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1. Unsere Heimat - S. 46

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 46 — und klar, und im Sonnner kommen hier Familien her und kochen sich Kaffee. Fast wie ein Zigeunerlager sieht dann die Umgebung des Gesundbrunnens aus. In Gruppen liegen die Leute auf dem Rasen, Kinder springen umher, fröhliche Lieder erschallen, von den Feuerstellen steigt blauer Rauch in die Höhe, und im Schatten der Bäume stehen Kinderwagen, worin die Kleinsten in erquicklichem Schlafe liegen, der selbst durch das lauteste Treiben der Großen nicht gestört wird. 2. Der Knhberg wird von unten, von dem Wege ab, allmählich immer höher. Wer oben auf dem Kuhberg ist, steht höher, als wer unten auf dem Wege ist; wenn man auf den Kuhberg will, muß nian aufwärts steigen. Daher ist er ein Berg. Weil er nicht sehr hoch ist, kann man ihn auch eine Anhöhe nennen. Ein ganz kleiner Berg heißt ein Hügel. Wo der Berg in der Ebene anfängt, da ist sein Fuß. Der Südfuß des Kuhberges ist beim Gumpebach, der Nordfuß beim Gesundbrunnen. Der oberste Teil eines Berges heißt wie bei einem Baume der Gipfel, oder auch, wenn er lang gestreckt ist wie bei einem Tiere, der Rücken. Wenn der Gipfel spitz zuläuft, heißt er auch Spitze. Zwischen dem Fuße und dem Gipfel liegt der Abhang. Der Abhang des Kuhberges ist nach Süden schräg oder flach, nach Westen und Norden dagegen steil. Der südliche Abhang ist Ackerland; der nördliche und westliche Abhang ist zum Beackern zu steil, auch besteht der Boden hier aus Kies und Saud; deshalb ist hier Wald. Aus dem westlichen Teile des Kuhberges ist der Boden trocken; hier wachsen Kiefern und Tannen, auch einzelne Birken stehen auf der Höhe. Auf der Ostseite bis hinunter nach dem Gesundbrunnen sind Erlen; hier ist der Boden feucht und sumpfig, an manchen Stellen kommt Wasser aus dem Berge. Die Erlen wachsen gern auf nassem Boden. 3. Der Kuhberg erstreckt sich in der Länge von Westen nach Osten hin. Auf dem Rücken geht ein Weg entlang bis nach dein Steine am Ende des Erlenwäldchens. Hier fängt das Ackerfeld an. Der Kuhberg ist hier noch nicht zu Ende, hier ist kein Abhang wie nach Norden und Süden zu; er setzt sich nach Osten hin fort. Eine solche Höhe, die sich lang hinzieht, heißt ein Höhenzug. Dieser Höhenzug wird weiter nach Osten hin noch höher. Der Weg von Nordhausen nach Rüdigs- dorf führt über ihn hinweg. Dort heißt die Höhe der Heidelberg. Dann setzt sich der Höhenzug nach Osten bis an die Petersdörfer Straße fort. Der höchste Punkt hier ist Harzrigi. 4. Der Kuhberg ist 250 in hoch, der Heidelberg 300 in, Harz- rigi 316 in. Die Höhen werden nach der Erhebung über den Wasser- spiegel der Nordsee berechnet. Der Fuß des Kuhberges beim Gumpe- bach liegt 200 in hoch; die eigentliche Erhebung des Kuhberges über seine Umgebung beträgt also nur 50 m. Einige Höhenangaben für Nordhausen: Bahnhof 182 m, Nathans 205 m,, Friedrich-Wilhelms-Platz 209 m, Domstraße (Knabenmittelschule) 206 m, Prediger- straße (Mädchenmittelschule) 204 m, Taschenberg (Gymnasium) 220 m, Öfters!raße

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1. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 5

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Inhalts-Verzeichnis. Zu „Deutsche Geschichte" Seite Nr. 1. Unsere Heimat zur Urzeit......................7 2. Die Besiedelung unserer Heimat . . 8 3. Der Helmegau und seine Nachbargaue 9 4. Wie Nordhausen entstand.....................9 5. Wie das Christentum in unsere Gegend kam......................................10 6. An- und Ausbau im Helmegau . . 11 7. Unsere Gegend kommt unter die Herr- schaft der Sachsenherzöge .... 11 8. Königin Mathilde gründet das Domstift zu Nordhausen............................12 9. Aus dem Leben der Königin Mathilde 13 10. Das Nonnenkloster zum heiligen Kreuz zu Nordhausen wird in ein Domherrnstift umgewandelt. 1220 .... 15 11. Nordhausen wird eine Reichsstadt. 1220 16 12. Die ältesten Schulen in Nordhausen . 17 13. Wie die Grafschaft Honstein-Lohra- Klettenberg entstand.....................18 14. Befestigung der Stadt Nordhausen. 1230 20 15. Die alte Nordhäuser Bürgerschaft . . 22 16. Geistliche Orden und Stiftungen in Nord- hausen und der Grafschaft Hohenstein 23 17. Die Wehrkraft der Stadt Nordhausen 24 18. Ein Turnier zu Nordhausen.... 26 19. Das Rathaus zu Nordhausen ... 27 20. Erweiterung des Nordhäuser Stadt- gebietes. 1365 ......................... 28 21. Fehden der Stadt Nordhausen ... 29 22. Die Revolution in Nordhausen und der neue Rat. 13. Februar 1375 . . 30 23. Alte Nordhäuser Geschütze. 1400 . . 31 24. Die Rosenkirche in Elende .... 32 25. Wie Nordhausen evangelisch wurde. . 33 26. Luther in Nordhausen.......................35 27. Luther und der Nordhäuser Schuh- macher ..................................35 28. Justus Jonas...............................36 29. Wie die Grafschaft Hohenstein evangelisch ward...............'.....................38 30. Der Bauernkrieg in Nordhausen und Umgegend. 1525 38 Zu Geschichte Der Provinz Sachsen Nr.

2. Unsere Heimat - S. 41

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 41 — die an den Maschinen tätig sind, Fabrikarbeiter. In unserer Stadt sind Tabakfabriken, Maschinenfabriken, Webereien, Brennereien, Ziegeleien. Wegen der zahlreichen Fabriken kann Nordhausen eine Fabrikstadt genannt werden. 5. Die in den Fabriken hergestellten Waren werden vielfach in unserer Stadt, aber auch nach andern Orten, sogar nach fremden Ländern hin verkauft. Alle Leute, die Waren verkaufen, heißen Kauf- lente; ihre Beschäftigung oder Arbeit ist der Handel. Weil in Nordhausen viel Handel betrieben wird, ist unsere Stadt auch eine Handelsstadt. 6. In den Kaufläden erhalten wir auch die Waren, die nicht aus unserer Heimat stammen, wie Petroleum, Kaffee, Reis, Pfeffer u. a. Diese Waren sind von auswärts auf Eisenbahnen hierhergebracht worden. Der Kaufmann bestellt die fremden Waren durch Briefe, die mit der Post befördert werden; noch schneller kann er sie durch den Telegraphen oder durch das Telephon bestellen. Eisenbahn, Post, Telegraph und Telephon sind Verkehrsmittel, sie dienen dem Verkehr. Die Leute, die in ihnen beschäftigt sind, heißen Beamte. Auch wer an dem Gericht, der Steuer oder im Rathanse angestellt ist, ist ein Beamter. Weil in Nordhausen viel Verkehr ist, wohnen hier auch viel Beamte. 7. Jeder Gewerbetreibende und Kaufmann, jeder Beamte, selbst der einfache Arbeiter muß, wenn er in seinem Beruf vorwärts kommen will, lesen, schreiben und rechnen können. Aber auch mancherlei andere Kenntnisse braucht er in seinem Leben. Alle diese Kenntnisse und Fertig- keiten werden in den Schulen gelehrt. Unsere Stadt hat mancherlei Schulen für die verschiedensten Bedürfnisse, und viele Lehrer wirken an ihnen. 29. Die Zorge. 1. Wir haben in Nordhausen schon ein fließendes Wasser kennen gelernt, den Mühlgraben. Aber es fließt noch ein größeres Wasser an Nordhausen vorüber, das ist die Zorge. Die Zorge können wir schon einen Fluß nennen. Sie kommt von Crimderode her und fließt nach Süden. Wir gehen wieder nach dem Wehr bei Crimderode. Ein Teil von dem Wasser der Zorge fließt hier in den Mühlgraben. Nur das Wasser, das über das Wehr hinwegfließt, gelangt in die Zorge. Darum hat sie manchmal nur sehr wenig Wasser, namentlich im Sommer, wenn es lange nicht geregnet hat. Dann sieht sie recht traurig aus; hier und da sind nur kleine Pfützen in dem Flusse, oder in der Mitte rinnt ein wenig Wasser. Ganz anders aber ist es im Winter und im Früh- ling; dann ist sie bis an den Rand mit Wasser gefüllt und fließt schnell dahin. Die Ränder des Flusses heißen die User. Der Fluß hat zwei Ufer. An manchen Stellen sind die Ufer hoch und steil, an andern

3. Unsere Heimat - S. 120

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 120 — Baumwollen-Fabriken.......10 Ziegeleien......................7 Sckwkoladenwarenfabriken......5 Seifenfabriken.........4 Von Rohstoffen wird am meisten Tabak eingeführt; die Einfuhr von Tabak betrug im Jahre 1911: 2 209 732 kg, wofür bei dem Hauptzouamt in Nordhausen 2246352.85 Mark Zoll eingezahlt wurden. An Branntweinsteuer wurde gezahlt 9456289 Mark. An Kali wurde gewonnen 815 319 t, verkauft wurde für 160 Millionen Mark. Feststehende Dampfmaschinen waren vorhanden: a) in Nordhausen.......99 b) im Kreise Grafschaft Hohenstein . . 125 Feststehende Dampfkessel waren vorhanden: a) in Nordhausen .......109 b) im Kreise Grafschaft Hohenstein . . 117 c) Werkehr. Beim Postamt in Nordhausen sind im Jahre 1911 eingegangen: a) Briefe: 7167505; b) Pakete: 303993. Aufgegeben sind: a) Briefe: 7 919 384; b) Pakete: 392068. Telegramme sind a) eingegangen: 56865; b) aufgegeben: 52055. Auf Postanweisungen wurden eingezahlt...... 9285576 Mark ausgezahlt...... 17968155 „ Auf Zahlkarten wurden eingezahlt...... 8876688 Mark ausgezahlt...... 18200022 „ Im Jahre 1861 zeigte der Postverkehr folgendes Bild: Briefe gingen ein 267 722. Pakete „ „ 62322. Telegramme wurden aufgegeben 1421. „ gingen ein 1532. An Geldsendungen wurden ausgezahlt 55650 Mark. Briefkasten waren in Nordhausen aufgestellt: im Jahre 1911: 52; im Jahre 1861: 12.

4. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 6

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 6 — Zu _ ...Zu Geschichte Der ..Deutsche Geschichte" Provinz Sachsen „, Sette Nr. mr 31. Die katholische Domgemeinde in Nord- hausen ...................................41 32. Die Neuordnung des Nordhäuser Schul- wesens ...................................41 33. Unsere Gegend zur Zeit des dreißig- jährigen Krieges..........................42 34. Wie früher in Nordhausen Gericht ge- halten wurde..............................44 35. Ein Hexenprozeß in Nordhausen . . 45 36. Die Grafschaft Hohenstein kommt an Brandenburg. 1648 46 37. Dienste und Abgaben in der Grafschaft 47 38. Landstraßen in unserer Gegend ... 49 39. Wie Nordhausen völlig frei ward. 1715 51 40. Nordhausen und die Grafschaft im sieben- jährigen Kriege...........................51 41. Christoph Gottlieb Schröter, der Er- finder des Hammerklaviers ... 53 42. Nordhausen wird eine preußische Stadt 53 43. Nordhausen im Jahre 1806 .... 54 44. Aus der Zeit des Königreichs Westfalen. 1807-1813 ............................... 55 45. Das Ende des Domstifts in Nord- hausen. 1810..............................56 46. Unsere Gegend zur Zeit der Befreiungs- kriege ...................................57 47. Post- und Eisenbahnwesen .... 58 48. Die Schulen in Nordhausen .... 59 49. Gesundheitfördernde Einrichtungen in Nordhausen................................60 50. Industrie in Nordhausen....................61 51. Draußen in Frankreich und daheim. 1870/71 62 52. Der Stadtkreis Nordhausen .... 64 53. Der Kreis „Grafschaft Hohenstein" . . 65 54. Unser Anteil an der Landes- und Reichs- gesetzgebung .............................68 55. Unsere Gerichte............................68

5. Unsere Heimat - S. 100

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 100 — Teichdamme bei Schiebungen^) ohne Wehr und mit weißen Stäben in den Händen erscheinen. Hier umringten die Grafen und Edelleute sie und berieten, was mit ihnen zu tun sei. Bernhard von Tettenborn, dessen Sohn in dem Aufstande umgekommen war, hielt für recht, daß an jedes Edelmannes Spieße neun Bauern hingen. Andere meinten, man sollte alle in den großen Teich jagen und ersäufen; doch Balthasar von Sundhausen, Stadthauptmann in Nordhausen, von dem Grafen Ernst um seine Meinung befragt, sagte, das arme Volk habe freilich den Tod verdient, aber der Graf möge bedenken, daß dadurch viele Acker wüst liegen und die Menge der Witwen und Waisen groß werden würde; darum möge man sie lieber die Äcker bauen und die Ihrigen ernähren lassen, den einzelnen aber nach ihrem Vermögen Geldstrafen auflegen. Da entschied der Graf: „Sundhausen, du hast heute ge- redet wie ein ehrlicher Mann, dein Wort soll Ehre haben." Aber die anderen Edelleute waren über diese Entscheidung so unwillig, daß der Graf den wackeren Sundhausen zur Sicherheit durch seine Diener zu- rückbegleiten ließ. Die Bauern zahlten darauf Geldstrafen, doch keiner über vier Gulden. 6. So ward die Ruhe alsbald wieder hergestellt. Rat und Bürgerschaft durften wieder freudig aufatmen. Das begonnene Werk der Reformation, das zuerst durch den Ausstand gefährdet erschien, wurde durch ihn wesentlich gefördert; die Stadt selbst gewann an Besitz und Macht. Fünf Klöster standen zum Teil verlassen da, ihre reichen Besitzungen fielen der Stadt zu, denn die entflohenen Insassen hatten sich zerstreut und zeigten keine Lust zurückzukehren. Von den Predigermönchen ließen sich die meisten als Landpfarrer anstellen, einige von ihnen heirateten nach Luthers Beispiel. Die Barfüßer und Augustiner forderten nur Entschädigungen für die Aussteuer, die sie einst dem Kloster zugebracht hatten. In das Frauenbergkloster kehrten die Nonnen nach zwei Jahren wieder zurück und blieben darin bis 1557; da stifteten die letzten aus dem Klostervermögen eine Mädchenschule. 15. Unseregegend zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. 1. Nordhausen befand sich während des Dreißigjährigen Krieges in einer eigentümlichen Lage. Als Reichsstadt war sie gut kaiserlich gesinnt; aber gerade der Kaiser war der größte Feind der evangelischen Lehre, an der Nordhausen treu festhielt. Die Schweden verteidigten nun zwar die evangelische Sache, aber sie waren fremd und sahen in Nordhausen nur die Stadt des katholischen Kaisers. Nordhausen war also von allen Seiten bedroht. *) Die, Teiche sind von 1840—1850 trocken gelegt.

6. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 16

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 16 — 11. Nordhansen wirb eine Reichsstadt 1220 1. Bei der Umwandlung des Nonnenklosters in ein Domherrnstift wurden Münze und Zoll zu Nordhausen, ja selbst die Stadt, die sämtlich vorher dem Domstifte gehört hatten, diesem genommen und dem Reiche zurückgegeben, so daß die Stadt nun unmittelbar unter der Macht des Kaisers stand. Dadurch wurde Nordhausen eine Reichsstadt. Zwei Beamte verwalteten jetzt im Namen des Kaisers die Stadt: der Schultheiß und der Vogt. Weil der Kaiser selber nicht immer nahe sein konnte, so stellte er die Stadt unter einen besonderen Schutz-fürsten, der die Pflicht hatte, sie gegen jeden feindlichen Angriff zu beschützen. Dasür belehnte der Kaiser den Schutzherrn mit dem Schultheißenamte, dem Münzrechte, dem Zoll und dem Geleite. Schutzherren von Nordhausen sind mehrere Fürsten gewesen. Vom vierzehnten bis zum Ausgange des siebzehnten Jahrhunderts versahen die sächsischen Kurfürsten dieses Amt. Doch waren sie nicht persönlich in der Stadt anwesend, sondern ließen ihre Rechte von Beamten ausüben, die am Orte wohnten. Das Vogtamt hatte der Kaiser dem Grafen von Honstein verliehen. 2. Die Thätigkeit des Schultheißen oder Schulzen erstreckte sich hauptsächlich auf die bürgerliche Gerichtsbarkeit innerhalb der Stadt; er berief das Gericht ein, führte dabei den Vorsitz und achtete darauf, daß niemandem Unrecht geschah. Das Gericht wurde „an des heiligen Reiches Stuhle zu Northausen" gehalten; dieser Gerichtsplatz, der „Reichsstuhl" oder „Kaiserstuhl", war, wie die kaiserliche Burg, an der Wassertreppe. Alle Reichssteuern und Abgaben mußten an den Schultheißen gezahlt werden: der Zoll, das Geleitgeld, die Gebühren der Handwerker und die Geld- und Getreidezinsen aus verschiedenen Dörfern. Als Schultheißen fetzten die Schutzherren in der ersten Zeit stets einen Ritter ein. Unter dem zweiten Reichsbeamten, dem Vogt, stand das „peinliche" oder das Strafgericht, in dem die Verbrecher verurteilt wurden. In den ältesten Zeiten hielten die Grafen von Honstein das Vogtding persönlich ab. 3. Die Bürger von Nordhausen sahen die kaiserlichen Beamten ungern in ihrer Stadt und waren bemüht, die Macht derselben zu schwächen. Mit dem äußeren Wachstnme der Stadt hatte sich unter den Bewohnern auch ein starkes Selbstgefühl und ein unabhängiger Bürgersinn gebildet, und sie trachteten danach, ihre städtischen Angelegenheiten selbständig zu verwalten. Diesem Wunsche standen aber die Reichsbeamten, besonders der Schultheiß, entgegen. Es kam deshalb um 1277 zu einem Aufstande; die Bürger erstürmten die kaiserliche Burg an der Wassertreppe, wo der Schultheiß wohnte, und verjagten denselben. Das Schultheißen amt wurden sie dadurch freilich nicht los, aber es verlor an Bedeutung, denn es wurde hinfort keinem Ritter, sondern stets einem Bürger übertragen.

7. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 40

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 40 — ächteten sie ihr Augenmerk auf die große Glocke, deren Metall sie verkaufen konnten. Sie hing in einem kleinen Turme mitten über der Kirche; beim Herabstürzen zerschlug sie das Kirchendach. Der Schaden wurde später nicht Mieder ausgebessert, und die Kirche verfiel immer mehr, heute sind nur noch Ruinen davon vorhanden. Auch kriegerische Übungen wurden vorgenommen, an denen selbst der Graf Ernst von Honstein teilnehmen mußte. Als die Bauern einst von einer solchen Übung zurückkehrten, sagte ihr Anführer, der Schäfer Hans Arnold von Bartholfelde, zu dem Grafen, indem er sich auf einem Bein umdrehte: „Sieh, Bruder Ernst, den Krieg kann ich führen, was kannst denn du?" Der Graf antwortete: „Ei Hans, sei zufrieden, das Bier tft noch nicht in dem Faffe, darin es gären soll." Diese Antwort ver-drotz he Bauern sehr, und der Graf mußte sie mit guten Worten beschwichtigen. 4. Stach einiger Zeit zogen die Bauern weiter auf Nordhausen zu und lagerten sich ans der Wiese bei der Flarichsmühle. Schnell traf nun der Rat von Nordhausen Vorkehrungen zum Schutze der Stadt. Er verstärkte die Besatzung durch vierhundert Fußknechte, nahm die Kleinodien der Kloster m Verwahrung und ließ die einzelnen Stadtviertel zu einer Beratung zusammenkommen und ihre Beschwerden, die sie etwa gegen den Rat Hätten, auffetzen. Trotzdem sonnte der Rat nicht verhindern, daß auch hier Ausschreitungen vorkamen. In einer Nacht wurde das Predigerkloster erbrochen und ausgeplündert, ebenso das Augustiner- kloster in der Neustadt und das Barfüßerkloster. Ein gleiches Schicksal ereilte die beiden Nonnenklöster ans dem Frauenberge und im Alten-dorfe und die Hauser der Stiftsgeistlichen im Dome. Ein Hause zog aus dem Altenthore, um sich mit den klettenbergifchen Bauern auf der ^slarichswiefe zu vereinigen. Als diese am anderen Tage nach Heringen kamen und von der Niederlage Münzers bei Frankenhausen hörten, stoben sie erschreckt auseinander. . 5. Die Grafen von Honstein sowohl wie der Rat von Nordhausen straften die Empörer ziemlich milde, nur einige der Hanptrüdels-sührer wurden hingerichtet. Einer derselben, ein Töpfer "von Ellrich, der den glücklichen Einfall Hatte, den Grafen zu Gevatter zu bitten! wurde unter der Bedingung begnadigt, daß er lebenslänglich die gräflichen Ofen zu Lohra und Klettenberg im stände erhielt. Der übrige Haufe mußte zur Erntezeit 1525 an einem bestimmten Tage auf dem Teichdamme bei Schiebungen*) ohne Wehr und mit weißen Stäben in den Händen erscheinen. Hier umringten die Grasen und Edelleute sie und berieten, was mit ihnen zu thun sei. Bernhard von Tettenborn, dessen Sohn in dem Aufstande umgekommen war, hielt für recht, daß an jedes Edelmannes Spieße neun Bauern hingen. Andere meinten, man joute^aue in den großen Teich jagen und ersäufen; doch Balthasar von Sundhausen, Stadthauptmann in Nordhausen, von dem Grafen Ernst um seine Meinung befragt, sagte, das arme Volk *) Die reiche sind von 1840—1850 trocken gelegt.

8. Unsere Heimat - S. 88

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 88 — westlich vom Frauenberge lag und später einfach der Königshof hieß. Wie auf einem heutigen Gutshofe wurden dort Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Federvieh und Bienen gehalten. Außer den Scheunen und Ställen waren hier auch die Wohnungen der Knechte, die den Acker bebauten, und die Werkstätten der Schmiede, Schuster, Netzmacher und anderer Handwerker, die die Ackergeräte verfertigten und ausbesserten und Kleidungsstücke und andere Sachen herstellten, die die vielen Leute auf dem Hofe brauchten. Frauen und Mädchen spannen in besonderen Werkstätten Flachs und Wolle, webten Gewänder, strickten und färbten. So schlössen sich an die eigentlichen Wirtschaftsgebäude viele andere Häuser, die nach und nach einen besondern Ort bildeten. Auch eine Kirche wird bald gebaut worden sein, die heutige Marktkirche. Die jetzige Marktkirchen- gemeinde, die allmählich aus einer Vergrößerung des Kömgshofsbezirkes hervorgegangen ist, können wir als den ältesten Stadtteil Nordhausens ansehen. Wahrscheinlich hat Heinrich I. auch schon um dieses Gebiet herum eine Mauer erbaut. Wenn der König in Nordhausen war, so wohnte er nicht auf dem Königshofe, wo nur Wirtschaftsgebäude standen, sondern in seiner Burg, die etwas seitlich vom Königshofe am Rande des Abhanges lag. Das Haus, das jetzt auf dem Platze steht, heißt noch heute die „Finkenburg", denn Heinrich I. führte auch den Beinamen „der Finkler". Die Straße zwischen der Burg und dem Köngshofe heißt noch jetzt die Ritterstraße. 4. Königin Mathilde gründet in Nordhausen den Dom und das Nonnenkloster zum heiligen Kreuz. 962. 1. Die Königin Mathilde war die Gemahlin Heinrichs I. Da- mit sie nach des Königs Tode keine Not leiden sollte, hatte er ihr neben andern Gütern die Königshöfe in Nordhausen und Quedlinburg als Witwengut geschenkt. Auf beiden Höfen wohnte sie in ihrer Witwen- zeit abwechselnd, und an beiden Orten gründete sie ein Kloster. In Nordhausen stiftete sie nahe der königlichen Burg (der heutigen Finkenburg) ein Nonnenkloster; später erhielt das Kloster als wertvolle Gabe (Reliquie) einen Holzsplitter vom Kreuze Christi und hieß nun das „Kloster zum heiligen Kreuz". Auch eine Kirche ließ sie für das Kloster bauen; daraus ist später der heutige Dom entstanden. 2. Bald nach der Errichtung des Klosters kam ihr Sohn, König Otto I., nach Nordhausen. Sieben Tage verweilte er bei seiner alten Mutter. Als er wieder abreisen wollte, gingen sie frühmorgens zu- fammen in die Kirche. Dann traten sie aus der Tür, um Abschied zu nehmen. Mathilde bat den König noch einmal inständigst, für das

9. Unsere Heimat - S. 20

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 20 — Nordhausen geeilt. Bei ihrem hohen Alter mußte er daran denken, daß sie sterben konnte, während er in der Ferne weilte. In der Tat hat er sie auch nicht wieder- gesehen. Der Abschied fand vor dem Dom statt. Beide hatten noch einmal den Gottesdienst besucht. Dann traten sie aus der Tür, um sich zum letztenmal in die Augen zu sehen, zum letztenmal ans Herz zu drücken. Die beiden, Otto und seine Mutter, bilden daher den Mittelpuukt des Bildes. Der König, ein großer starker Mann, trägt ein langes mit Stickereien versehenes gelbliches Kleid, wie es damals Sitte war. Die Königin Mathilde ist als Witwe ganz in ein weißes Gewand ge- kleidet, das auch den Kopf einhüllt und nur das Gesicht frei läßt. Die Wehmut des Abschieds kommt in der Haltung von Mutter und Sohn vortrefflich zum Ausdruck. Hinter ihnen sieht man einen Teil des Doms. Aus der geöffneten Tür kommen die Geistlichen heraus. Voran ein Bischof, angetan mit den laugen Meßgewändern, auf dem Haupt die Bischofsmütze und in der Hand den Bischofsstab, das Abzeichen ober- hirtlicher Würde. Neben dem Bischof steht ein Knabe mit dem Weihrauchbecken, aus dem Rauch emporsteigt. Weiter zurück im Dunkeln ist ein Mönch zu sehen. In der linken Ecke steht zuschauendes Volk. Eine besondere Gruppe bilden rechts die Ritter und Krieger, die den König auf feinem Zuge begleiten; sie besonders geben ein buntes, anziehendes Bild. Prächtig sind die plumpen Rosse dargestellt, auf denen die Ritter in ihren schweren Rüstungen sitzen. Rechts und links neben diesem großen Bilde sind an derselben Wand zwei kleinere: das Bild rechts, nach dem Eingange zu, stellt den Gründer Nordhausens, Heinrich I., dar und das Bild links den Zerstörer der Stadt, Heinrich den Löwen. Sehr wirkungsvoll ist das Bild rechts. Heinrich I. ist als ein niedersächsischer Bauer dargestellt, der er in Wirklichkeit ja auch war. Er steht auf der Baustelle eines Hauses; feine Baumeister, nach der Tracht Mönche, arbeiten mit einem Zirkel neben ihm. Im Hintergrunde des Bildes erblickt man eine Harzlandschaft. Das Bild links macht einen düstern, unheimlichen Eindruck: in nächtlicher Dunkelheit steht Heinrich der Löwe in Kriegsrüstung da. Im Kampfe gegen Kaiser Barbarossa war er im Jahre 1180 auch gegen die Reichsstadt Nordhausen gezogen und hatte Dom und Königshof durch Feuer zerstört. Auf dem Bilde sieht man die dunkelroten Flammen des brennenden Nordhausen. Das Hauptgemälde au der Westwand ist eine sinnbildliche Darstellung (Alle- gorie). Nordhausen ist hier dargestellt als eine Frauengestalt, die Nordhusia, die ein Kind auf dem Schöße hat. (Weil das Wort „Stadt" weiblich ist, werden Städte immer unter dem Bilde einer Frau dargestellt.) Von ihrer rechten Seite her neigt sich ein Engel gegen sie, wohl als Schutzengel gedacht. Zu ihrer Linken sitzt ein älterer Mann; auf seiuen Knieen liegt ein Buch, aus dem er einem vor ihm stehenden Knaben die Geschichte Nordhausens erzählt. Weiter nach vorn in der rechten Ecke des Bildes sind zwei Männer mit einem Schilde, auf dem das Wappen Nordhausens zu sehen ist. Die linke Seite wird von drei Frauen eingenommen, die in lebhafter Be- wegung einherschreiten: die eine, ganz links auf dem Bilde, trägt ein Bund Garben, wohl auf die Fruchtbarkeit der Umgebung Nordhausens hindeutend und auf die alte Hauptindustrie der Stadt, die Kornbranntweinbrennerei. Die beiden andern haben sich angefaßt und reichen der Norohusia eine Rose, das Sinnbild der Lebensfreude. Den Hintergrund des Gemäldes bildet eine mit einer Mauer umgebene Stadt, in der man einen Stadtteil Nordhausens erblicken mag. Gewissermaßen den Übergang zu diesem landschaftlichen Teil des Bildes stellt der sinnende Krieger an der Mauer dar. Der künstlerische Wert des Bildes liegt hauptsächlich in seinem herrlichen Farbenglanz, seiner prachtvollen Linienführung und der Zusammenstellung des Ganzen: eine ver- standesmäßige Erklärung der Einzelheiten hat wohl iveniger in der Absicht des Künstlers gelegen. Die beiden Nebenbilder nehmen Bezug auf die Einführung der Reformation in Nordhausen; das Bild rechts enthält drei Personen, von denen Luther und der Bürgermeister Meyenburg besonders hervortreten, neben ihnen Melanchthon; auf dem Bilde links sehen wir Justus Jonas mit einem Bürger der Stadt. — Der Maler dieser Bilder ist Professor Hans Looschen in Berlin.

10. Die Provinz Sachsen - S. 21

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
21 lichen Wasserfällen von den Uelsen 'herabstürzende Bäche treiben Hüttenwerke und Sägemühlen. In seinem Innern aber birgt der Oberharz kostbare Erze, die in den Bergwerken zu Tage ge- fördert und aus denen dann in den Schmelzöfen besonders Silber und Eisen gewonnen werden. — Im Unterharze ist der Laub- wald (Buche und Eiche) vorherrschend — Im Sommer wird der Harz von einer Menge von Reisenden besucht, welche hier Erholung snchen und sich an den Naturschönheiten erfreuen, die das Gebirge und der grüne, von gefiederten Sängern, muuteren Eichhörnchen und zierlichen Rehen belebte Wald in so reichlicher Fülle bergen. Der Morgen im Malde. Ein sanfter Morgenwind durchzieht Des Forstes grüne Hallen, Hell wirbelt der Vögel munteres Lied, Die jungen Birken wallen. Das Eichhorn schwingt sich von Baum zu Baum, Das Reh durchschlüpft die Büsche, Viel hundert Käfer im schattigen Raum Ersren'n sich der Morgenfrische. Und wie ich so schreit' im lustigen Wald Und alle Bäum' erklingen, Um mich her alles singet und schallt, Wie sollt ich allein nicht singen? Ich singe mit starkem, freudigem Laut Dem, der die Wälder säet, Der droben die luftige Kuppel gebaut Und Wärm' und Kühlung wehet. Egon Ebert. Der Nordabhang des Harzes fällt steil gegen die demselben vorgelagerte weite Tiefebene ab. Der schrägere Südabhang steht mit seinem Fuße am Nordrande der goldenen Aue. Die Helme selbst entspringt auf dem Harze. Von dort erhält sie auch mehrere Zuflüsse. Zuerst die Zorge. An dieser — zugleich am Südfuße des Harzes und an der nördlichen Grenze des Eichsfeldes — liegt Nordhausen. Die Stadt hat 27000 Einwohner und ist bekannt wegen ihrer Branntweinbrennereien und ihrer Schweinemast. An 50 Brennereien sind hier fast in beständigem Betriebe. — Auch viele Bierbrauereien und zahlreiche Fabriken für Zucker, Tabak, Cichorien und Leder befinden sich in Nordhausen. Tausende von Arbeitern aus der Stadt sowohl als auch aus den in der Nähe liegenden Dörfern finden in ihnen Beschäftigung. — Nordhausen besitzt ein Landgericht. Nordhansen ist eine alte Stadt Schon Adelheid, die zweite Gemahlin Kaiser Ottos des Großen, gründete hier ein Kloster. Bis 1802 war Nord- Hansen eine freie Reichsstadt. Seitdem gehört es (abgesehen von der Zeit des westfälischen Königreichs) zu Preußen. Nördlich von Nordhaufen liegt, rings vom Herzogtum Braunschweig umgeben, das Gebiet der Harzstadt Benneckenstein.

11. Unsere Heimat - S. 33

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 33 — berühmte Merwigslinde. Sie ist uralt, sie soll von dem sagen- haften König Merwig gepflanzt sein. Der König, der auf dem Königs- Hofe sein Schloß hatte, so wird erzählt, seierte jedes Jahr mit seinen glücklichen Untertanen auf dem Geiersberge das Maifest. Da der Platz aber den Sonnenstrahlen sehr ausgesetzt war, pflanzte er selbst diese Linde. — Von der Merwigslinde nach Süden liegt auf der Anhöhe nach der Stadt zu das Schöppmännchen. Das ist der Wasserbehälter des alten Wasserwerks, der sogenannten Oberkunst im Altendorfe. Durch große Pumpen wurde hier das Wasser aus dem Mühlgraben in das Schöppmännchen gepumpt und von da durch hölzerne Röhren in die Stadt geleitet und die Künste damit gefüllt: eine solche Kunst ist noch in der Barfüßerstraße am Eingange nach dem Spendekirchhof. Dieses alte Wasserwerk, die Oberkunst mit dem Schöppmännchen, ist schon im Jahre 1546 gebaut. — Dicht hinter dem Schöppmännchen steht die Friedenseiche, die an den Krieg mit Frankreich im Jahre 1870/71 er- innert, und nicht weit davon das Wallrothdenkmal. Wallroth war Arzt in Nordhausen und ein berühmter Botaniker, d. h. Pflanzenkundiger, der viele Pflanzen beschrieben und in unserer Gegend entdeckt hat. Er ist 1857 in Nordhausen gestorben. Nach ihm ist auch die Wallroth- straße benannt. — Neben dem Wallrothdenkmal ist das herrliche Birken- Wäldchen. — Dann setzen wir uns auf die Bänke in den schönen An- lagen neben dem Springbrunnen und ruhen uns ein wenig aus. 5. Das Gehege ist ein beliebter Erholungsplatz sür die Bewohner Nordhausens. Eine größere Stadt mit ihren engen und staubigen Straßen, den hohen Häusern, den zahlreichen Fabriken und den vielen Menschen muß einen solchen Ort haben, wo die Leute ein paar kräftige Atemzüge voll frischer Luft holen können. In der Stadt ist die Luft unrein und von Düften aller Art angefüllt; wer diese Luft immer einatmet, tagein und tagaus in den dumpfen Stuben und Werkstätten sich aufhält und nicht hinausgeht in die frische Luft, bekommt bleiche Wangen und matt- blickende Augen, wird krank, ohne daß er es merkt, und wenn schließlich der Arzt kommt, ist es häufig zu spät. Da ist es gut, daß wir dicht bei der Stadt so herrliche Plätze haben, nach denen alle leicht hin- kommen und wenigstens Sonntags und auch noch abends erfahren können, was für schöne Dinge doch Blütenpracht und Blättergrün sind, und wie wohltuend der Aufenthalt in frischer Luft ist. 6. Nicht immer war es im Gehege so schön und freundlich wie jetzt. Früher war die Anhöhe kahl, nur die Merwigslinde stand oben, und das Schöppmännchen war von einigen Bäumen beschattet. Erst seit dem Jahre 1740 wurde mit der Anpflanzung von Waldbäumen hier der Anfang gemacht. Die dickeren Bäume stammen noch aus dieser Zeit. Die ersten Gastwirtschaften auf dem Gehegeplatz entstanden um das Jahr 1830; ebenso kam um diese Zeit die Sitte auf, daß auf dem freien Platze die Musik spielte. Daher erbaute man bald darauf die Tonhalle unten auf dem Platze (die alte Tonhalle). Großes Verdienst Heine, Unsere Heimat. g

12. Blüchers Zug von Auerstedt bis Ratkau und Lübecks Schreckenstage (1806) - S. 26

1912 - Leipzig : Voigtländer
hörte; das Bataillon von Oswald vertheidigte die Stadt mit seiner gewöhnlichen Bravour bis 9 Uhr des Abends. vor Nordhausen, wo ich meine daoallerie aufmarschieren liefe, stieß der General v. Oswald mit dem Rest seines Bataillons^ welches die Hälfte an Todten und Blessirten verrohren hatte, wieder zu mir. Es war mir eine lebhafte Freude, hier auch den braven Oberst-Lieutn. v. Oppen vom Regiment von Idobefer, den man todt gesagt hatte, anzutreffen; Offiziere und Gemeinde dieses neuen Regiments haben sich in dieser Campagne musterhaft gehalten, und bienen zum Beweise, was Truppen' leisten sönnen, wenn brave Männer an ihre Spitze stehen. Ich meldete dem Fürsten von hohenlohe und dem General Gr. v. Kalchreuth in der Stadt, daß ich ohne Verlust, außer dem vom Bataillon von Oswald, angekommen sey. Oer letztere sagte mir, der Zur st hohenlohe würde mit seinem dorps sogleich abmarschiren, er selbst würde ihm gegen Abend folgen, ich aber könnte in Nordhausen einen Ruhetag machen. Ich antwortete, daß ich ihn wohl gebrauchen könnte, ich war indeß gewiß versichert, daß wir in zwei Stunden angegriffen werden würden; ich hatte den General auch kaum eine viertel Stunde verlassen, als die Kanonade schon begann, Alles rückte aus und verließ Nordhausen; meine da-vallerie wurde angegriffen, ehe ich noch zu ihr kommen konnte. Indem ich aus der Stadt ritt, wurde mir gemeldet, wir würden vom Feinde umgangen: würklich zeigte sich in unserem Rücken formirte daoallerie, ich eilte daher um die Stadt zurück, wo der General v. Hirschfeld mit den Garden aufmarschirt war und die zweckmäßigsten Anordnungen getroffen hatte. Während ich mit ihm Rücksprache wegen unserer Retraite nahm und das Regiment von Idobefer in zwei Abtheilungen formirte, um damit auf den Feind sogleich los zu gehen, gieng die Meldung ein, daß die uns entgegen kommende daoallerie von unserer eigenen sey. Um diese Zeit war der Feind von vorn bis in die Stadt gedrungen; die Action wurde sehr lebhaft. Der General Graf v. Kalckreuth hatte sich einen tt)eg durch den harz gewählt, der Fürst von hohenlohe einen andern; welchen weg ich einschlagen sollte, war mir nicht gesagt worden. Während die sämtlichen Truppen abzogen, ließ ich das Gre- 26

13. Teil 3 - S. 284

1907 - Halle a.S. : Schroedel
284 spiegel, sondern in einer Tiefe von etwa 7 m anzubringen sind; dadurch ist eine sichre Gewähr für Abgabe eines reinen und frischen Wassers ge- geben. Diese Erfahrung hat man auch bei der Nordhäuser Talsperre befolgt; denn dem Schwanken des Wasserspiegels entsprechend, sind zwei Abflußrohren in verschiedner Höhe in die Türme eingebaut. 4. Im ganzen Niederschlagsgebiete sind menschliche Niederlassungen und industrielle Anlagen nicht vorhanden. Dadurch ist das Staubecken vor dem Zuflusse verunreinigten Wassers geschützt. Zufälliger oder bös- williger Verunreinigung des Wassers wird gewehrt durch einen rings um die Staufläche laufenden, mit dichtem Buschwerke bepflanzten Schutzstreifen von 10 m Breite und durch einen 2,5 m hohen Stacheldrahtzaun. 5. Es leuchtet ein, daß ein solches Bauwerk bedeutende kosten ver- ursacht, und daß der Gemeinde Nordhausen große Opfer zugemutet werden. Und doch war der Vau notwendig, und groß ist der Nutzen, der den Einwohnern der Stadt in mehrfacher Beziehung daraus erwächst. Von Behörden, Vereinen und Privaten werden in unsrer Zeit zahlreiche Ein- richtungen zum Schutze und zur Förderung der öffentlichen Gesundheit ins Leben gerufen — die oberste und wichtigste Forderung ist aber die Be- schaffung gesunden Wassers. Das Wasser der Nordhäuser Talsperre ist auf seine Reinheit genau untersucht worden und hat sich in jeder Beziehung als vorzüglich erwiesen. Weiter kommt es bei der Versorgung eines Ortes mit Wasser darauf an, daß dieses in reicher Menge zu Gebote stehe. Bei langer Dürre gerieten die Bewohner Nordhausens oft in arge Bedrängnis, da die vorhandnen Wasserleitungen ihnen in solchen Zeiten nicht genügend Wasser zuführen konnten. Dieser große Übelstand ist durch die Talsperre beseitigt. In Zeiten des Überflusses wird das Gebirgswasser in dem großen Talbecken gesammelt und zum Teil zurückgehalten; in trocknen Zeiten aber wird von dem aufgespeicherten Wasser so viel abgegeben, als zur Versorgung der Wasserleitung nötig ist. Wir können die Talsperre insofern auch ein großes Sparbecken nennen. Hier werden die fönst nutzlos abfließenden oder gar schädlich wirkenden Wassermassen aufgespart, die bei starken Regengüssen oder im Frühjahre bei starker Schneeschmelze schon oft verheerende Über- schwemmungen angerichtet haben. Durch große Rohre, die über Berg und Tal gelegt sind, wird das Wasser der Stadt Nordhausen zugeführt. 6. In den deutschen Mittelgebirgen sind bereits eine Reihe solcher Talsperren angelegt, die zum Teil nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch gewerblichen Zwecken dienen; die größte Sperre Europas befindet sich im Urfttale in der Eifel. Die Anlage solcher Stauwerke ist oft auf Widerspruch gestoßen und hat an manchen Stellen, wie im Bodetale, nicht ausgeführt werden können; man fürchtete nämlich eine Beeinträchtigung der Naturschönheiten. Diese

14. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 222

1910 - Halle a.S. : Schroedel
222 die Staufläche laufenden, mit dichtem Buschwerke bepflanzten Schutzstreifen von 10 m Breite und durch einen 2,5 m hohen Stacheldrahtzaun. 5. Es leuchtet ein, daß ein solches Bauwerk bedeutende soften ver- ursacht, und daß der Gemeinde Nordhausen große Opfer zugemutet werden. Und doch war der Vau notwendig, und groß ist der Nutzen, der den Einwohnern der Stadt in mehrfacher Beziehung daraus erwächst. Von Behörden, Vereinen und Privaten werden in unsrer Zeit zahlreiche Ein- richtungen zum Schutze und zur Förderung der öffentlichen Gesundheit ins Leben gerufen — die oberste und wichtigste Forderung ist aber die Be- schaffung gesunden Wassers. Das Wasser der Nordhäuser Talsperre ist auf seine Reinheit genau untersucht worden und hat sich in jeder Beziehung als vorzüglich erwiesen. Weiter kommt es bei der Versorgung eines Ortes mit Wasser darauf an, daß dieses in reicher Menge zu Gebote stehe. Bei langer Dürre gerieten die Bewohner Nordhausens oft in arge Bedrängnis, da die vorhandenen Wasserleitungen ihnen in solchen Zeiten nicht genügend Wasser zuführen konnten. Dieser große Übelstand ist durch die Talsperre beseitigt. Zn Zeiten des Überflusses wird das Gebirgswasser in dem großen Talbecken gesammelt und zum Teil zurückgehalten; in trocknen Zeiten aber wird von dem aufgespeicherten Wasser so viel abgegeben, als zur Versorgung der Wasserleitung nötig ist. Wir können die Talsperre insofern auch ein großes Sparbecken nennen. Hier werden die sonst nutzlos abfließenden oder gar schädlich wirkenden Wassermassen aufgespart, die bei starken Regengüssen oder im Frühjahre bei starker Schneeschmelze schon oft verheerende Über- schwemmungen angerichtet haben. Durch große Rohre, die über Berg und Tal gelegt sind, wird das Wasser der Stadt Nordhausen zugeführt. 6. In den deutschen Mittelgebirgen sind bereits eine Reihe solcher Talsperren angelegt, die zum Teil nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch gewerblichen Zwecken dienen; die größte Sperre Europas befindet sich im Urfttale in der Eifel. Die Anlage solcher Stauwerke ist oft auf Widerspruch gestoßen und hat an manchen Stellen, wie im Vodetale, nicht ausgeführt werden können; man fürchtete nämlich eine Beeinträchtigung der Naturschönheiten. Diese Befürchtung hat sich bei der Nordhäuser Talsperre nicht erfüllt, im Gegen- teil ist hier ein Gebirgssee geschaffen worden, der den landschaftlichen Reiz der Gegend hebt. Wo sonst Kühe weideten, schaut jetzt aus den wald- umkränzten Höhen dieser liebliche See mit seinem klaren Gebirgswasser gar einladend hervor. Auf halber Bergeshöhe erhebt sich neben dem Stauwerk ein hübsches Häuschen, in dem der Wärter wohnt, dem die Überwachung und Bedienung der gesamten Anlage anvertraut ist. Lieblich ist der Blick von hier aus über

15. Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj - S. 217

1912 - Halle a.S. : Schroedel
217 die Stausläche laufenden, mit dichtem Buschwerke bepflanzten Schutzstreifen von 10 m Breite und durch einen 2,5 m hohen Stacheldrahtzaun. 5. Es leuchtet ein, daß ein solches Bauwerk bedeutende Kosten ver- ursacht, und daß der Gemeinde Nordhausen große Opfer zugemutet werden. Und doch war der Bau notwendig, und groß ist der Nutzen, der den Einwohnern der Stadt in mehrfacher Beziehung daraus erwächst. Von Behörden, Vereinen und Privaten werden in unsrer Zeit zahlreiche Ein- richtungen zum Schutze und zur Förderung der öffentlichen Gesundheit ins Leben gerufen — die oberste und wichtigste Forderung ist aber die Be- schaffung gesunden Wassers. Das Wasser der Nordhäuser Talsperre ist auf seine Reinheit genau untersucht worden und hat sich in jeder Beziehung als vorzüglich erwiesen. Weiter kommt es bei der Versorgung eines Ortes mit Wasser daraus an, daß dieses in reicher Menge zu Gebote stehe. Bei langer Dürre gerieten die Bewohner Nordhausens oft in arge Bedrängnis, da die vorhandenen Wasserleitungen ihnen in solchen Zeiten nicht genügend Wasser zuführen konnten. Dieser große Übelstand ist durch die Talsperre beseitigt. Zn Zeiten des Überflusses wird das Gebirgswasser in dem großen Talbecken gesammelt und zum Teil zurückgehalten; in trocknen Zeiten aber wird von dem aufgespeicherten Wasser so viel abgegeben, als zur Versorgung der Wasserleitung nötig ist. Wir können die Talsperre insofern auch ein großes Sparbecken nennen. Hier werden die sonst nutzlos abfließenden oder gar schädlich wirkenden Wassermassen aufgespart, die bei starken Regengüssen oder im Frühjahre bei starker Schneeschmelze schon oft verheerende Über- schwemmungen angerichtet haben. Durch große Rohre, die über Berg und Tal gelegt sind, wird das Wasser der Stadt Nordhausen zugeführt. 6. Zn den deutschen Mittelgebirgen sind bereits eine Reihe solcher Talsperren angelegt, die zum Teil nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch gewerblichen Zwecken dienen; die größte Sperre Europas befindet sich im Urfttale in der Eifel. Die Anlage solcher Stauwerke ist oft auf Widerspruch gestoßen und hat an manchen Stellen, wie im Bodetale, nicht ausgeführt werden können; man fürchtete nämlich eine Beeinträchtigung der Naturschönheiten. Diese Befürchtung hat sich bei der Nordhäuser Talsperre nicht erfüllt, im Gegen- teil ist hier ein Gebirgssee geschaffen worden, der den landschaftlichen Reiz der Gegend hebt. Wo sonst Kühe weideten, schaut jetzt aus den wald- umkränzten Höhen dieser liebliche See mit seinem klaren Gebirgswasser gar einladend hervor. Auf halber Bergeshöhe erhebt sich neben dem Stauwerk ein hübsches Häuschen, in dem der Wärter wohnt, dem die Überwachung und Bedienung der gesamten Anlage anvertraut ist. Lieblich ist der Blick von hier aus über

16. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 220

1912 - Halle a.S. : Schroedel
220 die Staufläche laufenden, mit dichtem Buschwerke bepflanzten Schutzstreifen von 10 in Breite und durch einen 2,5 in hohen Stacheldrahtzaun. 5. Es leuchtet ein, daß ein solches Bauwerk bedeutende Kosten ver- ursacht, und daß der Gemeinde Nordhausen große Opfer zugemutet werden. Und doch war der Bau notwendig, und groß ist der Nutzen, der den Einwohnern der Stadt in mehrfacher Beziehung daraus erwächst. Von Behörden, Vereinen und Privaten werden in unsrer Zeit zahlreiche Ein- richtungen zum Schutze und zur Förderung der öffentlichen Gesundheit ins Leben gerufen — die oberste und wichtigste Forderung ist aber die Be- schaffung gesunden Wassers. Das Wasser der Nordhäuser Talsperre ist auf seine Reinheit genau untersucht worden und hat sich in jeder Beziehung als vorzüglich erwiesen. Weiter kommt es bei der Versorgung eines Ortes mit Wasser darauf an, daß dieses in reicher Menge zu Gebote stehe. Bei langer Dürre gerieten die Bewohner Nordhausens oft in arge Bedrängnis, da die vorhandenen Wasserleitungen ihnen in solchen Zeiten nicht genügend Wasser zuführen konnten. Dieser große Übelsland ist durch die Talsperre beseitigt. Zn Zeiten des Überflusses wird das Gebirgswasser in dem großen Talbecken gesammelt und zum Teil zurückgehalten; in trocknen Zeiten aber wird von dem aufgespeicherten Wasser so viel abgegeben, als zur Versorgung der Wasserleitung nötig ist. Wir können die Talsperre insofern auch ein großes Sparbecken nennen. Hier werden die sonst nutzlos abfließenden oder gar schädlich wirkenden Wassermassen aufgespart, die bei starken Regengüssen oder im Frühjahre bei starker Schneeschmelze schon oft verheerende Über- schwemmungen angerichtet haben. Durch große Rohre, die über Berg und Tal gelegt sind, wird das Wasser der Stadt Nordhausen zugeführt. 6. Zn den deutschen Mittelgebirgen sind bereits eine Reihe solcher Talsperren angelegt, die zum Teil nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch gewerblichen Zwecken dienen; die größte Sperre Europas befindet sich im Urfttale in der Eifel. Die Anlage solcher Stauwerke ist oft auf Widerspruch gestoßen und hat an manchen Stellen, wie im Bodetale, nicht ausgeführt werden können; man fürchtete nämlich eine Beeinträchtigung der Naturschönheiten. Diese Befürchtung hat sich bei der Nordhäuser Talsperre nicht erfüllt, im Gegen- teil ist hier ein Gebirgssee geschaffen worden, der den landschaftlichen Reiz der Gegend hebt. Wo sonst Kühe weideten, schaut jetzt aus den wald- umkränzten Höhen dieser liebliche See mit seinem klaren Gebirgswasser gar einladend hervor. Auf halber Vergeshöhe erhebt sich neben dem Stauwerk ein hübsches Häuschen, in dem der Wärter wohnt, dem die Überwachung und Bedienung der gesamten Anlage anvertraut ist. Lieblich ist der Blick von hier aus über

17. Unsere Heimat - S. 114

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 114 — April 1813 zeigten sich bei uns schon wieder preußische Soldaten. Am 12. April rückte der preußische Husarenwachtmeister Weiß mit drei Hu- saren in Nordhausen ein; und diese vier Mann traten so keck auf, daß der westfälische Platzkommandant sich gefangen nehmen ließ und die ganze westfälische Besatzung durch das Grimmeltor ans der Stadt floh. Freilich mußten die vier kühnen Husaren am folgenden Tage Nord- hausen wieder verlassen, da 200 westfälische Reiter ankamen, um die Herrschaft Jeromes wieder zu besestigen. Kaum waren diese wieder abgezogen, da rückten am 15. April, es war der Gründonnerstag, auch fchon Russen in die Stadt ein. In der Nacht zum 17. April zogen diese in der Richtung nach Bleicherode zu weiter, wo die west- sälischen Reiter in Garnison standen. Diese waren ebenfalls gegen Nordhausen vorgerückt und am frühen Morgen des 17. April kam es zwischen Russen und Westfalen auf dem Schern zu einem Gefecht. Als die westfälischen Reiter sorglos von Pustleben her über den Berg kamen, stürzten sich die Russen, die in einer Senkung versteckt gelegen hatten, auf sie, nahmen 103 westfälische Reiter mit 4 Offizieren gefangen und brachten sie nach Nordhausen. An demselben Tage machte der russische General bekannt, daß nachmittags 3 Uhr aus dem Kornmarkt ein west- fälifcher Spion (der bucklige Schneider Hartmann aus Ellrich) erschossen werden sollte. Auf Fürsprache des Superintendenten Förstemann zu Nordhausen, der nachwies, daß der Schneider kein Spion, sondern vom Magistrat zu Ellrich abgeschickt worden sei, um Erkundigungen ein- zuziehen, wurde der Unglückliche begnadigt; nur eine fürchterliche Tracht Prügel bekam er. Am 20. April marschierten die Russen wieder von Nordhausen ab und nahmen dabei die westfälische Steuerkasse mit. Von der westfälischen Regierung wurde die Bürgerschaft Nordhausens schars getadelt, daß sie die Russen zu freundlich ausgenommen hätten. Auch der König Jerome, der anfangs Juli (3. oder 4. Juli) Nordhausen besuchte, war darüber sehr ungnädig. Besonders hatte man es auf einige einflußreiche Personen in den Dörfern bei Nordhausen ab- gesehen, weil sie als Preußenfreunde bekannt waren und ihre Vater- ländische Gesinnung nicht genug verbergen konnten; sie wurden am 16. Mai als Gefangene nach Kassel abgeführt. Dies Schicksal tras die Pastoren Plieth zu Salza, Panse zu Hasserode und Bötticher zu Pützlingen, ebenso auch den Oberamtmann Tauber Zu Wollersleben und den Förster Kleemann zu Salza. Pastor Plieth erfuhr in Kassel eine unmenschliche Behandlung. Im Sträflingsanzug wurde er bei knapper Kost im Gefängnis festgehalten und endlich zum Tode ver- urteilt. Da nahte unerwartet die Rettung. Wenige Tage vor der fest- gesetzten Erschießung erschien plötzlich ein russisches Reiterheer vor Kassel. König Jerome entfloh, und in der Verwirrung, die in Kassel herrschte, gelang es Pastor Plieth zu entkommen. Im Sträflingsanzug^ machte er den Weg von Kassel nach Salza zu Fuß. Wund und todmüde kam er hier an. In den ersten Tagen hielt er sich noch verborgen, denn

18. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 61

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 61 — 50. Industrie in Uordhausen. 1. Weit und breit ist Nordhausen wegen seines Kornbranntweins bekannt. Schon im 16. Jahrhundert soll die Brennerei hier betrieben sein. Der „alte Nordhauser Korn" wurde aus reinem Getreide, aus einem Gemisch von Roggen mit Weizen- und Gerstenmalz hergestellt. Die Lage der Stadt an der kornreichen „goldenen Aue" begünstigte ganz besonders diese Industrie, so daß selbst in Jahren der Mißernte in denen in anderen Gegenden der Verbrauch vou Getreide zum Brauut-weinbrennen verboten war, in Nordhausen ein solches Verbot nicht erlassen wurde. Nur in den Jahren 1771 und 1772 ließ der Rat wegen Teuerung auch in Nordhausen die Blasen einige Wochen versiegen. Rat und Bürgerschaft setzten ihren ganzen Stolz darein, nur reinen Fruchtbranntwein zu liefern. Daher erließ der Rat folgende Verordnung: „Nachdem bis anhero in einigen wenigen hiesigen Brannt-weinbrennereyen anstatt des sonst gewöhnlichen Rockens oder Korns zum Brennen mehr Gerste als Korn, ja wohl gar bloß allein Gerste und Maltz zu einem Brande genommen worden und zu befürchten steht, daß dem guten Rufe, in welchem die Nordhauser Brennerey immer bey Auswärtigen gestanden, Abbruch gethan werde, als ist dahero bey der Versammlung aller dreyen Räte beschlossen worden, zu verfügen und zu verordnen, daß in Zukunft von dato 8 Wochen an in allen und jeden Brennereien ohne alle Ausnahme zu einem Branntweins-Brande wenigstens zwey drittel Rocken oder Korn und höchstens nur ein drittel Gerste oder Malz genommen werden soll." — Der Absatz in früheren Zeiten erreichte allerdings wegen der schlechten Verkehrsverhältnisse und der Zollschranken, von denen die Reichsstadt Nordhausen ringsum eingeengt war, bei weitem nicht die jetzige Höhe. In manchen Staaten lag auf jedem Fasse Branntwein, das aus Nordhausen kam, ein Zoll bis zu 28 Thalern. — Mit der Brennerei war die Viehmast verbunden. Es war im 18. Jahrhundert nichts seltenes, daß einzelne Brennereien in guten Jahren 300—500 Stück Schweine und eine große An-zahl Rinder mästeten. Das ist jetzt anders geworden; die Brenner beschäftigen sich nicht mehr mit der Viehzucht; dagegen sindet die Schlempe ober der Spülicht bei den Landwirten der Umgegend willige Abnahme. — Der gereinigte Spiritus, der jetzt bei der Herstellung des Fruchtbranntweins mit verwendet wird, kommt teils von auswärts, teils aus Spiritusfabriken Nordhaufens. 2. Nordhaufen besitzt eine der größten Tapetenfabriken Deutschlands. Diese Industrie ist aus ganz kleinen Anfängen hervorgewachfen. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts betrieb der Uhrmacher Johann Becker neben feinem Gewerbe den Handel mit französischen Papiertapeten. Der Preis derselben stellte sich aber wegen der Fracht und der Steuern sehr hoch, letztere allein betrug für den Centner 20 Thaler. Becker erkannte balb, daß mit Tapeten in Zukunft noch ein gutes Geschäft zu machen fei und kam auf den Gebanken, zunächst geringere Sorten selbst herzustellen. Jeboch fehlte es ihm an jeber Kenntnis und Erfahrung

19. Unsere Heimat - S. 105

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 105 — 18. Nordhausen und die Grafschaft Hohenstein im Siebenjährigen Kriege. 1. Auch im Siebenjährigen Kriege nahm Nordhausen eine eigen- tümliche Stellung ein; als Reichsstadt mußte sie aus Seiten des deutschen Reiches stehen und zu Friedrichs des Großen Feinden gehören; das Reich war aber nicht imstande, sie zu schützen, und so war sie dem siegreichen Preußenkönige wehrlos preisgegeben; außerdem war sie ganz von preußischen Landesteilen eingeschlossen, da die Grafschaft Hohenstein preußisch war. Die Franzosen aber, die ja eigentlich Bundesgenossen der Stadt waren, machten als fremdes Volk keinen großen Unterschied zwischen preußischem und nichtpreußischem Gebiete. Anfangs Oktober 1757 rückten sie mit einigen Tausend Mann in Nordhausen ein. Als Magazin für Heu und Stroh diente die Spendekirche, für Korn der Walkenrieder Hof (jetziges Hauptsteueramt), für Hafer der Jlfelder Hof (Pferdemarkt 11), die Hospitäler St. Martini und St. Cyriaci wurden als Lazarett benutzt. Nachdem die Franzosen bei Roßbach geschlagen waren, lagen sie auf dem Rückzüge hier wieder mehrere Tage. — Am schlimmsten trieb es der preußische Rittmeister Kovats. Den Bürgern forderte er ihre Gewehre ab, den Kaufleuten nahm er rotes und grünes Tuch weg, den Kürschnern Pelze, den Schuhmachern und Gerbern Leder. Als der Bürgermeister Riemann ihm die Schlüssel zu den Kanonen nicht aushändigen wollte, nahm er ihn zwei Stunden in Haft und ließ unterdes die Geschütze auf den Kornmarkt vor sein Quartier bringen. Nachdem man ihm 15000 Taler zugesichert hatte, versprach er, die Kanonen hier zu lassen und keine Geiseln mitzunehmen. Er hielt aber sein Wort nicht, denn die Bürgermeister Rennecke und Lange und drei andere Ratsherren nahm er als Geiseln mit, und außerdem behielt er die schönste Kanone der Stadt, den „Lindwurm", und führte sie nach Magdeburg, wo sie später eingeschmolzen ist. — Im ganzen hat Nordhausen während des Siebenjährigen Krieges an Kriegs- kosten und allerlei Lieferungen an Brot, Getreide, Fleisch usw. etwa 400000 Taler aufbringen müssen. 2. Wie für Nordhausen, so sind zu Anfang des Krieges auch für die Grafschaft die Franzosen eine schwere Last gewesen. Alle Dörfer waren von ihnen voll, in einem Bauernhause lagen oft hundertzwanzig bis hundertdreißig Mann. Um die Häuser brannten Tag und Nacht Feuer, an denen die Soldaten ihr Essen kochten. Das Vieh wurde den Leuten aus dem Stalle geholt und nicht bezahlt; so wurde bei Ellrich eine ganze Herde von vierundachtzig Stück aufgefangen und weggeführt. Ihr Standquartier hatten die Franzosen in der Linie Mühlhauseu-Worbis-Duderstadt-Göttiugen; hierher mußten alle Dörfer im Unikreise von fünf bis sechs Meilen fast unerschwingliche Steuern an an Hafer, Heu, Stroh, Roggen, Weizen usw. bringen. Auch Dienste verlangten sie von den Bauern; jeden Tag, selbst bei der strengsten

20. Geschichte von Nordhausen und dem Kreise 'Grafschaft Hohenstein' - S. 12

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 12 — Schafe, Schweine, Federvieh und Bienen gehalten. Außer den Scheunen und Ställen waren hier auch die Wohnungen der Knechte, die den Acker bebauten, und die Werkstätten der Schmiede, Schuster, Netzmacher und anderer Handwerker. Frauen und Mägde spannen in besonderen Werk-häuseru Flachs und Wolle, webten Gewänder, strickten und färbten. So legte sich um den Hos ein Kranz von Gebäuden, die nach und nach einen besonderen Ort bildeten, der sich allmählich bis zu den drei kleinen Dörfern erweiterte. Als Herzog Heinrich von Sachsen zum deutschen Könige gewühlt war, hieß der Herrenhof fortan „Königshof", und noch heute heißt in Nordhaufen der Platz, wo dieses Gehöfte gelegen hat, der „Königshof". War der Herzog hier anwesend, so wohnte er nicht ans dem Gutshose, sondern in der „Finkenburg", die etwas seitlich vom Königshose am Rande des Abhanges lag. Die Straße zwischen der Burg und dem Königshofe heißt heute noch die Ritterstraße; auch die „Kaisermühle" am Fuße des Berges erinnert an dieses kaiserliche Besitztum. 8. Königin Mathilde gründet das Domstift. 962. 1. Die Königin Mathilde war die Gemahlin Heinrichs I. Er schenkte ihr seine Güter zu Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grona (bei Göttingen) und Duderstadt. Doch sie verwandte die reichen Einkünfte derselben nicht für sich selbst; sie wollte damit ihrem Sachsenvolke dienen und errichtete in den drei zuerst genannten Orten Klöster und Schulen. Zu Nordhausen gründete sie 962 nahe bei der königlichen Burg ein Nonnenkloster zu Ehren der Jungfrau Maria, Johannis des Täufers und des Märtyrers Eustachius und nannte es das Kloster zum heiligen Kreuz. Sie stattete es mit dem Reste ihrer väterlichen Erbschaft in Westfalen aus, und als ihr Sohn, König Otto, nach Nordhausen kam, bestätigte er die Stiftung und schenkte dem Kloster noch den Markt, den Zoll und die Münze in Nordhausen. 2. Sieben Tage verweilte König Otto bei seiner alten Mutter iit Nordhausen. Als der Tag der Trennung anbrach, standen sie frühe auf und gingen zusammen in die Kirche, um die Messe zu hören. Dann traten sie aus der Thür und schlossen sich unter Thränen noch einmal in die Arme. Otto schwang sich nun auf sein Roß; die Mutter aber kehrte in die Kirche zurück und eilte nach der Stelle hin, ans der Otto während der Messe gestanden hatte und kniete dort nieder. Als dem Kaiser dies gemeldet ward, kam er schnell wieder zurück, hob die Mutter aus und sprach: „Durch welchen Dienst kann ich dir diese Thränen vergelten?" Mit bebender Stimme wechselten sie dann noch tiefbewegte Worte, bis die alte Königin selbst den Abschied beschleunigte. „Wie schwer es uns auch fällt," sagte sie, „wir müssen uns trennen, und der Anblick vermindert den Schmerz nicht, sondern erhöht ihn. Gehe hin in Frieden! Mein Angesicht wirst du in diesem