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1. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 69

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
- 69 — An Nebenbächen des Sumpfbaches: (Nr. 29 bis 34). 29) Hohenebra, Pfdf. am Ursprünge des Eberbrunnens und des Sauerbrunnens. I Sch., 1 L. Bahnhof. Windm. Ackerbauer. Ein Herr von Ebra begleitete Günther Xxxvi. ins gelobte Land. Jlefelder Stiftsgut. 30) Oberspier, Pfdf., am Spierbache, mit Rittergut, das ehedem den Herren von Hopfgarten und Heringen gehörte ljetzt der Familie Zahn). 1 Sch., 1 L. — 1 Windmühle, Försterei. Ackerbau, Gewerbe und Handel. Zur Flur gehört das Possenschloß. 1640 brannten die kaiserlichen Truppen Ö. bis auf 3 Häuser nieder. 31) Westeren gel, Pfdf. im ehemaligen Etxgumgan. Sehr ergiebiger Boden, auf dem auch Wallnußbäume gut gedeihen, 1 Sch., 1 L. Das Freisassengut (Jlefeder Stiftsgut) war früher kursächsisch. 1822 wurde beim Neubau der Kirche ein altes Reli- quiengesäß mit Reliquie aufgefunden; dasselbe wird im Naturalien- kabinett zu Sondershausen aufgewahrt. In der Flnr werden häufig Waffen und Geräte aus der Stein- und der Broncezeit gefunden. 32) Kirchengel, ackerbautreibendes Krchdf. aus einer Hoch- ebene. Fil. von Nr. 31. l Sch., 1 L. Jlefelder Stiftsgut. Zu Kaisers Otto I. Zeiten Ostrnilinge (Ofterengel) im Gegensatz zu Westerengel genannt. 33) Otterstedt, ackerbautreibendes Pfdf. am Abhänge einer Hochebene. 1 Sch., 1 L. Bierbrauerei, Mühle an dem sogen. Neuen Brunneu. — Starker Waidbau bis Ende des 17. Jahrhunderts. 34) Guuderslebeu, aberbautreibeudes Krchdf. am Gänse- berge mit Rittergut. Fil. von Nr. 17. 1 Sch., 1 L. G. wird schon in einer von Ludwig dem Frommen ausgestellten Urkunde als ein dem Kloster Fulda unterstelltes Dorf erwähnt. Im rechten Gebiete der Helbe: (Nr. 35 bis 49). 35) Großkeula oder Keula, (sonst Oberkeula), Mktfl. mit fürstl. Domäne und Freigut; 915 E., 192 Wohuh.; der westlichste und hochstgelegene Ort (459 m) der U. H., in rauher Gegend; hat ge- pflasterte Trottoirs und einige breite Straßen; 1 Kirche, 1 Sch. mit 2 L. Försterei, Posterpedition, Apotheke, 3 Windmühlen. Die Bewohner treiben Gewerbe und Handel, namentlich Holz- und Kohlenhandel; Kohlenbrennerei. 1 Std. davon das „Rondel", ein aus dem Walde hervorragender nackter Felsenvorsprung, der nach Westen über 180 m tief fast senkrecht abfällt. Die schöne Kirche besitzt ein wertvolles geschnitztes Altarbild, ein Geschenk des Grafen Anton Günthers Ii.; früher befand sich dieses Bild in der Schloß- kirche zu Arnstadt. Sonst hatte K. ein Schloß, welches von 1670 bis 1631 Regierungssitz des Gr. Anton Günthers Ii. war; auch Fürst Heinrich (f 1758) hielt sich hier zeitweilig auf. Schloß und Dorf K. waren früher Eigentum der Gr. v. Hohnstein. 1343 kam K. durch Verpfändung au die Herreu von Ebeleben, die nun als Burgherren mit vier in ihrem Dienste stehenden Burgmännern zu Schloß Keula.

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1. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 64

1905 - Delmenhorst : Horstmann
64 im Niedergänge; auch viele aus seinem eigenen Volke wandten sich von ihm ab, besonders seitdem er die Protestanten (Hugenotten) in seinem Reiche aufs härteste verfolgte. Er glaubte, das sei ein Gott gefälliges Werk; darum wurden die protestantischen Geistlichen vertrieben, ihre Kirchen und Schulen geschlossen und viele Kinder den Eltern entrissen, damit sie katholisch erzogen würden. 700 000 fleißige Untertanen wanderten damals aus Frankreich aus und fanden in der Fremde, unter andern in Brandenburg, freundliche Aufnahme. 7. Ludwigs Ende. Ludwig Xiv. starb 171-5. Seine Kriege und seine Prachtliebe hatten das Land in große Schulden gestürzt; seine Willkür hatte das Königtum in weiten Kreisen verhaßt und verachtet gemacht. 46. Die Dänische Zeit. Die Zerbster in Jever. Die Aldenburger und Bentincks in Varel. 1. Zerstückelung des Landes. Nach dem Tode Anton Günthers wurde sein Land unter die Erben geteilt. Die alten Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst kamen an Dänemark, Jever an Anhalt-Zerbst, dessen Herrscher Anton Günthers Schwester vermählt worden war, und Varel und Kniphansen erhielt der Graf Anton von Aldenburg. 2. Die dänische Zeit. Die Zeit, während die Könige von Dänemark über Oldenburg regierten, nennt man die dänische Zeit. Sie dauerte 1667—1773, also reichlich 100 Jahre. Es war eine Zeit der Fremdherschaft, obgleich die fremden Herrscher nach Kräften für ihr altes Stammland sorgten. Die dänischen Beamten, die jetzt in das Land kamen, kannten Land und Leute nicht und taten nicht immer ihre Pflicht. Schwer hatte die Stadt Oldenburg zu leiden. Die Bilder und Kostbarkeiten des alten Schlosses wanderten zum größten Teil nach Kopenhagen, und das Schloß war fast unbewohnbar. Bald nach Anton Günthers Tode brach in Oldenburg die Pest aus, die von 1667—1668 wütete. Einige Jahre später (1676) entstand durch Blitzschlag ein großer Brand, der feist die ganze Stadt in Asche legte. Innerhalb 15 Stunden waren 700 Feuerstätten und Wohnungen zerstört, und die Regierung hatte später Mühe, die Leute zum Wiederaufbau der Häuser zu bewegen. Ein furchtbares Unglück traf die Marschen im Jahre 1717. In der Christnacht brach die „salze See" die Deiche und ergoß sich in das weite Land. Gegen 800 Häuser wurden weggespült, und 3700 Menschen ertranken. 100 000 Stück Vieh fielen der Flut zum Opfer. Der König von Dänemark ließ die gebrochenen Deiche besichtigen und dann die Deichschäden ausbessern und die Deiche verstärken. Besonders verdient um den Deichbau machte sich damals der Admiral Sehestedt, der in Oldenburg Oberlanddrost war. Es gelang ihm nach Ueberwindung unendlicher Schwierigkeiten, den Schweiburger Deich durch das Moor zu legen. Immer wieder feuerte er die zögernden Arbeiter an und zwang sie wohl gar mit

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 596

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
596 Nachlassenschaft. Eine besondere Herrschaft im Jeverlande bildeten die Gemeinden Sengwarden, Fedderwarden und Accunl unter dein Namen Herrschaft In- und Knip- hausen. Sengwarden bildete Inhausen, und Fedderwarden nebst Accum Kniphausen. Fräulein Maria von Jever hatte sich vergebens bemüht, die beiden Herrschaften ihrem Gebiete einzuverleiben; erst Anton Günther, dem Sohne Jo- hanns Vi. (Xvi.) gelang es, sich diese beiden Landesteile dau- ernd zu erwerben. Nach deni Tode Anton Günthers kam das Jeverland an An halt-Zerbst, dessen Fürst die Schwester- Anton Günthers geheiratet hatte. Varel und Kniphausen mit Jade erhielt der Graf von Aldenburg, ein nicht ebenbürtiger Sohn Anton Günthers. Als 1793 der Fürst von Anhalt-Zerbst, Friedrich August, gestorben war, erbte dessen Schwester, die Kaiserin Katharina von Rußland, die Herrschaft Jever. Erst 1818 trat Kaiser Alexander I. von Rußland Jever für immer wieder an Oldenburg ab. Später kam auch wegen Varel und Kniphausen mit den Erben des Grafen von Aldenburg ein für Oldenburg gün- stiger Vergleich zu stände, der diese Gebietsteile für immer wieder mit Oldenburg vereinigte. Die letzten Abmachungen wurden 1825, 1834 und 1854 getroffen. Ein bedeutender Gebietszuwachs wurde Oldenburg im 19. Jahrh, zu teil. Im Frieden von Luneville, 1801, war Frankreich das linke Rheinufer zugesprochen worden. Um die Fürsten, die am linken Rheinnfer Land verloren hatten, zu entschädigen, hob man die geistlichen Stifte (Fürst- bistümer, Abteien u. s. w.) auf; ebenfalls beraubte man eine Reihe von freien Reichsstädten und kleineren Reichs- fürsten ihrer Selbständigkeit. Die Verteilung der einge- zogenen Gebiete erfolgte 1803 durch den Reichs deputati- onshauptschluß. Bei dieser Gelegenheit erhielt Oldenburg, nicht deshalb, weil es am linken Rheinufer Grund und Boden verloren hatte, sondern als Entschädigung für den Weserzoll, den es hatte aufgeben müssen, zwei Ämter des aufgehobenen Hochstifts Münster, Vechta und Cloppenburg, und das hannoversche Amt Wildeshausen. Außerdem wurde ihm noch das Fürstbistum Lübeck, das im Westfälischen Frieden nicht aufgehoben war, und dem 1803 der Herzog Peter Frie- drich Ludwig als erwählter protest. Bischof vorstand, als erbliches weltliches Fürstentum zugewiesen. Schon im Jahre 1774 waren die nach dem Tode Anton Günthers mit dem Königreiche Dänemark vereinigten olden- burgischen Gebiete, die Grafschaften Oldenburg- Delmen- horst, zu einem Herzogtum des Deutschen Reiches erhoben

3. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 34

1904 - Oldenburg : Nonne
- 34 — unverdrossen vor und zu dem Feinde, und wohin er sowohl bei Tag als Nachts kommandieret worden, wie einem ehrliebenden Reuter eignet und gebühret, wohl verhalten." 36. Das Messeredikt Anton Günthers. 1638 Sept. 28?) — Corpus Constitutionum Oldenburgicarum Selectarum. Oldenburg o ^eil 2 Nr. 31, S. 43. — ' (Die während des 30-jährigen Krieges zunehmende Roheit war die Veranlassung zu dem Messeredikt; uoch 1721 wurde die jährliche Verlesung des Edikts von der Kanzel für den Vi. Trinitatis angeordnet. Im Jahre 1638' stand in Abbehausen Rodenkirchen, Tossens, Blexen, Atens der Messerpmhl vor dem Kirchhofe. (Schauenburg, Hundert Jahre oldeub. Kirchengesch. Bd. 2, S. 165.) Wir Anton Günther, Graff zu Oldenburg und Dellmenhorst, Herr zu Jever und Knyphausen etc. Fügen allen und jeden Unserer Lande Eingesessenen in Städten und aus dem Lande zu wissen: Demnach Wir nicht allein mit sonderbahrer Empfindlichkeit vernehmen müssen, sondern auch mit Schmertzen selbst erwogen, daß bey diesen ohne des beschwerlichen und betrübten Zeiten große Unsicherheit im Schwange gehet, Muhtwillen verübet, und unter andern schweren Sünden auch vielerlei) Verwundungen, Mord und Todtschlag in unsern Graffund Herrschaften (leyder) begangen werden, und daß eben durch die Messer solches Blutvergießen, wodurch das Land verunreiniget und Gottes des Allmächtigen Fluch und schwere Straffen erwecket werden, mehren-theils veranlasset wird. Wir aber billig nichts an Uns erwinden lassen, was einer Christlichen Obrigkeit gebühret, und zu Schutz der Frommen, Bestraffung der Bösen nohtwendig und ersprießlich seyn mag: Als sollen zuforderst alle Unsere angehörige Unterthanen hiemit gantz Christlich und gnädig verwarnet und ermahnet seyn, daß sie mit ihrem Nächsten in Liebe, Friede und Einigkeit leben, allen Zank, Haß, Neyd, Widerwillen und Groll fliehen und meyden, sonderlich aber das leydige Vollsanffen ein- und abstellen, und sich in ihrem Christenthum also verhalten, wie solches dem Worte Gottes, aller Ehrbar- und Billigkeit gemäß, auch zu zeitlicher und ewiger Wohlfahrt nütz- und ersprießlich seyn wird. Und damit alle Veranlassung und Ursache, durch solche heimliche, mördliche Waffen der Messer zu dem muhtwilligen Blutvergießen, so viel möglich, verhütet und aus dem Wege geräumt werden möge; So setzen, ordnen und wollen Wir, daß ins künftige, fürs erste, wenn einer Unserer Unterthanen ein Messer, den andern damit zu beleidigen und Schaden zuzufügen, zucket, ihn aber nicht verwundet, ans dem Lande, ohne einigen weitern Proceß, ans einem Predig-Tag, an einen dazu absonderlich vor dem Kirchhof gesetzten Pfahl, ans welchen fein Messer zu stecken, in den Städten auf dem Markte, bey der gleichen Pfahl, drey Stunde stehen, und also seine Schande büßen solle. Wie :) In der Schreibweise des Originals

4. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 36

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 36 — ziehen, um Ostfrieslaud zu befreien. Doch auch iu dieser schweren Zeit wußte Anton Günther Mittel und Wege zu fiudeu, um das Unheil ab- zuweuden. Als endlich die Kriegsscharen abgezogen waren, schrieb er die wunderbare Errettung allein Gott zu und sprach oftmals: „Das hat Gott gethau, und alle Meuscheu müssen mit mir bekennen, daß es allein sein Werk ist." Zwei Jahre nach diesem Ereignisse erhielt Graf Anton Günther Horn Kaiser die Erlaubnis, auf dem Weserstrom Zoll zu erheben. Dieser Weserzoll, welcher zu Elsfleth erhoben wnrde, hat Oldenburg viel Geld eiugebracht. Im Jahre 1820 wnrde der Weserzoll aufgehoben. Dafür hat Oldenburg schon 1803 die Ämter Wildeshansen, Cloppenburg und Vechta als Entschädigung erhalten. Als im Jahre 1663 ein Heer vou 120000 Türkeu das deutsche Reich bedrohte, schickte Graf Autou Günther dem deutscheu Kaiser eiue Kompanie Reiter zu Hülfe. Während Anton Günthers 64 jähriger Regieruug folgten in Deutschland 5 Kaiser hintereinander. Jeder ehrte und liebte den Grafen. Wegen seiner Weisheit wnrde er einigemale von ihnen als Gesandter benutzt. Als ein Kaiser ihn in den Fürstenstand erheben wollte, lehnte der Graf diese Ehre ab mit den Worten: „Ich will lieber unter den Grafen die Thür anfmachen, als nnter den Fürsten Anschließen." Viele Fürsten, sowohl dentsche als fremde, waren des Grafen Frennde und be- snchten ihn oft. Wegen seiner Gastfreiheit nannten sie ihn „des heiligen römischen Reichs Wirt", wegen seiner herrlichen Pferde „des heiligen römischen Reichs Stallmeister" und wegen ver reichen Wildbahn „des heiligen römischen Reichs Jägermeister." Die Wohlfahrt des Volkes lag ihm sehr am Herzen. Er sorgte für Verbesserung der Deiche, stiftete zu Blaukeuburg eiu Armenhans und zu Hofswürden (Gemeinde Eckwarden) ein Krankenhans. Die Ostern- bnrger Kirche, sowie die ehemalige Nikolaikirche zu Oldenburg sind ebeu- falls auf feilte Veranlassung gebaut. Mit besonderem Eifer suchte er die Pferdezucht iu der Grafschaft Oldenburg zu hebeu. Er befaß selbst sehr schone Pferde. Sein Lieblingspferd „Kranich" hatte einen Schweif von 9 Ellen und eine Mähne von 7 Ellen Länge. Letztere ist noch jetzt in der Altertümersammlung zu Oldenburg zu sehen. Indem er an andere Fürsten schöne Pferde verschenkte, erwarb er sich die Fürsten als Freunde. Der berühmte Medardnsmarkt wnrde vou ihm augeorduet. Er ver- schöuerte die Stadt Oldenburg, indem er dort ein nenes Schloß und ein neues Rathaus erbauen ließ. Das Schloß steht uoch jetzt, aber das Rathaus ist vor eiuigeu Jahreu abgebrochen und durch ein anderes ersetzt. Seinen Untergebenen begegnete er mit großer Freuudlichkeit, erwies ihnen manche Gnade und suchte überhaupt feine Freude darin, jedermann Gutes zu thuu. Jeder Bittende hatte bei ihm Zutritt. Er nahm selbst die Bittschriften an und erteilte nach ihrer Dnrchlefnng sofort Bescheid Für Heuchler und Verleumder hatte er feilt Ohr.

5. Teil 3a = 7. u. 8. Schulj - S. 150

1912 - Halle a.S. : Schroedel
150 73. Die tftansfelöer in Ostfriesland und Tilly in Oldenburg. 1. Wie eine Herde von Wölfen warfen sich die Mansfelder auf das schutzlose Ostfriesland. Nachdem alle festen Orte genügend besetzt waren, quartierte Mansfeld seine Truppen in den Städten und auf dem Lande ein. Nur Emden und Leerort blieben frei. Ostfriesland war damals reich und blühend, die Mansfelder halb verhungert. Dennoch hätten die Vorräte und die i^raft des Landes auch für noch mehr Einquartierung ausgereicht, wenn nur die Eier derselben zu stillen gewesen wäre. Es war mehr als das. Mehr als der Hunger verschlang, verdarb die un- sinnige Zerstörungswut. Die Soldaten warfen die Butter an die Wände, den Käse zum Fenster hinaus. Sie besudelten die Nahrung, die sie nicht genossen. Zu Mittag verlangten sie Geld auf ihrem Teller und nahmen mit dem Gelde auch das Tischzeug weg. Die Ställe standen voll Vieh. Die Mansfelder zogen es davon und verkauften es autzer Landes. Stroh war genug vorhanden. Es genügte ihnen nicht. Sie warfen das un- ausgedroschene Getreide ihren Tieren als Streu unter. Sie allein waren die Herren. Wir finden allerdings Aufforderungen Mansfelds, wie Chri- stians von Braunschweig zu Mannszucht; allein sie selbst räumen ein, daß ihre Worte nicht fruchteten. Wie die Habe des Landmannes den Buben zur Verfügung stand: so auch seine Person und die Seinigen zu ihrem Dienste oder zur Kurzweil, wie es ihnen gefiel. 2. Während Ostfriesland wie das ganze übrige Deutschland durch den unglückseligen 30 jährigen Krieg unendlich litt, blieb die Grafschaft Olden- burg nahezu verschont. Das war das Verdienst Anton Günthers, der durch fein kluges Verhalten das Oldenburger Land vor den Schrecken des Krieges bewahrte. Zm Jahre 1623 rückte Tilly in das Oldenburgische ein. Er wollte den Grafen Mansfeld, der das unglückliche Ostfriesland aussog, über die Grenzen des Reiches treiben. In der Nähe von Olden- burg hatte Tilly sein Lager bezogen. Hier bot an der einen Seite die Hunte Schutz, an der anderen eine Hügelreihe. Noch jetzt zeigt man dort die „Tillysche Tränke" und den „Tanzmeister", den einstigen Tanz- platz der Tillyschen Soldaten. Drei Wochen lang lagerte er hier. Anton Günther selbst erschien im Lager. Boten gingen hin und her; Gesandte wurden nach Ostfriesland und nach Holland zu den Generalstaaten ge- schickt. Endlich erreichte der kluge Graf sein Ziel: Tilly zog ab. Ein oldenburgischer Geschichtsschreiber erzählt noch, Anton Günther habe zu Tilly gesagt: „Herr General, ich habe nichts gegen den Durchzug. Es ist meine Pflicht gegen Kaiser und Reich, Ihnen darin nach Möglichkeit förderlich zu sein; aber die Pflicht gebeut mir auch, Sie vor Unglück zu warnen. Ich sage Ihnen, Sie werden Ihre schöne Armee zugrunde richten. Ostfriesland ist eine Wüste geworden. Der Hunger vertreibt

6. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 28

1918 - Breslau : Hirt
28 Das Herzogtum Oldenburg. junge und alte, wankend, im Sturze von entgegenstrebenden Nachbarn aufgehalten, oder vermodert als Behausung der zahlreichen Käfer, unter den Bäumen ein undurchdringliches Dickicht von wilden Rosen, Brom- beeren, Dornen: dies alles, vielleicht nicht im grellen Sonnenlichte, sondern im Halbdunkel des scheidenden Sommertages gesehen, hat schon manchem Naturfreund heilige Schauer eingeflößt und die Maler aus weiter Ferne angelockt. Die Jeverische Geest beginnt gleich hinter Sande. Wir sind am Ende der Geest überhaupt angelangt. Vom Schloßturm zu Jever schauen wir südlich zum Staatsforst Upjever hinüber, nach der anderen Seite aber entzückt unser Auge das fruchtbare, flache Marschland, welches bis zum Kranz der Deiche reicht. Die Besiedelung ist auch auf diesem Teile der Geest nicht gleichmäßig. Auf dem Lande fällt wieder die Neigung zur zerstreuten Wohnweise auf. So löst sich auch die Hauptstadt vom Kern der Altstadt aus allmählich in Einzelgehöfte auf. Olden- bürg hat über 30000 Einwohner, mit den Ortschaften Eversten, Nadorst, Donnerschwee und Osternburg, die aber zu besonderen Gemeinden gehören, 40000 Einwohner. Die Bedeutung Oldenburgs besteht zunächst darin, daß es Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums und der Sitz der Hof- und höchsten Staatsbehörden und einer Ober- postdirektion, der Stäbe der 37. Infanterie- und der 19. Feldartillerie-Brigade ist. Hier stehen das Oldenburgische Infanterie-Regiment Nr. 91 und der Stab und die erste Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 62 und im benachbarten Osternburg das Oldenburgische Dragoner-Regiment Nr. 19. Die Stadt bietet ein freundliches Bild. Um die alte Festung mit dem Großherzoglichen Residenzschloß ziehen sich an den Wasser- läufen die wohlgepflegten Wallanlagen mit Linden und hundertjährigen Ulmen. Die neueren Stadtteile dehnen sich gemächlich aus, und die nach künstlerischen Entwürfen erbauten, von Gärten umgebenen neueren Häuser der Dobbenstadt im Schmucke der Blumen und Büsche liegen in unmittelbarer Nähe des Everstenholzes und an Teichen, die von Schwänen belebt werden. Hier erheben sich die Neubauten des Staats-; Ministeriums und des Landtagsgebäudes. Am schönen Schloßgarten entlang strömt die Hunte und dann über ein Stauwerk, das uns mit seinem Wasserfall das reizende Bild eines Gebirgsortes vorspiegelt, zu dem belebten Hafen am Stau. (S. Bild 12 und 13, S. 55/56.) Schon sehr früh entstand neben der Burg am Hunteknie, die zuerst 1108 nnt Sicherheit urkundlich als Aldenborch nachzuweisen ist, an der alten Verkehrsstrahe von Jever nach Bremen und Wildeshausen eine Ansiedelung, die seit den ältesten Zeiten mit dem Geestrücken bei Osternburg durch einen Damm verbunden war. Der Sachsenherzog Heinrich der Löwe hielt nach dem Tode Graf Christians I. (1167) die Burg bis zu seinem Sturze besetzt. Im 13. und 14. Jahrhundert blühte der Ort, der sich nördlich vom Schlosse gebildet hatte, schnell auf, und die steigende Bedeutung der Gemeinde bewog Graf Conrad I. 1345, auf seine grundherrschaftlichen Rechte zu ver- zichten und der Stadt einen Freibrief zu erteilen, der in der Urschrift im Stadtarchiv aufbewahrt wird. Damit hing eine Erweiterung der Stadt zusammen, deren Mauern nun an das Burggebiet heraugeführt wurden. Oldenburg hat an den Geschicken des Grafenhauses Anteil genommen, und namentlich Graf Anton Günthers Hofhaltung brachte einen bedeutenden Aufschwung. Nach seinem Tode sank es zur Landstadt herab. Es war auch zur dänischen Zeit noch eine ziemlich starke Festung. Aber gegen das Ende des 18. Jahrhunderts begann man die Werke niederzulegen, das 19. sprengte die Fesseln völlig, und nun durchschnitten die Straßen die Wälle, der Torzwang hörte auf. Mit dem Einzug der jüngeren Linie des Hauses Holstein-Gottorp 1773, der unser Herrscherhaus angehört, begann ein frisches Leben auf allen Gebieten. Unter der

7. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 8

1904 - Oldenburg : Nonne
— 8 — Nchen Rusteder Chronik" ist nicht im Druck erschienen. Die folgende (dem Herausgeber von g-schätzters-it- zur Verfügung gestellte) Übersetzung^-probe schildert den Anfang der Stebingerkämpfe.) ^tedinger nördlich von der Hunte waren die ersten welche Hch gegen ihre Herren erhoben, denn in ihrem Lande standen die beiden gingen ^echtenberg und Liene, deren Besatzungen unter der Leituna der Burgvogte in frecher Weise durch Vergewaltigung der Mädchen und Frauen sehr viel Unheil anrichteten. Weil daher die Einwohner sahen daß Nch die Bosheit bei ihnen einnistete, so traten sie an einem Orte,' der Brordeich heißt, wo damals ein großer Wald stand, im Dunkel der Nacht zusammen und fanden den Beschluß, daß die Bnrq Liene von den Handen der westlichen Bauerschaften zerstört werden sollte, während die östlichen den Lechtenberg zu brechen hätten. Unter dem Vorwanbe als wollten ste ihre Klagen vorbringen, sollten sie in die Schlösser^) ein-^bringen versuchen. Als sie nun aus Grund dieses Beschlusses die Cdstoiler ei stiegen hatten, gabeii ste den anderen das verabredete Zeichen ihre Zahl vervielfältigte sich, sie töteten etliche von ihren Zwingherren' andere mißhandelten ste, und dann zerstörten sie die Burgen durch die Gemalt des Feuers. _ Als die Nachricht von diesen Vorgängen über die Huute zu den ^udstedingern brang, schlossen stch diese mit Freubeu den Verschworenen an, machten mit ihnen ein Bünbnis und begannen gleichfalls sich gegen ihre Herren zu erheben. Daher gruben sie zu ihrer Verteidigung einen tiefen Graben, den sogenannten Steingraben, der von der Ochtum bis zur Lin tau ging, und warfen fein Ufer nach der Innenseite zu bis zur Höhe eines großen Hauses auf. Über die Ochtum bauten sie eine buvch ane Verschanzung gesicherte Brücke. Lo machten sie das Gebiet um Bremen ihrer Freiheit völlig untertan, tote vertrieben auch alle im -mibe ansässigen Rittergeschlechter, nur die Hilfe der Herren von Kai-hausen ließen sie sich gefallen; indessen diese zogen sich später rechtzeitig von ihnen zurück, bevor ihr Land zu Grunbe gerichtet würde. Übrigens hatten sie nur einen einzigen Ausgang durch ein steinernes Tor aus ihrem Laube. 9. Aus dem Sachsenspiegel. Um 1300. 5?ci Sachsenspiegel, Landrecht und Lehurecht. Herausgegeben von A n n u st Lubben. Oldeubrrrg 1879, S. 1 u. S. 102. — (Der Sachsenspiegel ist eine Sammlung des alten sächsischen Rechtes, und zwar die »c mrt mederdemschem Text. Sie wnrde im Jahre 1336 aus Veranlassung des Grafen ^ohann durch den Mönch Hinrich Gloyesten, einen geborenen Ammerlander, stitrgeäetchnet. Nach dein Tode Anton Günthers kam sie in den Besitz des Grafen ^0^ ^enourg und aus dieser Familie in die der Grafen von Bentinck. Als der grotz(. Schloßbrand m Varel wütete (1751), war die nnschätzbarc Sammlung ans; geliehen und entging so der Vernichtung. Im Jahre 1877 erwarb der Großherzoa den toachiempregel für leine Privatbibliothek und ließ ihn dann durch den Druck 0 steht in mittelalterlichen Urkunden gauz gewöhnlich für „Burg".

8. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 30

1918 - Breslau : Hirt
30 Das Herzogtum O>denburg. also einen heiligen Hain gehabt haben. Zu Donnerschwee lag ein gräfliches Schloß, das seit 1436 verschollen ist; hier wohnte die unglückliche Gräfin Jngeborg, als ihr Gemahl Ocko tom Broke gefangengenommen war, dieselbe, die ihrem Vater Graf Moritz (t 1420) das in der Krypta der Dorfkirche zu Rastede noch erhaltene Grab- denkmal für die Klosterkirche herstellen ließ. Das Kloster Rastede war mit der Geschichte des Grafenhauses eng verbunden, es entstand abseits der alten Heerstraße von Oldenburg über Wiefelstede, wo 1067 die erste Kirche im Ammerland gegründet wurde, nach Jeverland. Rastede hieß ur- sprünglich Radestad. Die Ulrichskirche im Dorfe wurde 1059 von Graf Huno gegründet. Aus dem 12. Jahrhundert stammt die noch erhaltene Krypta. Die übrigen Teile der Dorfkirche sind jünger. Bald nach der Gründung entstand durch die Freigebigkeit Graf Hunos das Benediktinerkloster, dessen Altäre 1091 geweiht wurden. Bald nach 1300 wurde hier die Geschichte des Klosters Rastede geschrieben, die wichtigste Quelle für die Geschichte Oldenburgs im Mittelalter. Im Jahre 1336 schrieb der Mönch Gloystein die niederdeutsche Handschrift des Sachsenspiegels, die mit Bildern reich verziert ist und jetzt dem Großherzog gehört. In der Reformationszeit wurde das Kloster 1529 eingezogen. Graf Anton Günther ließ die alte Abtei niederwerfen und dafür ein neues Gebäude mit einem Turm errichten, die Klosterkirche aber wurde wieder- hergestellt. So wurde Rastede seine glanzvolle Sommerresidenz mit einem Marstall und einer Reitschule, die viele vornehme Herren besuchten. Das Kloster, die Kirche und Graf Anton Günthers Bauten sind jetzt verschwunden. Von der Klosterkirche, einer flachgedeckten Säulenbasilika, sind einige Reste wiederaufgefunden und im Park aufgestellt worden. An der Stelle des Klosters erhebt sich in herrlichen Park- und Gartenanlagen das Schloß, der Lieblingssitz der großherzoglichen Familie im Früh- ling und im Sommer. Das Versailles von Oldenburg ist Rastede einst von einem französischen Gaste genannt worden. Rastede hat 1230 Einwohner und ist ein be- liebter Ausflugsort mit regem Gärtnereibetrieb und zahlreichen Ziegeleien. Der Mittelpunkt des eigentlichen Ammerlandes ist die Ortschaft Westerstede, 1494 Ein- wohner, von Busch, Wiese und Ackerland in buntem Wechsel umgeben. Die Gemeinde hat einen reichen Waldbestand, namentlich an Eichen. Die Kirche wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts durch Schenkungen der Herren von Fikensolt begründet. Der Turin ist an vier Ecktürmchen zu erkennen. In Westerstede endigte mit einem Ge- fecht am 6. November 1813 die französische Gewaltherrschaft in Oldenburg. Nördlich von Westerstede war Burgforde'als Schutzwehr gegen die Ostfriesen eins der Herr- schaftlichen festen Häuser, 1749 erhielt es der Amtmann Manch von Wirten als Mann- lehen mit dem Namen Wittenheim; nach dem Tode seines Enkels fiel das Gut an die Landesherrschaft zurück. Nur die Burgstelle ist erhalten. Deutlicher treten die Umrisse der alten Burganlage von Münsingen in der Nähe des Gutes Fikensolt hervor. Auch hier sind alle Baulichkeiten verschwunden. Mit Fikensolt war seit der Mitte des 18. Jahrhunderts das Gut der Herren von Kobrink verbunden. Das Gut Seggern war einst der Sitz eines jener alten Adelsgeschlechter des Ammer- landes, die samt und sonders schon vor der ausgreifenden Gewalt der gräflichen Landes- Herrschaft verschwunden sind. Um das Zwischenahner Meer und sonst in dieser Gemeinde wohnten im Mittelalter die Herren von Aschwede, Kaihausen, Zwischen- ahn und Elmendorf. Die Herren von Elmendorf vertauschten schon 1331 ihren Besitz und die Fischereigerechtigkeit auf dem Meere an die Grafen von Oldenburg gegen Güter im Hasegau. Das Gut Eihausen allein hat sich erhalten, es ist im Besitze der Familie Bothe. Das Dorf Zwischenahn, etwa 1350 Einwohner, durch Dampfer mit dem gegenüberliegenden Dreibergen (das nach künstlich aufgeworfenen Hügeln benannt ist) verbunden, liegt auf einem Hügelrücken am Südende des schönen Sees, der alljährlich das Ziel vieler Erholungsbedürftiger ist. Es hat ein Kurhaus und schön- gelegene Gasthäuser, unmittelbar am See sind zahlreiche Landhäuser erstanden; daher hat die Gemeinde ein Gebiet erworben und zu einem frei zugänglichen Strandpark

9. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 10

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 10 — Produkte des Moores sind: Torf, Torfstreu, Roggen, Buchweizen und Kartoffeln. Urbarmachung des Moorbodens durch Brennen, durch Klei oder Kunstdünger. Produkte der Geest sind' Holz, Holzwaren, Obst, Flichs, Hopfen, Roggen, Kartoffeln, Ziegelsteine, Pflastersteine, Heidschnncken, Schweine, Rindvieh und Pferde. Urbarmachung des Sandbodes durch Bewaldung oder Lupinenbau. Die erratischen Blöcke, deren Farben, Zusammensetzung und Verwendung. Der Deich. — Der Grod en. — Die Schlenge. — Das Watt. — Ebbe und Flut. — Tierlebeu an der Küste. (Die Sage vom Buttfänger. Seite 28). 35. Die 3 schrecklichsten Fluten an der Küste des Herzogtums waren: 1. die Flut von 1218, 2. die Antoniflnt von 1512 und 3. die Weihnachtsflut vou 1717. (Seite 24 u. 25.) Erklärung. Eine Insel ist eine Fläche Landes, welche rings vom Masse umgeben ist. 36. Zum Herzogtum Oldenburg gehören folgende Inseln: 1. Waugerooge mit einem Seebade, 2. A r n g a st, 3. die oberah nischen Felder, 4. die Luhne Plate, mit Land Wührden durch eine Dreh- brücke verbunden. 5. die Strohanser Plate, 6. der Harri er Sand und 7. der Elsfleth er Sand. (Anton Günthers Ritt über das Watt nach Wangerooge. Seite 26.) 37. An der oldenburgischen Küste liegen folgende Untiefen: 1. L a u g - L ü t j e u - S a n d mit einem Fort, 2. der Robbensand, 3. der hohe Weg, 4. die Mellnm-Plate und 5. das Minser-Old e-Ooge. 38. In der Nähe der oldenburgischen Küste sind folgende Leuchttürme: 1. der Leuchtturm zu Bremerhaven 2. der Bremer Leuchtturm auf dem hohen Weg, 3. der Leuchtturm auf Wangerooge und 4. der Leuchtturm in Vareler Siel. Lotsen. — Tonnen. — Baken. * Erklärung. Eine Halbinsel ist eine Fläche Landes, welche größtenteils von Wasser bespült wird. 39. Das Herzogtum Oldenburg hat folgende Halbinseln- 1. Butjadiugeu und 2. Dan gast mit einem Seebade. 40. Moore im Herzogtum Oldenburg siud: 1. das Wildenlohs Moor, 2. das Vehne Moor, 3. die Dose. 4. das Richtmoor, 5. das Jührdener Feld, 6. das Lengener Moor,

10. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 36

1904 - Oldenburg : Nonne
- 86 - Und hat ein jedweder bey Vermeidung Unser höchsten Ungnade und anderer willkührlichen Bestraffung, solches in acht zu nehmen, respective mit allem Ernste hierob zu halten, auch sich darrnach zu richten, und für unausbleiblichen Schaden zu hüten. Dessen zu wahrer Urkund und wahrer fester Haltung haben Wir dieses mit Unserem Gräfflicheu Gctntzclcy-Secret bedrucken lassen. So geschehen in Unser Stadt Oldenburg am 28. Sept. Anno 1638. Nr. 32 S. 44. Weil das Messer-schneiden zu Elsfleht einzureißen begonnen, ist den 12. Nov. 1721 der Pastor beordert, das Messer-Läiet alljährlich am sechsten Sonntag nach Trinitatis von der Cantzel zu publieiren. Anno 1639 ist eine Grässliche Dellmenhorstische Verordnung ergangen; daß die Unter-Voigte, bey Straffe der Remotion, das Messer dem Delinquenten an der rechten Hand unterm kleinen Finger durch das Fleisch schlagen, unschädlich, mitleidentlich, so viel ohne Illusion oder Abbruch des Meffer-Edicts geschehen kann, sonderlich wenn einer sein Brod mit der Hand verdienen muß. 37. Der gräfliche Lustgarten zur Wnnderbnrg. 1650. — Winkelmann, Ammergauische Frühlingslust. Oldenburg 1g56. — (Die Gemahlin Anton Günthers hatte einen Garten zur Wunderburg hinter Ostern-burg zu einem großen Lustgarten ansbanen lassen, den der oldenbnrgische Geschichtsschreiber Winkelmann beschrieben hat.) Ich verfügte mich zu dem beinahe in der Mitte des Gartens stehenden Springbrunnen. Daranf stand eine schöne nackende Jungfran aus einer Kugel mit dem Segel, daneben dieses goldbeschriebene Wort: Fortuna. Die Jungfrau lachte mich aus das freundlichste an und gab ein solches hellklares Wasser aus affen ihren Gliedmaßen von sich, daß ich durchs Gegitter in deren Schranken mich zu begeben verleitet wurde. Kaum hatte ich die Füße eingesetzt, so wurde ich durch etliche, in der Erde verborgen liegende Rohrlöcher benetzt und bespritzt, und wo ich nicht einen Rücksprung getan hätte, wäre ich unversehenerweise in ein kühles, unangenehmes Bad geraten. Hierauf befand ich in der Wahrheit, daß das Glück und Unglück die nächsten Nachbarn sind. Ich tat etliche Schritte hinter den Glücksbrunn, vermeinend, daselbst sicher zu gehen. Aber ich faud das Glück hinten ärger als vor, gestalt zwei durch ein begrüntes Laubwerk aufgeführte Röhren mich oben begossen, da ich zuvor unten naß geworden. — Ich sah hinter mir ein klein rundes aufgeführtes Lustgehäus stehen, in dessen Eintritt ich sobald mit sonderbarer Gemütsregung wegen der schönen Zier und zierlichen Schönheit erblaßte, sintemal alles darin befindende weder der hundertköpfige Argus besehen, noch der hundertköpfige Heeatombäus in seinen Verstand und Gedächtnis bringen können. Ich vermeinte, ich wäre in dem himmlischen Paradies.

11. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 28

1913 - Oldenburg : Schmidt
Tilly bei Wardenburg 1623 Kniphausen besetzt 1623 1619 Zweite Einquartierung Dez. 1627 bis Ostern 1631 28 Oldenburgische Geschichte für Schulen. geworden. Und doch war die Gefahr groß genug, als Mansfeld nach der Schlacht am Weißen Berge aus Böhmen und der Pfalz hinausgeworfen wurde und mit Christian, dem tollen Halberstädter, die Brandfackel nach Norddeutschland trug. Weil er sich in Ostfriesland festgesetzt hatte, rückte im Aufträge des Kaisers der Oberfeldherr der Liga Graf Tilly in das Oldenburger Land, um ihn in das Meer zu stoßen. Er schlug mit 25000 Mann bei Wardenburg nicht wett von der Hauptstadt am 2. September 1623 sein Lager auf und wäre durch das Ammerland in Ostfriesland eingefallen, wenn ihn nicht die Besorgnis vor einer Einmischung Dänemarks zurückgehalten hätte. Eine niederländische Gesandtschaft, die Mansfelds Entfernung in Aussicht stellte und die dazu erforderlichen Gelder bereit zu halten schien, und Gras Anton Günthers schöne Pferde taten ein übriges. So rückte Tilly nach drei Wochen wieder ab, nachdem der Graf und der dänische Gefanbte eine Versicherung unterschrieben hatten, daß sie Mansfelb die Wege bereiten wollten. Mitten in dieser Bebrängnis gelang es Anton Günther, die Hand auf die Herrschaft ober, wie man bamats sagte, die Herrlichkeit Kniphausen zu legen, die schon vor dreißig Jahren feinem Vater Johann Vii. als Erben Fräulein Marias durch rechtskräftiges Urteil zuerkannt war. Mansfeld zog zwar ab, aber des Kaisers Beziehungen zu Dänemark verschlechterten sich zusehends; eine feierliche Gefandtfchaftsreise Giaf Anton Günthers, die er im Austrage des Kaisers nach Kopenhagen unternahm, war völlig ergebnislos, und der Krieg mit König Christian Iv., der nieberfüchsisch-bänische, brach aus. Bald hatte Anton Günther Gelegenheit, feine fchützenbe Hand auch über Delmenhorst und Harpstebt zu hatten, wo feit dem Tode Graf Antons Ii. die Gräfin-Witwe Sibylla Elisabeth mit ihrer großen Kinberschar feiner Hilfe bringenb bedurfte. Nach der Nieberlage König Christians bei Lutter am Barenberge besetzte Tilly, von Wallensteins weit ausgebreiteter Heeresmacht beiseite gebrückt, das ganze Oldenburger Land, nur die Hauptstabt blieb von Einquartierung frei Eist Ostern 1631 schlug die Stunde der Erlösung, nachdem Oldenburg einen Schaden von etwa neun Millionen Mark in unserem Geldwert erlitten hatte. König Gustav Adolf von Schweden besetzte Pommern und rückte vor. Daher sah sich Tilly genötigt, auch aus dem Oldenburgischen feine Truppen zusammenzuziehen. Von nun an blieb die Grafschaft während des weiteren Verlaufes des länber- und güterverderbenden Krieges, der noch siebzehn Jahre dauerte, mit geringen Unterbrechungen von feindlichen Überfällen verschont. Der Friede zu Osnabrück brachte Graf Anton Günther die Bestätigung des Weserzolls, und Bremen mußte einige Jahre später seinen Widerstand aufgeben. „Ein Graf," so schrieb unmutig einer seiner hanseatischen Gegner, „der keinen Schaden im Kriege erlitten, feine Partei ergriffen hatte, der sich ant Feuer seiner Nachbarn gemächlich gewärmt hatte, wurde beim Friedensschluß mit einer kostbaren

12. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 108

1904 - Oldenburg : Nonne
— 108 — c. Graf Ioljann vi.................................................................24 27. Fräulein Maria von Jever vermacht ihr Land bcm Grafen Johann Vi. 1573 April 22...........................................24 28. Der Bericht des brabanter Gelehrten Lipsins über seine Reise durch das Oldenbnrgische. 1586 ................................... 25 D. Graf flnton Günther.........................................................27 29. Alt-Ammersch Recht und Gewohnheit. Ig 14 Febr. 8 .... 27 30. In den Straßen und auf dem Markte zu Oldenburg: a) Mandat vom Jahre 1617 Mai 4.....................................28 b) Mandat vom Jahre 1647 Jan. 24...................................29 31. Kaiserliches Zolldiplom über den Weserzoll. 1623 März 31 . 29 32. Oldenburgische Zoll-Rolle. 1623 Aug. 7..................................30 33. Vertriebene Magdeburger als Bittende vor Anton Günther. 1631 und 1633 .................................................... 32 34. Unsicherheit im Oldenburger Lande zur Zeit des 30jährigen Krieges. 1624 und 1633 32 35. Soldateneid und Soldatenabschied zur Zeit Anton Günthers: a)'Soldatenei d....................................................33 b) Soldatenabschied................................................33 36. Das Messeredikt Anton Günthers. 1638 Sept. 28..............................34 37. Der gräfliche Lustgarten zur Wnnderbnrg. 1656 36 38. Vom Postwesen znr Zeit des Grafen Anton Günther. 1660 . 37 39. Aus dem erneuerten, verbesserten und eonfirmierten Landrecht des Stad- und Butjadingerlandes. 1664 Juli 14 .... 38 Iii. Die dänische Zeit.....................................................................39 40. Bedrohung der Schiffahrt durch türkische Seeräuber. 1723 Juli 24 39 41. Oldenburgs mutwillige Jngend. 1724 März 3..................................39 42. Das Jeverland unter den Zerbstern: a) Zustände in der Stadt Jever. 1733 März 6 ... 40 b) Verordnung des Fürsten Friedrich August, Deichschut; betreffend. 1754 Okt. 23...........................................41 43. Aus dem Uterlander Bauernbrief. 18. Jahrh. ...... 42 44. Bedrückuug des Müusterlandes im Siebenjährigen Kriege... 43 45. Ein Schreiben des Graten Münnich........................................ . 44 46. Von einer Revue Friedrichs des Großem 1769 ............................ 44 47. Marie Antoinette in Straßburg. Mai 1770 ....... 45 48. Christian Vii. von Dänemark tritt die Grafschaften an den Groß- fürsten Paul üou Rußland ab. 1773 Aug. 27 .... 45 Iv. Die herzogliche Zeit ................................................................ 46 A. Fjerzog Friedrich fluguit.........................................................46 49. Großfürst Panl von Rußland tritt die Grafschaften an den Fürst- bischof Friedrich August von Lübeck ab. 19/30. Juli 1730 46 50. Die feierliche Übertragung der Grafschaften. 1773 Dez. 10 . . 47

13. Teil 7 = Für Obersekunda - S. 26

1918 - Leipzig [u.a.] : Teubner
26 87. (442) Sîfrit der snelle, wîse er was genuoc, sîne tarnkappe er ze behalten truoc. 4ô gie er hin widere, da manie frouwe saz, da er und ander degne alles leides vergaz. 88. (443) 'So wol mich dirre mære/ sprach Sîfrit der degen, 'daz iwer höh verteil also ist gelegen, daz lernen lebet, der iuwer meister müge sin. nu suit ir, maget edele, uns hinnen volgen an den Rîn.’ Y. âventiure: wie Sîfrit ze lande mit einem wîbe kom. Vi. âventiure: wie Günther Sîfriden zuo der hôchzît bat. wie si ze der hôchzît fuoren. 11. wie die küniginnen ein ander schulten. 89. (757) Vor einer vesperzîte huop sich grôz ungemach, daz von manegem recken üf dem hove geschach. si pflâgen rîterschefte durch kurzwîle wân. dô liefen dar durch schouwen manie wîp unde man. 90. (758) Ze samne dô gesäzen die küniginne rieh. si gedâhten zweier recken, die wären lobelich. dô sprach diu schcene Kriemhilt: 'ich han einen man, daz elliu disiu riche zuo sin en banden s olden stân.’ 91. (759) Dô sprach diu vrouwe Brünhilt: 'wie künde daz gesin? ob ander nieman lebete wan din unde sin, so möhten im diu riche wol wesen undertân: die wil daz lebet Günther, so kundez nimmer ergän.’ 92. (760) Dô sprach aber Kriemhilt: 'sihestu wie er stät, wie rehte herliche er vor den recken gat, sam der lichte mâne vor den Sternen tuot? des muoz ich von schulden tragen vrœlîchen muot/ 93. (761) Dô sprach diu vrowe Brünhilt: 's wie wætlich si din man, swie biderbé und swie schcene, so soltu vor im län Günther den recken, den edeln bruoder din: der muoz vor allen künigen, daz wizze, wærlîche sin.’ 94. (762) Dô sprach aber Kriemhilt: 'so tiwer ist min man, daz ich in âne schulde niht gelobet han. an vil manegen dingen ist sin ère grôz. geloubest du daz, Brünhilt, er ist wol Günthers genoz.’ Str. 88. So wol . . . wohl mir wegen dieser Sache, ist gelegen unterlegen ist. 89. si pflâgen ... sie übten sich in ritterlichem Spiel, in der Hoffnung sich zu unter- halten. 91. wan dîn unde sin als du und er. 93. sö soltu ... du mußt den Vor- rang lassen G. dem Helden. 94. genoz Genosse, an Würde Gleicher.

14. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 31

1918 - Breslau : Hirt
Bodengliederung und Besiedelung. — Geest. 31 mit einer Badeanstalt gemacht. Um die Erinnerung an die alte sächsische Bauart zu bewahren, ist in Verbindung mit dem Strandpark das Ammerlandische Bauern- Haus errichtet worden, ein vollständiger Bauernhof, der als Museum in allen Teilen echte Einrichtungen und Gebrauchsgegenstände aufbewahrt. Im Dorf ist die Räucherei und Wurstfabrikation ein verbreitetes Gewerbe, Holzspulen, Wickelformen und Holz- Werkzeuge werden in zwei Fabriken hergestellt. Am Ausgang des Ammerlandes nach Ostfriesland liegt Apen ( = Offen), bekannt durch eine große Fabrik feiner Wurst- und Fleischwaren und durch Schweinezucht zur Ausfuhr. An der Stelle des Hauses der Herren von Apen lag einst eine Festung, um die alte Straße nach Ostfriesland zu decken und den Zoll zu sichern, der hier erhoben wurde. Die Schleifung der Festung war 1781 durchgeführt. Godensholt erinnert an ein Holz des Wodan, es hieß in alten Urkunden Wodensholte. In Nordloh ist eine Schiffswerft. In Augustfehn, 1500 Einwohner, besteht ein bedeutendes Stahlwerk, das einen gut schweißbaren und härtbaren Stahl herstellt. Die Ansiedelung dringt hier am Kanal mit Hilfe der Regierung weiter und weiter vor, in ein Gebiet, das nach einem Funde unter dem Moor schon zur Bronzezeit bewohnt war. In Edewecht, einem langgestreckten Dorf des südlichen Ammerlandes, wird viel Schweinezucht getrieben und Grubenholz als Füllholz nach den westfälischen Bergwerken verkauft; dazu wird viel junges Holz verwendet und damit der Nachwuchs vernichtet. Dies wird allgemein im Ammerland als eine Be- einträchtigung des Landschaftscharakters empfunden Der oldenburgische Staat entwickelte sich aus den Grafschaftsrechten im Ammer- lande, schon von Anfang an aber waren die Grafen im Besitze von Hoheitsrechten in den nördlich davon gelegenen friesischen Gebieten von Varel und Jeverland. Das Kirch- dorf Varel, jetzt eine Stadt von 6600 Einwohnern, war um 1230 eine der vier Gau- kirchen Rüstringens, erst im 16. Jahrhundert behaupteten die Grafen dauernd ihre Ansprüche gegenüber der Häuptlingsfamilie, die sie schließlich ganz verdrängten. Im Jahre 1667 fiel Varel, mit der heutigen Landgemeinde Varel und der Herrschaft Knip- hausen zu einem Familienfideikommiß verbunden, an Graf Anton Günthers natür- lichen Sohn Graf Anton von Aldenburg. Durch die Hand der einzigen Tochter Graf Antons Ii. kam der ganze Besitz 1733 an den Reichsgrafen Wilhelm von Bentinck, in dessen Familie er geblieben ist, bis Oldenburg 1854 eine Gelegenheit fand, ihn zu er- werben. Großherzog Peter trat an Preußen 552 Jück am westlichen Ausgang der Jade und 4 Jück bei Eckwarder Hörne auf der anderen Seite ab und kaufte von den Bentinck- schen Erben durch Preußens Vermittlung die zum Familienfideikommiß gehörenden Herrschaften Varel und Kniphausen mit allen Hoheitsrechten. Damit erweiterte Groß- herzog Peter sein Staatsgebiet nicht unwesentlich, und Preußen war in der Lage, den heutigen Reichskriegshafen Wilhelmshaven zu begründen. Beim Schloßbrand 1751 ging die alte Grafenbibliothe? zugrunde, die Graf Anton I. von Aldenburg von seinem Vater geerbt hatte, der Sachsenspiegel war ausgeliehen und wurde gerettet. Als ein Verfall der Pferdezucht in Oldenburg zur dänischen Zeit eintrat, hielten die Aldenburger in Varel an den Grundsätzen Graf Anton Günthers fest, so daß der erste Gottorper Herzog Friedrich August daran anknüpfen kmmte. Varel gehört zu den Geestrandstädten und grenzt unmittelbar an' eine herrliche Buchenwaldung, das Vareler Holz, mit schönen Alleen und Lärchenbeständen einzig in ihrer Art in Norddeutschland. Den Mühlenteich und den Neuenburger Urwald rechnet man noch zu der Umgebung Varels. Der Hafen am Jadebusen hat keine große Bedeutung, hier gründeten 1855 Bewohner der Insel Wangeroog, die infolge der Sturmfluten die Insel verlassen hatten, die Kolonie Neu-Wangeroog. Das Nordseebad Dangast empfiehlt sich als Erholungsaufenthalt mit Kindern. Die Flutsteine bei der Mühle zeigen die Höhe der Sturmfluten an. In den fünfziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts entwickelte sich in Varel eine so bedeutende Industrie, daß es 1856 zur selbständigen Stadt er- hoben wurde. Diese Industrie hat sich nicht gehalten; aber in jüngster Zeit ist ein neuer sehr erfreulicher Aufschwung eingetreten. Die Wagen der Hansa-Automobil-Gesellschaft

15. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 26

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 26 — 8. Graf Anton Gunthers Ritt über das Matt nach Wangerooge. Einst war Graf Anton Günther über das Watt nach Wangerooge geritten. Aus dem Rückwege überraschte ihn die Flut. Ein dichter Nebel machte es unmöglich, die Richtung zu erkennen. Da ließ der Graf die Zügel fallen und verließ sich auf sein treues Roß. Dasselbe witterte die rechte Richtung aus, und so entrann der Graf den nach- dringenden Wellen. Nach Winkelmann. 9. Die Sage vom Mordkuhlenberge. Vor vielen Jahren, als die Dammer Berge noch mit Wald be- deckt waren, hausten dort 4 Räuber, die in dem Mordknhlenberge ihre Höhle hatten. Uber den Weg hatten sie Stricke gespannt, und weuu Leute vorbeigingen und die Stricke berührten, so erklangen in der Höhle Glöckchen, die an den Stricken hingen. Dann stürzten die Räuber hervor, schleppten die Leute in die Höhle und töteten und beraubten sie. Einst hatten die Räuber ein Mädchen gefangen genommen. Sie ließen dasselbe zwar am Leben, zwangen es aber, ihnen den Haushalt zu führen. Und 7 Jahre mußte das arme Mädchen den Räubern dienen. Alle Tage bat das Mädchen, sie doch einmal nach Damme zur Kirche gehen zu lassen. Endlich erhielt sie die Erlaubnis ans Weihnachten. Sie mußte schwören, keinem Menschen zu sagen, wo sie gewesen sei und wohin sie zurückkehren müsse. Als nun die Kirche aus war, setzte sich das Mädchen an die Kirchenmauer, klagte dieser ihr Leid und sprach: „Kirchenmaner, höre mich, ich will Erbsen streuen auf meinen Weg, und wo man ein Häuflein Erbsen sinden wird, da bin ich hingegangen." Das hörten die Leute, und der Pastor zog mit einer Menge Volkes der Erbsenspnr nach. Die Räuber wurden gefangen genommen und hingerichtet, die Höhle zerstört. Noch jetzt besiudet sich iu dem Mordkuhlenberge eine tiefe, weite Grube. Nach L. Strackerjan. 10. Graf Ottos Munderhorn. Graf Otto von Oldenburg verirrte sich einst auf eiuer Jagd bis in die Osenbergs. Er war erschöpft von der Hitze und sehr durstig. „Ach", rief er aus, „hätte ich einen kühlen Trunk!" Und siehe! da that sich ein Berg auf, und hervor trat eine schöne Jungfrau. Sie war reich geschmückt und mit köstlichen Kleidern angethan. Ein Kranz zierte ihr Haupt. In der Hand hielt die Jungfrau ein goldenes, reich ver- ziertes Trinkhorn. Sie reichte es dem Grafen hin und sprach: „Mein lieber Graf, trinket! Trinket Ihr, so wird es Euch und Eurem ganzen Geschlecht wohl gehn, und das Land wird blühen und gedeihen. Trinket Ihr nicht, so wird Euer Geschlecht durch Uneinigkeit und Streit zer- fallen." Der Graf trank nicht. Er schwang das Horn hinter sich und

16. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 31

1913 - Oldenburg : Schmidt
Graf Anton Günther. 31 keinen Glauben. Er vermählte sich mit der Prinzessin Sophia Katharina, 1635 der Schwester des Herzogs Ernst Günther von Sonderburg-Augustenburg, des Ahnherrn unserer Kaiserin. Bei der Einholung der fürstlichen Braut ritt er jenen Kranich mit Mähne und Schweis von erstaunlicher Länge, das schönste Roß seines Marstalls, das vom taubstummen Maln Johannes Wolfgang Heimbach im Bilde festgehalten worden ist. Gras Christian von Delmenhorst trat mit dem Vetter in freundschaftliches Einvernehmen. Als er noch jung starb, verlor Delmenhorst an ihm einen wohlmeinenden Delmenhorst Herrscher und siel an Oldenburg zurück, aber das uralte Stammhaus an Oldenburg stand jetzt nur noch auf zwei Augen, da Graf Anton Günthers Ehe kmderlos 1647 blieb. Es scheine der Allmacht Gottes zu gefallen, soll er traurig gesagt haben, daß er selbst die Tür zumachen und die Schlüssel mit sich ins Grab nehmen solle. Er verlor nun das Verständnis für die Einheit des Staatsgebietes, die ihm doch fein Vater in seinem letzten Willen dringend ans Herz gelegt hatte. Einem Schwestersohn, dem Fürsten Johann von Anton Anhalt-Zerbst vermachte er die Herrschaft Jever, seinem Sohne Gras Günthers Anton von Aldenburg Varel, Kniphausen und die Vogtei Jade, die Erben Dänemark später wieder an sich brachte. Das Amt Harpstedt, ein Hoyasches Pfandgut, siel nach seinem Tode an Braunschweig'lüneburg, das in den Besitz der Grafschaft Hoha gelangt war. Das Stammland erhielten die Lehnsnachfolger Graf Anton Günthers, der König von Dänemark und der Herzog von Holstein-Gottorp. Allen Oldenburgern steht Graf Anton Günther als der gastliche, Hofhaltung ritterliche Herr aus dem Kranich, von Windspielen umgeben, vor Augen, als ein leidenschaftlicher Freund des Pferdesports und der Jagd, im Glanze einer kostspieligen Hofhaltung. Die guten Beziehungen, die er im Kriege nach allen Seiten hin aufrecht erhielt, fanden in gastlichen Empfängen und kostbaren Geschenken von goldenen und silbernen Er- zeugnissen des Kunsthandwerks, schönen Pferden oder Verehrungsochsen ihren Ausdruck. Am Oldenburger Hof wurde jedem fein Hering gebraten, hat einmal einer gesagt. Zum Kurfürsten von Sachsen, nach Anhalt, Prag brachten feine Sattelknechte Pferde aus seinen zahlreichen Gestüten, Wildbret wurde König Karl I. von England geschickt. Die vortrefflichen Jagdgründe lieferten Hasen, Rehe, Hirsche, Wildschweine in Menge. Zu seinem starken Jagdbetriebe hielt er so viele Hunde, daß noch nach dem Kriege, als doch teuere Zeiten in das Land kamen, täglich 120 Pfund reines Roggenbrot verfüttert wurden, wozu jährlich 2000 Scheffel Korn erforderlich waren. Seine Windspiele schmückte er mit goldenen Wirbeln in einer Fassung von schönem Leder. Im Dienste seiner Marställe zu Pferdezucht Oldenburg, Rastede und Burgforde waren zuzeiten 80 Personen als Bereiter, Sattelknechte, Reitknechte, Kutscher angestellt. Nicht lange vor feinem Tode erreichte die Zahl seiner Pferde die Höhe von 1432 ohne die Füllen. Die Zucht wurde in zehn Gestüten betrieben. Kein Fürst Europas hatte größere, schönere oder zahlreichere Rassen als Anton Günther, und

17. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 67

1881 - Trier : Lintz
67 7. „Sit willekomen, ir hêrren, Günther und Gîselher, Gêrnôt unde Hagene: sam si her Volker und Dancwart der snelle. ist iu daj niht bekant? Kriemkilt noch sêre weinet den heit von Nibelunge lant.“ 8. „Si mac vil lange weinen,“ sprach dö Hagene: „er lit vor manegem jâre ze töde erslagene. den künic von den Hinnen sol si nu holden haben: Sifrit kumet niht widere, er ist nu langé begraben.“ 9. „Die Sifrides wunden lazen wir nu stên: sol leben frou Kriemhilt, so mac schade ergen.“ so redete von Berne der liêrre Dietrich. „tröst der Nibelunge, da vor behüete du dich.“ 10. „Wie soi ich mich behüeten?“ sprach der künic hör. „Etzel uns boten sande (waj sold’ ich frügen mer?) daz wir zuo im solden riten in daz lant: euch hat uns manie mære min swester Kriemhilt gesaut.“ 11. „Ich kan iu wol geraten,“ sprach aber Hagene. ,, bit et iu diu mære ba^ ze sagene den hêrren Dietrichen und sine beide guot, daz si iueh lazen wizzen der frouwen Kriemhilte muot.“ 12. Dö giengen sunderspräcken die dri künege rieh, Günther unde Gêrnôt und euch her Dietrich. „nu sag’ uns, von Berne vil edel riter guot, wie dir si gewizzen umb’ der küniginne muot.“ 13. Dö sprach der vogt von Berne: „waz soi ich iu sagen ich beere alle morgen weinen unde klagen mit jæmerlichen sinnen daj Etzélen wip ■dem riehen gote von himile des starken Sifrides lip.“ 14. „Ez ist et unerwendet,“ sprach der küene man, Volkêr der videlære, „daz wir vernomen kan. wir suln ze liove riten und suln làzen sehen, waz uns snellen degenen müge zen Hinnen geschehen.“ 15. Die küenen Bürgenden hin ze liove riten: si körnen kêrlîchen nah ir landes sh en. dö wundert dä zen Hinnen vil man egen küenen man umb’ Hagenen von Troneje, wie der wæré getan. 16. Durch daz man sehe mære (des was im genuoc) daz er von Niderlanden Sifriden sluoc, sterbest aller recken, fronn Kriemkilde man, des wart michel vragen ze liove näh Hagenen getan. 17. Der heit was wol gewahsen, daz ist alwär, gröj was er zen brüsten, gemischet was sin här mit einer grisen varwe, diu kein warn im lanc, eislich sin gesihene, er bete hör lichen ganc. 18. Dö liiez man kerbergen die Bürgenden man. Günthers gesinde wart gesondert dan (daz riet diu küniginne, diu im vil hazzes truoc); ■da von man sit die knehte an der herberge sluoc. 5*

18. Mittelhochdeutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten - S. 42

1872 - Stolp : Eschenhagen
42 sam dev liehte mâne vor den sternen tuot? des muoz ich von schulden tragen frœlîchen muot.’ 761. Do sprach diu frouwe Prünhilt: Wie wætlich si din man, swi biderbe und swi schœne, sô soltu vor im län Günther den recken, den edeln bruoder din; der muoz vor allen künigen, daz wizze, wærlîche sin.’ 762. Do sprach aber Kriemhilt: ‘so tiuwer ist min man, daz ich âne schulde niht gelobet hän. an vil manegen dingen ist sin ère grôz. geloubest du daz, Prünhilt, er ist wol Günthers genöz.’ 763. ‘Jane soit du mirz, Kriemhilt, ze arge niht verstan, wan ich doch âne schulde die rede niht hân getän. ich hortes jehen beide, do ichs erste sach, und dä des küneges will« an mime libe geschach, 764. Und dä er mine minne so riterlich gewan, do jach Sifrit, er wære sküneges man. des hän ich in für eigen, sit ich ins horte jehen.’ do sprach diu schœne Kriemhilt: ‘sô wær mir übele geschehen 765. ' Wie heten so geworben die edelen bruoder min, daz ich eigenmannes wine solde sin? des wil ich 'dich, Prünhilt, vil friuntlichen biten, \,daz du last die rede durch mich mit güetlichen siten.’ 766. ‘Ich mac ir niht geläzen!’ sprach des küneges wip. ‘zwiu sold ich verkiesen sô maneges riters lip, der uns mit dem degne dienstlich ist undertän?’ Kriemhilt diu vil schœne daz sêre zürnen began. 767. ‘Du muost in verkiesen, daz er dir immer bi wone deheiner dienste. erst tiuwerr, danne si Günther min bruoder, der vil edel man. du soit mich des erläzen, daz ich von dir vernomen bäu. 768. Und nimet mich imer wunder, sit er din eigen ist und du über uns beidiu so gewaltic bist, daz er dir so lange den zins versezzen hät. dîner übermüete sold ich von rehte haben rät.’ 769. ‘Du ziuhest dich ze hohe,’ sprach do des küneges wip. ‘nu wil ich sehen gerne, ob man dinen lip habe ze solchen êren, sô man den minen tuot.’ die frouwen wurden beide harte zornic gemuot. 770. Do sprach diu frouwe Kriemhilt: ‘daz muoz et nu geschehen, sit du mines mannes für eigen häst gejehen,

19. Dichtung des Mittelalters - S. 59

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
§11. Das Nibelungenlied. 59 Xiv. Âventiure. Wie die küniginne ein ander schulten. 1. Vor einer vesperzite huop sich gröz ungemach, daz von manigem recken üf dem hove geschach. si pflâgen ritterschefte durch kurzewüe wan. dö liefen dar durch schouwen vil manie wîp unde man. 2. Ze samene dô gesäzen die küneginne rieh, si gedâhten zweier recken, die wären lobelich. dö sprach diu schoene Kriemhilt: „ich hän einen man. daz elliu disiu riche zuo sinon banden solden stän.“ 3. Dö sprach diu vrouwe Prünhilt: „wie künde daz gesin? obe niemen lebete wan sin unde din, sö möhten im diu riche wol wesen undertân : die wile lebet Günther, sö kunde’z nimmer ergän.“ 4. Dö sprach aber Kriemhilt: „nu sihestu wie er stät, wie rehte hêrlîche er vor den recken gät, alsam der liebte mâne vor den Sternen tuot? des muoz ich von schulden tragen vrœlîchen muot.“ 5. Dö sprach diu vrouwe Prünhilt: „swie wætlich si din man, swie biderbe und swie schoene, sö muost du vor im län Günthern den recken, den edeln bruoder din : der muoz vor allen künegen, daz wizze, wærlîche sin.“ 6. Dö sprach aber Kriemhilt: „sö tiwer ist wöl min man, daz ich in âne schulde niht gelobet hän. an vil manegen dingen ist sin ère gröz. geloubestu des, Prünhilt, er ist wol Günthers genöz.“ 7. „Jane soit du mir’z, Kriemhilt, ze arge niht verstau, wand’ ich âne schulde die rede niht hän getan. ich hört' si jehen beide, do ih s’ aller erste sach, und da des küneges wille an mime libé gescach, 1 2 3 1, 1 Am Morgen nach der Messe und am Nachmittag nach der Vesper wurden oft Kampsspiele veranstaltet. — 3 durch kurzewile wän, in Hoffnung auf Unterhaltung. 2, 4 zuo sinen banden, ihm gehören sollten. 3, 2 wan c. gen. = als du und er. — 4 die wile — solange. 5, 2 vor im län, Günther den Vorzug geben. 7, 1 Jane — wahrlich nicht; ze arge verstän, böse auslegen. — 3 aller örste, zum erstenmal. — 4 da der König mich bezwang.

20. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 5

1905 - Leipzig : Voigtländer
und bald ritt er mit zwölf Gefährten vor der Königsburg zu Worms auf. Niemanb kannte bort die Helben; nur Hagen vontronje, der stärkste und erfahrenste von Günthers Mannen, der schon viele Lanbe gesehen, vermutete nach ,dem sicheren und selbstbewußten Auftreten der kraftvollen Ritter, daß sie von Nieberlanb gekommen und ihr Führer Siegfrieb sei. Fast wäre es gleich zum Kampfe gekommen, bettn der kühne Siegfrieb hatte nichts Geringeres im Sinne, als Günther sein ganzes Königreich mit Gewalt abzunehmen. Doch ließ er sich durch Gernots kluge und besonnene Rebe besänftigen, also daß er als Gast am Hose Günthers blieb. Er hoffte Kriemhtlbe einmal zu sehen, aber sein Hoffen blieb unerfüllt. So kraftbewußt und trotzig er als Ritter im Kampfe der Männer, so schüchtern und zaghaft war er als Freier im stillen Werben seines feljnenben Herzens. Ein Jahr verging, ohne daß er Kriemhtlbe sah, wohl aber hatte sie oft bewun-bernb nach ihm ausgespäht, wenn er, im stattlichen Wuchs alle anbem überragenb, über bett Schloßhof schritt ober im Kampfspiel jeben Gegner aus dem Sattel warf. 4. Kampf mit bett Sachsen und Dänen. Siegesfest Eines Tages warb bösekunbe nach Worms gebracht. Der Sachsenkönig Lübeger sagte bett Burgunben Fehbe an und gebachte im Vunbe mit feinem Bruder, dem Dänenkönig Lübegast, mit Heeresmacht in ihr Land einzufallen. Auf Siegfriebs Rat sammelte Günther seine Mannen und zog eiligst mit ihnen über den Rhein bett Feinben entgegen. Siegfrieb ritt als Späher voran. Zu gleichem Zwecke hatte sich auch Lübegast aufgemacht. Die beiden stießen auseincmber; ein Kampf entbrannte, in dem der Dänenkönig eine tiefe Wunbe empfing und sich ergeben mußte. Dem Einzelkampf folgte der der Heere; die Feinde waren in der Überzahl, aber die Burgunbenhelben stritten wacker, die königlichen Brüber, der grimme Hagen und sein Vruber Dankwart, der starke Spielmann Volker, der die Fahne trug, und wie sie alle hießen; allen voran aber Siegfrieb. Auf und ab durch der Feinde Heer hieb er sich Bahn, mit jedem Hiebe Tod und Verderben bringend, als mähte er die Reihen nieber. Auch Lübeger überwältigte er und nahm ihn gefangen. Bevor die Sonne sank, war der Sieg in der Burgunben Hänbe. Der Preis gebührte Herrn Siegfrieb. Und wie leuchtete Kriemhilbens Auge, als ein schneller Bote vorauseilenb ihr die Siegesnachricht überbrachte und ihr von Siegfriebs Helben* thaten erzählte. Er merkte am überreichen Botenlohn, daß er willkommene Kunbe gebracht. Ein prächtiges Siegesfest warb nun gefeiert,