namens, setzte ihm die Krone aufs Haupt und befahl, ihn Kaiser zu nennen. Bald darauf, am 28. Januar 814, starb Karl, 72 Jahre alt, im 46ften Jahre seiner Regierung. Noch an dem-selben Tage wurde der Leichnam in der von ihm gebauten Marien-kirche zu Aachen beigesetzt. Hier sa er so erzhlt die Sage aus goldenem Stuhle in vollem Kaiserschmuck, die Krone auf dem Haupt, einen Kelch in der Hand, an der Seite das Schwert, um die Hfte die goldene Pilgertasche, auf den Knieen ein goldenes Evangelienbuch, Scepter und Schild zu Fen. Eine einfache Marmorplatte deckt heute die Grabsttte des groen Kaisers. 83. Ludwig der Fromme. er Vertrag ;u Verdnn. 1. Ludwig der Fromme (814840) teilte sich schon wenige Jahre nach seiner Thronbesteigung mit seinen Shnen Lothar, Pippin und Ludwig in die Regierung des Reiches. Aber da er spter zu gunsten eines vierten Sohnes (aus zweiter 6he)f Karls des Kahlen, diese Teilung nderte, erhoben sich die lteren Shne gegen den Vater und nahmen den von allen ver-rterisch Verlassenen auf dem (seither so genannten) Lgenfelde bei Kolmar gefangen. Lothar ntigte ihn sogar zu ffentlicher Kirchenbue und hielt ihn in Haft. Die andern Shne jedoch be-freiten ihn wieder, und Ludwig teilte nun, nach Pippins Tode, das Reich abermals unter seine drei brigen Shne. Allein diese Teilung fhrte zu neuen Kmpfen, die nach des Kaisers Tode (auf einer Rheininsel bei Ingelheim) zwischen den Brdern aus-brachen. Ludwig und Karl besiegten den Lothar und ntigten ihn zu dem 2. Vertrag zu Verdun 843. In demselben erhielt Lothar: die Kaiserkrone und Italien sowie das Land zwischen Rhein, Maas und Rhone (Lotharingien);

13. Deutsche Geschichte - S. 20

1901 - Stuttgart : Selbstverl. des Verf.
— 20 — Li m g e b u n g, besonders ooit feiner Gemahlin und der Geistlichkeit. 3) Um zu verhüten, daß nach seinem Tode Zhrmt-streitigkeiten ausbrechen, teilte er schon in seinen: vierten Regierungsjahr sein Reich unter seine dreisöhnt, führte aber gerade dadurch die größte V e r ro t r r u n g her bet, indem steh bald dieser bald jener Sohn verkürzt fühlte mit) die Waffen gegen den Vater oder den mehr begünstigten Bruder erhob. So entstanden verheerende Bürgerkriege, welche die Brüder auch noch fortsetzten, als ihr Vater sein cm bitteren Erfahrungen reiches Leben 840 beschlossen hatte. 4) Endlich schlossen die Brüder 843 d e n Vertrag von V e r d u it. Der älteste, Lothar, erhielt mit der Kaiserwürde die Oberhoheit über das ganze R e i ch und zu besonderer Verwaltung Italien und einen Streifen Landes, der vom Mittelmeer bis zur Nordsee reichte und östlich von den Westalpen und dein Rhein, westlich von der Rhone, Saone, Maas und Schelde begrenzt war (Lotharingen). 5) Der zweite Sohn, Ludwig d e r D e u t f ch e, bekam die Landschaften rechts vom Rhein, Deuts ch land, mit den linksrheinischen Städten Speier, Worms und Mainz; dem jüngsten, Karl dem Kahlen, wurde der Reichsteil westlich von Lotharingen, Frankreich, zuerkannt. 6) Nach Lothars Tod teilten 670 die beiden jüngeren Brüder Lotharingen so, daß Karl den südlichen Teil oder das Rhone- und Saoneland (Burgund), Ludwig dagegen die nördlichehälfte mit den Städten Bafel, Straßburg, Metz, Trier, Köln, Aachen und Utrecht erhielt. Deutschland und Frankreich kamen damit in unmittelbare Berührung; der Rhein war seine nt ganzen Lauf nach ein deutscher S t r o m. 7) D i e Nachfolger Ludwigs des Deut-scheu waren meist schwache Regenten, unter

14. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 30

1892 - Leipzig : Voigtländer
30 Schutze stehenden Freien ins Feld. Kleriker waren nicht zum Heerdienst verpflichtet; aber Bischfe und bte zogen hufig freiwillig mit zu Felde. Als Schutzwaffe diente meist immer noch nur der Schild. Doch kamen all-mhlich, aber nicht allgemein, Helme und Panzer auf, auch Beinschienen. Der Panzer (oder die Brnne") war ursprnglich aus eisernen Ringen ge-flochten; spter bestand er aus eisernen Schuppen. Die Angriffswaffe war immer noch hauptschlich der kurze Speer (frher Framea), jetzt mit Widerhaken versehen und Ango genannt. Daneben wurden auch Streitaxt, Wurfkeule und Kurzschwert gebraucht; dann auch Lanze und Schwert, Bogen mit Pfeilen. 6. Geistiges Leben, Kunst und Wissenschaft. Der spr-liche berrest der Kunst und Wissenschaft, welcher den Untergang der antiken Welt und die Strme der Vlkerwanderung berdauert hatte, befand sich im christlichen Abendlande ausschlielich im Besitz der Geistlichen, und wurde fast lediglich zu kirchlichen Zwecken verwertet. Die Baukunst entfaltete sich am groartigsten im Kirchenbau. Die Sprache der Kirche, das Latein, war auch die Sprache der Wissenschaft geworden und bildete neben der religisen Unterweisung den Hauptlehrgegenstand in den kirchlichen Schulen (Domschulen und Kloster-schulen). Dadurch wurde die Ausbildung der deutschen Sprache zur Schriftsprache und die Entwickelung einer nationalen deutschen Litteratur sehr beeintrchtigt. Dazu suchten die Geistlichen die alten germanischen Sagen- und Dichtungsstoffe wegen ihres heidnischen Inhalts zu unterdrcken. So hatsich in derthat davon in Deutschland selbst fast nichts er-halten. Des Mittelalters zweite Periode. Vom Vertrag zu Vcrbim bis zum Interregnum 8431254. 20. Die deutschen Karolinger 843911. 1. Ludwig der Deutsche (843876). Zu den Lndern, welche Lud-wig der Deutsche durch den Vertrag von Verdun erhalten hatte, erwarb er bei der Auflsung des Reiches Lothars durch einen weiteren Vertrag mit Karl dem Kahlen (zu Merfen 870) auch noch den grten Teil von Lothringen (mit Basel, Straburg, Metz, Trier, Aachen und Kln), so da nun unter seiner Herrschaft alle d eutsch en Völker vereinigt waren. Whrend seiner Regierung wurden die Ostgrenzen von den Slaven be-

15. Altertum und Mittelalter - S. 182

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 182 — während die Gebiete zwischen Rhein, Rhone und Maas an Lothar Ii und Karl fielen. Als nun auch die letzteren bis zum Jahre 869 mit Tode abgingen, bemächtigte sich der westfränkische Herrscher Karl „der Kahle" rasch der verwaisten Lande und nahm dort die Huldigung der Großen entgegen. Doch Ludwig der Deutsche, der eben an einer schweren Krankheit darnieder gelegen, eilte auf die Kunde davon nicht minder schnell an den Rhein und nötigte den Bruder zu dem Ver-870 trage von Mersen (an der Maas), durch welchen das östliche Lotharingen mit den Städten Basel, Straßburg, Metz, Trier, Aachen und Utrecht zu Deutschland geschlagen wnrde. Nach Ludwigs des Deutschen Hinscheiden teilten sich seine drei Söhne Karlmann, Ludwig und Karl „der Dicke" in das väterliche Erbe. Die beiden ersteren starben indes schon 876 nach wenigen Jahren, und so wurde Karl der Dicke alleiniger bis Beherrscher von Deutschland. Bald warf ihm ein günstiges 1 Geschick, das nirgends unverdienter war als hier, eine weitere Fülle von Macht in den Schoß. Nach Ludwigs Ii Tode hatte Karl der Kahle die Kaiserwürde nebst der Königskrone von Italien erlangt, und als dieser im Jahre 877 ebenfalls das Zeitliche segnete, benutzte Karl der Dicke die in Westfranken ausbrechenden Wirren, um sich die Nachfolge jenseits der Alpen zu sichern. Kurze Zeit darauf fiel ihm auch Westfranken zu, wo Karls des Kahlen Sohn Ludwig der Stammler und dessen Söhne Ludwig Iii und Karlmann rasch hintereinander 885 in ein frühes Grab gesunken waren. So vereinigte denn Karl der Dicke die ganze Monarchie Karls des Großen in seiner Hand, nur mit Ausnahme Niederburgunds, des Landes Mischen Rhone, Alp^n und Mittelmeer, das sich mit Hilfe des Papstes unter dem ehrgeizigen Grafen Bo so selbständig gemacht. Aber wie verschieden war der neue Alleinherrscher von seinem ruhmreichen Ahnherrn, dessen Namen er führte! Während der Urgroßvater sich mit des Schwertes Schärfe bei allen Völkern Achtung und Gehorsam verschaffte und mit der Macht des Gesetzes Frieden und Ordnung aufrecht hielt, erkaufte der Enkel mit den Schätzen der Kirche und dem Schweiße der Unterthanen von den an der Grenze lauernden Reichsfeinden eine vorübergehende Waffenruhe, förderte unter den Vasallen Abfall und Verrat und ließ dem Rechte offen Trotz bieten. Am unwürdigsten erschien den Zeitgenossen fein Verhalten den Normannen gegenüber, welche Friesland in Besitz genommen hatten und von dort ans die benachbarten Landschaften mit Raub und Plünderung heimsuchten, und die er, statt sie zu bekämpfen, durch schimpfliche Verträge und durch Zahlung von Tribut zum Abzug bewog. Erbittert über solche Feigheit und

16. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 62

1894 - Paderborn : Schöningh
— 62 — Die Verwüstungen der Normannen am Rhein. Die Normannen machten seit dem Anfange des 9. Jahrhunderts häufige Einfälle in das Frankenreich und bedrohten bereits zur Zeit Karls des Großen dessen Residenzstadt Aachen. Auch als Seeräuber fügten sie dem Reiche großen Schaden zu und besuchten nicht bloß die Nordsee und die angrenzenden Meere, sondern auch das mittelländische Meer. Seit dem Jahre 840 wurden die Raubzüge der Normannen immer heftiger. Mit ihren leichten Schiffen durchsegelten und durchruderten sie das Meer; auch fuhren sie die Ströme hinauf bis tief iu das Land und kamen so unerwartet, daß sie die Priester überraschten am Altare. — Im Jahre 881 vereinten sie sich mit den Dänen und fuhren unter ihren Königen Gottfried und Siegfried in die Mündung des Rheines. Zuerst verheerten sie Utrecht, wo kein Feind sich ihnen entgegenstellte. Dann zogen sie weiter hinauf in Lothringen und Franken, plünderten Lüttich, Köln. Bonn und alle benachbarten Städte und nahmen mit sich, was zu finden war. Die kaiserliche Pfalz zu Aachen ward ein Stall für ihre Pferde, und als sie alles ausgeraubt hatten, zündeten sie Stadt und Pfalz an. Von dort schweiften die Normannen weiter durch den Ardennenwald und kamen am Tage Epiphanie 882 nach dem Kloster Prüm in der Eifel, in welchem einst der Kaiser-Lothar als Mönch gestorben war. Dort verweilten sie drei Tage und zündeten wiederum alle Wohnungen in der Umgegend an, daß die Flamme weit hinausleuchtete in das Land. Da raffte sich nun ein unzähliger Hause Volks zusammen von den Dörfern und Weilern jener Gegend, um sich der grausamen Feinde zu erwehren: aber dieser Haufe hatte nicht nur keine zulänglichen Waffen und keine Reiterei, sondern war auch ohne rechten Anführer und ohne Ordnung. Als das die Normannen bemerkten, fielen sie mit lautem Geschrei her über das arme Volk und schlugen ihrer eine solche Menge nieder, daß es schien, als schlachteten sie unvernünftige, wehrlose Tiere und nicht Menschen. Daraus kehrten sie beladen mit Bente zu ihrem Lager zurück. Als sie fortzogen, ließen sie das Feuer auf dem Herde im Kloster sortbrennen, und da niemand es auslöschte, griff es weiter und legte das ganze Kloster Prüm in Asche. Das Hauptlager der Normannen war in Haslou nahe an der Maas, und wenn sie dorthin ihre Beute gebracht und zusammengelegt hatten, zogen sie aufs neue wieder aus. So geschah es auch diesmal. Am Gründonnerstage, den 5. April 882, kamen sie nach Trier. Am Ostersonntag aber begannen sie zu plündern und zu brennen, und bald lag die ganze Stadt in Schutt und Trümmern. Da sandten die Deutschen flehentliche Bitten an den einzigen noch übrigen Sohn Ludwigs des Deutschen, Karl den Dicken, welcher damals um der Kaiserkrone willen in Jtalien-D^rweilte. Karl erschien, und alsbald sammelte sich um ihn ein zahlreiches Heer von Longobarden, Bayern, Schwaben, Thüringern, Sachsen und Friesen. Mit diesem zog Karl der Dicke hin und umschloß den König Gottfried in seinem Lager zu Haslou, welches nach der Sitte der Normannen mit einem Graben und einem Wall von Holz und Erde befestigt war. Den Normannen blieb kein Ausweg, in kurzer Frist mußten sie sich ergeben oder verhungern. Gottfried kam in solcher Not auf den Einfall, daß er durch die Annahme des Christentums sich retten könne aus dieser Gefahr. Er ließ dem Kaiser Karl melden, er wolle ein Christ werden, wenn er die Grafschaft Ntehetnt in Friesland zum Lehen und Gisela, die Tochter des frühern Königs Lothar, zur Gemahlin erhielte. Außerdem verlangte er Geschenke. Alles dies gewährte Karl, er schenkte dem Dänenkönig 2060 Pfund Silbers und ward dann selber Pate, als Gottfried in das Tausbad stieg. Auch die andern Normannen erhielten reichliche Geschenke. Mit bitterem Groll im Herzen gegen solche Nachgiebigkeit des Reichsoberhauptes kehrten die verschiedenen Völker Karls in ihre Heimat zurück.

17. Grundriß der Weltgeschichte für höhere Bürgerschulen und mittlere Gymnasialklassen - S. 129

1874 - Kreuznach : Voigtländer
129 felbern frher, bis Pipin, Mrzfelber b. h. die Heermusterungen des Knigs der das zu einem Felbzuge aufgebotene Volk verbuubeu waren und aus Abeligen und Geistlichen bestauben, die der König berief. 3. Karls Sorge fr die Bildung seines Volkes. Karl frberte biebilbuug und Gesittung seines Volkes durch allgemeine Einfhrung der christlichen Religion (Stiftung von Bisthmeru, Erbanuug von Kirchen, Verbesserung des Gottesbienstes nnb des Kirchengesangs), durch Errichtung von Schulen, die er mit den Bischofssitzen und den Klstern verbanb (Alkuins Musterschule in Tours), durch Vereinigung gelehner Männer, wie Alkuin, Einharb, Paul Diaknus, au seinem Hofe (beutsche Grammatik, bentsche Monatsnamen, Sammlung beutscher Helbeulieber; der Kaiser erlernte noch im Alter das Schreiben)-Die Baukunst begann sich in greren Werken zu entwickeln (der Dom zu Aachen, die Pfalzen zu Aachen, Ingelheim nnb Nym-wegen); Ackerbau, Haubel und Verkehr wrben gehoben (der Rhein-Donankanal). Karls husliches Leben war kniglich ein-fach, seine ganze Persnlichkeit eine gewaltige, bereit tiefen Ein-brnck auf die Zeit die Sage mannigfach ausgeschmckt hat. Er starb 814 (am 28. Januar) zu Aachen, 72 Jahr alt. Ihm folgte sein Sohn Ludwig, ba seine beiben lteren Shne, Karl und Pipin, vor dem Vater gestorben waren. ^ 76. Ludwig der Fromme und seine Sohne. Ludwig der Fromme 814840 theilte schon wenige Jahre nach seinem Regierungsantritt das Reich unter seine Shne Lothar, Pipin und Ludwig. Aber ba er spter zu Gunsten eines vierten Sohnes (aus zweiter Ehe), Karls des Kahlen, diese Thei-lung nberte, erhoben sich die lteren Shne gegen den Vater und nahmen ihn auf dem Lgenfelbe bei Colmar gefangen. Lothar nthigte ihn sogar zur Kirchenbue und hielt ihn in Haft. Die anbeten Shne jeboch befreiten ihn wieber, und Ludwig theilte nun, nach Pipins Tode, das Reich abermals unter seine brei brigen Shne. Allein diese Theilung fhrte zu neuen Kmpfen, die nach des Kaisers Tode (auf einer Rheininsel bei Ingelheim Andr, Grundri der Weltgeschichte. lote Auflage. 9

18. Vom ersten Auftreten der Germanen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges - S. 50

1904 - Erlangen [u.a.] : Deichert
50 Iii. Das Frankenreich. Pfalzgrafcn. Reichsdersamm- lungen. Hebung der Landwirtschaft. Nonnen nach den Vorschriften der Kirche und der Orden lebten. Nach ihrer Rückkehr hatten die Sendboten ausführlichen Bericht an den König zu erstatten. 5. An den im Lande zerstreut, meist an Wasserstraßen gelegenen Pfalzen oder Burgen des Königs walteten die Psalzgrafen ihres Amtes. Ihnen lag die Bewirtschaftung der königlichen Güter (Domänen) und die Stellvertretung des Königs bei Gerichtsverhandlungen ob. Einige der Pfalzen waren: Aachen, Metz, Trier, Nymwegen, Ingelheim, Worms, Frankfurt, Selz an der Fränkischen Saale. Eine feste Residenz hatte Karl nicht. Er zog im Lande umher und verweilte bald in dieser, bald in jener Pfalz. Mit besonderer Vorliebe hielt er sich am Rhein: in Ingelheim, Nymwegen, vor allem aber in Aachen auf, das ihm wegen seiner heilkräftigen, warmen Quellen sehr wertvoll war. In den letzten Jahrzehnten der Regierung Karls konnte Aachen als die eigentliche Hauptstadt des Reiches gelten. 6. Damit die einheitliche Leitung der kirchlichen und staatlichen Angelegenheiten möglichst gewahrt blieb, hielt Karl jährlich zwei Reichsversammlnngen ab, im Frühjahr und im Herbste. Zu denselben erschienen aber nicht mehr, wie in der altgermanischen Zeit, alle Freien, sondern nur die Großen des Reiches, die hohen weltlichen und geistlichen Würdenträger: Grafen, Bischöfe. Karl legte die mit seinen vertrauten Ratgebern besprochenen Gesetzentwürfe zur Beratung und Beschlußfassung vor. Worüber man sich einigte, das wurde aufgezeichnet und zum Gesetz erhoben und mußte nun im ganzen Reiche zur Ausführung kommen. Wegen der Einteilung in Kapitel nannte man die Gesetze: „Kapitularien". Ihre Bekanntmachung an das Volk erfolgte an den Mahlstätten. § 21. Karls Fürsorge für Landwirtschaft, Handel, Kirche, Schule, Wissenschaft und Kunst. 1. In den § 20 erwähnten Einrichtungen zeigte Karl, welches Organisationstalent und welche hervorragende Tüchtigkeit ihm als Herrscher eigen waren. Wie warm sein Herz aber für das Wohl seiner Untertanen schlug, das offenbarte er in seiner regen Fürsorge für die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit des Volkes und in seinen Bestrebungen sür die allgemeine Bildung und Gesittung. Er betrachtete die Landwirtschaft als eine der wichtigsten Wohlstandsquellen. Um sie zu fördern, ließ er Wälder ausroden, Sümpfe

19. Geschichte des Mittelalters - S. 26

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
26 Das Kaiserreich. Die Sachsenkaiser. Nun suchte der Kaiser fr seinen einer zweiten Ehe entstammenden Sohn K:arl auf Kosten der Brder ein drittes llnterreich zu er-richten. Darber entbrannte ein langwieriger Familienzwist. Schlich-lich traten die altern Shne dem Vater in Waffen gegenber; seine Krieger entliefen ihm; die Shne nahmen ihn gefangen. Der Schau-platz dieser Untreue, das Rotfeld unweit Kolmar, heit seither in der elsssischen Sage das Lgenfeld. Lothar zwang den Vater zu ffentlicher Kirchenbue; weitere Mihandlung verhinderten Pippin und Ludwig mit seinen Deut-schen. Dennoch schmlerte der Kaiser nach Pippins Tode bei einer neuen Teilung Ludwigs Erbe. Der Gekrnkte setzte sich zur Wehr; auf dem Feldzuge gegen seinen besten Sohn starb der kranke Greis auf einer Rheininsel bei Ingelheim. 2. Nun wollte Lothar seine Oberherrschaft der das Gesamt-reich geltend machen. Aber die Brder widersetzten sich, und er erlag ihren verbndeten Heeren. Jetzt erst willigte er in die Teilung des 843 Reiches, die zu Verdun vereinbart wurde. Lothar erhielt mit der Kaiserkrone das ehemalige Langobardenreich und einen Land-streifen, der sich von den Alpen und der Rhonemndung am linken Rheinufer entlang nordwrts bis zum Mndungslande des Rheins und der Weser erstreckte; was davon westlich lag, erhielt Karl der Kahle"; das buerliche Ostland nebst der weinreichen Gegend um Speier, Worms und Mainz verblieb Ludwig dem Deutschen. Erst von da an kann von einem franzsischen und einem deut-schen Volke gesprochen werden. 3. Als Lothars zweiter Sohn, Lothar Ii., ohne Erben starb, 870 ward im Vertrage zu Meerssen (bei Mastricht) sein Land, von dem ein Teil nach ihm Lothringen heit, unter die Oheime geteilt. Ludwig erhielt die Landschaften deutscher Zunge, Karl die franz-fischen. Kln und Metz, Trier und Aachen, Straburg und Basel fielen an Deutschland, Bisanz (Besanyon), Verdun und Tll (Toul) an Frankreich: in der Hauptsache die Vlkerscheide, die ein Jahr-tausend spter wieder hergestellt worden ist; nur da der Rhein von seiner Quelle bis zur Mndung den Deutschen gehrte. 4. Die kaum erblhte Gesittung aber verfiel in den Wirren der Zeit. An der Ostgrenze breiteten sich die Slawen aus und fielen immer wieder verheerend in Deutschland ein. In Italien und Bur-guni) entstanden unabhngige Reiche. Die heidnischen Normannen

20. Erster Unterricht in der Weltgeschichte - S. 153

1823 - Frankfurt a.M. : Andreä
153 Europäische Staaten. Zwei treffliche Fürsten wurden nach Heinrich? zu Kaisern gewahlet, Friedrich von Oe streich, und Ludwig von Baicrn; Deutschland war nur zu be- klagen, daß keiner von beiden zurücktrcten, sondern jeder seine Ansprüche mit den Waffen geltend machen wollte. Der Kampf dauerte acht Jahre. Die Schlacht bei Mühldorf 1322 entschied für Ludwig; Friedrich wurde sogar gefangen; — aber beide Fürsten betrugen sich gegeneinander, wie achte deutsche Biedermänner, so daß Ludwig, als er gegen Feinde auszog, dem gefangenen Friedrich die Beschützung seines Landes auftrug. Nach Friedrich's Tode 1330 bekam Ludwig viele Un- einigkeiten mit dem Pabste, daß die deutschen Fürsten, des ewigen Streites müde, in Karl von Luxem- burg einen Gegenkaiser ernannten. Karl 4, (reg. v. 1347 bis 1378), machte sich durch eine Verordnung über die Kaiserwahl besonders merk- würdig. Sieben Fürsten: drei geistliche, und vier weltliche hatten blos durch Herkommen das Recht er- langt, den Kaiser zu wählen, aber es war noch kein Gesetz. Karl 4 erhob dieses Herkommen zu einem Gesetze, und bestimmte ausdrücklich die sieben Kur-, oder Wahlfürsten, nämlich: Mainz, Trier, Köln, Böhmen, Pfalz, Sachsen, und Bran- denburg. Die Stimme eines jeden Kurfürsten haftete auf einem Kurlande, welches untheilbar sein sollte. Frankfurt am Main wurde zum Wahl-, und Aachen zum Krönungs-Orte bestimmt. Bei erledigtem Kaiferthrone sollten die Kurfürsten von Sachsen, und der Pfalz, als Reichsverweser die Verwaltung bis zu der Wahl eines neuen Kaisers führen. — Von der goldenen Kapsel, welche um das Siegel dieser Verfassungs-Urkunde war, nannte man das Gesetz selbst die goldene Bulle.