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1. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 140

1891 - Leipzig : Voigtländer
140 Bhmens Vater, des heiligen rmischen Reiches Erzstiefvater" ge-nannt worden. Von ihm wurde zu Prag die erste Universitt im Deutschen Reiche gestiftet (1348). Sein Hauptwerk fr das 1356 Reich war die goldene Bulle 1356. In derselben wurde festgesetzt, da die Kaiserwahl durch sieben Kurfrsten: die drei Erz-bischse von Mainz, Trier und Kln und vier weltliche Fürsten: den König von Bhmen (Erzschenk), den Pfalzgrafen bei Rhein (Erztruch-se), den Herzog von Sachsen - Wittenberg (Erzmarschall) und den Markgrafen von Brandenburg (Erzkmmerer) in Frankfurt erfolgen, die Krnung des Kaisers in Aachen geschehen solle. Die Kurfrsten, die sieben Sulen und Leuchter des heiligen rmischen Reiches", wurden mit groen Vorrechten ausgestattet. Karl grndete sich eine sehr bedeutende Hausmacht, indem er die Mark Brandenburg, Schlesien und andere Gebiete mit seinem Er blande Bhmen verband, das unter ihm seine goldene Zeit hatte. (Die Mark Branden-brg erwarb er durch Kauf von dem letzten der 3 bayerischen Mark-grasen, und bertrug sie seinem Sohne Wenzel, sr den er selbst zu-nchst die Regierung fhrte. So folgten auf die bayerischen Mark-grasen die l u x e m b u r g i s ch e n.) Whrend Karls Regierung verheerte eine entsetzliche Pest, der sogenannte s ch w a r z e T o d, die Lnder Europas. (Die Flagellanten oder Geiler.) 2. Wenzel (13781400), Karls Sohn, war König von Bhmen und bisher auch Kurfürst von Brandenburg, das er aber nun seinem Bruder Sigismund berlie. Unter seiner schlaffen Regierung nahm das Raub- und Fehdewesen im Reiche berhand (der Stdtekrieg in Schwaben, Sieg Eberhards des Greiners bei Dffingen 1388). Wenzel wurde endlich von den vier rheinischen Kurfrsten als unntz-licher und saumseliger Entg lieberer des heiligen rmischen Reiches" abgesetzt, und Ruprecht von der Pfalz (14001410) gewhlt, der zwar reich an gutem Willen, aber schwach an Mitteln war, um das Unrecht zu krnken und zu strken das Recht". 3. Sigismund (14101437), Kurfürst von Brandenburg, durch seine Gemahlin König von Ungarn und nach seines Bruders Wenzel Tode auch König von Bhmen, suchte vor allem die in der K i r ch e eingetretenen Wirren zu beseitigen und betrieb daher die Berufung des 1414 a. Konzils zu Konstanz (14141418). Die nchste Aufgabe dieser grten und glnzendsten Kirchenversammlung des Mittelalters war, dem sogenannten Schisma d. h. der verderblichen Spaltung I

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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 101

1908 - Leipzig : Deichert
a. Die Zeit bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. 7. Wenzel 13781400. 101 dasjenige fest, was seit der Zeit des Interregnums fr die Wahl des deutschen Knigs durch Brauch und Beschlsse Rechtens geworden war. Zunchst wurden jetzt die Kurstimmen auf gewisse Gebiete endgltig verteilt: Mainz, Trier, Kln; Bhmen, Pfalz, Sachsen-Wittenberg, Brandenburg. Diese Gebiete sollten unteilbar immer auf den Ersten des Geschlechtes forterben, die Wahl selbst sollte durch Stimmenmehrheit entschieden werden. Nach dem Tode eines Knigs sollte der Kurfürst von Mainz als Erzkanzler binnen einem Monate die Wahlfrsten zur Wahl nach Frankfurt a/M. berufen; die Krnung sollte in Aachen stattfinden. Die in dieser Weise der die andern Fürsten erhobenen Kurfrsten" wurden auch sonst durch mancherlei Rechte wie das Bergregal, fast vllig selbstndige Gerichts-barkeit n. ct. ausgezeichnet. Des Papsttums geschah in der Bulle keinerlei Erwhnung. 3. Die Zustnde im Reiche. Die Zustnde im Reiche waren während der Regieruugszeit Karls Iv. in arger Verwirrung. Die Fürsten suchten ihre Macht mehr und mehr auf Kosten der von ihrem Gebiete umschlossenen Reichsstdte sowie des Reichsadels zu vermehren, und so entstanden Sonderbnde der bedrohten Stnde und Kmpfe. Heuschreckenschwrme verursachten Miernten, die Alpenlnder wurden von Erdbeben heimgesucht, vor allem ging damals durch Europa eine pestartige Seuche der schwarze Tod", die auch in Deutschland viele Tausende von Opfern forderte. Es griff bei der ungebildeten Masse der Wahn um sich, die Juden seien durch Vergiftung der Brunnen die Ursache der Krankheit, und so verfolgte mau sie mit unmenschlicher Grausamkeit. Andere erblickten in dem schwarzen Tode die Zornes-uerung des Himmels, sie taten sich zu Gesellschaften zusammen, durchzogen in Bugewndern die Lnder und geielten sich (Flagellanten). 7. Wenzel 13781400. 1. Ritter- und Stdtebnde. Wenzel, Karls Iv. Sohn, war schon bei Lebzeiten seines Vaters zu dessen Nachfolger gewhlt, und er erlangte auf die Vorgnge im Reiche noch weniger Einflu als dieser. Der Gegensatz zwischen dem Adel und den Stdten steigerte sich mehr und mehr. Wo eine Verkehrsstrae an der Burg eines ritterlichen Grundherrn vorbeifhrte, da glaubte dieser ein Recht zu haben, von den befrderten Waren einen Zoll zu erheben oder den Kaufmannszug mit seinen Knechten zu geleiten, wofr natrlich eine Abgabe erhoben wurde (Zoll- und Geleitsrecht). Im Weigerungsfalle kam es zu berfall und Plnderung. Der Adel fhlte sich hierzu veranlat und in seinem Sinne berechtigt, da im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte ein Umschwung in den Erwerbsverhltnissen sich mehr und mehr vollzogen hatte. Gewerbe und Handel hatten Geld

2. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart - S. 93

1902 - Leipzig : Voigtländer
37. Herrscher aus dem Hause Luxemburg. 93 ,./ durch die Grndung der ersten deutschen Universitt zum geistigen Un^afgtt Mittelpunkt seiner Lnder. Bergbau, Gewerbe und Handel blhten. Die Städte wurden grer und wohlhabender; fr die Sicherheit der Landstraen ward Sorge getragen. Fr Brandenburg war er in derselben Weise ttig (Residenzschlo in Tangermnde). b. Nomfahrt. Die Goldene Bulle. Auf einer Romfahrt er-warb er sich, ohne sonst Macht und Ehre zu gewinnen, die lombar-dische und die Kaiserkrone. Von entscheidender Bedeutung fr die Neichsverfassung war der Erla des deutschen Staats-gruudgesehes der Goldenen Bulle 1356 (genannt nach dem Urkundensiegel). Durch sie ward vor allem die Kaiserwahl fest geregelt: es wurde bestimmt, da, wie es bereits seit dem Inter-regnum Herkommen war, die Wahl des Kaisers durch sieben Kur-?Kurfrsten surften geschehen sollte, nmlich durch 3 geistliche: die Erzbischfe von Mainz (Reichskanzler), Trier (Kanzler fr Burgund) und Kln (Kanzler fr Italien), und 4 weltliche: den König von Bhmen (Erzschenk), den Pfalzgrafen bei Rhein (Erztruchse), den Herzog von Sachsen-Wittenberg (Erzmarschall) und den Markgrafen von Brandenburg (Erzkmmerer). Or^der Wahl sollte Frank-frt, Ort der Krnung Aachen sein. Die Kurfrsten, die sieben Sulen des heiligen rmischen Reiches", wurden mit groen Vor-rechten ausgestattet (Regalien, vor allem Unteilbarkeit der Kur-lande, Unabhngigkeit von den kaiserlichen Gerichtshfen, Mnzrecht und andere Majesttsrechte). Dadurch wurde die Ein-heit des Reiches weiter geschdigt. Whrend Karls Regierung verheerte eine furchtbare Seuche, der Slkwarzelod, die Lnder Europas; um diese Zeit fanden die Zge^Scherze der Geielbrder (Flagellanten) statt sowie an vielen Orten Judenverfolgungen. 2. Wenzel 13781400, Karls Sohn, konnte den Landfrieden nicht aufrecht erhalten. Rubereien und Fehden nahmen berhand; am bekanntesten sind die Kmpfe des Grafen Eberhard des uers oder Rauschebarts von Wrttemberg gegen den schwbischen Stdtebund und die Ritterbndnisse (1377 Schlacht bei Reutlingen, 1388 bei Dffingen, vgl. Uhlands Romanzen). Wenzel machte sich durch Trgheit, Trunksucht und Grausamkeit (Ermordung Johann Pomuks) verchtlich und wurde, als er die Herzogswrde von Mailand vergab, von den vier rheinischen Kur-

3. Theil 2 - S. 72

1827 - Leipzig : Brockhaus
17* Kaiser Wenzels Unwesen in Böhmen. (Vom Jahr 1368 an.) Nach Karls Iv. Tod erhielt sein ältester Sohn Wen- ceslas oder, wie die Deutschen ihn nannten, Wenzel, Die deutsche Kaiserkrone, Böhmen und Schlesien; dessen Bruder Siegmund aber die Mark Brandenburg, und der zweite Bruder Johann, Schweidnitz und einen Theil der Lausitz. Bei des Vaters Tod war Wenzel erst siebenzehn Jahre alt. Er bestieg den Thron mit einer Menge Untugenden und Fehler, womit er seine Unterthanen unglücklich, sich selbst aber ihnen und der ganzen Welt verächtlich machte. Er war sinnlich, wollüstig, grausam, unbesonnen, argwöh- nisch, dem Trunk ergeben. Ohne Grundsätze, ohne Sinn für Gerechtigkeit und Billigkeit, überließ er sich sonder Zwang seiner rohen Natur. Seine meiste Zeit brachte er auf der Jagd und auf dem Lande zu. Ueberall wo er hinging, war sein Begleiter ein großer Hund, den er oft zum Vergnügen auf die Leute hetzte, um sich an ihrem Schrecken zu ergötzen. Eine Menge vornehmer Böhmen, geistlichen und weltlichen Standes, ließ er ohne Proceß und rechtliche Ordnung hinrichten, und den Scharfrichter nannte er seinen Gevatter. Lobenswerth war cs zwar, daß er die Diener der Religion, die ihn durch ihr unge- bundenes Leben erzürnten, zu besserer Zucht anhielt; er bestrafte sie aber mit barbarischer Strenge, und deswegen rühmten sie wenig Gutes von ihm, und wollten ihm sogar seine rechtmäßige Geburt streitig machen. Er war, wenn man ihnen glaubt, gar nicht Kaisers Karl Iv. Sohn, sondern ein nürnberger Beckerbube, der mit einer Prinzessin verwechselt wurde, mit welcher die Kaiserin in dieser Stadt

4. Deutsche Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart, mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens - S. 6

1906 - Leipzig [u.a.] : Teubner
6 Erste Periode. Vom Dreiigjhrigen Kriege bis zum sterr. Erbfolgekriege. aber bei dessen groer Jugend die Verwaltung des Landes selbst in die Hand. Sie gereichte den Marken zu groem Nutzen, da er ein ordnungs-liebender und haushlterischer Fürst war und auch Geld zur Ver-besserung des Landes zur Verfgung hatte. Gesetz und Recht brachte er wieder zur Geltung und rumte unter den Raubrittern und Wegelagerern auf. _ Ebenso sorgte er fr die Entwickelung des Handels und Verkehrs. Vermittels seiner beiden natrlichen Hauptverkehrsadern, der Elbe und der Oder, sollte Brandenburg am berseeischen Welthandel teilnehmen; darum traf er Anordnungen, um ihre Befahrung zu erleichtern. Besondere Fr-sorge wandte er der Stadt Tang er mnde zu, die er zu einem groen Stapelplatz zu machen gedachte. Durch eine Handelsstrae verband er sie mit seiner Hauptstadt Prag und errichtete in ihr viele prchtige Gebude (Schlo, Rathaus, Kirchen) im gotischen Stile. Um eine genaue bersicht der das Land zu gewinnen, lie er 1375 im Landbuch der Mark" Namen, Gre, Ertrag und Abgaben smtlicher Städte, Schlsser und Drfer des Landes aufzeichnen. 2. Sigismund. Herrschaft der Raubritter. Den fnf glcklichen m-l!Cvcrr ^e9lerun9 Karls folgten viele trbe unter seinem Nachfolger. Nicht Karls ltester Sohn Wenzel, fr den er die Mark verwaltet hatte, sondern sem zweiter Sohn Sigismund erhielt dem letzten Willen des 5ef 6^a die Mark und die Kurwrde, da Wenzel König von Bhmen und deutscher Kaiser wurde. Sigismund war zwar ein begabter und wpferer, aber auch sehr prachtliebender und verschwenderischer Herr. Als Schwiegersohn des Knigs von Ungarn und Polen, hoffte er einst diese tritt 9tmf.} ^7 vernachlssigte er Brandenburg vllig und verpfndete es m feinen Geldnten an seinen Vetter Jost von Mhren (1388) die Neumark aber, die er von seinem Bruder Johann geerbt hatte verkaufte er 1402 an den Deutschen Orden. Mit der Vervfnduna an jjost begann fr Brandenburg die heilloseste Verwirrung. Da es ihm nur darum zu tun war, mglichst viel Geld aus der Mark zu erlangen der- 4wsl Unt(fs<"V "" 6e"a^6atte Fürsten und verpfndete ^ "er, Städte und Einnahmen an landsssige Adelige Whrend di? Bieten S'dte bemht waren, ihre Selbstndigkeit n7d ihre Rech.- n mehren, berfielen raubende Ritter die Waremae itonnnptt ht ff if nbf+^Urf^a ְn ^9a6en und lagen mit anderen Rittern Städte^ \a selbst mit mchtigen Nachbarfrsten, in blutiger Fehde Die schlimmsten "st Sms Stjsrss K5' Wf %X"' de-Groen wu.de er wirmch Jagiello von Litauen mtt beffen fetter Tochter an Wladislaus

5. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 101

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ii. Das deutsche Königtum und seine Äausmachtpolitik. 101 Vasallen der Krone Böhmens. Auch Brandenburg erwarb er 1373 durch Kauf von dem wittelsbachischen Markgrafen Otto (dem Faulen). Aus dem Elbstädtchen Tangermünde suchte er durch Hafenbau und andere dem Verkehr dienende Anlagen einen wichtigen Ausfuhr- und Einfuhrplatz für seine Länder zu machen, die durch die Elbe an den deutschen Nordseehandel Anschluß finden sollten. Das Deutschtum in Böhmen hat er kräftig unterstützt; 'seine wichtigste Tat war 1348 die Gründung der Universität Prag, der die Pariser Sorbonne zum Muster gedient hatte. Nunmehr brauchte der deutsche Student nicht mehr nach Paris, Bologna, Salerno oder gar Salamanka zu ziehen. Den Dom auf dem Lradschin ließ Karl angeblich nach der Beschreibung des Gralstempels in Wolframs „Parzival" erbauen. Die gefestigte Stellung des luxemburgischen Lauses zeigte sich auch darin, daß es Karl Iv. gelang, noch bei seinen Lebzeiten die Königswahl seines ältesten Sohnes Wenzel durchzusetzen. Wenzel erhielt Böhmen; Brandenburg erbte der jüngere Siegmund, Mähren wurde einigen Neffen übertragen. Nach Karls Tode (1378) erwies sich Wenzel freilich unfähig, die Stellung seines Vaters im Reiche zu behaupten. Den mannigfachen und ausgedehnten Fehden zwischen Städten und Fürsten gegenüber vermochte er den Reichsfrieden nicht zu wahren, und als er Reichsrechte in Italien preisgab, nahmen die Kurfürsten dies als Vorwand zu seiner Absetzung. Der Pfalzgraf Ruprecht, der an seine Stelle trat, konnte aber ebensowenig die innere und äußere Anarchie meistern. Nach seinem Tode (1410) kam es zur Wahl Siegmunds, dem allerdings sein Vetter Jobst von Mähren auf Grund einiger Stimmen die Krone streitig machte. Da Wenzel seine Absetzung nie anerkannt hatte, standen im Jahre 1411 drei deutsche Könige einander gegenüber. Jobst starb aber noch im gleichen Jahre, und Wenzel trat zugunsten des Bruders zurück, so daß Siegmunds Königtum bald unbestritten war. Äußerlich angesehen, verfügte er über eine stattliche Macht; denn nach dem Tode seines Schwiegervaters, des Königs Ludwig von Polen und Ungarn, war ihm auch das Magyarenreich zugefallen. Doch hatte er damit zugleich die Aufgabe übernehmen müssen, das christliche Abendland gegen die Angriffe der Türken zu schützen. Dieses orientalische Volk hatte sich seit etwa 1350 auf der Balkanhalbinsel festgesetzt und das byzantinische Reich allmählich auf den Winkel zwischen dem Schwarzen und dem Marmarameer eingeschränkt. Dort konnte es sich noch bis 1453 halten. Auch Siegmund hatte schon mit den neuen Gegnern gekämpft.'und im Jahre 1396 bei Nikopolis an der Donau eine schwere Niederlage erlitten; seine eigene Rettung verdankte er der Sage nach nur dem Eingreifen des tapferen hohenzollen-

6. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 57

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ii. Das deutsche Königtum und seine Lausmachtpolitik. 57 Vasallen der Krone Böhmens. Auch Brandenburg erwarb er 1373 durch Kauf von dem wittelsbachischen Markgrafen Otto (dem Faulen). Aus dem Elbstädtchen Tangermünde suchte er durch Äafenbau und andere dem Verkehr dienende Anlagen einen wichtigen Ausfuhr- und Einfuhrplatz für seine Länder zu machen, die durch die Elbe an den deutschen Nordseehandel Anschluß finden sollten. Das Deutschtum in Böhmen hat er kräftig unterstützt; seine wichtigste Tat war 1348 die Gründung der Universität Prag, der die Pariser Sorbonne zum Muster gedient hatte. Nunmehr brauchte der deutsche Student nicht mehr nach Paris, Bologna, Salerno oder gar Salamanka zu ziehen. Den Dom auf dem Srabschin ließ Karl angeblich nach der Beschreibung des Gralstempels in Wolframs „Parzival" erbauen. Die gefestigte Stellung des luxemburgischen Laufes zeigte sich auch darin, daß es Karl Iv. gelang, noch bei seinen Lebzeiten die Königswahl feines ältesten Sohnes Wenzel durchzusetzen. Wenzel erhielt Böhmen; Brandenburg erbte der jüngere Siegmund, Mähren wurde einigen Neffen übertragen. Nach Karls Tode (1378) erwies sich Wenzel freilich unfähig, die Stellung feines Vaters im Reiche zu behaupten. Den mannigfachen und ausgedehnten Fehden zwischen Städten und Fürsten gegenüber vermochte er den Reichsfrieden nicht zu wahren, und als er Reichsrechte in Italien preisgab, nahmen die Kurfürsten dies als Vorwand zu seiner Absetzung. Der Pfalzgraf Ruprecht, der an seine Stelle trat, konnte aber ebensowenig die innere und äußere Anarchie meistern. Nach seinem Tode (1410) kam es zur Wahl Siegmunds, dem allerdings sein Vetter Jobst von Mähren auf Grund einiger Stimmen die Krone streitig machte. Da Wenzel seine Absetzung nie anerkannt hatte, standen im Jahre 1411 drei deutsche Könige einander gegenüber. Jobst starb aber noch im gleichen Jahre, und Wenzel trat zugunsten des Bruders zurück, so daß Sieg -munds Königtum bald unbestritten war. Äußerlich angesehen, verfügte er über eine stattliche Macht; denn nach dem Tode seines Schwiegervaters, des Königs Ludwig von Polen und Ungarn, war ihm auch das Magyarenreich zugefallen. Doch hatte er damit zugleich die Aufgabe übernehmen müssen, das christliche Abendland gegen die Angriffe der Türken zu schützen. Dieses orientalische Volk hatte sich feit etwa 1350 auf der Balkanhalbinsel festgesetzt und das byzantinische Reich allmählich auf den Winkel zwischen dem Schwarzen und dem Marmarameer eingeschränkt. Dort konnte es sich noch bis 1453 halten. Auch Siegmund hatte schon mit den neuen Gegnern gekämpft und im Jahre 1396 bei Nikopolis an der Donau eine schwere Niederlage erlitten; feine eigene Rettung verdankte er der Sage nach nur dem Eingreifen des tapferen hohenzollen-

7. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart mit Einschluß der wichtigsten Kapitel aus der allgemeinen Weltgeschichte und mit Belehrungen aus der Staatskunde - S. 80

1910 - Leipzig : Voigtländer
80 Das Mittelalter. In Prag begrndete er auch die erste deutsche Universi-tat 1348. Goldene rs. r ^ , - _ Bulle^356 Karls Hauptwerk fr das Reich war die Goldene Bulle 1356. Dieses Verfassungsgesetz, das nach seiner goldenen Siegel-kapsel benannt wurde, stellte fest, da die Wahl des Kaisers durch sieben Kurfrsten geschehen solle. Diesen Wahlfrsten wurden besondere mter zuerteilt. So sollten die drei geistlichen Kurfrsten, nmlich die Erzbischfe von Mainz, Trier und Kln, die Kanzler xsr~fr Deutschland, Burgund und Italien sein; von den vier weltlichen ... Kurfrsten sollte der König von Bhmen als Erzschenk, der Pfalz-. graf vom Rhein als Erztruchse, der Herzog von Sachsen-Witten-berg als Erzmarschall und der Markgraf von Brandenburg als Erz-kmmerer ttig sein. Die Kurfrsten erhielten wichtige Vorrechte (Mnz- und Zollrecht, Unabhngigkeit von dem kaiserlichen Gericht, Unteilbarkeit der Kurlande), so da sie die brigen Fürsten weit berragten. Als Ort der Wahl wurde Frankfurt am Main, als Ort der Krnung Aachen festgesetzt. Schwarze Whrend Karls Regierung durchzog eine furchtbare Krankheit, ob der Schwarze Tod", die Lnder Europas und raffte ungeheure Menschenmengen hinweg. Man gab den Juden schuld, sie htten durch Brunnenvergiftung die Krankheit erregt, und veranstaltete an folgungen vielen Orten Judenverfolgungen; unzhlige Juden und Juden-Huser wurden verbrannt. Andere sahen den Grund der Krankheit in ihren Snden und suchten diese durch schwere Bubungen zu etiler* ^hnen; das fhrte zu den Prozessionen der Geielbrder, fahrten Bei Karls Iv. Tod*1378 erhielt von den luxemburgischen Erb-landen der ltere Sohn Wenzel, der auch zum Kaiser erwhlt wurde, das Knigreich Bhmen, der jngere Sigismund das Kurfrstentum Brandenburg. i378-i4oo 2. Wenzel, 13781400, war ein vergngungsschtiger, schlaffer Fürst. Whrend seiner Regierung wurde das Reich durch viele Feh-den zerrissen. So fhrte Graf Eberhard der Greiner von Wrttem-berg erbitterte Kmpfe mit dem Schwbischen Stdtebund und dem Ritterbund der Schlegler (vgl. Uhland, Graf Eberhard der Rausche-bart"). Wenzel versank immer tiefer in Trgheit, Trunksucht und Grausamkeit. Die vier rheinischen Kurfrsten erklrten ihn endlich fr abgesetzt und whlten statt seiner den Pfalzgrafen Ruprecht aus dem Hause Wittelsbach. Xrs 3- Ruprecht von der Pfalz, 14001410, war reich an gutem 140e410 aber schwach an Mitteln" und konnte deshalb die Ordnung im Reiche nicht wiederherstellen.

8. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 245

1847 - Leipzig : Engelmann
Verfall der Lehnsmonarchie und Entartung der Kirche. 245 tenbild kaiserlichermacht vernichtet, indem er sich von Fürsten und Städten die Reichsrechte abkaufen ließ und die Kaiserkrone als ein Geschenk des Papstes unter der Bedingung annahm, daß er nur Einen Tag in Rom verweile. Von nun an hörte der Kampf der Guelfen und Ghibellinen auf; da- für stritten jetzt Fürsten und Freiftädte um Erweiterung ihrer Gebiete und statt der frühern Bürgerheere wurden nunmehr (wie einst in Grie- chenland) Miethtruppen gebraucht, deren kühne, kriegskundige Anführer (Condottieri) nicht selten das Schicksal der Staaten in ihrer Hand hat- ten und ihre Stellung zu eigener Erhebung benutzten. — Auch in Deutschland waren Karls Bemühungen hauptsächlich auf Befriedigung seiner Habgier, seines Eigennutzes und seiner Landersucht gerichtet. Er verkaufte den Reichsstädten Freiheiten und Rechte; er vermehrte die kai- serlichen Einkünfte durch die Erfindung des Briefadels; er brachte Brandenburg, Schlesien, dielausitz und die Oberpfalz an sein Haus, das somit über alle slavisch-germanischen Länder von der Donau bis an die Küste der Ostsee herrschte. — Böhmen gelangte unter ihm zu hoher Macht und Blüthe. Deutsche Ansiedler wurden ins Land gezogen, Dörfer und Städte gegründet (Karlsbad), Ackerbau und Gewerbfleiß befördert, Straßen und Brücken angelegt. In seiner Hauptstadt Prag erhoben sich Kirchen, Paläste und schöne Wohn- häuser und die mit Bewilligung des Papstes und unter Mitwirkung des Dichters Petrarca (8. 320.) daselbst angelegte erste deutsche Universität zahlte bald 5000 bis 7000 Studirende. — Karl dem Iv. verdanken wir das erste unter dem Namen der goldenen Bulle be- kannte Neichsgrundgesetz, das die Wahlrechte der Kaiser den 7 Kurfür- sten verlieh, die Linien der Fürstenhäuser bestimmte, auf denen die Kur- würde ruhen solle, die kaiserliche Wahl und Krönungsordnung festsetzte und die Rangverhaltnifse der Reichsfürsten regulirte. Da dieses Gesetz die Kurfürsten sehr bevorzugte, so suchten Adel und Reichsstädte sich durch Verbindungen zu starken, um das Gleichgewicht zu erhalten. Darüber ging das kaiserliche Ansehen vollends unter und ein Zustand von Verwirrung, Gesetzlosigkeit und eigenmächtiger Selbsthülfe trat von Neuem ein. 8. 328. Der große Städtekrieg (1388). Dieß geschah be- sonders unter Karls Iv. Sohn und Nachfolger Wenzel (Wenceslaus). Denn während dieser rohe, jähzornige Mann durch seine Grausamkeit, seine barbarischen Strafen *) und sein wüstes Iagdleben den böhmischen Adel so gegen sich aufbrachte, daß sich dieser zuletzt empörte und den Kaiser gefangen nahm, herrschte im deutschen Reich die größte Verwir- rung. Die Städte in Schwaben, in Franken und am Rhein Ims. Wenzel 1378 — 1400. f 1419.

9. Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 62

1888 - Wolfenbüttel : Zwißler
62 Oci 31. Karl It. Kctrl Iv. 13471378, ein gelehrter und kluger Herrscher, aber ohne den hohen Sinn seines Grovaters, war vornehmlich darauf be-dacht, feine Hausmacht zu erweitern. Um sein Privatvermgen zu mehren, verkaufte er Reichsrechte an Fürsten und Städte, wie er auch Adelsdiplome gegen Geld ausfertigte (Briefadel). Er gewann den nrdlichen Teil der Oberpfalz und vereinigte Schlesien mit Bh-men, auerdem ntigte er 1373 den letzten bayerischen Markgrafen, -jhm die Mark Brandenburg abzutreten. Hier wie in feinem Stamm-pfnde Bhmen, das er durch deutsche Ansiedler kultivieren lie, re-gierte Karl mit landesvterlicher Frsorge. In seiner Residenz Prag stiftete er die erste deutsche Universitt 1348. Von dem italienischen Parteitreiben hielt er sich fern, doch empfing er in Rom die Kaiserkrone. Eine wichtige Regierungsmaregel Karls Iv. war sein 1356 erlassenes Reichsgrundgesetz der goldenen Bulle, durch das die Streitig-keiten bei der Wahl des deutschen Kaisers beseitigt werden sollten. Sieben Kurfrsten hatten gesetzlich das Recht der Wahl: drei geistliche, die Erzbischfe von Mainz, von Trier und von Kln, und vier welt-liche, der König von Bhmen (Erzschenk), der Pfalzgraf bei Rhein (Erztruchse), der Herzog von Sachsen (Erzmarschall) und der Mark-gras von Brandenburg (Erzkmmerer). Wahlort war Frankfurt a. M., die Krnungsstadt Aachen. Zugleich erhielten die Kurfrsten wichtige landesherrliche Vorrechte. Ihre Lnder blieben ungeteilt und vererbten nach dem Rechte der Erstgeburt; auerdem erlangten sie die oberste Gerichtsbarkeit in ihren Ln-dern und eine Anzahl Einkommen, welche frher kaiserliche gewesen waren (das Mnzrecht, die Bergwerke, den Zoll fr den Judenschutz). Durch die goldene Bulle wurde die Einheit des Reiches noch weiter geschdigt, da nun auch die brigen Fürsten nach den Vorteilen streb-ten, welche die Kurfrsten auszeichneten. 32. Wenzel und Ruprecht von der Pfalz. Stdtendnijfe. Stdtekrieg. Die s<Htt>eizerif(He Eidgenossenschaft. 1. Wenzel 13781400, Karls ltester Sohn, berlie das Reich den Fehden und Rubereien, welche jetzt in furchtbarem Mae

10. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 60

1895 - Leipzig : Voigtländer
60 43. (104.) Die luxemburgischen Kaiser 13471437. 1347 1. Karl It. (13471378) ist von einem seiner Nachfolger Bhmens Vater, des heiligen rmischen Reiches Erzstiefvater" genannt worden. Er grndete sich eine sehr bedeutende Hausmacht, indem er die Mark B r a n -denburg, Schlesien und andere Gebiete mit seinem Erblande Bhmen verband, das unter ihm seine goldene Zeit hatte. Von ihm wurde zu Prag die erste Universitt im Deutschen Reiche gestiftet 1356 (1348). Sein Hauptwerk fr das Reich war die goldene Bulle 1356. In ihr wurde festgesetzt, da die Kaiserwahl durch sieben Kur-frsten: die drei Erzbischfe von Mainz, Trier und Kln und vier welt-liche Fürsten: den König von Bhmen (Erzschenk), den Pfalzgrafen bei Rhein (Erztruchse), den Herzog von Sachsen - Wittenberg (Erzmarschall) und den Markgrafen von Brandenburg (Erzkmmerer) in Frankfurt erfolgen, die Krnung des Kaisers in Aachen geschehen solle. Die Kurfrsten, die sieben Sulen und Leuchter des heiligen rmischen Reiches", wurden mit groen Vorrechten ausgestattet, und dadurch die Einheit des Reiches erheblich geschdigt. Whrend Karls Regierung verheerte eine entsetzliche Pest, der sogenannte schwarzetod,die Lnder Europas. (Die Flagellanten oder Geiler.) 2. Wenzel (13781400), Karls Sohn, war König von Bhmen und bisher auch Kurfürst von Brandenburg, das er jetzt seinem Bruder Sigismund berlie. Unter seiner schlaffen Regierung nahm das Raub- und Fehdewesen im Reiche berhand (der Stdtekrieg in Schwaben, Sieg Eberhards des Greiners bei Dffingen 1388). Wenzel wurde endlich von den vier rheinischen Kurfrsten als unntzlicher und saumseliger Entgliederer des heiligen rmi-schen Reiches" abgesetzt, und Ruprecht von der Pfalz (14001410) gewhlt, der zwar reich an gutem Willen, aber schwach an Mitteln war, um das Unrecht zu krnken und zu strken das Recht". Nach Ruprechts Tode erhielt das Deutsche Reich auf kurze Zeit drei Kaiser, da die eine Partei der Kurfrsten Wenzels Bruder Sigismund, die andere dessen Vetter Jobst von Mhren whlte, ohne da Wenzel abgedankt hatte. Doch Jobst starb bald, und nach einem gtlichen Vergleiche mit Wenzel wurde nun Sigismund von den Kur-frsten einstimmig zum Reichsoberhaupte erhoben. 3. Sigismund (14101437), Kurfürst von Brandenburg, durch seine Gemahlin König von Ungarn und nach seines Bruders Wenzel Tode auch König von Bhmen, suchte vor allem die in der Kirche eingetretenen Wirren zu beseitigen und betrieb daher die Berufung des 1414 a. Ktzmk zu Konstanz (14141418). Die nchste Aufgabe dieser grten Wu v ..izendsten Kirchenversammlung des Mittelalters war, dem

11. Geschichte des Mittelalters - S. 97

1882 - Freiburg : Herder
Karl Iv. Wenzel. Bündnisse im Deutschen Reiche. 97 werden durften. Die Kurfürsten waren also eigentlich Landesherren. Übrigens hatten auch die andern Fürsten, namentlich während der Wirren zur Zeit der letzten Hohenstaufen, sich immer mehr Rechte zu verschaffen gewußt, so daß auch sie fast selbständig waren. (Entstehung der fürstlichen Landeshoheit.) Den Städten verbot die goldene Bulle, Bündnisse ohne den Willen des Kaisers zu schließen, sie thaten es aber dennoch; ebenso die Ritter (der reichsfreie kleine Adel); denn darin fanden sie ihren einzigen Schutz gegen die Übermacht der Fürsten. Karl Iv. schützte oder opferte die Städte, je nachdem er es in seinem Interesse fand. Um 100 000 Gul- den sicherten die Kurfürsten seinem Sohne die Nachfolge im deutschen Reiche zu; statt ihnen diese Summe zu bezahle«, verpfändete ihnen Karl den Nest der Reichszölle und dreißig Reichsstädte. In einer Reichsstadt, die von dem Kaiser an einen Fürsten verpfändet war, setzte der Fürst einen Vogt als Gerichtsherrn ein und bezog die Steuer,' welche sonst dem Kaiser entrichtet wurde, und weil die Kaiser etrtq verpfändete Reichs- stadt in der Regel nie mehr einlösten, so wurde sie aus einer Reichs- stadt eine landesfürstliche Stadt. Wenzel. (1378-1400.) § 11. Karls Iv. Sohn und Nachfolger Wenzel zeigte anfangs guten Willen, Recht irnd Ordnung im Reiche aufrecht zu erhalten. Da es ihm aber nicht nach Wunsch gelang, ließ er den Dingen ihren Lauf und zog sich in sein Böhmen zurück, wo ihm das Volk nicht abgeneigt war, obwohl er durch übermäßigen Weingenuß seine ohnehin wilde Natur steigerte und dann seiner Umgebung furchtbar wurde.. Im Jahr 1400 erklärten ihn die Kurfürsten des Thrones verlustig und wählten Ruprecht von der Pfalz zum König. Derselbe konnte sich aber trotz seiner guten Eigenschaften keine allgemeine Anerkennung verschaffen und starb 1410. Hierauf wurde Wenzels Bruder Siegmund gewählt. Wenzel aber protestierte fortwährend und schrieb sich bis zu seinem Tode (1419) Kaiser. Die Mldililse im Deutschen deiche. § 12. Als zur Zeit des Interregnums kein König das Recht und die Freiheit der Schwachen gegen die Gewalt der Mächtigen schützte und von den späteren Königen der eine nicht die Macht, der andere nicht den Willen hatte, den Übergriffen der Großen Einhalt zu thun, traten freie Landschaften und Städte in Bündnisse zusammen zur gemein- schaftlichen Verteidigung ihrer Rechte. Bumüller, Überblick. Ii. 3. Aufl. 7

12. Deutsche Geschichte - S. 85

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
85 die Erzbischfe von Mainz, Kln und Trier, und vier weltliche, der König von Bhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Brandenburg, sollten hinfort den König whlen. Die Kurfrstentmer sollten unteilbar sein. War das Reichsoberhaupt gestorben, so mute der Erzbischof von Mainz die andern Kurfrsten auf einen bestimmten Tag nach der Wahl-stadt Frankfurt einladen, wo dann in der Wahlkapelle des Domes die feierliche Handlung stattfand. Wer die meisten Stimmen erhielt, war gewhlt. War der Gewhlte zugleich Kurfürst, so wurde er sofort in festlichem (Gottesdienste auf den Hochaltar gesetzt. Dann belehnte er die Kurfrsten auf dem Rmerberg und zog nach der Krnungsstadt Aachen, um dort die Krone aus den Hnden des Erz-bifchofs von Kln zu empfangen. Gro waren die Vorrechte, die das neue Reichsgrundgesetz" den Kurfrsten einrumte. Sie erhielten fr ihre Gebiete alle wichtigen kniglichen Rechte. Fortan hatten sie die Gerichtshoheit in ihren Landen; sie durften Mnzen schlagen und Zlle erheben. So wurden die Kurfrsten durch dieses Reichs-gesetz der erste Reichsstand," während die brigen Fürsten den zweiten bildeten. 3. Weitere Schicksale seines Hauses. Die kluge Regierung Karls Iv. strkte die Macht und das Ansehen seines Hauses ganz bedeutend. Zu Bhmen gewann er im Jahre 1373 noch die Mark Brandenburg. Schon zu seinen Lebzeiten whlten die Kurfrsten seinen Sohn Wenzel zum Nachfolger: das erstemal seit hundert Jahren, da der Sohn direkt auf den Vater folgte. Da sein jngerer Sohn Sigismund durch Heirat Ungarn erwarb, hatten die Luxemburger die Habsburger berflgelt. Doch ging es bald wieder abwrts. Wenzel verdarb sehr viel. Er kmmerte sich nicht um das Reich und wute nicht einmal Bhmen zu regieren. Da setzten ihn im Jahre 1400 die Kurfrsten als einen Verderber des Reiches" ab und whlten den Kurfrsten Ruprecht von Der Pfalz. Nach dessen Tode gelang es wohl Sigismund, die Krone zu erlangen; aber er hatte keinen Sohn, blo eine Tochter, und die heiratete einen Habsburger. So kam dieses Geschlecht wieder empor und wurde nun binnen wenigen Jahrzehnten das erste von Europa. Standbild Karls V. Er hat in der linken Hand eine Pergamentrolle.

13. Das Mittelalter - S. 113

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Stdtebndnisse. 113 Karl gedachte durch dieses Entgegenkommen die mchtigsten Fürsten um den König zu scharen und mit ihrer Hilfe Ordnung im Reiche zu schaffen. In Wirklichkeit aber begann mit dieser Fest-sttzung die vllige Auslsung des Reiches in Einzelstaaten. Denn was die Kurfrsten hier bekamen, das trachteten natrlich auch die andern Fürsten zu erlangen, und sie haben es schlielich erlangt. Freilich dauerte das noch gegen zweihundert Jahre; dann aber war Deutsch-land weiter nichts mehr als ein Chaos von mehreren Hunderten fast selbstndiger Staaten meist zwergenhafter Art. 3. Weitere Schicksale seines Hauses. Die kluge Regierung Karls Iv. hatte die Macht und das Ansehen seines Hauses so gestrkt, da es dem Habsburgischen tatschlich berlegen war. Zu .Bhmen gewann er im Jahre 1373 noch die Mark Brandenburg. Schon zu seinen Lebzeiten whlten die Kurfrsten seinen Sohn Wenzel zum Nachfolger: das erstemal seit hundert Jahren, da der Sohn direkt auf den Vater folgte. Da auch noch sein jngerer Sohn Sigismund durch Heirat Ungarn gewann, schien im Osten unseres Vaterlandes eine gewaltige Macht emporzuwachsen. Doch ging es bald wieder abwrts. Wenzel verdarb sehr viel. Er kmmerte sich nicht um das Reich und wute nicht einmal Bhmen zu regieren. Da setzten ihn im Jahre 1400 die Kurfrsten als einen Verderber des Reiches" ab und whlten den Kurfrsten Ruprecht von der Pfalz. Nach dessen Tode gelang es wohl Sigismund, die Krone zu erlangen; aber er hatte keinen Sohn, blo eine Tochter, und die heiratete einen Habsburger. So kam dieses Geschlecht wieder empor und sollte binnen wenigen Jahrzehnten das erste von Europa werden. Xii. Stdtebndnisse. 1. Der groe Schwbisch-Rheinische Stdtebund. Die Reichsstdte waren in die Gebiete der Fürsten gleichsam eingebettet. Sie wurden durch ihren Handel reich und bertrafen an Wohlhabenheit die meisten Städte der frstlichen Nachbarn. Kein Wunder, da ihre vereinsamte Lage die Fürsten hufig reizte, sich ihrer zu bemchtigen. Jedenfalls legten sie und besonders ihre Lehnsmannen, die Ritter, dem Handel dieser Reichsstdte groe Schwierigkeiten in den Weg. Um nun solche Hindernisse mglichst zu beseitigen, schlssen die Bedrohten sich zu Bndnissen zusammen, Froning und Wlker, Lehrbuch der Geschichte. Il g

14. Der Unterricht in der Geschichte - S. 111

1893 - Delitzsch : R. Pabst
Die Mark Brandenburg. 111 das 1356 durch die goldene Bulle zum Kurfürstentum erhoben war, an Wenzel, Karls Sohn, ab. Ai. Das Kurfürstentum Brandenburg unter den Luxemburgern. ' 1373-1415. Wenzel und Sigismund. Für den unmündigen We nz el führte fein Vater K a r ( Iv. die Regierung in Brandenburg und zwar zum Segen des Landes. Er steuerte dem Raubritterweseu, Ruhe und Sicher> heit kehrten zurück. Gern weilte er in der Stadt Tangermünde, welche er zum Mittelpunkte des norddeutschen Handels erheben wollte. Wenn Karl als Kaiser dem deutschen Reiche nicht viel genützt hat und deshalb „des heiligen römischen Reiches Erzstiefvater" genannt wird, so ist er umsomehr ein sorgender Vater für Brandenburg gewesen. Viel zu früh starb er. Weuzel war nur dem Namen nach Kurfürst, er hat sich nie um Brandenburg gekümmert, ist überhaupt nicht ein einziges Mal nach der Mark gekommen. Nach Karls Tode Übertrag der zum deutschen Kaiser ernannte Wenzel seinem Bruder Sigismund die Regierung in Brandenburg. Sigismund, tapfer aber verschwenderisch, verlebte die meiste Zeit am Hofe seines zukünftigen Schwiegervaters, des Königs von Polen und ließ in Brandenburg gewissenlose Statthalter regieren. Immer in Geldnot, verkaufte er die Neumark au den Deutschorden. Die traurigste Zeit brach für Brandenburg an, als Sigismund, um sich aus Geldverlegenheit zu retten, die Mark an seinen Vetter I o b ft von Mähren verpfändete. Frecher denn je erhoben die Raubritter ihr Haupt. Der Vetter Jobst scheute sich nicht, mit ihnen sogar ein Bündnis zu schließen, damit möglichst viel ans dem unglücklichen Lande herausgepreßt werde. Zwischen den Städten und dem wilden Adel tobte unaufhörliche Fehde. Raubzüge gingen hinüber, Rachezüge herüber. Die Bürger fanden wenigstens Schutz hinter ihren Festungsmauern, aber das arme Landvolk sah steh der Willkür des mächtigen Raubadels ausgesetzt. Er riß die Gerichtsbarkeit über die Bauern au sich und eignete sich Äcker und Wiesen an. Die Dörfer verarmten und verödeten. Vielen Banern und Arbeitern verging die Lust zur Arbeit und legten sich aufs Stehlen. Die Obrigkeit konnte nicht helfen, denn sie stand selbst unter dem Drucke des räuberischen Adels. So kam es, daß die Mark Brandenburg nichts als Räuber und Diebe beherbergte. 32. Brandenburg kommt an die Hohenzollern. 1415. a) Friedrich oou Hohenmern übernimmt die verrufene Mark. Bei Jobst's Tode fiel Brandenburg an Sigismund wieder znrück. Ihm schlug das Gewissen, als er von brandenburgischen Abgesandten vernahm, in welch' zerrüttetem Zustaude sich die Mark befand. Er berief den bewährten Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg znm Statthalter, „dessen Klugheit und Rechtschaffenheit sich am meisten dazu

15. Von 1198 bis zum Ende des Mittelalters - S. 22

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
22 Vi. Goldene Bulle Karls Iv. 1356 Vii, 1. Damit nun nicht zwischen den Söhnen dieser weltlichen Kurfürsten über besagtes Recht (der Königswahl), Stimme und Befugnis künftig Stoff zu Unruhen und Zwistigkeiten enstehen könne, . . . setzen wir fest .. ., daß, nachdem einer dieser weltlichen Kurfürsten gestorben ist, Recht, Stimme und Befugnis zur Wahl auf den erstgeborenen, ehelichen, dem Laienstande angehörten Sohn, in dessen (Ermangelung aber auf den (Erstgeborenen des (Erstgeborenen, der gleichfalls Laie sein muß, übergehe, wenn aber dieser (Erstgeborene ohne männliche, eheliche, dem Laienstande angehörige (Erben aus dem Leben scheiden sollte, dann soll ... Recht, Stimme und Befugnis zu besagter Wahl an feinen ältesten, dem Laienstande angehörigen, in wahrer väterlicher Linie abstammenden ältesten Bruder und dann auf dessen (Erstgeborenen übergehen. . . . Ix. wir erklären, daß unsere Nachfolger, die Könige von Böhmen, und ebenso alle geistlichen und weltlichen Kurfürsten die gesamten Gold- und Silbergruben, die Sinn-, Kupfer», (Eisen-, Blei- und sonstigen Inetallbergwerke, sowie die Salzbergwerke ... von Rechts wegen besitzen .. ., ebenso Juden halten und in der Vergangenheit eingerichtete und festgesetzte Zölle erheben dürfen. X. wir fetzen ferner fest, daß dem Könige von Böhmen... auch fernerhin zustehen soll, Gold- und Silbermünzen in jedem ©rte und Teile seines Königreiches ... prägen zu lassen. ... Gegenwärtiges Gesetz ... wünschen wir auf alle Kurfürsten, geistliche wie weltliche, vollständig auszudehnen. Xi. wir setzen auch fest, daß keine Grafen, freie Herren, (Edele, Vasallen, Burgmannen, Dienstmannen, Bürger, überhaupt feine der dölner, Mainzer und Trierer Kirche unterworfene Person ... außerhalb des Gebietes dieser Kirchen . . . vor irgend ein anderes Gericht als das der (Erzbischöfe von Ittainz, Trier und (Eöln und ihrer Richter ... geladen werden kann, wie es auch in vergangenen Seiten gehalten worden ist.1.. . Und wir fügen ausdrücklich hinzu, daß es...keiner diesen Kirchen unterworfenen Person... gestattet ist, von den Prozessen, Urteilssprüchen . . . dieser Erzbischöfe und Kirchen oder ihrer weltlichen Beamten ... an irgend ein Gericht Berufung einzulegen, solange den im (Berichte besagter (Erzbischöfe und ihrer Beamten Klagenden das Recht nicht verweigert wird?. . . (Ebendiese Bestimmung wollen wir kraft gegenwärtigen kaiserlichen Gesetzes auf die erlauchten Kur- an (Berichtes Statt gesessen, im Hamen und wegen unserer Herren Itcitfurfürften und unser selbst ... tun ab und setzen ab mit diesem unsern Urteil Herrn Wenzel als einen unnützen, saumseligen, unachtbaren (Entgliederer und unwürdigen Handhaber des fjeil. Römischen Reichs von demselben Römischen Reich und allen dazu gehörenden tdüröen, Ehren und Herrlichkeiten. Und verkünden darum allen Fürsten, Herren, Knechten, Städten, Ländern und Leuten, öafj sie von nun ab ihrer (Eibe und Huldigungen, die sie der Person des vorgenannten Herrn Wenzel von des Heil.reiches wegen getan haben, zumal und gänzlich ledig sind (Deutsche Reichstags« asten Iii, 254ff.) 1 Privilegium de non evocando. 8 Privilegium de non appellando.

16. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 71

1905 - Leipzig : Voigtländer
53. Luxemburgische Kaiser 13471437. 71 während Karls Regierung durchzog eine furchtbare Krankheit, der Schwarze Tod", die Lnder (Europas und raffte ungeheure Menschen- si3e mengen hinweg. Man gab den Juden schuld, sie htten durch Brunnen- Tod Vergiftung die Krankheit erregt, und veranstaltete an vielen (Drten Juden- Ad-nv-r-verfolgungen; unzhlige Juden und Judenhuser wurden verbrannt. andere sahen den Grund der Krankheit in ihren Snden und suchten diese durch schwere Bebungen zu shnen; das fhrte zu den Prozessionen Am-r-der Geitzelbrder. Bei Karls Iv. Tod 1378 erhielt von den luxemburgischen Erblanden der ltere Sohn Wenzel, der auch zum Kaiser erwhlt wurde, das Knigreich Bhmen, der jngere Sigismund das Kurfrstentum Brandenburg. 2. Wenzel und Ruprecht von der Pfalz. Wenzel 13781400 roar ein vergngungsschtiger, schlaffer Fürst. Whrend seiner Regierung rourde das Reich durch viele Fehden zerrissen. So fhrte Graf Eberhard der (Breiner von Wrttemberg erbitterte Kmpfe mit dem schwbischen Stdtebund und dem Ritterbund derschlegler (vgl. Uhland, Graf Eberhard der Rauschebart"). Wenzel versank immer tiefer in Trgheit, Trunksucht und Grausamkeit; u. a. lie er den Geistlichen Johann von pomuk (den heiligen Nepomuk") in der Moldau ertrnken. Die vier rheinischen Kurfrsten erklrten ihn endlich fr abgesetzt und whlten statt seiner den Pfalzgrafen Ruprecht aus dem Hause Wittelsbach. Ruprecht von der Pfalz 1400-1410 war reich an gutem Willen, aber schwach an Mitteln" und konnte deshalb die Ordnung im Reiche nicht pfai3 ' ' 1400-1410 wiederherstellen. Nach Ruprechts Tode hatte Deutschland auf kurze Zeit drei Kaiser, die smtlich dem luxemburgischen Hause entstammten; denn Wenzel hatte noch nicht abgedankt, und die eine Partei der Kurfrsten whlte Wenzels Bruder Sigismund, die andere deren Detter Jobst von Mhren. Doch Jobst starb bald, und nach einer Vereinbarung mit Wenzel wurde Sigismund von den Kurfrsten einstimmig zum Reichsoberhaupt erhoben. 3. Sigismund 14101437 war seit seines Daters Tode Kurfürst mun^ von Brandenburg, durch seine Gemahlin König von Ungarn und wurde nach Wenzels Tode auch König von Bhmen. Er war von Knig-Iicher Erscheinung und freundlichem Wesen, begabt und regsam, aber oberflchlich und wankelmtig. 3u jener Zeit herrschten groe kirchliche Mistnde. Seit 1378 war nicht nur in Hoignon ( 52, 5), sondern auch wieder in Rom ein Papst gewhlt worden. Diese Kirchenspaltung (Schisma) hatte das Konzil

17. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 63

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 63 — § 115. Die Goldene Bulle. Nach der goldenen Siegelkapsel (Bulle) ist das wichtige Reichsgesetz benannt, das Karl auf -« opiß den Reichstagen von Nürnberg und Metz verkündigen ließ. J-Ojo Es regelte die Königswahl und die Stellung der Kur- oder Wahlfürsten. Sieben sollen den Herrscher küren: die drei geistlichen Erzkanzler des Reiches, nämlich die Erzbischöfe von Mainz, C ö l n und Trier, fowie die vier Inhaber der weltlichen „Erzämter", nämlich der König von Böhmen als Schenk, der P f a l z g r a f als Truchseß, der Herzog von Sachsen als Marschall und der Markgraf von Brandenburg als Kämmerer. Der Mainzer leitet die Wahl, Stimmenmehrheit entscheidet sie. Die Kurfürsten selber macht die Bulle zu Herren über Land und Leute; sie vererben ihr unteilbares Kurgebiet auf Sohn und Enkel, sprechen den Untertanen oberstes Recht und schlagen Münzen mit ihrem Bilde. Karls Iv. Söhne. § 116. Wenzel. Welch ein unwürdiger Fürst wurde doch der 1378-1400 Prinz, der als Achtzehnjähriger seinem Vater folgte! Den „faulen Wenzel", den „Taugenichts des Heiligen Römischen Reiches" schalt man ihn. Am liebsten ging er auf die Jagd, und bis zur Befinnungs-lofigkeit konnte er sich betrinken. Grausamkeit war seine Lust; „du zweiter Nero!" schrieb man einst an seine Kammertür. Wenn Wenzel in Prag, wo er fast immer war, über die Straße ging, hetzte er wohl seinen Hund auf Vorübergehende. Die Fürsten entsetzten schließlich den „unnützen, trägen und verfäumlichen" König des Thrones und erhoben den Pfalzgrafen Ruprecht. Doch ging die (1400-1410) Regierung dieses Pfälzers tatenlos vorüber. § 117. Sigismund. Karls Iv. jüngster Sohn Sigismund war 1410-1437 bereits Kurfürst von Brandenburg und durch Heirat auch König von Ungarn. Aber aus Geldverlegenheiten kam der verschwenderische Fürst zeitlebens nicht heraus. Seine ritterliche Gewandtheit war größer als seine Bildung; auf Fehler in der Sprache kam es ihm nicht an. Er regierte in einer bewegten Zeit; das Konzil von K o n st a n z , dessen Berufung er vermittelte, und die H u s s i t e n -kriege waren ihre bedeutendsten Ereignisse. § 118. Das Konzil von Konstanz, 1414—1418. Groß war die Bedrängnis der Kirche. Nach der Rückkehr des päpstlichen Hofes in das verwaiste und heruntergekommene Rom traten Gegenpäpste in Avignon auf, und die Christenheit geriet in arge Verwirrung. Zur Besserung der kirchlichen Verhältnisse erhoben sich viele Stimmen, besonders unter den Gelehrten der Universitäten, die eine „Reform der Kirche an Haupt und Gliedern" verlangten. Diefe sollte auf dem

18. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 102

1910 - Berlin : Salle
102 Die Geschichte Brandenburgs bis zum Großen Kurfürsten. sich gar nicht darum kümmerte. Die Niederlausitz verkaufte er an den Kaiser, und als er sich endlich, wahrscheinlich aufgestachelt durch andere Fürsten, denen Karl Iv. zu mächtig wurde, der Abhängigkeit von ihm entziehen und die Mark Brandenburg seinen bayerischen Verwandten zuwenden wollte, zwang ihn der Kaiser in dem Vertrage von Fürstenwalde (1373), ihm gegen Zahlung von 500 000 Goldgulden und Abtretung von zwölf Städten und Schlössern in der Oberpfalz die Mark zu überlassen. Vor den Truppen seines kaiserlichen Schwiegervaters hatte Otto der Faule sich hinter die schützenden Mauern Frankfurts a. d. O. geflüchtet. Aber bei der andauernden Belagerung entsank ihm der Mut. Als Flehender erschien er schließlich im Lager des Kaisers. Seine Abdankung überlebte er nur einige Jahre. Mit ihm endete nach fünfzigjähriger Dauer die Herrschaft des bayerischen Hauses über die Mark. Tie luxemburgischen Markgrafen (1373—1415). Karl Iv. (1373—1378). Die fünf Jahre, die Karl Iv. für seinen unmündigen Sohn Wenzel regierte, waren ein Segen für die Mark, die vor allem Ruhe und Frieden brauchte, um sich von den äußern und innern Fehden zu erholen. Karl förderte Gewerbe und Landbau und steuerte dem Raubrittertum, das unter der Bayernherrschaft mächtig in die Höhe gekommen war. Vor allen Dingen strebte Karl danach, Brandenburg mit dem Königreich Böhmen zu vereinigen (das verbindende Glied Schlesien war ja auch in seinem Besitze), was den Märkern durchaus zusagte, die mit Neid oft genug auf dies Land geblickt hatten, in welchem unter Karls vortrefflichen Einrichtungen Handel und Gewerbe, Kunst und Wissen blühten. Und so wurde denn zu Tangermünde, wohin Karl die Stände berief, nachdem er für sich und seinen Sohn Wenzel die Huldigung entgegengenommen hatte, feierlich festgesetzt, daß Böhmen und Brandenburg fortan, und zwar „für ewige Zeiten", ein Reich bilden sollten. Hiernach schloß Karl Friedensbündnisse mit den der Mark zunächst wohnenden Fürsten und befestigte einzelne Grenzstädte. Wie sorgsam er darauf bedacht war, das Wohl des Landes zu fördern, zeigte er durch die Wiederherstellung der Rechtspflege, die bei seinem Regierungsantritt ganz danieder lag, und dadurch, daß er ein „Landbuch", d. h. ein Verzeichnis aller Ortschaften des Landes, der in denselben wohnenden Besitzer nebst ihren nutzbaren Grundstücken usw. aufnehmen ließ.. Auf Grund einer solchen Übersicht hoffte er in heilsamster Weise für des Landes Wohlfahrt wirken zu können. Dieses Landbuch enthält höchst wichtige Anhaltspunkte für die Geschichtsforschung und ist zugleich ein dauerndes Denkmal der Ordnungsliebe Kaiser Karls Iv. Jährlich pflegte der Kaiser einmal auf längere Zeit nach der Mark Brandenburg zu kommen, wo er dann in Tangermünde, für das er eine besondere Vorliebe hegte, Hof hielt. Das in der Stadt befindliche Schloß wurde von ihm erweitert und in herrlichster Weise ausgeschmückt. Außerdem erbaute er daselbst ein Rathaus und eine Kirche; auch gründete er ein Kollegialstift. War er in seinen übrigen Landen, so ruhten seine Rechte in den Händen des Bischofs Peter von Lebus und Dietrichs von Schulenburg. Beide leiteten zugleich die Erziehung seiner Sohne Sigismund und Johann. Seinem Sohne Wenzel hatte er bereits die römische Königswürde zu verschaffen gewußt, wodurch diesem die Nachfolge in dem kaiserlichen Amte gesichert war. Nach Karls Iv. Bestimmung sollte Wenzel Böhmen und Schlesien, Johann die Lausitz und die Neumark, Sigismund dagegen die Mark Branden-

19. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 114

1901 - Leipzig : Teubner
114 Das Mittelalter. Erzmarschalls, und der Markgraf von Brandenburg, der das eines Erzkmmerers bekleidete. Die Stellung der Kurfrsten war hierdurch Wesen der und durch reiche Begnstigungen fo befestigt, da die Reichsverfassung Reichsverfassung< nqj^u ejne ^Oligarchie" der Kurfrsten mit kniglicher Spitze darstellte. Bhmen- Mit starker Hand stellte Karl Iv. Frieden und Ordnung in Bhmen her; besonders die Städte fanden in ihm einen eifrigen Frderer. Seine hauptschliche Frsorge wandte er Prag zu, wo er den Veitsdom, die groe Moldaubrcke und ein Schlo auf dem Hradschiu baute. Vor Universitt allem aber grndete er dort die erste deutsche Universitt (1348). Nach u Prag 1348. kem Vorbild derjenigen zu Paris zerfiel sie in vier Fakultten (Theo-logie, Rechtswissenschaft, Heilkunde und die sreien Knste); die Studierenden wurden in vier groe Landsmannschaften (Nationen", nmlich Bayern, Sachsen, Bhmen und Polen) gegliedert. Ein geschickter Verwalter, Mehrung hatte er stets volle Kassen, ein Umstand, der ihm bei der Vermehrung der auma$t.:|e|neg Hausbesitzes sehr zu statten kam. Schlesien, die Lausitz, Teile der Oberpfalz und die Mark Brandenburg brachte er in seine Hand. Diese starke, wohlgefgte Macht ri er selbst wieder durch seine Erbteilung, letztwillige Verfgung auseinander. Wenzel, seinem ltesten Sohne, berwies er danach Bhmen und Schlesien, Sigismund, der spter durch seine Vermhlung mit der ungarischen Knigstochter die Stephans-krne erhielt, Brandenburg, und Johann die Lausitz. Seine Neffen Jobst und Prokop erbten Mhren. 31. Das Stdtewesen. Die Hansa. Hchste Macht- l. Die deutschen Städte im allgemeinen. Whrend der Regierung schen Brgertums Karls Iv. staub das deutsche Brgertum im Zeitalter seiner grten Blte im Mittelalter, und Macht. Auf allen Meeren und Straen germanischen und slawischen Gebietes fuhren seine Schiffe, rollten feine Frachtwagen; aus eigener Kraft, nicht gefrdert durch eine kluge, tatkrftige Handelspolitik des Reiches, innerhalb wie auerhalb der Grenzen desselben fast nur auf sich selbst angewiesen, erzwang es sich in England, den nordischen Reichen und den nach der Ostsee abwassernden Slawenlndern geradezu die Alleinherrschaft in Handel und Verkehr. Da Deutschland immer mehr in eine groe Reihe kleinerer Staaten auseinanderfiel, und Friede und Ordnung dadurch nur mit Mhe hie und da eine Zeit lang aufrecht erhalten wurden, nahmen die reichsfreien und viele landsssige Städte die Herstellung der fr ihre Gewerbe notwendigen Sicherheit und den Schutz ihrer Selbstndigkeit selbst in die Hand. Sie vereinigten sich im Sden wie im Norden zu groen Stbtebnbnissen, und gleich bereit, Handel zu treiben und ihr Werkzeug zu hanbhaben wie das Schwert zu führen, steuerten die Brger in stattlichen Koggen (vgl. die Abbildung Taf. Xvi) hinaus auf die See, ihre Hanbelsvorrechte zu wahren und die Seeruber zu vertreiben oder verteidigten hinter den Mauern oder drauen auf der Heibe die Errungenschaften ihrer Thtigkeit.

20. Theil 5 - S. 502

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
502 durch Mangel an Geld zu Stretfzügen und nach Beute lüstern. Die Martinsvögel, die Schläg- ler, die Bengler waren den Städten durch ihre Raubgier, durch ihren Freihettssinn den Fürsten furchtbar, daher man Städte und Fürsten manch- mal gegen sie, als den gemeinschaftlichen Feind vereinigt sicht. Diese letztem strebten nach freier Herrschaft, darum suchten sie den Uebermuth des Abels zu bändigen; nach Erweiterung ihrer Be- sitzungen, daran hinderten sie die freien und nicht weichenden Städte; sie suchten endlich Selbst, ständigkeit, darum verachteten sie die Kaiser. Was sollte dieser machen, vollends nun, da Karls Iv. goldene Bulle den mächtigsten dieser Reichs- fürsten das gesetzmäßige Recht gegeben hatte, den zu wählen, der durch Versprechungen aller Art noch die übrtggebliebenen Reste der katserli, chen Macht verschenken mußte; wenn endlich un- ter den mächtigsten dieser Fürsten auch Geistliche waren, die wiederum von andern Zwecken be- stimmt als die Weltlichen, durch ihre Verbin- dung mit den Päpsten die Leiter eines Einflußes auf den Kaiser von dorther waren, der noch freier und wtllkührlicher werden konnte,, da der päpstliche Stuhl selbst, wie wir wissen, von zwei Prätendenten besetzt oder vielmehr gesucht wurde. Unter solchen Umständen folgte Wenzel sei, nem Vater, de» durck Freigebigkeit mit Reichs, gütern und Reichsrechten alle jene Partheten