Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 301

1878 - Leipzig : Spamer
Bayern während der ersten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges. 301 Drückend empfand Kaiser Ferdinand Ii. (1619—1637) seine Abhängig- keit von dem Bayerfürsten und der Liga, und es war ihm hochwillkommen, als er in Albrecht von Wallenstein den Mann fand, der ans eigene Hand ein Heer für ihn warb, ihn von jenen Fesseln befreite und in kurzer Zeit ganz Nord- dentschland unter seine Herrschaft zurückführte. Kurfürst Max wurde mit deu seinem Vetter entrissenen Ländern, der Oberpfalz und dem rechtsrheinischen Theil der Unterpfalz, für die Kosten und Opfer des böhmischen Krieges ent- schädigt (März 1628) und gab dafür an Ferdinand dessen verpfändete Erb- länder heraus. Durch das Auftreten und die glänzenden Erfolge Wallenstein's, welcher deutsche Fürsten — wie die Herzoge von Mecklenburg — aus eigener Macht- Vollkommenheit absetzte und an der Spitze eines ihm blind ergebenen, nnbesieg- lichen Heeres sich in kurzer Zeit zu einer Machtstellung emporgeschwungen hatte, welche diejenige der Neichssürsten überragte, sah Maximilian seine alten Ver- dienste in den Schatten gedrängt und seiuen Einfluß im Reiche geschädigt. Mit Groll und Unwillen blickte er auf den gefährlichen Nebenbuhler, welcher selbst geäußert hatte, mau solle doch den deutschen Fürsten das Gasthütel herunter- ziehen, man brauche keine mehr; wie es in Frankreich und Spanien nur einen König gebe, solle anch in Deutschland nur ein Kaiser gebieten; insbesondere die Kurfürsten müsse der Kaiser inorss lehren Und ihnen zeigen, daß nicht er von ihnen abhänge, sondern die Kurfürsten vom Kaiser. Auf dem Fürstentage zu Regensburg (Juui 1630) liefen von allen Seiten Klagen und Beschwerden über Wallenstein ein, und Maximilian von Bayern forderte im Namen der Fürsten mit Nachdruck die „Abfetzuug des Diktators von Deutschland", der „an aller Trübsal, an allen Schanden und Lastern, au allen greulichen und unerhörten Kriegsbedrückungen" schuld sei. Dem Drängen der Fürsten nachgebend, sprach der Kaiser in verhängnißvoller Stunde die Absetzung Wallenstein's ans. Hätte Maximilian geahnt, wie dringend er selbst bald der Hülfe Wallenstein's gegen einen neuen Feind be- dürfen würde, er würde auf dem Fürstentage zu Regensburg solche Sprache uicht geführt haben; denn zu derselben Zeit, als Kaiser Ferdinand seine mächtigste Stütze dem Neide der Gegner opferte und als das berüchtigte „Restitntions- edikt" soeben einen neueu Brand in ganz Deutschland entzündete, setzte bereits der Mann den Fuß auf deutschen Boden, welcher dem Kriege eine ganz andere Wendung geben sollte. Am 24. Juni 1630 landete Gustav Adols, Köuig vou Schweden, mit Heeresmacht an den Küsten Pommerns, um seinen bedrängten Glaubens- genossen gegen den Kaiser beizustehen, mit dem er ohnehin noch ältere Streitig- feiten auszugleichen hatte. Er öffnete sich den Weg durch die Städte und Läuder der unschlüssigen protestantischen Fürsten Pommerns, Brandenburgs und Sachsens, zwang dieselben zum Bündnisse, drang bis in das mittlere Deutschland vor und schlug die Heerscharen der Liga unter dem bis dahin uu- besiegten Tilly auf dem Breiten Felde bei Leipzig (7. Sept. 1631) auf's Haupt. Jetzt, da er die Wahl hatte, in das Herz der österreichischen Erbstaaten einzudringen oder die Fürsten der Liga in ihren Ländern zu bekämpfen und so

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 111

1900 - Leipzig : Hirt
Der dreiigjhrige Krieg. 111 hatte sie aus ihren Lndern vertrieben, die ihm nun als Siegespreis zufielen. Die Standeserhhung Wallensteins sowie der Ruhm seiner Thaten hatten den Neid der brigen Reichsfrsten erweckt, die seine Absetzung verlangten. Sein heftigster Gegner war Herzog Maximilian von Bayern. Dies hatte folgenden Grund. Schon während der Regierung Rudolfs Ii. waren sowohl die katholischen wie die evangelischen Fürsten je zu einem Bunde zusammengetreten; der Bund der evangelischen Fürsten wurde die Union genannt; an der Spitze stand der Kurfürst von der Pfalz; der Bund der katholischen Fürsten hie die Liga; Bundesfeldherr war Maximilian von Bayern. Das Heer der Liga stand dem Kaiser zur Verfgung, aber dieser war auch auf dasselbe angewiesen und dadurch in gewisser Be-ziehuug von Maximilian von Bayern abhngig. Nun war im Jahre 1626 Wallenstein zum Kaiser gekommen und hatte ihm den Vorschlag gemacht, auf eigene Kosten ein Heer zu werben, wenn der Kaiser ihm den Oberbefehl darber bertragen wolle. Der Kaiser war nach schweren Be-denken darauf eingegangen, und in kurzer Zeit hatte Wallenstein ein Heer von 30000 Mann fr den Kaiser ins Feld gestellt. Seinen Soldaten erlaubte er, zu plndern und zu nehmen, was sie fnden; denn der Krieg msse den Krieg ernhren. Dieser Grundsatz hat Wallenstein zu Fall gebracht. Seine Truppen hatten geraubt und geplndert nach Herzenslust; in Freund- und Feindes-land hatten sie sich fr die Anstrengungen des Feldzuges bezahlt gemacht. Die Klagen der Brger und Bauern der die Truppen Wallensteins brachten die Fürsten auf dem Reichstage vor das Ohr des Kaisers, und obwohl dieser wute, da die Klugen bertrieben seien, mute er doch nachgeben und seinen besten Feldherrn zu einer Zeit entlassen, wo er seiner am meisten bedurfte. Denn im Juni 1630 landete Gustav Adolf, König von Schweden, an der Kste Pommerns. Damit beginnt der dritte Teil des Krieges, der sogenannte schwedische Krieg. / Der schwedische Krieg. Hauptschlich fnf Grnde bewogen den Echwedenknig zu dem Zuge nach Deutschland. Zunchst war es seine Absicht, in der Ostsee eine schwedische Seemacht zu begrnden; dazu bedurfte er der Kste Pommerns. Zweitens wollte er seine Glaubens-genossen, die evangelischen Christen in Deutschland, gegen den Kaiser schtzen. Der dritte Grund war eine Familienrcksicht. Er hatte sich beim Kaiser fr die Wiedereinsetzung der vertriebenen Herzge von Mecklen-brg verwandt, die seine Vettern waren; aber der Kaiser hatte seiner Bitte nicht willfahren knnen, weil Wallenstein dieses Land in Besitz genommen hatte. Viertens fhlte sich Gustav Adolf persnlich durch den Kaiser ver-letzt, weil dieser seine Vermittlung bei dem Abschlu des Lbecker Friedens zurckgewiesen hatte. Endlich hatte der Kaiser in einem Kriege, den Gustav Adolf gegen Polen fhrte, die Polen zur Fortsetzung des Krieges

2. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 111

1900 - Leipzig : Hirt
Der dreiigjhrige Krieg. Iii hatte sie aus ihren Lndern vertrieben, die ihm nun als Siegespreis zufielen. Die Standeserhhung Wallensteins sowie der Ruhm seiner Thaten hatten den Neid der brigen Reichsfrsten erweckt, die seine Absetzung verlangten. Sein heftigster Gegner war Herzog Maximilian von Bayern. Dies hatte folgenden Grund. Schon während der Regierung Rudolfs Ii. waren sowohl die katholischen wie die evangelischen Fürsten je zu einem Bunde zusammengetreten; der Bund der evangelischen Fürsten wurde die Union genannt; an der Spitze stand der Kurfürst von der Pfalz; der Bund der katholischen Fürsten hie die Liga; Bundesfeldherr war Maximilian von Bayern. Das Heer der Liga stand dem Kaiser zur Verfgung, aber dieser war auch auf dasselbe angewiesen und dadurch in gewisser Be-ziehuug von Maximilian von Bayern abhngig. Nun war im Jahre 1626 Wallenstein zum Kaiser gekommen und hatte ihm den Vorschlag gemacht, auf eigene Kosten ein Heer zu werben, wenn der Kaiser ihm den Oberbefehl darber bertragen wolle. Der Kaiser war nach schweren Be-denken darauf eingegangen, und in kurzer Zeit hatte Wallenstein ein Heer von 30000 Mann fr den Kaiser ins Feld gestellt. Seinen Soldaten erlaubte er, zu plndern und zu nehmen, was sie fnden; denn der Krieg msse den Krieg ernhren. Dieser Grundsatz hat Wallenstein zu Fall gebracht. Seine Truppe:: hatten geraubt und geplndert nach Herzenslust; in Freund- und Feindes-land hatten sie sich fr die Anstrengungen des Feldzuges bezahlt gemacht. Die Klagen der Brger und Bauern der die Truppen Wallensteins brachten die Fürsten auf dem Reichstage vor das Ohr des Kaisers, und obwohl dieser wute, da die Klugen bertrieben seien, mute er doch nachgeben und seinen besten Feldherrn zu einer Zeit entlassen, wo er seiner am meisten bedurfte. Denn im Juni 1630 landete Gustav Adolf, König von Schweden, an der Kste Pommerns. Damit beginnt der dritte Teil des Krieges, der sogenannte schwedische Krieg. Der schwedische Krieg. Hauptschlich fnf Grnde bewogen den Schwedenknig zu dem Zuge nach Deutschland. Zunchst war es seine Absicht, in der Ostsee eine schwedische Seemacht zu begrnden; dazu bedurfte er der Kste Pommerns. Zweitens wollte er seine Glaubens-genossen, die evangelischen Christen in Deutschland, gegen den Kaiser schtzen. Der dritte Grund war eine Familienrcksicht. Er hatte sich beim Kaiser fr die Wiedereinsetzung der vertriebenen Herzge von Mecklen-brg verwandt, die seine Vettern waren; aber der Kaiser hatte seiner Bitte nicht willfahren knnen, weil Wallenstein dieses Land in Besitz genommen hatte. Viertens fhlte sich Gustav Adolf persnlich durch den Kaiser ver-letzt, weil dieser seine Vermittlung bei dem Abschlu des Lbecker Friedens zurckgewiesen hatte. Endlich hatte der Kaiser in einem Kriege, den Gustav Adolf gegen Polen fhrte, die Polen zur' Fortsetzung des Krieges

3. Mit einem Stahlstich - S. 441

1837 - Stuttgart : Belser
Ausbruch des dreisflgjährigen Kriegs. 441. daß einem Calvinisten der Preis zugefatlen sey. N?an tagte bis tief in den Dezember; das Ergebuiß aber bestand lediglich darin, daß fremde Mächte, Holland, England, Frankreich, zur Unterstützung der deutschen Protestanten aufgefordert wurden. Wäre Friedrich von der Union nach- drücklich unterstützt worden, so hätte wohl Ferdinand un- terliegen müssen; denn die böhmischen Empörer unter Thurn standen im November wieder vor den Thoren Wiens; Bethlcn Gabor durchzog mit siegreichen Waffen Ungarn, und von seinen Bundesgenossen, den Türken, drohten jeden Augenblick Einfälle. Solche Schreckensnach- richten erhielt Ferdinand auf der Rückreise von Frank- furt. Zn großer Noth beschwor er zu München seinen Jugendfreund und Schwager Maximilian, doch wieder an die Spitze des katholischen Bundes zu treten, und das Kaiserhaus und den Glauben zu retten: Maximilian zeigte sich kalt; endlich, den 8. Oktober 1619 , kam fol- gender Vertrag zu Staude: ,,dcr Herzog ist unumschränk- tes Haupt der Liga; weder der Kaiser noch sonst Jemand darf ihm dareinsprechen; das -Haus Oestreich macht sich verbindlich, ohne ihn nicht Frieden zu schließen; für den - Aufwand sind ihm alle Güter des Kaisers und seines Hauses verpfändet; verliert er durch den Krieg einen Theil seiner Länder, so wird es ihm von vstreichischem Gebiete ersetzt, und über alle Pläne und Unterhandlungen des Kaisers muß mit ihm Rücksprache genommen wer- den." Max besaß demnach die größte Macht, Ferdinand nur die höchste Autorität in Deutschland; indeß waren sie gegenseitig dergestalt durcheinander beschränkt, daß sie vereint gegen die Protestanten Alles, ohne einander aber Nichts vermochten. Sogleich traf der Herzog umfassende Rüstungen, und Klöster und Städte, die vor- dem mit jedem Heller gegcitzt hatten, verwilligten jetzt, im Schrecken vor dem böhmischen Kctzerkönig, namhafte Summen. Auch von seinen Verwandten in Spanien, die dem deutschen Zweige der Habsburger ziemlich ent- fremdet waren, erhielt Ferdinand endlich die Zusage, daß - i

4. Neuzeit - S. 4

1913 - Landshut : Hochneder
d. i. berittene Bogenschützen, Bogen- und Armbrustschützen zu Fuß und Fußknechte mit Hieb- und Stichwaffen zur Unterstützung herangezogen werden. Seitdem aber die Gevierthaufeu der Schweizer Bauern und Hirten die österreichischen Ritter bei Morgarten und Sempach besiegt hatten und die deutschen Ritter nicht mehr imstande waren das eigene Land vor den tschechischen Bauern zu schützen, war der Beweis geliefert, daß das leichtbewaffnete Fußvolk den schwergepanzerten Ritterheeren, deren Rüstung durch allerlei Modetorheiten immer schwerfälliger und unzweckmäßiger wurde, durchaus überlegen fei. Nun ging man auch in Deutschland daran nach dem Muster der Schweizer 'Soldknechte eine nichtadelige Infanterie zu schaffen, zu welcher sich hauptsächlich die vom Frondienste unterdrückten Bauern und die Handwerksgesellen der Städte anwerben ließen. Als aber Kaiser Maximilian selbst mit dem Spieße auf der Schulter in Köln eingezogen war, drängten sich auch reiche Bürgerssöhne und Adelige in die Reihen. Der seit dem 12. Jahrhundert deutlich erkennbare und bis zum 15. Jahrhundert schon reichlich entwickelte Geldumlauf ermöglichte die Aufstellung und Verpflegung viel größerer Heere als in früheren Epochen. Man nannte diese Hausen rüstigen Land- und Stadtvolkes Landsknechte, weil sie aus dem eigenen Lande waren.1) It. Wie die Landsknechtheere geordnet waren. (Nach Zwiedineck- S ü d e n h o r st.) Diesem neu aufgekommenen Fußvolke verlieh Maximilian eine eigene Ordnung für das Zusammenleben. Im Falle eines Krieges blieb nichts übrig als eine Anzahl Knechte zu werben. In allen Dörfern und Städten der Landschaft ließ der Hauptmann durch Trommelfchlag das Werbepatent „umschlagen" und lud ehrliche, kräftige Knechte zum Kriegsspiel. Neben der Aussicht auf Kriegsruhm und Kriegsbeute war wohl die bunte Tracht „der Speck, mit dem man Mäuse fängt", sagte Kaiser Max. Bei der Musterung, die auf freiem Felde an einer aus drei Spießen errichteten Pforte durch die kaiserlichen Musterherren stattfand, wurde nicht Herkunft, sondern nur körperliche Rüstigkeit und vorschriftsmäßige Bewaffnung geprüft. In der Form der Gewandung hatte jeder Landsknecht die unbeschränkteste Wahl. Hut, Wams und Hose fanden sich deshalb nach Farbe, Schnitt und Stoff in unzähligen Variationen. So trug der eine eine Blechhaube oder einen geschlossenen Helm, der andere einen Hut oder ein Federbarett. Dieser erschien im Brustharntfch oder Koller, jener mit gefaltetem Wams, bald mit ausgenähten, bald mit bunt und kraus aufgeschlitzten, ungeheuerlich weiten Ärmeln. Der eine Landsknecht trug x) Der bedeutendste Landsknechtführer, Georg von Frnndsberg (1473—1528), „der Landsknechte lieber Vater", stammte aus einem schwäbischen Rittergeschlecht. Er war mit einem riesigen Körper und ungewöhnlicher Stärke begabt.

5. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 259

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 30. § 175. Die inneren Verhältnisse Deutschlands am Ende des Mittelalters. 259 Neapel auf Philipps Haupt kamen. Indes genoß er sein Glück nicht lange: er starb schon 1506 in der Blüte seiner Jahre, und in ihm ging auch für den König Max eine große Hoffnung zu Grabe. Doch erhielt Philipps Sohn Karl, Maximilians ältester Enkel, einstweilen die Anwartschaft auf den spanischen Thron, welchen König Ferdinand Ii, Jsabellas Gemahl, noch inne hatte. Nicht minder günstig waren die Aussichten, welche sich Maximilian für die zukünftige Erwerbung Böhmens und Ungarns darboten. Zwar wurde der Vertrag, welchen Maximilian mit dem König Wladislav i. I. 1491 für den Fall geschlossen hatte, daß, wenn dieser ohne männlichen Erben sterbe, Ungarn und Böhmen an Habsburg fallen solle (172), durch die unerwartete Geburt eines Sohnes gelöst. Allein es glückte dem Kaiser, durch persönliche Unterhandlung zu Wien 1515 einen neuen Vertrag zu stände zu bringen, in welchem eine Wechselheirat der beiden jüngeren Enkel Maximilians, Ferdinand und Maria, mit den beiden Kindern des Königs Wladislav, Anna und Ludwig, verabredet wurde. In Folge dieser Heirat wurde Ferdinands Gemahlin Anna die Stammmutter der deutschen Linie des habsburgischeu Hauses und, als ihr Bruder, der König Ludwig Ii von Ungarn und Böhmen, ohne Kinder starb, die Erbin dieser beiden Reiche, welche dadurch an Österreich fielen (195). Das Glück, welches für Österreichs Machtzuwachs aus allen diesen Eheverbindungen hervorging, bezeichnete man sprichwörtlich mit dem lateinischen Vers: Bella gerant alii, tu felix Austria nube! — Deutschland verdankte diesem Kaiser außer der schon genannten Landfriedensordnung auch eine allgemeine Polizeiordnung, die Einführung der von Franz von Taxis erfundenen Posten und eine geregeltere Einrichtung des Kriegswesens, wobei Max besonders in Betreff der Geschützkunst ein ungemeines Erfindungstalent bewies. Davon zeugen noch die vielgestalteten Geschütze, die, nach seinen Angaben gefertigt, das Wiener Zeughaus enthält. In das Ende der Regierung Maximilians fällt der Anbruch der Reformationszeit, welche im Verein mit den großen Entdeckungen und Erfindungen am Schluß des Mittelalters den Eintritt einer neuen Zeit vorbereitete. In die Reformationskämpfe einzugreifen verhinderte Maximilian fein baldiger Tod (187). Kap. 31. Rückblick auf die inneren Verhältnisse Deutschlands in den letzten Zeiten des Mittelalters. 175. Die Kreiseinteilung des deutschen Deichs. Da diese durch Maximilian I (173) eingeführte politische Einteilung rechtlich bis zur Auflösung des Reichs im 19. Jahrhundert fortbestand, so sollen die Namen und Hauptbestandteile der zehn Kreise hier aufgeführt werden. 1. Der österreichische Kreis umfaßte Österreich mit seinen Nebenländern, von der Adria bis an den Oberrhein (Kärnten mit Krain, Steiermark, Tirol, Breisgau). Gründer der habsburg-österreichischen Hausmacht war Rudolf I von Habsburg (1282). 2. Der bairische Kreis mit Ober- und Niederbaiern nebst dem Erzbistum Salzburg und den Bistümern Freising, Regensburg, Passau. Über das Herzogtum Baiern gebot seit 1180 das Haus Wittelsbach (121). Über die Teilung in Ober- und Niederbaiern s. 144. 17*

6. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 256

1880 - Heidelberg : Winter
256 Kap. 30. § 173. Maximilian I. (Ewiger Landfrieden. Reichskammergericht.) hatten. Auch kehrte Einigkeit und Friede in das Land zurück und Handel und Gewerbe blühten dort auf. Bei dieser Gelegenheit befestigte Max die früher angeknüpften Verbindungen mit Spanien und eröffnete sich durch die Vermählung Philipps mit Johanna von Castilien (der Tochter Ferdinands und Jsabellas von Spanien) sowie durch die Vermählung seiner Tochter Margaretha mit dem spanischen Thronerben Johann von Castilien die Aussicht auf Habsburgs Machtvermehrung. Hierauf hielt Max seinen ersten Reichstag und zwar zu Worms, auf welchem er eine Reichshilfe an Geld und Mannschaft auf 12 Jahre zu einem Römerzug und zu einem Türkenkriege von den Ständen verlangte. Die Fürsten zeigten sich geneigt; allein die Städte wollten sich nicht eher zur Hilfe verstehen, als bis er die zum Handel und Ge- werbe so nötige Sicherheit und Ordnung in Deutschland mit Errichtung eines vom Kaiser unabhängigen Gerichts hergestellt habe. Dazu wollte sich Maximilian nicht verstehen, weil er darin eine Schwächung des Königtums sah. Als jedoch selbst die Fürsten, die einem allgemeinen Landfrieden geneigter geworden waren, in ihn drangen, und der Herzog von Mailand, ja selbst der Papst um Beschleunigung des italienischen Zuges bat, weil die Franzosen, als nunmehrige Herren von Neapel, auch Mailand und den Kirchenstaat bedrohten, so bewilligte Maximilian am 7. August 1495 die Stiftung des ewigen Landfriedens, durch welchen alles Faustrecht für immer allgemein und unbedingt aufgehoben werden sollte. Zur Aufrechthaltung dieses allgemeinen Landfriedens wurde das Keichs-kammergericht errichtet, vor welches von nun an alle Streitigkeiten der unmittelbaren Reichsglieder unter einander zur Entscheidung auf dem Rechtswege gebracht werden sollten; für die mittelbaren Stünde galt es als Appellationsgericht. Das Reichskammergericht sollte unter einem vom Kaiser ernannten Vorsitzer aus den höheren Ständen und aus 16 Räten bestehen, deren Wahl in dem Willen der Fürsten und Stände liegen sollte, so daß es im Grunde mehr ein ständisches Institut war. Auch sollte es nicht dem jeweiligen Sitze des Kaisers folgen, sondern sein Sitz bleibend sein. (Dieser Sitz war zuerst Frankfurt; in der Folge wurde er nach Speier (1530) und von da (1693) nach Wetzlar verlegt.) Zu den Befugnissen dieses Gerichts gehörte auch das Recht, „ohne eigene Mitwirkung des Kaisers" auf Anrufen der Parteien die Acht im Namen des Kaisers zu verhängen; die Vollziehung dieser Acht wurde aber den Reichstagen überlassen. Teils um die Kosten der Richterbesoldungen zu bestreiten, teils um Kriege gegen auswärtige Feinde führen zu können, wurde zugleich der „gemeine Pfennig" d. H. eine allgemeine Reichssteuer „ohne Unterschied der Territorien" festgesetzt, und die Verwendung derselben unter die Aufsicht der jährlichen Reichstage gestellt. In diesem ewigen Landfrieden, wie viel auch noch zu seiner Durchführung fehlte, und wie oft nachher einerseits die Reichsstände die Kaisermacht zu beschränken suchten, andrerseits die Kaisermacht ihr dynastisches Interesse dem Reiche voranstellen wollte, war jedenfalls die „Idee des Reiches" und die „Einheit Deutschlands" festgehalten. Die Ausführung dieses neuen, von den Ständen begründeten wohlthätigen Reichsgrundgesetzes verdankte man hauptsächlich dem vaterländisch gesinnten Kurfürsten B erthold von Mainz. Selbst Maximilian arbeitete, nachdem er sich von der Notwendigkeit überzeugt hatte, persönlich an dem Entwürfe mehrere Tage hindurch vom Morgen bis zum Abend,

7. Deutsche Geschichte - S. 172

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
172 49. Ursachen und Beginn der Reformation. 1. Maximilian, der letzte Ritter erklre den Ausdruck! 2. Lies das Gedicht von Anastasius von Grn: Kaiser Max auf der Martinswand! 3. Vergleich Kaiser Max mit seinem Ahn Rudolf! 4. Welche frheren Kaiser hatten sich um den Landfrieden bemht? In welcher Weise? (Gottesfriede Heinrichs Iii., Rudolf von Habsburg ) Vergleiche damit die Gegenwart! 5. Das hchste Gericht des alten Reichs das oberste Gericht des neuen Reichs: Name, Sitz! 6. Welche Vorteile, welche Nachteile hat das Eindringen des rmischen Rechts mit sich gebracht? 7. Sind in dem Museum deiner Vaterstadt Folterwerkzeuge? La sie dir zeigen! 8. Was weit du der die heutigen Steuern? ergl. sie mit der von Maximilian angesetzten! 9. Maximilians Steuer war eine Reichssteuer, wir zahlen Knigliche- oder Staats steuern. Was lt sich daraus schlieen? 10. Zu welchen Reichs-Kreisen gehrte die heutige Provinz Hannover? 11. Maximilians Reichspost unsere Reichspost! Neuzeit. Vi. Das Zeitalter der Reformatio und der religisen Kmpfe. (Vom Beginn der Reformation bis zum Westflischen Frieden). A. Die Information. 49. Ursachen und Beginn der Reformation. 1. Die kirchlichen Zustnde am Anfang des 16. Jahrhunderts. Eine Besserung der kirchlichen Zustnde war seit dem Konzil von Konstanz nicht eingetreten. Die alten bedauerlichen Mibrnche waren nur noch schlimmer geworden. Immer lauter wurden die Klagen der das weltliche und unchristliche Leben der Geistlichen. Besonderen Ansto nahm man schon seit langem daran, da die Ppste unter den verschiedensten Vorwnden immer neue Geldsummen aus allen katholischen Lndern erpreten. Allein aus Deutschland wanderten alljhrlich 300000 Gulden nach Rom. Deshalb wollte das Verlangen nach grndlicher Besserung nicht stille werden. Wohl zu keiner Zeit herrschte im Volke eine grere kirchliche Frmmigkeit als am Anfang des 16. Jahrhunderts, aber es war nur eine uere, keine Herzensfrmmigkeit. Willig wurden die drckendsten Lasten, die die Kirche auferlegte, ge-tragen. Durch reichliches Almosengeben, durch Wallfahrten, durch Ver-ehrung der Heiligen und Reliquien suchte man die Seele zu befriedigen. Zwischen die Laien und ihren Gott hatte sich der Stand der Priester als unumgnglicher Mittler eingeschoben. War dem Priester nicht gebeichtet, so utzte alle Reue nichts; hatte er nicht Lossprechung (Absolution) erteilt, so blieb der Suder in der Verdammnis. Ja, der den Tod hinaus reichte des Priesters Macht: Seelenmesse und Abla allein erleichterten und krzten die Qualen des Fegefeuers. 2. Ablastreit und Beginn der Reformation, a. Der Abla. Einer der rgsten Mibruche der Kirche war der Abla. Immer

8. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 102

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 102 — stände, auf den Kreistagen, beschlossen worden war. Hier wurden die Beiträge an Geld und Truppen zur Reichsarmee bewilligt, die Beschlüsse des Reichsgerichts ausgeführt und allgemeine Angelegenheiten beraten. Bisweilen wurde ein allgemeiner Reichstag berufen, auf welchem die Abgesandten der Kreise erschienen. Das kaiserliche Ansehen wurde durch die neue Einrichtung nicht gehoben. Kammergericht und Kreistage entrissen dem Kaiser die oberste Leitung des Gerichtswesens. Übrigens wurde die Änderung im Gerichtswesen von der Schweiz, welche bisher stets zum deutschen Reiche gerechnet worden war, nicht anerkannt, und Max konnte sie selbst durch Waffengewalt nicht dazu zwingen, vielmehr sagte sich dieselbe zu Ende des 15. Jahrhunderts (1499) geradezu von Deutschland los, und der Kaiser mußte ihre Unabhängigkeit anerkennen. Noch wollen wir bemerken, daß wirdiesem Kaiser die erste Einrichtung der Posten verdanken. Wer früher einem andern eine Nachricht senden wollte, mußte sich dazu eines besonderen Boten bedienen. Natürlich war das kostspielig und der Briefverkehr deshalb sehr gering. Kaiser Max ließ nun auf den Vorschlag eines deutschen Edelmanns, des Freiherrn von Thurn und Taxis, zwischen den Reichshauptstädten Wien und Brüssel eine Briefpost durch reitende Boten einrichten, welche sich nach und nach zu ungeheuerer Ausdehnung und Vollkommenheit ausbildete. Erscheint doch jetzt im kleinsten Dörfchen täglich der Postbote und bringt Briefe, Pakete, Zeitungen und Geldsendungen. Den Anfang dazu verdanken wir dem Kaiser Maximilian. Zur schriftlichen Darstellung: 1. Warum war die Eroberung Konstantinopels durch die Türken ein wichtiges Ereignis? 2. Was gab im Leben Maximilian I. Stoff für Sage und Dichtung? 3. Schreibe etwas auf über das alte Herzogtum Burgund. 4. Schreibe die 10 Kreise Deutschlands unter Maximilian I. auf und gieb bei jedem an, was vom jetzigen Deutschland etwa dazu gehörte. 36. Rwliik und Mit dem Ende des Schuljahres sind wir zugleich an einem wichtigen Wendepunkte der deutschen Geschichte angekommen. Es wird darum zweckmäßig sein, hier einen Ruhepunkt eintreten zu lassen, die Vergangenheit noch einmal kurz zu überschauen und einen Blick in die Zukunft zu werfen. Hoffentlich wird uns dabei klar werden, warum hier ein neuer Hauptabschnitt beginnen muß. Wir fingen unsere Betrachtungen nicht unmittelbar mit der deutschen Geschichte an. Wir gaben zuerst einen kurzen Überblick über die Geschichte desjenigen Volkes, das die Welt beherrschte, als die ersten deutschen Stämme aus der Verborgenheit herrortraten. Es waren die Römer. Kein anderes 886540

9. Theil 8 - S. 36

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
36 benutzen können, wenn sie zu seinem Besten und von seinen Heeren erfochten worden wären. Allein bey der großen Leere seiner Kassen und der Erschöpft, heir seiner Staaten - woher aus eigner Kraft ein Heer aufbringen? Aller Räthe Rath traf hier kein Mittel, und so mußte der hülflose Ferdinand es leiden, daß man ihn Kaiser hieß, während Maximilian von Baiern den Kaiser spielte. Da plötzlich erstand ihm ein Freund, wie er ihn nim, mer hätte erwarten können; ein Freund, der nicht nur versprach, wenn man ihn schalten lasse, ganz Deutschland mit Zittern vor dem kaiserlt, chen Namen zu erfüllen, sondern der auch Wort hielt. Dies war der berühmte Al brecht von Wal len stein, *) eine von jenen außervrdentli, chen Naturen, die von einer solchen Fülle der feurigsten Lebenskraft durchströmt werden, daß auch die ungeheuersten 'Anstrengungen sie nicht erschöpfen, und die, wenn ihnen der Spielraum vergönnt ist, eine Welt mit sich fortreißen können. Früh hatte sich schon in dem Knaben dieser Feuergeist durch eine unbändige Wildheit ange, *) Eigentlich Albrecht Wenceölaus Eusebius von Wald, stein Geb. zu Prag an» 14. Sept. 1583 aus frei, herrlichem Geschlecht- und von lutherischen Eltern. Noch jetzt lebt in Böhmen eine gräfliche Familie von Waldstein, Nachkommen seines Vetters Max, die stch auch bekannt gemacht hat, dadurch nämlich, daß sie laut öffentlichen Blattern, die vielleicht wichtigen Pa,

10. Erzählungen aus der Neuzeit - S. 14

1889 - Leipzig : Freytag
14 7. Maximilians Denkmal in der Hofkirche zu Innsbruck.(Nach Stacke, deutsche Geschichte.) Du heirate, glckliches Ostreich!" 2) So begrndete Karl die spallische und Ferdinand die deutsche (sterreichische) Linie der Habsburger. Der Reichstag zu Augsburg (1518) war der letzte, auf dem Max erschien; nach seiner Rckkehr ergriff ihn ein Fieber, an welchem er zu Wels iu Ober-sterreich (1519) starb. Seine letzten Worte, an die weinende Umgebung ') Max kniet auf dem Sarkophage, an dessen Seitenflchen 24 Tafeln vom feinsten kararischen Marmor angebracht sind. Diese stellen in sorgfltigster Ausfhrung und geschichtlich treu Scenen aus dem Leben des Kaisers in Hochrelief dar; die meisten sind von Al. Kollin aus Mecheln, vollendet 1566. 2) Bella gerant alii, tu felix Austria nube."

11. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 124

1889 - München : Lindauer
124 an Geld seine schleswigschen Gter an Dnemark abzutreten und die Erbansprche seines Sohnes Friedrich auf die Herzogtmer Schleswig und Holstein preiszugeben. Dieh erzog-tmer protestierten gegen die Londoner bereinkunft, und Bayerns König Max versagte ihr die Anerkennung. Nachdem die politische Aufregung sich einigermaen gelegt hatte, richtete König Max seine Hauptthtigkeit auf die Pflege der Wissenschaften, des Handels und der Gewerbe. Zur Frderung der Wissenschaften, besonders der ge-sichtlichen und physiologischen, ward ein Kreis hervorragender Fachmnner aus ganz Deutschland am Hofe des Knigs ver-sammelt. Zur Erforschung und Bearbeitung der deutschen und bayerischen Geschichte wurde eine historische, zur Bearbeitung technischer Fragen, eine naturwissenschaftlich-technische Kommission unter dem Vorsitze des Chemikers Justus Freiherrn von Liebig (f 1873), zur Belohnung hervorragender Werfe auf dem Gebiete der Geschichte und der schnen Literatur am 28. November 1853 der Maximilians-Orden gestiftet; talentvollen Studierenden wurden die Mittel zu ihrer Ausbildung aus Reisen, auf auswrtigen Universitten und in dem von dem Könige gestifteten Maximilianenm geboten. Fr die Hebung des Handels und der Gewerbe sorgte Maximilian durch die im Jahre 1854 in Mnchen erffnete allgemeine deutsche Industrie-Ausstellung, die erste dieser Art in Deutschland, durch Vermehrung der Eisenbahnlinien und Her-stellung eines Telegraphennetzes, durch Einfhrung des allge-meinen deutschen Handelsgesetzbuches (1861), durch Errichtung von Handels- und Gewerbekammern und durch Herstellung eines Handels-Appellationsgerichtes zu Nrnberg (1862). Was der Kunstflei frherer Jahrhunderte geschaffen hatte, ward in dem hiefr eigens erbauten bayerischen Nationalmuseum zu Mnchen aufgestellt. Zur Beseitigung der materiellen Not der unteren Volksklassen regte König Max die Errichtung von sogenannten Genossenschaftshusern, d. h. billigen Wohnungen fr die Arbeiterklasse an und gab den vereinzelt dastehenden Wohlthtigkeits-vereinen in Bayern in dem von ihm selbst errichteten und reich dotierten Johannesverein einen Mittelpunkt.

12. Abt. 2 - S. 299

1884 - Wismar : Hinstorff
299 in ungeduldiger Hast bald weit vorausgeeilt. Er schwang sich über Klippen von Fels zu Fels, ohne daß ihm jemand folgen konnte, und hatte endlich nur noch eine schroffe Felswand zu erklimmen, um einen sichern Schuß aus eine erspähete Gemse thun zu können. Mit beiden Händen griff er nach einer überhangenden Felszacke, um sich hinauf zu schwingen; da brach ein Felsstück ab, auf das er eben seinen Fuß gesetzt hatte: der Kaiser glitt ein Stück abwärts und befand sich un- erwartet auf einer nur wenige Schritte langen und breiten Felsplatte, die über einen tiefen Abgrund hervorragte. Hinter sich die uncrstcigliche Wand, von vorn und rechts und links eine schwindelnde Tiefe unter sich, erschien er sich selbst rettungslos verloren. Niemand wußte zu raten und zu helfen. Volle 52 Stun- den hatte Maximilian so in Todesangst geharrt. Da erschien die unverhoffte Rettung. Zwei kühne Bergleute hatten mit höchster Lebensgefahr von einer andern Seite die Martinswand (so hieß die Felsenwand, an die sich der Kaiser mit dem Rücken lehnte) erklimmt; sie zogen ihn an einem herabgeworfenen Seile, das er sich um den Leib schlang, mit großer Anstrengung in die Höhe, und durch Gottes Hülfe gelang die von allen im inbrünstigen Gebet crflehete Rettung. Im Thale angelangt, dankte Maximilian und mit ihm seine Getreuen und die ver- sammelte Menge Gott auf den Knien; von allen Türmen aber verkündete das weithin schallende Geläut der Glocken das glückliche Ereignis. Seine Retter be- lohnte Maximilian mit großen Gütern und Würden, und ihre Nachkommen stehen heute noch in großen Ehren. Auf der höchsten Spitze der Martinswand ließ der Kaiser zum Andenken seiner wunderbaren Rettung ein 5 Meter hohes Kreuz er- richten, das noch jetzt, 300 Meter hoch über dem Jnnfluß erhaben, zu erblicken ist. Eine der wohlthätigsten Anstalten, die Deutschland dem 'Kaiser Max zu verdanken hat, sind die Posten. Früher wurden Briefe durch leitende Boten von einer Handelsstadt zur andern, Packete und Personen aber durch Lohnkutscher befördert. Die Briefe ins Ausland, so wie an Orte, die nicht an der Straße lagen, mußten durch Gelegenheiten oder durch eigene Boten abgesendet werden, was teils unsicher, teils sehr kostspielig war. Maximilian errichtete 1516 zuerst zwischen Wien und Brüssel eine regelmäßige Postverbindung, welche sich nach und nach über ganz Deutschland verbreitete und immer mehr vervollkommnet wurde. Eine andere für das ganze Reich wohlthätige Einrichtung war die Einteilung Deutschlands in 10 Kreise, von welchen jeder seinen Kreisobersten hatte. Durch diese Einrichtung wurde die Ordnung und Sicherheit im Lande selbstverständlich besser gehandhabt als früher. Über allen Kreisen stand das Rcichskammergericht, durch das der „ewige Landfriede", vom Kaiser auf dem Reichstage zu Worms fest- gesetzt, allgemeine Gültigkeit erhielt. Damit hatte der edel denkende Herrscher das frühere Faustrecht mit seiner Willkür und seinem Unwesen aufgehoben, so daß jetzt niemand den andern mehr befehden und berauben durfte. Maximilian starb im Jahre 1519; in ihm ging der „letzte Ritter" zu Grabe. (Bräunlich und Ritsert.) 229. Deutsches Land und deutsches Reich. (* Von Eugen Labes.) Deutsches £anb und deutsches Reich Meere, Seen, Berge blau, Sind den allerbesten gleich: Gottgesegnet Feld und Au.

13. Kleine Weltkunde für Schule und Haus - S. 83

1887 - Bamberg : Buchner
Ii. Geschichte und Verfassungskunde. deutschen Volke wiedererwachte Streben nach grösserer Einigung der einzelnen Stämme sollte nun verwirklicht werden. Fast in allen grösseren deutschen Hauptstädten kam es zu blutigen Aufständen; in München und im diesseitigen Bayern aber blieb die Ordnung im ganzen aufrecht erhalten. In dem Kampfe, der zur Befreiung der Herzogtümer Schleswig-Holstein vom dänischen Joche geführt ward, fochten bayerische Truppen mit Aus- zeichnung bei den Düppler Schanzen 1849; allein die Herzogtümer wurden doch bei Dänemark gelassen. Ein Freund der Wissenschaften, berief König Maximilian ausgezeichnete Gelehrte an die Hochschulen Bayerns, und zugleich unterstützte er talentvolle Studierende durch Stipendien und das von ihm gegründete Maximilianeum in freigebigster Weise. Er liess die Erzeugnisse des Kunstfleisses früherer Jahrhunderte sammeln und in dem hiefür erbauten Nationalmuseum zu München auf- stellen, auch gab er seiner Hauptstadt durch Anlegung der Maximilians- strasse eine weitere Zierde. — König Maximilian sah das Heil Deutsch- lands in der Einigung der deutschen Vormächte; aber es misslangen die Versuche, auf diesem Wege eine Verfassungsreform in Deutschland her- beizuführen. Da gab der Tod des Königs von Dänemark 1863 den An- stoss zu einem anderen Zustand der Dinge. Es nahmen nämlich gegen den Willen des deutschen Volkes und des Königs von Bayern die deut- schen Vormächte die Sache der bedrohten Herzogtümer Schleswig - Hol- stein in ihre eigene Hand, und das wurde ein Ausgangspunkt für die Auflösung des deutschen Bundes und die Neuentwicklung Deutschlands. Der König erlebte diese nicht mehr. Er starb am 11. März 1864. Eiu Blatt auf den Sarg des besten Königs. Das war ein Wort, das uns ins Herz geschnitten, ein Wetterstrahl in blauer Mittagsstunde — „Tot König Max!“ — so bebt’s von jedem Munde und heisse Thränen sagten, was wir litten. Der Beste tot in seines Weges Mitten, den wir geliebt aus tiefstem Herzensgründe, der uns geliebt! — Mit seinem Volk im Bunde ist noch kein König herrlicher geschritten! Was Er für Deutschland war in Sturmeswettern, was Er uns gab von seinen Gottesgaben, goldstrahlend steht’s auf der Geschichte Blättern. Und in den Herzen bleibt es eingegraben, das schöne Wort, mit ew’gen Liebeslettern; „Mit meinem Volke will ich Frieden haben!“ §. 77. König Ludwig Ii. (seit 1864) schloss sich der Politik seines Vaters Maximilian Ii. an und hielt auch dessen Anordnungen für Pflege der Wissenschaft und Kunst aufrecht. Zur Förderung des Gewerbewesens wurden das Polytechnikum in München und das Gewerbemuseum in Nürn- berg errichtet, ferner verschiedene technische Mittelschulen gegründet oder reorganisiert. In dem auf den dänischen Krieg folgenden Kriege von 6*

14. Teil 3 - S. 77

1890 - Breslau : Hirt
Kaiser aus dem Hause Osterreich. 77 Der deutsche Orden hatte durch Eroberung oder Kauf sein Gebiet weit der Preuens Grenze ausgedehnt und beherrschte die ganze Ostseekste von der Grenze Pommerns bis Narva. Als aber die letzten Heiden dieser Gegenden, die Litauer, sich zum Christentum bekehrten, hrte der Kampf der Ordensritter gegen die Unglubigen auf; die Ritter ergaben sich dem Mssiggang und Wohl-leben und bedrckten ihre Unterthanen, die sich gegen ihre eigenen Herren ver-bndeten und die Polen zu Hilfe riefen. Die entnervten Ordensritter fhlten sich allein nicht stark genug und baten den Kaiser um Hilfe, aber vergebens; nach langen Kmpfen muten sie We st Preußen an Polen abtreten und behielten nur Ostpreuen als polnisches Lehen. (1466.) Da mute der Ordensmeister seinen Sitz von der Marienburg nach Knigsberg verlegen. Unter Polens Ober-hoheit war es mit der Blte des Ordens und dem Wohlstande des Landes bald vorbei; nur Danzig blieb noch immer eine reiche und mchtige Handelsstadt. c. Maximilian I. (14931519), Friedrichs Iii. Sohn. war von hoher Gestalt und unermdlicher Krperkraft, freundlich, in Knsten und Wissenfchaften wohl erfahren. Mutig suchte er die Bren in ihren Hhlen auf, trat zu den Lwen in ihren Kfig und verfolgte in den Tiroler Alpen Gemse und Steinbock bis zu den hchsten Spitzen. (Martinswand; Turnier zu Worms.) Maximilian hat viele Kriege ge-fhrt, aber ohne Erfolg; nur die Trken trieb er wieder zurck, die schon in Krain eingefallen waren, dagegen vermochte er die Schweiz nicht wieder an das Reich zurckzubringen. Den Fürsten mute er fr ihre Mithilfe Anteil an der Reichsregierung zugestehen; ferner wurde (1495) ein allgemeiner Landfrieden geboten, das Fehderecht (S.69) alfo aufgehoben. Streitigkeiten zwischen den Fürsten follten vor das neu eingerichtete Reichskammergericht gebracht werden, und all-jhrlich sollte ein deutscher Reichstag zusammentreten. Um das Reichsgericht zu unterhalten und um ein Reichsheer herzustellen, wurde zum erstenmal eine allgemeine Reichssteuer ausgeschrieben, und um diese heben zu knnen, teilte man Deutschland in zehn Kreise. Maximilian legte auch den Grund zu einem geordneten Postwesen, indem er einem aus Italien eingewanderten Edelmanne (Thurn und Taxis") die Er-laubnis gab, durch reitende Boten Briefe von den Niederlanden nach Wien, Italien und Frankreich zu befrdern. (1516.) Maximilian vermhlte seinen Sohn Philipp mit der Erbin von Spanien; aus dieser Ehe wurden ihm zwei Enkel geboren, Karl und Ferdinand. Ersterer ist der sptere Ka iser Karl V., der von seinen Eltern Spanien, groe Teile von Italien und die spanischen Besitzungen in Amerika, von seinem Gro-vater Maximilian sterreich und die Niederlande erbte. Ferdinand wurde durch Heirat König von Ungarn und Bhmen. Schon lngst fhrte der Kaiser die Kriege nicht mehr blo mit Hilfe seiner Vasallen (S. 50), sondern er nahm Sldner in Dienst, Landsknechte, die das Waffenhandwerk zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hatten und unter ihrem

15. Geschichte der Neuzeit - S. 38

1892 - München [u.a.] : Franz
38 Das Restitutionsedikt und Wallensteins Entlassung Das Restitutions edikt 1629. Wallensteins Entlassung 1630. billigen ^rieben von Lübeck, in welchem Christian alle seine Lnnber zurnckeryrelt gegen das Gelöbnis, sich nicht mehr in die deutschen Angelegenheiten mischen zu wollen. Das Restitutionse-ikt 1629 und Wallensteins Entlasfnng Um. Nach dem Frieden von Lübeck staub dem Kaiser kein Feind mehr gegenüber ; ^ er glaubte daher in Deutschland freie Hand zu haben und erließ 1629 das Restitutionsedikt. Darnach sollten : außer dem lutherischen alle nichtkatholischen Bekenntnisse im Reich aufhören und sämtliche seit dem Passauer Vertrag (1552) von den Protestanten eingezogenen Kirchengüter als solche wiederhergestellt werden. Diese Verfügung rief im ganzen protestantischen Deutschland große Aufregung hervor, bet man in ihrer Durchführung den Anfang zur gänzlichen Vernichtung des Protestantismus fürchten zu müssen glaubte und sich zugleich Dausende von Familien in ihrem Besitz oder Einkommen bebroht sahen. Aber auch auf katholischer oeite erweckte die Machtstellung des Kaisers und besonders das Auftreten feines Feldherrn schwere Bedenken. Da Gallenstein katholische wie protestantische Reichs-stäube in gleicher Weise durch Werbungen, Einquartierung und Kontributionen brückte und in beut stolzen ©efühl eines Emporkömmlings die Fürsten mit absichtlicher Geringschätzung behanbelte, wandte )ich schließlich der allgemeine Unmut im Reiche gegen ihn. Die Unzufriedenen fanden einen Führer in dem Kurfürsten Max von Bayern, der stch bnrch das Steigen der habsburgifchen Macht ebenso bedroht wie durch das rücksichtslose Benehmen Wallensteins verletzt fühlte. Als der Kaiser 1630 einen Kurfürstentag in Regensburg hielt, um feinen oohu zum Nachfolger wählen zu lassen, erfüllten die Kurfürsten diesen Wunsch nicht, sondern bestürmten viel-ntehr unter Maximilians Führung den Kaiser mit der Forderung, seinen Übermütigen Feldherrn des Kommanbos zu entsetzen. Endlich gab Ferdinand ihrem Andringen nach — nicht ohne Furcht vor seinem eigenen General. Doch biefer nahm die kaiserliche Botschaft von seiner Absetzung mit stolzer Ruhe entgegen und zog steh auf feine Güter in Böhmen zurück. Den Befehl über die verminberten kaiserlichen Truppen erhielt Tillp, der mit biefen und den ligistifchen Streitkräften steh nunmehr gegen Magbeburg wanbte, das sich der Durchführung des Restitutionsediktes offen widersetzte. Aber schon war in dem Schwedenkönig Gustav Aböls ein neuer Gegner des Kaisers und der Liga in Dentschlanb erschienen.

16. Aus der Heimat - S. 348

1910 - Nürnberg : Korn
— 348 — die Leute durch die Straßen bis gegen Mitternacht. Aber den König hatte die Revolution tief gekränkt. „Ich habe ein gutes Gewissen," sagte er, „und kann den Leuten offen in die Augen schauen. Die Staatsgelber habe ich immer gewissenhaft öerwenbet. Der Bürgermeister einer Republik sann nicht gewissenhafter sein. Keinen roten Heller habe ich für mich gebraucht ober veruntreut. Ich bin in biefer Hinsicht arg verleumbet worben." — Eines Tages nach Mittag ließ er alle volljährigen Prinzen zusammenkommen und sagte ihnen, er wolle nicht mehr König sein. Am anberen Morgen ftanb es schon groß gebruckt in den Zeitungen: „König Ludwig hat abgebankt." Und babei lag ein Extrablatt, das noch spät abenbs um 10 Uhr gebruckt würde: „Bayern, eine neue Richtung hat begonnen, eine andere als die in der Verfassungsurkunbe enthalten, in welcher ich nun 23 Jahre geherrscht. Ich lege die Krone nieber zugunsten meines geliebten Sohnes, des Kronprinzen Maximilian. Treu der Verfassung regierte ich, dem Wohle des Volkes war mein Leben geweiht. Als wertn ich eines Freistaats Beamter gewesen, ging ich mit dem Staatsgut, den Staatsgelbern um. Ich kann jebem offen in die Augen sehen. Und nun meinen tiefgefühlten Dank allen, die mir anhängen. Auch vom Throne herabgestiegen, schlägt glühenb mein Herz für Bayern, Deutschland" Zwei -Lage später saßen die Abgeorbneten im Stänbehaus und warteten aus den neuen König. Draußen rollte ein Wagen, man hörte die Leute rufen. König Max trat ein und bestieg sofort den Thron. „Meine Lieben und Getreuen, die Stäube des Reichs!" fing er an zu reben, „ich habe Veranstaltung getroffen, daß Ihnen ohne Verzug Gesetze vorgelegt werben über die Verantwortlichkeit der Minister, über die Preßfreiheit, über die Münblichfeit und Öffentlichkeit des Gerichtsverfahrens und über die Ablösung der ©runbtasten." — Am andern Abenb lief ein großer Volkshaufe auf dem Dultplatze hinter einer ochar Stubenten her. Die trugen an einer Stange einen Strohmann, dem ein Säbel an der Seite hing. Den Strohmann hielten sie hoch empor, zeigten ihn den Gaffenben und riefen: „Dies ist der jute König von Preußen. Nieber mit ihm!" Und sie zünbeten den Strohmann an. Da kamen Soldaten. „Hoch der König Maximilian!" ries der Volkshaufe und die ganze Schar lief auseinanber.

17. Theil 6 - S. 233

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
233 2. Maximilian I. (1493 — 1519.) Friedrichs Sohn, Maximilian, auch schlecht, weg Max genannt, war dem Temperament nach ganz das Gegentheil von seinem Vater. Schon als Knabe waren kriegerische Uebungen sein größtes Vergnügen gewesen, und die Zagd trieb er leidenschaftlich. Oft sah man ihn den Gemsen auf den schroffsten Feiskiippen so kühn nachklettern, daß er mehr als einmal in große Lebensgefahr kam. Dabet war er stark und wohlgebildet, in seinen Aeußerungen lebhaft und wchig, und in seinem Betragen sehr einnehmend. Die deutschen Fürsten versprachen sich viel von seiner Negierung, unendlich mehr, als in Ersül, lung gegangen ist. Was konnte aber auch unter den damali- gen Umstanden, in welchen sich Deutschland und die übrigen Staaten befanden, Maximilian thnn? Er selbst, ein romantischer Karakter, hatte es mit Gegnern zu thun, welche die Schlauheit italiänischer Politik verstanden. Als Kaiser war er der ohnmächtigste und ärmste aller ge, krönten Häupter, denn mit dem vormallgen Glanze der Kaiserwürde waren auch fast alle Einkünfte derselben verloren gegangen. Die Zölle, die Privilegien, die Zudentrtbute, und /

18. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 62

1903 - Berlin : Nicolai
62 225 Personen bestand, 413 dieser Tiere für Sattel und Wagen. Gegen die Reichsfürsten betrug er sich so hochmütig, daß er ihre Gesandten stehen ließ, wenn sie mit ihm sprachen, er fuhr sie an, als wenn sie seine Diener wären. Daher hatte er sich grimmigen Haß zugezogen. Der Kaiser gab, so schwer es ihm wurde, nach, denn die Not zwang ihn dazu. Scheinbar ganz gelassen, legte Wallenstein den Oberbefehl nieder und zog sich auf seine Schlösser zurück. 1629 Der Wiederherstellungsbefehl. (Restitutionsedikt.) Schon im Jahre 1628 stand kein Feind mehr gegen den Kaiser Ferdinand im Felde. Hätte er sich entschließen können, den Evangelischen die Freiheit ihres Glaubens zu lassen, so wäre Friede im Reiche gewesen, und Ferdinand hätte eine so mächtige Stellung gewonnen, wie sie seit langer Zeit kein Kaiser vor ihm besessen. Allein seine Vertranten, besonders die Jesuiten, rieten ihm, diese Macht dazu anzuwenden, daß er die evangelische Lehre im Reiche gänzlich unterdrücke. Zum Unheil Deutschlands folgte er diesem Rate. Schon vor Wallensteins Absetzung gab er das Restitutionsedikt, nach welchem alle geistlichen Stifter, Bistümer und Klöster, die seit dem Jahre 1552 in die Hände der Evangelischen gekommen waren, den Katholiken zurückgegeben werden sollten. Das betraf z. B. die Bistümer Halberstadt und Magdeburg; die branden-burgischen Havelberg und Brandenburg wurden vorläufig verschont, sollten aber später auch zurückgegeben werden. Wenn dieser Befehl ausgeführt wurde, so konnten in diesen Stiftern wieder katholische Bischöfe eingesetzt, die Klöster wieder hergestellt werden. Die evangelische Lehre war auch in Norddeutschland dem Untergange geweiht. Gustav Adolf. Keiner der evangelischen Fürsten wagte es, sich dem kaiserlichen Edikte zu widersetzen. In der höchsten Gesahr erschien aus dem Norden den Evangelischen der Retter. König Gustav Adolf von Schweden landete mit einem tüchtigen Heere an der Küste Pommerns, um sich seiner hartbedrängten Glaubensgenossen anzunehmen. Er zürnte dem Kaiser Ferdinand, weil dieser den Polen gegen ihn Hilfe geleistet und ihn spottend als „Schneekönig" abgewiesen hatte, als er sich für die vertriebenen Herzöge von Mecklenburg verwandte. Als Wallenstein sich an der Ostseeküste festsetzte, eine Flotte baute, war er besorgt, Schwedens Machtstellung könnte darunter leiden, denn er betrachtete

19. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 393

1839 - Karlsruhe : Groos
393 Die 3 letzten Jahrhunderte oder die neue Zeit. für den Kaiser gegen die Türken. 1535 machte Karl einen Zug gegen Tunis, und befreite 20,000 Christensclaven. Mit König Franz l von Frankreich führte er wegen Italien mehrere Kriege. Seine 15,000 deutschen Landsknechte schlugen 1525 die Franzosen und die schweizerischen Söldner und nahmen den tapfern Franz, der durchaus nicht fliehen wollte, gefangen. Karl legte, von der Last der Regierung gedrückt, und als er alle seine Plane scheitern sah, 1556 die Regierung nieder, um, wie er sich erklärte, den Rest seiner Tage Gott zu widmen. Auf seiner Reise nach Spanien soll er beim Aussteigen aus dem Schiffe sich auf die biscaffsche Küste niedergeworfen, die Erde geküßt und gerufen haben: „Nackt bin ich aus dem Schooße meiner Mutter gekommen, und nackt kehre ich zu dir, allgemeine Mutter der Menschen, zurück!" In dem spanischen Kloster St. Just(westl. von Madrid), vertauschte er Hoheit und Würde mit dem stillen Möifthöleben. Er baute den Garten, verfertigte hölzerne Uhren, wohnte dem Gottesdienste täglich zwei Mahl bei und las Erbauungsbücher. Als er ein Mahl 2 Uhren nicht zu einem gleich- förmigen Gang bringen konnte, rief er aus: „Ich Thor, wollte eine Menge Menschen zu einerlei Gesinnung bringen, und vermag nicht ein Mahl 2 Uhren zu gleichem Gange zu bringen!" Um sich seinen Tod recht lebhaft z-u vergegenwärtigen, ließ er sich noch zu seinen Lebzeiten eine Leichenfeier halten, durch die er so erschüttert ward, daß er bald darauf starb 1358, in einem Alter von 59 Jahren. 2. Karl V folgte in der Regierung Deutschlands sein Bruder- Ferdinand 3. Er nahm die Jesuiten in Deutschland auf, welcher geistliche Orden durch Ignatz von Lopola 1539 in Spa- nien entstanden war. Ihm folgte sein Sohn Maximilian H, ein milder, edler Fürst. Er sprach und schrieb 7 Sprachen, und liebte das göttliche Wort, das er fleißig las, und aus dem er sich öfters Stellen ausschrieb, sie auf seinen Tisch legte, um sich den Tag über daran zu erinnern. Er gestattete seinen Unterthanen freie Religionsübung und beschränkte die Thätigkeit der Jesuiten. Als zu Paris in der Bartholomäusnacht die Bluthochzeit gehalten wurde (zwischen dem 21.,und 25. Aug. 1572), wo man alle Hu- genotten in der Hauptstadt und im ganzen Lande auf ein durch die Glocke gegebenes Zeichen um Mitternacht mordete und zu morden 30 Tage fortfuhr, so daß an 30,000menschen das Leben verloren: sprach Maximilian öffentlich seine Misbilligung und den christli- chen Grundsatz aus: „daß Gölte allein die Herrschaft über die Ge- wissen zustehe." Max starb 1576.

20. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 1

1912 - Breslau : Hirt
ö*orc-Eck srt-kwrim*- •Or International» Schufbuchforschun« Braunschweic Scnulbuchtmbtiomo* &I$Tu Bilder aus der Heimatkunde Pommerns von Hermann Lemke, Mittelschullehrer in Stettin. Eine Ergänzung für die Oberstufe von Ferdinand Hirts Neuem Realienbuch. Inhaltsübersicht Seite Oberflächengestaltung Pommerns in der Eiszeit....................1 Der Pommersche Landrücken . . . . 3 Das Pommersche Flachland .... 4 Das Pommersche Küstenland .... 6 Die Ostseeküste Pommerns.....7 Bedeutung der Ostsee......8 Die Oder in Pommern......9 Seite Rügen...........15 Pommern int Dreißigjährigen Kriege . 18 Friedrich Wilhelm 1........20 Friedrichs des Großen Sorge für Pom- mern...........22 Pommern während der Franzosenzeit . 24 Die geschichtliche Entwicklung der Städte Pommerns.........27 Usedom und Wollin.......10 Die geschichtliche Entwicklung des Bauern- Stettin...........12 st an des in Pommern.....29 Oberflächengestaltung Pommerns in der Eiszeit. Vergletscherung Pommerns und Entstehung des Landrückens. Seine heutige Bodengestalt erhielt Pommern in der Eiszeit. Vor vielen tausend Jahren bedeckten gewaltige Gletscher ganz Nordeuropa. Sie hatten eine Mächtigkeit von über 1000 m. Von der Skandinavischen und Finnischen Halbinsel rückten sie allmählich bis an den Fuß der deutschen Mittelgebirge vor. Sie waren mit gewaltigen Schuttmassen beladen. Diese befanden sich teils auf der Oberfläche des Gletschers (Oberflächen- moräne), teils waren sie am Grunde im Eise eingefroren (Grundmoräne). Bei ihrem allmählichen Vorrücken pflügten die schweren Gletscher den lockern Boden auf und schoben oder lrugeu ihn in die Norddeutsche Tiefebene. Nach und nach schmolz das Eis an seinem Südrande, und der Gletscher zog sich nach N zurück. Die Ungeheuern Schmelzwasser sammelten sich in dem großen Ostdeutschen Urstromtal (siehe Realien- buch, Geographie, Seite 34). Wo sich heute der Pommersche Landrücken befindet, kam das Eis vorläufig zum Stillstande; denn hier befand sich schon in der Urzeit ein niedriger Gebirgsrücken. Wenn auch der Gletscher an seinem Südrande abschmolz, so schoben sich doch die Eismassen in demselben Maße wieder vor. Die Geröll- und Ge- steinsmassen lagerten sich hier ab, schichteten sich zu gewaltigen Schuttwällen auf und bildeten den heutigen Landrücken. — Die Schmelzwasser sammelten sich und flössen nach 8 dem großen Urstromtals zu. Solche Gletscherströme waren Drage, Küddow und Brahe. Auch die vielen langgestreckten Seen des Höhenzuges, die sich oft bandförmig aneinanderreihen, sind gleichfalls Überreste solcher Gletscherbäche. Früher war ihre Zahl noch weit größer als jetzt, doch viele sind im Laufe der Zeit vertorft. Die ab- fließenden Wasser wuschen das Geröll und den Geschiebelehm aus und führten die Schlickmassen dem Urstromtals zu. Zurück blieben nur die gröberen Bestandteile, nämlich Kies und Sand. Aus diesem Grunde finden wir am Südfuß des Höhenzuges eine langgestreckte, unfruchtbare Sandzone. Der größte Teil derselben führt heute den Namen „Tucheler Heide". Lemke, Heimatkunde Pommern. 1