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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 325

1884 - Leipzig : Spamer
Berühmte Breslauer. 325 Berühmte Sreslauer. Von den vielen Nm Wissenschaft und Kunst höchst verdienten Männern, die in Breslau das Licht der Welt erblickt haben, mögen nur wenige hier erwähnt werden. Der Philosoph Christian Wolf wurde in Breslau am 24. Januar 1679 als Sohn eines Gerbers geboren. Er besuchte in seiner Vaterstadt das Gymnasium zu Maria-Magdalena und studierte in Jena anfangs Theologie, dann Philosophie und Mathematik. In Leipzig wurde er Magister, im Jahre 1706 zu Halle Professor der Mathematik. Nachdem er schnell berühmt geworden war, suchte ihu Peter der Große wiederholentlich nach Rußland zu ziehen: aber Wolf blieb in Halle. Der außerordentliche Ruhm, den er im In- und Auslande er- langte, erregte den Neid seiner Kollegen, von denen mehrere seine erklärten Feinde wurden, da sie sast keine Zuhörer hatten, während sich Wolfs Vorlesungen eines zahl- reichen Zuspruchs erfreuten. Die erbitterten Professoren wußten Wolf so zu verleumden, daß ihn der König Friedrich Wilhelm I. aller seiner Ämter entsetzte und ihm befahl, binnen 24 Stunden nach Empfang der Ordre die Stadt Halle und alle königlichen Lande bei Strafe des Stranges zu räu- men. Wolf gehorchte am 10. No- vember 1723 und ging nach Merseburg, von wo er sofort durch den Landgrafen von Hessen als Hofrat und Professor nach Mar- bürg berufen wurde. Dort blieb er 17 Jahre, machte die Univer- sität blühend und verfaßte viele philosophische Schriften. Ver- gebens bemühte sich der König von Preußen, der bald eingesehen hatte, daß Wolf bei ihm angeschwärzt war, diesen großen Gelehrten für seine Lande wieder zu gewinnen. Erst unter Friedrich Ii. kehrte Wolf am 6. Dezember 1740 nach Halle zurück. Die ganze Stadt jubelte über seine Ankunft, viele Einwohner gingen ihm entgegen, die Studierenden empfingen ihn zu Pserde und brachten ihn im Triumphe zur Stadt. Er verlebte noch glückliche Tage, wurde 1745 in den Reichsfrei- Herrnstand erhoben und starb am 9. April 1754 gekannt und geachtet von ganz Deutschland. Seine Philosophie ist die Leibnizsche und beruht auf dem Grundsatze: Diese Welt ist die vollkommenste und beste. Auch Christian Garve, der 1742 zu Breslau geboren wurde, der Sohn eines wohlhabenden Färbers, studierte anfangs Theologie, dann Philosophie und Mathematik in Frankfurt an der Oder. In Halle wurde er Magister, dann in Leipzig der Liebling Gellerts. Lange Zeit lebte er in Breslau im Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher.

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1. Geschichte - S. uncounted

1888 - Breslau : Hirt
__Verlag von Ferdinand Hirt in Breslau. Ferdinand Hirt? Historische vildrrtnfrln. Fr die Belebung des geschichtlichen Unterrichts, % herausgegeben von mehreren praktischen Schulmnnern und Gelehrtig In zrvei Weiten. Teil I: Das Altertum bis zum Untergange des Heidentums. 2,50 Jt. Teil M V. den Anfngen des Christentums bis zum Beginn'des Xix. Jahrhunderts. 2,5k$ Teil I u. Ii in einem Bande, nebst erluterndem Text (ein,, l Ji), geh. ti Jt, geb. Dieses Unternehmen bildet eine beachtenswerte Ergnzung der geschichtlichen Le besonders gilt dies bezglich der Schriften des Rektors G. Schurig. Grundri Wm Illustrierte Ausgabe L: Mit 14 historischen Haupt- u. 15 Nebenkarten, sowie einem kulturhistorischen Bilderanhang. Geb. 3,50 Ji. Historischer Karten-Atlas, zunchst zur Ergnzung von Schurigs Lehrbchern der Ge-schichte. 14 Haupt- und 15 Nebenkarten, l Ji. Krzlich erschien in dritter Auflage, vermehrt durch Regententafeln und einen An-hang historischer Abbildungen und Portrts: Wolf, A., und H. Stber, Seminarlehrer, Deutsche und brandenburgifch-preuische Gcsctiichte fr die Kinder der Volksschule in einfacher u. kurzer Tarstellung erzhlt. Geb. 40.7. Kart. 4". 3jf. Ich empfehle hier auch die folgenden Hefte meines neuen Realienbuchs: Sieker, H., Seminarlehrer, Geschichte fr evangelische Schulen. 5 Bogen Text, 3 Karten und 1 Bogen Abbildungen. 50 Hirts Realienbuch Nr. 5.1 --Dasselbe ohne Karten. 40 3$. Hirts Nealienbuch Nr. 5a.) Rhn, U. A., Seminarlehrer, Geschichte fr katholische Schulen. 5 Bogen, 3 Karten und l Bogen Abbildungen. 50 Sjf. Hirts Realienbuch Nr. 6.) ---Dasselbe ohne Karten. 40 9js. Hirts Realienbuch Nr. 6a.; Perlag von Ferdinand Hirt & So bn in Leipzig. Geschichtliche Schriften fr die reifere Jugend von Oskar Hcker. Jeder Band ist ganz selbstndig u. einzeln kuflich. In Prachtband je 5 Ji, geh. je 3,50 Ji. = Die Illustrationen sind genau im Stile der jedesmaligeuzeitepoche ausgefhrt. = 5(15 3u)llthfchl Kulturgeschichtliche Erzhlungen aus vier Jahrhunderten fr die I. Band: Der Hrbe des Wciferfintgs. (Aus dem Reformationszeitalter. Ii. Band: In heimlichem Auude. Aus dem Jahrhundert des groen Krieges. Iii. Band: Zwei Riefen von der charde. Aus der Zeit des Zopfes und der Wachtparade. Iv. Band: Deutsche tzrene, wetsche Tcke. Aus der Zeit der Befreiungskriege.) Iw firritjra Kultur- und religionsgeschichtliche Bilder von der Entwickelung des ftirr vkv Hirru^v. Christentums fr die reifere Jugend. I. Band: Hinter dem Joche der Casaren. Aus der Zeit dts Kaisers Hadrian.) Ii. Band: Jurch Kampf zum frieden. (Aus der Zeit der Christenverflgung unter Diokletian.) Iii. Band: Zwei Streiter des Sservn. Aus der Zeit der Merowinger. Iv. Band: ein deutscher Apostel. Aus der Zeit de heiligen Bonifatius. V. Band: Wuotans Knde. Aus der Zeit Karls des Groen.! Wen! Schluband.) Preuens Heer, Preuens (Eljr ! aimcnb Utlb ,uttur9efidi>tlicf)e Erzhlmtgen fr die r- rt I. Band: dett und Aeldmarschalr. Der Groe Kurfürst und seine Paladine. Ii. Band: ufarenknig und Hrasstergenerat. Aus der Zeit des Alten Fritz". Iii. Band: Mit Hott fr König und Materland. Aus den Tagen der Freiheitskriege.) Iv. Band: Am Jiock des Knigs. Aus den Jahren 18641871. i (In Vorbereitung.) -Frtrhrtrfi hpr fftrnlic als Kettherr und Herrscher. Ein Lebensbild des Heldenkynigs, bei juiutlu) u wiudv lflnb uni) her deutschen Tugend geweiht zum Hundertjhrigen 6 des unvergelichen Monarchen. - ^___ Empfohlen seien auch die folgenden zwei Schriften: p.dmi-wcbcr. Z.. ynstudt. ugend erzahlt. Illustriert von Soh. Ge hrts. Geb. Ji. geh. 4,50 Ji. Jw- ?! fiflma K fimn ftrrimitit Wie er ein Ritter ward und wie er den Freimut gefi tjfim, A., X)Vlllj y-Ulluulv ^Qt P^chtband 0 Ji, geh. 4,50 Ji. Truck von Breitkopf und Hrtel in Leipzig.

2. Theil 3 - S. 285

1827 - Breslau : Max
--------- 286 ------------- „Bald hätte ich vergessen, Ihm seine Instruction zu geben. Nur diese weiß ich für Ihn: erhalte Er sich mir." — Wie schmerzte ihn nun die Nachricht von seinem Tode. Aber bald traf ihn ein neuer Verlust. Der Herzog von Bevern, der das preußische Heer von Görlitz nach Breslau geführt hatte, wurde bei dieser Stadt zwei Wochen nach der Schlacht bei Roßbach von den Ocstreichcrn geschlagen, er selbst gefangen genommen, und Breslau siel den Ocstreichcrn in die Hände. Das waren große Verluste für Friedrich. Schlesien schien jetzt für ihn so gut als verloren; dazu war der Winter vor der Thüre. Aber in des Königs Seele stand der Entschluß fest, Schlesien noch in diesem Jahre zu befreien. In zwölf Tagen marschirte er von Leipzig bis an die Oder, um den dreimal überlegenen Feind, der in der Gegend von Breslau stand, anzugreifen. Vor der Schlacht rief er seine Generale zusammen, und hielt an sie eine kurze, aber kraftvolle Rede, die die Gemüther derselben mit feu- riger Kampsbegier erfüllte. Nachdem er ihnen seine Lage geschil- dert hatte, fuhr er fort: „Lassen Sie es sich also gesagt seyn: ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe dreimal stär- kere Armee des,Prinzen Karl (von Lothringen) angreifen, wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres Postens; Alles das, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen zu überwinden wis- sen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist Alles verloren; wir müssen den Feind schlagen, oder uns vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie sich auch jetzt Ihres Namens würdig beweisen. Ist aber Einer unter Ihnen, der sich fürchtet, die letzte Gefahr mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten." That je eine Rede Wunder, so war es diese. Einige alte Generale traten vor, und versprachen dem Könige im Namen Aller, zu siegen oder zu sterben; Alle waren tief gerührt, Einigen stürzten die Thränen aus den Augen. „Leben Sie nun wohl, meine Her- ren!" rief ihnen der König nach; „in Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." — Die Be- geisterung der Generale theilte sich bald auch den gemeinen Sol- daten mit. Friedrich ging selbst herum, sprach freundlich mit

3. Theil 3 - S. 332

1867 - Breslau : Max
332 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Breslau fiel den Oestreichern in die Hände. Das waren große Verluste für Friedrich. Schlesien schien jetzt für ihn so gut wie verloren; dazu war der Winter vor' der Thüre. Aber in des Königs Seele stand der Entschluß fest, Schlesien noch in diesem Jahre zu befreien. In 12 Tagen marschirte er von Leipzig bis an die Oder, um den dreimal überlegenen Feind, der in der Gegend von Breslau stand, anzugreifen. Vor der Schlacht rief er seine Generale zusammen und hielt an sie eine kurze, aber kraftvolle Rede, welche die Gemüther derselben mit feuriger Kampfbegier erfüllte. Nachdem er ihnen seine Lage geschildert hatte, fuhr er fort: „Lassen Sie es sich also gesagt sein: ich werde gegen alle Regeln der Kriegskunst die beinahe dreimal stärkere Armee des Prinzen Karl (von Lothringen) angreifen, wo ich sie finde. Es ist nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres Postens; das Alles, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen zu überwinden wissen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist Alles verloren; wir müssen den Feind schlagen, oder uns vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie sich auch jetzt Ihres Namens würdig beweisen. Ist aber Einer unter Ihnen, der sich fürchtet, die letzte Gefahr mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten." That je eine Rede Wunder, so war es diese. Einige alte Generale traten vor und versprachen dem Könige im Namen Aller, zu siegen oder zu sterben; Alle waren tief ge- rührt; Einigen stürzten die Thränen aus den Augen. „Lebem Sie nun wohl, meine Herren!" ries ihnen der König nach; „in kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." — Die Begeisterung der Generale theilte sich bald auch den gemeinen Soldaten mit. Friedrich ging selbst umher, sprach freundlich mit ihnen und richtete ihren Muth so auf, daß sie kaum den Befehl zur Schlacht erwarten konnten. Am 5. December traf der König die Feinde bei dem Dorfe Leuthen, zwei Meilen von Breslau, aus der Straße nach Neu- markt, in einer meilenlangen Linie ausgestellt. Um 1 Uhr griffen die Preußen an und um 5 Uhr war der vollkommenste Sieg be- reits erfochten. Die Oestreicher waren in unordentlichem Rück- züge über Lissa, um die böhmische Grenze zu erreichen. Es war ein herrlicher Sieg, und bewunderungswürdig hatten sich die wackern Preußen gehalten. Ein Dragonerregiment nahm aus

4. Deutschland - S. 282

1865 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
282 Norddeutschland. dem Eisen-, Steinkohlen- und Zinkbezirke von Jahr zu Jahr an berg- und hüttenmännischer Wichtigkeit. 2) Regierungsbezirk Breslau, 248 Qm., 1,249,149 Einwohner, 22 Kreise. Breslau (Oder und Ohlan), 395' über der Ostsee, Hauptstadt der Provinz, führt den Titel einer königlichen Residenz, zum großen Theile alterthümlich und unregelmäßig gebaut, 145,000 E., einschließlich 4823 Militair-Personen, der Bevölkerung nach die zweite Stadt der Monarchie, 2 Meilen Umfang, Mittelpunkt des schlesischen Handels, Sitz des Ober- präsidenten, des Fürstbischofs, des Domcapitels und eines evangelischen Consistorinms, der Regierung, Universität, 4 Gymnasien, Ursulineriunen- kloster, Mutterhaus der Schulschwestern, kathol. Schullehrerseminar, Taub- stummen- und Blindenanstalt, viele Wohlthätigkeitsanstalten, Fabriken, 87 öffentliche Plätze, 10 protestantische und 19 katholische Kirchen. Zu den bemerkenswerthesten Gebäuden gehört außer dem Dome mit seinen zwei herrlichen Thürmen und seinem ans gediegenem Silber bestehenden Hochaltäre, die Jesuiten-, Liebfranen- und Elisabeths-Kirche mit ihrer berübmten Orgel, das alterthümliche Rathhaus, das königliche Schloß, das fürstliche Palais, das Schauspielhaus, die Münze, das Bibliothek- gebäude. — Friede am 11. Juni 1742. Schlacht am 22. November 1757. Geburtsort des Mathematikus Ehr. Wolf (ch 1754), des Philosophen Garve (ch 1798) und des Theologen Tholuck. Bei dem nahen-Dorfe Krieblowitz, westlich von Breslau, be- findet sich das mit einem 40' hohen Denkmale von Granit versehene Grab Blüchers, f den 12. September 1819. In etwas größerer Entfernung liegt das Dorf Leuthen, wo Friedrich Ii. am 5. December 1757 einen entschiedenen Sieg über die Oesterreicher erfocht. Neukirch, Gefecht 1818 den 31. Mai. Ohlan (Ohle), 5800 E., Oderbrücke, Schloß, Tabakbau, Tabak- fabriken. Brieg (Oder), gemauerte Oderbrücke, 14,000 E., Schloß, evangel. Gymnasium, Irrenhaus, Tuchfabriken, Handel. Mollwitz, Dorf, Schlacht den 10. April 1741. Oels, 6100 E., Gymnasium, Schloß. Namslau (Weide), 4000 E., Tuch, Viehmärkte. Trebnitz, 4200 E., Nonnenkloster, Tuchfabrik. Neumarkt, 4100 E., Tabakfabriken, Zwieback. Kanth, 1700 E., Töpferei, Stärkefabriken, Garnhandel; 1807 den 14. Mai siegreiches Gefecht der Preusien gegen die Franzosen. Lissa, Dorf, in dessen Schlosse Friedrich Ii. nach der Schlacht bei Leuthen mit der österreichischen Generalität znsammentraf.

5. Teil 1 = 5. Schulj., Schülerbd. - S. I

1916 - Mannheim [u.a.] : Bensheimer
für Volksschulen enthaltend Erdkunde, Geschichte, Menschenkunde mit Gesundheitslehre, Naturgeschichte und Naturlehre. Nach der pfälzischen Lehrordnung bearbeitet von G. Erb - H. Lorch * Zoh, Wolf, Lehrern in Ludwigshafen a. Rh. I. Teil — 5. Klasse. 17. und 18. Auflage. Mannheim» Berlin, Leipzig. Verlag von I. Bens he im er.

6. Lesebuch für staatsbürgerliche Bildung - S. 39

1913 - München : Lindauer
Organisation der Staatsverwaltung. 39 Die Bundesstaaten behielten die gesamte innere Verwaltung und Ordnung, das Kirchen- und Schulwesen, die direkten Steuern, Domänen, Forsten, Eisenbahnen, Kanäle. Natürlich darf auch hier keine Erstarrung eintreten; es werden sich immer neue Aufgaben einstellen. Doch genügen 14 von den 58 Stimmen, welche der Bundes- rat hat, um eine Verfassungsänderung zu hindern; anderseits ist die Bestimmung getroffen, daß Reichsgesetz über die Gesetze der Bundesstaaten geht. So ist es denn endlich möglich geworden, dem Individualismus, der Eigen- art der einzelnen Stämme und Landschaften gerecht zu werden und dabei doch eine starke Einheit zu bilden. Aus: Wolf, Angewandte Geschichte Eine Erziehung zum politischen Denken und Wollen. Preis 4.80 Mk. Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, Theodor Weicher, Leipzig. 7 b. Organisation Her Staatsverwaltung. Bei der Staatsverwaltung müssen wir, entsprechend dem bundesstaatlichen Charakter des Reiches, wieder trennen die Reichsverwaltung von der Verwal- tung der einzelnen Bundesstaaten. An der Spitze der Behördenorganisation des Reichs steht nach der Reichs- verfassnng der Reichskanzler. Ihm sind die verschiedenen Reichsämter unter- stellt: das Reichsamt des Innern, das Auswärtige Amt, das Reichsschatzamt, das Reichspost- und das Reichsjustizamt, das Kolonialamt. An der Spitze dieser Reichsämter stehen Staatssekretäre, nicht Minister. Es ist dies ein wichtiger und beachtlicher Unterschied in der Organisation der obersten Reichsbehörden und der des preußischen Staatsministeriums. In beiden Staaten, dem Reich wie in Preußen, sind die Reichsämter oder Ministerien umfassende Organisationen mit großer leitender Bedeutung für die Staatsverwaltung; in beiden Staaten ist es aber auch unerläßlich, daß über den verschiedenen einzelnen Abteilungen, den Einzelressorts, ein einheitlicher Wille und Plan die Staatsregierung leitet, daß insbesondere in Fragen der allgemeinen Politik nicht ein Ministerium anders vorgeht als das andere. Diese Einheitlichkeit wird nun in beiden Staaten in verschiedener Weise zu erreichen gesucht. In Preußen bilden die verschiedenen Einzelminister ein Kollegium, das Staatsministerium. Dieses faßt über alle wichtigen Angelegenheiten jedes einzelnen Ressorts in gemeinsamer Beratung durch Mehrheitsabstimmung einen Beschluß, dem sich dann jeder Minister zu beugen hat, wenn er im Amte bleiben will. Im Reich gibt es kein Kollegium der Staatssekretäre, hier entscheidet eine einzige Person, der Reichskanzler, nach dessen Anweisung die Staatssekretäre „in seiner Vertretung", wie das Gesetz sagt, zu handeln haben. Diese Organisation der Reichsverwaltung trägt damit den Stempel des überragenden Bismarckschen Geistes. Einem solchen Manne war

7. Theil 3 - S. 331

1880 - Stuttgart : Heitz
orbett becorirt und zum General - Lieutenant beförbert warb. Selbst die gefangenen Franzosen sagten von dem jungen selben: „que ce gargön etait ne general.“ Der Tag von Roßbach aber war nicht blos ein glänzenber Ehrentag für Preußen: ganz Deutschland nahm bett Steg, als einen beutfchen, für sich in Anspruch und stimmte in die Loblieber aus den König ein und sang mit populärer Genugthuung: Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen. 3. Schlacht bei Leuthen (5. December 1757). Mit den Franzosen war Friedrich nun fürs erste fertig; jetzt mußte er sich wieber gegen die Oestreich er wenben. Diese hatten währenb seiner Abwesenheit das preußische Heer bei Moys in der Gegenb von Görlitz angegriffen, nnb babet hatte General von Winterfelb, Friebrichs Liebling, fein Leben verloren. Noch beim letzten Abschiebe hatte der König gezeigt, wie lieb er ihn hatte. Friedrich war vom Pf erbe gestiegen, hatte ihn umarmt und gesagt: „ Bald hätte ich vergessen, Ihm feilte Instruction zu geben. Nur biefe weiß ich für Ihn: erhalte Er sich mir." — Wie schmerzte ihn Nun die Nachricht von feinem Tode. Aber balb traf ihn ein neuer Verlust. Der Herzog von Bevern, der das preußische Heer von Görlitz nach Breslau geführt hatte, würde bei biefer Stadt zwei Wochen nach der Schlacht bei Roßbach von den Oestreichern geschlagen, er selbst gefangen genommen und Breslau fiel den Oestreich ern in die Hänbe. Das waren große Verluste für Friedrich. Schlesien schien jetzt für ihn so gut wie verloren; dazu war der Winter vor der Thüre. Aber in des Königs Seele stanb der Entschluß fest, Schlesien noch in biefem Jahre zu befreien. In 12 Tagen marfchtrte er von Leipzig bis an die Ober, um den breimal überlegenen Feind, der in der Gegenb von Breslau stanb, anzugreifen. Vor der Schlacht rief er feine Generale zusammen und hielt an sie eine kurze, aber kraftvolle Rebe, welche die Gemüther berfelben mit feuriger Kampfbegier erfüllte. Nachbetn er ihnen seine Lage geschilbert hatte, fuhr er fort: „Lassen Sie es sich also gesagt sein: ich werbe gegen alle Regeln der Kriegskunst die beinahe breimal stärkere Armee des Prinzen Karl (von Lothringen) angreifen, wo ich sie sittbe. Es ist nicht die Frage nach der Anzahl der Fetttbe, noch von der Wichtigkeit ihres Postens;

8. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 275

1904 - Cöthen : Schulze
— 275 — Weltlichen Obrigkeit, nicht vollenführen wollen . . (Er bittet um die kaiserliche Konfirmation, die er auch erhält.) Vitr. illustr. Iii, S. 154b u. 155a. 45 b. (1625. 14. März. Privilegium Johann Georgs I. von Sachsen für Leipzig:) Begnaden, privilegiren, und befreyen Sie (die Leipziger) damit . . ., aus Chur- und Landes-Fürstlicher Macht, Gewalt und Hoheit, also, daß mehrgemeldter Rath zu Leipzig hmführo, zu allen Zeiten, jährlichen solche zween freye, offene, Ochsen-, Vieh- und Roß-Märckte ... bey der Statt Leipzig, an Derofelben bequemen Orten . . üben und halten . . -. Vitr. 111. Tom. Iii, S. 191 f. 46 a. (1604.) Wir Friederich von Gottes Gnaden, Pfaltzgraf bey Rhein . . . Als haben Wir . . . ., nach Ausweisung Unserer und Unserer Vor-Eltern . . ., von weyland Römischen Kaysern und Königen erworbenen und wohl hergebrachten Regalien, und Freyheiten, auch eigener der Churfürst!. Psaltz Macht, gedachten Unserm Geheimen Rath N. N., allen seinen Kindern, und Ehelichen Leibes-Erben, . . . vorberührt Wappen und Ehren Kleinod, . . gegönnet, und bestätigt .... Mit dieser ferneren . . Begnadigung und Freyheit, daß Wir Ihn, .... in den Stand und Grad des Adels, als Recht Edelgebohren, zu Lehens- und Tumier-Genossens, auch Rittermäßigen Edel-Leuthen, erhebt. . . . Vitr. illustr. Tom. Iii, S. 918. 46b. (1757. Die Österreicher hatten sich in den Besitz Schlesiens wieder gesetzt.) Die preußisch gesinnten Schlesier waren ganz ohne alle Hoffnung, und die österreichisch gesinnten ohne alle Besorgnis. Von dieser Volksstimmung gab der Fürst Schaffgotsch, Bischof von Breslau, selbst ein auffallendes Beispiel. Friedrich hatte diesen Priester zum Fürsten erhoben, zum Bischof ernannt... Archenholz, Gesch. d. 7jähr. Krieges. 13. Aufl. S. 97. 47a. (1637. Aus einer Beschwerde der Churfürsten:) Ob nun wohl ein Hochlöblich Churfürst!. Collegium Ew. Kayserl. Maj. wie Sie, in einem und andern, tragenden Kayserl. Hohen Ampts-und habenden Gewalt halber, zu verfahren, und weme Sie in diesem allergnädigst zu gratificiren (begnadigen durch Standeserhöhung) gewillt, einige Ziel oder Maß zu geben, nicht gemeinet,... (so bitten die Churfürsten doch mit Standeserhöhungen sparsam zu sein). — Vitr. 111. Tom. Iii, S. 253 f. 18*

9. Theil 3 - S. 330

1875 - Leipzig : Brandstetter
330 mal auf der Höhe der Zeiten Ludwig's Xiv.; man hatte den rechten Gebrauch der eigenen Sprache verlernt. Die deutsche vornehme Welt las entweder gar nicht, oder doch nur französische Bücher, das Volk begnügte sich mit Postillen und seinen Volkssagen. In den Kreisen der Gläubigen, der Stillen im Lande, wie sie genannt wurden, hielten sich die guten Geister innigen Seelenlebens verschlossen gleich wie in einem verborgenen Asyl, zu dem die wilde Verderbnis der Zeit keinen Eingang fand Indessen wurde das große Bildungswerk auch von einer anderen Seite her mit tüchtiger Kraft befördert. Leibnitz aus Leipzig (1646 bis 1716) war einer der vielseitigsten Gelehrten und scharfsinnigsten Denker aller Zeiten, im höchsten und edelsten Sinne ein Universalgenie, dessen Einfluß sich auf die gefamntte europäische Bildung als völlige Neugestaltung fühlbar machte, vor allem auf die deutsche. Die ganze erste Hälfte unserer klassischen Literatur stützt sich auf Leibnitz. Seine Anschauungen und sein System sind auch der Poesie der folgenden Zeit zur Unterlage geworden. Er traf mit wunderbarem Takt stets den richtigen Punkt, auf den es ankam, und an Fleiß und Ausdauer kam ihm Niemand gleich. In Jurisprudenz, Geschichte, Mathematik und Naturwissenschaften, Theologie und Philosophie war er gleich ausgezeichnet und tief gelehrt; so mußte seine Wirksamkeit eine große ^und vielumfassende sein; doch war er kein Gelehrter im deutschen Sinne. Er schrieb feine Werke theils in dem althergebrachten Latein, theils auch in mangelhaftem Französisch. Erst sein Schüler Wolf (1679—1755), von Friedrich Wilhelm von Preußen wegen seiner freieren Ansichten verbannt, durch Friedrich den Großen nach Halle zurückberufen, wagte es, die deutsche Sprache nach ihrem ganzen Umfang in feinen philosophischen Schriften zu gebrauchen. Das größte Verdienst um unsere Sprache hat sich in der Prosaliteratur vor allen Anderen Christian Thomasius (1655—1728) erworben. Jurist seines Faches, aber ebensowohl in der Philosophie und Geschichte erfahren, und gleichzeitig mit den beweglichen Waffen des Witzes und der Satire begabt, konnte er als einer der bedeutendsten Männer der neueren Zeit den allseitigen Einfluß üben, nach welchem sein Streben ging. Er begann seine Laufbahn damit, daß er vorerst die Deutschen zur Nachahmung der Franzosen aufmunterte, um ihnen nur vorerst den Begriff einer selbstständigen Bildung zu geben. „Derowegen," sagt er, „sei es so, man ahme denen Franzosen nach, denn sie sind noch heut zu Tage die geschicktesten Leute, und wissen allen Sachen ein recht Leben zu geben. Sie verfertigen die Kleider wohl und bequem, und ersinnen solch’ artige Moden, die nicht nur das Auge belustigen, sondern auch wohl mit der Jahreszeit übereinkommen. Sie wissen die Speisen so gut zu präpariren, daß sowohl der Geschmack, als der Magen vergnüget wird. Ihr Hausrath ist reinlich und proper, ihre

10. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 830

1847 - Leipzig : Engelmann
830 Neuere Literatur. gegründeten, gelehrten Zeitschrift Acta eruditorum bekannt machte, und daß der größte engl. Physiker Isaak Newton ihm die Priorität mancher Erfindung streitig machte, verbitterte ihm die letzten Tage seines Lebens. Von seinen theo- logischen Bestrebungen, Einheit der Kirche zurückzuführen, ist bereits gesprochen (Z. 623); seine scharfsinnige, aber nicht von Spitzfindigkeiten und Sophismen freie Theodicee oder Beweis, daß die bestehende Welt die beste sei (Optimismus), zeugt eben so wohl für seine theologische als für seine philosophische Bildung. Ueber Verbesserung der deutschen Sprache äußerte Lcibnitz vortreffliche Gedanken, wenn er gleich selbst nur lateinisch und französisch schrieb. — Die Anwendung der deut- schen Sprache in wissenschaftlichen Werken war eines der Hauptverdienfte seines 1879— Schülers Christ, von Wolf. Gerade dadurch erhielt die Leib n itz-W o lf isch e 1754. Philosophie eine so große Verbreitung und nachhaltige Wirkung; wenn schon Wolf selbst dem Sturm der Hallischen Orthodoxen weichen mußte (§. 621). Die Principien dieser Philosophie hat Leibnitz in verschiedenen zerstreuten Schriften niedergelegt und Wolf in ein durch mathemat. Beweisführung und pedantische Methode trockenes System gebracht. Den Mittelpunkt derselben bildet die Monadenlehre und die Annahme der prästabilirtcn Harmonie. Monaden nennt Leibnitz die letzten einfachen untheilbaren Substanzen, die allem Zusammengesetzten zum Grunde liegen, das wahrhaft Seiende find und nur durch eine Schöpfung Gottes entstehen. Sie haben Vorstellung (Perception) und Trieb, einige mit Bewußtsein und Unterscheidung, andere bewußtlos; aus jenen bestehen die beseelten Körper, die eine Centralmonade als Mittelpunkt haben, aus diesen äußerlich durch den Raum verbundenen mindest thätigen und trieb- samen Monaden die unorganischen Körper (Materie). Die Erkenntniß der Wahrheit beruht auf dem Grundsatz der zureichenden Grundes. Dieser zureichende Grund der Welt ist Gott, der Urquell alles Seienden und Möglichen, von dem alle Monaden ausgehen und der ihnen ihre Be- ziehung und ihr Verhältniß zu einander von Anfang an festgesetzt hat. Diese Einrichtung, vermöge deren alle Veränderungen der einen Monade den Verhältnissen und Veränderungen der andern ent- sprechen, nennt Leibnitz prästabil irte Harmonie. In der Theodicee sucht Leibnitz gegen Bayle durchzuführen, daß unter allen möglichen Welten die wirkliche die beste sei, daß das Uebel, das als nothwendige Schranke zu dem Wesen endlicher Dinge gehöre, in einer endlichen Welt nicht entbehrt werden konnte, und daß der Wille des Menschen frei sei. Thoma- 8» 54. Christian Thomasius. Thomasius wagte zuerst den großen Kampf —^ 1728° wider verjährte Vorurtheile. Als Privatdocent in Leipzig schrieb er ein deutsches Programm (Discours), worin er die Nation aufforderte, im Gebrauch und in der Ausbildung der Muttersprache die Franzosen nachzuahmen, und hielt dann philo- sophische Vorlesungen in deutscher Sprache. Uncrschüttert durch das Ge- schrei der Pedanten, die in der Neuerung eine Minderung ihres Ruhms erblickten und der strenggläubigen Theologen, die in seiner freien Richtung Gefahr für Zion fürchteten, schritt Thomasius auf der betretenen Bahn muthig fort. Durch deutsche Vorträge weckte er den Geist der Jugend; durch populäre Werke über wissenschaft- liche und philosophische Gegenstände bemühte er sich unter dem Volke Licht und Aufklärung zu verbreiten; durch Begründung der ersten deutschen Zeitschrift (,freimüthige, lustige und ernsthafte, jedoch Vernunft- und Gesetzmäßige Gedanken oder Monatgespräche über allerhand, vornehmlich über neue Bücher", 1688—90) worin mit Witz und Verstand die neuesten literar. Erscheinungen gewürdigt wurden, suchte er eine neue Periode der Literatur zu begründen und das barbarische Schul- latein , das bisher auf dem Katheder und in allen Lehrbüchern herrschte und dem er die Schuld beimaß, daß die Deutschen hinter andern Nationen in der Bildung zurückständen, zu verdrängen. Als der „Jrrlehrer" dem Zorne seiner Gegner weichen und unter dem Geläute des Armensünderglöckchens Leipzigs Mauern ver- lassen mußte, begab er sich an der Spitze einer Schaar treuergebener Studenten

11. Teil 3 = Kl. 6 - S. 71

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
62. Rabe und Frosch. von Frida Schanz. 101 neue Fabeln. Herausg. von Frida Schanz. Leipzig 1888. S. 80. 1. Am Teiche stritt sich Frosch und Rabe, wer wohl die schönste Stimme habe. Sie stritten sich mit viel Geschrei und wurden grob und bös dabei. Der Frosch sprach frech, der Rabe hitzig, der Kleine grob, der Große spitzig, und durch die schöne Welt erscholl ihr Schrein und Krächzen schrill und toll. 2. Daneben hallt’ vom Waldeshang der kleinen Vögel süßer Sang. Es drang in tausendstimm’gern Chor ihr frommer Lenzesdank empor. Nicht einem Sänger fiel es ein, er müßt’ im Chor der erste sein. Sie sangen ohne jeden Streit, vereint zu Gottes Herrlichkeit. 3. Nur wer nichts Rechtes leisten kann, dem kommt’s auf Ruhm und Ehre an. So zankt um des Gesanges Gabe sich just — das Fröschlein und der Rabe. 63. Der Mols und das Lämmlem. Von Martin Luiker. Luthers Fabeln nach seiner wiedergefundenen Handschrift. Herausg. von E. Thiele. (Hallenser Neudruck Nr. 76. 1888.) Idolf und ein Stammlern kamen beide von ungefähr an einen Bach, um zu trinken. Der Wolf trank oben an dem Bach, das Stammlern aber fern unten. Da der Wolf des Lämmleins gewahr ward, lief er zu ihn: und sprach: „Warum trübest du mir das Wasser, daß ich nicht trinken kann?" Das Stammlern antwortete: „Wie kann ich dir das Wasser trüben? Trinkest du doch über mir und möchtest es uiir wohl trüben!" Der Wolf sprach: „Wie? fluchst du mir noch dazu?" Das Stammlern antwortete: „Och fluche dir nicht." Der Wolf sprach: „Ja, dein Vater tat mir vor sechs Blonden auch ein

12. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 27

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
27 was sich Friedrich Ii. zum Absteigequartier hat bauen lassen, dient aber noch jetzt dem Könige dazu. Ansehnlicher sind die Universitäts- und andere Gebäude. Unter den Wohlthätig, keitsanstalten zeichnen sich außer dem großen Krankenhause die Klöster der Elisabethinerinnen und der barmherzigen Brü- der aus, wo die Kranken unentgeltlich verpstegt werden. Die Philosophen Wolf und Garve und der zu Berlin 1834 ^ge- storbene Schleiermacher waren Breslauer. Durch den 1742 daselbst geschlossenen Frieden wurde dem preußischen Könige Friedrich Ii. der Besitz von Schlesien gesichert. Schlesien gehörte in den ältesten Zeiten zu Polen und bestand zu An- sang des 14. Jahrhunderts aus 17 Fürsten- und Herzogtü- mern, unter den Sprößlingen des alten piastischen Königs- hauses. Diese traten aber später mit Böhmen in den Lehns- vcrband, um unabhängiger zu bleiben. Da im 17. Jahrhunderte alle schlesischen Fürstenhäuser ausgestorben waren, wurde Oesterreich Landesherr, bis Preußen sich in seinen Besitz setzte. In der Nähe von Breslau liegt das mit Landhäusern der Breslauer, mit einem schönen Parke und einer Wasser- heilanstalt versehene Dorf Scheitnig. Entfernter schon liegen der Marktflecken Lissa und das Dorf Leuthen, bekannt aus dem 7jährigen Kriege durch die am 5. Dec. 1757 von Friedrich d. Gr. mit 30,000 Mann gegen 80,000 Oester- reicher gewonnene Schlacht. 4 Meilen von Breslau liegt Krieblowitz, dort Blüchers Grabmal. Bon Breslau auf- wärts liegen an der Oder Brieg, eine freundliche Stadt mit 12,000 Einw , einem Oberbergamte, Fabriken und Han- del. Bor der Stadt liegt der Äbrahamsgarten, ein Ver- gnügungsort auf einer Oderinsel. Aus Brieg war Otfried Müller. Zn der Nähe das Dorf Molwitz, bekannt durch die erste Schlacht im schlesischen Kriege 1741. Oppeln, Hauptstadt von Oberschlesien, eine Mittelstadt mit 7300 Einw. hat Fabriken und treibt Handel. Kosel, eine kleine aber starke Festung mit 2800 Einw. Ratibor, wo die Oder schiffbar wird, mit 7000 Einw. Zn der Umgegend wird viel Hanf gebaut, es hat daher mehrere Hanfmärkte. Abwärts von Breslau ist die Oderfestung Groß-Glogau zu nennen, die ansehnlichste Stadt Schlesiens nach Breslau. Sie hat 12,000 Einw. und war von 1807 —1814 im Besitz der Franzosen. Rechts von der Oder liegen: der kleine, freundliche, zwischen Teichen gelegene Ort'pleß. Gehörte früher dem Hause Anhalt-Cöthen, jetzt dem Grafen von Hochberg. Die- ser Ort ist der Mittelpunkt des Bergbaues und Hüttenwesens in der Umgegend. Es gibt hier daher viele Berg- und Hüt- tenwerke, wie zu Tarnowitz, welches große Eisen-, Blcr-

13. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 214

1869 - Braunschweig : Schwetschke
214 A. Europa. wandelt. Sie besteht aus der Alt- und Neustadt und 7 Vorstädten: der Ohlauer , Schweidnitzer-, Nikolai- und Oder-Vorstadt, dem Bürgerwerder, wozu noch der Sand kommt, welcher aus der Sandinsel, dem Dom und Neuscheitnig besteht, und enthält 163,920 Einw.; davon sind % evan- gelisch (1867 166,744 Einw.)*). Unter den 33 öffentlichen Plätzen sind der große Ring, der eigentlich aus 4 verschiedenen Namen als: Paradeplatz, Naschmarkt u. s. w. führenden Plätzen besteht, der alte Salzring, jetzt Blüchersplatz, wegen der darauf befindlichen ehernen Stallie dieses Feld- herrn: der Neumarkt, mit einer Fontaine, der Tauenziensplatz, mit dem Marmorbilde dieses Generals, die ausgezeichnetsten. Die schönsten Straßen sind die Albrechts- und die Friedrich-Wilhelmsstraße, die Schweidnitzer- straße und die diene Schweidnitzerstraße. Die Stadt hat viele Brücken, die theils über die Oder, theils über die Ohlau führen. Unter den öffent- lichen Gebäuden zeichnen sich aus: die Kathedralkirche zu St. Johann; die Doppelkirche zum heiligen Kreuz und H. Bartholomäus, beides katholische Kirchen; die 364' hohe Hauptkirche St. Elisabeth mit der an Handschriften reichen Rehdigerschen Bibliothek; die Maria-Magdalena-Kirche und andere protestantische Kirchen; das Universitätsgebäude, früher ein Jesu iter-Colle- gium, welches 1728 ans der Stelle, wo ehemals die alte kaiserliche Burg stand, errichtet wurde; das Rathhaus, in der Mitte des großen Rings; die Börse; das neue Theater; das königliche Palais, wo der König abzu- steigen pflegt; das Regierungsgebäude, das Landschaftsgebäude, die Bibliothek u. s. w. Die seit 1811 von Frankfurt an der Oder hierher verlegte Uni- versität zählt 750 Studenten und hat eine 200,Om Bände starke, zum Theil aus vielen Klosterbibliotheten entstandene Bibliothek, eine Sternwarte und mehrere vortreffliche wissenschaftliche Institute. Außerdem 4 Gymnasien und viele andere Schulen; mehrere öffentliche Bibliotheken und Samm- lungen, gelehrte Gesellschaften, z. B. die fiir vaterländische Cultur u. s. w. Breslau hat bedeutende Fabriken in Zucker, Taback, Baumwolle, Brannt- weinbrennereien, eine Stückgießerei und eine Eisengießerei nebst Maschinen- fabrik. Der ehemalige .blühende Handel mit Polen und Rußland hat zwar sehr abgenommen, dagegen der Woll-, Tuch- und Leinwandhandel sich bedeutend gesteigert. — Breslau ist der Geburtsort der Philosophen Wolf und Garve. 1807 ging die Stadt nach einer tapferen Vertheidigung an die Franzosen über und hörte auf, Festung zu sein. Krieblowitz, ein Dorf, mit einem Denkmale Blüchers, welcher daselbst 1819 starb. — Oestlich von Breslau liegt Oels, mit herzoglichen Schlössern und 7750 Einw. — Glogau oder Groß-Glogau, eine wichtige Festung am linken Oderufer, mir 17,7m Einw. Sie ging 1806 beinahe ohne Widerstand an die Franzosen über und ward erst 1814 wieder an Preußen übergeben. —Grüneberg, nahe der brandenburgischen Grenze, mit 10,570 Einw., besitzt wichtige Tuchfabriken und Weinbau. Liegnitz, an der Katzbach, mit 19,754 Einw.; sie hat eine berühmte Lehr- und Erziehungsanstalt, die sogenannte Ritterakademie. Unfern von Liegnitz liegt das Dorf Wahl statt, mit einer Cadetten-Anstalt, wo 1241 die schlesischen Herzöge eine große Schlacht gegen die Mongolen verloren. *) Civilbevölkerung.

14. Geschichte der neueren Zeit - S. 349

1906 - Langensalza : Gressler
349 Feind eingehauen hatte. In ganz Europa gönnte man den Franzosen die erhaltene Züchtigung: selbst die Bundesgenossen der Franzosen freuten sich über ihre Demütigung. Ein merkwürdiges Beispiel von dieser Volksstimmung zeigte sich ans dem Schlachtfelde von Roßbach. Ein preußischer Reiter war im Begriff, einen französischen gefangen zu nehmen. In dem Augenblicke, wo er Hand anlegen will. erblickt er hinter sich einen österreichischen Kürassier, der den Degen über seinem Kopfe schwingt. „Bruder Deutscher!" ruft ihm der Preuße zu, „laß mir den Franzosen!" — „Nimm ihn hin!" antwortet der Österreicher und jagt davon. Zwei Tage nach der Schlacht war von den Franzosen und den Reichstruppen keine Spur mehr in Sachsen und den anstoßenden Provinzen zu sehen. Auf der Flucht wurden viele noch von den erbitterten Bauern aufgefangen. Die, welche entkamen, eilten dem Rheine zu, und manche machten erst Halt, nachdem sie diesen Fluß erreicht hatten. Mit den Franzosen war Friedrich nun fürs erste fertig; jetzt mußte er sich wieder gegen die Österreicher wenden. Diese hatten während seiner Abwesenheit das preußische Heer bei Mops in der Gegend von Görlitz angegriffen, und dabei hatte General von Winterfeld, Friedrichs Liebling, sein Leben verloren. Noch beim letzten Abschiede hatte der König gezeigt, wie lieb er ihn hatte. Friedrich war vom Pferde gestiegen, hatte ihn umarmt und gesagt: „Bald hätte ich vergessen, Ihm seine Instruktion zu geben. Nur diese weiß ich für Ihn: erhalte Er sich mir." - Wie schmerzte ihn nun die Nachricht von seinem Tode! Aber bald traf ihn ein neuer Verlust. Der Herzog von Bevern, der das preußische Heer von Görlitz nach Breslau geführt hatte, wurde bei dieser Stadt zwei Wochen nach der Schlacht bei Roßbach von den Österreichern geschlagen, er selbst gefangen genommen, und Breslau fiel den Österreichern in die Hände. Das waren große Verluste für Friedrich. Schlesien schien jetzt für ihn so gut wie verloren; dazu war der Winter vor der Tür. Aber in des Königs Seele stand der Entschluß fest, Schlesien noch in diesem Jahre zu befreien. In 12 Tagen marschierte er von Leipzig bis an die Oder, um den

15. Teil 16 - S. 346

1806 - Gotha : Ettinger
346 Verwandten der Mutter der Kaiserin/ zu Wien mit ausgezeichneter Achtung; auch er- hielt er seine Freyheit bald wieder, ohne sie durch Ranzion zu erkaufen. Friedrich vcrr bannte ihn in sein Gouvernement nach Stet- tin. Eine Folge von der verlohrnen Schlacht bey Breslau war die Capitulation, die Ler stewitz, der Commandant dieser Stadt, zwey Tage hernach (24. Nov.) mit den Oestreii chern schloß. Er bedung sich einen freyen Abzug aus; allein Friedrich war so wenig mit ihm zufrieden, daß er ihm Festungs- arrest zuerkannte. So geschwinde der unermüdliche König mit 14,000 Mann herbeyeilte (er war in zwölf Tagen von Leipzig bis an die Oder marschiert) so kam er zur Rettung Breslaus doch zu spat. Nachdem er die fliegenden Truppen-Abtheilungen der Generale Haddik und Marschall aus der Oberlausitz vertrieben hatte, und an der Queiß angelangt war, erfuhr er die traurige Nachricht von den Unglücksfallen, die ihn mit dem Verlust von Schlesien bedroheten. Aber eben jetzt war es, wo seine Seelengröße sich über sein Schick-

16. Bd. 2 - S. 208

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 208 - wird, als die Waffen für diejenigen, welche sich selbst keine brauchbaren Büchsen und Cavallerie-Seitengewehre anschaffen können; 2) daß Sie die Besoldung nur immer für den gegenwärtigen Bestand verlangen, und nicht eher eine zweyte Compagnie oder Escadron zu errichten anfangen, als bis die erste vollzählig ist; 3) Daß Sie, wenn Ihr Corps nicht zu der Stärke kommen sollte, um es für sich gebrauchen zu können, dasselbe zu den Bataillonen oder Cavallerieregimentern, gleich den Jäger-detaschements, vertheilen wollen; 4) willige Ich ein, daß das Corps, gleich den leichten Truppen, außer der Linie gebraucht werden, und schwarze Montirung, jedoch nach der Ihnen noch zu gebenden Vorschrift, tragen kann, und 5) genehmige Ich, daß verabschiedete untadelhafte Officiere, vorzüglich aus dem Auslande , zur Anstellung bey dem Corps Mir in Vorschlag gebracht werden. Sie werden sich durch den Eifer, welchen Sie auf die Zusammenbringung dieses Corps verwenden, ein Verdienst um das Vaterland erwerben, und ich fordere Sie um so mehr auf, alles aufzubieten, um Ihr Vorhaben auszuführen, da ich Mir versprechen darf, daß das Corps unter Ihrer Führung nützliche Dienste leisten wird. Breslau, den 18ten Febr. 1813 1). Friedrich Wilhelm." „Die Absicht bey Errichtung dieses Freycorps ist darauf gerichtet, den von regem Patriotismus, von ächtem Teutschsinne geleiteten Jünglingen einen Anknüpfungspunct zu gewähren, ihre Gesinnungen zu bethätigen. Es ist die Schaar der Rache, die sich sammelt, und der von allen Seiten die Geweihten zuströmen mögen. Wie im ganzen deutschen Vaterlande, so sind auch in Leipzig und seinen nächsten Bezirken ohnstreitig edle kräftige Jünglinge, die gesonnen sind, unter der Anführung der Männer, die Preußens König dazu wählte, die Waffen zu ergreifen. Sie werden aufgefordert, sich möglichst bald bey dem Lieutenant von Reiche (für jetzt wohnhaft im Preußergäßchen im Höpfnerschen Hause) zu stellen, der gesonnen ist, sich mit ihnen zu vereinigen, und sie nach Breslau 2), dem allgemeinen Sammelplatze dieses Corps, zu fuhren." ____________ (Leipz. Tageblatt 1813, Nr. 67. Montag, 5. April *).) *) In den vorhergehenden Nummern des Leipz. Tagebl. findet sich weder der Aufruf vom 18. Februar, noch der bekannte Aufruf „An mein Volk!" vom 17. März. Die Erklärung dafür gibt die französische Herrschaft in Leipzig bis zum Anmarsch der Russen. Nach diesem war die Presse frei von der bis dahin geübten französischen Zensur (vgl. dazu S. 186). 2) Eine Bekanntmachung vom 10. April zeigt an, „daß jetzt alles nach Dresden und nicht nach Breslau zieht." 14. „Aufruf ansachfens st reitbarejugendvoneinem sächsischen Vaterlandsfreunde. (1813.) Der Augenblick, wo Deutschlands und mit ihm Sachsens Schicksal auf immer sich entscheiden muß, ist gekommen. Ein kräftiges Volk aus Norden, von den überfeinerten Franzosen Barbaren genannt, aber menschlicher als sie, hat das große Heer, womit Napoleon es unterjochen wollte, vernichtet, und bietet jetzt auch uns seine starke Hand zur Befreyung von der Herrschaft der Fremdlinge. Schon hat sich mit ihm das tapfere Volk der Preußen und die alte deutsche Hanse vereinigt, um das Joch der Knechtschaft vom eigenen Nacken zu schütteln, und auch ihren Brüdern die Freyheit zu erringen. Und wir wollten ruhig zusehen, wie Andere für uns kämpfen? wollten, unwerth der Freyheit, sie nur als ein Geschenk aus Freundes Hand nehmen, ohne sie selbst mit zu erstreiten? wollten, uneingedenk des deutschen Namens und des alten Ruhms der Sachsen nichts für die gemeinsame Sache thun,

17. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. uncounted

1905 - Leipzig : Voigtländer
15. Freiwillige in Breslau. „Der König rief, und alle, alle kamen." Das Bild versetzt uns vor das schöne gotische Rathaus auf dem Ringe von Breslau und in das ernst-freudige Treiben der preußischen Heldenzeit des Frühjahrs 1813. Die Wand des Eckhauses der Ohlauer Straße, genannt zur goldnen Krone (s. rechte Seite des Bildes), trägt den Aufruf des Königs „An Mein Volk"; im Hause selbst, einer Empfangstelle für freiwillige Gaben, gehen Bürger aus und ein. Der Linieninfanterist vor der Türe harrt eines Befehls. Auf der Straße ist überall ein Wiedersehen, ein Abschiednehmen: rechts der Offizier der Landwehrreiterei, vor dem Portal der freiwillige Jäger, in der Mitte der Landwehroffizier in Wachstuchmütze mit weißem Blechkreuze, sonst wohl ein Gutsbesitzer oder ein Beamter aus dem Kreise, links der Student; sie alle samt ihren Angehörigen und Freunden sind im Banne der großen Stunde. An dem Planwagen leitet ein Dragoner-Unteroffizier die Ausgabe von Gewehren; er prüft eben die Anweisung, die ihm ein Landwehrmann vorweist. Der General im Hintergründe schaut freudig bewegt mit Kennerblick auf die neuen Soldaten; er fühlt, solcher Begeisterung gehöre der endliche Sieg. — Die Zivilpersonen sind in der Tracht der Zeit: die Männer in langen, engen Beinkleidern und im Frack, die Frauen in schlicht anliegenden Kleidern mit hoher Taille. - 16. Die erste Eisenbahn. Den Anbruch einer neuen Zeit bedeutet der uns unscheinbar dünkende Wagenzug, der auf dem Steindamme daherfährt, auf der ersten größeren deutschen Eisenbahn von Leipzig nach Dresden. Von Friedrich List angeregt, von weitblickenden Leipziger Kaufleuten unter unzähligen Schwierigkeiten (1837—39) vollendet, ward sie zu einem der ersten Fäden des großen und dichten Eisenbahnnetzes, das heutzutage Deutschland und alle Kulturländer überzieht. Als die Leipziger Bahn nach und nach dem Verkehr übergeben wurde, schwanden schnell die Vorurteile gegen sie. Wer zuerst staunend, aber mißtrauisch am Wege gestanden hatte, wagte bald selbst die Fahrt und fand, daß weder in den ganz offenen Wagen dritter noch in den fensterlosen zweiter Klasse der Luftdruck tötete, wie ängstliche Gemüter prophezeit hatten. — Auf unserm Bilde kreuzt sich mit der Eisenbahn noch die schwerfällige Postkutsche und der vierspännige Frachtwagen. „Eure Zeit ist vorbei!" glaubt mau aber in den Mienen der Zuschauer zu lesen, deren Tracht uns noch recht altmodisch vorkommt, sowohl an dem Mautbeamten und dem Landgendarm links als auch an den Bürgern rechts. Breite Halsbinden und spitze Vatermörder zwingen zu steifer Haltung. Freier schon ist die Tracht der vier Studenten, aber auch sie erscheint uns veraltet („altfränkisch"). Der Zylinderhut der Männer dünkt uns nicht minder seltsam als der Hnt der Frauen, der das Gesicht in weitem Bogen halbmondförmig umrahmt.

18. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. uncounted

1916 - Leipzig : Voigtländer
15. Freiwillige in Breslau. Der König rief, und alle, alle kamen." Das Bild versetzt uns vor das schne gotische Rathaus auf dem Ringe von Breslau und in das ernst-freudige Treiben der preuischen Pelden-zeit des Frhjahrs 1813. Die Wand des Eckhauses der hlauer Strae genannt zur goldnen Krone (f. rechte Seite des Bildes), trgt den Auf-ruf des Knigs An Mein Volk"- im Hause selbst, einer Empfangstelle fr freiwillige Gaben, gehen Brger aus und ein. Der Linieninfanterist vor der Tre harrt eines Befehls. Auf der Strae herrscht berall Wiedersehen und Hbfchiednehmen: rechts der Offizier der Landwehr-reiterei, vor dem Portal der freiwillige 3ger, in der Mitte der Land-wehroffizier in Wachstuchmtze mit weiem Blechkreuze, sonst wohl ein Gutsbesitzer oder ein Beamter aus dem Kreise, links der Student; sie alle samt ihren Angehrigen und Freunden sind im Banne der groen Stunde, flu dem Planwagen leitet ein Dragoner-Unteroffizier die Ausgabe von Gewehren; er prft eben die Anweisung, die ihm ein Landwehrmann vorweist. Der General im Hintergrunde schaut freudig bewegt mit Kennerblick auf die neuen Soldaten; er fhlt, solcher Begeisterung gehre der endliche Sieg. Die Zivilpersonen sind in der Tracht der Zeit: die Männer in langen, engen Beinkleidern und im Frack, die Frauen in schlicht anliegenden Kleidern mit hoher Taille. 16. Die erste Eisenbahn. Den Anbruch einer neuen Zeit bedeutet der uns unscheinbar dnkende Wagenzug, der auf dem Steindamme daherfhrt, auf der ersten greren deutschen Eisenbahn von Leipzig nach Dresden, von Friedrich List angeregt, von weitblickenden Leipziger Kaufleuten unter unzhligen Schwierigkeiten (183739) vollendet, ward sie zu einem der ersten Fden des groen und dichten (Eisenbahnnetzes, das heutzutage Deutschland und alle Kulturlnder berzieht. Als die Leipziger Bahn nach und nach dem Verkehr bergeben wurde, schwanden schnell die Vorurteile gegen sie. Wer zuerst staunend, aber mitrauisch am Wege gestanden hatte, wagte bald selbst die Fahrt und fand, da weder in den ganz offenen Wagen dritter, noch in den unoerglasten zweiter Klasse der Luftdruck ttete, wie ngstliche Gemter prophezeit hatten. Auf unserm Bilde kreuzt sich mit der Eisenbahn noch die schwerfllige Postkutsche und der vierspnnige Frachtwagen. (Eure Zeit ist vorbei!" glaubt man aber in den Mienen der Zuschauer zu lesen, deren Tracht uns noch recht altmodisch vorkommt, sowohl an dem Maut-beamten und dem Landgendarmen links als auch an den Brgern rechts. Breite Halsbinden und spitze Vatermrder zwingen zu steifer Haltung. Freier schon ist die Tracht der vier Studenten, aber auch sie erscheint uns veraltet (altfrnkisch"). Der Zqlinderhut der Männer dnkt uns nicht minder seltsam als der Hut der Frauen, der das (Besicht in weitem Bogen halbmondfrmig umrahmt.

19. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. uncounted

1910 - Leipzig : Voigtländer
15. Freiwillige in Breslau. Der König rief, und alle, alle kamen." Das Bild versetzt uns vor das schne gotische Rathaus auf dem Ringe von Breslau und in das ernst-freudige Treiben der preuischen Pelden-zeit des Frhjahrs 1813. Die wand des Eckhauses der Ghlauer Strae, genannt zur golbnen Krone (s. rechte Seite des Bildes), trgt den Kufruf des Knigs An Mein Volk"- im Hause selbst, einer Empfangstelle fr freiwillige Gaben, gehen Brger aus und ein. Der Linieninfanterist vor der Tre harrt eines Befehls. Auf der Strae herrscht berall Wiedersehen und Abschiednehmen: rechts der Offizier der Landwehrreiterei, vor dem portal der freiwillige Jger, in der Mitte der Land-tvehroffizier in tvachstuchmtze mit weiem Blechkreuze, sonst wohl ein Gutsbesitzer oder ein Beamter aus dem Kreise, links der Student; sie alle samt ihren Angehrigen und Freunden sind im Banne der groen Stunde. Hn dem Planwagen leitet ein Dragoner-Unteroffizier die Ausgabe von Gewehren; er prft eben die Anweisung, die ihm ein Landwehrmann vorweist. Der General im Hintergrnde schaut freudig bewegt mit Kennerblick auf die neuen Soldaten; er fhlt, solcher Begeisterung gehre der endliche Sieg. Die Zivilpersonen sind in der Tracht der Zeit: die Männer in langen, engen Beinkleidern und im Frack, die Frauen in schlicht anliegenden Kleibern mit hoher Taille. 16. Die erste Eisenbahn. Den Anbruch einer neuen Zeit bedeutet der uns unscheinbar bn&enbe Wagenzug, der auf dem Steinbamme baherfhrt, auf der ersten greren deutschen (Eisenbahn von Leipzig nach Dresben. Don Friedrich List angeregt, von roeitblickenben Leipziger Kaufleuten unter unzhligen Schwierigkeiten (183739) vollenbet, warb sie zu einem der ersten Fben des groen und bichten (Eisenbahnnetzes, das heutzutage Deutschland und alle Kulturlnder berzieht. Als die Leipziger Bahn nach und nach dein Verkehr bergeben wurde, schwanden schnell die Vorurteile gegen sie. Wer zuerst staunend, aber mitrauisch am Wege gestanden hatte, wagte bald selbst die Fahrt und fand, ba weder in bett ganz offenen wagen britter, noch in den unoerglasten Zweiter Klasse der Luftbruck ttete, wie ngstliche Gemter prophezeit hatten. Auf unserm Bilbe kreuzt sich mit der Eisenbahn noch die schwerfllige Postkutsche und der vierspnnige Frachtwagen. (Eure Zeit ist vorbei!" glaubt man aber in den Mienen der Zuschauer zu lesen, bereu Tracht uns noch recht altmobifch vorkommt, sowohl an bcin Mautbeamten und dem Lanbgenbarnien links als auch an den Brgern rechts. Breite Halsbinden und spitze atermrber zwingen zu steifer Haltung. Freier schon ist die Tracht der vier Stubenten, aber auch sie erscheint uns veraltet (altfrnkisch"). Der Zylinderhut der Männer blinkt uns nicht minber seltsam als der Hut der Frauen, der das Gesicht in weitem Bogen halbmonbfrmig umrahmt.

20. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. uncounted

1910 - Leipzig : Voigtländer
st 15. Freiwillige in Breslau. Der König rief, und alle, alle kamen." Das Bild versetzt uns vor das schne gotische Rathaus auf dem Ringe von Breslau und in das erust-freudige Treiben der preuischen Heldenzeit des Frhjahrs 1813. Die Wand des Eckhauses der Ohlauer Strae, genannt zur goldueu Krone (s. rechte Seite des Bildes), trgt den Aufruf des Knigs An Mein Volk"; im Hause selbst, einer Empfangstelle fr freiwillige Gaben, gehen Brger ans und ein. Der Linieninfanterist vor der Tre harrt eines Befehls. Auf der Strae ist berall ein Wieder-sehen, ein Abschiednehmen: rechts der Offizier der Laudwehrrejterei, vor dem Portal der freiwillige Jger, in der Mitte der Landwehroffizier in Wachs-tnchmtze mit weiem Blechkreuze, sonst wohl ein Gutsbesitzer oder ein Beamter aus dem Kreise, links der Student; sie alle samt ihren Ange-hrigen und Freunden sind im Banne der groen Stunde. An dem Planwagen leitet ein Dragoner-Unteroffizier die Ausgabe von Gewehrens er pri'l eben die Anweisung, die ihm ein Landwehrmann vorweist. Der General im Hintergrunde schaut freudig bewegt mit Kennerblick auf die neuen Soldaten; er fhlt, solcher Begeisterung gehre der endliche Sieg. Die Zivilpersonen sind in der Tracht der Zeit:. die Männer in langen, engen Beinkleidern und im Frack, die Frauen in schlicht anliegenden Kleidern mit hoher Taille. 16. Die erste Eisenbahn. Den Anbruch einer neuen Zeit bedeutet der uns unscheinbar dukeude Wagenzug, der auf dem Steindamme daherfhrt, auf der ersten greren deutschen Eisenbahn von Leipzig nach Dresden. Von Friedrich List angeregt, von weitblickenden Leipziger Kauf-leuten unter unzhligen Schwierigkeiten (183739) vollendet, ward sie zu einem der ersten Fden des groen und dichten Eisenbahnnetzes, das heutzutage Deutschland und alle Kulturlnder berzieht. Als die Leipziger Bahn nach und nach dem Verkehr bergeben wurde, schwanden schnell die Vorurteile gegen sie. Wer zuerst staunend, aber mitrauisch am Wege gestanden hatte, wagte bald selbst die Fahrt und fand, da weder in den ganz offenen Wagen dritter noch in den fensterlosen zweiter Klasse der Luftdruck ttete, wie ngstliche Gemter prophezeit hatten. Auf unserm Bilde kreuzt sich mit der Eisenbahn noch die schwerfllige Postkutsche und der vierspnnige Frachtwagen. Eure Zeit ist vorbei!" glaubt man aber in den Mienen der Zuschauer zu lesen, deren Tracht uns noch recht alt-modisch vorkommt, sowohl an dem Mautbeamten und dem Landgendarm links als auch an den Brgern rechts. Breite Halsbinden und spitze Vatermrder zwingen zu steifer Haltung. Freier schon ist die Tracht der vier Studenten, aber auch sie erscheint uns veraltet (altfrnkisch"). Der Zylinderhut der Männer dnkt nns nicht minder seltsam als der Hut der Frauen, der das Gesicht in weitem Bogen halbmondfrmig umrahmt.